Das Leben danach
von Dea-Mortis
Kurzbeschreibung
Was geschieht nachdem Snow White zur Königin gekrönt wurde? Wie geht es mit ihrer Beziehung zu Eric weiter?
GeschichteSchmerz/Trost, Liebesgeschichte / P12 / Gen
Eric "der Huntsman"
Snow White
04.08.2015
04.08.2015
2
4.585
1
04.08.2015
2.148
Part 1
„Spieglein, Spieglein an der Wand wer ist die Schönste im ganzen Land?“ sprach eine kalte Stimme.
Ein Dolch, der über ihr aufblitzte, während sie wehrlos am Boden lag.
„Du kannst mein Herz nicht haben.“
Eric, der sie durch das Kirchenschiff hinweg anlächelte. Sich umdrehte und ging.
Schweißgebadet wachte Snow White auf. Jede Nacht träumte sie von den Ereignissen der letzten Monate. Immer wieder. Nie änderte sich etwas. So sehr sie es sich auch wünschte.
Er ging trotzdem.
Er drehte sich um und verließ die Kirche. Als die Krönungszeremonie beendet war, hatte er seine Habe gepackt und das Schloß bereits verlassen. Seitdem hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Und das waren bereits drei Monate.
Sie setzte sich auf und sah sich um. Das helle Licht der Morgensonne schien in ihr Schlafgemach. Es machte den Raum, der solange Schreckliches beherbergt hatte heimelig und angenehm. Auch die kleine Feuerstelle inmitten des Raumes, verbreitete helles Licht und ließ den Raum erstrahlen. Bis auf eine Stelle. Sie blickte zu den dunklen Vorhängen.
Der Spiegel.
Er hing immer noch hier. Egal was sie machten, er ließ sich nicht abhängen. Ein Rest von Magie hielt ihn an Ort und Stelle. So blieb er.
Als Mahnmal.
Ein Mahnmal das jeden, der die königlichen Gemächer betrat daran erinnerte was sie verloren hatten. Und das nur, weil sie von überirdischer Schönheit geblendet waren.
Snow White seufzte, schlug die Decke zurück und setzte sich auf. Es brachte nichts, wenn sie dasaß und den ganzen Tag in ihren Gedanken verbrachte.
Entschlossen schwang sie ihre Beine aus dem Bett und stand auf. Noch immer gab es genug zu tun, seitdem sich das Königreich wieder unter der Herrschaft ihrer Familie befand. Ravennas Schreckensherrschaft hatte tiefe Narben hinterlassen und nur Snow White als legitime Erbin konnte diese verschwinden lassen.
Langsam ging sie zu der Truhe an ihrem Bettende und öffnete diese. Nach längerem Suchen fand sie ein geeignetes Gewand für einen langen Tag. Mühsam zog sie es an. Nach Jahren in Lumpen fand sie es noch immer ungewohnt derartige prachtvolle und unbequeme Gewänder zu tragen. Ihr Blick glitt zur anderen Seite des Gemachs. Dort, dem Spiegel gegenüber, hing ihre Rüstung über einem Ständer. Gus' Schwert hatte direkt daneben seinen Ehrenplatz. Ganz anders war diese Gewandung gewesen. In dieser hatte sie sich wohl gefühlt.
Mit ihm an ihrer Seite.
Sie schüttelte den Kopf. Schon wieder hing sie ihren Gedanken nach. Snow White drehte sich weg, umrundete die Feuerstelle und ging die Treppen hinab in den unteren Teil ihrer Räumlichkeiten. Nach einem kurzen Blick in einen kleinen Spiegel bürstete sie sich die Haare und befestigte eine Schmetterlingsspange in ihnen. Dann ging sie zu den Fenstern, setzte sich auf eine Bank und blickte hinaus aufs Meer.
Insgeheim hatte sie damals die Reise zu Lord Hammonds Burg genossen. Der weite Himmel über ihr und die weiche Erde unter ihr. All dies hatte ihr gezeigt, dass es wert war für die Freiheit zu kämpfen. Der Kampf war gewonnen, aber dennoch saß sie in der Falle. Seit der Krönung und der Übernahme der Regierungsgeschäfte fühlte sie sich mehr und mehr wie in einem goldenen Käfig. Wie gerne wäre sie jetzt dort draußen und würde die frische Luft spüren wollen.
Ein leichtes Klopfen ließ Snow White aus ihren Gedanken hochfahren. In denen sie sich unweigerlich doch verloren hatte. So wie jeden Morgen.
„Herein.“ kam über ihre Lippen.
Die Türflügel gingen auf und Greta trat in den Raum. Nachdem sie ihre Jugend und Schönheit zurückerlangt hatte, hatte sie beschlossen auf dem Schloss zu bleiben. Um dort Snow White zu dienen. Wie sehr es Snow White gefreut hatte ein bekanntes Gesicht um sich zu haben.
„Guten Morgen! Ich hoffe doch Ihr hab gut geschlafen.“ Sprach Greta und ließ die Türen hinter sich zufallen.
Anschließend ging sie durch den Raum auf Snow White zu, wobei sie ein Tablett in den Händen hielt. Vor der Königin stellte sie es auf einem Tisch ab. Die Rothaarige hob die Haube auf dem Tablett und darunter kam ein ausgiebiges Frühstück zum Vorschein.
Snow White nahm eine Tasse Tee von Greta entgegen. „Danke.“ Sie trank einen Schluck. „Ja das habe ich. Eigentlich zu gut.“
Sie nahm sich eine dicke Scheibe Brot und bestrich diese mit Butter und Honig. Sie biss hinein und genoss die Süße, sowie die Sonne die ihr den Rücken wärmte.
„Weißt du wie die Pläne für den heutigen Tag aussehen?“ Fragend sah Snow White zu Greta. Denn diese hatte inzwischen die Rolle der Haushofmeisterin inne. Und sie machte ihre Arbeit sehr gut. Snow White vertraute ihr voll und ganz.
Greta stellte ihre Tasse Tee ab und fing an zu sprechen. „Wie auch die letzten Tage, tagt auch heute der Rat. Eure Anwesenheit wird erwartet. Besprochen werden erneut die Reparaturen der umliegenden Dörfer, sowie der aktuelle Stand der Nahrungsversorgung der Bevölkerung. Sowie die Reformierung des Agrarsystems. Zudem muss über einen Steuersatz verhandelt werden, damit der Staatshaushalt saniert werden kann. Und...“ Sie blickte Snow White an. Wohl wissend wie sehr sie den nächsten Punkt hassen würde. „Zudem geht es um Eure geplante Vermählung mit Lord William, der Ihr immer noch nicht zugestimmt habt.“
Snow White seufzte. Die ersten Punkte die Greta genannt hatte waren in ihren Augen durchaus sinnvoll und auch nötig. Aber der letzte... Sie wusste das es von ihr erwartet wurde zu heiraten und ihre Blutlinie fortzuführen. Und William war in den Augen ihrer Berater eine durchaus akzeptable Wahl. Sie verstanden nicht warum sie sich immer wieder hinausredete und eine endgültige Zusage immer wieder hinausschob.
Sie wischte sich die Hände an einer Serviette ab und stand auf. Greta folgte ihr. Snow White warf noch einmal einen wehmütigen Blick aus dem Fenster, bevor sie sich zum gehen abwandte.
„Dann wollen wir doch beginnen. Es wird ein langer Tag.“ Sprach die Königin. So wie auch die letzten, ging es ihr durch den Kopf. Gemeinsam verließen die beiden Frauen den Raum.
Still und ruhig lagen die Räumlichkeiten der Königin jetzt da. Nur ein leiser, unmerklicher Windhauch brachte Bewegung in die Vorhänge die den Spiegel verbargen.
Und ob es ein langer Tag wurde. Snow White fuhr sich mit den Händen müde über ihr Gesicht. Schon seit den frühen Morgenstunden saß sie mit den acht Fürsten in der Ratshalle zusammen und ging alle Punkte der Tagesordnung durch. Ihr Mund war inzwischen ausgedörrt wie das Ödland und der Becher vor ihr war schon lange leer.
Suchend sah sie sich um. Ein nebenstehender Lakai bemerkte ihren Blick und eilte mit einer Karaffe zu ihr. Dort schenkte er ihr nach und gab ihr somit einen kurzen Moment in dem sie nachdenken konnte. Sie nahm einen kleinen Schluck und genoss den Geschmack des Apfelweins, der seit kurzem gekeltert wurde. Gedankenverloren hörte sie den hitzigen Diskussionen der Fürsten zu.
Sie stellte den Becher ab und räusperte sich. „Meine Herren! Bitte mäßigen sie sich. Wir haben in den letzten Wochen bereits viel erreicht. Mehr als eigentlich zu schaffen war. Überstürzen wir nichts.“ Snow White sah die sie umgebenden Männer an. „Deswegen würde ich jetzt anraten eine kleine Pause zu machen. Damit sich die Gemüter etwas abkühlen können.“
Mit diesen Worten erhob sie sich aus ihrem geschnitzten Lehnstuhl und verließ schnellen Schrittes die Ratshalle. Snow White ging so schnell, dass sie die Einwände der Fürsten nicht mehr hörte. Eilig stieg sie Stufen hinab und durchschritt mehrere Bogengänge bevor sie an ihrem Ziel angelangte.
Im Palastgarten. Dort wo auch der große Apfelbaum stand. Sie setzte sich auf die kleine Bank unter dem Baum und sah in die grüne Krone hinauf. Vereinzelt sah sie noch ein paar weiße Blüten.
Hier war sie gerne. Hier konnten ihre Gedanken zur Ruhe kommen. Hier konnte sie einfach Snow White sein und nicht die Königin. Ihr Blick glitt über die ordentliche Rasenfläche. Sie hatte angeordnet das die Gärtner hier als erstes ihre Arbeit verrichteten. Damit sie im Laufe des Tages, wenn die Ratssitzungen sie erschöpften, hier Ruhe und Frieden finden konnte.
Snow White lehnte sich gegen den Stamm des Baumes und schloss die Augen. Die Sonne schien durch die Blätter und erreichte ihr Gesicht. Ihre Wangen zeigten einen leichten Rotschimmer und ein friedliches Lächeln lag auf ihrem Gesicht. Sie nahm einen tiefen Atemzug und entspannte ihre Muskeln.
Es tat ihm Leid sie stören zu müssen. Sie hatte nur noch wenige solcher Augenblicke in denen sie für sich sein konnte. Vorsichtig ging er auf sie zu. Unter seinen Stiefeln knirschte es. Er hatte nicht aufgepasst und war auf einen kleinen Ast getreten.
„William! Was willst du hier?“ Sie hielt ihre Augen immer noch geschlossen, hatte den Kopf aber leicht in seine Richtung geneigt. Ihm viel die Anspannung auf, die in ihrem Gesicht aufgetaucht war, nachdem er aufgetaucht war.
Das sie so zielsicher seinen Namen genannt hatte erstaunte William nicht. Schon als Kinder waren sie oft die einzigen gewesen die hierhergekommen waren. Seit der Krönung war er auch paar Mal in den Garten gekommen. Sie musste ihn gesehen haben. Denn wie oft war auch Snow White hier anzutreffen.
Er ging langsam auf sie zu und setzte sie auf die Bank neben sie. „Ich war auf der Suche nach dir. Es sind bereits zwei Stunden vergangen seitdem du den Rat verlassen hast.“ Er sah wie sie überrascht ihre Augen aufschlug und von der Bank aufsprang.
„Was? O mein Gott! Ich muss wohl eingeschlafen sein!“ Sie lief aufgeregt im Kreis herum. „Was werden die Fürsten wohl denken?“
William fasste sie an der Hand und zwang sie somit stehen zu bleiben. „Sie werden nichts schlechtes denken.“ Sagte er sanft. „Sie alle sehen wie sehr du dich bemühst um das Königreich aufzubauen. Sie sehen die Erfolge.“
Mit dem Daumen strich er sanft über ihren Handrücken. Snow White riss ihre Augen auf und entriss ihm ihre Hand. Diese presste sie dann gegen ihre Brust, so als hätte sie diese verbrannt.
„Ich danke dir mich geweckt zu haben.“ Mit diesen Worten drehte Snow White sich um und lief davon. Die Ruhe, die sie bis vor wenigen Augenblicken noch gespürt hatte war dahin.
Zurück ließ sie William, der immer noch auf der Bank saß. Der immer noch seine Hand erhoben hatte, so als würde er die ihre noch halten. Der ihr hinterher sah und zu spüren meinte wie sein Herz brach. Langsam ließ er seinen Arm sinken. Er stütze ihn auf seinen Knien und barg seinen Kopf darin. Etwas hatte sich verändert.
Sie hatte sich verändert. Als Kinder hatte er zu spüren gemeint, dass sie in ihm mehr sah als einen Spielkameraden. Er hatte die Blicke ihrer Väter gespürt und gewusst was sie insgeheim beredeten. William hatte sich mit dem Gedanken angefreundet und über die Jahre hinweg hatte sich Snow White fest in seinem Kopf verankert. Für ihn würde nie eine andere Frau in Frage kommen. Ihr Platz war an seiner Seite. So sehr sie sich auch verändert hatte.
Aber woran lag das?
Es konnten nicht nur die Jahre im Kerker sein. Sie waren prägend, aber nicht alles. Vielleicht die Flucht, oder das Jagd auf sie gemacht wurde. Nicht zu vergessen der Kampf und das sie sich die Krone zurück geholt hatte. Aber das war nicht alles. Etwas fehlte und William kam nicht darauf. So sehr er auch darüber nachsann.
Er blickte zur Seite und sah etwas, was ihm den Atem stocken ließ. Eine Axt. Nur eine kleine, wie sie die Gärtner wohl benutzten. Aber ihm viel sie in Bezug auf jemand anderen ein.
„Der Jäger!“ Entschlüpfte es seinen Lippen.
Er war es. Derjenige der Snow White verändert hatte. Jetzt fiel es William auch ein. Sie hatte seinen Blick bei der Krönung zwar erwidert, war aber mit ihren braunen Augen suchend weiter gewandert. William hatte sich umgewandt und den Jäger erblickt. Der Jäger, der die Augen nicht von Snow White wenden konnte. Hatte gesehen wie sich ihre Blicke miteinander verflochten hatten und sie ihn angelächelt hatte.
Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte William einen Stich in seinem Herzen verspürt. Er wollte sich damals und auch jetzt nicht eingestehen das er die Königin an einen Unwürdigen verlor. An einen Mann, der nichts hatte und auch ein Nichts war.
Er stand langsam auf und ging durch den Garten zu der kleinen Axt. Er hob sie hoch und blickte wütend auf das Werkzeug. Er hob sie hoch und ließ sie wütend auf einen Stapel Holz hinabsausen. Immer und immer wieder. Solange bis er keuchend und vornübergebeugt dastand.
Er würde sie nicht verlieren. Sie würde wieder zu ihm zurückkehren. Und sollte es nicht gelingen das sie den Jäger vergaß, dann würde der Jäger eben verschwinden müssen.
William ließ die Axt fallen und erhob sich. Er blickte hinauf zur Sonne und ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht, während sich in seinem Kopf ein Plan zurechtlegte.
Hi ihr Lieben!
Hab beim Stöbern durch meinen PC diese kleine Geschichte gefunden. Habe ich damals direkt nachdem ich im Kino war geschrieben. Leider ist sie nicht fertig geworden. Aber ich fand den Anfang durchaus vielversprechend.
Viel Spaß beim lesen. Würde mich auch sehr über Reviews freuen.
LG Dea
„Spieglein, Spieglein an der Wand wer ist die Schönste im ganzen Land?“ sprach eine kalte Stimme.
Ein Dolch, der über ihr aufblitzte, während sie wehrlos am Boden lag.
„Du kannst mein Herz nicht haben.“
Eric, der sie durch das Kirchenschiff hinweg anlächelte. Sich umdrehte und ging.
Schweißgebadet wachte Snow White auf. Jede Nacht träumte sie von den Ereignissen der letzten Monate. Immer wieder. Nie änderte sich etwas. So sehr sie es sich auch wünschte.
Er ging trotzdem.
Er drehte sich um und verließ die Kirche. Als die Krönungszeremonie beendet war, hatte er seine Habe gepackt und das Schloß bereits verlassen. Seitdem hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Und das waren bereits drei Monate.
Sie setzte sich auf und sah sich um. Das helle Licht der Morgensonne schien in ihr Schlafgemach. Es machte den Raum, der solange Schreckliches beherbergt hatte heimelig und angenehm. Auch die kleine Feuerstelle inmitten des Raumes, verbreitete helles Licht und ließ den Raum erstrahlen. Bis auf eine Stelle. Sie blickte zu den dunklen Vorhängen.
Der Spiegel.
Er hing immer noch hier. Egal was sie machten, er ließ sich nicht abhängen. Ein Rest von Magie hielt ihn an Ort und Stelle. So blieb er.
Als Mahnmal.
Ein Mahnmal das jeden, der die königlichen Gemächer betrat daran erinnerte was sie verloren hatten. Und das nur, weil sie von überirdischer Schönheit geblendet waren.
Snow White seufzte, schlug die Decke zurück und setzte sich auf. Es brachte nichts, wenn sie dasaß und den ganzen Tag in ihren Gedanken verbrachte.
Entschlossen schwang sie ihre Beine aus dem Bett und stand auf. Noch immer gab es genug zu tun, seitdem sich das Königreich wieder unter der Herrschaft ihrer Familie befand. Ravennas Schreckensherrschaft hatte tiefe Narben hinterlassen und nur Snow White als legitime Erbin konnte diese verschwinden lassen.
Langsam ging sie zu der Truhe an ihrem Bettende und öffnete diese. Nach längerem Suchen fand sie ein geeignetes Gewand für einen langen Tag. Mühsam zog sie es an. Nach Jahren in Lumpen fand sie es noch immer ungewohnt derartige prachtvolle und unbequeme Gewänder zu tragen. Ihr Blick glitt zur anderen Seite des Gemachs. Dort, dem Spiegel gegenüber, hing ihre Rüstung über einem Ständer. Gus' Schwert hatte direkt daneben seinen Ehrenplatz. Ganz anders war diese Gewandung gewesen. In dieser hatte sie sich wohl gefühlt.
Mit ihm an ihrer Seite.
Sie schüttelte den Kopf. Schon wieder hing sie ihren Gedanken nach. Snow White drehte sich weg, umrundete die Feuerstelle und ging die Treppen hinab in den unteren Teil ihrer Räumlichkeiten. Nach einem kurzen Blick in einen kleinen Spiegel bürstete sie sich die Haare und befestigte eine Schmetterlingsspange in ihnen. Dann ging sie zu den Fenstern, setzte sich auf eine Bank und blickte hinaus aufs Meer.
Insgeheim hatte sie damals die Reise zu Lord Hammonds Burg genossen. Der weite Himmel über ihr und die weiche Erde unter ihr. All dies hatte ihr gezeigt, dass es wert war für die Freiheit zu kämpfen. Der Kampf war gewonnen, aber dennoch saß sie in der Falle. Seit der Krönung und der Übernahme der Regierungsgeschäfte fühlte sie sich mehr und mehr wie in einem goldenen Käfig. Wie gerne wäre sie jetzt dort draußen und würde die frische Luft spüren wollen.
Ein leichtes Klopfen ließ Snow White aus ihren Gedanken hochfahren. In denen sie sich unweigerlich doch verloren hatte. So wie jeden Morgen.
„Herein.“ kam über ihre Lippen.
Die Türflügel gingen auf und Greta trat in den Raum. Nachdem sie ihre Jugend und Schönheit zurückerlangt hatte, hatte sie beschlossen auf dem Schloss zu bleiben. Um dort Snow White zu dienen. Wie sehr es Snow White gefreut hatte ein bekanntes Gesicht um sich zu haben.
„Guten Morgen! Ich hoffe doch Ihr hab gut geschlafen.“ Sprach Greta und ließ die Türen hinter sich zufallen.
Anschließend ging sie durch den Raum auf Snow White zu, wobei sie ein Tablett in den Händen hielt. Vor der Königin stellte sie es auf einem Tisch ab. Die Rothaarige hob die Haube auf dem Tablett und darunter kam ein ausgiebiges Frühstück zum Vorschein.
Snow White nahm eine Tasse Tee von Greta entgegen. „Danke.“ Sie trank einen Schluck. „Ja das habe ich. Eigentlich zu gut.“
Sie nahm sich eine dicke Scheibe Brot und bestrich diese mit Butter und Honig. Sie biss hinein und genoss die Süße, sowie die Sonne die ihr den Rücken wärmte.
„Weißt du wie die Pläne für den heutigen Tag aussehen?“ Fragend sah Snow White zu Greta. Denn diese hatte inzwischen die Rolle der Haushofmeisterin inne. Und sie machte ihre Arbeit sehr gut. Snow White vertraute ihr voll und ganz.
Greta stellte ihre Tasse Tee ab und fing an zu sprechen. „Wie auch die letzten Tage, tagt auch heute der Rat. Eure Anwesenheit wird erwartet. Besprochen werden erneut die Reparaturen der umliegenden Dörfer, sowie der aktuelle Stand der Nahrungsversorgung der Bevölkerung. Sowie die Reformierung des Agrarsystems. Zudem muss über einen Steuersatz verhandelt werden, damit der Staatshaushalt saniert werden kann. Und...“ Sie blickte Snow White an. Wohl wissend wie sehr sie den nächsten Punkt hassen würde. „Zudem geht es um Eure geplante Vermählung mit Lord William, der Ihr immer noch nicht zugestimmt habt.“
Snow White seufzte. Die ersten Punkte die Greta genannt hatte waren in ihren Augen durchaus sinnvoll und auch nötig. Aber der letzte... Sie wusste das es von ihr erwartet wurde zu heiraten und ihre Blutlinie fortzuführen. Und William war in den Augen ihrer Berater eine durchaus akzeptable Wahl. Sie verstanden nicht warum sie sich immer wieder hinausredete und eine endgültige Zusage immer wieder hinausschob.
Sie wischte sich die Hände an einer Serviette ab und stand auf. Greta folgte ihr. Snow White warf noch einmal einen wehmütigen Blick aus dem Fenster, bevor sie sich zum gehen abwandte.
„Dann wollen wir doch beginnen. Es wird ein langer Tag.“ Sprach die Königin. So wie auch die letzten, ging es ihr durch den Kopf. Gemeinsam verließen die beiden Frauen den Raum.
Still und ruhig lagen die Räumlichkeiten der Königin jetzt da. Nur ein leiser, unmerklicher Windhauch brachte Bewegung in die Vorhänge die den Spiegel verbargen.
Und ob es ein langer Tag wurde. Snow White fuhr sich mit den Händen müde über ihr Gesicht. Schon seit den frühen Morgenstunden saß sie mit den acht Fürsten in der Ratshalle zusammen und ging alle Punkte der Tagesordnung durch. Ihr Mund war inzwischen ausgedörrt wie das Ödland und der Becher vor ihr war schon lange leer.
Suchend sah sie sich um. Ein nebenstehender Lakai bemerkte ihren Blick und eilte mit einer Karaffe zu ihr. Dort schenkte er ihr nach und gab ihr somit einen kurzen Moment in dem sie nachdenken konnte. Sie nahm einen kleinen Schluck und genoss den Geschmack des Apfelweins, der seit kurzem gekeltert wurde. Gedankenverloren hörte sie den hitzigen Diskussionen der Fürsten zu.
Sie stellte den Becher ab und räusperte sich. „Meine Herren! Bitte mäßigen sie sich. Wir haben in den letzten Wochen bereits viel erreicht. Mehr als eigentlich zu schaffen war. Überstürzen wir nichts.“ Snow White sah die sie umgebenden Männer an. „Deswegen würde ich jetzt anraten eine kleine Pause zu machen. Damit sich die Gemüter etwas abkühlen können.“
Mit diesen Worten erhob sie sich aus ihrem geschnitzten Lehnstuhl und verließ schnellen Schrittes die Ratshalle. Snow White ging so schnell, dass sie die Einwände der Fürsten nicht mehr hörte. Eilig stieg sie Stufen hinab und durchschritt mehrere Bogengänge bevor sie an ihrem Ziel angelangte.
Im Palastgarten. Dort wo auch der große Apfelbaum stand. Sie setzte sich auf die kleine Bank unter dem Baum und sah in die grüne Krone hinauf. Vereinzelt sah sie noch ein paar weiße Blüten.
Hier war sie gerne. Hier konnten ihre Gedanken zur Ruhe kommen. Hier konnte sie einfach Snow White sein und nicht die Königin. Ihr Blick glitt über die ordentliche Rasenfläche. Sie hatte angeordnet das die Gärtner hier als erstes ihre Arbeit verrichteten. Damit sie im Laufe des Tages, wenn die Ratssitzungen sie erschöpften, hier Ruhe und Frieden finden konnte.
Snow White lehnte sich gegen den Stamm des Baumes und schloss die Augen. Die Sonne schien durch die Blätter und erreichte ihr Gesicht. Ihre Wangen zeigten einen leichten Rotschimmer und ein friedliches Lächeln lag auf ihrem Gesicht. Sie nahm einen tiefen Atemzug und entspannte ihre Muskeln.
Es tat ihm Leid sie stören zu müssen. Sie hatte nur noch wenige solcher Augenblicke in denen sie für sich sein konnte. Vorsichtig ging er auf sie zu. Unter seinen Stiefeln knirschte es. Er hatte nicht aufgepasst und war auf einen kleinen Ast getreten.
„William! Was willst du hier?“ Sie hielt ihre Augen immer noch geschlossen, hatte den Kopf aber leicht in seine Richtung geneigt. Ihm viel die Anspannung auf, die in ihrem Gesicht aufgetaucht war, nachdem er aufgetaucht war.
Das sie so zielsicher seinen Namen genannt hatte erstaunte William nicht. Schon als Kinder waren sie oft die einzigen gewesen die hierhergekommen waren. Seit der Krönung war er auch paar Mal in den Garten gekommen. Sie musste ihn gesehen haben. Denn wie oft war auch Snow White hier anzutreffen.
Er ging langsam auf sie zu und setzte sie auf die Bank neben sie. „Ich war auf der Suche nach dir. Es sind bereits zwei Stunden vergangen seitdem du den Rat verlassen hast.“ Er sah wie sie überrascht ihre Augen aufschlug und von der Bank aufsprang.
„Was? O mein Gott! Ich muss wohl eingeschlafen sein!“ Sie lief aufgeregt im Kreis herum. „Was werden die Fürsten wohl denken?“
William fasste sie an der Hand und zwang sie somit stehen zu bleiben. „Sie werden nichts schlechtes denken.“ Sagte er sanft. „Sie alle sehen wie sehr du dich bemühst um das Königreich aufzubauen. Sie sehen die Erfolge.“
Mit dem Daumen strich er sanft über ihren Handrücken. Snow White riss ihre Augen auf und entriss ihm ihre Hand. Diese presste sie dann gegen ihre Brust, so als hätte sie diese verbrannt.
„Ich danke dir mich geweckt zu haben.“ Mit diesen Worten drehte Snow White sich um und lief davon. Die Ruhe, die sie bis vor wenigen Augenblicken noch gespürt hatte war dahin.
Zurück ließ sie William, der immer noch auf der Bank saß. Der immer noch seine Hand erhoben hatte, so als würde er die ihre noch halten. Der ihr hinterher sah und zu spüren meinte wie sein Herz brach. Langsam ließ er seinen Arm sinken. Er stütze ihn auf seinen Knien und barg seinen Kopf darin. Etwas hatte sich verändert.
Sie hatte sich verändert. Als Kinder hatte er zu spüren gemeint, dass sie in ihm mehr sah als einen Spielkameraden. Er hatte die Blicke ihrer Väter gespürt und gewusst was sie insgeheim beredeten. William hatte sich mit dem Gedanken angefreundet und über die Jahre hinweg hatte sich Snow White fest in seinem Kopf verankert. Für ihn würde nie eine andere Frau in Frage kommen. Ihr Platz war an seiner Seite. So sehr sie sich auch verändert hatte.
Aber woran lag das?
Es konnten nicht nur die Jahre im Kerker sein. Sie waren prägend, aber nicht alles. Vielleicht die Flucht, oder das Jagd auf sie gemacht wurde. Nicht zu vergessen der Kampf und das sie sich die Krone zurück geholt hatte. Aber das war nicht alles. Etwas fehlte und William kam nicht darauf. So sehr er auch darüber nachsann.
Er blickte zur Seite und sah etwas, was ihm den Atem stocken ließ. Eine Axt. Nur eine kleine, wie sie die Gärtner wohl benutzten. Aber ihm viel sie in Bezug auf jemand anderen ein.
„Der Jäger!“ Entschlüpfte es seinen Lippen.
Er war es. Derjenige der Snow White verändert hatte. Jetzt fiel es William auch ein. Sie hatte seinen Blick bei der Krönung zwar erwidert, war aber mit ihren braunen Augen suchend weiter gewandert. William hatte sich umgewandt und den Jäger erblickt. Der Jäger, der die Augen nicht von Snow White wenden konnte. Hatte gesehen wie sich ihre Blicke miteinander verflochten hatten und sie ihn angelächelt hatte.
Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte William einen Stich in seinem Herzen verspürt. Er wollte sich damals und auch jetzt nicht eingestehen das er die Königin an einen Unwürdigen verlor. An einen Mann, der nichts hatte und auch ein Nichts war.
Er stand langsam auf und ging durch den Garten zu der kleinen Axt. Er hob sie hoch und blickte wütend auf das Werkzeug. Er hob sie hoch und ließ sie wütend auf einen Stapel Holz hinabsausen. Immer und immer wieder. Solange bis er keuchend und vornübergebeugt dastand.
Er würde sie nicht verlieren. Sie würde wieder zu ihm zurückkehren. Und sollte es nicht gelingen das sie den Jäger vergaß, dann würde der Jäger eben verschwinden müssen.
William ließ die Axt fallen und erhob sich. Er blickte hinauf zur Sonne und ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht, während sich in seinem Kopf ein Plan zurechtlegte.
Hi ihr Lieben!
Hab beim Stöbern durch meinen PC diese kleine Geschichte gefunden. Habe ich damals direkt nachdem ich im Kino war geschrieben. Leider ist sie nicht fertig geworden. Aber ich fand den Anfang durchaus vielversprechend.
Viel Spaß beim lesen. Würde mich auch sehr über Reviews freuen.
LG Dea