»Hidden Shadow«
von Ala5ka
Kurzbeschreibung
(Der Autor hat keine Kurzbeschreibung zu dieser Geschichte verfasst.)
GeschichteAbenteuer, Drama / P16 / Gen
Aiden Pearce
OC (Own Character)
Raymond "T-Bone Grady" Kenney
05.06.2015
16.02.2017
18
36.056
5
Alle Kapitel
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Dieses Kapitel
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27.05.2016
2.474
-Watch_Dogs Spoiler!!- (*hust* hab euch wieder gewarnt :D )
Egal wie hart jeder Verlust für Alexa gewesen war, immerhin stand sie nun hier mit dem Meisterhacker und versuchte die Welt zu eine bessere zu machen. Die Chancen zu gewinnen standen recht schlecht, doch Alexa wusste, dass sie nur so weit gehen konnte, bis sie mit ihrem Leben den Preis zahlte und das war weit genug.
Inzwischen war es Nachmittag und Aiden war weggefahren, um von einem „Kumpel“ - wie er ihn nannte – etwas Ausrüstung zu besorgen.
„Pearce!“, rief ein älterer Mann erstaunt, als er die Türe öffnete. „Wie lange ist es her?“ Er bat Aiden in seine Wohnung und schloss die Türe hinter ihnen. Erst dann umarmten sich die beiden Männer herzlich.
„Zu lange, Ray.“, antwortete der Hacker und klopfte ihm auf die Schulter, als sie die Umarmung wieder lösten.
„Weißt du, ich würde gern sagen, dass es schön ist dich zu sehen...aber wenn du kommst, heißt es, dass du entweder in Schwierigkeiten steckst, oder kurz davor bist.“, sagte Raymond und grinste. „Kaffee?“
„Seit wann bietest du Kaffee an?“, lachte Aiden und setzte sich auf einen Stuhl, als sie in die Küche gingen. Der Hacker erinnerte sich an die dunklen Zeiten Raymond Kenneys. Nach dem Stromausfall, den er verursacht hatte und elf Menschen ihr Leben verloren, hatte er stark mit dem trinken angefangen. Die Schuldgefühle hatten ihn geplagt und zum Alkohol zu greifen, war wohl die einfachere Lösung gewesen.
„Man wird älter, Aiden.“, sagte er nur. Er schaltete die Kaffeemaschine ein und holte zwei Tassen aus einen der oberen Schränken. „Ich habe einfach gelernt, mit dieser Sache umzugehen. Es hat Zeit gebraucht, aber ich habe genug. Es wird nicht das Letzte sein, was ich gesehen habe. Ich muss einfach weitergehen.“
Über diese Worte war Aiden überrascht. Er kannte Raymond ganz anders.
Als sie noch zusammen gearbeitet hatten, war immer eine Flasche Alkohol neben ihm auf dem Schreibtisch gestanden. Jetzt fand er nicht mal eine Bierdose hier in der Küche. Kurz, als T-Bone die Schranktüre öffnete, konnte Aiden ein Scotch Glas, hinter den anderen Tassen und Gläser erkennen. Doch es schien unbenutzt und das seit einer längeren Zeit, denn wenn er sich nicht irrte, erkannte er feinen Staub auf das Glas.
„Du hast also mit dem trinken aufgehört?“, fragte Aiden
„Seit langem.“
Der Hacker lächelte schwach. „Das sind echt gute Nachrichten. Ich dachte schon, du kommst aus dem Gesöff nie wieder raus.“
„Man wird älter.“, wiederholte T-Bone und reichte Aiden den fertigen Kaffee. „Zucker?“
„Nein danke.“
Aiden nahm einen kleinen Schluck und musterte seinen alten Freund. Wenn er sich nicht irrte, musste T-Bone inzwischen 56 Jahre alt sein. Er wirkte auch viel älter, als damals, als sie sich das letzte Mal gesehen haben und das war erst vor zwei Jahren. Der Kontakt zwischen ihnen war nie gestört gewesen, nur hatte Aiden beschlossen, sich aus den Angelegenheiten Blumes raus zuhalten und was T-Bone in dieser Zeit gemacht hatte, war ebenfalls nicht seine Sache.
„Also warum bist du hier?“, fragte Ray und setzte sich auf die andere Seite des Tisches auf einen Stuhl hin. „Was brauchst du?“
Aiden stellte seine Tasse auf den Tisch. „Wieso brauchen? Vielleicht wollte ich dich einfach nur mal sehen.“, sagte Aiden gespielt verletzt. „Nach einer so langen Zeit...“
T-Bone schmunzelte und verschränkte seine Arme vor seiner Brust, während er sich zurücklehnte. „Wie romantisch, Pearce. Sind wir jetzt schon so alt?“
Aiden lachte kurz und beugte sich dann etwas vor, um wieder ernster zu wirken. „Blume hat...“, aber weiter kam er nicht, denn Ray hob einen Finger und unterbrach ihn: „Was hast du mit Blume zu schaffen? Ich dachte, dass Thema wäre gegessen? Wolltest du dich nicht da raus halten?“
„Doch. Wollte ich.“, erwiderte Aiden und nahm noch einen Schluck von seinem Kaffee. „Aber ich bin auf Informationen gestoßen. Blume plant ein Update. Großkonzerne haben Zugriff auf alles, auf jeden! Wenn ich das nicht stoppe, dann kommen Menschen an die Macht und die planen keine „Weltverbesserung“, Ray.“
T-Bones Augen wurden zu schmalen Schlitzen. „Woher hast du diese Info?“, wollte er wissen.
„Ich...“, Aiden zögerte kurz. „...hab 'ne Frau getroffen.“
Der Mann, der gegenüber Aiden saß zog einen Augenbraue hoch. „Ein Name wäre hilfreich.“
„Alexa Johnson.“
„Hat sie wohl bei Blume gearbeitet? Kannst du dieser Information Glauben schenken?“
„Nein hat sie nicht. Sie wird von Blume gesucht, wegen ihrem Bruder.“
Raymond beugte sich nach vorne. „Weiter?“
„Damien war ihr Bruder.“
„Shit.“ Er setzte sich wieder aufrecht hin und schüttelte mit dem Kopf. „Pearce. Du vertraust einer Brenks? Ist das dein ernst?“
„Sie hat mich bis jetzt nicht erschossen und ihre Informationen stimmen. Wir haben mit einem ehemaligen Mitarbeiter Blumes gesprochen.“
„SIE ist eine BRENKS!“
„Das heißt aber nicht, dass sie genau so wie Damien ist! Nur weil er dich an Blume verkauft hat, heißt das noch lange nicht, dass sie das Gleiche tun wird!“, konterte Aiden. „Ich vertraue ihr!“
„Und was war mit Clara?!“ Raymond wurde deutlich lauter.
Aiden sah getroffen aus und sackte auf seinen Stuhl zurück, denn er war aufgestanden, um seine Aussage mehr Kraft zu verleihen.
„Sorry, Pearce, aber heutzutage kannst du echt niemanden mehr vertrauen.“, T-Bone senkte seine Stimme wieder und trank seinen Kaffee. „Vielleicht nutzt sie dich nur aus, um an das ran zukommen, was auch immer sie sucht. Menschen machen viele dumme Dinge für Geld.“
„Ich glaube nicht, dass Alexa...“
„Denk einfach daran, wie hingebungsvoll Clara dir immer geholfen hat.“
Aiden verzog sein Gesicht. Vielleicht hatte er recht. In Erwägung sollte er das ziehen, denn es wäre leichtsinnig von ihm, das außen vor zu lassen. „Ich werde aufpassen, Ray.“, sagte er schließlich.
T-Bone zuckte mit der Schulter. „Ich warne dich nur. Was du machst, ist deine Sache. Nicht meine.“
„Ich weiß.“
„Was brauchst du jetzt?“
„Was Alexa und ich suchen, ist ein USB-Stick. Darauf sind die Daten, die dieses Update beinhalten. Der Stick ist jedenfalls immer noch hier in Illinois. Ich brauche Zugang zur den bundesweiten Sicherheitssystemen und ich weiß, dass du mir den Zugriff geben kannst.“
„Woher willst du das wissen?“
„Du hast das ctOS mitentwickelt. Du wirst das wohl am besten wissen.“
Raymond kratzte sich nachdenklich am Kopf. „Wenn die den Stick verstecken wollten, was wollen die dann hier in Illinois?“
„Gute Frage. Also verstecken glaube ich jetzt nicht mehr.“
„Ich kann dir den Zugriff leider nicht geben, weil ich das Passwort nicht habe. Du musst es vor Ort hacken.“
„Aber du hattest doch...“
Ja. Hatte. Aiden. Ich bin seit 13 Jahren raus aus diesem Geschäft. Die schicken mir nicht jeden Monat die Aktualisierungen per Post.“
„Perfekt...“ Aiden stand auf und machte sich fertig zum Gehen.
„Warum wartete ihr eigentlich nicht, bis sie die Updates oben sind und lädt dann einen Virus drauf? So wie wir es damals gemacht haben?“, schlug T-Bone vor und erhob sich ebenfalls von seinem Stuhl.
„Glaubst du ernsthaft, die machen den gleichen Fehler nochmal, Ray? Ich nämlich nicht. Blume weiß, dass ich hier in Chicago bin. Das wäre zu riskant für sie.“
Raymond begleitete den Hacker zur Tür, öffnete diese und lehnte sich gegen den Türrahmen. „Spiel nicht den Weltverbesserer, Aiden. Du kannst in Prinzip nicht gegen Blume gewinnen. Die finden immer einen Weg und irgendwann finden die dich und dann bist du fällig.“
Aiden drehte sich nochmal um, bevor er in sein Auto stieg. „Man kann es ja versuchen.“
„Wo warst du?“, wollte Alexa wissen, als Aiden gerade durch die Tür reinkam. Sie saß auf seinem Bett und hatte seinen Laptop auf ihrem Schoß liegen.
„Bei einem alten Freund. Hast du schon was raus gefunden?“
Alexa hatte die Aufgabe von ihm bekommen, nach Ben Jackson zu suchen, der Mann, der den Stick angeblich besaß.
„Ich hab einen Treffer in Aurora.“, sagte sie lächelnd.
„Aurora? Das sind 60 km von hier.“, stellte Aiden fest und setzte sich neben ihr auf das Bett.
„Um genau zu sein, 67,86 km.“ Sie reichte ihm seinen Laptop und stand vom Bett auf. „Welcher Freund?“
„Raymond Kenney.“
„Der Raymond Kenney?“, fragte sie und hob erstaunt eine Augenbraue hoch. Sie wusste genau wen er meinte, denn sein Name war durch die Medien bekannt. Er hatte durch einen Stromausfall elf Menschen getötet, aus Racheakt zu Blume. Alexa hatte jedoch immer daran geglaubt, dass es keine Absicht gewesen war. Wieso sollte er auch elf Menschen töten, die nichts damit zu tun hatte, was seine Wut auf Blume begründete? Die Medien hatten natürlich ein gefundenes Fressen gehabt und erzählten - wahrscheinlich mit etwas Einfluss von Blume - welch grausamer Mensch Raymond Kenney gewesen sein musste, der sowas mit voller Absicht getan hatte. Medien halt...
„Ja genau der.“, murmelte Aiden konzentriert und suchte einen genaueren Standort von Ben. Alexa hatte die größte Arbeit getan, er musste nur noch ein paar Puzzelteile zusammensetzen. „Er lebt in der Staybridge Suite. In einem Hotel also... cool. Ich weiß wo das ist!“
„Ich kontaktiere Kate!“ Die Hackerin zog ihr Handy und suchte Kates Nummer. Während sie telefonierte, beobachtete Aiden sie die ganze Zeit. Was Ray gesagt hatte, stimmte vielleicht und es tat ihm unheimlich weh, wenn er daran dachte, dass sie ihn nur benutzte, um an den Stick ran zu kommen.
Als Alexa seine Blicke auf sich spürte, drehte sie sich kurz zu ihm hin und warf ihm ein Lächeln zu. Aiden senkte traurig seinen Blick.
„Kate kommt mit ihrem eigenen Auto.“, informierte Alexa, nachdem sie aufgelegt hatte.
„Warum?“ Aiden hatte seinen Laptop zugeklappt und war aufgestanden. Er stand direkt vor der Hackerin und musterte sie. „Es wäre besser, wenn wir meins nehmen. Mein Auto ist nicht registriert und somit unbekannt.“
Alexa zuckte unschuldig mit den Schultern und Aiden konnte in ihren Augen erkennen, dass sie es wirklich nicht wusste.
„Hör auf ihr zu misstrauen. Sie ist nicht der Feind. Sie würde für diese Aufgabe hier sterben! Sie würde für mich sterben, genau wie ich es für sie tun würde, Aiden!“, sagte sie dann.
„WARUM GLAUBST DU DAS?!“
Alexa wich erschrocken ein paar Schritte zurück. Sie musste sich erst kurz fassen, bevor sie ihm die Situation mit Kate erklären konnte. Immerhin wurde er lauter.
„Weil sie niemanden außer mich hat, Aiden." Sie versuchte ruhig zu bleiben, aber es ließ sie nicht in Ruhe, dass der Mann, der ihr gegenüber stand, sie angeschrien hatte. "Sie hat absolut nichts auf dieser Welt. Ihre Mutter war Trinkerin. Der Vater verließ die Familie direkt nach ihrer Geburt. Sie lebte quasi auf der Straße. Auch wenn sie in so einem Umfeld aufwachsen musste, erkannte ich in ihr, dass sie keineswegs ein verdorbener Mensch war. Gelegentlich gab ich ihr den Job auf Marcus aufzupassen, damit sie etwas Geld verdienen konnte - für den Anfang natürlich - und half ihr, eine Wohnung zu finden. Sie steht an meiner Seite und auch wenn sie einen Söldnerin ist. Ihre Treue zu mir, ihre Loyalität ist ehrlich und ich weiß das und als ich ihr meine Pläne verriet war sie Feuer und Flamme. Blume hat das Leben ihrer Mutter zerstört, deswegen wurde sie zur Trinkerin. Sie wird mir und unserer Aufgabe loyal bleiben. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer!“
Aiden schien nicht überzeugt zu sein. „Wie nah standest du Damien?“
„Wie bitte? Misstraust du mir jetzt auch noch?!“, rief sie schockiert. „Ist das dein verdammter Ernst?!“ Alexa wusste nicht, ob sie jetzt einfach gehen sollte. Für sie machte es wenig Sinn mit ihm darüber zu reden, denn er blockte alles ab, was sie ihm versuchte zu erklären. Die Hackerin verstand auch nicht, wieso er jetzt ihr so misstraute. Sie hatte keinen Grund dazu ihn zu hintergehen - sie hätte niemals einen dazu.
So atmete sie tief durch und wollte dann an ihm vorbei zur Tür laufen und gehen, doch der Hacker ergriff ihren Arm und zog sie zurück. „Nein! Nein, so war das nicht gemeint. Ich meinte...ich...ich weiß es einfach nicht mehr. Es tut mir leid...du bist so...kalt.“
Alexa blieb augenblicklich stehen und war erleichtert über die Tatsache, dass er ihren Arm gepackt hatte, um sie davon abzuhalten, zu gehen. Es war eine besondere Geste für sie. Sie hatte jemanden gefunden, der sie nicht einfach gehen ließ. Endlich...
Sie drehte sich langsam um und blickte Aiden in die Augen. Er bereute seinen lauten Ton, sein Misstrauen, alles und sie sah das alles.
„Ich weiß genau was es bedeutet verraten zu werden und genau aus diesem Grund tu ich das niemanden anderen an! Es ist schrecklich, Aiden!“, flüsterte Alexa.
Aiden sah mitfühlend zu Boden. Er hielt immer noch ihren Arm.
„Weißt du... einmal fand ich jemanden. Ich war überzeugt, dass er bleiben würde.“, erzählte Alexa leise. „Wir hatten eine wundervolle Zeit zusammen und plötzlich von einem Tag auf den anderen ging er einfach. Er war weg, einfach weg...und ich habe ihn dafür gehasst! Ich habe ihn so sehr gehasst und danach hat es so angefühlt, als würde ich niemals mehr glücklich werden können. Ich habe ihn vermisst...während er es nicht getan hat und irgendwann konnte ich es einfach nicht mehr, weil es so schmerzte... er hatte sich nicht einmal verabschiedet...“
Zum ersten Mal konnte Aiden Alexa weinen sehen. Tränen kullerten ihrer Wange entlang und fielen auf ihre Jacke. Aiden verstand, war sie ihm damit sagen wollte. Sie war kalt ihm gegenüber, nicht weil es sie nicht interessierte, was er empfand, sondern weil sie sich schützen wollte.
„Ich war eine Zeit lang so verbittert. Ich bin einfach nur gegangen und hab niemanden mehr vertraut. Ich hab mich immer wieder gefragt... wie kann ein Mensch einfach gehen, obwohl gerade das schlimmste passiert. Anstatt vernünftig zu reden verließ er mich einfach. Es war vorbei und ich musste irgendwie damit leben...“
Aiden nahm ihr Gesicht vorsichtig in beiden Händen und hob ihn etwas an, damit er ihr in ihre blauen Augen schauen konnte.
„Ich stand Damien niemals nah... und seine Taten könnte ich niemals rechtfertigen...du musst einfach nur darauf vertrauen...dass du mir vertrauen kannst...“
„Ich vertraue dir.“, flüsterte er. „Es tut mir leid... Es war nicht meine Absicht, Wunden aufzureißen, ich wurde nur damals auch von einer Frau enttäuscht, sie musste jedoch mit dem Leben bezahlen... und nein. Nicht ich habe sie umgebracht.“
Alexa schwieg.
„Es tut mir wirklich leid, Alexa...du bedeutest mir nur so viel, dass ich Angst hatte, dass du mich nur benutzt.“ Zum ersten Mal war er aufrichtig ihr gegenüber. Er würde jetzt offen darüber sprechen können und es nicht bereuen.
Alexa legte ihre rechte Hand auf seine, die noch auf ihre Wange ruhte und lächelte ganz schwach. „Niemals. Wie dumm müsste ich sein, dir, dem Rächer, zu hintergehen?“
Die beiden standen eine Weile still da, bis Aiden sich etwas zur ihr beugte und ihr näher kam. Vorsichtig streichelte er ihre Wange und lächelte. „Du hast auch meine Loyalität, das verspreche ich dir.“, flüsterte er.
Dann spürte Alexa nur noch, wie er seine Lippen auf ihre legte und wie sie, ohne zu zögern, seinen Kuss erwiderte.
Egal wie hart jeder Verlust für Alexa gewesen war, immerhin stand sie nun hier mit dem Meisterhacker und versuchte die Welt zu eine bessere zu machen. Die Chancen zu gewinnen standen recht schlecht, doch Alexa wusste, dass sie nur so weit gehen konnte, bis sie mit ihrem Leben den Preis zahlte und das war weit genug.
Inzwischen war es Nachmittag und Aiden war weggefahren, um von einem „Kumpel“ - wie er ihn nannte – etwas Ausrüstung zu besorgen.
„Pearce!“, rief ein älterer Mann erstaunt, als er die Türe öffnete. „Wie lange ist es her?“ Er bat Aiden in seine Wohnung und schloss die Türe hinter ihnen. Erst dann umarmten sich die beiden Männer herzlich.
„Zu lange, Ray.“, antwortete der Hacker und klopfte ihm auf die Schulter, als sie die Umarmung wieder lösten.
„Weißt du, ich würde gern sagen, dass es schön ist dich zu sehen...aber wenn du kommst, heißt es, dass du entweder in Schwierigkeiten steckst, oder kurz davor bist.“, sagte Raymond und grinste. „Kaffee?“
„Seit wann bietest du Kaffee an?“, lachte Aiden und setzte sich auf einen Stuhl, als sie in die Küche gingen. Der Hacker erinnerte sich an die dunklen Zeiten Raymond Kenneys. Nach dem Stromausfall, den er verursacht hatte und elf Menschen ihr Leben verloren, hatte er stark mit dem trinken angefangen. Die Schuldgefühle hatten ihn geplagt und zum Alkohol zu greifen, war wohl die einfachere Lösung gewesen.
„Man wird älter, Aiden.“, sagte er nur. Er schaltete die Kaffeemaschine ein und holte zwei Tassen aus einen der oberen Schränken. „Ich habe einfach gelernt, mit dieser Sache umzugehen. Es hat Zeit gebraucht, aber ich habe genug. Es wird nicht das Letzte sein, was ich gesehen habe. Ich muss einfach weitergehen.“
Über diese Worte war Aiden überrascht. Er kannte Raymond ganz anders.
Als sie noch zusammen gearbeitet hatten, war immer eine Flasche Alkohol neben ihm auf dem Schreibtisch gestanden. Jetzt fand er nicht mal eine Bierdose hier in der Küche. Kurz, als T-Bone die Schranktüre öffnete, konnte Aiden ein Scotch Glas, hinter den anderen Tassen und Gläser erkennen. Doch es schien unbenutzt und das seit einer längeren Zeit, denn wenn er sich nicht irrte, erkannte er feinen Staub auf das Glas.
„Du hast also mit dem trinken aufgehört?“, fragte Aiden
„Seit langem.“
Der Hacker lächelte schwach. „Das sind echt gute Nachrichten. Ich dachte schon, du kommst aus dem Gesöff nie wieder raus.“
„Man wird älter.“, wiederholte T-Bone und reichte Aiden den fertigen Kaffee. „Zucker?“
„Nein danke.“
Aiden nahm einen kleinen Schluck und musterte seinen alten Freund. Wenn er sich nicht irrte, musste T-Bone inzwischen 56 Jahre alt sein. Er wirkte auch viel älter, als damals, als sie sich das letzte Mal gesehen haben und das war erst vor zwei Jahren. Der Kontakt zwischen ihnen war nie gestört gewesen, nur hatte Aiden beschlossen, sich aus den Angelegenheiten Blumes raus zuhalten und was T-Bone in dieser Zeit gemacht hatte, war ebenfalls nicht seine Sache.
„Also warum bist du hier?“, fragte Ray und setzte sich auf die andere Seite des Tisches auf einen Stuhl hin. „Was brauchst du?“
Aiden stellte seine Tasse auf den Tisch. „Wieso brauchen? Vielleicht wollte ich dich einfach nur mal sehen.“, sagte Aiden gespielt verletzt. „Nach einer so langen Zeit...“
T-Bone schmunzelte und verschränkte seine Arme vor seiner Brust, während er sich zurücklehnte. „Wie romantisch, Pearce. Sind wir jetzt schon so alt?“
Aiden lachte kurz und beugte sich dann etwas vor, um wieder ernster zu wirken. „Blume hat...“, aber weiter kam er nicht, denn Ray hob einen Finger und unterbrach ihn: „Was hast du mit Blume zu schaffen? Ich dachte, dass Thema wäre gegessen? Wolltest du dich nicht da raus halten?“
„Doch. Wollte ich.“, erwiderte Aiden und nahm noch einen Schluck von seinem Kaffee. „Aber ich bin auf Informationen gestoßen. Blume plant ein Update. Großkonzerne haben Zugriff auf alles, auf jeden! Wenn ich das nicht stoppe, dann kommen Menschen an die Macht und die planen keine „Weltverbesserung“, Ray.“
T-Bones Augen wurden zu schmalen Schlitzen. „Woher hast du diese Info?“, wollte er wissen.
„Ich...“, Aiden zögerte kurz. „...hab 'ne Frau getroffen.“
Der Mann, der gegenüber Aiden saß zog einen Augenbraue hoch. „Ein Name wäre hilfreich.“
„Alexa Johnson.“
„Hat sie wohl bei Blume gearbeitet? Kannst du dieser Information Glauben schenken?“
„Nein hat sie nicht. Sie wird von Blume gesucht, wegen ihrem Bruder.“
Raymond beugte sich nach vorne. „Weiter?“
„Damien war ihr Bruder.“
„Shit.“ Er setzte sich wieder aufrecht hin und schüttelte mit dem Kopf. „Pearce. Du vertraust einer Brenks? Ist das dein ernst?“
„Sie hat mich bis jetzt nicht erschossen und ihre Informationen stimmen. Wir haben mit einem ehemaligen Mitarbeiter Blumes gesprochen.“
„SIE ist eine BRENKS!“
„Das heißt aber nicht, dass sie genau so wie Damien ist! Nur weil er dich an Blume verkauft hat, heißt das noch lange nicht, dass sie das Gleiche tun wird!“, konterte Aiden. „Ich vertraue ihr!“
„Und was war mit Clara?!“ Raymond wurde deutlich lauter.
Aiden sah getroffen aus und sackte auf seinen Stuhl zurück, denn er war aufgestanden, um seine Aussage mehr Kraft zu verleihen.
„Sorry, Pearce, aber heutzutage kannst du echt niemanden mehr vertrauen.“, T-Bone senkte seine Stimme wieder und trank seinen Kaffee. „Vielleicht nutzt sie dich nur aus, um an das ran zukommen, was auch immer sie sucht. Menschen machen viele dumme Dinge für Geld.“
„Ich glaube nicht, dass Alexa...“
„Denk einfach daran, wie hingebungsvoll Clara dir immer geholfen hat.“
Aiden verzog sein Gesicht. Vielleicht hatte er recht. In Erwägung sollte er das ziehen, denn es wäre leichtsinnig von ihm, das außen vor zu lassen. „Ich werde aufpassen, Ray.“, sagte er schließlich.
T-Bone zuckte mit der Schulter. „Ich warne dich nur. Was du machst, ist deine Sache. Nicht meine.“
„Ich weiß.“
„Was brauchst du jetzt?“
„Was Alexa und ich suchen, ist ein USB-Stick. Darauf sind die Daten, die dieses Update beinhalten. Der Stick ist jedenfalls immer noch hier in Illinois. Ich brauche Zugang zur den bundesweiten Sicherheitssystemen und ich weiß, dass du mir den Zugriff geben kannst.“
„Woher willst du das wissen?“
„Du hast das ctOS mitentwickelt. Du wirst das wohl am besten wissen.“
Raymond kratzte sich nachdenklich am Kopf. „Wenn die den Stick verstecken wollten, was wollen die dann hier in Illinois?“
„Gute Frage. Also verstecken glaube ich jetzt nicht mehr.“
„Ich kann dir den Zugriff leider nicht geben, weil ich das Passwort nicht habe. Du musst es vor Ort hacken.“
„Aber du hattest doch...“
Ja. Hatte. Aiden. Ich bin seit 13 Jahren raus aus diesem Geschäft. Die schicken mir nicht jeden Monat die Aktualisierungen per Post.“
„Perfekt...“ Aiden stand auf und machte sich fertig zum Gehen.
„Warum wartete ihr eigentlich nicht, bis sie die Updates oben sind und lädt dann einen Virus drauf? So wie wir es damals gemacht haben?“, schlug T-Bone vor und erhob sich ebenfalls von seinem Stuhl.
„Glaubst du ernsthaft, die machen den gleichen Fehler nochmal, Ray? Ich nämlich nicht. Blume weiß, dass ich hier in Chicago bin. Das wäre zu riskant für sie.“
Raymond begleitete den Hacker zur Tür, öffnete diese und lehnte sich gegen den Türrahmen. „Spiel nicht den Weltverbesserer, Aiden. Du kannst in Prinzip nicht gegen Blume gewinnen. Die finden immer einen Weg und irgendwann finden die dich und dann bist du fällig.“
Aiden drehte sich nochmal um, bevor er in sein Auto stieg. „Man kann es ja versuchen.“
„Wo warst du?“, wollte Alexa wissen, als Aiden gerade durch die Tür reinkam. Sie saß auf seinem Bett und hatte seinen Laptop auf ihrem Schoß liegen.
„Bei einem alten Freund. Hast du schon was raus gefunden?“
Alexa hatte die Aufgabe von ihm bekommen, nach Ben Jackson zu suchen, der Mann, der den Stick angeblich besaß.
„Ich hab einen Treffer in Aurora.“, sagte sie lächelnd.
„Aurora? Das sind 60 km von hier.“, stellte Aiden fest und setzte sich neben ihr auf das Bett.
„Um genau zu sein, 67,86 km.“ Sie reichte ihm seinen Laptop und stand vom Bett auf. „Welcher Freund?“
„Raymond Kenney.“
„Der Raymond Kenney?“, fragte sie und hob erstaunt eine Augenbraue hoch. Sie wusste genau wen er meinte, denn sein Name war durch die Medien bekannt. Er hatte durch einen Stromausfall elf Menschen getötet, aus Racheakt zu Blume. Alexa hatte jedoch immer daran geglaubt, dass es keine Absicht gewesen war. Wieso sollte er auch elf Menschen töten, die nichts damit zu tun hatte, was seine Wut auf Blume begründete? Die Medien hatten natürlich ein gefundenes Fressen gehabt und erzählten - wahrscheinlich mit etwas Einfluss von Blume - welch grausamer Mensch Raymond Kenney gewesen sein musste, der sowas mit voller Absicht getan hatte. Medien halt...
„Ja genau der.“, murmelte Aiden konzentriert und suchte einen genaueren Standort von Ben. Alexa hatte die größte Arbeit getan, er musste nur noch ein paar Puzzelteile zusammensetzen. „Er lebt in der Staybridge Suite. In einem Hotel also... cool. Ich weiß wo das ist!“
„Ich kontaktiere Kate!“ Die Hackerin zog ihr Handy und suchte Kates Nummer. Während sie telefonierte, beobachtete Aiden sie die ganze Zeit. Was Ray gesagt hatte, stimmte vielleicht und es tat ihm unheimlich weh, wenn er daran dachte, dass sie ihn nur benutzte, um an den Stick ran zu kommen.
Als Alexa seine Blicke auf sich spürte, drehte sie sich kurz zu ihm hin und warf ihm ein Lächeln zu. Aiden senkte traurig seinen Blick.
„Kate kommt mit ihrem eigenen Auto.“, informierte Alexa, nachdem sie aufgelegt hatte.
„Warum?“ Aiden hatte seinen Laptop zugeklappt und war aufgestanden. Er stand direkt vor der Hackerin und musterte sie. „Es wäre besser, wenn wir meins nehmen. Mein Auto ist nicht registriert und somit unbekannt.“
Alexa zuckte unschuldig mit den Schultern und Aiden konnte in ihren Augen erkennen, dass sie es wirklich nicht wusste.
„Hör auf ihr zu misstrauen. Sie ist nicht der Feind. Sie würde für diese Aufgabe hier sterben! Sie würde für mich sterben, genau wie ich es für sie tun würde, Aiden!“, sagte sie dann.
„WARUM GLAUBST DU DAS?!“
Alexa wich erschrocken ein paar Schritte zurück. Sie musste sich erst kurz fassen, bevor sie ihm die Situation mit Kate erklären konnte. Immerhin wurde er lauter.
„Weil sie niemanden außer mich hat, Aiden." Sie versuchte ruhig zu bleiben, aber es ließ sie nicht in Ruhe, dass der Mann, der ihr gegenüber stand, sie angeschrien hatte. "Sie hat absolut nichts auf dieser Welt. Ihre Mutter war Trinkerin. Der Vater verließ die Familie direkt nach ihrer Geburt. Sie lebte quasi auf der Straße. Auch wenn sie in so einem Umfeld aufwachsen musste, erkannte ich in ihr, dass sie keineswegs ein verdorbener Mensch war. Gelegentlich gab ich ihr den Job auf Marcus aufzupassen, damit sie etwas Geld verdienen konnte - für den Anfang natürlich - und half ihr, eine Wohnung zu finden. Sie steht an meiner Seite und auch wenn sie einen Söldnerin ist. Ihre Treue zu mir, ihre Loyalität ist ehrlich und ich weiß das und als ich ihr meine Pläne verriet war sie Feuer und Flamme. Blume hat das Leben ihrer Mutter zerstört, deswegen wurde sie zur Trinkerin. Sie wird mir und unserer Aufgabe loyal bleiben. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer!“
Aiden schien nicht überzeugt zu sein. „Wie nah standest du Damien?“
„Wie bitte? Misstraust du mir jetzt auch noch?!“, rief sie schockiert. „Ist das dein verdammter Ernst?!“ Alexa wusste nicht, ob sie jetzt einfach gehen sollte. Für sie machte es wenig Sinn mit ihm darüber zu reden, denn er blockte alles ab, was sie ihm versuchte zu erklären. Die Hackerin verstand auch nicht, wieso er jetzt ihr so misstraute. Sie hatte keinen Grund dazu ihn zu hintergehen - sie hätte niemals einen dazu.
So atmete sie tief durch und wollte dann an ihm vorbei zur Tür laufen und gehen, doch der Hacker ergriff ihren Arm und zog sie zurück. „Nein! Nein, so war das nicht gemeint. Ich meinte...ich...ich weiß es einfach nicht mehr. Es tut mir leid...du bist so...kalt.“
Alexa blieb augenblicklich stehen und war erleichtert über die Tatsache, dass er ihren Arm gepackt hatte, um sie davon abzuhalten, zu gehen. Es war eine besondere Geste für sie. Sie hatte jemanden gefunden, der sie nicht einfach gehen ließ. Endlich...
Sie drehte sich langsam um und blickte Aiden in die Augen. Er bereute seinen lauten Ton, sein Misstrauen, alles und sie sah das alles.
„Ich weiß genau was es bedeutet verraten zu werden und genau aus diesem Grund tu ich das niemanden anderen an! Es ist schrecklich, Aiden!“, flüsterte Alexa.
Aiden sah mitfühlend zu Boden. Er hielt immer noch ihren Arm.
„Weißt du... einmal fand ich jemanden. Ich war überzeugt, dass er bleiben würde.“, erzählte Alexa leise. „Wir hatten eine wundervolle Zeit zusammen und plötzlich von einem Tag auf den anderen ging er einfach. Er war weg, einfach weg...und ich habe ihn dafür gehasst! Ich habe ihn so sehr gehasst und danach hat es so angefühlt, als würde ich niemals mehr glücklich werden können. Ich habe ihn vermisst...während er es nicht getan hat und irgendwann konnte ich es einfach nicht mehr, weil es so schmerzte... er hatte sich nicht einmal verabschiedet...“
Zum ersten Mal konnte Aiden Alexa weinen sehen. Tränen kullerten ihrer Wange entlang und fielen auf ihre Jacke. Aiden verstand, war sie ihm damit sagen wollte. Sie war kalt ihm gegenüber, nicht weil es sie nicht interessierte, was er empfand, sondern weil sie sich schützen wollte.
„Ich war eine Zeit lang so verbittert. Ich bin einfach nur gegangen und hab niemanden mehr vertraut. Ich hab mich immer wieder gefragt... wie kann ein Mensch einfach gehen, obwohl gerade das schlimmste passiert. Anstatt vernünftig zu reden verließ er mich einfach. Es war vorbei und ich musste irgendwie damit leben...“
Aiden nahm ihr Gesicht vorsichtig in beiden Händen und hob ihn etwas an, damit er ihr in ihre blauen Augen schauen konnte.
„Ich stand Damien niemals nah... und seine Taten könnte ich niemals rechtfertigen...du musst einfach nur darauf vertrauen...dass du mir vertrauen kannst...“
„Ich vertraue dir.“, flüsterte er. „Es tut mir leid... Es war nicht meine Absicht, Wunden aufzureißen, ich wurde nur damals auch von einer Frau enttäuscht, sie musste jedoch mit dem Leben bezahlen... und nein. Nicht ich habe sie umgebracht.“
Alexa schwieg.
„Es tut mir wirklich leid, Alexa...du bedeutest mir nur so viel, dass ich Angst hatte, dass du mich nur benutzt.“ Zum ersten Mal war er aufrichtig ihr gegenüber. Er würde jetzt offen darüber sprechen können und es nicht bereuen.
Alexa legte ihre rechte Hand auf seine, die noch auf ihre Wange ruhte und lächelte ganz schwach. „Niemals. Wie dumm müsste ich sein, dir, dem Rächer, zu hintergehen?“
Die beiden standen eine Weile still da, bis Aiden sich etwas zur ihr beugte und ihr näher kam. Vorsichtig streichelte er ihre Wange und lächelte. „Du hast auch meine Loyalität, das verspreche ich dir.“, flüsterte er.
Dann spürte Alexa nur noch, wie er seine Lippen auf ihre legte und wie sie, ohne zu zögern, seinen Kuss erwiderte.