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Fallende Blätter

Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P18 / Gen
Clarice Starling Hannibal Lecter
31.10.2015
27.11.2015
16
25.785
3
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35 Reviews
Dieses Kapitel
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31.10.2015 1.389
 
Es sollte nur eine Kurzgeschichte werden, aber es ging mal wieder mit mir durch. "Fallende Blätter" wird allerdings kein! langes Projekt und ja, "Puppenaugen" wird auch nicht vernachlässigt.
Versprochen!
Ich hoffe ich habe wieder euren Geschmack getroffen und ihr habt Freude am Lesen.
Liebste Grüße, euer Fliederchen


Erwachen

Unruhig wälzte Clarice sich im Bett hin und her. Die Hände zuckten fahrig über die cremefarbene Decke.
„Clarice, Sie sind eine tolle Frau. Sexy, intelligent. Überlegen Sie doch mal, was ich alles für Sie tun könnte, wenn Sie...“
„Paul, ich danke Ihnen, aber ich glaube es ist besser, wenn wir das jetzt hier beenden.“
Clarice wollte zu ihrem Wagen gehen, doch Paul Krendler hielt sie fest.Drückte sie gegen die Wand. Sein Atem ganz nahe an ihrem Ohr.
„Clarice, jetzt zier dich doch nicht so. Ich wette, Crawford darf auch ab und zu mal ran.“
„Nein, lass mich los, oder ich schreie.“ Clarice spürte die nackte Angst. „Paul lassen Sie das.“ Verzweifelt versuchte sie sich zu befreien, aber Krendler war stärker.
„Komm schon, wir könnten eine Menge Spaß haben.“ Sein Mund wanderte langsam ihren Hals hinab, während seine Hand unter ihrem Rock verschwand.

Der Mond schien hell in das Zimmer und lies ihr Gesicht noch fahler aussehen. Vorsichtig strich er zum letzten Mal die widerspenstige Haarsträhnen aus ihrem Gesicht, streichelte ihre Wange, atmete ihren Duft ein.
Ja, es war besser so.
Ihr Platz war hier, hier gehörte sie hin. Den seinigen dagegen hatte er vor sehr langer,langer Zeit verloren.
Er hauchte ihr noch einen Kuss auf die Stirn und verließ leise das Zimmer, nicht ohne sie noch ein letztes Mal anzusehen, bevor er die Tür schloss.

Clarice spürte die stechenden Schmerzen, als sie vorsichtig die Augen öffnen wollte. Sie lag nicht mehr in dem großen Bett, Hannibals warmer Körper neben sich, sondern in einem kalkweißen Krankenhausbett. Der starke Geruch von Desinfektionsmitteln lag in der Luft, das leichte Rosenparfum Ardelia Mapps lag in der Luft.
„Clarice, Gott ich bin so froh, dass du wach bist. Süße, wir haben uns solche Sorgen gemacht.“
Ardelia Mapp saß neben ihrem Bett und strich Clarice immer wieder über die Hand. „Mach dir keine Sorgen, Lecter der Mistkerl wird mit Hochdruck gesucht, egal wo er ist, er sitzt in der Falle. Du bist in Sicherheit.“ Ardelias sanfte Augen waren leicht gerötet, ihre sonst so voluminösen dunklen Locken hingen schlaff herunter.
Clarice schloss die Augen. Sie versuchte ihre Gedanken zu ordnen, dem Chaos in ihrem Kopf Einhalt zu gebieten, aber alles drehte sich, ja überschlug sich förmlich.

Als Ardelia schließlich ging, sank Clarice erschöpft in die Kissen. Laut Arzt hatte er ihre Verletzungen höchst professionell versorgt, allerdings hatte er ihr große Menge an Betäubungsmitteln und Tranquilizer verabreicht. Wohl um sie die 4 Wochen ruhig zu stellen. Clarice betrachtete ihre Fingernägel. Langsam kam alles wieder zurück. Krendler, wie er sie fast... Doch Clarice wischte den Gedanken entschieden weg. Krendler war tot. Es quälte sie nur unnötig über den toten Bastard nachzudenken. Die Sache war vorbei. Endgültig.
Der Parkplatz, sie hatte Hannibal auf dem Parkplatz vor ihrem Supermarkt erkannt, wollte ihn festnehmen, doch Vergers Schergen waren schneller...
Der Betäubungspfeil hatte sie getroffen. Clarice spürte, wie sich alle Teile langsam zu einem kompletten Bild zusammensetzten.
Aber dann war alles aus der Kontrolle geraten. Hannibal hatte ihr geholfen sich von ihrem Vater zu verabschieden, hat von Krendler erfahren, sie dagegen von Mischa. Er hatte sogar ihre Waffe in die Schublade ihren Nachttisches gelegt. Ihr freigestellt, zu gehen. Aber sie war geblieben. Wollte ihn anhören, mehr über ihn erfahren.
Quid pro quo...
Aber was war dann passiert? Das Dinner, Krendlers geöffnete Schädeldecke...
Doch dann, unmittelbar traf Clarice der Schlag. Sie hatte mit Hannibal geschlafen. Einfach so.
Das cremefarbene Abendkleid, wie Hannibal ihr vorgespielt hatte, sie in seinen Armen gehalten hatte, weil die Erinnerungen teilweise zu schmerzhaft waren.
Und dann der Abend vor dem Kamin, wie sie den Verschluss ihres Kleides geöffnet hatte...

Die Befragungen übernahmen Jack Crawford und auch Ardelia. Clarice war dankbar, dass Crawford es sich verkniff ihr Gute Besserung zu wünschen, oder sie mit mitleidigen Blicken bedachte.
Steif und verkniffen setzte er sich auf den Stuhl und schickte Ardelia Kaffee und Donuts zu holen. „Mrs. Ardelia wollte unbedingt dabei sein, aber ich halte das für eine schlechte Idee. Außerdem kenne ich den Fraß hier, ungenießbar.“ Crawford holte sein Notizbuch heraus.
Clarice sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.“Kein Aufnahmegerät?“
Doch Crawford schüttelte den Kopf. „Clarice, ich will Sie da raus halten. Hier geht es um den Fall Krendler, Sie sind spielen nur eine untergeordnete Rolle. Bei der versuchten Festnahme Lecters wurden Sie verletzt, er hat die Wunde versorgt damit sie nicht sofort sterben. Dann hat er Krendler getötet und hätte mit ihnen weitergemacht, wenn wir sie nicht gefunden hätten. Stimmt das soweit?“ Fassungslos starrte Clarice Crawford an.“Jack, was wollen Sie...“
Doch Crawford fuhr weiter. „Lecter hielt sie gefangen, Dienstwaffe und Telefon hat er ihnen abgenommen,oder? Den Mord an Krendlers haben Sie auch nicht gesehen, geschweige das Sie Krendler retten konnten, habe ich recht?“
Clarice nickte langsam. Sie ahnte, Crawford war gerade dabei, Sie aus der Schusslinie zu halten.
„Sehr gut. Und noch was Clarice.“ Crawford schaute sie lange und ernst an. „Von Krendlers Übergriff, damals auf der Weihnachtsfeier wird niemand etwas erfahren. Ich gebe Ihnen mein Wort.“
In Clarice zerbrach etwas. Sie hatte mit allen Mitteln versucht, es geheim zu halten, wie hatte Crawford davon erfahren?“
„Ich habe die Bänder der Überwachungskamera bei Krendler im Büro gefunden.“ fügte dann aber noch beruhigend hinzu: “Keine Sorge, niemand hat sie zu Gesicht bekommen, ich habe sie gleich vernichtet.“
Müde strich sich Crawford nun durch das Gesicht. „Clarice, Sie werden erst wieder vollständig gesund, lassen die Psychologischen Untersuchungen über sich ergehen und lassen sich in den nächsten 2 Wochen nicht einmal in der Nähe des Büros blicken. Aber keine Sorge“, Crawford zwinkerte ihr zu. „Der Psychologe ist ein alter Freund von mir und ich halte Ihren Schreibtisch frei. Die Plätze mit den Fenstern sind ja sehr beliebt.“
Clarice musste lächeln.“Danke Jack, ich weiß gar nicht wie ich Ihnen danken kann.“
Crawford beugte sich leicht vor, die Ader an seinem Hals pulsierte:
„Helfen Sie mir Lecter zu fassen.“

„Schau, ich habe alles genau so gelassen. Und dein Lieblingsessen gekocht.“ Ardelia hatte Clarice 2 Tage später abgeholt. Eigentlich hätte sie noch wenig zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben sollen, aber Clarice wollte nur nach Hause. Sie hätte es dort keine Minute länger ausgehalten. Alle, wirklich alle hatten ihre Grüße, Glück- und Genesungswünsche gesendet.
Müde lies sich Clarice auf ihr unendlich weiches Sofa fallen und atmete den Duft ihrer Kissen ein.
„Süße, wenn ich dir irgendwie helfen kann, sag es mir.“ Ardelia strich ihrer Freundin vorsichtig über die Haare. „Schlaf ein wenig, wenn was ist, ich bleibe hier.“

„Clarice, sagen Sie mir, was passierte, als ihr Vater starb?“ Dr. Lecter starrte Clarice tief in die Augen, so als wollte er jeden noch so kleinen Gedanken von ihr in sich aufsaugen.
„Ich kam zu meinem Onkel und dann in ein Heim.“
„Nein,das meine ich nicht. Wie haben Sie sich gefühlt?“ Dr. Lecter zündete eine 2. Kerze an und Clarice konnte das Flackern der Flamme an der Wand wiedererkennen.
„Wahrscheinlich ähnlich wie Sie, als Mischa ermordet wurde. Erzählen Sie mir davon. Quid pro quo, Sie erinnern sich?“
Es war nicht das erste Mal, dass sie Dr. Lecter aus der Fassung brachte. Wenn sie ehrlich war, dann genoss Clarice ihre momentane Überlegenheit. Sie hatte den Wunden Punkt des Doktors gefunden. Und gnadenlos wie er selbst würde sie dies ausnützen.
„Leer, kalt.“ Das Glühen in seinen Augen war verschwunden. Wie leblose Kohlenstücke lagen sie nun in seinen Augenhöhlen, als sei das Leben schon vor langer Zeit aus ihnen gewichen. „Ich habe es nicht verstanden, warum sie und nicht ich. Ich habe mir selber Vorwürfe gemacht, sie nicht gut genug beschützt zu haben. So wie ich es ihr vor langem versprach“

Clarice schreckte schweißgebadet auf. Ardelia hatte sie fürsorglich zugedeckt, die ganze Wohnung roch köstlich. Sie hörte das Rumoren in der Küche. Langsam fühlte Clarice ihre Lebensgeister wieder erwachen. Vorsichtig setzte sie sich auf und fuhr sich durch die Haare. Crawford hatte Recht. Sie kannte Lecter am allerbesten. Wenn es jemandem überhaupt gelingen sollte, Lecter aufzuspüren, dann war sie selbst es.
Das dies eine beinahe unmögliche Aufgabe werden wollte, ahnte Clarice schon jetzt.
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