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Ein Neuanfang der Gilde

von Lorenna
Kurzbeschreibung
GeschichteFantasy / P12 / Gen
Ceryni Hoher Lord Akkarin Lord Dannyl Lord Rothen Sonea Tayend von Tremmelin
30.09.2015
28.12.2016
23
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30.09.2015 1.495
 
Alles war still. Sonea blicke auf die drei Leichen, die vor der Universität lagen. Eine Woge der Erschöpfung schlug über ihr zusammen. Sie empfand keinen Triumpf. Keine Freude. Nur Leere. Sie drehte sich zu Akkarin um.
 Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Ich habe dir doch gesagt, du sollst mich nicht so lüstern ansehen.“
 Es geht ihm gut. Wir haben es geschafft. Wir haben es tatsächlich geschafft. Überglücklich, dass es ihm gut ging, warf sie sich um seinen Hals und Freudentränen rannen ihre Wangen herunter.
 Plötzlich krampfte Akkarin sich unter ihr zusammen und hustete einen Schwall Blut. Das Messer! Schnell tastete Sonea in ihrem Inneren nach ihrer Kraft. Doch von der einst prall gefüllten Lichtkugel war nicht mehr als ein schwaches Leuchten übrig geblieben. Nicht mehr, um sie noch bei Bewusstsein zu halten. Panik schlug über ihr zusammen als sie begriff, was das bedeutete. Sein Gesicht färbte sich zunehmend weißer, während ihm ein stetes Rinnsal Blut aus dem Mundwinkel lief.
 - Dorrien! Schnell! Akkarin verblutet! Sie ließ alle Vorsicht fallen und schickte ihren Geist nach den drei Magiern aus, die noch immer auf dem Dach der Universität standen.
Während sie sich wieder Akkarin zuwandte und ihn versuchte bei Bewusstsein zu halten, sah sie aus den Augenwinkeln, wie Dorrien kurzentschlossen von seinem Ausguck sprang und erst in letzter Sekunde eine Energiescheibe schuf, um seinen Aufprall zu verhindern. Eilig rannte er zu ihr hinüber.
 „Bin schon da, Sonea. Geh weg und lass mich meine Arbeit tun. Ich hoffe, ich habe noch genug Energie übrig …“, mit geübten Griffen schob er sie zur Seite und begutachtete die Verletzung ausführlich. „Sonea … ich …“
 „Dorrien, bitte!“ Sonea wusste genau, was er sagen wollte. Er hatte nicht mehr genug Energie übrig, um Akkarin zu retten. Aber wenn es Akkarin nicht mehr gab, dann würde es auch sie nicht mehr geben. Er durfte ihn nicht sterben lassen.
 Ein Druck um ihr Handgelenk ließ sie ihre Aufmerksamkeit wieder Akkarin zuwenden. Sein Gesicht war noch bleicher als vorher und er hatte tiefschwarze Schatten unter seinen Augen. „Lass mich gehen, Sonea… Du kannst nichts mehr machen. Ich…“ Erneut hustete er einen Schwall Blut. „Ich habe keine Magie mehr übrig, um mich selber zu heilen. Und Dorrien hat ebenfalls keine mehr.“
 „Sag das nicht! Du musst durchhalten! Die Gilde braucht dich! Kyralia braucht dich! ICH brauche dich!“, flehte sie und wieder flossen ihr heiße Tränen über die Wangen. Diesmal jedoch nicht vor Freude. „Dorrien, bitte!“
 „Ich kann nichts versprechen.“ In seinen blauen Augen spiegelte sich ihr schmerzverzerrtes Gesicht. Seine Stirn war vor Sorgenfalten verzogen. Dann seufzte er, krempelte entschlossen die Ärmel seiner Robe hoch und legte eine Hand an den Griff des Messers. „Wenn ich es komplett herausgezogen habe, musst du deine Hände auf die Wunde legen und so doll pressen, wie du kannst, Sonea. Hast du das verstanden?“ Er wartete ihr Nicken nicht ab, sondern zog die Klinge mit einer entschlossenen flüssigen Bewegung aus Akkarins Brust. Augenblicklich quoll Blut aus der Wunde und Sonea wusste nicht, wie sie diese verschließen sollte. Eiskalte Panik lähmte sie.
 Dorrien riss Akkarins Robe ein Stück auf, sodass er ihm die Hände auf die nackte Brust legen konnte und schloss konzentriert die Augen. Auf seiner Stirn bildeten sich Falten und Schweißperlen rannen ihm von den Schläfen. Aus Akkarins Atmung war nicht mehr als ein rasselndes Pfeifen geworden.
 „Seine Lungen sind zerfetzt und auch das Herz ist getroffen… So gut wie alle Blutgefäße in diesem Bereich sind zerstört“, murmelte er zwar mehr zu sich selbst als zu Sonea, jedoch wusste sie was das bedeutete: Wenn Dorrien dieses Chaos nicht innerhalb der nächsten Sekunden heilte, würde Akkarin verbluten. Jedoch benötigte er dazu seine Magie – und sein Vorrat war erschöpft.
 Plötzlich hörte sie Schritte hinter sich und wirbelte entschlossen herum. Wenn sie einen Ichani übersehen hätten, würde sie ihn zur Not auch mit ihren Händen bekämpfen. Akkarin würden sie nicht bekommen. Doch ihre Wut verflog sofort als sie sah, dass es sich um Rothen und Lord Balkan handelte, die sich zunickten und Dorrien schweigend ihre Hände auf die Schultern legten. Sofort entspannte sich seine Mine und sie hörte, wie sich Akkarins Atmung langsam normalisierte.
 Sie geben ihm ihre Kraft! Schoss es ihr durch den Kopf. Sie helfen Dorrien dabei, Akkarin zu heilen! Voller Bewunderung starrte Sonea die drei Magier an. Ein jeder hatte bis vor kurzem einen Grund gehabt, Akkarin zu hassen. Erst Rothen, denn er musste mitansehen, wie der Hohe Lord Sonea als Geisel nahm. Dann Dorrien, der sie an Akkarin verloren hatte und schließlich Balkan, der sich eingestehen musste, dass der Hohe Lord der Gilde schwarze Magie praktizierte und damit das Gesetz brach. Und nun waren genau diese drei Männer hier und versuchten, Akkarin das Leben zu retten.
 „Sonea“, eine kratzige raue Stimme riss sie aus ihren Gedanken und ließ sie hinabblicken. An den blutigen Krater mitten auf Akkarins Brust erinnerte nur noch eine rote Narbe, die durch ihre Finger leuchtete. Ihre Augen weiteten sich, als sie sich des Wunders bewusst wurde, dem sie gerade beigewohnt hatte.
 „Sonea“, versuchte es Akkarin erneut. Diesmal klang seine Stimme schon ein bisschen mehr nach ihm. Überrascht löste sie den Blick von seiner Brust und blinzelte ihm mit geweiteten Augen und offenem Mund ins Gesicht. Er lächelte sie an. „Würdest du bitte deine Hände von meiner Brust nehmen? Mir fällt das Atmen schwer, wenn du dich mit deinem gesamten Gewicht auf mich stemmst.“
 Als sie sich dieser Worte bewusst wurde, schossen ihr erneut Tränen in die Augen. Sie vergaß die Anwesenheit von Dorrien, Rothen und Balkan und warf sich lachend Akkarin um den Hals. „Du lebst! Du lebst wirklich!“ Sie nahm sein Gesicht in die Hände und betrachtete ihn genau. Langsam kehrte seine Gesichtsfarbe zurück und auch das bekannte durchdringende Glitzern war in seine Augen zurückgekehrt. „Ich liebe dich, Akkarin von Devlon!“ Dann küsste sie ihn als wäre er ihre Luft, die sie zum Atmen brauchte und er erwiderte den Kuss mit gleicher Leidenschaft.
 Ein Räuspern ließ sie schließlich viel zu schnell in die Realität zurück finden. „So interessant ich diese Entwicklung auch finde“, begann Balkan. „Aber ich denke, wir sollten der Gilde mitteilen, dass alle Ichani getötet wurden und die Stadt wieder sicher ist.“ Er gab sich alle Mühe, nicht in ihre Richtung zu blicken, sondern heuchelte starkes Interesse am Eingang zur Universität. Rothen starrte sie hingegen fassungslos mit offenem Mund an, während Dorrien grimmig seine Füße betrachtete. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt.
 Sofort ließ Sonea von Akkarin ab und spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss. Akkarin beobachtete sie mit einem schelmischen Grinsen und setzte sich langsam mit der Hilfe von Dorrien auf.
 - An alle Magier der Gilde. Ich verkünde hiermit, dass alle Ichani getötet wurden. Die Stadt ist wieder sicher. Kehrt umgehend in die Gilde zurück. Hallte Balkans Stimme durch ihre Gedanken.
 „Lord Dorrien, Lord Rothen. Was machen wir nun mit unseren beiden Rettern?“, wandte er sich schließlich an die beiden Magier, die überrascht die Augenbrauen hochzogen.
 „Wie meint ihr, Lord Balkan? Ihr habt doch nicht etwa vor, Akkarin und Sonea wieder des Landes zu verweisen nachdem sie uns gerettet haben?“, hakte Rothen verwirrt nach. Sonea blickte geschockt zwischen ihm und Balkan hin und her.
 - Mach dir keine Sorgen. Sie werden uns nicht zurückschicken. Sandte Akkarin ihr zu. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass er nach ihrer Hand gegriffen hatte und drückte diese nun dankbar.
 „Darüber muss die Gilde abstimmen. Aber ich bezweifle, dass der König eine erneute Verbannung wünscht nach dem, was heute beinahe passiert wäre, wenn die beiden nicht in der Stadt gewesen wären. Ich meinte viel mehr, wo wir sie nun hinbringen und ihnen die Gelegenheit geben, sich wieder zu erholen. Akkarin ist nicht mehr der Hohe Lord der Gilde, folglich weiß ich nicht, ob wir sie in die Residenz des Hohen Lords bringen sollten oder in die Magierquartiere – dort besitzen allerdings weder er noch Sonea einen Raum.“
 Sonea entspannte sich. Balkan ging es um Banalitäten, wo man sie unterbringen sollte! Fast hätte sie laut aufgelacht wegen dieser Nichtigkeit, konnte sich aber gerade noch zurückhalten und erstickte den Lachanfall in einem Hüsteln. Rothen warf ihr einen wissenden Schulterblick zu und seine angespannte Mine wurde weicher. „Bringt die beiden in meinen Gemächern unter. Dorrien und ich werden auf sie aufpassen bis die anderen hier sind, um uns abzulösen.“
 Balkan verschränkte die Arme vor der Brust und musterte die vier grimmig und abschätzend. Die Idee, Sonea und Akkarin nur durch eine dünne Wand zu trennen, gefiel ihm offensichtlich nicht besonders. Und falls er zu der Ansicht kommen sollte, dass man die beiden bewachen sollte, wären Dorrien und Rothen auch bestimmt nicht seine erste Wahl gewesen. Er schien jedoch auch keine bessere Idee zu haben, sodass er schließend seufzend die Arme sinken ließ. „Gut, einverstanden. Lord Dorrien, helft mir bitte, Akkarin zu stützen.“
 Sonea kämpfte sich langsam von ihrer sitzenden Position in die Höhe. Ihre gesamten Beine schmerzten, was sie erst jetzt bemerkte. Dann fing plötzlich der Boden an unter ihren Füßen zu schwanken und alles um sie herum wurde schwarz.
 
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