Was bleibt ...
Kurzbeschreibung
Gegensätze ziehen sich an. Die einen sagen: Es ist Wagemut, die anderen: Dummheit. Manchmal trifft das Herz eine Entscheidung, ohne zu fragen, ob es gut gehen wird. Wer hat das Recht zu urteilen, ob eine Liebe das Risiko wert war?
KurzgeschichteFreundschaft, Liebesgeschichte / P12 / Gen
15.08.2015
06.11.2015
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15.08.2015
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Die Texte sind im Rahmen des Projektes von Fredi Ann: Niemals stattfindende Gespräche entstanden.
Jeder für sich eine Momentaufnahme. Ein Augenblick in einer Beziehung, in der die Erde still steht, man tief Luft holt ... und dann doch nicht aussprechen kann, was die Seele gerade umtreibt. Dann ist der Augenblick vorbei, und die Chance unwiederbringlich vertan.
Für die einen ist es Liebe
Du wirst mich verlassen. Zärtlich betrachte ich Dein Gesicht im Schlaf. Mein Kopf ist ausgefüllt von diesem einen Gedanken. Laut hallte er durch die Leere, als rufe jemand in ein verlassenes Haus. Doch er macht mir schon lange keine Angst mehr. Er ist wie ein liebgewonnener Besucher, dem ich dabei zuschaue, wie er die leeren Räume einnimmt. Längst nicht nur Gedanke. Längst Gewissheit.
Alle anderen Gedanken habe ich vor langer Zeit schon ausgesperrt. Die, die davon sprechen, dass sich diese Liebe nicht lohnt. Die, die davor warnen, dass es wehtun wird. Die, die mir wütend vorwerfen, ich hänge mein Herz an eine aussichtlose Liebe. Die, die die mein Tun als Fehler verurteilen. Am hartnäckigsten waren die, die immer wieder nach Zeichen der Hoffnung suchten. Zu viele Gedanken, die eine Liebe töten konnten. Zu viele Gedanken für diese Liebe. Dieses eine Mal habe ich das Herz entscheiden lassen.
Du wirst mich verlassen. Das ist der einzige Gedanke, der bleiben durfte. Der bleiben musste. Damit ich die Wahrheit immer im Blick habe. Damit ich mich nicht belüge. Damit ich unsere Zeit nicht verschwende. Und damit ich mich nicht im Gefühl ertrinke.
Eine Haarsträhne kreuzt Deine Augenbraue und hat sich in Deinem Mundwinkel verfangen. Deine Lippen träumen. So einladend, dass ich an mich halten muss. Ich wage es nicht, Dich zu berühren, wage es nicht, etwas zu verändern. Nicht jetzt. Diesen Augenblick will ich festhalten. Er ist so scheu wie ein wilder Vogel, der auf dem Fensterbrett seinen Flug unterbricht. Ich kann nur innehalten und zuschauen.
Mit Dir hier zu liegen, macht mich zu einem glücklichen Menschen. Ich will Dich ansehen und spüren, dass Du in diesem Moment zu mir gehörst. So sehr spüren, dass ich dieses Gefühl immer wieder hervorholen kann. Dann, wenn Du nur noch eine Erinnerung bist. Meine glücklichste Erinnerung.
Du wirst mich verlassen. Aber noch nicht heute. Vielleicht morgen. Doch wer weiß das schon. Morgen ist nicht entscheidend. Heute ist der vollkommene Tag.
Von Anfang an liebtest Du mich nicht so sehr wie ich Dich. Erst quälte mich noch die Hoffnung. Drängelte sich durch jede Ritze, versprach vom Wachsen und vom Gleichgewicht, das die Zeit bringt. Doch Du wärest nicht die, die ich lieben wollte, wenn Du Dich mit einer geschenkten Liebe zufrieden gäbest. Dich hält nichts im Gleichgewicht. Dich zu lieben bedeutet ein Leben mit Ausschlägen. Aufsteigen in schwindelnde Höhen und Abstürzen in jähe Schwärze. Für Dich gibt es kein für immer. Für Dich gibt es nur Abenteuer. Du willst Dir die Liebe erobern, willst um sie kämpfen müssen. Willst Leiden ertragen, bis sich die Liebe erfüllt. Erst dann ist eine Liebe echt für Dich. Erst dann hat die Liebe für Dich einen Wert.
Bei mir musstest Du nichts davon. Nicht erobern, nicht kämpfen, nicht leiden. Meine Liebe war einfach da. Du brauchtest nur Ja sagen. Ganz einfach. Viel zu einfach für Dich.
Und doch ist meine Liebe echt. Sie ist so wie ich. Nicht schillernd, nicht geheimnisvoll, nicht widerborstig. Sondern einfach da. Warm und sicher. Ich bot Dir den Hafen, nachdem Du im letzten Sturm fast gekentert wärest. Du warst so verletzt, so schwach. Bei mir konntest Du Dich geborgen fühlen, konntest heilen, konntest Kraft tanken. Bei mir gab es eine Mitte. Diesen Platz, den Du verloren hattest. Du nahmst an, weil Dir in diesem Moment meine Liebe ein Anker war. Weil die Abenteuerlust, der Angst gewichen war. Weil die Kraft nicht mehr reichte für die Fahrten zwischen Himmel und Hölle.
Die letzten Monate hast Du die Stürme vorbeiziehen lassen. Hast Dich eingerollt in meiner Mitte und mich Deine Feste beschützen lassen. Bald wirst Du wieder aufbrechen wollen. Du wirst spüren, dass ich nicht genug bin. Dass mein Leben Dich einengt. Alles was ich Dir geben kann, wird plötzlich nicht mehr reichen. Der Schutzwall gegen die Fluten wird nur noch ein Gefängnis sein.
Vollmundig wird das Abenteuer seine Versprechungen in Dein Ohr flüstern, immer lauter werdend, und der Wunsch nach Sicherheit versiegen. Bald wirst Du wieder in den Kampf ziehen wollen. Wirst auf Neue auf die Suche gehen wollen. Eine Suche nach den Ausschlägen. Eine Suche, die nicht die meine ist.
Doch in diesem einen Moment, in dem Du noch nichts davon ahnst, gehören wir zusammen. Du zu mir und ich zu Dir. Du schläfst in meinen Armen, die einzige Wahrheit die gerade zählt. In diesem Augenblick ist unsere Liebe die kostbarste von allen. Ich kann die Zeit nicht anhalten. Morgen kann schon alles anders sein. Doch diesen einen Augenblick verschließe ich in meinem Herzen.
Du wirst mich verlassen. Zärtlich betrachte ich Dein Gesicht im Schlaf. Dieser Moment wird bleiben.
Jeder für sich eine Momentaufnahme. Ein Augenblick in einer Beziehung, in der die Erde still steht, man tief Luft holt ... und dann doch nicht aussprechen kann, was die Seele gerade umtreibt. Dann ist der Augenblick vorbei, und die Chance unwiederbringlich vertan.
~ * ~
Für die einen ist es Liebe
Du wirst mich verlassen. Zärtlich betrachte ich Dein Gesicht im Schlaf. Mein Kopf ist ausgefüllt von diesem einen Gedanken. Laut hallte er durch die Leere, als rufe jemand in ein verlassenes Haus. Doch er macht mir schon lange keine Angst mehr. Er ist wie ein liebgewonnener Besucher, dem ich dabei zuschaue, wie er die leeren Räume einnimmt. Längst nicht nur Gedanke. Längst Gewissheit.
Alle anderen Gedanken habe ich vor langer Zeit schon ausgesperrt. Die, die davon sprechen, dass sich diese Liebe nicht lohnt. Die, die davor warnen, dass es wehtun wird. Die, die mir wütend vorwerfen, ich hänge mein Herz an eine aussichtlose Liebe. Die, die die mein Tun als Fehler verurteilen. Am hartnäckigsten waren die, die immer wieder nach Zeichen der Hoffnung suchten. Zu viele Gedanken, die eine Liebe töten konnten. Zu viele Gedanken für diese Liebe. Dieses eine Mal habe ich das Herz entscheiden lassen.
Du wirst mich verlassen. Das ist der einzige Gedanke, der bleiben durfte. Der bleiben musste. Damit ich die Wahrheit immer im Blick habe. Damit ich mich nicht belüge. Damit ich unsere Zeit nicht verschwende. Und damit ich mich nicht im Gefühl ertrinke.
Eine Haarsträhne kreuzt Deine Augenbraue und hat sich in Deinem Mundwinkel verfangen. Deine Lippen träumen. So einladend, dass ich an mich halten muss. Ich wage es nicht, Dich zu berühren, wage es nicht, etwas zu verändern. Nicht jetzt. Diesen Augenblick will ich festhalten. Er ist so scheu wie ein wilder Vogel, der auf dem Fensterbrett seinen Flug unterbricht. Ich kann nur innehalten und zuschauen.
Mit Dir hier zu liegen, macht mich zu einem glücklichen Menschen. Ich will Dich ansehen und spüren, dass Du in diesem Moment zu mir gehörst. So sehr spüren, dass ich dieses Gefühl immer wieder hervorholen kann. Dann, wenn Du nur noch eine Erinnerung bist. Meine glücklichste Erinnerung.
Du wirst mich verlassen. Aber noch nicht heute. Vielleicht morgen. Doch wer weiß das schon. Morgen ist nicht entscheidend. Heute ist der vollkommene Tag.
Von Anfang an liebtest Du mich nicht so sehr wie ich Dich. Erst quälte mich noch die Hoffnung. Drängelte sich durch jede Ritze, versprach vom Wachsen und vom Gleichgewicht, das die Zeit bringt. Doch Du wärest nicht die, die ich lieben wollte, wenn Du Dich mit einer geschenkten Liebe zufrieden gäbest. Dich hält nichts im Gleichgewicht. Dich zu lieben bedeutet ein Leben mit Ausschlägen. Aufsteigen in schwindelnde Höhen und Abstürzen in jähe Schwärze. Für Dich gibt es kein für immer. Für Dich gibt es nur Abenteuer. Du willst Dir die Liebe erobern, willst um sie kämpfen müssen. Willst Leiden ertragen, bis sich die Liebe erfüllt. Erst dann ist eine Liebe echt für Dich. Erst dann hat die Liebe für Dich einen Wert.
Bei mir musstest Du nichts davon. Nicht erobern, nicht kämpfen, nicht leiden. Meine Liebe war einfach da. Du brauchtest nur Ja sagen. Ganz einfach. Viel zu einfach für Dich.
Und doch ist meine Liebe echt. Sie ist so wie ich. Nicht schillernd, nicht geheimnisvoll, nicht widerborstig. Sondern einfach da. Warm und sicher. Ich bot Dir den Hafen, nachdem Du im letzten Sturm fast gekentert wärest. Du warst so verletzt, so schwach. Bei mir konntest Du Dich geborgen fühlen, konntest heilen, konntest Kraft tanken. Bei mir gab es eine Mitte. Diesen Platz, den Du verloren hattest. Du nahmst an, weil Dir in diesem Moment meine Liebe ein Anker war. Weil die Abenteuerlust, der Angst gewichen war. Weil die Kraft nicht mehr reichte für die Fahrten zwischen Himmel und Hölle.
Die letzten Monate hast Du die Stürme vorbeiziehen lassen. Hast Dich eingerollt in meiner Mitte und mich Deine Feste beschützen lassen. Bald wirst Du wieder aufbrechen wollen. Du wirst spüren, dass ich nicht genug bin. Dass mein Leben Dich einengt. Alles was ich Dir geben kann, wird plötzlich nicht mehr reichen. Der Schutzwall gegen die Fluten wird nur noch ein Gefängnis sein.
Vollmundig wird das Abenteuer seine Versprechungen in Dein Ohr flüstern, immer lauter werdend, und der Wunsch nach Sicherheit versiegen. Bald wirst Du wieder in den Kampf ziehen wollen. Wirst auf Neue auf die Suche gehen wollen. Eine Suche nach den Ausschlägen. Eine Suche, die nicht die meine ist.
Doch in diesem einen Moment, in dem Du noch nichts davon ahnst, gehören wir zusammen. Du zu mir und ich zu Dir. Du schläfst in meinen Armen, die einzige Wahrheit die gerade zählt. In diesem Augenblick ist unsere Liebe die kostbarste von allen. Ich kann die Zeit nicht anhalten. Morgen kann schon alles anders sein. Doch diesen einen Augenblick verschließe ich in meinem Herzen.
Du wirst mich verlassen. Zärtlich betrachte ich Dein Gesicht im Schlaf. Dieser Moment wird bleiben.
~ * ~