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»Hidden Shadow«

von Ala5ka
Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Drama / P16 / Gen
Aiden Pearce OC (Own Character) Raymond "T-Bone Grady" Kenney
05.06.2015
16.02.2017
18
36.056
5
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Dieses Kapitel
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19.09.2015 1.147
 
Der Hacker blieb noch eine Weile im Café sitzen und versuchte herauszufinden, ob es sich überhaupt lohnte, einer solchen Person zu folgen. Wollte er? Nein. War er neugierig? Definitiv. Sie wirkte so übertrieben verdächtig, dass es keinen Grund gab, jemals eine Befürchtung zu hegen, sie wolle ihm schaden. Mit ihm ging sie nicht so vorsichtig um, wie sie es mit dem System tat. Er hatte ihr Gesicht gesehen und könnte sie wieder aufspüren, sollte er wegen ihr in Schwierigkeiten geraten.

Aidens starrte auf die schwarze Brühe, die sanft hin und her schwappte und seufzte dann leise. Was soll schon passieren?, dachte er sich, griff nach der Tasse und trank schnell die Reste aus.  

Die Standortkoordinaten führten in eine Gasse, die nicht weit vom Café entfernt war. Ein paar Mülltonnen standen zu seiner rechten und eine streunende Katze huschte zwischen seinen Beinen fluchtartig davon. Der Hacker ließ sich von ihr nicht beirren, zog sein Halstuch über die Nase, sodass nur noch seine Augen zu sehen waren, entsicherte die P30 und versteckte sie hinter seinem Rücken, während er sich einer Sackgasse näherte und dann stehen blieb.

„Wenn Sie von DedSec sind, verschwenden Sie Ihre Zeit“, rief er. „Mit euch Typen habe ich nichts mehr zu schaffen.“

„Bin ich nicht“, entgegnete die Hackerin und näherte sich ihm. Als sie bemerkte, dass Aiden etwas hinter seinem Rücken verbarg, blieb sie stehen und hob beide Hände, um ihm zu signalisieren, dass sie unbewaffnet war.

Pearce nahm die Geste zur Kenntnis, zog seine Waffe hervor und sicherte sie wieder. Dann verschwand die Pistole in seinem Mantel.

Für einen kurzen Moment herrschte Stille. Aiden betrachtete die Frau vor sich und versuchte sich jedes Detail zu merken. Sie trug eine schwarze Lederjacke und darunter einen grauen Pullover, schwarze Jeans und an den Füßen schwarze mittelhohe Stiefel mit leichten Absätzen. Ihre kastanienbraunen Haare waren nach hinten zu einem Zopf gebunden und wenn sich der Hacker nicht irrte, erkannte er eine blaugraue Augenfarbe.

Aiden ergriff das Wort:  

„Wer sind Sie und vor allem, was wollen Sie von mir?“

„Wer ich bin, ist jetzt nicht von Interesse...“, begann Alexa. „Aber was ich will, sollte Sie aufmerksam machen.“

„Warum sollte ich Ihnen trauen, wenn ich nicht einmal Ihren Namen erfahre?“, erwiderte Aiden und verschränkte seine Arme.

„Hören Sie sich doch erst einmal an, was ich Ihnen anzubieten habe“, versuchte es Alexa wieder, doch Aiden lachte trocken. „Es gibt nichts, das Sie mir anbieten können.“

Alexa zögerte. Sie dachte an Kates Worte von heute Morgen, dass er nicht mehr der sei, den man vor Jahren noch kannte. „Der Rächer“, wie sie ihn in den Medien genannt haben. Ein Vigilante, der Fuchs, jedenfalls der, der sich mit Blume anlegte und die Drecksarbeit erledigte. Verdammt! Was wäre, wenn Kate Recht behielt, er sich dieser Seite komplett abgewendet und sich dem Gesetz zugewandt hatte?

„Meine Freundin und ich arbeiten da an etwas Großes…“

Aiden hob eine Augenbraue. „Ihre Freundin? Es gibt noch jemanden?“

Alexa schnaufte und redete einfach weiter: „Wir versuchen Blume zu hacken. Wir wollen das ctOS 2.0 verhindern oder genauer gesagt: die Verbreitung.“

„Darum geht es hier also? Sie wollen mit ihrer Freundin etwas verhindern, was nicht gestoppt werden kann? Es tut mir leid, aber diese Tage sind für mich gezählt. Ich habe eine Familie, die es zu beschützen gilt. Beinahe hätte ich das Leben meiner Schwester auf dem Gewissen gehabt. Mit Rebellion bin ich fertig. Suchen Sie sich jemanden anderen. Es laufen genug herum, die gegen das ctOS kämpfen. DedSec zum Beispiel.“

Ohne auf die Antwort der Hackerin zu warten, drehte sich Aiden um und ließ die Frau hinter sich. Er wollte sich nicht weiter in ihren Größenwahn ziehen lassen. Das ctOS stoppen? Lachhaft. Ein Handvoll Hacker und Aktivisten hatten es bereits versucht, aber es stehen viele mächtige Investoren hinter diesem Projekt. Blume würde lieber die ganze Stadt niederbrennen, um drei oder vier Hacker zu erledigen, als ihr System offline zu nehmen. Blume zu hacken war fast unmöglich. Dieser Konzern war so skrupellos, dass sie unehrenhafte entlassende IT-Spezialisten aus dem Geheimdienst oder Militär einstellten, um zu gewährleisten, dass sie unantastbar blieben. Auch wenn Aiden viel Wissen angesammelt hatte und wusste, wie man das System austrickste, war er nicht allmächtig.

Der Hacker hatte bereits einen gewissen Abstand zu Alexa erreicht, als sie ihm plötzlich einen Namen zurief:

„Damien Brenks!“

Aiden blieb stehen. Seine Mine verfinsterte sich und er ballte seine rechte Hand zu einer Faust. „Was?“

„Damien Brenks“, wiederholte Alexa und blickte immer noch zu ihm. „Der, der Blume Informationen über Raymond Kenneys Aufenthaltsort verkauft hat. Sie meinen vieles zu wissen, aber Sie wissen nicht alles, Mr. Pearce.“

„Was weiß ich nicht? Lebt er noch?“ - Das war eine prüfende Frage.

„Halten Sie mich nicht für dumm, ich weiß, dass Sie ihn erschossen haben. Auf dem Leuchtturm“

Pearce drehte sich plötzlich um und lief auf Alexa zu. „Ich bedaure seinen Tod nicht“, sagte er fest, während er ging. „Er hätte wahrscheinlich noch mehr Menschen in Gefahr gebracht, würde er noch leben. Sein Tod war gerechtfertigt.“

Alexa sah kurz zu Boden und dachte nach. „Stimmt. Aber ich bin nicht hier, um mit Ihnen zu diskutieren, ob es nun gerechtfertigt war oder nicht. Ich bin hier, weil ich Ihre Hilfe brauche, seinen Fehler zu korrigieren.“

„Was interessiert Sie sein Fehler?“, wollte Aiden wissen. Seine Augen waren zu zwei schmalen Schlitzen geformt. „Welcher Fehler überhaupt?“

Alexa sah wieder auf und lächelte schwach.

„Das ctOS 2.0 kommt, dass wissen Sie ja bereits. Was würde Blume aber noch mächtiger machen? Wenn sie ihren Einfluss ausweiten. Erst verseuchten sie Chicago, später das ganze Land. Es ist kaum der Rede wert, wie schnell es brauchen wird, bis die ganze Welt davon betroffen ist. Und genau hier kommt Damien ins Spiel.“ Alexa machte eine Pause und ließ die Worte kurz wirkten. „Damien war ein Angestellter Blumes. Schon länger, Sie wussten es nicht, richtig? Die Informationen über Kenneys Aufenthaltsort war nur eine Nebentätigkeit. Damien war dafür zuständig Käufer zu finden. Die Entwicklung des ctOS 2.0 ist schon weit fortgeschritten. Wenn Blume es fertigstellt, haben die dann die komplette Kontrolle. Zusammen mit riesigen Konzernen werden sie die Welt beherrschen, jedes Geheimnis der Menschen entlocken und ausnutzen." Sie legte ihren Kopf etwas schief und betrachtete Aidens Gesichtsausdruck, der sich zu verändern schien. Er wirkte getroffen, vielleicht sogar traurig. „Und da bringt Ihr Profiler auch nichts mehr“, ergänzte Alexa noch schnell, dann beendete sie ihren Vortrag.

Der Hacker warf einen kurzen Blick auf sein Handy, das er in der linken Hand hielt und sah dann wieder auf. „Woher wissen Sie das alles? Wer hat Ihnen das alles erzählt?“, wollte er wissen.

Alexa schmunzelte, weil sie sich zum ersten Mal in diesem Gespräch überlegen fühlte. Sie kam noch einen Schritt auf Aiden zu und sagte mit ruhiger Stimme: „Weil mir Damien das alles in einer Mail geschildert hat. Mein Name ist Alexa Brenks. Damien war mein Bruder.“
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