Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast 

Dead Earth

von NothingM
Kurzbeschreibung
GeschichteHorror, Sci-Fi / P16 / Gen
07.06.2015
07.06.2015
16
29.308
2
Alle Kapitel
4 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
07.06.2015 2.960
 
Seit einer Stunde liefen wir wieder in dieselbe Richtung - voraus Claw, der zielstrebig und voller Energie war. Dabei müsste der Hunger ihn schon längst erschöpfen… wieso war er nicht müde?

“Wir sind fast da!”, sagte er plötzlich. Wir standen vor einer riesigen, dunklen Höhle. Misstrauisch fragte Nal: “Dein ernst? Wieso sollte ausgerechnet da Nahrung sein?” “Aber wenn Claw das sagt…”, meinte mein Freund Badda. “Dann muss es richtig sein… der Anführer hat immer Recht.” Auf einmal… stieg ein Duft in unserer Nase.
Ein alter…
Vertrauter…
Bekannter Duft…
“Das sind ja… Schnabelmäuler!”, stellte ich fest. “Ganz viele! Von ihnen!”
“Riecht nach ne ganze Herde…”, meinte Badda und schnupperte aufgeregt.
Typan fragte wieder rum: “Ja… aber wie ist das möglich?”
“Schnabelmäuler leben eigentlich nicht in Höhlen…”, erklärte White. “Wieso sind sie dort?”
“Ist doch egal!”, sagte Badda und lief als erster los. “Gleich gibt’s Futter!!!”
Kopfschüttelnd ging ich mit anderen dort rein.






In der Höhle war es noch finsterer als Draußen… doch für unsere scharfen Augen war es gar kein Problem. Die kahlen Felswände so wie die wenigen schwachen Lichtstrahlen nahmen wir perfekt wahr. Die Höhle bestand aus mehreren Gängen und Kammern - war also riesig.
Zielstrebig folgten wir den Duft den Schnabelmäulern…
Immer weiter der Nase nach…
“Ürrrgh.”, sagte plötzlich Nish und wir schauten zu ihr rüber.
Sie ist auf irgendetwas getreten.

Es sah… wie ein Stück Fleisch aus.
Jedoch war es extrem weich und schleimig… und klebte fest am Boden.
Außerdem stank es auch, als hätte man das Stück zuvor hervorgewürgt…

Wir gingen weiter.


Je näher wir den Geruch der Schnabelmäuler kamen… desto mehr von diesen seltsamen Fleischfetzen entdeckten wir. Sie klebten auch teilweise an den Wänden und der Geruch unserer Beute mischte sich langsam immer weiter mit dem Gestank von Erbrochenen.
Etwas… stimmte hier nicht! Ganz und gar nicht!
Ein Ziehen im Bauch setzte ein und übertünchte den Hunger. Meine Muskeln spannten sich an und ich stieß ein leises Knurren aus, wo mich die anderen verwundert anschauten. Mein gesamter Körper war in Alarmbereitschaft… ich wusste nur noch nicht weshalb.
Wir kamen den Schnabelmäuler immer näher…
Die stinkende Fleischmasse um uns herum mehrte sich…
Schließlich… in einen gewaltigen Höhlenraum… entdeckten wir sie! Eine ganze Herde von ihnen! Doch… es war nicht das was wir uns vorgestellt haben.

Die Schnabelmäuler… sie lagen alle auf den Boden…
Zuckten, stöhnten… starrten leer von sich hin. Ihre Körper… sahen so… verbrannt - nein! verwachsen aus. Die Körper der Schnabelmäuler waren miteinander verschmolzen! Ihre Haut war Stellenweise auch mit der weichen Fleischmasse verwachsen, das zahlreich in den gesamten Höhlenraum bedeckt ist.

Irritiert verteilten wir uns im Raum und begutachteten die Schnabelmäuler, die bei unseren annähern keine deutliche Reaktion zeigten.
Als ob sie… uns gar nicht registrierten.
“Was… ist mit den Schnabelmäulern geschehen?”, fragte sich White. Darauf wusste niemand ne Antwort. Ich beschnüffelte die Beutetiere.


Unsere Beute… sie riechen langsam genau wie die stinkende Masse um uns rum.


Niemand von uns wusste so recht was mir mit den verwachsenen Schnabelmäulern anfangen sollen.
Was ist mit ihnen geschehen?
Wieso waren sie in dieser Höhle?

Wieder verspürte ich ein ungutes Gefühl in mir…

Brokenclaw war hingegen der einzige, der völlig unbeeindruckt schien. “Großartig!”, sagte er. “Diese Menge an Fleisch wird uns sicher lange satt machen - fressen wir sie!” Claw stürmte schon los, doch ich unterbrach: “Wir sollten sie nicht fressen.” Claw blieb sofort stehen.
“Wie bitte? Da kann doch nicht dein ernst sein, Clain!”, meint er.
“Claw, irgendetwas stimmt hier nicht.”, versuchte ich zu erklären. “Etwas ist mit diesen Schnabelmäulern passiert…”
Er antwortete: “Na und? Jetzt sind sie hilflos… also gut für uns!”
“Bist du blind?!”, fragte ich. “Seh dir diese Tiere doch genau an!”
“Nun gut… ihr Aussehen ist ein wenig ungewöhnlich.”, gab er zu. “Aber… was kümmert es denn uns? Wir sind Raubtiere. Wir müssen Fleisch fressen und überleben.”
Und mit diesen Worten sprang das Alphatier auf die verwachsenen Schnabelmäuler. Die Schnabelmäuler zuckten nur kurz, als Claw auf ihre Körper landete.
“Vater…”, sagte White zu ihm. “Ehrlich gesagt… würde ich dieses Fleisch auch nicht nehmen wollen.”
“Ach, stell dich nicht so an, meine Kleine.”, meinte er. “Wir haben schon oft genug Aß gefressen und das hat uns auch nicht umgebracht.”
“Das ist nicht dasselbe, Vater! Irgendetwas Schlimmes ist mit diesen Tieren passiert… alles hier ist… so seltsam.”, erklärte sie.
Ich erzählte dann: “Nun denk doch mal nach! Was ist wenn wir von ihren Fleisch krank werden?”
“Wieso sollten wir das?”, fragte er.


Verdammt! Müssen alle Alphatiere so blauäugig sein?!


Mit lauter und fester Stimme sagte ich zu ihm: “Jetzt hör mir mal doch endlich zu! Solange wir nicht wissen weshalb die Schnabelmäuler in diesen Zustand sind, sollten wir auf gar keinen Fall ihr Fleisch fressen. Vielleicht enden wir genauso wie sie, wenn wir noch länger hier bleiben…” “Was?! Du willst lieber hungern, als dich an einen Mahl zu beteiligen???”, fragte er knurrend. “Du kannst mir nicht befehlen was ich fresse…”, antwortete ich nur. Claw schnaubte: “Lächerlich!” Claw schaute dann zu den anderen Rudelmitglieder. Er müsste die Uneinigkeit in ihnen erkannt haben, denn er rief in die Gruppe laut: “Machen wir es doch einfach so: Diejenigen, die so blöd- ich meine vorsichtig wie Clain sind, gehen raus und warten. Die mutigeren… bleiben hier.” “Na schön!”, sagte ich und entfernte mich bereits. “Du bist schließlich dann derjenige, der zu verantworten hat, wenn unser Rudel stirbt…”

Erstaunlicherweise war ich nicht allein, als ich den Höhlenraum verließ.
Badda folgte mir… Nal… und sogar White! Nur Nishka und Typan liefen zu unseren Rudelführer. Brokenclaw riss sich als erster ein Stück Fleisch heraus. Doch als er es hinunterschluckte, schüttelte angewidert den Kopf. “Nrrrr… hab schon schlimmeres gefressen!”, sagte er und fraß einfach weiter.
Während er, Nish und Typan fraßen, verließ der Rest von uns die Höhle.






“Du… ich geh zurück.”, sagte plötzlich Badda, als wir den Höhlenausgang erreichten.
Ich fragte verwundert: “Was? Wieso denn, Badda?”
“Ich… hab’s mir anders überlegt!”, erklärte er, während seine Augen sich nervös in alle Richtungen drehten.
Ich sagte zu ihm: “Hör mal… wir erbeuten einfach irgendetwas, das zufällig in der Ödlandschaft umherläuft. Du kriegst auch den größten Stück von Beute. Wir finden schon was… vertrau mir einfach.”
“N-nein, Clain!”, widersprach mein Freund und ging langsam zurück. “Ich bin schon zu lang das rangschwächste Mitglied gewesen. Ich muss Brokenclaw endlich beweisen, dass ich auch ein wichtiger Teil des Rudels bin! Tut mir leid…”
Badda lief zurück und verschwand. Nun blieben nur noch ich, White und Nal am Höhleneingang und warteten.

Ein wenig Zeit verging… bis Nal plötzlich sagte: “Leute… findet ihr nicht langsam auch, dass irgendetwas mit Claw nicht stimmt?”
“Was soll mit meinen Vater sein?”, fragte White.
“Hast du es nicht gemerkt?”, fragte Nal lachend. “Seit TAGEN führt er uns immer tiefer in diese fruchtlose Ödlandschaft. Dann führt er uns zu einem seltsamen Stein… und jetzt zu einer Höhle, wo stinkendes Fleisch an den Wänden wächst!”
Sofort verteidigte sie ihren Vater: “Claw setzt alles daran unser Überleben zu sichern… was ist so schlimm daran?”
Nal schüttelte den Kopf und erklärte ihr: “Das was er da tut, sichert aber nicht unser Überleben, Kleines. Ich hab schon mehr auf der Welt erlebt als du und ich kann dir sagen, dass jeder halbwegs vernünftiger Rudelführer uns in neue Jagdgebiete gebracht hätte anstatt in alten Landstrichen zu verweilen. Und außerdem…” Nal schwieg plötzlich.
“Was außerdem?”, fragte ich dann und er erklärte uns dann folgendes: “Ich beobachtete es seit einigen Nächten, während ihr schlief. Brokenclaw… er… stand immer auf. Ging immer hin und her und suchte nach irgendetwas. Er ergriff jeden Stein und jeden Zweig, das er finden konnte und ließ es genauso schnell fallen. Auch… flüsterte er etwas.”
Wir blickten verwundert.
“Machen… etwas machen… ganz machen… ganz… mach uns ganz…
Aber was ganz machen? Wer? Nächste Entwicklung… ganz.”
“Das… hat mein Vater gesagt?”, fragte sie ungläubig.
“Ja.”, antwortete Nal. “Wieder und immer wieder sagte er es vor sich hin.”
Ich kam nun zum folgenden Schluss: “Brokenclaw ist offensichtlich verwirrt… auch wenn ich nicht weiß wieso.”
“Der Grund spielt keine Rolle!”, meinte Nal. “Fest steht… Mitglieder, die eine Gefahr fürs das Rudel darstellen, müssen vertrieben werden. Zur Not auch getötet…”
“Was?!”, sagte White entrüstet. “Auf gar keinen Fall!”
Mit geschmälerten Augen erklärte Nal: “Mädchen… dein Vater verspielt sich selber grad den Alpharang… so sind nun mal die Regeln.”
White blickte Nal finster an und knurrte: “Niemand krümmt meinen Vater auch nur eine Schuppe… habt ihr mich VERSTANDEN?!”
“Oooohhhh… ich zittere schon vor einen halben Kind.”
“Grrrrrr….”

“Schluss jetzt!”, sagte ich und stellte mich zwischen den Beiden. “Streiten bringt uns nichts. Fest steht, dass wir uns auf Brokenclaw nicht mehr verlassen können.”
Nal meinte daraufhin: “Wie gesagt… Claw wird sicherlich bald seinen Alpharang verlieren. Auch wenn er mit deinen Vater einst sehr gut befreundet war Clain… ist er alles andere als ein würdiger Nachfolger. Du… aber schon.”
“Was? Ich?”
“Du bist inzwischen alt genug… in dir strömt das Blut deines Vaters… also was spricht dagegen?”
“Ich… wüsste nicht ob das Rudel damit einverstanden wär.”
“Oh, glaub mir Clain… du bist seit deiner Geschlechtsreife wesentlich beliebter im Rudel als Claw in seinen gesamten Leben.”
Ich schwieg und blickte zu White.
In ihren Augen war pure Traurigkeit und Besorgnis.

Nal hatte mit seinen Aussagen Recht.
Brokenclaw bewies langsam immer mehr, dass er das Rudel nicht sinnvoll führen kann.
Veränderungen waren nötig… und ich wär bereit selber die Führung übernehmen.
Jedoch wär vorausgesetzt gegen Whites Vater zu kämpfen…
Und zwar bis aufs Blut…


Ein lautes Brüllen ertönte!


Verdammt, es klang nach einem Großmaul!


Sofort vergaß ich alles und lief mit den anderen wieder zurück zum restlichen Rudel.






Zurück in der Höhle mit der Fleischmasse sahen wir was geschehen ist:
Ein Großmaul ist ebenfalls den Geruch den Schnabelmäulern gefolgt und griff nun Brokenclaw, Nishka, Typan und Badda an!

Nish und Typan versuchten an den Seiten mit lautem Geschrei auf sich aufmerksam zu machen, während Claw zusammen mit Badda mehrfach den Angriffen des Großmauls auswich. “Bleib links in Zackenbewegungen, Badda!”, befahl er. “Schnelle Ziele in verschiedenen Richtungen verwirren einen Großmaul!” Badda rief: “Verstanden!”, und vollführte schnelle geschickte Sprünge genauso wie Claw. Irritiert drehte sich der große Räuber in allen Seiten und versuchte irgendwo hinzuschnappen. “Hört damit auf! Wir sollten von hier verschwinden!” “NEIN!!!”, schrie Brokenclaw. “Es ist unsere Beute! Wir werden es verteidigen!”


Dieser idiotischer Dummschnauz!


Der Großmaul schnappte fast Nishka! Sie und Typan bekamen es daraufhin mit der Angst zu tun und wichen langsam zurück. Jetzt blieben nur noch Badda und Claw, die immer noch gegen den einzelnen Ungetüm kämpften. Wir riefen zuerst die beiden Weibchen zu uns.
Badda wurde beinah von einem Tritt erwischt!
“Hauen wir ab Badda!”, schrie ich. “LOOOOSSS!!!” Badda lief zu mir… endlich! Jetzt fehlte nur noch der Anführer, doch er rief nur zu uns: “Ihr verdammten Feiglinge!!! Na schön… dann bring ich das Biest ALLEINE ZUR STRECKE!!!” Ich rief: “Nein, Claw! Das ist doch Wahnsinn!!!”, doch es war schon zu spät. Claw sprang auf das Großmaul zu - bereit seine Fußklauen in ihn reinzuschlagen. Doch bevor Claw den Hals des Tiers erwischen konnte… drehte sich der Großmaul schnell und schlug mit seinen Schwanz zu! Claw knallte gegen den Fels und ging zur Boden. “VATER!!!”, rief seine Tochter. Brokenclaw lag benommen auf den Boden, während der riesige Räuber sich langsamen Schrittes ihn annährte. Ich sah wie Badda, der am nächsten zum Großmaul stand, aufgeregt mit den Fußklauen zuckte und seine Muskeln anspannte. Es öffnete bereits die Kiefern! Plötzlich rief Badda: “Lass unseren Anführer in Ruhe!”, und lief los! Noch bevor der Räuber unseren Alphatier erreichen konnte, sprang Badda und landete direkt auf den Nacken. Der Großmaul bäumte sich schreiend auf und Badda biss und zerkratzte alles was er treffen konnte. Claw nutzte die Chance, stand auf und lief zu uns. Endlich wurde er vernünftig: “Verschwinden wir von hier!” Das gesamte Rudel verließ schnell den Höhlenraum und machte sich aus dem Staub… doch Badda kämpfte immer noch mit dem Großmaul. “Spring runter, Badda!”, rief ich, doch sie kämpften weiter. Der Großmaul schwang seinen mächtigen Köper hin und her, um Badda abzuschütteln, doch Badda krallte sich an der Schuppenhaut fest. “Komm jetzt… wir müssen gehen, Clain.”, hörte ich White leise hinter mir, doch das überhörte ich. Ich rief erneut: “Badda, spring endlich runter!”, doch das ignorierte er.

Plötzlich rutschte Badda ab… und der Großmaul biss zu!

“NEEEEIIIIIINNNN!!!!”
Badda war direkt zwischen den Kiefern und wurde wie wild hin und her geschüttelt. Der verdammte Großmaul schmiss dann Badda in die Ferne und stieß ein erbostes Brüllen aus. Auf einmal zog mich etwas leicht an den Nacken. Es war White, die mit ihren Zähnen leicht an meiner Haut zog.
“Los jetzt…”, sagte sie.
“I-ich… ich m-muss zu ihm!”, stotterte ich. “Ich muss zu Badda!”
White antwortete: “Badda ist tot, Clain!”
“Nein, wir können noch-”
“Es ist zu spät! Bitte, Clain! Stirb nicht auch noch!”
Der Großmaul blickte in unsere Richtung und lief dann brüllend auf uns zu. Widerwillig liefen ich und White weg und verließen diese verfluchte Höhle.






Erschöpft keuchten und schnauften wir alle, als wir den Ausgang erreichten. “Das… war knapp”, meinte Typan.
Claw schüttelte sich und sagte zu uns: “Nun… ist doch gut gelaufen.”
“Gut gelaufen? Gut gelaufen??? GUT GELAUFEN???!!!”, schrie ich und ging knurrend auf ihn zu. “BADDA IST GRAD GESTOBEN!!!”
Er zuckte mit den Schultern und meinte: “Na und? So sind der Lauf der Dinge… die Schwachen gehen zuerst.”
“BADDA HAT DIR DAS LEBEN GERETTET!!! OHNE IHN WÄRST DU JETZT TOT!”, antwortete ich.
“Nun komm mal jetzt runter Clain!”, meinte er. “Was kann ich dafür, wenn Badda so blöd ist sein Leben aufs Spiel zu setzen?”
“Grrrr… du arroganter, aufgeblasener, dummschuppiger Kriecher du… vielleicht sollte ich-”
White stellte sich zwischen uns.

Ihr Blick… derselbe wie vorhin, als Nal von der Tötung Claws sprach.

Ich schnaubte kurz und entfernte mich.


Schlimm genug, dass Badda grad gestorben ist…
Jetzt will ich nicht auch noch White traurig machen…






Unser Rudel schlief nun unter paar verbrannten Bäumen am Rande einer kahlen Steppe. Ich selber hatte mich ein gutes Stück vom Rudel entfernt und lag weit abseits hinter einen großen Fels.
Ich wollte einfach meine Ruhe haben.
Ruhe vom Rudel… und unserem “Anführer”.


Badda… er hatte alles getan um in Rudel dazuzugehören.
Gab sein bestes, um ein wichtiger Teil zu werden…
Und kein einziger Moment lang wurde es gewürdigt… am wenigsten von Claw.
Wieso… ist Badda gestorben und nicht Claw???


“Ich dachte, du könntest vielleicht ein wenig Gesellschaft vertragen…”, hörte ich eine Stimme.
Es war White. Zögerlich kam das junge Weibchen mir näher und legte erwartungsvoll den Kopf schief. Seufzend drehte ich mein Kopf weg… mein Zeichen, dass ich ihr einen Platz neben mir gewähre. Sie setzte sich neben mich. Mein Kopf lag auf einer dicken Schicht Asche und ich schloss die Augen. Doch sehr ich mich auch bemühte… einschlafen konnte ich nicht.
Immer noch sah ich Badda vor meinen Augen…
Zwischen den Kiefern des Großmauls…
“Tut mir leid, was mit Badda geschehen ist.”, sagte sie plötzlich, weshalb ich meinen Kopf hob und sie anschaute.
Ich musste seufzen: “Ich hätte ihn erst recht nicht in diese Höhle reinlassen sollen.”
“Aber es ist doch nicht deine Schuld.”, meinte sie. “Leben und Sterben sind untrennbar miteinander verbunden… das gehört nun mal dazu. Darauf hast du kein Einfluss.”
“Mhm…”


White mag zwar Recht haben damit… doch Baddas Tod macht mir das Herz dennoch schwer.


Auf einmal stellte mir dann White diese eine Frage: “Du und Badda… ihr standet euch nah, oder?”
Ich blickte verwundert.
“Schon an den ersten Tagen, wo ich geschlüpft bin, ist mir eine Sache an dir besonders aufgefallen, Clain. Selten bist du Badda auch nur einen Moment von der Seite gewichen… gabst ihn heimlich Futter, obwohl es ihm nicht zustand… hast immer auf ihn aufgepasst…”
“Ja…”, gab ich zu. “Wenn man aus demselben Ei schlüpft, kann man sich nicht noch näher stehen.”
“Selben… Ei?”, fragte sie verwundert. “Aber das bedeutet ja… ihr seid…”
Ich nickte: “Wir waren Brüder… besondere Brüder. Kein anderer im Nest schlüpfte aus demselben Ei… Mit gemeinsamer Kraft brachen wir die Schale auf und begannen das Leben. Eigentlich… waren wir anfangs gleich schwach, doch wir wurden liebevoll von unserer Mutter aufgezogen. Ich wuchs zu einem starken, durchsetzungsfähigen Jäger heran. Badda aber… er… schien nie das Glück zu haben. Sein Wille war gewaltig… doch der Jagdgeschick meist gering… weshalb er nicht so sonderlich beliebt wurde.”
Ich stand auf und ging aufgeregt hin und her.
“Meine anderen Brüder haben es nie verstanden… aber ich sah es als meine Pflicht an ihn zu beschützen. Ich kam mit ihn in diese Welt… das ist… na ja… ich weiß auch nicht, ich-”
“Wow…”, sagte plötzlich White. “Das hab ich die ganze Zeit nicht gewusst.”
Und ich erklärte: “Die anderen auch nicht. Seit dem meine Eltern bei dem Vulkanausbruch ums Leben kamen, geriet das in Vergessenheit. Ich und Badda hatten ausgemacht, dass es zu seinen Schutz auch so bleibt… vor allem vor Claw.”
“Wie starb dein Vater?”
“…”
“Entschuldigung.”
“Der Vulkan am Rande unseres Reviers brach aus. Vater evakuierte das Rudel, indem er  sie in zwei Teile spaltete: In die Alten und Starken… und in die Schwachen und Jungen. Mein Vater bat seinen damaligen besten Freund Claw die Gruppe mit den Schwachen und Jungtieren anzuführen und vorauszulaufen. Seine Gruppe sollte die Schnabelmäuler und Dreihörner wegscheuchen, damit sie Claws Gruppe nicht zertrampelten. Claw manövrierte uns schnell aus dem Gefahrengebiet. Vaters Gruppe aber… sie… haben es nicht rechtzeitig geschafft. Sie wurden von der heißen Asche überrollt.”


Ziemlich still war es um uns. White stand auf, ging zu mir und… begann ihre Schnauze an meinen Hals zu reiben. Ein gleichmäßiges Gurren gab sie von sich. “Dein Vater war sehr mutig und stark.”, sagte sie zu mir. “Badda ebenfalls… und du auch. Du wärst ein wundervoller Anführer…”
Ich sagte gar nichts dazu, sondern schloss einfach die Augen und genoss diese liebevolle Berührung.
Review schreiben
 Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast