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Ahkmenrah, König der Ägypter

von Eldariel
Kurzbeschreibung
GeschichteFreundschaft, Schmerz/Trost / P12 / MaleSlash
Ahkmenrah Kahmunrah Larry Daley
04.10.2015
28.05.2016
12
17.481
5
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Dieses Kapitel
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11.10.2015 2.054
 
Müde saß Ahkmenrah neben seinem Vater und dessen Berater, Verwalter und wer weiß noch welchen Menschen am Tisch. Neben ihm zeichnete Jakup die Unterhaltung auf. Ein Jahr war vergangen seit er seine Mutter mit der Magie der Tafel geheilt hatte. Ein Jahr, seit der Malayka das letzte Mal gesehen hatte. Sein Bruder durfte bis auf weiteres seine Wohnräume nicht verlassen. Und es war schon spät… Der Prinz langweilte sich und schlief fast ein. Er wusste, dass er mit siebzehn anders sein sollte, aber dennoch… „…früher abdanken. Ahkmenrah soll sein Erbe antreten.“ Der Prinz zuckte zusammen. „Vater, solange du lebst, solltest du an der Macht bleiben.“, sagte er. Merenkahre lächelte ihn gütig an. „Nein, mein Sohn. Du sollst binnen eines Monats den Thron besteigen. Ich werde ein Ratgeber sein, bis meine Zeit gekommen ist.“ Er ergriff Ahkmenrahs Hand. „Sorge dich nicht, du bist alt genug.“ Ahkmenrah atmete tief durch. „Ich will deiner Weisheit vertrauen, Vater. Doch wenn du dich irrst… Es war nicht meine Schuld!“ Sein Magister lachte. „Keine Sorge, Prinz. Wir werden gut für Euch sorgen.“ Er zwinkerte ihm zu. Dann wurde sein Gesicht ernst. „Und was wird wegen Kahmunrah unternommen?“, fragte er. Ahkmenrah schaffte es, nicht zusammenzuzucken. Sein Bruder hatte nicht nur ein Attentat auf ihn befohlen, sondern auch einige aus dem Volk niedergemetzelt, als sie seinem Willen nicht nachkamen. Seitdem hatte ihm sein Volk den Beinamen „der Blutrünstige“ gegeben. Nachdenklich lehnte sich der Pharao zurück. „Ahkmenrah, wie würdest du vorgehen?“ Der Prinz blinzelte. Am liebsten hätte er gesagt, dass man Kahmunrah verzeihen und freilassen sollte. Doch er war sich sicher, dass das nicht die gewünschte Antwort war und viel zu naiv. „Um ehrlich zu sein, Vater, ich bezweifle, dass ich ein gutes Urteil sprechen kann. Dazu stehe ich zu sehr auf Kahmunrahs Seite.“ „Interessant“, kommentierte Merenkahre. Ahkmenrah seufzte. „Mir ist durchaus bewusst, dass Kahmunrah eine Gefahr für das Volk ist. Er sollte nicht hinaus dürfen. Doch möglicherweise sollte er mehr Freiheit bekommen.“ „Interessant.“, wiederholte der Pharao. Auf einmal griff er sich an die Brust und verzog das Gesicht. „Vater!“, rief Ahkmenrah. Merenkahre hob eine Hand, dann fiel er vorneüber auf den Tisch; die weiße Krone rollte von seinem Kopf. Der Prinz sprang auf und mithilfe des Magisters brachte er seinen Vater wieder in eine aufrechte Position. Das Gesicht des Pharaos war leicht grün und seine Augen waren blicklos. „Nein“, murmelte Ahkmenrah. Doch er wusste, dass sein Vater tot war. Zornig wandte er sich den versammelten Räten zu. „Jemand hat den Pharao vergiftet. Ich möchte wissen, wer es war.“, befahl er. Sofort standen einige auf und machten sich auf den Weg. „Ihr“ Ahkmenrah deutete auf drei weitere Menschen. „Kümmert euch um alles für Merenkahres Bestattung.“ Die drei leisteten seinem Befehl folge. Dann wandte Ahkmenrah sich den Wachen zu. „Bringt ihn in sein Gemach und legt ihn auf sein Bett. Ich werde mich gleich dorthin begeben.“  Die Wachen verbeugten sich und kamen ihrer Aufgabe nach. „Magister, unterrichte meinen Bruder, dass Vater tot ist. Ich denke, es wird ihn sehr interessieren. Und schaue nach der Tafel, ich fürchte um ihre Sicherheit.“ Schließlich stand Ahkmenrah alleine in dem Raum. Seine Beine konnten auf einmal sein Gewicht nicht mehr tragen und gaben nach. Um nicht auf den Boden zu fallen, setzte er sich auf einen Stuhl und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Nein, er würde nicht weinen. Nicht jetzt, sondern später, wenn er alleine in seinem Zimmer war. Auf einmal spürte Ahkmenrah eine Hand auf seiner Schulter und sah auf. „Malayka?“, flüsterte er. Seine Stimme war ihm fremd. So hohl und bebend. Traurig sah die Dienerin ihn an. „Eure Mutter schickt nach Euch. Was ist geschehen?“ Der Prinz holte tief Luft. „Mutter sollte es zuerst erfahren.“, sagte er und stand auf. „Komm.“


Shepseheret  war schlicht gekleidet, als Ahkmenrah eintrat. Durch die Heilung der Tafel sah sie viel jünger aus, als sie eigentlich war. Auch wenn sie so schon sieben Jahre jünger war als ihr Gemahl. Einige Sklaven wuselten um sie herum. Sie drehte sich um und lächelte ihren Sohn an. „Ahkmenrah! Wie herrlich, dich zu sehen.“, sagte sie. Doch seine ernste Miene ließ sie verstummen. Der Gesichtsausdruck passte nicht zu ihrem fröhlichen Sohn. Shepseheret runzelte die Stirn. „Was ist los, Ahkmenrah?“, wollte sie wissen. Ein Blick auf ihre Zofe ließ sie wissen, dass das Mädchen auch nicht wusste, was ihren Sohn bedrückte. Hatte das alles mit ihrem unguten Gefühl zu tun? Ihr Gefühl war der Grund, weshalb sie zu solch später Stunde noch wach war. Ein Blick auf ihren Sohn verriet ihr den Schmerz in seinen Augen. Zärtlich legte Shepseheret ihre Arme um Ahkmenrah. „Los, erzähle es mir.“, verlangte sie sanft. Ahkmenrah seufzte tief und schloss kurz die Augen. „Wie du sicherlich weißt, waren wir in einer Versammlung. Vater… er griff sich auf einmal an die Brust, dann fiel er vorneüber. Er.. er wurde vergiftet.“ Shepseheret wich zurück. „Nein“, murmelte sie. Ahkmenrah schloss die Augen und presste die Lippen zusammen. Er sah sich kurz um, dann fingen seine Schultern an zu beben. Es war ihm gleich, dass er vor Malayka Schwäche zeigte. In diesem Moment war ihm alles gleich. „Mutter…“, hauchte er, dann umarmte er sie. Sie hielten einander fest und fanden Trost in der Umarmung. Nach einer Weile löste Ahkmenrah sich und richtete sich auf. „Entschuldige mich, Mutter, ich muss mich um gewisse Sachen kümmern.“ Shepseheret nickte. „Tu, was du tun musst. Ich stehe hinter dir.“ Ahkmenrah seufzte und wandte sich Malayka zu. „Kümmere dich um Mutter. Ruf mich, wenn du mich brauchst.“ Nachdem Malayka sich um sein Aussehen gekümmert hatte, ging er.


Alles kam Ahkmenrah wie ein Albtraum vor. Soeben hatte er eine Ratssitzung abgehalten. Es war der Tag nach dem Tod Merenkahres und seine Mutter hatte soeben verkündet, dass Ahkmenrah jetzt schon so handeln würde, als wenn er schon gekrönt wäre. Kahmunrah hatte mit steinerner Miene zugesehen und war dann sofort wieder verschwunden. Das Volk trauerte um einen wunderbaren Pharao. Ahkmenrahs Krönung würde in einem Monat stattfinden, gleich nach der Bestattung seines Vaters. Ahkmenrah hatte seinen Vater einen Besuch abgestattet und bemerkt, dass er wieder eine normale Gesichtsfarbe hatte. Merenkahre sah… gut aus, in prunkvolle Gewänder bekleidet und eine goldene Krone auf dem Haupt, die ihm abgenommen werden würde, wenn er in dem Sarkophag gelegt wird. Außerdem würde ihm sein Stab mitgegeben werden. „Ahkmenrah?“ Der Noch-Prinz drehte sich um. „Was-“ Ein Lächeln trat auf sein Gesicht. Malayka. Doch augenblicklich wurde sein Gesichtsausdruck besorgt. „Ist etwas geschehen? Geht es Mutter gut?“ Malayka lächelte beruhigend und legte eine Hand auf Ahkmenrahs Arm. „Es ist alles gut, Ahkmenrah, zumindest mit allen anderen. Ich sorge mich um Euch.“, erwiderte Malayka. „Du solltest dich um Mutter kümmern.“, sagte Ahkmenrah tonlos und schüttelte ihre Hand ab. „Die Königin? Weshalb? Es geht ihr bestens!“ Der Prinz lachte humorlos. „Ohne Vater wird sie nicht mehr lange leben wollen.“ „Das mag sein. Doch sie wird Euch solange sie lebt beraten und danach müsst Ihr nicht alleine sein. Ihr müsst nicht alles alleine bewältigen, Ahkmenrah. Ihr habt Freunde, Diener und andere, mit denen Ihr reden könnt. Sucht Euch eine Frau, die Euch glücklich macht und die Euch in solchen Zeiten behilflich sein kann. Seid stark für Euer Volk, doch niemand ist über Gefühle erhaben. Nicht einmal Euer Vater war es. Ihr-“ Sie wurde unterbrochen, als der Prinz seine Lippen auf ihre drückte. Er wartete ab, ob sie sich wehrte oder nicht. Als sie es nicht tat, zog er sie näher an sich und vergrub die andere Hand in ihrem Haar. Er genoss das Gefühl ihrer weichen Lippen. Auf einmal spürte er, wie Malayka ihre Arme um seinen Hals schlang und sich an ihn presste. Nach einer Weile löste Ahkmenrah sich von der Dienerin und holte Luft. Er verhakte seinen Blick mit ihren. Das war alles, was er brauchte. Davon hatte er seit einem Jahr geträumt. „Sei du mein Licht.“, flüsterte er. Malayka sah ihn ehrfürchtig an. „Ich wäre nichts lieber als das.“, hauchte sie. Ahkmenrah lächelte, legte seine Arme um ihre Taille und zog sie an sich. Dann vergrub er sein Gesicht in ihrem Haar. „Ihr müsst in meiner Gegenwart nicht stark sein.“, flüsterte Malayka. „Seid einfach Ihr selbst. Trauert, ich bin für Euch da.“ Der Prinz spürte, wie eine Träne über seine Wange rollte. „Danke“, flüsterte er. „Na sieh mal einer an.“ Sofort schoss Ahkmenrah herum und hatte eine Hand an seinem Schwertgriff. „Was willst du, Kahmunrah?“, fragte er wachsam. „Du solltest nicht hier sein.“ Der ältere Prinz verzog hämisch die Lippen. „Was ist los, Ahkmenrah? Darf ein Bruder nicht die Gesellschaft seines verehrten und thronraubenden Bruders suchen?“ Ahkmenrah kniff seine Augen zusammen. „Du gehst zu weit, Kahmunrah. Und als zukünftiger Pharao befehle ich dir zu gehen und deine Strafe auszusitzen.“ Kahmunrah lächelte kalt. „Ich weiß, was du denkst, Kleiner. Doch du wirst es nie beweisen können.“ „Das reicht!“, zischte Ahkmenrah. „Wachen! Bringt ihn fort.“ Zwei Wachen, die vor der Tür des  Raumes gestanden waren, kamen herein und brachten Kahmunrah fort. Zornig sah Ahkmenrah seinem Bruder hinterher. Also hatte er Recht. Kahmunrah hatte ihren Vater ermordet. Oder den Befehl dazu gegeben. Ahkmenrah spürte, wie ihm schlecht und schwindlig wurde. Er schwankte leicht. „Ahkmenrah?“, fragte Malayka. „I-ich…“ der Prinz schüttelte seinen Kopf und hielt sich mit einer Hand am Tisch fest. „Er hat das eben nicht gesagt, oder? Bitte sagt mir, dass Kahmunrah eben nicht den Mord gestanden hat!“ Malayka sah den Prinzen flehend an. Ahkmenrah atmete tief durch. „Ich wünschte, ich könnte verneinen.“, murmelte er. Malayka nahm seine freie Hand und drückte sie sanft. Diese kleine Geste gab Ahkmenrah Stärke und Ruhe. Er richtete sich auf. „Komm mit. Ich werde dir etwas zeigen.“


Der Prinz führte die Dienerin auf sein Zimmer. Neugierig sah Malayka sich und sah Ahkmenrah zu, wie er etwas unter seinem Bett hervorholte. Sie schnappte nach Luft, als sie die Tafel erkannte. „Schwöre, dass du niemandem das Versteck verraten wirst.“, bat er sie. „Ich schwöre.“, erwiderte sie. Verblüfft sah Malayka den Prinzen an, als er ihr die Tafel reichte. Es war ein Zeichen des Vertrauens. Ehrfürchtig nahm sie das goldene Stück und fuhr mit den Fingern über die Linien und Symbole. Sie konnte die Magie, die die Tafel innehatte schon fast mit den Händen greifen. Es war verblüffend und ließ sie nicht daran zweifeln, dass sie vor den rechtmäßigen Thronerben stand. Malayka sah auf und begegnete Ahkmenrahs intensiven Blick. Ihr Herz schlug schneller und sie wusste, dass er der eine war. Und mit dreizehn war sie im heiratsfähigen Alter. So ziemlich alle Ägypterinnen heirateten mit zwölf, dreizehn Jahren. Und Malayka hatte alle Ägypter abgewiesen, die um sie geworben hatten, wissend, dass Ahkmenrah derjenige sein würde, dem sie sich versprechen würde. Und sie zweifelte nicht an seiner Liebe. Ahkmenrah war nicht Kahmunrah, der allen Frauen hinterherschaute. Ahkmenrah nahm ihr die Tafel aus der Hand und legte sie achtlos zur Seite – etwas, was er eigentlich nie tat – und ergriff Malaykas Hände. „Die Zeiten, die jetzt folgen, werden schwer sein. Kahmunrah wird mir den Thron streitig machen und ich fürchte, dass Shepseheret bald von uns gehen wird. Doch könnte ich alles leichter ertragen, wenn ich dich an meiner Seite wüsste. Malayka, möchtest du meine Königin werden? Mein Licht im Dunkeln, mein Fels in der Brandung?“ Malayka spürte, wie eine Träne über ihre Wange rollte. „Nichts wäre mir eine größere Ehre, Ahkmenrah.“ Ein Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Prinzen aus und er wirbelte Malayka herum. „Komm, lass es uns Mutter sagen. Wenn sie zustimmt, steht alles fest.“ Er ergriff ihre Hand und zusammen machten sie sich auf den Weg zu den Gemächern Shepseheret.


Mit steinerner Miene wohnte Kahmunrah Merenkahres Bestattung und Ahkmenrahs Krönung bei. Er sah zu, wie seinem kleinen Bruder die Ehre zuteilwurde, die rechtmäßig ihm gehörte. Hasserfüllt, und doch voller Verlangen, betrachtete Kahmunrah Malayka, die Frau seines Bruders. Weshalb bekam Ahkmenrah einfach alles? Er,  Kahmunrah, sollte der Thronerbe sein. Er sollte gekrönt werden. Er sollte herrschen und eine Frau haben. Und Ahkmenrah sollte in seinem Schatten stehen, nicht umgekehrt. Kahmunrah spürte, wie sich seine Hand zur Faust ballte. Das hier war ungerecht; gegen dem Wille der Götter. Doch er würde dafür sorgen, dass die Ordnung wiederhergestellt werden würde. Kurz konnte man ein kaltes Lächeln auf seinem Gesicht sehen, doch es verschwand sehr schnell. Ja, er würde dafür sorgen, dass Ahkmenrah nicht lange Pharao sein würde. Er würde seinem Beinamen alle Ehre machen.
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