Marceline's Kreischen ließ nicht nach. Aber es war inzwischen etwas leiser geworden. Ich glaube, sie wurde müde. Als Jake sie heraus ließ, lag sie auf dem Boden und schaute böse ins Nichts. Dann fing sie an zu schweben. Jetzt schaute sie in der Luft böse ins Nichts.
Sie schwebte da oben ungefähr eine Stunde lang und sagte gar nichts. Wahrscheinlich wollte sie sich selbst nicht hören.
Ich betrachtete meinen neuen Körper im Spiegel. Von vorne. Von hinten. Und ich war mir einig, verdammt sah ich gut aus!
Jake kam herein.
"Hey, Kumpel, was machst'n du da?"
"Zieh dir das rein!"
Ich posierte vor Jake wie auf einem Wettbewerb.
"Bähm bähm! Wooho~"
Das war irgendwie lustig. Ich mochte meinen neuen Körper ein wenig...
Ich zog mir mein Shirt an und ging zu Marceline. Sie schwebte über mir und sagte immer noch keinen Ton. Ich tippte sie an. Nichts passierte. Ich tippte sie noch einmal an. Und nochmal. Und nochmal. Und noch-
"WAS?!"
Ich erschrak ein wenig und zuckte zusammen.
"Bist du okay?"
"Klar, mir geht's prima!"
Ihr sarkastischer Unterton war nicht zu überhören. Ich glaube, es war besser, gar nichts mehr zu sagen. Ich entfernte mich und Marceline's Blick schweifte wieder in die Ferne.
Ich ging ans Fenster und schaute herunter auf die bergige Graslandschaft. Wann würde Prinzessin Bubblegum das Gegengift fertig haben?
"Finn."
"Mh?"
Ich schaute zu Marceline herüber. Sie schaute mich nicht an, aber ich wusste, dass ich momentan im Mittelpunkt ihrer Interesse stand.
"Erzähl mir Vorteile des Mann-Seins."
"Euh..."
Ich schaute sie stutzig an.
"Naja, du... euhm..."
"ERZÄHL!"
"J-ja, also, du kannst im Stehen pinkeln! Und... und du kannst dich in Mädchen verlieben!"
"Kann ich das als Frau nicht?"
"Natürlich kannst du das, ich mein ja nu-"
"Also kann ich mich als Mann auch in andere Männer verlieben?"
"Na.. Na klar.."
"Erzähl mir mehr!"
"Du...äh..."
Während ich dabei war Vorteile des Mann-Seins zu suchen, ging Jake zur Tür.
"Jake? Wo gehst du hin?"
"Mich über den Stand der Dinge informieren. Bin bald wieder da."
"Euh, klar..."
Die Tür fiel ins Schloss und es war eine Weile ruhig. Und für einen Moment hoffte ich, die Aufzählerei hätte ein Ende. In dem Fall wäre ich Jake unendlich dankbar gewesen. Aber naja, ...
"Finn! Wieso hörst du auf? Bist du schockgefroren?"
Ich schaute rüber zu Marceline, die mich wütend ansah. Ihre Augen funkelten. Aber nicht aus Zorn... Sie sah weg und wischte sich über ihr blasses Gesicht. Ich ging langsam auf sie zu.
"Weißt du, Marceline? Du musst keine Vorteile suchen, du wirst bald sowieso wieder eine Frau sein."
Sie sagte nichts.
"Es ist unnormal als Mann andere Männer zu mögen, oder?"
"Also... Das Normalste von der Welt ist es nicht, aber du bist ja immer noch eine Frau... Von innen... Irgendwo..."
"Das muss ich mir nicht anhören!"
Sie flog an mir vorbei und setzte sich auf unser Sofa. Versteh einer die Frauen, sie hatte mich doch gefragt, ich habe bloß geantwortet!
"He, Marceline!"
Ich kassierte ein launisches Funkeln, das mich ein wenig einschüchterte.
"Ich lasse mich doch nicht von dir anmachen, nur weil du mit deinem Körper unzufrieden bist!"
Sie kam auf mich zugeschossen. Ich zuckte und nahm reflexartig meine Hände vor meinen Körper.
"Pass auf, Knirps"
Ihr Gesicht war mich so nah, dass ich meine Reflexion in ihren Augen sehen konnte.
"Wer von uns ist hier das Opfer? Du oder ich? Mh, ich denke all zu schwer ist das nicht, oder?"
Mit diesem Ton schwebte sie wieder aufs Sofa und legte sich schlafen. Ihre dunkelroten Augen schlossen sich und der lange Wimpernkranz legte sich auf ihre Wangenknochen. Ich frage mich, ob sich ihr kompletter Körper verwandelt hat... Mir schossen plötzlich Bilder in den Kopf, die ich sofort wieder verbannen sollte. Mir wurde warm. Verdammt, wieso fällt mir immer so komisches Zeug ein?!