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Dead Earth

von NothingM
Kurzbeschreibung
GeschichteHorror, Sci-Fi / P16 / Gen
07.06.2015
07.06.2015
16
29.308
2
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07.06.2015 1.760
 
Dunkelheit… Stimmen… Flüstern…
Überall…

Werde eins… mach uns eins…
Werde wir… du wirst wir…

Striche, Flecken, Muster…. Was ist das alles?

Werdet ganz…. Macht uns ganz…

Steinerne Spitzen ineinander verdreht.
Wieder Striche, Flecken und Muster…
Immer mehr… immer mehr…
Die Stimmen immer lauter… kreischender!

Macht uns ganz… macht uns ganz…
Werdet eins… werdet eins!
Ihr gehört mir!





Ich schlug die Augen auf! In meinen Kopf setzte ein schmerzhaftes Ziehen ein und ich stand auf. Es war Nacht und das gesamte Rudel schlief tief und fest im Gras. Badda lag mit ausgestreckten Hinterläufen auf den Rücken und sabberte im Schlaf. In meinen Kopf brummte es immer noch.


Ein paar Schlücke Wasser werden mir vielleicht helfen…


Ich entfernte mich ein Stück und gelangte zur Wasserstelle: einen kleinen See.
Die Sterne spiegelten sich an der Oberfläche des Wassers. In tauchte meinen Unterkiefer ins Wasser und nahm einen großzügigen Schluck. Dann noch einen und noch einen. “Kannst wohl wieder nicht schlafen was? Nachtaktiv und mit wacher Verstand… genauso wie die Legende.”, sagte da jemand.
Es war Whitehand.

White war das jüngste Weibchen des Rudels, knapp ein Jahr alt.
Ihre Schuppen waren in Vergleich zu den anderen extrem hell - am Kopf und an den Händen sogar ziemlich weiß. Neben den dunklen Streifen entlang ihres Rückens, hatte sie lange schwarze Streifen direkt an den Lidern. Dadurch sahen ihre Augen besonders lang und schmal aus.


Wunderschön…


“Hast du wieder von den Tod deiner Eltern geträumt?”, fragte sie. “Man erzählt sich im Rudel, dass du nicht gut schläfst.”
Ich antwortete White: “Nein… diesmal war es anders.”
Verwundert sagte sie: “Anders? Inwiefern?”
“Nicht so wichtig…”, erklärte ich.


Träume… das sind Bilder in Schlaf.
Nichts was man einen höheren Bedeutung beimessen sollte… egal wie beeindruckend oder furchteinflößend diese Bilder auch sind.



“Unser Rudelführer war mal einst mit deinen Vater befreundet… ist das wahr?”, fragte sie mit leuchtenden Augen.
Ich antwortete: “Ja… leider.”
Sie guckte überrascht: “Wieso leider?”
Ich schwieg. “Weil er Badda schlecht behandelt?”, vermutete sie.
“Unter anderem…”, erklärte ich.
Sie hielt den Kopf schief. “Du magst ihn nicht…”
Ich drehte mich um und ging. Streit anzufechten wäre nicht gut für das Rudel. Doch dann lief White mir hinterher und sagte plötzlich: “Claw will doch auch nichts anderes als das Rudel zu beschützen! Er trägt eine sehr große Verantwortung. Deshalb ist er auch oft so… streng.”
“Wenn du es so sagst…”
Auf einmal war sie vor mir! Mit strahlenden Blick sagte sie zu mir: “Morgen red ich mit Claw! Ich rede mit ihm und bitte um eine Neustruktur… was sagst du dazu?” “Bist du dir sicher, dass er auf dich hören wird?”, gab ich mich murrend.
“Natürlich… ich bin ja aus ihm entstanden!”
“Nun gut…. Versuchen kannst du es ja.”
Nickend drehte sie sich um.
“Vertrau mir einfach!”, sagte sie, während sie sich wieder in Richtung des Rudels begab. Doch dann blieb sie stehen und schaute mich wieder an. Aber diesmal direkt in die Augen… ihr besonderer Blick. “Und übrigens… ich persönlich bin sehr von deinen Anführerqualitäten überzeugt. Wer weiß… vielleicht werde ich mich schon von jemanden befruchten lassen und Eier legen. Nur… von wem bloß?” Mein Herz schlug augenblicklich schneller und ich schluckte, während sie schweigend wegging.


Whitehand ist schon ein besonderes Weibchen.
Kaum zu glauben, dass ausgerechnet sie… die Tochter von Claw ist.






Der nächste Morgen.
Wieder fraßen wir uns voll an unserer Beute. Diesmal verlief die Jagd ohne Schwierigkeit, da Badda diesmal gewartet hat. Nur einer war anscheinend anderer Meinung…
“Du kriegst nichts, Badda!”, fauchte Claw und scheuchte ihn weg. “Du konntest mit den anderen nicht Schritt halten.” Er drehte sich dann zu Nishka und Nal. “Und ihr habt die linke Flanke unzureichend gedeckt… euer Anteil wird halbiert!” Gierig stürzte er sich auf die Innereien. “Meins… das ist alles meins… gehört mir.” Nal schüttelte den Kopf und meinte leise zu Nish: “Soll er doch gleich sagen, dass er das ganze Fleisch will, anstatt sich hinter Ausreden zu verstecken…”
“Was hast du GRAD GESAGT?!?”, fragte Claw und lief zu ihn.
“Was, ich… nichts…”
Claw blickte knurrend auf Nal und zeigte drohend die Klauen seiner Hände.
“Du feiger Kriecher… ich bin das Alphatier! Ich führe das Rudel! Ohne mich… seid ihr nichts!”
Eilig fraß Claw erneut.
Sowohl ich als auch Nal, Typan und Nish warfen ihm denselben verhassten Blick zu… bis auf White.
Zögerlich näherte sie sich ihren fressenden Zeuger.
“Vater…”, sagte sie.
“Nicht jetzt, mein Kind…”, erwiderte er. ”Ich fresse grad!”
White erklärte: “Wir müssen reden…”
“Tochter… ich fresse jetzt…”
“Aber… es ist wirklich wichtig… wir-”
“ICH FRESSE VERDAMMT!!!”
Fauchend vertrieb Claw White und fraß einfach weiter.
White blickte mich traurig an. “Tut mir leid…”, sagte sie.


Langsam… reichte es mir mit Claw und seiner aufgeblasenen Art.
Vielleicht sollte sich das Machtgefüge mal grundlegend ändern und ich-


Schwere Schritte ertönten, gefolgt von einer leichten Erschütterung!
Zwei Schatten bäumten sich hinter uns auf…
Ich sah sie zuerst und stieß einen lauten Schrei aus, um das Rudel zu alarmieren.
Zwei Räuber… groß… viel größer als wir.
Riesige Hinterläufe, winzige Arme… und ein gigantisches Maul voller Zähne.
Dumm wie ein Schnabelmaul… jedoch stärker als wir.
Großmäuler - das hatte uns noch gefehlt!

Claw stieß ein lautes Fauchen aus und lief auf diese Tiere zu!
“Was tust du da, Claw?!”, rief ich.
Ich konnte es nicht glauben… Claw stellte sich direkt vor den beiden Kreaturen und zeigte ihnen eine Drohgeste.


Das ist doch Wahnsinn… kein Alphatier bei Verstand würde sich mit einen Großmaul anlegen - schon gar nicht mit zwei ausgewachsenen Männchen!


“Nish! Typan! Ihr deckt die Flanken!”, befahl Claw in scharfen Ton. “Nal, Clain - ihr stellt euch hinter mich! Die Schwächlinge… der Rest haben sich ganz hinten aufzuhalten…”


Grrrr… hat er etwa seine eigene Tochter als Schwächlinge bezeichnet?!


Die Anderen positionierten sich bereits… nur ich weigerte mich. Claw stieß einen wüsten Laut aus und rief: “Verteidige die Beute, Clain!” “Nein, Claw. Das ist unklug! Wir sollten fliehen!”, erklärte ich. “TU WAS DER ALPHAMAN BEFIELT!!!”, schrie er.
Die Großmäuler kamen langsam immer näher…
So dumm Claws Einfall auch ist… ich durfte das Rudel nicht in Stich lassen, also… positionierte ich mich.

Schreien, knurren, fauchen, Zähne fletschen…
Wir präsentierten unseren Klauen an den Händen, zogen die Fußklauen ein, während sämtliche Muskeln in uns angespannt waren zum Sprung. Doch wie befürchtet, waren die Großmäuler unbeeindruckt. Schritt für Schritt kamen die riesigen Ungetüme immer näher bis sie direkt vor uns waren. Unseren lautstarken Drohgebärden antworteten sie nur mit leisem Grummeln. Wir gingen langsam rückwärts und waren nun direkt vor unserem Kadaver.
Leise sagte ich zu Claw: “Das funktioniert nicht…”
Doch er blieb weiterhin stur und knurrte: “Das schaffen wir schon.”
“Dieser Kadaver ist nicht wert das ganze Rudel zu riskieren!”, sagte ich.
“Klappe!”
Schon fast haben die Großmäuler uns wieder erreicht. Gleich werden sie nach uns schnappen! Doch plötzlich schauten die beiden Riesen nach oben und… gingen weg???

Perplex blickten wir alle den Kreaturen nach.
“Was…. Wieso gehen die Großmäuler weg?”, fragte Nal verwundert. “Ein Großmaul würde sich niemals einen Kadaver entgehen lassen!”
“Hrrrrr…. Das muss irgendwie einen Grund haben.”, vermutete Claw.
Nishka meinte: “Ja aber welchen?”
“Leute….”, rief White zu uns. “Ich glaub, deshalb sind sie gegangen.”
Wir drehten uns um, während White zum Himmel starrte. Also schauten wir nach oben… und sahen das:

Ein Punkt… ein leuchtender Punkt am Himmel.
So hell wie die Sonne…
Zog einen brennenden Schweif hinter sich…
Ein fallender Stein.


Fallende Stein sind im Grunde nichts Ungewöhnliches - auch wenn ich nicht weiß, woher sie eigentlich kommen. Sie machen nur Krach und gelegentlich brennt ein Waldstück nieder… nichts Weltbewegendes.


Doch irgendwas war diesmal anders…
Der Stein wurde immer heller und heller am Himmel. So hell, dass es schon langsam wehtat dort hinzuschauen. Und obwohl es nicht mal in der Nähe das Bodens war, gab es ein lautes Grollen von sich, das selbst einen Großmaul Angst eingejagt hätte. Der fallende Stein verschwand dann hinter den Bergen und den großen Vulkan am Horizont. Kurz war wieder alles normal bis… ein lauter Knall ertönte! Der Knall war so ohrenbetäubend, dass wir alle zeitgleich vor Schreck zusammenzuckten. Plötzlich bebte die Erde immens! Alles wurde durchgeschüttelt. “Was ist das?!”, schrie White verängstigt. Ich sagte: “Keine Ahnung!”, und schaute wieder zum Horizont. Ich entdeckte etwas!

Eine Linie… eine Welle, die sich hinter den Bergen und dem Vulkan drückte und langsam das Land überrollte. Diese Welle war aber nicht aus Wasser… sie schimmerte rötlich orange…


FEUER! DIE WELLE IST AUS FEUER!!!

“Lauft!!!”, schrie ich und wir liefen gleichzeitig los.






Beben, Krach… alles war laut. Wie aus dem Nichts erschienen unzählige brennende Steine am Himmel, die nach unten fielen. Was sie auch trafen - ob Tier, Pflanze oder Boden - es wurde in Brand gesetzt.
Alles… alles war aufgeschreckt.
Wollte fliehen vor der brennenden Flut.
Der Boden brach plötzlich auf und gewaltige Risse taten sich auf!
Ich sah wie Dreihörner, Schnabelmäuler und sogar die gefürchteten Großmäuler in unendliche Abgründe stürzen. Mein Herz schlug so wild, dass es  schon fast zu platzen drohte. In mir war nur ein Gedanke: Zusammen bleiben, laufen, überleben!

Die brennende Steine schienen auf uns abgesehen zu haben. Jedes mal knapp entgingen wir ihre Einschlägen. Ein Flugschnabel knallte vor uns auf den Boden und wir blieben stehen. Verbrannt und erschlagen von brennenden Stein - nur noch die großen Schwingen waren klar erkennbar. Sofort liefen wir weiter!
Alles wurde lauter und das Beben immer schlimmer. Ich schaute nach hinten und - die Welle war schon fast bei uns! Wenn wir kein Versteck finden, werden uns die Flammen verschlingen!
Doch dann entdeckte ich links was: Eine Höhle! Ich rief zum Rudel: “Folgt mir!” und lief dahin. Das gesamte Rudel - sogar Brokenclaw - lief mir nach. Die Höhle hatte gerade so Platz für uns alle, als wir da rein liefen.


Gerade noch rechtzeitig! Denn die Feuerwelle holte uns ein!
Die Welle zog direkt an unserer Hölle vorbei. Ein grell leuchtende Wand aus Flammen war vor uns und wir traten ein paar Schritte zurück. Die Luft wurde heiß und stickig, aber wir hielten es aus. Das Licht der Flammen blendete uns. Wir kniffen die Augen zu und legten uns nun dicht an Boden. Das Feuerbrodeln, Beben sowie der Geschrei des Todes war laut und deutlich zu vernehmen. White saß direkt neben mir. “Es ist laut! Es ist zu laut!!!”, schrie sie verängstigt. “Es tut in den Ohren weh! Es muss aufhören… ES MUSS ENDLICH AUFHÖREN!!!” Schnell legte ich meinen Kopf auf ihren und drängte mich näher zu ihr, damit sie liegen bleibt und nicht versehentlich losrennt. “Alles gut!”, beruhigte ich sie. “Es wird schon aufhören… glaub mir. Es wird aufhören…” Stumm lagen wir nur da, während wir nun nichts anderes bemerkten als die vorbeiziehende Feuerwand…
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