Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast 

Dantons Tod: Robespierres und Camilles heiße Nacht

Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P16 / Gen
11.12.2015
11.12.2015
2
977
 
Alle Kapitel
5 Reviews
Dieses Kapitel
3 Reviews
 
 
11.12.2015 658
 
Robespierres Schlafgemach
Robespierre, St. Just

St. Just: Dieser Camille ist wie Ihr verlangtet auf dem Weg zu Eurem Haus. Wollt Ihr mir nun endlich
     Verraten, was Euer Plan ist? Die Männer sind unruhig.
Robespierre: Es ist deine Aufgabe, dass sie meine Befehle befolgen. Was ich sie wissen lasse und was
     nicht, ist meine Angelegenheit.
St. Just: Diese Männer leben und sterben für euch! Der Überhebliche aber stolpert über die kleinste
     Unebenheit. Nun gut, dass Danton bald vernichtet ist. Kein Feind der Revolution soll mehr
     ungestraft auf Frankreichs Boden wandeln.
Robespierre: Ein ermüdender Prozess. Der Ausschuss, den er selbst gegründet hat, macht ihm nun
     den schnellen Tod unmöglich. Ich frage mich, ob er sich grämt.
St. Just: Seit wann macht Ihr euch Gedanken über Todgeweihte?
Robespierre: Seit wann macht Ihr euch Gedanken über meine Gedanken?
St. Just: (verschnupft) Nun, das scheint meine Lebensaufgabe zu sein. Das Orakel spricht, aber wer
     kann seine Worte deuten?

(Zwei Soldaten erscheinen, Camille in Begleitung)

Ein Soldat: Hier ist der Gefangene, wie befohlen.
Robespierre: Sehr schön. Ihr könnt euch nun verziehen. St. Just, Ihr auch.

(Die Soldaten verlassen das Zimmer, St. Just folgt ihnen widerwillig. Schweigen.)

Robespierre: (unsicher) Camille, du siehst furchtbar aus!
Camille: (bitter) In der Todeszelle trägt man keinen Sonntagsrock, er könnte schmutzig werden. Ich
     bin ein wandelnder Toter, die Mode tangiert mich in diesen Tagen nur peripher.
Robespierre: Camille, sag so etwas nicht!
Camille: Tu nicht so scheinheilig, du hat mich verhaften lassen! Nur weil ich damals etwas Spaß mit
     Philippeau hatte, als ich dich in Lyon wähnte!
Robespierre: Meine Entscheidung hat nichts mit deiner lasterhaften Art zu leben zu tun, sondern weil
     du Dantonist bist. Ihr Dantonisten seid die Aristokraten der Revolution, aber das Volk will
     keine Aristokraten mehr.
Camille: Das Volk oder du?
Robespierre: Ich sagte doch, meine Entscheidung hat nichts mit dir zu tun!
Camille: (erhitzt) Wenn dem so ist, warum ließest du mich dann rufen?
Robespierre: Jeder zu Tode Verurteilter hat einen letzten Wunsch und ich wusste, deiner ist eine
letzte Nacht mit mir.
Camille: (wird rot) Ich bin empört!
Robespierre: Zier dich nicht. Ich kenne dich, in der Öffentlichkeit spielst du den Heiligen, aber im Bett
     bist du eine Hure. Ich habe kein Geld und keine Gnade, die ich dir geben kann, kleiner
Camille, aber ich habe etwas anderes für dich. (knöpft seine Hose auf)
Camille: Du bist so forsch heute. Lässt ein Mann einem Anderen nicht einmal die Zeit, seine Perücke
     abzusetzen, bevor er ihn sich nimmt? Ich habe nur diese eine, und man wird mich mit ihr
     begraben, und so will ich auf sie achten, dass ich schön anzusehen bin an meinem
     Todestag.

(Er zieht sich vorsichtig die weiße Perücke vom Kopf. Dann entkleidet er sich langsam, nimmt seine
Kleidungsstücke zusammen und legt sie ordentlich zusammengefaltet auf Robespierres Schreibtisch)

Robespierre: (Mustert anerkennend Camilles Kehrseite) Das ist der Camille, den ich kenne und liebe!
Camille: Du liebst und vernichtest mich.
Robespierre: Bevor du mich vernichten konntest.
Camille: Das ist wahr. Es sind schreckliche Zeiten, um verliebt zu sein. Ich fühle mich wie gefangen in
     einem Drama, so eines wie man es in der Schule lesen musste. Diese ganzen Wendungen des
     Schicksals, ständig denke ich mir: Sowas passiert doch nur in Büchern!
Robespierre: (knabbert spielerisch an Camilles Ohrläppchen) Du solltest weniger nachdenken.
Camille: (seufzt und schließt die Augen) Du hast wohl recht. Jetzt nimm mich hart und nenn mich
Schlampe, auf dass ich das ganze Schlamassel für ein paar Stunden aus meinen Gedanken
streichen kann.
Review schreiben
 
 Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast