Erwachen
von Phaemonae
Kurzbeschreibung
Ein mysteriöser Brief erscheint im Rosenturm und plötzlich gehört die Stille und Ruhe im Fürstentum der Vergangenheit an. Wer hat die Jagd auf den Fürsten eröffnet?
GeschichteAbenteuer, Fantasy / P18 / Gen
Tiranu
Yulivee
03.01.2016
02.04.2016
16
32.274
2
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03.01.2016
1.943
Disclaimer: Die Figuren dieser Geschichte entstammen der Welt von Bernhard Hennen und sind somit sein geistiges Eigentum. Diese Geschichte wird nicht kommerziell genutzt.
Diese Geschichte ist bereits auf meinem Computer fertig gestellt und wird regelmäßig fortgeführt werden.
Auf ein frohes Lesevergnügen!
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Edler Fürst Tiranu von Langollion,
Du hast bereits viel unter Deiner Mutter gelernt und ich würde gerne von Deinem Wissen profitieren. Triff mich nach der dritten Abenddämmerung, nachdem Du dieses Schreiben erhalten hast, am Fuße des Rosenturms.
Ein verächtliches Lächeln verzog die Lippen des Elfen, als er das Schreiben auf seinem eleganten Schreibtisch aus dunklem Walnussholz las. Als würde er in so eine schlecht gestellte Falle tappen. Er war kein Anfänger und er wusste, dass seine Feinde, und von denen hatte er zahllose, darauf sannen ihn zu stürzen. Und nun, da die Tjuredkriege lange genug vorüber waren und die Fürstenhäuser wieder begannen ihre Intrigen zu spinnen war es nur eine Frage der Zeit, bis jemand versuchte seine Linie endgültig auszulöschen.
Doch diesen Gefallen würde er ihnen nicht tun. Dafür wehrte er sich bereits zu lange gegen den Schaden, den die Schattenkriege angerichtet hatten. Und er würde seine Bemühungen nicht riskieren, daher hatte er bereits selbst einen Boten fortgeschickt. Dieser informierte die Elfenkönigin über die Nachricht und ihren Inhalt. Er würde weiterhin beweisen, dass er loyal war, um vielleicht doch endlich die Anerkennung zu erhalten, die er verdiente. Auch wenn er niemals zu einem dieser lächerlichen Speichellecker mutieren würde. Emerelle hatte schließlich seine Mutter auf dem Gewissen und dies würde er ihr niemals verzeihen. Zu lange war die Position des Schwertmeisters nun unbesetzt und er war die beste und fähigste Wahl, dennoch war er nicht dazu berufen worden. Schließlich war er der Sohn Alathaias, jemandem, dem man nicht trauen konnte.
Ganz falsch lagen sie damit natürlich nicht, er war weitaus tiefer in die Machenschaften seiner Mutter verstrickt gewesen, als man ihm hatte nachweisen können. Dennoch erzürnte es ihn, dass er ein Ausgestoßener war. Aber er würde sich noch die Anerkennung einholen, die er verdiente. Er würde allen beweisen, dass er nicht seine Mutter war und er ihre Ziele nicht verfolgte. Nicht mehr zumindest.
Es war bald so weit. Seine Falle würde zuschnappen. Seine Spitzel bei Hofe hatten von der Nachricht des Fürsten gehört, aber er hatte fast damit gerechnet, dass Tiranu nicht so dumm war in die, eher plumpe, Falle zu tappen. Daher hatte er sich einen anderen Plan überlegt und seine Falrachfiguren bereits in Position gesetzt. Sogar am Hofe seiner Zielperson hatte er Spione einschleusen können. Der Fürst Langollions würde nicht wissen, was ihn traf, wenn es heute endlich an der Zeit war.
Dann endlich konnte er sich die Macht aneignen, mit der er seine Widersacher endgültig bezwingen konnte. Mit Alathaias Sohn als seiner Informationsquelle konnte er so viel schneller und einfacher die dunklen Künste erlernen. Niemand glaubte, dass Alathaias Kinder nicht eingeweiht waren, doch es war Tiranu, der ihm der größere Dorn im Auge war. Morwenna könnte man möglicherweise den Titel verwehren, nachdem ihr Bruder verschwunden war, somit war sie kein großes Problem für ihn in seinem Ziel den Fürstenrat zu übernehmen. So würde er die Königin ganz nach seinen Wünschen beeinflussen können und diese verkommenen Strukturen der Edlen Albenmarks reformieren.
Der Fürst wartete in seinem Studierzimmer darauf, dass die Gesandten der Königin eintrafen, um den Schreiber der Nachricht zu fassen. Heute war der Tag, an dem er die bisher unbekannte Person treffen sollte. Eine Torheit, die er sicher nicht begehen würde. Zumindest nicht ohne den Befehl der Königin und ohne das Beisein ihrer Vertrauten als Zeugen. Er hoffte nur, dass sie eine verlässliche und aufmerksame Person abstellte und nicht ihre sprunghafte Erzmagierin, an der alles Talent verschwendet war.
Tiranu gab eine äußerst elegante Figur ab, wie er an seinem schlanken, mit Rankenschnitzereien verzierten Schreibtisch saß, darauf hatte er geachtet. Er mimte vollkommen den Fürsten, der er war. Das Einzige, was er an sich trug, das nicht zur normalen, formellen Kleidung eines Adligen gehörte, war seine Klinge. Er hatte einige Zeit überlegt, ob er das Rapier oder lieber doch das altbewährte Schwert zur Hand nehmen sollte, letztendlich hatte er sich für die altmodischere Waffe entschieden. Sie richtete im Zweifelsfall mehr Schaden an, und auch manches Rapier war gegen die schwerere Klinge etwas im Nachteil. Da er nicht wusste, was ihn erwartete, war sie die bessere Wahl.
Endlich brachte einer seiner Bediensteten auch Tee und Gebäck. Alles sollte vorbereitet sein, wenn seine Gäste eintrafen. Lange konnte es schließlich nicht mehr dauern. Tiranu schenkte sich schon eine Tasse ein, damit er sich seine Korrespondenz etwas versüßen konnte. Das Getränk roch angenehm würzig und belebend, er fragte sich, woher genau diese Mischung stammte. So viele hatte er in seinen Kellern, dass er darüber inzwischen den Überblick verloren hatte. Er glaubte, dass er diese Mischung noch nicht probiert hatte, aber vor kurzem erst war auch eine neue Lieferung aus Valemas eingetroffen. Hoffentlich hatte sich jedoch keiner der Tölpel an den Kräutern seiner Schwester vergangen, das würde sie nicht sehr gut aufnehmen. Und wer wusste, mit welchen Nebenwirkungen er dann zu kämpfen hatte. Heute war es wichtig einen klaren Kopf zu behalten.
Der Fürst hatte seine Gedanken abschweifen lassen, es war besser sich wieder auf die Dinge vor ihm zu konzentrieren. Sein Volk litt, was kaum verwunderlich war, nachdem es in den Kriegen, die der Herrschaft seiner Mutter nachfolgten, vollkommen ausgeblutet worden war. Sie mussten schließlich ihre Loyalität gegenüber der Königin beweisen. Es machte Tiranu äußerst wütend, was aus seinem stolzen Reich geworden war. Zu wenige Arbeiter für zu viel Arbeit. Es würde lange dauern, bis die Bevölkerung wieder anwuchs. Zu lange vermutlich. Schließlich vermehrten sie sich nicht so zahlreich wie die Menschen. Sie waren eben kein Ungeziefer. Zwar florierte der Handel noch immer, durch ihre wertvollen und weithin geschätzten Rosenöle und Rosenblüten, aber so mancher Elf arbeitete sich fast tot.
Mit steigender Verbitterung las er verschiedene Klagen aus seinem Volk. Seine Hilflosigkeit frustrierte ihn. Er wollte etwas dagegen tun und ihnen ein guter Herrscher sein, er wusste jedoch nicht was er tun konnte. Fremde Elfen würden eher weniger in dieses dunkle Fürstentum ziehen, um dort zu siedeln. Schweren Herzens legte er einen leeren Bogen Pergament vor sich, um den Hilferufen zu antworten. Der Elfenfürst konnte ihnen jedoch nicht viel schreiben, das sie trösten würde. Der einzige Trost wären mehr Koboldarbeiter, aber so gut wie niemand, der nicht ohnehin bereits unter seiner Herrschaft stand, wollte sich darunter begeben. Seine Abstammung machte ihn auch unter dem einfachen Volk zum Ausgestoßenen. Und dadurch litten seine Untertanen. Vielleicht wäre es wirklich besser, das Amt einem Anderen zu übergeben, doch niemals würde er das zulassen, solange er atmete. Tiranu wollte sich seine Anerkennung verdienen und vollständig aus dem Schatten seiner Mutter treten. Das hatte er sich geschworen. Nur dies würde sein Volk wohl kaum trösten.
Er rang um Worte und nippte ein wenig an dem heißen Getränk. Endlich fand er sie, hoffend, dass sie seinem Volk weiterhin Mut geben würden. Doch weit kam er nicht. Das Blatt vor ihm begann zu verschwimmen und alle Kraft sickerte schlagartig aus seinen Gliedern. Entsetzt begriff er, dass es kein Zufall sein konnte, dass die Teemischung ihm unbekannt gewesen war. Der Fürst begann sich zu erheben, um nach Hilfe zu rufen, als alles um ihn herum schwarz wurde. Polternd ging er zu Boden.
Obilee blickte zu ihrer Begleiterin. Ihr Auftrag war äußerst ungewöhnlich. Und führte sie an einen Ort, der nicht unbedingt die besten Erinnerungen hielt. Langollion. An sich war es wundersam genug, dass der Fürst um Hilfe gebeten hatte. Jedoch erklärte der Inhalt des Schreibens, das er erhalten haben wollte, dies. Er konnte sich nichts zuschulden kommen lassen, nicht nach den Taten seiner Mutter. Man betrachtete ihn bereits argwöhnisch genug und wartete allerorts auf einen Fehltritt seinerseits. Bisher hatte er seinen zahlreichen Widersachern jedoch getrotzt. Sehr zu dem Bedauern der meisten Albenkinder.
Weder sie noch Yulivee waren dem dunklen Fürsten besonders zugeneigt, aber sie würden die Wahrheit herausfinden. Wahrscheinlich hatte Emerelle sie deshalb ausgewählt. Sie waren spät aufgebrochen und hätten eigentlich bereits an ihrem Ziel sein sollen, doch sie waren kurzzeitig aufgehalten worden. Fürst Tiranu würde dies zwar nicht gefallen, aber er musste sich dem fügen. Das würde sie wenigstens etwas für seine unglaubliche Arroganz entschädigen. Mit viel Glück konnten sie bald auch wieder verschwinden und mussten in naher Zukunft keinen Fuß mehr in dieses Fürstentum setzen. Obwohl es durchaus schön war, das musste Obilee ihm zugestehen. Wenn man einmal von den wilden, durch Magie veränderten Landstrichen absah.
Hoffentlich fassten sie den Verfasser der Nachricht heute Nacht und kehrten bereits am nächsten Morgen zurück. So mussten sie nur den Abend und die Nacht hier verbringen.
Die zwei Elfen, die bereits in den Dienstbotengängen darauf gewartet hatten, dass das Schlafmittel im Getränk des Fürsten wirkte, traten in seine Kammer. Alles musste nun schnell gehen, jeden Moment wurden die Gesandten der Königin erwartet. Sie hatten sich glücklicherweise bereits verspätet. Sonst wäre der Plan ihres Meisters den Bach heruntergegangen.
Während einer alles an seinen Platz stellte und in Ordnung brachte, so als wäre der Fürst gar nicht hier gewesen, lugte der Andere aus dem Fenster auf die Straße. Dort näherten sich zwei Reiter, es war also allerhöchste Eile gegeboten Tiranu verschwinden zu lassen. Tee und Gebäck stellten sie hinter einen Vorhang. Der Bedienstete, der für seinen Herrn den Fürsten bespitzelte würde dafür sorgen, dass es verschwand, bevor die Gäste eintrafen. Eilig schnallten sie auch sein Schwert ab und legten es zu den Erfrischungen. Nun deutete nichts mehr darauf hin, dass der Elfenfürst hier gewartet hatte. Er wäre nun einfach vom Erdboden verschwunden.
Eilig wickelten sie ihr Opfer in etwas Stoff, sodass es einem Ballen glich, der zu Kleidung verarbeitet werden sollte. Dann machten sie sich mit ihrer Beute auf den Weg zum nächstgelegenen Albenstern.
Morwenna erwartete die Gesandten der Königin bereits. Ihr Bruder hatte sie darum gebeten, denn er wollte, dass sie, möglichst ohne unnötig aufgehalten zu werden, ihn in seinem Studierzimmer nachfolgten. Dort konnten sie dann alles Nötige besprechen. Auch wenn sie eigentlich nicht gerne zum Laufburschen degradiert wurde, verstand sie die Gründe, weshalb Tiranu sie um diese Aufgabe gebeten hatte.
Dass Emerelle gleich zwei Magierinnen geschickt hatte hieß nichts Gutes, aber die Nachricht, die ihr Bruder ihr gezeigt hatte, war beunruhigend genug um dies zu rechtfertigen. Dass man nun gezielt auf ihn Jagd machte war zwar nicht vollkommen überraschend, dennoch erschreckte es Morwenna. Er hatte sich schließlich seit dem Sturz ihrer Mutter nichts mehr zu Schulden kommen lassen, außer vielleicht seinem harten Umgang mit dem Tjuredorden und ihren Rittern. Und selbst damals konnte man ihm nicht viel nachweisen. Dafür hatten sie gesorgt.
Die Heilerin begrüßte Obilee und Yulivee höflich und bat sie ihr zu folgen. So wie sie ihren Bruder kannte hatte er bereits alles für das Gespräch vorbereiten lassen. Möglichst rasch führte sie die beiden Magierinnen zum Studierzimmer ihres Bruders und klopfte erst höflich an, bevor sie eintrat. Aber er antwortete nicht, was äußerst ungewöhnlich war. Argwöhnisch öffnete sie die Tür und blieb wie angewurzelt im Rahmen stehen. Der Raum war leer. Nur einer der Kobolddiener huschte soeben über den Dienstbotengang aus dem Raum. Schnell drehte sie sich zu den Magierinnen um und bat sie, sich zu setzen, ihr Bruder würde sicherlich bald kommen, ebenso wie Erfrischungen. Diese wären nach der langen Reise sicherlich angenehm.
Besorgt alarmierte sie ihre Wachen, nach dem Fürsten zu suchen, dies aber möglichst unauffällig zu gestalten. Dass er eine Dummheit begehen würde und doch nicht auf die Abgesandten der Elfenkönigin warten wollte, konnte sie nicht glauben, dazu war er stets zu besonnen gewesen. Sie war sehr besorgt, wo er war, denn als sie ihn zuletzt gesehen hatte, war er auf dem Weg zu seinem Arbeitszimmer gewesen.
Diese Geschichte ist bereits auf meinem Computer fertig gestellt und wird regelmäßig fortgeführt werden.
Auf ein frohes Lesevergnügen!
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Edler Fürst Tiranu von Langollion,
Du hast bereits viel unter Deiner Mutter gelernt und ich würde gerne von Deinem Wissen profitieren. Triff mich nach der dritten Abenddämmerung, nachdem Du dieses Schreiben erhalten hast, am Fuße des Rosenturms.
Ein verächtliches Lächeln verzog die Lippen des Elfen, als er das Schreiben auf seinem eleganten Schreibtisch aus dunklem Walnussholz las. Als würde er in so eine schlecht gestellte Falle tappen. Er war kein Anfänger und er wusste, dass seine Feinde, und von denen hatte er zahllose, darauf sannen ihn zu stürzen. Und nun, da die Tjuredkriege lange genug vorüber waren und die Fürstenhäuser wieder begannen ihre Intrigen zu spinnen war es nur eine Frage der Zeit, bis jemand versuchte seine Linie endgültig auszulöschen.
Doch diesen Gefallen würde er ihnen nicht tun. Dafür wehrte er sich bereits zu lange gegen den Schaden, den die Schattenkriege angerichtet hatten. Und er würde seine Bemühungen nicht riskieren, daher hatte er bereits selbst einen Boten fortgeschickt. Dieser informierte die Elfenkönigin über die Nachricht und ihren Inhalt. Er würde weiterhin beweisen, dass er loyal war, um vielleicht doch endlich die Anerkennung zu erhalten, die er verdiente. Auch wenn er niemals zu einem dieser lächerlichen Speichellecker mutieren würde. Emerelle hatte schließlich seine Mutter auf dem Gewissen und dies würde er ihr niemals verzeihen. Zu lange war die Position des Schwertmeisters nun unbesetzt und er war die beste und fähigste Wahl, dennoch war er nicht dazu berufen worden. Schließlich war er der Sohn Alathaias, jemandem, dem man nicht trauen konnte.
Ganz falsch lagen sie damit natürlich nicht, er war weitaus tiefer in die Machenschaften seiner Mutter verstrickt gewesen, als man ihm hatte nachweisen können. Dennoch erzürnte es ihn, dass er ein Ausgestoßener war. Aber er würde sich noch die Anerkennung einholen, die er verdiente. Er würde allen beweisen, dass er nicht seine Mutter war und er ihre Ziele nicht verfolgte. Nicht mehr zumindest.
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Es war bald so weit. Seine Falle würde zuschnappen. Seine Spitzel bei Hofe hatten von der Nachricht des Fürsten gehört, aber er hatte fast damit gerechnet, dass Tiranu nicht so dumm war in die, eher plumpe, Falle zu tappen. Daher hatte er sich einen anderen Plan überlegt und seine Falrachfiguren bereits in Position gesetzt. Sogar am Hofe seiner Zielperson hatte er Spione einschleusen können. Der Fürst Langollions würde nicht wissen, was ihn traf, wenn es heute endlich an der Zeit war.
Dann endlich konnte er sich die Macht aneignen, mit der er seine Widersacher endgültig bezwingen konnte. Mit Alathaias Sohn als seiner Informationsquelle konnte er so viel schneller und einfacher die dunklen Künste erlernen. Niemand glaubte, dass Alathaias Kinder nicht eingeweiht waren, doch es war Tiranu, der ihm der größere Dorn im Auge war. Morwenna könnte man möglicherweise den Titel verwehren, nachdem ihr Bruder verschwunden war, somit war sie kein großes Problem für ihn in seinem Ziel den Fürstenrat zu übernehmen. So würde er die Königin ganz nach seinen Wünschen beeinflussen können und diese verkommenen Strukturen der Edlen Albenmarks reformieren.
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Der Fürst wartete in seinem Studierzimmer darauf, dass die Gesandten der Königin eintrafen, um den Schreiber der Nachricht zu fassen. Heute war der Tag, an dem er die bisher unbekannte Person treffen sollte. Eine Torheit, die er sicher nicht begehen würde. Zumindest nicht ohne den Befehl der Königin und ohne das Beisein ihrer Vertrauten als Zeugen. Er hoffte nur, dass sie eine verlässliche und aufmerksame Person abstellte und nicht ihre sprunghafte Erzmagierin, an der alles Talent verschwendet war.
Tiranu gab eine äußerst elegante Figur ab, wie er an seinem schlanken, mit Rankenschnitzereien verzierten Schreibtisch saß, darauf hatte er geachtet. Er mimte vollkommen den Fürsten, der er war. Das Einzige, was er an sich trug, das nicht zur normalen, formellen Kleidung eines Adligen gehörte, war seine Klinge. Er hatte einige Zeit überlegt, ob er das Rapier oder lieber doch das altbewährte Schwert zur Hand nehmen sollte, letztendlich hatte er sich für die altmodischere Waffe entschieden. Sie richtete im Zweifelsfall mehr Schaden an, und auch manches Rapier war gegen die schwerere Klinge etwas im Nachteil. Da er nicht wusste, was ihn erwartete, war sie die bessere Wahl.
Endlich brachte einer seiner Bediensteten auch Tee und Gebäck. Alles sollte vorbereitet sein, wenn seine Gäste eintrafen. Lange konnte es schließlich nicht mehr dauern. Tiranu schenkte sich schon eine Tasse ein, damit er sich seine Korrespondenz etwas versüßen konnte. Das Getränk roch angenehm würzig und belebend, er fragte sich, woher genau diese Mischung stammte. So viele hatte er in seinen Kellern, dass er darüber inzwischen den Überblick verloren hatte. Er glaubte, dass er diese Mischung noch nicht probiert hatte, aber vor kurzem erst war auch eine neue Lieferung aus Valemas eingetroffen. Hoffentlich hatte sich jedoch keiner der Tölpel an den Kräutern seiner Schwester vergangen, das würde sie nicht sehr gut aufnehmen. Und wer wusste, mit welchen Nebenwirkungen er dann zu kämpfen hatte. Heute war es wichtig einen klaren Kopf zu behalten.
Der Fürst hatte seine Gedanken abschweifen lassen, es war besser sich wieder auf die Dinge vor ihm zu konzentrieren. Sein Volk litt, was kaum verwunderlich war, nachdem es in den Kriegen, die der Herrschaft seiner Mutter nachfolgten, vollkommen ausgeblutet worden war. Sie mussten schließlich ihre Loyalität gegenüber der Königin beweisen. Es machte Tiranu äußerst wütend, was aus seinem stolzen Reich geworden war. Zu wenige Arbeiter für zu viel Arbeit. Es würde lange dauern, bis die Bevölkerung wieder anwuchs. Zu lange vermutlich. Schließlich vermehrten sie sich nicht so zahlreich wie die Menschen. Sie waren eben kein Ungeziefer. Zwar florierte der Handel noch immer, durch ihre wertvollen und weithin geschätzten Rosenöle und Rosenblüten, aber so mancher Elf arbeitete sich fast tot.
Mit steigender Verbitterung las er verschiedene Klagen aus seinem Volk. Seine Hilflosigkeit frustrierte ihn. Er wollte etwas dagegen tun und ihnen ein guter Herrscher sein, er wusste jedoch nicht was er tun konnte. Fremde Elfen würden eher weniger in dieses dunkle Fürstentum ziehen, um dort zu siedeln. Schweren Herzens legte er einen leeren Bogen Pergament vor sich, um den Hilferufen zu antworten. Der Elfenfürst konnte ihnen jedoch nicht viel schreiben, das sie trösten würde. Der einzige Trost wären mehr Koboldarbeiter, aber so gut wie niemand, der nicht ohnehin bereits unter seiner Herrschaft stand, wollte sich darunter begeben. Seine Abstammung machte ihn auch unter dem einfachen Volk zum Ausgestoßenen. Und dadurch litten seine Untertanen. Vielleicht wäre es wirklich besser, das Amt einem Anderen zu übergeben, doch niemals würde er das zulassen, solange er atmete. Tiranu wollte sich seine Anerkennung verdienen und vollständig aus dem Schatten seiner Mutter treten. Das hatte er sich geschworen. Nur dies würde sein Volk wohl kaum trösten.
Er rang um Worte und nippte ein wenig an dem heißen Getränk. Endlich fand er sie, hoffend, dass sie seinem Volk weiterhin Mut geben würden. Doch weit kam er nicht. Das Blatt vor ihm begann zu verschwimmen und alle Kraft sickerte schlagartig aus seinen Gliedern. Entsetzt begriff er, dass es kein Zufall sein konnte, dass die Teemischung ihm unbekannt gewesen war. Der Fürst begann sich zu erheben, um nach Hilfe zu rufen, als alles um ihn herum schwarz wurde. Polternd ging er zu Boden.
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Obilee blickte zu ihrer Begleiterin. Ihr Auftrag war äußerst ungewöhnlich. Und führte sie an einen Ort, der nicht unbedingt die besten Erinnerungen hielt. Langollion. An sich war es wundersam genug, dass der Fürst um Hilfe gebeten hatte. Jedoch erklärte der Inhalt des Schreibens, das er erhalten haben wollte, dies. Er konnte sich nichts zuschulden kommen lassen, nicht nach den Taten seiner Mutter. Man betrachtete ihn bereits argwöhnisch genug und wartete allerorts auf einen Fehltritt seinerseits. Bisher hatte er seinen zahlreichen Widersachern jedoch getrotzt. Sehr zu dem Bedauern der meisten Albenkinder.
Weder sie noch Yulivee waren dem dunklen Fürsten besonders zugeneigt, aber sie würden die Wahrheit herausfinden. Wahrscheinlich hatte Emerelle sie deshalb ausgewählt. Sie waren spät aufgebrochen und hätten eigentlich bereits an ihrem Ziel sein sollen, doch sie waren kurzzeitig aufgehalten worden. Fürst Tiranu würde dies zwar nicht gefallen, aber er musste sich dem fügen. Das würde sie wenigstens etwas für seine unglaubliche Arroganz entschädigen. Mit viel Glück konnten sie bald auch wieder verschwinden und mussten in naher Zukunft keinen Fuß mehr in dieses Fürstentum setzen. Obwohl es durchaus schön war, das musste Obilee ihm zugestehen. Wenn man einmal von den wilden, durch Magie veränderten Landstrichen absah.
Hoffentlich fassten sie den Verfasser der Nachricht heute Nacht und kehrten bereits am nächsten Morgen zurück. So mussten sie nur den Abend und die Nacht hier verbringen.
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Die zwei Elfen, die bereits in den Dienstbotengängen darauf gewartet hatten, dass das Schlafmittel im Getränk des Fürsten wirkte, traten in seine Kammer. Alles musste nun schnell gehen, jeden Moment wurden die Gesandten der Königin erwartet. Sie hatten sich glücklicherweise bereits verspätet. Sonst wäre der Plan ihres Meisters den Bach heruntergegangen.
Während einer alles an seinen Platz stellte und in Ordnung brachte, so als wäre der Fürst gar nicht hier gewesen, lugte der Andere aus dem Fenster auf die Straße. Dort näherten sich zwei Reiter, es war also allerhöchste Eile gegeboten Tiranu verschwinden zu lassen. Tee und Gebäck stellten sie hinter einen Vorhang. Der Bedienstete, der für seinen Herrn den Fürsten bespitzelte würde dafür sorgen, dass es verschwand, bevor die Gäste eintrafen. Eilig schnallten sie auch sein Schwert ab und legten es zu den Erfrischungen. Nun deutete nichts mehr darauf hin, dass der Elfenfürst hier gewartet hatte. Er wäre nun einfach vom Erdboden verschwunden.
Eilig wickelten sie ihr Opfer in etwas Stoff, sodass es einem Ballen glich, der zu Kleidung verarbeitet werden sollte. Dann machten sie sich mit ihrer Beute auf den Weg zum nächstgelegenen Albenstern.
***
Morwenna erwartete die Gesandten der Königin bereits. Ihr Bruder hatte sie darum gebeten, denn er wollte, dass sie, möglichst ohne unnötig aufgehalten zu werden, ihn in seinem Studierzimmer nachfolgten. Dort konnten sie dann alles Nötige besprechen. Auch wenn sie eigentlich nicht gerne zum Laufburschen degradiert wurde, verstand sie die Gründe, weshalb Tiranu sie um diese Aufgabe gebeten hatte.
Dass Emerelle gleich zwei Magierinnen geschickt hatte hieß nichts Gutes, aber die Nachricht, die ihr Bruder ihr gezeigt hatte, war beunruhigend genug um dies zu rechtfertigen. Dass man nun gezielt auf ihn Jagd machte war zwar nicht vollkommen überraschend, dennoch erschreckte es Morwenna. Er hatte sich schließlich seit dem Sturz ihrer Mutter nichts mehr zu Schulden kommen lassen, außer vielleicht seinem harten Umgang mit dem Tjuredorden und ihren Rittern. Und selbst damals konnte man ihm nicht viel nachweisen. Dafür hatten sie gesorgt.
Die Heilerin begrüßte Obilee und Yulivee höflich und bat sie ihr zu folgen. So wie sie ihren Bruder kannte hatte er bereits alles für das Gespräch vorbereiten lassen. Möglichst rasch führte sie die beiden Magierinnen zum Studierzimmer ihres Bruders und klopfte erst höflich an, bevor sie eintrat. Aber er antwortete nicht, was äußerst ungewöhnlich war. Argwöhnisch öffnete sie die Tür und blieb wie angewurzelt im Rahmen stehen. Der Raum war leer. Nur einer der Kobolddiener huschte soeben über den Dienstbotengang aus dem Raum. Schnell drehte sie sich zu den Magierinnen um und bat sie, sich zu setzen, ihr Bruder würde sicherlich bald kommen, ebenso wie Erfrischungen. Diese wären nach der langen Reise sicherlich angenehm.
Besorgt alarmierte sie ihre Wachen, nach dem Fürsten zu suchen, dies aber möglichst unauffällig zu gestalten. Dass er eine Dummheit begehen würde und doch nicht auf die Abgesandten der Elfenkönigin warten wollte, konnte sie nicht glauben, dazu war er stets zu besonnen gewesen. Sie war sehr besorgt, wo er war, denn als sie ihn zuletzt gesehen hatte, war er auf dem Weg zu seinem Arbeitszimmer gewesen.