Odyssee eines Terminkalenders
von Feael Silmarien
Kurzbeschreibung
Ein neuer Schüler macht Sweet Amoris unsicher. - Buchstäblich, denn sein unschöner Ruf eilt ihm voraus. Was für ein Pech für die schüchterne Viola, die ihm seinen Terminkalender wiedergeben muss! Doch nach und nach kommt sie seiner wahren Persönlichkeit auf die Schliche und lernt dabei auch noch, über ihren Schatten zu springen ... --- Widmung: Allen Schüchternen von einer, die nicht mehr so schüchtern ist wie früher.
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P12 / Gen
Alexy
Armin
Kim
Lysander
Viola
06.08.2015
12.11.2015
15
36.717
7
Alle Kapitel
28 Reviews
28 Reviews
Dieses Kapitel
4 Reviews
4 Reviews
06.08.2015
1.632
Odyssee eines Terminkalenders
Titel: Odyssee eines Terminkalenders
Autor/in: Feael Silmarien (Auf SA: Napoleone)
Altersempfehlung: P12
Genre: Romanze/Drama
Disclaimer: Alles gehört ChiNoMiko und Beemoov, mir nur meine Fantasie. Die Charaktere leihe ich mir nur aus und verdiene mit dieser FF kein Geld.
Kurzbeschreibung: Ein neuer Schüler macht Sweet Amoris unsicher. - Buchstäblich, denn sein unschöner Ruf eilt ihm voraus. Was für ein Pech für die schüchterne Viola, die ihm seinen Terminkalender wiedergeben muss! Doch nach und nach kommt sie seiner wahren Persönlichkeit auf die Schliche und lernt dabei auch noch, über ihren Schatten zu springen ...
Widmung: Allen Schüchternen von einer, die nicht mehr so schüchtern ist wie früher.
Anmerkungen: Meine Napoleone nimmt in dieser FF die Rolle der Sucrette ein. Spoilergefahr bis einschließlich Episode 22 - die Episoden danach wurden in dieser FF nicht berücksichtigt.
Updaterhythmus: Jeden Donnerstag erwartet euch ein neues Kapitel! Insgesamt sind es 15 Stück.
Cover: http://orig02.deviantart.net/9ffa/f/2014/273/a/0/mcl_fanfic_cover__odyssey_of_an_appointment_diary_by_feaelsilmarien-d812k1p.jpg
(Das Originalbild: http://orig02.deviantart.net/dae0/f/2014/273/7/8/mcl_fanfic_art__violette_x_platon_by_feaelsilmarien-d812io5.jpg)
Diese FF wird außerdem hier veröffentlicht: http://www.sweetamoris.de/forum/t76507,1-odyssee-eines-terminkalenders.htm
-----------------------------------------------------
Kapitel 1: Schuld und Sühne
Es war das Steißbein. Und die Nase, da zwei Biologiewälzer in ihrem Gesicht gelandet waren. Die Ecken der Buchdeckel hatten sich beim Sturz in ihre Oberarme gebohrt. Sie lag auf der Seite. Der Fußboden war kalt.
"Es ... Es tut mir ... Bist du okay?"
Eine Hand tätschelte vorsichtig ihre Schulter, doch Viola kniff nur die Augen zusammen. Es war alles ihre Schuld. Hätte sie nicht so viele Bücher geschleppt, dass sie nichts hatte sehen können ...
"Tut es sehr weh? Bleib liegen, ich werde einen Lehrer holen!"
"N-nein ...", entwich es beinahe tonlos zwischen Violas Lippen. "Ich ... Ich bin schon okay ..."
Langsam stemmte sie sich trotz der Schmerzen hoch und blickte zu Boden. Ihre Schuld. Mal wieder. Alles wegen ...
"Da bin ich erleichtert", seufzte die Person neben ihr. "Es tut mir wirklich so leid ... Ich kenne mich hier noch gar nicht aus und war wohl so damit beschäftigt, die Türschilder zu lesen, dass ... Ach, ist egal. Ich hätte besser aufpassen sollen. Wenn ich gewusst hätte, dass ich gleich am ersten Tag hier jemandem wehtun werde ..."
Zum ersten Mal seit dem Zusammenstoß traute sich Viola aufzusehen, und für einen Moment waren ihre Schuldgefühle wie weggeblasen: Neben ihr kniete ein Junge, den sie vorher noch nie gesehen hatte. Sein linkes Auge blickte sie besorgt an, während das rechte hinter einem dichten Vorhang grauer Haare verborgen blieb. Der Hals steckte in einem schwarzen Rollkragen, der Oberkörper in einer blauen Jacke mit einer diagonalen Knopfreihe und die rechte Hand war von einem schwarzen Handschuh verhüllt.
Ein Lächeln huschte über seine Lippen, als er ihr ins Gesicht sah.
"Der Schaden schreit nach einer Kompensation", sagte er. "Ich werde dich bei Gelegenheit auf ein Eis einladen. Das magst du doch, oder?"
Viola starrte ihn einige Sekunden lang an und wandte dann schnell ihr errötendes Gesicht weg. Er wollte was?!
"Das ... ist nicht nötig", sagte sie gedämpft.
Aus irgendeinem Grund wanderte sein linker Mundwinkel nach oben.
"Ich will ja nicht unhöflich sein, aber es liegt nicht an dir zu bestimmen, was nötig ist, um mein Gewissen zu beruhigen. Ich - ähem - habe tatsächlich eins."
Viola wollte etwas sagen. Sich über seine Logik wundern. Die Schuld auf sich nehmen. Sie öffnete sogar den Mund dafür, doch es kam kein Ton heraus.
"Warum läufst du eigentlich mit so vielen Büchern herum?", fragte er plötzlich, nachdem er seinen Blick endlich von ihr losgerissen hatte, und begann, selbige aufzusammeln. "Wenn du so viel tragen musst, hättest du es doch auch in mehreren Anläufen erledigen können."
"Ich ..." Viola spürte, wie sie wieder errötete. "Ich hatte es eilig."
Manchmal ... Nein. Sie hasste es immer, dass sie nicht "Nein" sagen konnte - auch nicht, wenn ein Lehrer sie bat, nach dem Unterricht beim Aufräumen zu helfen, obwohl sie versprochen hatte, pünktlich zum Treffen der Garten-AG zu kommen.
"Ich heiße übrigens Platon", plätscherte der Junge weiter, während er die zerknitterten Buchseiten wieder glättete und die Bücher auf einen Stapel türmte. Ein zweiter Stapel bestand aus lauter Mappen und losen Blättern - Anmeldeunterlagen, wie Viola erkannte. "Platon Maria, um genau zu sein. Und bevor die obligatorische Frage kommt: Ja, wirklich, und meine Eltern haben mich definitiv nicht nach meiner Meinung gefragt, als sie mir diesen Namen verpassten. - Nerds." Er zuckte resigniert mit den Schultern. "Das kommt eben davon, wenn der Vater mit den griechischen Philosophen und die Mutter mit Rainer Maria Rilke fremdgeht." Und da die Frage- und Ausrufezeichen in ihrem Gesicht wohl etwas zu deutlich waren, fügte er noch hinzu: "Beides mit ihren jeweiligen Fachgebieten verheiratete Doktortitelträger."
Aahah ... Platon also ... Viola bekam so langsam das Gefühl, dass es anständig wäre, sich ebenfalls vorzustellen.
"Ich ... Ich bin Viola", lispelte sie.
"Na, bei dir passt der Name!", grinste Platon und legte das letzte Buch auf den Stapel, den er sogleich mit einem kritischen Blick scannte. "Ich werde dir beim Tragen helfen."
Und ein erneutes Erröten ...
"Nicht nötig!", quiekte Viola. "D-danke für das Angebot, aber ich schaffe das schon."
"Sag mal, bist du masochistisch veranlagt? Das sind zu viele! Ich werde helfen, und keine Widerrede!"
Bestimmt hielt er sie für eine Idiotin ... Und sie konnte doch nicht zulassen, dass er sich diese Umstände antat!
"Junger Mann, wir warten hier schon seit zehn Minuten!"
Die Blicke von Viola und Platon richteten sich auf Mr. Faraize, der im Türrahmen des Lehrerzimmers stand.
"Wir ... hatten hier einen Unfall", rief Platon. "Tut mir leid. Ich komme gleich."
Er stand auf und reichte Viola die Hand.
"Sorry, dass ich die Bücher jetzt doch nicht tragen kann", sagte er, sobald sie sich wieder aufgerichtet hatte und feststellte, dass die Schmerzen mittlerweile weitestgehend abgeklungen waren. "Aber das Eisessen steht! Vergiss das nicht. Also dann ... Da ich ab morgen auf dieser Schule bin, sehen wir uns wohl demnächst wieder." Er schickte sich an zu gehen, drehte sich aber plötzlich noch einmal um und lächelte: "Sei vorsichtig mit den Büchern, okay?"
Ja, eindeutig: Er hielt sie für eine Idiotin, die nicht auf sich selbst aufpassen konnte, beschloss Viola. Sie nickte nur und blieb allein auf dem Hauptgang zurück. Der Unterricht war für diesen Tag zu Ende, und die wenigen Schüler, die noch da waren, hatten sich auf ihre AGs verteilt. Das sollte sie wohl auch bald machen. Bei ihren Walderdbeeren war sie eindeutig besser aufgehoben.
Doch kaum hatte sie den ersten Schritt in Richtung des Bücherstapels gemacht, stieß ihr Fuß etwas an, sodass es ein gutes Stück über den Boden schlitterte. Es war ... Es war ein kleines Büchlein, ein Terminkalender, in einem dunkelgrünen Einband. Viola hob es auf und blätterte es durch. Lauter leere Seiten, zwischendurch Notizen in einer umhertanzenden Krakelschrift, und beim aktuellen Datum war ein Foto eingelegt. Fremde Sachen zu inspizieren war zwar nicht unbedingt das Anständigste der Welt, aber irgendwie konnte Viola nicht der Versuchung widerstehen, es aus dem Büchlein herauszunehmen und genauer zu betrachten: Es war das Bild einer Familie mit zwei Eltern, die fröhlich in die Kamera grinsten, einer ungefähr achtjährigen, mürrisch dreinblickenden Tochter und einem grauhaarigen Jungen von etwa vier Jahren, der auf dem Schoß der Mutter saß und geistesabwesend an einem Buntstift knabberte. War das ... Platon? Und warum trug er dieses Foto mit sich?
Wie auch immer, sie musste es ihm zurückgeben. Er hatte es wohl beim Aufräumen übersehen und nicht auf den Stapel mit seinen Unterlagen gelegt. Aber jetzt zum Lehrerzimmer gehen und klopfen ..? Am Lehrerzimmer klopfen?! Wieder strömte Hitze über ihr Gesicht. Nein ... Nein, nein, das konnte sie nicht machen! Alleine ... klopfen ... reden ... erklären ... Ihre Hände begannen zu zittern.
Seufzend steckte sie das Büchlein in ihre Tasche. Sie würde es ihm bei Gelegenheit wiedergeben. Am nächsten Tag, wenn sie sich wieder über den Weg liefen. Jetzt würde sie doch nur stören ...
---
Als Viola sich am nächsten Morgen dem Schultor näherte, hatte sie immer noch keine Ahnung, wie sie Platon auf das Büchlein ansprechen sollte. Eigentlich sollte es doch so einfach sein, zu jemandem hinzugehen und ihm seinen Besitz in die Hand zu drücken. Doch er hielt sie für eine Idiotin. Würde er überhaupt mit ihr reden wollen? Würde er sie beachten? Was, wenn er sie einfach übersah? Dann müsste sie nach ihm rufen, ihm hinterherlaufen ... Und wäre das nicht aufdringlich?
Vielleicht sollte sie einfach eine Freundin bitten, es für sie zu erledigen ... Aber wen? Iris würde es bestimmt vergessen oder das Büchlein irgendwo liegen lassen, Kim würde sie eher ermutigen, es doch lieber selbst zu tun, und Napoleone ... O nein! Napoleone kam zwar gerne dieser Art von Bitten nach, aber sie war die letzte, die Viola fragen würde. Seit der Geschichte mit Alexy hatte sich Napoleone nämlich in den Kopf gesetzt, dass Viola unter die Haube gehörte, und würde weiß Gott was in die Sache hineininterpretieren. Aber Melody würde es vielleicht tun. Sie war nett, hilfsbereit und verantwortungsvoll ... Ja, sie würde Melody fragen.
Mit diesem festen Vorhaben trat Viola durch das Schultor - um eine eher unerwartete Art von Wiedersehen mit Platon zu haben. Genauer gesagt war es nur Viola, die Platon sah, während er selbst schwer damit beschäftigt war, Castiel anzuschreien, der wiederum vehement zurückfauchte.
Viola blinzelte. Na, das mit der Übergabe des Terminkalenders konnte ja heiter werden ...
-----------------------------------------------------
Fortsetzung folgt ...
Ich hoffe, die FF gefällt euch soweit! Für Lob und Kritik bin ich jederzeit offen. :)
Titel: Odyssee eines Terminkalenders
Autor/in: Feael Silmarien (Auf SA: Napoleone)
Altersempfehlung: P12
Genre: Romanze/Drama
Disclaimer: Alles gehört ChiNoMiko und Beemoov, mir nur meine Fantasie. Die Charaktere leihe ich mir nur aus und verdiene mit dieser FF kein Geld.
Kurzbeschreibung: Ein neuer Schüler macht Sweet Amoris unsicher. - Buchstäblich, denn sein unschöner Ruf eilt ihm voraus. Was für ein Pech für die schüchterne Viola, die ihm seinen Terminkalender wiedergeben muss! Doch nach und nach kommt sie seiner wahren Persönlichkeit auf die Schliche und lernt dabei auch noch, über ihren Schatten zu springen ...
Widmung: Allen Schüchternen von einer, die nicht mehr so schüchtern ist wie früher.
Anmerkungen: Meine Napoleone nimmt in dieser FF die Rolle der Sucrette ein. Spoilergefahr bis einschließlich Episode 22 - die Episoden danach wurden in dieser FF nicht berücksichtigt.
Updaterhythmus: Jeden Donnerstag erwartet euch ein neues Kapitel! Insgesamt sind es 15 Stück.
Cover: http://orig02.deviantart.net/9ffa/f/2014/273/a/0/mcl_fanfic_cover__odyssey_of_an_appointment_diary_by_feaelsilmarien-d812k1p.jpg
(Das Originalbild: http://orig02.deviantart.net/dae0/f/2014/273/7/8/mcl_fanfic_art__violette_x_platon_by_feaelsilmarien-d812io5.jpg)
Diese FF wird außerdem hier veröffentlicht: http://www.sweetamoris.de/forum/t76507,1-odyssee-eines-terminkalenders.htm
-----------------------------------------------------
Kapitel 1: Schuld und Sühne
Es war das Steißbein. Und die Nase, da zwei Biologiewälzer in ihrem Gesicht gelandet waren. Die Ecken der Buchdeckel hatten sich beim Sturz in ihre Oberarme gebohrt. Sie lag auf der Seite. Der Fußboden war kalt.
"Es ... Es tut mir ... Bist du okay?"
Eine Hand tätschelte vorsichtig ihre Schulter, doch Viola kniff nur die Augen zusammen. Es war alles ihre Schuld. Hätte sie nicht so viele Bücher geschleppt, dass sie nichts hatte sehen können ...
"Tut es sehr weh? Bleib liegen, ich werde einen Lehrer holen!"
"N-nein ...", entwich es beinahe tonlos zwischen Violas Lippen. "Ich ... Ich bin schon okay ..."
Langsam stemmte sie sich trotz der Schmerzen hoch und blickte zu Boden. Ihre Schuld. Mal wieder. Alles wegen ...
"Da bin ich erleichtert", seufzte die Person neben ihr. "Es tut mir wirklich so leid ... Ich kenne mich hier noch gar nicht aus und war wohl so damit beschäftigt, die Türschilder zu lesen, dass ... Ach, ist egal. Ich hätte besser aufpassen sollen. Wenn ich gewusst hätte, dass ich gleich am ersten Tag hier jemandem wehtun werde ..."
Zum ersten Mal seit dem Zusammenstoß traute sich Viola aufzusehen, und für einen Moment waren ihre Schuldgefühle wie weggeblasen: Neben ihr kniete ein Junge, den sie vorher noch nie gesehen hatte. Sein linkes Auge blickte sie besorgt an, während das rechte hinter einem dichten Vorhang grauer Haare verborgen blieb. Der Hals steckte in einem schwarzen Rollkragen, der Oberkörper in einer blauen Jacke mit einer diagonalen Knopfreihe und die rechte Hand war von einem schwarzen Handschuh verhüllt.
Ein Lächeln huschte über seine Lippen, als er ihr ins Gesicht sah.
"Der Schaden schreit nach einer Kompensation", sagte er. "Ich werde dich bei Gelegenheit auf ein Eis einladen. Das magst du doch, oder?"
Viola starrte ihn einige Sekunden lang an und wandte dann schnell ihr errötendes Gesicht weg. Er wollte was?!
"Das ... ist nicht nötig", sagte sie gedämpft.
Aus irgendeinem Grund wanderte sein linker Mundwinkel nach oben.
"Ich will ja nicht unhöflich sein, aber es liegt nicht an dir zu bestimmen, was nötig ist, um mein Gewissen zu beruhigen. Ich - ähem - habe tatsächlich eins."
Viola wollte etwas sagen. Sich über seine Logik wundern. Die Schuld auf sich nehmen. Sie öffnete sogar den Mund dafür, doch es kam kein Ton heraus.
"Warum läufst du eigentlich mit so vielen Büchern herum?", fragte er plötzlich, nachdem er seinen Blick endlich von ihr losgerissen hatte, und begann, selbige aufzusammeln. "Wenn du so viel tragen musst, hättest du es doch auch in mehreren Anläufen erledigen können."
"Ich ..." Viola spürte, wie sie wieder errötete. "Ich hatte es eilig."
Manchmal ... Nein. Sie hasste es immer, dass sie nicht "Nein" sagen konnte - auch nicht, wenn ein Lehrer sie bat, nach dem Unterricht beim Aufräumen zu helfen, obwohl sie versprochen hatte, pünktlich zum Treffen der Garten-AG zu kommen.
"Ich heiße übrigens Platon", plätscherte der Junge weiter, während er die zerknitterten Buchseiten wieder glättete und die Bücher auf einen Stapel türmte. Ein zweiter Stapel bestand aus lauter Mappen und losen Blättern - Anmeldeunterlagen, wie Viola erkannte. "Platon Maria, um genau zu sein. Und bevor die obligatorische Frage kommt: Ja, wirklich, und meine Eltern haben mich definitiv nicht nach meiner Meinung gefragt, als sie mir diesen Namen verpassten. - Nerds." Er zuckte resigniert mit den Schultern. "Das kommt eben davon, wenn der Vater mit den griechischen Philosophen und die Mutter mit Rainer Maria Rilke fremdgeht." Und da die Frage- und Ausrufezeichen in ihrem Gesicht wohl etwas zu deutlich waren, fügte er noch hinzu: "Beides mit ihren jeweiligen Fachgebieten verheiratete Doktortitelträger."
Aahah ... Platon also ... Viola bekam so langsam das Gefühl, dass es anständig wäre, sich ebenfalls vorzustellen.
"Ich ... Ich bin Viola", lispelte sie.
"Na, bei dir passt der Name!", grinste Platon und legte das letzte Buch auf den Stapel, den er sogleich mit einem kritischen Blick scannte. "Ich werde dir beim Tragen helfen."
Und ein erneutes Erröten ...
"Nicht nötig!", quiekte Viola. "D-danke für das Angebot, aber ich schaffe das schon."
"Sag mal, bist du masochistisch veranlagt? Das sind zu viele! Ich werde helfen, und keine Widerrede!"
Bestimmt hielt er sie für eine Idiotin ... Und sie konnte doch nicht zulassen, dass er sich diese Umstände antat!
"Junger Mann, wir warten hier schon seit zehn Minuten!"
Die Blicke von Viola und Platon richteten sich auf Mr. Faraize, der im Türrahmen des Lehrerzimmers stand.
"Wir ... hatten hier einen Unfall", rief Platon. "Tut mir leid. Ich komme gleich."
Er stand auf und reichte Viola die Hand.
"Sorry, dass ich die Bücher jetzt doch nicht tragen kann", sagte er, sobald sie sich wieder aufgerichtet hatte und feststellte, dass die Schmerzen mittlerweile weitestgehend abgeklungen waren. "Aber das Eisessen steht! Vergiss das nicht. Also dann ... Da ich ab morgen auf dieser Schule bin, sehen wir uns wohl demnächst wieder." Er schickte sich an zu gehen, drehte sich aber plötzlich noch einmal um und lächelte: "Sei vorsichtig mit den Büchern, okay?"
Ja, eindeutig: Er hielt sie für eine Idiotin, die nicht auf sich selbst aufpassen konnte, beschloss Viola. Sie nickte nur und blieb allein auf dem Hauptgang zurück. Der Unterricht war für diesen Tag zu Ende, und die wenigen Schüler, die noch da waren, hatten sich auf ihre AGs verteilt. Das sollte sie wohl auch bald machen. Bei ihren Walderdbeeren war sie eindeutig besser aufgehoben.
Doch kaum hatte sie den ersten Schritt in Richtung des Bücherstapels gemacht, stieß ihr Fuß etwas an, sodass es ein gutes Stück über den Boden schlitterte. Es war ... Es war ein kleines Büchlein, ein Terminkalender, in einem dunkelgrünen Einband. Viola hob es auf und blätterte es durch. Lauter leere Seiten, zwischendurch Notizen in einer umhertanzenden Krakelschrift, und beim aktuellen Datum war ein Foto eingelegt. Fremde Sachen zu inspizieren war zwar nicht unbedingt das Anständigste der Welt, aber irgendwie konnte Viola nicht der Versuchung widerstehen, es aus dem Büchlein herauszunehmen und genauer zu betrachten: Es war das Bild einer Familie mit zwei Eltern, die fröhlich in die Kamera grinsten, einer ungefähr achtjährigen, mürrisch dreinblickenden Tochter und einem grauhaarigen Jungen von etwa vier Jahren, der auf dem Schoß der Mutter saß und geistesabwesend an einem Buntstift knabberte. War das ... Platon? Und warum trug er dieses Foto mit sich?
Wie auch immer, sie musste es ihm zurückgeben. Er hatte es wohl beim Aufräumen übersehen und nicht auf den Stapel mit seinen Unterlagen gelegt. Aber jetzt zum Lehrerzimmer gehen und klopfen ..? Am Lehrerzimmer klopfen?! Wieder strömte Hitze über ihr Gesicht. Nein ... Nein, nein, das konnte sie nicht machen! Alleine ... klopfen ... reden ... erklären ... Ihre Hände begannen zu zittern.
Seufzend steckte sie das Büchlein in ihre Tasche. Sie würde es ihm bei Gelegenheit wiedergeben. Am nächsten Tag, wenn sie sich wieder über den Weg liefen. Jetzt würde sie doch nur stören ...
---
Als Viola sich am nächsten Morgen dem Schultor näherte, hatte sie immer noch keine Ahnung, wie sie Platon auf das Büchlein ansprechen sollte. Eigentlich sollte es doch so einfach sein, zu jemandem hinzugehen und ihm seinen Besitz in die Hand zu drücken. Doch er hielt sie für eine Idiotin. Würde er überhaupt mit ihr reden wollen? Würde er sie beachten? Was, wenn er sie einfach übersah? Dann müsste sie nach ihm rufen, ihm hinterherlaufen ... Und wäre das nicht aufdringlich?
Vielleicht sollte sie einfach eine Freundin bitten, es für sie zu erledigen ... Aber wen? Iris würde es bestimmt vergessen oder das Büchlein irgendwo liegen lassen, Kim würde sie eher ermutigen, es doch lieber selbst zu tun, und Napoleone ... O nein! Napoleone kam zwar gerne dieser Art von Bitten nach, aber sie war die letzte, die Viola fragen würde. Seit der Geschichte mit Alexy hatte sich Napoleone nämlich in den Kopf gesetzt, dass Viola unter die Haube gehörte, und würde weiß Gott was in die Sache hineininterpretieren. Aber Melody würde es vielleicht tun. Sie war nett, hilfsbereit und verantwortungsvoll ... Ja, sie würde Melody fragen.
Mit diesem festen Vorhaben trat Viola durch das Schultor - um eine eher unerwartete Art von Wiedersehen mit Platon zu haben. Genauer gesagt war es nur Viola, die Platon sah, während er selbst schwer damit beschäftigt war, Castiel anzuschreien, der wiederum vehement zurückfauchte.
Viola blinzelte. Na, das mit der Übergabe des Terminkalenders konnte ja heiter werden ...
-----------------------------------------------------
Fortsetzung folgt ...
Ich hoffe, die FF gefällt euch soweit! Für Lob und Kritik bin ich jederzeit offen. :)