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»Hidden Shadow«

von Ala5ka
Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Drama / P16 / Gen
Aiden Pearce OC (Own Character) Raymond "T-Bone Grady" Kenney
05.06.2015
16.02.2017
18
36.056
5
Alle Kapitel
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Dieses Kapitel
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25.03.2016 1.747
 
Alexa hatte den Preis ihrer Arbeit immer gekannt. Sie wusste, dass sie Opfer bringen musste, wenn sie mit dem Feuer spielte... und das Opfer, in diesem Falle, war Marcus gewesen.
Wie schmerzhaft es in ihrer Brust auch brannte. Wie sehr sie sich der Trauer auch hingeben wollte, sie wusste, dass sie trotzdem weiter machen musste. Wie pflegte man zu sagen? 'Schau zu, dass sein Opfer nicht umsonst war!'
Immer noch mit Tränen in den Augen und starren Blick aus dem Fenster, fuhr sie Aiden zurück in die Innenstadt.
Aiden selbst ging es ebenfalls nicht besser. Die Tatsache, dass Marcus gerade mal 15 Jahre alt gewesen war, ließ ihn keine Ruhe. Er hatte praktisch sein ganzes Leben noch vor sich gehabt... Außerdem quälte ihn der Gedanke, dass es Jackson hätte treffen können. Anstatt Marcus, hätte der maskierte Mann Jackson die Knarren an den Kopf halten und abdrücken können.
Aiden erinnerte sich an Jacksons Schwester: Lena. Sie war der Preis für seine Taten und Fehler gewesen und immer noch fühlte er sich für ihren Tod verantwortlich. Er hatte Nicole - seine Schwester - versprochen, mit all dem endgültig aufzuhören, aber siehe da: Wo saß er gerade und mit wem, in welcher Situation?
Sein Durst nach Rache war seit einem Jahr gestillt und eigentlich wollte er in ein normales Leben eintauchen, doch dann traf er auf Alexa. Das war keine Rechtfertigung für seine Entscheidung. Er konnte schließlich auch einfach 'nein' sagen, jedoch hatte in die Neugier gepackt.
„Musst du dich jemanden rechtfertigen?“, fragte Aiden plötzlich um die bedrückte Stimmung zu brechen. Er hatte allgemein das Gefühl, dass Alexa jetzt jemanden zum reden brauchte. Egal über was. Hauptsache reden.
„Wie meinst du das?“, fragte Alexa trocken, ohne ihren Blick vom Fenster abzuwenden.
„Naja, Marcus Mutter zum Beispiel.“
Alexa sah nun endlich zu Aiden und verzog ihr Gesicht. „Die hat sich 15 Jahre nicht blicken lassen. Ich glaube, es wäre ihr egal.“
Aiden war über diese Antwort überrascht und das hörte man auch aus seiner Stimme. „15 Jahre? Soll das heißen, dass Damien sich alleine um ein Kind gekümmert hat?! Und das 15 Jahre lang?“
„14 Jahre und ja... man mag es kaum glauben.“, sagte Alexa leise und trocknete ihr Gesicht mit ihrer Jackenärmel ab. „Nach Marcus Geburt, verschwand seine Mutter einfach. Er bat mich um Hilfe, weil er kaum Zeit hatte. Ich half ihm natürlich.“
„Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich ihn nicht...“
Alexa unterbrach ihn. „Dann hätte ich es irgendwann getan.“ Aus der Trockenheit in ihrer Stimme, wurde plötzlich Bitterkeit. „Du hast mir, auch wenn es grausam klingt, viel Arbeit erspart. Ich glaube, ich hätte es beim ersten Mal nicht mal geschafft.“
Aiden schwieg für einen Moment, weil er über die Situation nachdachte, als er die Waffe auf Damiens Kopf gerichtet hatte und Damien seine Waffe auf Aiden. Hätte sein 'Partner' nicht gezögert, würde er jetzt nicht in diesem Auto sitzen und mit seiner Schwester reden.
„Was machen wir also jetzt? Am Dienstag wollen wir nach Illinois und wir müssen noch die maskierten Mörder identifizieren. Das alles braucht Zeit... was ist deine Priorität?“
Er wollte Alexa entscheiden lassen. Immerhin hatte sie gerade Marcus verloren und egal wie sie sich entscheiden würde, er würde mit Sicherheit hinter ihr stehen.
Alexa überlegte kurz und seufzte dann. „Wie sehr es mir auch juckt, die Mörder zur Rechenschaft zu ziehen, ich weiß, dass der Stick nun wichtiger ist. Ich wünschte, ich könnte Marcus wenigstens eine anständige Beerdigung bieten.“ Wieder seufzte die Hackerin. „Wir müssen den Stick finden.“
Sie sah immer noch zu Aiden und bemerkte, dass er nachdenklich wirkte.
„Selbst wenn wir die Mörder finden, ich werde Marcus nicht mehr retten können...“, flüsterte sie nun.
„Weißt du... als meine Nichte ums Leben kam, weil Söldner arrangiert wurden, ein Attentat auf mich zu verüben, war ich geblendet von Rache. Ich brachte damit meine Schwester in Gefahr. Ich brachte alle in Gefahr. Ich handelte egoistisch und als mir nicht mehr viel blieb, realisierte ich, dass ich mein Denken ändern musste. Danke, dass du dich nicht von der Rache übermannen lässt. Wenn das hier vorbei ist, finde ich mit dir die Mörder von Marcus.“
„Danke Aiden. Danke für alles.“
Aiden nickte nur und konzentrierte sich wieder auf die Straße.
„Wie geht es eigentlich Nicole?“, wollte Alexa wissen.
Der Hacker zuckte mit der Schulter. „Ich hoffe gut.“
„Wieso hoffst du? Sprecht ihr nicht miteinander?“
„Nachdem ich sie vor einem Jahr weggeschickt habe, haben wir nur noch selten Kontakt.“, erklärte Aiden ruhig.
„Warum?“
„Desto weniger ich weiß, wo sie ist, oder was sie gerade macht, desto weniger kann ich etwas verraten. Ihre Sicherheit ist mir am wichtigsten.“
Er räusperte sich kurz und als Alexa dazu nichts sagte, setzte er wieder an: „ Klar vermisse ich sie. Klar würde ich gern mal zu ihr fahren und sie in den Arm nehmen und ihr sagen, dass alles gut wird. Aber wie schon gesagt: Ich will kein Risiko eingehen.“
„Kann ich verstehen.“
Aiden warf einen kurzen Blick auf sie und lächelte aufmunternd.
„Unsere nächtlichen Autofahrten werden langsam zur Routine, was?“
Alexa schmunzelte und sah weg.
„Ich glaube, wir sollten dir ein Hotelzimmer suchen. In deinem Haus wirst du wahrscheinlich keine Ruhe finden...“
Die Stimmung brach und die Hackerin sah wieder aus dem Fenster. „Ich will echt alles, nur nicht schlafen oder irgendwie in einem Bett liegen. Ich müsste über vieles nachdenken, über Marcus nachdenken.“
Als sie das sagte, war es so, als hätte sie sich selbst ein Messer in den Bauch gerammt. Der Schmerz kam wieder und die schrecklichen Bilder wurden vor ihren Augen klar.
Aiden überlegte sich eine Alternative.
„Eventuell könnten wir uns was zum Essen holen und bei mir essen. Du wärst nicht alleine und hättest Ablenkung.“
Dann fügte er leise hinzu: „Ich hab mir das alles etwas anders vorgestellt, aber diese Idee gefällt mir auch.“
„Wenn es dir nichts ausmacht.“
Aiden lächelte. „Natürlich nicht. Was möchtest du essen?“

Als Alexa das erste Mal hier aufgewacht war, war dieser Raum fremd gewesen und so hatte es sich auch angefühlt, doch als Aiden die Türe aufsperrte und sie hinein ließ, stieg ein Geruch der Vertrautheit in ihre Nase und sie fühlte sich in seine kleine Wohnung wohl.
Aidens Apartment war kein Großes gewesen, lediglich gab es drei Räume: Das große „Wohnzimmer“, dass gleichzeitig auch sein Schlaf- und Arbeitszimmer war. Sein Bett stand direkt neben der Haustüre, nur ein kleiner Nachtschrank trennte die Tür von seinem Bett. Rechts neben dem Bett, stand sein Kleiderschrank. Sein Schreibtisch war gegenüber platziert. Auf dem Tisch lagen Ordner und Dokumente verstreut und ein Computer nahm noch den Rest des Platzes ein. An der Wand, war die Stadtkarte Chicagos aufgehängt. Illinois, South Side und noch ein paar andere Städte und Viertel waren mit einem roten Edding eingekreist. Alexa wusste nicht, ob die Karte für ihre Mission dort hing, oder ob Aiden eigentlich was anderes damit vorhatte. Sie wollte nicht nachfragen, soviel war jedenfalls klar.
Dann hatte das Apartment ein kleines Badezimmer und direkt nebenan die Küche, die ebenfalls nur sehr klein war.
„Ich weiß nicht wie viel Geld auf deinem Konto ist, aber ich glaube, du kannst dir etwas besseres als 'das' leisten.“, scherzte Alexa und zog ihren Mantel aus. Aiden ließ seinen an.
„Warum? Ich lebe alleine und diese Wohnung ist recht praktisch. Die Nachbarn lassen einen in Ruhe und alle gehen sich aus dem Weg. Perfekt für meine Arbeit.“, antwortete Aiden und schob die Ordner und Dokumenten zur Seite um Platz für das Essen zu machen. Sie hatten sich chinesische Nudeln geholt und Kaffee von der Tanke. Zugegeben, der Kaffee war widerlich, wie Alexa fand, aber es hatte in Moment nichts besseres auf die Schnelle gegeben und da sie schon auf dem Weg nach Hause waren, hatte Aiden noch zwei Becher Kaffee gekauft.
„Der Kaffee ist furchtbar.“, kommentierte Alexa nach dem ersten Schluck und lachte kurz.
„Ich bin wohl der einzige Mann auf dieser Welt, der keine Kaffeemaschine besitzt.“, stimmte Aiden mit ein und nahm ebenfalls einen Schluck. „Der ist wirklich furchtbar.“
Aiden holte die Nudeln aus der Plastiktüte und reichte Alexa ihre Portion.
Dann wurde es wieder still, während die beiden mit Plastikgabeln in ihrem Essen herumstocherten.
„Das mit Marcus tut mir wirklich leid.“, sagte Aiden nach einer Weile. „Ich kann nachvollziehen wie du dich fühlen musst.“
Alexa senkte ihre Gabel und sah auf. „Schon gut. Es ist ja nicht deine Schuld.“
Im Auto hatte Alexa noch ein paar Mal das Weinen angefangen, jetzt schienen keine Tränen mehr übrig zu sein. Nur ihr trauriger Gesichtsausdruck machte deutlich, dass sie noch ziemlich mitgenommen war.
Sie tat Aiden leid und er wusste nicht, wie er sie aufmunternd konnte. Um Alexa nicht weiter in die Trauer zu stürzen, schwieg er lieber und aß seine Nudeln.

„Wenn du doch schlafen möchtest, dann kannst du gern das Bett dazu nutzen.“, sagte Aiden und stand vom Tisch auf.
„Du bist eigentlich voll der Softie.“ Alexa lächelte schwach.
Aiden legte seinen Kopf etwas schief, sagte aber nichts dazu. Er räumte still das Essen weg und verschwand in die Küche.
Alexa setzte sich auf das Bett und sah sich noch etwas im Zimmer um, bis Aiden kam und vor seinem Bett stehen blieb. „Du möchtest als schlafen?“
Alexa rutschte zur Seite und machte ihm Platz. „Nein...Nein ich will reden.“
Aiden sah dies als eine Einladung und warf sich dann auf das Bett – natürlich mit Absicht, nicht darauf achtend, ob er Alexa dabei vom Bett warf, oder nicht. Er lachte, als Alexa sich gerade noch fangen konnte und half ihr wieder hoch. „Verzeihung!“
„Ja, ja. Im Nachhinein tut es allen Leid!“, lachte Alexa und schubste ihn leicht von sich.
„Hm.“, machte er noch, faltete dann seine Hände und legte sie auf seinen Bauch.
Und so lagen sie eine Weile schweigend da und starrten auf die Decke.
Aiden nahm erst dann seinen Blick davon, als er Alexas gleichmäßigen Atem hörte. Er rollte seinen Kopf zur Seite und fand sie schlafend neben sich.
Er war froh darüber, dass sie Schlaf gefunden hatte, denn er hatte befürchtet, dass sie diese Nacht vielleicht keine Ruhe finden würde. Aber sie hatte es und vorsichtig stand er auf, um sie nicht zu wecken, holte eine Decke aus seinem Kleiderschrank und legte diese sachte auf die Hackerin drauf. Alexa bewegte sich kurz, wachte aber nicht auf.
Dann legte sich der Hacker erneut neben sie und betrachtete sie von der Seite. Während er gedankenverloren, eine Strähne aus ihrem Gesicht strich, fiel ihm auf, dass sie ihm mehr bedeutete, als er zugeben wollte.
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