Eine andere Entscheidung
von Viki und Maya
Kurzbeschreibung
**ÜBERARBEITET** Jeder erinnert sich noch an den Moment, in dem Maxon ganz Illeà mitteilen wollte, dass Lady Kriss die Siegerin der Selection ist. Doch was wäre wenn der Rebellenangriff nie stattgefunden hätte und Maxon so nie seine Entscheidung geändert hätte? Er hätte Kriss gewählt und America endgültig nach Hause geschickt. Wie sehe Americas Leben dann aus? Würde Maxon seine Entscheidung bereuen, da er America immer noch liebt? Würde er sie wieder rückgängig machen? Wie würde Kriss es dabei gehen? Würde sie von Maxons eigentlicher Liebe zu America erfahren und alles wieder rückgängig machen wollen? Ist das überhaupt noch möglich? Oder ist die Zukunft schon geschrieben? Eine andere Entscheidung. Zwei gebrochene Herzen. Der Kampf ihres Lebens.
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P12 / Gen
America Singer
Celeste Newsome
Kriss Ambers
Maxon Calix Schreave
04.11.2015
28.01.2020
31
83.381
40
Alle Kapitel
70 Reviews
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Dieses Kapitel
3 Reviews
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07.11.2015
2.040
Danke für das erste Review und alle, die unsere Geschichte lesen!
Viki ;) und Maya :*
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America:
Ich gehe das rote Podest hinunter und schiebe mich durch die Menschenmenge in die hinterste Ecke gegenüber von dem Podest, um die Verlobungsfeier stillschweigend über mich ergehen zu lassen. Immer wieder legen mir Leute kurz ihre Hand auf die Schulter und schauen mich mit einem mitleidigen Blick an, doch ich ignoriere sie. In der Ecke werde ich sicher vor den Blicken und Fragen der Gäste und Reporter sein, doch auf halber Strecke treffe ich auf Celeste, welche mich an meinem Oberarm packt, mich aus dem Thronsaal schiebt und mit mir in den nächstbesten Waschraum verschwindet. Kaum hat sie die Tür hintern uns geschlossen, sprudelt sich schon mit ihren Fragen los.
„Was ist passiert?! Warum hat Maxon Kriss genommen und nicht dich?! Wir alle dachten doch, du würdest gewinnen! Dass du Maxon heiratest und Prinzessin und später Königin wirst!", fragt Celeste aufgeregt, doch ich sacke endgültig zusammen und fange an zu weinen.
Jetzt wo wir alleine sind, kann ich meinen Tränen endlich freien Lauf lassen. Ich kann nicht mehr! Warum musste mir das passieren?
„Hey! Was ist den passiert?", fragt sie jetzt mitfühlender. Sie hockt sich zu mir auf den Boden und nimmt mich in den Arm. „Gestern Abend… Maxon war bei mir… und dann Aspen… Maxon hat das alles falsch verstanden!" Ich stottere mehr als alles andere und ich bezweifle, dass Celeste es überhaupt verstanden hat, aber das ist mir egal. Ich will so schnell wie möglichst nach Hause und mich unter der Bettdecke verkriechen, um das alles hier zu vergessen. Ich will mich nie wieder an all das hier zurückerinnern.
„America du musst deutlicher sprechen. Ich verstehe dich kaum und wer ist Aspen?“ Celeste redet ruhig und schaut mich sorgenvoll an. „Ich...Aspen ist ...“, doch ich bekomme keinen ganzen Satz zusammen und schon gar nicht das, was gestern Abend passiert ist. Es ist noch zu frisch, die Wunde zu tief, um darüber reden zu können. Noch fühlt sich alles wie ein schlechter Traum an und wenn ich es laut spreche, wird es endgültig wahr, unumkehrbar. „Ich will nach Hause!" Jammere ich, doch Celeste widerspricht mir. „Das geht nicht America. Unser Flug geht erst in einer Stunde und außerdem müssen wir jeder noch ein Interview geben. Sie wollen jedes ehemaliges Elitemitglied fragen, wie die Zeit im Palast war und ob sie finden, dass Maxon die richtige Entscheidung getroffen hat. Anschließend ist noch die Verlobungsfeier. So leid es mir auch tut, aber du kannst noch nicht nach Hause." Ihre Augen schauen mich mit so viel Mitgefühl und Mitleid an, dass erneut die Tränen hervorkommen. Ich schluchzte verzweifelt und vergrabe mein Gesicht in den Händen. Celeste umarmt mich fest und streicht mir über den Rücken.
Na toll, jetzt soll ich auch noch ein Interview geben! Die Welt meint es wirklich nicht gut mit mir.
Ich bin dafür bei Weitem nicht in der Verfassung. Meine Augen sind rot und geschwollen und mein Kleid ist voll mit Tränentropfen, die Wasserränder auf dem Stoff hinterlassen haben. Außerdem kriege ich kaum einen Satz raus, also schaffe ich ganz bestimmt kein ganzes Interview über die Zeit im Palast, über Maxon und seine Entscheidung. Maxon... Ich werde ihn wahrscheinlich nach seiner Hochzeit mit Kriss nie wiedersehen. Wahrscheinlich ist es so sogar besser. Auch wenn mich Kriss gebeten hat sie ab und zu im Palast mal besuchen zu kommen, werde ich dies ganz bestimmt nicht tun. Zu groß wäre der Schmerz Maxon immer mit Kriss an seiner Seite zu sehen. Ein Platz, der eigentlich meiner sein sollte. Es würde mir jedes Mal ein Stich im Herzen versetzen und die Wunde neu aufreißen, wobei ich mir nicht mal sicher bin, ob diese überhaupt jemals heilen kann.
„America.“ Celeste legt ihre Hand unter mein Kinn und hebt es an. „Du schaffst das. Du bist eine der stärksten Person, die ich kenne. Mach dich frisch und spritz dir etwas kaltes Wasser ins Gesicht, das verringert die Rötung und die Schwellung ein wenig, damit du auch vorzeigbar bist für das Interview“, rät Celeste mir und holt mich so aus meiner Selbstverzweiflung zurück.
Ich befolge ihren Rat und gehe zum Spiegel, wische mir die Tränen von den Wangen und spritze mir solange kaltes Wasser ins Gesicht bis es wieder einigermaßen normal aussieht und ich mich interviewen lassen kann.
„Okay. Ich bin bereit", lüge ich. "Dann komm", meint Celeste. Sie hakt sich bei mir unter und zusammen gehen wir wieder in den Thronsaal zurück. „Halt dich einfach an mich, du musst wohl beim Interview gleich gut aufpassen, was du sagst. “„Wie meinst du das? “, frage ich. "Du bist Zweite geworden. Du bist die, die am weitesten gekommen ist und dann am tiefsten gefallen ist. Maxon hätte dich fast gewählt. Du warst die Favoritin des Volkes. Viele waren sich sicher, dass du gewinnen würdest. Alle werden wissen wollen, wie du mit der Situation umgehst und versuchen herauszufinden, warum er dich nicht gewählt, sondern Kriss“, erklärt Celeste mir und sie hat recht. Natürlich hat sie recht. Ich war am Ende so nah dran zu gewinnen und die Favoritin des Volkes und habe trotzdem nicht gewonnen. Ich muss mir gut überlegen, was ich sage. Meine Gedanken überschlagen sich, auf der Suche nach logischen und sinnvollen Antworten. Antworten, die die Presse zufriedenstellen werden, aber nicht zu detailreich sind.
Als wir wieder im Thronsaal sind, fällt mir auf, wie ohrenbetäubend laut es durch die Menschenmasse ist. Die Verlobungsfeier ist schon im vollen Gedanken. Es wird Musik gespielt und ein kleines Buffet wurde aufgebaut. Überall stehen Menschen, die sich unterhalten und lachen. Mehrere Kamerateams sind unterwegs. Filmen die ganze Szenerie, interviewen Gäste.
Ich sehe rüber zu Maxon und Kriss, um die sich eine große Menschentraube gebildet hat. Alle Gäste wollen den beiden zur Verlobung gratulieren und alles wird fleißig vom Kamerateam gefilmt für den Bericht heute Abend. Weiter hinten rechts, in der Nähe des Podests, ist ein weiteres Kamerateam, das gerade Elise interviewt. Der Lärm im Thronsaal wird mir zu viel und ich bitte Celeste in eine ruhigere Ecke zu gehen, wie ich es von Anfang an geplant hatte.
„Aber klar doch! "sagt diese und zusammen gehen wir Richtung Ecke.
„Miss Newsome, Miss Singer!", ruft eine Frauenstimme, als ich gerade dachte, wir konnten dem Kamerateam entwischen. Hätte nicht gedacht, dass es sich mal komisch anfühlen würde, nicht mehr mit „Lady“ angesprochen zu werden. „Sie müssen sich noch interviewen lassen." Als wir uns umdrehten, erkenne ich, dass die Frauenstimme zu Silvia gehört. „Endlich habe ich Sie gefunden! Wo waren Sie denn? Ich habe Sie schon überall gesucht. Sie waren wie vom Erdboden verschluckt! Aber jetzt habe ich Sie ja endlich gefunden. Miss Newsome. Miss Singer, würden Sie mir bitte folgen? Dort drüben auf der rechten Seite in der Nähe des Podests ist das Interviewteam." Widerwillig folgen wir Silvia zum Interviewteam, welches schon auf uns wartet.
„Ah da sind Sie ja! Ich bin Natascha. Sind Sie bereit für ein Interview?", fragt uns eine kleine, zierliche Frau mit kurzen braunen Haaren und blauen Augen. Ich nicke bloß. Ich werde wohl nie für dieses Interview bereit sein. „Na dann. Fangen wir an.“
„Wir beginnen mit Ihnen Miss Newsome, einverstanden? Kommen wir zur ersten Frage. Miss Newsome, wie haben Sie das Selection empfunden?", fragt Natascha. „Es war eine sehr schöne Zeit im Palast zusammen mit den anderen Kandidatinnen. Besonders am Ende, als wir nur noch sechs Mädchen waren, kamen wir uns näher. Wie Prinz Maxon vorhin schon sagte, waren es die aufregendsten Wochen meines Lebens. Eine besondere Zeit, die ich nie vergessen werde und an die ich mich gerne zurückerinnern werde.“ Celeste lächelt professionell in die Kamera. „War es schwer für Sie, nicht zu gewinnen?“ „Nein, im Gegenteil. Ich habe hier viele wichtige Erfahrungen und Erkenntnisse für mein Leben sammeln können, die es für mich leichter gemachte haben nicht zu gewinnen." Sie meint unser Gespräch in der Bibliothek damals, das für uns beide damals etwas verändert hat. Danach haben wir uns besser verstanden und konnten Freundinnen werden.
„Finden Sie Prinz Maxon hat die richtige Entscheidung mit Lady Kriss gefällt, Miss Newsome?", fährt Natascha fort und wirft mir einen kurzen Blick zu. „Nur Prinz Maxon allein kann wissen, wer die richtige Frau von uns 35 Mädchen für ihn ist, ob er dann die richtige Entscheidung fällt, liegt allein in seiner Hand.", sagt Celeste spitz. Durch Celestes Tonart kann man gut heraushören, dass sie ganz und gar nicht mit Maxons Entscheidung einverstanden ist. „Schließlich wird er mit ihr den Rest seines Lebens mit der Gewinnerin verbringen und nicht wir.“
„Und Sie, Miss Singer? Wie war für Sie das Selection?", wendet Natascha sich jetzt an mich. Ich atme einmal tief ein und überlege mir genau, was ich jetzt antworte. „Ich finde ebenfalls, dass es eine sehr schöne Zeit zusammen mit den Mädchen war und ich habe viele neue Freundinnen gefunden. Die Zeit im Palast war wirklich aufregend und eine wunderschöne Erfahrung, die ich nie vergessen werde. Und wie Celeste schon gesagt hat, war die Zeit in der Elite am schönsten, da wir dort dann alle gute Freundinnen geworden sind und ich hoffe, dass wir Kontakt halten werden und uns so auch noch in Zukunft sehen werden“, sage ich und muss erneut Tränen runterschlucken, aber immerhin ist meine Stimme nicht wieder abgebrochen. „Sie werden sich ja alle auf jeden Fall bei der Hochzeit von Prinz Maxon und Lady Kriss Wiedersehen! Aber noch eine letzte Frage, Miss Singer. Und wahrscheinlich die wichtigste Frage von allen, die die Zuschauer zu Hause wahrscheinlich am stärksten interessieren wird.“ Eine kurze Pause, um die Aussage wirken zu lassen. „Sind Sie enttäuscht, dass Prinz Maxon Lady Kriss gewählt hat und nicht Sie, Miss Singer?" Kurzes schweigen.
Ich schlucke. Spüre die drohenden Tränen. Ich balle unauffällig eine Faust, drücke die Fingernägel in meine Haut. Der Schmerz hilft mir die Tränen runterzuschlucken und wieder besser klare Gedanken zufassen. Das ist der Moment, in dem ich meine Worte klug wählen muss. Ich atme noch einmal tief ein und rufe mir in Erinnerung, was ich mir eben zurechtgelegt habe. „Natürlich ist man enttäuscht, wenn man nicht erwählt wird, man hat sich ja beim Selection beworben, um zu gewinnen (Auch wenn das bei mir nicht der Grund von Anfang an war, sondern erst später). Aber das war jede andere Kandidatin auch, als sie gehen musste. Das ist nur menschlich. Ich freue mich für Prinz Maxon und Lady Kriss, dass sie einander gefunden haben, und wünsche den beiden alles Gute. Lady Kriss wird eine gute Prinzessin und spätere Königin werden." Wovon ich tatsächlich überzeugt bin. „Eine sehr schöne Antwort. Danke für Ihre Zeit und Geduld. Das waren auch schon alle Fragen. Sie können jetzt wieder zur Feier gehen", entlässt uns Natascha.
Nach dem Interview machen Celeste und ich einen kurzen Abstecher zum Buffet, um noch ein letztes Mal die leckeren Speisen des Palastes zu genießen. Ich nehme mir zwei von den Erdbeertörtchen, mit denen ich ganz am Anfang der Selection die Wette mit Maxon verloren habe. Danach gehen wir zurück in die Ecke, mit Blick in den Garten und setzten uns auf ein rotes Sofa, um das Treiben der Feier zu beobachten. Keiner kommt mehr zu uns, worüber ich unendlich froh bin.
„Das war sehr gut, was du eben gesagt hast America. Das klang sehr professionell. Ich hätte das nicht besser machen können." Celeste lächelt mich aufmunternd an. „Danke", meine ich nur, doch ich höre ihr nicht richtig zu.
Während ich die Erdbeertörtchen esse, schaue ich wieder zu Maxon und Kriss rüber. Die beiden stehen mit dem Rücken zum mir und unterhalten sich mit König Clarkson und Königin Amberly. Königin Amberly trägt wie immer ein wunderschönes Kleid. Es reicht bis zum Boden und ist in einem zarten Rosa gehalten, was ihre schwarzen Haare noch dunkler wirken lässt. Kriss hat sich bei Maxon untergehakt und strahlt über das ganze Gesicht. Auch Maxon macht einen zufriedenen Eindruck. Neben Königin Amberly steht König Clarkson, der genau in dem Moment aufschaut, wo ich zu ihm rüber Blicke. Er sieht mich mit einem durchdringlichen Blick an, entschuldigt sich bei seinem Sohn, seiner zukünftigen Schwiegertochter und Königin Amberly und kommt zu Celeste und mir rüber in unsere Ecke.
Viki ;) und Maya :*
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America:
Ich gehe das rote Podest hinunter und schiebe mich durch die Menschenmenge in die hinterste Ecke gegenüber von dem Podest, um die Verlobungsfeier stillschweigend über mich ergehen zu lassen. Immer wieder legen mir Leute kurz ihre Hand auf die Schulter und schauen mich mit einem mitleidigen Blick an, doch ich ignoriere sie. In der Ecke werde ich sicher vor den Blicken und Fragen der Gäste und Reporter sein, doch auf halber Strecke treffe ich auf Celeste, welche mich an meinem Oberarm packt, mich aus dem Thronsaal schiebt und mit mir in den nächstbesten Waschraum verschwindet. Kaum hat sie die Tür hintern uns geschlossen, sprudelt sich schon mit ihren Fragen los.
„Was ist passiert?! Warum hat Maxon Kriss genommen und nicht dich?! Wir alle dachten doch, du würdest gewinnen! Dass du Maxon heiratest und Prinzessin und später Königin wirst!", fragt Celeste aufgeregt, doch ich sacke endgültig zusammen und fange an zu weinen.
Jetzt wo wir alleine sind, kann ich meinen Tränen endlich freien Lauf lassen. Ich kann nicht mehr! Warum musste mir das passieren?
„Hey! Was ist den passiert?", fragt sie jetzt mitfühlender. Sie hockt sich zu mir auf den Boden und nimmt mich in den Arm. „Gestern Abend… Maxon war bei mir… und dann Aspen… Maxon hat das alles falsch verstanden!" Ich stottere mehr als alles andere und ich bezweifle, dass Celeste es überhaupt verstanden hat, aber das ist mir egal. Ich will so schnell wie möglichst nach Hause und mich unter der Bettdecke verkriechen, um das alles hier zu vergessen. Ich will mich nie wieder an all das hier zurückerinnern.
„America du musst deutlicher sprechen. Ich verstehe dich kaum und wer ist Aspen?“ Celeste redet ruhig und schaut mich sorgenvoll an. „Ich...Aspen ist ...“, doch ich bekomme keinen ganzen Satz zusammen und schon gar nicht das, was gestern Abend passiert ist. Es ist noch zu frisch, die Wunde zu tief, um darüber reden zu können. Noch fühlt sich alles wie ein schlechter Traum an und wenn ich es laut spreche, wird es endgültig wahr, unumkehrbar. „Ich will nach Hause!" Jammere ich, doch Celeste widerspricht mir. „Das geht nicht America. Unser Flug geht erst in einer Stunde und außerdem müssen wir jeder noch ein Interview geben. Sie wollen jedes ehemaliges Elitemitglied fragen, wie die Zeit im Palast war und ob sie finden, dass Maxon die richtige Entscheidung getroffen hat. Anschließend ist noch die Verlobungsfeier. So leid es mir auch tut, aber du kannst noch nicht nach Hause." Ihre Augen schauen mich mit so viel Mitgefühl und Mitleid an, dass erneut die Tränen hervorkommen. Ich schluchzte verzweifelt und vergrabe mein Gesicht in den Händen. Celeste umarmt mich fest und streicht mir über den Rücken.
Na toll, jetzt soll ich auch noch ein Interview geben! Die Welt meint es wirklich nicht gut mit mir.
Ich bin dafür bei Weitem nicht in der Verfassung. Meine Augen sind rot und geschwollen und mein Kleid ist voll mit Tränentropfen, die Wasserränder auf dem Stoff hinterlassen haben. Außerdem kriege ich kaum einen Satz raus, also schaffe ich ganz bestimmt kein ganzes Interview über die Zeit im Palast, über Maxon und seine Entscheidung. Maxon... Ich werde ihn wahrscheinlich nach seiner Hochzeit mit Kriss nie wiedersehen. Wahrscheinlich ist es so sogar besser. Auch wenn mich Kriss gebeten hat sie ab und zu im Palast mal besuchen zu kommen, werde ich dies ganz bestimmt nicht tun. Zu groß wäre der Schmerz Maxon immer mit Kriss an seiner Seite zu sehen. Ein Platz, der eigentlich meiner sein sollte. Es würde mir jedes Mal ein Stich im Herzen versetzen und die Wunde neu aufreißen, wobei ich mir nicht mal sicher bin, ob diese überhaupt jemals heilen kann.
„America.“ Celeste legt ihre Hand unter mein Kinn und hebt es an. „Du schaffst das. Du bist eine der stärksten Person, die ich kenne. Mach dich frisch und spritz dir etwas kaltes Wasser ins Gesicht, das verringert die Rötung und die Schwellung ein wenig, damit du auch vorzeigbar bist für das Interview“, rät Celeste mir und holt mich so aus meiner Selbstverzweiflung zurück.
Ich befolge ihren Rat und gehe zum Spiegel, wische mir die Tränen von den Wangen und spritze mir solange kaltes Wasser ins Gesicht bis es wieder einigermaßen normal aussieht und ich mich interviewen lassen kann.
„Okay. Ich bin bereit", lüge ich. "Dann komm", meint Celeste. Sie hakt sich bei mir unter und zusammen gehen wir wieder in den Thronsaal zurück. „Halt dich einfach an mich, du musst wohl beim Interview gleich gut aufpassen, was du sagst. “„Wie meinst du das? “, frage ich. "Du bist Zweite geworden. Du bist die, die am weitesten gekommen ist und dann am tiefsten gefallen ist. Maxon hätte dich fast gewählt. Du warst die Favoritin des Volkes. Viele waren sich sicher, dass du gewinnen würdest. Alle werden wissen wollen, wie du mit der Situation umgehst und versuchen herauszufinden, warum er dich nicht gewählt, sondern Kriss“, erklärt Celeste mir und sie hat recht. Natürlich hat sie recht. Ich war am Ende so nah dran zu gewinnen und die Favoritin des Volkes und habe trotzdem nicht gewonnen. Ich muss mir gut überlegen, was ich sage. Meine Gedanken überschlagen sich, auf der Suche nach logischen und sinnvollen Antworten. Antworten, die die Presse zufriedenstellen werden, aber nicht zu detailreich sind.
Als wir wieder im Thronsaal sind, fällt mir auf, wie ohrenbetäubend laut es durch die Menschenmasse ist. Die Verlobungsfeier ist schon im vollen Gedanken. Es wird Musik gespielt und ein kleines Buffet wurde aufgebaut. Überall stehen Menschen, die sich unterhalten und lachen. Mehrere Kamerateams sind unterwegs. Filmen die ganze Szenerie, interviewen Gäste.
Ich sehe rüber zu Maxon und Kriss, um die sich eine große Menschentraube gebildet hat. Alle Gäste wollen den beiden zur Verlobung gratulieren und alles wird fleißig vom Kamerateam gefilmt für den Bericht heute Abend. Weiter hinten rechts, in der Nähe des Podests, ist ein weiteres Kamerateam, das gerade Elise interviewt. Der Lärm im Thronsaal wird mir zu viel und ich bitte Celeste in eine ruhigere Ecke zu gehen, wie ich es von Anfang an geplant hatte.
„Aber klar doch! "sagt diese und zusammen gehen wir Richtung Ecke.
„Miss Newsome, Miss Singer!", ruft eine Frauenstimme, als ich gerade dachte, wir konnten dem Kamerateam entwischen. Hätte nicht gedacht, dass es sich mal komisch anfühlen würde, nicht mehr mit „Lady“ angesprochen zu werden. „Sie müssen sich noch interviewen lassen." Als wir uns umdrehten, erkenne ich, dass die Frauenstimme zu Silvia gehört. „Endlich habe ich Sie gefunden! Wo waren Sie denn? Ich habe Sie schon überall gesucht. Sie waren wie vom Erdboden verschluckt! Aber jetzt habe ich Sie ja endlich gefunden. Miss Newsome. Miss Singer, würden Sie mir bitte folgen? Dort drüben auf der rechten Seite in der Nähe des Podests ist das Interviewteam." Widerwillig folgen wir Silvia zum Interviewteam, welches schon auf uns wartet.
„Ah da sind Sie ja! Ich bin Natascha. Sind Sie bereit für ein Interview?", fragt uns eine kleine, zierliche Frau mit kurzen braunen Haaren und blauen Augen. Ich nicke bloß. Ich werde wohl nie für dieses Interview bereit sein. „Na dann. Fangen wir an.“
„Wir beginnen mit Ihnen Miss Newsome, einverstanden? Kommen wir zur ersten Frage. Miss Newsome, wie haben Sie das Selection empfunden?", fragt Natascha. „Es war eine sehr schöne Zeit im Palast zusammen mit den anderen Kandidatinnen. Besonders am Ende, als wir nur noch sechs Mädchen waren, kamen wir uns näher. Wie Prinz Maxon vorhin schon sagte, waren es die aufregendsten Wochen meines Lebens. Eine besondere Zeit, die ich nie vergessen werde und an die ich mich gerne zurückerinnern werde.“ Celeste lächelt professionell in die Kamera. „War es schwer für Sie, nicht zu gewinnen?“ „Nein, im Gegenteil. Ich habe hier viele wichtige Erfahrungen und Erkenntnisse für mein Leben sammeln können, die es für mich leichter gemachte haben nicht zu gewinnen." Sie meint unser Gespräch in der Bibliothek damals, das für uns beide damals etwas verändert hat. Danach haben wir uns besser verstanden und konnten Freundinnen werden.
„Finden Sie Prinz Maxon hat die richtige Entscheidung mit Lady Kriss gefällt, Miss Newsome?", fährt Natascha fort und wirft mir einen kurzen Blick zu. „Nur Prinz Maxon allein kann wissen, wer die richtige Frau von uns 35 Mädchen für ihn ist, ob er dann die richtige Entscheidung fällt, liegt allein in seiner Hand.", sagt Celeste spitz. Durch Celestes Tonart kann man gut heraushören, dass sie ganz und gar nicht mit Maxons Entscheidung einverstanden ist. „Schließlich wird er mit ihr den Rest seines Lebens mit der Gewinnerin verbringen und nicht wir.“
„Und Sie, Miss Singer? Wie war für Sie das Selection?", wendet Natascha sich jetzt an mich. Ich atme einmal tief ein und überlege mir genau, was ich jetzt antworte. „Ich finde ebenfalls, dass es eine sehr schöne Zeit zusammen mit den Mädchen war und ich habe viele neue Freundinnen gefunden. Die Zeit im Palast war wirklich aufregend und eine wunderschöne Erfahrung, die ich nie vergessen werde. Und wie Celeste schon gesagt hat, war die Zeit in der Elite am schönsten, da wir dort dann alle gute Freundinnen geworden sind und ich hoffe, dass wir Kontakt halten werden und uns so auch noch in Zukunft sehen werden“, sage ich und muss erneut Tränen runterschlucken, aber immerhin ist meine Stimme nicht wieder abgebrochen. „Sie werden sich ja alle auf jeden Fall bei der Hochzeit von Prinz Maxon und Lady Kriss Wiedersehen! Aber noch eine letzte Frage, Miss Singer. Und wahrscheinlich die wichtigste Frage von allen, die die Zuschauer zu Hause wahrscheinlich am stärksten interessieren wird.“ Eine kurze Pause, um die Aussage wirken zu lassen. „Sind Sie enttäuscht, dass Prinz Maxon Lady Kriss gewählt hat und nicht Sie, Miss Singer?" Kurzes schweigen.
Ich schlucke. Spüre die drohenden Tränen. Ich balle unauffällig eine Faust, drücke die Fingernägel in meine Haut. Der Schmerz hilft mir die Tränen runterzuschlucken und wieder besser klare Gedanken zufassen. Das ist der Moment, in dem ich meine Worte klug wählen muss. Ich atme noch einmal tief ein und rufe mir in Erinnerung, was ich mir eben zurechtgelegt habe. „Natürlich ist man enttäuscht, wenn man nicht erwählt wird, man hat sich ja beim Selection beworben, um zu gewinnen (Auch wenn das bei mir nicht der Grund von Anfang an war, sondern erst später). Aber das war jede andere Kandidatin auch, als sie gehen musste. Das ist nur menschlich. Ich freue mich für Prinz Maxon und Lady Kriss, dass sie einander gefunden haben, und wünsche den beiden alles Gute. Lady Kriss wird eine gute Prinzessin und spätere Königin werden." Wovon ich tatsächlich überzeugt bin. „Eine sehr schöne Antwort. Danke für Ihre Zeit und Geduld. Das waren auch schon alle Fragen. Sie können jetzt wieder zur Feier gehen", entlässt uns Natascha.
Nach dem Interview machen Celeste und ich einen kurzen Abstecher zum Buffet, um noch ein letztes Mal die leckeren Speisen des Palastes zu genießen. Ich nehme mir zwei von den Erdbeertörtchen, mit denen ich ganz am Anfang der Selection die Wette mit Maxon verloren habe. Danach gehen wir zurück in die Ecke, mit Blick in den Garten und setzten uns auf ein rotes Sofa, um das Treiben der Feier zu beobachten. Keiner kommt mehr zu uns, worüber ich unendlich froh bin.
„Das war sehr gut, was du eben gesagt hast America. Das klang sehr professionell. Ich hätte das nicht besser machen können." Celeste lächelt mich aufmunternd an. „Danke", meine ich nur, doch ich höre ihr nicht richtig zu.
Während ich die Erdbeertörtchen esse, schaue ich wieder zu Maxon und Kriss rüber. Die beiden stehen mit dem Rücken zum mir und unterhalten sich mit König Clarkson und Königin Amberly. Königin Amberly trägt wie immer ein wunderschönes Kleid. Es reicht bis zum Boden und ist in einem zarten Rosa gehalten, was ihre schwarzen Haare noch dunkler wirken lässt. Kriss hat sich bei Maxon untergehakt und strahlt über das ganze Gesicht. Auch Maxon macht einen zufriedenen Eindruck. Neben Königin Amberly steht König Clarkson, der genau in dem Moment aufschaut, wo ich zu ihm rüber Blicke. Er sieht mich mit einem durchdringlichen Blick an, entschuldigt sich bei seinem Sohn, seiner zukünftigen Schwiegertochter und Königin Amberly und kommt zu Celeste und mir rüber in unsere Ecke.