Der Erste Fall der neuen Botschaft (1)
von Dracenia Mayor
Kurzbeschreibung
In Paris nimmt die Kooperation von Himmel und Hölle langsam Konturen an. Auch das Legat auf Angel Island ist eingebunden als mysteriöse Amulette auftauchen in denen von Heiligenstatuen geweintes Blut enthalten ist und die magisch bearbeitet wurden. Zwar nicht um die Seelen von Katherine und ihrem Freund Julien jedoch um Einfluss auf die zukünftigen "Botschafter" beider Seiten, aber auch um das Vertrauen und die Freundschaft der Familie Rayne entbrennt ein Wettstreit zwischen Himmel und Hölle. Oft entgegen seiner sonstigen Natur handelnd verwirrt der Höllenfürst die himmlische Seite und fordert sie dadurch unbewusst heraus. Katherine, Julien, die Raynes, aber auch Nick und Alex in Paris müssen sich mit vielen Änderungen und Eingriffen in ein bisher beschauliches Leben abfinden - zumal Nachwuchs ansteht - und der Höllenfürst einige Kröten schlucken - wobei er jedoch auch ungewohnte Bestätigung von unerwarteter Seite bekommt.
GeschichteFreundschaft, Übernatürlich / P16 / Gen
Alexandra Moreau
Catherine Corrigan
Derek Rayne
Nick Boyle
Rachel Corrigan
02.07.2015
02.07.2015
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34.867
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02.07.2015
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Nach einen kurzen Urlaub in Paris kehrten Derek und Rachel mit ihrer Tochter Kat und Julien-Noel Dubois, einem jungen Theologiestudenten und zudem Neffen des Pariser Erzbischofes und designierten Kardinals Pierre Pasquieu, nach Angel Island zurück. Julien wollte sein Studium in San Francisco beenden. Obgleich acht Jahre älter als Kat war schon jetzt klar, dass die beiden ein Paar sein würden.
"Kat du kannst ja Julien sein neues Zimmer zeigen und ihn dann ein wenig durch das Haus führen." sagte Rachel zu ihrer Tochter.
Juliens Zimmer lag im „Familienflügel“ des Legatsanwesens, direkt neben Kats. Ein wenig verlegen betrat er das Zimmer des Teenagers nachdem er seine Sachen in sein eigenes gebracht hatte. In einer Ecke entdeckte er einen Lesetisch auf dem Kats Grimoire lag. Es war nicht so, dass sie es zum Nachschlagen gebraucht hätte, sondern vielmehr lag es dort, da es auf seltsame Weise ein Teil von ihr war und ihr helfen würde, neue Zauber zu schaffen.
Kat machte einen großen Bogen um das Buch. Trotzdem sie das komplette Wissen kannte und in der Theorie auch jeden darin stehenden Zauber beherrschte, war es ihr unheimlich – und ein wenig verstand Julien das.
„Ich habe versucht es in die Bibliothek zu den anderen Grimoires zu stellen, aber immer wenn ich in mein Zimmer komme ist es wieder hier.“ murmelte sie. Er nahm Kat in den Arm. „Du weißt doch: Das Grimoire ist das, was du daraus machen wirst.“ flüsterte er ihr liebevoll ins Ohr. „Es sollte dir keine Angst machen, auch wenn du es von seinem Schöpfer bekommen hast und er es an dich gebunden hat.“ Er grinste. „Ich bin mir sicher, wenn du mit dem Grimoire „fertig“ bist, wird es eher die Sprüchesammlung der guten Fee sein, weit mehr als das Zauberbuch einer fiesen Hexe. Und du hast doch die erste Besitzerin, die einzige Vorbesitzerin, Selvaggia kennen gelernt. Sie ist doch sozusagen zu tätiger Buße verdammt und dient als Alex’ Kammerzofe. An sich ist sie doch recht nett. Und dann schau dir Mathilde, die wirklich phantastische Köchin im Boulevard Haussmann 13 an. Die Hochzeitstorte zu Alex und Nicks Hochzeit war grandios!“
„Komm, ich zeig dir den Rest des Hauses. Ich denke die Bibliothek könnte dich interessieren.“ entgegnete sie verlegen.
„Hier sind die Zimmer von Alex und Nick – wenn sie hier sind.“ erklärte sie und führte ihn irgendwann in die Küche wo ihre Mutter gerade Tee kochte. Derek lehnte neben dem Herd. Er lächelte als die zwei eintraten. „Und, Julien, meinst du, dass du dich hier wohlfühlen wirst?“ fragte er. „Ganz bestimmt, Dr. Rayne.“ Derek lachte. "Dr. Rayne? Julien, du bist der Freund meiner Tochter und der Paten- und Adoptivsohn eines guten Freundes und solltest wissen, dass ich Derek heiße!" Rachel umarmte ihn. "Und ich bin Rachel. Du kriegst was an die Ohren wenn du auch nur daran denkst "Dr. Corrigan-Rayne" zu mir zu sagen." Julien grinste und erwiderte die Umarmung.
"Aber es ist ganz gut, dass ihr... ähm... gerade hier seid... also... Wir haben mit Alex und Nick geredet und... die beiden sind ja in Paris - entweder im Boulevard Haussmann oder in ihrem Haus im Quartier Latin und durch das Portalsystem können sie uns ja auch jederzeit kurzentschlossen besuchen... ich meine..." Kat sah ihren Stiefvater überrascht an. So verlegen hatte sie ihn noch nie erlebt. "Dad, was willst du sagen, rück raus! Sollen wir zwei lieber nach Paris - ich meine, immerhin seid ihr beide die letzten drei Monate allein gewesen und..." "Nein! Um Himmels Willen, Kat, Julien, wir freuen uns euch bei uns zu haben! Es ist nur..." Rachel sah mit einem Lächeln zu Derek als sie eine Hand auf ihren Bauch legte. Julien grinste verstehend. "Ich vermute, ma petite chatte, wir sollten innerhalb der nächsten fünf oder sechs Monate einen Zimmerwechsel in Erwägung ziehen. Willst du das von Alex und ich nehme Nicks? Unsere Zimmer liegen bisher ja neben den Zimmern deiner Eltern und ich glaube, die beiden werden wenigstens eins davon brauchen." flüsterte er Kat ins Ohr. Die sah verblüfft ihre Eltern an. "Ich kriege ein Geschwisterchen? Wann?" Derek räusperte sich. "In etwa fünf Monaten - und es werden Zwillinge..."
Kat starrte ihre Eltern an. "Gleich zwei?" murmelte sie. Sie war im ersten Moment sehr überrascht und wusste nicht recht was sie sagen sollte. Schließlich umarmte sie ihre Eltern. "Das ist ja toll!"
Als sie nach dem gemeinsamen Abendessen noch im Wohnzimmer zusammensaßen bekam Kat mit wie Derek leise aufstöhnte und die Hände vors Gesicht hielt. Ihr wurde schlagartig klar, dass Yaotl immer noch versuchte ihren Vater zu beeinflussen. Sie hatte es ja nicht mehr mitbekommen während der Zeit als sie in Paris war. Sie blickte zu Julien, er schien es gar nicht zu bemerken, da er unbeirrt weiterredete.
Später am Abend in Kats Zimmer fragte Julien. "Was bedrückt dich Kat? Dass deine Mama nochmal schwanger ist?" Sie sah ihn lange an bevor sie antwortete. "Na ja, es ist schon ein wenig überraschend und dann gleich Zwillinge... aber das ist es eigentlich nicht." Julien blickte sie herausfordernd an. "Na was denn dann?" "Es geht um Derek, du hast doch sicher von dem Seelentausch vor etwa einen Jahr mitbekommen. Schließlich hast du oft genug mit Yolotli geredet, als er in Nick war. Yaotl ist sein älterer Bruder, aber im Gegensatz zu ihm ein widerlicher Kerl. Ich kenne Derek schon so lange und merke dass die Erinnerungen ihn immer noch sehr schmerzen, auch wenn er uns gegenüber so tut als wäre alles in Ordnung. Aber das Schlimmste an der Sache ist... dass Yaotl ihn immer noch quält und er ständig dagegen ankämpft. Hast du es nicht mitbekommen vorher im Wohnzimmer?"
Er überlegte kurz. "Nein, nicht wirklich. Ich lerne deine Eltern ja erst kennen und ich dachte er hat einfach... etwas Kopfschmerzen. Er hat sich gar nichts anmerken lassen." Kat nickte. "Manches bemerkt man nur wenn man ihn sehr gut kennt, er kann sich gut verstellen wenn er will und ich mache mir etwas Sorgen wie lange er das noch durchhält. Ich weiß dass im Grimoire ein Spruch dazu steht, der ihm was Yaotl angeht eventuell helfen könnte. Ich bin mir aber unschlüssig ob ich es ihm sagen soll oder nicht." Sie sah Julien traurig an. "Was wenn... er nicht richtig funktioniert? Meine Eltern sind sicher nicht begeistert wenn sie mitbekommen, dass ich in Erwägung ziehe das Grimoire zu nutzen." fügte sie nachdenklich hinzu. "Das weiß ich auch nicht. Aber dein Vater ist ein starker Charakter. Er kann alles schaffen was er will, denke ich."
Um sie abzulenken begann er ein anderes Thema. "Sagtest du nicht mal dass Derek manchmal auch ein paar Semester am College unterrichtet?" "Ja manchmal warum?" Er schmunzelte. "Na ja, weil ich gerne mal in einer Vorlesung von ihm wäre, nach allem was ich bisher von Dr. Derek Rayne gehört habe wäre das bestimmt sehr interessant." Kat lächelte. "Ja bestimmt, er hat mir schon viel erklärt was ich in der Schule nicht verstanden habe in den Fächern wie Religion, Geschichte usw. Und da er ja auch Anthropologie studiert hat ist er mir oft eine große Hilfe. Und es ist wirklich sehr interessant sich mit ihm darüber zu unterhalten und seine Ansichten dazu zu hören. Das wirst du auch noch mitbekommen, von Derek kann man sehr viel lernen, in jeder Hinsicht." Julien nickte. "Das glaube ich gern und ich freue mich darauf. Jemanden wie ihn hat man gerne zum Vorbild, im Gegensatz zu dem Priester den du nach Paris geholt hast."
"Du kannst ihn ja fragen ob er im nächsten Trimester am San Francisco Theological Seminary wo du studierst eine Vorlesung gibt. Ich weiß, dass seine Studenten immer begeistert gewesen sind. Vor allem wenn er Vorlesungen über Mariologie gehalten hat... Wobei ich glaube, dass er bei der letzten eine Rüge vom damaligen Erzbischof bekommen hat, weil er wohl ziemlich locker über die Jungfrauengeburt geredet hat." Julien grinste. "Ich glaube, die Vorlesung hätte ich unglaublich gern besucht. Wie gut ist eigentlich Dereks Französisch? Onkel Pierre braucht vernünftige Dozenten an der Sorbonne." "Ich glaube sein französisch ist relativ gut, denke aber nicht dass er nach Paris ziehen möchte. Er hat sein Leben und seine Arbeit hier im Legat." Sie grinste als ihr das Portal einfiel. "Obwohl er kann ja hier leben und zwischendurch als Gastdozent, in Paris eine Vorlesung halten, durch das Portal sind wir ja jederzeit mit Paris und auch Nick und Alex verbunden. Dann könnte er sowohl an der Sorbonne und hier in San Francisco als Dozent arbeiten, wenn er Interesse hat. Aber das muss Onkel Pierre mit ihm ausmachen, da die beiden ja auch miteinander befreundet sind und du jetzt bei uns lebst werden wir uns Dank des Portals so wieso bestimmt öfter mal sehen. Allein schon wegen Nick und Alex." Julien grinste. "Ich werde nachher mal mit Onkel Pierre telefonieren."
Beim Abendessen klingelte Dereks Mobiltelefon. Überrascht nahm er das Gespräch aus Paris an. "Derek, mon ami, ici est Pierre, ich habe ein Problem an der Sorbonne. Der Dekan ist an mich herangetreten, ob ich nicht jemanden wisse, der vernünftige Vorlesung in Dogmatik und Mariologie halten kann und da bist sofort du mir eingefallen, zumal Kardinal Patazzi, der Leiter der Kongregation, mir ziemlich belustigt mitteilte, dass der alte Erzbischof von San Francisco sich über deinen lockeren und realitätsnahen Stil damals mal beschwert hat. Ich habe mir dein Vorlesungsscript über einen Kollegen von dir besorgt, der das ziemlich genial fand und er hat mir auch zwei Mitschriften von Studenten besorgt und ich halte dich für absolut geeignet realitätsbezogene Pfarrer der Zukunft zu unterrichten. Wie gut ist dein Französisch? Ich meine, es wäre ja durch das Portalsystem leicht möglich, dass du zwei oder drei Mal die Woche nach Paris kommst." Julien schmunzelte als Derek sich räusperte: "Mein Französisch ist etwas holperig, weil ich es lange nicht mehr gebraucht habe, aber wenn du schon sagst, dass du keine weltfremden Pfarrer haben willst: die Verkehrssprache der katholischen Kirche ist zwar Latein, aber Weltsprache ist Englisch..." "Ah, bien, ich verstehe... an sich eine perfekte Idee... Pentalinguale Ausbildung... sozusagen... Altgriechisch, Latein, Hebräisch sind ein theologisches Must Haves und Französisch können sie, aber mit Englisch qualifizieren sie sich natürlich für die halbe Welt zusätzlich. Trés bien, ich glaube, die Idee ist fantastique! Kann ich mit dir rechnen?"
Derek sah Julien fragend an, der nickte sichtlich begeistert. "Ja, ich denke zu dozieren würde mir mal wieder Spaß machen. Wäre es in Ordnung wenn dein Patensohn dann mitkommt und kann ich ihm die Vorlesung dann auch sozusagen anerkennen? Für San Francisco, meine ich, damit er die nicht mehr machen muss, denn du sagtest ja, dass er Dogmatik wohl bei einem recht vernknöchterten Kollegen gehabt habe." Der Erzbischof lachte leise. "Oui, ich kläre das mit San Francisco. Ich denke, die werden dort Verständnis haben, auch dafür, dass Julien Dogmatik wiederholen wollen wird. Wobei sich das Problem mit dem "kleinen Esel" erledigt hat - so tragisch die Ereignisse in den Monaten Januar bis März in diesem Jahr gewesen sind. Ich glaube, es war der vierte oder fünfte Opferfreitag..."
"Cool, Onkel Pierre, dann komme ich immer mit Derek nach Paris!" rief Julien sichtlich begeistert. Derek reichte ihm das Telefon, damit er noch kurz mit seinem Paten reden konnte, dann war das Gespräch beendet. Derek rieb sich sichtlich vergnügt die Hände. "Dann sollte ich mal anfangen meine Skripte zu schreiben wenn ich im Wintersemester Vorlesungen halte... Mariologie... super... ein Dogma ist ja sehr schön, aber geistliche Befruchtung mal ganz abgesehen... Jesus ist ja nicht aus der Seite rausgeschwitzt." Julien lachte. "Ich bin sicher, du wirst über kurz oder lang unter uns Studenten Groupies haben, Derek. Das ist wahr und doch ein wenig ketzerisch, aber kommt bestimmt gut an." Derek schnaubte belustigt. "Ich denke, diesen frömmlerischen Märchenkram habt ihr zum Erbrechen gehabt." Julien nickte.
Rachel lächelte. Sie wusste, dass es Derek sehr viel bedeutete als Dozent tätig sein zu können. Julien hatte recht: Er würde die Studenten begeistern.
Das Telefon klingelte erneut. "Dr. Rayne, hier ist Prof. Waldmann, ich bin der Dekan der evangelischen Fakultät Princeton. Mir wurde zugetragen, dass Sie als katholischer Theologe mit dem Gedanken anfreunden könnten auch evangelisch... sozusagen tätig zu werden und einen akademischen Titel zu erwerben? Ich gebe zu, mich würde interessieren für welche Richtung Sie sich entscheiden - und die Kollegen stehen - je nach Thema - zur Verfügung auch um ihre Vorlesungen gegebenenfalls passend zu legen." Sichtlich verlegen antwortete Derek: "Das war eine Überlegung, zugegeben, zumal mir wegen diverser Missverständnisse mit Pfarrer Callaghan eine Exkommunizierung hätte drohen können... da habe ich in einem Moment der Verärgerung geäußert, ich könne immer noch evangelische Theologie studieren." "Wie gesagt, jederzeit, Dr. Rayne. Falls Sie interessiert sind, melden Sie sich!" "Werde ich machen, Danke Professor Waldmann."
Julien lachte. "Das erzähle ich Onkel Pierre, dass die evangelische Fraktion dich inzwischen schon abwerben will, Derek. Er wird sich köstlich amüsieren!" "Bloß nicht - nachher zieht er sein Angebot für die Sorbonne zurück." Julien grinste: "Niemals! Wahrscheinlich wird er diesen Professor Waldmann nur anschreiben, dass er dich notfalls so beschäftigt, dass du gar keine Zeit mehr für ein evangelisches Theologiestudium hast. Wie ich meinen Onkel einschätzte würde er dir noch die Ethik-Vorlesungen und die Christologie aufdrücken."
In Paris betrat der Erzbischof kurz nach dem Gespräch mit Derek die Kathedrale Notre Dâme. Sein Blick fiel auf einen der Seitenaltäre vor dem Philip Callaghan wie an jedem Tag kniete. Sein Oberkörper war unbedeckt. Er hatte sich eine Geißel besorgt und versetzte sich nach jedem Ave Maria drei und nach jedem Vaterunser im Rosenkranz sieben Hiebe damit. Der gesamte Rücken war mit Striemen bedeckt, blutig. Der Pfarrer schluchzte leise. "Pater Philip?" sprach Pierre Pasquieu ihn leise an. Mit tränenblinden Augen sah er hoch. "Exzellenz?" "Glaube mir, mein Sohn, der himmlische Vater hat dir vergeben. Die vergangenen Monate waren die Buße für deine Handlungen zuvor. Du solltest Demut lernen und Verständnis. Es ging um das Verstehen, mein Sohn. Du solltest durch Erkenntnis bereuen, nicht die Erkenntnis selber bereuen und dich dafür geißeln und quälen!" "Exzellenz, ich musste..." Die Geißel fiel aus seiner Hand. "Diese Hände... sie haben Menschen getötet! Ich war besessen und habe meinen Körper mit Frauen entweiht!"
"Philip du bist nicht besessen gewesen. Du warst in deinem Körper gar nicht anwesend. Besessenheit setzt doch wohl voraus, dass du anwesend gewesen wärest, nicht wahr? Und soweit ich weiß, warst du im Körper von Acactili. Auch wenn du gezwungen wurdest das Opfer für den Gott Huitzilopochtli zu bringen, so geschah es um den Schein zu wahren und wieder hier in dieser Zeit in deinem Körper als Geistlicher wirken zu können. Acactili hat während dieser Zeit hier an unserer Seite gekämpft, mit seinem Wissen, seinen Fähigkeiten und in deinem Körper, da er hier keinen Körper mehr hat." erklärte der Erzbischof geduldig. "Ein Opfer, das im Glauben an seine Götter erfreut gestorben ist gegen 22 die voller Angst dem Tod dargebracht werden mussten? Acactili hat dir sehr viel Seelenpein erspart, Philip. Und vielleicht, mein Sohn, kannst du nun auch die Qualen verstehen die Derek durchleben musste - und noch muss, denn obwohl Acactili seine Anwesenheit in deinem Körper genossen hat, wie er mir während eines Abendessens im Boulevard Haussmann 13 gestand, wird er nicht versuchen deinen Körper zu übernehmen ohne deinen Willen. Yaotl versucht es bei Derek andauernd."
Philip sah hoch. "Aber Nick... er..." "Er war in Yolotlis Körper und hat einen Krieg geführt, während Yolotli in seinem Körper die Opfer gebracht hat - ebenfalls um Nicks Seele zu schützen." sagte der Erzbischof sanft. "Ich möchte, dass du dich zur Buße mit Derek und Katherine zusammen setzt und mit den beiden Erfahrungen austauscht und dir darüber klar wirst, dass es der Wille des Herrn war, was geschehen ist. Du musst dir selber vergeben können mein Sohn! Und dazu musst du die Vergebung von Derek und Katherine erlangen! Nun hör auf dich selbst zu geißeln und stunden- und tagelang im selbstmitleidigen Gebet zu verbringen und tue tätige Buße!" Philip sah den Erzbischof verständnislos an. "Derek wird mir nie... und Katherine... Exzellenz, sie war dort, sie hat gesehen... sie hat gewusst..." flüsterte er rau. "Ja, sie hat es gesehen und gewusst, dass du es bist. In gewisser Weise solltest du deine Erfahrung in Tenochtitlan auch als eine Form tätiger Reue sehen, die dich Demut lehren sollte."
Schwerfällig erhob Philip sich. "Exzellenz ich... Mademoiselle Charenne... sie ruft mich immer wieder an... sie... sie glaubt ich..." Der Erzbischof lächelte mild. "Ah ja... Juliette... Acactili und sie waren einander sehr sympathisch... ich kann mir nicht vorstellen, Philip, dass der Herr mit Missfallen darauf reagieren wird, wenn du Juliette körperlichen Trost spendest." Er lächele. "Sieh es als einen Teil der tätigen Reue, mein Sohn." Philip errötete. "Ja, Exzellenz." antwortete er leise. Der Erzbischof hob die Geißel auf, reichte sie ihm und sagte: "Und die, mein Sohn, will ich nie wieder sehen! Der Herr will Reue im Herzen, aber keine Selbstqualen und -verstümmelungen! Wie willst du sein Wort verkünden und von seiner Gnade berichten könne, wenn du meinst seiner Gnade nicht wert zu sein?" Philip nickte und verließ die Kathedrale.
Im Legat betrat Kat etwas bedrückt Dereks Arbeitszimmer. "Was ist denn los Kat?" fragte er als er sah wie bedrückt das Mädchen war. "Ich muss dir etwas sagen aber du darfst nicht böse werden!" Er sah seine Tochter fragend an. "Wie kann ich das versprechen wenn ich nicht weiß worum es geht? Aber wenn du schon so kommst ist es nichts erfreuliches." Sie atmete tief ein. "Im Grimoire steht ein Zauberspruch wie du Yaotl loswerden kannst." sagte sie schnell und blickte zu Boden. "Sorry ich musste es einfach loswerden." Derek schluckte. "Okay, das klingt ja sehr verlockend Kat, aber das ist... schwarze Magie und das ist eines der wenigen Dinge von denen ich grundsätzlich die Finger lasse. Ich möchte damit eigentlich nichts zu tun haben. Du weißt ja dass ich mich auch über andere Themen der Theologie informiert habe im Laufe meines Lebens und mich mit vielen, auch heidnischen Ritualen, beschäftige nicht nur mit den Katholischen. Und ich habe auch die satanische Bibel gelesen und einige Rituale der schwarzen Magie."
Er schloss kurz die Augen. "Was wäre wenn das Ritual nicht so verläuft wie es sollte? Und was glaubst du würde deine Mutter sagen, wenn sie von diesem Ritual erfährt?" "Ich glaube sie wäre etwas böse dass ich mich damit beschäftige und sie hätte große Angst - wobei ich mich ja nicht mit beschäftige, Dad. Ich... Belial, Lucifer, er hat mich an das Grimoire gebunden." Derek nickte und fuhr dann in strengem aber ruhigem Ton fort. "Dass sie zumindest ungehalten und besorgt wäre, deine Mutter, denke ich auch. Ich...gebe zu, der Gedanke ist verlockend, und ich würde es eventuell in Erwägung ziehen... wenn ich nichts zu verlieren hätte. Aber momentan kommt es nicht in Frage! Warum hast du es mir eigentlich gesagt?" Sie blickte ihn besorgt an. "Ich musste die ganze Zeit daran denken und ich... hab gesehen, dass du immer noch unter ihm leidest und mache mir einfach Sorgen um dich, weil ich dich so unheimlich gerne mag."
Derek lächelte. "Das war jetzt lieb gesagt, Kat. Danke. Und den Schmerz an die Erinnerungen in Tenochtitlan kann mir auch kein Zauberspruch nehmen. Und wenn ich ehrlich bin gehen Yaotl so langsam die guten Argumente aus die mich... verführen könnten, weil ich hier das Beste habe was ich mir nur wünschen kann. Meine Familie. Thema Grimoire erledigt!" Dereks Handy klingelte als Kat gerade gehen wollte und mitbekam wie der Erzbischof von Paris sie und Derek bat nach Paris zu kommen.
Sie gaben Rachel und Julien Bescheid und schritten dann gemeinsam durch das Portalsystem das zwischen dem Legat und dem Boulevard Haussmann 13 bestand. Pierre hatte einen Wagen schicken lassen und erwartete die beiden im Wohnzimmer seines Apartments im erzbischöflichen Amtsitz. Nach einer freundschaftlichen Bergrüßung bot er Derek ein Glas Wein an und Kat eine Limonade. "Ich habe euch kommen lassen da ich mit Euch über etwas reden möchte. Ich habe Pater Philip Callaghan..." Kat wollte aufstehen und gehen. Derek hielt sie am Arm fest und wies ihr mit Blickontakt zu sie solle sich wieder setzen. Sie gehorchte. Pierre sprach weiter. "... angewiesen zur Buße solle er sich mit euch aussprechen, da er sich die letzte Zeit im Notre Dame selbst gegeißelt hat und unzählige Male den Rosenkranz gebetet hat." Kat blickte sehr böse drein, während Derek sich mit der Hand übers Gesicht strich. "Er hat was gemacht? Das ändert doch auch nichts am Geschehenen." sagte er leise und schüttelte verständnislos den Kopf.
In dem Moment betrat Philip Callaghan das große Wohnzimmer im erzbischöflichen Amtssitz. " Derek... Kat... ich..." stammelte er. "Weißt du eigentlich das ích durch dich fast meinen Doktortitel in Theologie verloren hätte? Wenn ich nicht mit Pierre befreundet wäre und der neue Erzbischof von San Francisco, Michael Bryce, nicht ebenso fortschrittlich wäre wie der neue Leiter der Kongregation, dann hättest du es vermutlich sogar geschafft! Wobei ich eine genauere Prüfung wahrscheinlich nur wegen Pierres Meinung überstanden habe." Philip zuckte zusammen. "Derek es..." "Ich bin noch nicht fertig! Ich bin damals zu dir in die Kirche gekommen um dich erstens um Verzeihung zu bitten für das was im Keller des Legats vorgefallen ist. Ich wollte dich bestimmt nie opfern! Und zweitens kam ich zu dir weil ich geistlichen Beistand eines Priesters suchte den ich für meinen Freund hielt und hoffte er könne mir in diesem Fall helfen, da Rachel noch nicht bereit war mit mir zu reden! Du hast es mir sozusagen verwehrt und da wunderst du dich dass in dieser Zeit mein Glaube an Gott etwas gelitten hat und bezichtigst mich sogar vor der Kongregation der Ketzerei, nur weil mir Kirche und das Drumherum nicht so wichtig ist wie dir? Oder weil ich die Theologie etwas weltoffener betrachte als du? Und was Kat angeht, was du ihr an den Kopf geworfen hast war auch nicht gerade fair! Ich kann fast froh sein, wenn sie überhaupt zur Firmung geht!"
Philip stand betroffen und traurig da. "Es tut mir leid Kat, ich hätte nicht so überheblich dir gegenüber sein dürfen und dich nicht der Ketzerei bezichtigen dürfen, aber... ich hatte furchtbare Angst als ich dort im Keller gefangen war, Du hast mir Angst gemacht. So gemein sein durfte ich dennoch nicht. Verzeih mir Kat. Ich habe kaum noch denken können. Du hast mir einen Spiegel vorgehalten und was ich gesehen habe war unerfreulich und ich habe gemerkt dass du sehr logisch argumentierst und dann überleg mal was du getragen hast, Kat! Ich habe Angst um dich gehabt! Und was dich angeht Derek, du hattest Recht ich war engstirnig und habe nur stur die katholische Dogmatik in ihrer konservativsten Auffassung gesehen, ich habe dir den Beistand den du bei mir suchtest verwehrt und zu allem Übel habe ich dich auch noch angeschwärzt, und eigentlich nur deshalb weil ich sauer war wegen deiner Gleichgültigkeit über den heiligen Gregor von Thaumatargus, als der Stab zerbrochen ist und all das andere Zeug was du in dieser Zeit mir gegenüber geäußert hast. Es tut mir ehrlich leid und ich kann dich jetzt verstehen. Ich habe dir das mit dem Seelentausch nicht geglaubt. Aber jetzt... ist alles anders... Ich erwarte nicht dass ihr mir wirklich verzeiht und wir wieder Freunde werden. Ich kann nur hoffen, dass ihr... mich vielleicht versteht." Er senkte traurig den Kopf.
"Ich kann jetzt nur von mir sprechen Philip. Ich kann durchaus verstehen wie du dich jetzt fühlst, ich weiß ebenso dass du lernen musst mit dem Schmerz zu leben, da er nie vergeht. Ich kann aber nicht verstehen warum du gleich so weit gegangen bist und mich bei der Kongregation der Ketzerei bezichtigt hast. Du hast mich teilweise auch sehr verletzt mit deinen Äußerungen. Aber ich wäre niemals so weit gegangen egal was du mir alles an den Kopf geworfen hast. Wir waren mal Freunde Philip und ich... dachte ich könne dir in gewissen Dingen vertrauen, dem ist wohl nicht so. Verzeihen könnte ich vielleicht irgendwann, aber vertrauen... Ich fürchte, ich habe ein Gesicht von dir gesehen, dass ich nie erwartet hätte und das so abschreckend war..." Derek schüttelte den Kopf zu Verneinung.
"Kann ich verstehen Derek, können wir dann wenigstens wieder normal miteinander um gehen wenn wir uns in San Francisco wieder über den Weg laufen?" fragte der Priester betroffen. "Vielleicht, aber nicht als Freunde, denn unsere Freundschaft hast du damit erfolgreich kaputtgemacht, Philip." Er nickte enttäuscht. "Kat, kannst du..." Weiter kam er nicht. "Nein! Ich verzeihe dir nie, nach allem was du Derek und mir angetan hast. Und Derek ist ein weitaus besser Theologe als du es jemals sein wirst." Kat verließ wütend das Zimmer. Der Erzbischof versuchte sie zurückzurufen, doch erfolglos. Derek der noch auf dem Sofa saß wurde schwindlig und sein Kopf begann zu hämmern. <<Wenn du mir Zutritt in deinen Körper gewährst, dann könnte ich dem winselnden Priester eine Lektion erteilen, die er so schnell nicht vergisst.>> Pierre der von Yaotls geistigen Besuchen wusste entging nicht, dass sein Freund mit größter Selbstbeherrschung gegen den aztekischen Priester ankämpfte.
Derek schüttelte Yaotls Gedanken ab, trank den Rest seines Weines aus und erhob sich langsam vom Sofa. "Philip, es tut mir leid für alles was du im Körper von Acactili durchgemacht hast und ich hoffe für dich du findest bei Gott deine Vergebung" sagte Derek freundlich und aufrichtig. Philip Callaghan nickte, sichtlich bedrückt, dann verließ er das Wohnzimmer mit einem leichten Nicken zum Abschied."Pierre, wir sehen uns demnächst." verabschiedete er sich freundschaftlich von dem Pariser Erzbischof.
"Wärest du so nett mir deine Tochter Morgen zu einem Vier-Augen-Gespräch in mein Arbeitszimmer zu schicken?" bat er ihn leise. "Ich glaube nicht, dass es etwas bringt, wenn du versuchst in sie zu dringen. Kat hat für ihr Alter zu viel gesehen und sie hat Kontakte - sozusagen - die ich nicht wirklich für gut halte." antwortete Derek. Der Erzbischof lächelte. "Das Grimoire und sein Schöpfer?" Derek fuhr sich durch die Haare, nickte. "Das Buch ist das, was sie daraus macht, Derek. Du kennst deine Tochter besser als ich - glaubst du wirklich, dass das Grimoire sie beherrschen wird?" Pierre lachte leise. "So wie sein Schreiber es mir erklärt hat, schreibt Kat selbst an dem Grimoire, mit jeder Idee, mit jeder Entscheidung beeinflusst sie es." "Pierre, sie hat mir gerade, kurz bevor du angerufen hast, erzählt, dass es in diesem verdammten Ding einen Bannspruch gibt und..." "Sie hat mit Julien und mir darüber geredet, Derek! Ich habe ihr zugeraten dir davon zu erzählen und dir die Entscheidung ob du davon hören willst oder nicht, ob du es gegebenenfalls versuchen willst oder nicht zu überlassen. Deiner Äußerung entnehme ich, dass du es nicht tun wirst." "Niemals!" entfuhr es Derek. Der Erzbischof lachte leise. "Du bist sehr hart zu dir selbst, mein Freund. Aber du gibst Kat damit auch Herausforderungen. Sie wird aus dem schwarzmagischen Bannritual mit Sicherheit sehr schnell ein weißmagisches entwickeln... Und ich glaube nicht, dass du sie gefragt hast, welche Art von Ritual das ist, oder?" "Natürlich nicht!"
Der Erzbischof nickte. "Verstehe... Sie hat es mir gezeigt, in ihrem Grimoire. Trotzdem es schwarzmagisch ist, ist es sehr erotisch, Sexualmagie vom Feinsten." In Dereks Gesicht malte sich Entsetzen. "Pierre, das ist abartig!" "Woher? Das Ritual würdest du mit deiner Frau, nicht mit deiner Tochter vollziehen! Und Julien würde Kat niemals vor ihrem 18. Geburtstag zu nahe treten! Wobei ich mal wage zu behaupten, dass sie nicht mehr wirklich unerfahren sein werden..." "Wie soll ich das verstehen?" "Ach Derek, Belial hat sich vor einem Monat mit dem Hinweis verabschiedet, dass Kat und Julien zwar noch warten müssen, aber Icnoyotl und Itzel seit dem Tag des Sieges, unseres Sieges, Derek, verheiratet sind, sozusagen. Und Julien und Itzel sind inzwischen auch in der Lage ihre Seelen zu tauschen. Es ist sehr charmant zu sehen, wie vorsichtig, geradezu behutsam Itzel mit Kat umgeht und Julien mit Icnoyotl, obwohl bei allen vier möglichen Paarungen - Itzel und Kat, Itzel und Icnoyotl, Julien und Icnoyotl und Julien und Kat die Funken sprühen."
Derek wich entsetzt zurück. "Doch wenn dir das Sorgen macht, mein Freund, dann solltest du deine Tochter bitten, dass sie ihren... magischen Mentor mit dir reden lässt. Und nimm Kat nicht übel, dass sie und Julien mit mir geredet haben. In den drei Monaten die Kat hier in Paris war, Derek, bin ich für sie eine Art... Beichtvater geworden, vielleicht auch eine Art temporärer... ich würde es nicht als Ersatz bezeichnen, denn du bist ihr Vater, aber ich würde schon sagen, ich bin eine Art Onkel für sie geworden. Und außerdem habe ich die eine oder andere Unterhaltung mit Belial, Samyaza, Gadreel und Armaros geführt, wovon jede mich wahrscheinlich in einem sehr viel ketzerischeren Licht erscheinen lässt als du jemals erscheinen könntest - und noch etwas: Philip Callaghan..."
Derek schnaubte: "Pierre, ich glaube, wir haben beide genug gesunden Menschenverstand um uns nicht über Ketzerei unterhalten zu müssen - aber ich will definitiv nicht über Philip reden!" Der Erzbischof lachte leise. "Ich glaube, du solltest... jemanden sehr charmantes kennen lernen. Du weißt sicher, dass Acactili Witwer ist?" Verständnislos sah Derek ihn an. "Ja oder nein?" "Kannst du dir vorstellen, dass mich das einen Dreck interessiert hat als ich in Tenochtitlan Kinder zum Tode verurteilen musste oder Opfer auszuwählen hatte?" fragte Derek irritiert und verärgert. "Schon, ich hatte nur gedacht... aber ich wollte dir nur erklären, dass er in Philips Körper zuerst lediglich willige, fast täglich wechselnde... Betthäschen gefunden hat bis ihm Mitte Februar Juliette Charenne begegnet ist. Ich habe Philip zu einer Art tätiger Reue verurteilt..." Derek keuchte ungläubig auf. "Du hast ihm befohlen mit dieser Madame Charenne...?" Der Erzbischof nickte. "Glaub mir, Philip ist weltlicher als er denkt und Juliette tut ihm sehr gut." Derek musste laut auflachen. "Pierre, wie konnte jemand wie du nur jemals Erzbischof werden?" Der Erzbischof zuckte mit den Schultern als er belustigt antwortete: "Mit Charme, Ausstrahlung und Rhetoriktalent - und mit meinem guten Aussehen." Er klopfte Derek auf die Schulter. "Und lass dir das Bannritual zeigen und erklären. Notfalls rede mit Kat und bitte sie eine auf weißer Magie basierende Variante zu finden."
Im Gebäudekomples Boulevard Haussmann 13 traf Derek auf Kat. Die hatte sich zu Mathilde in die Küche zurückgezogen. Selvaggia, die erste Besitzerin des Grimoire und einzige Vorbesitzerin überhaupt, war ebenfalls da. Derek wusste, dass der Höllenfürst die zwei - ehemaligen - Hexen zu tätiger Buße, zu einer Art Leben und Leiden mit den Bewohnern des Hauses verurteilt hatte. Mathilde als Köchin - sie kochte und backte leidenschaftlich gern und Selvaggia, die im Venedig der Renaissance gelebt und gewirkt hatte, half Alex Moreau-Boyle bei der Organisation des Haushaltes und war ihre Lehrerin für Magie, wenn keiner ihrer dämonischen Lehrer anwesend war. Die Hausherrin - Alex - war ebenfalls anwesend. Seine Tochter und die drei Frauen waren nicht das Problem - das Problem war das männliche Wesen, das mit ihnen bei einer Tasse Tee saß und plauderte.
"...und dann hat er sich entschuldigt. Ich habe ihm kein Wort geglaubt. Der hat nur gesagt, dass es ihm leid täte, weil Onkel Pierre ihm befohlen hat sich zu entschuldigen!" hörte Derek Kat ziemlich empört berichten. "Er muss mit sehr viel zurecht kommen, meinst du nicht, dass es fair gewesen wäre ihm eine versöhnlichere Antwort zu geben?" wandte Selvaggia ein. "Ach Käthchen..." seufzte Belial - oder Lucifer, "Du bist verflixt trotzig. Hast du noch nie den Spruch gehört: Irren ist menschlich, vergeben göttlich?" Seine Stimme war sanft, aber tadelnd. Mit einem Lächeln wandte der Höllenfürst sich zu Derek um. "Wobei ich denke, Dr. Rayne, dass Sie den Spruch kennen..." Derek konnte nur nicken. Mathilde beeilte sich eine weitere Tasse zu holen. "Monsieur Rayne, setzen Sie sich, bitte... Möchten Sie Tee? Oder soll ich Ihnen Kaffee kochen?" "Tee ist wunderbar, danke Mademoiselle Mathilde." antwortete er mit einem Lächeln, bevor er sich zögernd neben Belial setzte, wo Mathilde die Tasse hingestellt hatte.
"Ich kenne den Spruch auch, aber... ich... bin mit Sicherheit nicht göttlich." sagte Kat leise. "Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn..." zitierte Belial. Derek erstarrte und blickte ihn ungläubig an. "Das steht wo, Dr. Rayne? Ich bin mir sicher, bei dem Gesichtsausdruck wissen sie genau woher das Zitat stammt." "Genesis Kapitel 1 Vers 27." würgte Derek fast hervor. Belial lachte leise. "Weißt du Käthchen," wandte er sich an Kat, "...ich mag deinen Vater. Er ist so wunderbar widersprüchlich, manchmal diplomatisch und feinfühlig und dann wieder barsch und fast brutal." "Ich bin nicht brutal!" widersprach Derek energisch. Kat nickte. "Das stimmt, das ist Dad nie! Und was dein Bibelzitat betrifft: Ein Bild ist immer ein Bild und... irgendwie ist das so, als würde ich mir ein Kleid anziehen wie Selvaggia es im 16. Jahrhundert getragen hat und behaupten ich würde vor 500 Jahren leben." Belial schüttelte den Kopf. "Der Vergleich ist viel zu weit hergeholt, Kat. In jedem von euch Menschen ist etwas Göttliches, ein Funke, ein Hauch zumindest und dieser ermöglicht dir zu verzeihen, dieser ermöglicht dir in gewisser Weise auch zu lieben, zu lachen, zu leben, Katherine, dir und jedem anderen Menschen." Er blickte bei diesen Worten allerdings Derek an. Kat schnaubte leise. "Philip ist eine Laberbacke, ein Schwafler, der nicht mal selber in die Tat umsetzen kann was er predigt. "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" heißt bei ihm wohl eher: "Liebe deinen Nächsten - und das bin ich - mehr als dich selbst und küss mir die Füße wenn ich es dir befehle!" Nicht mehr und nicht weniger."
Belial seufzte. "Kat..." "Bitte - dazu habe ich meiner Tochter selbst etwas zu sagen!" griff Derek ein. Kat sah ihren Adoptivvater an. "Wieso, stimmt doch!" "Nein, auch wenn Pierre Philip befohlen hat sich zu entschuldigen, würde ich nicht so weit gehen, dass Philip es nicht ernst gemeint hat. Pierres Anordnung, sozusagen die "tätige Reue", wie Pierre es wohl nennen würde, hat ihm nur geholfen seine Scham und Scheu uns gegenüber zu ignorieren. Sein Glaubensbild ist ins Wanken geraten - genau wie meins ins Wanken geraten ist als ich in Tenochtitlan in Yaotl..." Derek sah zur Seite. Zweifelnd sah Kat ihn an. "Meinst du wirklich? Gut, vielleicht war ich nicht fair, aber er wäre, wenn er frei gewesen und nicht gefesselt gewesen wäre, mit einem Kreuz auf mich losgegangen und hätte versucht einen Exorzismus zu veranstalten!" "Kat, was glaubst du..." Belial machte eine energische Handbewegung als Derek ihr antworten wollte und fuhr fort: "...hat Philip gedacht, als er dich im Reliktekeller auftauchen sah?" Kat zuckte mit den Schultern. "Irgendwas wie: Ah, das dusselige Dummchen. Endlich jemand an dem ich meine Hilflosigkeit und meine Wut auslassen kann." "Aha? Weitere Ideen? Ich habe dich als sehr freundlichen und verständnisvollen Menschen kennen und schätzen gelernt, Katherine Corrigan-Rayne. Überleg noch einmal und beziehe ein, wie du ausgesehen hast!" Belials Stimme klang spöttisch. "Wie soll ich schon ausgesehen haben! Ich habe ihm erklärt wieso ich dieses Ding, diese Schweinehaut über dem Oberkörper hatte und er hat mir nicht mal zugehört!" antwortete Kat empört.
"Hm hm... das ist ja auch völlig normal für dich ungegerbte Schweinehaut zu tragen und völlig neutral darüber zu berichten, dass zwei der Mitglieder des Legates in San Francisco mit zwei aztekischen Priestern die Seelen getauscht haben. Ohne Itzpapalotls Hilfe hättest du nicht gewusst, was Philip fühlte: Angst, Verwirrung und Hilflosigkeit. Frage dich bitte selbst: Ist Selbstgerechtigkeit nicht auch eine Form des Hochmutes?"
Kat sah beschämt auf ihre Teetasse. Sie konnte nur nicken. "Und was wirst du jetzt tun?" Verlegen biss Kat sich auf die Unterlippe. "Ihn um Entschuldigung bitten?" "Wieso? Schließlich hat er keinen Grund dazu dir zu verzeihen." Kat zuckte mit den Schultern. "Er ist Priester." murmelte sie. Belial lachte spöttisch. "Oh, ich verstehe: Die kleine selbstgerechte Katherine Corrigan-Rayne meint, dass ein Priester schon von berufswegen jedes Lippenbekenntnis abnicken muss? Jedes: "Ach ja, sorry, ich bereue es nicht wirklich aber mir wird es bestimmt besser gehen, wenn ich dir gegenüber so tue als ob und du das abnimmst und du himmelhochjauchzend glaubst wir wären wieder dicke Freunde?" Bist das wirklich du, Käthchen?" Zum Ende war Belials Stimme sanft geworden.
Kat lief eine Träne über die Wange als sie den Kopf schüttelte. Er zog sie an seine Brust. "Philip Callaghan wird dir verzeihen, meine Kleine, aber nicht weil er Priester ist, nicht weil er es muss, sondern weil er es wollen wird, weil es für ihn ebenso wichtig ist, dass du ihm verzeihst." Er wandte sich an Derek. "Soweit ich weiß, Dr. Rayne, haben Sie ein Hausverbot für Pater Callaghan ausgesprochen - würden Sie es aufheben - nur für einen Tag? Ich glaube, Katherine würde sich wohler fühlen, wenn sie in San Francisco mit ihm reden und sich aussprechen kann - in Ihrem Beisein." Derek räusperte sich. "Ich habe Philip verziehen. Ich kann zwar nicht behaupten, dass der Empfang herzlich sein wird, wenn er kommt und es wird auch nicht mehr als ein Gästezimmer für höchstens ein bis zwei Nächte für ihn da sein, aber ich würde ihm nicht die Tür weisen." "Dann werde ich ihn morgen zu euch schicken, Derek." mischte sich zum ersten Mal Alex ein. Er seufzte. Sich vom Tisch erhebend sagte er: "Tu das. Ich werde mich dann mal auf den Weg zurück zu Rachel machen. Kommst du mit, Kat?"
"Einen Moment bitte, Dr. Rayne." Belial lächelte. Derek räusperte sich und wollte etwas sagen, doch mit einem belustigten: "Ich habe durchaus Verständnis für Ihren Wunsch nach Hause zurückzukehren, Dr. Rayne. Ich verstehe auch, dass Sie meinen Umgang mit Kat kritisch sehen und nur sehr ungern dulden, aber sie sollten zwei Dinge zur Kenntnis nehmen: Erstens: Ich mag zu Ihrer Tochter zwar manchmal hart sein, doch ich bin ehrlich zu ihr, egal was Sie über mich denken! Und glauben Sie mir, ich weiß, dass es nicht sehr positiv ist. Und Zweitens: Ihre Tochter wägt Gefahren und Risiken sehr genau ab, die mit ihrem Wissen aus dem Grimoire zusammenhängen. Sie sieht Sie leiden, einen Mann der ihr nah ist wie ein Vater und sie will helfen. Darüber sollten Sie nachdenken. Und auch wenn es Sie noch mehr verunsichern könnte: Was kann bei einem Zauber schief gehen, den ich beaufsichtige?"
Belial erhob sich, wuschelte Kat durch die Haare, bedankte sich bei Mathilde für den Tee, gab Alex einen Kuss auf die Wange, legte Selvaggia eine Hand auf die Schulter und nicke Derek zu, dann verschwand er.
Derek schloss kurz die Augen und atmete tief ein um etwas zur Ruhe zu kommen. Die Gespräche heute Abend hatten ihm sehr zugesetzt. Er verabschiedete sich mit einer freundschaftlichen Umarmung von Alex, mit einer freundlichen Geste von Selvaggia und einem Dank für den Tee bei Mathilde. "Kommst du Kat?!" Es war mehr ein Befehl als eine Bitte. Kat folgte ihm nachdem sie sich ebenfalls verabschiedet hatte. Als sie durch das Portal die große Eingangshalle im Legat betraten verabschiedete sich Kat sofort mit einem traurigen, aber freundlichen "Gute Nacht".
Rachel die im Türrahmen des Wohnzimmers stand blickte ihrer Tochter besorgt nach, da sie merkte, dass sie sehr bedrückt war. Als Kat verschwunden war sah sie zu ihrem Mann. Sie kannte Derek mittlerweile gut genug um ihm anzusehen, dass auch er sehr bedrückt war auch wenn er es zu verbergen versuchte. Dennoch erkundigte sie sich erst nach ihrer Tochter. "Was wollte Pierre von euch? Warum ist Kat so durcheinander?" forderte sie zu erfahren. "Weil ihr heute einiges klar geworden ist, ...ihr wurde bewusst, dass sie Fehler gemacht hat. Philip wird morgen vorbeikommen. Kat und ich werden nochmal ein ausführliches Gespräch mit ihm führen in vertrauter Umgebung."
Rachel sagte nichts zu der Bemerkung mit Philip sondern akzeptierte es. "Und was ist sonst noch, dich bedrückt doch auch etwas und das ist nicht nur die Aussprache mit Philip?" Derek beschloss Rachel vorerst nichts von dem Gespräch mit Belial oder von dem Bannritual im Grimoire zu erzählen. Er wollte sie auf Grund ihrer Schwangerschaft nicht aufregen. Er wünschte seine Tochter hätte ihm nichts von dem Bannritual gesagt. Schwarze Magie ging Derek eindeutig zu weit. Und warum wollten Kat, Belial und sogar Pierre der Erzbischof von Paris, dass er sich eventuell dazu überreden ließe das Bannritual durchzuführen? Diese Gedanken gingen ihm durch den Kopf seit dem er die Küche im Boulevard Haussmann 13 verlassen hatte.
"Rachel, ...du weißt dass ich dich liebe, mehr als alles andere und ich dir vertraue, aber ... es gibt Einiges worüber ich selbst erst nachdenken muss. Du kennst mich schon sehr lange und weißt wie ich bin. Vielleicht erzähle ich es dir noch, aber ... ich brauche Zeit um das was ich heute erfahren habe erst mal selbst zu verkraften und möchte dich momentan auch nicht ... unnötig aufregen." Er nahm seine Frau zärtlich in den Arm und küsste sie leidenschaftlich. "Ich bin sehr müde, kommst du auch mit ins Bett?" fragte er liebevoll. "Ja ich komme gleich nach." antwortete sie als Derek nach oben ging. "Was war denn gestern Abend los ihr seht ja beide aus wie... Geister, habt ihr überhaupt geschlafen?" stellte Julien seine Frage an Kat und Derek gerichtet. "Ich hab schrecklich geschlafen." gab Kat zu. Derek der müde auf seine Kaffeetasse starrte und ab und zu einen Schluck trank, bestätigte Kats Antwort mit einem Nicken. Um die vereinbarte Uhrzeit trat Pater Philip Callaghan durch das Portal in die Eingangshalle des Legats. Er fühlte sich etwas unwohl, da Derek ihm vor Monaten Hausverbot erteilt hatte. Er blickte nach oben zu Derek als er dessen ernste aber freundliche Stimme vernahm. "Hallo Philip, komm mit wir reden in der Bibliothek." Er folgte Dereks einladender Geste und stieg langsam die Treppe nach oben.
Betroffen stellte er in Dereks Blick fest, dass er ihn mit seinen Worten und vor allem Taten sehr verletzt hatte. "Derek, ich möchte dir nochmal versichern dass ich dich nicht so verletzen und dich vor den Kopf stoßen wollte als du meine Hilfe gebraucht hättest. Und das mit der Anklage bei der Kongregation hätte ich nicht machen dürfen. "Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten" ist immerhin eines der zehn Geobte. Ich habe damit eindeutig gegen dieses Gebot verstoßen. Und hätte unsere Freundschaft nicht so leichtfertig aufs Spiel setzen dürfen." Derek lächelte. "Ich habe dir bereits verziehen Philip. Das Hausverbot ist aufgehoben. Was unsere Freundschaft angeht... die hat vertrauensmäßig ganz schön gelitten. Und ich werde etwas Zeit brauchen, aber ich bin nicht bereit... sie ganz aufzugeben. Ich verstehe nur zu gut, was du in Tenochtitlan durchgemacht hast und wie du dich fühlst, mir hängt das Ganze immer noch nach, aber das weißt du ja mittlerweile... wenn du also auch mal jemand zum reden brauchst." Philip nickte erleichtert. "Danke Derek, es bedeutet mir viel dass du mir verziehen hast und dass wir nicht sofort wieder die besten Freunde sind verstehe ich vollkommen." "Geh schon mal in die Bibliothek, ich hole Kat."
Philip betrat Dereks Bibliothek, sein Blick fiel durch den großen Raum über die Wendeltreppe in die zweite Etage. Er wusste sehr wohl über die Bücher Bescheid die dort oben standen und auch dass Derek sie alle gelesen hatte. Er setzte sich in die Sofaecke während er auf Kat und Derek wartete.
"Aber du bist... bleibst auch hier, Dad?" fragte sie Derek als sie gemeinsam mit ihm die Bibliothek betrat. Sie setzte sich gegenüber von Philip und Derek nahm neben Philip auf dem Sofa Platz. "Mir wurde gestern klar gemacht, dass ich vielleicht doch ungerecht zu dir war, aber ich hatte damals solche Angst vor Yaotl. Er hat uns gezwungen die Schweine zu häuten und dann die eklige, rohe Schweinehaut zu tragen wie du ja gesehen hast. Und kurz davor hat er mich zu sich in Dereks Arbeitszimmer gerufen und mir von Tenochtitlan erzählt und er wollte Mum strafen, dafür dass sie so schwach ist. Er sagte ich wäre nicht länger ihre Tochter, er hat Mum geohrfeigt und sie wie eine Dienstmagd behandelt und noch vieles mehr." Kats Worte versetzten auch Derek ein schmerzhaften Stich mitten ins Herz. "Und kurz danach hat er mich zu dir in den Keller geschickt. Wenn ich dich losgebunden hätte wie du es wolltest hätte er es mitbekommen und wer weiß was er dann gemacht hätte. Ich kann mir jetzt auch vorstellen wie das auf dich gewirkt haben muss dass ich die Schweinehaut an hatte. Aber er hat uns dazu gezwungen und du hast mir nicht geglaubt als ich dir sagte, dass Derek und Nick mit zwei aztekischen Priestern die Seelen getauscht hatten. Du hast gar nicht zugehört als ich dir sagte dass ich Angst um Mum habe. Du hast mich gleich angegriffen und mich der Ketzerei und des Hochmuts beschuldigt, da habe ich dann einfach auch die Nerven verloren und als du Derek später sogar bei der Kongregation der Ketzerei bezichtig hast, da war ich dann erst richtig aufgebracht. Es tut mir leid Philip, dass ich so hart zu dir war aber ich hatte einfach zu große Angst." gestand sie.
Der Priester nickte verständnisvoll. "Es tut mir auch leid Kat, aber ich habe das alles nicht geglaubt, aber jetzt... ist mir klar dass ich im Unrecht war und verstehe was ihr durchgemacht habt. Ich habe auch eingesehen, dass ich selbstgefällig war. Ich habe vorher nochmal mit Derek geredet und er meinte er hätte mir verziehen und würde die Möglichkeit einer erneuten Freundschaft mit mir in Erwägung ziehen, auch wenn es Zeit braucht. Könntest du das eventuell auch?" Kat sah etwas hilflos zu ihrem Vater. "Ja, ich denke das könnte ich. Aber das geht nicht von heute auf morgen." antworte sie nachdem Derek ihr zugenickt hatte.
"Das erwarte ich auch gar nicht, weder von dir noch von Derek. Ich kann mir ja selbst nicht mehr in die Augen sehen, nach den Geschehnissen der letzten Monate. Und ich kann noch nicht mal meine Sünden beichten, wenn mir danach ist. Jeder Priester in San Francisco würde mich für verrückt erklären." Kat sah Philip an. "Aber bist du nicht der Hauskaplan des Boulevard Haussmann 13 und damit direkt Onkel Pierre - ich meine, seiner Exzellenz Erzbischof Pasquieu unterstellt? Er weiß was passiert ist, Philip. Aber wenn du das nicht willst... also ich denke, du könntest mit Derek reden, er ist zwar kein Priester aber auch Theologe und er würde sich bestimmt auch an das Beichtgeheimnis halten und er könnte dir im Namen Gottes (indirekt) die Beichte abnehmen, wenn es dir hilft." Der Priester lächelte und nickte. "Derek hat mir bereits angeboten mir zuzuhören, wenn ich jemand zum Reden brauche und das werde ich wohl auch in Anspruch nehmen müssen, denn sonst kann ich mit keinem Mensch darüber reden. "Entschuldigung nochmal an euch Beide für alles was ich euch an den Kopf geworfen habe, ich war verbohrt und engstirnig." Kat nickte und flüsterte beim Rausgehen. "Entschuldigung angenommen Philip." mit diesen Worten verließ das Mädchen die Bibliothek.
Erleichtert atmete Philip auf. "Das hat einen großen Stein von meiner Seele genommen, ich danke dir, Derek." Der Praeceptor lächelte, "Schon okay. Aber wieso meinst du, dass du bei Pierre nicht beichten kannst? Immerhin ist er dein direkter Vorgesetzter und wäre bestimmt ein verständnisvoller Beichtvater." Philip seufzte. "Leider ist er ein Freund von etwas das er "tätige Reue" nennt - und seine Vorstellung davon ist, dass ich unkeusch bin. Acactili hat in meinem Körper..." er zögerte kurz. "Er hat weibliche Gesellschaft gehabt und eine der Damen ist besonders anhänglich. Die Idee des Erzbischofes war es mich dazu zu verpflichten, Madame Charenne einmal in der Woche... zu Diensten zu sein." Derek seufzte. "Ich gebe ja zu, dass Pierre einen wirklich schrägen... ich würde es nicht Humor nennen, aber... etwas Besseres fällt mir nicht ein. Er hat mir in Paris davon erzählt, meinte aber auch, dass besagte Dame sehr nett sei und er sicher wäre, dass sie dir gut tut. Und ansonsten - wobei ich hoffentlich nicht wieder einen Ketzervorwurf hören werde, denk doch einfach daran, dass deine evangelischen Kollegen heiraten dürfen." "Das ist nicht so einfach, Derek." seufzte Philip. "Du bist stark, Philip. Und anders als bei mir... also ich denke Acactili wird nicht mehr zurückkommen wollen. Anders dagegen Yaotl. Weißt du wie oft ich gegen ihn kämpfe? Er versucht seit über einem Jahr mich wieder zu übernehmen. Zuerst hat er es täglich versucht, jetzt vielleicht noch einmal in der Woche. Und Kat und Julien zufolge ist Acactili doch recht sympathisch. Er ist..."
Derek fuhr sich durch die Haare. "Vor einem guten Jahr mussten Yolotli und Alex und Rachel eine Möglichkeit finden Nick und mich zu warnen kein Blut zu vergießen. Sie haben Kats Seele in den Körper von Yaotls und Yolotlis Schwester Icnoyotl geschickt um uns zu warnen. Seitdem ist sie in der Lage zu tauschen und..." Philip nickte. "Ja, ich weiß - oder besser: Ich war mir nicht 100% sicher, jetzt bin ich es. Mein So... Ich meine Acactilis Sohn Itzel hat manchmal von seiner Verlobten - eigentlich dieser Icnoyotl - gesprochen, aber manchmal habe ich ihn mit ihr reden gehört und dann hat er sie mit "Chalchihuhnenetzin" angesprochen." Derek nickte. "Ja, so hat Yaotl sie wohl genannt und... andere... Wegen dieser "anderen" hat sie den Namen wohl akzepiert." "Du machst dir Sorgen um Kat?" fragte Philip. Derek lachte bitter auf. "Natürlich. Kat ist weit über ihr Alter. Andere Mädchen in ihrem Alter schreiben SMS oder Chatten mit ihren Freundinnen über WhatsApp und ähnliches. Stattdessen hat Kat... "Freunde" die mir direkt Angst machen. Einem davon bin ich gestern wieder im Boulevard begegnet." "Na ja... zugegeben, Mathilde und Selvaggia..." Derek schüttelte den Kopf. "Die zwei - ehemaligen - Hexen sind in Ordnung. Ich rede von ihrem... Herrn. Der übrigens auch an "tätige Reue" glaubt."
"Ja, ich habe den Erzbischof darüber reden hören, dass selbst Nick und Alex recht lockeren Umgang mit den ehemaligen... Verbündeten haben. Aber er war von menschlicher Seite - sozusagen - an den Verhandlungen beteiligt um alles auch für die Angestellten verständlich zu machen, die Verwaltungsarbeit leisten und ähnliches. Es ist unglaublich wie effektiv leider mehr oder weniger gerade die Dämonen gearbeitet haben. Ich bin ja Hauskaplan - offiziell... und... ach Derek, sie haben die christlichen, muslimischen und auch jüdischen Mitarbeiter genauso ausgewählt wie die Atheisten und Satanisten, denn auch davon gibt es zwei oder drei... Und glaub mir - alle sind loyal gegenüber Nick und Alex! Die beiden sind inzwischen... auf seltsame Weise neutral..." Derek lachte fast bitter. "Weißt du, dass Belial Kat gebunden hat? An ein von ihm selbst geschriebenes Grimoire und somit an sich? Und nun wollen mich alle zu einem Ritual überreden um Yaotl zu bannen."
Philip legte eine Hand auf Dereks Schulter. "Wenn ich dir einen Rat geben darf: Versuch noch drei, vier Jahre durchzuhalten. Ich denke, die Zeit wird deiner Tochter reichen es zu einem guten Ritual und einem Bannspruch entwickelt zu haben, das beziehungsweise der... weißmagisch ist." Derek schüttelte den Kopf. "Ich habe viel gelesen, viel gesehen und viel ausprobiert - aber das niemals!" "Verstehe ich gut - und glaub mir, ich bewundere dich dafür, ehrlich. Ich glaube, ich würde mich für den einfacheren Weg entscheiden. Ich habe diesen Yaotl getroffen und er ist wirklich ein unangenehmer Zeitgenosse. Sein Bruder - also Nick - war im Krieg, erfolgreich übrigens. Das hat ihn etwas misstrauisch gemacht. Itzel half mir nach anfänglichen... Problemen zu vertuschen, dass Nick in Yolotli ist. Ein sehr sympathischer junger Mann, der mir ans Herz gewachsen ist. Ich gebe zu, dass ich... hier wirklich glücklich war. Kat war wie eine Art... Kind, das ich nie haben werde." Philip seufzte.
Derek lächelte. "An sich hatte ich nich den Eindruck, dass Acactili uninteressiert am erneuten Tausch sein könnte. Aber das ist deine Entscheidung. Und da Pierre so an "tätige Reue" glaubt... würde er dich verurteilen, wenn du eine nette kleine Pfarrei übernimmst und Madame Charenne dich - vielleicht mit einem kleinen Kind, deren Vater sie... "verlassen hat" - als Haushälterin begleitet?" Philip sah ihn entsetzt an. "Bist du verrückt? Das wäre ziemlich feige und unanständig! Das arme Kind würde nicht einmal meinen Namen tragen!" protestierte er. Derek zuckte mit den Schultern. "Es gibt Schlimmeres. Aber du hättest eine nette kleine Familie und vielleicht kann Pierre es ja irgendwie anders "hinbiegen". Ich habe ihn als recht... kreativ... kennen gelernt. Hattest du keinen Bruder, Philip? Wie hieß er doch?" "Du weißt, dass ich keinen Bruder habe!" Derek lachte leise. "Ach doch, du weißt doch... ähm... Theophil, genau, wurde eigenlich immer Phil genannt und wollte Priester werden bis er die schöne Juliette kennen lernte und leider ist er dann an die evangelische Fraktion verloren gegangen und leider bei den tragischen Ereignissen in Europa ums Leben gekommen... Und du hast Juliette Callaghan, geborene Charenne samt Nichte oder Neffe - zu dir genommen, beziehungsweise... Theophil kann ja auch an allem möglichen gestorben sein." erklärte Derek ein wenig belustigt. Philip rieb sich die Stirn und seufzte. "Der Erzbischof und du, ihr habt manchmal einen verschrobenen Humor und eine sehr seltsame Auffassung von Dingen wie Reue, Wahrheit und Glauben, ganz ehrlich, Derek!"
Der Praeceptor zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nur, dass Rachel und Kat mir sehr viel mehr geben als ich sagen kann. Ohne die zwei würde ich auch Yaotls Attacken nicht aushalten." gestand er, "Und," fügte er hinzu, "Überleg mal: Pierre hat seinen Patensohn Julien zu sich genommen als dessen Eltern ums Leben gekommen sind als Julien in Kats Alter war. Der wird also auch nicht einsam sein." als es klopfte. Zu seiner Überraschung betrat Nick die Bibliothek. Er sah besorgt aus. "Ah, Philip, du bist ja auch noch da, gut... Wir brauchen in Paris eure Hilfe." sagte er direkt. Derek runzelte die Stirn. "Wie das? Bisher hattet ihr doch Hilfe, die nur einmal mit dem Finger schnipsen braucht." "Wir können das in Europa sicher untersuchen, aber wir brauchen dich und deine Erfahrung hier in Amerika, Derek!"
"Na gut, dann erzähl doch mal was los ist..." "Seit etwa zwei Wochen haben wir eine Zunahme von "Wundern" zu verzeichnen und von "Heiligenerscheinungen" und stets scheint kurz darauf eine dubiose Geschäftemacherei zu beginnen und seltsamerweise kaufen die Gläubigen trotz Skepsis Amulette mit "Tränenflüssigkeit" die aus der Statue irgendeiner Heiligen gekommen sein soll, Blut aus "Stigmata-Wunden" Jesu und sonstiges. Stets sind die Amulette aber so verarbeitet, dass du an das Zeug nicht ran kommst ohne das Amulett völlig zu zerstören und dagegen wehrt sich jeder, der das gekauft hat genauso wie dagegen es wieder herzugeben." berichtete Nick. Er legte die dicke Mappe auf den Tisch, die er unter dem Arm gehabt hatte und ließ Philip und Derek Zeit sich die ganze Sache anzusehen. "Ich wusste nicht, dass das inzwischen so drastische Ausmaße angenommen hat." murmelte Philip entsetzt.
"Was heißt "so drastische Ausmaße"? Das hört sich an, als ob das schon eine ganze Zeit lang so geht." erkundigte Derek sich. "Eigentlich nicht. Es hat irgendwie schleichend angefangen. Den Recherchen zufolge ging es etwa im Februar los, in einer Kirche in Rio, dann kam eine katholische Kirche in Boston. In der Kirche in Rio haben an einer Jesusstatue die Wundmale geblutet, doch jedes Mal wenn jemand von uns sich diesen Phänomenen nähert versiegen sie auf seltsame Weise. Be... Niemand weiß warum das so ist. Wir können nur vermuten, dass es magische Wesen sind, die dahinter stecken, aber die sind, da sie keine Seele haben wie Menschen, nicht greifbar, weder für Himmel noch Hölle." Derek sah Nick verständnislos an. Der fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht. "Verdammt, Derek, ich bin kein Theologe wie du oder Philip. Vermutlich könnte selbst Kat das besser erklären als ich - ich habe das ja noch nicht mal wirklich begriffen wie das funktioniert, ich meine, wenn man so ein magisches Wesen erledigt. Es kann sich irgendwie eine erschaffen, aber das funktioniert nur in einer Weise die ich nicht kapiert habe und irgendwas war da mit Magie vorher verkaufen und so, aber das kann dir nur einer... aber also entweder kommst du nach Paris um dir das erklären zu lassen oder du hebst - das soll ich dir ausrichten - den unbewussten Bann auf."
Derek war jetzt völlig verwirrt. "Unbewussten Bann? Aufheben?" Es war Philip der antwortete: "Das hat alles mit dem freien Willen zu tun, Derek. Dies ist - obwohl es das Legat ist - dein Haus. Die Raynes haben hier seit Generationen gelebt und waren seit Generationen Praeceptor des Legats von San Francisco. Hier wurde viel von eurem Blut vergossen, hier sind eure Tränen zu Boden gefallen und somit ist der Wille des Hausherrn bindend." "Und das heißt: "Was oder wen du nicht sehen willst an... übernatürlichen oder magischen Wesen, das hat an sich nicht das Recht deine Schwelle zu übertreten. Dazu gehört auch, dass sie ohne deinen Willen zu missachten, nicht einfach hier auftauchen können." Dereks Augen leuchteten erfreut auf.
"Das heißt, dass keiner von den... ich meine, hier kann keiner auftauchen und wenn ich Kat hier behalte ist sie vor den Einflüsterungen sicher?" Nick seufzte. "Derek, Kat ist ein anderes Thema. Sie wird nach Paris gehen wenn sie erwachsen ist, hier werden deine und Rachels Kinder leben. Und Kat kannst du nicht vor etwas schützen was sie ohnehin besser schützt als du es vielleicht jemals könntest. Du magst Angst um sie haben, aber das nützt doch nichts!" "Solange ich die Macht habe zu bestimmen, dass keiner von denen in dieses Haus kommt, wird auch keiner einen Fuß hineinsetzen!" sagte Derek bestimmt. Doch dann wurde er misstrauisch. "Aber dein neuer Boss ist vor vier Monaten mit Kat hier gewesen." Nick seufzte. "Ich vermute mit neuem Boss meinst du Belial, wobei du dich da gewaltig irrst. Er ist nicht mein Boss! Außerdem Derek: "Mein neuer Boss", wie du dich auszudrücken pflegst, hat damals eine Menge riskiert. Er begleitete damals Kat, sozusagen als "Grimoire" oder als Lehrer. In gewisser Weise hat Kat ihm die Erlaubnis erteilt, dass er sie zu euch begleiten durfte! Das war eine Art Grauzone, denn sie wohnt hier, hat aber nicht direkt das Recht ihm eine dauerhafte Erlaubnis zu erteilen. Es wäre sehr viel einfacher wenn du sie gäbest, aber gut, vielleicht kommst du besser mit nach Paris..." Nick erhob sich. "Mathilde würde sich sicher freuen wenn Rachel und du zum heutigen Abendessen kommen würdet." "Rachel würde sich sicher freuen, wenn Alex und du mal bei uns zu Abend essen würdet." antwortete Derek.
Nick schüttelte den Kopf. "Du weißt doch genau, dass es nicht um das Abendessen geht. Bitte entschuldige, ich muss jetzt los. Alex wartet." An der Tür zur Bibliothek wandte er sich um. "Wir brauchen eure Hilfe hier in Amerika, Derek. Es wäre also wirklich schön, wenn ihr zwei heute Abend kommt, mit Kat und Julien vielleicht? Pierre wird auch da sein. Ich verstehe, wenn du nicht helfen willst und muss es akzeptieren, aber ich fände es sehr schade." Damit verließ er die Bibliothek und verschwand. Philip seufzte. "Du solltest das nicht leichtfertig wegwerfen, Derek. Auch wenn mir selbst nicht so wohl ist mit dem Gedanken an die eine Seite aber nunja..." Er stand ebenfalls auf. "Ich habe noch eine angeordnete Verabredung mit Mademoiselle Charenne." Er lächelte gezwungen als er sich von Derek verabschiedete.
Der Praeceptor nahm sich noch einmal die Akten vor, die Nick auf dem Tisch liegen lassen hatte. Es war alles wirklich mysteriös. Die "Wunder" waren immer dann beendet, wenn jemand aus dem Boulevard Haussmann 13 sie sich ansehen wollte. Derek rang mit sich. Der Fall interessierte ihn an sich. Zudem war die Bindung an die gekauften Kristalle in die das angebliche Blut oder die Tränen eingeschlossen war gleich nach einem Kauf sehr eng und kein Käufer gab die gekauften "Reliquien" wieder her, was eine Untersuchung der Flüssigkeiten unmöglich machte. Er seufzte. Der Fall unterschied sich von den bisherigen des Legates, zudem war offensichtlich, dass irgendwas nicht mit rechten Dingen zuging - und zwar "intelligent", wenn jedes Mal das angebliche Wunder beendet war sobald die Ermittler aus Paris anrücken. Derek musste wirklich mit sich ringen.
Rachel betrat die Bibliothek nach dem Nick und Philip wieder gegangen waren. Sie setzte sich neben ihren Mann und gab ihm einen zärtlichen Kuss. "Ich habe mich gewundert, warum du so lange nicht gekommen bist nach dem Nick und Philip wieder weg waren. Was ist denn los du siehst so nachdenklich aus?" Derek zeigte auf die Unterlagen die Nick da gelassen hatte. "Klingt interessant, aber warum kommt Nick damit zu dir?" "Offensichtlich sind die Stigmataanzeichen und so immer weg sobald jemand vom Boulevard Haussmann sich das anschauen will. " Vielleicht denken sie, dass es bei dir anders ist, weil du nicht dort wohnst." Derek seufzte. "Möglich, jedenfalls meinte Nick ich solle entweder den..." Derek musste lachen. "... den "unbewussten Bann" den ich über mein Haus gelegt habe beenden um sicherzustellen, dass gewisse Wesen mein Haus betreten können oder ich komme nach Paris um zu helfen." Jetzt lachte auch Rachel. "Du hast also unbewusst einen Bann auf das Haus gelegt, der bewirkt, dass... Lucifer das Haus nicht mehr betreten kann?"
Derek nickte grinsend. "Und jetzt meinte er wir sollen heute Abend alle zum Abendessen kommen, Pierre wäre auch da. Ich würde an sich ja gar nicht überlegen, wenn er - und ich rede nicht von Pierre - nicht wäre." "Das kann ich gut verstehen, mir ist er auch zuwider, zumal ich nicht ganz verstehe was er mit Kat gemacht hat. Andererseits würde ich Nick und Alex gerne wiedersehen. Und du bist schon verdammt neugierig, wenn du ehrlich bist. Außerdem - auch wenn Lucifer - oder Belial wie er sich dort immer nennt - mir zuwider ist, er kann sehr charmant sein..." Derek seufzte und rieb sich mit den Fingern über die Stirn. "Ich denke wir sollten gehen, du würdest Nick helfen und außerdem ist ja auch Pierre da. Und wenn selbst er mit Belial zusammenarbeitet, ist das vielleicht ja "legal" - rein theologisch gesehen. Du wärst ja nicht mit ihm alleine und mögen musst du ihn ja auch nicht. Und Julien und Kat würden Pierre auch sicher gern wieder sehen."
Derek seufzte: "Dann ist es wohl beschlossene Sache, dass wir heute Abend in Paris essen?" Rachel küsste ihn sanft auf die Wange. "Ich mache mich dann mal zurecht." Derek ballte wütend die Fäuste. Was fiel Belial und den anderen eigentlich ein ihn und Rachel so zu manipulieren? Was musste er noch ertragen? Yaotl, der ihn ständig bedrohte, sein Vater der ab und an aus der Hölle hervorkroch und versuchte ihn zu verführen der Dunkelheit nachzugeben. Mit innerer Genugtuung dachte er an den unbewussten Bann um sein Haus. "Mach das, Liebes." sagte er möglichst ruhig. "Ach, Schatz, denk einfach daran, dass wir hier unsere Ruhe haben." Rachel zwinkerte ihm zu. Kat betrat mit Julien an der Hand die Bibliothek. "Wir haben gehört, ihr geht vielleicht heute nach Paris? Dürfen wir mitkommen?" fragte Kat. Julien lächelte nachsichtig. Derek seufzte. "Ja, wir werden nach Paris gehen. Woher wisst ihr das denn?" "Wir sind Nick in der Halle begegnet. Dürfen wir schon mal vorgehen?" Rachel lächelte. "Na, bei dir kann ich nichts sagen, Julien, aber da ich weiß, dass du auf Kat aufpasst... ja, ihr dürft." "Merci, Rachel - ou maman..." Der junge Theologiestudent zwinkerte ihr zu. "Schelm, verschwindet schon!" antwortete Rachel. Mit einem vergnügten Lachen huschten die beiden aus der Bibliothek und stürmten durch das Portal. "Verdammt, Nick kennt mich einfach zu gut!" fluchte Derek leise. "Er weiß halt, dass du einer Herausforderung nur schwer widerstehen kannst." sagte Rachel lachend, bevor sie ihn allein ließ um sich hübsch zu machen.
Im Boulevard Haussmann nahm Belial Kat und Julien in Empfang. Verblüfft sahen sie, wie er sich am Portalsystem zu schaffen machte. "Was hast du jetzt getan?" fragte Kat verblüfft. "Dafür gesorgt, dass dein Vater etwas akzeptiert..." "Ich verstehe nicht... Onkel Belial, ich glaube kaum, dass das fair ist." Er lächelte. "Kat, manus manum lavat - das muss dein Vater lernen." "Manus-Wie?" "Manus manum lavat ist lateinisch und heißt eine Hand wäscht die andere." übersetzte Julien ihr. Er zog Kat beschützend an sich. "Und was genau heißt das jetzt?" wollte sie wissen. "Deine Eltern werden das Portalsystem nicht nutzen können - und ihr werdet vorerst hier in Paris bleiben. Mal sehen wie lange Derek Rayne den Bann aufrecht erhält. Sein Trotz geht mir auf die Nerven!" Kat sah Belial völlig verwirrt an. "Bann? Und merk dir eins: Wenn ich nach San Francisco zurück will, dann kehre ich zurück! Du kannst mich hier nicht festhalten! Freier Wille! Du hast ihn einmal ignoriert - ein weiteres Mal ist dadurch unmöglich!" "Kat: Durch diesen unbewussten Bann ist jedem von uns - nicht nur mir und meinen "gefallenen" Brüdern und den Dämonen der Zutritt zum Legat verwehrt, sondern auch Sariel und allen anderen "netten Engeln"! Es gibt einige Dinge die zu klären unerlässlich ist, aber die man vor Ort klären muss. Natürlich kannst du jederzeit mit einem Flugzeug zurück nach San Francisco fliegen." "Boah, du bist voll der miese Mistkerl! Ich will sofort zu meinen Eltern zurück!" Belial lächelte finster. "Ich glaube, dein Mund braucht mal wieder eine Seifentherapie, was?" fragte er und Kat spuckte im nächsten Moment Seifenschaum.
Wortlos reichte Belial der ihn wütend anfunkelnden Kat ein IPad und sah sie herausfordernd an. Julien nahm es ihr ab und sah auf die Seite von Air France. "Heute gehen keine Flüge mehr - und seltsamerweise scheinen die restliche Woche nur Verbindungen mit fünf bis zehn Mal Umsteigen zu verkehren..." stellte er fest und warf einen misstrauischen Blick auf Belial. Der zuckte mit den Schultern. "Wie das so ist..." meinte er. "Vielleicht wollt ihr euch ja doch häuslich hier einrichten? Schaut kurz bei Mathilde vorbei und holt euch einen Snack, wir treffen uns im Arbeitszimmer!" Er verschwand. Kat sah Julien geschockt an. "Ich werde bestimmt nicht einfach so hierbleiben!" "Er hat es in gewisser Weise sicher gestellt. Ich vermute, er wird in unserem Beisein mit Derek telefonieren und ihn erpressen..." Er nahm sie in den Arm. "Aber wir sollten vielleicht wirklich mal zu Mathilde sehen."
Die Köchin empfing sie sichtlich erfreut. Sie wollte sofort wissen, was Derek und Rachel wohl mögen würden und war sichtlich betroffen, als sie von Julien hörte, was Belial getan hatte. "Ich vermute also, dass Kats Eltern nicht kommen werden - zumindest nicht mehr heute."
"Rayne." meldete sich Derek als er den Anruf entgegen nahm. "Guten Tag Dr. Rayne. Ich möchte sie nur informieren dass ich den Bann nicht so einfach hinnehmen werde, zumal der Bann den sie unbewusst ausgesprochen haben nicht nur mich - sprich die dunkle Seite betrifft, aber um das und andere Dinge zu klären würde ich gerne mit ihnen persönlich sprechen. Ich habe jedenfalls das Portal so manipuliert dass sie und ihre Frau es nicht nutzen können um nach Paris zu gelangen. Und Kat kann auch nicht mehr zurück durch das Portal, es sei denn sie lösen den Bann!" "Bitte was? Das kann doch wohl nur ein schlechter Scherz sein! Wer spricht da überhaupt?" "Ach, Dr. Rayne, ich dachte, meine Stimme hätten Sie erkannt. Hier ist Belial - oder Lucifer, ganz wie Sie wollen." Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang spöttisch. Dereks Faust knallte wütend auf seinen Schreibtisch. "Wie können Sie es wagen? Sie können meine Tochter nicht so einfach behalten! Und außerdem haben SIE überhaupt keine Ahnung von mir und meinem Leben! Ich kämpfe ständig gegen das Böse. Ich leide immer noch unter dem Seelentausch, habe mit den ständigen Attacken von Yaotl zu kämpfen und... dann ist da noch mein Vater der hin und wieder aus der Hölle von Ihnen auf mich gehetzt wird um mich auf die andere Seite zu ziehen, der er zu Lebzeiten verfallen ist. Und jetzt erpressen sie mich mit meiner Tochter. Und da wundern sie sich dass ich ihnen gegenüber so misstrauisch bin?" schimpfte Derek wütend. Er ließ sich in seinen Stuhl fallen und kämpfte gegen die immer mehr ansteigende Wut in ihm an.
"Dr. Rayne? sind sie noch da?" ertönte die Stimme Lucifers am anderen Ende der Leitung. "Ja." kam die knappe, verletzte Antwort. "Ich mache ihnen ein Angebot. Sie heben den Bann auf, sodass wir reden können. Im Gegenzug könnte ich mich um die Angelegenheit mit ihrem Vater kümmern, Dr. Rayne. Und Kat kann jederzeit zu Ihnen zurück. Überlegen Sie mal welche Möglichkeit Sie haben? Wie reagiert ihre Frau darauf wenn sie ihreTochter nicht wiederbekommt? Wenn sie wollen dass sie von unserem Gespräch nichts mitbekommt, rate ich Ihnen, den Bann bis heute abend zu lösen."Derek schluckte. "Sie... lassen mir ja gar keine Wahl, wenn ich meine Tochter wieder haben will! Wissen Sie eigentlich wie fies das ist? Wissen Sie wie sich seelische Schmerzen anfühlen und wie man sich fühlt wenn es kein Ende nimmt und immer noch mehr dazu kommt? Vermutlich können Sie das gar nicht nachempfinden, denn sonst könnten Sie nicht so grausam sein." Dereks Stimme war nicht mehr als ein verzweifeltes Flüstern. "Ich kann und will das nicht mehr ertragen." dachte der Präzeptor. "Es ist ihre Entscheidung Dr. Rayne. Entweder auf die harte Tour oder aber sie heben den Bann auf und wir reden in Ruhe darüber. Wie sie wollen. Nur eines sollte Ihnen klar sein ich sitze am wesentlich längeren Hebel, oder denken Sie ernsthaft sie können es mit mir aufnehmen und gewinnen?" erklang Belials ruhige aber harte Stimme.
"Ist Pierre Pasquieu da? Dann würde ich gerne mit ihm reden, aber persönlich unter vier Augen. Anschließend können wir diese Angelegenheit dann hoffentlich klären. Ich möchte meine Tochter wiederhaben!" Belial bemerkte an Dereks Stimme wie verzweifelt dieser war und dass er sich zur Ruhe zwingen musste. "Sicher könnte ich Pierre in den Boulevard Haussmann 13 bitten." Derek seufze resigniert. "Und wie lange muss ich bitten, dass Sie mir diesen Wunsch gewähren?" Er atmete tief ein und fügte dann leise hinzu. "Und Sie mir meine Tochter nicht mehr vorenthalten?"
Derek war total verzweifelt. Seine Gedanken drehten sich nur um Kat , Rachel und die ungeborenen Babys, das einzige wofür es sich momentan noch lohnte den Angriffen Yaotls nicht nachzugeben oder einfach ein Ende zu machen. "Wenn sie nicht wären... ich würde aufgeben. Ich kann nicht mehr ertragen. Seelen zerstören kannst du gut... Lucifer." dachte Derek.
Ein spöttisches Lachen erklang am anderen Ende. „Sie machen es sich sehr einfach, Dr. Rayne.“ "Sie haben ja keine Ahnung!" „Oh doch! Sie weisen mir die Schuld dafür zu, dass Sie selbst Ihren Vater nicht loslassen können und er somit das Recht hat – von Ihnen selbst – immer wieder aufzutauchen. Für die Attacken durch den aztekischen Priester gibt es eine Lösung, aber sie wollen ja selbst den leidenden Helden spielen – für wen eigentlich? Ihre Tochter will Ihnen helfen, ich bin sicher, Ihre Frau würde ebenfalls helfen. Im Endergebnis stehen Sie sich also selbst im Weg – bei beidem!“ Derek griff nach dem Briefbeschwerer um seinen Ärger über die Arroganz seines Gesprächspartners unter Kontrolle zu bekommen. „Wenn Sie so anfangen, dann brauchen wir gar nicht mehr miteinander reden! Sie werden augenblicklich meine Tochter zurückschicken! Ich bin mir sicher, Kat will zurück zu uns! Und ihr freier Wille ist von Ihnen nicht brechbar!“ Belial lachte. „Natürlich will sie, aber das geht nicht über das Portalsystem und... wie soll ich es sagen: Seltsamerweise fliegen keine Airlines San Francisco direkt an. Sie müsste achtmal wenigstens umsteigen... und sie ist gerade erst 15 und wird kein Flugticket buchen können. Und Alex und Nick sind in ihrem Häuschen im Quartier Latin...“
Derek Rayne spürte, wie ihn eine nie gekannte Wut überkam. „Ich will mit meiner Tochter reden! Pronto!“ sagte er und verlieh seinem Tonfall eine ungewohnte Schärfe. Leise betrat in diesem Moment Rachel das Arbeitszimmer. „Wieso bist du so ungehalten, mein Liebling?“ fragte sie erstaunt. „Unsere Tochter wird in Paris als Geisel gehalten um mich zu zwingen den Bann aufzuheben! Und wir werden nicht das Portalsystem nach Paris nutzen können.“ Rachels Miene änderte sich innerhalb von Sekundenbruchteilen. „Wer wagt es Kat als Geisel zu nehmen?“ fragte sie und griff nach dem Telefonhörer. „Wer...?“ „Belial, Dr. Corrigan-Rayne. Sie sollten vielleicht ihren sturen Ehemann überreden den Bann zu lösen. Ach, und noch etwas: Ich bin mir sicher, er hat Ihnen nicht erzählt, dass in Kats Grimoire ein Bannspruch steht, der das Problem mit Yaotl lösen würde – endgültig! Wenn ich mit eingreife kann dabei auch nichts schief gehen, darauf haben Sie mein Wort!“ „Pah! Das Wort des Teufels? Was ist das schon wert? Und ich will sofort meine Tochter zurück haben! Ich schwöre Ihnen, wenn Kat nicht innerhalb der nächsten drei Stunden wieder hier ist, komme ich nach Paris und trete Ihnen so in ihr Gesäß, dass Sie einen Monat nicht mehr auf Ihren vier Buchstaben sitzen können! Und wenn ich dafür mit dem Paddelboot den Atlantik überqueren muss! Haben Sie mich verstanden?!“
Belial lachte am anderen Ende der Leitung. „Ihre Ausdrucksweise ist Kats sehr ähnlich – das finde ich ungemein erfrischend. Weder Sie noch Kat haben Respekt vor mir, aber das mit dem Ritual, oder besser Bannzauber...“ „Dieser Bann-Scheiß interessiert mich einen feuchten Kehricht! Wenn mein Mann, der die Konsequenzen von so einem Mist sicher bestens einschätzen kann, diesen Hokuspokus ablehnt, dann ist das sein Recht und ich werde ihn nicht beeinflussen. Und diesen komischen Fall können Sie sicher besser allein bearbeiten. Offenbar war das ja nur eine Falle um Kat nach Paris zu holen!“ fauchte Rachel in den Hörer. „Ganz im Gegen...“ „Kat ist innerhalb von drei Stunden wieder hier oder Sie lernen eine wahre Löwenmutter kennen – und das wollen Sie ganz bestimmt nicht!“ Wütend legte sie auf. Sie sah Derek an. „Habe ich wirklich behauptet er sei charmant?“ fragte sie. Derek nickte. Er war ein wenig belustigt. „Das nächste Mal versetz mir bitte einen Tritt wenn ich so einen Stuss von mir gebe!“ Derek musste sich das Grinsen verkneifen. Rachel war einmalig. Er sah beiläufig auf seine Fingernägel. „Ach, wo du zuvor meintest, er sei dir zuwider... das hebt das „charmant“ meiner Meinung nach auf.“ murmelnd.
In der Küche im Boulevard Haussmann tobte derweil Kat. „Wie kann dieser Fiesling es wagen?! Was bin ich für ihn? Ein dummer Dodo?“ Julien versuchte sie zu beruhigen. „Es bringt nicht viel sich groß aufzuregen, Kat. Wir müssen nur eine andere Lösung finden.“ Selvaggia räusperte sich. „Die Flugverbindungen sind nur von Paris aus kompliziert... Wenn ihr einen anderen Flughafen nehmen würdet wäre es vielleicht leichter.“ „Ja – aber wie kommen wir zu einem anderen Flughafen?“ „Mit der Bahn?“ fragte Kat. „Wäre eine Möglichkeit, aber da kann er dich ja aufspüren und zurückholen.“ antwortete Julien nachdenklich. Selvaggia nickte bedeutungsschwer. „Ja, weil er in ihre Hand schreiben kann – mit Blut... und wenn dann eine Träne...“ Kat sah sie an. „Natürlich – drei „Ortungspunkte“ – sozusagen: Blut, Schweiß, Tränen...“ murmelte sie. Verständnislos sah Julien sie beide an.
„Was heißt das jetzt?“ „Du brauchst in einem Koordinatensystem drei Koordinaten um einen Punkt im dreidimensionalen Raum zu definieren. X, Y und Z-Achse und für einen schwarzmagischen Ortungszauber brauchst du halt Blut, Schweiß und Tränen. Sozusagen die Punkte auf X,Y und Z. Da sein Blut – sozusagen – mit meinem durch das Grimoire – was ich total gruselig finde, inzwischen – verbunden ist hatte er Blut. Das hat sich mit meinem Schweiß gemischt, denn an dem Januar-Tag war es in dem Zugabteil ungewöhnlich warm als ich - kurz nachdem er meinen „freien Willen“ ziemlich brutal übergangen hat - im Zug saß um ihm zu entkommen und dann weiß ich noch, ist eine Träne in meine Handfläche gefallen... Und im nächsten Moment saß er mir gegenüber.“ erklärte Kat.
„Bahnfahrten dauern elend lange!“ murmelte Mathilde. „Ein guter Besen...“ „Der fliegt allerdings nicht ohne Flugsalbe, Mathilde!“ erinnerte Selvaggia sie, „Und du willst sicher nicht zurück, nur weil du dich nicht an die Regeln gehalten hast!“ Mathide lächelte verschwörerisch. „Wir müssen doch keine kochen. Das hat Lucille Damiens damals gemacht – dafür ist sie in die Hölle zurückgekehrt. Abgesehen davon hatte ich kurz zuvor den Auftrag gekriegt es Kat zu zeigen.“ Sie ging zu einem Schrank in der Küche und zog das Glas hervor in dem eine rosa-graue Paste war. „Und Kat darf zaubern... wir sind sogar angewiesen worden ihr sämtliche Zauber zu erklären die sie wissen will – wenn wir ihrer mächtig sind. Und Flugsalbe kochen und sie anwenden können wir beide.“ Selvaggia seufzte. „Wo du recht hast... dann suche ich wohl besser mal einen schönen Reisigbesen. Irgendwo in diesem Irrgarten von Hausungetüm wird es ja vielleicht einen geben...“
Im Arbeitszimmer im Boulevard Haussmann starrte Belial verblüfft sein IPhone an. Hatte diese unverschämte Sterbliche es wirklich gerade gewagt aufzulegen? Hatte sie ihm wirklich gedroht? Er musste widerwillig grinsen. „Jetzt weiß ich von wem Katherine ihre Stärke hat...“ murmelte er belustigt. „Aber du wirst mich kennen lernen, Dr. Corrigan-Rayne!“
Er sah auf die Uhr und merkte verärgert, dass Kat und Julien immer noch nicht gekommen waren. Die beiden hatten genug Zeit mit Mathilde in der Küche vertrödelt und er beschloss die zwei zu holen. Als er an der Küchentür ankam, überraschte er Selvaggia, die ihm mit einem Reisigbesen in der Hand in die Arme lief. „Was wird das?“ fragte er finster. Die Hexe zuckte zusammen. „Herr, wir... ich...“ stotterte sie eingeschüchtert von seiner Miene. „Lass mich raten: Mathilde hat die Flugsalbe hervorgeholt und Kat und Julien sollen mit dem Besen fliegen, in irgendeine andere Stadt um von dort aus einen schnelleren Flug nach San Francisco zu bekommen?“ Selvaggia nickte schüchtern. „Das verbiete ich!“ zischte er ihr zu. „Bring den Reisigbesen weg!“ Die Hexe knickste und huschte davon.
Betont beiläufig schlenderte Belial in die Küche. Fast schon belustigt merkte er, wie Mathilde das Glas mit Flugsalbe in der Schublade des Tisches verschwinden ließ. „Ich habe euch beide im Arbeitszimmer erwartet.“ sagte er zu Kat und Julien. Kat verschränkte ungerührt ihre Arme über ihrer Brust. „Mathilde, Julien und ich haben darüber diskutiert worauf wir Hunger haben – und leider hatte die wunderbarste Köchin von allen kein Schokoladensoufflee mit Himbeersauce da...“ „Wobei mir sowieso eher nach einer Tarte Tatin mit Vanillesauce war...“ fügte Julien hinzu, trat schützend hinter Kat und legte seine Arme um sie. „Ah... und ich wollte gerade fragen ob ich euch ein ungetauftes Kind besorgen soll, damit Mathilde und Selvaggia Kat endlich zeigen können wie man Flugsalbe kocht...“ „Ich werde niemals...!“ „Sage nie niemals Kat!“ unterbrach Belial Kat. „Ich habe Selvaggia mit dem Besen weggeschickt und ihr glaubt doch wohl alle nicht dass ich so blind bin und übersehen hätte, dass du, Mathilde, das Glas mit der Flugsalbe von Lucille in der Schublade hast verschwinden lassen! Von wegen Schokoladensoufflee und Tarte Tatin! Abgesehen davon merke ich wenn ihr lügt!“
Er wandte sich an Julien: „Du wirst bitte in den Amtssitz deines Onkels verschwinden, aber plötzlich! Um Kat und ihre Eltern zur Räson zu bringen, vor allem ihren störrischen Stiefvater – brauche ich dich nicht!“ Der junge Theologiestudent schüttelte den Kopf. „Quid pro quo!“ sagte er nur. Kat verdrehte die Augen. „Verdammtes Latein!“ hörte er seine Freundin murmeln. „Dies für das.“ flüsterte er ihr ins Ohr. Belial ließ sich auf einen der Küchenstühle fallen und sagte: „Gut, lass hören: Was bietest du mir, damit du bleibst?“ fragte er mit belustigtem Interesse. „Was wollen Sie haben?“ fragte Julien vorsichtig. „Wie wäre es mit deiner Seele?“ „Nein!“ rief Kat. „Was kriege ich dafür? Dass Kat immer und überall ihren Willen Ihnen gegenüber durchsetzen kann?“ Belial lachte laut auf. „Ach Julien, wir kennen uns jetzt fast fünf Monate, nicht wahr?“ Julien nickte. „Und du siezt mich plötzlich wieder?“ „So wie Sie Kat und mich behandeln, finde ich das durchaus angemessen!“ „Quid pro quo, Julien: Du hörst auf mich zu siezen und ich werde Dr. Corrigan-Rayne von Samyaza abholen lassen. Eine Trennung von ihrem Mann und eine „Seifentherapie“ wie Kat sie vorhin bekommen hat bringen vielleicht ein wenig Frieden.“ „Mum tritt dir so in deinen Hintern, dass du im tiefsten Mondkrater landest!“ schnaubte Kat.
Ein finsterer Blick Belials traf sie. „Langsam wirst du unverschämt, Käthchen!“ sagte er leise. „Das ist mir ziemlich egal! Du behandelst mich gefälligst nicht wie einen Fußabtreter!“ Julien nahm sie hastig in den Arm und schob sie hinter sich. „Ich bin mir sicher, sie hat es nicht so gemeint.“ „Oh, doch... das hat sie genau so gemeint. Mutiges Käthchen, törichtes Käthchen... Schweigen wirst du für dreizehn Minuten!“ Er fixierte dabei Kat, die wütend Julien zur Seite schob und auf ihn einbrüllte – aber es war kein Ton zu hören. Belial lächelte finster, murmelte: „Welch’ himmlische Ruhe!“ Er griff zu seinem IPhone.
Im Legat in San Francisco seufzte Derek Rayne tief. „Rachel, Liebes, ich glaube, du hast Lucifer nur verärgert und...“ „Das ist mir verdammt egal Ich buche jetzt einen Flug nach Paris. Willst du mitkommen oder es bleiben lassen?“ „Ich begleite dich selbstverständlich! Wie wäre es, wenn ich die Flüge buche und du zwei kleine Koffer packst, mein Liebling?“ Das Telefon klingelte. Derek hob überrascht ab, als er die Mobilnummer von Belial erkannte. „Was wollen Sie noch?“ knurrte er. „Würden Sie mir bitte Ihre werte Frau Gemahlin ans Telefon holen?“ „Die ist beschäftigt!“ antwortete er dem Höllenfürsten. „Wenn sie fertig ist, möge sie mich bitte anrufen, vor die Tür kommen und dann holt Samyaza sie ab.“ Wütend rief Rachel: „Das können Sie aber mal ganz fix vergessen! Ich komme nicht ohne meinen Mann! Und wenn er den Bann nicht aufheben will, ob bewusst oder unbewusst über das Haus gelegt, dann ist das seine Entscheidung!“ „Und genauso ist es meine Entscheidung das Portalsystem zu deaktivieren und Kat in Paris zu behalten! Und Ihre Entscheidung nach Paris zu kommen – schnell und bequem – oder genauso stur zu sein wie ihr Ehemann!“ fuhr Belial sie durch das Telefon an.
Derek seufzte, nahm seiner Frau den Hörer aus der Hand und fragte: „Wieso ist Ihnen das eigentlich so unglaublich wichtig? Wenn wir uns unbedingt treffen müssen, geht das doch auch im Boulevard Haussmann!“ Belial seufzte. „Eben nicht – zumindest nicht immer.“ murmelte er, und fügte dann mit einer Spur von Belustigung hinzu: „Ein Vorschlag zur Güte und weil ich die verbalen Schlagabtäusche mit Ihrer Frau unendlich genieße und in Natura sicher noch amüsanter finden werde: Ich aktivere das Portalsystem wieder. Sie kommen beide nach Paris und ich werde darum bitten, dass einer der Erzengel ebenfalls kommt um mit mir gemeinsam die Notwendigkeit der Bannlösung Ihrerseits zu erklären.“ Rachel lachte finster. „Von wegen „Schlagabtäusche genießen“! Kat können Sie nicht so herumschubsen wie sie gedacht haben.“ Belial lachte. „Ein – zumindest halber - Punkt für Sie, Dr. Corrigan-Rayne. Aber werden wir uns auf diese Weise vielleicht einig?“ „Halber Punkt, wie? Ich vermute, wenigstens drei oder sogar vier volle Punkte, Sie Mistkerl!“ „In fünfzehn Minuten ist das Portalsystem wieder online.“ Er legte auf und sah belustigt auf die Uhr. „Zehn... Neun... Acht...“ Als er bei Null angekommen war, war Kat sichtlich wütend.
Sie holte aus, gab Belial einen Fausthieb in den Magen, den er mit einem belustigten Lächeln zu Julien und mit einem „Aua!“ samt gespieltem Zusammenkrümmen zur Kenntnis nahm. Kat war richtig in Rage und zu Juliens verblüfftem Entsetzen trat sie dem Dämon mit einem Kampfschrei auf den Zeh bevor sie mit der Faust in Richtung Nase ausholte. Belial fing die Faust ab und konnte sich gerade noch aus der Zielrichtung ihres Knies drehen. Lachend umarmte er Kat. „Die „Miss Undercover“-Filme sind für dich in Zukunft gestrichen, Käthchen. „SONG“ klappt bei mir nicht.“ Verständnislos blickte Julien die beiden an. „Merde!“ fluchte Kat. „Seifenbad fürs freche Mündchen, Käthchen?“ neckte Belial sie, dann sah er zu Julien: „S-O-N-G ist kurz für Solar Plexus, Onkel – eine andere Bezeichnung für den großen Zeh, N steht für Nase und G für Glocken – womit da die männlichen Fortpflanzungsorgane gemeint sind. Das ganze kommt in einem Film - eben jenem „Miss Undercover“ vor.“ Julien nickte verstehend. „So und nun werde ich mich darum kümmern, dass Michael jemand von seinen Leuten schickt bevor ich das Portalsystem wieder aktiviere.“ Er wandte sich an Mathilde: „Koch was Schönes, Käthchens Eltern kommen.“ Dann war er verschwunden.
Mathilde klatschte in die Hände. „Oh, Kat, was mögen deine Eltern?“ fragte sie aufgeregt. „Ach, die sind genügsam. Wobei Mum eine Schwäche für Schokolade hat – wie ich.“ Sie grinste die Köchin liebevoll an. „Ah, oui – Schokoladensoufflee...“ Sie zwinkerte dem Teenager zu. „Zieht euch zum Abendessen doch um, mes chéres.“ „Wir werden mit Rachel und Derek nach San Francisco zurückkehren, Tilly.“ Die Köchin sah sich überrascht um „Tilly? Das gefällt mir.“ meinte sie lächelnd und machte sich daran ein leckeres Abendessen zu kochen.
Fünfzehn Minuten später nahm Belial eine sichtlich wütende Rachel und einen nicht minder verärgerten Derek in Empfang. „Ich hätte gute Lust ihnen eine zu scheuern, dass Sie Ihre Brüder im Himmel singen hören!“ fauchte Rachel ihn an. „Wenn Sie die Antwort darauf vertragen, dann tun Sie sich keinen Zwang an, Dr. Corrigan-Rayne...“ entgegnete er belustigt. „Mistfliege!“ zischte Rachel. „Wenn wir mit den Komplimenten durch sind – Michael hat Raphael geschickt. Der wartet bereits im Salon auf uns.“
Derek blieb äußerlich ruhig, zog Rachel beruhigend an sich und folgte Belial. Am Fenster des Salons stand ein recht jung aussehender Mann, der überraschend weltlich gekleidet war. Er trug eine Jeans, ein Sweatshirt und Turnschuhe. Lächelnd drehte er sich um als sie eintraten. „Rachel, Derek im Namen unseres Himmlischen Vaters herzlich willkommen in der Himmlisch-Höllischen Dependence.“ begrüßte er die zwei Menschen und reichte ihnen die Hände. Rachel nahm die Hand zögernd und merkte sofort wie ihr Ärger ein wenig verflog und aufrichtige Freude und Wärme in sie strömte. "Ich verstehe deine Scheu, Rachel, aber mich schickt mein Bruder Michael, da ich etwas weniger einschüchternd bin als er und dies tat er auf Geheiß unseres Vaters. Ich bin keine Statue und ich werde nicht nach den Hinterlassenschaften von Sterblichen geschickt deren Lebenswandel fragwürdig ist. Du bist wesentlich gesegneter - zuerst mit Katherine und nun mit... deinen Zwillingen." sagte der Engel beruhigend. Es klang sehr ehrlich, sehr sanft und Vertrauen erweckend. Derek reichte dem Erzengel ebenfalls eher scheu die Hand. Augenblicklich merkte er, wie seine Zweifel schwanden und Mut und Selbstbewusstsein in ihn floss. "Bitte setzt euch doch." sagte Raphael sanft.
Derek und Rachel gehorchten dem fast liebevollen Zwang in der Stimme. „Ihr fragt euch, wieso es so wichtig für uns ist, dass ihr den Bann aufhebt, oder besser du, Derek.“ Der Praeceptor nickte finster zu Belial schielend. „Zuerst einmal liegen in den Reliktekellern des Legates von San Francisco diverse... Dinge, die wir lieber hier in Paris hätten – geschützt von und vor beiden Seiten. Dazu gehört auch der Techcatl, an den du, Derek, sicher sehr unschöne Erinnerungen hast.“ Der Praeceptor nickte. „Außerdem, Derek, bin ich gebeten worden als Katherines Lehrer zu fungieren. Ich bin ein Engel der Heilung und kein Todesengel. Ich schenke Hoffnung und soll und werde dem Einfluss des Grimoires entgegen wirken.“ Belial schnaubte leise. „Das versuch nur! Kat ist...“ „Eine Tochter unseres Vaters! Erwählt um mit ihrem späteren Ehemann versöhnend zu wirken und das Gleichgewicht zu wahren!“ unterbrach Raphael ihn, dann wandte er sich wieder Derek und Rachel zu. „Zum Dritten: Wenn wir irgendwo auf der Erde ankommen, egal ob Belial oder unsere gefallenen Brüder oder einer seiner Dämonen oder auch wir aus dem Himmel, dann erzeugt das Schwingungen, die von magischen Wesen wahrgenommen werden. Das Portalsystem ist eine durch Magie erzeugte... nennen wir es Grauzone. Sie nehmen wahr, dass ein Portal existiert, aber nicht wann und vor allem nicht von wem es genutzt wird. Da wir nur in sozusagen „verbundene Orte“ Portale legen, gibt es in Amerika momentan nur das eine Portal von hier aus: Eben jenes in dein Haus, ins Legat auf Angel Island, Derek.“
Rachel räusperte sich. „Wir haben ja mit Sicherheit nichts gegen Sie, aber... der da...“ Sie zeigte auf Belial „Kommt mir nicht ins Haus!“ Raphael lächelte sanft. „Ich werde der Lehrer deiner Tochter sein, Rachel und ich glaube, wir fühlen uns beide besser, wenn wir einander duzen. Aber davon ganz abgesehen: Für manche Untersuchungen werdet ihr vielleicht auch die höllische Seite brauchen. Der Boulevard Haussmann 13 ist ein Ort des Gleichgewichtes und dieses Gleichgewicht tragen wir von hier aus auch nach Außen. Aber so könnte Michael beispielsweise als Schutz einen Wächterengel schicken und Lucifer würde vielleicht Armaros mitschicken – den habt ihr doch kennen gelernt.“
„Er hat meine Tochter misshandelt! Belial wird nicht das Haus betreten! Er hat versucht Derek zu erpressen und versuchte mich zu benutzen um ihn zu irgendwelchen schwarzmagischen Zaubereien zu überreden!“ widersprach Rachel. Raphael lächelte. „Ja, er ist nicht gerade feinfühlig, sondern neigt dazu brutal zu werden, wenn etwas nicht so läuft wie er es gewohnt ist oder wie er es wünscht. Aber Katherine an das Grimoire zu binden ist nur auf den ersten Blick schlecht. Er hat Gewalt angewandt, er hat ihren freien Willen ignoriert und ihr dadurch die Macht gegeben ihm zu widerstehen. Katherine wird nie seiner Verführung zur Finsternis erliegen, weil das an sich nicht in Lucifers Natur liegt. Das ist vielleicht schwer zu verstehen, aber an sich logisch, da das Böse aus dem Guten entsteht aber das Gute aus sich selbst.“ Stirnrunzelnd sah Rachel ihren Mann an. Hatte er verstanden was der Erzengel gesagt hatte?
Derek seufzte. "Also was den Techcatl angeht, den können Sie wegen mir gerne haben, genau wie den anderen aztekischen Ritualkram falls ich da noch welchen in meinem Keller habe. Da bin ich momentan nicht auf dem Laufenden. Ich habe die Tatsache dass der Techcatl da unten steht bisher erfolgreich verdrängt. Was ich aber nicht ganz verstehe, warum ich ausgerechnet Lucifer Zutritt durch dieses Portal, also sprich in mein Haus gewähren soll. Wenn bei einem Fall wie offensichtlich dem mit den blutenden Jesusfiguren oder weinenden Heiligenstatuen, der Boulevard Haussmann meine Hilfe benötigt, warum geht das nicht von hier aus? Und ist es so schwer zu verstehen, dass ich beziehungsweise wir ihn nicht in unserem Haus haben möchten? Ich habe mein ganzes Leben gegen das Böse gekämpft und jetzt soll ich mit ihm zusammenarbeiten? Das klingt erstens irgendwie absurd und zweitens: Wer garantiert mir, für die Sicherheit meiner Familie wenn ich ihn in meinem Haus habe?" Rachel sah ihren Mann verständnislos an. "Du denkst doch nicht ernsthaft daran den Bann wieder aufzuheben?" "Ich bin auch nicht begeistert Belial ins Haus zu lassen, aber ich möchte zumindest erst mal ein gutes Argument hören, warum es für ihn so wichtig ist. Ich wusste ja noch nicht mal was von dem Bann bis heute als Nick das erwähnte, geschweige denn dass ich ihn auf mein Haus gelegt habe."
"Es ist wichtig für mich weil ich Kats Lehrer für - gut, schwarze - Magie bin." erklärte Belial seufzend. "Sie könnte theoretisch auch immer hierher kommen, aber das wäre ziemlich kontraproduktiv, weil ich sie dann erst anrufen müsste, sie müsste herkommen und das Grimoire mitbringen. Verdammt, Dr. Rayne! Gerade von Ihnen hätte ich erwartet, dass Sie nicht in so kleinlichen Dimensionen von Gut und Böse, Schwarz und weiß denken!" "Das ist mir völlig egal ob Sie das verstehen oder nicht! Das was Kat bereits mit schwarzer Magie zu tun hat ist genug! Und ich will nicht, dass Sie sich ohne mein Wissen in meinem Haus rumtreiben und vielleicht noch im Reliktekeller das eine oder andere mitgehen lassen!" Empört fuhr Belial Derek an: "Sie halten mich für einen miesen kleinen Dieb?" "Ich halte Sie noch für was ganz anderes und versuche nur meine Familie zu schützen!"
Raphael bat um Schweigen. "Derek, bitte: Für das Legat in San Francisco könnte in Bezug auf die Relikte eine gleiche Regelung getroffen werden wie für die Reliktekammern hier im Boulevard Haussmann: Relikte dürfen nur im gegenseitigen Einverständnis beider Seiten entnommen, entfernt, beseitigt oder genutzt werden. Ich verstehe allerdings durchaus, dass du - angesichts dessen was Katherine alles mit ihm durchgemacht hat und wegen der Drohung sie hier festzuhalten - nicht geneigt bist ihn frei herumspazieren zu lassen." "Das geht nur Kat und mich...!" "Oh nein! Die Bindung an das Grimoire vielleicht noch! Aber dieser Versuch Katherine hier festzuhalten um Derek zu zwingen den Bann zu lösen hat nicht nur sie betroffen, sondern auch ihre Eltern verletzt. Abgesehen davon, dass du auch erneut unerlaubt Katherines freien Willen verletzt hast, hast du versucht den freien Willen ihres Vaters auszuhebeln und ihn bedroht?!" Verlegen gab Belial das zu. "Gut, eine Idee wäre den Zugang zum Haus nur zu bekommen, wenn du selbst anwesend bist, Derek oder die Erlaubnis erteilt hast, weil du beispielsweise gerade hier eine Vorlesung hältst." Misstrauisch sah Derek Belial an. "Wird der da sich dran halten?" Der Höllenfürst schnaubte indigniert: "Ich muss mich daran halten! Freier Wille, Dr. Rayne! Ihr Haus, Ihre Regeln!"
Mit einem befriedigten Lächeln wandte Derek sich an Raphael: "Gut, ich bin einverstanden: Sie und Ihre... Seite bekommt ungehindert Zutritt, zumal mir dann auch wohler ist in Bezug auf Kat. Die andere Seite kann nur kommen wenn ich anwesend bin oder meine Erlaubnis eingeholt wurde." "So funktioniert das nicht. Gleiche Bedingungen für beide Seiten, Derek." sagte Raphael sanft. "Aber wir sind zu einer Einigung gekommen." Der Praeceptor nickte. Raphael reichte ihm die Hand.
Derek nahm Raphaels Hand entgegen und blickte seine Frau an, die misstrauisch zu Belial sah.
"Jetzt müssen wir diesen fiesen Mistkerl in unserem Haus ertragen." fauchte Rachel ihren Mann an. Er nahm ihre Hand und zog sie sanft aus dem Raum. "Ich bin auch nicht gerade begeistert davon, aber immerhin muss er vorher um Erlaubnis fragen. Und Tatsache ist nun mal dass Kat an dieses verdammte... Buch gebunden ist, wenn sie es doch benutzen sollte und es nicht beherrscht, ich möchte mir nicht vorstellen was dann passiert. Und außerdem habe ich sie lieber bei mir und weiß, dass sie nicht hier ist, auch wenn es heißt dass wir den ertragen müssen. Wir müssen ihn ja nicht mögen." Rachel nickte. "Stimmt, das ist mir auch lieber, aber ich traue ihm nicht, nicht nach dem was er heute gemacht hat." "Ja, mir ist seine Anwesenheit auch zuwider, aber wie ich das sehe hatten wir keine Wahl, ich traue ihm leider so einiges zu. Mich würde nur interessieren, warum Pierre das alles so einfach hin nimmt." Derek stöhnte leise auf und rieb sich mit den Fingern über die Stirn. "Alles in Ordnung Derek?" Er nickte. "Lass mir eine Minute." Dann fügte er immer noch flüsternd hinzu. "Er macht mir Angst in jeder Hinsicht aber mehr Angst macht mir... dass Kat hier mit ihm allein sein könnte. Ich vertraue Kat, dass sie die schwarze Magie nicht leichtfertig anwendet. " Er nahm sie zärtlich in den Arm und gab ihr einen ebenso zärtlichen Kuss auf den Mund. Hand in Hand traten sie wieder in den Salon. "Da ich Ihnen ein Stück entgegen gekommen bin, erwarte ich aber dass Sie sich auch daran halten und so eine Aktion wie heute in Zukunft unterlassen! " wandte sich Derek an Belial. Mit einem spöttische Lächeln nickte der.
"Wir gehen jetzt wieder und nehmen Kat mit!" fügte Rachel hinzu. Raphael nickte und mit einer Handbewegung von ihm stand Kat im Salon. "Mum, Dad! Ihr seid schon da!" freute sie sich. "Kat komm bitte wir gehen!" sagte Rachel mit einem finsteren Blick auf Belial "Und das Essen? Mathilda hat so lecker gekocht." sagte Kat enttäuscht "Mir ist der Appetit vergangen. Ich koche dir zu Hause etwas wenn du noch Hunger hast."
Kat merkte dass sie ihrer Mutter jetzt besser nicht widersprechen sollte. Und außerdem wollte sie nach dem was Belial sich heute geleistet hatte, nicht ohne ihre Eltern bleiben. "Rachel, bitte! Die Bedingungen für eine Begegnung im Legat in San Francisco sind verhandelt und zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht worden, doch es ist auch wichtig, dass ihr erfahrt wieso wir eure Hilfe brauchen - vielleicht sogar eure Hilfe um einen Teil der Welt zu ändern, den wir bisher nicht beachtet haben sondern einfach nur hingenommen. Und da ihr essen müsst um bei Kräften zu bleiben, Tochter des Himmlischen Herrn, solltest du Mathilde nicht enttäuschen. Sie hat sich wahrlich Mühe gegeben und ein Mahl gekocht, dass ausdrückt wie sehr sie sich über euer Kommen jedes Mal freut." sagte Raphael sanft. "Oh, Mum, bitte, es gibt Schokoladensoufflee!" bettelte Kat. Rachel merkte, wie sich ihre schlechte Laune legte, ihre Wut abebbte und sie fast widerwillig nickte. "Oh super!" Kat umarmte ihre Mutter.
Crostini mit Ziegenfrischkäse, Zwiebeln und Feigenmarmelade waren der Auftakt zu einer wahren Genuss-Orgie, die mit Champagner-Senf-Suppe, kleinen spinatgefüllten, warmen Blätterteigtäschchen, Hummer Thermidor, einem wunderbaren Cassis-Sorbet, Rinderfilet mit Olivenkruste zu dem buntes Gemüse und Kartoffeltaler gereicht wurden zu dem wunderbar lockeren Schokoladensoufflee. Selvaggia stellte anschließend einen Obstkorb auf den Tisch und setzte vor jeden ein kleines Tellerchen mit einem Obstmesser.
Während es Essens hatten Derek und Rachel, ebenso wie Kat und Julien zugehört und diskutiert.
"Wir haben bisher nie die magische Welt betrachtet, soweit sie nicht mit Menschen zu tun hatte. Eine menschliche Frau kann zur Hexe werden. Eine Hexe der dunklen Seite verkauft für Macht normalerweise ihre Seele an Lucifer, eine "weiße Hexe" hat Kräfte bekommen, weil unser Himmlischer Vater wusste, dass sie Gutes damit bewirken wird." begann Raphael mit einer Erklärung. "Aber an sich gibt es ja doch nur Hexen..." murmelte Kat. "Eben nicht. Die Märchen, die Kreaturen aus diesen Märchen sind real - nur in einer verschobenen Dimension, sozusagen. Und anders als ihr Menschen haben sie keine Seele." sagte Belial. "Also Sie wollen mir erklären, dass Riesen, Zwerge, Feen, Elfen und all das real sind?" fragte Derek ungläubig. "Ja, und sie alle haben sehr lange bis unendliche Lebenspannen, Dr. Rayne und wenn sie sterben haben sie das Recht sich sozusagen eine Seele zu erwerben, weil ihre guten oder schlechten Taten zu Lebzeiten halt nicht zur Kenntnis genommen wurden." "Wie die "Töchter der Luft" in Hans Christian Andersens Märchen "Die kleine Meerjungfrau"? Die einen Tag für ein Lachen bis zu ihrer eigenen Seele hinzugerechnet und für jede Träne einen abgezogen bekommen?" fragte Kat stirnrunzelnd. "Ja, in der Theorie genau so, Käthchen! Sehr gut!" lobte Belial sie mit einem Lächeln. Kat errötete.
"Auf jeden Fall scheinen die - nun ja in Ermangelung von etwas besserem nenne ich sie mal Fabelwesen, sich zusammengeschlossen zu haben, zumindest einige, und nutzen nun ihre Fähigkeiten." "erklärte Raphael. "Fähigkeiten?" fragte Rachel erstaunt. "Ja, überleg mal, Mum: Die Zwerge schürfen nicht nur wertvolle Metalle und Steine, sie bauen in "Schneewittchen" auch einen gläsernen Sarg - oder einen aus Bergkristall, je nachdem. Kobolde gelten als sehr geschäftstüchtig und sammeln Gold. Riesen sind groß, dumm und fressen Menschen, Elfen sind für die Natur zuständig, manchmal sehr flatterhaft und unkonzentriert, wenn du so willst - und wenn du nicht gerade die Tuatha Danaan - oder so ähnlich - nimmst." "Du meinst die Túatha Dé Danann und ja, Kat, ich glaube, so verstehen deine Eltern das besser als wenn Raphael das in seiner hochgestochenen Sprache erklärt." Rachel schälte sich nachdenklich einen Pfirsich - sich wundernd, dass es im Mai bereits so frische Pfirsiche gab.
"Also sollen wir glauben, dass Zwerge an den Statuen rummanipulieren und die Flüssigkeiten abfüllen in unbrechbare... was auch immer, die Kobolde sind für Geldangelegenheiten zuständig und wer sorgt dafür, dass die Leute, die solche Anhänger gekauft haben die nicht wieder hergeben wollen?" "Tja, das, Rachel, ist eine der Fragen die wir klären wollen. Außerdem: Wer hat sich wirklich mit wem zusammengetan, zu welchem Zweck? Wir hoffen, dass wir mit eurer Hilfe einige der Amulette bekommen können und wir können euch vorher schützen, damit ihr sozusagen imun gegen die Verlockungen seid und die Amulette auch abgeben könnt damit sie untersucht werden können."
Mathilde brachte mit einem Lächeln einen Vanillepudding auf einem Erdbeerbett mit Sahnehäubchen für jeden. Während sie das genossen und schließlich auch noch während des Moccas diskutierten die Raynes mit Raphael und Belial.
Nachdem Raphael, Derek, Rachel, Kat und Julien mit dem Zauber belegt hatte damit sie den Amuletten würden widerstehen können, verabschiedeten sie sich.
"Dr. Rayne. Wann sind Sie morgen zu Hause damit ich mich mit Katherine an die Arbeit machen kann?" Derek seufzte kaum hörbar, nur seine Frau die unmittelbar neben ihm stand konnte es wahrnehmen. Ebenso leise flüsterte sie ihrem Mann zu: "Hätte der das nicht einfach vergessen können?" Derek musste lachen. "Schöne Vorstellung, die leider nur in unseren Träumen wahr werden könnte." An Belial gerichtet wieder in normaler Lautstärke. "Nach unserer Zeit... heute nicht mehr... morgen um 15 Uhr, da ist Kat aus der Schule zurück." Belial nickte grinsend, da er Dereks Missfallen spürte.
Am nächsten Morgen saßen alle zum gemeinsamen Frühstück in der Küche des Anwesens auf Angel Island, weil ihnen das Esszimmer für nur vier Personen zu groß war. "Wie lange bist du heute Arbeiten?" wollte Derek von seiner Frau wissen. Derek dessen freie Hand sich auf dem Bauch seiner Frau befand lächelte als er eine Bewegung der Zwillinge spürte. "Bis ca. 16 Uhr. Ich hoffe ich komme pünktlich raus, ausgerechnet mein letzter Patient ist so ein aufgeblasener Exzentriker. Es wird aber später heute, weil ich danach noch einen Termin habe." "Schade. Und den Patienten schaffst du schon!" sagte er liebevoll zu seiner Frau und gab ihr einen zärtlichen Kuss. "Und was hast du vor während wir alle weg sind?" erkundigte sich Julien. "Ich mach mich auf die Suche nach Zwergen und Kobolden." antwortete er etwas belustigt. Die anderen mussten auch lachen, da es ja schon etwas belustigend klang, dass Märchengestalten in der Welt herumspazieren sollten.
Sie fuhren mit zwei Autos. Rachel mit ihrer Tochter, die sie auf dem Weg zur Arbeit an der Schule absetzte und Derek setzte Julien an der Universität ab. "Hast du dort auch schon unterrichtet?" wollte der junge Mann wissen. Derek nickte. "Ja, ich hab schon an den meisten Unis der Stadt unterrichtet, an denen Theologie und Anthropologie gelehrt wird." "Ach so, du hälst auch Vorlesungen in Anthropologie?" fragte Julien etwas überrascht. "Ja, so habe ich Alex kennengelernt, sie war eine Studentin von mir." "Na ja bald komme ich ja auch in den Genuss, als Gaststudent von hier an der Sorbonne." grinste Julien.
Nachdem Derek Julien abgesetzt hatte fuhr er zu der Kirche in der Philip bisher gepredigt hatte. Er atmete erleichtert aus als er feststellte, dass der vorläufige Priester nicht anwesend war. Derek empfand ihn als einen sehr unangenehmen Zeitgenossen. Er musste lachen als er vor der Statue des Heiligen Gregor von Thaumaturgos stand der seinen Stab wieder hatte.
"Was ist denn so lustig?" hörte er ein wohlbekannte Stimme. "Philip! Ich dachte du wärst in Paris!" Der Priester schüttelte den Kopf. "Pierre Pasquieu hat mich wieder hergeschickt, um quasi hier zu ermitteln wegen der weinenden Heiligenfiguren und der blutenden Jesusfiguren." Derek grinste. "Ja deshalb bin ich auch hier. Zum Beichten habe ich aber immer noch kein Verlangen." Philip der seit seinen eigenen Erlebnissen in Tenochtitlan seine Einstellung ziemlich geändert hatte, grinste auch. "Hast du mit Belial gesprochen, wegen der Sache?" "Ja, mit ihm und dem Erzengel Raphael nachdem ich so zusagen gezwungen wurde den "unbewussten Bann" wieder zu lösen. Jetzt müssen wir den Teufel auch noch ins Haus lassen." gestand er sichtlich missmutig. "Und was treibst du so, predigen und Statuen beobachten?" "Ja genau!" Sie mussten beide lachen. "Ich bin erst seit gestern wieder hier, ich hätte mich heute noch bei dir gemeldet wegen dem Fall." Derek erstarrte als er sich umdrehte und die Statue der Heiligen Maria Blut weinen sah. "Philip!" Der Priester riss die Augen auf. So etwas hatte auch er noch nie gesehen. Er zog Derek etwas unsanft in einen der Beichtstühle. "Da kommt jemand. Ein Zwerg oder ein Kobold!" Derek musste sich zur Ruhe zwingen. "Ist schon lustig ich sitze eingequetscht mit einem Priester im Beichtstuhl und beobachte Kobolde. Wäre echt witzig wenn es nicht eine ernsthafte Bedrohung darstellen würde." flüsterte er kaum hörbar.
Philip nickte grinsend. "Los schnappen wir ihn uns." rief Philip. Derek hielt ihn zurück als der Priester sich auf den Kobold stürzen wollte. "Noch nicht! Lass ihn erst das Ding befüllen!" flüsterte der Präzeptor. Als der Kobold davongehen wollte stürzten sich die beiden auf ihn.
Derek nahm ihm mit Gewalt das Amulett weg, während Philip den wütenden und um sich schlagenden Gnom festhielt. Philip ließ plötzlich los und der Kobold rannte wutentbrannt aus der Kirche. "Ich konnte ihn nicht mehr festhalten, der hat mich gebissen, der Mistzwerg!" schimpfte der Priester. "Macht nichts, ich hab das Amulett. Ich bring es später in den Boulevard Haussmann." "Ich halte hier noch eine Weile die Stellung. Bis dann Derek!" Derek erwiderte Philips Gruß mit einem freundlichen Lächeln. Wie durch Zauberei waren die blutigen Tränen auf der Statue verschwunden.
Um 15 Uhr kam Belial durch das Portal in der Eingangshalle des Hauses auf Angel Island an. "Guten Tag, Dr. Rayne." Derek der auf der Galerie stand nickte kurz. "Sie haben sicher einen Moment für mich, Kat braucht noch ein paar Minuten." Belial folgte Derek in sein Arbeitszimmer. Derek zeigte ihm das Amulett das sie dem Zwerg abgenommen hatte. "Philip und ich haben es in der Kirche bekommen, wir haben einen... Kobold dabei beobachtet wie er die blutigen Tränen der Heiligen Maria aufgefangen hat."
Belial schüttelte sich und spottete. "Die heilige Maria Mutter Gottes, die ist doch eine Witzfigur. "Mutter Gottes" obwohl sie Jesus auf die Welt gebracht haben soll." Derek brach in Lachen aus. "Manch anderer Theologe hätte mir eine rein gehauen, bei dem Spruch." lachte der Fürst der Finsternis. "Ich bin nicht wie andere Theologen. Wobei "Jungfrau Maria" auch wohl ein Übersetzungsfehler aus dem Hebräischen und auch Griechischen ist. Alma im Hebräischen heißt ja eher junge Frau, und Pa..." "Sie brauchen an mir nicht ausprobieren wie Ihre Vorlesungen auf die Studenten der Sorbonne wirken, Dr. Rayne. Ich finde das zwar sehr erfrischend, aber ich beherrsche alle Sprachen die jemals auf der Erde gesprochen wurden und gesprochen werden! Ich bin durchaus in der Lage Aramäisch, Hebräisch und Koniné-Griechisch zu übersezten!" unterbrach Belial ihn ungehalten.
Derek zog eine Augenbraue hoch, antwortete darauf jedoch nicht direkt. "Das Blut einer Jesusstatue konnten wir noch nicht bekommen, aber Philip hält noch die Stellung in der Kirche. Jedenfalls, wie gesagt hier ist eines der Amulette und ich glaube ich weiß auch warum die Menschen so verrückt danach sind und sie nicht mehr hergeben wollen. Wenn ich das Amulett in der Hand halte ist das wie... Erlösung... Erleichterung... Es nimmt den ganzen seelischen Schmerz von einem und man fühlt sich einfach nur gut. Ich kann gut verstehen dass es keiner mehr hergeben will. Wenn ich nicht von Raphael mit dem Zauber belegt worden wäre, könnte ich wohl auch nicht widerstehen, am liebsten würde ich es nämlich auch behalten."
Er reichte es Belial zum Ansehen. Dieser zuckte zusammen als er es anfasste. Er sah es kurz an und gab es Derek zurück. "Bei mir bewirkt es genau das Gegenteil, ich empfinde es als widerlich und abstoßend. Wollen Sie es nicht in den Boulevard Haussmann bringen, ich möchte das Ding nicht unbedingt nochmal anfassen müssen." Derek lachte bitter. "Das könnte Ihnen so passen wenn ich jetzt durch das Portal gehe, nicht wahr? Vermutlich eröffnet Ihnen das irgendein Hintertürchen in unserer Abmachung, oder? Ich gehe nachher mit Ihnen, um das Amulett dort genauer zu untersuchen." antwortete Derek, leicht genervt von der Tatsache Lucifer jetzt in seinem Haus zu haben. Der lächelte ertappt aber trotz allem nonchalant. "Ihre Klugheit, Dr. Rayne, wird Ihnen irgendwann nochmal zum Verhängnis werden." sagte er belustigt.
In diesem Moment klopfte Kat an die Tür von Dereks Arbeitszimmer. Er rief sie herein. "Du wolltest mit mir... Ach, Belial ist hier?" stellte sie irgendwie nur mäßig begeistert fest. Derek grinste als Belials Miene sich verfinsterte. "Katherine?!" sagte er in einem seltsamen Tonfall. "Ja, ich habe keine Lust. Ich werde das Drecksding nicht anrühren, ich werde es auch nicht benutzen! Es gibt nur einen Zauber der mich interessiert hätte und den darf ich nicht anwenden!" Belial kniff angesichts von Kats trotzigem Tonfall die Augen zusammen. "Ah, das brave Käthchen tut was der Papa ihm sagt... verstehe..." spottete er. "Wenn du glaubst meinen freien Willen durch Spott auszuhebeln, hast du dich getäuscht." antwortete Kat energisch. Derek spürte Stolz auf Kat in sich aufwallen. Belial wandte sich an ihn. "Dr. Rayne, ich kann Katherine nicht unterrichten wenn sie sich weigert Zauberentwicklung und -aufbau zu studieren. Ich weiß, ich bin Ihnen total zuwider, meine Verbindung zu Katherine ist Ihnen unheimlich. Ich finde Sie irgendwie faszinierend. Nur wenige Menschen wären in der Lage mir derart Paroli zu bieten wie Sie, geschweige denn mir das Einverständnis abzunötigen nur mit Einverständnis ein Gebäude betreten zu können." "Sparen Sie sich die Schmeicheleien! Kommen Sie zur Sache!" meinte Derek ein wenig genervt. "Würden Sie sich den Bannzauber wenigstens ansehen?" fragte Belial. "Nein! Schwarze Magie ist etwas wovon ich grundsätzlich die Finger lasse!" lehnte Derek ab.
Belial wandte sich an Kat. "Käthchen, lässt du deinen Vater und mich bitte kurz allein?" Sie schüttelte den Kopf. "Unnötig, du wirst ihn nicht bequatschen können!" Belial lächelte. Er wandte sich an Derek: "Welche Sprachen wollen Sie fließend können? Lassen Sie es ruhig was Außergewöhnliches sein..." "Verlassen Sie mein Arbeitszimmer und mein Haus! Augenblicklich!" antwortete Derek kalt. "Dr. Rayne! Katherine wird lernen müssen die Zauber des Grimoires zu ihren eigenen Zaubern zu machen! Sein Sie doch bitte vernünftig! Sie können gern dabei sein wenn ich Ihre Tochter unterrichte, aber sehen Sie doch bitte die Notwendigkeit ein!" wandte Belial ein. "Sie will nicht und ich akzeptiere das!" "Sie will nicht, weil Sie stur wie ein Esel sind! Ich muss darauf bestehen, dass Katherine Magie beherrschen lernt! Ich wollte Ihnen entgegen kommen, Dr. Rayne, ich bin bereit Zugeständnisse zu machen, aber nicht ohne Zugeständnisse von Ihnen!"
"Moment mal! Hier geht es um mich! Und ich will keine schwarze Magie lernen! Tut nicht so als ob ich nicht hier wäre!" fauchte Kat. Unwillig fuhr Belial sich durch die dunklen Locken. "Katherine, je te prie! Ne sois pas fâché contre moi! Aber es ist unerlässlich und wenn ich Zwang anwenden muss, werde ich es tun! Ich glaube kaum, dass du möchtest, dass ich mir die Erlaubnis einhole dich zu einem Aufenthalt bei mir zu verpflichten!" Unwillig erhob Derek sich. "Raus hier! Meiner Tochter drohen ist ja wohl das Letzte! Nehmen Sie dieses bescheuerte Amulett mit und verschwinden Sie!" rief er sichtlich verärgert und schleuderte dem verblüfften Belial das nahtlos, wie verschweißt verschlossene, nicht mehr zu öffnende Kristallfläschchen entgegen. "Merde!" fluchte Belial als er es auffing und wieder auf den Schreibtisch knallte. "Lasst uns doch vernünftig reden! Trotz allem beherrsche ich auch weiße Magie, verdammt noch mal! Wenn du, Katherine, vielleicht nur einmal zuhören würdest - genauso wie dein Vater eventuell dazu in der Lage ist - können wir gemeinsam eine Lösung finden die nicht komplett schwarzmagisch ist! Ich bitte schon um Kooperation aber ich werde hier sicher nicht auf die Knie fallen, sondern brutal werden, wenn Abmachungen und Verpflichtungen so ignoriert werden!"
Kat sah ihren Vater an. Der sah zu Belial. "Wenn ich das Ritual in diesem Grimoire durchlese und es danach ablehne, ist das Thema Unterricht in Schwarzer Magie für meine Tochter erledigt?"
Belial seufzte. "Sie wollen nicht verstehen! Und nein, schwarze und weiße Magie gehören zu dem, was Katherine lernen muss. Ich bin es allerdings leid sie zu zwingen." Er wandte sich an Kat: "Bitte Käthchen, ruf das Grimoire bevor ich es rufe!" Mit verärgerer Miene nickte Derek ihr zu. Kat konzentrierte sich und das Buch erschien in ihren Händen. Belial nahm es ihr aus den Händen und schlug eine Seite auf, dann legte er es vor Derek hin. Der sah hinunter. Fast angewidert blickte er auf die explizit sexuellen Darstellungen. "Das ist widerlich! Ich bin ja nicht prüde, aber..." "Das ganze kann sehr erotisch werden und faszinierend liebevoll! Ich glaube kaum, Dr. Rayne, dass sie wollen, dass Katherine und Julien an Kats 18. Geburtstag die Hardcore-Version zur Übertragung wählen um das Ritual auszufühen um für Sie Yaotl zu bannen! Und da sie nicht Ihre richtige Tochter ist, durch Genetik, wird das richtig übel!" unterbrach Belial ihn fast sanft. Er sah, wie Derek zusammenzuckte. "Gemeinsam können wir drei es so anpassen, dass es für Ihre Frau und Sie ein praktisch weißmagisches Ritual ist. Geben Sie mir eine Chance und zwingen Sie mich nicht Katherine hier wegzuholen." Derek seufzte. "Gut, aber ich möchte, dass beispielsweise Raphael es sich am Ende ansieht!" Belial nickte zustimmend. "Eine Stunde arbeiten wir gemeinsam daran - jeden Tag! Entweder hier oder in Paris. Nach der heutigen Stunde wäre Ihre Anwesenheit, Dr. Rayne, im Boulevard Haussmann zwecks Untersuchung der Substanzen an und in diesem... Amulett von Nöten. Katherine kann mitkommen, wenn Sie mag."
Eine Stunde lang arbeiteten sie gemeinsam an dem Zauber. "Ich frage mich, wie Pierre das je als erotisch bezeichnen konnte..." murmelte Derek. "Die Franzosen sind sinnlicher, Dr. Rayne." bemerkte Belial mit leisem Lächeln. "Sinnlicher? Ich glaube, das war nicht mal im... Wann haben Sie dieses Buch zusammengekritzelt? Im 14. Jahrhundert?" Belial neigte zustimmend den Kopf. "Ich denke selbst da hat das nicht mal die niedrigste Kurtisane gemacht!" Belial lachte laut auf. "Oh, Dr. Rayne, Sie haben keine Ahnung vom ausgehenden Mittelalter oder der Renaissance. Eine faszinierende Zeit... Voll der Angst vor dem Fegefeuer und doch freudig in selbiges hineinspringend... Ich bin mir sicher, Sie hätten es faszinierend gefunden..." "Nicht wirklich. Ich wäre als Ketzer auf dem Scheiterhaufen gelandet - immerhin gab es seit Innozenz III. - Anfang des 13. Jahrhunderts - diverse Richtlinien für Ketzerei und ich fürchte, die erfülle ich so sämtlich alle." widersprach Derek wider Willen amüsiert.
Belial nickte nachdenklich. "Das war die Zeit in der ich teilweise die meisten Pakte abschließen konnte... vordergründig sind sie fromm, hintergründig sind sie verlogen, machtgierig, gierig nach Gold und Besitz." sagte er zustimmend. Er lachte leise. "Ich frage mich, wofür Sie Ihre Seele an mich verkauft hätten, Dr. Rayne..." "Ich bin nicht so naiv, dass ich sagen würde: für Nichts auf der Welt... Vielleicht für das Leben meiner Kinder - Kat und der Zwillinge die Rachel erwartet, für Rachel ebenso, aber sicher nicht für Macht und ähnliches." Kat errötete. Derek lächelte ihr liebevoll zu. Eine Stunde war recht schnell vergangen - mit intensiver Arbeit, das Geplänkel zwischen Derek und sich selbst schien Belial nicht dazu zu zählen. "So, Käthchen, kommst du mit nach Paris?" fragte der Dämon. Sie schüttelte den Kopf. "Ich bleibe hier und warte auf Mum und Julien." verabschiedete sich Kat mit gemischten Gefühlen. Sie nickte Belial zu und umarmte Derek, bevor sie durch das Portal traten.
Bald darauf standen sie im Boulevard Haussmann. Raphael war ebenfalls eingetroffen. Er nahm das Amulett in die Hand. "Ich spüre einen Hauch von dunkler Magie. Die Gefühle von Gier, Aberglaube, Neid. Das Ganze ist wie ein Cupcake aus purem Zucker über den als Tarnung Marzipan gezogen wurde."
"Bevor wir die Flüssigkeit untersuchen können müssen wir das Fläschchen erst mal aufbekommen. Ich kann den Verschluss nicht drehen." stellte Raphael fest der gerade versuchte den Deckel aufzubekommen." "Wäre es möglich dass es mit Magie verschlossen wurde?" meinte Derek. "Das wäre durchaus möglich." überlegte der Erzengel. "Und es scheint bruchsicher zu sein, denn als ich es vorhin auf Dr. Raynes Schreibtisch warf, nachdem er in einem Wutanfall damit nach mir geworfen hat, blieb das Fläschchen vollkommen unversehrt." Derek schloss die Augen. Raphael sah Belial strafend an, da er vermutete, dass er den Praeceptor abermals mit etwas ziemlich verärgert haben musste, als er an ihm vorbeilief um das Fläschchen zu analysieren. "Das ist eine Art Sicherheitsglas. Der Verschluss ist nichts besonderes. Dann hat Derek vermutlich recht und es wurde mit Magie geschlossen." "Na dann, liegt es fürs erste an Euch es zu öffnen. Ihr könnt mir ja..."
Weiter kam er nicht, da eine wütende Rachel in den Raum stürzte und auf Belial los ging. "Was fällt ihnen eigentlich ein, ständig meinen Mann unter Druck zu setzen." Derek hielt seine Frau zurück als diese gerade gegen den Fürst der Finsternis handgreiflich werden wollte. "Lass mich los! Er hat es verdient!" zischte sie ihren Mann an. Er zog sie dicht an sich und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Widerwillig gehorchte sie und wandte sich wieder an Belial. "Sie sind das Letzte, meinem Mann damit zu drohen dass Sie Gewalt anwenden nur weil Kat die schwarze Magie nicht lernen möchte. Und wenn er das Bannritual nicht durchführen möchte ist das seine Sache. Welchen Nutzen haben Sie eigentlich davon?" "Rachel..." sagte Derek sichtlich genervt. "Derek, ich will das jetzt wissen. Warum drängen Sie meinen Mann dieses Ritual durchzuführen? Doch bestimmt nicht weil sie ihm helfen wollen." fauchte die blonde Schönheit ihn an.
Belial grinste amüsiert. "Herrlich, wie Ihre Frau Sie verteidigt. Sie sind ebenso faszinierend wie ihr Mann." "Und Sie sind abstoßend!" konterte Rachel. Derek den Belials Worte seiner Frau gegenüber ärgerten, griff nach dem Buch das neben ihm auf dem Tisch lag und warf es nach Belial, der im letzten Moment erschrocken auswich. Er lachte herzhaft. "Sie sind beide so herrlich reizbar, das ist..." Weiter kam er nicht da er von Raphael zurechtgewiesen wurde. "Schluss jetzt Belial, Es ist genug! Gib Rachel eine ehrliche Antwort auf ihre Frage!" die Betonung lag auf ehrlich.
Belials Stimme klang sehr ruhig. "Sie haben recht Dr. Corrigan-Rayne, es schert mich einen Dreck, dass ihr Mann von Yaotl gequält wird. An sich amüsiert mich auf meine mir eigene diabolische Art sogar, dass er leidet. Aber ihrer Tochter geht das sehr nahe, da sie merkt wie sehr Ihnen die Erlebnisse in Tenochtitlan immer noch zu schaffen machen, Dr. Rayne. Die schmerzenden Erinnerungen kann sie Ihnen nicht nehmen. Aber den Attacken Yaotls kann sie entgegen wirken mit diesem Bannspruch. Das ist das Einzige was sie an der Magie interessiert Dr. Corrigan-Rayne. Sie will unbedingt ihrem Mann, der für sie ihr Vater ist helfen, wenigstens eine Last zu nehmen. Erstens der Nutzen für mich ist, dass Katherine sich auf das Grimoire einlässt. Zweitens, ich mag ihre Tochter sehr gern auch wenn ich des öfteren hart zu ihr bin. Und Drittens, versichere ich Ihnen im Beisein von Raphael, dass das Bannritual keine unangenehmen Nebenwirkungen mit sich bringt. Raphael hat sogar versichert, dass er es gegenliest, sobald es in ein weißmagisches Ritual umgeschrieben wurde. Ziehen sie es wenigstens in Betracht, Dr. Corrigan-Rayne."
Rachel sah unsicher zu Raphael, der ihr bestätigend zunickte. "Während Sie versuchen das Fläschchen mit Magie zu öffnen ziehe ich mich mit meiner Frau zurück, ich will schließlich auch noch einen Teil meiner Zeit mit meiner Familie verbringen." "Sicher, das ist verständlich." ertönte die beruhigende Stimme des Erzengels. "Bis morgen Dr. Rayne, gleiche Zeit wie heute?" grinste Belial mit einer derartig diabolischen Miene, dass Derek am Liebsten sofort das Abkommen widerrufen hätte, doch so nickte er sichtlich genervt und verließ mit seiner Frau das Zimmer.
"Ich kann den verdammten Teufel nicht mehr ertragen. Er nervt mehr wie Yaotl. Und was ist mit Alex und Nick, die machen sich schöne Tage im Quartier Latin, Pierre scheint das Ganze auch nicht zu kümmern und wir dürfen uns hier täglich mit Lucifer ärgern. Irgendwann kann ich mich nicht mehr beherrschen, wenn der so weiter macht. Ich habe das Gefühl dem macht das noch richtig Spaß mich ständig zu provozieren." ließ Derek seiner Wut freien Lauf als sie das Legat betreten hatten. "Bist du jetzt nur wütend auf Lucifer oder auch auf Alex, Nick und Pierre?" fragte Rachel, nachdem sie ihrem Mann überrascht über seinen plötzlichen Wutanfall, was eigentlich sonst gar nicht seine Art war, zugehört hatte. "Ja! Auf alle in Paris!" fauchte er. "Ich bin oben, ich muss mich erst mal beruhigen!"
Julien nahm Kat liebevoll in den Arm als ihr nach Dereks Wutausbruch die Tränen in den Augen standen.
Etwa eine Stunde später klopfte Kat an die Tür der Bibliothek in die sich Derek oft verzog wenn er seine Ruhe haben wollte. "Ja." Das Mädchen schlich vorsichtig hinein. "Dad? Geht es dir wieder besser?" "Ach, Kat, ja... komm her." antwortete er sanft. Er nahm sie in den Arm und drückte sie fest aber zärtlich. "Ich bin so erschrocken, weil du so wütend warst." "Ja Kat, es geht mir besser. Sorry, dass ich dich gerade erschreckt habe, aber ich musste einfach mal etwas... von der Frustration der letzten Tage und Stunden loswerden. Mich nervt das einfach nur alles. Belial ist mir so zuwider dass ich es gar nicht beschreiben kann und die anderen lassen mich mit diesem niederträchtigen Störenfried unserer ansonsten wirklich fast paradiesischen Ruhe hier auf Angel Island an einem Fall arbeiten und verziehen sich einfach?" Sie blickte ihn traurig an. "Ich will grad auch nicht unbedingt bei Belial sein, so wie er manchmal mit dir umgeht, das ist gemein. Ich werde ihm das auch nochmal sagen. Willst du, dass ich Morgen mit ihm allein an dem Zauber... ich meine,... ich... ich kann ihn auch... ich muss das nicht machen, Dad..." Derek schüttelte den Kopf. "Nein Kat, ich werde Morgen wieder dabei sein. Und ich bin dankbar, dass du mir helfen willst. Mich ärgert nur, dass Belial deinen Wunsch mir zu helfen so ausnutzt, damit du Magie lernst." "Hat er das gesagt?" Derek nickte. "Deiner Mutter, und er hat es ehrlich gemeint: Er mag dich, es ist der einzige Weg dich für das Grimoire zu begeistern. Und Raphael hat ihn zur Ehrlichkeit angehalten, also glaube ich, dass es stimmt." "Du bist aber nicht böse auf Julien, weil Onkel Pierre..."
Er verneinte mit einem Kopfschütteln. "Nein, das hat mit Julien nichts zu tun, er kann hier bleiben so lange er möchte, falls du gedacht hast ich würde ihn jetzt wegschicken, nur weil ich etwas böse auf seinen Onkel bin." Sie schmiegte sich an ihn. "Kommst du noch ein bisschen mit runter, falls du nicht mehr wütend bist?" Er lächelte. "Ja, ich sollte mich vielleicht auch bei deiner Mutter entschuldigen für meinen Ausrutscher von vorhin." Kat nahm seine Hand und zog ihren Vater schnell mit sich.
Es wurde ein recht vergnüglicher Abend. Julien unterhielt sie mit einer Parodie, die einen Überblick über seine bisherigen Professoren an der Sorbonne gab. Derek ließ sich davon anstecken. „Ich hatte einen Professor, der völlig überzeugt von der Jungfrauengeburt war. Er jammerte immer, dass er nur allzu gern Priester geworden wäre, aber sein Bruder hätte Schande über eine Frau gebracht und sie geschwängert und zwei Monate später hätte Gott ihn dafür gestraft indem er bei einem Fallschirmabsprung ums Leben gekommen sei. Er selbst habe es nicht über sich gebracht die Ärmste allein zu lassen und habe seine Kirchenlaufbahn geopfert. Aber er habe sich sterilisieren lassen um keusch zu bleiben. Irgendwann wurde seine Frau schwanger und es stellte sich heraus, dass er offenbar der Vater war. Da er ihr – nach eigenen Worten nie nah gekommen war, sah er die Schwangerschaft als göttlichen Segen und versuchte sogar seine Frau wegen einer Art „unbefleckter Empfängnis“ seligsprechen zu lassen. Auf dem Weg nach Rom ist er von einem Auto überfahren worden – und zwei Tage später kam raus, dass der Zwillingsbruder von ihm noch lebte und die Frau des Professors die ganze Zeit mit seinem Bruder umtriebig gewesen war. Danach war unser ehemaliger Professor natürlich eine absolute Witzfigur.“ erzählte er zur allgemeinen Belustigung.
Es war spät geworden. Derek mahnte schließlich zur Nachtruhe. Am nächsten Morgen brachte Rachel Julien wieder zur Universität und ließ Katherine an ihrer Schule raus, während Derek einige Kirchen in San Francisco unter die Lupe nahm. Ein Menschenauflauf vor der St. Mary-Kathedrale erweckte sein Interesse. Ein einfacher Geistlicher versuchte die Menge zu beruhigen. „Wir werden das untersuchen lassen!“ rief er. „Lassen Sie uns rein! Wir wollen das Heilige Blut vom Kreuz!“ schrien die Leute und: „Ein Wunder! Unser Jesus blutet!“, „Lasst uns zu unserem Heiligen Wunder!“
Derek kämpfte sich um die Menge herum und flüsterte dem Priester ins Ohr, wer er war. „Meinen Sie, dass Sie das untersuchen können?“ fragte der misstrauisch. „Ja, ich bin Derek Rayne und vom Boulevard Haussmann gebeten worden zu helfen. Der Erzengel Raphael hat meine Frau und mich mit einem Zauber belegt, damit wir das rein rational betrachten können.“ raunte Derek erklärend. Der Priester nickte. Er zog den Praeceptor hinter sich und zog sich langsam in die Kathedrale zurück, Derek hinter sich hineindrängend. Kaum war die Tür geschlossen, seufzte der Priester erleichtert auf und riss sich den Priesterkragen auf. „Dr. Rayne, Erzbischof Michael Bryce, schön Sie endlich mal zu treffen.“ Derek sah den rothaarigen, grünäugigen, freundlich grinsenden Mann überrascht an. „Sie sind der Erzbischof?“ Sein Gegenüber lächelte. „Ja, ich finde Schwarz steht mir nach wie vor am Besten. Mit meiner Haar- und Augenfarbe soll ich auch noch dies grässliche Lila tragen? Nennen Sie mich ruhig eitel, Dr. Rayne, aber das Schöne ist: Ich kann es als Bescheidenheit tarnen.“ Derek musste lachen.
„Was ist in Paris eigentlich passiert? Wir haben aus dem Vatikan nur mitgeteilt bekommen, dass es jetzt diese mysteriöse Adresse „Boulevard Haussmann 13“ in Paris gibt.“ fragte der Erzbischof Bryce. „Das ist schwierig zu erklären. Ich war nicht in Paris, sondern meine Tochter Katherine. Aber die ganze eine Straßenseite des Boulevard Haussmann nimmt die Hausnummer 13 ein, eine Art Dependance von Himmel und Hölle und oft genug hängen da auch Satan persönlich und seine Diener rum – aber auch der Erzengel Raphael ist momentan anwesend, wegen der Untersuchung dieser sich häufenden „Wunder“. Gestern habe ich den dortigen Hauskaplan in seiner hiesigen Kirche angetroffen, wo plötzlich eine Marienstatue Blut zu weinen schien. Wir haben einen Zwerg fast überwältigt und konnten ihm eine Phiole mit der Flüssigkeit abnehmen. Die war allerdings verschlossen und das offenbar magisch.“ Versuchte Derek zu erklären. „Einen Teil verstehe ich, vieles nicht, aber das klingt sehr seltsam. Ich habe zwar mit meinem Pariser Kollegen ab und zu telefoniert, aber selbst bei ihm habe ich nicht viel verstanden.“ Derek nickte nachdenklich. „Ja, das ist seltsam. Für mich ist er auch ein wenig Teil des... egal.“ „Vermutlich des Problems...“ Der Erzbischof seufzte. „Ich glaube, er hat zu viel mit Satan zu tun. Einiges was er so von sich gibt, der gute Pierre, ist selbst für mich sehr progressiv und provokativ...“ Derek nickte nur.
„Genug von allem. Jetzt zeige ich Ihnen wohl besser unseren nicht einmal naturgetreuen Jesus am Kreuz der angeblich blutet.“ Einen Moment später stand Derek völlig verblüfft vor einem eher futuristischen Wandkreuz mit einem ebenso futuristischen Jesus. „Es war ein Geschenk eines Italienischen Künstlers.“ murmelte der Erzbischof. „Man sieht ja nicht einmal wirklich Stigmata-Wunden die auch nur einen Ansatz dieser Blutspuren erklären würden.“ schnaubte der andere Mann. Derek zog sein Taschentuch und wollte die Spuren damit abwischen, doch es blieb Nichts daran hängen. Leises Murmeln erklang. Der Erzbischof zog Derek hastig auf die Knie. „Beten Sie, schnell!“ flüsterte er.
Einen Augenblick später kamen zwei Gnome und eine zierliche kleine Frau durch die Wand neben der Statue. „Seltsam, noch keine Menschenmenge?“ „Ganz egal, Junia, vielleicht haben die Priester hier erst einmal alles verhindert um das ganze zu untersuchen – aber was kann schon passieren? Sie werden feststellen, dass es richtiges „Wunderblut“ ist.“ antwortete einer der Gnome und kicherte. „Ja, Seamus Goldstaub hatte eine wirklich gewinnbringende Idee. Die Menschen sind ja so gierig nach Wundern nachdem sie die letzte Krise überstanden haben, das spielt uns direkt in die Hände.“ amüsierte sich der andere Gnom. „Eher in unsere Taschen Grumbig.“ kicherte der andere.
Derek beobachtete, wie die zwei Gnome Fläschchen herauszogen und die Flüssigkeit abfüllten, die er selbst nicht hatte mit einem Taschentuch wegwischen können. „Ist euch aufgefallen, dass da zwei Männer sitzen?“ fragte die Elfe oder Fee aufgeregt. „Ja, aber das ist ein einfacher Priester. Um uns zu sehen, müsste das schon dieser Erzbischof sein. Du weißt doch, wir können nur von den Hauptpriestern einer Kirche oder einem Agenten dieser bescheuerten Pariser Kontrollinstanz gesehen werden, aber wenn die da sind, dann merken wir das schon!“ kicherte der eine Gnom. „Ja, gestern das war ziemlich dumm von Brohg! Geht in die Kirche vom Hauskaplan der Pariser!“
Die beiden Gnome füllten mehrere Fläschchen ab. „So, Junia, Schätzchen, dann lass mal deinen Zauber wirken!“ meinte Grumbig. Die Fee wollte gerade ihren Zauberstab heben, als Michael Bryce rief: „Jetzt!“ sofort stürzten Derek und er auf die drei Gestalten zu. „Herzlich Willkommen in meiner Amtskirche, Junia, Grumbig und...?“ meinte der Erzbischof und hielt den einen Gnom fest, während Derek die Fee zu fassen bekommen hatte. Der zweite Gnom verschwand erschrocken, während die anderen beiden wie gelähmt dastanden. „Was ist... wieso können wir nicht...?“ flüsterte die Fee erschreckt. „Sie sind... Erzbischof?“ würgte Grumbig. „Ja.“ „Aber wieso kann er...“ Grumbig brach ab. „Agent?“ fragte er – nun doch etwas ängstlich. „Nein... irgendwie doch. Eigentlich bin ich der Leiter der Luna Foundation.“ meinte Derek Rayne. „Blinging ist so ein Idiot! Wieso konnte er nicht über unsere Namen den Mund halten!“ jammerte die Fee. Michael Bryce sah Derek ratlos an. „Ah, verstehe, wenn du manche Wesen bei ihrem Namen anrufst, sind sie gebunden.“ erläuterte der. Der Erzbischof zog überrascht eine Augenbraue hoch. Derek nahm sein Mobiltelefon aus der Jackentasche und fragte: „Sie erlauben, Exzellenz?“ Ein Nicken war die Antwort.
Einen Augenblick später hatte Derek Nick am Telefon. „Nick, hier Derek, der Erzbischof von San Francisco und ich haben eine Fee und einen... Gnom erwischt und noch unversiegelte Glasamulette, die offenbar auch noch nicht verzaubert sind, mit diesen ganzen Sympathiezaubern und ähnlichem.“ berichtete er. „Ich – oh... Belial ist gerade da. Er wollte ins Legat aufbrechen, aber da du nicht anwesend bist,... er ist ein wenig ärgerlich...“ Im nächsten Moment hörte Derek Belial am Telefon: „Wir hatten eine Abmachung!“ „Ja, aber ich bin auch im Dienst! Und...“ „Ja, ich habe es mitgekriegt. Ich sorge dafür, dass der Mist samt dieser zwei Subjekte abgeholt wird. Ich würde Gadreel und Armaros schicken, sie sind immerhin noch Engel, gefallen, aber Engel und ertragen für einen kurzen Moment diese stickige Kirchenatmosphäre! Geben Sie mir den Erzbischof, Dr. Rayne!“ Derek hielt „Kotzbrocken!“ murmelnd das Mobiltelefon Michael Bryce hin. „Seine satanische Selbstgefälligkeit selbst – ich glaube er braucht Ihre Erlaubnis zwei seiner... Diener zu schicken um diese zwei hier abzuholen.“ Sichtlich angewidert nahm der Bischof das Telefon. „Ja?“ fragte er. „Lucifer hier, ich brauche von Ihnen eine Erlaubnis. Bitte sagen Sie laut und vernehmlich: „Ich, der Erzbischof von San Francisco erlaube Gadreel und Armaros meine Amtskirche zu betreten.“ Dann können die beiden sich um eine Überstellung hierher nach Paris kümmern!“ hörte Derek. „Ich, der Erzbischof von San Francisco, erlaube Gadreel und Armaros meine Amtskirche für sieben Minuten zu betreten.“ wandelte der Bischof die Worte leicht ab, worauf ein leises Fluchen am anderen Ende der Leitung erklang und aufgelegt wurde.
Im nächsten Moment erschienen die beiden Dämonen. „Dr. Rayne, gut gemacht!“ meinte Armaros mit einem Lächeln, während Gadreel den Erzbischof mit einem belustigten Grinsen warnte: „Die sieben Minuten haben unseren Chef ganz schön geärgert.“ meinte er mit einem Zwinkern. Ohne weitere Worte schnappten die beiden Dämonen sich dann Fee, Gnom und Amulettfläschchen und verschwanden wieder.
"Sie sind also der berüchtigte Theologe, der an der Universität in Mariologie so leichtfertig über die Jungfrau Maria gesprochen hat und von dem damaligen Erzbischof eine Rüge dafür kassiert hat." Derek nickte bestätigend mit verschmitzten Lächeln. "Ihre Studenten fanden das bestimmt amüsant." "In jeder Hinsicht." gab Derek zu. Er seufzte. "Alles in Ordnung Dr. Rayne?" fragte der Erzbischof als er merkte dass den Mann neben ihm offensichtlich etwas bedrückte. "Ach, es ist... das letzte Jahr war etwas... anstrengend und dann... Lucifer..." Derek quälte sich das Wort "Lucifer" fast heraus mit einem Unterton der Abscheu. "... warum auch immer, wir vom Legat sind unmittelbar mit dem Boulevard Haussmann verbunden und ich muss den Fürst der Finsternis momentan täglich ertragen. Der treibt mich irgendwann noch in den Wahnsinn." erklärte Derek genervt. "Ihre Abscheu kann ich gut verstehen, ich beneide sie nicht im geringsten Dr. Rayne "Na ja, es hat mich auf jeden Fall gefreut Eure Exzellenz. Ich muss los, ich bin ohnehin schon viel zu spät. Vielleicht kreuzen sich unsere Wege ja noch mal." Der Erzbischof lächelte. "Wäre möglich vielleicht halten sie nochmal irgendwann so eine Vorlesung an der hiesigen Uni." Derek drehte sich noch einmal um. "Soll das ein Angebot sein?" lächelte Derek. "Man weiß ja nie, wer weiß was sich nach der Sorbonne ergibt. Bis bald Dr. Rayne, würde mich freuen, sie wieder zu sehen und sei es nur zu einem Gottesdienst oder einfach so."
Im Legat angekommen tippte Derek auf seinem Smartphone eine Nachricht an Belial. Bin da! Kaum hatte er die Nachricht abgeschickt stand Belial vor Derek. "Es ist bereits 15:30 Uhr Dr. Rayne und um 16 Uhr spätestens 16:30 Uhr sollten wir wieder im Boulevard Haussmann sein um bei den Untersuchungen der Fläschchen zu helfen. Was glauben Sie wie weit wir in der Zeit mit unserer Arbeit an dem Bannspruch kommen!" donnerte er los. Derek, der noch nicht mal dazu gekommen war seine Jacke auszuziehen hörte etwas belustigt zu. Es gefiel ihm Belial verärgert zu haben. "So leicht sind Sie zu verärgern? Was den Zutritt zu meinem Haus angeht, sitze ich am längeren Hebel, entweder zu meinen Bedingungen oder gar nicht! Wenn ich in San Francisco zu tun habe ob in der Sache Boulevard Haussmann oder privat, haben Sie sich an meine Regeln zu halten. Und sobald ich wieder als Dozent arbeite richten sich die Zeiten auch nach mir. In dieser Sache habe ich das Sagen... Lucifer. Und um so länger wir hier stehen, desto mehr von Ihrer Zeit geht ab." antwortete Derek bestimmt aber ruhig. Belial seufzte. "Sie kosten mich Nerven, Dr. Rayne! Können wir uns wenigstens jetzt an die Arbeit machen?"
Derek wies ihn mit einer Handbewegung nach oben. Sie betraten die Bibliothek wo Kat wartete. "Hallo Käthchen." begrüßte Belial sie. "Hallo." kam die knappe Antwort des Teenagers. "Immer noch so wütend auf mich?" fragte Belial fast etwas traurig. "Ja, du bist gemein zu meinen Eltern, ganz besonders zu Dad. Er war gestern total wütend als er mit Mum von Paris zurück kam und..." Sie brach mitten im Satz ab als Derek die Bibliothek betrat. Sie machten sich an die Arbeit und redeten kaum miteinander. Erst als Kat kurz den Raum verließ ergriff Belial das Wort. "Habe ich sie gestern so auf die Palme gebracht Dr. Rayne?" fragte er amüsiert. "Wer sagt das, Kat?" Er nickte kurz. "Nun ja da sind auch noch andere... Dinge, die mich momentan nerven, aber ja, der Hauptgrund sind Sie, was Ihnen aber ja auch nicht neu ist und als Sie gestern meine Frau angegangen sind, da hat es mir gereicht."
Belial lächelte zufrieden. "Ich würde lügen wenn ich sage, dass es mir leid täte." "Das ist mir klar!" antwortete er mit schmerzverzerrter Stimme. Belial, der sofort merkte, dass Yaotl wieder versuchte Derek zu übernehmen, lachte fies - gerade in dem Moment als Kat wieder ins Zimmer trat. "Was hast du gemacht?" fauchte sie Belial an. "Ich? Gar nichts Käthchen. Frag besser deinen Vater was er wieder vor dir zu verbergen versucht, obwohl... es sinnlos ist, Dr. Rayne, sie bemerkt es doch immer wieder." "Lasst mich doch einfach alle nur in Ruhe!" stöhnte der Praeceptor während er immer noch gegen die rasenden Kopfschmerzen und Yaotl ankämpfte. "Du genießt das auch noch? Du bist widerlich!" fauchte Kat. Sie lief zu Derek und nahm ihn in fest in den Arm. Belial war nun doch ein wenig bedrückt, als er mit bekam wie sehr Kat darunter litt. "Ich nehme an du bleibst auch heute hier Käthchen, da du immer noch sauer auf mich bist?" erkundigte sich Belial als er sich später im Laufe des Tages mit ihrem Vater auf den Weg durch das Portal machte. "So ist es!"
Im Boulevard Haussmann angekommen richtete Belial ein paar Worte an Derek. "Sehen Sie, genau deshalb weil Kat so bedrückt ist wenn sie mit einer Attacke Yaotls kämpfen, möchte ich, dass sie das Ritual durchziehen. Teils aus Nutzen dass sich Kat überhaupt mit dem Grimoire beschäftigt, aber auch um ihrer Willen. Kat leidet ja fast schon mehr als Sie, Sie bedeuten ihr wirklich sehr viel Dr. Rayne."
"Hallo Derek, wie geht`s Euch?" grüßte der momentane Hausherr. "Hallo Nick." sagte Derek beiläufig. "Bist du aus irgendeinem Grund sauer auf uns?" Derek sah Nick scharf an. "Ja! Du kommst ins Legat erzählst mir was von einem Fall, bittest mich zum Abendessen um das zu besprechen. Angeblich wäre Pierre auch da gewesen. Und dann verschwindet ihr beide einfach? Von Pierre hört man auch nichts mehr. Ihr lasst mich die ganze Zeit mit ihm allein! Ich werde quasi gezwungen den unbewussten Bann zu lösen und habe nun täglich Lucifer im Haus. Ihr verschwindet alle ohne ein Wort, und lasst mich mit dem Teufel allein. Was ist das für eine Art? Und dann wundert ihr euch wenn ich sauer bin? " "Es tut mir leid Derek, Wir waren schon im Quartier Latin und ich wurde nur zu Dir geschickt, weil Belial nicht durch konnte. Und dass Pierre Pasquieu auch nicht anwesend sein würde, dass wusste ich nicht. Ich habe nur das weitergegeben was mir aufgetragen wurde."
Dereks Blick verriet dass er immer noch sauer war. "Lass gut sein Nick, ich habe weder die Lust noch die Kraft mich mit dir zu streiten. Die tägliche Anwesenheit von dem reicht mir vollkommen!" meinte er.
"Was habt ihr bisher rausgefunden?" erkundigten sich Derek und Belial im gleichen Moment - was Derek zu einem genervten Seufzer verleitete. "Also die Fee hat das Fläschchen versiegelt. Die flüssige Substanz in den Fläschen ist so eine Art Droge. Wir konnten Stechapfel und Tollkirsche feststellen. Das wirkt berauschend, aber da ist auch noch etwas anderes, etwas Magisches, die Fee hat es offensichtlich verzaubert." "Mit was?" "Keine Ahnung, Belial, sie will es uns nicht sagen." antwortete Nick. Belial ging näher auf die Fee zu. Diese fing unweigerlich zu Zittern an. "D-d-d-der T-Teufel!" Belial war ziemlich amüsiert. "So ist es werte Fee! Und jetzt rücke mal mit der Sprache raus welchen Zauber habt ihr alle auf das Fläschchen gelegt?" "Ich sage kein Wort." Belial der innerlich immer noch kochte weil Derek ihn hatte warten lassen, holte aus und wollte zum Schlag ansetzen, als Derek blitzschnell reagierte und dazwischen ging.
So kassierte er die harte Ohrfeige von Belial. Dieser sah ihn wütend an. "Oh! Sie wollte ich nicht schlagen, Sie sind aber selbst schuld, Dr. Rayne." Belial wirkte etwas erschrocken.
"Man schlägt keine Frauen!" Belial lachte. "Das ist keine Frau das ist eine Fee." "Dann eben keine weiblichen Wesen!" schnaubte Derek. Sein Gegenüber wollte etwas erwidern, doch ein genervtes: "Belial es ist jetzt gut!" ließ ihn schweigen. Derek wandte sich an die Fee: "Was bezweckt dieser magische Trank?" Die Fee lächelte ihn an. "Bei Menschen: Das pure Glück, ein Gefühl von Erlösung, der Befreiung von allen Sünden. Bei Höllenwesen, wie dem da! Genau das Gegenteil." antwortete die Fee mit einem liebevollen Lächeln in Dereks Richtung. „Aber mehr werdet Ihr aus mir nicht herausbekommen, solange er dort ist!“ Sie blickte kurz zu Belial. Der lachte finster. „Du wirst singen wie ein Vögelchen!“ zischte er, bevor er sich an Derek wandte. „Sie wollten doch sicher zurück nach San Francisco, oder?“ Derek zog die Augenbrauen zusammen als er sah, wie die Fee zusammenzuckte. Mit einem schelmischen Lächeln wandte er sich dann an die Fee: „Miss Junia, wenn Sie mir versichern können, dass Sie nicht verschwinden, gewähre ich Ihnen gern Zuflucht in meinem Haus auf Angel Island. Das darf der da...“ er nickte mit dem Kopf in Belials Richtung, „... nur betreten wenn ich anwesend bin und es gestatte.“ „Rayne! Hüten Sie sich!“ knurrte Belial.
Derek sah ihn grimmig an. „Wieso? Ich versuche nur Miss Junia vor Ihnen zu schützen! Meine Wange schmerzt immer noch und ich möchte mir nicht ausmalen, was mit diesem zierlichen Persönchen geschehen wäre!“ „Kommen Sie gefälligst kurz her! Ich will nicht, dass Kat glaubt ich hätte Sie mit Absicht geschlagen!“ „Nicht nötig. Wenn ich ihr erzählewieso ich von Ihnen eine Ohrfeige kassiert habe und sie Miss Junia sieht, wird Kat noch weniger Sympathie für Sie hegen als momentan ohnehin schon. 2:0 für mich, würde ich sagen.“
„Sie sind ein mieser, intriganter Mensch, Rayne! Ich hoffe, dass Ihre Tochter das irgendwann mal erkennt!“ fauchte Belial. „Ich gebe mich für heute geschlagen, Dr. Rayne, aber ich schwöre Ihnen, es wird eine Zeit kommen zu der Kat nur mich um Hilfe bitten kann und ich werde da sein! Wie werden Sie dann vor ihr dastehen?“ Derek sah ihn ärgerlich an. „Wenn Kat Sie um Hilfe bittet, dann nur weil sie weiß, dass Sie für die Gefahr verantwortlich sind!“ „Ich würde nie so tief sinken, Rayne!“ versicherte Belial eisig und verschwand.
Die Fee Junia sah Derek überrascht an. „Er mag Sie nicht?“ „Offensichtlich, oder? Ist mir aber recht, ich mag ihn auch nicht.“ Sie räusperte sich. „Ich verspreche Ihnen, Mr. Rayne, dass ich bleiben werde, in Ihrem Haus, wenn Sie mich beherbergen.“ Er nickte. „Gut, Miss Junia, wenn ich Sie dann bitten darf. Ich möchte nach Hause zurück.“
Die Luft flimmerte und Raphael tauchte auf. „Was ist geschehen, Derek?“ fragte er und sah zu der Fee. Er hob mild überrascht die Augenbraue als sein Blick auf Dereks blau angelaufene Wange fiel. „Diese... Fee hat dich angegriffen?“ „Nein! Der Finstere wollte mich niederschlagen und dieser Mann ging dazwischen!“ widersprach die Fee bevor Derek etwas sagen konnte. „Miss Junia sagt die Wahrheit.“ Raphael atmete einmal scharf ein. „Du und Lucifer ihr benehmt euch wie kleine Kinder, die immer streiten müssen...“ murmelte er tadelnd, legte jedoch eine Hand auf die Wange bevor Derek ausweichen konnte und sofort war der Schmerz verschwunden.
Der Erzengel wandte sich an die Fee: „Miss Junia?“ fragte er. „Nur Junia, eigentlich, Erhabener, doch Mr. Rayne ist sehr höflich.“ „Würden Sie mir einige Fragen beantworten?“ Sie nickte. „Welche Zauber sind auf das mit chemischen Substanzen versetzte Tierblut angewendet worden?“ „Ein Blendzauber, Gelassenheitszauber, ein Verschlusszauber natürlich.“ flüsterte die Fee ein wenig unsicher. „Und sonst?“ fragte Raphael sanft. „Nun ja... die Zwerge machen dieses Glas... es ist ein recht stabiles Glas dessen Herstellung sie sich bei den Menschen abgeschaut haben. Borosilikatglas, glaube ich. Die Zwerge haben an sich schon Zauber hineingegossen, damit es wie Bergkristall wirkt und in den Menschen Gier erzeugt es haben zu wollen.“ „Aber zu welchem Zweck?“ fragte Derek überrascht. „Zwerge, Gnome, Sie als Fee?“ „Die irischen Kobolde sind immer schon sehr gewinnorientiert gewesen und haben in Irland in zwei oder drei Kirchen große Gewinne damit gemacht und nachdem die Menschen fast alle Hoffnung verloren hatten, haben wir uns daran gemacht ihnen wieder Hoffnung zu verkaufen. Die Zwerge und die Kobolde wollen Gewinn machen, wir Elfen und Feen gehorchen unseren Königspaaren, die mit Kobolden und Zwergen Pakte geschlossen haben.“
Raphael sah besorgt zu Derek. „Das klingt nicht gut. Ich danke dir, dass du Junia bei dir aufnimmst. Ich werde Lucifer zur Rede stellen bezüglich der Schläge! Wobei ich dich um Erlaubnis bitten möchte, dass ich dein Haus betreten darf um Junia daran zu binden.“ „Du darfst jederzeit kommen, das weißt du! Aber ich glaube nicht, dass es notwendig ist; Miss Junia hat mir ihr Wort gegeben.“ widersprach Derek. „So einfach ist das nicht. Sie kann dir ihr Wort geben, muss aber gehen, wenn ihre Herrscher sie rufen.“ Derek sah die Fee an, die sofort den Blick senkte. „Sie haben mich also angelogen?“ fragte er. „Nein, nicht direkt...“ murmelte sie. „Das ist Haarspalterei, denke ich. Hier sind sie gebunden, an das Gebäude, vermute ich.“ Sie nickte. „Und ich Dummkopf habe Ihnen vertraut. Wahrscheinlich haben Sie sich schon ins Fäustchen gelacht!“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, Sie haben immerhin einen Schlag für mich abgefangen. Sie hätten gar nicht mitbekommen, wenn ich kurz gegangen wäre um meiner Königin und meinem König zu erklären, wieso ich bleiben muss.“ sagte sie. „Sie sagt die Wahrheit, Derek. Es scheint, du hast eine Bewunderin.“ murmelte Raphael mit Überraschung. „Ich würde Sie dennoch an das Legat in San Francisco binden wollen.“ wandte er sich an die Fee. „Wie ihr wünscht, Erhabener.“ antwortete diese und neigte den Kopf.
Zehn Minuten später traten die drei durch das Portal. Kat begrüßte Derek fröhlich. „Geht es dir gut, Dad?“ fragte sie und umarmte ihn. „Sicher. Alles in Ordnung, Süße.“ Sie lächelte, dann knickste sie vor Raphael. „Katherine, Kind Gottes, sei gesegnet.“ sagte der und umarmte sie. Derek sah, wie er segnend ein Kreuzzeichen über ihr schlug. „Katherine, dieses ist Junia, sie ist eine Fee und ich bin mir sicher, ihr werdet einander viel zeigen können. Ich würde sie gern an dich binden, denn ein Haus braucht Bannsprüche und außerdem lernt Junia so das Gefühl kennen eine Seele zu haben, die sie momentan nicht hat.“ erklärte Raphael leise. „Das ist grausam. Sie hat keine und soll wissen was sie nicht hat?“ Der Erzengel lächelte. „Sie kann um eine bitten, Katherine und dein Vater im Himmel könnte sich in seiner unendlichen Gnade ihrer erbarmen.“ Überrascht und erfreut sah die Elfe Kat und Raphael an. „Ich dürfte...? Ich könnte...?“ flüsterte sie fassungslos. Raphael lächelte. „Oh bitte, Miss Katherine! Ich würde dies Gefühl zu gern kennen lernen!“ Unsicher sah Kat zu ihrem Vater. „Schadet das meiner Tochter auch nicht?“ Der Erzengel schüttelte den Kopf. „Ganz im Gegenteil. Junia wird hier dafür sorgen können, dass deine... Aufeinandertreffen... mit Belial... friedlicher von Statten gehen. Er wird sich darüber ärgern.“
„Gut, ich glaube, das kann ich akzeptieren. Kat, du auch?“ Sie nickte ihrem Vater zu. „Gut, ich danke dir, Katherine.“ Mit einem aramäischen Bindespruch band er Junia an Kat. „Sei ihr Vorbild, mein Kind, sei ihr Freundin und Schwester.“ verabschiedete Raphael sich und küsste Kat sanft auf die Stirn, nach einem freundlichen Nicken in Dereks Richtung war er verschwunden.
Es war Samstagmorgen. Derek fluchte leise als Belial neben seinem Bett auftauchte. „Genug geschlafen, Dr. Rayne! Wir haben gestern viel zu viel Zeit versäumt!“ Rachel schrie leise auf als sie die Augen aufschlug und Belial erblickte. „Einen wunderschönen Guten Morgen, Dr. Corrigan-Rayne.“ begrüßte der sie spöttisch. „Guten Morgen? Einen schlimmeren Morgen als diesen könnte ich mir gar nicht vorstellen!“ schnaubte sie. Belial zog ein wenig verärgert eine Augenbraue hoch. „Wenn Kat frech wird, sorge ich dafür, dass sie Seifenschaum im Mund hat. Meinen Sie, das hilft bei Ihnen auch?“ fragte er belustigt, seine Verärgerung versteckend. „Hören Sie auf meine Frau zu ärgern und verlassen Sie das Schlafzimmer. Ich komme in einer Stunde nach Paris.“ Er bemerkte Belials Unwillen und fügte hinzu, bevor der etwas sagen konnte: „Und ja, ich bringe Kat und Julien mit. Ich muss mit Pierre wegen der geplanten Vorlesungen an der Sorbonne reden!“ „Eine Stunde! Sonst sorge ich dafür, dass Kat in eine Art Zauberinternat kommt!“ sagte Belial barsch, dann verschwand er. „Der wird sich wundern! Was glaubt er eigentlich?“ schnaubte Rachel. „Ich komme auch mit nach Paris. Der kriegt einen Tritt der ihn auf den Mond befördert!“
Als die Familie eine Stunde später mit Junia durch das Portal schritt, war Belial sichtbar verblüfft die kleine Fee an Kats Seite zu sehen. „Wir nehmen uns heute den Gnom vor, Dr. Rayne. Ich hoffe, Sie können sich beherrschen und spielen nicht wieder den Ritter in strahlender Rüstung!“ sagte er etwas barscher als wohl vorher beabsichtigt.
„Einen Moment! Sie drohen mir nicht noch einmal! Kat ist meine Tochter und Dereks Adoptivtochter und ich verbitte mir sämtliche Drohungen, Anspielungen oder Ähnliches! Und mir und meinem Mann zu drohen, sie auf eine Art Hogwarts zu schicken, wenn er und sie nicht springen, wenn Sie mit dem Finger schnippen ist ja wohl eine bodenlose Frechheit! Noch einmal und ich schwöre, Sie lernen mich kennen!“ Belial grinste. „Im biblischen Sinne?“ fragte er anzüglich. Er sah die Faust Rachels nicht einmal kommen. „Widerwärtiger Schmierlappen! Nicht mal wenn Sie ein Mann wären, auch wenn Sie der letzte Mann auf Erden wären!“ Belials Augen verengten sich. „Sie wagen es, mich zu schlagen?“ fragte er sichtlich wütend. „Ja, weil sie ein mieses Schwein sind! Sie terrorisieren meinen Mann, meine Tochter und mich! Ich will Sie nicht mehr in San Francisco sehen! Und ich schwöre, wenn Sie meine Tochter oder eins meiner noch ungeborenen Kinder jemals anfassen, bedrohen, terrorisieren, widerrechtlich, gegen den Willen festhalten, dann lernen Sie mich kennen!“
Derek sah die Hand und wollte sich zwischen seine Frau und Belial werfen, doch einen Millimeter vor Rachels Wange hielt die Hand des Dämons. Rachel zuckte nicht einmal. „Widerwärtiger Sadist!“ zischte sie. „Die Ohrfeige hat Ihr Mann gestern schon kassiert, Dr. Corrigan-Rayne!“
Entsetzt sah Kat Belial an. „Du hast meinen Dad geschlagen?!“ fragte sie schockiert. „Das war ein Unfall, Käthchen!“ „Egal! Ich werde mit Julien und Junia Onkel Pierre besuchen. Und Morgen und die nächste Woche will ich dich nicht sehen! Und du wirst dich bei Dad entschuldigen!“ fuhr sie ihn an. „Katherine Corrigan-Rayne!“ donnerte Belials Stimme durch die Halle. „Nein! Wenn, Lucifer, dann zu meinen Bedingungen! Ich lasse mich nicht mehr herumschubsen und werde nicht zusehen und zuhören wie du meinem Vater das Leben noch schwerer machst als es ohnehin schon ist!“ schrie sie. „Katherine!“ rief Belial. „Lassen Sie meine zukünftige Frau in Ruhe!“ sagte Julien und trat vor sie. Derek grinste leicht: „Würdest du deinem Onkel bitte sagen, dass ich ihn heute Nachmittag aufsuchen werde – wenn er Zeit für mich hat. Er wollte die Lehrpläne für die zwei Vorlesungen und das Seminar mit mir besprechen, das ich an der Sorbonne geben soll.“ „Mach ich, Derek.“
Rachel merkte, dass Derek den beiden mit leiser Besorgnis nachsah. „Was ist los?“ fragte sie. „Ach, es ist nur etwas was Pierre gesagt hat.“ Julien drehte sich um. „Was hat mein Onkel gesagt? Du bist wegen irgendwas besorgt, das merke ich schon eine ganze Weile seit ich im Legat bin um genau zu sein.“ wollte er wissen. „Unwichtig, geht!“ Belial griff nach Dereks Kinn und sah ihm scharf in die Augen. Verbissen wehrte der sich gegen das Eindringen in seine Gedanken, verlor jedoch und ging mit einem Aufschrei in die Knie. Wie beiläufig fing Belial Rachel ab und hielt sie im Klammergriff vor sich. Kat wollte protestieren, doch merkte, wie die Worte ihr in der Kehle stecken blieben. „Dein Onkel Pierre hat ihm erzählt, dass ihr zwei euch - seiner Meinung nach – in den Körpern von Icnoyotl und Itzel einander hingebt, beziehungsweise Itzel mit Kat Sex hat, wenn sie in Tenochtitlan ist und du mit Icnoyotl wenn du mit Itzel die Seele tauscht.“ Sichtlich angewidert wich Julien zurück und nahm Kat beschützend in den Arm. „Kat ist unberührt, körperlich und seelisch! Itzel und Icnoyotl akzeptieren, dass Kat und ich beide unberührt in die Ehe gehen wollen! Ich wollte immerhin Priester werden und mein Leben lang auf die Liebe und Anmut meiner Seelengefährtin verzichten. Was sind da drei oder vier Jahre?! Wenn Kat und ich einander hingeben, dann wird es als Ehefrau und Ehemann sein!“ Kat machte sich frei und schubste Belial weg, dann half sie Derek auf, der sich die Schläfen hielt. Julien trat zu ihr. „Derek, ich kläre das mit meinem Onkel. Mich wundert, dass er dir so einen Mist erzählt hat!“
"Das brauchst du gar nicht! Dein Onkel, Julien - und das ist eine weitere Frage die Dr. Derek Rayne interessiert - geht sehr ungezwungen mit mir um. Dein zukünftiger Schwiegervater würde gern wissen wieso..." Belial lächelte belustigt als er sich zu Derek umwandte. "Er hat einen Pakt mit mir geschlossen als er von seinen Eltern gedrängt worden war Priester zu werden, damit sein Bruder das elterliche Geschäft übernehmen konnte. Dabei hätte er so gern Familie gehabt - und seine große Liebe war Bethanié Aurore Eleonore Mercier..." "Das ist... war meine Mutter!" keuchte Julien. "Genau, deine Mutter. Aber sie wollte sich nicht mit der Rolle der Priestergeliebten zufrieden geben, dazu war sie viel zu anständig. Sie traf Christian Dubois und heiratete ihn... Pierre Pasquieu war wie ein Bruder für deine Mutter, obgleich er doch so viel mehr wollte... Eines Tages bot er mir seine Seele, wenn er das Glück deiner Mutter nicht mehr täglich sehen müsse... und so bist du letzten Endes bei ihm gelandet..." Julien wich ungläubig zurück. "Nein!" flüsterte er fassungslos. Junia, die Fee, versteckte sich hinter Kat.
Julien sah hilfesuchend zu Derek, der immer noch benommen wirkte und gegen den Schmerz in seinem Kopf ankämpfte den Lucifer verursacht hatte. "Du kennst ihn, ich meine, Onkel Pierre jetzt drei Monate, etwa ... glaubst du, dass... er so etwas tun würde Derek?" Der Praeceptor schloss die Augen. "Ich... weiß momentan gar nicht mehr was ich glauben soll... das kann ich mir aber eigentlich nicht vorstellen, dass er Lucifer seine Seele verkauft. Bestellt euch ein Taxi und fahrt einfach zu ihm und fragt ihn selbst." flüsterte er noch erschöpft von Lucifers Angriff. "Kommst du nicht mit Dad? Du wolltest doch auch noch mit ihm reden wegen der Vorlesungen an..." "Nein Kat, klärt ihr das erst mal, ich habe momentan keine Nerven dafür mich mit irgendwelchen Vorlesungen und Lehrplänen auseinanderzusetzen."
Er wandte sich Belial zu als Kat und Julien das Haus verlassen hatten. "Und nun zu Ihnen: Wenn Sie noch einmal handgreiflich werden, oder nochmal schwarze Magie anwenden oder was auch immer das eben war, dann werden Sie mich von einer ganz anderen Seite kennenlernen. Denn wenn ich schon die Macht habe Sie aus meinem Haus zu verbannen... wer weiß zu was ich noch alles fähig bin." Er nahm Rachels Hand und lief mit ihr in den Salon. "Was auch immer das war, was er gemacht hat es war körperlich heftiger als... die Kopfschmerzen bei Yaotls Attacken und die reichen schon aus." Sie sah ihren Mann traurig an. "Soll ich Mathilde fragen ob sie eine Aspirin hat?" Derek nickte dankbar. "Wir warten hier bis Kat wieder zurück kommt und gehen dann gemeinsam mit ihr nach Hause, ich lasse sie hier keine Sekunde mehr allein." Derek nickte zustimmend.
Belial verließ das Haus und folgte den beiden jungen Leuten zum Amtssitz des Erzbischofs.
„Katherine, meine Liebe, Julien, mein Junge, was ist denn?“ Pierre Pasquieu war sichtlich überrascht als die beiden in sein Büro traten. Junia folgte Kat unauffällig. „Ich dachte Derek wollte wegen der Seminare und Vorlesungen mit mir reden.“ "Dad hat momentan keine Nerven mehr für sowas, nachdem Belial ihn vorher angegriffen hat." antwortete Kat wütend. "Belial hat Derek angegriffen?" fragte Pierre ungläubig. Kat nickte.
„Eine Frage, Onkel Pierre: Warst du in meine Mutter verliebt?“ „Deine Maman war für mich wie eine Schwester. Ich habe deinem Vater nicht getraut und hatte recht. Weißt du, dass er deine Mutter geschlagen hat, immer dann, wenn er zu viel getrunken hat? Weißt du, dass er regelmäßig Geliebte hatte oder zu „Horizontalen“ ging? Deine Mutter ist jedes Mal am Boden zerstört zu mir gekommen. Wieso fragst du?“ Kat drückte Juliens Hand. „Belial... Onkel Pierre, er hat behauptet, du hättest einen Pakt mit ihm geschlossen um Juliens Vater... naja ...zu beseitigen, weil Juliens Mutter... also du hättest gewollt, dass sie deine „Haushälterin“ wird die heimlich deine Kinder kriegt und...“ Mit leisem Seufzen wandte Pierre Pasquieu sich ab.
„Das stimmt nur teilweise und Belial hat eine Menge verdreht.. Aurore, Juliens Mutter, Kat, sie hatte vor Christian Angst. Der war... Christian hatte einen Pakt geschlossen – wie mein Bruder. Mein Bruder hat die Zuneigung meiner Eltern und das Familienunternehmen – das inzwischen übrigens pleite gegangen ist – mit seiner Seele bezahlt, Christian Dubois wollte Macht, Einfluss, Geld und eine Frau für die jeder ihn bewundert. Die Merciers hatten all das. Julien hat ein Vermögen und einen Konzern geerbt, Kat. Wieso er damit Priester werden wollte ist mir ein Rätsel. Allerdings wurde Christian gierig... sehr gierig... er ist sogar so weit gegangen, dass er Aurore und Julien angeboten hat um noch mehr zu kriegen. Aber das geht nicht so einfach, denn Aurore hätte ihre Seele nie zum Wohle eines miesen Drecksacks verkauft und Lucifer hätte einen unterzeichneten Pakt gebraucht um sie zu bekommen als Christian sie... Er hat sie umgebracht und als er gemerkt hat, was er getan hatte, da wollte er das mit einem Autounfall vertuschen.“ Der Erzbischof sah zu Julien: „Erinnerst du dich noch daran, dass du völlig desorientiert im Krankenhaus aufgewacht bist und meintest, du wüsstest nicht einmal, dass du im Auto gesessen hättest?“ Julien überlegte, dann nickte er. „Ja, das war komisch...“ „Ich habe es dir nicht gesagt, aber die Ärzte hatten Schlafmittel in deinem Blut gefunden. Dein Vater wollte deine Mutter und offenbar auch dich verschwinden lassen.“ „Wieso sollte Belial behaupten... Ich meine...“ hilflos sah Julien von Kat zu seinem Onkel.
Hinter ihm lachte Belial plötzlich bitter. „Weil du Kat vom Lernen abhältst, weil du versuchst sie vor mir zu schützen, was vollkommen unnötig ist! Und weil ich Derek Rayne und Pierre nicht unbedingt dauernd zusammen sehen will!“ gestand er. „Außerdem macht es immer wahnsinnigen Spaß Kats Vater auf die Palme zu bringen...!“ "Das ist doch Unsinn! Ich hindere Kat doch nicht - und wenn ich sie beschütze ist das mein Recht und meine Pflicht!"
"Du hälst mich vom Lernen ab!" schrie Kat den Höllenfürsten wütend an. "Weil du ständig meinen Vater verletzt. Er leidet schon genug unter der Tatsache, dass er für den Tod von zwölf Kindern verantwortlich ist. Und du greifst ihn immer wieder an. Gestern hast du ihn sogar geschlagen!" "Das war unbeabsichtigt..." weiter kam er nicht, da Kat ihn sofort weiter anfauchte. "Und heute wendest du schwarze Magie gegen ihn an. Du bist in letzter Zeit nur noch gemein und böse und da wunderst du dich, dass ich von dir und deinem blöden Buch nichts wissen will?" "Ich habe nur seine Gedanken gelesen." Sie sah traurig zu Boden. "Warum hasst du Dad so?" Belial lächelte. "Es war keine schwarze Magie, sondern ich habe seine Gedanken gelesen, was nicht schmerzhaft gewesen wäre, wenn er sich nicht so gesträubt hätte. Ich hasse ihn nicht Käthchen! Im Gegenteil, ich mag ihn sogar; dein Vater ist eine echte Herausforderung. Er ist stark und bietet mir Paroli, wie noch niemand zuvor. Dein Vater hat ganz besondere Fähigkeiten, von denen er teilweise noch nicht mal selbst etwas weiß, oder wusste. Zum Beispiel der "unbewusste Bann" den er auf sein Haus gelegt hat, allein durch seine Gedanken. Und außerdem weiß ich, dass ihr Beide, wenn auch unabhängig von einander manchmal Visionen oder Vorahnungen habt." erklärte er, dann fügte er nach kurzem Nachdenken hinzu:
"Und dass es mir Spaß bereitet ihn zu ärgern und ihn zu provozieren, das liegt in meiner Natur Kat, ich kann nicht anders. Ich habe aber nicht vor dir oder deiner Familie Schaden zuzufügen. Ich gebe zu ich habe gelogen, Julien was dich und deinen Onkel angeht um dich und Kat auseinander zu bringen und einen Keil zwischen die Raynes und dich zu treiben. Ehrlich gesagt... zwei Theologen die derart gemäßigt sind wie Pierre und dein Vater, Käthchen, in derartigen Positionen wie Erzbischof von Paris und bald wohl Kardinal und Praeceptor des erfolgreichsten Legats... das ist eine gefährliche Mischung. In gewisser Weise tut es mir leid und ich möchte euch bitten mit mir zurück zu kommen um euch und deinen Eltern Kat, meinetwegen auch im Beisein von Raphael zu erklären warum es unerlässlich ist dass du das Grimoire beherrscht. Zögernd stimmten Julien und Kat zu, da sie ja so wieso wieder in den Boulevard mussten um nach San Francisco zu kommen. "Kat richte deinem Vater bitte aus wenn es ihm recht ist komme ich dann morgen Nachmittag bei Euch vorbei um mit ihm die Lehrpläne der Sorbonne zu besprechen, da die ersten Vorlesungen für die er kurzfristig eingesprungen ist bereits in einer Woche stattfinden." bat Pierre Pasquieu. Kat nickte und verließ zusammen mit Belial und Julien den Amtssitz des Erzbischofs.
Wieder im Salon des Boulevards setzte sich Kat aufs Sofa zwischen ihre Eltern und umarmte beide.
"Dad? Geht es wieder?" fragte sie besorgt als sie sah dass ihr Vater noch etwas blass aussah. Derek nickte und drückte seine Tochter beruhigend. "Belial biss sich auf die Lippe um sich zuerst zu Entschuldigen wie Raphael es ihm aufgetragen hatte. Es kostete ihn einige Überwindung über seinen Schatten zu springen.
"Dr. Rayne, ich... entschuldige mich für den Angriff von vorhin. Für die Ohrfeige aber nicht denn die war nicht beabsichtigt und nur ein dummer Unfall und das wissen Sie auch. Was die schnippischen Bemerkungen Ihnen gegenüber angeht; das liegt in meiner Natur, ich bin provokativ, brutal und gemein, ich reiße mich ja schon oft zusammen, was auch mir sehr schwer fällt. Und bei Ihnen Dr. Rayne gebe ich ehrlich zu dass ich es besonders genieße Sie auf die Palme zubringen, da es immer wieder lustig ist zu sehen wie sie reagieren und dadurch dass Sie sich nicht alles gefallen lassen sind Sie irgendwie eine ganz besondere Herausforderung. Sie sind stark und Sie besitzen Fähigkeiten von denen Sie selbst noch nichts wissen, Sie sind ein mächtiger Mann Dr. Rayne." Er atmete einmal tief durch, bevor er sich Rachel und Kat zuwandte.
"Dr. Corrigan-Rayne, Katherine, ihr - oder Sie Beide habt beziehungsweise haben eine Vergangenheit, die ebenfalls alles andere als belanglos ist. In Eurer oder Ihrer Familie gab es schon Hexen und Kat, du hast neben deinen Visionen auch besondere Fähigkeiten der Hexerei. Du bist in der Lage das komplette Grimoire an das ich dich gebunden habe umzuschreiben zu weißer Magie, was dazu führen wird dass du eine mächtige gute Hexe wirst. Ich beherrsche zwar die weiße Magie ebenso gut wie die schwarze, könnte die weiße aber niemals so anwenden beziehungsweise das Grimoire willentlich und wissentlich umschreiben dass seine Magie ausschließlich Gutes bewirkt ohne Nebenwirkungen, deshalb musst du das lernen was Magie heißt, und wie sie funktioniert. Das ist deine Bestimmung Kat und das wirst du mit Sicherheit sehr schnell können. Du wirst nicht der schwarzen Magie verfallen, aber um Magie und Grimorie beherrschen zu können ist es unerlässlich, dass ich dich Magie lehre." Er wandte sich an Derek und Rachel: "Sie können gerne Raphael fragen wenn Sie mir nicht glauben." Sie blickten alle zu Raphal, der das bestätigte.
"Ich komme Dir und deinen Eltern entgegen, Kat. Was bedeutet, ich werde mich während der Zeit der Ausbildung weiterhin an Ihre Regeln wegen des Portals halten Dr. Rayne, ebenso an ihre Zeiten." Raphael wandte sich den Raynes zu. "Alles was Belial euch gerade erklärt hat entspricht genau so der Wahrheit. Belial ich denke, wir sollten Derek und seiner Familie ein paar Tage Ruhe gönnen bevor du wieder zusammen mit Kat und Derek an dem Bannspruch weiterarbeitest." Er blickte zu Belial, der zustimmend nickte. "Entspannt euch erst einmal und Belial wird sich dann nächsten Sonntag bei dir melden Derek, wegen der Zeiten, da ja nächste Woche deine ersten Vorlesungen an der Sorbonne beginnen. " Derek, Rachel, Kat und Julien verabschiedeten sich und traten durch das Portal.
Im Boulevard Haussmann 13 erteilte Raphael Belial eine Rüge. "Ich habe dich zu rügen, im Namen des Höchsten, Belial! Unser himmlischer Vater möchte nicht dass du noch einmal dermaßen hart gegen Derek und seine Familie vorgehst, vor allem hast du ihnen gegenüber nicht handgreiflich zu werden! Derek hat es ohnehin schon schwer genug in seinem Leben und damit meine ich seine gesamte Vergangenheit. Also reiß dich in Zukunft etwas mehr zusammen. Sonst versagt er uns für die Zukunft noch seine Hilfe bei weiteren Fällen in denen er uns mit seinem Wissen, oder anderem von Nutzen sein kann." befahl der Erzengel streng im Namen des Herrn. "Hast du mich verstanden, Belial?" hakte Raphael nach als der Fürst der Finsternis nicht reagierte. Belial nickte widerwillig.
Kat genoss mit Julien und ihren Eltern eine ruhige Woche. Sie bekamen gleich am nächsten Tag Besuch vom Erzbischof aus Paris, der ein großes Kuchenpaket von Mathilde mitbrachte und es wurde ein lustiger Nachmittag zumal Derek auch beim Erzbischof von San Francisco anrief und Michael Bryce ebenfalls vorbeischaute. Kat, Junia und Rachel sahen einander belustigt an, als die - mit Julien - vier Theologen am Tisch begeistert Dereks Seminarunterlagen durchgingen und hier und da Verbesserungsvorschläge diskutierten. "Ich hätte dich gern nächstes Jahr als Dozenten für die Christologie, Derek. Der bisherige Dozent will ein Semester Auszeit nehmen und ich habe den Eindruck, dass du genau der Richtige bist." meinte Michael Bryce mit einem Lächeln.
"Ich glaube, ich würde mir Dads Vorlesung an der Sorbonne auch gern anhören, aber das wird wohl nicht gehen." murmelte Kat bedauernd. "Wieso nicht?" fragte Junia, die kleine Fee. "Weil ich in der Schule bin." antwortete Kat ihr. Junia grinste. "Da kann ich für dich hingehen. Ich kann sogar aussehen wie du, das weißt du doch." "Ich muss doch aber auch das lernen, was wir durchnehmen, Junia." Michael Bryce räusperte sich. "Du gehst doch auf die katholische Schule, oder, junge Dame?" fragte er. Kat nickte. "Ich wüsste nicht wo das Problem liegt. Soweit ich weiß, beherrscht du die Sprachen die du lernst - Französisch und Latein, und bei Französisch hast du notfalls mit Julien einen ausgezeichneten Nachhilfelehrer, in Mathematik habe ich - neben Theologie promoviert, in den Naturwissenschaften würde ich dir notfalls Nachhilfelehrer schicken. Und der Direktor der Schule würde eine Entschuldigung deiner Eltern genauso akzeptieren wie eine von mir... Abgesehen davon, dass ich es sogar sehr gut fände, wenn du dir die Vorlesungen deines Vaters anhörst." Derek lächelte. "Vielleicht nicht jede Vorlesung und jedes Seminar, sondern eins, einverstanden. Vielleicht eins, wo du mit Julien hingehst." "Wie wäre es mit Mariologie?" fragte der junge Student Kat grinsend. Sie sah ihn erstaunt an, lächelte und nickte. Julien zog sie auf seinen Schoß und sie schmiegte sich an ihn. Junia lächelte.
Die Raynes genossen die Woche der Ruhe. Während der Zeit in der Rachel arbeitete, Kat in der Schule war und Julien am San Francisco Theological Seminary seine Vorlesungen besuchte nutzte Derek die Zeit um im Reliktekeller des Legats etwas aufzuräumen. Sofort kamen die schmerzhaften Erinnerungen an die Zeit in Tenochtitlan zurück als er die aztekischen Gegenstände die er fand auf den immer noch in seinem Keller stehenden Techcatl legte. Wenn er nicht im Keller beschäftigt war, verbrachte er seine Zeit an seinem Lieblingsort der Bibliothek.
Sonntagnachmittag seufzte Derek als sein Handy klingelte und er Belials Nummer erkannte. Widerwillig nahm er den Anruf an. "Rayne." meldete er sich ein wenig genervt. "Guten Tag, Dr. Rayne, ich hoffe sie haben ihre freien Tage genossen." sagte Belial gekonnt freundlich. "Bisher war es ein guter Tag, bis zum Anruf des Teufels." Belial lachte am anderen Ende der Leitung amüsiert. "Sie rufen sicher an wegen des Falls und unseres Treffens wegen des Bannspruchs aus Ihrem Teufelsbuch. Ich bin morgen Vormittag bis ca. 12-13 Uhr an der Sorbonne, danach können wir wegen des Falles sprechen und die andere Angelegenheit, dann wie immer 15 Uhr amerikanischer Zeit angehen. Auf Wiederhören." sagte Derek und beendete das Gespräch ohne eine Erwiderung Belials zuzulassen. Er seufzte. Er dachte an die Zeitverschiebung zwischen Paris und San Francisco, das würde etwas anstrengend, denn er musste heute Abend um 22 Uhr durch das Portal nach Paris um am Vormittag nach Pariser Zeit rechtzeitig an der Sorbonne zu sein.Derek genoss seinen ersten Tag an der Sorbonne. Die gute Laune war allerdings schnell wieder verflogen als er anschließend wieder im Boulevard Haussmann 13 ankam und Belial erblickte, als dieser den Raum betrat nachdem er Raphael, Nick und Alex bereits begrüßt hatte.
"Also was hat sich in der Woche in dem "Märchenfall" getan?" fragte er freundlich, blickte dabei aber eher Raphael und Nick an.
"Irgendwie scheint es die Figuren nicht zu stören, dass wir Junia und diesen Gnom gefangen haben. Wobei die Feenkönigin wohl nach Junia sucht, aber die hat Raphael ja an Kat gebunden." meinte Nick. "Was?!" fragte Belial hörbar wütend. "Wie kannst du das tun, Raphael!" Der Erzengel lächelte. "Die Magie einer Fee ist weiße Magie und Junia an Katherine zu binden schützt sie ein wenig vor deinem Einfluss, Lucifer. Ich denke, das beruhigt auch Derek ein wenig." "Dazu hattest du kein recht und..." "Katherine zu schützen ist mein von unserem Himmlischen Vater bekräftigtes Recht und meine Pflicht!" Belial sagte etwas Unverständliches, was hieß es war weder Lateinisch, noch Griechisch oder Aramäisch. Derek merkte, dass es eine Sprache war, die wesentlich älter war. Die Bemerkung klang verletzt und fast schien der Blick den Belial ihm zuwarf verletzt und traurig. "Ich bedaure, dass ich Ihnen nicht verständlich machen kann, was Kat für mich bedeutet, Dr. Rayne..." sagte er leise, dann verschwand er. Derek sah verblüfft auf die Stelle an der Belial gerade noch gestanden hatte. "Heißt das jetzt, dass wir heute von ihm in San Francisco verschont bleiben?" fragte er hoffnungsvoll.
Raphael seufzte leise. "Ich fürchte, Derek, Lucifer hat sich für etwas länger ziemlich verletzt zurückgezogen..." sagte er und sah nicht gerade glücklich aus. "Und das ist nicht gut - auch wenn du es für gut befinden magst..." Derek zuckte mit den Schultern. "Ich mag ihn nicht und er kann mich nicht leiden, also werde ich mich nicht dafür entschuldigen, dass ich froh bin, wenn er die nächste Zeit nicht auftaucht!"
"Derek, Lucifer sieht Katherine als Tochter die er nie haben wird, für Samyaza, Gadreel und Armaros ist sie wie eine kleine Schwester. Weißt du wieso? Weißt du, wieso uns Engeln körperliche Beziehungen untersagt sind? Hast du eine Ahnung, was dabei herauskommen kann, wenn wir es dennoch tun?" Raphaels Stimme war streng geworden.
Derek räusperte sich. "Im Extremfall Mischwesen, Nephilim... und laut... der Apokryphen sind die nicht gerade sympathisch..." murmelte Derek. "Und das ist noch untertrieben! Lucifer hat sich derlei nie zuschulden kommen lassen, Derek! Samyaza, Gadreel und Armaros sind über ihre Amouren mit sterblichen Frauen und ihre boshaften Kinder gefallen. Lucifer versagt sich Kinder und die, die ihm Treue geschworen haben, tun es auch! Unser Vater hat einmal eine große Flut geschickt um die Nephilim zu vernichten, doch er wird es nicht erneut tun, denn er gab sein Wort! Das solltest du wohl bedenken!" Derek zuckte mit den Schultern. "Okay, ich bedenke es, aber entschuldige bitte, wenn ich es nicht bedauere!" Raphael nickte seufzend.
"Apropos "Märchenfall", wie du es nennst: Die Feenkönigin hat Protest eingereicht wegen Junia. Da ich sie an Katherine gebunden habe, muss sie den Anweisungen ihrer Königin nicht mehr folgen, denn eine Seele, wenn auch nur an eine unsterbliche Seele gebunden, beschert freien Willen und Junia findet offenbar - wie von mir beabsichtigt - Gefallen an einem Leben mit Seele. Da in Amerika du vor allem aufpasst und in Europa die Mitarbeiter des Boulevard Hausmann 13 wurden die Aktivitäten offenbar nach Asien und Amerika, Australien und vereinzelt Südamerika verlegt. Wir müssen zusehen, wie wir dort hinkommen ohne "Magie" zu verwenden. Auf jeden Fall werden wir gezwungen sein, einen Weg zu finden." "Wieso eigentlich? Nach dem zu urteilen was Junia erzählt hat, ist der Effekt der Amulette doch positiv." meinte Derek erstaunt.
"Eben nicht!" widersprach Nick. "Denn es passiert folgendes: Du hast dieses Ding und fühlst dich frei und unerreichbar für Sünde, du hast kein Gewissen mehr, denn du fühlst dich glücklich, zufrieden und gelassen. Du könntest jemanden erschießen, ganz egal. Stell dir vor, du wärest wegen irgendwas frustriert und Rachel stellt sich dir in den Weg - wenn du sie auch nur aus Versehen schlagen würdest, wäre da kein Gefühl von Reue, nur eins von Zufriedenheit und Selbstgerechtigkeit. Verstehst du nun wie gefährlich das Zeug ist?!" fragte er offenbar schärfer als beabsichtigt.
Entsetzt sah Derek ihn an. "Das ist ja furchtbar! Aber wieso hat Belial so ein Interesse daran? Das spielt ihm doch direkt in die Hände!" Raphael schüttelte traurig den Kopf. "Du kennst Belial überhaupt nicht. Er ist jemand der eine gewisse Ehre hat. Hätte er die nicht, Derek, würde er deinen Willen übergehen und Katherine jedes Mal via Magie hierher holen um sie zu unterrichten. Er würde mit ihr Ausflüge unternehmen, ins Disneyland fahren, sie nach Strich und Faden verwöhnen und ich versichere dir, auch wenn es Katherine zuerst stören würde, über kurz oder lang wäre Lucifer sowas wie ein Lieblingsonkel, die Person, der Katherine mehr vertraut als jedem anderen. Sie mag dich als Vater sehen, aber ich möchte dich warnen: Schließe deinen Frieden mit ihm und lerne ihn besser kennen - ohne deine Vorurteile - oder er wird irgendwann dazu übergehen deine Tochter mehr und mehr zu seiner zu machen!"
Nick kratzte sich nachdenklich im Nacken. "Derek, Belial ist an sich nicht so hinterhältig wie er dargestellt wird. Er will sozusagen selber hinter die Schwächen der Menschen kommen und will ihnen die Pakte abnötigen mit denen sie ihm ihre Seele verschreiben. Er hat sehr wenig davon wenn die Menschen ihre Seelen an der "Wundertür" abgeben, weil sie kein Gefühl für Recht und Unrecht mehr haben! Der freie Wille ist das Maß aller Dinge. Eine Seele die keinen freien Willen hat und mordet kommt weder in den Himmel noch in die Hölle, sie landet im - als es das laut Kirche noch gab, nannte man es Limbus - ohne Hoffnung auf Erlösung oder Strafe! Diese Seelen sind für alle Ewigkeit verloren - für beide Seiten." erklärte er. "Verstehst du nun, wieso Belial ebenfalls daran arbeitet diesen Spuk zu beenden?" Derek nickte entsetzt. "Also finde bitte eine Lösung mit Belial! Verdammt noch Mal! Er mag dich ja triezen, reizen, ärgern und bis auf's Blut piesaken, aber letztendlich habe ich seinen Äußerungen über dich eher entnommen, dass er dich mag und nicht, wie du offenbar glaubst, verabscheut." "Nick, bitte, er mag mich nicht und ich ihn nicht! Ich bin ein faszinierendes Insekt für ihn, weil ich Widerstand leiste!" schnaubte Derek. "Du nötigst ihm Respekt ab! Das ist verdammt mehr als ein "faszinierendes Insekt"! Wenn du ihm die Hand zum Frieden reichen würdest, wenn du ihm ein wenig vertrauen könntest, im Bezug auf Kat und auf das Ritual um Yaotl zu bannen - und ja, er hat es Alex und mir erzählt! - dann würdest du einen verdammt guten Freund gewinnen!" rief Nick wütend und verließ das Zimmer.
Raphael sah ihm nach. "Er hat Recht, Derek... Lucifer kann ein sehr loyaler Freund sein, genauso wie ein unerbittlicher Gegner..." Der Erzengel nickte ihm zu und verschwand.
Wie betäubt starrte Derek auf die Stelle wo Raphael noch gerade gestanden hatte, dann wandte er sich zum Portal um nach San Francisco zurückzukehren.
Kat empfing ihn mit einem Kuchen. Sie hatte gebacken um ihn willkommen zu heißen und die Torte mit einer Trikolore verziert und Pariser Wappen mit dem weißen Schiff auf rotem Grund über dem eine blaue Bordüre mit den goldenen stilisierten Lilien prangte. "Wie war deine erste Vorlesung, Derek?" fragte Julien. "Nun, ich muss mich erstmal wieder ins Französische finden, aber an sich fanden die Studenten an der Sorbonne mich wohl nicht allzu schlecht..." Julien grinste. "Laut meiner alten Skype-Gruppe aus der Zeit als ich noch an der Sorbonne war hast du die Hütte gerockt. Meine alten Kommilitonen waren sämtlich begeistert." Derek lächelte. "Das macht Mut." meinte er nur. "Ach so, ja... Kat, Belial kommt heute wohl nicht..." Sie grinste über Dereks Bemerkung. "Aber wo ist eigentlich Junia?"
"Hier, Dr. Rayne ..." sagte die Fee mit sanfter Stimme hinter Kat. "Junia, wir müssen versuchen deinen Leuten und auch den Gnomen und den anderen Wesen deutlich verständlich zu machen, dass das, was sie tun, sehr, sehr gefährlich ist."
Es klingelte plötzlich an der Tür und ein paar Minuten später, bevor Junia auch nur antworten konnte, kam Rachel in die Küche. "Das wurde für dich abgegeben, Kat." sagte sie verwundert und reichte ihrer Tochter ein Päckchen. Julien nahm es statt ihrer und musterte die Adresse. "Miss Katherine Corrigan-Rayne, Luna Foundation, Angel Island, San Francisco..." las er die sorgfältig und sehr akurat geschriebene Adresse halblaut vor. "Seltsam, kein Absender." Vorsichtig machte Kat das Päckchen auf und schnappte nach Luft: Sie entnahm drei Kästchen mit dem Signet von Cartier in Paris. Als sie das erste öffnete fand sie darin ein Collier mit den verschlungenen Namen von Julien und sich selbst, ausgelegt mit Diamanten, dazu passend ein Armband und Ohrringe mit verschlungenem J und K, im zweiten Kästchen fand sich etwas ähnliches aus Saphiren, allerdings mit den Buchstaben R und D und ein Zettel lag bei auf dem stand: Für Dr. Rachel Corrigan. Im Dritten lag ein Medaillon in Pentagrammform aus Platin in dem sie Fotos von Julien, Derek, Rachel und Belial entdeckte. "Das dürfte erklären, von wem das ganze ist. Was mich betrifft: Ich brauche diesen Mist nicht!" meinte Rachel kühl.
Kat öffnete den beiliegenden Brief. "Liebes Käthchen, diesen Brief..." sie brach ab und biss sich verlegen auf die Lippen. "Was ist? Lies weiter!" meinte Rachel. Kat sah sie traurig an, dann schüttelte sie den Kopf. "Nein, besser nicht." Sie nahm die zwei Kästchen die für sie waren und verließ die Küche. Rachel wollte ihrer Tochter folgen, doch Derek hielt sie davon ab. So war es Julien der seiner Freundin und Junia nachging.
Leise betrat er Kats Zimmer. Sie sah hoch als er sich neben sie setzte. "Was schreibt Belial?" "Lies selbst..." murmelte Kat und reichte ihm den Brief. Verwirrt sah Julien auf die Zeilen. "Was ist das?" fragte er. "Der Brief, ganz normal in..." sie blickte ihn erstaunt an, sah auf den Brief und wieder zu Julien. "Der ist gar nicht in Englisch...?" "Nein, das sieht fast aus wie die Schrift aus "Herr der Ringe" von Tolkien. Was liest du?" Kat blickte auf das Papier: "Liebes Kätchen, diesen Brief schreibe ich dir um mich für meine Abwesenheit zu entschuldigen. Lies ihn bitte nicht deinen Eltern vor, denn ich bin das Misstrauen leid, das mir jedes Mal entgegenschlägt, von beiden. Lass mich dir nur der Lehrer sein, der ich sein will, ein Mentor ähnlich dem Mann, der für dich seit Jahren wie ein Vater ist. Ich würde unseren Unterricht gern außerhalb des Legates fortsetzen ohne die Einmischung deines Vaters und deiner Mutter. Vermutlich wird die auch gleich mein Geschenk abgelehnt haben. Es ist als versöhnliche Geste gemeint, sie wird es aber wohl nicht verstehen. Ich würde dich und Julien gern nächsten Samstag um 8 Uhr morgens am Anleger treffen. Zieht euch bequem an, wir werden uns einen schönen Tag machen - und bitte: Kein Wort zu deinen Eltern! Dein "Onkel" Belial." las sie vor.
"Sch...eibenkleister!" murmelte Julien. "Er ist wirklich nett, wenn Dad und er nicht immer streiten würden, sondern vernünftig miteinander reden, dann wären die zwei wahrscheinlich ziemlich gute Freunde, die sogar abends mal gemeinsam ein Glas Wein trinken und über alles mögliche diskutieren würden." murmelte Kat. Sie griff zu dem Medaillon und bat Julien es ihr umzumachen. Er zögerte. "Kat, ich... vielleicht siehst du nicht alles?" "Fang bitte nicht auch so an! Immerhin will er, dass du mitkommst!" Julien seufzte. "Ich bin mit Kommilitonen zum Lernen verabredet, Kat." gestand er bedauernd. "Dann eben nicht!" meinte sie hörbar verletzt. "Und ich denke, du solltest deinen Eltern davon erzählen! Sonst werde ich das tun müssen! Du weißt, dass die beiden Belial nicht trauen und ich tue das auch nicht unbedingt!" "Untersteh dich! Geh mit deinen neuen Freunden lernen, Julien, aber ich verbiete dir..." "Du kannst mir nicht verbieten dich zu schützen!" unterbrach er sie. Kat schloss die Augen um ihren Schmerz zu verstecken. Unbewusst "blätterte" sie in Gedanken das Grimorie durch. Es durchzuckte sie plötzlich... Vergessenszauber! Sie öffnete die Augen und blickte Julien an. Sie suchte seinen Blick, lächelte und als er zurücklächelte murmelte sie kaum hörbar den Zauber - auch wenn es ihr weh tat. Während Julien wie benommen wirkte, ließ Kat die zwei Kästchen und den Brief in ihrer Nachttischschublade verschwinden.
Sie gab Julien einen Kuss auf die Wange, was ihn aus der Trance weckte. "Worüber haben wir gerade geredet?" fragte er verwirrt. "Ach, über das Wochenende. Ich hatte vor mit dir am Samstag Paris unsicher zu machen, aber du willst mit deinen Kumpels lernen." sagte Kat gespielt unbeschwert und blinzelte die Tränen weg. Julien nahm sie in den Arm. "Ach Kat, ich mache es wieder gut, versprochen!" antwortete er tröstend. Sie machte sich los, lächelnd meinte sie: "Ach lass nur. Dein Studium ist ja wichtig. Ich werde einfach eine Wanderung zum Alcatraz Gardens machen." log sie - und merkte, dass ihr das Herz schwer wurde.
Sie erhob sich und ging gefolgt von Julien in die Küche zurück, wo ihre Eltern immer noch diskutierten. "Kat, was hat in dem Brief gestanden?" verlangte Rachel zu wissen. "Brief?" fragte Julien verwirrt. Hastig murmelte Kat den Vergessenszauber erneut und blickte ihrer Mutter fest in die Augen als sie eine kleine Variation einfügte und sich dann Derek zuwandte, der sie erst entsetzt ansah, als er merkte, was sie tat, doch dann im nächsten Moment völlig entspannt da saß und erstaunt den Dank Rachels für das wunderschöne Geschenk entgegen nahm.
"Ich bin müde und würde mich gern hinlegen." sagte Kat und verließ die Küche. "Denk daran, morgen müssen wir früh los - um 5 Uhr müssen wir in Paris sein, wenn du die Mariologie-Vorlesung mitmachen willst!" rief Derek ihr hinterher. "Ja, Dad, ich versuche dran zu denken!" rief sie.
Junia erwartete sie besorgt in ihrem Zimmer. "Wieso hast du das getan?" fragte sie. "Weil ich die Streiterei satt habe. Ganz ehrlich." seufzte Kat. "Aber es tut dir doch weh - der Zauber auf Julien fast mehr als der, den du auf deine Eltern gelegt hast." flüsterte die Fee. "Junia, bitte nicht. Ich will keinen Unfrieden. Willst du Samstag mitkommen?" Die kleine Fee erschauerte. "Ich will nicht wirklich, aber ich bin an dich gebunden... und ich werde mit dir gehen, denn du bist wie eine... Schwester." Kat sah die Fee lange an, dann zog sie sie mit zum Portal und tauchte in Paris wieder auf.
"Raphael?" rief sie. Der Erzengel tauchte vor ihr auf. "Ja, Katherine?" sagte er freundlich. "Bitte löse das Band zwischen Junia und mir. Ich will nicht, dass sie an mich... ich will, dass sie frei entscheiden kann, was sie tun und lassen will." Raphael sah Kat und die Fee einen Moment an. "Ist das auch dein Wunsch, Junia?" Die kleine Fee wirkte schockiert. "Nein, ich meine... ich... Ich mag Katherine, erhabener Fürst. Sie ist sehr nett, ich lerne viel von ihr, aber..." Sie sah zu Boden. Sanft hob Raphael Kats Kinn. "Was ist geschehen, Katherine?" fragte er liebevoll. Sie schüttelte den Kopf. "Nichts wichtiges..." "Katherine, bitte zwinge mich nicht deine Gedanken lesen zu müssen, denn das würde weh tun, ebenso wie es deinem Vater weh getan hat als Lucifer es tat!" flüsterte der Erzengel mahnend. "Bitte, nimm den Bann von Junia und alles ist okay!" rief Kat ein wenig panisch. Misstrauisch sah der Erzengel sie an, nickte jedoch. "Ich werde denn Bann lockern, Katherine, nicht lösen! Junia wird immer noch an deine Seele gebunden sein, aber sie wird eigene Entscheidungen treffen können. Es sei denn, sie will ihren Schöpfer jetzt um eine eigene Seele bitten!" Die Stimme klang streng und der Blick des Erzengels ging von Kat zu Junia. "Ich... ich will bei Kat bleiben." flüsterte die Fee. "So sei es!" sagte Raphael und verschwand. "Warum willst du mich loswerden?" fragte Junia traurig. "Das will ich nicht, aber du hast Angst vor... vor Belial und ich... du hättest dich für eine eigene Seele entscheiden können."
Junia lächelte betrübt. "Ja, aber dann wäre ich allein." flüsterte sie. "Würdest du mich nach Hause bringen - ich meine... nach San Francisco?" fragte sie. Kat nickte und schritt mit Junia durch das Portal. In der Eingangshalle empfing Derek die beiden. In seinem Gesicht spiegelten sich Verärgerung, Sorge, Misstrauen und Fragen wider. "Würdet ihr zwei bitte mit in mein Arbeitszimmer kommen?" fragte er im Befehlston. In seiner Hand hielt er das Kästchen, das Belial für Rachel geschickt hatte. Kat zuckte zusammen, aber sie gehorchte. Junia griff nach ihrer Hand und lächelte ihr aufmunternd zu als sie beide Derek folgten
"Setzt euch!" Kat sah ängstlich zur Tür, ließ sich aber folgsam auf eins der Sofas sinken.
"Ich vermute ihr kommt aus Paris?" Kat nickte. "Ich dachte, du bist müde?" "Ich wollte, dass Junia selber entscheiden kann, Dad. Sie... sie kann ihre eigene Seele haben, wenn sie will und da du Raphael ebenfalls in den Bann eingeschlossen hast, dachte ich, das ist der beste Weg ihn darum zu bitten." Derek sah fragend die Fee an. "Und? Wenn du eine eigene Seele hast - wieso bist du noch hier?" "Ich wollte keine - noch nicht. Ich... Fürst Raphael hat das Band allerdings gelockert." "Und wieso wollte Kat das dann?" fragte Derek die Fee weiter. "Weil... Bitte Dr. Rayne, das geht nur Kat etwas an." Derek nickte. "Katherine, ich möchte eine Erklärung hierfür!" sagte er dann streng und legte das Kästchen auf den Schreibtisch, das er öffnete. "Ich liebe deine Mutter, Katherine, aber ich würde ihr nie derartigen Schmuck schenken für den sie sich aber gerade vorhin überschwänglich bei mir bedankt hat!"
"Dad, bitte, ich..." flüsterte Kat leise. "Ich möchte eine Erklärung! Wieso habe ich das Gefühl, dass dieses Zeug von Belial ist?" Kat sah zu Boden. "Weil... weil es so ist?" flüsterte sie. "Und wieso glaubt deine Mutter es sei von mir?" "Ich habe... ich wollte keinen Streit mehr und habe... es war nur ein Spruch, Dad..." Scheu sah sie ihn an. Der Schock in Dereks Gesicht war wie ein Schlag für Kat. "Du hast schwarze Magie in meinem Haus angewandt?" fragte er. Kat traute sich kaum zu nicken. "Wage das nie wieder! Niemals!" brüllte Derek fast. Schluchzend rannte Kat aus dem Arbeitszimmer. "Junia - erklär mir das bitte..." flüsterte Derek sichtlich besorgt, schockiert und enttäuscht. "Bitte, Dr Rayne, ich... sie hat gezaubert, ja aber sie wollte doch nur..." "Bei wem hat sie alles gezaubert?" fragte Derek sanft. "Zuerst bei Julien, weil der... der etwas sagen wollte, was er nicht sagen sollte und dann bei Ihrer Frau und bei Ihnen..." flüsterte Junia. "Bei Julien? Was soll der nicht verraten?" Junia sah auf ihre Hände. "Bitte, ich bin immer noch an Kat gebunden, weil ich es bleiben wollte, aber... darum kann ich sie nicht noch mehr verraten als ich es schon getan habe." flüsterte sie. "Danke, dass du so ehrlich bist, Junia." sagte Derek freundlich. Die Fee nickte und verließ das Arbeitszimmer ebenfalls um Kat zu folgen.
Kat hatte sich in die Bibliothek zurückgezogen, wo Junia sie weinend fand. Tröstend nahm die Fee sie in den Arm. "Rede mit deinem Vater." riet sie. Kat schüttelte den Kopf. "Er hasst Belial und ich... ich mag ihn irgendwie, auch wenn er manchmal fies ist. Ich weiß, dass er mich mag und nur versucht mir wirklich was beizubringen." flüsterte Kat. "Aber ich werde jetzt ins Bett gehen."
Früh am Morgen weckte Julien sie. "Bonjour ma petite chatte..." flüsterte er und küsste sie sanft auf die Wange. "Allez... levez-toi!" Müde und immer noch ein wenig traurig stand Kat auf, machte sich fertig und rief in die Küche - bevor jemand etwas sagen konnte: "Ich bin schon mal in Paris!" Sie hörte Derek etwas hinter ihr rufen, doch reagierte darauf nicht.
Im Boulevard Haussmann machte sie sich gleich auf den Weg zu Mathilde, die sie mit einem Lächeln begrüßte. Und als habe er bemerkt, dass Kat anwesend war, tauchte auch Belial auf. "Hallo, Käthchen." begrüßte er sie und schloss sie in die Arme. "Ich sehe, mein Geschenk gefällt dir." sagte er erfreut als er das pentagrammförmige Medaillon an ihrem Hals entdeckte. "Guten Mo... ähmm Hallo, ja, vielen Dank, es ist sehr schön, aber... Mum... ich fürchte, ich... wobei... oh Belial, Dad hat es gemerkt und... er ist furchtbar wütend geworden." flüsterte sie. "Käthchen, würdest du mir erlauben deine Gedanken zu lesen?" fragte Belial sanft. Kat sah in fragend an. "Vertraue mir, wenn du es mir gestattest ist es vollkommen schmerzlos, anders als bei deinem Vater..." Sie nickte. Im nächsten Moment spürte sie ihn ganz vorsichtig in ihren Gedanken.
"Autsch..." flüsterte er. "Ich vermute, Käthchen, Raphael und Nick haben zuvor noch einiges klargestellt und das hat ihn noch beschäftigt. Außerdem ist dein Vater nicht der Typ der deiner Mutter Cartier-Schmuck schenken würde. Vermutlich ist ein kleines Diamant-Anhängerchen das Romantischste was ihm in den Sinn käme." Er tastete sich vorsichtig weiter in ihren Gedanken vor. "Oh Käthchen, nein, nicht auch noch dein Zukünftiger!" Er hob sie sanft auf den Arm als sie leise aufschluchzte und setzte sich mit ihr. Tröstend wiegte er sie auf seinem Schoß. "Ganz ruhig." flüsterte er. "Mathilde, mach Kat bitte einen beruhigenden Kräutertee." "Ja, Sire." antwortete die Köchin.
Fünf Minuten später stand eine große Tasse vor Kat. "Trink, das wird dich beruhigen." sagte er liebevoll. "Das ist meine Schuld, Kat, ich wollte deiner Mutter eine Art Friedensangebot machen, habe aber offenbar mit meiner Vermutung, dass sie das Geschenk und die Geste nicht als solches verstanden hat, richtig gelegen." Kat nippte an dem Tee und nickte. "Wieso hast du gezaubert? Käthchen, es hätte gereicht, eine Antwort auf die Rückseite zu schreiben und den Brief zu verbrennen. Dann hätte ich mich darum kümmern können. Immerhin war dein Vater anwesend, also hätte ich das Legat betreten dürfen - und deine Eltern hätten mich nicht einmal bemerken müssen!" tadelte er sie ganz sanft. "Und Julien, meine Güte, Kat, ich bin so ein... ein ungeschickter Kerl. Ich hätte damit rechnen müssen, dass du ihm den Brief komplett vorliest und..." er seufzte. "Verzeih mir bitte. Ich wollte euch einen schönen Tag in Disney-World schenken, weil ich weiß, dass ihr beide dort noch nicht gewesen seid - gerade Julien noch nie, aber... meine Güte, was wäre, wenn er gepetzt hätte? Deine Eltern hätten deinen freien Willen auch nicht ignorieren können. Du hast dein IPhone und ein Anruf hätte gereicht!"
"Dürfte ich erfahren, was das Ganze zu bedeuten hat?" Bei Rachels kaltem Tonfall fiel Kat die Tasse aus der Hand. "Mum, ich..." "Pst!" flüsterte Belial und legte ihr sanft einen Finger auf die Lippen. "Dr. Corrigan-Rayne, einen wunderschönen Guten Tag. Ein herzliches Dankeschön dafür, dass Sie Ihre Tochter direkt in meine Arme treiben. Besseres könnte ich mir gar nicht wünschen!" begrüßte er Rachel spöttisch. Hinter ihrer Mutter erblickte Kat Julien. "Du hast mich...?" Sichtlich verletzt wandte der Student sich ab und verschwand, während Derek Rachel sanft eine beruhigende Hand auf die Schulter legte.
Derek atmete tief ein. "Belial, ich... würde Sie bitten heute Nachmittag amerikanische Zeit im Legat vorbeizukommen um..." er unterbrach und legte seiner Frau die schon wieder losschimpfen wollte einen Finger auf den Mund. "Du wolltest dich doch mit Alex und Nick unterhalten?" Sie sah ihren Mann etwas verärgert an und verließ den Raum. Derek wandte sich wieder an Belial. "...um uns zu unterhalten. Und einiges zu klären. Ich würde auch Raphael bitten mitzukommen, dann kann er meiner Familie auch nochmal das sagen, was er mir gestern gesagt hat. Ich denke, ihm würden sie am ehesten glauben, vor allem Rachel." Belial konnte an Dereks Tonfall hören dass er es ehrlich meinte. "Ok, bis heute Nachmittag Dr. Rayne. Und dir viel Spaß Käthchen, in welche Lesung gehst du denn?" Mariologie!" Belial grinste. "Und das bei einem Theologen wie deinem Vater, das wird bestimmt richtig gut, tu mir den Gefallen und genieße es. Bis später." Sie umarmte ihn bevor sie mit Derek den Boulevard Haussmann 13 verließ. Als sie unten ankamen stellte sie zu ihrem Bedauern fest dass Julien schon vorgegangen war. "Kat es tut mir leid, dass ich gestern so wütend war. Ich war einfach verärgert, dass du schwarze Magie angewandt hast... und du hast ja gesehen was dabei rauskam. Sorry, dass ich dich so angeschrien habe. Ich hoffe du verzeihst mir das." Das Mädchen nickte. "Mir tut es ja auch leid, es war falsch, ich hätte so was nie alleine machen dürfen, aber ich habe die ganzen Streitereien satt gehabt. Mir gefällt zwar nicht wie gemein Belial manchmal ist vor allem zu dir, aber irgendwie mag ich ihn trotzdem." "Dad...?"
Derek legte einen Arm um sie und zog sie in eine liebevolle Umarmung. "Ist schon gut Kat, ich wünsche mir nur, dass du das nicht wieder machst." "Niemals! Ich werde jetzt nur noch mit Belial lernen. Und auch nur dass ich die Grundregeln kann und dann alles in weiße Magie umsetzen, so dass niemand mehr etwas Böses machen kann mit dem Buch!" Julien saß schon im Hörsaal als Derek und Kat ankamen. Kat setzte sich neben ihn und flüsterte ihm eine ernstgemeinte Entschuldigung ins Ohr und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf den Mund. Julien nickte, aber sonst kam keine weitere Reaktion. Die Vorlesung in Mariologie war wirklich toll, die Studenten waren begeistert wie locker Dr. Rayne mit dem Thema umging, dabei aber dennoch sachlich blieb. Als die drei wieder im Boulevard ankamen war Rachel schon weg. Auch Belial und Raphael waren nicht anwesend. "Und wie war die Vorlesung?" Erkundigten sich Alex und Nick. Julien und Kat gaben kurz das beste wieder bevor sie sich zusammen mit Derek wieder ins Legat begaben. Rachel warf ihrer Tochter und ihrem Mann einen bösen Blick zu. Es kostete Kat und Derek sehr viel Geduld und Nerven Rachel und Julien wieder soweit zu versöhnen, dass sie einem Gespräch mit Belial zustimmten.
"Auld Lang Syne." stelle Raphael fest als er am Nachmittag zusammen mit Belial durch das Portal in die große Eingangshalle des Legats trat und Klavierklänge aus dem Wohnzimmer hörte. "Das klang sehr schön Derek, so gefühlvoll, ich wusste nicht dass du Klavier spielen kannst." meinte Raphael. "Das wissen die wenigsten!" "Ja, ich höre Dad auch gerne zu wenn er spielt." gab Kat zu. Ich hole Mum, sie ist noch im Bad. Und sage Julien Bescheid, dass ihr da seid." Derek bot seinen Gästen ein Glas Wein an, was diese auch dankbar annahmen. Als Rachel ebenfalls anwesend war und niemand ein Wort sagte, brach Raphael das Schweigen. Er erzählte Rachel, Kat und Julien das Gleiche was er und Nick vor zwei Tagen Derek gesagt hatten. "So und nun ist einer von euch dran." beendete er seine Erklärung.
Belial ergriff das Wort: "Zuerst möchte ich mal klarstellen, dass ich niemals vor hatte einem von Ihnen etwas Böses zu tun. Ich gebe zu ich... provoziere gern, ich habe zweifellos eine etwas fiese Ader, ja, ich hab manchmal etwas Spaß daran, jemanden leiden zu sehen. Und ich gebe gerne spöttische Kommentare von mir. Wie ich schon mal sagte das liegt in meiner Natur, aber ebenso kann ich auf andere Weise überzeugend sein, ohne Gewalt. Erinnern sie sich an unser erstes Gespräch in ihrem Haus Dr. Rayne, Dr. Corrigan-Rayne. Es war... nun ja friedlich, ebenso wie das Gespräch in der Küche des Boulevards als Sie mit Kat von Pierre kamen und er zu schlichten versucht hat zwischen Ihnen, Kat und Pater Philip Callaghan, auch das Gespräch verlief ruhig. Ich habe Ihnen zu Anfang niemals Anlass dazu gegeben, dass ich... jemandem von Ihnen schaden möchte. Im Gegenteil, ich mag Kat sehr gerne, sie..." Rachel wollte aufspringen und wieder auf Belial losgehen. Derek hielt seine Frau jedoch zurück.
"Bitte, ich hab langsam auch echt genug davon! Hör einfach erst mal zu." kam er ihr zuvor. Sie lehnte sich eingeschnappt zurück. Derek nickte Belial zu der auf Dereks Nicken weiter redete. "...ist für mich sozusagen ein Kind das ich nie haben kann. Deshalb habe ich Kat das Päckchen geschickt. Ich habe diese Geste als Friedensangebot angedacht und ich meine es aufrichtig. Ich habe Kat in einem Brief gebeten Ihnen nichts davon zu sagen, ich hätte nicht im Traum daran gedacht, dass sie in ihrer Verzweiflung den Vergessenszauber aus dem Grimoire benutzen würde. Das hätte sie nicht tun dürfen, zumal der Zauber bei Ihnen, Dr. Rayne, nicht richtig gewirkt hat. Im Endefekt habe ich alles nur noch schlimmer gemacht. Ich möchte Ihnen Kat nicht wegnehmen, ich möchte nur gerne ihr Mentor sein, der ihr lehrt wie sie die Zauberei richtig anwendet. Und ein Freund sein."
Nach einer kurzen Pause wandte er sich Rachel zu. "Dr. Corrigan, ich habe mich niemals nonverbal an Ihnen oder Ihrem Mann vergriffen. Wenn er sich beim Gedankenlesen, nicht so dagegen gewehrt hätte, hätte es auch nicht weh getan, das war nämlich weiße Magie, die ich angewandt habe. Ich hätte Ihnen allerdings niemals mit Kat drohen dürfen, das war ein Fehler meinerseits und wohl der Auslöser für das... extreme Misstrauen und den Hass Ihrerseits. Ich hatte nicht vor Ihnen beiden Ihre Tochter zu entziehen. Ich bitte nur noch einmal um Verständnis, Kat dieses Grimoire mit Ihrer Zustimmung lehren zu dürfen. Und ich bitte um ein wenig Zeit mit ihr, da ich Katherine wirklich sehr gerne mag, meine Gefühle für sie sind aufrichtig und ich habe auch nichts gegen Sie! Dr. Corrigan-Rayne, Sie sind mir von Anfang an mit Misstrauen begegnet, fast noch mehr als ihr Mann, hatte ich den Eindruck. Wir hatten ja kaum die Gelegenheit, mal ohne verbale Angriffe miteinander zu reden."
Er wendete sich wieder an Derek. "Dr. Rayne, mit Ihnen konnte ich zwischendurch, mal einfach so ein paar Worte wechseln, von meiner Seite aus fand ich das sogar manchmal recht amüsant. Ich gebe zu, dass es mir Spaß macht sie verbal zu reizen, wobei Sie oft auch relativ ruhig dabei bleiben wenn sie mir Kontra geben. Ich mag Sie auf eine Art sogar, das ist mein Ernst. Und was das Bannritual wegen Yaotl angeht, wir waren ja schon so weit, dass wir gemeinsam daran gearbeitet haben es in weiße Magie umzuwandeln. Ich würde mich freuen wenn wir das fortsetzen könnten und ich Ihnen damit am Ende was Gutes tun kann, denn glauben Sie mir auf Dauer halten Sie dem nicht Stand, sie wehren sich doch der Schmerz in Ihnen und auch die Kopfschmerzen die dieser Seelenkampf mit sich bringt wird auf Dauer an ihren Nerven zehren, ebenso wie die körperlichen Folgen, sie halten der Dauerbelastung nicht ewig stand. Denken Sie beide auch an Kat. Ich habe keinen persönlichen Nutzen von dem Zauber, aber vielleicht könnten Sie ja auch mal in Erwägung ziehen, dass ich einfach nur helfen will. Ich will hier keinem etwas Böses antun, ich will einfach Akzeptanz und normalen Umgang. Und nicht immer nur dieses ständige Misstrauen!"
Derek rieb sich mit Mittelfinger und Zeigefinger die Schläfen und die Stirn. "Wissen sie was ich glaube Ihnen sogar Belial. Ich hatte die letzten zwei Tage Zeit zum Nachdenken und mir ist vieles klar geworden. Der Grund für mein Misstrauen, ist dass ich während meiner Arbeit im Legat schon so oft mit den dunklen Mächten, schwarzer Magie und vieles mehr in dieser Richtung zu tun hatte. Mein Vater ist dem Bösen verfallen, der Macht und der Gier, was ihn schließlich das Leben kostete. Ich selbst wurde so oft in Versuchung geführt, dass ich manchmal kurz davor war, ich hätte einmal sogar fast einen großen Fehler begangen nur um zu entkommen, wenn Nick und Alex mich nicht davon abgehalten hätten. Bei den Praeceptoren des Legats wurde das in der Vergangenheit immer wieder versucht. Und bei einigen hat es funktioniert, wie damals bei Angelina, sie hat mich dann mit meiner Schwester erpresst. Deshalb war ich auch von Anfang an so misstrauisch Ihnen gegenüber. Und als es dann um Kat ging, da habe ich einfach die Nerven verloren."
Er machte eine kurze Pause. "Was mich angeht kann ich mich beherrschen und Ihnen nicht mehr so feindselig gegenübertreten. Was das Bannritual für Yaotl angeht, bin ich so langsam auch am überlegen ob es vielleicht nicht besser wäre, da es mich mehr fertig macht als ich zugebe, die Erinnerungen daran reichen schon völlig aus. Ich wäre auch bereit weiter daran mit Ihnen zu Arbeiten. Und wenn es fertig ist sehen wir weiter. Nachdem was passiert ist, denke ich jetzt auch dass es besser ist wenn Kat die Zauberei beherrscht bevor wieder etwas schief geht. Wegen meiner unterrichten Sie Kat in Zauberei sei es hier oder... hin und wieder in Paris. Was die Absprache des Portals betrifft, können sie meinetwegen jederzeit Kat... außer wenn es bei uns Schlafenszeit ist." fügte er lächelnd hinzu. "Eine kleine Bedingung habe ich allerdings doch, mein Haus wird nicht betreten wenn niemand da ist. Und... ein Bereich meines Hauses ist absolut tabu für jederman, aber
das kann Ihnen Kat dann erklären." Rachel die vor Wut fast überschäumte. "Bist du bescheuert!?" fuhr sie ihren Mann an. "Den wieder ins Haus zu lassen ohne weitere Bedingung, nach allem was er uns angetan hat." Derek schluckte. "Rachel ich... überleg doch mal was passiert ist das mit dem Vergessenszauber, Kat hat ihn in ihrer Wut oder Traurigkeit angewendet. Und was ist dabei rausgekommen? Deshalb halte ich es für besser wenn Belial sie in der Zauberkunst unterrichtet. Und wenn du mal ganz ehrlich bist, dann hat er uns wirklich niemals ernsthaft Schaden zugefügt und ich glaube ihm irgendwie wenn er sagt dass er Kat mag. Und... sie mag Belial auch, das merkt man. Also spring über deinen Schatten und akzeptiere es wenigstens - für Kat."
Raphael hielt Rachel zurück die gerade das Wohnzimmer verlassen wollte. "Belial hat in allem die Wahrheit gesagt. Derek hat mittlerweile verstanden worum es geht, auch weshalb Gut und Böse jetzt und in der Zukunft zusammenarbeiten müssen. Lucifer kann ein sehr loyaler Freund sein, ebenso ein unerbittlicher Gegner. Er ist nicht von Grund auf böse Rachel und wir werden in der Zukunft noch öfter die Hilfe von Derek brauchen, da er ein Mann mit großen Wissen und außergewöhnlichen... ich nenne es mal Fähigkeiten ist. Also bitte denke darüber nach." Sie nickte. "Klingt glaubhaft. Gut dann mach was du für richtig hälst..." sagte sie an Derek gerichtet. "...ich liebe dich und vertraue dir, aber ich brauche Zeit, Zeit um das Ganze zu verarbeiten. Und letztendlich ist Katherine meine Tochter, Derek, nicht deine! Gefühle hin oder her! Wie kommst du überhaupt darauf, dass ich das gestatte? Ich habe immer noch meine Wohnung auf dem Festland!"
Mit diesen Worten verließ sie den Raum. Derek verbarg sein Gesicht in den Händen und murmelte traurig: "Ich habe schon mal gewartet und gekämpft, dann eben nochmal."
"Heißt das dann wir drei arbeiten ab morgen wieder an dem Bannritual weiter? Bitte Dad..., denn ich möchte nicht dass... dich dieser blöde Yaotl noch zerstört." flüsterte Kat. Derek lächelte schwach. "Wegen meiner." antwortete er. "Danke!" sie schmiegte sich an ihn. Und sah traurig zu Julien, der einfach nur da saß und keine Miene verzog. Er stand auf und verließ ebenfalls den Raum ohne ein Wort zu sagen. In Kat zog sich etwas zusammen. Wieso verstand Julien sie nicht? "Da haben wir beide eine Menge zu tun um die beiden wieder zu versöhnen." meinte Derek traurig an Kat gerichtet. Sie nickte bedrückt.
"Es tut mir leid, Dr. Rayne, aber ich fürchte, Ihre Frau ist da unversöhnlich..." Derek lächelte traurig. "Liebe überwindet eine ganze Menge..." murmelte er. "Ich verschwinde dann mal." Belial wuschelte Kat tröstend durch die Haare und nickte Derek zu, dann war er weg. Raphael seufzte leise. "Rachels Herz ist sehr verhärtet, nur Katherine und dir gegenüber hat sie es wirklich geöffnet. Sie wird es überwinden müssen, ebenso wie Julien, sonst wird es ein schlimmes Ende nehmen!" warnte er eindringlich, dann war auch er verschwunden.
"Kat du kannst ja Julien sein neues Zimmer zeigen und ihn dann ein wenig durch das Haus führen." sagte Rachel zu ihrer Tochter.
Juliens Zimmer lag im „Familienflügel“ des Legatsanwesens, direkt neben Kats. Ein wenig verlegen betrat er das Zimmer des Teenagers nachdem er seine Sachen in sein eigenes gebracht hatte. In einer Ecke entdeckte er einen Lesetisch auf dem Kats Grimoire lag. Es war nicht so, dass sie es zum Nachschlagen gebraucht hätte, sondern vielmehr lag es dort, da es auf seltsame Weise ein Teil von ihr war und ihr helfen würde, neue Zauber zu schaffen.
Kat machte einen großen Bogen um das Buch. Trotzdem sie das komplette Wissen kannte und in der Theorie auch jeden darin stehenden Zauber beherrschte, war es ihr unheimlich – und ein wenig verstand Julien das.
„Ich habe versucht es in die Bibliothek zu den anderen Grimoires zu stellen, aber immer wenn ich in mein Zimmer komme ist es wieder hier.“ murmelte sie. Er nahm Kat in den Arm. „Du weißt doch: Das Grimoire ist das, was du daraus machen wirst.“ flüsterte er ihr liebevoll ins Ohr. „Es sollte dir keine Angst machen, auch wenn du es von seinem Schöpfer bekommen hast und er es an dich gebunden hat.“ Er grinste. „Ich bin mir sicher, wenn du mit dem Grimoire „fertig“ bist, wird es eher die Sprüchesammlung der guten Fee sein, weit mehr als das Zauberbuch einer fiesen Hexe. Und du hast doch die erste Besitzerin, die einzige Vorbesitzerin, Selvaggia kennen gelernt. Sie ist doch sozusagen zu tätiger Buße verdammt und dient als Alex’ Kammerzofe. An sich ist sie doch recht nett. Und dann schau dir Mathilde, die wirklich phantastische Köchin im Boulevard Haussmann 13 an. Die Hochzeitstorte zu Alex und Nicks Hochzeit war grandios!“
„Komm, ich zeig dir den Rest des Hauses. Ich denke die Bibliothek könnte dich interessieren.“ entgegnete sie verlegen.
„Hier sind die Zimmer von Alex und Nick – wenn sie hier sind.“ erklärte sie und führte ihn irgendwann in die Küche wo ihre Mutter gerade Tee kochte. Derek lehnte neben dem Herd. Er lächelte als die zwei eintraten. „Und, Julien, meinst du, dass du dich hier wohlfühlen wirst?“ fragte er. „Ganz bestimmt, Dr. Rayne.“ Derek lachte. "Dr. Rayne? Julien, du bist der Freund meiner Tochter und der Paten- und Adoptivsohn eines guten Freundes und solltest wissen, dass ich Derek heiße!" Rachel umarmte ihn. "Und ich bin Rachel. Du kriegst was an die Ohren wenn du auch nur daran denkst "Dr. Corrigan-Rayne" zu mir zu sagen." Julien grinste und erwiderte die Umarmung.
"Aber es ist ganz gut, dass ihr... ähm... gerade hier seid... also... Wir haben mit Alex und Nick geredet und... die beiden sind ja in Paris - entweder im Boulevard Haussmann oder in ihrem Haus im Quartier Latin und durch das Portalsystem können sie uns ja auch jederzeit kurzentschlossen besuchen... ich meine..." Kat sah ihren Stiefvater überrascht an. So verlegen hatte sie ihn noch nie erlebt. "Dad, was willst du sagen, rück raus! Sollen wir zwei lieber nach Paris - ich meine, immerhin seid ihr beide die letzten drei Monate allein gewesen und..." "Nein! Um Himmels Willen, Kat, Julien, wir freuen uns euch bei uns zu haben! Es ist nur..." Rachel sah mit einem Lächeln zu Derek als sie eine Hand auf ihren Bauch legte. Julien grinste verstehend. "Ich vermute, ma petite chatte, wir sollten innerhalb der nächsten fünf oder sechs Monate einen Zimmerwechsel in Erwägung ziehen. Willst du das von Alex und ich nehme Nicks? Unsere Zimmer liegen bisher ja neben den Zimmern deiner Eltern und ich glaube, die beiden werden wenigstens eins davon brauchen." flüsterte er Kat ins Ohr. Die sah verblüfft ihre Eltern an. "Ich kriege ein Geschwisterchen? Wann?" Derek räusperte sich. "In etwa fünf Monaten - und es werden Zwillinge..."
Kat starrte ihre Eltern an. "Gleich zwei?" murmelte sie. Sie war im ersten Moment sehr überrascht und wusste nicht recht was sie sagen sollte. Schließlich umarmte sie ihre Eltern. "Das ist ja toll!"
Als sie nach dem gemeinsamen Abendessen noch im Wohnzimmer zusammensaßen bekam Kat mit wie Derek leise aufstöhnte und die Hände vors Gesicht hielt. Ihr wurde schlagartig klar, dass Yaotl immer noch versuchte ihren Vater zu beeinflussen. Sie hatte es ja nicht mehr mitbekommen während der Zeit als sie in Paris war. Sie blickte zu Julien, er schien es gar nicht zu bemerken, da er unbeirrt weiterredete.
Später am Abend in Kats Zimmer fragte Julien. "Was bedrückt dich Kat? Dass deine Mama nochmal schwanger ist?" Sie sah ihn lange an bevor sie antwortete. "Na ja, es ist schon ein wenig überraschend und dann gleich Zwillinge... aber das ist es eigentlich nicht." Julien blickte sie herausfordernd an. "Na was denn dann?" "Es geht um Derek, du hast doch sicher von dem Seelentausch vor etwa einen Jahr mitbekommen. Schließlich hast du oft genug mit Yolotli geredet, als er in Nick war. Yaotl ist sein älterer Bruder, aber im Gegensatz zu ihm ein widerlicher Kerl. Ich kenne Derek schon so lange und merke dass die Erinnerungen ihn immer noch sehr schmerzen, auch wenn er uns gegenüber so tut als wäre alles in Ordnung. Aber das Schlimmste an der Sache ist... dass Yaotl ihn immer noch quält und er ständig dagegen ankämpft. Hast du es nicht mitbekommen vorher im Wohnzimmer?"
Er überlegte kurz. "Nein, nicht wirklich. Ich lerne deine Eltern ja erst kennen und ich dachte er hat einfach... etwas Kopfschmerzen. Er hat sich gar nichts anmerken lassen." Kat nickte. "Manches bemerkt man nur wenn man ihn sehr gut kennt, er kann sich gut verstellen wenn er will und ich mache mir etwas Sorgen wie lange er das noch durchhält. Ich weiß dass im Grimoire ein Spruch dazu steht, der ihm was Yaotl angeht eventuell helfen könnte. Ich bin mir aber unschlüssig ob ich es ihm sagen soll oder nicht." Sie sah Julien traurig an. "Was wenn... er nicht richtig funktioniert? Meine Eltern sind sicher nicht begeistert wenn sie mitbekommen, dass ich in Erwägung ziehe das Grimoire zu nutzen." fügte sie nachdenklich hinzu. "Das weiß ich auch nicht. Aber dein Vater ist ein starker Charakter. Er kann alles schaffen was er will, denke ich."
Um sie abzulenken begann er ein anderes Thema. "Sagtest du nicht mal dass Derek manchmal auch ein paar Semester am College unterrichtet?" "Ja manchmal warum?" Er schmunzelte. "Na ja, weil ich gerne mal in einer Vorlesung von ihm wäre, nach allem was ich bisher von Dr. Derek Rayne gehört habe wäre das bestimmt sehr interessant." Kat lächelte. "Ja bestimmt, er hat mir schon viel erklärt was ich in der Schule nicht verstanden habe in den Fächern wie Religion, Geschichte usw. Und da er ja auch Anthropologie studiert hat ist er mir oft eine große Hilfe. Und es ist wirklich sehr interessant sich mit ihm darüber zu unterhalten und seine Ansichten dazu zu hören. Das wirst du auch noch mitbekommen, von Derek kann man sehr viel lernen, in jeder Hinsicht." Julien nickte. "Das glaube ich gern und ich freue mich darauf. Jemanden wie ihn hat man gerne zum Vorbild, im Gegensatz zu dem Priester den du nach Paris geholt hast."
"Du kannst ihn ja fragen ob er im nächsten Trimester am San Francisco Theological Seminary wo du studierst eine Vorlesung gibt. Ich weiß, dass seine Studenten immer begeistert gewesen sind. Vor allem wenn er Vorlesungen über Mariologie gehalten hat... Wobei ich glaube, dass er bei der letzten eine Rüge vom damaligen Erzbischof bekommen hat, weil er wohl ziemlich locker über die Jungfrauengeburt geredet hat." Julien grinste. "Ich glaube, die Vorlesung hätte ich unglaublich gern besucht. Wie gut ist eigentlich Dereks Französisch? Onkel Pierre braucht vernünftige Dozenten an der Sorbonne." "Ich glaube sein französisch ist relativ gut, denke aber nicht dass er nach Paris ziehen möchte. Er hat sein Leben und seine Arbeit hier im Legat." Sie grinste als ihr das Portal einfiel. "Obwohl er kann ja hier leben und zwischendurch als Gastdozent, in Paris eine Vorlesung halten, durch das Portal sind wir ja jederzeit mit Paris und auch Nick und Alex verbunden. Dann könnte er sowohl an der Sorbonne und hier in San Francisco als Dozent arbeiten, wenn er Interesse hat. Aber das muss Onkel Pierre mit ihm ausmachen, da die beiden ja auch miteinander befreundet sind und du jetzt bei uns lebst werden wir uns Dank des Portals so wieso bestimmt öfter mal sehen. Allein schon wegen Nick und Alex." Julien grinste. "Ich werde nachher mal mit Onkel Pierre telefonieren."
Beim Abendessen klingelte Dereks Mobiltelefon. Überrascht nahm er das Gespräch aus Paris an. "Derek, mon ami, ici est Pierre, ich habe ein Problem an der Sorbonne. Der Dekan ist an mich herangetreten, ob ich nicht jemanden wisse, der vernünftige Vorlesung in Dogmatik und Mariologie halten kann und da bist sofort du mir eingefallen, zumal Kardinal Patazzi, der Leiter der Kongregation, mir ziemlich belustigt mitteilte, dass der alte Erzbischof von San Francisco sich über deinen lockeren und realitätsnahen Stil damals mal beschwert hat. Ich habe mir dein Vorlesungsscript über einen Kollegen von dir besorgt, der das ziemlich genial fand und er hat mir auch zwei Mitschriften von Studenten besorgt und ich halte dich für absolut geeignet realitätsbezogene Pfarrer der Zukunft zu unterrichten. Wie gut ist dein Französisch? Ich meine, es wäre ja durch das Portalsystem leicht möglich, dass du zwei oder drei Mal die Woche nach Paris kommst." Julien schmunzelte als Derek sich räusperte: "Mein Französisch ist etwas holperig, weil ich es lange nicht mehr gebraucht habe, aber wenn du schon sagst, dass du keine weltfremden Pfarrer haben willst: die Verkehrssprache der katholischen Kirche ist zwar Latein, aber Weltsprache ist Englisch..." "Ah, bien, ich verstehe... an sich eine perfekte Idee... Pentalinguale Ausbildung... sozusagen... Altgriechisch, Latein, Hebräisch sind ein theologisches Must Haves und Französisch können sie, aber mit Englisch qualifizieren sie sich natürlich für die halbe Welt zusätzlich. Trés bien, ich glaube, die Idee ist fantastique! Kann ich mit dir rechnen?"
Derek sah Julien fragend an, der nickte sichtlich begeistert. "Ja, ich denke zu dozieren würde mir mal wieder Spaß machen. Wäre es in Ordnung wenn dein Patensohn dann mitkommt und kann ich ihm die Vorlesung dann auch sozusagen anerkennen? Für San Francisco, meine ich, damit er die nicht mehr machen muss, denn du sagtest ja, dass er Dogmatik wohl bei einem recht vernknöchterten Kollegen gehabt habe." Der Erzbischof lachte leise. "Oui, ich kläre das mit San Francisco. Ich denke, die werden dort Verständnis haben, auch dafür, dass Julien Dogmatik wiederholen wollen wird. Wobei sich das Problem mit dem "kleinen Esel" erledigt hat - so tragisch die Ereignisse in den Monaten Januar bis März in diesem Jahr gewesen sind. Ich glaube, es war der vierte oder fünfte Opferfreitag..."
"Cool, Onkel Pierre, dann komme ich immer mit Derek nach Paris!" rief Julien sichtlich begeistert. Derek reichte ihm das Telefon, damit er noch kurz mit seinem Paten reden konnte, dann war das Gespräch beendet. Derek rieb sich sichtlich vergnügt die Hände. "Dann sollte ich mal anfangen meine Skripte zu schreiben wenn ich im Wintersemester Vorlesungen halte... Mariologie... super... ein Dogma ist ja sehr schön, aber geistliche Befruchtung mal ganz abgesehen... Jesus ist ja nicht aus der Seite rausgeschwitzt." Julien lachte. "Ich bin sicher, du wirst über kurz oder lang unter uns Studenten Groupies haben, Derek. Das ist wahr und doch ein wenig ketzerisch, aber kommt bestimmt gut an." Derek schnaubte belustigt. "Ich denke, diesen frömmlerischen Märchenkram habt ihr zum Erbrechen gehabt." Julien nickte.
Rachel lächelte. Sie wusste, dass es Derek sehr viel bedeutete als Dozent tätig sein zu können. Julien hatte recht: Er würde die Studenten begeistern.
Das Telefon klingelte erneut. "Dr. Rayne, hier ist Prof. Waldmann, ich bin der Dekan der evangelischen Fakultät Princeton. Mir wurde zugetragen, dass Sie als katholischer Theologe mit dem Gedanken anfreunden könnten auch evangelisch... sozusagen tätig zu werden und einen akademischen Titel zu erwerben? Ich gebe zu, mich würde interessieren für welche Richtung Sie sich entscheiden - und die Kollegen stehen - je nach Thema - zur Verfügung auch um ihre Vorlesungen gegebenenfalls passend zu legen." Sichtlich verlegen antwortete Derek: "Das war eine Überlegung, zugegeben, zumal mir wegen diverser Missverständnisse mit Pfarrer Callaghan eine Exkommunizierung hätte drohen können... da habe ich in einem Moment der Verärgerung geäußert, ich könne immer noch evangelische Theologie studieren." "Wie gesagt, jederzeit, Dr. Rayne. Falls Sie interessiert sind, melden Sie sich!" "Werde ich machen, Danke Professor Waldmann."
Julien lachte. "Das erzähle ich Onkel Pierre, dass die evangelische Fraktion dich inzwischen schon abwerben will, Derek. Er wird sich köstlich amüsieren!" "Bloß nicht - nachher zieht er sein Angebot für die Sorbonne zurück." Julien grinste: "Niemals! Wahrscheinlich wird er diesen Professor Waldmann nur anschreiben, dass er dich notfalls so beschäftigt, dass du gar keine Zeit mehr für ein evangelisches Theologiestudium hast. Wie ich meinen Onkel einschätzte würde er dir noch die Ethik-Vorlesungen und die Christologie aufdrücken."
In Paris betrat der Erzbischof kurz nach dem Gespräch mit Derek die Kathedrale Notre Dâme. Sein Blick fiel auf einen der Seitenaltäre vor dem Philip Callaghan wie an jedem Tag kniete. Sein Oberkörper war unbedeckt. Er hatte sich eine Geißel besorgt und versetzte sich nach jedem Ave Maria drei und nach jedem Vaterunser im Rosenkranz sieben Hiebe damit. Der gesamte Rücken war mit Striemen bedeckt, blutig. Der Pfarrer schluchzte leise. "Pater Philip?" sprach Pierre Pasquieu ihn leise an. Mit tränenblinden Augen sah er hoch. "Exzellenz?" "Glaube mir, mein Sohn, der himmlische Vater hat dir vergeben. Die vergangenen Monate waren die Buße für deine Handlungen zuvor. Du solltest Demut lernen und Verständnis. Es ging um das Verstehen, mein Sohn. Du solltest durch Erkenntnis bereuen, nicht die Erkenntnis selber bereuen und dich dafür geißeln und quälen!" "Exzellenz, ich musste..." Die Geißel fiel aus seiner Hand. "Diese Hände... sie haben Menschen getötet! Ich war besessen und habe meinen Körper mit Frauen entweiht!"
"Philip du bist nicht besessen gewesen. Du warst in deinem Körper gar nicht anwesend. Besessenheit setzt doch wohl voraus, dass du anwesend gewesen wärest, nicht wahr? Und soweit ich weiß, warst du im Körper von Acactili. Auch wenn du gezwungen wurdest das Opfer für den Gott Huitzilopochtli zu bringen, so geschah es um den Schein zu wahren und wieder hier in dieser Zeit in deinem Körper als Geistlicher wirken zu können. Acactili hat während dieser Zeit hier an unserer Seite gekämpft, mit seinem Wissen, seinen Fähigkeiten und in deinem Körper, da er hier keinen Körper mehr hat." erklärte der Erzbischof geduldig. "Ein Opfer, das im Glauben an seine Götter erfreut gestorben ist gegen 22 die voller Angst dem Tod dargebracht werden mussten? Acactili hat dir sehr viel Seelenpein erspart, Philip. Und vielleicht, mein Sohn, kannst du nun auch die Qualen verstehen die Derek durchleben musste - und noch muss, denn obwohl Acactili seine Anwesenheit in deinem Körper genossen hat, wie er mir während eines Abendessens im Boulevard Haussmann 13 gestand, wird er nicht versuchen deinen Körper zu übernehmen ohne deinen Willen. Yaotl versucht es bei Derek andauernd."
Philip sah hoch. "Aber Nick... er..." "Er war in Yolotlis Körper und hat einen Krieg geführt, während Yolotli in seinem Körper die Opfer gebracht hat - ebenfalls um Nicks Seele zu schützen." sagte der Erzbischof sanft. "Ich möchte, dass du dich zur Buße mit Derek und Katherine zusammen setzt und mit den beiden Erfahrungen austauscht und dir darüber klar wirst, dass es der Wille des Herrn war, was geschehen ist. Du musst dir selber vergeben können mein Sohn! Und dazu musst du die Vergebung von Derek und Katherine erlangen! Nun hör auf dich selbst zu geißeln und stunden- und tagelang im selbstmitleidigen Gebet zu verbringen und tue tätige Buße!" Philip sah den Erzbischof verständnislos an. "Derek wird mir nie... und Katherine... Exzellenz, sie war dort, sie hat gesehen... sie hat gewusst..." flüsterte er rau. "Ja, sie hat es gesehen und gewusst, dass du es bist. In gewisser Weise solltest du deine Erfahrung in Tenochtitlan auch als eine Form tätiger Reue sehen, die dich Demut lehren sollte."
Schwerfällig erhob Philip sich. "Exzellenz ich... Mademoiselle Charenne... sie ruft mich immer wieder an... sie... sie glaubt ich..." Der Erzbischof lächelte mild. "Ah ja... Juliette... Acactili und sie waren einander sehr sympathisch... ich kann mir nicht vorstellen, Philip, dass der Herr mit Missfallen darauf reagieren wird, wenn du Juliette körperlichen Trost spendest." Er lächele. "Sieh es als einen Teil der tätigen Reue, mein Sohn." Philip errötete. "Ja, Exzellenz." antwortete er leise. Der Erzbischof hob die Geißel auf, reichte sie ihm und sagte: "Und die, mein Sohn, will ich nie wieder sehen! Der Herr will Reue im Herzen, aber keine Selbstqualen und -verstümmelungen! Wie willst du sein Wort verkünden und von seiner Gnade berichten könne, wenn du meinst seiner Gnade nicht wert zu sein?" Philip nickte und verließ die Kathedrale.
Im Legat betrat Kat etwas bedrückt Dereks Arbeitszimmer. "Was ist denn los Kat?" fragte er als er sah wie bedrückt das Mädchen war. "Ich muss dir etwas sagen aber du darfst nicht böse werden!" Er sah seine Tochter fragend an. "Wie kann ich das versprechen wenn ich nicht weiß worum es geht? Aber wenn du schon so kommst ist es nichts erfreuliches." Sie atmete tief ein. "Im Grimoire steht ein Zauberspruch wie du Yaotl loswerden kannst." sagte sie schnell und blickte zu Boden. "Sorry ich musste es einfach loswerden." Derek schluckte. "Okay, das klingt ja sehr verlockend Kat, aber das ist... schwarze Magie und das ist eines der wenigen Dinge von denen ich grundsätzlich die Finger lasse. Ich möchte damit eigentlich nichts zu tun haben. Du weißt ja dass ich mich auch über andere Themen der Theologie informiert habe im Laufe meines Lebens und mich mit vielen, auch heidnischen Ritualen, beschäftige nicht nur mit den Katholischen. Und ich habe auch die satanische Bibel gelesen und einige Rituale der schwarzen Magie."
Er schloss kurz die Augen. "Was wäre wenn das Ritual nicht so verläuft wie es sollte? Und was glaubst du würde deine Mutter sagen, wenn sie von diesem Ritual erfährt?" "Ich glaube sie wäre etwas böse dass ich mich damit beschäftige und sie hätte große Angst - wobei ich mich ja nicht mit beschäftige, Dad. Ich... Belial, Lucifer, er hat mich an das Grimoire gebunden." Derek nickte und fuhr dann in strengem aber ruhigem Ton fort. "Dass sie zumindest ungehalten und besorgt wäre, deine Mutter, denke ich auch. Ich...gebe zu, der Gedanke ist verlockend, und ich würde es eventuell in Erwägung ziehen... wenn ich nichts zu verlieren hätte. Aber momentan kommt es nicht in Frage! Warum hast du es mir eigentlich gesagt?" Sie blickte ihn besorgt an. "Ich musste die ganze Zeit daran denken und ich... hab gesehen, dass du immer noch unter ihm leidest und mache mir einfach Sorgen um dich, weil ich dich so unheimlich gerne mag."
Derek lächelte. "Das war jetzt lieb gesagt, Kat. Danke. Und den Schmerz an die Erinnerungen in Tenochtitlan kann mir auch kein Zauberspruch nehmen. Und wenn ich ehrlich bin gehen Yaotl so langsam die guten Argumente aus die mich... verführen könnten, weil ich hier das Beste habe was ich mir nur wünschen kann. Meine Familie. Thema Grimoire erledigt!" Dereks Handy klingelte als Kat gerade gehen wollte und mitbekam wie der Erzbischof von Paris sie und Derek bat nach Paris zu kommen.
Sie gaben Rachel und Julien Bescheid und schritten dann gemeinsam durch das Portalsystem das zwischen dem Legat und dem Boulevard Haussmann 13 bestand. Pierre hatte einen Wagen schicken lassen und erwartete die beiden im Wohnzimmer seines Apartments im erzbischöflichen Amtsitz. Nach einer freundschaftlichen Bergrüßung bot er Derek ein Glas Wein an und Kat eine Limonade. "Ich habe euch kommen lassen da ich mit Euch über etwas reden möchte. Ich habe Pater Philip Callaghan..." Kat wollte aufstehen und gehen. Derek hielt sie am Arm fest und wies ihr mit Blickontakt zu sie solle sich wieder setzen. Sie gehorchte. Pierre sprach weiter. "... angewiesen zur Buße solle er sich mit euch aussprechen, da er sich die letzte Zeit im Notre Dame selbst gegeißelt hat und unzählige Male den Rosenkranz gebetet hat." Kat blickte sehr böse drein, während Derek sich mit der Hand übers Gesicht strich. "Er hat was gemacht? Das ändert doch auch nichts am Geschehenen." sagte er leise und schüttelte verständnislos den Kopf.
In dem Moment betrat Philip Callaghan das große Wohnzimmer im erzbischöflichen Amtssitz. " Derek... Kat... ich..." stammelte er. "Weißt du eigentlich das ích durch dich fast meinen Doktortitel in Theologie verloren hätte? Wenn ich nicht mit Pierre befreundet wäre und der neue Erzbischof von San Francisco, Michael Bryce, nicht ebenso fortschrittlich wäre wie der neue Leiter der Kongregation, dann hättest du es vermutlich sogar geschafft! Wobei ich eine genauere Prüfung wahrscheinlich nur wegen Pierres Meinung überstanden habe." Philip zuckte zusammen. "Derek es..." "Ich bin noch nicht fertig! Ich bin damals zu dir in die Kirche gekommen um dich erstens um Verzeihung zu bitten für das was im Keller des Legats vorgefallen ist. Ich wollte dich bestimmt nie opfern! Und zweitens kam ich zu dir weil ich geistlichen Beistand eines Priesters suchte den ich für meinen Freund hielt und hoffte er könne mir in diesem Fall helfen, da Rachel noch nicht bereit war mit mir zu reden! Du hast es mir sozusagen verwehrt und da wunderst du dich dass in dieser Zeit mein Glaube an Gott etwas gelitten hat und bezichtigst mich sogar vor der Kongregation der Ketzerei, nur weil mir Kirche und das Drumherum nicht so wichtig ist wie dir? Oder weil ich die Theologie etwas weltoffener betrachte als du? Und was Kat angeht, was du ihr an den Kopf geworfen hast war auch nicht gerade fair! Ich kann fast froh sein, wenn sie überhaupt zur Firmung geht!"
Philip stand betroffen und traurig da. "Es tut mir leid Kat, ich hätte nicht so überheblich dir gegenüber sein dürfen und dich nicht der Ketzerei bezichtigen dürfen, aber... ich hatte furchtbare Angst als ich dort im Keller gefangen war, Du hast mir Angst gemacht. So gemein sein durfte ich dennoch nicht. Verzeih mir Kat. Ich habe kaum noch denken können. Du hast mir einen Spiegel vorgehalten und was ich gesehen habe war unerfreulich und ich habe gemerkt dass du sehr logisch argumentierst und dann überleg mal was du getragen hast, Kat! Ich habe Angst um dich gehabt! Und was dich angeht Derek, du hattest Recht ich war engstirnig und habe nur stur die katholische Dogmatik in ihrer konservativsten Auffassung gesehen, ich habe dir den Beistand den du bei mir suchtest verwehrt und zu allem Übel habe ich dich auch noch angeschwärzt, und eigentlich nur deshalb weil ich sauer war wegen deiner Gleichgültigkeit über den heiligen Gregor von Thaumatargus, als der Stab zerbrochen ist und all das andere Zeug was du in dieser Zeit mir gegenüber geäußert hast. Es tut mir ehrlich leid und ich kann dich jetzt verstehen. Ich habe dir das mit dem Seelentausch nicht geglaubt. Aber jetzt... ist alles anders... Ich erwarte nicht dass ihr mir wirklich verzeiht und wir wieder Freunde werden. Ich kann nur hoffen, dass ihr... mich vielleicht versteht." Er senkte traurig den Kopf.
"Ich kann jetzt nur von mir sprechen Philip. Ich kann durchaus verstehen wie du dich jetzt fühlst, ich weiß ebenso dass du lernen musst mit dem Schmerz zu leben, da er nie vergeht. Ich kann aber nicht verstehen warum du gleich so weit gegangen bist und mich bei der Kongregation der Ketzerei bezichtigt hast. Du hast mich teilweise auch sehr verletzt mit deinen Äußerungen. Aber ich wäre niemals so weit gegangen egal was du mir alles an den Kopf geworfen hast. Wir waren mal Freunde Philip und ich... dachte ich könne dir in gewissen Dingen vertrauen, dem ist wohl nicht so. Verzeihen könnte ich vielleicht irgendwann, aber vertrauen... Ich fürchte, ich habe ein Gesicht von dir gesehen, dass ich nie erwartet hätte und das so abschreckend war..." Derek schüttelte den Kopf zu Verneinung.
"Kann ich verstehen Derek, können wir dann wenigstens wieder normal miteinander um gehen wenn wir uns in San Francisco wieder über den Weg laufen?" fragte der Priester betroffen. "Vielleicht, aber nicht als Freunde, denn unsere Freundschaft hast du damit erfolgreich kaputtgemacht, Philip." Er nickte enttäuscht. "Kat, kannst du..." Weiter kam er nicht. "Nein! Ich verzeihe dir nie, nach allem was du Derek und mir angetan hast. Und Derek ist ein weitaus besser Theologe als du es jemals sein wirst." Kat verließ wütend das Zimmer. Der Erzbischof versuchte sie zurückzurufen, doch erfolglos. Derek der noch auf dem Sofa saß wurde schwindlig und sein Kopf begann zu hämmern. <<Wenn du mir Zutritt in deinen Körper gewährst, dann könnte ich dem winselnden Priester eine Lektion erteilen, die er so schnell nicht vergisst.>> Pierre der von Yaotls geistigen Besuchen wusste entging nicht, dass sein Freund mit größter Selbstbeherrschung gegen den aztekischen Priester ankämpfte.
Derek schüttelte Yaotls Gedanken ab, trank den Rest seines Weines aus und erhob sich langsam vom Sofa. "Philip, es tut mir leid für alles was du im Körper von Acactili durchgemacht hast und ich hoffe für dich du findest bei Gott deine Vergebung" sagte Derek freundlich und aufrichtig. Philip Callaghan nickte, sichtlich bedrückt, dann verließ er das Wohnzimmer mit einem leichten Nicken zum Abschied."Pierre, wir sehen uns demnächst." verabschiedete er sich freundschaftlich von dem Pariser Erzbischof.
"Wärest du so nett mir deine Tochter Morgen zu einem Vier-Augen-Gespräch in mein Arbeitszimmer zu schicken?" bat er ihn leise. "Ich glaube nicht, dass es etwas bringt, wenn du versuchst in sie zu dringen. Kat hat für ihr Alter zu viel gesehen und sie hat Kontakte - sozusagen - die ich nicht wirklich für gut halte." antwortete Derek. Der Erzbischof lächelte. "Das Grimoire und sein Schöpfer?" Derek fuhr sich durch die Haare, nickte. "Das Buch ist das, was sie daraus macht, Derek. Du kennst deine Tochter besser als ich - glaubst du wirklich, dass das Grimoire sie beherrschen wird?" Pierre lachte leise. "So wie sein Schreiber es mir erklärt hat, schreibt Kat selbst an dem Grimoire, mit jeder Idee, mit jeder Entscheidung beeinflusst sie es." "Pierre, sie hat mir gerade, kurz bevor du angerufen hast, erzählt, dass es in diesem verdammten Ding einen Bannspruch gibt und..." "Sie hat mit Julien und mir darüber geredet, Derek! Ich habe ihr zugeraten dir davon zu erzählen und dir die Entscheidung ob du davon hören willst oder nicht, ob du es gegebenenfalls versuchen willst oder nicht zu überlassen. Deiner Äußerung entnehme ich, dass du es nicht tun wirst." "Niemals!" entfuhr es Derek. Der Erzbischof lachte leise. "Du bist sehr hart zu dir selbst, mein Freund. Aber du gibst Kat damit auch Herausforderungen. Sie wird aus dem schwarzmagischen Bannritual mit Sicherheit sehr schnell ein weißmagisches entwickeln... Und ich glaube nicht, dass du sie gefragt hast, welche Art von Ritual das ist, oder?" "Natürlich nicht!"
Der Erzbischof nickte. "Verstehe... Sie hat es mir gezeigt, in ihrem Grimoire. Trotzdem es schwarzmagisch ist, ist es sehr erotisch, Sexualmagie vom Feinsten." In Dereks Gesicht malte sich Entsetzen. "Pierre, das ist abartig!" "Woher? Das Ritual würdest du mit deiner Frau, nicht mit deiner Tochter vollziehen! Und Julien würde Kat niemals vor ihrem 18. Geburtstag zu nahe treten! Wobei ich mal wage zu behaupten, dass sie nicht mehr wirklich unerfahren sein werden..." "Wie soll ich das verstehen?" "Ach Derek, Belial hat sich vor einem Monat mit dem Hinweis verabschiedet, dass Kat und Julien zwar noch warten müssen, aber Icnoyotl und Itzel seit dem Tag des Sieges, unseres Sieges, Derek, verheiratet sind, sozusagen. Und Julien und Itzel sind inzwischen auch in der Lage ihre Seelen zu tauschen. Es ist sehr charmant zu sehen, wie vorsichtig, geradezu behutsam Itzel mit Kat umgeht und Julien mit Icnoyotl, obwohl bei allen vier möglichen Paarungen - Itzel und Kat, Itzel und Icnoyotl, Julien und Icnoyotl und Julien und Kat die Funken sprühen."
Derek wich entsetzt zurück. "Doch wenn dir das Sorgen macht, mein Freund, dann solltest du deine Tochter bitten, dass sie ihren... magischen Mentor mit dir reden lässt. Und nimm Kat nicht übel, dass sie und Julien mit mir geredet haben. In den drei Monaten die Kat hier in Paris war, Derek, bin ich für sie eine Art... Beichtvater geworden, vielleicht auch eine Art temporärer... ich würde es nicht als Ersatz bezeichnen, denn du bist ihr Vater, aber ich würde schon sagen, ich bin eine Art Onkel für sie geworden. Und außerdem habe ich die eine oder andere Unterhaltung mit Belial, Samyaza, Gadreel und Armaros geführt, wovon jede mich wahrscheinlich in einem sehr viel ketzerischeren Licht erscheinen lässt als du jemals erscheinen könntest - und noch etwas: Philip Callaghan..."
Derek schnaubte: "Pierre, ich glaube, wir haben beide genug gesunden Menschenverstand um uns nicht über Ketzerei unterhalten zu müssen - aber ich will definitiv nicht über Philip reden!" Der Erzbischof lachte leise. "Ich glaube, du solltest... jemanden sehr charmantes kennen lernen. Du weißt sicher, dass Acactili Witwer ist?" Verständnislos sah Derek ihn an. "Ja oder nein?" "Kannst du dir vorstellen, dass mich das einen Dreck interessiert hat als ich in Tenochtitlan Kinder zum Tode verurteilen musste oder Opfer auszuwählen hatte?" fragte Derek irritiert und verärgert. "Schon, ich hatte nur gedacht... aber ich wollte dir nur erklären, dass er in Philips Körper zuerst lediglich willige, fast täglich wechselnde... Betthäschen gefunden hat bis ihm Mitte Februar Juliette Charenne begegnet ist. Ich habe Philip zu einer Art tätiger Reue verurteilt..." Derek keuchte ungläubig auf. "Du hast ihm befohlen mit dieser Madame Charenne...?" Der Erzbischof nickte. "Glaub mir, Philip ist weltlicher als er denkt und Juliette tut ihm sehr gut." Derek musste laut auflachen. "Pierre, wie konnte jemand wie du nur jemals Erzbischof werden?" Der Erzbischof zuckte mit den Schultern als er belustigt antwortete: "Mit Charme, Ausstrahlung und Rhetoriktalent - und mit meinem guten Aussehen." Er klopfte Derek auf die Schulter. "Und lass dir das Bannritual zeigen und erklären. Notfalls rede mit Kat und bitte sie eine auf weißer Magie basierende Variante zu finden."
Im Gebäudekomples Boulevard Haussmann 13 traf Derek auf Kat. Die hatte sich zu Mathilde in die Küche zurückgezogen. Selvaggia, die erste Besitzerin des Grimoire und einzige Vorbesitzerin überhaupt, war ebenfalls da. Derek wusste, dass der Höllenfürst die zwei - ehemaligen - Hexen zu tätiger Buße, zu einer Art Leben und Leiden mit den Bewohnern des Hauses verurteilt hatte. Mathilde als Köchin - sie kochte und backte leidenschaftlich gern und Selvaggia, die im Venedig der Renaissance gelebt und gewirkt hatte, half Alex Moreau-Boyle bei der Organisation des Haushaltes und war ihre Lehrerin für Magie, wenn keiner ihrer dämonischen Lehrer anwesend war. Die Hausherrin - Alex - war ebenfalls anwesend. Seine Tochter und die drei Frauen waren nicht das Problem - das Problem war das männliche Wesen, das mit ihnen bei einer Tasse Tee saß und plauderte.
"...und dann hat er sich entschuldigt. Ich habe ihm kein Wort geglaubt. Der hat nur gesagt, dass es ihm leid täte, weil Onkel Pierre ihm befohlen hat sich zu entschuldigen!" hörte Derek Kat ziemlich empört berichten. "Er muss mit sehr viel zurecht kommen, meinst du nicht, dass es fair gewesen wäre ihm eine versöhnlichere Antwort zu geben?" wandte Selvaggia ein. "Ach Käthchen..." seufzte Belial - oder Lucifer, "Du bist verflixt trotzig. Hast du noch nie den Spruch gehört: Irren ist menschlich, vergeben göttlich?" Seine Stimme war sanft, aber tadelnd. Mit einem Lächeln wandte der Höllenfürst sich zu Derek um. "Wobei ich denke, Dr. Rayne, dass Sie den Spruch kennen..." Derek konnte nur nicken. Mathilde beeilte sich eine weitere Tasse zu holen. "Monsieur Rayne, setzen Sie sich, bitte... Möchten Sie Tee? Oder soll ich Ihnen Kaffee kochen?" "Tee ist wunderbar, danke Mademoiselle Mathilde." antwortete er mit einem Lächeln, bevor er sich zögernd neben Belial setzte, wo Mathilde die Tasse hingestellt hatte.
"Ich kenne den Spruch auch, aber... ich... bin mit Sicherheit nicht göttlich." sagte Kat leise. "Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn..." zitierte Belial. Derek erstarrte und blickte ihn ungläubig an. "Das steht wo, Dr. Rayne? Ich bin mir sicher, bei dem Gesichtsausdruck wissen sie genau woher das Zitat stammt." "Genesis Kapitel 1 Vers 27." würgte Derek fast hervor. Belial lachte leise. "Weißt du Käthchen," wandte er sich an Kat, "...ich mag deinen Vater. Er ist so wunderbar widersprüchlich, manchmal diplomatisch und feinfühlig und dann wieder barsch und fast brutal." "Ich bin nicht brutal!" widersprach Derek energisch. Kat nickte. "Das stimmt, das ist Dad nie! Und was dein Bibelzitat betrifft: Ein Bild ist immer ein Bild und... irgendwie ist das so, als würde ich mir ein Kleid anziehen wie Selvaggia es im 16. Jahrhundert getragen hat und behaupten ich würde vor 500 Jahren leben." Belial schüttelte den Kopf. "Der Vergleich ist viel zu weit hergeholt, Kat. In jedem von euch Menschen ist etwas Göttliches, ein Funke, ein Hauch zumindest und dieser ermöglicht dir zu verzeihen, dieser ermöglicht dir in gewisser Weise auch zu lieben, zu lachen, zu leben, Katherine, dir und jedem anderen Menschen." Er blickte bei diesen Worten allerdings Derek an. Kat schnaubte leise. "Philip ist eine Laberbacke, ein Schwafler, der nicht mal selber in die Tat umsetzen kann was er predigt. "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" heißt bei ihm wohl eher: "Liebe deinen Nächsten - und das bin ich - mehr als dich selbst und küss mir die Füße wenn ich es dir befehle!" Nicht mehr und nicht weniger."
Belial seufzte. "Kat..." "Bitte - dazu habe ich meiner Tochter selbst etwas zu sagen!" griff Derek ein. Kat sah ihren Adoptivvater an. "Wieso, stimmt doch!" "Nein, auch wenn Pierre Philip befohlen hat sich zu entschuldigen, würde ich nicht so weit gehen, dass Philip es nicht ernst gemeint hat. Pierres Anordnung, sozusagen die "tätige Reue", wie Pierre es wohl nennen würde, hat ihm nur geholfen seine Scham und Scheu uns gegenüber zu ignorieren. Sein Glaubensbild ist ins Wanken geraten - genau wie meins ins Wanken geraten ist als ich in Tenochtitlan in Yaotl..." Derek sah zur Seite. Zweifelnd sah Kat ihn an. "Meinst du wirklich? Gut, vielleicht war ich nicht fair, aber er wäre, wenn er frei gewesen und nicht gefesselt gewesen wäre, mit einem Kreuz auf mich losgegangen und hätte versucht einen Exorzismus zu veranstalten!" "Kat, was glaubst du..." Belial machte eine energische Handbewegung als Derek ihr antworten wollte und fuhr fort: "...hat Philip gedacht, als er dich im Reliktekeller auftauchen sah?" Kat zuckte mit den Schultern. "Irgendwas wie: Ah, das dusselige Dummchen. Endlich jemand an dem ich meine Hilflosigkeit und meine Wut auslassen kann." "Aha? Weitere Ideen? Ich habe dich als sehr freundlichen und verständnisvollen Menschen kennen und schätzen gelernt, Katherine Corrigan-Rayne. Überleg noch einmal und beziehe ein, wie du ausgesehen hast!" Belials Stimme klang spöttisch. "Wie soll ich schon ausgesehen haben! Ich habe ihm erklärt wieso ich dieses Ding, diese Schweinehaut über dem Oberkörper hatte und er hat mir nicht mal zugehört!" antwortete Kat empört.
"Hm hm... das ist ja auch völlig normal für dich ungegerbte Schweinehaut zu tragen und völlig neutral darüber zu berichten, dass zwei der Mitglieder des Legates in San Francisco mit zwei aztekischen Priestern die Seelen getauscht haben. Ohne Itzpapalotls Hilfe hättest du nicht gewusst, was Philip fühlte: Angst, Verwirrung und Hilflosigkeit. Frage dich bitte selbst: Ist Selbstgerechtigkeit nicht auch eine Form des Hochmutes?"
Kat sah beschämt auf ihre Teetasse. Sie konnte nur nicken. "Und was wirst du jetzt tun?" Verlegen biss Kat sich auf die Unterlippe. "Ihn um Entschuldigung bitten?" "Wieso? Schließlich hat er keinen Grund dazu dir zu verzeihen." Kat zuckte mit den Schultern. "Er ist Priester." murmelte sie. Belial lachte spöttisch. "Oh, ich verstehe: Die kleine selbstgerechte Katherine Corrigan-Rayne meint, dass ein Priester schon von berufswegen jedes Lippenbekenntnis abnicken muss? Jedes: "Ach ja, sorry, ich bereue es nicht wirklich aber mir wird es bestimmt besser gehen, wenn ich dir gegenüber so tue als ob und du das abnimmst und du himmelhochjauchzend glaubst wir wären wieder dicke Freunde?" Bist das wirklich du, Käthchen?" Zum Ende war Belials Stimme sanft geworden.
Kat lief eine Träne über die Wange als sie den Kopf schüttelte. Er zog sie an seine Brust. "Philip Callaghan wird dir verzeihen, meine Kleine, aber nicht weil er Priester ist, nicht weil er es muss, sondern weil er es wollen wird, weil es für ihn ebenso wichtig ist, dass du ihm verzeihst." Er wandte sich an Derek. "Soweit ich weiß, Dr. Rayne, haben Sie ein Hausverbot für Pater Callaghan ausgesprochen - würden Sie es aufheben - nur für einen Tag? Ich glaube, Katherine würde sich wohler fühlen, wenn sie in San Francisco mit ihm reden und sich aussprechen kann - in Ihrem Beisein." Derek räusperte sich. "Ich habe Philip verziehen. Ich kann zwar nicht behaupten, dass der Empfang herzlich sein wird, wenn er kommt und es wird auch nicht mehr als ein Gästezimmer für höchstens ein bis zwei Nächte für ihn da sein, aber ich würde ihm nicht die Tür weisen." "Dann werde ich ihn morgen zu euch schicken, Derek." mischte sich zum ersten Mal Alex ein. Er seufzte. Sich vom Tisch erhebend sagte er: "Tu das. Ich werde mich dann mal auf den Weg zurück zu Rachel machen. Kommst du mit, Kat?"
"Einen Moment bitte, Dr. Rayne." Belial lächelte. Derek räusperte sich und wollte etwas sagen, doch mit einem belustigten: "Ich habe durchaus Verständnis für Ihren Wunsch nach Hause zurückzukehren, Dr. Rayne. Ich verstehe auch, dass Sie meinen Umgang mit Kat kritisch sehen und nur sehr ungern dulden, aber sie sollten zwei Dinge zur Kenntnis nehmen: Erstens: Ich mag zu Ihrer Tochter zwar manchmal hart sein, doch ich bin ehrlich zu ihr, egal was Sie über mich denken! Und glauben Sie mir, ich weiß, dass es nicht sehr positiv ist. Und Zweitens: Ihre Tochter wägt Gefahren und Risiken sehr genau ab, die mit ihrem Wissen aus dem Grimoire zusammenhängen. Sie sieht Sie leiden, einen Mann der ihr nah ist wie ein Vater und sie will helfen. Darüber sollten Sie nachdenken. Und auch wenn es Sie noch mehr verunsichern könnte: Was kann bei einem Zauber schief gehen, den ich beaufsichtige?"
Belial erhob sich, wuschelte Kat durch die Haare, bedankte sich bei Mathilde für den Tee, gab Alex einen Kuss auf die Wange, legte Selvaggia eine Hand auf die Schulter und nicke Derek zu, dann verschwand er.
Derek schloss kurz die Augen und atmete tief ein um etwas zur Ruhe zu kommen. Die Gespräche heute Abend hatten ihm sehr zugesetzt. Er verabschiedete sich mit einer freundschaftlichen Umarmung von Alex, mit einer freundlichen Geste von Selvaggia und einem Dank für den Tee bei Mathilde. "Kommst du Kat?!" Es war mehr ein Befehl als eine Bitte. Kat folgte ihm nachdem sie sich ebenfalls verabschiedet hatte. Als sie durch das Portal die große Eingangshalle im Legat betraten verabschiedete sich Kat sofort mit einem traurigen, aber freundlichen "Gute Nacht".
Rachel die im Türrahmen des Wohnzimmers stand blickte ihrer Tochter besorgt nach, da sie merkte, dass sie sehr bedrückt war. Als Kat verschwunden war sah sie zu ihrem Mann. Sie kannte Derek mittlerweile gut genug um ihm anzusehen, dass auch er sehr bedrückt war auch wenn er es zu verbergen versuchte. Dennoch erkundigte sie sich erst nach ihrer Tochter. "Was wollte Pierre von euch? Warum ist Kat so durcheinander?" forderte sie zu erfahren. "Weil ihr heute einiges klar geworden ist, ...ihr wurde bewusst, dass sie Fehler gemacht hat. Philip wird morgen vorbeikommen. Kat und ich werden nochmal ein ausführliches Gespräch mit ihm führen in vertrauter Umgebung."
Rachel sagte nichts zu der Bemerkung mit Philip sondern akzeptierte es. "Und was ist sonst noch, dich bedrückt doch auch etwas und das ist nicht nur die Aussprache mit Philip?" Derek beschloss Rachel vorerst nichts von dem Gespräch mit Belial oder von dem Bannritual im Grimoire zu erzählen. Er wollte sie auf Grund ihrer Schwangerschaft nicht aufregen. Er wünschte seine Tochter hätte ihm nichts von dem Bannritual gesagt. Schwarze Magie ging Derek eindeutig zu weit. Und warum wollten Kat, Belial und sogar Pierre der Erzbischof von Paris, dass er sich eventuell dazu überreden ließe das Bannritual durchzuführen? Diese Gedanken gingen ihm durch den Kopf seit dem er die Küche im Boulevard Haussmann 13 verlassen hatte.
"Rachel, ...du weißt dass ich dich liebe, mehr als alles andere und ich dir vertraue, aber ... es gibt Einiges worüber ich selbst erst nachdenken muss. Du kennst mich schon sehr lange und weißt wie ich bin. Vielleicht erzähle ich es dir noch, aber ... ich brauche Zeit um das was ich heute erfahren habe erst mal selbst zu verkraften und möchte dich momentan auch nicht ... unnötig aufregen." Er nahm seine Frau zärtlich in den Arm und küsste sie leidenschaftlich. "Ich bin sehr müde, kommst du auch mit ins Bett?" fragte er liebevoll. "Ja ich komme gleich nach." antwortete sie als Derek nach oben ging. "Was war denn gestern Abend los ihr seht ja beide aus wie... Geister, habt ihr überhaupt geschlafen?" stellte Julien seine Frage an Kat und Derek gerichtet. "Ich hab schrecklich geschlafen." gab Kat zu. Derek der müde auf seine Kaffeetasse starrte und ab und zu einen Schluck trank, bestätigte Kats Antwort mit einem Nicken. Um die vereinbarte Uhrzeit trat Pater Philip Callaghan durch das Portal in die Eingangshalle des Legats. Er fühlte sich etwas unwohl, da Derek ihm vor Monaten Hausverbot erteilt hatte. Er blickte nach oben zu Derek als er dessen ernste aber freundliche Stimme vernahm. "Hallo Philip, komm mit wir reden in der Bibliothek." Er folgte Dereks einladender Geste und stieg langsam die Treppe nach oben.
Betroffen stellte er in Dereks Blick fest, dass er ihn mit seinen Worten und vor allem Taten sehr verletzt hatte. "Derek, ich möchte dir nochmal versichern dass ich dich nicht so verletzen und dich vor den Kopf stoßen wollte als du meine Hilfe gebraucht hättest. Und das mit der Anklage bei der Kongregation hätte ich nicht machen dürfen. "Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten" ist immerhin eines der zehn Geobte. Ich habe damit eindeutig gegen dieses Gebot verstoßen. Und hätte unsere Freundschaft nicht so leichtfertig aufs Spiel setzen dürfen." Derek lächelte. "Ich habe dir bereits verziehen Philip. Das Hausverbot ist aufgehoben. Was unsere Freundschaft angeht... die hat vertrauensmäßig ganz schön gelitten. Und ich werde etwas Zeit brauchen, aber ich bin nicht bereit... sie ganz aufzugeben. Ich verstehe nur zu gut, was du in Tenochtitlan durchgemacht hast und wie du dich fühlst, mir hängt das Ganze immer noch nach, aber das weißt du ja mittlerweile... wenn du also auch mal jemand zum reden brauchst." Philip nickte erleichtert. "Danke Derek, es bedeutet mir viel dass du mir verziehen hast und dass wir nicht sofort wieder die besten Freunde sind verstehe ich vollkommen." "Geh schon mal in die Bibliothek, ich hole Kat."
Philip betrat Dereks Bibliothek, sein Blick fiel durch den großen Raum über die Wendeltreppe in die zweite Etage. Er wusste sehr wohl über die Bücher Bescheid die dort oben standen und auch dass Derek sie alle gelesen hatte. Er setzte sich in die Sofaecke während er auf Kat und Derek wartete.
"Aber du bist... bleibst auch hier, Dad?" fragte sie Derek als sie gemeinsam mit ihm die Bibliothek betrat. Sie setzte sich gegenüber von Philip und Derek nahm neben Philip auf dem Sofa Platz. "Mir wurde gestern klar gemacht, dass ich vielleicht doch ungerecht zu dir war, aber ich hatte damals solche Angst vor Yaotl. Er hat uns gezwungen die Schweine zu häuten und dann die eklige, rohe Schweinehaut zu tragen wie du ja gesehen hast. Und kurz davor hat er mich zu sich in Dereks Arbeitszimmer gerufen und mir von Tenochtitlan erzählt und er wollte Mum strafen, dafür dass sie so schwach ist. Er sagte ich wäre nicht länger ihre Tochter, er hat Mum geohrfeigt und sie wie eine Dienstmagd behandelt und noch vieles mehr." Kats Worte versetzten auch Derek ein schmerzhaften Stich mitten ins Herz. "Und kurz danach hat er mich zu dir in den Keller geschickt. Wenn ich dich losgebunden hätte wie du es wolltest hätte er es mitbekommen und wer weiß was er dann gemacht hätte. Ich kann mir jetzt auch vorstellen wie das auf dich gewirkt haben muss dass ich die Schweinehaut an hatte. Aber er hat uns dazu gezwungen und du hast mir nicht geglaubt als ich dir sagte, dass Derek und Nick mit zwei aztekischen Priestern die Seelen getauscht hatten. Du hast gar nicht zugehört als ich dir sagte dass ich Angst um Mum habe. Du hast mich gleich angegriffen und mich der Ketzerei und des Hochmuts beschuldigt, da habe ich dann einfach auch die Nerven verloren und als du Derek später sogar bei der Kongregation der Ketzerei bezichtig hast, da war ich dann erst richtig aufgebracht. Es tut mir leid Philip, dass ich so hart zu dir war aber ich hatte einfach zu große Angst." gestand sie.
Der Priester nickte verständnisvoll. "Es tut mir auch leid Kat, aber ich habe das alles nicht geglaubt, aber jetzt... ist mir klar dass ich im Unrecht war und verstehe was ihr durchgemacht habt. Ich habe auch eingesehen, dass ich selbstgefällig war. Ich habe vorher nochmal mit Derek geredet und er meinte er hätte mir verziehen und würde die Möglichkeit einer erneuten Freundschaft mit mir in Erwägung ziehen, auch wenn es Zeit braucht. Könntest du das eventuell auch?" Kat sah etwas hilflos zu ihrem Vater. "Ja, ich denke das könnte ich. Aber das geht nicht von heute auf morgen." antworte sie nachdem Derek ihr zugenickt hatte.
"Das erwarte ich auch gar nicht, weder von dir noch von Derek. Ich kann mir ja selbst nicht mehr in die Augen sehen, nach den Geschehnissen der letzten Monate. Und ich kann noch nicht mal meine Sünden beichten, wenn mir danach ist. Jeder Priester in San Francisco würde mich für verrückt erklären." Kat sah Philip an. "Aber bist du nicht der Hauskaplan des Boulevard Haussmann 13 und damit direkt Onkel Pierre - ich meine, seiner Exzellenz Erzbischof Pasquieu unterstellt? Er weiß was passiert ist, Philip. Aber wenn du das nicht willst... also ich denke, du könntest mit Derek reden, er ist zwar kein Priester aber auch Theologe und er würde sich bestimmt auch an das Beichtgeheimnis halten und er könnte dir im Namen Gottes (indirekt) die Beichte abnehmen, wenn es dir hilft." Der Priester lächelte und nickte. "Derek hat mir bereits angeboten mir zuzuhören, wenn ich jemand zum Reden brauche und das werde ich wohl auch in Anspruch nehmen müssen, denn sonst kann ich mit keinem Mensch darüber reden. "Entschuldigung nochmal an euch Beide für alles was ich euch an den Kopf geworfen habe, ich war verbohrt und engstirnig." Kat nickte und flüsterte beim Rausgehen. "Entschuldigung angenommen Philip." mit diesen Worten verließ das Mädchen die Bibliothek.
Erleichtert atmete Philip auf. "Das hat einen großen Stein von meiner Seele genommen, ich danke dir, Derek." Der Praeceptor lächelte, "Schon okay. Aber wieso meinst du, dass du bei Pierre nicht beichten kannst? Immerhin ist er dein direkter Vorgesetzter und wäre bestimmt ein verständnisvoller Beichtvater." Philip seufzte. "Leider ist er ein Freund von etwas das er "tätige Reue" nennt - und seine Vorstellung davon ist, dass ich unkeusch bin. Acactili hat in meinem Körper..." er zögerte kurz. "Er hat weibliche Gesellschaft gehabt und eine der Damen ist besonders anhänglich. Die Idee des Erzbischofes war es mich dazu zu verpflichten, Madame Charenne einmal in der Woche... zu Diensten zu sein." Derek seufzte. "Ich gebe ja zu, dass Pierre einen wirklich schrägen... ich würde es nicht Humor nennen, aber... etwas Besseres fällt mir nicht ein. Er hat mir in Paris davon erzählt, meinte aber auch, dass besagte Dame sehr nett sei und er sicher wäre, dass sie dir gut tut. Und ansonsten - wobei ich hoffentlich nicht wieder einen Ketzervorwurf hören werde, denk doch einfach daran, dass deine evangelischen Kollegen heiraten dürfen." "Das ist nicht so einfach, Derek." seufzte Philip. "Du bist stark, Philip. Und anders als bei mir... also ich denke Acactili wird nicht mehr zurückkommen wollen. Anders dagegen Yaotl. Weißt du wie oft ich gegen ihn kämpfe? Er versucht seit über einem Jahr mich wieder zu übernehmen. Zuerst hat er es täglich versucht, jetzt vielleicht noch einmal in der Woche. Und Kat und Julien zufolge ist Acactili doch recht sympathisch. Er ist..."
Derek fuhr sich durch die Haare. "Vor einem guten Jahr mussten Yolotli und Alex und Rachel eine Möglichkeit finden Nick und mich zu warnen kein Blut zu vergießen. Sie haben Kats Seele in den Körper von Yaotls und Yolotlis Schwester Icnoyotl geschickt um uns zu warnen. Seitdem ist sie in der Lage zu tauschen und..." Philip nickte. "Ja, ich weiß - oder besser: Ich war mir nicht 100% sicher, jetzt bin ich es. Mein So... Ich meine Acactilis Sohn Itzel hat manchmal von seiner Verlobten - eigentlich dieser Icnoyotl - gesprochen, aber manchmal habe ich ihn mit ihr reden gehört und dann hat er sie mit "Chalchihuhnenetzin" angesprochen." Derek nickte. "Ja, so hat Yaotl sie wohl genannt und... andere... Wegen dieser "anderen" hat sie den Namen wohl akzepiert." "Du machst dir Sorgen um Kat?" fragte Philip. Derek lachte bitter auf. "Natürlich. Kat ist weit über ihr Alter. Andere Mädchen in ihrem Alter schreiben SMS oder Chatten mit ihren Freundinnen über WhatsApp und ähnliches. Stattdessen hat Kat... "Freunde" die mir direkt Angst machen. Einem davon bin ich gestern wieder im Boulevard begegnet." "Na ja... zugegeben, Mathilde und Selvaggia..." Derek schüttelte den Kopf. "Die zwei - ehemaligen - Hexen sind in Ordnung. Ich rede von ihrem... Herrn. Der übrigens auch an "tätige Reue" glaubt."
"Ja, ich habe den Erzbischof darüber reden hören, dass selbst Nick und Alex recht lockeren Umgang mit den ehemaligen... Verbündeten haben. Aber er war von menschlicher Seite - sozusagen - an den Verhandlungen beteiligt um alles auch für die Angestellten verständlich zu machen, die Verwaltungsarbeit leisten und ähnliches. Es ist unglaublich wie effektiv leider mehr oder weniger gerade die Dämonen gearbeitet haben. Ich bin ja Hauskaplan - offiziell... und... ach Derek, sie haben die christlichen, muslimischen und auch jüdischen Mitarbeiter genauso ausgewählt wie die Atheisten und Satanisten, denn auch davon gibt es zwei oder drei... Und glaub mir - alle sind loyal gegenüber Nick und Alex! Die beiden sind inzwischen... auf seltsame Weise neutral..." Derek lachte fast bitter. "Weißt du, dass Belial Kat gebunden hat? An ein von ihm selbst geschriebenes Grimoire und somit an sich? Und nun wollen mich alle zu einem Ritual überreden um Yaotl zu bannen."
Philip legte eine Hand auf Dereks Schulter. "Wenn ich dir einen Rat geben darf: Versuch noch drei, vier Jahre durchzuhalten. Ich denke, die Zeit wird deiner Tochter reichen es zu einem guten Ritual und einem Bannspruch entwickelt zu haben, das beziehungsweise der... weißmagisch ist." Derek schüttelte den Kopf. "Ich habe viel gelesen, viel gesehen und viel ausprobiert - aber das niemals!" "Verstehe ich gut - und glaub mir, ich bewundere dich dafür, ehrlich. Ich glaube, ich würde mich für den einfacheren Weg entscheiden. Ich habe diesen Yaotl getroffen und er ist wirklich ein unangenehmer Zeitgenosse. Sein Bruder - also Nick - war im Krieg, erfolgreich übrigens. Das hat ihn etwas misstrauisch gemacht. Itzel half mir nach anfänglichen... Problemen zu vertuschen, dass Nick in Yolotli ist. Ein sehr sympathischer junger Mann, der mir ans Herz gewachsen ist. Ich gebe zu, dass ich... hier wirklich glücklich war. Kat war wie eine Art... Kind, das ich nie haben werde." Philip seufzte.
Derek lächelte. "An sich hatte ich nich den Eindruck, dass Acactili uninteressiert am erneuten Tausch sein könnte. Aber das ist deine Entscheidung. Und da Pierre so an "tätige Reue" glaubt... würde er dich verurteilen, wenn du eine nette kleine Pfarrei übernimmst und Madame Charenne dich - vielleicht mit einem kleinen Kind, deren Vater sie... "verlassen hat" - als Haushälterin begleitet?" Philip sah ihn entsetzt an. "Bist du verrückt? Das wäre ziemlich feige und unanständig! Das arme Kind würde nicht einmal meinen Namen tragen!" protestierte er. Derek zuckte mit den Schultern. "Es gibt Schlimmeres. Aber du hättest eine nette kleine Familie und vielleicht kann Pierre es ja irgendwie anders "hinbiegen". Ich habe ihn als recht... kreativ... kennen gelernt. Hattest du keinen Bruder, Philip? Wie hieß er doch?" "Du weißt, dass ich keinen Bruder habe!" Derek lachte leise. "Ach doch, du weißt doch... ähm... Theophil, genau, wurde eigenlich immer Phil genannt und wollte Priester werden bis er die schöne Juliette kennen lernte und leider ist er dann an die evangelische Fraktion verloren gegangen und leider bei den tragischen Ereignissen in Europa ums Leben gekommen... Und du hast Juliette Callaghan, geborene Charenne samt Nichte oder Neffe - zu dir genommen, beziehungsweise... Theophil kann ja auch an allem möglichen gestorben sein." erklärte Derek ein wenig belustigt. Philip rieb sich die Stirn und seufzte. "Der Erzbischof und du, ihr habt manchmal einen verschrobenen Humor und eine sehr seltsame Auffassung von Dingen wie Reue, Wahrheit und Glauben, ganz ehrlich, Derek!"
Der Praeceptor zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nur, dass Rachel und Kat mir sehr viel mehr geben als ich sagen kann. Ohne die zwei würde ich auch Yaotls Attacken nicht aushalten." gestand er, "Und," fügte er hinzu, "Überleg mal: Pierre hat seinen Patensohn Julien zu sich genommen als dessen Eltern ums Leben gekommen sind als Julien in Kats Alter war. Der wird also auch nicht einsam sein." als es klopfte. Zu seiner Überraschung betrat Nick die Bibliothek. Er sah besorgt aus. "Ah, Philip, du bist ja auch noch da, gut... Wir brauchen in Paris eure Hilfe." sagte er direkt. Derek runzelte die Stirn. "Wie das? Bisher hattet ihr doch Hilfe, die nur einmal mit dem Finger schnipsen braucht." "Wir können das in Europa sicher untersuchen, aber wir brauchen dich und deine Erfahrung hier in Amerika, Derek!"
"Na gut, dann erzähl doch mal was los ist..." "Seit etwa zwei Wochen haben wir eine Zunahme von "Wundern" zu verzeichnen und von "Heiligenerscheinungen" und stets scheint kurz darauf eine dubiose Geschäftemacherei zu beginnen und seltsamerweise kaufen die Gläubigen trotz Skepsis Amulette mit "Tränenflüssigkeit" die aus der Statue irgendeiner Heiligen gekommen sein soll, Blut aus "Stigmata-Wunden" Jesu und sonstiges. Stets sind die Amulette aber so verarbeitet, dass du an das Zeug nicht ran kommst ohne das Amulett völlig zu zerstören und dagegen wehrt sich jeder, der das gekauft hat genauso wie dagegen es wieder herzugeben." berichtete Nick. Er legte die dicke Mappe auf den Tisch, die er unter dem Arm gehabt hatte und ließ Philip und Derek Zeit sich die ganze Sache anzusehen. "Ich wusste nicht, dass das inzwischen so drastische Ausmaße angenommen hat." murmelte Philip entsetzt.
"Was heißt "so drastische Ausmaße"? Das hört sich an, als ob das schon eine ganze Zeit lang so geht." erkundigte Derek sich. "Eigentlich nicht. Es hat irgendwie schleichend angefangen. Den Recherchen zufolge ging es etwa im Februar los, in einer Kirche in Rio, dann kam eine katholische Kirche in Boston. In der Kirche in Rio haben an einer Jesusstatue die Wundmale geblutet, doch jedes Mal wenn jemand von uns sich diesen Phänomenen nähert versiegen sie auf seltsame Weise. Be... Niemand weiß warum das so ist. Wir können nur vermuten, dass es magische Wesen sind, die dahinter stecken, aber die sind, da sie keine Seele haben wie Menschen, nicht greifbar, weder für Himmel noch Hölle." Derek sah Nick verständnislos an. Der fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht. "Verdammt, Derek, ich bin kein Theologe wie du oder Philip. Vermutlich könnte selbst Kat das besser erklären als ich - ich habe das ja noch nicht mal wirklich begriffen wie das funktioniert, ich meine, wenn man so ein magisches Wesen erledigt. Es kann sich irgendwie eine erschaffen, aber das funktioniert nur in einer Weise die ich nicht kapiert habe und irgendwas war da mit Magie vorher verkaufen und so, aber das kann dir nur einer... aber also entweder kommst du nach Paris um dir das erklären zu lassen oder du hebst - das soll ich dir ausrichten - den unbewussten Bann auf."
Derek war jetzt völlig verwirrt. "Unbewussten Bann? Aufheben?" Es war Philip der antwortete: "Das hat alles mit dem freien Willen zu tun, Derek. Dies ist - obwohl es das Legat ist - dein Haus. Die Raynes haben hier seit Generationen gelebt und waren seit Generationen Praeceptor des Legats von San Francisco. Hier wurde viel von eurem Blut vergossen, hier sind eure Tränen zu Boden gefallen und somit ist der Wille des Hausherrn bindend." "Und das heißt: "Was oder wen du nicht sehen willst an... übernatürlichen oder magischen Wesen, das hat an sich nicht das Recht deine Schwelle zu übertreten. Dazu gehört auch, dass sie ohne deinen Willen zu missachten, nicht einfach hier auftauchen können." Dereks Augen leuchteten erfreut auf.
"Das heißt, dass keiner von den... ich meine, hier kann keiner auftauchen und wenn ich Kat hier behalte ist sie vor den Einflüsterungen sicher?" Nick seufzte. "Derek, Kat ist ein anderes Thema. Sie wird nach Paris gehen wenn sie erwachsen ist, hier werden deine und Rachels Kinder leben. Und Kat kannst du nicht vor etwas schützen was sie ohnehin besser schützt als du es vielleicht jemals könntest. Du magst Angst um sie haben, aber das nützt doch nichts!" "Solange ich die Macht habe zu bestimmen, dass keiner von denen in dieses Haus kommt, wird auch keiner einen Fuß hineinsetzen!" sagte Derek bestimmt. Doch dann wurde er misstrauisch. "Aber dein neuer Boss ist vor vier Monaten mit Kat hier gewesen." Nick seufzte. "Ich vermute mit neuem Boss meinst du Belial, wobei du dich da gewaltig irrst. Er ist nicht mein Boss! Außerdem Derek: "Mein neuer Boss", wie du dich auszudrücken pflegst, hat damals eine Menge riskiert. Er begleitete damals Kat, sozusagen als "Grimoire" oder als Lehrer. In gewisser Weise hat Kat ihm die Erlaubnis erteilt, dass er sie zu euch begleiten durfte! Das war eine Art Grauzone, denn sie wohnt hier, hat aber nicht direkt das Recht ihm eine dauerhafte Erlaubnis zu erteilen. Es wäre sehr viel einfacher wenn du sie gäbest, aber gut, vielleicht kommst du besser mit nach Paris..." Nick erhob sich. "Mathilde würde sich sicher freuen wenn Rachel und du zum heutigen Abendessen kommen würdet." "Rachel würde sich sicher freuen, wenn Alex und du mal bei uns zu Abend essen würdet." antwortete Derek.
Nick schüttelte den Kopf. "Du weißt doch genau, dass es nicht um das Abendessen geht. Bitte entschuldige, ich muss jetzt los. Alex wartet." An der Tür zur Bibliothek wandte er sich um. "Wir brauchen eure Hilfe hier in Amerika, Derek. Es wäre also wirklich schön, wenn ihr zwei heute Abend kommt, mit Kat und Julien vielleicht? Pierre wird auch da sein. Ich verstehe, wenn du nicht helfen willst und muss es akzeptieren, aber ich fände es sehr schade." Damit verließ er die Bibliothek und verschwand. Philip seufzte. "Du solltest das nicht leichtfertig wegwerfen, Derek. Auch wenn mir selbst nicht so wohl ist mit dem Gedanken an die eine Seite aber nunja..." Er stand ebenfalls auf. "Ich habe noch eine angeordnete Verabredung mit Mademoiselle Charenne." Er lächelte gezwungen als er sich von Derek verabschiedete.
Der Praeceptor nahm sich noch einmal die Akten vor, die Nick auf dem Tisch liegen lassen hatte. Es war alles wirklich mysteriös. Die "Wunder" waren immer dann beendet, wenn jemand aus dem Boulevard Haussmann 13 sie sich ansehen wollte. Derek rang mit sich. Der Fall interessierte ihn an sich. Zudem war die Bindung an die gekauften Kristalle in die das angebliche Blut oder die Tränen eingeschlossen war gleich nach einem Kauf sehr eng und kein Käufer gab die gekauften "Reliquien" wieder her, was eine Untersuchung der Flüssigkeiten unmöglich machte. Er seufzte. Der Fall unterschied sich von den bisherigen des Legates, zudem war offensichtlich, dass irgendwas nicht mit rechten Dingen zuging - und zwar "intelligent", wenn jedes Mal das angebliche Wunder beendet war sobald die Ermittler aus Paris anrücken. Derek musste wirklich mit sich ringen.
Rachel betrat die Bibliothek nach dem Nick und Philip wieder gegangen waren. Sie setzte sich neben ihren Mann und gab ihm einen zärtlichen Kuss. "Ich habe mich gewundert, warum du so lange nicht gekommen bist nach dem Nick und Philip wieder weg waren. Was ist denn los du siehst so nachdenklich aus?" Derek zeigte auf die Unterlagen die Nick da gelassen hatte. "Klingt interessant, aber warum kommt Nick damit zu dir?" "Offensichtlich sind die Stigmataanzeichen und so immer weg sobald jemand vom Boulevard Haussmann sich das anschauen will. " Vielleicht denken sie, dass es bei dir anders ist, weil du nicht dort wohnst." Derek seufzte. "Möglich, jedenfalls meinte Nick ich solle entweder den..." Derek musste lachen. "... den "unbewussten Bann" den ich über mein Haus gelegt habe beenden um sicherzustellen, dass gewisse Wesen mein Haus betreten können oder ich komme nach Paris um zu helfen." Jetzt lachte auch Rachel. "Du hast also unbewusst einen Bann auf das Haus gelegt, der bewirkt, dass... Lucifer das Haus nicht mehr betreten kann?"
Derek nickte grinsend. "Und jetzt meinte er wir sollen heute Abend alle zum Abendessen kommen, Pierre wäre auch da. Ich würde an sich ja gar nicht überlegen, wenn er - und ich rede nicht von Pierre - nicht wäre." "Das kann ich gut verstehen, mir ist er auch zuwider, zumal ich nicht ganz verstehe was er mit Kat gemacht hat. Andererseits würde ich Nick und Alex gerne wiedersehen. Und du bist schon verdammt neugierig, wenn du ehrlich bist. Außerdem - auch wenn Lucifer - oder Belial wie er sich dort immer nennt - mir zuwider ist, er kann sehr charmant sein..." Derek seufzte und rieb sich mit den Fingern über die Stirn. "Ich denke wir sollten gehen, du würdest Nick helfen und außerdem ist ja auch Pierre da. Und wenn selbst er mit Belial zusammenarbeitet, ist das vielleicht ja "legal" - rein theologisch gesehen. Du wärst ja nicht mit ihm alleine und mögen musst du ihn ja auch nicht. Und Julien und Kat würden Pierre auch sicher gern wieder sehen."
Derek seufzte: "Dann ist es wohl beschlossene Sache, dass wir heute Abend in Paris essen?" Rachel küsste ihn sanft auf die Wange. "Ich mache mich dann mal zurecht." Derek ballte wütend die Fäuste. Was fiel Belial und den anderen eigentlich ein ihn und Rachel so zu manipulieren? Was musste er noch ertragen? Yaotl, der ihn ständig bedrohte, sein Vater der ab und an aus der Hölle hervorkroch und versuchte ihn zu verführen der Dunkelheit nachzugeben. Mit innerer Genugtuung dachte er an den unbewussten Bann um sein Haus. "Mach das, Liebes." sagte er möglichst ruhig. "Ach, Schatz, denk einfach daran, dass wir hier unsere Ruhe haben." Rachel zwinkerte ihm zu. Kat betrat mit Julien an der Hand die Bibliothek. "Wir haben gehört, ihr geht vielleicht heute nach Paris? Dürfen wir mitkommen?" fragte Kat. Julien lächelte nachsichtig. Derek seufzte. "Ja, wir werden nach Paris gehen. Woher wisst ihr das denn?" "Wir sind Nick in der Halle begegnet. Dürfen wir schon mal vorgehen?" Rachel lächelte. "Na, bei dir kann ich nichts sagen, Julien, aber da ich weiß, dass du auf Kat aufpasst... ja, ihr dürft." "Merci, Rachel - ou maman..." Der junge Theologiestudent zwinkerte ihr zu. "Schelm, verschwindet schon!" antwortete Rachel. Mit einem vergnügten Lachen huschten die beiden aus der Bibliothek und stürmten durch das Portal. "Verdammt, Nick kennt mich einfach zu gut!" fluchte Derek leise. "Er weiß halt, dass du einer Herausforderung nur schwer widerstehen kannst." sagte Rachel lachend, bevor sie ihn allein ließ um sich hübsch zu machen.
Im Boulevard Haussmann nahm Belial Kat und Julien in Empfang. Verblüfft sahen sie, wie er sich am Portalsystem zu schaffen machte. "Was hast du jetzt getan?" fragte Kat verblüfft. "Dafür gesorgt, dass dein Vater etwas akzeptiert..." "Ich verstehe nicht... Onkel Belial, ich glaube kaum, dass das fair ist." Er lächelte. "Kat, manus manum lavat - das muss dein Vater lernen." "Manus-Wie?" "Manus manum lavat ist lateinisch und heißt eine Hand wäscht die andere." übersetzte Julien ihr. Er zog Kat beschützend an sich. "Und was genau heißt das jetzt?" wollte sie wissen. "Deine Eltern werden das Portalsystem nicht nutzen können - und ihr werdet vorerst hier in Paris bleiben. Mal sehen wie lange Derek Rayne den Bann aufrecht erhält. Sein Trotz geht mir auf die Nerven!" Kat sah Belial völlig verwirrt an. "Bann? Und merk dir eins: Wenn ich nach San Francisco zurück will, dann kehre ich zurück! Du kannst mich hier nicht festhalten! Freier Wille! Du hast ihn einmal ignoriert - ein weiteres Mal ist dadurch unmöglich!" "Kat: Durch diesen unbewussten Bann ist jedem von uns - nicht nur mir und meinen "gefallenen" Brüdern und den Dämonen der Zutritt zum Legat verwehrt, sondern auch Sariel und allen anderen "netten Engeln"! Es gibt einige Dinge die zu klären unerlässlich ist, aber die man vor Ort klären muss. Natürlich kannst du jederzeit mit einem Flugzeug zurück nach San Francisco fliegen." "Boah, du bist voll der miese Mistkerl! Ich will sofort zu meinen Eltern zurück!" Belial lächelte finster. "Ich glaube, dein Mund braucht mal wieder eine Seifentherapie, was?" fragte er und Kat spuckte im nächsten Moment Seifenschaum.
Wortlos reichte Belial der ihn wütend anfunkelnden Kat ein IPad und sah sie herausfordernd an. Julien nahm es ihr ab und sah auf die Seite von Air France. "Heute gehen keine Flüge mehr - und seltsamerweise scheinen die restliche Woche nur Verbindungen mit fünf bis zehn Mal Umsteigen zu verkehren..." stellte er fest und warf einen misstrauischen Blick auf Belial. Der zuckte mit den Schultern. "Wie das so ist..." meinte er. "Vielleicht wollt ihr euch ja doch häuslich hier einrichten? Schaut kurz bei Mathilde vorbei und holt euch einen Snack, wir treffen uns im Arbeitszimmer!" Er verschwand. Kat sah Julien geschockt an. "Ich werde bestimmt nicht einfach so hierbleiben!" "Er hat es in gewisser Weise sicher gestellt. Ich vermute, er wird in unserem Beisein mit Derek telefonieren und ihn erpressen..." Er nahm sie in den Arm. "Aber wir sollten vielleicht wirklich mal zu Mathilde sehen."
Die Köchin empfing sie sichtlich erfreut. Sie wollte sofort wissen, was Derek und Rachel wohl mögen würden und war sichtlich betroffen, als sie von Julien hörte, was Belial getan hatte. "Ich vermute also, dass Kats Eltern nicht kommen werden - zumindest nicht mehr heute."
"Rayne." meldete sich Derek als er den Anruf entgegen nahm. "Guten Tag Dr. Rayne. Ich möchte sie nur informieren dass ich den Bann nicht so einfach hinnehmen werde, zumal der Bann den sie unbewusst ausgesprochen haben nicht nur mich - sprich die dunkle Seite betrifft, aber um das und andere Dinge zu klären würde ich gerne mit ihnen persönlich sprechen. Ich habe jedenfalls das Portal so manipuliert dass sie und ihre Frau es nicht nutzen können um nach Paris zu gelangen. Und Kat kann auch nicht mehr zurück durch das Portal, es sei denn sie lösen den Bann!" "Bitte was? Das kann doch wohl nur ein schlechter Scherz sein! Wer spricht da überhaupt?" "Ach, Dr. Rayne, ich dachte, meine Stimme hätten Sie erkannt. Hier ist Belial - oder Lucifer, ganz wie Sie wollen." Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang spöttisch. Dereks Faust knallte wütend auf seinen Schreibtisch. "Wie können Sie es wagen? Sie können meine Tochter nicht so einfach behalten! Und außerdem haben SIE überhaupt keine Ahnung von mir und meinem Leben! Ich kämpfe ständig gegen das Böse. Ich leide immer noch unter dem Seelentausch, habe mit den ständigen Attacken von Yaotl zu kämpfen und... dann ist da noch mein Vater der hin und wieder aus der Hölle von Ihnen auf mich gehetzt wird um mich auf die andere Seite zu ziehen, der er zu Lebzeiten verfallen ist. Und jetzt erpressen sie mich mit meiner Tochter. Und da wundern sie sich dass ich ihnen gegenüber so misstrauisch bin?" schimpfte Derek wütend. Er ließ sich in seinen Stuhl fallen und kämpfte gegen die immer mehr ansteigende Wut in ihm an.
"Dr. Rayne? sind sie noch da?" ertönte die Stimme Lucifers am anderen Ende der Leitung. "Ja." kam die knappe, verletzte Antwort. "Ich mache ihnen ein Angebot. Sie heben den Bann auf, sodass wir reden können. Im Gegenzug könnte ich mich um die Angelegenheit mit ihrem Vater kümmern, Dr. Rayne. Und Kat kann jederzeit zu Ihnen zurück. Überlegen Sie mal welche Möglichkeit Sie haben? Wie reagiert ihre Frau darauf wenn sie ihreTochter nicht wiederbekommt? Wenn sie wollen dass sie von unserem Gespräch nichts mitbekommt, rate ich Ihnen, den Bann bis heute abend zu lösen."Derek schluckte. "Sie... lassen mir ja gar keine Wahl, wenn ich meine Tochter wieder haben will! Wissen Sie eigentlich wie fies das ist? Wissen Sie wie sich seelische Schmerzen anfühlen und wie man sich fühlt wenn es kein Ende nimmt und immer noch mehr dazu kommt? Vermutlich können Sie das gar nicht nachempfinden, denn sonst könnten Sie nicht so grausam sein." Dereks Stimme war nicht mehr als ein verzweifeltes Flüstern. "Ich kann und will das nicht mehr ertragen." dachte der Präzeptor. "Es ist ihre Entscheidung Dr. Rayne. Entweder auf die harte Tour oder aber sie heben den Bann auf und wir reden in Ruhe darüber. Wie sie wollen. Nur eines sollte Ihnen klar sein ich sitze am wesentlich längeren Hebel, oder denken Sie ernsthaft sie können es mit mir aufnehmen und gewinnen?" erklang Belials ruhige aber harte Stimme.
"Ist Pierre Pasquieu da? Dann würde ich gerne mit ihm reden, aber persönlich unter vier Augen. Anschließend können wir diese Angelegenheit dann hoffentlich klären. Ich möchte meine Tochter wiederhaben!" Belial bemerkte an Dereks Stimme wie verzweifelt dieser war und dass er sich zur Ruhe zwingen musste. "Sicher könnte ich Pierre in den Boulevard Haussmann 13 bitten." Derek seufze resigniert. "Und wie lange muss ich bitten, dass Sie mir diesen Wunsch gewähren?" Er atmete tief ein und fügte dann leise hinzu. "Und Sie mir meine Tochter nicht mehr vorenthalten?"
Derek war total verzweifelt. Seine Gedanken drehten sich nur um Kat , Rachel und die ungeborenen Babys, das einzige wofür es sich momentan noch lohnte den Angriffen Yaotls nicht nachzugeben oder einfach ein Ende zu machen. "Wenn sie nicht wären... ich würde aufgeben. Ich kann nicht mehr ertragen. Seelen zerstören kannst du gut... Lucifer." dachte Derek.
Ein spöttisches Lachen erklang am anderen Ende. „Sie machen es sich sehr einfach, Dr. Rayne.“ "Sie haben ja keine Ahnung!" „Oh doch! Sie weisen mir die Schuld dafür zu, dass Sie selbst Ihren Vater nicht loslassen können und er somit das Recht hat – von Ihnen selbst – immer wieder aufzutauchen. Für die Attacken durch den aztekischen Priester gibt es eine Lösung, aber sie wollen ja selbst den leidenden Helden spielen – für wen eigentlich? Ihre Tochter will Ihnen helfen, ich bin sicher, Ihre Frau würde ebenfalls helfen. Im Endergebnis stehen Sie sich also selbst im Weg – bei beidem!“ Derek griff nach dem Briefbeschwerer um seinen Ärger über die Arroganz seines Gesprächspartners unter Kontrolle zu bekommen. „Wenn Sie so anfangen, dann brauchen wir gar nicht mehr miteinander reden! Sie werden augenblicklich meine Tochter zurückschicken! Ich bin mir sicher, Kat will zurück zu uns! Und ihr freier Wille ist von Ihnen nicht brechbar!“ Belial lachte. „Natürlich will sie, aber das geht nicht über das Portalsystem und... wie soll ich es sagen: Seltsamerweise fliegen keine Airlines San Francisco direkt an. Sie müsste achtmal wenigstens umsteigen... und sie ist gerade erst 15 und wird kein Flugticket buchen können. Und Alex und Nick sind in ihrem Häuschen im Quartier Latin...“
Derek Rayne spürte, wie ihn eine nie gekannte Wut überkam. „Ich will mit meiner Tochter reden! Pronto!“ sagte er und verlieh seinem Tonfall eine ungewohnte Schärfe. Leise betrat in diesem Moment Rachel das Arbeitszimmer. „Wieso bist du so ungehalten, mein Liebling?“ fragte sie erstaunt. „Unsere Tochter wird in Paris als Geisel gehalten um mich zu zwingen den Bann aufzuheben! Und wir werden nicht das Portalsystem nach Paris nutzen können.“ Rachels Miene änderte sich innerhalb von Sekundenbruchteilen. „Wer wagt es Kat als Geisel zu nehmen?“ fragte sie und griff nach dem Telefonhörer. „Wer...?“ „Belial, Dr. Corrigan-Rayne. Sie sollten vielleicht ihren sturen Ehemann überreden den Bann zu lösen. Ach, und noch etwas: Ich bin mir sicher, er hat Ihnen nicht erzählt, dass in Kats Grimoire ein Bannspruch steht, der das Problem mit Yaotl lösen würde – endgültig! Wenn ich mit eingreife kann dabei auch nichts schief gehen, darauf haben Sie mein Wort!“ „Pah! Das Wort des Teufels? Was ist das schon wert? Und ich will sofort meine Tochter zurück haben! Ich schwöre Ihnen, wenn Kat nicht innerhalb der nächsten drei Stunden wieder hier ist, komme ich nach Paris und trete Ihnen so in ihr Gesäß, dass Sie einen Monat nicht mehr auf Ihren vier Buchstaben sitzen können! Und wenn ich dafür mit dem Paddelboot den Atlantik überqueren muss! Haben Sie mich verstanden?!“
Belial lachte am anderen Ende der Leitung. „Ihre Ausdrucksweise ist Kats sehr ähnlich – das finde ich ungemein erfrischend. Weder Sie noch Kat haben Respekt vor mir, aber das mit dem Ritual, oder besser Bannzauber...“ „Dieser Bann-Scheiß interessiert mich einen feuchten Kehricht! Wenn mein Mann, der die Konsequenzen von so einem Mist sicher bestens einschätzen kann, diesen Hokuspokus ablehnt, dann ist das sein Recht und ich werde ihn nicht beeinflussen. Und diesen komischen Fall können Sie sicher besser allein bearbeiten. Offenbar war das ja nur eine Falle um Kat nach Paris zu holen!“ fauchte Rachel in den Hörer. „Ganz im Gegen...“ „Kat ist innerhalb von drei Stunden wieder hier oder Sie lernen eine wahre Löwenmutter kennen – und das wollen Sie ganz bestimmt nicht!“ Wütend legte sie auf. Sie sah Derek an. „Habe ich wirklich behauptet er sei charmant?“ fragte sie. Derek nickte. Er war ein wenig belustigt. „Das nächste Mal versetz mir bitte einen Tritt wenn ich so einen Stuss von mir gebe!“ Derek musste sich das Grinsen verkneifen. Rachel war einmalig. Er sah beiläufig auf seine Fingernägel. „Ach, wo du zuvor meintest, er sei dir zuwider... das hebt das „charmant“ meiner Meinung nach auf.“ murmelnd.
In der Küche im Boulevard Haussmann tobte derweil Kat. „Wie kann dieser Fiesling es wagen?! Was bin ich für ihn? Ein dummer Dodo?“ Julien versuchte sie zu beruhigen. „Es bringt nicht viel sich groß aufzuregen, Kat. Wir müssen nur eine andere Lösung finden.“ Selvaggia räusperte sich. „Die Flugverbindungen sind nur von Paris aus kompliziert... Wenn ihr einen anderen Flughafen nehmen würdet wäre es vielleicht leichter.“ „Ja – aber wie kommen wir zu einem anderen Flughafen?“ „Mit der Bahn?“ fragte Kat. „Wäre eine Möglichkeit, aber da kann er dich ja aufspüren und zurückholen.“ antwortete Julien nachdenklich. Selvaggia nickte bedeutungsschwer. „Ja, weil er in ihre Hand schreiben kann – mit Blut... und wenn dann eine Träne...“ Kat sah sie an. „Natürlich – drei „Ortungspunkte“ – sozusagen: Blut, Schweiß, Tränen...“ murmelte sie. Verständnislos sah Julien sie beide an.
„Was heißt das jetzt?“ „Du brauchst in einem Koordinatensystem drei Koordinaten um einen Punkt im dreidimensionalen Raum zu definieren. X, Y und Z-Achse und für einen schwarzmagischen Ortungszauber brauchst du halt Blut, Schweiß und Tränen. Sozusagen die Punkte auf X,Y und Z. Da sein Blut – sozusagen – mit meinem durch das Grimoire – was ich total gruselig finde, inzwischen – verbunden ist hatte er Blut. Das hat sich mit meinem Schweiß gemischt, denn an dem Januar-Tag war es in dem Zugabteil ungewöhnlich warm als ich - kurz nachdem er meinen „freien Willen“ ziemlich brutal übergangen hat - im Zug saß um ihm zu entkommen und dann weiß ich noch, ist eine Träne in meine Handfläche gefallen... Und im nächsten Moment saß er mir gegenüber.“ erklärte Kat.
„Bahnfahrten dauern elend lange!“ murmelte Mathilde. „Ein guter Besen...“ „Der fliegt allerdings nicht ohne Flugsalbe, Mathilde!“ erinnerte Selvaggia sie, „Und du willst sicher nicht zurück, nur weil du dich nicht an die Regeln gehalten hast!“ Mathide lächelte verschwörerisch. „Wir müssen doch keine kochen. Das hat Lucille Damiens damals gemacht – dafür ist sie in die Hölle zurückgekehrt. Abgesehen davon hatte ich kurz zuvor den Auftrag gekriegt es Kat zu zeigen.“ Sie ging zu einem Schrank in der Küche und zog das Glas hervor in dem eine rosa-graue Paste war. „Und Kat darf zaubern... wir sind sogar angewiesen worden ihr sämtliche Zauber zu erklären die sie wissen will – wenn wir ihrer mächtig sind. Und Flugsalbe kochen und sie anwenden können wir beide.“ Selvaggia seufzte. „Wo du recht hast... dann suche ich wohl besser mal einen schönen Reisigbesen. Irgendwo in diesem Irrgarten von Hausungetüm wird es ja vielleicht einen geben...“
Im Arbeitszimmer im Boulevard Haussmann starrte Belial verblüfft sein IPhone an. Hatte diese unverschämte Sterbliche es wirklich gerade gewagt aufzulegen? Hatte sie ihm wirklich gedroht? Er musste widerwillig grinsen. „Jetzt weiß ich von wem Katherine ihre Stärke hat...“ murmelte er belustigt. „Aber du wirst mich kennen lernen, Dr. Corrigan-Rayne!“
Er sah auf die Uhr und merkte verärgert, dass Kat und Julien immer noch nicht gekommen waren. Die beiden hatten genug Zeit mit Mathilde in der Küche vertrödelt und er beschloss die zwei zu holen. Als er an der Küchentür ankam, überraschte er Selvaggia, die ihm mit einem Reisigbesen in der Hand in die Arme lief. „Was wird das?“ fragte er finster. Die Hexe zuckte zusammen. „Herr, wir... ich...“ stotterte sie eingeschüchtert von seiner Miene. „Lass mich raten: Mathilde hat die Flugsalbe hervorgeholt und Kat und Julien sollen mit dem Besen fliegen, in irgendeine andere Stadt um von dort aus einen schnelleren Flug nach San Francisco zu bekommen?“ Selvaggia nickte schüchtern. „Das verbiete ich!“ zischte er ihr zu. „Bring den Reisigbesen weg!“ Die Hexe knickste und huschte davon.
Betont beiläufig schlenderte Belial in die Küche. Fast schon belustigt merkte er, wie Mathilde das Glas mit Flugsalbe in der Schublade des Tisches verschwinden ließ. „Ich habe euch beide im Arbeitszimmer erwartet.“ sagte er zu Kat und Julien. Kat verschränkte ungerührt ihre Arme über ihrer Brust. „Mathilde, Julien und ich haben darüber diskutiert worauf wir Hunger haben – und leider hatte die wunderbarste Köchin von allen kein Schokoladensoufflee mit Himbeersauce da...“ „Wobei mir sowieso eher nach einer Tarte Tatin mit Vanillesauce war...“ fügte Julien hinzu, trat schützend hinter Kat und legte seine Arme um sie. „Ah... und ich wollte gerade fragen ob ich euch ein ungetauftes Kind besorgen soll, damit Mathilde und Selvaggia Kat endlich zeigen können wie man Flugsalbe kocht...“ „Ich werde niemals...!“ „Sage nie niemals Kat!“ unterbrach Belial Kat. „Ich habe Selvaggia mit dem Besen weggeschickt und ihr glaubt doch wohl alle nicht dass ich so blind bin und übersehen hätte, dass du, Mathilde, das Glas mit der Flugsalbe von Lucille in der Schublade hast verschwinden lassen! Von wegen Schokoladensoufflee und Tarte Tatin! Abgesehen davon merke ich wenn ihr lügt!“
Er wandte sich an Julien: „Du wirst bitte in den Amtssitz deines Onkels verschwinden, aber plötzlich! Um Kat und ihre Eltern zur Räson zu bringen, vor allem ihren störrischen Stiefvater – brauche ich dich nicht!“ Der junge Theologiestudent schüttelte den Kopf. „Quid pro quo!“ sagte er nur. Kat verdrehte die Augen. „Verdammtes Latein!“ hörte er seine Freundin murmeln. „Dies für das.“ flüsterte er ihr ins Ohr. Belial ließ sich auf einen der Küchenstühle fallen und sagte: „Gut, lass hören: Was bietest du mir, damit du bleibst?“ fragte er mit belustigtem Interesse. „Was wollen Sie haben?“ fragte Julien vorsichtig. „Wie wäre es mit deiner Seele?“ „Nein!“ rief Kat. „Was kriege ich dafür? Dass Kat immer und überall ihren Willen Ihnen gegenüber durchsetzen kann?“ Belial lachte laut auf. „Ach Julien, wir kennen uns jetzt fast fünf Monate, nicht wahr?“ Julien nickte. „Und du siezt mich plötzlich wieder?“ „So wie Sie Kat und mich behandeln, finde ich das durchaus angemessen!“ „Quid pro quo, Julien: Du hörst auf mich zu siezen und ich werde Dr. Corrigan-Rayne von Samyaza abholen lassen. Eine Trennung von ihrem Mann und eine „Seifentherapie“ wie Kat sie vorhin bekommen hat bringen vielleicht ein wenig Frieden.“ „Mum tritt dir so in deinen Hintern, dass du im tiefsten Mondkrater landest!“ schnaubte Kat.
Ein finsterer Blick Belials traf sie. „Langsam wirst du unverschämt, Käthchen!“ sagte er leise. „Das ist mir ziemlich egal! Du behandelst mich gefälligst nicht wie einen Fußabtreter!“ Julien nahm sie hastig in den Arm und schob sie hinter sich. „Ich bin mir sicher, sie hat es nicht so gemeint.“ „Oh, doch... das hat sie genau so gemeint. Mutiges Käthchen, törichtes Käthchen... Schweigen wirst du für dreizehn Minuten!“ Er fixierte dabei Kat, die wütend Julien zur Seite schob und auf ihn einbrüllte – aber es war kein Ton zu hören. Belial lächelte finster, murmelte: „Welch’ himmlische Ruhe!“ Er griff zu seinem IPhone.
Im Legat in San Francisco seufzte Derek Rayne tief. „Rachel, Liebes, ich glaube, du hast Lucifer nur verärgert und...“ „Das ist mir verdammt egal Ich buche jetzt einen Flug nach Paris. Willst du mitkommen oder es bleiben lassen?“ „Ich begleite dich selbstverständlich! Wie wäre es, wenn ich die Flüge buche und du zwei kleine Koffer packst, mein Liebling?“ Das Telefon klingelte. Derek hob überrascht ab, als er die Mobilnummer von Belial erkannte. „Was wollen Sie noch?“ knurrte er. „Würden Sie mir bitte Ihre werte Frau Gemahlin ans Telefon holen?“ „Die ist beschäftigt!“ antwortete er dem Höllenfürsten. „Wenn sie fertig ist, möge sie mich bitte anrufen, vor die Tür kommen und dann holt Samyaza sie ab.“ Wütend rief Rachel: „Das können Sie aber mal ganz fix vergessen! Ich komme nicht ohne meinen Mann! Und wenn er den Bann nicht aufheben will, ob bewusst oder unbewusst über das Haus gelegt, dann ist das seine Entscheidung!“ „Und genauso ist es meine Entscheidung das Portalsystem zu deaktivieren und Kat in Paris zu behalten! Und Ihre Entscheidung nach Paris zu kommen – schnell und bequem – oder genauso stur zu sein wie ihr Ehemann!“ fuhr Belial sie durch das Telefon an.
Derek seufzte, nahm seiner Frau den Hörer aus der Hand und fragte: „Wieso ist Ihnen das eigentlich so unglaublich wichtig? Wenn wir uns unbedingt treffen müssen, geht das doch auch im Boulevard Haussmann!“ Belial seufzte. „Eben nicht – zumindest nicht immer.“ murmelte er, und fügte dann mit einer Spur von Belustigung hinzu: „Ein Vorschlag zur Güte und weil ich die verbalen Schlagabtäusche mit Ihrer Frau unendlich genieße und in Natura sicher noch amüsanter finden werde: Ich aktivere das Portalsystem wieder. Sie kommen beide nach Paris und ich werde darum bitten, dass einer der Erzengel ebenfalls kommt um mit mir gemeinsam die Notwendigkeit der Bannlösung Ihrerseits zu erklären.“ Rachel lachte finster. „Von wegen „Schlagabtäusche genießen“! Kat können Sie nicht so herumschubsen wie sie gedacht haben.“ Belial lachte. „Ein – zumindest halber - Punkt für Sie, Dr. Corrigan-Rayne. Aber werden wir uns auf diese Weise vielleicht einig?“ „Halber Punkt, wie? Ich vermute, wenigstens drei oder sogar vier volle Punkte, Sie Mistkerl!“ „In fünfzehn Minuten ist das Portalsystem wieder online.“ Er legte auf und sah belustigt auf die Uhr. „Zehn... Neun... Acht...“ Als er bei Null angekommen war, war Kat sichtlich wütend.
Sie holte aus, gab Belial einen Fausthieb in den Magen, den er mit einem belustigten Lächeln zu Julien und mit einem „Aua!“ samt gespieltem Zusammenkrümmen zur Kenntnis nahm. Kat war richtig in Rage und zu Juliens verblüfftem Entsetzen trat sie dem Dämon mit einem Kampfschrei auf den Zeh bevor sie mit der Faust in Richtung Nase ausholte. Belial fing die Faust ab und konnte sich gerade noch aus der Zielrichtung ihres Knies drehen. Lachend umarmte er Kat. „Die „Miss Undercover“-Filme sind für dich in Zukunft gestrichen, Käthchen. „SONG“ klappt bei mir nicht.“ Verständnislos blickte Julien die beiden an. „Merde!“ fluchte Kat. „Seifenbad fürs freche Mündchen, Käthchen?“ neckte Belial sie, dann sah er zu Julien: „S-O-N-G ist kurz für Solar Plexus, Onkel – eine andere Bezeichnung für den großen Zeh, N steht für Nase und G für Glocken – womit da die männlichen Fortpflanzungsorgane gemeint sind. Das ganze kommt in einem Film - eben jenem „Miss Undercover“ vor.“ Julien nickte verstehend. „So und nun werde ich mich darum kümmern, dass Michael jemand von seinen Leuten schickt bevor ich das Portalsystem wieder aktiviere.“ Er wandte sich an Mathilde: „Koch was Schönes, Käthchens Eltern kommen.“ Dann war er verschwunden.
Mathilde klatschte in die Hände. „Oh, Kat, was mögen deine Eltern?“ fragte sie aufgeregt. „Ach, die sind genügsam. Wobei Mum eine Schwäche für Schokolade hat – wie ich.“ Sie grinste die Köchin liebevoll an. „Ah, oui – Schokoladensoufflee...“ Sie zwinkerte dem Teenager zu. „Zieht euch zum Abendessen doch um, mes chéres.“ „Wir werden mit Rachel und Derek nach San Francisco zurückkehren, Tilly.“ Die Köchin sah sich überrascht um „Tilly? Das gefällt mir.“ meinte sie lächelnd und machte sich daran ein leckeres Abendessen zu kochen.
Fünfzehn Minuten später nahm Belial eine sichtlich wütende Rachel und einen nicht minder verärgerten Derek in Empfang. „Ich hätte gute Lust ihnen eine zu scheuern, dass Sie Ihre Brüder im Himmel singen hören!“ fauchte Rachel ihn an. „Wenn Sie die Antwort darauf vertragen, dann tun Sie sich keinen Zwang an, Dr. Corrigan-Rayne...“ entgegnete er belustigt. „Mistfliege!“ zischte Rachel. „Wenn wir mit den Komplimenten durch sind – Michael hat Raphael geschickt. Der wartet bereits im Salon auf uns.“
Derek blieb äußerlich ruhig, zog Rachel beruhigend an sich und folgte Belial. Am Fenster des Salons stand ein recht jung aussehender Mann, der überraschend weltlich gekleidet war. Er trug eine Jeans, ein Sweatshirt und Turnschuhe. Lächelnd drehte er sich um als sie eintraten. „Rachel, Derek im Namen unseres Himmlischen Vaters herzlich willkommen in der Himmlisch-Höllischen Dependence.“ begrüßte er die zwei Menschen und reichte ihnen die Hände. Rachel nahm die Hand zögernd und merkte sofort wie ihr Ärger ein wenig verflog und aufrichtige Freude und Wärme in sie strömte. "Ich verstehe deine Scheu, Rachel, aber mich schickt mein Bruder Michael, da ich etwas weniger einschüchternd bin als er und dies tat er auf Geheiß unseres Vaters. Ich bin keine Statue und ich werde nicht nach den Hinterlassenschaften von Sterblichen geschickt deren Lebenswandel fragwürdig ist. Du bist wesentlich gesegneter - zuerst mit Katherine und nun mit... deinen Zwillingen." sagte der Engel beruhigend. Es klang sehr ehrlich, sehr sanft und Vertrauen erweckend. Derek reichte dem Erzengel ebenfalls eher scheu die Hand. Augenblicklich merkte er, wie seine Zweifel schwanden und Mut und Selbstbewusstsein in ihn floss. "Bitte setzt euch doch." sagte Raphael sanft.
Derek und Rachel gehorchten dem fast liebevollen Zwang in der Stimme. „Ihr fragt euch, wieso es so wichtig für uns ist, dass ihr den Bann aufhebt, oder besser du, Derek.“ Der Praeceptor nickte finster zu Belial schielend. „Zuerst einmal liegen in den Reliktekellern des Legates von San Francisco diverse... Dinge, die wir lieber hier in Paris hätten – geschützt von und vor beiden Seiten. Dazu gehört auch der Techcatl, an den du, Derek, sicher sehr unschöne Erinnerungen hast.“ Der Praeceptor nickte. „Außerdem, Derek, bin ich gebeten worden als Katherines Lehrer zu fungieren. Ich bin ein Engel der Heilung und kein Todesengel. Ich schenke Hoffnung und soll und werde dem Einfluss des Grimoires entgegen wirken.“ Belial schnaubte leise. „Das versuch nur! Kat ist...“ „Eine Tochter unseres Vaters! Erwählt um mit ihrem späteren Ehemann versöhnend zu wirken und das Gleichgewicht zu wahren!“ unterbrach Raphael ihn, dann wandte er sich wieder Derek und Rachel zu. „Zum Dritten: Wenn wir irgendwo auf der Erde ankommen, egal ob Belial oder unsere gefallenen Brüder oder einer seiner Dämonen oder auch wir aus dem Himmel, dann erzeugt das Schwingungen, die von magischen Wesen wahrgenommen werden. Das Portalsystem ist eine durch Magie erzeugte... nennen wir es Grauzone. Sie nehmen wahr, dass ein Portal existiert, aber nicht wann und vor allem nicht von wem es genutzt wird. Da wir nur in sozusagen „verbundene Orte“ Portale legen, gibt es in Amerika momentan nur das eine Portal von hier aus: Eben jenes in dein Haus, ins Legat auf Angel Island, Derek.“
Rachel räusperte sich. „Wir haben ja mit Sicherheit nichts gegen Sie, aber... der da...“ Sie zeigte auf Belial „Kommt mir nicht ins Haus!“ Raphael lächelte sanft. „Ich werde der Lehrer deiner Tochter sein, Rachel und ich glaube, wir fühlen uns beide besser, wenn wir einander duzen. Aber davon ganz abgesehen: Für manche Untersuchungen werdet ihr vielleicht auch die höllische Seite brauchen. Der Boulevard Haussmann 13 ist ein Ort des Gleichgewichtes und dieses Gleichgewicht tragen wir von hier aus auch nach Außen. Aber so könnte Michael beispielsweise als Schutz einen Wächterengel schicken und Lucifer würde vielleicht Armaros mitschicken – den habt ihr doch kennen gelernt.“
„Er hat meine Tochter misshandelt! Belial wird nicht das Haus betreten! Er hat versucht Derek zu erpressen und versuchte mich zu benutzen um ihn zu irgendwelchen schwarzmagischen Zaubereien zu überreden!“ widersprach Rachel. Raphael lächelte. „Ja, er ist nicht gerade feinfühlig, sondern neigt dazu brutal zu werden, wenn etwas nicht so läuft wie er es gewohnt ist oder wie er es wünscht. Aber Katherine an das Grimoire zu binden ist nur auf den ersten Blick schlecht. Er hat Gewalt angewandt, er hat ihren freien Willen ignoriert und ihr dadurch die Macht gegeben ihm zu widerstehen. Katherine wird nie seiner Verführung zur Finsternis erliegen, weil das an sich nicht in Lucifers Natur liegt. Das ist vielleicht schwer zu verstehen, aber an sich logisch, da das Böse aus dem Guten entsteht aber das Gute aus sich selbst.“ Stirnrunzelnd sah Rachel ihren Mann an. Hatte er verstanden was der Erzengel gesagt hatte?
Derek seufzte. "Also was den Techcatl angeht, den können Sie wegen mir gerne haben, genau wie den anderen aztekischen Ritualkram falls ich da noch welchen in meinem Keller habe. Da bin ich momentan nicht auf dem Laufenden. Ich habe die Tatsache dass der Techcatl da unten steht bisher erfolgreich verdrängt. Was ich aber nicht ganz verstehe, warum ich ausgerechnet Lucifer Zutritt durch dieses Portal, also sprich in mein Haus gewähren soll. Wenn bei einem Fall wie offensichtlich dem mit den blutenden Jesusfiguren oder weinenden Heiligenstatuen, der Boulevard Haussmann meine Hilfe benötigt, warum geht das nicht von hier aus? Und ist es so schwer zu verstehen, dass ich beziehungsweise wir ihn nicht in unserem Haus haben möchten? Ich habe mein ganzes Leben gegen das Böse gekämpft und jetzt soll ich mit ihm zusammenarbeiten? Das klingt erstens irgendwie absurd und zweitens: Wer garantiert mir, für die Sicherheit meiner Familie wenn ich ihn in meinem Haus habe?" Rachel sah ihren Mann verständnislos an. "Du denkst doch nicht ernsthaft daran den Bann wieder aufzuheben?" "Ich bin auch nicht begeistert Belial ins Haus zu lassen, aber ich möchte zumindest erst mal ein gutes Argument hören, warum es für ihn so wichtig ist. Ich wusste ja noch nicht mal was von dem Bann bis heute als Nick das erwähnte, geschweige denn dass ich ihn auf mein Haus gelegt habe."
"Es ist wichtig für mich weil ich Kats Lehrer für - gut, schwarze - Magie bin." erklärte Belial seufzend. "Sie könnte theoretisch auch immer hierher kommen, aber das wäre ziemlich kontraproduktiv, weil ich sie dann erst anrufen müsste, sie müsste herkommen und das Grimoire mitbringen. Verdammt, Dr. Rayne! Gerade von Ihnen hätte ich erwartet, dass Sie nicht in so kleinlichen Dimensionen von Gut und Böse, Schwarz und weiß denken!" "Das ist mir völlig egal ob Sie das verstehen oder nicht! Das was Kat bereits mit schwarzer Magie zu tun hat ist genug! Und ich will nicht, dass Sie sich ohne mein Wissen in meinem Haus rumtreiben und vielleicht noch im Reliktekeller das eine oder andere mitgehen lassen!" Empört fuhr Belial Derek an: "Sie halten mich für einen miesen kleinen Dieb?" "Ich halte Sie noch für was ganz anderes und versuche nur meine Familie zu schützen!"
Raphael bat um Schweigen. "Derek, bitte: Für das Legat in San Francisco könnte in Bezug auf die Relikte eine gleiche Regelung getroffen werden wie für die Reliktekammern hier im Boulevard Haussmann: Relikte dürfen nur im gegenseitigen Einverständnis beider Seiten entnommen, entfernt, beseitigt oder genutzt werden. Ich verstehe allerdings durchaus, dass du - angesichts dessen was Katherine alles mit ihm durchgemacht hat und wegen der Drohung sie hier festzuhalten - nicht geneigt bist ihn frei herumspazieren zu lassen." "Das geht nur Kat und mich...!" "Oh nein! Die Bindung an das Grimoire vielleicht noch! Aber dieser Versuch Katherine hier festzuhalten um Derek zu zwingen den Bann zu lösen hat nicht nur sie betroffen, sondern auch ihre Eltern verletzt. Abgesehen davon, dass du auch erneut unerlaubt Katherines freien Willen verletzt hast, hast du versucht den freien Willen ihres Vaters auszuhebeln und ihn bedroht?!" Verlegen gab Belial das zu. "Gut, eine Idee wäre den Zugang zum Haus nur zu bekommen, wenn du selbst anwesend bist, Derek oder die Erlaubnis erteilt hast, weil du beispielsweise gerade hier eine Vorlesung hältst." Misstrauisch sah Derek Belial an. "Wird der da sich dran halten?" Der Höllenfürst schnaubte indigniert: "Ich muss mich daran halten! Freier Wille, Dr. Rayne! Ihr Haus, Ihre Regeln!"
Mit einem befriedigten Lächeln wandte Derek sich an Raphael: "Gut, ich bin einverstanden: Sie und Ihre... Seite bekommt ungehindert Zutritt, zumal mir dann auch wohler ist in Bezug auf Kat. Die andere Seite kann nur kommen wenn ich anwesend bin oder meine Erlaubnis eingeholt wurde." "So funktioniert das nicht. Gleiche Bedingungen für beide Seiten, Derek." sagte Raphael sanft. "Aber wir sind zu einer Einigung gekommen." Der Praeceptor nickte. Raphael reichte ihm die Hand.
Derek nahm Raphaels Hand entgegen und blickte seine Frau an, die misstrauisch zu Belial sah.
"Jetzt müssen wir diesen fiesen Mistkerl in unserem Haus ertragen." fauchte Rachel ihren Mann an. Er nahm ihre Hand und zog sie sanft aus dem Raum. "Ich bin auch nicht gerade begeistert davon, aber immerhin muss er vorher um Erlaubnis fragen. Und Tatsache ist nun mal dass Kat an dieses verdammte... Buch gebunden ist, wenn sie es doch benutzen sollte und es nicht beherrscht, ich möchte mir nicht vorstellen was dann passiert. Und außerdem habe ich sie lieber bei mir und weiß, dass sie nicht hier ist, auch wenn es heißt dass wir den ertragen müssen. Wir müssen ihn ja nicht mögen." Rachel nickte. "Stimmt, das ist mir auch lieber, aber ich traue ihm nicht, nicht nach dem was er heute gemacht hat." "Ja, mir ist seine Anwesenheit auch zuwider, aber wie ich das sehe hatten wir keine Wahl, ich traue ihm leider so einiges zu. Mich würde nur interessieren, warum Pierre das alles so einfach hin nimmt." Derek stöhnte leise auf und rieb sich mit den Fingern über die Stirn. "Alles in Ordnung Derek?" Er nickte. "Lass mir eine Minute." Dann fügte er immer noch flüsternd hinzu. "Er macht mir Angst in jeder Hinsicht aber mehr Angst macht mir... dass Kat hier mit ihm allein sein könnte. Ich vertraue Kat, dass sie die schwarze Magie nicht leichtfertig anwendet. " Er nahm sie zärtlich in den Arm und gab ihr einen ebenso zärtlichen Kuss auf den Mund. Hand in Hand traten sie wieder in den Salon. "Da ich Ihnen ein Stück entgegen gekommen bin, erwarte ich aber dass Sie sich auch daran halten und so eine Aktion wie heute in Zukunft unterlassen! " wandte sich Derek an Belial. Mit einem spöttische Lächeln nickte der.
"Wir gehen jetzt wieder und nehmen Kat mit!" fügte Rachel hinzu. Raphael nickte und mit einer Handbewegung von ihm stand Kat im Salon. "Mum, Dad! Ihr seid schon da!" freute sie sich. "Kat komm bitte wir gehen!" sagte Rachel mit einem finsteren Blick auf Belial "Und das Essen? Mathilda hat so lecker gekocht." sagte Kat enttäuscht "Mir ist der Appetit vergangen. Ich koche dir zu Hause etwas wenn du noch Hunger hast."
Kat merkte dass sie ihrer Mutter jetzt besser nicht widersprechen sollte. Und außerdem wollte sie nach dem was Belial sich heute geleistet hatte, nicht ohne ihre Eltern bleiben. "Rachel, bitte! Die Bedingungen für eine Begegnung im Legat in San Francisco sind verhandelt und zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht worden, doch es ist auch wichtig, dass ihr erfahrt wieso wir eure Hilfe brauchen - vielleicht sogar eure Hilfe um einen Teil der Welt zu ändern, den wir bisher nicht beachtet haben sondern einfach nur hingenommen. Und da ihr essen müsst um bei Kräften zu bleiben, Tochter des Himmlischen Herrn, solltest du Mathilde nicht enttäuschen. Sie hat sich wahrlich Mühe gegeben und ein Mahl gekocht, dass ausdrückt wie sehr sie sich über euer Kommen jedes Mal freut." sagte Raphael sanft. "Oh, Mum, bitte, es gibt Schokoladensoufflee!" bettelte Kat. Rachel merkte, wie sich ihre schlechte Laune legte, ihre Wut abebbte und sie fast widerwillig nickte. "Oh super!" Kat umarmte ihre Mutter.
Crostini mit Ziegenfrischkäse, Zwiebeln und Feigenmarmelade waren der Auftakt zu einer wahren Genuss-Orgie, die mit Champagner-Senf-Suppe, kleinen spinatgefüllten, warmen Blätterteigtäschchen, Hummer Thermidor, einem wunderbaren Cassis-Sorbet, Rinderfilet mit Olivenkruste zu dem buntes Gemüse und Kartoffeltaler gereicht wurden zu dem wunderbar lockeren Schokoladensoufflee. Selvaggia stellte anschließend einen Obstkorb auf den Tisch und setzte vor jeden ein kleines Tellerchen mit einem Obstmesser.
Während es Essens hatten Derek und Rachel, ebenso wie Kat und Julien zugehört und diskutiert.
"Wir haben bisher nie die magische Welt betrachtet, soweit sie nicht mit Menschen zu tun hatte. Eine menschliche Frau kann zur Hexe werden. Eine Hexe der dunklen Seite verkauft für Macht normalerweise ihre Seele an Lucifer, eine "weiße Hexe" hat Kräfte bekommen, weil unser Himmlischer Vater wusste, dass sie Gutes damit bewirken wird." begann Raphael mit einer Erklärung. "Aber an sich gibt es ja doch nur Hexen..." murmelte Kat. "Eben nicht. Die Märchen, die Kreaturen aus diesen Märchen sind real - nur in einer verschobenen Dimension, sozusagen. Und anders als ihr Menschen haben sie keine Seele." sagte Belial. "Also Sie wollen mir erklären, dass Riesen, Zwerge, Feen, Elfen und all das real sind?" fragte Derek ungläubig. "Ja, und sie alle haben sehr lange bis unendliche Lebenspannen, Dr. Rayne und wenn sie sterben haben sie das Recht sich sozusagen eine Seele zu erwerben, weil ihre guten oder schlechten Taten zu Lebzeiten halt nicht zur Kenntnis genommen wurden." "Wie die "Töchter der Luft" in Hans Christian Andersens Märchen "Die kleine Meerjungfrau"? Die einen Tag für ein Lachen bis zu ihrer eigenen Seele hinzugerechnet und für jede Träne einen abgezogen bekommen?" fragte Kat stirnrunzelnd. "Ja, in der Theorie genau so, Käthchen! Sehr gut!" lobte Belial sie mit einem Lächeln. Kat errötete.
"Auf jeden Fall scheinen die - nun ja in Ermangelung von etwas besserem nenne ich sie mal Fabelwesen, sich zusammengeschlossen zu haben, zumindest einige, und nutzen nun ihre Fähigkeiten." "erklärte Raphael. "Fähigkeiten?" fragte Rachel erstaunt. "Ja, überleg mal, Mum: Die Zwerge schürfen nicht nur wertvolle Metalle und Steine, sie bauen in "Schneewittchen" auch einen gläsernen Sarg - oder einen aus Bergkristall, je nachdem. Kobolde gelten als sehr geschäftstüchtig und sammeln Gold. Riesen sind groß, dumm und fressen Menschen, Elfen sind für die Natur zuständig, manchmal sehr flatterhaft und unkonzentriert, wenn du so willst - und wenn du nicht gerade die Tuatha Danaan - oder so ähnlich - nimmst." "Du meinst die Túatha Dé Danann und ja, Kat, ich glaube, so verstehen deine Eltern das besser als wenn Raphael das in seiner hochgestochenen Sprache erklärt." Rachel schälte sich nachdenklich einen Pfirsich - sich wundernd, dass es im Mai bereits so frische Pfirsiche gab.
"Also sollen wir glauben, dass Zwerge an den Statuen rummanipulieren und die Flüssigkeiten abfüllen in unbrechbare... was auch immer, die Kobolde sind für Geldangelegenheiten zuständig und wer sorgt dafür, dass die Leute, die solche Anhänger gekauft haben die nicht wieder hergeben wollen?" "Tja, das, Rachel, ist eine der Fragen die wir klären wollen. Außerdem: Wer hat sich wirklich mit wem zusammengetan, zu welchem Zweck? Wir hoffen, dass wir mit eurer Hilfe einige der Amulette bekommen können und wir können euch vorher schützen, damit ihr sozusagen imun gegen die Verlockungen seid und die Amulette auch abgeben könnt damit sie untersucht werden können."
Mathilde brachte mit einem Lächeln einen Vanillepudding auf einem Erdbeerbett mit Sahnehäubchen für jeden. Während sie das genossen und schließlich auch noch während des Moccas diskutierten die Raynes mit Raphael und Belial.
Nachdem Raphael, Derek, Rachel, Kat und Julien mit dem Zauber belegt hatte damit sie den Amuletten würden widerstehen können, verabschiedeten sie sich.
"Dr. Rayne. Wann sind Sie morgen zu Hause damit ich mich mit Katherine an die Arbeit machen kann?" Derek seufzte kaum hörbar, nur seine Frau die unmittelbar neben ihm stand konnte es wahrnehmen. Ebenso leise flüsterte sie ihrem Mann zu: "Hätte der das nicht einfach vergessen können?" Derek musste lachen. "Schöne Vorstellung, die leider nur in unseren Träumen wahr werden könnte." An Belial gerichtet wieder in normaler Lautstärke. "Nach unserer Zeit... heute nicht mehr... morgen um 15 Uhr, da ist Kat aus der Schule zurück." Belial nickte grinsend, da er Dereks Missfallen spürte.
Am nächsten Morgen saßen alle zum gemeinsamen Frühstück in der Küche des Anwesens auf Angel Island, weil ihnen das Esszimmer für nur vier Personen zu groß war. "Wie lange bist du heute Arbeiten?" wollte Derek von seiner Frau wissen. Derek dessen freie Hand sich auf dem Bauch seiner Frau befand lächelte als er eine Bewegung der Zwillinge spürte. "Bis ca. 16 Uhr. Ich hoffe ich komme pünktlich raus, ausgerechnet mein letzter Patient ist so ein aufgeblasener Exzentriker. Es wird aber später heute, weil ich danach noch einen Termin habe." "Schade. Und den Patienten schaffst du schon!" sagte er liebevoll zu seiner Frau und gab ihr einen zärtlichen Kuss. "Und was hast du vor während wir alle weg sind?" erkundigte sich Julien. "Ich mach mich auf die Suche nach Zwergen und Kobolden." antwortete er etwas belustigt. Die anderen mussten auch lachen, da es ja schon etwas belustigend klang, dass Märchengestalten in der Welt herumspazieren sollten.
Sie fuhren mit zwei Autos. Rachel mit ihrer Tochter, die sie auf dem Weg zur Arbeit an der Schule absetzte und Derek setzte Julien an der Universität ab. "Hast du dort auch schon unterrichtet?" wollte der junge Mann wissen. Derek nickte. "Ja, ich hab schon an den meisten Unis der Stadt unterrichtet, an denen Theologie und Anthropologie gelehrt wird." "Ach so, du hälst auch Vorlesungen in Anthropologie?" fragte Julien etwas überrascht. "Ja, so habe ich Alex kennengelernt, sie war eine Studentin von mir." "Na ja bald komme ich ja auch in den Genuss, als Gaststudent von hier an der Sorbonne." grinste Julien.
Nachdem Derek Julien abgesetzt hatte fuhr er zu der Kirche in der Philip bisher gepredigt hatte. Er atmete erleichtert aus als er feststellte, dass der vorläufige Priester nicht anwesend war. Derek empfand ihn als einen sehr unangenehmen Zeitgenossen. Er musste lachen als er vor der Statue des Heiligen Gregor von Thaumaturgos stand der seinen Stab wieder hatte.
"Was ist denn so lustig?" hörte er ein wohlbekannte Stimme. "Philip! Ich dachte du wärst in Paris!" Der Priester schüttelte den Kopf. "Pierre Pasquieu hat mich wieder hergeschickt, um quasi hier zu ermitteln wegen der weinenden Heiligenfiguren und der blutenden Jesusfiguren." Derek grinste. "Ja deshalb bin ich auch hier. Zum Beichten habe ich aber immer noch kein Verlangen." Philip der seit seinen eigenen Erlebnissen in Tenochtitlan seine Einstellung ziemlich geändert hatte, grinste auch. "Hast du mit Belial gesprochen, wegen der Sache?" "Ja, mit ihm und dem Erzengel Raphael nachdem ich so zusagen gezwungen wurde den "unbewussten Bann" wieder zu lösen. Jetzt müssen wir den Teufel auch noch ins Haus lassen." gestand er sichtlich missmutig. "Und was treibst du so, predigen und Statuen beobachten?" "Ja genau!" Sie mussten beide lachen. "Ich bin erst seit gestern wieder hier, ich hätte mich heute noch bei dir gemeldet wegen dem Fall." Derek erstarrte als er sich umdrehte und die Statue der Heiligen Maria Blut weinen sah. "Philip!" Der Priester riss die Augen auf. So etwas hatte auch er noch nie gesehen. Er zog Derek etwas unsanft in einen der Beichtstühle. "Da kommt jemand. Ein Zwerg oder ein Kobold!" Derek musste sich zur Ruhe zwingen. "Ist schon lustig ich sitze eingequetscht mit einem Priester im Beichtstuhl und beobachte Kobolde. Wäre echt witzig wenn es nicht eine ernsthafte Bedrohung darstellen würde." flüsterte er kaum hörbar.
Philip nickte grinsend. "Los schnappen wir ihn uns." rief Philip. Derek hielt ihn zurück als der Priester sich auf den Kobold stürzen wollte. "Noch nicht! Lass ihn erst das Ding befüllen!" flüsterte der Präzeptor. Als der Kobold davongehen wollte stürzten sich die beiden auf ihn.
Derek nahm ihm mit Gewalt das Amulett weg, während Philip den wütenden und um sich schlagenden Gnom festhielt. Philip ließ plötzlich los und der Kobold rannte wutentbrannt aus der Kirche. "Ich konnte ihn nicht mehr festhalten, der hat mich gebissen, der Mistzwerg!" schimpfte der Priester. "Macht nichts, ich hab das Amulett. Ich bring es später in den Boulevard Haussmann." "Ich halte hier noch eine Weile die Stellung. Bis dann Derek!" Derek erwiderte Philips Gruß mit einem freundlichen Lächeln. Wie durch Zauberei waren die blutigen Tränen auf der Statue verschwunden.
Um 15 Uhr kam Belial durch das Portal in der Eingangshalle des Hauses auf Angel Island an. "Guten Tag, Dr. Rayne." Derek der auf der Galerie stand nickte kurz. "Sie haben sicher einen Moment für mich, Kat braucht noch ein paar Minuten." Belial folgte Derek in sein Arbeitszimmer. Derek zeigte ihm das Amulett das sie dem Zwerg abgenommen hatte. "Philip und ich haben es in der Kirche bekommen, wir haben einen... Kobold dabei beobachtet wie er die blutigen Tränen der Heiligen Maria aufgefangen hat."
Belial schüttelte sich und spottete. "Die heilige Maria Mutter Gottes, die ist doch eine Witzfigur. "Mutter Gottes" obwohl sie Jesus auf die Welt gebracht haben soll." Derek brach in Lachen aus. "Manch anderer Theologe hätte mir eine rein gehauen, bei dem Spruch." lachte der Fürst der Finsternis. "Ich bin nicht wie andere Theologen. Wobei "Jungfrau Maria" auch wohl ein Übersetzungsfehler aus dem Hebräischen und auch Griechischen ist. Alma im Hebräischen heißt ja eher junge Frau, und Pa..." "Sie brauchen an mir nicht ausprobieren wie Ihre Vorlesungen auf die Studenten der Sorbonne wirken, Dr. Rayne. Ich finde das zwar sehr erfrischend, aber ich beherrsche alle Sprachen die jemals auf der Erde gesprochen wurden und gesprochen werden! Ich bin durchaus in der Lage Aramäisch, Hebräisch und Koniné-Griechisch zu übersezten!" unterbrach Belial ihn ungehalten.
Derek zog eine Augenbraue hoch, antwortete darauf jedoch nicht direkt. "Das Blut einer Jesusstatue konnten wir noch nicht bekommen, aber Philip hält noch die Stellung in der Kirche. Jedenfalls, wie gesagt hier ist eines der Amulette und ich glaube ich weiß auch warum die Menschen so verrückt danach sind und sie nicht mehr hergeben wollen. Wenn ich das Amulett in der Hand halte ist das wie... Erlösung... Erleichterung... Es nimmt den ganzen seelischen Schmerz von einem und man fühlt sich einfach nur gut. Ich kann gut verstehen dass es keiner mehr hergeben will. Wenn ich nicht von Raphael mit dem Zauber belegt worden wäre, könnte ich wohl auch nicht widerstehen, am liebsten würde ich es nämlich auch behalten."
Er reichte es Belial zum Ansehen. Dieser zuckte zusammen als er es anfasste. Er sah es kurz an und gab es Derek zurück. "Bei mir bewirkt es genau das Gegenteil, ich empfinde es als widerlich und abstoßend. Wollen Sie es nicht in den Boulevard Haussmann bringen, ich möchte das Ding nicht unbedingt nochmal anfassen müssen." Derek lachte bitter. "Das könnte Ihnen so passen wenn ich jetzt durch das Portal gehe, nicht wahr? Vermutlich eröffnet Ihnen das irgendein Hintertürchen in unserer Abmachung, oder? Ich gehe nachher mit Ihnen, um das Amulett dort genauer zu untersuchen." antwortete Derek, leicht genervt von der Tatsache Lucifer jetzt in seinem Haus zu haben. Der lächelte ertappt aber trotz allem nonchalant. "Ihre Klugheit, Dr. Rayne, wird Ihnen irgendwann nochmal zum Verhängnis werden." sagte er belustigt.
In diesem Moment klopfte Kat an die Tür von Dereks Arbeitszimmer. Er rief sie herein. "Du wolltest mit mir... Ach, Belial ist hier?" stellte sie irgendwie nur mäßig begeistert fest. Derek grinste als Belials Miene sich verfinsterte. "Katherine?!" sagte er in einem seltsamen Tonfall. "Ja, ich habe keine Lust. Ich werde das Drecksding nicht anrühren, ich werde es auch nicht benutzen! Es gibt nur einen Zauber der mich interessiert hätte und den darf ich nicht anwenden!" Belial kniff angesichts von Kats trotzigem Tonfall die Augen zusammen. "Ah, das brave Käthchen tut was der Papa ihm sagt... verstehe..." spottete er. "Wenn du glaubst meinen freien Willen durch Spott auszuhebeln, hast du dich getäuscht." antwortete Kat energisch. Derek spürte Stolz auf Kat in sich aufwallen. Belial wandte sich an ihn. "Dr. Rayne, ich kann Katherine nicht unterrichten wenn sie sich weigert Zauberentwicklung und -aufbau zu studieren. Ich weiß, ich bin Ihnen total zuwider, meine Verbindung zu Katherine ist Ihnen unheimlich. Ich finde Sie irgendwie faszinierend. Nur wenige Menschen wären in der Lage mir derart Paroli zu bieten wie Sie, geschweige denn mir das Einverständnis abzunötigen nur mit Einverständnis ein Gebäude betreten zu können." "Sparen Sie sich die Schmeicheleien! Kommen Sie zur Sache!" meinte Derek ein wenig genervt. "Würden Sie sich den Bannzauber wenigstens ansehen?" fragte Belial. "Nein! Schwarze Magie ist etwas wovon ich grundsätzlich die Finger lasse!" lehnte Derek ab.
Belial wandte sich an Kat. "Käthchen, lässt du deinen Vater und mich bitte kurz allein?" Sie schüttelte den Kopf. "Unnötig, du wirst ihn nicht bequatschen können!" Belial lächelte. Er wandte sich an Derek: "Welche Sprachen wollen Sie fließend können? Lassen Sie es ruhig was Außergewöhnliches sein..." "Verlassen Sie mein Arbeitszimmer und mein Haus! Augenblicklich!" antwortete Derek kalt. "Dr. Rayne! Katherine wird lernen müssen die Zauber des Grimoires zu ihren eigenen Zaubern zu machen! Sein Sie doch bitte vernünftig! Sie können gern dabei sein wenn ich Ihre Tochter unterrichte, aber sehen Sie doch bitte die Notwendigkeit ein!" wandte Belial ein. "Sie will nicht und ich akzeptiere das!" "Sie will nicht, weil Sie stur wie ein Esel sind! Ich muss darauf bestehen, dass Katherine Magie beherrschen lernt! Ich wollte Ihnen entgegen kommen, Dr. Rayne, ich bin bereit Zugeständnisse zu machen, aber nicht ohne Zugeständnisse von Ihnen!"
"Moment mal! Hier geht es um mich! Und ich will keine schwarze Magie lernen! Tut nicht so als ob ich nicht hier wäre!" fauchte Kat. Unwillig fuhr Belial sich durch die dunklen Locken. "Katherine, je te prie! Ne sois pas fâché contre moi! Aber es ist unerlässlich und wenn ich Zwang anwenden muss, werde ich es tun! Ich glaube kaum, dass du möchtest, dass ich mir die Erlaubnis einhole dich zu einem Aufenthalt bei mir zu verpflichten!" Unwillig erhob Derek sich. "Raus hier! Meiner Tochter drohen ist ja wohl das Letzte! Nehmen Sie dieses bescheuerte Amulett mit und verschwinden Sie!" rief er sichtlich verärgert und schleuderte dem verblüfften Belial das nahtlos, wie verschweißt verschlossene, nicht mehr zu öffnende Kristallfläschchen entgegen. "Merde!" fluchte Belial als er es auffing und wieder auf den Schreibtisch knallte. "Lasst uns doch vernünftig reden! Trotz allem beherrsche ich auch weiße Magie, verdammt noch mal! Wenn du, Katherine, vielleicht nur einmal zuhören würdest - genauso wie dein Vater eventuell dazu in der Lage ist - können wir gemeinsam eine Lösung finden die nicht komplett schwarzmagisch ist! Ich bitte schon um Kooperation aber ich werde hier sicher nicht auf die Knie fallen, sondern brutal werden, wenn Abmachungen und Verpflichtungen so ignoriert werden!"
Kat sah ihren Vater an. Der sah zu Belial. "Wenn ich das Ritual in diesem Grimoire durchlese und es danach ablehne, ist das Thema Unterricht in Schwarzer Magie für meine Tochter erledigt?"
Belial seufzte. "Sie wollen nicht verstehen! Und nein, schwarze und weiße Magie gehören zu dem, was Katherine lernen muss. Ich bin es allerdings leid sie zu zwingen." Er wandte sich an Kat: "Bitte Käthchen, ruf das Grimoire bevor ich es rufe!" Mit verärgerer Miene nickte Derek ihr zu. Kat konzentrierte sich und das Buch erschien in ihren Händen. Belial nahm es ihr aus den Händen und schlug eine Seite auf, dann legte er es vor Derek hin. Der sah hinunter. Fast angewidert blickte er auf die explizit sexuellen Darstellungen. "Das ist widerlich! Ich bin ja nicht prüde, aber..." "Das ganze kann sehr erotisch werden und faszinierend liebevoll! Ich glaube kaum, Dr. Rayne, dass sie wollen, dass Katherine und Julien an Kats 18. Geburtstag die Hardcore-Version zur Übertragung wählen um das Ritual auszufühen um für Sie Yaotl zu bannen! Und da sie nicht Ihre richtige Tochter ist, durch Genetik, wird das richtig übel!" unterbrach Belial ihn fast sanft. Er sah, wie Derek zusammenzuckte. "Gemeinsam können wir drei es so anpassen, dass es für Ihre Frau und Sie ein praktisch weißmagisches Ritual ist. Geben Sie mir eine Chance und zwingen Sie mich nicht Katherine hier wegzuholen." Derek seufzte. "Gut, aber ich möchte, dass beispielsweise Raphael es sich am Ende ansieht!" Belial nickte zustimmend. "Eine Stunde arbeiten wir gemeinsam daran - jeden Tag! Entweder hier oder in Paris. Nach der heutigen Stunde wäre Ihre Anwesenheit, Dr. Rayne, im Boulevard Haussmann zwecks Untersuchung der Substanzen an und in diesem... Amulett von Nöten. Katherine kann mitkommen, wenn Sie mag."
Eine Stunde lang arbeiteten sie gemeinsam an dem Zauber. "Ich frage mich, wie Pierre das je als erotisch bezeichnen konnte..." murmelte Derek. "Die Franzosen sind sinnlicher, Dr. Rayne." bemerkte Belial mit leisem Lächeln. "Sinnlicher? Ich glaube, das war nicht mal im... Wann haben Sie dieses Buch zusammengekritzelt? Im 14. Jahrhundert?" Belial neigte zustimmend den Kopf. "Ich denke selbst da hat das nicht mal die niedrigste Kurtisane gemacht!" Belial lachte laut auf. "Oh, Dr. Rayne, Sie haben keine Ahnung vom ausgehenden Mittelalter oder der Renaissance. Eine faszinierende Zeit... Voll der Angst vor dem Fegefeuer und doch freudig in selbiges hineinspringend... Ich bin mir sicher, Sie hätten es faszinierend gefunden..." "Nicht wirklich. Ich wäre als Ketzer auf dem Scheiterhaufen gelandet - immerhin gab es seit Innozenz III. - Anfang des 13. Jahrhunderts - diverse Richtlinien für Ketzerei und ich fürchte, die erfülle ich so sämtlich alle." widersprach Derek wider Willen amüsiert.
Belial nickte nachdenklich. "Das war die Zeit in der ich teilweise die meisten Pakte abschließen konnte... vordergründig sind sie fromm, hintergründig sind sie verlogen, machtgierig, gierig nach Gold und Besitz." sagte er zustimmend. Er lachte leise. "Ich frage mich, wofür Sie Ihre Seele an mich verkauft hätten, Dr. Rayne..." "Ich bin nicht so naiv, dass ich sagen würde: für Nichts auf der Welt... Vielleicht für das Leben meiner Kinder - Kat und der Zwillinge die Rachel erwartet, für Rachel ebenso, aber sicher nicht für Macht und ähnliches." Kat errötete. Derek lächelte ihr liebevoll zu. Eine Stunde war recht schnell vergangen - mit intensiver Arbeit, das Geplänkel zwischen Derek und sich selbst schien Belial nicht dazu zu zählen. "So, Käthchen, kommst du mit nach Paris?" fragte der Dämon. Sie schüttelte den Kopf. "Ich bleibe hier und warte auf Mum und Julien." verabschiedete sich Kat mit gemischten Gefühlen. Sie nickte Belial zu und umarmte Derek, bevor sie durch das Portal traten.
Bald darauf standen sie im Boulevard Haussmann. Raphael war ebenfalls eingetroffen. Er nahm das Amulett in die Hand. "Ich spüre einen Hauch von dunkler Magie. Die Gefühle von Gier, Aberglaube, Neid. Das Ganze ist wie ein Cupcake aus purem Zucker über den als Tarnung Marzipan gezogen wurde."
"Bevor wir die Flüssigkeit untersuchen können müssen wir das Fläschchen erst mal aufbekommen. Ich kann den Verschluss nicht drehen." stellte Raphael fest der gerade versuchte den Deckel aufzubekommen." "Wäre es möglich dass es mit Magie verschlossen wurde?" meinte Derek. "Das wäre durchaus möglich." überlegte der Erzengel. "Und es scheint bruchsicher zu sein, denn als ich es vorhin auf Dr. Raynes Schreibtisch warf, nachdem er in einem Wutanfall damit nach mir geworfen hat, blieb das Fläschchen vollkommen unversehrt." Derek schloss die Augen. Raphael sah Belial strafend an, da er vermutete, dass er den Praeceptor abermals mit etwas ziemlich verärgert haben musste, als er an ihm vorbeilief um das Fläschchen zu analysieren. "Das ist eine Art Sicherheitsglas. Der Verschluss ist nichts besonderes. Dann hat Derek vermutlich recht und es wurde mit Magie geschlossen." "Na dann, liegt es fürs erste an Euch es zu öffnen. Ihr könnt mir ja..."
Weiter kam er nicht, da eine wütende Rachel in den Raum stürzte und auf Belial los ging. "Was fällt ihnen eigentlich ein, ständig meinen Mann unter Druck zu setzen." Derek hielt seine Frau zurück als diese gerade gegen den Fürst der Finsternis handgreiflich werden wollte. "Lass mich los! Er hat es verdient!" zischte sie ihren Mann an. Er zog sie dicht an sich und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Widerwillig gehorchte sie und wandte sich wieder an Belial. "Sie sind das Letzte, meinem Mann damit zu drohen dass Sie Gewalt anwenden nur weil Kat die schwarze Magie nicht lernen möchte. Und wenn er das Bannritual nicht durchführen möchte ist das seine Sache. Welchen Nutzen haben Sie eigentlich davon?" "Rachel..." sagte Derek sichtlich genervt. "Derek, ich will das jetzt wissen. Warum drängen Sie meinen Mann dieses Ritual durchzuführen? Doch bestimmt nicht weil sie ihm helfen wollen." fauchte die blonde Schönheit ihn an.
Belial grinste amüsiert. "Herrlich, wie Ihre Frau Sie verteidigt. Sie sind ebenso faszinierend wie ihr Mann." "Und Sie sind abstoßend!" konterte Rachel. Derek den Belials Worte seiner Frau gegenüber ärgerten, griff nach dem Buch das neben ihm auf dem Tisch lag und warf es nach Belial, der im letzten Moment erschrocken auswich. Er lachte herzhaft. "Sie sind beide so herrlich reizbar, das ist..." Weiter kam er nicht da er von Raphael zurechtgewiesen wurde. "Schluss jetzt Belial, Es ist genug! Gib Rachel eine ehrliche Antwort auf ihre Frage!" die Betonung lag auf ehrlich.
Belials Stimme klang sehr ruhig. "Sie haben recht Dr. Corrigan-Rayne, es schert mich einen Dreck, dass ihr Mann von Yaotl gequält wird. An sich amüsiert mich auf meine mir eigene diabolische Art sogar, dass er leidet. Aber ihrer Tochter geht das sehr nahe, da sie merkt wie sehr Ihnen die Erlebnisse in Tenochtitlan immer noch zu schaffen machen, Dr. Rayne. Die schmerzenden Erinnerungen kann sie Ihnen nicht nehmen. Aber den Attacken Yaotls kann sie entgegen wirken mit diesem Bannspruch. Das ist das Einzige was sie an der Magie interessiert Dr. Corrigan-Rayne. Sie will unbedingt ihrem Mann, der für sie ihr Vater ist helfen, wenigstens eine Last zu nehmen. Erstens der Nutzen für mich ist, dass Katherine sich auf das Grimoire einlässt. Zweitens, ich mag ihre Tochter sehr gern auch wenn ich des öfteren hart zu ihr bin. Und Drittens, versichere ich Ihnen im Beisein von Raphael, dass das Bannritual keine unangenehmen Nebenwirkungen mit sich bringt. Raphael hat sogar versichert, dass er es gegenliest, sobald es in ein weißmagisches Ritual umgeschrieben wurde. Ziehen sie es wenigstens in Betracht, Dr. Corrigan-Rayne."
Rachel sah unsicher zu Raphael, der ihr bestätigend zunickte. "Während Sie versuchen das Fläschchen mit Magie zu öffnen ziehe ich mich mit meiner Frau zurück, ich will schließlich auch noch einen Teil meiner Zeit mit meiner Familie verbringen." "Sicher, das ist verständlich." ertönte die beruhigende Stimme des Erzengels. "Bis morgen Dr. Rayne, gleiche Zeit wie heute?" grinste Belial mit einer derartig diabolischen Miene, dass Derek am Liebsten sofort das Abkommen widerrufen hätte, doch so nickte er sichtlich genervt und verließ mit seiner Frau das Zimmer.
"Ich kann den verdammten Teufel nicht mehr ertragen. Er nervt mehr wie Yaotl. Und was ist mit Alex und Nick, die machen sich schöne Tage im Quartier Latin, Pierre scheint das Ganze auch nicht zu kümmern und wir dürfen uns hier täglich mit Lucifer ärgern. Irgendwann kann ich mich nicht mehr beherrschen, wenn der so weiter macht. Ich habe das Gefühl dem macht das noch richtig Spaß mich ständig zu provozieren." ließ Derek seiner Wut freien Lauf als sie das Legat betreten hatten. "Bist du jetzt nur wütend auf Lucifer oder auch auf Alex, Nick und Pierre?" fragte Rachel, nachdem sie ihrem Mann überrascht über seinen plötzlichen Wutanfall, was eigentlich sonst gar nicht seine Art war, zugehört hatte. "Ja! Auf alle in Paris!" fauchte er. "Ich bin oben, ich muss mich erst mal beruhigen!"
Julien nahm Kat liebevoll in den Arm als ihr nach Dereks Wutausbruch die Tränen in den Augen standen.
Etwa eine Stunde später klopfte Kat an die Tür der Bibliothek in die sich Derek oft verzog wenn er seine Ruhe haben wollte. "Ja." Das Mädchen schlich vorsichtig hinein. "Dad? Geht es dir wieder besser?" "Ach, Kat, ja... komm her." antwortete er sanft. Er nahm sie in den Arm und drückte sie fest aber zärtlich. "Ich bin so erschrocken, weil du so wütend warst." "Ja Kat, es geht mir besser. Sorry, dass ich dich gerade erschreckt habe, aber ich musste einfach mal etwas... von der Frustration der letzten Tage und Stunden loswerden. Mich nervt das einfach nur alles. Belial ist mir so zuwider dass ich es gar nicht beschreiben kann und die anderen lassen mich mit diesem niederträchtigen Störenfried unserer ansonsten wirklich fast paradiesischen Ruhe hier auf Angel Island an einem Fall arbeiten und verziehen sich einfach?" Sie blickte ihn traurig an. "Ich will grad auch nicht unbedingt bei Belial sein, so wie er manchmal mit dir umgeht, das ist gemein. Ich werde ihm das auch nochmal sagen. Willst du, dass ich Morgen mit ihm allein an dem Zauber... ich meine,... ich... ich kann ihn auch... ich muss das nicht machen, Dad..." Derek schüttelte den Kopf. "Nein Kat, ich werde Morgen wieder dabei sein. Und ich bin dankbar, dass du mir helfen willst. Mich ärgert nur, dass Belial deinen Wunsch mir zu helfen so ausnutzt, damit du Magie lernst." "Hat er das gesagt?" Derek nickte. "Deiner Mutter, und er hat es ehrlich gemeint: Er mag dich, es ist der einzige Weg dich für das Grimoire zu begeistern. Und Raphael hat ihn zur Ehrlichkeit angehalten, also glaube ich, dass es stimmt." "Du bist aber nicht böse auf Julien, weil Onkel Pierre..."
Er verneinte mit einem Kopfschütteln. "Nein, das hat mit Julien nichts zu tun, er kann hier bleiben so lange er möchte, falls du gedacht hast ich würde ihn jetzt wegschicken, nur weil ich etwas böse auf seinen Onkel bin." Sie schmiegte sich an ihn. "Kommst du noch ein bisschen mit runter, falls du nicht mehr wütend bist?" Er lächelte. "Ja, ich sollte mich vielleicht auch bei deiner Mutter entschuldigen für meinen Ausrutscher von vorhin." Kat nahm seine Hand und zog ihren Vater schnell mit sich.
Es wurde ein recht vergnüglicher Abend. Julien unterhielt sie mit einer Parodie, die einen Überblick über seine bisherigen Professoren an der Sorbonne gab. Derek ließ sich davon anstecken. „Ich hatte einen Professor, der völlig überzeugt von der Jungfrauengeburt war. Er jammerte immer, dass er nur allzu gern Priester geworden wäre, aber sein Bruder hätte Schande über eine Frau gebracht und sie geschwängert und zwei Monate später hätte Gott ihn dafür gestraft indem er bei einem Fallschirmabsprung ums Leben gekommen sei. Er selbst habe es nicht über sich gebracht die Ärmste allein zu lassen und habe seine Kirchenlaufbahn geopfert. Aber er habe sich sterilisieren lassen um keusch zu bleiben. Irgendwann wurde seine Frau schwanger und es stellte sich heraus, dass er offenbar der Vater war. Da er ihr – nach eigenen Worten nie nah gekommen war, sah er die Schwangerschaft als göttlichen Segen und versuchte sogar seine Frau wegen einer Art „unbefleckter Empfängnis“ seligsprechen zu lassen. Auf dem Weg nach Rom ist er von einem Auto überfahren worden – und zwei Tage später kam raus, dass der Zwillingsbruder von ihm noch lebte und die Frau des Professors die ganze Zeit mit seinem Bruder umtriebig gewesen war. Danach war unser ehemaliger Professor natürlich eine absolute Witzfigur.“ erzählte er zur allgemeinen Belustigung.
Es war spät geworden. Derek mahnte schließlich zur Nachtruhe. Am nächsten Morgen brachte Rachel Julien wieder zur Universität und ließ Katherine an ihrer Schule raus, während Derek einige Kirchen in San Francisco unter die Lupe nahm. Ein Menschenauflauf vor der St. Mary-Kathedrale erweckte sein Interesse. Ein einfacher Geistlicher versuchte die Menge zu beruhigen. „Wir werden das untersuchen lassen!“ rief er. „Lassen Sie uns rein! Wir wollen das Heilige Blut vom Kreuz!“ schrien die Leute und: „Ein Wunder! Unser Jesus blutet!“, „Lasst uns zu unserem Heiligen Wunder!“
Derek kämpfte sich um die Menge herum und flüsterte dem Priester ins Ohr, wer er war. „Meinen Sie, dass Sie das untersuchen können?“ fragte der misstrauisch. „Ja, ich bin Derek Rayne und vom Boulevard Haussmann gebeten worden zu helfen. Der Erzengel Raphael hat meine Frau und mich mit einem Zauber belegt, damit wir das rein rational betrachten können.“ raunte Derek erklärend. Der Priester nickte. Er zog den Praeceptor hinter sich und zog sich langsam in die Kathedrale zurück, Derek hinter sich hineindrängend. Kaum war die Tür geschlossen, seufzte der Priester erleichtert auf und riss sich den Priesterkragen auf. „Dr. Rayne, Erzbischof Michael Bryce, schön Sie endlich mal zu treffen.“ Derek sah den rothaarigen, grünäugigen, freundlich grinsenden Mann überrascht an. „Sie sind der Erzbischof?“ Sein Gegenüber lächelte. „Ja, ich finde Schwarz steht mir nach wie vor am Besten. Mit meiner Haar- und Augenfarbe soll ich auch noch dies grässliche Lila tragen? Nennen Sie mich ruhig eitel, Dr. Rayne, aber das Schöne ist: Ich kann es als Bescheidenheit tarnen.“ Derek musste lachen.
„Was ist in Paris eigentlich passiert? Wir haben aus dem Vatikan nur mitgeteilt bekommen, dass es jetzt diese mysteriöse Adresse „Boulevard Haussmann 13“ in Paris gibt.“ fragte der Erzbischof Bryce. „Das ist schwierig zu erklären. Ich war nicht in Paris, sondern meine Tochter Katherine. Aber die ganze eine Straßenseite des Boulevard Haussmann nimmt die Hausnummer 13 ein, eine Art Dependance von Himmel und Hölle und oft genug hängen da auch Satan persönlich und seine Diener rum – aber auch der Erzengel Raphael ist momentan anwesend, wegen der Untersuchung dieser sich häufenden „Wunder“. Gestern habe ich den dortigen Hauskaplan in seiner hiesigen Kirche angetroffen, wo plötzlich eine Marienstatue Blut zu weinen schien. Wir haben einen Zwerg fast überwältigt und konnten ihm eine Phiole mit der Flüssigkeit abnehmen. Die war allerdings verschlossen und das offenbar magisch.“ Versuchte Derek zu erklären. „Einen Teil verstehe ich, vieles nicht, aber das klingt sehr seltsam. Ich habe zwar mit meinem Pariser Kollegen ab und zu telefoniert, aber selbst bei ihm habe ich nicht viel verstanden.“ Derek nickte nachdenklich. „Ja, das ist seltsam. Für mich ist er auch ein wenig Teil des... egal.“ „Vermutlich des Problems...“ Der Erzbischof seufzte. „Ich glaube, er hat zu viel mit Satan zu tun. Einiges was er so von sich gibt, der gute Pierre, ist selbst für mich sehr progressiv und provokativ...“ Derek nickte nur.
„Genug von allem. Jetzt zeige ich Ihnen wohl besser unseren nicht einmal naturgetreuen Jesus am Kreuz der angeblich blutet.“ Einen Moment später stand Derek völlig verblüfft vor einem eher futuristischen Wandkreuz mit einem ebenso futuristischen Jesus. „Es war ein Geschenk eines Italienischen Künstlers.“ murmelte der Erzbischof. „Man sieht ja nicht einmal wirklich Stigmata-Wunden die auch nur einen Ansatz dieser Blutspuren erklären würden.“ schnaubte der andere Mann. Derek zog sein Taschentuch und wollte die Spuren damit abwischen, doch es blieb Nichts daran hängen. Leises Murmeln erklang. Der Erzbischof zog Derek hastig auf die Knie. „Beten Sie, schnell!“ flüsterte er.
Einen Augenblick später kamen zwei Gnome und eine zierliche kleine Frau durch die Wand neben der Statue. „Seltsam, noch keine Menschenmenge?“ „Ganz egal, Junia, vielleicht haben die Priester hier erst einmal alles verhindert um das ganze zu untersuchen – aber was kann schon passieren? Sie werden feststellen, dass es richtiges „Wunderblut“ ist.“ antwortete einer der Gnome und kicherte. „Ja, Seamus Goldstaub hatte eine wirklich gewinnbringende Idee. Die Menschen sind ja so gierig nach Wundern nachdem sie die letzte Krise überstanden haben, das spielt uns direkt in die Hände.“ amüsierte sich der andere Gnom. „Eher in unsere Taschen Grumbig.“ kicherte der andere.
Derek beobachtete, wie die zwei Gnome Fläschchen herauszogen und die Flüssigkeit abfüllten, die er selbst nicht hatte mit einem Taschentuch wegwischen können. „Ist euch aufgefallen, dass da zwei Männer sitzen?“ fragte die Elfe oder Fee aufgeregt. „Ja, aber das ist ein einfacher Priester. Um uns zu sehen, müsste das schon dieser Erzbischof sein. Du weißt doch, wir können nur von den Hauptpriestern einer Kirche oder einem Agenten dieser bescheuerten Pariser Kontrollinstanz gesehen werden, aber wenn die da sind, dann merken wir das schon!“ kicherte der eine Gnom. „Ja, gestern das war ziemlich dumm von Brohg! Geht in die Kirche vom Hauskaplan der Pariser!“
Die beiden Gnome füllten mehrere Fläschchen ab. „So, Junia, Schätzchen, dann lass mal deinen Zauber wirken!“ meinte Grumbig. Die Fee wollte gerade ihren Zauberstab heben, als Michael Bryce rief: „Jetzt!“ sofort stürzten Derek und er auf die drei Gestalten zu. „Herzlich Willkommen in meiner Amtskirche, Junia, Grumbig und...?“ meinte der Erzbischof und hielt den einen Gnom fest, während Derek die Fee zu fassen bekommen hatte. Der zweite Gnom verschwand erschrocken, während die anderen beiden wie gelähmt dastanden. „Was ist... wieso können wir nicht...?“ flüsterte die Fee erschreckt. „Sie sind... Erzbischof?“ würgte Grumbig. „Ja.“ „Aber wieso kann er...“ Grumbig brach ab. „Agent?“ fragte er – nun doch etwas ängstlich. „Nein... irgendwie doch. Eigentlich bin ich der Leiter der Luna Foundation.“ meinte Derek Rayne. „Blinging ist so ein Idiot! Wieso konnte er nicht über unsere Namen den Mund halten!“ jammerte die Fee. Michael Bryce sah Derek ratlos an. „Ah, verstehe, wenn du manche Wesen bei ihrem Namen anrufst, sind sie gebunden.“ erläuterte der. Der Erzbischof zog überrascht eine Augenbraue hoch. Derek nahm sein Mobiltelefon aus der Jackentasche und fragte: „Sie erlauben, Exzellenz?“ Ein Nicken war die Antwort.
Einen Augenblick später hatte Derek Nick am Telefon. „Nick, hier Derek, der Erzbischof von San Francisco und ich haben eine Fee und einen... Gnom erwischt und noch unversiegelte Glasamulette, die offenbar auch noch nicht verzaubert sind, mit diesen ganzen Sympathiezaubern und ähnlichem.“ berichtete er. „Ich – oh... Belial ist gerade da. Er wollte ins Legat aufbrechen, aber da du nicht anwesend bist,... er ist ein wenig ärgerlich...“ Im nächsten Moment hörte Derek Belial am Telefon: „Wir hatten eine Abmachung!“ „Ja, aber ich bin auch im Dienst! Und...“ „Ja, ich habe es mitgekriegt. Ich sorge dafür, dass der Mist samt dieser zwei Subjekte abgeholt wird. Ich würde Gadreel und Armaros schicken, sie sind immerhin noch Engel, gefallen, aber Engel und ertragen für einen kurzen Moment diese stickige Kirchenatmosphäre! Geben Sie mir den Erzbischof, Dr. Rayne!“ Derek hielt „Kotzbrocken!“ murmelnd das Mobiltelefon Michael Bryce hin. „Seine satanische Selbstgefälligkeit selbst – ich glaube er braucht Ihre Erlaubnis zwei seiner... Diener zu schicken um diese zwei hier abzuholen.“ Sichtlich angewidert nahm der Bischof das Telefon. „Ja?“ fragte er. „Lucifer hier, ich brauche von Ihnen eine Erlaubnis. Bitte sagen Sie laut und vernehmlich: „Ich, der Erzbischof von San Francisco erlaube Gadreel und Armaros meine Amtskirche zu betreten.“ Dann können die beiden sich um eine Überstellung hierher nach Paris kümmern!“ hörte Derek. „Ich, der Erzbischof von San Francisco, erlaube Gadreel und Armaros meine Amtskirche für sieben Minuten zu betreten.“ wandelte der Bischof die Worte leicht ab, worauf ein leises Fluchen am anderen Ende der Leitung erklang und aufgelegt wurde.
Im nächsten Moment erschienen die beiden Dämonen. „Dr. Rayne, gut gemacht!“ meinte Armaros mit einem Lächeln, während Gadreel den Erzbischof mit einem belustigten Grinsen warnte: „Die sieben Minuten haben unseren Chef ganz schön geärgert.“ meinte er mit einem Zwinkern. Ohne weitere Worte schnappten die beiden Dämonen sich dann Fee, Gnom und Amulettfläschchen und verschwanden wieder.
"Sie sind also der berüchtigte Theologe, der an der Universität in Mariologie so leichtfertig über die Jungfrau Maria gesprochen hat und von dem damaligen Erzbischof eine Rüge dafür kassiert hat." Derek nickte bestätigend mit verschmitzten Lächeln. "Ihre Studenten fanden das bestimmt amüsant." "In jeder Hinsicht." gab Derek zu. Er seufzte. "Alles in Ordnung Dr. Rayne?" fragte der Erzbischof als er merkte dass den Mann neben ihm offensichtlich etwas bedrückte. "Ach, es ist... das letzte Jahr war etwas... anstrengend und dann... Lucifer..." Derek quälte sich das Wort "Lucifer" fast heraus mit einem Unterton der Abscheu. "... warum auch immer, wir vom Legat sind unmittelbar mit dem Boulevard Haussmann verbunden und ich muss den Fürst der Finsternis momentan täglich ertragen. Der treibt mich irgendwann noch in den Wahnsinn." erklärte Derek genervt. "Ihre Abscheu kann ich gut verstehen, ich beneide sie nicht im geringsten Dr. Rayne "Na ja, es hat mich auf jeden Fall gefreut Eure Exzellenz. Ich muss los, ich bin ohnehin schon viel zu spät. Vielleicht kreuzen sich unsere Wege ja noch mal." Der Erzbischof lächelte. "Wäre möglich vielleicht halten sie nochmal irgendwann so eine Vorlesung an der hiesigen Uni." Derek drehte sich noch einmal um. "Soll das ein Angebot sein?" lächelte Derek. "Man weiß ja nie, wer weiß was sich nach der Sorbonne ergibt. Bis bald Dr. Rayne, würde mich freuen, sie wieder zu sehen und sei es nur zu einem Gottesdienst oder einfach so."
Im Legat angekommen tippte Derek auf seinem Smartphone eine Nachricht an Belial. Bin da! Kaum hatte er die Nachricht abgeschickt stand Belial vor Derek. "Es ist bereits 15:30 Uhr Dr. Rayne und um 16 Uhr spätestens 16:30 Uhr sollten wir wieder im Boulevard Haussmann sein um bei den Untersuchungen der Fläschchen zu helfen. Was glauben Sie wie weit wir in der Zeit mit unserer Arbeit an dem Bannspruch kommen!" donnerte er los. Derek, der noch nicht mal dazu gekommen war seine Jacke auszuziehen hörte etwas belustigt zu. Es gefiel ihm Belial verärgert zu haben. "So leicht sind Sie zu verärgern? Was den Zutritt zu meinem Haus angeht, sitze ich am längeren Hebel, entweder zu meinen Bedingungen oder gar nicht! Wenn ich in San Francisco zu tun habe ob in der Sache Boulevard Haussmann oder privat, haben Sie sich an meine Regeln zu halten. Und sobald ich wieder als Dozent arbeite richten sich die Zeiten auch nach mir. In dieser Sache habe ich das Sagen... Lucifer. Und um so länger wir hier stehen, desto mehr von Ihrer Zeit geht ab." antwortete Derek bestimmt aber ruhig. Belial seufzte. "Sie kosten mich Nerven, Dr. Rayne! Können wir uns wenigstens jetzt an die Arbeit machen?"
Derek wies ihn mit einer Handbewegung nach oben. Sie betraten die Bibliothek wo Kat wartete. "Hallo Käthchen." begrüßte Belial sie. "Hallo." kam die knappe Antwort des Teenagers. "Immer noch so wütend auf mich?" fragte Belial fast etwas traurig. "Ja, du bist gemein zu meinen Eltern, ganz besonders zu Dad. Er war gestern total wütend als er mit Mum von Paris zurück kam und..." Sie brach mitten im Satz ab als Derek die Bibliothek betrat. Sie machten sich an die Arbeit und redeten kaum miteinander. Erst als Kat kurz den Raum verließ ergriff Belial das Wort. "Habe ich sie gestern so auf die Palme gebracht Dr. Rayne?" fragte er amüsiert. "Wer sagt das, Kat?" Er nickte kurz. "Nun ja da sind auch noch andere... Dinge, die mich momentan nerven, aber ja, der Hauptgrund sind Sie, was Ihnen aber ja auch nicht neu ist und als Sie gestern meine Frau angegangen sind, da hat es mir gereicht."
Belial lächelte zufrieden. "Ich würde lügen wenn ich sage, dass es mir leid täte." "Das ist mir klar!" antwortete er mit schmerzverzerrter Stimme. Belial, der sofort merkte, dass Yaotl wieder versuchte Derek zu übernehmen, lachte fies - gerade in dem Moment als Kat wieder ins Zimmer trat. "Was hast du gemacht?" fauchte sie Belial an. "Ich? Gar nichts Käthchen. Frag besser deinen Vater was er wieder vor dir zu verbergen versucht, obwohl... es sinnlos ist, Dr. Rayne, sie bemerkt es doch immer wieder." "Lasst mich doch einfach alle nur in Ruhe!" stöhnte der Praeceptor während er immer noch gegen die rasenden Kopfschmerzen und Yaotl ankämpfte. "Du genießt das auch noch? Du bist widerlich!" fauchte Kat. Sie lief zu Derek und nahm ihn in fest in den Arm. Belial war nun doch ein wenig bedrückt, als er mit bekam wie sehr Kat darunter litt. "Ich nehme an du bleibst auch heute hier Käthchen, da du immer noch sauer auf mich bist?" erkundigte sich Belial als er sich später im Laufe des Tages mit ihrem Vater auf den Weg durch das Portal machte. "So ist es!"
Im Boulevard Haussmann angekommen richtete Belial ein paar Worte an Derek. "Sehen Sie, genau deshalb weil Kat so bedrückt ist wenn sie mit einer Attacke Yaotls kämpfen, möchte ich, dass sie das Ritual durchziehen. Teils aus Nutzen dass sich Kat überhaupt mit dem Grimoire beschäftigt, aber auch um ihrer Willen. Kat leidet ja fast schon mehr als Sie, Sie bedeuten ihr wirklich sehr viel Dr. Rayne."
"Hallo Derek, wie geht`s Euch?" grüßte der momentane Hausherr. "Hallo Nick." sagte Derek beiläufig. "Bist du aus irgendeinem Grund sauer auf uns?" Derek sah Nick scharf an. "Ja! Du kommst ins Legat erzählst mir was von einem Fall, bittest mich zum Abendessen um das zu besprechen. Angeblich wäre Pierre auch da gewesen. Und dann verschwindet ihr beide einfach? Von Pierre hört man auch nichts mehr. Ihr lasst mich die ganze Zeit mit ihm allein! Ich werde quasi gezwungen den unbewussten Bann zu lösen und habe nun täglich Lucifer im Haus. Ihr verschwindet alle ohne ein Wort, und lasst mich mit dem Teufel allein. Was ist das für eine Art? Und dann wundert ihr euch wenn ich sauer bin? " "Es tut mir leid Derek, Wir waren schon im Quartier Latin und ich wurde nur zu Dir geschickt, weil Belial nicht durch konnte. Und dass Pierre Pasquieu auch nicht anwesend sein würde, dass wusste ich nicht. Ich habe nur das weitergegeben was mir aufgetragen wurde."
Dereks Blick verriet dass er immer noch sauer war. "Lass gut sein Nick, ich habe weder die Lust noch die Kraft mich mit dir zu streiten. Die tägliche Anwesenheit von dem reicht mir vollkommen!" meinte er.
"Was habt ihr bisher rausgefunden?" erkundigten sich Derek und Belial im gleichen Moment - was Derek zu einem genervten Seufzer verleitete. "Also die Fee hat das Fläschchen versiegelt. Die flüssige Substanz in den Fläschen ist so eine Art Droge. Wir konnten Stechapfel und Tollkirsche feststellen. Das wirkt berauschend, aber da ist auch noch etwas anderes, etwas Magisches, die Fee hat es offensichtlich verzaubert." "Mit was?" "Keine Ahnung, Belial, sie will es uns nicht sagen." antwortete Nick. Belial ging näher auf die Fee zu. Diese fing unweigerlich zu Zittern an. "D-d-d-der T-Teufel!" Belial war ziemlich amüsiert. "So ist es werte Fee! Und jetzt rücke mal mit der Sprache raus welchen Zauber habt ihr alle auf das Fläschchen gelegt?" "Ich sage kein Wort." Belial der innerlich immer noch kochte weil Derek ihn hatte warten lassen, holte aus und wollte zum Schlag ansetzen, als Derek blitzschnell reagierte und dazwischen ging.
So kassierte er die harte Ohrfeige von Belial. Dieser sah ihn wütend an. "Oh! Sie wollte ich nicht schlagen, Sie sind aber selbst schuld, Dr. Rayne." Belial wirkte etwas erschrocken.
"Man schlägt keine Frauen!" Belial lachte. "Das ist keine Frau das ist eine Fee." "Dann eben keine weiblichen Wesen!" schnaubte Derek. Sein Gegenüber wollte etwas erwidern, doch ein genervtes: "Belial es ist jetzt gut!" ließ ihn schweigen. Derek wandte sich an die Fee: "Was bezweckt dieser magische Trank?" Die Fee lächelte ihn an. "Bei Menschen: Das pure Glück, ein Gefühl von Erlösung, der Befreiung von allen Sünden. Bei Höllenwesen, wie dem da! Genau das Gegenteil." antwortete die Fee mit einem liebevollen Lächeln in Dereks Richtung. „Aber mehr werdet Ihr aus mir nicht herausbekommen, solange er dort ist!“ Sie blickte kurz zu Belial. Der lachte finster. „Du wirst singen wie ein Vögelchen!“ zischte er, bevor er sich an Derek wandte. „Sie wollten doch sicher zurück nach San Francisco, oder?“ Derek zog die Augenbrauen zusammen als er sah, wie die Fee zusammenzuckte. Mit einem schelmischen Lächeln wandte er sich dann an die Fee: „Miss Junia, wenn Sie mir versichern können, dass Sie nicht verschwinden, gewähre ich Ihnen gern Zuflucht in meinem Haus auf Angel Island. Das darf der da...“ er nickte mit dem Kopf in Belials Richtung, „... nur betreten wenn ich anwesend bin und es gestatte.“ „Rayne! Hüten Sie sich!“ knurrte Belial.
Derek sah ihn grimmig an. „Wieso? Ich versuche nur Miss Junia vor Ihnen zu schützen! Meine Wange schmerzt immer noch und ich möchte mir nicht ausmalen, was mit diesem zierlichen Persönchen geschehen wäre!“ „Kommen Sie gefälligst kurz her! Ich will nicht, dass Kat glaubt ich hätte Sie mit Absicht geschlagen!“ „Nicht nötig. Wenn ich ihr erzählewieso ich von Ihnen eine Ohrfeige kassiert habe und sie Miss Junia sieht, wird Kat noch weniger Sympathie für Sie hegen als momentan ohnehin schon. 2:0 für mich, würde ich sagen.“
„Sie sind ein mieser, intriganter Mensch, Rayne! Ich hoffe, dass Ihre Tochter das irgendwann mal erkennt!“ fauchte Belial. „Ich gebe mich für heute geschlagen, Dr. Rayne, aber ich schwöre Ihnen, es wird eine Zeit kommen zu der Kat nur mich um Hilfe bitten kann und ich werde da sein! Wie werden Sie dann vor ihr dastehen?“ Derek sah ihn ärgerlich an. „Wenn Kat Sie um Hilfe bittet, dann nur weil sie weiß, dass Sie für die Gefahr verantwortlich sind!“ „Ich würde nie so tief sinken, Rayne!“ versicherte Belial eisig und verschwand.
Die Fee Junia sah Derek überrascht an. „Er mag Sie nicht?“ „Offensichtlich, oder? Ist mir aber recht, ich mag ihn auch nicht.“ Sie räusperte sich. „Ich verspreche Ihnen, Mr. Rayne, dass ich bleiben werde, in Ihrem Haus, wenn Sie mich beherbergen.“ Er nickte. „Gut, Miss Junia, wenn ich Sie dann bitten darf. Ich möchte nach Hause zurück.“
Die Luft flimmerte und Raphael tauchte auf. „Was ist geschehen, Derek?“ fragte er und sah zu der Fee. Er hob mild überrascht die Augenbraue als sein Blick auf Dereks blau angelaufene Wange fiel. „Diese... Fee hat dich angegriffen?“ „Nein! Der Finstere wollte mich niederschlagen und dieser Mann ging dazwischen!“ widersprach die Fee bevor Derek etwas sagen konnte. „Miss Junia sagt die Wahrheit.“ Raphael atmete einmal scharf ein. „Du und Lucifer ihr benehmt euch wie kleine Kinder, die immer streiten müssen...“ murmelte er tadelnd, legte jedoch eine Hand auf die Wange bevor Derek ausweichen konnte und sofort war der Schmerz verschwunden.
Der Erzengel wandte sich an die Fee: „Miss Junia?“ fragte er. „Nur Junia, eigentlich, Erhabener, doch Mr. Rayne ist sehr höflich.“ „Würden Sie mir einige Fragen beantworten?“ Sie nickte. „Welche Zauber sind auf das mit chemischen Substanzen versetzte Tierblut angewendet worden?“ „Ein Blendzauber, Gelassenheitszauber, ein Verschlusszauber natürlich.“ flüsterte die Fee ein wenig unsicher. „Und sonst?“ fragte Raphael sanft. „Nun ja... die Zwerge machen dieses Glas... es ist ein recht stabiles Glas dessen Herstellung sie sich bei den Menschen abgeschaut haben. Borosilikatglas, glaube ich. Die Zwerge haben an sich schon Zauber hineingegossen, damit es wie Bergkristall wirkt und in den Menschen Gier erzeugt es haben zu wollen.“ „Aber zu welchem Zweck?“ fragte Derek überrascht. „Zwerge, Gnome, Sie als Fee?“ „Die irischen Kobolde sind immer schon sehr gewinnorientiert gewesen und haben in Irland in zwei oder drei Kirchen große Gewinne damit gemacht und nachdem die Menschen fast alle Hoffnung verloren hatten, haben wir uns daran gemacht ihnen wieder Hoffnung zu verkaufen. Die Zwerge und die Kobolde wollen Gewinn machen, wir Elfen und Feen gehorchen unseren Königspaaren, die mit Kobolden und Zwergen Pakte geschlossen haben.“
Raphael sah besorgt zu Derek. „Das klingt nicht gut. Ich danke dir, dass du Junia bei dir aufnimmst. Ich werde Lucifer zur Rede stellen bezüglich der Schläge! Wobei ich dich um Erlaubnis bitten möchte, dass ich dein Haus betreten darf um Junia daran zu binden.“ „Du darfst jederzeit kommen, das weißt du! Aber ich glaube nicht, dass es notwendig ist; Miss Junia hat mir ihr Wort gegeben.“ widersprach Derek. „So einfach ist das nicht. Sie kann dir ihr Wort geben, muss aber gehen, wenn ihre Herrscher sie rufen.“ Derek sah die Fee an, die sofort den Blick senkte. „Sie haben mich also angelogen?“ fragte er. „Nein, nicht direkt...“ murmelte sie. „Das ist Haarspalterei, denke ich. Hier sind sie gebunden, an das Gebäude, vermute ich.“ Sie nickte. „Und ich Dummkopf habe Ihnen vertraut. Wahrscheinlich haben Sie sich schon ins Fäustchen gelacht!“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, Sie haben immerhin einen Schlag für mich abgefangen. Sie hätten gar nicht mitbekommen, wenn ich kurz gegangen wäre um meiner Königin und meinem König zu erklären, wieso ich bleiben muss.“ sagte sie. „Sie sagt die Wahrheit, Derek. Es scheint, du hast eine Bewunderin.“ murmelte Raphael mit Überraschung. „Ich würde Sie dennoch an das Legat in San Francisco binden wollen.“ wandte er sich an die Fee. „Wie ihr wünscht, Erhabener.“ antwortete diese und neigte den Kopf.
Zehn Minuten später traten die drei durch das Portal. Kat begrüßte Derek fröhlich. „Geht es dir gut, Dad?“ fragte sie und umarmte ihn. „Sicher. Alles in Ordnung, Süße.“ Sie lächelte, dann knickste sie vor Raphael. „Katherine, Kind Gottes, sei gesegnet.“ sagte der und umarmte sie. Derek sah, wie er segnend ein Kreuzzeichen über ihr schlug. „Katherine, dieses ist Junia, sie ist eine Fee und ich bin mir sicher, ihr werdet einander viel zeigen können. Ich würde sie gern an dich binden, denn ein Haus braucht Bannsprüche und außerdem lernt Junia so das Gefühl kennen eine Seele zu haben, die sie momentan nicht hat.“ erklärte Raphael leise. „Das ist grausam. Sie hat keine und soll wissen was sie nicht hat?“ Der Erzengel lächelte. „Sie kann um eine bitten, Katherine und dein Vater im Himmel könnte sich in seiner unendlichen Gnade ihrer erbarmen.“ Überrascht und erfreut sah die Elfe Kat und Raphael an. „Ich dürfte...? Ich könnte...?“ flüsterte sie fassungslos. Raphael lächelte. „Oh bitte, Miss Katherine! Ich würde dies Gefühl zu gern kennen lernen!“ Unsicher sah Kat zu ihrem Vater. „Schadet das meiner Tochter auch nicht?“ Der Erzengel schüttelte den Kopf. „Ganz im Gegenteil. Junia wird hier dafür sorgen können, dass deine... Aufeinandertreffen... mit Belial... friedlicher von Statten gehen. Er wird sich darüber ärgern.“
„Gut, ich glaube, das kann ich akzeptieren. Kat, du auch?“ Sie nickte ihrem Vater zu. „Gut, ich danke dir, Katherine.“ Mit einem aramäischen Bindespruch band er Junia an Kat. „Sei ihr Vorbild, mein Kind, sei ihr Freundin und Schwester.“ verabschiedete Raphael sich und küsste Kat sanft auf die Stirn, nach einem freundlichen Nicken in Dereks Richtung war er verschwunden.
Es war Samstagmorgen. Derek fluchte leise als Belial neben seinem Bett auftauchte. „Genug geschlafen, Dr. Rayne! Wir haben gestern viel zu viel Zeit versäumt!“ Rachel schrie leise auf als sie die Augen aufschlug und Belial erblickte. „Einen wunderschönen Guten Morgen, Dr. Corrigan-Rayne.“ begrüßte der sie spöttisch. „Guten Morgen? Einen schlimmeren Morgen als diesen könnte ich mir gar nicht vorstellen!“ schnaubte sie. Belial zog ein wenig verärgert eine Augenbraue hoch. „Wenn Kat frech wird, sorge ich dafür, dass sie Seifenschaum im Mund hat. Meinen Sie, das hilft bei Ihnen auch?“ fragte er belustigt, seine Verärgerung versteckend. „Hören Sie auf meine Frau zu ärgern und verlassen Sie das Schlafzimmer. Ich komme in einer Stunde nach Paris.“ Er bemerkte Belials Unwillen und fügte hinzu, bevor der etwas sagen konnte: „Und ja, ich bringe Kat und Julien mit. Ich muss mit Pierre wegen der geplanten Vorlesungen an der Sorbonne reden!“ „Eine Stunde! Sonst sorge ich dafür, dass Kat in eine Art Zauberinternat kommt!“ sagte Belial barsch, dann verschwand er. „Der wird sich wundern! Was glaubt er eigentlich?“ schnaubte Rachel. „Ich komme auch mit nach Paris. Der kriegt einen Tritt der ihn auf den Mond befördert!“
Als die Familie eine Stunde später mit Junia durch das Portal schritt, war Belial sichtbar verblüfft die kleine Fee an Kats Seite zu sehen. „Wir nehmen uns heute den Gnom vor, Dr. Rayne. Ich hoffe, Sie können sich beherrschen und spielen nicht wieder den Ritter in strahlender Rüstung!“ sagte er etwas barscher als wohl vorher beabsichtigt.
„Einen Moment! Sie drohen mir nicht noch einmal! Kat ist meine Tochter und Dereks Adoptivtochter und ich verbitte mir sämtliche Drohungen, Anspielungen oder Ähnliches! Und mir und meinem Mann zu drohen, sie auf eine Art Hogwarts zu schicken, wenn er und sie nicht springen, wenn Sie mit dem Finger schnippen ist ja wohl eine bodenlose Frechheit! Noch einmal und ich schwöre, Sie lernen mich kennen!“ Belial grinste. „Im biblischen Sinne?“ fragte er anzüglich. Er sah die Faust Rachels nicht einmal kommen. „Widerwärtiger Schmierlappen! Nicht mal wenn Sie ein Mann wären, auch wenn Sie der letzte Mann auf Erden wären!“ Belials Augen verengten sich. „Sie wagen es, mich zu schlagen?“ fragte er sichtlich wütend. „Ja, weil sie ein mieses Schwein sind! Sie terrorisieren meinen Mann, meine Tochter und mich! Ich will Sie nicht mehr in San Francisco sehen! Und ich schwöre, wenn Sie meine Tochter oder eins meiner noch ungeborenen Kinder jemals anfassen, bedrohen, terrorisieren, widerrechtlich, gegen den Willen festhalten, dann lernen Sie mich kennen!“
Derek sah die Hand und wollte sich zwischen seine Frau und Belial werfen, doch einen Millimeter vor Rachels Wange hielt die Hand des Dämons. Rachel zuckte nicht einmal. „Widerwärtiger Sadist!“ zischte sie. „Die Ohrfeige hat Ihr Mann gestern schon kassiert, Dr. Corrigan-Rayne!“
Entsetzt sah Kat Belial an. „Du hast meinen Dad geschlagen?!“ fragte sie schockiert. „Das war ein Unfall, Käthchen!“ „Egal! Ich werde mit Julien und Junia Onkel Pierre besuchen. Und Morgen und die nächste Woche will ich dich nicht sehen! Und du wirst dich bei Dad entschuldigen!“ fuhr sie ihn an. „Katherine Corrigan-Rayne!“ donnerte Belials Stimme durch die Halle. „Nein! Wenn, Lucifer, dann zu meinen Bedingungen! Ich lasse mich nicht mehr herumschubsen und werde nicht zusehen und zuhören wie du meinem Vater das Leben noch schwerer machst als es ohnehin schon ist!“ schrie sie. „Katherine!“ rief Belial. „Lassen Sie meine zukünftige Frau in Ruhe!“ sagte Julien und trat vor sie. Derek grinste leicht: „Würdest du deinem Onkel bitte sagen, dass ich ihn heute Nachmittag aufsuchen werde – wenn er Zeit für mich hat. Er wollte die Lehrpläne für die zwei Vorlesungen und das Seminar mit mir besprechen, das ich an der Sorbonne geben soll.“ „Mach ich, Derek.“
Rachel merkte, dass Derek den beiden mit leiser Besorgnis nachsah. „Was ist los?“ fragte sie. „Ach, es ist nur etwas was Pierre gesagt hat.“ Julien drehte sich um. „Was hat mein Onkel gesagt? Du bist wegen irgendwas besorgt, das merke ich schon eine ganze Weile seit ich im Legat bin um genau zu sein.“ wollte er wissen. „Unwichtig, geht!“ Belial griff nach Dereks Kinn und sah ihm scharf in die Augen. Verbissen wehrte der sich gegen das Eindringen in seine Gedanken, verlor jedoch und ging mit einem Aufschrei in die Knie. Wie beiläufig fing Belial Rachel ab und hielt sie im Klammergriff vor sich. Kat wollte protestieren, doch merkte, wie die Worte ihr in der Kehle stecken blieben. „Dein Onkel Pierre hat ihm erzählt, dass ihr zwei euch - seiner Meinung nach – in den Körpern von Icnoyotl und Itzel einander hingebt, beziehungsweise Itzel mit Kat Sex hat, wenn sie in Tenochtitlan ist und du mit Icnoyotl wenn du mit Itzel die Seele tauscht.“ Sichtlich angewidert wich Julien zurück und nahm Kat beschützend in den Arm. „Kat ist unberührt, körperlich und seelisch! Itzel und Icnoyotl akzeptieren, dass Kat und ich beide unberührt in die Ehe gehen wollen! Ich wollte immerhin Priester werden und mein Leben lang auf die Liebe und Anmut meiner Seelengefährtin verzichten. Was sind da drei oder vier Jahre?! Wenn Kat und ich einander hingeben, dann wird es als Ehefrau und Ehemann sein!“ Kat machte sich frei und schubste Belial weg, dann half sie Derek auf, der sich die Schläfen hielt. Julien trat zu ihr. „Derek, ich kläre das mit meinem Onkel. Mich wundert, dass er dir so einen Mist erzählt hat!“
"Das brauchst du gar nicht! Dein Onkel, Julien - und das ist eine weitere Frage die Dr. Derek Rayne interessiert - geht sehr ungezwungen mit mir um. Dein zukünftiger Schwiegervater würde gern wissen wieso..." Belial lächelte belustigt als er sich zu Derek umwandte. "Er hat einen Pakt mit mir geschlossen als er von seinen Eltern gedrängt worden war Priester zu werden, damit sein Bruder das elterliche Geschäft übernehmen konnte. Dabei hätte er so gern Familie gehabt - und seine große Liebe war Bethanié Aurore Eleonore Mercier..." "Das ist... war meine Mutter!" keuchte Julien. "Genau, deine Mutter. Aber sie wollte sich nicht mit der Rolle der Priestergeliebten zufrieden geben, dazu war sie viel zu anständig. Sie traf Christian Dubois und heiratete ihn... Pierre Pasquieu war wie ein Bruder für deine Mutter, obgleich er doch so viel mehr wollte... Eines Tages bot er mir seine Seele, wenn er das Glück deiner Mutter nicht mehr täglich sehen müsse... und so bist du letzten Endes bei ihm gelandet..." Julien wich ungläubig zurück. "Nein!" flüsterte er fassungslos. Junia, die Fee, versteckte sich hinter Kat.
Julien sah hilfesuchend zu Derek, der immer noch benommen wirkte und gegen den Schmerz in seinem Kopf ankämpfte den Lucifer verursacht hatte. "Du kennst ihn, ich meine, Onkel Pierre jetzt drei Monate, etwa ... glaubst du, dass... er so etwas tun würde Derek?" Der Praeceptor schloss die Augen. "Ich... weiß momentan gar nicht mehr was ich glauben soll... das kann ich mir aber eigentlich nicht vorstellen, dass er Lucifer seine Seele verkauft. Bestellt euch ein Taxi und fahrt einfach zu ihm und fragt ihn selbst." flüsterte er noch erschöpft von Lucifers Angriff. "Kommst du nicht mit Dad? Du wolltest doch auch noch mit ihm reden wegen der Vorlesungen an..." "Nein Kat, klärt ihr das erst mal, ich habe momentan keine Nerven dafür mich mit irgendwelchen Vorlesungen und Lehrplänen auseinanderzusetzen."
Er wandte sich Belial zu als Kat und Julien das Haus verlassen hatten. "Und nun zu Ihnen: Wenn Sie noch einmal handgreiflich werden, oder nochmal schwarze Magie anwenden oder was auch immer das eben war, dann werden Sie mich von einer ganz anderen Seite kennenlernen. Denn wenn ich schon die Macht habe Sie aus meinem Haus zu verbannen... wer weiß zu was ich noch alles fähig bin." Er nahm Rachels Hand und lief mit ihr in den Salon. "Was auch immer das war, was er gemacht hat es war körperlich heftiger als... die Kopfschmerzen bei Yaotls Attacken und die reichen schon aus." Sie sah ihren Mann traurig an. "Soll ich Mathilde fragen ob sie eine Aspirin hat?" Derek nickte dankbar. "Wir warten hier bis Kat wieder zurück kommt und gehen dann gemeinsam mit ihr nach Hause, ich lasse sie hier keine Sekunde mehr allein." Derek nickte zustimmend.
Belial verließ das Haus und folgte den beiden jungen Leuten zum Amtssitz des Erzbischofs.
„Katherine, meine Liebe, Julien, mein Junge, was ist denn?“ Pierre Pasquieu war sichtlich überrascht als die beiden in sein Büro traten. Junia folgte Kat unauffällig. „Ich dachte Derek wollte wegen der Seminare und Vorlesungen mit mir reden.“ "Dad hat momentan keine Nerven mehr für sowas, nachdem Belial ihn vorher angegriffen hat." antwortete Kat wütend. "Belial hat Derek angegriffen?" fragte Pierre ungläubig. Kat nickte.
„Eine Frage, Onkel Pierre: Warst du in meine Mutter verliebt?“ „Deine Maman war für mich wie eine Schwester. Ich habe deinem Vater nicht getraut und hatte recht. Weißt du, dass er deine Mutter geschlagen hat, immer dann, wenn er zu viel getrunken hat? Weißt du, dass er regelmäßig Geliebte hatte oder zu „Horizontalen“ ging? Deine Mutter ist jedes Mal am Boden zerstört zu mir gekommen. Wieso fragst du?“ Kat drückte Juliens Hand. „Belial... Onkel Pierre, er hat behauptet, du hättest einen Pakt mit ihm geschlossen um Juliens Vater... naja ...zu beseitigen, weil Juliens Mutter... also du hättest gewollt, dass sie deine „Haushälterin“ wird die heimlich deine Kinder kriegt und...“ Mit leisem Seufzen wandte Pierre Pasquieu sich ab.
„Das stimmt nur teilweise und Belial hat eine Menge verdreht.. Aurore, Juliens Mutter, Kat, sie hatte vor Christian Angst. Der war... Christian hatte einen Pakt geschlossen – wie mein Bruder. Mein Bruder hat die Zuneigung meiner Eltern und das Familienunternehmen – das inzwischen übrigens pleite gegangen ist – mit seiner Seele bezahlt, Christian Dubois wollte Macht, Einfluss, Geld und eine Frau für die jeder ihn bewundert. Die Merciers hatten all das. Julien hat ein Vermögen und einen Konzern geerbt, Kat. Wieso er damit Priester werden wollte ist mir ein Rätsel. Allerdings wurde Christian gierig... sehr gierig... er ist sogar so weit gegangen, dass er Aurore und Julien angeboten hat um noch mehr zu kriegen. Aber das geht nicht so einfach, denn Aurore hätte ihre Seele nie zum Wohle eines miesen Drecksacks verkauft und Lucifer hätte einen unterzeichneten Pakt gebraucht um sie zu bekommen als Christian sie... Er hat sie umgebracht und als er gemerkt hat, was er getan hatte, da wollte er das mit einem Autounfall vertuschen.“ Der Erzbischof sah zu Julien: „Erinnerst du dich noch daran, dass du völlig desorientiert im Krankenhaus aufgewacht bist und meintest, du wüsstest nicht einmal, dass du im Auto gesessen hättest?“ Julien überlegte, dann nickte er. „Ja, das war komisch...“ „Ich habe es dir nicht gesagt, aber die Ärzte hatten Schlafmittel in deinem Blut gefunden. Dein Vater wollte deine Mutter und offenbar auch dich verschwinden lassen.“ „Wieso sollte Belial behaupten... Ich meine...“ hilflos sah Julien von Kat zu seinem Onkel.
Hinter ihm lachte Belial plötzlich bitter. „Weil du Kat vom Lernen abhältst, weil du versuchst sie vor mir zu schützen, was vollkommen unnötig ist! Und weil ich Derek Rayne und Pierre nicht unbedingt dauernd zusammen sehen will!“ gestand er. „Außerdem macht es immer wahnsinnigen Spaß Kats Vater auf die Palme zu bringen...!“ "Das ist doch Unsinn! Ich hindere Kat doch nicht - und wenn ich sie beschütze ist das mein Recht und meine Pflicht!"
"Du hälst mich vom Lernen ab!" schrie Kat den Höllenfürsten wütend an. "Weil du ständig meinen Vater verletzt. Er leidet schon genug unter der Tatsache, dass er für den Tod von zwölf Kindern verantwortlich ist. Und du greifst ihn immer wieder an. Gestern hast du ihn sogar geschlagen!" "Das war unbeabsichtigt..." weiter kam er nicht, da Kat ihn sofort weiter anfauchte. "Und heute wendest du schwarze Magie gegen ihn an. Du bist in letzter Zeit nur noch gemein und böse und da wunderst du dich, dass ich von dir und deinem blöden Buch nichts wissen will?" "Ich habe nur seine Gedanken gelesen." Sie sah traurig zu Boden. "Warum hasst du Dad so?" Belial lächelte. "Es war keine schwarze Magie, sondern ich habe seine Gedanken gelesen, was nicht schmerzhaft gewesen wäre, wenn er sich nicht so gesträubt hätte. Ich hasse ihn nicht Käthchen! Im Gegenteil, ich mag ihn sogar; dein Vater ist eine echte Herausforderung. Er ist stark und bietet mir Paroli, wie noch niemand zuvor. Dein Vater hat ganz besondere Fähigkeiten, von denen er teilweise noch nicht mal selbst etwas weiß, oder wusste. Zum Beispiel der "unbewusste Bann" den er auf sein Haus gelegt hat, allein durch seine Gedanken. Und außerdem weiß ich, dass ihr Beide, wenn auch unabhängig von einander manchmal Visionen oder Vorahnungen habt." erklärte er, dann fügte er nach kurzem Nachdenken hinzu:
"Und dass es mir Spaß bereitet ihn zu ärgern und ihn zu provozieren, das liegt in meiner Natur Kat, ich kann nicht anders. Ich habe aber nicht vor dir oder deiner Familie Schaden zuzufügen. Ich gebe zu ich habe gelogen, Julien was dich und deinen Onkel angeht um dich und Kat auseinander zu bringen und einen Keil zwischen die Raynes und dich zu treiben. Ehrlich gesagt... zwei Theologen die derart gemäßigt sind wie Pierre und dein Vater, Käthchen, in derartigen Positionen wie Erzbischof von Paris und bald wohl Kardinal und Praeceptor des erfolgreichsten Legats... das ist eine gefährliche Mischung. In gewisser Weise tut es mir leid und ich möchte euch bitten mit mir zurück zu kommen um euch und deinen Eltern Kat, meinetwegen auch im Beisein von Raphael zu erklären warum es unerlässlich ist dass du das Grimoire beherrscht. Zögernd stimmten Julien und Kat zu, da sie ja so wieso wieder in den Boulevard mussten um nach San Francisco zu kommen. "Kat richte deinem Vater bitte aus wenn es ihm recht ist komme ich dann morgen Nachmittag bei Euch vorbei um mit ihm die Lehrpläne der Sorbonne zu besprechen, da die ersten Vorlesungen für die er kurzfristig eingesprungen ist bereits in einer Woche stattfinden." bat Pierre Pasquieu. Kat nickte und verließ zusammen mit Belial und Julien den Amtssitz des Erzbischofs.
Wieder im Salon des Boulevards setzte sich Kat aufs Sofa zwischen ihre Eltern und umarmte beide.
"Dad? Geht es wieder?" fragte sie besorgt als sie sah dass ihr Vater noch etwas blass aussah. Derek nickte und drückte seine Tochter beruhigend. "Belial biss sich auf die Lippe um sich zuerst zu Entschuldigen wie Raphael es ihm aufgetragen hatte. Es kostete ihn einige Überwindung über seinen Schatten zu springen.
"Dr. Rayne, ich... entschuldige mich für den Angriff von vorhin. Für die Ohrfeige aber nicht denn die war nicht beabsichtigt und nur ein dummer Unfall und das wissen Sie auch. Was die schnippischen Bemerkungen Ihnen gegenüber angeht; das liegt in meiner Natur, ich bin provokativ, brutal und gemein, ich reiße mich ja schon oft zusammen, was auch mir sehr schwer fällt. Und bei Ihnen Dr. Rayne gebe ich ehrlich zu dass ich es besonders genieße Sie auf die Palme zubringen, da es immer wieder lustig ist zu sehen wie sie reagieren und dadurch dass Sie sich nicht alles gefallen lassen sind Sie irgendwie eine ganz besondere Herausforderung. Sie sind stark und Sie besitzen Fähigkeiten von denen Sie selbst noch nichts wissen, Sie sind ein mächtiger Mann Dr. Rayne." Er atmete einmal tief durch, bevor er sich Rachel und Kat zuwandte.
"Dr. Corrigan-Rayne, Katherine, ihr - oder Sie Beide habt beziehungsweise haben eine Vergangenheit, die ebenfalls alles andere als belanglos ist. In Eurer oder Ihrer Familie gab es schon Hexen und Kat, du hast neben deinen Visionen auch besondere Fähigkeiten der Hexerei. Du bist in der Lage das komplette Grimoire an das ich dich gebunden habe umzuschreiben zu weißer Magie, was dazu führen wird dass du eine mächtige gute Hexe wirst. Ich beherrsche zwar die weiße Magie ebenso gut wie die schwarze, könnte die weiße aber niemals so anwenden beziehungsweise das Grimoire willentlich und wissentlich umschreiben dass seine Magie ausschließlich Gutes bewirkt ohne Nebenwirkungen, deshalb musst du das lernen was Magie heißt, und wie sie funktioniert. Das ist deine Bestimmung Kat und das wirst du mit Sicherheit sehr schnell können. Du wirst nicht der schwarzen Magie verfallen, aber um Magie und Grimorie beherrschen zu können ist es unerlässlich, dass ich dich Magie lehre." Er wandte sich an Derek und Rachel: "Sie können gerne Raphael fragen wenn Sie mir nicht glauben." Sie blickten alle zu Raphal, der das bestätigte.
"Ich komme Dir und deinen Eltern entgegen, Kat. Was bedeutet, ich werde mich während der Zeit der Ausbildung weiterhin an Ihre Regeln wegen des Portals halten Dr. Rayne, ebenso an ihre Zeiten." Raphael wandte sich den Raynes zu. "Alles was Belial euch gerade erklärt hat entspricht genau so der Wahrheit. Belial ich denke, wir sollten Derek und seiner Familie ein paar Tage Ruhe gönnen bevor du wieder zusammen mit Kat und Derek an dem Bannspruch weiterarbeitest." Er blickte zu Belial, der zustimmend nickte. "Entspannt euch erst einmal und Belial wird sich dann nächsten Sonntag bei dir melden Derek, wegen der Zeiten, da ja nächste Woche deine ersten Vorlesungen an der Sorbonne beginnen. " Derek, Rachel, Kat und Julien verabschiedeten sich und traten durch das Portal.
Im Boulevard Haussmann 13 erteilte Raphael Belial eine Rüge. "Ich habe dich zu rügen, im Namen des Höchsten, Belial! Unser himmlischer Vater möchte nicht dass du noch einmal dermaßen hart gegen Derek und seine Familie vorgehst, vor allem hast du ihnen gegenüber nicht handgreiflich zu werden! Derek hat es ohnehin schon schwer genug in seinem Leben und damit meine ich seine gesamte Vergangenheit. Also reiß dich in Zukunft etwas mehr zusammen. Sonst versagt er uns für die Zukunft noch seine Hilfe bei weiteren Fällen in denen er uns mit seinem Wissen, oder anderem von Nutzen sein kann." befahl der Erzengel streng im Namen des Herrn. "Hast du mich verstanden, Belial?" hakte Raphael nach als der Fürst der Finsternis nicht reagierte. Belial nickte widerwillig.
Kat genoss mit Julien und ihren Eltern eine ruhige Woche. Sie bekamen gleich am nächsten Tag Besuch vom Erzbischof aus Paris, der ein großes Kuchenpaket von Mathilde mitbrachte und es wurde ein lustiger Nachmittag zumal Derek auch beim Erzbischof von San Francisco anrief und Michael Bryce ebenfalls vorbeischaute. Kat, Junia und Rachel sahen einander belustigt an, als die - mit Julien - vier Theologen am Tisch begeistert Dereks Seminarunterlagen durchgingen und hier und da Verbesserungsvorschläge diskutierten. "Ich hätte dich gern nächstes Jahr als Dozenten für die Christologie, Derek. Der bisherige Dozent will ein Semester Auszeit nehmen und ich habe den Eindruck, dass du genau der Richtige bist." meinte Michael Bryce mit einem Lächeln.
"Ich glaube, ich würde mir Dads Vorlesung an der Sorbonne auch gern anhören, aber das wird wohl nicht gehen." murmelte Kat bedauernd. "Wieso nicht?" fragte Junia, die kleine Fee. "Weil ich in der Schule bin." antwortete Kat ihr. Junia grinste. "Da kann ich für dich hingehen. Ich kann sogar aussehen wie du, das weißt du doch." "Ich muss doch aber auch das lernen, was wir durchnehmen, Junia." Michael Bryce räusperte sich. "Du gehst doch auf die katholische Schule, oder, junge Dame?" fragte er. Kat nickte. "Ich wüsste nicht wo das Problem liegt. Soweit ich weiß, beherrscht du die Sprachen die du lernst - Französisch und Latein, und bei Französisch hast du notfalls mit Julien einen ausgezeichneten Nachhilfelehrer, in Mathematik habe ich - neben Theologie promoviert, in den Naturwissenschaften würde ich dir notfalls Nachhilfelehrer schicken. Und der Direktor der Schule würde eine Entschuldigung deiner Eltern genauso akzeptieren wie eine von mir... Abgesehen davon, dass ich es sogar sehr gut fände, wenn du dir die Vorlesungen deines Vaters anhörst." Derek lächelte. "Vielleicht nicht jede Vorlesung und jedes Seminar, sondern eins, einverstanden. Vielleicht eins, wo du mit Julien hingehst." "Wie wäre es mit Mariologie?" fragte der junge Student Kat grinsend. Sie sah ihn erstaunt an, lächelte und nickte. Julien zog sie auf seinen Schoß und sie schmiegte sich an ihn. Junia lächelte.
Die Raynes genossen die Woche der Ruhe. Während der Zeit in der Rachel arbeitete, Kat in der Schule war und Julien am San Francisco Theological Seminary seine Vorlesungen besuchte nutzte Derek die Zeit um im Reliktekeller des Legats etwas aufzuräumen. Sofort kamen die schmerzhaften Erinnerungen an die Zeit in Tenochtitlan zurück als er die aztekischen Gegenstände die er fand auf den immer noch in seinem Keller stehenden Techcatl legte. Wenn er nicht im Keller beschäftigt war, verbrachte er seine Zeit an seinem Lieblingsort der Bibliothek.
Sonntagnachmittag seufzte Derek als sein Handy klingelte und er Belials Nummer erkannte. Widerwillig nahm er den Anruf an. "Rayne." meldete er sich ein wenig genervt. "Guten Tag, Dr. Rayne, ich hoffe sie haben ihre freien Tage genossen." sagte Belial gekonnt freundlich. "Bisher war es ein guter Tag, bis zum Anruf des Teufels." Belial lachte am anderen Ende der Leitung amüsiert. "Sie rufen sicher an wegen des Falls und unseres Treffens wegen des Bannspruchs aus Ihrem Teufelsbuch. Ich bin morgen Vormittag bis ca. 12-13 Uhr an der Sorbonne, danach können wir wegen des Falles sprechen und die andere Angelegenheit, dann wie immer 15 Uhr amerikanischer Zeit angehen. Auf Wiederhören." sagte Derek und beendete das Gespräch ohne eine Erwiderung Belials zuzulassen. Er seufzte. Er dachte an die Zeitverschiebung zwischen Paris und San Francisco, das würde etwas anstrengend, denn er musste heute Abend um 22 Uhr durch das Portal nach Paris um am Vormittag nach Pariser Zeit rechtzeitig an der Sorbonne zu sein.Derek genoss seinen ersten Tag an der Sorbonne. Die gute Laune war allerdings schnell wieder verflogen als er anschließend wieder im Boulevard Haussmann 13 ankam und Belial erblickte, als dieser den Raum betrat nachdem er Raphael, Nick und Alex bereits begrüßt hatte.
"Also was hat sich in der Woche in dem "Märchenfall" getan?" fragte er freundlich, blickte dabei aber eher Raphael und Nick an.
"Irgendwie scheint es die Figuren nicht zu stören, dass wir Junia und diesen Gnom gefangen haben. Wobei die Feenkönigin wohl nach Junia sucht, aber die hat Raphael ja an Kat gebunden." meinte Nick. "Was?!" fragte Belial hörbar wütend. "Wie kannst du das tun, Raphael!" Der Erzengel lächelte. "Die Magie einer Fee ist weiße Magie und Junia an Katherine zu binden schützt sie ein wenig vor deinem Einfluss, Lucifer. Ich denke, das beruhigt auch Derek ein wenig." "Dazu hattest du kein recht und..." "Katherine zu schützen ist mein von unserem Himmlischen Vater bekräftigtes Recht und meine Pflicht!" Belial sagte etwas Unverständliches, was hieß es war weder Lateinisch, noch Griechisch oder Aramäisch. Derek merkte, dass es eine Sprache war, die wesentlich älter war. Die Bemerkung klang verletzt und fast schien der Blick den Belial ihm zuwarf verletzt und traurig. "Ich bedaure, dass ich Ihnen nicht verständlich machen kann, was Kat für mich bedeutet, Dr. Rayne..." sagte er leise, dann verschwand er. Derek sah verblüfft auf die Stelle an der Belial gerade noch gestanden hatte. "Heißt das jetzt, dass wir heute von ihm in San Francisco verschont bleiben?" fragte er hoffnungsvoll.
Raphael seufzte leise. "Ich fürchte, Derek, Lucifer hat sich für etwas länger ziemlich verletzt zurückgezogen..." sagte er und sah nicht gerade glücklich aus. "Und das ist nicht gut - auch wenn du es für gut befinden magst..." Derek zuckte mit den Schultern. "Ich mag ihn nicht und er kann mich nicht leiden, also werde ich mich nicht dafür entschuldigen, dass ich froh bin, wenn er die nächste Zeit nicht auftaucht!"
"Derek, Lucifer sieht Katherine als Tochter die er nie haben wird, für Samyaza, Gadreel und Armaros ist sie wie eine kleine Schwester. Weißt du wieso? Weißt du, wieso uns Engeln körperliche Beziehungen untersagt sind? Hast du eine Ahnung, was dabei herauskommen kann, wenn wir es dennoch tun?" Raphaels Stimme war streng geworden.
Derek räusperte sich. "Im Extremfall Mischwesen, Nephilim... und laut... der Apokryphen sind die nicht gerade sympathisch..." murmelte Derek. "Und das ist noch untertrieben! Lucifer hat sich derlei nie zuschulden kommen lassen, Derek! Samyaza, Gadreel und Armaros sind über ihre Amouren mit sterblichen Frauen und ihre boshaften Kinder gefallen. Lucifer versagt sich Kinder und die, die ihm Treue geschworen haben, tun es auch! Unser Vater hat einmal eine große Flut geschickt um die Nephilim zu vernichten, doch er wird es nicht erneut tun, denn er gab sein Wort! Das solltest du wohl bedenken!" Derek zuckte mit den Schultern. "Okay, ich bedenke es, aber entschuldige bitte, wenn ich es nicht bedauere!" Raphael nickte seufzend.
"Apropos "Märchenfall", wie du es nennst: Die Feenkönigin hat Protest eingereicht wegen Junia. Da ich sie an Katherine gebunden habe, muss sie den Anweisungen ihrer Königin nicht mehr folgen, denn eine Seele, wenn auch nur an eine unsterbliche Seele gebunden, beschert freien Willen und Junia findet offenbar - wie von mir beabsichtigt - Gefallen an einem Leben mit Seele. Da in Amerika du vor allem aufpasst und in Europa die Mitarbeiter des Boulevard Hausmann 13 wurden die Aktivitäten offenbar nach Asien und Amerika, Australien und vereinzelt Südamerika verlegt. Wir müssen zusehen, wie wir dort hinkommen ohne "Magie" zu verwenden. Auf jeden Fall werden wir gezwungen sein, einen Weg zu finden." "Wieso eigentlich? Nach dem zu urteilen was Junia erzählt hat, ist der Effekt der Amulette doch positiv." meinte Derek erstaunt.
"Eben nicht!" widersprach Nick. "Denn es passiert folgendes: Du hast dieses Ding und fühlst dich frei und unerreichbar für Sünde, du hast kein Gewissen mehr, denn du fühlst dich glücklich, zufrieden und gelassen. Du könntest jemanden erschießen, ganz egal. Stell dir vor, du wärest wegen irgendwas frustriert und Rachel stellt sich dir in den Weg - wenn du sie auch nur aus Versehen schlagen würdest, wäre da kein Gefühl von Reue, nur eins von Zufriedenheit und Selbstgerechtigkeit. Verstehst du nun wie gefährlich das Zeug ist?!" fragte er offenbar schärfer als beabsichtigt.
Entsetzt sah Derek ihn an. "Das ist ja furchtbar! Aber wieso hat Belial so ein Interesse daran? Das spielt ihm doch direkt in die Hände!" Raphael schüttelte traurig den Kopf. "Du kennst Belial überhaupt nicht. Er ist jemand der eine gewisse Ehre hat. Hätte er die nicht, Derek, würde er deinen Willen übergehen und Katherine jedes Mal via Magie hierher holen um sie zu unterrichten. Er würde mit ihr Ausflüge unternehmen, ins Disneyland fahren, sie nach Strich und Faden verwöhnen und ich versichere dir, auch wenn es Katherine zuerst stören würde, über kurz oder lang wäre Lucifer sowas wie ein Lieblingsonkel, die Person, der Katherine mehr vertraut als jedem anderen. Sie mag dich als Vater sehen, aber ich möchte dich warnen: Schließe deinen Frieden mit ihm und lerne ihn besser kennen - ohne deine Vorurteile - oder er wird irgendwann dazu übergehen deine Tochter mehr und mehr zu seiner zu machen!"
Nick kratzte sich nachdenklich im Nacken. "Derek, Belial ist an sich nicht so hinterhältig wie er dargestellt wird. Er will sozusagen selber hinter die Schwächen der Menschen kommen und will ihnen die Pakte abnötigen mit denen sie ihm ihre Seele verschreiben. Er hat sehr wenig davon wenn die Menschen ihre Seelen an der "Wundertür" abgeben, weil sie kein Gefühl für Recht und Unrecht mehr haben! Der freie Wille ist das Maß aller Dinge. Eine Seele die keinen freien Willen hat und mordet kommt weder in den Himmel noch in die Hölle, sie landet im - als es das laut Kirche noch gab, nannte man es Limbus - ohne Hoffnung auf Erlösung oder Strafe! Diese Seelen sind für alle Ewigkeit verloren - für beide Seiten." erklärte er. "Verstehst du nun, wieso Belial ebenfalls daran arbeitet diesen Spuk zu beenden?" Derek nickte entsetzt. "Also finde bitte eine Lösung mit Belial! Verdammt noch Mal! Er mag dich ja triezen, reizen, ärgern und bis auf's Blut piesaken, aber letztendlich habe ich seinen Äußerungen über dich eher entnommen, dass er dich mag und nicht, wie du offenbar glaubst, verabscheut." "Nick, bitte, er mag mich nicht und ich ihn nicht! Ich bin ein faszinierendes Insekt für ihn, weil ich Widerstand leiste!" schnaubte Derek. "Du nötigst ihm Respekt ab! Das ist verdammt mehr als ein "faszinierendes Insekt"! Wenn du ihm die Hand zum Frieden reichen würdest, wenn du ihm ein wenig vertrauen könntest, im Bezug auf Kat und auf das Ritual um Yaotl zu bannen - und ja, er hat es Alex und mir erzählt! - dann würdest du einen verdammt guten Freund gewinnen!" rief Nick wütend und verließ das Zimmer.
Raphael sah ihm nach. "Er hat Recht, Derek... Lucifer kann ein sehr loyaler Freund sein, genauso wie ein unerbittlicher Gegner..." Der Erzengel nickte ihm zu und verschwand.
Wie betäubt starrte Derek auf die Stelle wo Raphael noch gerade gestanden hatte, dann wandte er sich zum Portal um nach San Francisco zurückzukehren.
Kat empfing ihn mit einem Kuchen. Sie hatte gebacken um ihn willkommen zu heißen und die Torte mit einer Trikolore verziert und Pariser Wappen mit dem weißen Schiff auf rotem Grund über dem eine blaue Bordüre mit den goldenen stilisierten Lilien prangte. "Wie war deine erste Vorlesung, Derek?" fragte Julien. "Nun, ich muss mich erstmal wieder ins Französische finden, aber an sich fanden die Studenten an der Sorbonne mich wohl nicht allzu schlecht..." Julien grinste. "Laut meiner alten Skype-Gruppe aus der Zeit als ich noch an der Sorbonne war hast du die Hütte gerockt. Meine alten Kommilitonen waren sämtlich begeistert." Derek lächelte. "Das macht Mut." meinte er nur. "Ach so, ja... Kat, Belial kommt heute wohl nicht..." Sie grinste über Dereks Bemerkung. "Aber wo ist eigentlich Junia?"
"Hier, Dr. Rayne ..." sagte die Fee mit sanfter Stimme hinter Kat. "Junia, wir müssen versuchen deinen Leuten und auch den Gnomen und den anderen Wesen deutlich verständlich zu machen, dass das, was sie tun, sehr, sehr gefährlich ist."
Es klingelte plötzlich an der Tür und ein paar Minuten später, bevor Junia auch nur antworten konnte, kam Rachel in die Küche. "Das wurde für dich abgegeben, Kat." sagte sie verwundert und reichte ihrer Tochter ein Päckchen. Julien nahm es statt ihrer und musterte die Adresse. "Miss Katherine Corrigan-Rayne, Luna Foundation, Angel Island, San Francisco..." las er die sorgfältig und sehr akurat geschriebene Adresse halblaut vor. "Seltsam, kein Absender." Vorsichtig machte Kat das Päckchen auf und schnappte nach Luft: Sie entnahm drei Kästchen mit dem Signet von Cartier in Paris. Als sie das erste öffnete fand sie darin ein Collier mit den verschlungenen Namen von Julien und sich selbst, ausgelegt mit Diamanten, dazu passend ein Armband und Ohrringe mit verschlungenem J und K, im zweiten Kästchen fand sich etwas ähnliches aus Saphiren, allerdings mit den Buchstaben R und D und ein Zettel lag bei auf dem stand: Für Dr. Rachel Corrigan. Im Dritten lag ein Medaillon in Pentagrammform aus Platin in dem sie Fotos von Julien, Derek, Rachel und Belial entdeckte. "Das dürfte erklären, von wem das ganze ist. Was mich betrifft: Ich brauche diesen Mist nicht!" meinte Rachel kühl.
Kat öffnete den beiliegenden Brief. "Liebes Käthchen, diesen Brief..." sie brach ab und biss sich verlegen auf die Lippen. "Was ist? Lies weiter!" meinte Rachel. Kat sah sie traurig an, dann schüttelte sie den Kopf. "Nein, besser nicht." Sie nahm die zwei Kästchen die für sie waren und verließ die Küche. Rachel wollte ihrer Tochter folgen, doch Derek hielt sie davon ab. So war es Julien der seiner Freundin und Junia nachging.
Leise betrat er Kats Zimmer. Sie sah hoch als er sich neben sie setzte. "Was schreibt Belial?" "Lies selbst..." murmelte Kat und reichte ihm den Brief. Verwirrt sah Julien auf die Zeilen. "Was ist das?" fragte er. "Der Brief, ganz normal in..." sie blickte ihn erstaunt an, sah auf den Brief und wieder zu Julien. "Der ist gar nicht in Englisch...?" "Nein, das sieht fast aus wie die Schrift aus "Herr der Ringe" von Tolkien. Was liest du?" Kat blickte auf das Papier: "Liebes Kätchen, diesen Brief schreibe ich dir um mich für meine Abwesenheit zu entschuldigen. Lies ihn bitte nicht deinen Eltern vor, denn ich bin das Misstrauen leid, das mir jedes Mal entgegenschlägt, von beiden. Lass mich dir nur der Lehrer sein, der ich sein will, ein Mentor ähnlich dem Mann, der für dich seit Jahren wie ein Vater ist. Ich würde unseren Unterricht gern außerhalb des Legates fortsetzen ohne die Einmischung deines Vaters und deiner Mutter. Vermutlich wird die auch gleich mein Geschenk abgelehnt haben. Es ist als versöhnliche Geste gemeint, sie wird es aber wohl nicht verstehen. Ich würde dich und Julien gern nächsten Samstag um 8 Uhr morgens am Anleger treffen. Zieht euch bequem an, wir werden uns einen schönen Tag machen - und bitte: Kein Wort zu deinen Eltern! Dein "Onkel" Belial." las sie vor.
"Sch...eibenkleister!" murmelte Julien. "Er ist wirklich nett, wenn Dad und er nicht immer streiten würden, sondern vernünftig miteinander reden, dann wären die zwei wahrscheinlich ziemlich gute Freunde, die sogar abends mal gemeinsam ein Glas Wein trinken und über alles mögliche diskutieren würden." murmelte Kat. Sie griff zu dem Medaillon und bat Julien es ihr umzumachen. Er zögerte. "Kat, ich... vielleicht siehst du nicht alles?" "Fang bitte nicht auch so an! Immerhin will er, dass du mitkommst!" Julien seufzte. "Ich bin mit Kommilitonen zum Lernen verabredet, Kat." gestand er bedauernd. "Dann eben nicht!" meinte sie hörbar verletzt. "Und ich denke, du solltest deinen Eltern davon erzählen! Sonst werde ich das tun müssen! Du weißt, dass die beiden Belial nicht trauen und ich tue das auch nicht unbedingt!" "Untersteh dich! Geh mit deinen neuen Freunden lernen, Julien, aber ich verbiete dir..." "Du kannst mir nicht verbieten dich zu schützen!" unterbrach er sie. Kat schloss die Augen um ihren Schmerz zu verstecken. Unbewusst "blätterte" sie in Gedanken das Grimorie durch. Es durchzuckte sie plötzlich... Vergessenszauber! Sie öffnete die Augen und blickte Julien an. Sie suchte seinen Blick, lächelte und als er zurücklächelte murmelte sie kaum hörbar den Zauber - auch wenn es ihr weh tat. Während Julien wie benommen wirkte, ließ Kat die zwei Kästchen und den Brief in ihrer Nachttischschublade verschwinden.
Sie gab Julien einen Kuss auf die Wange, was ihn aus der Trance weckte. "Worüber haben wir gerade geredet?" fragte er verwirrt. "Ach, über das Wochenende. Ich hatte vor mit dir am Samstag Paris unsicher zu machen, aber du willst mit deinen Kumpels lernen." sagte Kat gespielt unbeschwert und blinzelte die Tränen weg. Julien nahm sie in den Arm. "Ach Kat, ich mache es wieder gut, versprochen!" antwortete er tröstend. Sie machte sich los, lächelnd meinte sie: "Ach lass nur. Dein Studium ist ja wichtig. Ich werde einfach eine Wanderung zum Alcatraz Gardens machen." log sie - und merkte, dass ihr das Herz schwer wurde.
Sie erhob sich und ging gefolgt von Julien in die Küche zurück, wo ihre Eltern immer noch diskutierten. "Kat, was hat in dem Brief gestanden?" verlangte Rachel zu wissen. "Brief?" fragte Julien verwirrt. Hastig murmelte Kat den Vergessenszauber erneut und blickte ihrer Mutter fest in die Augen als sie eine kleine Variation einfügte und sich dann Derek zuwandte, der sie erst entsetzt ansah, als er merkte, was sie tat, doch dann im nächsten Moment völlig entspannt da saß und erstaunt den Dank Rachels für das wunderschöne Geschenk entgegen nahm.
"Ich bin müde und würde mich gern hinlegen." sagte Kat und verließ die Küche. "Denk daran, morgen müssen wir früh los - um 5 Uhr müssen wir in Paris sein, wenn du die Mariologie-Vorlesung mitmachen willst!" rief Derek ihr hinterher. "Ja, Dad, ich versuche dran zu denken!" rief sie.
Junia erwartete sie besorgt in ihrem Zimmer. "Wieso hast du das getan?" fragte sie. "Weil ich die Streiterei satt habe. Ganz ehrlich." seufzte Kat. "Aber es tut dir doch weh - der Zauber auf Julien fast mehr als der, den du auf deine Eltern gelegt hast." flüsterte die Fee. "Junia, bitte nicht. Ich will keinen Unfrieden. Willst du Samstag mitkommen?" Die kleine Fee erschauerte. "Ich will nicht wirklich, aber ich bin an dich gebunden... und ich werde mit dir gehen, denn du bist wie eine... Schwester." Kat sah die Fee lange an, dann zog sie sie mit zum Portal und tauchte in Paris wieder auf.
"Raphael?" rief sie. Der Erzengel tauchte vor ihr auf. "Ja, Katherine?" sagte er freundlich. "Bitte löse das Band zwischen Junia und mir. Ich will nicht, dass sie an mich... ich will, dass sie frei entscheiden kann, was sie tun und lassen will." Raphael sah Kat und die Fee einen Moment an. "Ist das auch dein Wunsch, Junia?" Die kleine Fee wirkte schockiert. "Nein, ich meine... ich... Ich mag Katherine, erhabener Fürst. Sie ist sehr nett, ich lerne viel von ihr, aber..." Sie sah zu Boden. Sanft hob Raphael Kats Kinn. "Was ist geschehen, Katherine?" fragte er liebevoll. Sie schüttelte den Kopf. "Nichts wichtiges..." "Katherine, bitte zwinge mich nicht deine Gedanken lesen zu müssen, denn das würde weh tun, ebenso wie es deinem Vater weh getan hat als Lucifer es tat!" flüsterte der Erzengel mahnend. "Bitte, nimm den Bann von Junia und alles ist okay!" rief Kat ein wenig panisch. Misstrauisch sah der Erzengel sie an, nickte jedoch. "Ich werde denn Bann lockern, Katherine, nicht lösen! Junia wird immer noch an deine Seele gebunden sein, aber sie wird eigene Entscheidungen treffen können. Es sei denn, sie will ihren Schöpfer jetzt um eine eigene Seele bitten!" Die Stimme klang streng und der Blick des Erzengels ging von Kat zu Junia. "Ich... ich will bei Kat bleiben." flüsterte die Fee. "So sei es!" sagte Raphael und verschwand. "Warum willst du mich loswerden?" fragte Junia traurig. "Das will ich nicht, aber du hast Angst vor... vor Belial und ich... du hättest dich für eine eigene Seele entscheiden können."
Junia lächelte betrübt. "Ja, aber dann wäre ich allein." flüsterte sie. "Würdest du mich nach Hause bringen - ich meine... nach San Francisco?" fragte sie. Kat nickte und schritt mit Junia durch das Portal. In der Eingangshalle empfing Derek die beiden. In seinem Gesicht spiegelten sich Verärgerung, Sorge, Misstrauen und Fragen wider. "Würdet ihr zwei bitte mit in mein Arbeitszimmer kommen?" fragte er im Befehlston. In seiner Hand hielt er das Kästchen, das Belial für Rachel geschickt hatte. Kat zuckte zusammen, aber sie gehorchte. Junia griff nach ihrer Hand und lächelte ihr aufmunternd zu als sie beide Derek folgten
"Setzt euch!" Kat sah ängstlich zur Tür, ließ sich aber folgsam auf eins der Sofas sinken.
"Ich vermute ihr kommt aus Paris?" Kat nickte. "Ich dachte, du bist müde?" "Ich wollte, dass Junia selber entscheiden kann, Dad. Sie... sie kann ihre eigene Seele haben, wenn sie will und da du Raphael ebenfalls in den Bann eingeschlossen hast, dachte ich, das ist der beste Weg ihn darum zu bitten." Derek sah fragend die Fee an. "Und? Wenn du eine eigene Seele hast - wieso bist du noch hier?" "Ich wollte keine - noch nicht. Ich... Fürst Raphael hat das Band allerdings gelockert." "Und wieso wollte Kat das dann?" fragte Derek die Fee weiter. "Weil... Bitte Dr. Rayne, das geht nur Kat etwas an." Derek nickte. "Katherine, ich möchte eine Erklärung hierfür!" sagte er dann streng und legte das Kästchen auf den Schreibtisch, das er öffnete. "Ich liebe deine Mutter, Katherine, aber ich würde ihr nie derartigen Schmuck schenken für den sie sich aber gerade vorhin überschwänglich bei mir bedankt hat!"
"Dad, bitte, ich..." flüsterte Kat leise. "Ich möchte eine Erklärung! Wieso habe ich das Gefühl, dass dieses Zeug von Belial ist?" Kat sah zu Boden. "Weil... weil es so ist?" flüsterte sie. "Und wieso glaubt deine Mutter es sei von mir?" "Ich habe... ich wollte keinen Streit mehr und habe... es war nur ein Spruch, Dad..." Scheu sah sie ihn an. Der Schock in Dereks Gesicht war wie ein Schlag für Kat. "Du hast schwarze Magie in meinem Haus angewandt?" fragte er. Kat traute sich kaum zu nicken. "Wage das nie wieder! Niemals!" brüllte Derek fast. Schluchzend rannte Kat aus dem Arbeitszimmer. "Junia - erklär mir das bitte..." flüsterte Derek sichtlich besorgt, schockiert und enttäuscht. "Bitte, Dr Rayne, ich... sie hat gezaubert, ja aber sie wollte doch nur..." "Bei wem hat sie alles gezaubert?" fragte Derek sanft. "Zuerst bei Julien, weil der... der etwas sagen wollte, was er nicht sagen sollte und dann bei Ihrer Frau und bei Ihnen..." flüsterte Junia. "Bei Julien? Was soll der nicht verraten?" Junia sah auf ihre Hände. "Bitte, ich bin immer noch an Kat gebunden, weil ich es bleiben wollte, aber... darum kann ich sie nicht noch mehr verraten als ich es schon getan habe." flüsterte sie. "Danke, dass du so ehrlich bist, Junia." sagte Derek freundlich. Die Fee nickte und verließ das Arbeitszimmer ebenfalls um Kat zu folgen.
Kat hatte sich in die Bibliothek zurückgezogen, wo Junia sie weinend fand. Tröstend nahm die Fee sie in den Arm. "Rede mit deinem Vater." riet sie. Kat schüttelte den Kopf. "Er hasst Belial und ich... ich mag ihn irgendwie, auch wenn er manchmal fies ist. Ich weiß, dass er mich mag und nur versucht mir wirklich was beizubringen." flüsterte Kat. "Aber ich werde jetzt ins Bett gehen."
Früh am Morgen weckte Julien sie. "Bonjour ma petite chatte..." flüsterte er und küsste sie sanft auf die Wange. "Allez... levez-toi!" Müde und immer noch ein wenig traurig stand Kat auf, machte sich fertig und rief in die Küche - bevor jemand etwas sagen konnte: "Ich bin schon mal in Paris!" Sie hörte Derek etwas hinter ihr rufen, doch reagierte darauf nicht.
Im Boulevard Haussmann machte sie sich gleich auf den Weg zu Mathilde, die sie mit einem Lächeln begrüßte. Und als habe er bemerkt, dass Kat anwesend war, tauchte auch Belial auf. "Hallo, Käthchen." begrüßte er sie und schloss sie in die Arme. "Ich sehe, mein Geschenk gefällt dir." sagte er erfreut als er das pentagrammförmige Medaillon an ihrem Hals entdeckte. "Guten Mo... ähmm Hallo, ja, vielen Dank, es ist sehr schön, aber... Mum... ich fürchte, ich... wobei... oh Belial, Dad hat es gemerkt und... er ist furchtbar wütend geworden." flüsterte sie. "Käthchen, würdest du mir erlauben deine Gedanken zu lesen?" fragte Belial sanft. Kat sah in fragend an. "Vertraue mir, wenn du es mir gestattest ist es vollkommen schmerzlos, anders als bei deinem Vater..." Sie nickte. Im nächsten Moment spürte sie ihn ganz vorsichtig in ihren Gedanken.
"Autsch..." flüsterte er. "Ich vermute, Käthchen, Raphael und Nick haben zuvor noch einiges klargestellt und das hat ihn noch beschäftigt. Außerdem ist dein Vater nicht der Typ der deiner Mutter Cartier-Schmuck schenken würde. Vermutlich ist ein kleines Diamant-Anhängerchen das Romantischste was ihm in den Sinn käme." Er tastete sich vorsichtig weiter in ihren Gedanken vor. "Oh Käthchen, nein, nicht auch noch dein Zukünftiger!" Er hob sie sanft auf den Arm als sie leise aufschluchzte und setzte sich mit ihr. Tröstend wiegte er sie auf seinem Schoß. "Ganz ruhig." flüsterte er. "Mathilde, mach Kat bitte einen beruhigenden Kräutertee." "Ja, Sire." antwortete die Köchin.
Fünf Minuten später stand eine große Tasse vor Kat. "Trink, das wird dich beruhigen." sagte er liebevoll. "Das ist meine Schuld, Kat, ich wollte deiner Mutter eine Art Friedensangebot machen, habe aber offenbar mit meiner Vermutung, dass sie das Geschenk und die Geste nicht als solches verstanden hat, richtig gelegen." Kat nippte an dem Tee und nickte. "Wieso hast du gezaubert? Käthchen, es hätte gereicht, eine Antwort auf die Rückseite zu schreiben und den Brief zu verbrennen. Dann hätte ich mich darum kümmern können. Immerhin war dein Vater anwesend, also hätte ich das Legat betreten dürfen - und deine Eltern hätten mich nicht einmal bemerken müssen!" tadelte er sie ganz sanft. "Und Julien, meine Güte, Kat, ich bin so ein... ein ungeschickter Kerl. Ich hätte damit rechnen müssen, dass du ihm den Brief komplett vorliest und..." er seufzte. "Verzeih mir bitte. Ich wollte euch einen schönen Tag in Disney-World schenken, weil ich weiß, dass ihr beide dort noch nicht gewesen seid - gerade Julien noch nie, aber... meine Güte, was wäre, wenn er gepetzt hätte? Deine Eltern hätten deinen freien Willen auch nicht ignorieren können. Du hast dein IPhone und ein Anruf hätte gereicht!"
"Dürfte ich erfahren, was das Ganze zu bedeuten hat?" Bei Rachels kaltem Tonfall fiel Kat die Tasse aus der Hand. "Mum, ich..." "Pst!" flüsterte Belial und legte ihr sanft einen Finger auf die Lippen. "Dr. Corrigan-Rayne, einen wunderschönen Guten Tag. Ein herzliches Dankeschön dafür, dass Sie Ihre Tochter direkt in meine Arme treiben. Besseres könnte ich mir gar nicht wünschen!" begrüßte er Rachel spöttisch. Hinter ihrer Mutter erblickte Kat Julien. "Du hast mich...?" Sichtlich verletzt wandte der Student sich ab und verschwand, während Derek Rachel sanft eine beruhigende Hand auf die Schulter legte.
Derek atmete tief ein. "Belial, ich... würde Sie bitten heute Nachmittag amerikanische Zeit im Legat vorbeizukommen um..." er unterbrach und legte seiner Frau die schon wieder losschimpfen wollte einen Finger auf den Mund. "Du wolltest dich doch mit Alex und Nick unterhalten?" Sie sah ihren Mann etwas verärgert an und verließ den Raum. Derek wandte sich wieder an Belial. "...um uns zu unterhalten. Und einiges zu klären. Ich würde auch Raphael bitten mitzukommen, dann kann er meiner Familie auch nochmal das sagen, was er mir gestern gesagt hat. Ich denke, ihm würden sie am ehesten glauben, vor allem Rachel." Belial konnte an Dereks Tonfall hören dass er es ehrlich meinte. "Ok, bis heute Nachmittag Dr. Rayne. Und dir viel Spaß Käthchen, in welche Lesung gehst du denn?" Mariologie!" Belial grinste. "Und das bei einem Theologen wie deinem Vater, das wird bestimmt richtig gut, tu mir den Gefallen und genieße es. Bis später." Sie umarmte ihn bevor sie mit Derek den Boulevard Haussmann 13 verließ. Als sie unten ankamen stellte sie zu ihrem Bedauern fest dass Julien schon vorgegangen war. "Kat es tut mir leid, dass ich gestern so wütend war. Ich war einfach verärgert, dass du schwarze Magie angewandt hast... und du hast ja gesehen was dabei rauskam. Sorry, dass ich dich so angeschrien habe. Ich hoffe du verzeihst mir das." Das Mädchen nickte. "Mir tut es ja auch leid, es war falsch, ich hätte so was nie alleine machen dürfen, aber ich habe die ganzen Streitereien satt gehabt. Mir gefällt zwar nicht wie gemein Belial manchmal ist vor allem zu dir, aber irgendwie mag ich ihn trotzdem." "Dad...?"
Derek legte einen Arm um sie und zog sie in eine liebevolle Umarmung. "Ist schon gut Kat, ich wünsche mir nur, dass du das nicht wieder machst." "Niemals! Ich werde jetzt nur noch mit Belial lernen. Und auch nur dass ich die Grundregeln kann und dann alles in weiße Magie umsetzen, so dass niemand mehr etwas Böses machen kann mit dem Buch!" Julien saß schon im Hörsaal als Derek und Kat ankamen. Kat setzte sich neben ihn und flüsterte ihm eine ernstgemeinte Entschuldigung ins Ohr und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf den Mund. Julien nickte, aber sonst kam keine weitere Reaktion. Die Vorlesung in Mariologie war wirklich toll, die Studenten waren begeistert wie locker Dr. Rayne mit dem Thema umging, dabei aber dennoch sachlich blieb. Als die drei wieder im Boulevard ankamen war Rachel schon weg. Auch Belial und Raphael waren nicht anwesend. "Und wie war die Vorlesung?" Erkundigten sich Alex und Nick. Julien und Kat gaben kurz das beste wieder bevor sie sich zusammen mit Derek wieder ins Legat begaben. Rachel warf ihrer Tochter und ihrem Mann einen bösen Blick zu. Es kostete Kat und Derek sehr viel Geduld und Nerven Rachel und Julien wieder soweit zu versöhnen, dass sie einem Gespräch mit Belial zustimmten.
"Auld Lang Syne." stelle Raphael fest als er am Nachmittag zusammen mit Belial durch das Portal in die große Eingangshalle des Legats trat und Klavierklänge aus dem Wohnzimmer hörte. "Das klang sehr schön Derek, so gefühlvoll, ich wusste nicht dass du Klavier spielen kannst." meinte Raphael. "Das wissen die wenigsten!" "Ja, ich höre Dad auch gerne zu wenn er spielt." gab Kat zu. Ich hole Mum, sie ist noch im Bad. Und sage Julien Bescheid, dass ihr da seid." Derek bot seinen Gästen ein Glas Wein an, was diese auch dankbar annahmen. Als Rachel ebenfalls anwesend war und niemand ein Wort sagte, brach Raphael das Schweigen. Er erzählte Rachel, Kat und Julien das Gleiche was er und Nick vor zwei Tagen Derek gesagt hatten. "So und nun ist einer von euch dran." beendete er seine Erklärung.
Belial ergriff das Wort: "Zuerst möchte ich mal klarstellen, dass ich niemals vor hatte einem von Ihnen etwas Böses zu tun. Ich gebe zu ich... provoziere gern, ich habe zweifellos eine etwas fiese Ader, ja, ich hab manchmal etwas Spaß daran, jemanden leiden zu sehen. Und ich gebe gerne spöttische Kommentare von mir. Wie ich schon mal sagte das liegt in meiner Natur, aber ebenso kann ich auf andere Weise überzeugend sein, ohne Gewalt. Erinnern sie sich an unser erstes Gespräch in ihrem Haus Dr. Rayne, Dr. Corrigan-Rayne. Es war... nun ja friedlich, ebenso wie das Gespräch in der Küche des Boulevards als Sie mit Kat von Pierre kamen und er zu schlichten versucht hat zwischen Ihnen, Kat und Pater Philip Callaghan, auch das Gespräch verlief ruhig. Ich habe Ihnen zu Anfang niemals Anlass dazu gegeben, dass ich... jemandem von Ihnen schaden möchte. Im Gegenteil, ich mag Kat sehr gerne, sie..." Rachel wollte aufspringen und wieder auf Belial losgehen. Derek hielt seine Frau jedoch zurück.
"Bitte, ich hab langsam auch echt genug davon! Hör einfach erst mal zu." kam er ihr zuvor. Sie lehnte sich eingeschnappt zurück. Derek nickte Belial zu der auf Dereks Nicken weiter redete. "...ist für mich sozusagen ein Kind das ich nie haben kann. Deshalb habe ich Kat das Päckchen geschickt. Ich habe diese Geste als Friedensangebot angedacht und ich meine es aufrichtig. Ich habe Kat in einem Brief gebeten Ihnen nichts davon zu sagen, ich hätte nicht im Traum daran gedacht, dass sie in ihrer Verzweiflung den Vergessenszauber aus dem Grimoire benutzen würde. Das hätte sie nicht tun dürfen, zumal der Zauber bei Ihnen, Dr. Rayne, nicht richtig gewirkt hat. Im Endefekt habe ich alles nur noch schlimmer gemacht. Ich möchte Ihnen Kat nicht wegnehmen, ich möchte nur gerne ihr Mentor sein, der ihr lehrt wie sie die Zauberei richtig anwendet. Und ein Freund sein."
Nach einer kurzen Pause wandte er sich Rachel zu. "Dr. Corrigan, ich habe mich niemals nonverbal an Ihnen oder Ihrem Mann vergriffen. Wenn er sich beim Gedankenlesen, nicht so dagegen gewehrt hätte, hätte es auch nicht weh getan, das war nämlich weiße Magie, die ich angewandt habe. Ich hätte Ihnen allerdings niemals mit Kat drohen dürfen, das war ein Fehler meinerseits und wohl der Auslöser für das... extreme Misstrauen und den Hass Ihrerseits. Ich hatte nicht vor Ihnen beiden Ihre Tochter zu entziehen. Ich bitte nur noch einmal um Verständnis, Kat dieses Grimoire mit Ihrer Zustimmung lehren zu dürfen. Und ich bitte um ein wenig Zeit mit ihr, da ich Katherine wirklich sehr gerne mag, meine Gefühle für sie sind aufrichtig und ich habe auch nichts gegen Sie! Dr. Corrigan-Rayne, Sie sind mir von Anfang an mit Misstrauen begegnet, fast noch mehr als ihr Mann, hatte ich den Eindruck. Wir hatten ja kaum die Gelegenheit, mal ohne verbale Angriffe miteinander zu reden."
Er wendete sich wieder an Derek. "Dr. Rayne, mit Ihnen konnte ich zwischendurch, mal einfach so ein paar Worte wechseln, von meiner Seite aus fand ich das sogar manchmal recht amüsant. Ich gebe zu, dass es mir Spaß macht sie verbal zu reizen, wobei Sie oft auch relativ ruhig dabei bleiben wenn sie mir Kontra geben. Ich mag Sie auf eine Art sogar, das ist mein Ernst. Und was das Bannritual wegen Yaotl angeht, wir waren ja schon so weit, dass wir gemeinsam daran gearbeitet haben es in weiße Magie umzuwandeln. Ich würde mich freuen wenn wir das fortsetzen könnten und ich Ihnen damit am Ende was Gutes tun kann, denn glauben Sie mir auf Dauer halten Sie dem nicht Stand, sie wehren sich doch der Schmerz in Ihnen und auch die Kopfschmerzen die dieser Seelenkampf mit sich bringt wird auf Dauer an ihren Nerven zehren, ebenso wie die körperlichen Folgen, sie halten der Dauerbelastung nicht ewig stand. Denken Sie beide auch an Kat. Ich habe keinen persönlichen Nutzen von dem Zauber, aber vielleicht könnten Sie ja auch mal in Erwägung ziehen, dass ich einfach nur helfen will. Ich will hier keinem etwas Böses antun, ich will einfach Akzeptanz und normalen Umgang. Und nicht immer nur dieses ständige Misstrauen!"
Derek rieb sich mit Mittelfinger und Zeigefinger die Schläfen und die Stirn. "Wissen sie was ich glaube Ihnen sogar Belial. Ich hatte die letzten zwei Tage Zeit zum Nachdenken und mir ist vieles klar geworden. Der Grund für mein Misstrauen, ist dass ich während meiner Arbeit im Legat schon so oft mit den dunklen Mächten, schwarzer Magie und vieles mehr in dieser Richtung zu tun hatte. Mein Vater ist dem Bösen verfallen, der Macht und der Gier, was ihn schließlich das Leben kostete. Ich selbst wurde so oft in Versuchung geführt, dass ich manchmal kurz davor war, ich hätte einmal sogar fast einen großen Fehler begangen nur um zu entkommen, wenn Nick und Alex mich nicht davon abgehalten hätten. Bei den Praeceptoren des Legats wurde das in der Vergangenheit immer wieder versucht. Und bei einigen hat es funktioniert, wie damals bei Angelina, sie hat mich dann mit meiner Schwester erpresst. Deshalb war ich auch von Anfang an so misstrauisch Ihnen gegenüber. Und als es dann um Kat ging, da habe ich einfach die Nerven verloren."
Er machte eine kurze Pause. "Was mich angeht kann ich mich beherrschen und Ihnen nicht mehr so feindselig gegenübertreten. Was das Bannritual für Yaotl angeht, bin ich so langsam auch am überlegen ob es vielleicht nicht besser wäre, da es mich mehr fertig macht als ich zugebe, die Erinnerungen daran reichen schon völlig aus. Ich wäre auch bereit weiter daran mit Ihnen zu Arbeiten. Und wenn es fertig ist sehen wir weiter. Nachdem was passiert ist, denke ich jetzt auch dass es besser ist wenn Kat die Zauberei beherrscht bevor wieder etwas schief geht. Wegen meiner unterrichten Sie Kat in Zauberei sei es hier oder... hin und wieder in Paris. Was die Absprache des Portals betrifft, können sie meinetwegen jederzeit Kat... außer wenn es bei uns Schlafenszeit ist." fügte er lächelnd hinzu. "Eine kleine Bedingung habe ich allerdings doch, mein Haus wird nicht betreten wenn niemand da ist. Und... ein Bereich meines Hauses ist absolut tabu für jederman, aber
das kann Ihnen Kat dann erklären." Rachel die vor Wut fast überschäumte. "Bist du bescheuert!?" fuhr sie ihren Mann an. "Den wieder ins Haus zu lassen ohne weitere Bedingung, nach allem was er uns angetan hat." Derek schluckte. "Rachel ich... überleg doch mal was passiert ist das mit dem Vergessenszauber, Kat hat ihn in ihrer Wut oder Traurigkeit angewendet. Und was ist dabei rausgekommen? Deshalb halte ich es für besser wenn Belial sie in der Zauberkunst unterrichtet. Und wenn du mal ganz ehrlich bist, dann hat er uns wirklich niemals ernsthaft Schaden zugefügt und ich glaube ihm irgendwie wenn er sagt dass er Kat mag. Und... sie mag Belial auch, das merkt man. Also spring über deinen Schatten und akzeptiere es wenigstens - für Kat."
Raphael hielt Rachel zurück die gerade das Wohnzimmer verlassen wollte. "Belial hat in allem die Wahrheit gesagt. Derek hat mittlerweile verstanden worum es geht, auch weshalb Gut und Böse jetzt und in der Zukunft zusammenarbeiten müssen. Lucifer kann ein sehr loyaler Freund sein, ebenso ein unerbittlicher Gegner. Er ist nicht von Grund auf böse Rachel und wir werden in der Zukunft noch öfter die Hilfe von Derek brauchen, da er ein Mann mit großen Wissen und außergewöhnlichen... ich nenne es mal Fähigkeiten ist. Also bitte denke darüber nach." Sie nickte. "Klingt glaubhaft. Gut dann mach was du für richtig hälst..." sagte sie an Derek gerichtet. "...ich liebe dich und vertraue dir, aber ich brauche Zeit, Zeit um das Ganze zu verarbeiten. Und letztendlich ist Katherine meine Tochter, Derek, nicht deine! Gefühle hin oder her! Wie kommst du überhaupt darauf, dass ich das gestatte? Ich habe immer noch meine Wohnung auf dem Festland!"
Mit diesen Worten verließ sie den Raum. Derek verbarg sein Gesicht in den Händen und murmelte traurig: "Ich habe schon mal gewartet und gekämpft, dann eben nochmal."
"Heißt das dann wir drei arbeiten ab morgen wieder an dem Bannritual weiter? Bitte Dad..., denn ich möchte nicht dass... dich dieser blöde Yaotl noch zerstört." flüsterte Kat. Derek lächelte schwach. "Wegen meiner." antwortete er. "Danke!" sie schmiegte sich an ihn. Und sah traurig zu Julien, der einfach nur da saß und keine Miene verzog. Er stand auf und verließ ebenfalls den Raum ohne ein Wort zu sagen. In Kat zog sich etwas zusammen. Wieso verstand Julien sie nicht? "Da haben wir beide eine Menge zu tun um die beiden wieder zu versöhnen." meinte Derek traurig an Kat gerichtet. Sie nickte bedrückt.
"Es tut mir leid, Dr. Rayne, aber ich fürchte, Ihre Frau ist da unversöhnlich..." Derek lächelte traurig. "Liebe überwindet eine ganze Menge..." murmelte er. "Ich verschwinde dann mal." Belial wuschelte Kat tröstend durch die Haare und nickte Derek zu, dann war er weg. Raphael seufzte leise. "Rachels Herz ist sehr verhärtet, nur Katherine und dir gegenüber hat sie es wirklich geöffnet. Sie wird es überwinden müssen, ebenso wie Julien, sonst wird es ein schlimmes Ende nehmen!" warnte er eindringlich, dann war auch er verschwunden.
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