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Entweder... oder

Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P12 / Gen
19.05.2015
19.05.2015
1
2.113
 
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19.05.2015 2.113
 
Projekt: Entweder… oder http://forum.fanfiktion.de/t/32692/1#jump3549413
Fandom: Resurrection
Genre: Humor, Gen
Rating: P12
Disclaimer: Leider gehört mir absolut gar nichts vom Fandom Q__Q Auch die Projektidee ist nicht meins :D
Kleine Info: Bei diesem Projekt geht es darum,  zwischen verschiedenen Dingen zu wählen und daraus einen One-Shot zu schreiben. Einmal im Monat gibt es ein neues Aufgabenpaket. Das aktuelle seht ihr hier. Außerdem kann es sein, dass ich später bei anderen Aufgaben eventuell noch ein paar Crossover schreiben werde oder sogar zwischendurch auch zu einem anderen Fandom. Je nachdem, wie es gerade passt.


1. Person: Teenager oder alter Mann
2. Zeit: Morgengrauen oder Herbst
3. Ort: an einem See oder in einem Gerichtsgebäude
4. Genre: Humor oder SciFi
5. Wortzahl: höchstens 3.000 oder mindestens 7.000
6. Wort: Kristall oder Vergeltung
7. Sinn: Riechen oder Tasten
8. Art: Songfic oder Tagebucheintrag
9. Typ: femslash oder Gen
10. Zitat: „Heirate nicht denjenigen, mit dem du gut leben kannst, sondern denjenigen, ohne den du nicht mehr leben kannst.“ (TV-Serie ‚CSI Vegas‘) oder „Jetzt und hier wird dein Rätsel sich lösen, erfüllt sich dein Beitritt zum Bösen“ (Musical ‚Poe – Pech und Schwefel‘)

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Um ehrlich zu sein… Ich habe keine Ahnung, wie man ein Tagebuch führt. Dies ist nur der schwache Versuch eines alten Mannes, die heutigen Ereignisse schriftlich festzuhalten. Nicht, dass ich mich alt fühle. Ich bin 62 und damit immerhin acht Jahre jünger als Henry, mein Bruder. Dennoch möchte ich dies aufschreiben, einfach damit Ma diesen Tag auch nicht vergisst. Warum ich damit rechne, dass ich vor meiner Mutter sterbe? Nun, dies ist ganz einfach: Sie ist 54 und damit jünger als ich. Das liegt wohl aber auch daran, dass sie zu den Zurückgekehrten gehört. Es fühlt sich irgendwie seltsam an, dass sie inzwischen tatsächlich vom Alter her meine Schwester oder Cousine sein könnte, doch ich glaube es gibt Schlimmeres.
Auf jeden Fall war es ein ganz normaler Herbsttag, wie ich in meiner Naivität glaubte. Die gefallenen Blätter müllten meinen kleinen Garten zu, der Himmel war verhangen… Alles ganz normal, bis auf die klitzekleine Kleinigkeit, dass Ma verschwunden war. Nun ist es nicht so, dass ich ein paranoider Mensch bin, doch wenn jemand wie Ma verschwindet, sollte man sich durchaus seine Gedanken machen. Sie ist nicht der Typ, der heimlich, still und leise einfach untertaucht. Ich musste mich einfach fragen, ob irgendetwas passiert war. Glücklicherweise gab es, seit Henry sie vor einem Jahr rausgeworfen hatte, nur zwei Orte an denen sie sein konnte: Entweder ihre geliebte Scheune (das einzige Überbleibsel der Farm auf welcher sie aufgewachsen war) oder der See mit den Wasserfällen, welche ganz in der Nähe waren. Beides waren ihre liebsten Orte um sich zu verstecken, wenn sie mal wieder die Schnauze voll davon hatte, von allen angestarrt zu werden, als sei sie ein Monster. Nur, dass sie mir sonst für gewöhnlich eben eine Nachricht zukommen ließ, wenn sie sich mal wieder dazu entschlossen hatte, dort zu verweilen.
Kurz entschlossen schnappte ich mir also die Autoschlüssel und fuhr los. Bei der Scheune angekommen, war allerdings leider nicht die geringste Spur von Ma zu erkennen. Nicht mal Reifenspuren konnte ich entdecken, als ob sie monatelang nicht mehr dort gewesen wäre. Leise seufzte ich und beschloss, den restlichen Weg zum See auch zu fahren, obwohl ich wusste, dass ich es bereuen würde. Schließlich gab es nur zwei Möglichkeiten zu diesem blöden See zu gelangen. Einfach an der Scheune vorbei, über die Wiese, was den längeren Weg darstellte, oder die Abkürzung durch den Wald. Mir war das allerdings egal. Die Hauptsache war, ich würde sie finden, bevor sie irgendeinen Blödsinn anstellen würde, wie beispielsweise einfach verschwinden. Sie hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass sie dies konnte und es bisher einzig und allein meinem Neffen Jacob zuliebe, welchen sie nun ja auch seit einem Jahr nicht mehr sehen durfte, unterlassen hatte. Wer wusste denn schon, ob sie es sich nicht inzwischen anders überlegt hatte. Bei Ma wusste man schließlich nie woran genau man nun eigentlich war. Sie war so verschlossen, niemand konnte sie einfach knacken. Zumindest hatte ich das bisher noch nicht erlebt.

Das Glück war mir allerdings hold. Ich fand sie am See. Ganz friedlich saß sie dort, starrte auf das Wasser und ließ die Beine im Wasser baumeln. Ein wenig verwirrend fand ich das schon. Wie gesagt, Herbsttag, kalt… Da muss man nicht viele Worte verlieren. Doch sie saß da, als würde ihr das gar nichts ausmachen, ganz in Gedanken versunken.
Vorsichtig setzte ich mich neben sie und sagte eine Weile gar nichts. Warum wusste ich auch nicht so genau, doch vermutlich wartete ich darauf, dass sie mich bemerken würde.
„Was machst du hier?“, war nach einiger Zeit auch die erste Frage, die sie mir stellte.
„Das sollte ich dich fragen. Ich hab dich gesucht“, seufzte ich leise. „Also, was machst du hier draußen, ganz allein?“
„Nachdenken“, lächelte sie und war schon wieder dabei, in ihre ganz eigene Welt zu versinken. „Weißt du… Hier habe ich schwimmen gelernt, als ich noch ein kleines Mädchen war… Hier habe ich immer gespielt… und manchmal habe ich hier auch geschlafen.“
Statt zu antworten, nickte ich einfach nur.
„Hast du keine Angst krank zu werden?“, war alles, was ich fragte und deutete mit dem Kinn in Richtung des Wassers, in welchem sie immer noch ein wenig steckte.
„Ich bin an Krebs gestorben“, sagte sie trocken. „Glaubst du wirklich, dass ich mich da noch vor einer kleinen Erkältung fürchte?“
„Aber dir muss doch kalt sein.“
Vorsichtig tastete ich nach ihrer Hand. Sie fühlte sich eiskalt an, in meiner warmen. Das sollte mir zu denken geben. Wenn uns jetzt ein Fremder gesehen hätte, der nicht wüsste wer wir waren… Vermutlich hätte er uns einfach für ein altes Ehepaar gehalten. Ein beklopptes, altes Ehepaar. Doch trotz dieses schrägen Gedankens, drückte ich sie einfach kurz an mich.
„Warte hier“, sagte ich und sie nickte nur kurz.
Ich verschwand zu meinem Wagen und kehrte mit einer Decke zurück. Schweigend legte ich sie ihr um die Schultern und sah zu ihr.
„Und du willst jetzt hier bleiben?“, fragte ich, in der Hoffnung, sie vielleicht zur Vernunft bewegen zu können.
„Vielleicht“, erwiderte sie und musste auf einmal lachen.
Verwirrt und vielleicht auch ein wenig verstört sah ich sie an. Was zum Teufel? Hatte sie vollkommen den Verstand verloren? Was war denn nur los mit ihr? So hatte ich sie noch nie erlebt. Es war absolut untypisch für sie, aber das war heute wohl alles bei ihr.
„Entschuldige“, sagte Ma nachdem sie sich schließlich beruhigt hatte. „Ich… ich musste nur an etwas denken.“
„So?“, fragte ich skeptisch. „Woran denn?“
„Daran, dass ich genau hier gesessen habe, vor 80 Jahren und mich versteckt habe. Und das alles nur, weil ich in der Schule einem Jungen einen Bleistift in den Oberschenkel gerammt habe.“, gab sie mir Einblick in ihre offenbar psychopathische Kindheit. Ich starrte sie einfach nur an. „Was denn? Er hat mir den Bleistift gestohlen! Ich wollte, dass er lernt, dass man Andere nicht bestiehlt. Und außerdem… Es ging gut aus. Bis auf den Schreck ist er ziemlich glimpflich davon gekommen.“
Immer noch dezent verstört, starrte ich meine Mutter an. Okay… Vielleicht hatte sie doch ein paar Dinge mit Psychopathen gemein. Bisher hatte ich ihre verschlossene Art und die Tatsache, dass sie nicht über Emotionen zu verfügen schien, einfach als Überbleibsel einer harten Kindheit und Zwangsehe zugeschrieben. Jetzt war ich mir da nicht mehr so ganz sicher.
„Ach…“, sagte ich langsam und überlegte mir, ob ich nicht die netten Herren Kollegen von der Irrenanstalt rufen sollte. Warum erzählte sie mir das überhaupt? Irgendwie hatte ich so langsam die Schnauze voll davon. Erst haute sie einfach ab, dann fand ich sie, wie sie scheinbar regungslos an einem See hockte und ließ mir dann von ihren wirklich verstörenden Kindheitssünden berichten? Ich stand auf und zog sie aus dem Wasser.
„Was tust du da?“, fragte sie wütend und versuchte sich loszureißen.
Blöd nur, dass sie im Gegensatz zu mir klein und zierlich war. Sie hatte keine Chance und stand gleich darauf neben mir.
„Was ist los mit dir?“, fragte ich nicht minder wütend. „Wieso haust du einfach ab und wieso sitzt du hier, als ob es ein ganz normaler Sommertag wäre, wenn wir es schon fast November haben? Wieso erzählst du mir, wie du als Kind, anderen Kindern Bleistifte in die Oberschenkel rammst, als ob es etwas Natürliches wäre?“
Sie seufzte leise und verschränkte die Arme. Lange starrte sie mich schweigend an, ehe sie weitersprach.
„Dieser Junge…“, begann sie einfach. „Er war sehr beeindruckt von meiner Tat. Kein Mädchen zuvor hatte es jemals gewagt ihm entgegen zu treten oder ihn gar zu verletzen. Keines bis auf mich. Was danach folgte, war eine Freundschaft für’s Leben. Wir dachten das zumindest, doch dann passierten so viele andere Dinge. Fred… Du weißt was ich meine…“
Ja, klar wusste ich das. Mein gestörter Großvater, der Männer verbrennen ließ um billiger Umbauten an seiner Fabrik durchnehmen zu können. Der meinen anderen Großvater dazu zwang, diese Männer immer und immer wieder zu töten, als sie zurückkehrten, nur damit Ma meinen Vater heiraten konnte. Etwas, dass sie nie gewollt hatte.
„Nun, wie dem auch sei. Wir verliebten uns irgendwann ineinander. Und heute… vor 69 Jahren… da habe ich es beendet. Er hatte mich vor die Wahl gestellt… Warren oder er. Doch mein Vater hatte schon so viel durchgemacht… ich konnte ihn jetzt einfach nicht enttäuschen. Ich werde Fredericks letzte Worte glaube ich, niemals vergessen. Heirate nicht denjenigen, mit dem du gut leben kannst, sondern denjenigen ohne den du nicht mehr leben kannst. Tja, ich habe nicht auf ihn gehört. Nach der Hochzeit verschwand er…“
„Ma… es tut mir leid“, sagte ich seufzend und wollte sie in den Arm nehmen, als mir bewusst wurde, wie dieser Typ geheißen hatte. Hatte sie mich, ihren eigenen Sohn, im Ernst nach ihrem Ex benannt? Wenn dem so war, dann hatte Dad aber mit absoluter Sicherheit nichts davon gewusst. Und mein Pyromanen-Grandpa auch nicht. Irgendwie bezweifelte ich, dass einer von den Beiden das zugelassen hätte. Doch Ma lächelte nur versonnen und sah auf das Wasser. Diesmal war sie es, die nach meiner Hand tastete und sie festhielt.
„Ich sagte doch, es ging damals gut aus“, murmelte sie. „Ich traf ihn Jahre später wieder… Und er machte mir das schönste Geschenk meines Lebens.“
Sie grinste fast schon ein wenig, während ich mich fragte, wohin mich diese Situation wohl noch führen würde und ob ich bereit war, dieses Risiko einzugehen. Ich hatte leider keine Chance mich zu einer spontanen Flucht zu entschließen, denn Ma drückte meine Hand ein wenig fester und sah zu mir.
„Du hast seine Augen…“, sagte sie leise und lächelte. „Eigentlich siehst du genauso aus wie er…“
Ja, klar. Und den Hang zum Irrsinn hatte ich von ihr geerbt. Allerdings wurde mir, während sie das sagte, einiges klar. Wenn alles stimmte, wie sie sagte… Nun, es erklärte, warum ich mich mein Leben lang nicht wie ein Langston gefühlt hatte. Es erklärte auch, warum ich mich niemals mit meinem Vater verstanden hatte. Vielleicht war ich ja ihre Vergeltung an die Langstons. Der Ersatzerbe, der eigentlich von jemand ganz Anderem stammt…

Nun und das war es auch schon, Tagebuch oder wie auch immer ich dich nennen soll. Mir ist das auch egal. Vermutlich werde ich sowieso niemals wieder so etwas schreiben. Hoffe ich zumindest, denn um ehrlich zu sein, komme ich mir dabei vor wie ein vierzehnjähriges Teenagermädchen und nicht wie der erwachsene, alte Mann, der ich eigentlich bin. Noch immer weiß ich nicht genau, ob Ma wirklich meinte, dass ich der Sohn von ihrem Ex bin. Dass es ihre indirekte Art war zu sagen, dass ich kein Langston bin. Um ehrlich zu sein, hätte ich ihr auch so etwas niemals zugetraut. Aber gut, wer bin ich denn schon, dass ich weiß, was in ihr vorgeht? Das Dumme ist nur, dass sie schon wieder verschwunden ist und ich mal wieder keine Ahnung habe wo sie ist. Ich tippe auf den See. Deshalb werde ich mich nun auf die Suche nach ihr begeben. Ich bin schon gespannt, ob ich bezüglich meiner Herkunft noch mehr erfahren werde. Oder über etwas Anderes, was ich vielleicht nie wissen wollte. Wer weiß das schon? Vielleicht erzählt sie mir ja diesmal, wie sehr sie sich nach ihrer Hochzeit gewünscht hat, Dad in diesem dämlichen kleinen Gewässer zu ertränken? Ich habe nicht die geringste Ahnung, doch irgendwie befürchte ich, dass ich es bald rausfinden werde, früher oder später. Und ich hoffe wirklich auf später, wenn ich älter bin. Sagen wir, wenn ich 90 Jahre alt bin und sowieso schon die Hälfte um mich herum nicht mehr kapiere.
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