Josephine Klick Staffel 3
von bichi
Kurzbeschreibung
"Liebe ist alles, was wir brauchen!"
GeschichteKrimi, Liebesgeschichte / P16 / Gen
Fritz Munro
Josephine Klick
20.10.2015
26.05.2016
38
86.642
3
Alle Kapitel
130 Reviews
130 Reviews
Dieses Kapitel
4 Reviews
4 Reviews
03.04.2016
3.348
Hey. Bei diesem Kapitel hatte ich stellenweise echt eine Gänsehaut. Hoffentlich ergeht es euch genauso :-) viel Spaß.
(Josie) Erleichtert atmete ich auf, nachdem ich nach langer nervenaufreibender Suche endlich wieder beim Schloss ankam. Entweder, ich hatte wirklich einen dermaßen kräftigen Schlag drauf gehabt, oder Karl war ein noch größerer Jammerlappen, als ich geschätzt hatte. Die ganze Strecke über hatte er mir vorgeworfen, ich hätte ihn entstellt und sein bestes Stück gekillt. Echt, so ein Idiot. Ist doch selbst schuld. Immerhin hatte ich ihn gewarnt. Wer nicht hören will, muss fühlen. Je näher wir der Unterkunft kamen, desto schneller wurden meine Schritte. Gut, dass Fritz mich dazu überredet hatte, eine Jeans anzuziehen. Mit einem Kleid und Schuhen mit hohen Absätzen hätte ich dieses kleine Abenteuer sicher nicht ohne Blasen überlebt.
Mit einem kräftigen Ruck öffnete ich die Eingangstür und betrat das Schloss. Sofort fingen meine Augen an, den Raum zu scannen und abzusuchen. Nachdem ich Fritz endlich erblickte, musste ich mich zusammenreißen, nicht sofort zu ihm hinzugehen und ihm um den Hals zu fallen. Stattdessen lächelte ich ihn an, welches er erwiderte. In seiner Körperhaltung konnte ich erkennen, dass er beruhigt wirkte. Hatte er geahnt, dass Karl mich angraben würde? Apropo, wo war der überhaupt? Humpelte der etwa noch immer da draußen rum? Ich drehte mich um und blickte auf die Tür. Sollte ich nach ihm sehen? Er war doch dicht hinter mir gewesen. Oder schämte er sich, in dieser Körperhaltung einzutreten? Fragend richtete ich meine Aufmerksamkeit Richtung Fritz, doch dieser reagierte nicht darauf, sondern ging mir schnellen Schrittes entgegen. Ich zog meine Stirn leicht in Falten, als ich ein undefinierbares Brennen in seinen Augen erblickte. Mit großen Schritten trat er direkt auf mich zu. Ich schenkte ihm ein Lächeln und machte den Mund auf, um ihn zu begrüßen. Doch weiter als ein „Hal..“ kam ich nicht, da Fritz mich verstummen ließ. Überrascht wurden meine Augen groß, nachdem mir die Situation bewusst wurde. Fritz küsste mich. Ganz zart lagen seine Lippen auf meinen, seine Augen waren geschlossen. Huh, war er etwa so erleichtert, mich zu sehen?! Völlig überrumpelt stand ich stocksteif da, rührte mich nicht und auch meine bewegungslosen Lippen waren eine gerade Linie. Ich behielt meinen Status als Statue bei und wartete, dass Fritz diese Zwickmühle, in der ich mich gerade befand, beendete. Doch nach schier endlos langen Minuten hatte er unseren Körperkontakt noch immer aufrecht erhalten. Ich blickte in sein Gesicht, welches sich wohl für immer detailliert in meinem Gehirn eingebrannt hatte. Wie von selbst schossen mir Bilder durch den Kopf, wie er mich damals aus dem sinkenden Auto befreit hatte.
++++++++++++++++++++
Verzweifelt versuchte ich, diese dämlichen Handschellen zu lösen. Normalerweise waren sie mein Arbeitswerkzeug, brachten Sicherheit. Doch nun könnten ausgerechnet diese mir zum Verhängnis werden. Verdammt, wenn ich doch nur eine Haarspange dabei gehabt hätte. Aber nein, ausgerechnet an diesem Tag hatte ich keine eingesteckt. Wer hätte auch ahnen können, dass sich dieser angenehme Morgen so entwickeln konnte. Immer wieder zog und zerrte ich. Je mehr Wasser sich im Wagen füllte, desto mehr Kraft wendete ich an. Eilig blickte ich mich um, suchte nach etwas Spitzem. Vielleicht fand ich ja doch noch irgendetwas, mit dem ich dieses Schloss knacken könnte. Meine Atmung ging immer schneller. Verflucht ich wollte hier raus! Wer gab Clemens überhaupt das Recht, über mein Leben zu bestimmen?! Hatte er gar kein Herz?! Vermutlich nicht. Wenn ich mich vorhin nicht zusammengerissen hätte und mich ermahnt hatte, die Starke zu mimen, hätte er mir bereits die Kehle durchge ….. Moment. Das Messer! Das Messer, das Clemens mir vorhin an den Hals gehalten hatte. Nachdem Fritz ihn herausgezogen hatte, fiel es zu Boden. Verdammt wo war es nur. Ich könnte es benützen, um mir meine Hand zu amputieren. Sicher hätte ich dann eine weniger, doch ich wäre am Leben. Zumindest, wenn ich nicht auf den Weg nach oben dann anhand des Blutverlustes trotzdem sterben würde. Ich machte einen verzweifelten Schrei. Das hatte doch alles keinen Sinn. Gar nichts würde mehr Sinn machen. Selbst wenn sich das Messer hier irgendwo befinden sollte, ich würde es nicht finden. Dazu war es viel zu dunkel. Meine Augen wurden wässrig, als mich die Erkenntnis traf, dass ich heute sterben würde. Dabei gab es noch so vieles, das ich erleben wollte, das es noch zu klären gab. Ich schloss meine Augen. Nachdem mir das Wasser mittlerweile bis zum Hals stand, hörte ich auf, mich zu wehren und fing an, über mein Leben nachzudenken. War es richtig, nach Berlin zu kommen? Wäre ich nicht von Bielefeld geflüchtet, dann würde ich mich nun nicht in dieser Lage befinden. Bereute ich es, Stefan bei seinem Seitensprung entdeckt zu haben? Vermutlich wären wir nun verheiratet und würden auf unser erstes Baby warten. Aber wäre ich mit diesem Leben auch glücklich geworden? Wäre ich noch ich, wenn ich das Berliner Team nicht kennengelernt hätte? Nein, bestimmt nicht. Und trotz der Lage schrie mein Herz, dass es richtig war, was ich getan hatte. Es war richtig, dass Stefan und ich keine Zukunft hatten. Dass ich hierher gekommen war. Dass ich neue Freunde gefunden hatte und auch, dass ich einen Serienmörder eine Falle gestellt hatte. Selbst wenn mir gerade das nun zum Verhängnis wurde. Schlagartig öffnete ich die Augen, als ich auf meiner Unterlippe etwas Kaltes fühlte. Ich streckte meinen Kopf und holte noch einmal tief Luft, bevor mich das Wasser komplett einhüllte. Ob meine Qualen wohl schneller vorbei wären, wenn ich einfach den Mund aufmachen würde? Vielleicht sollte ich mich einfach geschlagen geben. Innerlich schüttelte ich den Kopf. Das wäre nicht ich. Ich war eine Kämpferin. Das war ich schon immer gewesen und selbst jetzt vor meinem Tod würde ich diese Tatsache nicht ändern. Ein weißes Licht erschien vor meinen Augen, mein ganzer Körper schrie danach, der Wärme entgegenzugehen. Doch ich wusste, dass dies mein endgültiges Todesurteil gewesen wäre. Immer und immer wieder kämpfte ich dagegen an, doch selbst eine erfahrene Schwimmerin stieß an ihre Grenzen. Und genau diese hatte ich nun erreicht. Meine Tränen vermischten sich mit dem kalten Wasser. „Wenn du ihr was antust, dann bring ich dich um!“ Ich musste bitter Lächeln. Hatte Fritz es etwa vorhergesehen? Ich wusste es nicht. Ich hoffte nur, dass er seine Drohung nicht umsetzen und sich somit unglücklich machen würde. Es reichte, dass Clemens an jenem Tag ein Menschenleben zerstörte.
Ich spürte, wie mein Körper immer weniger Sauerstoff hatte und innerlich ab starb. In einem Artikel hatte ich einmal gelesen, dass Ertrinken eines der grausamsten Tode war. Egal, wer diese Aussage behauptet hatte, ich musste ihm oder ihr recht geben. Bedauerlicherweise musste ich selbst diese Erfahrung machen. Mein Körper wurde immer schwächer. Innerlich betete ich, dass ich nach meinem Ableben wieder meiner Mutter begegnen würde. Meine Augen flatterten und meine Augenlider begannen, sich zu schließen. So fühlte es sich also an, wenn man starb. Das war es dann wohl. Das Ende. Nachdem meine Augen nun ganz geschlossen waren, stellte sich mein Körper darauf ein, wie Dornröschen in einen unendlich langen Schlaf zu fallen, einen, von dem ich nie wieder aufwachen würde. Selbst der Klang des Wassers wurde immer leiser. Kurz bevor ich wegdriftete, hörte ich Geräusche am Wagen. War ich etwa am Grund des Flusses angekommen? Ich war dem Himmel so fern, und dennoch war er zum Greifen nahe. Ich lächelte, als ich meine Mutter erblickte, die mich aufmunternd ansah.
Mein Wunsch. …............................Er hatte sich erfüllt. ….....................................
Ich wollte meine Hand nach ihr ausstrecken, sie umarmen und einfach das schwache Mädchen sein, das ich nach ihrem Tod nicht mehr sein durfte. Doch so sehr ich mich auch bemühte, mein Körper gehorchte mir nicht. Fragend sah ich meine Mutter an, forderte sie still auf, sich zu mir zu begeben. Langsam schüttelte sie mit strahlenden Gesicht ihren Kopf und beantwortete so wortlos meine Aufforderung. Weshalb? Wollte sie mich etwa nicht mehr? Wieso wollte sie mich nicht zu sich holen!? Abermals schüttelte sie den Kopf, ehe sie sich doch zu mir bewegte und ihre Lippen auf meine drückte. Ich runzelte die Stirn, als mich etwas von dem warmen Gefühl wegzog. Es war, als hätte mich jemand von dem warmen Stand ins kalte Meer geschubst. Meine Gliedmaßen. Sie fühlten sich taub an. Was war gerade los mit mir? Brrr. Es war eiskalt. Wenn ich gewusst hätte, wie kalt es dort oben werden würde, hätte ich mir eher einen Trip in die Hölle gewünscht. Aber das Wichtigste war, dass ich wieder mit meiner Mutter vereint wäre. Zaghaft öffnete ich die Augen, um sie anzusehen. Umso erschrockener war ich, als ich registrierte, dass sich mein Kollege vor mir befand. Was machte Fritz bitteschön im Himmel?! Hatte Clemens ihn etwa auch erwischt? Und vor allem ….. wieso küsste er mich?! Nein. Er küsste mich nicht. Er blies mir Luft zu. War ich etwa noch nicht tot? Hatte meine Mutter etwa deswegen verneint? Nur am Rande bekam ich die Bewegungen mit, durch die uns Fritz nach vorwärts beförderte. Immer wieder legte er Millisekunden seine Lippen auf meine. Und obwohl dies seiner seitens her eine lebensnotwendige Sache war, so konnte mein Herz nicht leugnen, dass mir diese Geste in irgendeiner Art und Weise gefiel.
+++++++++++++++++++++++++
Meine Arme legten sich um seinen Hals, während mein gesamter Körper sich an seinen schmiegte. Genau wie damals. Als ich mich das erste Mal mit ihm verbunden fühlte. Meine Zunge strich über seinen Mund, bat lautlos um Einlass, den er mir auch gewährte. Es kam mir vor, als gäbe es nur ihn und mich. Als wäre alles andere bedeutungslos. Ich konnte seinen Herzschlag an meiner Brust spüren. Und auch wenn es nur für dieses Wochenende für misch schlug, so würde ich diese unvergesslichen Tage für immer in meinem Herzen bewahren. Selbst, wenn uns der Alltag der Freundschaft wieder eingeholt hatte. Allmählich lösten wir uns voneinander und sahen uns peinlich berührt an. „Das nenn ich mal eine ordentliche Begrüßung.“ lobte uns Helene, wodurch die anderen im Gelächter endeten. „So frisch verliebt müsste man halt nochmal sein.“ meinte Theresa seufzend. Fritz räusperte sich kurz, bevor er mich auf die Seite zog und mir zuflüsterte: „Sorry, dass ich dich grad ein wenig …. naja überrumpelt hab, aber …. .“
Ich atmete tief ein und aus. „Schon gut. Es war sch....“ weiter kam ich nicht, denn in diesem Augenblick kam Karl durch die Tür daher gewatschelt. Natürlich begannen sofort die dämlichen Sprüche.
„Alter. Du siehst aus, als hättest du in die Hosen gemacht. Hahaha.“
„Bist du mit deinem Ding gegen nen Ast gerannt oder was?!“
Ich verdrehte die Augen. Wie ich dieses Aufziehen hasste, auch , wenn er es verdient hatte. Mein Blick wanderte zu Fritz, dessen Miene sich verfinsterte. Scheinbar wusste er, was passiert war. Ich umfasste mit meiner Hand seine und drückte sie, um zu verhindern, dass er auf Karl losgehen würde. Offensichtlich hatte meine Geste ihre Wirkung nicht verfehlt. Langsam beugte er sich zu mir herüber und sagte: „Ich hoffe, du hast ihm ordentlich eine reingehauen.“
Ich musste bei seiner Frage grinsen. „Aber sowas von.“ bestätigte ich ihm, was sein Grinsen noch steigern ließ.
Er stellte sich wieder gerade hin und flüsterte: „Das ist meine Bielefeld.“ Stolz klang in seinen Worten mit. Mir stockte der Atem. Ich wusste nicht wieso, aber sein Satz traf mich mitten ins Herz.
Ich vernahm, dass jemand in die Hände klatschte. „So genug damit. Lasst uns Activiti spielen.“ Na toll. In solchen Spielen war ich noch nie besonders gut. Umso überraschter war ich, dass Fritz und ich gewonnen hatten. Nachdem das Ergebnis verkündet wurde, entschuldigte sich Fritz kurz, um auf die Toilette zu gehen. Kaum hatte er den Raum verlassen, schon flüchtete auch die restlichen Männer und begaben sich in ein anderes Zimmer. Scheinbar hatte Theresias Mann, weshalb auch immer, einen tragbaren Wuzzeltisch mitgenommen. Von denen hatten wir also ein wenig ruhe. Dafür war ich jetzt mit den ganzen Damen allein. Na toll. Tratschtantenalarm. „Man das war vielleicht was. Ihr harmoniert sowohl mündlich als auch körperlich. Einfach perfekt. Selbst Johann und ich waren nicht so gut, und wir sind aber seit einigen Jahren verheiratet.“ meinte Theresia anerkennend. Ich hörte Sandra stöhnen. Offensichtlich wollte sie nicht, dass dieses Gespräch in diese Richtung geht. Zumindest lenkte sie sofort ab und schuld irgendein Buch auf, welches sie auf den Glastisch vor uns hin lag. „Da. Wisst ihr noch? Fotos aus unserer Schulzeit.“ erklärte sie. Ach. Da wäre ich ja nie drauf gekommen. Sophie, die etwas schüchterne der Runde, zeigte auf die Personen und erklärte mir freundlich, wer darauf zu sehen war. War das etwa ein Freund von ihr? Ich runzelte die Stirn, als ich eine Person, die sich an Sandra geklammert hatte, entdeckte. Die anderen lauschten wortlos mit, bis diese Schnepfe sich mal wieder zu Wort melden musste. „Tzzz. Garantiert nicht! Das ist mein Bruder Bernd.“ zischte sie mir zu. Ich spürte, dass es in mir brodelte. Damit kein Zickenkrieg entstand, entschärfte Sophie die Lage und blätterte weiter. Mein Blick blieb bei einem Bild hängen, welches mich zum Schmunzeln brachte. Das waren doch Fritz und Alex. Ach wie süß. Und natürlich musste sie sich auch dieses Mal wieder einmischen. „Na. Da biste froh, dass aus dem hässlichen Entchen ein Schwan geworden ist was? Jetzt ist er ja herzeigenswert, aber damals. Brrr. Ging ja gar nicht.“ Diese … blöde …. aaaaaaaaa.
„Ich hätte mich auch damals in ihn verknallt. Im Gegensatz zu gewissen anderen sind mir innere Werte wichtiger!“ zog ich sie auf, weshalb sie empört die Arme verschränkte.
„Ach ja. Als ob du eine einzige Eigenschaft außer sein Aussehen von ihm aufzählen könntest, weshalb du dich in ihn verliebt hast.“ provozierte sie mich.
Eine Eigenschaft, weshalb ich mich in Fritz verliebt hatte? Ich mochte sein Lachen, das mich immer wieder ansteckte, sein Grinsen, das mich berührte. Sein Räuspern, wenn ihm etwas peinlich war. Ich liebte es, wie liebevoll er meinen Spitznamen aussprach. Liebte es, wenn er mich in den Armen hielt. Wenn er den Macho geben wollte und dennoch so eine weiche verletzliche Seite hatte. Wenn er als Einziger sah, wann es mir schlecht ging, obwohl ich das niemals zugeben würde. Dass er mich beschützen möchte. Dass er mir das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit gab.
Ja. Das alles liebte ich an ihm. Doch das konnte ich doch schlecht sagen. Das würde ihn bestimmt blamieren. Also sagte ich das, worauf ein Mann normalerweise stolz war. „Der Sex. Der absolute Wahnsinn. Schade nur, dass er dir das nie zeigen wird Sandra.“ antwortete ich ihr gehässig und grinste dabei breit. Hah. Ich konnte ihr ansehen, dass sie grün vor Neid war.
„Schön, dass meine Dienste so gewürdigt werden Bielefeld.“ hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir sagen. Erschrocken fuhr ich um und blickte Fritz direkt in die Augen. „Kann dir diese Eigenschaft auch gerne wieder heute demonstrieren.“ meinte er mit einem Zwinkern und einem charmanten Lächeln in Gesicht. Na toll. Das musste seinem Ego ungemein geschmeichelt haben. Wieder etwas, das er mir vorhalten würde.
„Fritz. Die andren Männer sind in Karls Zimmer.“ informierte ihn Theresia.
Doch dieser reagierte nicht wirklich darauf. „Ne lass mal.“ winkte er ab und setzte sich neben mich. „Deine Freundin war gerade dabei aufzuzählen, weshalb sie sich in dich verliebt hat. Jetzt bist du an der Reihe.“ forderte sie ihn auf, was Fritz nicht so wirklich gefiel. Kein Wunder. Fritz hasste es zu lügen. „Das ist unfair. Ich hab überhaupt nichts von Josephines Punkten gehört.“ beschwerte sich Fritz, doch Theresia ließ nicht locker.
„Dass sie dich für n Sexgott hält, hast du ja wohl mitbekommen. Mehr muss und will Mann doch sowieso nicht hören. Also!“
Nur widerwillig gab er sich geschlagen, da er wusste, dass er aus der Sache sowieso nicht mehr rauskam. Er atmete tief ein und blickte mir anschließend ganz tief in die Augen. „Na schön. Mir gefallen ihre schnurrenden Geräusche, wenn sie Schokolade futtert. Dass sie in allem und jedem einen guten Menschen sehen will, auch wenn das nicht bei allen der Fall ist. Ich bewundere ihre Stärke und gleichzeitig ihre Verletzlichkeit. Ihre schönen blauen Augen, die mich immer fesseln. Dass sie mir immer Kontra gibt und auf die Palme bringt. Selbst ihre Dorfgeschichten mag ich mittlerweile. Weil sie einfach zu ihr gehören. Zu der Person, in die ich mich verliebt habe.“ Ich musste kräftig schlucken, als ich seine Worte vernahm. Tief durchatmen. Sonst könnte ich die Tränen wirklich nicht mehr zurückhalten. Er konnte solch schöne Worte verwenden. Seine Augen, wie sie strahlten. Als würden sie mir zuflüstern wollen, dass es die reinste Wahrheit war. Gott ich musste mich echt zusammenreißen, um Realität und Fiktion nicht zu vermischen.
„Außerdem bläst sie wie ne Eins.“ Meine Mundwinkel flogen nach diesem Satz sofort nach unten. Typisch. DAS musste wohl mal wieder sein. Großartig. Naja. Jetzt war wenigstens die Romantik zerstört. Dann kam ich auf keine dummen Gedanken. Ich räusperte mich kurz.
„Eh ja. Deine Dings äh Schachtel. Was war da eigentlich drin?“ versuchte ich abzulenken und war dankbar, dass es klappte. Er holte sie und setzte sich anschließend wieder zu mir, um sie zu öffnen.
„Ein Baseball?!“ fragte ich ihn verwundert.
Fritz zuckte die Schultern. „Den hatte mein Dad mal als Kind bei nem Spiel gefangen. Daraufhin wurde Baseball sein liebstes Hobby. Leider war er der Meinung, dass es auch meines werden sollte. Dieser Schulabschluss war eben die beste Gelegenheit, ihn loszuwerden.“
Ich warf einen Blick zu den restlichen Sachen. „Und das kaputte Klappmesser?“
„Es gehörte meinem Großvater. Es ist nicht mehr zu gebrauchen, aber wegwerfen wollt ich es auch nicht.“ Ein Beweis mehr, dass Fritz ein echter Familienmensch war.
„Ein Foto eines Motorrads?!“ Ernsthaft?!
Fritz verdrehte die Augen. „Bielefeld das ist eine Harley. Als Mann wünscht man sich sowas nunmal.“
„Naja. Den Wunsch hast du dir ja bereits erfüllt.“
„Du hast ne Maschine? Geil!“ kommentierte Sandra, worauf jedoch keiner drauf einging.
„Was ist mit dem Zukunftsbrief?“ fragte Helene nach.
Ich runzelte die Stirn. Welcher Brief?! „Ein Brief wo darin steht, was man sich für die Zukunft wünscht.“ erklärte mir Sophie.
Ah. Neugierig blickte ich Fritz an, woraufhin Fritz mir den Brief in die Hand drückte.
„Was geht Zukunftsich? Ich hoffe echt, dass du deinem Alten nen Strich durch die Rechnung gemacht hast und nicht in seiner Firma eingestiegen bist. Rennst du schon durch die Gegend und bringst Leute in den Knast? Handschellen und Waffen, braucht ein Mann denn mehr? Naja ne perfekte Traumfrau, die Zuhause mit dem Essen wartet, wäre natürlich auch nicht schlecht. Na dann. Viel Glück! Und vergiss nicht, deine Gene weiterzugeben.“
Ungläubig sah ich ihn an. „Du wünscht dir ne Traumfrau vorm Herd?!“
Fritz zuckte die Schultern. „Ich war jung.“ war alles, was er sagte.
„Du hast dir ne Traumfrau gewünscht? Na dann viel Glück bei der Suche.“ meinte Sandra und sah mich mit boshaften Grinsen an. Ihre Worte verletzten mich aus irgendeinen Grund. Fritz schien meine betrübte Stimmung zu beobachten, weshalb er sagte: „Wer sagt denn, dass ich die nicht schon gefunden hab?“ Ich fühlte bei seinen Worten einen Stich im Herzen. Hatte er etwa eine Frau kennengelernt? Fritz wollte mich vermutlich aufheitern, hatte mit seinen Worten jedoch das genaue Gegenteil bewirkt. Wieso nur gefiel mir der Gedanke Fritz mit einer Frau nicht?! Ich sollte mich mit ihm freuen. Stattdessen fühlte ich Schmerz.
Sandra deutete pessimistisch mit dem Kopf in meine Richtung. „Doch nicht etwa die da.“
Ich spürte, wie sich nach diesen Worten ein Arm um mich lag. „Und ob. Bielefeld ist eine Nervensäge. Aber sie ist meine Nervensäge. Sie gehört zu mir. Weil sie all das nicht hat, was dich auszeichnet. Egoismus, Hochnäsigkeit und du bist Materialistisch.“ Hah. Das hatte gesessen. Mein Herz schlug schneller, nachdem er diese Worte ausgesprochen hatte. Seit wann konnte er so gut lügen? Oder war es keine Lüge? Wieso nur war ich plötzlich so verwirrt?! Es war doch alles gut. Alles war geklärt und jetzt das. Vielleicht hätte ich besser nicht mitfahren sollen. Es war eindeutig keine gute Idee.
„Wie bitte!?“ hörte ich Sandra empört sagen, während sie nach Luft schnappte.
„Okay Auszeit!“ rief Helene. „Fritz. Geh zu den Männern. Wir Frauen müssen uns noch fürs Abendessen hübsch machen.“ Daraufhin nickte Fritz und ließ mich nachdenklich zurück.
Na was denkt ihr? Wie wird es weitergehen? Wir Josephine nach Hause fahren? Oder wird Fritz sie ans Bett fesseln, um sie aufzuhalten. Wer weiß. :-)
(Josie) Erleichtert atmete ich auf, nachdem ich nach langer nervenaufreibender Suche endlich wieder beim Schloss ankam. Entweder, ich hatte wirklich einen dermaßen kräftigen Schlag drauf gehabt, oder Karl war ein noch größerer Jammerlappen, als ich geschätzt hatte. Die ganze Strecke über hatte er mir vorgeworfen, ich hätte ihn entstellt und sein bestes Stück gekillt. Echt, so ein Idiot. Ist doch selbst schuld. Immerhin hatte ich ihn gewarnt. Wer nicht hören will, muss fühlen. Je näher wir der Unterkunft kamen, desto schneller wurden meine Schritte. Gut, dass Fritz mich dazu überredet hatte, eine Jeans anzuziehen. Mit einem Kleid und Schuhen mit hohen Absätzen hätte ich dieses kleine Abenteuer sicher nicht ohne Blasen überlebt.
Mit einem kräftigen Ruck öffnete ich die Eingangstür und betrat das Schloss. Sofort fingen meine Augen an, den Raum zu scannen und abzusuchen. Nachdem ich Fritz endlich erblickte, musste ich mich zusammenreißen, nicht sofort zu ihm hinzugehen und ihm um den Hals zu fallen. Stattdessen lächelte ich ihn an, welches er erwiderte. In seiner Körperhaltung konnte ich erkennen, dass er beruhigt wirkte. Hatte er geahnt, dass Karl mich angraben würde? Apropo, wo war der überhaupt? Humpelte der etwa noch immer da draußen rum? Ich drehte mich um und blickte auf die Tür. Sollte ich nach ihm sehen? Er war doch dicht hinter mir gewesen. Oder schämte er sich, in dieser Körperhaltung einzutreten? Fragend richtete ich meine Aufmerksamkeit Richtung Fritz, doch dieser reagierte nicht darauf, sondern ging mir schnellen Schrittes entgegen. Ich zog meine Stirn leicht in Falten, als ich ein undefinierbares Brennen in seinen Augen erblickte. Mit großen Schritten trat er direkt auf mich zu. Ich schenkte ihm ein Lächeln und machte den Mund auf, um ihn zu begrüßen. Doch weiter als ein „Hal..“ kam ich nicht, da Fritz mich verstummen ließ. Überrascht wurden meine Augen groß, nachdem mir die Situation bewusst wurde. Fritz küsste mich. Ganz zart lagen seine Lippen auf meinen, seine Augen waren geschlossen. Huh, war er etwa so erleichtert, mich zu sehen?! Völlig überrumpelt stand ich stocksteif da, rührte mich nicht und auch meine bewegungslosen Lippen waren eine gerade Linie. Ich behielt meinen Status als Statue bei und wartete, dass Fritz diese Zwickmühle, in der ich mich gerade befand, beendete. Doch nach schier endlos langen Minuten hatte er unseren Körperkontakt noch immer aufrecht erhalten. Ich blickte in sein Gesicht, welches sich wohl für immer detailliert in meinem Gehirn eingebrannt hatte. Wie von selbst schossen mir Bilder durch den Kopf, wie er mich damals aus dem sinkenden Auto befreit hatte.
++++++++++++++++++++
Verzweifelt versuchte ich, diese dämlichen Handschellen zu lösen. Normalerweise waren sie mein Arbeitswerkzeug, brachten Sicherheit. Doch nun könnten ausgerechnet diese mir zum Verhängnis werden. Verdammt, wenn ich doch nur eine Haarspange dabei gehabt hätte. Aber nein, ausgerechnet an diesem Tag hatte ich keine eingesteckt. Wer hätte auch ahnen können, dass sich dieser angenehme Morgen so entwickeln konnte. Immer wieder zog und zerrte ich. Je mehr Wasser sich im Wagen füllte, desto mehr Kraft wendete ich an. Eilig blickte ich mich um, suchte nach etwas Spitzem. Vielleicht fand ich ja doch noch irgendetwas, mit dem ich dieses Schloss knacken könnte. Meine Atmung ging immer schneller. Verflucht ich wollte hier raus! Wer gab Clemens überhaupt das Recht, über mein Leben zu bestimmen?! Hatte er gar kein Herz?! Vermutlich nicht. Wenn ich mich vorhin nicht zusammengerissen hätte und mich ermahnt hatte, die Starke zu mimen, hätte er mir bereits die Kehle durchge ….. Moment. Das Messer! Das Messer, das Clemens mir vorhin an den Hals gehalten hatte. Nachdem Fritz ihn herausgezogen hatte, fiel es zu Boden. Verdammt wo war es nur. Ich könnte es benützen, um mir meine Hand zu amputieren. Sicher hätte ich dann eine weniger, doch ich wäre am Leben. Zumindest, wenn ich nicht auf den Weg nach oben dann anhand des Blutverlustes trotzdem sterben würde. Ich machte einen verzweifelten Schrei. Das hatte doch alles keinen Sinn. Gar nichts würde mehr Sinn machen. Selbst wenn sich das Messer hier irgendwo befinden sollte, ich würde es nicht finden. Dazu war es viel zu dunkel. Meine Augen wurden wässrig, als mich die Erkenntnis traf, dass ich heute sterben würde. Dabei gab es noch so vieles, das ich erleben wollte, das es noch zu klären gab. Ich schloss meine Augen. Nachdem mir das Wasser mittlerweile bis zum Hals stand, hörte ich auf, mich zu wehren und fing an, über mein Leben nachzudenken. War es richtig, nach Berlin zu kommen? Wäre ich nicht von Bielefeld geflüchtet, dann würde ich mich nun nicht in dieser Lage befinden. Bereute ich es, Stefan bei seinem Seitensprung entdeckt zu haben? Vermutlich wären wir nun verheiratet und würden auf unser erstes Baby warten. Aber wäre ich mit diesem Leben auch glücklich geworden? Wäre ich noch ich, wenn ich das Berliner Team nicht kennengelernt hätte? Nein, bestimmt nicht. Und trotz der Lage schrie mein Herz, dass es richtig war, was ich getan hatte. Es war richtig, dass Stefan und ich keine Zukunft hatten. Dass ich hierher gekommen war. Dass ich neue Freunde gefunden hatte und auch, dass ich einen Serienmörder eine Falle gestellt hatte. Selbst wenn mir gerade das nun zum Verhängnis wurde. Schlagartig öffnete ich die Augen, als ich auf meiner Unterlippe etwas Kaltes fühlte. Ich streckte meinen Kopf und holte noch einmal tief Luft, bevor mich das Wasser komplett einhüllte. Ob meine Qualen wohl schneller vorbei wären, wenn ich einfach den Mund aufmachen würde? Vielleicht sollte ich mich einfach geschlagen geben. Innerlich schüttelte ich den Kopf. Das wäre nicht ich. Ich war eine Kämpferin. Das war ich schon immer gewesen und selbst jetzt vor meinem Tod würde ich diese Tatsache nicht ändern. Ein weißes Licht erschien vor meinen Augen, mein ganzer Körper schrie danach, der Wärme entgegenzugehen. Doch ich wusste, dass dies mein endgültiges Todesurteil gewesen wäre. Immer und immer wieder kämpfte ich dagegen an, doch selbst eine erfahrene Schwimmerin stieß an ihre Grenzen. Und genau diese hatte ich nun erreicht. Meine Tränen vermischten sich mit dem kalten Wasser. „Wenn du ihr was antust, dann bring ich dich um!“ Ich musste bitter Lächeln. Hatte Fritz es etwa vorhergesehen? Ich wusste es nicht. Ich hoffte nur, dass er seine Drohung nicht umsetzen und sich somit unglücklich machen würde. Es reichte, dass Clemens an jenem Tag ein Menschenleben zerstörte.
Ich spürte, wie mein Körper immer weniger Sauerstoff hatte und innerlich ab starb. In einem Artikel hatte ich einmal gelesen, dass Ertrinken eines der grausamsten Tode war. Egal, wer diese Aussage behauptet hatte, ich musste ihm oder ihr recht geben. Bedauerlicherweise musste ich selbst diese Erfahrung machen. Mein Körper wurde immer schwächer. Innerlich betete ich, dass ich nach meinem Ableben wieder meiner Mutter begegnen würde. Meine Augen flatterten und meine Augenlider begannen, sich zu schließen. So fühlte es sich also an, wenn man starb. Das war es dann wohl. Das Ende. Nachdem meine Augen nun ganz geschlossen waren, stellte sich mein Körper darauf ein, wie Dornröschen in einen unendlich langen Schlaf zu fallen, einen, von dem ich nie wieder aufwachen würde. Selbst der Klang des Wassers wurde immer leiser. Kurz bevor ich wegdriftete, hörte ich Geräusche am Wagen. War ich etwa am Grund des Flusses angekommen? Ich war dem Himmel so fern, und dennoch war er zum Greifen nahe. Ich lächelte, als ich meine Mutter erblickte, die mich aufmunternd ansah.
Mein Wunsch. …............................Er hatte sich erfüllt. ….....................................
Ich wollte meine Hand nach ihr ausstrecken, sie umarmen und einfach das schwache Mädchen sein, das ich nach ihrem Tod nicht mehr sein durfte. Doch so sehr ich mich auch bemühte, mein Körper gehorchte mir nicht. Fragend sah ich meine Mutter an, forderte sie still auf, sich zu mir zu begeben. Langsam schüttelte sie mit strahlenden Gesicht ihren Kopf und beantwortete so wortlos meine Aufforderung. Weshalb? Wollte sie mich etwa nicht mehr? Wieso wollte sie mich nicht zu sich holen!? Abermals schüttelte sie den Kopf, ehe sie sich doch zu mir bewegte und ihre Lippen auf meine drückte. Ich runzelte die Stirn, als mich etwas von dem warmen Gefühl wegzog. Es war, als hätte mich jemand von dem warmen Stand ins kalte Meer geschubst. Meine Gliedmaßen. Sie fühlten sich taub an. Was war gerade los mit mir? Brrr. Es war eiskalt. Wenn ich gewusst hätte, wie kalt es dort oben werden würde, hätte ich mir eher einen Trip in die Hölle gewünscht. Aber das Wichtigste war, dass ich wieder mit meiner Mutter vereint wäre. Zaghaft öffnete ich die Augen, um sie anzusehen. Umso erschrockener war ich, als ich registrierte, dass sich mein Kollege vor mir befand. Was machte Fritz bitteschön im Himmel?! Hatte Clemens ihn etwa auch erwischt? Und vor allem ….. wieso küsste er mich?! Nein. Er küsste mich nicht. Er blies mir Luft zu. War ich etwa noch nicht tot? Hatte meine Mutter etwa deswegen verneint? Nur am Rande bekam ich die Bewegungen mit, durch die uns Fritz nach vorwärts beförderte. Immer wieder legte er Millisekunden seine Lippen auf meine. Und obwohl dies seiner seitens her eine lebensnotwendige Sache war, so konnte mein Herz nicht leugnen, dass mir diese Geste in irgendeiner Art und Weise gefiel.
+++++++++++++++++++++++++
Meine Arme legten sich um seinen Hals, während mein gesamter Körper sich an seinen schmiegte. Genau wie damals. Als ich mich das erste Mal mit ihm verbunden fühlte. Meine Zunge strich über seinen Mund, bat lautlos um Einlass, den er mir auch gewährte. Es kam mir vor, als gäbe es nur ihn und mich. Als wäre alles andere bedeutungslos. Ich konnte seinen Herzschlag an meiner Brust spüren. Und auch wenn es nur für dieses Wochenende für misch schlug, so würde ich diese unvergesslichen Tage für immer in meinem Herzen bewahren. Selbst, wenn uns der Alltag der Freundschaft wieder eingeholt hatte. Allmählich lösten wir uns voneinander und sahen uns peinlich berührt an. „Das nenn ich mal eine ordentliche Begrüßung.“ lobte uns Helene, wodurch die anderen im Gelächter endeten. „So frisch verliebt müsste man halt nochmal sein.“ meinte Theresa seufzend. Fritz räusperte sich kurz, bevor er mich auf die Seite zog und mir zuflüsterte: „Sorry, dass ich dich grad ein wenig …. naja überrumpelt hab, aber …. .“
Ich atmete tief ein und aus. „Schon gut. Es war sch....“ weiter kam ich nicht, denn in diesem Augenblick kam Karl durch die Tür daher gewatschelt. Natürlich begannen sofort die dämlichen Sprüche.
„Alter. Du siehst aus, als hättest du in die Hosen gemacht. Hahaha.“
„Bist du mit deinem Ding gegen nen Ast gerannt oder was?!“
Ich verdrehte die Augen. Wie ich dieses Aufziehen hasste, auch , wenn er es verdient hatte. Mein Blick wanderte zu Fritz, dessen Miene sich verfinsterte. Scheinbar wusste er, was passiert war. Ich umfasste mit meiner Hand seine und drückte sie, um zu verhindern, dass er auf Karl losgehen würde. Offensichtlich hatte meine Geste ihre Wirkung nicht verfehlt. Langsam beugte er sich zu mir herüber und sagte: „Ich hoffe, du hast ihm ordentlich eine reingehauen.“
Ich musste bei seiner Frage grinsen. „Aber sowas von.“ bestätigte ich ihm, was sein Grinsen noch steigern ließ.
Er stellte sich wieder gerade hin und flüsterte: „Das ist meine Bielefeld.“ Stolz klang in seinen Worten mit. Mir stockte der Atem. Ich wusste nicht wieso, aber sein Satz traf mich mitten ins Herz.
Ich vernahm, dass jemand in die Hände klatschte. „So genug damit. Lasst uns Activiti spielen.“ Na toll. In solchen Spielen war ich noch nie besonders gut. Umso überraschter war ich, dass Fritz und ich gewonnen hatten. Nachdem das Ergebnis verkündet wurde, entschuldigte sich Fritz kurz, um auf die Toilette zu gehen. Kaum hatte er den Raum verlassen, schon flüchtete auch die restlichen Männer und begaben sich in ein anderes Zimmer. Scheinbar hatte Theresias Mann, weshalb auch immer, einen tragbaren Wuzzeltisch mitgenommen. Von denen hatten wir also ein wenig ruhe. Dafür war ich jetzt mit den ganzen Damen allein. Na toll. Tratschtantenalarm. „Man das war vielleicht was. Ihr harmoniert sowohl mündlich als auch körperlich. Einfach perfekt. Selbst Johann und ich waren nicht so gut, und wir sind aber seit einigen Jahren verheiratet.“ meinte Theresia anerkennend. Ich hörte Sandra stöhnen. Offensichtlich wollte sie nicht, dass dieses Gespräch in diese Richtung geht. Zumindest lenkte sie sofort ab und schuld irgendein Buch auf, welches sie auf den Glastisch vor uns hin lag. „Da. Wisst ihr noch? Fotos aus unserer Schulzeit.“ erklärte sie. Ach. Da wäre ich ja nie drauf gekommen. Sophie, die etwas schüchterne der Runde, zeigte auf die Personen und erklärte mir freundlich, wer darauf zu sehen war. War das etwa ein Freund von ihr? Ich runzelte die Stirn, als ich eine Person, die sich an Sandra geklammert hatte, entdeckte. Die anderen lauschten wortlos mit, bis diese Schnepfe sich mal wieder zu Wort melden musste. „Tzzz. Garantiert nicht! Das ist mein Bruder Bernd.“ zischte sie mir zu. Ich spürte, dass es in mir brodelte. Damit kein Zickenkrieg entstand, entschärfte Sophie die Lage und blätterte weiter. Mein Blick blieb bei einem Bild hängen, welches mich zum Schmunzeln brachte. Das waren doch Fritz und Alex. Ach wie süß. Und natürlich musste sie sich auch dieses Mal wieder einmischen. „Na. Da biste froh, dass aus dem hässlichen Entchen ein Schwan geworden ist was? Jetzt ist er ja herzeigenswert, aber damals. Brrr. Ging ja gar nicht.“ Diese … blöde …. aaaaaaaaa.
„Ich hätte mich auch damals in ihn verknallt. Im Gegensatz zu gewissen anderen sind mir innere Werte wichtiger!“ zog ich sie auf, weshalb sie empört die Arme verschränkte.
„Ach ja. Als ob du eine einzige Eigenschaft außer sein Aussehen von ihm aufzählen könntest, weshalb du dich in ihn verliebt hast.“ provozierte sie mich.
Eine Eigenschaft, weshalb ich mich in Fritz verliebt hatte? Ich mochte sein Lachen, das mich immer wieder ansteckte, sein Grinsen, das mich berührte. Sein Räuspern, wenn ihm etwas peinlich war. Ich liebte es, wie liebevoll er meinen Spitznamen aussprach. Liebte es, wenn er mich in den Armen hielt. Wenn er den Macho geben wollte und dennoch so eine weiche verletzliche Seite hatte. Wenn er als Einziger sah, wann es mir schlecht ging, obwohl ich das niemals zugeben würde. Dass er mich beschützen möchte. Dass er mir das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit gab.
Ja. Das alles liebte ich an ihm. Doch das konnte ich doch schlecht sagen. Das würde ihn bestimmt blamieren. Also sagte ich das, worauf ein Mann normalerweise stolz war. „Der Sex. Der absolute Wahnsinn. Schade nur, dass er dir das nie zeigen wird Sandra.“ antwortete ich ihr gehässig und grinste dabei breit. Hah. Ich konnte ihr ansehen, dass sie grün vor Neid war.
„Schön, dass meine Dienste so gewürdigt werden Bielefeld.“ hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir sagen. Erschrocken fuhr ich um und blickte Fritz direkt in die Augen. „Kann dir diese Eigenschaft auch gerne wieder heute demonstrieren.“ meinte er mit einem Zwinkern und einem charmanten Lächeln in Gesicht. Na toll. Das musste seinem Ego ungemein geschmeichelt haben. Wieder etwas, das er mir vorhalten würde.
„Fritz. Die andren Männer sind in Karls Zimmer.“ informierte ihn Theresia.
Doch dieser reagierte nicht wirklich darauf. „Ne lass mal.“ winkte er ab und setzte sich neben mich. „Deine Freundin war gerade dabei aufzuzählen, weshalb sie sich in dich verliebt hat. Jetzt bist du an der Reihe.“ forderte sie ihn auf, was Fritz nicht so wirklich gefiel. Kein Wunder. Fritz hasste es zu lügen. „Das ist unfair. Ich hab überhaupt nichts von Josephines Punkten gehört.“ beschwerte sich Fritz, doch Theresia ließ nicht locker.
„Dass sie dich für n Sexgott hält, hast du ja wohl mitbekommen. Mehr muss und will Mann doch sowieso nicht hören. Also!“
Nur widerwillig gab er sich geschlagen, da er wusste, dass er aus der Sache sowieso nicht mehr rauskam. Er atmete tief ein und blickte mir anschließend ganz tief in die Augen. „Na schön. Mir gefallen ihre schnurrenden Geräusche, wenn sie Schokolade futtert. Dass sie in allem und jedem einen guten Menschen sehen will, auch wenn das nicht bei allen der Fall ist. Ich bewundere ihre Stärke und gleichzeitig ihre Verletzlichkeit. Ihre schönen blauen Augen, die mich immer fesseln. Dass sie mir immer Kontra gibt und auf die Palme bringt. Selbst ihre Dorfgeschichten mag ich mittlerweile. Weil sie einfach zu ihr gehören. Zu der Person, in die ich mich verliebt habe.“ Ich musste kräftig schlucken, als ich seine Worte vernahm. Tief durchatmen. Sonst könnte ich die Tränen wirklich nicht mehr zurückhalten. Er konnte solch schöne Worte verwenden. Seine Augen, wie sie strahlten. Als würden sie mir zuflüstern wollen, dass es die reinste Wahrheit war. Gott ich musste mich echt zusammenreißen, um Realität und Fiktion nicht zu vermischen.
„Außerdem bläst sie wie ne Eins.“ Meine Mundwinkel flogen nach diesem Satz sofort nach unten. Typisch. DAS musste wohl mal wieder sein. Großartig. Naja. Jetzt war wenigstens die Romantik zerstört. Dann kam ich auf keine dummen Gedanken. Ich räusperte mich kurz.
„Eh ja. Deine Dings äh Schachtel. Was war da eigentlich drin?“ versuchte ich abzulenken und war dankbar, dass es klappte. Er holte sie und setzte sich anschließend wieder zu mir, um sie zu öffnen.
„Ein Baseball?!“ fragte ich ihn verwundert.
Fritz zuckte die Schultern. „Den hatte mein Dad mal als Kind bei nem Spiel gefangen. Daraufhin wurde Baseball sein liebstes Hobby. Leider war er der Meinung, dass es auch meines werden sollte. Dieser Schulabschluss war eben die beste Gelegenheit, ihn loszuwerden.“
Ich warf einen Blick zu den restlichen Sachen. „Und das kaputte Klappmesser?“
„Es gehörte meinem Großvater. Es ist nicht mehr zu gebrauchen, aber wegwerfen wollt ich es auch nicht.“ Ein Beweis mehr, dass Fritz ein echter Familienmensch war.
„Ein Foto eines Motorrads?!“ Ernsthaft?!
Fritz verdrehte die Augen. „Bielefeld das ist eine Harley. Als Mann wünscht man sich sowas nunmal.“
„Naja. Den Wunsch hast du dir ja bereits erfüllt.“
„Du hast ne Maschine? Geil!“ kommentierte Sandra, worauf jedoch keiner drauf einging.
„Was ist mit dem Zukunftsbrief?“ fragte Helene nach.
Ich runzelte die Stirn. Welcher Brief?! „Ein Brief wo darin steht, was man sich für die Zukunft wünscht.“ erklärte mir Sophie.
Ah. Neugierig blickte ich Fritz an, woraufhin Fritz mir den Brief in die Hand drückte.
„Was geht Zukunftsich? Ich hoffe echt, dass du deinem Alten nen Strich durch die Rechnung gemacht hast und nicht in seiner Firma eingestiegen bist. Rennst du schon durch die Gegend und bringst Leute in den Knast? Handschellen und Waffen, braucht ein Mann denn mehr? Naja ne perfekte Traumfrau, die Zuhause mit dem Essen wartet, wäre natürlich auch nicht schlecht. Na dann. Viel Glück! Und vergiss nicht, deine Gene weiterzugeben.“
Ungläubig sah ich ihn an. „Du wünscht dir ne Traumfrau vorm Herd?!“
Fritz zuckte die Schultern. „Ich war jung.“ war alles, was er sagte.
„Du hast dir ne Traumfrau gewünscht? Na dann viel Glück bei der Suche.“ meinte Sandra und sah mich mit boshaften Grinsen an. Ihre Worte verletzten mich aus irgendeinen Grund. Fritz schien meine betrübte Stimmung zu beobachten, weshalb er sagte: „Wer sagt denn, dass ich die nicht schon gefunden hab?“ Ich fühlte bei seinen Worten einen Stich im Herzen. Hatte er etwa eine Frau kennengelernt? Fritz wollte mich vermutlich aufheitern, hatte mit seinen Worten jedoch das genaue Gegenteil bewirkt. Wieso nur gefiel mir der Gedanke Fritz mit einer Frau nicht?! Ich sollte mich mit ihm freuen. Stattdessen fühlte ich Schmerz.
Sandra deutete pessimistisch mit dem Kopf in meine Richtung. „Doch nicht etwa die da.“
Ich spürte, wie sich nach diesen Worten ein Arm um mich lag. „Und ob. Bielefeld ist eine Nervensäge. Aber sie ist meine Nervensäge. Sie gehört zu mir. Weil sie all das nicht hat, was dich auszeichnet. Egoismus, Hochnäsigkeit und du bist Materialistisch.“ Hah. Das hatte gesessen. Mein Herz schlug schneller, nachdem er diese Worte ausgesprochen hatte. Seit wann konnte er so gut lügen? Oder war es keine Lüge? Wieso nur war ich plötzlich so verwirrt?! Es war doch alles gut. Alles war geklärt und jetzt das. Vielleicht hätte ich besser nicht mitfahren sollen. Es war eindeutig keine gute Idee.
„Wie bitte!?“ hörte ich Sandra empört sagen, während sie nach Luft schnappte.
„Okay Auszeit!“ rief Helene. „Fritz. Geh zu den Männern. Wir Frauen müssen uns noch fürs Abendessen hübsch machen.“ Daraufhin nickte Fritz und ließ mich nachdenklich zurück.
Na was denkt ihr? Wie wird es weitergehen? Wir Josephine nach Hause fahren? Oder wird Fritz sie ans Bett fesseln, um sie aufzuhalten. Wer weiß. :-)