Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast 

Dunkelheit

Kurzbeschreibung
GeschichteFreundschaft, Sci-Fi / P16 / Gen
Dr. Helen Magnus Dr. Will Zimmerman Henry Foss Nikola Tesla
30.12.2015
28.04.2016
7
9.678
3
Alle Kapitel
9 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
09.01.2016 2.160
 
Ein freudiges Hallo an alle! :D
Erst einmal danke für die tollen Reviews, die ich erhalten habe. Wirklich awesome!
Und hier ist das nächste Kapitel.
Bin gespannt, wie ihr es findet. Würd mich freuen, von euch zu hören. ;)
LG Helen
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Helen setzte Henry an die Datenbank des Sanctuarys. Er sollte nach möglichen Abnormen suchen, die in der Lage waren, die Gehirnchemie anderer Lebewesen zu beeinflussen.

Ein paar Stunden später betrat Will das Labor des Werwolfs, um sich nach etwaigen Fortschritten zu erkunden.

„Hey, wie läuft’s?“, fragte der Psychologe lächelnd, als er den Raum betrat.
„Bin noch am Suchen.“, antwortete Henry kurz angebunden, ohne den Blick von seinem Monitor zu nehmen.
„Okay. Kannst du dich bitte beeilen? Wir brauchen dringend einen Lichtblick.“, bat Will, dem die Anspannung in Henrys Stimme nicht aufzufallen schien.
„Ich arbeite so schnell, wie ich kann, okay?“, zischte Henry und blickte Will aus den Augenwinkeln an. „Wenn du mir auf die Nerven fällst, wird’s auch nicht besser, Alter.“
Überrascht hob der Halb-Ire die Augenbrauen: „Okay, entspann dich mal. Ich hab doch nur gefragt.“
„Was kümmert es dich eigentlich?“, fragte Henry ungewöhnlich gereizt. „Du bist ein Mensch. Du hast ja nichts zu befürchten.“
„Hey, ich mach mir Sorgen um euch.“, widersprach Will, verwundert über die defensive Haltung seines Freundes.

In diesem Zustand erinnerte der Werwolf ihn etwas zu sehr an Tesla, was dem Protegé einen kalten Schauer über den Rücken jagte.

„Ja, klar.“, spottete der HAP und lachte bitter. „Deinesgleichen ist doch schuld, dass wir überhaupt krank sind. Wenn ihr nicht ständig darauf versessen wärt, alles kontrollieren zu wollen, dann wären wir jetzt nicht in dieser Lage.“
„Woah, komm mal runter.“, unterbrach Will ihn und hob beschwichtigend die Hände. „Sei ganz ruhig, Henry. Das ist das Virus, das dich sowas denken lässt, okay? Ich bin dein Freund, ja?“

Fürsorglich wollte Will seinem Freund eine Hand auf die Schulter legen, was allerdings ein großer Fehler war.

„FASS MICH NICHT AN!“, brüllte Henry wütend, schlug Wills Hand weg und schubste ihn gegen den Metalltisch hinter dem Menschen.
„Hey, Henry!“, rief Will und versuchte seinen aufgebrachten Kollegen zu beruhigen. „Ich will dir doch nichts Böses.“
„Nein, natürlich nicht.“, spottete Henry und trat bedrohlich auf Will zu. „Ich wette, das hat die Verbindung auch zu Ash gesagt, ehe sie von denen in ein Monster verwandelt wurde.“
„Henry!“, schrie Will nun, doch der HAP hörte nicht zu.

Wütend stürzte er sich auf Will und stieß ihn mit aller Kraft gegen die nächste Wand, sodass dem Psychologen die Luft aus den Lungen geschlagen wurde.
Henry packte ihn am Kragen und hob schon die geballte Faust, als sich plötzlich zwei Arme um Henry legten und ihn von Will wegzogen.

Hustend rutschte der Mensch zu Boden, während sich Henry heftig gegen seinen vermeintlichen Angreifer wehrte.
„Lass mich los, verdammt!“, tobte der zornige Werwolf.
„Das hättest du wohl gern.“, erwiderte eine entschlossene Stimme und überrascht blickte Will auf.

Nikola war eingeschritten und hatte Henrys Hände fest hinter dessen Rücken gesichert.
Henry zuckte und wand sich und versuchte, sich irgendwie aus Teslas Griff zu befreien, doch der Vampir hielt in mühelos an Ort und Stelle.
„Jetzt beruhige dich endlich!“, zischte Nikola und drückte Henry gegen einen Wand. „Du kannst gegen mich nicht gewinnen.“

Henry wehrte sich noch einige Momente gegen Nikola, ehe er schließlich in sich zusammensackte.
Tesla hielt seinen Griff noch einige Augenblicke, ehe er den HAP langsam losließ.
Der junge Mann schien sich wieder beruhigt zu haben, da er keinen weiteren Angriff startete.

„Alles okay?“, fragte Nikola und legte seinem Schützling die Hand auf die Schulter.
Henry nickte leicht und lächelte den Vampir zittrig an: „Ja. Mir geht’s gut. Sorry.“
„Bei mir musst du dich nicht entschuldigen.“, erwiderte Nikola und deutete mit dem Kopf zu Will, welcher nun langsam wieder auf die Beine kam.
„Oh, ja. Tut mir Leid, Alter.“, entschuldigte sich Henry verlegen und hielt seinem Freund zögernd die Hand hin.
Will lächelte verständnisvoll und ergriff Henrys Hand: „Kein Ding. Du bist zurzeit nicht wirklich du selbst.“

Nikola beobachtete die Männer und notierte sich gedanklich, Helen von diesem ‘Zwischenfall‘ zu berichten.

Allmählich lief ihnen wirklich die Zeit weg. Wer weiß, was passiert, wenn die Abnormen diesem hohen Aggressionslevel länger ausgesetzt waren? Gesund konnte das nicht sein.
Außerdem machte sich Nikola Sorgen darum, was geschehen würde, wenn er diesen Zustand erreicht hatte.
Ein wütender Vampir war eine Sache – Ein wütender Vampir, der die Kontrolle verlor, eine komplett andere.

„Ich dachte, du hättest gesagt, dass du keine Alpträume hättest?“, fragte Will nun misstrauisch.
Verlegen fuhr sich Henry mit der Hand über den Nacken: „Na ja… hab vielleicht etwas untertrieben.“
Gekonnt ließ Will eine Augenbraue in die Höhe gleiten: „Du hattest also Alpträume?“
Henry nickte stumm.
„Worüber?“
Der Werwolf schluckte schwer und seine Augen zuckten für den Bruchteil einer Sekunde zu Tesla.
„Ach, ist nicht so wichtig. Wie gesagt, es sind nur Träume, richtig?“, lenkte er schnell ab. „Okay, ich hätte dir und Magnus von den Alpträumen erzählen sollen. Sorry, ernsthaft. Aber wie du schon gesagt hast, mittlerweile sind vermutlich alle Abnormen schon infiziert, also was soll’s?“
Will stimmte widerwillig zu: „Aber du kommst damit klar? Mit den Träumen, mein ich?“
Henry schenkte ihm ein breites Grinsen: „Klar! Es braucht mehr, als ein paar Alpträume, um Henry Foss aus der Bahn zu werfen.“

Der Psychologe nickte, schien jedoch nicht gänzlich überzeugt zu sein.
„Na, wenn du meinst.“
„Ehrlich, Will, mir geht’s gut. Jetzt verschwinde, ich hab ‘ne Aufgabe zu erledigen.“
Will nickte und verließ das Zimmer.

***
Sobald er verschwunden war, seufzte Henry tief und ließ sich zurück in seinen Stuhl fallen.
Wortlos sah Nikola ihn an.
Henry spürte den Blick des älteren Mannes und schüttelte leicht den Kopf.
„Fangen Sie jetzt bitte nicht auch noch an.“, warnte der HAP mit schwacher Stimme.
„Hat ich nicht vor.“, erwiderte Nikola schulterzuckend. „Ich muss außerdem nicht fragen.“
Misstrauisch sah Henry auf und stockte leicht, als er dem Vampir in die Augen sah.

Durch das unreife Verhalten, das Tesla oftmals an den Tag legte, konnte man schnell vergessen, dass er in Wahrheit ein genialer Wissenschaftler war, der beinahe 160 Jahre alt war und bereits Dinge erlebt und getan hatte, die Henry sich vermutlich nicht einmal ausmalen wollte.

Der Blick, mit dem Nikola ihn nun ansah, reflektierte die Jahre, die Nikola bereits hinter sich hatte. Es war der Blick, wie ihn kleine Kinder in den Gesichtern ihrer Großeltern sahen und plötzlich kam sich Henry wieder sehr, sehr jung vor.

„Du hast von ihm geträumt.“, sagte Nikola schließlich.
Keine Frage, keine Vermutung – eine klare Feststellung.

„Nicht von Will.“, widersprach Henry, wohl wissend, dass sein Gegenüber nicht von Will per se gesprochen hatte.
„Die Urangst der Werwölfe“, fuhr Tesla unbeirrt fort, seine ‘alten‘ Augen nach wie vor auf Henry gerichtet. „Über die Jahrtausende hat sie sich in deine DNS gegraben: Die Angst vor den Menschen.“

Beschämt senkte Henry den Kopf. Er wusste, dass es lächerlich war. Will war sein bester Freund und der letzte, der ihn verletzen oder verraten würde. Er hatte hunderte von Menschen in seinem Leben kennengelernt und nur eine Handvoll davon betrachtete er als Gegenspieler. Er hatte sich selbst lange Zeit als Mensch bezeichnet und war auch stolz darauf gewesen.

Plötzlich legten sich zwei Hände auf seine Schultern und überrascht sah Henry auf.

Nikola musterte ihn mit einer Mischung aus Verständnis und Mitgefühl – zwei Gefühle, die er von Nikola Tesla nie erwartet hätte.

„Du bist, was du bist.“, sagte er ihm mit ernster Stimme. „Das kannst du nicht ändern. Diese Urangst ist ein Teil von dir und du wirst sie niemals überwinden können, also wehre dich nicht dagegen.“

Der Alptraum, den Henry seit fast einem Monat hatte, trat zurück in den Vordergrund und er fand sich wieder in einem dichten Wald mitten im Nirgendwo wieder. Er hörte Schüsse und Explosionen überall um ihn herum und Soldaten schrien durch die Bäume und schossen auf alles, das sich bewegte. Und er war mittendrin, ein kleines Werwolf-Kind von 5 Jahren. Zitternd saß er zusammen gekauert im Unterholz. Seine Eltern hatten ihm gesagt, dass er sich unter keinen Umständen bewegen durfte, bevor sie in der Dunkelheit verschwunden waren.
Er wusste nicht, ob sie noch lebten oder ob die Monster sie schon geholt hatten.

Mit einem schnellen Kopfschütteln befreite sich Henry aus seinem Alptraum/Erinnerung.

Er hatte lange nicht mehr daran denken müssen und es erschütterte ihn noch immer zutiefst, wenn er an die Nacht dachte, in der seine Eltern getötet wurden. Hätte Magnus ihn damals nicht gefunden und gerettet…

„Alles okay?“, fragte Nikola mit ungewöhnlich sanfter Stimme.

Wie auf Autopilot nickte Henry, ehe er von seinem Stuhl aufsprang und begann, durch das Labor zu gehen.

Sein Körper stand völlig unter Strom und er konnte einfach nicht still sitzen.

Seine Emotionen waren völlig aus dem Gleichgewicht und Henry kämpfte mit dem Drang los zu weinen, gefolgt von dem Wunsch irgendeinem Menschen in Stücke zu reißen. Er wusste, dass es das Virus war, das in seinem Gehirn wütete und der Gedanke, dass es von Menschen entwickelt wurde, half seinem Gemütszustand nicht unbedingt.

Schließlich konnte Henry einen wütenden Aufschrei nicht mehr unterdrücken und schlug mit der geballten Faust gegen die Wand. Er spürte einen stechenden Schmerz in seinen Fingerknöcheln, gefolgt von einer Blutspur, die die Wand hinunter floss.

Nikola stand unbeeindruckt daneben und beobachtete ihn stumm.

Henry konnte es nicht erklären, aber die Tatsache, dass Tesla überhaupt nicht einschritt, war unheimlich beruhigend.

„Was ist mit Ihnen?“, fragte er schließlich mit schwacher Stimme, während er benommen auf seine blutende Hand starrte.
„Was soll mit mir sein?“, fragte Nikola mit neutraler Stimme.

Plötzlich spürte Henry, wie Nikola seine Hand ergriff und die Wunde verband.
„Wir sind alle von unseren Urängsten geplagt.“, sagte Henry, während sein Blick auf seiner Hand blieb. „Was ist die Urangst eines Vampirs?“

Der ältere Mann vor ihm antwortete eine ganze Weile nicht, sodass Henry schon dachte, dass er gar nicht mehr antworten würde.

„Woher soll ich das wissen?“, stellte Nikola schließlich die Gegenfrage.
„Sie sind ein Vampir, Tesla.“, schoss Henry zurück und blickte nun zu ihm auf.
Nikolas Augen waren auf Henrys Hand gerichtet, während er den Verband sicherte.
„Bin ich.“, bestätigte Nikola.

Als Nikola nichts weiter sagte, hob Henry fragend eine Augenbraue.

„Ich weiß, dass Sie, genau wie wir alle anderen auch, von dem Virus befallen sind, also müssen Sie auch an Alpträumen leiden.“
Tesla zuckte mit den Schultern: „Kann schon sein. Aber ich schlafe nicht allzu oft, Henry. Wenn ich so darüber nachdenke, ist es schon wieder ein paar Tage her, dass ich das letzte Mal geschlafen habe.“
„Aber, wenn Sie schlafen?“
Nikola zuckte erneut mit den Schultern: „Dann träum' ich nicht – So einfach.“
Der HAP blickte ihn verblüfft an: „Das kann man doch nicht kontrollieren.“
Der Vampir warf ihm einen amüsierten Blick zu: „Was weißt du schon. Ich hab reichlich Übung darin. Alles, was es braucht, ist genug Selbstkontrolle. Und davon besitze ich mehr als genug.“
Henry sah ihm mit einer Mischung aus Unglaube und Ehrfurcht an: „Wie haben Sie sich das angeeignet?“

Nikola hielt inne und überlegte einen Moment lang, einfach nicht zu antworten. Er war niemand, der aus dem Nähkästchen plauderte und wenn er es tat, dann kalkulierte er genau, was er seinem Gegenüber sagte.

Er musterte den jungen Werwolf vor sich. Henry erinnerte ihn in so vielen Dingen an sein jüngeres Selbst, dass es schon beinah unheimlich war. Und wenn er ehrlich mit sich war, mochte er den Knaben. Der Junge würde es sicher noch weit bringen.

„Als ich ein Kind war, hab ich viel meditiert.“, antwortete Nikola schließlich und wandte sich von Henry ab. „Ich war oft krank und dementsprechend oft ans Bett gefesselt. Nicht die aufregendste Zeit meines Lebens. Ich brauchte eine Beschäftigung, also hab ich mich darauf konzentriert, meinen Körper und Geist zu kontrollieren. Hat sich als ziemlich nützlich erwiesen.“

Henry nickte stumm. Nikola beherrschte seine Emotionen, wie kein zweiter und Henry hatte es schon immer fasziniert, wie nichts dem Vampir etwas anzuhaben schien. Selbst, wenn er sich mit Magnus stritt. Der HAP erschauderte leicht, als er an die Dinge dachte, die seine Ziehmutter Tesla schon an den Kopf geworfen hatte.

Und Nikola schien es nie etwas ausgemacht zu haben – Ziemlich unheimlich, wenn er so darüber nachdachte.

„Wie geht’s deiner Hand?“, fragte Nikola plötzlich und riss Henry aus seinen Gedanken.
„Äh, besser. D-danke.“, stammelte der Werwolf.

Er war derartige Nettigkeiten von Tesla nicht gewöhnt, weshalb es ihn etwas aus der Bahn warf. Vielleicht war das ja Nikolas Art, mit seinen Alpträumen umzugehen. Was Henry zurück zu der Frage brachte, wovor jemand wie Nikola Tesla Angst haben konnte.

„Na, wunderbar.“, verkündete der Vampir und grinste den HAP leicht an. „Dann mach dich wieder an die Arbeit. Wir brauchen eine Lösung und zwar schnell.“

Mit diesen Worten rauschte Nikola mit gewohnt stolzen Schritten aus dem Labor.

„Klar…“, murmelte Henry und sah ihm verwundert nach.
________________________________________________________________________________________________

Ich liebe es wirklich, diese Henry/Nikola - Momente zu schreiben. Einfach, weil man, meiner Meinung nach, so viel mit den beiden Charakteren anfangen kann.
Review schreiben
 Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast