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Die grausamen Engel  II

Kurzbeschreibung
GeschichteMystery / P18 / Gen
Alexandra Moreau Catherine Corrigan Derek Rayne Nick Boyle Philip Callahan Rachel Corrigan
12.05.2015
12.05.2015
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Derek erfüllte es mit Schmerz, als er Rachels Zurückweisung erfuhr. Sie muss sehr verletzt sein. >Ich muss unbedingt ihr Vertrauen wieder gewinnen.< dachte Derek. "Lasst mich einfach alle in Ruhe. Ich muss das ganze erst verarbeiten. Und überhaupt, du Derek, lass mich die nächsten Tage erst mal in Ruhe!" Sie drehte sich um und verließ das Wohnzimmer. Derek schloss die Augen und atmete tief ein. "Derek? Geht es dir soweit gut?" fragte Nick seinen Praezeptor. Dieser lachte bitter. "Was glaubst du denn? Ich bin wieder ich, und fühle diesen unglaublichen Schmerz in mir, wegen diesen widerlichen Gräueltaten die ich dort begangen habe und jetzt will die Frau die ich liebe nichts mehr von mir wissen, nur weil Yaotl so gemein zu ihr war. Dabei bräuchte ich dringend ihr psychologische Hilfe und... sie... ihre Nähe." antwortete er niedergeschlagen. "Gib ihr Zeit! Sie konnte die Seelen nicht so gut trennen wie Kat." Derek nickte. "Scheint so, na dann werde ich mich wohl erst mal zurückziehen. Bis dann Nick." Mit diesen Worten verzog er sich mit einem Glas Wein in die Bibliothek.

Alex und Kat, die momentan die Seelen mit Itotia und Icnoyotl getauscht hatten, hatten der Unterhaltung der beiden Männer ein wenig betreten zugehört. Sie kannten Yaotl beide mit ihren Seelen aus Tenochtitlan und aus den Erinnerungen der Körper wussten sie, wie der aztekische Priester sich in der Luna Foundation aufgeführt hatte.Sie warteten im Wohnzimmer  auf die Rückkehr ihrer Seelen.

Nachdem Kats Seele zuerst aus Tenochtitlan zurückkehrt war, begab sie sich in das Zimmer ihrer Mutter und stellte zu ihrem Entsetzen fest, dass diese zum Aufbruch bereit war. "Mami? Ich will nicht weg! Ich will bei Derek bleiben! Er braucht uns jetzt! Er hat ganz widerliche und schreckliche Dinge in Tenochtitlan erlebt und braucht uns." sagte das Mädchen entrüstet. "Das ist mir egal! Derek kommt schon klar. Ich muss erst mal weg hier! Und du kommst mit!" Missmutig folgte Kat ihrer Mutter um wieder auf das Festland zu fahren.

Als Derek am nächsten Morgen die Küche betrat um sich einen Kaffee zu holen saßen Alex und Nick am gedeckten Frühstückstisch und flirteten heftig miteinander. Sie hörten jedoch auf als ihr Präzeptor die Küche betrat. Derek atmete tief ein. "Guten Morgen!" grüßte er. "Setz dich und iss mit uns." lud ihn die schöne Afroamerikanerin ein. "Nein danke, ich habe keinen Hunger, ich wollte nur einen Kaffee." Nick und Alex sahen ihn besorgt an, so niedergeschlagen hatten sie ihn noch nie zuvor erlebt. "Sind Rachel und Kat noch in ihren Zimmern?" wollte Derek wissen. Alex schüttelte den Kopf. "Sie sind weg, ich glaube sie sind gestern Abend noch aufs Festland gefahren." Der Praezeptor nickte traurig und verzog sich wieder.

"Es geht ihm nicht gut. Was denkst du wie lange er das durchhält?" "Ich weiß nicht Alex, die Kinder die er als Opfer aussuchen musste und all die anderen Opfervorbereitungen die er in Tenochtitlan organisieren musste haben ihm sehr zugesetzt. Er hat die ganze Zeit über fast ausschließlich an Kat und Rachel gedacht. Und jetzt zeigt Rachel ihm sozusagen die kalte Schulter." Alex nickte betroffen, auch sie hatte ihren Mentor bisher noch nie so traurig und hilflos kennengelernt.

Kurze Zeit später hörten sie im Treppenhaus Phillip aufgeregt auf Derek losgehen, als dieser auf dem Weg nach unten war um Dereks Haus zu verlassen. "Was fällt dir eigentlich ein mich im Keller anzuketten um mich dann auch noch opfern zu wollen?" ging der Priester ihn wütend an. Derek verdrehte genervt die Augen. "Phillip das war ich nicht, das war Yaotl, ein atztekischer Priester, aber das weißt du ja mittlerweile. und ich habe momentan keine Nerven für eine derartige Unterhaltung, also geh in deine Kirche und lass mich mit deinen Vorwürfen in Ruhe. Ich muss das ganze erst einmal selbst verarbeiten und dann können wir irgendwann darüber reden. Jedenfalls tut es mir sehr leid, dass Yaotl dir das angetan hat." sagte Derek streng aber ruhig. Er ließ den Priester stehen. Dieser verließ eilig das Haus.  

In San Francisco ein paar Tage später in Rachels Wohnung versuchte Kat ihre Mutter davon zu überzeugen zum Legat zurückzufahren und mit Derek zu reden.

"Mum, du hast ihm gar nicht erst die Gelegenheit gegeben sich richtig zu entschuldigen. Du liebst ihn doch und er dich auch. Er braucht dich! Ich habe ihn auch in Tenochtitlan gesehen, als ich da war um Nick und ihn zu warnen. Ich habe noch nie zuvor so viel Schmerz in ihm bemerkt. Der ganze Seelentausch war für uns alle nicht leicht, aber mit am schwersten war es für Derek. Und wir haben alle jemanden zum Reden, wir haben die letzten Tage über nichts anderes geredet Und Nick und Alex haben sich gegenseitig. Wen hat Derek? Er musste so unvorstellbar leiden, bei den fürchterlichen Dingen die er dort machen musste. Das ist mehr Schmerz als er ertragen kann. Ich mag ihn unheimlich gern... er ist wie ein Vater für mich und ich will dass das auch so bleibt. Und ich lasse mich nicht vom Legat oder Derek fernhalten nur weil du damit nicht klarkommst. Ich fahre nach der Schule zu Derek, meine Hausaufgaben kann ich auch da machen." erklärte die aufgebrachte Kat. "Dann sag ihm ... dass ich Zeit brauche. Ich melde mich sobald ich bereit bin mit ihm zu reden. Ich muss das ganze selbst erst verarbeiten."

Katherine nickte und verließ das Haus. Am Nachmittag stürmte Kat in Dereks Haus. "Hallo! Ist jemand da?" "Küche." antwortete Alex. Kat umarmte die hübsche Frau kurz. "Wo ist Derek?" "In seinem Arbeitszimmer oder in der Bibliothek vermute ich. Er zieht sich zurück wie immer wenn ihn etwas bedrückt. Nur dass ich mir diesmal mehr Sorgen mache als sonst. Seine Seele hat sehr gelitten. Geh am besten hoch, rede du mit ihm. Er vermisst euch und bring ihm das, er sollte auch mal etwas essen." Sie reichte dem Mädchen ein Tablett.

Die Tür zur Bibliothek war geschlossen, also vermutete Kat in dort. Sie trat ein und sah ihn in einer dunklen Leseecke sitzen. Sie stellte das Tablett ab und setzte sich neben ihn. "Alex meint du sollst auch mal etwas essen." Sie umarmte in freundschaftlich und kuschelte sich in seinen Arm. Sie spürte dass ihr väterlicher Freund ihre Umarmung sichtlich genoss. "Wie geht es dir? Du siehst blass und müde aus." "Ich schlafe momentan kaum noch, immer wenn ich die Augen schließe dann... hab ich die schrecklichen Geschehnisse in Tenochtitlan vor mir. Du warst dort Kat und hast es gesehen. Die Kinder wie sie in den Käfigen hingen und..." seine Stimme versagte. "Ja ich weiß. Wir müssen nicht darüber reden, aber wenn du willst werde ich dir zuhören. Ich weiß ich bin nicht Rachel, aber bis Mami soweit ist mit dir zu reden bin ich für dich da." Derek schloss die Augen und lächelte Kat liebevoll an. "Sie sagt, sie ist noch nicht so weit um mit dir zu reden. Sie konnte die Seelen nicht trennen so wie ich. Sie hat nur dich gesehen und als Yaotl dann auch noch gedroht hat mich ihr wegzunehmen, da ist sie ganz zusammengebrochen. Derek schluckte. "Aber ich habe Mami gesagt dass ich mich nicht von dir fernhalten lasse. Und jetzt solltest du etwas essen, bevor du verhungerst." lachte sie aufmunternd. "Meine liebe Kat, so schnell verhungert man nicht. Der menschliche Körper kann bis zu drei Wochen ohne Essen auskommen." Sie sah ihn bittend an. "Trotzdem, solltest du etwas essen." Er nahm Kat zu liebe eines der Sandwiches die Alex gemacht hatte. "Darf ich hier bleiben und meine Hausaufgaben bei dir machen?" Derek nickte. "Sehr gern Kat. Ich freu mich immer wenn du hier bist."

Drei Wochen später betrat Rachel das herrschaftliche Haus auf Angel Island. "Rachel! Ich freu mich so dich zu sehen." begrüßte Alex sie freudig. "Geht es dir besser?" Die schöne Blondine nickte. "Ja, es geht wieder. Ich bin hier um  mit Derek zu reden. Kat sagt es geht ihm immer noch ziemlich schlecht, wegen der ganzen Sache."

Nick, der gerade dazugekommen war antwortete. "Das kann man wohl sagen. Wir sehen ihn kaum, und wenn dann kommt er höchstens mal um sich etwas zu Trinken holen das war es dann aber auch schon. Nur mit Kat redet er momentan. Und mit Philipp hat er sich schon vor geraumer Zeit gestritten, der ist auch total angefressen, dass er ihn in seinen Augen im Keller gefangen hielt und ihn opfern wollte." "Ich verstehe Phillip ziemlich gut. Kat redet immer davon ich müsse Körper und Seele trennen, aber das ist nicht so einfach wie sie meint... Also: Wo ist er?" "Vermutlich in seinem Arbeitszimmer oder der Bibliothek."  antwortete Nick.

Rachel stieg mit einem mulmigen Gefühl die große Treppe in den ersten Stock hinauf, atmete tief ein und klopfte an Dereks Arbeitszimmer. "Ja." kam von drinnen die liebevolle, aber traurige Stimme von dem Derek den sie kannte - sie versuchte sich in Erinnerung zu rufen, dass Yaotl völlig anders geklungen hatte - mit der gleichen Stimme. Sie trat ein, blieb aber im Türrahmen stehen. Sie stellte fest dass er sehr erschöpft aussah. "Hallo Derek." Er lächelte sie liebevoll an. "Rachel, ich freue mich dich zu sehen." antwortete er freundlich. "Wenn es dir nichts ausmacht, dann würde ich gerne in die Bibliothek gehen, ich bin noch nicht wieder bereit dieses Zimmer zu betreten."

Sie drehte sich um und lief schnell in die Bibliothek. Derek folgte ihr. Rachels Blick fiel auf die großen farbigen Glasfenster. Die Nachmittagssonne schien herein und warmes Licht durchströmte den Raum. "Das Fenster in der Mitte, Fides fidelem veri- veritatem, was heißt das? War doch irgendwas mit Glaube, oder? Der Präzeptor nickte. "Ja. Glaube bedarf der vollen Wahrheit."
(aus dem Poltergeist - Das Legat - Serie & Buch) übersetzte er leise und ein wenig abwartend. Worauf wollte Rachel hinaus? Sie sah ihn kurz an. "Da ist was dran Derek und ich denke das trifft im  Moment auch auf uns zu. Setz dich bitte, wir sollten reden."

Rachel setzte sich ihm gegenüber. Derek hätte sie am liebsten in die Arme geschlossen und nie wieder losgelassen, doch bevor das möglich war würde es noch eine Weile dauern. Derek war leicht erschrocken über den kühlen Tonfall der Ärztin. Es schmerzte ihn sehr, dass die Frau die er liebte so abweisend zu ihm war. "Ich weiß von Kat, dass du bei dem Seelentausch schreckliche Dinge machen musstest und es dir sehr zugesetzt hat. Ich bin jetzt bereit mit dir zu reden und dir als Psychiaterin zur Seite zur stehen. Das andere braucht noch Zeit. Bevor wir aber anfangen möchte ich dass du dir das erst aus meiner

Sicht anhörst, vielleicht verstehst du mich dann auch besser." Derek nickte. "Weißt du was er gemacht hat? Wie er mich behandelt hat?" Derek schwieg. Rachel sprach unbeirrt weiter da auch sie die ganzen Geschehnisse erst einmal loswerden musste. Und zu einem Kollegen konnte sie mit dieser Angelegenheit nicht gehen, der würde sie sofort einweisen lassen.

"Ich möchte dass du weißt warum ich so abweisend dir gegenüber bin Derek. Dieser Yaotl, hat mich behandelt wie den letzten Dreck. Er hat mich in deinem Arbeitszimmer vor einem Altar gefesselt und zwar so, dass ich mich fast selbst stranguliert hätte, wenn Nick mich nicht mit Alex wenigstens über Nacht befreit hätte, mich wie eine Dienstmagd behandelt, geschlagen, er wollte ein Kind mit mir zum Opfern und er hat gedroht Kat zu opfern wenn ich mich nicht füge - er hat laut überlegt, dass sie ein Hochzeitsopfer an eine seiner abartigen Göttinnen sein könnte - und die ganze Zeit hab ich dich gesehen der mir das antut." Derek schloss die Augen und verdeckte sie mit der Hand. Er konnte ihr im Moment nicht weiter in die Augen sehen. "Ich weiß zwar dass du mich nie so behandeln würdest, aber ich konnte das nicht so gut hinnehmen wie Kat. Ich konnte nicht Seele von Körper trennen. Du bedeutest mir sehr viel Derek, aber ich muss erst wieder Vertrauen können ."

Derek schluckte und sah ihr wieder direkt in die Augen.  "Rachel, es tut mir so leid! Ich könnte niemals so gemein sein zu dir, dazu liebe ich dich viel zu sehr. Ich kann verstehen, dass du Zeit brauchst, und die sollst du auch haben, soviel du brauchst. Ich weiß das eine oder andere was sich in meinen Gedanken festgesetzt hat, die Erinnerungen sind verschwommen und nicht mit Emotionen verknüpft, weil ich ja nicht "anwesend" war, aber sie sind da, Rachel und ich wünschte aufrichtig ich... Oh Rachel, ich kann mich kaum im Spiegel ansehen - und das nicht nur wegen meiner "Taten" in Tenochtitlan als ich in diesem Sadisten Yaotl gefangen war." Rachel sah die unterdrückten Tränen, und den traurigen Blick in seinen Augen. Sie wusste instinktiv dass er es ernst meinte., denn so reumütig und niedergeschlagen kannte sie den sonst so stark wirkenden Mann nicht. "Ich glaube dir und nehme die Entschuldigung an." Rachel verabschiedete sich für heute. Sie erklärte Derek dass sie noch arbeiten müsse. "Bis dann, Derek." Er sah ihr nach während sie den Raum verließ.

"Alex, Nick, ich bin dann wieder weg." Mit diesen Worten verschwand Rachel. "Na die war ja kurz angebunden. Ich glaube es ist nicht so gut gelaufen mit Derek." meinte Nick. Alex nickte. "Dann brauche ich auch gar nicht erst hochzugehen und fragen ob er zum Essen runterkommt." "Nein, lass ihn am besten in Ruhe. Du kennst ihn doch. "Mmmhh." knurrte sie und gab ihm einen leidenschaftlichen Kuss.

Einen Tag später kam Derek am Morgen in die Küche "Guten Morgen." murmelte er nahm sich eine Tasse aus dem Schrank und schenkte sich Kaffee ein bevor er sich zu Nick und Alex an den gedeckten Frühstückstisch setzte. Die beiden waren sofort ruhig geworden und beobachten ihn, als er eintrat. "Ihr müsst nicht aufhören mit reden oder flirten nur weil ich reinkomme. Ich habe längst gemerkt was zwischen euch läuft. Das freut mich für euch." versicherte er ihnen. "Wie lief es mit Rachel?" erkundigte Alex sich leise.  Nach kurzem Schweigen antworte er: "Nicht wirklich gut. Sie hat mir ihre Sicht der ganzen Sache geschildert und was... Yaotl... ihr alles angetan hat. Und dann ist sie gegangen. Für mich hat das die ganze Sache eigentlich nur noch schlimmer gemacht." Er griff nach einem Donut und biss lustlos hinein.

"Ich fahre zu Philip, mich auch bei ihm entschuldigen. Vielleicht hat er sich jetzt beruhig und hört mir zu." Nick verdrehte die Augen. "Da bin ich mir bei Philip nicht so sicher. So aufgebracht wie er war." "Möchtest du dass wir mitkommen?" bot Alex an. Derek schüttelte den Kopf. "Das muss ich allein wieder geradebiegen." Er trank seinen Kaffee aus, räumte seine Tasse in die Spülmaschine, nahm seinen Mantel den er schon mitgebracht hatte und verließ die Küche.

Einige Zeit später betrat der Praeceptor des Legats auf Angel Island die Kirche in der Philip Callaghan als Priester tätig war. Dieser stand am Altar und war gerade dabei einen Gottesdienst vorzubereiten. Er drehte sich kurz um. Seine Miene verfinsterte sich als er Derek erblickte. "Was willst du hier? Kommst du zur Beichte, oder zum Beten?" fragte er immer noch wütend und fast schnippisch. "Weder noch! Momentan bringt mich auch nichts von beidem weiter. Ich will mit dir reden."

Philip entging der schmerzerfüllte Tonfall von Derek nicht, dennoch reagierte er erst abweisend. "Ich aber nicht mit dir!" antwortete der Priester immer noch wütend. Er würdigte Derek, der mittlerweile neben ihn getreten war, keines Blickes. "Dann hör einfach nur zu und gib mir die Möglichkeit dir alles zu erklären und mich zu entschuldigen. Es tut mir leid Philip was im Legat vorgefallen ist." Der Priester schnaubte abfällig. "Und jetzt hör mir bitte erst zu bevor du mir wieder Vorwürfe machst. Nick und ich haben eine aztekische Skulptur angesehen und plötzlich hatten wir mit zwei aztekischen Priestern die Seelen getauscht. Wir waren in Tenochtitlan und die Seelen der zwei Priester waren in unseren Körpern, bei euch im Legat. Es war Yaotl - so hieß der Priester, mit dem ich getauscht habe, der dich im Keller gefangen hielt und dich seinem Gott opfern wollte."

Philip schwieg. "Du müsstest mich eigentlich gut genug kennen um zu wissen dass ich niemals jemanden opfern würde. Und du hast lange Zeit im Legat mit uns allen zusammen gelebt und gearbeitet um zu erkennen dass es Dinge gibt, die im ersten Moment unmöglich erscheinen." Philip stand schweigend da und hatte den Blick fest auf das Kreuz auf dem Altar gerichtet. Derek bemühte sich um innere Ruhe als er fortfuhr: " Damals hielt ich dich für jemanden der über den engen Horizont der Dogmen und Gebete hinausschaut. Doch offenbar habe ich mich in dir getäuscht: Du hast nur deinen Glauben vor Augen, predigst in dieser Kirche und hast keine Ahnung was in anderen Kulturen wirklich vorgeht. Aber das was ich dort erlebt habe, und machen musste um die Götter zu ehren, war für meine Verhältnisse so grausam und abartig, dass ich es gar nicht zu beschreiben vermag. Sowas steht in keinem Theologiebuch, Philip."

Philips Blick traf Dereks. "Ich muss auch mit einigem fertig werden - nicht nur mit dem, dass du - oder dieser Azteke - mich opfern wollte... Kat hat mir Angst gemacht." Er rieb sich de Nasenbrücke und nickte dann. "Erzähl mir deine Sicht der Geschehnisse!" forderte er Derek auf. Sie setzten sich in eine Bank und Derek begann seinem Freund zu berichten was in Tenochtitlan alles vorgefallen war und von dem Gespräch mit Rachel. Der Priester war blass geworden. "D... das ist ... ja gr...auenvoll!" stammelte er schockiert. "Vielleicht hilft es dir ja doch die Beichte abzulegen? Oder  Gott um Vergebung zu bitten?" schlug er - nun ganz wieder Priester - vor. Derek lächelte etwas gequält. "Habe ich nicht gerade die Beichte abgelegt? Ich habe gerade einem Priester meine letzten Sünden erzählt." Philip musste bei Dereks Worten ebenfalls lächeln. "In gewisser Weise, ja." "Der Glaube an Gott hilft mir momentan aber auch nicht wirklich weiter. Er ändert nichts an meinen Gefühlen. Und ich frage mich wie er sowas Grausames zulassen kann." Derek wandte sich zum gehen. "Derek... dir ist vergeben, dich trifft keine Schuld. In jeder Hinsicht." "Danke Philip!" Derek hielt noch einmal an, als Philip weiterredete. "Ich sollte mich wohl auch bei Kat entschuldigen, ich habe sie der Ketzerei bezichtigt. Wobei sie darauf bestand, dass du bei einem weiteren Gespräch anwesend sein sollst."

Derek nickte kurz, drückte die schwere Kirchentür auf und stieß mit Rachel zusammen. "Entschuldigung!" sagte er leise und liebevoll, als sie erschrocken zurück wich. Rachel lief wortlos an ihm vorbei, in die Kirche. Der seelische Schmerz der Derek seit den Ereignissen in Tenochtitlan quälte, verschlimmerte sich durch die kühle Begegnung  mit Rachel. Derek wurde schwarz vor Augen und er musste sich an den Mauern der alten Kirche festhalten. Er musste ein Schluchzen zurückhalten. Zum ersten Mal in seinem Leben zweifelte er an dem Weg, den er eingeschlagen hatte. Was hatte ihn dazu getrieben? Hatte es ihm irgendwas gebracht die Welt vor den Mächten der Finsternis zu beschützen? Mit einem Gefühl von Bitterkeit beantwortete er sich die Frage im Stillen selbst: Oh ja, sie hatte ihm etwas gebracht; oder besser um etwas: Um die Liebe der Frau, die ihm unendlich viel bedeutete, mit der er sein Leben hatte teilen wollen...

Und plötzlich spürte er es. Irgendwie war es als flösse etwas Öliges in seine Gedanken. "Überlass die Angelegenheiten mir... es ist sehr einfach... Wenn du zurückkehrst in deinen Körper wird Rachel dir gehören und ihren Platz kennen... und unsere kleine Tochter, Chalchuhnenetzin..." flüsterte es. "Lass einfach los... Lass es einfach zu." Verführerisch. Derek keuchte entsetzt auf. Diese Stimme - Yaotl! Instinktiv wusste er, dass er stark sein musste, wachsam, denn ein Wanken würde dem aztekischen Priester ermöglichen die Oberhand zu gewinnen, würde ihn wieder in die Lage versetzen Rachel zu terrorisieren und sie und Kat seelisch zu misshandeln - vom Körperlichen ganz zu schweigen. Derek wurde übel, als er über diese furchtbare Brücke, die nun zwischen Yaotl und ihm zu existieren schien - eine vage Ahnung von dem bekam, was der Azteke mit "...wird Rachel dir gehören und ihren Platz kennen..." meinte. "Niemals! Solange ich atme, solange ich Hoffnung habe, du wirst NIE wieder Kontrolle über mich haben!" schrie er in Gedanken. Gleichzeitig stellte er sich vor, wie er eine Mauer errichtete. Mit einem Wutschrei verstummte Yaotls Stimme. Erschöpft atmete Derek durch, dann machte er sich auf den Rückweg nach Angel Island.

Derek ließ die Tür des Anwesesn ins Schloss fallen, und lehnte sich immer noch erschöpft dagegen.

Er atmete tief durch bevor er zum Wohnzimmer ging wo Alex und Nick sich angeregt miteinander unterhielten. Er lehnte sich an den Türrahmen. Seine Freunde blickten auf. "Derek, was ist passiert? Du siehst ja total erledigt aus." stellte Alex erschrocken fest. "Lief dein Gespräch mit Philip so mies." erkundigte sich jetzt Nick sichtlich besorgt. "Nein, ich konnte ihn davon überzeugen, dass nicht ich ihm da angetan habe, sondern Yaotl. Er hat mir geglaubt und war ziemlich betroffen, als ich ihm meine Sicht der Dinge erzählt habe." berichtete er kurz. "Und was ist dann geschehen? Wir wissen dass etwas vorgefallen ist Derek!" wollten beide wissen. "Als ich die Kirche verlassen habe, bin ich mit..." er rieb sich kurz mit Zeigefinger und Daumen über die Augen. "... Rachel zusammen gestoßen. Sie hat mich nicht eines Blickes gewürdigt. Und dann... Yaotl, ... er hat versucht..." flüsterte er stockend, seine Freunde wussten sofort was er meinte.

Weiter kam er nicht, weil Alex auf ihn zukam, ihn in den Arm nahm und zum Trost ganz fest drückte, er erwiderte die Umarmung und war sehr dankbar dafür. "Du bist stark Derek! Du wirst ihm widerstehen, bis er aufgibt. Und Rachel wird auch wieder lernen dir zu vertrauen, aber das braucht Zeit. Yaotl war wirklich sehr gemein zu ihr und sie konnte und kann einfach die Seelen nicht trennen, deshalb ist das ganze jetzt so schwer für sie. Nick, Kat, du und ich wissen um diesen Unterschied, aber sie nicht." Derek nickte. "Ich weiß, sie hat mir alles erzählt was er ihr angetan hat, ich bin total erledigt, und versuche etwas zu schlafen." Alex und Nick bleiben betroffen im Wohnzimmer zurück.

Ein paar Tage später besuchte Kat ihre Freunde auf Angel Island. Sie begrüßte Nick und Alex mit einer freundschaftlichen Umarmung. "Hi, lasst mich raten, Derek geht es immer noch nicht besser?" "Das einzige was ihm weiterhelfen würde ist deine Mutter. Er braucht ihre psychologische Hilfe, so wie ihre Nähe, beziehungsweise das Gefühl dass sie ihm verzeihen kann."

Kat stimmte nickend zu. "Ich weiß, ich arbeite daran, aber Mama ist einfach noch nicht so weit. Ich habe aber das Gefühl dass sie so langsam lernt damit umzugehen und ihr klar wird, dass Derek niemals so gemein zu ihr wäre. Ich geh jetzt zu ihm und versuche ihm ein wenig Trost zu spenden." Sie rannte die Treppe hinauf, und fand Derek mit geschlossenen Augen auf einem Sofa in der Bibliothek liegen. Sie beobachte ihn eine Weile bevor sie etwas sagte. Sie machte sich das erste Mal ernsthafte Sorgen um ihn. Er sah blass und krank aus. Er wirkte so traurig und hoffnungslos.

Als er die Augen öffnete und Kat sah, erhob er sich sofort. "Kat, schön dich zusehen." Sie setzten sich wieder und Kat begann sofort zu erzählen. "Ich konnte die letzten Tage leider nicht vorbei kommen, wir hatten in der Schule eine Prüfung nach der anderen, ich musste total viel lernen. Und ich bearbeite Mami fast täglich damit sie wieder herkommt um mit dir zu reden. Sie scheint so langsam besser damit klarzukommen. Konntest du dich wenigstens mal etwas ausschlafen?" Er stöhnte leise. "Nicht wirklich, immer wenn ich die Augen schließe erlebe ich wieder die schrecklichen Rituale in Tenochtitlan, zu alledem quälen mich seit dem Gespräch mit deiner Mama, diese Visionen in denen ich mir vorstelle wie Yaotl sie quält." Er machte eine kurze Pause. "Ich war heute bei Philip." Kat verdrehte die Augen und machte eine fast abwertende Handbewegung. "Nimm es ihm nicht übel Kat, er hatte genau wie deine Mama nicht unterscheiden können. Er wusste ja nicht mal wirklich war vorgefallen ist, da er die ganze Zeit im Keller eingesperrt war." "Er hat mich der Ketzerei bezichtigt! Er hat gemeint ich wäre eitel und das wäre eine Totsünde!" rief sie empört. "Ich weiß Kat, er hat es mir erzählt. Ich habe ihm auch Vorwürfe gemacht. Er meinte du hast ihm  Angst gemacht."

Kat konnte ein Kichern nicht unterdrücken. "Ich hatte auch Angst... vor Yaotl." Sie wurde jedoch ernst. "Allerdings nur zuerst, dann habe ich... erkannt, dass Philip Angst hat. Aber wenn ich ehrlich bin, hat seine Art mich auch angewidert, denn er war überheblich, Derek." Sie sah ihn traurig an. Beide sagten kein Wort. Derek brach das Schweigen. "Kat, ich bin heute vor der Kirche mit..." er empfand einen stechenden Schmerz bei dem Gedanken an die Kühle die Rachel ihm entgegen gebracht hatte. "... mit Rachel, mit deiner Mutter... zusammen gestoßen." Er schluckte. "Sie hat mich vollkommen ignoriert, und dann... hörte ich Yaotl in meinem Kopf, er hat versucht..." "Was?" entfuhr es Kat erschrocken. "Mich zu überreden ihn wieder in meinen Körper zu lassen." gestand Derek. "Du hast ihm aber nicht nachgegeben?" Er verneinte ihre Frage mit einem leichten Kopfschütteln.

Etwa eine Woche später betrat Rachel das Legat. Alex und Nick schienen nicht hier zu sein. Kat war noch in der Schule und wollte heute Nachmittag mit einer Freundin lernen, also war sie mit Derek allein. Sie schloss die Augen und atmete tief durch um Derek entgegenzutreten. Langsam begab sie sich in den ersten Stock. Sie blieb in einiger Entfernung stehen, als ihr Derek begegnete. Er schenkte ihr ein warmes, freundliches Lächeln, wie es Yaotl nie gekonnt hätte.

"Hallo Derek, ich bin hier um mich zu unterhalten. Ich habe mit Philip und Kat geredet. Beide haben mit zu verstehen gegeben, dass ich dich und Yaotl trennen muss. Philip erzählte mir von eurem Gespräch und hat es offensichtlich geschafft, dich und Yaotl zu trennen. Ich bin noch nicht wieder soweit so freundschaftlich mit dir umzugehen wie vor diesem schrecklichen Vorfall, aber ich bin bereit mir jetzt deine Erlebnisse in Tenochtitan anzuhören um das Ganze mit dir zusammen aufzuarbeiten." Ihre Stimme klang sehr gefasst und nüchtern.

"Hallo Rachel, gehen wir in die Bibliothek." kam die traurige Antwort. Er machte eine einladende Handbewegung und Rachel betrat den großen, sonnendurchfluteten Raum. Er wirkte einladend und freundlich. Rachel setzte sich auf den selben Platz wie bei ihrer letzten Unterhaltung, Derek nahm ihr gegenüber Platz. "Wo sind Alex und Nick?" wollte die Ärztin wissen. Derek schmerzte die Kühle die Rachel ihm entgegenbrachte. "Sie wollten in die Stadt, mehr weiß ich nicht." Sie spürten ihre gegenseitige Nervosität. "Also gut, fangen wir an. Erzähl mir bitte alles von deinen Erlebnissen in Tenochtitlan." Rachels professionelle Stimme fühlte sich an als stieße ihm jemand ein Messer ins Herz und drehe es herum.

"Ich musste ein Duzend Kinder auswählen die dem Regengott geopfert werden sollten." begann er mit seinen Ausführungen, er musste erst einmal tief durchatmen um weiter reden zu können. "Es war schon schlimm genug, zu wissen dass sie in den Käfigen verhungern und verdursten sollten während sie möglichst viel weinten. Da trat ein junges Paar vor mich und... hat mir ihr Kind zum... opfern angeboten." Rachel starrte ihn entsetzt an. Dann kam einer der anderen Priester auf mich zu und meinte ich... könne das... erste Kind mit... Chilli einreiben, auf dass die Sonne... auf der Haut brennt und die Tränen richtig fließen." Traurig schloss er die Augen und fing leicht zu zittern an, während er versuchte den Schmerz zu unterdrücken, was der Ärztin zum Teil auch berufsbedingt nicht entging.

"Mir wurde augenblicklich schlecht, ich wollte es nicht, aber was hätte ich machen sollen? Nick und ich durften auf keinen Fall auffallen, also habe ich es getan. Und ich habe die ganze Zeit an Kat gedacht. Die Kinder saßen dann in den Käfigen bis sie... " Dereks Stimme drohte unter dem Schmerz zu brechen. "starben." fügte er nach kurzem Schweigen ganz leise hinzu. Die schöne Blondine schlug vor Entsetzen ihre Hand vor den Mund und murmelte: "Oh mein Gott... das ist ja... furchtbar!" Sie sprang auf und eilte aus der Bibliothek. Sie lief nach unten in die Küche.

Sie war immer noch vollkommen durcheinander als Alex und Nick wieder zurück kamen. "Rachel, was ist denn passiert, du bist ja total aufgebracht." wollten beide wissen. Während Nick sie zum Tisch führte, kochte Alex ihr eine frische Tasse Tee, stellte sie vor ihre Freundin und setzte sich zu ihr und Nick an den Tisch. "Ich war bei Derek, wir haben geredet und ich bat ihn zu berichten was in Tenochtitlan geschehen ist." Sie richtete ihren Blick auf Nick. "Ich hatte ja keine Vorstellung davon was Du und Derek dort durchmachen musstet. Vor allem Derek, er hat mir von dem grausamen Ritual für den Regengott erzählt. Ich empfand es als total schrecklich, schon allein vom zuhören... wie muss das erst sein wenn... man es selbst erleben, bzw. machen muss. Ich hatte mir bisher keine Gedanken darüber gemacht, dass Derek so etwas...Grauenhaftes, entscheiden und machen musste. Es tut mir leid, für euch beide." Sie blickte ihn betroffen an. "Hast du das Derek auch gesagt?" fragte Nick ein wenig finster blickend. "Nein ich bin einfach hinausgerannt, ich konnte keine Minute länger bleiben, sonst hätte ich mich übergeben müssen." schluchzte sie.

Sie trank ihren Tee aus und erhob sich. "Sagt bitte Derek, dass ich die Tage wieder komme. Wir sollten für heute Schluss machen mit der Therapiesitzung. Bis dann ihr Beiden." sagte sie und erhob sich. Sie eilte aus der Küche und kurz darauf hörten Nick und Alex die schwere Eingangstür zuschlagen.

Sie sahen sich erleichtert an. "Na wenigstens reden sie wieder miteinander." freute sich Nick. "Ich geh dann mal nach oben und rede mit Derek." Sie zog ihn dicht an sich. "Mach das. Ich freue mich auf nachher, ich ziehe auch das neue Teil an das wir heute in der Stadt gekauft haben." hauchte sie ihrem Freund verführerisch ins Ohr. Nick lächelte, sein Blick verriet Alex dass er es kaum erwarten konnte. Nick klopfte an die Tür der Bibliothek. Nichts. Er klopfte erneut. "Derek?" fragte er leise als keine Antwort kam. Er trat ein und sah ihn auf dem Sofa sitzend ins Leere starren. "Derek? Alles in Ordnung?" Dieser stöhnte gequält. "Nicht wirklich, Rachel ist ziemlich erschrocken als ich ihr über das Ritual für Tlaloc erzählt habe." Nick stimmte mit einem Nicken zu. "Ich weiß wir haben sie gerade unten getroffen. Ich soll dir ausrichten, dass eure Sitzung sozusagen für heute beendet ist und sie wiederkommt. Aber es war richtig, ihr alles zu erzählen. Nur so kann sie verstehen, was wir beziehungsweise du erlebt und getan hast. Es war für uns alle nicht leicht Derek. Vergiss nicht, dass ich in Tenochtitlan Itotia hatte und hier ist Alex an meiner Seite - und Yolotli war an sich anständig - gefangen in diesem Opferkram aber nicht so wie sein Bruder - und ich... na ja... ich musste ja niemandem zum Tode verurteilen wie du in Yaotl..."

Der Präzeptor schwieg und hörte zu. "Rachel wird sich wieder fangen und ihr altes Vertrauen zu Dir wieder erlangen. Sie braucht halt etwas mehr Zeit als wir, das alles zu verarbeiten, aber sie redet wieder mit dir und das ist doch schon ein Fortschritt. Ihr müsst das Geschehene zusammen aufarbeiten und das braucht einfach seine Zeit. Das wird schon Derek!" "Danke Nick, ich bin froh dass du während der ganzen Zeit da warst." Nick lächelte ermutigend. "Dazu sind Freunde doch da!" Am nächsten Tag führten Rachel und Derek ihr Gespräch fort.

"Entschuldige, dass ich dich gestern einfach so habe sitzen lassen, aber ich musste das was du mir erzählt hast erst mal verarbeiten. Ich hatte ja keine Ahnung, wie schlimm das für dich war. Ich habe nur gesehen was hier vor sich ging... und das warst eben du... der so gemein zu mir war. Was anderes habe ich in diesen Momenten nicht gesehen." Wie gestern schmerzte ihn ihre kalte, distanzierte Art ihm gegenüber sehr.

"Musstet ihr dort eigentlich auch... von Gliedmaßen die Haut abziehen?" Derek nickte. "Nick musste es machen, zum üben. Ich sollte ihm dann später eigentlich eine Demonstration davon geben, aber... dann kam vom Legat die Warnung, dass wir kein Blut vergießen dürfen und es blieb mir erspart." Sie nickte. "Alex, Nick und Kat mussten das mit Schweinehäuten machen und diese anziehen." Sie hielt die Hand vor den Mund um das aufkommende Gefühl der Übelkeit zu unterdrücken. "So, jetzt bist du wieder dran."Der Präzeptor atmete tief ein bevor er zu berichten begann. "In Tenochtitlan folgte das Ritual für Huitzliopochtli, eigentlich sollte ich dort einen Menschen opfern ... aber da ging ja zum Glück nicht mehr. Deshalb musst ich die Vorbereitungen treffen und sollte ein Opfer wählen. Ich war gerade dabei zu überlegen wen ich nehmen sollte, da kam eine junge Frau auf mich zu und bot sich mir an. Sie meinte wenn ich sie nicht nehmen würde, dann würde sie sich selbst das Leben nehmen, da sie von ihrem Ehemann misshandelt wurde und dies nicht weiter ertragen wolle. Ich wählte sie und sah  zu wie man ihr den Lendenschutz anlegte, sie mit diesen rot/weißen Streifen bemalte und dann wie sie geopfert wurde."

Sie sah Derek fragend an als er schwieg. "Wie wurde sie geopfert? Du musst mir alles erzählen, Derek, nur so können wir uns gegenseitig verstehen und diese schlimmen Erlebnisse verarbeiten. Ich kann es verkraften, ich habe mich über Nacht auf alles gefasst gemacht nach dem was du mir gestern erzählt hast." ermutigte sie ihn.

Er schluckte und schloss die Augen um die aufkommende Übelkeit zu unterdrücken. "Der Priester hob einen Obsidiandolch, murmelte die rituellen Worte  und führte einen schnellen Schnitt unterhalb des Brustkorbes durch. Mit der Hand griff er unter die Rippen in den Brustkorb hinein und zog das schlagende Herz heraus. Die Adern durchtrennte er mit der Klinge und hielt das Herz der..." Er brach ab, weil ihm wieder schwarz vor Augen wurde, sein Herz begann zu rasen... Da war er wieder  - Yaotl... "Mach sie dir gefügig  Derek... ich merke doch wie sehr du dieses Weibsbild begehrst... Gib nach, du willst es doch. Danach wird sie anschmiegsam wie ein Hauskätzchen sein..." flüsterte es diabolisch und verführerisch in ihm.

Rachel entging nicht dass Derek plötzlich im Sofa zusammensackte und kurzatmig geworden war. "Derek! Was ist denn los? Soll ich Hilfe holen?" Dieser winkte ab, holte tief Luft und blickte Rachel wieder an. "Was war denn eben los?" erkundigte sich die Psychologin als sie merkte, dass er versuchte wieder ruhig zu atmen. Er rieb sich vorsichtig mit Zeige- und Mittelfingern die Schläfen um die heftigen Kopfschmerzen die  gerade auftraten zu unterdrücken. "Das war... Yaotl... er war in meinen Gedanken... Er wollte wieder in meinen Körper." Sie sah ihn entsetzt an. "Er hat es schon vor ein paar Tagen versucht, vor der Kirche kurz nachdem die Tür hinter dir ins Schloß fiel." "Aber, du bist schon Derek... oder?" erkundigte sie sich ganz vorsichtig aus Angst Yaotl könnte zurückgekehrt sein."Ja - ich gebe ihm keine Gelegenheit für einen weiteren Seelentausch. Das werde ich uns bestimmt nicht nochmal antun, selbst wenn es mich meine ganze Selbstbeherrschung und all meine Kraft kostet. Ich liebe Dich Rachel und ich werde alles dafür tun um dein Vertrauen wieder zu erlangen."

Rachel erkannte an der Art wie er redete, dass er wirklich ihr Derek war. Seine Stimme klang so  warm und freundlich wie traurig. Sie schluckte. "Ich... ich habe Theaterkarten besorgt - schon vor gut einem Monat, kurz vor diesem... Tausch... Hast du vielleicht Lust dir mit mir am nächsten Freitag  "Macbeth" anzusehen?"

Dereks Herz begann abermals zu rasen, diesmal aber vor Freude. Das Lächeln das auf seinem Gesicht lag, war das erste Mal seit langem ein Lächeln vor Glück. "Das würde ich sehr gerne." Sie erwiderte sein Lächeln. "Ich muss jetzt wieder in die Stadt, ich habe noch einen Patienten." Derek begleitete sie noch nach draußen. "Bis dann Rachel."  verabschiedete er sich liebevoll von ihr.

Als Derek ein paar Tage später, gegen Abend die Küche betrat um sich etwas zu Trinken zu holen saß Rachel gedankenversunken am Tisch und starrte auf ihre Teetasse die noch ganz voll vor ihr stand. Sie bemerkte den Präzeptor überhaupt nicht. Er trat neben sie, berührte sie sanft an der Schulter und flüsterte."Rachel?" Die schöne Ärztin zuckte erschrocken zusammen. "Oh Derek, ich hab dich gar nicht bemerkt. Ich wollte eigentlich Kat abholen, aber wir werden heute wohl nicht mehr zurückkommen bei dem Unwetter das gerade aufzieht." Er nickte zustimmend. "Ja, bei diesem Sturm wird sicher keine Fähre mehr fahren. Aber ihr habt ja immer noch eure Zimmer in denen ihr übernachten könnt. Ich freue mich immer wenn ihr hier seid."

Rachel nickte und starrte weiter auf ihre volle Teetasse. "Was ist denn los? Dich beschäftigt doch etwas!" Die Blondine winkte ab. "Ist schon gut Derek." Er stellte sein Glas Wein das er noch in der Hand hielt auf den Tisch und setzte sich ihr gegenüber. "Rachel," flüsterte er besorgt. "Wenn du Hilfe brauchst, dann..." Sie unterbrach ihn. "Ist schon gut Derek, ich möchte dich nicht mit meinen Problemen belasten du hast genug mit dir selbst zu tun, wenn... Yaotl... wieder kommt, ich meine natürlich nicht richtig zurück, sondern du wirst deine Kraft brauchen ihn zurück zu halten und dann musst du erst die Ereignisse in Tenochtitlan verarbeiten."

Als sie aufsah blickte sie direkt in Dereks Augen die sie mit so viel Wärme ansahen, wie es Yaotl nie gekonnt hätte. Er schloss die Augen und stöhnte kaum hörbar. "Ach Rachel, Yaotl wird mich wohl noch eine Weile quälen und das was in Tenochtitlan vorgefallen ist genauso. Die Albträume und seelischen Schmerzen, damit werde ich vermutlich den Rest meines Lebens leben müssen und da kommt mir eine Abwechslung eigentlich wie gerufen. Also was beschäftigt dich?" Sie atmete kurz ein. "Es ist wegen der Arbeit, mir ist heute etwas total Verrücktes passiert. Ein Patient von mir, er erzählte lauter irres Zeug. Er würde verfolgt von Engeln und Gargoyles. Sie sind böse. Dann ist er plötzlich aufgesprungen und hat eine Figur die ich mal aus einem Urlaub mitgebracht habe kaputtgemacht. Als er danach griff meinte er: Alle Statuten sind Engel. Derek er war so in Panik wegen der Engel ich... wusste in diesem Moment gar nicht was ich sagen sollte, dann ist er auch schon raus gerannt."

Sie sah ihn fragend an, doch bevor er antworten konnte, stürmte Kat in die Küche und umarmte ihre Mutter. Sie blickte zu Derek. "Ihr redet wieder miteinander?" Ihre Mutter und ihr väterlicher Freund nickten. "Das ist ja wunderbar, vielleicht kannst du Derek dann bald wieder ganz vertrauen. Er hat nichts Falsches gemacht. Ich freu mich so." Mit dem letzten Satz umarmte sie Derek. "Ich weiß Kat, ich bin dabei Yaotl... und Derek zu trennen und Derek hat mir bewiesen, dass er stärker ist als... der widerliche aztekische Priester." Der Teenager hörte mit einem zufriedenen Lächeln zu. "Richte dich in deinem Zimmer ein, wir bleiben heute Nacht hier, wegen dem Sturm kommen wir nicht mehr nach San Francisco. "Können wir dann auch über das Wochenende bleiben? Bitte Mama!" Sie sah ihre Mutter bittend an. "Wenn Derek nichts dagegen hat, meinetwegen." Mit einem erfreuten Lächeln beantwortete er die Frage auch ohne Worte. "Juhuuuu!"  Mit diesem Jubelschrei verließ Kat fröhlich die Küche.

Rachel sah ihr mit einem Lächeln nach, wurde dann jedoch ernst und sah den Praeceptor an. "Derek, weißt du etwas über Engel und Gargoyles, beziehungsweise was er gemeint haben könnte?" erkundigte sie sich und trank endlich mal einen Schluck ihres Tees. Derek nahm einen Schluck Wein. "Die französische Bezeichnung für Wasserspeier ist Gargouille, und die englische Gargoyle, verwandt mit dem deutschen gurgeln. Sie beschreibt in der Regel magische Wesen, die tagsüber Steinstatuen sind, bei Sonnenuntergang aber zum Leben erwachen und bei Sonnenaufgang wieder zu Stein werden. Gargoyles haben  den Ruf, Beschützer zu sein. Ihr dämonisches Aussehen soll den Geistern und Dämonen einen Spiegel vorhalten und sie vergraulen und somit die Gebäude vor bösen Mächten schützen. Die Gargoyles werden mit Blick auf die Besucher vor dem Haus oder im Garten aufgestellt und haben dabei das zu beschützende Gebäude im Rücken. Sie gelten also als Beschützer ich könnte mir jetzt nicht vorstellen warum er vor denen Angst haben sollte. Was die Engel angeht bin ich mir nicht so sicher, es soll durchaus böse Engel geben. Aber dazu müsste ich erst mehr wissen, ob er sich im religiösen Sinne vor den Engeln fürchtet oder aus einem anderen Grund."

Die Ärztin überlegte kurz. "Keine Ahnung, ich hatte ja keine Gelegenheit weiter nachzufragen, nach dem er plötzlich raus gerannt ist vor Angst als würde ihn etwas töten." Derek überlegte kurz. "Was ist morgen für ein Tag Samstag?" Rachel nickte zustimmend. "Wenn du nichts dagegen hast, könnten wir dann morgen eventuell mit ihm reden, falls du seine Adresse hast?" "Ja, das geht bestimmt."

Als Rachel und Derek am Samstagvormittag das Grundstück im Villenviertel von San Francisco betraten sahen sie sich ganz verwirrt an, als sie ein Blick in den Garten warfen. Dort befanden sich ein paar Statuen über denen weiße Laken hingen. "Na der hat wirklich Angst vor Statuen." Rachel war sichtlich überrascht, trotzdem sie in ihrem Beruf als Psychologin schon viel gesehen hatte. "Scheint so." kam Dereks knappe Antwort.

Ein Mann mittleren Alters öffneten ihnen die Tür. "Dr. Corrigan, bitte kommen sie rein." Er wirkte  völlig verängstigt und verwirrt. "Mr. Palmer, das ist Dr. Derek Rayne, er ist ein Freund von mir und würde ihnen auch gerne ein paar Fragen stellen." Mr. Palmer nickte. "Erzählen sie uns bitte was es genau mit den Engeln und den Gargoyles auf sich hat. Gargoyles gelten in der Mythologie eigentlich als Beschützer nicht als Bedrohung." Begann Derek das Gespräch. "Ja, die Gargoyles sind ja auch nicht böse sondern die Engel. Die Gargoyles beschützen ja das Gebäude beziehungsweise die Menschen vor den Engeln. "Und in welcher Hinsicht sind die Engel jetzt böse?" hakte Derek nach. "Nicht blinzeln! Nicht wegsehen! Nicht die Augen schließen!" murmelte Mr. Palmer.
(Zitat aus: Dr. Who - Serie)
"Sind die zugehängten Statuen in ihrem Garten Engel?" Rachels Patient nickte. "Ja, Dr. Corrigan." Sie überlegte kurz. "Und warum haben sie gestern meine Figur zerbrochen?" Er schnappte nach Luft. "Die... die hat... mich angeglotzt. Alle Statuen sind Engel." Rachel blickte zu Derek. Sie versuchte seinen Blick zu deuten, was ihr aber nicht gelang."Dürfen wir uns die Statuen/Engel mal ansehen?" fragte die Ärztin. "Nein nicht diese! Sonst kommen die noch näher ans Haus." schrie er entsetzt. "Behaupten sie gerade... dass die Engel sich bewegen wenn man sie ansieht?" Er nickte nervös und panisch. "Ja Dr. Rayne. Wenn sie hinsehen und dann... wieder wegsehen, verändern sich die Engel sie werden ganz hässlich und bewegen sich auf sie zu." flüsterte er da ihm offenbar die Kraft fehlte um mit klarer Stimme weiterzusprechen. Rachel dankte ihrem Patienten, der sichtlich verängstigt war.

Sie verabschiedeten sich von Mr. Palmer. Gerade als Derek einsteigen wollte wurde ihm

wieder schwarz vor Augen.  Bitte nicht schon wieder! dachte er. Er stützte sich an seinem Wagen ab und kämpfte dagegen an. Zeig mir den Engel ich will ihn sehen! Das klingt gruselig. Yaotls Stimme klang erfreut. Oder noch besser schick Rachel vor sie soll ihn sich ansehen. Derek musste ein Würgen unterdrücken. Vielleicht wird sie ja so verängstigt, dass du sie dir gefügig machen kannst. Du bist doch einer von diesen Predigern der Anbetern des Folterwerkzeugs, das ihr Hargesichter Kreuz nennt. Da glaubt man doch, dass diese Engel wie unser Gott Nagual sind... Na los... worauf wartest du? Bist du etwa feige?

Erst als er Yaotl wieder aus seinem Kopf verbannt hatte merkte er dass Rachel neben ihn getreten war. Sie stand dicht neben ihm und strich ihm beruhigend über den Arm. "War das wieder Yaotl?" Derek nickte erschöpft. "Möchtest du darüber reden, was er...?" Er unterbrach sie mit einem verneinenden Kopfschütteln und stieg in den Wagen. "Glaubst du ihm?" "Wem?" Derek war ein wenig desorientiert. "Mr Palmer - wieso, hat Yaotl auch von Engeln geredet?" Derek nickte. "Aber ich will nicht darüber reden. Noch nicht wirklich. Du fragtest ob ich Mr. Palmer glaube?" Sie nickte. "Und wenn ja, denkst du dann dass alle Engel so sind?" begann die Ärztin zu reden als sie im Auto saßen um ihn von den düsteren Gedanken abzulenken.

"Ich habe keine Ahnung. Wir könnten es herausfinden." Er startete den Motor und fuhr zur Kirche. Jetzt verstand Rachel. Auch auf dieser Kirche befanden sich Engel und Gargoyles an der Außenseite. Sie stiegen aus, liefen die Stufen ein Stück hinauf und starrten die Statuen an. "Die sehen ganz normal aus." stellte sie fest. Die schwere Kirchentür öffnete sich und der Priester trat heraus. Derek und Rachel waren so in die Statuen vertieft dass sie ihn gar nicht bemerkten. "Sucht ihr was?" Die Stimme, des Priesters erschreckte sie so sehr dass Rachel fast rückwärts die Treppe hinuntergefallen wäre wenn Derek sie nicht aufgefangen hätte. "Mein Gott Philip, du hast uns jetzt vielleicht erschreckt." antwortete sie als sich von dem kleinen Schreck erholt hatte. Philip starrte die beiden an. "Ist alles in Ordnung? Ihr steht da und... starrt die Kirche an." wunderte er sich. "Ich denke schon Philip." antwortete Derek knapp. "Also ich sehe nichts." Philip stellte sich neben seine Kollegin aus dem Legat. "Was willst du denn sehen?" Sie legte den Kopf etwas nach rechts um den Engel der etwas seitlich angebracht war anzusehen.

"Ob sich die Engel bewegen." Derek und Rachel sahen sich an. "Sagte er nicht: "Nicht blinzeln, nicht wegsehen und nicht die Augen schließen?" erinnerte sich Derek. Der Priester stand verwirrt daneben. "Geht es euch gut?" Sie atmeten ein und wieder aus und sahen gemeinsam den Größten der Engel an. Sie erstarrten. "War sein Mund nicht vorher zu?" fragte Rachel den Praeceptor ängstlich. Dieser nickte stumm. Nach ein paar Sekunden fand er seine Stimme wieder. "Komm mit, wir fahren nach Angel Island ich weiß was wir tun können. Ich hab das irgendwo schon mal gehört." Sie drehten sich um stiegen in Dereks Wagen und fuhren los. Der verwirrte Philip stand da uns starrte jetzt ebenfalls die Engel an. Der Mund war tatsächlich offen. War der nicht schon immer offen?" Er lief auf die Kirche zu ohne den Engel aus den Augen zu lassen. Er wendete den Blick erst ab als er die Kirchentür öffnete. Philip vergaß den komischen Vorfall schnell bei den Vorbereitungen für die  Messe, die er vorzubereiten hatte.

Als sie das Haus auf Angel Island betraten kam ihnen aus der Küche ein leckerer Duft entgegen. "Riecht das lecker!" Rachel stellte sich neben ihre Tochter an den Herd. "Hast du gekocht?" Das Mädchen nickte. "Zusammen mit Alex, sie und Nick sind vorher auch erst wieder heimgekommen, sie konnten gestern Abend auch nicht mehr zurück und mussten in der Stadt bleiben. "Setzt euch, das Essen ist gleich fertig." rief Alex laut genug dass auch Nick im Wohnzimmer es hörte. "Ist das schön, das wir mal wieder alle zusammen an einem Tisch sitzen. Wie eine richtige Familie!" freute sich Kat. Das Essen verlief auch sehr locker und fröhlich.

"Und seid ihr mit eurem Fall weitergekommen?" erkundigte sich der Praeceptor, bei Alex und Nick. "Ja und nein, wir konnten gestern nicht mehr mit Professor Carter sprechen, können aber am Dienstag mit ihm reden, dann sehen wir weiter. Und wo wart ihr beide?" fragte Nick neugierig. Die restlichen Legaten hörten aufmerksam zu als Rachel von ihrem verrückten Fall mit den Engeln erzählte. "Das klingt ja gruselig." kommentierte Alex. "Ihr habt Philip wirklich vollkommen ahnungslos auf der Treppe stehen lassen?" lachte Kat. Nick grinste, es war kein Geheimnis dass er mit Philip nicht mehr besonders gut auskam. Trotzdem der Priester ihm verziehen hatte, hielt er Derek irgendwie immer noch für - wenigstens partiell - besessen und schien misstrauisch zu sein, dass der Praeceptor des Legates im nächsten Moment erneut eine Steinklinge hervorzog um ihn zu opfern.

Am frühen Abend gingen Derek und Rachel nach oben um weiter an diesem verrückten Fall zu arbeiten. Die Beiden traten in der Bibliothek durch die Weltkarte, wobei es sich um ein Hologramm handelte und betraten das dahinter liegende Geheimzimmer, das einen weniger viktorianischen Eindruck machte als der Rest des Hauses. In der Mitte des Raumes stand ein virtueller Globus, auf Tischen darum herum Computer. Die Legatenhäuser in aller Welt waren über ein privates, nur ihnen zugängliches Internet miteinander verbunden. Derek setzte sich an einen der Computer und kontaktierte über eine Videokonferenz das Legat in London. Auf dem Monitor erschien Dr. William Sloan, der Leiter des Legats in London. "Hallo Derek, Dr. Corrigan. Was gibt es?" erkundigte er sich sofort, da er wusste dass Derek ihn nur kontaktierte wenn es Hilfe brauchte. "Hallo William, ihr habt doch schon mal einen Fall mit Engeln/Statuen behandelt? Könntet ihr mir da bitte sämtliche Informationen die ihr darüber habt zukommen lassen?"

Dr. Sloan dachte kurz nach. "Ja, ich erinnere mich an die komischen Engel. Der Mitarbeiter der den Fall damals bearbeitet hat ist schon seit einiger Zeit nicht mehr für das Legat tätig, aber ich schau nach was ich darüber finde. Ich werde es heraussuchen und dir dann per Email zukommen lassen." Das Telefon im Geheimzimmer klingelte. "Du entschuldigst mich." Derek nahm ab und hörte einen aufgeregten Phillip am anderen Ende der Leitung. "Was habt ihr mit dem Engel gemacht? Kommt sofort wieder her! Der Engel macht mir Angst... er verfolgt mich!" Rachel und Derek sahen einander an und wussten augenblicklich, dass sie das gleiche dachten. "Ist gut Philip, wir sind gleich da." Derek verabschiedete sich auch von Dr. Sloan, schaltete den Computer aus und folgte seiner Mitarbeiterin nach unten. "Wir müssen nochmal zu Philip, da ist irgendetwas mit den Engeln in der Kirche." erklärte Derek bevor er zusammen mit Rachel das Haus verließ. Als sie vor der Kirche aus dem Wagen stiegen hob Rachel vorsichtig den Kopf und starrte dann an die Stelle an der sie heute Vormittag den Engel angeschaut hatten.

"D... Derek! Der Engel... er ist weg!" auch er sah nach oben und glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Er blickte sie kurz an und rannte dann in die Kirche, dicht gefolgt von Rachel, sie prallte auf ihn als er plötzlich stehen blieb. Sie starrten etwas ungläubig auf den Altarbereich. Vor dem Altar saß der verängstigte Philip und vor ihm stand... der Engel. In dem Moment als der Priester seine Kollegen erblickte, sprang er auf und rannte an dem Engel vorbei auf sie zu. Derek und Rachel beobachteten voller Entsetzen wie der Engel sich umdrehte und dem Priester folgte. Es war gespenstisch, er lief nicht... er kam auf unheimliche Weise immer näher.  

"Philip, bleib sofort stehen und sieh ihn an!" befahl Derek. Philip tat was sein Präzeptor verlangte, an dem Klang und Ausdruck seiner Stimme und seinem Blick erkannte Philip dass er es ernst meinte.

Der Priester erstarrte, genau wie Derek und Rachel. Der Engel sah noch gruseliger aus als vorher. Der Mund war weit aufgerissen als würde er schreien, anstatt normaler Zähne hatte er richtige Reißzähne und er zeigte auf das Trio. "Philip, nicht blinzeln, nicht wegsehen und nicht die Augen schließen!" Der Priester nickte. "Schaff ihn aus der Kirche Derek, ...bitte!" sagte er verängstigt. Der Praeceptor sah sich in der Kirche um, ging dann zu einer vergoldeten Figur die einen langen Stab in den Händen hielt und zog ihn ihr aus der Hand. Er stellte sich hinter den Priester, der immer noch diesen abscheulichen Engel anstarrte. "Philip wenn ich jetzt sage, dann duck dich!" Er nickte. Derek atmete tief ein, hielt die Luft an. "Jetzt!" Im selben Moment als der Priester den Kopf senkte schlug  er der Statue den Kopf ab.

Philip und Rachel waren immer noch erstarrt, erst ein leiser Schmerzensschrei des Praeceptors ließ sie aus ihrer Erstarrung erwachen. "Was ist passiert Derek?" Sie eilte zu ihm. Er ließ das Stück des zerbrochenen Stabes den er noch in der Hand hielt fallen und ergriff mit der rechten Hand die Finger der Linken. "Mir ist der Stab auf die Hand gefallen als er zerbrochen ist." Die Ärztin nahm vorsichtig seine verletzte Hand. Er zuckte zusammen. "Kannst du sie bewegen?" Er bewegte kurz Finger und Handgelenk. Rachel nickte zu Bestätigung dass es sich nicht um eine ernste Verletzung handelt. "Was geht hier vor? Wie kann der Engel sich bewegen?" wollte Philip wissen. "Wenn ich das wüsste." kam die knappe Antwort von Derek. Der Blick des Priesters fiel auf den Kopf des Engels der neben ihm am Boden lag. "Der starrt immer noch so furchterregend." Mit diesen Worten bückte er sich, hob einen Teil des Stabes auf und schlug auf die Augen der Engelsstatute ein. "Was erkläre ich jetzt

dem Bischof, wenn er morgen kommt und den zerbrochen Stab sieht?" murmelte er vor sich hin. Derek musste schmunzeln, sagte aber nichts. "Vermutlich wird er nicht mal was merken." meinte Rachel. Philip schnaubte leise. "Das ist eine Statue des Heiligen Gregor von Thaumaturgos! Da ist ein Stab als Attribut unerlässlich!" protestierte er.  "Egal was du sagst, dir wird was einfallen - und noch was: Vermeide es am besten die Engel anzusehen." sagte Derek als er die Kirche gemeinsam mit seiner Begleiterin verließ. Auf der Fähre riss Rachel ihn aus seinen Gedanken. "Was machen wir jetzt wegen der Engel? Wir können ja nicht alle Engel in der Stadt erschlagen." Derek antworte mit einem ratlosen Blick. "Woher soll ich das wissen? Ich werde jetzt erst mal die Informationen aus dem Londoner Legat durchsehen. Noch am selben Abend saßen alle im Geheimraum um die Computer und suchten gemeinsam nach brauchbaren Hinweisen.

Sie fanden hauptsächlich Berichte über ungewöhnliche Todesfälle aus London in denen immer Engel im Spiel waren. "Nur Berichte, aber nichts was uns weiterhelfen könnte." stöhnte Nick nach einer Weile. Ca. eine Stunde später entdeckte Kat einen Link im Internet. "Derek, ich glaube ich habe etwas Brauchbares gefunden." rief sie. Er trat neben sie und las folgenden Artikel:

Ihre Physiologie ist Quantum-gesperrt, sie können dadurch nur eine einzige Position im Raum einnehmen, wenn sie von einem Beobachter angesehen werden. Dadurch stehen sie starr und unbeweglich da.

Wenn sie nicht angesehen werden, nehmen sie eine Quantum-Wellenform an und können dadurch an vielen Orten im Raum gleichzeitig sein, wodurch sie sich sehr schnell bewegen können. Sie benutzen diese Fähigkeit zum Anschleichen und auch zum Angriff auf unvorsichtige Beute.

Die Engel haben auch noch weitere besondere Fähigkeiten, zum Beispiel können sie elektrisches Licht kontrollieren und es so ausschalten, um sich dann in der Dunkelheit bewegen zu können. Die Engel zeigen ihren Opfern beim Angriff ihre Reißzähne und Krallen. Die Engel haben von Natur aus keine Stimme. Um kommunizieren zu können, töten sie - auch auf herkömmliche Weise. Nach einem Genickbruch ihrer Opfer entfernen sie deren Großhirnrinde, übertragen sie auf sich selbst und sprechen mit der entsprechenden Stimme. Dabei besitzen sie auch alle Erinnerungen der Opfer.

Sie halten sich für gewöhnlich ihre Hände vor ihr Gesicht, um zu verhindern, dass sie sich gegenseitig ansehen und so für immer in der gesperrten Form verbleiben müssen. Von dieser Haltung stammt ihr Name der Weinenden Engel."

"Gut gemacht Kat, jetzt wissen wir wenigstens womit wir es zu tun haben." Der Teenager lächelte. "Aber da steht auch nichts was man dagegen unternehmen kann." Derek der seit einer Ewigkeit nicht mehr richtig geschlafen hatte gähnte und rieb sich mit den mit den Fingerspitzen über die Stirn. "Darüber mache ich mir morgen weiter Gedanken."  Er verabschiedete sich freundlich wie immer von seinen Kollegen und verließ den Geheimraum durch das Hologramm. "Wenn man ihm doch nur helfen könnte die schmerzlichen Erinnerungen irgendwie  zu  lindern. Er gibt sich uns gegenüber zwar normal, aber das ganze belastet ihn doch sehr." stellte Alex besorgt fest." Rachel stöhnte leise. "Das ist leider nicht so einfach Alex, er wird es nie vergessen. Er fühlt sich schuldig für den Tod an zwölf Kindern." Nick sah Rachel sehr betroffen an. "Es  hat ihm sehr zu gesetzt, ich glaube wenn du und Kat nicht wäret hätte er auch gar nicht durchgehalten. So verzweifelt wie er in Tenochtitlan war habe ich ihn noch nie zuvor erlebt." "Ich weiß, aber seit ich es schaffe ihn und Yaotl zu trennen und sehe wie Derek gegen Yaotl, der immer wieder versucht ihn zu beeinflussen ankämpft, konnte ich ihm auch verzeihen und weiß dass ich ihm wieder vertrauen kann . Wir reden auch noch darüber, nur  so kann er, können wir es gemeinsam verarbeiten. Die Arbeit lenkt ihn ab, sie bringt ihn zwischendurch auf andere Gedanken."

Kat trat neben ihre Mutter und nahm sie liebevoll in den Arm. "Ich freu mich dass es zwischen euch wieder besser läuft, denn schließlich ist Derek für mich wie ein Vater und er wirkt wieder etwas fröhlicher seitdem ihr wieder vertraut miteinander umgeht. Ich geh auch ins Bett. Gute Nacht zusammen."  Die anderen Legaten begaben sich auch in ihre Schlafzimmer, da es schon sehr spät war.

Rachel wachte sehr früh auf, draußen dämmerte es gerademal. Auf dem Weg ins Bad sah sie dass in der Bibliothek Licht brannte. Als sie den Raum betrat und Dereks Gesichtsausdruck sah der ins Leere starrte, versetzte es ihr einen Stich im Herzen. Sie sah in seinem Blick tiefe Traurigkeit und Verzweiflung wie sie es vor diesem Vorfall mit dem Seelentausch noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte. "Derek? Darf ich reinkommen oder störe ich dich gerade bei deinen Gedanken?" Er lächelte liebevoll. "Du störst mich nie Rachel Corrigan." Die Wärme in seiner Stimme... das waren Momente in denen sie sich hundertprozentig sicher war dass sie den Derek Rayne vor sich hatte den sie kannte.

Sie trat ein und setzte sich zu ihm aufs Sofa. "Hast du überhaupt geschlafen?" fragte sie besorgt. "Nicht wirklich. Sobald ich die Augen schließe habe ich nach wie vor die grauenhaften Bilder der Opferrituale vor mir." Sie sah ihn betroffen an. "Ich bewundere deine Stärke Derek. Nicht jeder hätte die Kraft damit umzugehen und vor allem... diesen immer wiederkehrenden geistigen Angriffen von Yaotl zu widerstehen, da gehört schon eine Menge Willensstärke dazu." Sie rückte etwas näher und lehnte sich an ihn um ihm zu zeigen dass sie ihm wieder vertraute. "Aber ich finde es auch unheimlich dass Yaotl immer wieder versucht dich zu beeinflussen." gestand sie. "Ich auch Rachel. Aber ich verspreche dir, dass ich es nicht zulassen werde, selbst wenn... er nie aufhört es zu versuchen." Sie nickte zustimmend. "Ich weiß. Ist es... sehr verletzend was er sagt?" "Ja sehr." flüsterte er müde. "Möchtest du dass ich dir etwas gegen die Kopfschmerzen besorge, die du nach einer dieser grausigen Attacken dieses Sadisten hast?" Derek schloss die Augen. "Noch nicht, ich sage dir Bescheid. Es ist so anstrengend, gegen ihn anzukämpfen und wieder aus dem Kopf zu verbannen." Sie nickte wissend. "Ja, das merkt man. Wenn du darüber reden willst, bin ich für dich da!" Er schenkte ihr ein warmes Lächeln. "Ich weiß, ich komme darauf zurück."

Sie saßen noch eine ganze Weile aneinander gekuschelt auf dem Sofa und genossen die Nähe des anderen. "Ich möchte einen Kaffee, um wenigsten ein bisschen wacher zu werden, wie sieht es mit dir aus?" Rachel stöhnte genussvoll. "Kaffee klingt gut!"  Derek erhob sich und reichte ihr lächelnd die Hand. Sie ergriff sie und spürte sofort ein warmes Gefühl, das ihren Körper durchströmte. Ihr wurde schlagartig klar, dass sie nichts mehr wollte als in seiner Nähe zu sein.

Während Derek Kaffee machte, deckte Rachel den Frühstückstisch. "Guten Morgen!" wurden sie von einer fröhlichen Katherine begrüßt. Das Mädchen umarmte ihre Mutter und Derek. "So fröhlich heute?" wunderte sich ihre Mutter ein wenig. "Warum nicht? Es ist ein herrlicher Tag heute und das schönste überhaupt ist, dass ihr euch wieder versteht." freute sie sich. "Da können wir Kat nur zustimmen." bestätigten Alex und Nick die ebenfalls zum Frühstücken kamen. Am späten Vormittag des selben Tages unterhielten sich Derek und Rachel auf der Galerie der herrschaftlichen Hauses. "Die Engel haben bisher nur zwei Leute angegriffen, meinen Patienten und Philip. Aber warum? Mr. Palmer kenne ich nicht gut genug, aber warum Philip?" überlegte Rachel. Derek zuckte mit dem Schultern. "Vielleicht soll ihm wieder einmal mehr aufgezeigt werden, dass er nicht alles mit Gebeten besiegen kann." "Derek das ist gemein, du hast doch selbst Theologie studiert und ..." "Aber mit dem Unterschied, dass Philip studiert hat um Priester zu werden, ich habe es studiert weil ich daraus für meine Arbeit im Legat einen Nutzen sah, nicht aus der hingebungsvollen Zuneigung zu Gott, so wie Philip."

In dem Augenblick als Derek seinen Satz beendet hatte stürmte ein wütender Philip herein. "Lass mich raten? Dein Bischof hat den Stab vermisst?" fragte er etwas sarkastisch. "Was denkst du denn? Und ich hab ihm vorgelogen, er wäre schon zerbrochen gewesen als ich die Kirche heute Morgen betrat." Rachel musste lachen. "Na das war doch eine gute Ausrede."  Der Priester schüttelte den Kopf. "Das war eine Lüge. Ich habe wegen Dir gegen das achte Gebot verstoßen! Gott gebietet uns im achten Gebot, überall und jederzeit die Wahrheit zu sagen und..."  Derek unterbrach den Priester. "Danke Philip, ich kenne die zehn Gebote und ihre Erläuterungen. Meiner Ansicht nach gibt es Situationen die einfach nicht ohne Notlügen zu bewältigen sind. Aber wenn es dir so nachgeht, such dir einen Priester und beichte deine Sünde. Schließlich hast du mich angerufen und wolltest dass ich den Engel beseitige. Ich hätte den Engel ja auch stehenlassen können und zusehen wie du versuchst ihn mit Gebeten zu beschwören."

Der Priester explodierte fast vor Wut. "Du bist Theologe Derek, gerade deshalb müsstest du das verstehen!" Er schloss kurz die Augen um die Ruhe zu bewahren. "Was muss ich verstehen? Mich kümmert weder die Statue noch dein Verstoß gegen das achte Gebot. Zumal ich seine Auslegung offenbar anders sehe; das Gebot heißt schließlich: Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten... - das heißt: Du sollst nicht Falsches gegen deinen Nächsten aussagen. Zumindest ist es das achte Gebot, wenn man es Katholisch oder lutherisch sieht... Original in der Thora ist das Achte nämlich "Du sollst nicht stehlen". Du hättest deinem Bischof ja berichten können, dass ich, der böse Derek Rayne dem Heiligen - wer war es nochmal? - den Stab aus den Steinhänden gerissen habe um die dich angreifende Engelstatue zu zertrümmern..."

Die offensichtliche Gleichgültigkeit Gott gegenüber, seitens des Praeceptors brachte Philip so richtig auf die Palme. "Du... du weißt noch nicht mal was das für eine bedeutende Statue das war dessen Stab du zerbrochen hast?  Das... und all deine anderen Äußerungen der Kirche gegenüber in letzter Zeit was du von dir gibst ist in meinen Augen Ketzerei. Ich erkenne dich nicht wieder Derek... du bist in meinen Augen... nicht besser wie der angebliche aztekische Priester der in dir war."  "Bedeutender Heiliger? Er ist nicht mal einer der Nothelfer! Vielleicht solltest du zum Heiligen Antionius von Padua beten damit er dir hilft deine gesunde Einstellung in deinem Hirn wiederzufinden!" fauchte der Praeceptor.

Rachel nahm Dereks Hand und drückte sie ganz fest, als sie merkte wie sehr Philips Worte ihn verletzten. ".Gesunde Einstellung? Das wird ja immer schlimmer... so wie du redest, bist du immer noch von dem ketzerischen Priester  besessen. "Du solltest dich besser von ihm fernhalten Rachel." Das war zu viel, Derek holte aus und schlug dem Priester mitten ins Gesicht, so dass dieser fast das Gleichgewicht verlor. "Ich weiß sehr wohl um welche Statue es sich gehandelt hat deren Stab ich zerbrochen habe... nur dass mich das im Gegensatz zu dir einen Dreck interessiert. Doch was viel schlimmer ist: Du wagst es mir Ketzerei vorzuwerfen? Mir zu unterstellen ich wäre immer noch von dem aztekischen Priester besessen? Wenn das so wäre Philip, dann hätte ich gestern in der Kirche zugesehen wie der verdammte Engel dich umbringt und vermutlich noch gelacht. Du hast keine Ahnung was es heißt mit diesem Schmerz und diesen Erfahrungen zu leben. Auch wenn mir das ganze Gottgedönse nicht so wichtig ist wie dir, lasse ich mich nicht von dir der Ketzerei bezichtigen. Wenn du so auch mit Kat geredet hast kann ich sie sehr gut verstehen, in jeder Hinsicht und jetzt verschwinde aus meinem Haus und wage es ja nicht es noch einmal zu betreten!" donnerte Dereks Stimme durch die Eingangshalle.

Rachel die immer noch seine Hand hielt  und ebenso wütend war wie Derek, da sie wusste wie sehr Derek gegen Yaotl ankämpfte, meldete sich jetzt zu Wort. "Jetzt bist du ein für alle mal zu weit gegangen Philip, du solltest auf Derek hören und verschwinden!" Philip erschrak über die Kühle in der Stimme der Ärztin. Mit einem verächtlichen Blick zu Derek verließ er das Legat und beide hörten ihn noch murmeln: "Gott wird die Frevler nicht ungesühnt von dannen kommen lassen!" Rachel und Derek zuckte zusammen als die schwere Haustür mit einem Krachen ins Schloss fiel. Derek atmete tief durch. "Sorry Rachel, ich konnte mich nicht mehr beherrschen., Philip hat mich dermaßen aus der Fassung gebracht mit seinen Vorwürfen dass ich... " Sie legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen. "Schon gut Derek, da wäre ich auch ausgerastet." Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange.

"Na endlich - und endlich hat Philip mal jemand die Meinung gesagt! Danke Derek!" ließ sich Kat von der Treppe her vernehmen.

"Ich denke den sehen wir so schnell nicht wieder!" kommentierte Nick mit einem breiten Grinsen.

Die nächsten zwei Tage gab es keine weiteren Vorkommnisse in dem Fall mit den Engeln.  Derek und Rachel kamen deshalb mit ihren Ermittlungen nicht wirklich weiter. Rachel hatte zudem einen vollen Terminkalender und deshalb nicht die Zeit ins Legat zu fahren.

Am Mittwochmorgen verfolgten Derek, Nick und Alex beim Frühstück die lokalen Nachrichten von San Francisco. "Gestern Nacht wurde ein unbekannter Mann im Golden Gate Park ermordet. Ihm wurde das Genick gebrochen. Von dem Täter fehlt jede Spur, wer sachdienliche Hinweise zum Tathergang oder den Täter liefern kann soll sich bitte umgehend bei der Polizei melden."

Derek wurde nachdenklich. "Was sagte der Nachrichtensprecher, dem Mann wurde das Genick gebrochen?" Nick bejahte das. Bevor er oder Alex jedoch noch etwas sagen konnten war ihr Praeceptor schon verschwunden. Die Beiden blickten einander verwundert an.

Derek betrat durch das Hologramm in der Bibliothek den geheimen Raum. Er suchte den Ausdruck aus dem Internet, den Kat am Samstagabend gefunden hatte. Sein Telefon klingelte. "Rayne!" meldete er sich. "Hallo Derek, ..." er freute sich sehr die Stimme von Rachel zu hören. "... sorry dass ich mich erst jetzt melde, aber ich hatte die letzten beiden Tage einen Patient nach dem anderen, es wurde immer sehr spät." Derek der aufmerksam zuhörte, meinte das sei schon ok, denn schließlich ginge ihre Arbeit vor. "Hast du schon von der Leiche im Golden Gate Park gehört? Dort wo die Leiche gefunden wurde steht ein Engel." fragte er. "Das wurde in den Nachrichten gar nicht erwähnt." Rachel schien am anderen Ende der Leitung zu überlegen. "Ich... denke... es ist nicht aufgefallen, weil die Polizei den Engel nicht mit dem Mord in Verbindung bringt." mutmaßte er. "Derek, bist du noch da, ist alles ok bei dir?" fragte sie nachdem keine Antwort kam. "Ja, ... " Seine Stimme klang etwas gequält. "Ich hatte gerade Besuch von Yaotl, ist aber schon wieder aus dem Kopf verbannt. Ich habe gerade den Ausdruck vor mir liegen von dem Bericht den Kat am Samstagabend im Internet gefunden hat.  Da steht: Die Engel haben von Natur aus keine Stimme. Um kommunizieren zu können, töten sie auch auf herkömmliche Weise. Nach einem Genickbruch ihrer Opfer entfernen sie deren Großhirnrinde, übertragen sie auf sich selbst und sprechen mit der entsprechenden Stimme. Dabei besitzen sie auch alle Erinnerungen der Opfer.

Wenn der Engel diesen Mann getötet hat kann er jetzt sprechen." Die Ärztin überlegte kurz. "Das heißt also er könnte uns sagen was sie wollen. Meinst du der Engel steht immer noch da? "Wenn ja könnten wir mit ihm reden." "Einen Versuch ist es Wert. Bist du in deiner Praxis? Dann komme ich vorbei und..." Rachel unterbrach ihn freundlich. "Derek, treffen wir uns am Pier dann fahren wir von dort gemeinsam zum Park." Ich bin in ca. 30 Minuten da."

Als Rachel am Pier zu Derek ins Auto stieg beugte sie sich zur Begrüßung zu ihm hinüber und gab ihm einen zärtlichen Kuss auf den Mund. Derek erwiderte ihn es wurde ein leidenschaftlicher Kuss daraus. Rachel beendete den Kuss. "Die Engel Derek." Er gab ein leises Stöhnen des Bedauerns von sich, startete den Motor und fuhr los. "Habe ich mir fast gedacht dass der Engel jetzt weg ist." meinte Derek. "Dann hat irgend eine arme Seele ihn vermutlich angesehen." Rachels Telefon klingelte. "Das war Mr. Palmer, er war ganz panisch und meinte ich solle sofort vorbei kommen."

Als sie bei Palmers Villa ankamen stand ein Lieferwagen  eines großen San Franciscoer Gartencenters  davor. Rachels Patient führte seine Besucher in das große Wohnzimmer. Rachel folgte dem über die Terrasse in den Garten. "Was haben sie sich denn liefern lassen?" "Einen Gargoyle, der soll die Engel von mir und meinem Haus fernhalten." Die zwei Legaten sahen einander an.  "Glaubt der wirklich dass ihn dieser Gargoyle beschützt?" war ihr unausgesprochener Gedanke. "Nachdem einer der Engel gestern näher kam und plötzlich geredet hat, da habe ich Angst bekommen." "Er hat geredet? Wollen Sie mir erzählen was er gesagt hat?" fragte Rachel professionell um ihren Patienten nicht noch mehr zu verängstigen. "Er sagte: Gib es mir zurück oder du wirst es bereuen." "Was sollen sie zurück geben?" "Keine Ahnung um was es sich handelt, ich habe das Päckchen ungeöffnet weitergeben." Derek rieb sich mit Zeigefinger und Mittelfinger über die Stirn. "Woher kam das Päckchen?" Mr. Palmer schien zu überlegen. "Deutschland. Es kam aus ... Bamberg, ja ich glaube es war Bamberg. Der Absender schien etwas kirchliches zu sein. Mehr weiß ich nicht. Ehrlich!" Er wimmerte fast. "Danke, so haben wir aber schon mal einen Anhaltspunkt. Wir werden dann gehen." sagte Derek beruhigend. Rachel erkundigte sich: "Kommen Sie soweit zurecht, Mr. Palmer? Sonst haben Sie meine Nummer, nicht wahr?" Der Mann nickte.

Derek und Rachel standen an seinen Wagen gelehnt vor ihrer Praxis.

"Dann wurde in Bamberg aus einer Kirche etwas entwendet und die Engel wollen es wieder haben? Da klingt jetzt aber sehr weit hergeholt?" überlegte Rachel laut. "Wer weiß möglich ist alles, bei den Fällen die wir schon hatten. Glaube ich mittlerweile viel." gab Derek lachend zu. "Du ich habe noch ein paar Patienten, hast du Lust heute Abend zum Essen zu uns zu kommen? Wir können uns dann weitere Gedanken machen und Kat würde sich auch freuen." Derek schenkte ihr ein liebevolles Lächeln. "Sehr gern, dann bis heute Abend."

Kat fiel Derek freudig um den Hals als sie ihm gegen 19 Uhr die Tür öffnete. "Derek ich freu mich so dich zu sehen. Wie geht es dir? Mum ist noch unter der Dusche." Derek folgte Kat in die Küche. "Naja, es geht so. Ich bin dankbar für die Abwechslung, bringt mich etwas auf andere Gedanken." "Seid ihr jetzt ein Paar du und Mum?" Derek musste lächeln, er kannte und mochte Kats direkte Art. "Frag mich das zu einem späteren Zeitpunkt nochmal." In diesem Moment betrat Rachel die Küche." Kat strahlte als sie sah dass sich die Beiden mit einem leidenschaftlichen Kuss begrüßten.

Als sie nach dem Essen gemeinsam die Küche aufräumten ging plötzlich das Licht aus. Kat ließ einen Schreckensschrei los als sie in der Küchentür einen Engelsstatue stehen sah. Sie kniff vor lauter Schreck die Augen zu. Der Engel kam näher und verzog sein Gesicht zu einer hässlichen Fratze. "Ihr müsst den Engel ansehen und dürft nicht wegsehen oder die Augen schließen."  Die drei starrten auf den Engel während dieser sagte: "Gebt uns was wir haben wollen und wir werden Euch verschonen." Der Engel klang sehr bedrohlich. "Und was wäre das?" fragte der Praeceptor. "Die Reliquie aus dem Dom. Beschaffe sie wieder!" befahl der Engel. Das Licht ging wieder an und der Engel war verschwunden. "Sehr aufschlussreich." murmelte Derek.

Nach dem gruseligen Vorfall mit den Engeln beschlossen Kat und Rachel mit Derek ins Legat zu fahren.

Als Kat am nächsten Morgen zur Schule aufgebrochen war, arbeiteten Derek und Rachel weiter an dem Fall der Engel. "Rachel, ich habe gerade mit einem Priester aus Bamberg in Deutschland telefoniert. Im Bamberger Dom ist das Zepter der Heiligen Kunigunde entwendet worden. Ich vermute dass es das ist was die Engel suchen." berichtete Derek als Rachel durch das Hologramm trat. "Wer ist denn die heilige Kunigunde?" wollte Rachel wissen. "Es handelt sich um eine Reliquie aus dem Kaisergrab im Bamberger Dom -  der Ruhestätte des heiliggesprochenen Kaiserpaars Heinrich II. und seiner Gemahlin Kunigunde. Aus deren Grabmal wurde Kunigundes Zepter entwendet. In Deutschland gab es kurz nach dem Diebstahl auch ein paar Vorfälle mit den Engelsstatuen. Der Priester meinte es klänge zwar verrückt, aber es wird vermutet dass Kunigunde die Engel entsandt hat um ihren Zepter wieder zu bekommen. Im Mittelalter sei das auch schon mal vorgekommen."

"Klingt total verrückt." Derek ging auf Rachel zu zog sie dicht an sich und gab ihr einen langen, leidenschaftlichen Kuss. "Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, wer das Zepter haben könnte. Was ist los Derek, Yaotl?" Dieser schüttelte den Kopf. "Diesmal nicht. Ich glaube zu wissen wo das Zepter ist." Rachel stellte fest dass er genervt zu sein schien. "Hattest du eine Vision? Aber warum wirkst du jetzt so genervt, das ist doch gut wenn wir das wissen." Er verdrehte die Augen. "Philip!" "Warum ausgerechnet Philip? Das heißt wir müssen jetzt zu ihm, ihm das Ding abnehmen und nach Deutschland zurückschicken?"  Derek nickte. "So in etwa, aber vorher müssen wir uns um die Engel kümmern."

Rachel stöhnte entsetzt auf als sie vor der Kirche anhielten. Es standen mindestens zehn der Engel vor dem Haupteingang. "Da kommen wir nicht rein, bleibt nur der Seiteneingang."  Rachel und Derek betraten die Kirche durch den Hintereingang. "Das darf nicht wahr sein!" murmelte Derek. Rachel versuchte sich ein Lachen zu verkneifen. Die Engel standen nicht mehr vor der Tür sie waren bereits in der Kirche. Pater Philip Callaghan stand vor ihnen, ein Kreuz in der Hand und rief hörbar panisch klingend lateinische Beschwörungsformeln die er den Engelstatuen entgegenschleuderte. "Lass es das bringt nichts!" rief Derek mit einem belustigenden Unterton. Der Priester hörte auf mit den Beschwörungsformeln und starrte verängstigt die Engel an. Er beobachtete wie Derek Rachel etwas ins Ohr flüsterte und sie nickte. Philip erstarrte im ersten Moment als die beiden von verschiedenen Richtungen auf die Engel zuliefen und diese anfingen sich zu bewegen. Sie brachten die Engel dazu sich so zu drehen, dass sie im Kreis um den am Boden sitzenden Philip standen und diesen anstarrten. "Steh auf!" befahl ihm der Praeceptor. Philip, dem instinktiv bewusst war, dass Derek in diesem Fall wusste was er tat, befolgte die Anweisung. Die Engel folgten ihm und blickten nun nach oben. "Und jetzt geh in die Hocke und krieche zwischen den Engeln durch, wenn du schnell genug bist, müssen die Engel sich gegenseitig anstarren. Der Priester tat es und lief sofort zum Altar und bekreuzigte sich.

Rachel sah dass Derek sich zusammennehmen musste um keinen unpassenden Kommentar von sich zu geben. "Danke. Und jetzt verschwinde bitte." Derek trat neben ihn. "Das könnte ich machen. Und die Engel lasse ich stehen?" seine Stimme klang eiskalt und belustigt zu gleich. "Die Engel!" rief er entsetzt. "Ach Philip, so gemein bin ich nicht. Aber dafür musst du mir das Zepter von der heiligen Kunigunde geben." Der Priester starrte ihn entgeistert an. "Das was?" Derek musste lachen und Philip sprang fast an die Decke vor Wut dass er im Moment nicht wusste von wem er sprach.

"Du streitest mit mir über Heilige die ich angeblich nicht kenne und weißt nicht wer Die heilige Kunigunde ist? Zur Info, oder zur Erinnerung falls es dir nur entfallen ist. Die heilige Kunigunde liegt zusammen mit ihrem Gatten Heinrich II. in Deutschland im Bamberger Dom und ihr wurde ein Zepter entwendet. Aus Gründen die mir unbekannt sind und mich eigentlich auch nicht interessieren ist er wie es scheint in deine Hände geraten. Gib mir das Ding und die Engel werden dich in Ruhe lassen, denke ich." Das "denke ich" weckte des Priesters Zorn. "Denkst du? Aber ich weiß nichts von einem Zepter das ich habe..." Er dachte kurz nach und rannte dann in sein Büro. Als er wieder kam reichte er Derek ein noch verschlossenes Päckchen. "Willst du es nicht öffnen?" fragte Rachel den Priester. "Warum Derek weiß doch offenbar was sich darin befindet." sagte er sehr abweisend. "Und dich interessiert gar nicht um welches Zepter es sich handelt? Für so oberflächlich was die Heiligen angeht hätte ich dich gar nicht gehalten." sagte er ruhig, nahm das Päckchen und wollte die Kirche verlassen.

"Was ist mit den Engel?" fragte der Priester. Derek entging die Wut in seiner Stimme nicht. Er blieb stehen, drehte sich aber nicht zu Philip um. "Theoretisch sind sie nicht mehr gefährlich. Erschlag sie doch einfach." Daraufhin schickte er sich an mit Rachel die Kirche zu verlassen. "Du bist und bleibst ein Ketzer, Derek Rayne! Der Bischof wird davon erfahren! Der Papst, ich werde an den Papst schreiben, dass er dich exkommuniziert! Du wirst die Lehrerlaubnis entzogen kriegen! Ich werde dafür sorgen, dass dir dein Doktortitel in Theologie aberkannt wird!" schrie Philip hinter ihnen her.

Derek drehte sich an der Kirchentür noch einmal um. "Mach nur. Ich habe genug Kontakte zu den Lutheranern und wenn ich so viel Wert auf Titel legen würde - immerhin habe ich einen zweiten in Anthropologie - könnte ich jederzeit einen neuen Titel in evangelischer Theologie erwerben. Wer weiß, vielleicht mache ich das... "Der Abendmahlsstreit, seine Gründe und seine Beilegung" ist ein interessantes Thema. Ich weiß auch schon welchen Professor ich fragen kann ob er mein Doktorvater wird." entgegnete er auf den heftigen Ausbruch des Priesters.

Philip riss ein Kruzifix von dem Altar und hielt es vor Derek. Beschwörend murmelte er: "Satan entweiche aus diesem Gefäß! Satan ich befehle dir: Weiche im Namen Christi! Weiche!" "Lass uns gehen, Derek, Philip ist momentan völlig neben sich!" murmelte Rachel, die sich trotz ihrer professionellen psychologischen Ausbildung und ihrer langjährigen Berufserfahrung kaum noch zurückhalten konnte. Um ein Haar hätte sie laut gelacht. Derek lächelte müde. Rachel schnaubte wütend: "Philip, dazu fällt mir nur eins ein: Selig sind die geistig Armen!" Derek grinste. "Lukas 7, Vers 23: "...und selig ist, der sich nicht an mir ärgert..." finde ich persönlich passender, mein Herz."



Derek sagte nicht ein Wort als er Rachel nach Hause brachte. "Du bist sauer, weil Philip dir gedroht dich exkommunizieren zu lassen?" fragte sie nach einer Weile, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam. Da sie durchaus mitbekommen hatte wie sehr Derek dieser Satz des Priester erschreckte. "Was denkst du denn? Ich bin nicht gerade erfreut darüber. Weisst du, daran stört mich an sich weniger dass ich eventuell meinen Titel als Theologe verlieren könnte, sondern vielmehr, dass es meine Reputation als Praeceptor zerstören und den Ruf des Legates hier auf Angel Island zerstören könnte. Stell dir mal einen Praeceptor vor, der wie Philip eingestellt ist. Der Reliktekeller würde wahrscheinlich komplett ausgeräuchert, geweiht, der größte Teil der Relikte zerstört weil es "heidnische" Dinge sind. Ich bin zwar nicht sooo gottgläubig, dass mich die Exkommunzierung und die Aberkennung des Doktortitels bis ins Mark treffen würden, aber es würde mich ärgern, wenn so ein Kleingeist Erfolg hat. Auch wenn seit den Vorfällen in Tenochtitlan  mein Glaube an Gott einen ziemlichen Knacks bekommen hat, muss ich gestehen, aber trotzdem."  gestand Derek ihr.

"Holst du mich morgen Abend ab?" Derek überlegte kurz. "Vielleicht wollt ihr ja am Wochenende wieder im Legat übernachten, ich möchte euch beide - und dich besonders  gerne in meiner Nähe haben." sagte er liebevoll. "Gut dann kommen wir morgen Nachmittag, wenn Kat Schulschluss hat." Er küsste sie zu Abschied. Im Legat erzählte er Alex und Nick dass Philip ihm gedroht hatte, ihm seinen Titel in Theologie aberkennen zu lassen. Da den beiden nicht entging dass der Präzeptor sichtlich wütend war, reagierten sie entsprechend verärgert. "Dieser verfluchte Priester!" schimpfte Nick. "Was glaubt der eingebildete Idiot eigentlich? Dass er hier dann deinen Job übernehmen kann?"

Derek betrat sein Arbeitszimmer, legte das Päckchen das er von Philip erhalten hatte auf seinen Schreibtisch und gönnte sich erst mal ein Schluck. Er setzte sich nahm einen Brieföffner und öffnete das Päckchen. Er war im Gegensatz zu dem Priester doch sehr neugierig wie das Zepter in Natura aussieht."Nicht schlecht.!" murmelte er vor sich hin. und griff zum Telefon um im Bistum Bamberg anzurufen und zu berichten dass er die verlorene Reliquie hatte. Der deutsche Bischof, bedankte sich bei ihm und meinte bis morgen Nachmittag würde ein Beauftragter des Bistums Bamberg vorbeikommen um das Päckchen abzuholen. Derek dankte ihm, und beendete das Gespräch.

Er legte auf und begab sich in die Bibliothek, von dort über die Wendeltreppe in die Galerie. "Wer war das?" wollte Kat wissen als der Kurier ihnen an der Eingangstür begegnete. "Der Kurier aus Bamberg, er holt das Zepter von Kunigunde ab." erklärte er dem Mädchen. Kat entging nicht dass Derek immer noch ziemlich aufgebracht war, was jemandem, der ihn nicht so gut kannte wie sie, für die er immer wie ein Vater gewesen war, seit sie ihm begegnet war, wahrscheinlich nie aufgefallen wäre. "Warum bist du so sauer? wollte sie wissen. Derek zog Rachel dicht an sich und küsste sie zärtlich auf den Mund. Kat strahlte die beiden erfreut an. "Pater Philip Callaghan hat gedroht mich beim Bischof, beziehungsweise beim Papst wegen Ketzerei anzuschwärzen!" erklärte er der nun fassungslosen und wütenden Kat. "Der verflixte Priester!" fluchte sie wütend während sie die große Treppe in den ersten Stock hinauf lief. "Irgendwann zahle ich das diesem miesen überheblichen Amöbenhirn heim!" hörte Derek sie noch rufen.

Rachel ließ sich nach dem sie das Theater verlassen hatte glücklich auf den Beifahrersitz von Dereks Wagen fallen. Derek fuhr nach Fisherman's Wharf, dort schlenderten die beiden gemütlich den Hafen entlang. Als sie wieder am Pier 39 ankamen um mit der Fähre nach Angel Island überzusetzen und noch etwas Zeit hatten, drehte Derek Rachel sanft, so dass sie mit dem Rücken an den Wagen gelehnt war. Er strich ihr sanft das blonde Haar aus dem Gesicht und begann die Ärztin leidenschaftlich zu küssen. Rachel beendete den Kuss erst als sie einsteigen mussten um auf die Fähre zu fahren.

"Yaotl wieder...?" fragte sie als Derek aufstöhnte und sich mit Zeige- und Mittelfinger über die Stirn rieb. "Möchtest du darüber reden Derek? Es tut immer gut über schlimme Erlebnisse oder Erfahrungen zu reden." Er atmete immer noch etwas schwerfällig und schüttelte den Kopf. "Sei mir nicht böse, aber... momentan nicht. Ich will nur dass er mich endlich in Ruhe lässt. Mir reichen schon diese grauenhaften Erinnerungen an Tenochtitlan. Ich denke ständig daran Rachel, ich bekomme diesen schrecklichen Schmerz einfach nicht aus dem Kopf. Rachel nahm ihren Freund tröstend in den Arm. Im Legat angekommen nahm Derek ihre Hand und führte sie in sein Zimmer. Er zog seinen Mantel aus und streifte auch ihren ab und ließ sie sanft auf das Bett gleiten. Er legte sich daneben, sie begannen sich zärtlich zu küssen. Die Küsse wurden immer leidenschaftlicher während sie sich gegenseitig die Kleider abstreiften.

Über Kats Gesicht huschte ein breites Grinsen als sie am nächsten Morgen ihre Mutter Hand in Hand mit Derek aus seinem Zimmer kommen sah. In der Küche fiel es Nick und Alex ebenfalls auf, da Kat fröhlich pfeifend die Küche betrat  und Rachel und Derek ebenfalls sichtlich gute Laune hatten und sich immer noch an den Händen hielten. "Was willst du jetzt eigentlich wegen der Drohung von Philip unternehmen?" wollte Nick wissen."Was soll ich denn deiner Meinung nach dagegen machen? Ich kann nichts weiter tun als abzuwarten und zu hoffen dass mir mein Doktortitel in Theologie erhalten bleibt." Alex schien traurig darüber zu sein, dass Philip, den sie bisher für einen Freund gehalten hatte offensichtlich jetzt so gemein zu Derek war. "Wie kommt er eigentlich darauf? Was hast du denn zu ihm gesagt, dass er so austickt?" Derek schnaubte genervt. "Ach, in meinen Augen alles Kleinkram, er hat sich über das kleinste Wort von mir aufgeregt." "Ich hatte den Eindruck er ist einfach nur wütend und eifersüchtig, dass du ihm in der Theologie mit deinem Wissen weit überlegen bist. Es hat ihn total genervt, dass er nicht wusste wer die Heilge  Kunigunde ist. Und dann stört ihn vermutlich auch deine momentane Einstellung zu Gott." meldete sich Rachel zu Wort.

"Ist dir schlecht?" erkundigte sich Rachel besorgt, als sie beim hochgehen mitbekam, dass Derek plötzlich die Luft anhielt und würgen musste. Er nickte. "Bei dieser Erinnerung wird mir immer übel. Können wir kurz reden?" Rachel blickte ihren Freund traurig an. Es versetzte ihr jedes Mal ein Stich im Herzen, wie er gegen die schmerzenden Erinnerungen an Tenochtilan oder die stetigen Angriffe von Yaotl ankämpfen musste."Ich habe dir bei einem unser ersten Gespräche nicht alles erzählt, wir wurden ja sozusagen von Yaotl unterbrochen. Das Opfer für Huitzlipochtli... wurde nach der Opferung die Treppe des Templo Mayor hinuntergestoßen zum... Verzehr." Er musste erneut würgen. "Und ich hatte gerade das Bild wieder vor  Augen, wie die Azteken das...Ich denke ich brauche nicht weiterreden."

Die Ärztin schüttelte schockiert den Kopf. "Ist ja widerwärtig, die Azteken sind also auch noch Kannibalen." Sie kuschelte sich an ihn.  "Wie schaffst du das nur? Ich bewundere dich Derek, woher du die Kraft nimmst." Er schluckte. "Das frag ich mich auch manchmal. Man sieht ja immer nur das äußere des Menschen, aber die Seele... in die kann keiner sehen. Ich habe momentan das Gefühl... am Ende meiner Kräfte zu sein. Ich würde am liebsten alles vergessen wollen. Weißt du was mir hilft stark zu bleiben?" Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu. "Du! Und auch Kat, aber vor allem Du! Die letzte Nacht, war wunderschön und ich weiß jetzt dass du mir wieder vertraust. Das hast du mir in den letzten Tagen und gestern Nacht bewiesen. Und darüber bin ich mehr als glücklich, nach allem was passiert ist. Wenn ihr nicht wäret, würde ich es nicht schaffen. Vor allem wegen euch kämpfe ich gegen Yaotl an." Sie nahm ihn liebevoll in den Arm und gab ihm einen langen Kuss. Sie waren so ins Küssen vertieft, dass sie Kat die im Türrahmen lehnte und die beiden freudestrahlend beobachtet gar nicht bemerkten. Erst als sie etwas sagte: "Ich freue mich so sehr dass ihr jetzt endlich zusammen seid, hat ja lange genug gedauert. Ich wollte fragen ob ihr mit raus in den Park kommt, spazieren gehen... wir drei zusammen wie eine Familie, es ist zwar kalt aber dennoch wunderschön heute." Rachel rückte etwas erschrocken ab von Derek. "Warum nicht, die frische Luft können wir jetzt gut gebrauchen."

Derek und Rachel genossen das Wochenende in jeder Hinsicht, zu zweit und zusammen mit Kat. Die Woche über verbrachten Rachel und Kat in der Stadt mit Schule und Arbeit, während Derek in seinem Arbeitszimmer saß und den lästigen Papierkram erledigte, der sich die letzten Monate angesammelt hatte.




Am Freitagnachmittag fand Rachel ihren Freund an seinem Schreibtisch sitzend einen Brief lesen. Er wirkte wütend und traurig zu gleich. "Was ist das für ein Brief?" fragte sie als sie neben ihn trat und ihm zur Begrüßung einen Kuss gab. "Den habe ich einem verrückten Priester zu verdanken, der meint er könne über andere richten obwohl er keine Ahnung hat. Ich bin schließlich ein Ketzer, in seinen Augen und er hat seine Drohung tatsächlich wahr gemacht und mich angeschwärzt . Der Bischof hat mich davon in Kenntnis gesetzt, dass er da Ganze an die Kongregation   weitergeleitet hat, das ist der moderne Name der mittelalerlichen "Inquisition". Im schlimmsten Fall droht mir die Aberkennung meines Doktortitels in Theologie und die Exkommunizierung..." Er verbarg sein Gesicht kurz in den Händen bevor er weitersprach. "Was ist nur mit Philip geschehen? Wir waren mal Freunde. Er kann wohl einfach nicht verstehen, dass nicht ich das war der ihn opfern wollte."

Rachel setzte sich auf seinen Schoß und schlang die Arme um ihn. "Das und... wie ich schon mal erwähnte, er bekam die letzte Zeit mit welch enormes Wissen du in der Theologie besitzt und das verkraftet er auch nicht. Und  vermutlich ist das Zerbrechen des Stabes dieses Heiligen für ihn auch schon eine Art Ketzerei. Und das was du sagtest, er dreht sich das so hin wie er es haben will." Derek der mittlerweile seine Arme um ihre Hüfte gelegt hatte sah sie liebevoll an während er aufmerksam zuhörte. "Und du wirst dann eventuell mit einem verurteilten Ketzer zusammen sein." Sie küsste Derek leidenschaftlich. "Ist das Antwort genug, bevor du fragst wie ich dazu stehe? Und Kat sieht da ganze genauso." Derek lächelte sichtlich erleichtert. "Und jetzt warten wir erst mal ab, vielleicht kommt es ja auch gar nicht so weit." Er seufzte leise. "Ein mieses Gefühl ist es trotzdem."

Rachel schnaubte. "Dieser bigotte Kleingeist hat meine Tochter ebenfalls als Ketzerin abgestempelt, weil sie erkannt hat, dass er Angst hatte und selbst sie ihm schon - wahrscheinlich weil sie in dir ein unglaubliches Vorbild hat - eine vernünftige Antwort auf seine Anschuldigungen geben konnte. Und ganz ehrlich: Du hast das Szepter von dieser Kunigunde wieder nach Bamberg verfrachtet, das immerhin Philip, auf dem Schwarzmarkt offensichtlich, gekauft hat. Der Bischof in Bamberg war doch sehr dankbar, oder nicht? Außerdem wird es eine Untersuchung der Vorwürfe geben und auch wenn Philip deine - angeblich - ketzerischen Äußerungen unter Eid wortwörtlich wiederholen könnte, auch du wirst befragt. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Kongretationsmitglieder genauso vernagelt sind wie Philip momentan!"

Ein Lächeln huschte über Dereks Gesicht. Er hob Rachels Hand an seine Lippen. "Deine Worte machen mir Mut, meine Liebe, und ehrlich gesagt ist mir der kirchliche Segen gar nicht so wichtig, wenn er von weltfremden Kleingeistern gespendet wird..." Er zog ein kleines Schächtelchen aus seiner Jackentasche und öffnete es. Ein schlichter Ring mit einem geschmackvoll geschliffenen Diamanten kam zum Vorschein. "Du weißt, Katherine ist wie meine Tochter und sie sieht in mir einen Vater und sie würde kaum etwas glücklicher machen als wieder Mutter und Vater zu haben..." begann Derek verlegen. Rachel lächelte. "Oh, Derek..." hauchte sie. "Wenn es dir nichts ausmacht vorerst nur standesamtlich zu heiraten - nicht dass unsere Ehe kirchlicherseits noch anuliert wird - und wenn du es ertragen könntest unter Umständen irgendwann mit einem exkommunizierten Ketzer dein Leben zu verbringen." Rachel lachte leise. "Du dummer Mann!" flüsterte sie und küsste ihn. Derek erstarrte. "Du... du willst nicht?" Er wich zurück. "Verzeih bitte, dass ich dir zu nah getreten bin, Rachel, ich..." Rachel zog ihn wieder an sich und küsste ihn erneut. "Natürlich will ich dich heiraten! Du dummer Mann! Glaubst du wirklich ich lege mehr Wert auf Worte von irgendwem Kirchlichen als auf meine Liebe zu dir?!" Sie reichte ihm ihre Hand und er steckte vorsichtig den Ring an ihren Finger.
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