Puppenaugen
von Fliederchen
Kurzbeschreibung
Verbrechen geschehen, welche an Grausamkeit alles bisher gekannte vergessen lassen. Clarice Starling und Jack Crawford müssen in menschliche Abgründe blicken und gleichzeitig die Bürokratie und Schikanen des FBI erdulden. Ebenso hat ein alter Bekannter sein süßes Leben in Florenz hinter sich gelassen, um einen Blick auf die in Ungnade Gefallenen zu werfen und sie wie Schachfiguren vor sich herzutreiben.
GeschichteThriller, Liebesgeschichte / P18 / Gen
Clarice Starling
Hannibal Lecter
23.10.2015
05.07.2019
13
21.618
4
Alle Kapitel
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Dieses Kapitel
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23.10.2015
1.020
Fensterblicke
Clarice starrte aus dem Fenster ihrer Wohnung. Es war nicht zum Aushalten. Die Stille erschlug sie förmlich, aber zum rausgehen fehlte ihr die Kraft. Schwerfällig angelte sie nach der Kaffeetasse und drehte den Ton ihres Fernsehers lauter. Wahrscheinlich würden ihre Kollegen es nicht glauben,dass sie, die Clarice Starling, die Buffalo Bill zur Strecke gebracht und die Tochter der Senatorin gerettet hatte, hier saß, Sex and the City sah und vor Einsamkeit fast einging. Clarice schnaubte wütend auf, was wussten denn auch ihre Kollegen von ihr. Außer Jack Crawford hatten die meisten Agenten noch nie groß ein Wort mit ihr gewechselt.
Eigentlich war das ganze FBI eine große Scheiße.
Eine super große, verfickte Scheiße.
Die Kälte kroch durch seine Jacke und der Regen war langsam aber sicher dabei, ihn bis auf die Knochen zu durchweichen. Lässig hielt er seinen Pappbecher in der Hand und schaute ihr nach.
Sie hatte sich nicht wirklich verändert, aber sah ein wenig ungepflegt aus. Clarice Haare waren nachlässig hochgesteckt und sie hatte noch dunklere Augenringe als früher.
Während er sich nachdenklich auf den Weg machte, knisterte der weiße Umschlag, welcher in seiner Tasche steckte.
Müde stellte Clarice ihren Wecker. Eigentlich hatte sie keine Lust, aber der Montag kam immer näher. Wenn sie schon an Krendlers höhnische Kommentare dachte, drehte sich Clarices Magen um. Eigentlich hätte sie ihre Bettlaken wechseln können, aber Clarice hatte dazu heute nicht die Muße gehabt. Genüsslich griff sie nach ihrem Smartphone und den Kopfhörern. Es war ein Abendritual, tief in ihre Decke eingekuschelt, sah sie sich auf Youtube unbedeutenden Kram an, der sie daran erinnerte, dass sie mit ihren 31 Jahren noch nicht ganz tot war. Zur Hölle mit Krendler,dachte sie sich. Seit er im FBI das Sagen hatte, saß jeder, der es auch nur wagte, ihm Paroli zu bieten, auf dem absteigenden Ast. Das sie noch ihren Job hatte, lag wohl an Jack Crawford, der sie immer in Schutz nahm, aber ihre Karriere war seit ihrer schief gelaufenen Drogenrazzia vorbei. Und egal, wie sich anstrengte, solange Krendler da war, würde das auch so bleiben.
Frustriert drehte Clarice die Lautstärke voll auf.
Sie hatte es alles so satt. So dermaßen satt.
Dr. Hannibal Lecter saß seelenruhig in einem abgewetzten Sessel und hielt ein Glas Chianti in der einen und und eine aktuellen Ausgabe des „Tattlers“, mit Clarice auf der Titelseite, in der anderen. Als Clarice nach Hause kam, schmiss sie sich förmlich auf ihr Sofa, lies den Fernseher laufen und lackierte ihre, wie Hannibal fand, grazilen Hände in einer schrecklichen Farbe. Clarice hätte seinen Brief sehen müssen, groß genug war er jedenfalls, wie er da aus dem Briefkasten lugte. Hannibal schwenkte sein Weinglas. Seine Wohnung war genau gegenüber ihrer, so konnte er genau in ihr Wohnzimmer sehen. Clarice hielt es weder für nötig Vorhänge im Wohnzimmer anzubringen, noch ihre Wohnung mit einem besonderen Schloss zu sichern, geschweige denn abzuschließen, wenn sie ihre Wohnung verließ. Als sie gestern zur Arbeit stürmte, hatte er sich bei ihr umgesehen, ihren DVD-Player richtig angeschlossen und ihr Fernsehkabel erneuert, nachdem er am Abend vorher beobachten konnte, wie Clarice sich fast anderthalb Stunden damit abmühte und schließlich frustriert aufgab.
Ihre Freude am nächsten Abend war umso größer, als die Geräte einwandfrei funktionierten. Sie hatte sich wie ein kleines Kind gefreut und ihrem Hund einen Kuss gegeben, erinnerte sich Hannibal. Clarice ging es im Moment nicht gut, dass wusste Hannibal. Die Zeitungen fielen über sie her, nachdem Massaker auf dem Fischmarkt, sie machte Überstunden ohne Ende und abends saß sie alleine auf dem Sofa und bestellte sich Nudeln. Die schlechtesten gebratenen Nudeln, die er jemals gegessen hatte, da war Hannibal sich sicher. Als er sie vorhin kurz aus der Nähe sehen konnte, fiel ihm auf, wie blass und fahrig sie geworden war.
Missmutig trank Hannibal den Rest in seinem Glas aus und griff nach seinem Jackett. Er würde sich die Beine vertreten, denn bohrende Kopfschmerzen machten sich bemerkbar.
Trotz der 8 Jahre in der kleinen Zelle, hatte er eine noch größere Abneigung gegen diesen Teil der Stadt entwickelt. Billige Ramschläden, Nagel-und Sonnenstudios und Imbisse reihten sich hier an einander. Fremde Musik dröhnte aus den offenen Autos und jede Menge Jugendliche grölten herum und tranken Alkohol. Was Clarice an dieser Gegend fand, das wusste Hannibal wirklich nicht.
Während er durch die Straßen schlenderte, versuchte er den Straßen etwas abzugewinnen, das in ihnen zu sehen, was Clarice in ihnen sah, aber seiner Meinung nach, war das einzig Schöne und sehenswerte hier, sie selbst. Die verschiedenen Gerüche nach Fett, Abgase und billigem Eau de Toilette verursachte Übelkeit bei ihm, deswegen machte Hannibal sich schnell wieder auf den Weg in sein Appartement. Nein, es war nicht nur die Umgebung, die Gerüche, es war alles hier. Hannibal seufzte.
Clarice...
Sie war mutig, starrköpfig und hatte Feuer. Schon als sie ihn damals in Baltimore aufsuchte um ihn um Hilfe zu bitten, hatte er gespürt, dass sie anders war, als der sonst so wertlose Abschaum, den Chilton zu ihm geschickt hatte. Wehmütig starrte Hannibal in die gegenüberliegende dunkle Wohnung. Wenn er ehrlich war, dann vermisste er die Zeit mit Clarice ein wenig. Wie sie versucht hatte, ihn dazu zu bringen den Fragebogen auszufüllen. Ihm den Spiegel vorhielt, als er sie als glattgeschrubbten Bauerntrampel mit ein wenig Geschmack bezeichnete. Und die Sache mit Miggs. Angeekelt versuchte Hannibal dieses Bild zu verdrängen, wie sie krampfhaft bemüht nicht zu weinen und Sperma bespritzt vor der Glasscheibe seiner Zelle stand. Hannibal schloss die Augen und rief stattdessen das Bild hervor, wie sie in ihrem kurzen Pyjama die langen Haare kämmte. Zu gerne würde er ihr jetzt die eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht streichen, die ihr bei jeder Gelegenheit vor das Gesicht fiel und die Clarice dann unwirsch hinter ihre Ohren zu klemmen versuchte. Er wollte ihren Duft einatmen. Die Bilder, wie Clarice glücklich und befreit ihren Hund herzte und mit ihm durch das Zimmer tanzte, unschuldig auf dem Sofa, vor sich einen Teller mit SNO BALLS schlief, sollten für die Ewigkeit in seinem Gedächtnispalast konserviert werden.
Hannibal zog vorsichtig die Konturen ihres Gesichtes auf der Titelseite nach, bevor er das Licht löschte.
Clarice starrte aus dem Fenster ihrer Wohnung. Es war nicht zum Aushalten. Die Stille erschlug sie förmlich, aber zum rausgehen fehlte ihr die Kraft. Schwerfällig angelte sie nach der Kaffeetasse und drehte den Ton ihres Fernsehers lauter. Wahrscheinlich würden ihre Kollegen es nicht glauben,dass sie, die Clarice Starling, die Buffalo Bill zur Strecke gebracht und die Tochter der Senatorin gerettet hatte, hier saß, Sex and the City sah und vor Einsamkeit fast einging. Clarice schnaubte wütend auf, was wussten denn auch ihre Kollegen von ihr. Außer Jack Crawford hatten die meisten Agenten noch nie groß ein Wort mit ihr gewechselt.
Eigentlich war das ganze FBI eine große Scheiße.
Eine super große, verfickte Scheiße.
Die Kälte kroch durch seine Jacke und der Regen war langsam aber sicher dabei, ihn bis auf die Knochen zu durchweichen. Lässig hielt er seinen Pappbecher in der Hand und schaute ihr nach.
Sie hatte sich nicht wirklich verändert, aber sah ein wenig ungepflegt aus. Clarice Haare waren nachlässig hochgesteckt und sie hatte noch dunklere Augenringe als früher.
Während er sich nachdenklich auf den Weg machte, knisterte der weiße Umschlag, welcher in seiner Tasche steckte.
Müde stellte Clarice ihren Wecker. Eigentlich hatte sie keine Lust, aber der Montag kam immer näher. Wenn sie schon an Krendlers höhnische Kommentare dachte, drehte sich Clarices Magen um. Eigentlich hätte sie ihre Bettlaken wechseln können, aber Clarice hatte dazu heute nicht die Muße gehabt. Genüsslich griff sie nach ihrem Smartphone und den Kopfhörern. Es war ein Abendritual, tief in ihre Decke eingekuschelt, sah sie sich auf Youtube unbedeutenden Kram an, der sie daran erinnerte, dass sie mit ihren 31 Jahren noch nicht ganz tot war. Zur Hölle mit Krendler,dachte sie sich. Seit er im FBI das Sagen hatte, saß jeder, der es auch nur wagte, ihm Paroli zu bieten, auf dem absteigenden Ast. Das sie noch ihren Job hatte, lag wohl an Jack Crawford, der sie immer in Schutz nahm, aber ihre Karriere war seit ihrer schief gelaufenen Drogenrazzia vorbei. Und egal, wie sich anstrengte, solange Krendler da war, würde das auch so bleiben.
Frustriert drehte Clarice die Lautstärke voll auf.
Sie hatte es alles so satt. So dermaßen satt.
Dr. Hannibal Lecter saß seelenruhig in einem abgewetzten Sessel und hielt ein Glas Chianti in der einen und und eine aktuellen Ausgabe des „Tattlers“, mit Clarice auf der Titelseite, in der anderen. Als Clarice nach Hause kam, schmiss sie sich förmlich auf ihr Sofa, lies den Fernseher laufen und lackierte ihre, wie Hannibal fand, grazilen Hände in einer schrecklichen Farbe. Clarice hätte seinen Brief sehen müssen, groß genug war er jedenfalls, wie er da aus dem Briefkasten lugte. Hannibal schwenkte sein Weinglas. Seine Wohnung war genau gegenüber ihrer, so konnte er genau in ihr Wohnzimmer sehen. Clarice hielt es weder für nötig Vorhänge im Wohnzimmer anzubringen, noch ihre Wohnung mit einem besonderen Schloss zu sichern, geschweige denn abzuschließen, wenn sie ihre Wohnung verließ. Als sie gestern zur Arbeit stürmte, hatte er sich bei ihr umgesehen, ihren DVD-Player richtig angeschlossen und ihr Fernsehkabel erneuert, nachdem er am Abend vorher beobachten konnte, wie Clarice sich fast anderthalb Stunden damit abmühte und schließlich frustriert aufgab.
Ihre Freude am nächsten Abend war umso größer, als die Geräte einwandfrei funktionierten. Sie hatte sich wie ein kleines Kind gefreut und ihrem Hund einen Kuss gegeben, erinnerte sich Hannibal. Clarice ging es im Moment nicht gut, dass wusste Hannibal. Die Zeitungen fielen über sie her, nachdem Massaker auf dem Fischmarkt, sie machte Überstunden ohne Ende und abends saß sie alleine auf dem Sofa und bestellte sich Nudeln. Die schlechtesten gebratenen Nudeln, die er jemals gegessen hatte, da war Hannibal sich sicher. Als er sie vorhin kurz aus der Nähe sehen konnte, fiel ihm auf, wie blass und fahrig sie geworden war.
Missmutig trank Hannibal den Rest in seinem Glas aus und griff nach seinem Jackett. Er würde sich die Beine vertreten, denn bohrende Kopfschmerzen machten sich bemerkbar.
Trotz der 8 Jahre in der kleinen Zelle, hatte er eine noch größere Abneigung gegen diesen Teil der Stadt entwickelt. Billige Ramschläden, Nagel-und Sonnenstudios und Imbisse reihten sich hier an einander. Fremde Musik dröhnte aus den offenen Autos und jede Menge Jugendliche grölten herum und tranken Alkohol. Was Clarice an dieser Gegend fand, das wusste Hannibal wirklich nicht.
Während er durch die Straßen schlenderte, versuchte er den Straßen etwas abzugewinnen, das in ihnen zu sehen, was Clarice in ihnen sah, aber seiner Meinung nach, war das einzig Schöne und sehenswerte hier, sie selbst. Die verschiedenen Gerüche nach Fett, Abgase und billigem Eau de Toilette verursachte Übelkeit bei ihm, deswegen machte Hannibal sich schnell wieder auf den Weg in sein Appartement. Nein, es war nicht nur die Umgebung, die Gerüche, es war alles hier. Hannibal seufzte.
Clarice...
Sie war mutig, starrköpfig und hatte Feuer. Schon als sie ihn damals in Baltimore aufsuchte um ihn um Hilfe zu bitten, hatte er gespürt, dass sie anders war, als der sonst so wertlose Abschaum, den Chilton zu ihm geschickt hatte. Wehmütig starrte Hannibal in die gegenüberliegende dunkle Wohnung. Wenn er ehrlich war, dann vermisste er die Zeit mit Clarice ein wenig. Wie sie versucht hatte, ihn dazu zu bringen den Fragebogen auszufüllen. Ihm den Spiegel vorhielt, als er sie als glattgeschrubbten Bauerntrampel mit ein wenig Geschmack bezeichnete. Und die Sache mit Miggs. Angeekelt versuchte Hannibal dieses Bild zu verdrängen, wie sie krampfhaft bemüht nicht zu weinen und Sperma bespritzt vor der Glasscheibe seiner Zelle stand. Hannibal schloss die Augen und rief stattdessen das Bild hervor, wie sie in ihrem kurzen Pyjama die langen Haare kämmte. Zu gerne würde er ihr jetzt die eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht streichen, die ihr bei jeder Gelegenheit vor das Gesicht fiel und die Clarice dann unwirsch hinter ihre Ohren zu klemmen versuchte. Er wollte ihren Duft einatmen. Die Bilder, wie Clarice glücklich und befreit ihren Hund herzte und mit ihm durch das Zimmer tanzte, unschuldig auf dem Sofa, vor sich einen Teller mit SNO BALLS schlief, sollten für die Ewigkeit in seinem Gedächtnispalast konserviert werden.
Hannibal zog vorsichtig die Konturen ihres Gesichtes auf der Titelseite nach, bevor er das Licht löschte.