"Im Schatten der Sainte Chapelle" III
von Dracenia Mayor
Kurzbeschreibung
Während einer eigentlich - nach den Aufregungen aus "Im Schatten des Templo Mayor" wohlverdienten - als romantischer Urlaub geplanten Reise in die "Stadt der Liebe, Paris bekommen Nick und Alex es fernab von San Francisco mit einem mächtigen Gegner zu tun. Um Europa und den Rest der Welt zu retten muss Nick die Seele erneut mit dem aztekischen Priester tauschen. Hilfe bekommen er und Alex dabei nicht nur von Kat und einem jungen Mann und seinem Onkel, sondern auch von sehr unerwarteter und ungewohnter Seite. Bis Alex und Nick endlich heiraten können werden einige Weltbilder und Zukunfspläne geradegerückt und neu geschmiedet.
GeschichteMystery / P18 / Gen
Alexandra Moreau
Catherine Corrigan
Derek Rayne
Nick Boyle
Philip Callahan
Rachel Corrigan
12.05.2015
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jIm Schatten der Sainte Chapelle
Alexandra Moreau schlenderte an Nick Boyles Seite durch Paris. Es war ein wundervoller kalter, aber trotzdem angenehmer Januartag. Sie hatten beide eine kleine gemeinsame Auszeit gebraucht nachdem vor einem Dreivierteljahr Nick und Derek von den Seelen aztekischer Priester besessen gewesen waren. Mit einem zaghaften Lächeln dachte Alex an Yolotli, dessen Seele in Nick gewesen war. Im Gegensatz zu Yaotl, seinem Bruder, war er sehr sympathisch gewesen.
"Worüber denkst du gerade nach?" fragte Nick. Sie lachte leise. "Frauen sollten ihre Geheimnisse haben, meinst du nicht?" Er runzelte die Stirn. "Du denkst an ihn..." murmelte er frustriert. Alex seufzte. "Ja - irgendwie schon - ohne ihn wären wir nicht zusammen, würden nicht unsere Hochzeit planen und..." Ja... das gebe ich ja zu, aber weißt du wie frustrierend das ist, dass du nie mehr nur mich sehen wirst, Alex?" Sie schmiegte sich an ihn. "Ich sehe nur dich, Liebling. Itotia würde sofort ihre Seele mit mir tauschen wenn ich will." Nick errötete. Itotia war inzwischen Yolotlis Frau, seit dem Frühlingsanfang an dem er auf der Spitze des Templo Mayor, der großen Opferpyramide in Tenochtitlan das Frühjahrsopfer für Xipe Totec gebracht hatte - dem Alexs Seele in Itotia beigewohnt hatte. Er war ziemlich verblüfft gewesen, als sich Alex kurz nach dem Rücktausch der Seelen erst an ihn geschmiegt und plötzlich mit einem erschrockenen Aufkeuchen weggeschubst hatte. Wobei... Itotia war Alex sehr ähnlich gewesen... Er spürte, wie eine leichte Schamröte seine Wangen emporkroch.
"Verdammter Dolch, den Kat da hat! Wir sollten wirklich mit Derek..." "Wir haben ihr versprochen weder mit Derek noch mit Rachel über den Dolch zu reden!" unterbrach Alex ihn. "Mir gefällt es nicht, dass sie einfach so in Icnoyotl wechseln kann! Immerhin ist das Mädchen die kleine Schwester von Yaotl und Yolotli - Joey ist ja ganz okay, aber sein Bruder ist ein mieser Drecksack! Derek hat vier Monate gebraucht bis Rachel wieder normal mit ihm geredet hat!" "Joey?" Alex lachte. "Ich muss ihm beim nächsten Mal wenn ich mit Itotia tausche echt mal erzählen, dass du ihn Joey nennst!" kicherte sie. "Alex, hör mal, ich will nicht unbedingt, dass du tauscht - das ist zu gefährlich! Yaotl..."
"Sie hatten beide ihre Probleme mit Yaotl, Nick. Seine Seele hat in Derek Rachel ziemlich mies behandelt und in seinem Körper ist Derek mit Yaotls Sadismus nicht wirklich klar gekommen. Und glaub mir, ich lasse ihn bestimmt nicht mitkriegen wieso ich mit Itotia tauschen kann, zumal Yolotli meine und ihre Seelen auch an diese Statue gebunden hätte." antwortete Alex. Nick schnaubte leise. "Trotzdem finde ich den Dolch verdammt gefährlich!"
Bei besagtem Dolch handelte es sich um ein Geschenk aztekischer Gottheiten an Kat: Ein Dolch mit einer Obsidianklinge von den Flügeln Itzpapalotls, der Feuergöttin, den sie dem Teenager auf Drängen von Huitzilopochtli überlassen hatte. Anders als die drei schlichten, ebenfalls von Itzpapalotl stammenden Obsidianmessern, die allerdings zum Häuten von Opfern gedacht waren - Nick erschauerte leicht als er an seine Übungsstunden in Yolotlis Körper in Tenochtitlan dachte und später - zurück im Legat - erfahren hatte, wieso es so oft Schweinebraten oder Koteletts gab - war der Dolch reich verziert und an Kats Seele gebunden. Er ermöglichte ihr das Vertauschen oder Hin- und Hersenden von Seelen. Soweit er mitbekommen hatte, konnte sie die Seelen jederzeit mit dem Dolch zu einem Tausch zwingen, doch wenn die Tauschpartner einander sympathisch waren - so wie Alex und Itotia - konnten sie jederzeit die Seelen tauschen nachdem es das erste Mal - auf welche Weise auch immer - geschehen war. Derek und er hatten durch eine Statue des Sonnengottes Tonatiuh die Seelen mit den Priestern getauscht - und nur dadurch, dass Yolotli ihm selbst, Nick, sehr ähnlich war und sich in Alex verliebt hatte, war der Rücktausch gelungen. Nick seufzte leise als er daran dachte, wie wunderschön Alex in dem Kleid ausgesehen hatte als er sie im Reliktekeller in die Arme geschlossen hatte. Es war eine Respektbezeugung von Tonatiuh gewesen, das hatte Kat irgendwann erklärt.
Kat, die "kleine" Kat, Rachels Tochter, war in der einen Woche die dieser makabre Tausch gedauert hatte um Jahre gereift. Sie war stärker als er sie in Erinnerung gehabt hatte, strahlte eine geradezu verwirrende Sinnlichkeit aus, die irgendwann sicher einen jungen Mann um den Verstand bringen würde und obwohl sie immer noch ein fröhlicher, auch zu Streichen aufgelegter Teenager war, schien sie wenn nötig einen geradezu stählernen Willen zu haben. Ihr potentieller Freund tat ihm fast schon leid... Xochiquetzal, die aztekische Form von Venus oder Aphrodite hatte ganze Arbeit geleistet als sie Kats Mut belohnt hatte - und nicht nur sie... das vermutete zumindest Alex oft.
Auch sie war zu seiner Überraschung in dieser einen Woche wesentlich stärker geworden - und in mancher Hinsicht kaltblütiger. Früher hatte sie ungern das rohe Fleisch filetiert oder auch zu Weihnachten den Truthahn gefüllt, doch das ließ sie inzwischen kalt. Mit leisem Schaudern dachte Nick daran, was er in seinen Erinnerungen von Yolotlis Anwesenheit zurückbehalten hatte: Yaotl hatte seinen Bruder - in Nicks Körper - gezwungen Alex und Kat das Häuten beizubringen - glücklicherweise an Schweinehälften und nicht an Menschen, wie es bei den Azteken üblich gewesen war. Anschließend hatten sie die Häute als Oberteile tragen müssen. Er bewunderte Alex dafür, dass sie das seelisch unbeschadet überstanden hatte - und doch gab es ihm einen kleinen Stich von Eifersucht, als er daran dachte, was er noch erfahren hatte: Yolotli war es in seinem Körper gelungen Alex in einer halben Woche näher zu kommen als er in der ganzen Zeit, die er sie kannte. Er drückte zärtlich ihre Hand. Sie sah ihn lächelnd an und schien zu merken was ihn bewegte. "Nick, ich bin mit dir glücklich - und wenn wir beide endlich zusammen sind ist das sicher ein wenig Yolotlis Verdienst - denn weißt du, du bist verdammt gentlemen-like, wo er einfach... zupackt. Wir wären bestimmt auch ohne ihn zusammen gekommen - es hätte nur noch zwei oder drei Jahre gedauert..." Überrascht sah er sie an. "Woher weißt du woran ich...?" Sie lachte und küsste ihn. "Du hast so eine typische: "Sie gehört mir und nicht Yolotli!"-Miene." erklärte sie.
Er kratze sich verlegen hinter dem Ohr. "Und du bist mir manchmal verdammt unheimlich, Alex." Sie grinste. "Ich dachte, du magst meinen sechsten Sinn." Nick musste schmunzeln. "Ich liebe deinen sechsten Sinn - und das an dir was ich mit meinen fünf Sinnen wahrnehme - alles..." gestand er. Sie lachte glücklich. "Und ich liebe dich, Nick, so wie du bist."
Immer noch verlegen fragte Nick: "Wollen wir uns Karten für den Eiffelturm holen? Ich meine... für den Fahrstuhl? Oder möchtest du hinauflaufen?" Sie grinste. "Fahrstuhl ist perfekt - wir können anschließend hinunterlaufen." Sie begann zu laufen und zog ihn hinter sich her.
Die Kartenverkäuferin lächelte ein wenig seltsam als Nick zwei Karten besorgte, doch er hatte nur Augen für Alex als er den 50 Euro-Schein zückte. Sie stellten sich in die Schlange für den Fahrstuhl. Ein leichter Wind kam auf, der die Kälte etwas unangenehm machte. Nick zog Alex in seine Arme um sie zu wärmen. "Komisch, eigentlich war doch ein angenehmer Tag angesagt... " murmelte sie sich an ihn kuschelnd. Er küsste sie beruhigend auf die Wange. "Wir hätten später reisen sollen. Paris im Frühling soll sehr schön sein, aber..." "Nick wir wollen am Frühlingsanfang heiraten." Sie lehnte sich an ihn. "Sozusagen ein Jahr nach Itotia und Yolotli..." Er seufzte. "Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich eine so gute Idee war ausgerechnet DEN Termin zu wählen. Wieso nicht irgendeinen anderen?" "Das ist irgendwie kompliziert... Ich habe einfach das Gefühl, dass es richtig ist. Immerhin... Irgendwie ist es auch ihr Hochzeitstag und Itotia war dir nicht unsympathisch..." Er biss sich verlegen auf die Unterlippe und schwieg. Das war ja eins der Probleme, die er mit der ganzen Sache hatte, denn Itotia hatte mit ihm in Tenochtitlan viel Zeit verbracht als seine Seele in Yolotli gefangen gewesen war und als sie von Kat in Alex versetzt worden war... Und Alex war an der Tag- und Nachtgleiche zum Frühlingsbeginn über Nacht in Itotias Körper in Tenochtitlan geblieben - in Yolotlis und Itotias Hochzeitsnacht... einer Nacht in der er der Nähe und Wärme von Alex Körper nachgegeben hatte - aber Itotias Seele... "Hast du eigentlich damals... ich meine im März..." begann er, brachte den Satz dann aber nicht zu Ende. Er hatte kein Recht das zu fragen.
Alex drückte seine Hand. "Nick, du bist die Liebe meines Lebens und ich verstehe, wieso du nicht mit Yolotli tauscht. Vielleicht ist es ja unfair, dass ich durchaus weiß, dass du Itotia... ich denke es war nicht nur Sex, was ihr hattet, da waren von euch beiden Gefühle dabei." Nick sah beschämt zu Boden. Er hätte daran denken müssen, dass Erinnerungen an Körper und Seele gebunden waren. Alex wusste also durchaus was mit ihrem Körper geschehen war, auch wenn sich ihre Seele in Itotias befunden hatte. Er hätte sich problemlos - jederzeit - in Yolotli versetzen können um Antworten auf die Frage zu bekommen, doch davor schreckte er zurück. Yolotli war seit dem Frühjahr einer der höchsten Opferpriester Tenochtitlans. Zwar wusste Nick, dass er jederzeit - egal ob er ein Opfer in Yolotlis Körper darbringen musste oder nicht - wieder zurück konnte, das war nicht das Problem, doch er hatte Angst vor dem was er erfahren würde oder wie sehr eine Opferung seine Seele belasten könnte.
Irgendwann war die Reihe an ihnen und sie stiegen schweigend in den Fahrstuhl. Mehrere Touristen quetschten sich hinein, einige stiegen auf der ersten, andere auf der zweiten Ebene aus. Mit fünf weiteren Personen kamen sie endlich auf der dritten Ebene an und stiegen aus. Alex stellte fest, dass sie froh war wieder an der frischen Luft zu sein, denn irgendwie hatten die anderen Fünf ihr auf seltsame Weise die Luft zum Atmen genommen.
"Alex?" Sie sah Nick liebevoll an. "Ja?" "Bitte entschuldige, dass ich eifersüchtig bin, das will ich eigentlich nicht - und angesichts meines Verhaltens im März habe ich wirklich nicht das Recht es zu sein. Und bitte verzeih, dass ich in gewisser Weise echt feige bin." Sie lächelte. "Du bist viel zu bescheiden Nick. Nur wenige hätten die Zeit bei den Azteken überstanden und wären so... geistig normal wieder zurückgekommen." Sie schmiegte sich an ihn. "Außerdem sieh es mal so: Für Itotia war es das erste Mal..." Er errötete. Er legte einen Arm um sie und gemeinsam sahen sie auf Paris hinunter. "Schau, da ist der Invalidendom - und von hier kann man sogar Notre Dame irgendwie optisch erfassen!" rief Alex begeistert. "Willst du dir wirklich Morgen Napoleons Grab ansehen?" fragte er. Sie lachte. "Ich dachte eigentlich das ganze Museum drumherum interessiert dich. Du bist schließlich für die Sicherheit des Legats verantwortlich." "Lass uns was anderes machen." flüsterte er. "Wir könnten uns ein hübsches anderes Museum ansehen. Das Museum im Centre Pompidou beispielsweise." Alex lächelte. "Neue Kunst anstelle der Gefahr über ein Artefakt zu stolpern?" fragte sie belustigt. "Vielleicht - wie wäre es mit dem Musée des arts et métiers? Das ist in der ehemaligen Abtei St-Martin-des-Champs untergebracht." "Und dort ist sogar ein Focault'sches Pendel - und es ist der Ort des Höhepunkts von Umberto Ecos Verschwörungsroman." Nick blickte sie erstaunt an. ""Der Name der Rose" spielt doch nicht in Paris!" "Nein, aber "Das Focault'sche Pendel" schon." antwortete sie.
Plötzlich wurde es von einem Moment auf den anderen Dunkel. Die Dunkelheit schien von unten zu kommen. Alex und Nick hörten erschrockene Aufschreie. Sie sahen sich um und entdeckten, dass nur sie und die fünf anderen aus dem Fahrstuhl auf der dritten Ebene waren - und diese fünf anderen Gestalten veränderten sich.
Alex wich zurück als sie auf Nick und sie zukamen. "Nick Boyle und Alexandra Moreau - wie gerufen..." sagte die eine Gestalt und lächelte - lächelte unangenehm, obwohl das Gesicht des Mannes ebenmäßig war, fast schon überirdisch schön. Nick schob Alex hinter sich und drängte sie langsam zu den Stufen. "Sie kennen unsere Namen? Woher? Wer sind Sie?" Die fünf lachten. "Ich bin Gadreel." stellte der Mann sich vor, der geredet hatte. "Und dies sind Samyaza, Armaros, Belial und..." Der fünfte hob abwehrend die Hand. Gadreel lächelte, deutete jedoch eine Verbeugung an: "Jemand der lieber unerkannt bleibt." Alex keuchte hinter Nick auf. "Das sind Dämonen!" flüsterte sie. Armaros lachte leise. "Da ist aber jemand böse - wir sind Engel, Alex, meine Schöne - gefallene Engel, aber trotz allem noch immer Engel." Er lächelte sie an und zwinkerte ihr zu. Angewidert wich Alex zurück und wäre fast gestolpert - doch sofort tauchte Samyaza hinter ihr auf und stützte sie. "Vorsichtig, mein Schokoladenplätzchen." neckte er sie.
Übelkeit stieg in Alex hoch als sie seine Hände liebkosend über ihre Taille gleiten spürte. "Danke, dass Sie mich aufgefangen haben, aber das gibt Ihnen nicht das Recht mich zu begrabschen!" Er grinste. "Ach, Süßes, ich werde dich jetzt erst einmal auf den Boden tragen. Ich bin mir sicher, du wirst das Gefühl genießen - Fliegen kann sehr schön sein."
Alex schrie auf als sich dunkle Schwingen um sie legten und sie im nächsten Moment spürte, wie sie im freien Fall zu sein schien. Samyaza breitete seine Flügel aus und landete sanft mit ihr auf dem Boden. Hinter ihnen tauchte Gadreel auf, Beliael hatte Nick gepackt, der jetzt auch von Armaros flankiert wurde. Die namenlose fünfte Gestalt war verschwunden.
Alex wand sich aus Samyazas Griff. "Ich hätte lieber die Treppen genommen!" Der Dämon lachte leise. "Entzückende Lügnerin. Weißt du, dass unser Herr dir auch Flügel schenken kann, Alexandra? Ich würde ihn darum bitten..." Angewidert über das, was er andeutete wich sie zurück und stolperte in Nicks Arme. "Wieso sind wir hier?" wollte der wissen, "Und wieso lassen Sie Alex und mich nicht in Ruhe?" "Seht hinauf zum Eiffelturm!" forderte Belial sie auf und lächelte finster.
Um den Turm herum hatte sich inzwischen eine dunkle Wolke gebildet. Alle starrten angstvoll nach oben. Eine große schwarze Gestalt tauchte auf. "Das Zeitalter der Finsternis bricht an. Dient mir und es wird euch gut gehen, verweigert euch mir und sterbt! Ich bin euer neuer Gott, von heute an, bis in alle Ewigkeit! Eure Kirchen werden meine Tempel werden und mein Hohepriester und meine Hohepriesterin stehen unter euch!"
Alex spürte den brennenden Blick der Gestalt auf sich. "Was meint der Kerl? Und wer ist das?" flüsterte Nick. Alex schluckte. "Er... meint uns... dich und mich mit diesem Priesterkram - und ich weiß nicht wer das ist... aber auf jeden Fall ein Dämon, und zwar kein geringer..." "Wir? Aber wieso?" "Weil du die Erinnerungen von Yolotli hast und wir verlobt sind." Hinter ihnen lachten die vier Dämonen. "Du hast es ihm also nicht gesagt, Alexandra? Interessant..." flüsterte Samyaza und strich Alex sanft über den Rücken. Sie zuckte zusammen als hätte er sie geschlagen. "Rühren Sie mich gefälligst nicht an!" fauchte sie. Er grinste. "Was meint der Kerl?" fragte Nick irritiert. "Unwichtig..." Nick sah den Dämon an. "Wenn es darum geht, dass ich sie mit Yolotli teile - irgendwie, das weiß ich!" Ein leises, unangenehmes Lachen war die einzige Antwort die er darauf bekam.
"Nick Boyle! Alexandra Moreau! Willkommen in Paris - eurer neuen Heimat in der ihr beide meinem Namen zu Größe verhelfen werdet!" donnerte die Stimme hinab. Nick erstarrte, Alex zitterte.
"Wir bringen euch erst einmal in ein angemessenes Haus..." meinte Gadreel und um beide wurde es schwarz - und dann standen Samyaza und Gadreel mit ihnen in einem großzüßgien, sehr edel eingerichteten Wohnzimmer. "Dies ist ein Geschenk - ein euch würdiger Wohnsitz. Richtet euch erst einmal ein. Heute Abend werdet ihr erfahren zu welch Ehre ihr ausersehen seid!"
"Wir reisen Ende der Woche ab und..." Samyaza schüttelte lächelnd den Kopf. "Das, Nick Boyle, ist ein fataler Irrtum!" Armaros tauchte im Wohnzimmer auf. "Die Zimmer sind gerichtet und die Garderobe für euch ist geliefert worden." Er lächelte Alex an. "Ich bin mir sicher, die Designerkollektionen gefallen dir... " "Ich brauche keine...!"
"Meine Güte, sieh sie dir einfach an!" Belial tauchte auf und war etwas ungehaltener. Er trug inzwischen einen Anzug und wirkte fast wie ein Privatsekretär. In seiner Hand hielt er ein IPad, das er Nick reichte, gleich darauf drückte er auch Alex eins in die Hand. "Das ist zum Abgleichen der Termine und ich kann euch beide erreichen falls es nötig ist." erklärte er, während er dazu passend je ein IPhone der neusten Generation aus seinen Taschen holte. "Die Mailadressen sind bereits eingerichtet, ebenso iCal - das Kalendarium." informierte er beide. Dann musterte er sie von Oben bis Unten. "Und jetzt solltet ihr euch wirklich umziehen! Ihr müsst eurem neuen Rang gerecht werden und da geziehmt es sich nicht, dass ihr rumlauft wie amerikanische Touristen die ihre Garderobe im nächsten Walmart gekauft haben!" Er wandte sich an Samyaza: "Bring Alexandra in ihr Zimmer und sag ihrer Kammerzofe Bescheid - und lass die Finger von ihr!" und Armaros befahl er Nick seine neuen Räume zu zeigen.
Samyaza verschwand mit Alex - trotz Nicks Protest, doch gleich darauf fand auch er sich in einer Suite wieder. "Wo ist das hier?" "Direkt in der Innenstadt am Boulevard Hausmann. Ihr habt eine ganze Straßenseite. Unser Herr hat dafür gesorgt, dass sie... frei war." Nick sah Armaros entsetzt an. Der Dämon lächelte boshaft. "Sieh es als Hochzeitsgeschenk." spottete er.
In Alex Suite öffnete Samyaza die Türen der Schränke und wies auffordernd auf die Kleidung die darin war: Kostüme, Hosenanzüge, Blusen, Kleider für jede Tageszeit und für jeden Anlass. "Schau, sogar dein Gewand von Tonatiuh ist hier." flüsterte er über ihre Schulter und zog den letzten Schrank auf. Alex wich zurück. Da war es: das blutrote Gewand mit den Adlerfedern, das sie vor einem dreiviertel Jahr zum ersten und letzten Mal getragen hatte. Samyaza hielt sie auf. "Alexandra... du weißt doch genau um deine Stärke. Wie groß ist deine Liebe zu Nick wirklich? Vielleicht wäre Yolotli in seinem Körper die richtigere Wahl an deiner Seite? Du weißt genau, was du in Itotias Körper zu tun in der Lage warst!"
Alex hielt sich an der Schranktür fest. "Bitte - Nick darf das nicht wissen!" Der Dämon seufzte leise. "Weißt du wieso ich zu den Gefallenen Engeln gehöre?" Sie schüttelte den Kopf. "Weil ich nicht blind gegenüber der weiblichen Schönheit war, Alexandra... ich gebe zu, du reizt mich, aber ich weiß, dass das nicht auf Gegenseitigkeit beruht und sowohl für Himmel als auch Hölle ist der freie Wille eine feste Konstante. Ihr Menschen habt ihn, den freien Willen und mit diesem könnt ihr euch für Gut oder Böse entscheiden. Aber frage dich selbst: War es wirklich so böse Itotia vor den Augen ihres Volkes stark und Yolotlis würdig erscheinen zu lassen oder hättest du zurückschrecken sollen, so wie ihre Seele es in ihrem Körper getan hätte? Ihr Vater und ihre Familie waren sehr stolz auf sie und sie hat von ihrem Vater zum ersten Mal in ihrem Leben gehört, dass er froh sei sie nicht Tlazolteotl geopfert zu haben, denn sie habe sich als würdige Tochter erwiesen!"
Alex starrte wortlos auf ihre Hände. Hände, die... nein, es waren nicht diese Hände gewesen - und irgendwie doch... "Alexandra, unser Herr will, dass Nick sein in Tenochtitlan erworbenes Wissen nutzt und du weißt, dass er das nicht können wird. Wenn er mit Yolotli tauscht, dann weiß er nicht nur, dass du mit Yolotli in Itotias Körper die Hochzeitsnacht verbracht hast - was er ohnehin schon ahnt, sondern er wird auch Yolotlis Erinnerungen sehen: Er wird sehen, wie du an Yolotlis Seite getreten bist und das Obsidianmesser ergriffen hast mit dem du ihm bei der Häutung geholfen hast - und dass Yolotli in der Hochzeitsnacht die Haut des Opfers getragen hat. Wenn er das sieht, Alex - ohne selber ein Opfer gebracht haben zu müssen - wird er an seiner Liebe zu dir zweifeln oder an deiner Liebe zu ihm." Alex zuckte zusammen.
"Es ist nur die Frage ob du diese Gefahr eingehst und seine Seele in dem Körper Yolotlis "in Sicherheit" bringst, denn Yolotli kann sich von den Opferungen auch zurückziehen, was Derek Rayne natürlich nicht wissen konnte, weil Yaotl das nie gemacht hätte oder ob du seine Seele hier in seinem Körper unendlich leiden lässt, wenn er gezwungen wird etwas zu tun, was seinem Naturell völlig abgeht. Wenn du eine Entscheidung getroffen hast, solltest du sie Belial mitteilen. Einer von uns wird dann Kat holen um Nick notfalls zu zwingen mit Yolotlis Seele die Körper zu tauschen - und sie kann ihn in Icnoyotl zudem auf alles vorbereiten was hier geschehen soll - und Nick beistehen und raten!" fuhr er unbarmherzig fort. Alex schwieg, Tränen schimmerten in ihren Augen.
Er legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter. "Überlege, Alexandra, aber zieh dich um. In einer Stunde wirst du mehr erfahren." Eine junge Frau betrat das Zimmer auf seinen Wink, knickste und sagte: "Ich bin Lucille, Madame la Grande-Prêtresse, Ihre gehorsame Kammezofe." Samyaza lächelte: "Lass Miss Moreau erstmal ankommen, Lucille. Morgen wirst du erfahren, ob du der Hohepriesterin oder nur der Gefährtin des Hohepriesters dienst. Hilf ihr erstmal in etwas Elegantes, mach ihr die Haare nett und dann zieh dich zurück." Sie nickte. "Naturellement, Monsieur."
"Ich hole dich in einer Stunde wieder ab, Alexandra." Damit verschwand der Dämon und Lucille machte sich daran Alex Locken zu bändigen und sie in ein elegantes schwarzes Kleid zu zwängen.
Armaros klatschte in Nicks Suite in die Hände und ein junger Mann betrat das Ankleidezimmer. "Das ist Lucius, dein Kammerdiener, Nick." Der Mann verbeugte sich: "Zu Diensten, Monsieur Le Grand-Prêtre, Prince Armaros."
Der Dämon blickte Nick an. "Du hast noch irgendwas auf dem Herzen - nur heraus damit." forderte er ihn auf. Nick schüttelte den Kopf. "Was beschäftigt dich?" Der Dämon verlieh seiner Stimme eine sanfte Note, gegen die Nick anzukämpfen suchte. "War da noch... ich meine zwischen Alex und Yolotli..." Armaros zog eine Augenbraue hoch. "Deine Verlobte ist eine sehr schöne Frau. Ist es ein Wunder, dass der aztekische Priester sie begehrt hat?" fragte er mit einem Anflug von Spott in der Stimme, wurde dann jedoch ernst: "Wenn Alexandra bereit ist, dann wird sie dir das erzählen - oder du wirst es anders erfahren. Nur eins solltst du wissen: Sie liebt dich... Und nun mach dich fertig. Du wirst heute Abend erfahren was dich erwartet!" sagte Armaros noch und verschwand.
Eine gute Stunde später wurden Alex und Nick - beide elegant gekleidet - ins Wohnzimmer geführt. Auf einer Art Thron, der währenddessen offenbar erschienen war, saß die dunkle Gestalt vom Eiffelturm. "Noch einmal ein Willkommen an euch beide, Nick, Alex." "Wer sind Sie?" fragte Alex so mutig wie es ihr möglich war. Die Gestalt war in einen schwarzen Umhang mit Kapuze gekleidet. "Ich bin der neue Herr der Welt und du, meine Liebe, wirst meine Hohepriesterin sein die an der Seite meines Hohepriesters Nick Boyle steht! Übrigens eine wundervolle Idee eure Hochzeit am Frühlingsanfang zu feiern. Ich denke, Yolotlis Beispiel hat dich sicher inspiriert, oder?" Die Gestalt legte die Hände aneinander. "Oh ja, ich glaube so eine Zeremonie würde mir gefallen wenn ihr zwei heiratet... Das gemeinsame Opfern von Menschen - wobei wir das ausweiten sollten... Jeder von euch wird ein Opfer häuten und so ein würdiges Hochzeitsgewand bekommen."
Nick würgte leise. "Weder Alex noch ich würden jemals etwas so Abartiges tun!" stieß er hervor. "Bist du dir so sicher? Ich kann dich dazu zwingen, Nick Boyle! Du wirst mir dienen! Weigere dich und ich werde vor deinen Augen deine Verlobte foltern lassen und glaube mir, es gibt sehr subtile Methoden die keine körperlichen Spuren hinterlassen. In drei Tagen erwarte ich eine positive Antwort. Sollte ich die nicht bekommen wird deine Alex leiden." Nick wurde blass. "Aber sie soll... Hohepriesterin..." "Oh, sie wird an deiner Seite sein, vielleicht psychisch gebrochen, Nick, aber sie wird dir folgen. Schon erstaunlich wie schwach sowas Erbärmliches wie Liebe..." die Gestalt spukte das Wort fast aus, "...euch Menschen macht."
Auf ein kaum sichtbares Zeichen griff Samyaza nach Alexandra. Sie spürte, wie er - bevor sie etwas sagen oder der Gestalt vor sich irgendwie antworten konnte - ihre Seele aus dem Körper drängte und sie mit Itotia zu tauschen zwang.
Nick starrte wütend die Gestalt an. "Liebe ist stärker als..." Neben ihm schrie plötzlich Alex gellend auf. Gadreel hatte ihr einen seltsamen Dolch in die linke Schulter gerammt. Armaros hielt Nick fest. "Willst du wirklich, dass Alex so leidet weil du nicht die richtige Entscheidung triffst?" sagte er leise.
Vor seinen Augen verschwand der Dolch und Samyaza half der nahezu bewusstlosen Alex auf. Sein Blick war mit einem spöttischen Lächeln auf Nick gerichtet als er vorsichtig die Schulter des unbeschädigten Kleides herunterzog und ihm zeigte, dass keine körperlichen Spuren zurückgeblieben waren. "Sag mir Nick... wer von euch ist stärker? Du oder Alex?"
Die dunkle Gestalt auf dem Thron lachte leise. "Drei Tage, Nick Boyle!" sagte sie eindringlich, "Und wenn du dich falsch entscheidest wird Alex leiden... Notfalls werde ich eine andere Frau finden, die an deiner Seite mir würdig dienen kann, aber ich werde deine Unterwerfung unter meinen Willen erreichen. Daran solltest du niemals zweifeln!" Damit verschwand die Gestalt.
Belial erschien. "Gadreel, du sollst dich umgehend in Washington melden. Samyaza, du wirst mit Alexandras und Nicks Unterweisung in Magie beginnen. Vor allem Alex soll den Gebrauch ihres neuen Grimoires beherrschen! Und bringe den beiden bei, wie sie ihre Seelen mit ihren aztekischen Freunden tauschen können. Armaros, du wirst Nick unterrichten!" Die drei Dämonen nickten. "Und Gadreel, wenn du aus Washington zurück bist... Nick und Alex brauchen definitiv Nachhilfe in Kriegsführung!" Gadreel lächelte amüsiert. "Die werden sie beide bekommen. Ich darf mich verabschieden." Er deutete eine Verbeugung an und verschwand.
Belial gab Samyaza und Armaros ein Zeichen worauf die offenbar den Raum versiegelten, bevor Alex Körper wieder zu einem Seelentausch gezwungen wurde.
Zwischen den drei Dämonen tauchte nun eine weitere Gestalt auf, vor der sie sich verbeugten. "König Paymon, danke dass ihr..." begann Armaros, doch er wurde von dem Mann mit femininen aber hübschen Gesichtszügen mit einer Handbewegung unterbrochen.
Er lächelte Alex und Nick an. "Ich bin Paymon, mein Gebieter, der Fürst der Finsternis schickt mich um seinen Willen umzusetzen." "Den haben wir gerade demonstriert bekommen!" knurrte Nick wütend. Er wurde immer noch von Armaros zurückgehalten und daran gehindert die in Samyazas Armen lehnende Alex an sich zu ziehen. Der Dämon lachte leise. "Nick, glaubst du wirklich, dass mein Herr sich und uns des täglichen Spiels mit euch Sterblichen berauben würde bevor die Zeit wirklich gekommen ist? Sei nicht naiv! Er hat dem Drängen der apokalyptischen Reiter nachgegeben und ihnen erlaubt ihre Macht über die Erde zu erproben. In Amerika - Nord und Süd - tobt Krieg. Wenn ihr den Fernseher anstellen würdet, dann würdet ihr sehen, dass zwischen dem südlichen und dem nördlichen Kontinent der offene Kampf ausgebrochen ist, denn dort herrscht seit heute der Krieg. In Asien und Ozeanien hat die Pest die Herrschaft übernommen und die Leute sterben wie die Fliegen an Krankheiten und in Afrika schwingt - wie seit Jahrzehnten oder besser Jahrhunderten - der Hunger das Szepter. Europa soll vom Tod bezwungen werden, denn Hunger, Pest und Krieg wären hier weniger wirksam." "Und was hat das mit uns zu tun? Mit Alex und mir?" fragte Nick bitter.
"Ihr habt Erfahrung mit Opferriten und ihr werdet es durch die gemachten Erfahrungen mit dem fertig zu werden was von euch verlangt wird. Wobei ich von dir eigentlich nur will, dass du dem Seelentausch zustimmst. Ich brauche für diese Aufgabe Yolotli, Nick, nicht dich!" "Und Itotia?" fragte Nick vorsichtig und sah zu Alex. Paymon schüttelte den Kopf. "Nein. Ich brauche hier Yolotli und Alex. In Tenochtitlan wird Yolotli sich zurückziehen. Bis zum Frühlingsbeginn kann er das tun." "Wieso? Ich liebe Alex und..." "Itotia ist ihre Zwillingsseele, Nick. Deine und Itotias schwingen absolut im Gleichklang, genauso wie Yolotlis und Alex Seele." "Was ist mit Alex und mir?" Nick war verwirrt und starrte von einem zum anderen. "In den anderen Konstellationen sind es 99% etwa. Ihr liegt also eigentlich auf der gleichen Wellenlänge, aber mit kaum spürbaren Abweichungen." Armaros hatte das so nüchtern wie möglich gesagt. Nick zuckte zusammen. "Sie gehört gar nicht zu mir?" fragte er wie betäubt. "Doch, in dieser Zeit ist Itotias Seele nicht gebunden und zu aztekischer Zeit Alex Seele nicht. In dieser Zeit seid ihr das ideale Paar." erklärte Belial. "Und wovor hast du Angst, wenn ich dir versichere, dass Yolotli sich von den Opferungen zurückziehen kann und wird?" "Nein, bitte nicht..." wimmerte Alex.
Samyaza seufzte. "Er wird es erfahren - auf die eine oder andere Weise, Alex. Entweder wirst du es ihm erzählen müssen oder er wird es in Yolotlis Erinnerungen sehen." "Was werde ich sehen?" fragte Nick angstvoll. "Ich kann nicht..." flüsterte Alex. "Soll ich es ihm erzählen, Alex?" Bevor sie antworten konnte, befahl Paymon: "Tu es, Samyaza! Wir haben nicht so viel Zeit, dass uns das an der Erfüllung unserer Aufgabe hindern darf!"
Nick wurde von Armaros zum riesigen Sofa geschoben und zum Sitzen gezwungen, während Samyaza Alex bändigte, die sich zu wehren versuchte.
"Nick, Alex Seele ist die stärkere, genauso wie die von Yolotli, die kaltblütigere, die Seele, die tut was getan werden muss, während Itotias und deine zögern können. Eine Frau, die einem Priester bestimmt ist, kann sich bei den Azteken seiner würdig erweisen indem sie ihm zur Seite steht, während der Weihe - tatkräftig..." Nicks Blick flog zu Alex. "Sie hat ihn unterstützt, Nick. In Itotias Körper hat Alex getan, was getan werden musste und Yolotli bei der Häutung des Frühlingsopfers geholfen. Er hat die Haut übergestreift und die beiden haben ihre Hochzeitsnacht miteinander verbracht - oder besser Itotias und Yolotlis, aber das ist in gewisser Weise Haarspalterei."
Alex wagte nicht Nick in die Augen zu sehen. "Du hast wirklich... Oh mein... Alex!" flüsterte Nick ungläubig. "Das schreckt dich nur im ersten Moment ab! In Yolotlis Körper wird deine Seele lernen damit zurecht zu kommen!" Paymon klang fast sachlich als er das sagte. "Belial, Armaros, Samyaza und - wenn der Krieg ihn entbehren kann - Gadreel, werden euch offiziell unterstützen; bei der Auswahl von Opferstätten, der Requirierung notwendiger Artefakte für die Initialisierung des Kultes den der Tod wünscht und der Auswahl von Opfern. Das wird vor dem Tod ihre Aufgabe sein. Doch andererseits werdet ihr einen Weg finden müssen den Tod zu besiegen und auch darin werden die vier euch unterstützen. Es gibt im Christentum ein Trinitatisches Gottesbild - und so müsst ihr auch ein dreifaches Mittel zur Bekämpfung des Todes finden! Belial wird als euer Sekretär an eurer Seite stehen, Armaros wird deine Seele stützen bis du dich entscheidest mit Yolotli zu tauschen, Nick. Samyaza wird vor allem Alexandra den Gebrauch hiervon lehren..."
In Paymons Hand erschien ein schweres Buch. "Dies ist dein neues Grimoire, meine Liebe." Er reichte es Samyaza. "Und es öffnet sich nur für deine Lehrer und für dich, Alexandra! Du wirst eine sehr mächtige Hexe werden und ich würde dir raten, die Zeit zu nutzen! Ich habe auch um andere Hilfe ersucht und hoffe, dass dieser Anfrage an oberer Stelle..." er wies mit dem Finger zum Himmel, "nachgegeben wurde. Das wird sich irgendwann jedoch zeigen. Ich muss jetzt nach Afrika."
Damit verschwand er.
"Ich verstehe das alles nicht..." flüsterte Nick verwirrt. Er starrte Alex an. "Das was sich gerade abspielt, Kleiner, ist nicht das Weltende, sondern nur eine kleine Warnung und wie es dein Schicksal gerade will, hast du die Möglichkeit diesen Teil der Welt zu retten und ironischerweise sowohl den Willen des Himmels als auch den der Hölle zu erfüllen." erklärte Armaros ihm spöttisch.
Im Raum begann es zu flimmern. "Ach du unheilige..." begann Belial und Armaros und Samyaza wichen ein wenig zurück. Im Raum erschien ein Engel. Sprachlos starrte Alex ihn an. Ein sanftes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. "Fürchte dich nicht, Alexandra. Ich bin Sariel, einer der Erzengel und ein Engel des Todes und der Heilung." sagte er sanft, wandte sich zu Nick um, trat zu ihm und legte ihm eine Hand auf den Kopf. "Deine Seele ist genauso rein wie die von Alexandra. Dein Gott liebt dich, Nick Boyle, und er führt deine Hände und hält deine Seele nah bei sich." sagte er tröstend. "Und nun schlafe..." Er nickte Armaros zu, der den in sich zusammen sinkenden Nick Boyle auf seinen Arm hob und mit ihm verschwand.
"Ihr werdet Katherine Corrigan hier benötigen, denn im Gegensatz zu dir und Nick sind ihre und Icnoyotls Seele identisch - zwei gleiche Seelen, völlig identisch und es gibt nur wenige solcher Seelen von denen immer je zwei vollkommen zueinander passen - und eine dieser Seelen die zu Katherines passt ist hier in Paris und die andere in Itzel, dem Verlobten von Icnoyotl, der zum nächsten Frühling in den Rang eines Opferpriesters aufsteigen soll. Und ihre andere Seelenhälfte, hier in Paris, studiert Theologie. Der junge Mann wird euch helfen - und seine Seele besitzt die notwendige Stärke neben ihr in jeder Zeit bestehen zu können!" wandte Sariel sich wieder an Alex. Er reichte Belial ein Etui. "Gib das Katherine. Sie wird wissen was damit zu tun ist!" sagte er, bevor er Alex erneut ansah. "Verzage nicht, Alexandra, Gott liebt dich, du bist seine Tochter und er wird dich nicht verstoßen. Du handelst aus Liebe, nicht aus Eigensucht. Er gab dir die nötige Stärke um auch diese Prüfung zu bestehen und notfalls Nick die Stärke zu geben die notwendig ist." "Ihr solltet gehen, Herr..." murmelte Belial. "Wenn Ihr euch zu lange hier aufhaltet wird der Tod etwas merken..." Sariel nickte und verschwand.
"E...ei... ein Erzengel?" keuchte Alex ungläubig. "Ja, zweifellos eine Anerkennung der Treue von König Paymon zu unserem Herrn... Alex. König Paymon gilt als einer der treusten und loyalsten Paladine der Finsternis. Die Anfrage um Unterstützung aus dem Himmel kam von unserem Herrn, Lucifer, aber er hat sie von jemandem übermitteln lassen, dem beide Seiten Respekt entgegenbringen, denn er hat sich entschieden und ist loyal. Das kann man nur von wenigen von uns sagen." "Aber wieso ein Engel des Todes?" fragte Alex.
"Hunger, Krieg und Pest sind leichter zu besiegen als der Tod, denn nicht jeder Mensch kennt Hunger, Amerika lernt erst jetzt Krieg auf eigenem Boden kennen und die Pest fürchten viele, aber alle sind dem Tod untertan, denn Krieg, Pest und Hunger enden im Tod. Die Lösung für einen Sieg gegen ihn wird im Glauben liegen. Einen Engel des Todes zu schicken wo der Tod besiegt werden soll ist fast Ironie." murmelte Belial erklärend. "Und sowohl König Paymon als auch der Erzengel Sariel waren von deiner Stärke angetan, Alex. Und nicht umsonst wurden Gadreel, Armaros und Samyaza gesandt - sie alle sind gefallen weil sie eine Schwäche für sterbliche Frauen hatten und nur der Tod hat beschlossen, dass er auch eine Hohepriesterin will, denn der Krieg ist zu Frauen grausamer wenn er Männern die Macht bringt, Frauen verzichten eher auf Brot um es ihren Kindern zu geben und Frauen sind zwar stärker wenn es um Schmerz geht aber oft haben sie einer Krankheit weniger entgegen zu setzen. Andererseits bringen Frauen Leben hervor - in Kombination mit einem Mann. Also hat der Tod sich für ein Paar entschieden."
"Na ja... Gadreel hat den Menschen auch die Kriegskunst beigebracht..." ließ Samyaza sich leise vernehmen. "Und du die Zauberei! Darum wirst du Alex ja auch unterrichten!" ließ der wieder auftauchende Armaros sich vernehmen. "Ich wollte damit nur sagen, dass er dazu neigt Frauen grausamer zu behandeln..." Armaros schnaubte leise. "Als ob es nicht grausam genug wäre eine Frau ein Kind von einem von uns austragen zu lassen, das so gefährlich ist, dass es seinesgleichen sucht! Alex wird dich und mich nicht sympathischer finden als so. Vielleicht schenkt sie uns ihre Freundschaft, Samyaza, aber niemals ihre Liebe."
"Armaros, schwatz nicht lange. Du wirst Katherine Corrigan hierher holen! Sie müsste im Legat auf Angel Island sein!" Der Dämon grinste Belial an. "Oh ja, die Wahl dich zum Sekretär zu ernennen war ideal." "Verschwinde!" knurrte Belial.
Gleich darauf klingelte Alex neues IPhone. "Geh bitte ran. Das wird Armaros sein. Vermutlich hat er es nicht geschafft Kat davon zu überzeugen, dass wir sie hier brauchen." Alex drückte zögernd auf die Taste und gleich darauf hörte sie Armaros: "Mylady, Katherine Corrigan-Rayne würde gern von Ihnen hören, dass sie in Paris gebraucht wird." und gleich darauf war Kat am Telefon: "Alex, was ist bei euch los? Irgendwas ist in Washington passiert und jetzt ist hier Ausnahmezustand. Irgendwas von wegen Südamerika habe den USA den Krieg erklärt und so!" "Ja, das habe ich gehört, aber Kat... Armaros ist... Frag Derek nach einem Erzengel namens Sariel und..." "Alex? Ich bin hier." Die ruhige Stimme von Derek erklang. "Was ist bei euch in Paris geschehen und was hat das mit einem Todesengel zu tun?" "Derek, Kat, das was gerade passiert ist so eine Art "Testphase" oder "Heimsuchung". Die Hölle hat die..."
Belial räusperte sich. "Darf ich?" fragte er leise. "Aber das kann dir jemand anderer besser erklären..." sagte Alex hastig. Vorsichtig nahm Belial ihr das Telefon ab, stellte die Mithörfunktion an und wies Armaros an das selbe zu tun, dann stellte er sich kurz vor und erläuterte was geschehen war. "Gegen den Krieg, Praeceptor, gibt es nichts was Sie oder das Legat tun können, außer die wirklich gefährlichen Artefakte unter Verschluss zu halten - wobei wir vielleicht eins brauchen werden - aber dann melden wir uns. Da Alexandra und Nick nicht die notwendige theologische Bildung haben, brauchen wir - laut Sariel, der jedoch nur "beratend" da sein kann - Katherine, Ihre Tochter, denn hier in Paris studiert jemand den sie - laut Sariel - unbedingt kennen lernen sollte und der Theologie studiert. Außerdem brauchen wir sie hier um Nick gegebenenfalls zu einem Tausch mit Yolotli zu zwingen - sollte es notwendig werden." "Wohin wird Kat gebracht?" wollte Rachel wissen. "In den Boulevard Hausmann 13 - und Sie brauchen gar nicht nachzusehen Mrs. Corrigan-Rayne: In Einleitung zu diesem "Projekt" ist der Boulevard komplett umstrukturiert worden und die Hausnummer 13 nimmt eine ganze Straßenseite ein." "Aber... da haben doch hunderte von..." "Der Tod ist sehr gründlich, Katherine! Aber er ist auch sehr überheblich und hier wärst du relativ sicher - zumal du dich notfalls auch in Icnoyotl zurückziehen kannst." unterbrach Belial sie fast sanft. "Und ich glaube, deine Eltern kommen momentan auch ohne dich zurecht, während Alexandra und Nick dich hier wirklich brauchen können."
Kat räusperte sich. "Okay... ich komme... Ich muss nur noch meine Sachen packen und..." "Das ist nicht nötig. Es ist bereits eine Suite für dich hergerichtet und mit angemessener Kleidung ausgestattet worden, Katherine, genauso wie es auch für Alexandra und Nick geschehen ist. Halte den Abschied bitte möglichst kurz. Das Legat auf Angel Island wird geschützt werden und du wirst deine Eltern wiedersehen - unversehrt." Zögernd stimmte Kat zu - und kurz darauf stand sie mit Armaros im Raum.
"Alex!" rief sie und umarmte ihre viel ältere Freundin, die die Umarmung erwiderte. "Wo ist Nick?" "Sariel hat ihn in einen Heilungsschlaf versetzt, Catherine Reynard, herzlich willkommen im Palais der Grande-Prêtresse und des Grand-Prêtre in Paris. Da La Grande-Prêtresse um eine eigene Sekretärin ersucht hat, Mademoiselle Reynard, sind Sie hier damit ich Sie auf Ihre Aufgabe vorbereiten kann." informierte Belial sie möglichst sachlich. "Catherine Reynard? Was soll das?" Belial lächelte. "Miss Corrigan-Rayne, der Praeceptor, Ihr Stiefvater hat genauso einen Ruf wie Sie selbst. Katherine Corrigan-Rayne ist ein Name den jeder von uns schon gehört hat. Und da Sie die Tochter von Dr. Rayne sind, dachte ich, Reynard sei ein angemessener Name und Catherine ist die französische Form Ihres Vornamens, Mademoiselle." "C'est fou, je ne parle pas francais!" antwortete Kat und starrte Belial und Alex verwirrt an. "Vous parlez Francais, Mademoiselle Reynard!" antwortete Armaros belustigt. Belial grinste. "Auch wenn es von... unserer Seite kommt, Mademoiselle: Sie sprechen Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Deutsch und Russisch genauso fließend wie Englisch und Finnisch und Ungarisch halbwegs fließend. Außerdem finden sie sich in verschiedenen osteuropäischen Sprachen ebenso zurecht wie in - wobei darauf Fürst Sariel und seine Seite bestanden haben - Aramäisch, Hebräisch, Altgriechisch und Latein. Letzteres dürfte Ihnen die Bekanntschaft mit Ihrem... Gefährten erleichtern." Kat seufzte. "Irgendwie finde ich das unheimlich - und ich bin es gewohnt, Kat genannt zu werden."
Samyaza lächelte spöttisch: "Oder Chalchiuhnenetzin - zumindest von deinen aztekischen Freunden..." Kat errötete. "Das... so hat mich nur Yaotl genannt - und so nennen mich nur... die... Itzpapalotl, Xochiquetzal oder Huitzilopochtli..." Der Dämon zog eine Augenbraue hoch. "Kat wäre zu auffällig." bemerkte Belial. "Wobei man aus dem aztekischen Namen fast sowas wie Charleene ableiten könnte... und..." "Nein, dann lieber Catherine... aber wie soll ich Sie nennen - und außerdem... Ich bin gerade mal 14. und sollte in der Schule sein." Belial lächelte. "Du kannst mich Belial nennen, Kat. Und anders als die Episode mit den aztekischen Priestern wird dieses dauern. Eine Woche wird nicht reichen, auch wenn ich es bei allem was mir unheilig - und ja auch heilig ist, und wegen des Gleichgewichts der Kräfte wünschen würde. Vieles wird sich innerhalb des nächsten Monats verändern. In Amerika wird es unmöglich werden zur Schule zu gehen und auch hier... irgendwie... Und einen Teenager zur Sekretärin der Hohepriesterin auszubilden und ihr eine Bildung angedeihen zu lassen die weit über das Schulsystem hinaus gehen kann und wird, die eine menschliche Schule bieten kann, Kat... Was könnte überzeugender wirken wenn es darum geht vorzugeben, dass wir hier sind um den Tod gewinnen zu lassen?" Armaros legte eine Hand auf Kats Schulter. "Glaub mir, wie lange es auch dauert, du wirst von jedem Tag profitieren. Die Sprachen werden dir erhalten bleiben und du wirst Astrologie und Astronomie erlernen, Magie und Kriegskunst, Strategie, Selbstverteidigung... Du wirst weit über deinen Altersgenossinnen sein, wenn das vorbei ist."
Kat sah ihn traurig an. "Das bin ich irgendwie schon seit damals... seit Irland... und umso mehr seit Mama und ich mit dem Legat zu tun haben."
Belial legte tröstend einen Arm um ihre Schulter. "Dann werden wir dich auch lehren müssen wie du dein Wissen verbirgst und jederzeit vorgeben kannst ein fröhlicher Teenager zu sein den nichts von seinen Altersgenossen unterscheidet. Hab keine Sorge Catherine, Nick - oder vielleicht Yolotli - und Alex werden die nächsten Wochen sowas wie Eltern für dich sein und wir sowas wie deine Hauslehrer, deine Trainer und vielleicht irgendwann eine Art von Onkeln - auch wenn dein Stiefvater sich wahrscheinlich die Haare raufen wird, wenn er das erfährt." neckte er sie. Kat lächelte.
"Bringt Kat auch die Kunst der Verführung bei. Xochiquetzal hat sie schon reich beschenkt, aber bringt das zur Perfektion! Kosmetikkenntnisse, Flirttechniken, alles was dazu gehört." ordnete Belial an und sah zu den zwei Dämonen. "Wird mir ein Vergnügen sein..." murmelte Armaros. "Du hast eine Woche, Catherine. Eine Woche bevor ich mit dir an die Sorbonne gehen werde um an der theologischen Fakultät Opfer für die erste öffentliche Inszenierung auszuwählen. Ich hoffe, dass du dann deine andere Hälfte findest, damit wir den jungen Mann schnellstmöglich aus der Gefahrenzone bekommen." "Ich soll was?"
Sie sah Belial entsetzt an. Der Dämon umfasste ihr Kinn. "Katherine! Du weißt, dass du stark bist! Du hast das Häuten der Schweinehälfte hinbekommen, dein Geist ist nicht gebrochen als du die Haut tragen musstest und du bist auf der Spitze des Templo Mayor nicht angewidert geflüchtet als Yolotli das Opfer vollzogen hat! Außerdem kennst du dich auch mit altägyptischen Riten aus, von damals als die Fundstücke aus den Grabbeigaben in der Legatsdependance in Kairo gelandet sind!" Kat sah zu Boden. "Du hast mit so vielem kämpfen müssen, Kat, du hast in deinem jungen Leben schon mit manchem Dämon zu tun gehabt - zugegeben, vielleicht nicht mit so mächtigen wie den Apokalyptischen Reitern, beziehungsweise dem Tod oder welche im Rang von Samyaza, Armaros, Gadreel und mir, aber trotzdem bist du aus den Versuchungen und Anfechtungen stets siegreich hervorgegangen! Und jetzt darfst du sogar mit dem Wohlwollen des Himmels Magie lernen." Er zwinkerte ihr aufmunternd zu.
"Samyaza, würdest du Mademoiselle Reynard bitte in ihre Gemächer bringen und sie in das Portalsystem einweisen?" "Aber natürlich." Er reichte Kat eine Hand. "Mademoiselle..." sagte er und küsste die Hand Kats bevor er verschwand - mit ihr.
"Portalsystem?" fragte Alex Armaros und Belial überrascht. "Ja. Der Boulevard Hausmann ist nicht nur fünf oder sechs Meter lang, Alex. Wie würdest du von einem Ende zum anderen kommen wollen ohne stundenlang treppauf und treppab laufen zu müssen oder das Gebäude zu verlassen? Wir haben uns zwar bemüht, die Gebäude auf allen Ebenen zu verbinden, aber das ging nicht immer. Also haben wir fortgeschrittene Technik eingebaut. Catherine und du und auch vielleicht Nick, ihr werdet sie nicht unbedingt brauchen, aber spätere Mitarbeiter vielleicht." "Spätere Mitarbeiter?" Belial nickte. "Das wird sich aber alles zeigen wenn es soweit ist. Bis dahin wird Armaros dich erst einmal in das System einweisen, damit du schnellstmöglich dorthin gelangst wohin du willst, denn Nicks und deine Suite liegen beispielsweise an den verschiedenen Enden des Gebäudes." Verblüfft sah sie Belial an. "Wieso das denn?" "Nun, wir sollten doch schicklich bleiben, nicht wahr? Immerhin seid ihr nicht verheiratet!" Alex grinste. "Wir leben nicht mehr im 18. Jahrhundert!" "Aber in einem anständigen Haushalt!" knurrte Belial. Armaros kicherte hinter ihr, zog sie aber mit sich aus dem riesigen Wohnzimmer. Im Korridor sah sie eine seltsame Schalttafel, aber Armaros nahm ihren Arm und legte einen breiten Armreifen um den Unterarm auf dem seltsame Symbole waren. "Das ist momentan dein Zugangssystem, solange es noch nicht über Magie funktioniert. "Streiche mit der Hand darüber und denke daran, dass du in deine Suite willst. Dort wartet auch dein Grimoire. Du solltest es studieren, dann wird es Samyaza und mir leichter fallen dich zu unterrichten."
Alex konzentrierte sich auf ihr Zimmer und spürte, wie sie davongetragen wurde. Sie hörte Armaros leise fluchen als sie sich in ihrem Zimmer im Haus der Luna Foundation auf Angel Island wiederfanden. "Verdammt, Alexandra! Paris, nicht San Francisco!" schnaubte er und brachte sie kurzerhand selber zurück nach Paris, wo er ihr in ihrer Suite hastig den Armreif herunterriss. "Bei allen Dämonen, Alex! Setz nicht deine verdammten übernatürlichen Fähigkeiten ein!" fluchte er und warf den Armreif auf eine Kommode, bevor er in die Luft griff und ein Amulett an einer Kette zutage holte, das er Alex umhängte. "Wenn du irgendwo hin musst, wirst du mich damit rufen! Dich mit dem Portalsystem umherschwirren zu lassen ist viel zu gefährlich!"
Alex Blick fiel auf das Grimoire. "Mach es dir zu eigen, Alex." Sie ging darauf zu und berührte es. "Was ist das für ein Leder?" fragte sie als sie über den Einband strich. "Öffne es." Sie gehorchte. Das Pergament der Seiten war sehr fein. Fasziniert berührte sie die sorgfältig beschrifteten, mit Gold und Silber verzierten Seiten auf denen kunstvolle Initialen teilweise schon den Zweck des Zaubers zeigte. "Gefällt dir das Geschenk unseres Herrn, Alex?" fragte Armaros sanft. Hastig schlug sie es zu. "Ich will keine Hexe werden!" Er lächelte. "Es würde ein Anthropologie-Studium extrem aufwerten und täusche dich nicht, Alexandra, du bist eine Tochter des Allmächtigen und wirst es immer sein, aber als du auf der Spitze des Templo Mayor die Obsidianklinge ergriffen hast, war entschieden, dass du ein Bindeglied sein wirst und beide Seiten dich lehren werden! Wenn das ganze hier vorbei ist, Alex, werden Samyaza und ich dich wahrscheinlich immer noch Magie lehren, aber der Himmel wird ebenfalls Lehrer senden."
Alex zitterte. "Nein, du brauchst keine Angst haben, Alexandra. Du, Nick und Kat ihr werdet einfach von beiden Seiten Hilfe erhalten. Stell dir vor, ihr seid ein kleines Völkchen, mitten im kalten Krieg und werdet sowohl von der Nato als auch vom Warschauer Pakt protegiert. Und jetzt öffne das Grimoire und sieh es dir an." Alex Hand gehorchte zögernd. "Welchen Zauber willst du lernen?" Sie sah hoch. "Kann man... gibt es einen Zauber der Yaotl daran hindert jemals wieder Zugriff auf Dereks Geist zu erhalten?" Armaros lächelte. "Ja, den gibt es..." Er trat an ihre Seite und schlug eine Stelle im Grimoire auf. "Aber dazu wirst du Rachels Hilfe brauchen, denn das geht in Richtung Sexualmagie und die kann nur sie mit dem Praeceptor, ihrem Ehemann vollziehen! Und wenn sie ihn genug liebt, dann wird sie es unter Katherines und deiner Anleitung tun!" "Was ist das für Pergament?" "Was glaubst du, woraus es gemacht ist?" Alex zuckte die Schulter. "Komm schon, dein Körper erinnert sich vielleicht nicht, aber dein Geist kennt diese Textur... sehr feinporig, sehr zart..." Entsetzt keuchte Alex auf. "Das ist menschliche Haut, nicht wahr?" flüsterte sie. "Ja, dieses ist die Haut von Jungfrauen, die unschuldig der Hexerei bezichtigt wurden. Haut von Mädchen, nicht viel älter als Kat, gerade an der Schwelle zur Frau." "Ich will dieses Grimoire nicht!"
"Doch König Paymon hat es dir übergeben. Es ist das zweitmächtigste und -wertvollste Grimoire das existiert und du kannst es nicht zurückweisen! Es ist das Unterpfand dafür, dass es in Zukunft Absprachen geben wird und seine Magie wird dich und Nick über die normale menschliche Zeitspanne führen... Akzeptiere dein Schicksal, Alexandra." Er öffnete eine Tür. "Dein Schlafzimmer. Soll ich Lucille rufen oder kommst du allein zurecht?" "Es geht allein, danke." murmelte sie und schloss die Tür ihres neuen Schlafgemachs hinter sich. Ein riesiges prächtiges Himmelbett stand im Raum. Alex griff zu dem seidenen Nachthemd, zog es an und legte sich zur Ruhe.
Fast augenblicklich nachdem sie eingeschlafen war, fühlte sie einen männlichen Körper neben sich, einen vertrauten Körper. "Nick, ich dachte du bist am anderen Ende des Komplexes..." murmelte sie. Ein leises Lachen erklang. "Alex, meine Cuaxolotl, bist du es wirklich wieder? Nach so langer Zeit?" fragte Yolotli zärtlich und schloss sie in seine Arme. Itotias Augen blickte ihn an und doch wusste der junge aztekische Priester genau wen er in den Armen hielt. "Wie geht es dir und Nick? Was machen Derek, Rachel und Chalchiuhnenetzin - ich meine Kat? Wie geht es euch in San Francisco?" fragte er. "Nick wehrt sich standhaft zu wechseln und ich habe mich so nach dir gesehnt." Alex schmiegte sich an ihn und berichtete stockend, dass sie momentan gar nicht im Legat, sondern in Paris waren und von den Geschehnissen dort.
"Nick wird wahrscheinlich von Kat gezwungen werden müssen zu tauschen, denn... er hat Angst davor, dass er hier Menschen wird töten müssen und... Oh Yolotli, es war alles zu viel für ihn und... ich wollte nicht und will eigentlich immer noch nicht, dass er mit dir wieder die Seele tauscht. Nicht weil ich nicht bei dir sein will, aber Nick wird mich verachten, wenn er in deinen Gedanken und Erinnerungen den Tag des Frühlingsopfers sieht." "Wieso sollte er das tun? Du hast Itotia gegenüber ihrer Familie Würde gegeben. Ich war unendlich stolz dich an meiner Seite zu haben und obwohl ich Itotia geheiratet habe, so war das für mich nur körperlich, meine Seele hat dich geheiratet. Und Nick und sie haben sich auch nicht zurückgehalten, da bin ich mir sicher." Sie schüttelte den Kopf. "Nein, haben sie nicht..." "Ich werde versuchen Nick zu überreden und in dieses Paris kommen. Lass mir zwei Tage Zeit um mit meinem Schwiegervater zu reden, damit Nick keine Opfer vollziehen muss und dann werde ich vorsichtig beginnen ihn zu überreden, obwohl er verdammt gut darin ist mich zurückzudrängen. Und du solltest keine Angst haben. Du hast doch erzählt, dass Nick weiß, dass du an meiner Seite gestanden hast. Hier wird er sehen welch positive Konsequenzen das hatte, für Itotia, die ihn sehr mag."
Der nächste Morgen brach an. In Tenochtitlan verabschiedete Yolotli Alex Seele liebevoll bevor sie sich in ihren eigenen Körper zurückzog - und in Nicks Bett aufwachte. Ihr Geliebter musterte sie. "Du bist es, nicht wahr, Alex?" fragte er sanft. Sie nickte. "Armaros hat dich gestern Abend schlafend neben mich gelegt und... es..." Er errötete, was für ihn eher untypisch war. Alex lächelte. "Ich war bei Yolotli, mein Schatz. Er wird mit seinem Schwiegervater reden um die Opferungen für sich auszusetzen damit du gefahrlos wechseln kannst. Er wird sich bei dir... na ja, irgendwie melden." "Ich weiß schon wie es sein wird, dieses "sich melden". Er redet in Gedanken mit mir und dann fragt er, ob er... ob wir tauschen. Ich habe ihn bisher immer zurückgedrängt, weil ich das Gefühl hatte es würde mich schwächen, wenn ich mich nur mit ihm unterhalte. Er hat sich immer nach dir erkundigt, nach uns allen im Legat. Manchmal habe ich das Gefühl, als sei er ein Teil - von mir und von uns allen." "Dann wirst du diesmal nachgeben?" fragte Alex leise. Nick seufzte. "Ja, ich werde wechseln." gab er nach und küsste sie.
Leises Räuspern unterband weiteres. "Ich dachte, du hast über Nacht deine Freude mit Itotia!" erklang Armaros Stimme belustigt. Nick war sichtlich verlegen. "Ich bringe Alexandra in ihre Gemächer zurück und dann werden Lucius und Lucille sich eurer annehmen." Ohne Rücksicht auf Alex Schamgefühl hob er ihren nackten Körper aus dem Bett und verschwand. Lucille schlug die Hände über dem Kopf zusammen. "Madame! Unbekleidet in den Armen von... C'est incroyable!" rief sie entsetzt. Sie sah Armaros verärgert an. "Wird Madame einen Keuschheitsgürtel tragen müssen?!" Der Dämon grinste. "Nein, sie war nur bei ihrem zukünftigen Mann." antwortete er, zwinkerte Alex zu und verschwand. Lucille beförderte Alex mit einem verärgerten Gesicht ins Bad wo sie ihr erst einmal die Leviten las, bis die ihr das untersagte. In ein elegantes Chanel-Kostüm gekleidet berührte Alex den Anhänger und gleich darauf stand Armaros vor ihr. "Dann kann ich dich ja jetzt zum Frühstück bringen..." meinte er. "Du siehst übrigens sehr elegant aus."
In einem großen Speisesaal saßen Kat und Nick bereits am Tisch. Belial diskutierte mit beiden. "Catherine hat ihren Namen auch geändert! Nick ist nicht würdevoll! Nicholas wäre die naheliegendste Variante die sowohl französisch als auch englisch ist!" "Wieso soll Alex ihren Namen nicht ändern?" "Weil Alexandra würdevoll ist! Nick ist es nicht! Außerdem kannst du dich wehren wie du willst, laut deinem neuen Pass bist du Duc Nicholas Boyle de la Grâce!" Belial lächelte Alexandra zu. "Und du, Alex: Duchesse Alexandra Moreau de la Grâce." Verblüfft sah Alex ihn an. "Wieso das?" Belial lächelte. "Weil es wohl doch mehr als würdig ist, wenn die Hohepriesterin und der Hohepriester des Todes einen Adelstitel tragen - und keine der alten Familien wird euch schneiden, vertraut mir..." "Darum geht es nicht! Und wieso de la Grâce - der Gnade?" "Weil viele Gnade von euch erwarten werden, Alexandra - die Gnade des Todes..." Belial räusperte sich und dann sagte er: "Wenn Madame nun bitte frühstücken würden, Samyaza wird danach mit dir und Catherine Magie trainieren. Eure Grimoires wurden bereits in das Übungszimmer gebracht." Er nickte Kat zu. "Für dich ist übrigens ebenfalls ein sehr wertvolles Grimoire geschickt worden." Kat wurde blass. "Ich... nein,..." "Kat, habe ich dir nicht versichert, dass du die Magie mit vollem Einverständnis beider Seiten lernst?" unterbrach Belial sie sanft. Kat sah traurig zu Boden. "Kat - es gibt einen Zauber mit dem wir Derek vor Yaotl schützen könnten." flüsterte Alex liebevoll. Der Teenager sah freudig hoch. "Wirklich?" Alex nickte und Armaros raunte Kat ins Ohr: "Ich habe ihn ihr gestern im Grimorire gezeigt."
"Und was habe ich derweil zu tun?" fragte Nick missmutig. "Gadreel ist heute Nachmittag zurück - er wird Nahkampftraining und Strategieschulungen mit dir machen. In drei Tagen wirst du zustimmen der Hohepriester zu werden und mit etwas Glück wird dann bereits kurz darauf Yolotli übernehmen." Nick lachte bitter. "Ich werde also auf die Reservebank geschickt - wunderbar!" Belial blickte ihn scharf an. "Nein, du vergisst, Nick, dass Yolotli durchaus weiß, dass du Soldat bist - sogar ein begabter Soldat! Es stehen demnächst wieder Blumenkriege an und Acacitli, Itotias Vater, kann sicher dafür sorgen, dass du die Truppen anführst - wirst du dich dann besser fühlen, Nick? Töten im Krieg und Gefangene machen ist für dich besser?" Wortlos erhob der Sicherheitschef des Legates von San Francisco sich und verließ den Raum.
Alex wollte ihm nach, doch der hinter ihr auftauchende Samyaza hielt sie zurück. "Lass ihn! Er wird sich beruhigen. Er ist momentan aufgebracht, weil er das Gefühl hat, das er überflüssig ist, aber das ist er nicht, Alex. Und das wird er in Tenochtitlan lernen. Außerdem wird Gadreel ihm zeigen wie er unauffällig das Genick eines Opfers bricht, eine Sekunde bevor er das Herz herausschneiden muss - falls er doch ein Opfer für Huitzilopochtli bringen muss, sollte es länger dauern eine Lösung zu finden." Auf eine Handbewegung von ihm schwebte ein voller Teller mit Rührei, Speck, Frühstückswürstchen, Toast und zu Alex Überraschung auch Meeresfrüchten zum Tisch um vor ihr zu landen." "Und jetzt iss! Wir haben ein anstrengendes Training vor uns. Heute Nachmittag kommt die Masseuse und ihr werdet zurecht gemacht, Kat und du. Ihr werdet beide merken, dass ein Spa-Nachmittag sich gut anhört, aber ebenfalls anstrengend sein kann."
Die nächsten zwei Tage vergingen; Nick schmollte in gewisser Weise, ließ sich zwar beim Essen sehen, aber vermied sonst die Gesellschaft der anderen. Gadreel schnaubte - nachdem sein Schüler wieder einmal den Raum verlassen hatte, gleich nach dem Essen - verärgert: "Er ist echt begabt, aber momentan verhält er sich wie ein kleiner beleidigter Junge!" Samyaza grinste. "Ich vermute mal, wenn er in den Armen von Itotia liegt wird das schnell vergehen." "Wie weit ist Nicholas? Wird er den Blumenkrieg führen können, Gadreel?" fragte Belial. "Er ist gut, nur beleidigt. Diese kleinen Geplänkel sind für ihn kein Problem und er wird sich damit besser fühlen als mit den Opferungen, da bin ich mir sicher." Belial nickte. "Sehr gut. Wie machen sich Catherine und Alexandra, Samyaza, Armaros?" Die beiden Dämonen, die Magie unterrichteten gaben einen kurzen positiven Bericht. "Aber?" forschte Belial nach. Samyaza räusperte sich. "Alex redet sich ein, dass sie Probleme mit dem Pergament hat. Kat ist darüber hinweg." "Rede Alex die Probleme aus!" ordnete Belial an. Samyaza und Armaros grinsten.
"Morgen Abend will der Tod eure Antwort haben. Nicholas wird zustimmen, das stellt Gadreel sicher, es sei denn bis dahin hat Yolotli alles..." Er sah auf als Nick eintrat. "Nicholas?" fragte er überrascht. "Nein, wenn dann Nick, aber... es sei denn mir ist etwas entgangen..." Alex lächelte. "Hallo Yolotli - Nick hat also mit dir getauscht?" fragte sie liebevoll. Er eilte auf sie zu und legte seine Arme um Alex. "Woran hast du es gemerkt, meine Cuaxolotl?" Sie lachte leise. "Wenn ich es bisher nicht gewusst hätte, dann wüsste ich es spätestens jetzt." Belial lächelte, stellte die drei anderen Dämonen vor und befahl: "Kat, Alex, ab zum Magie-Training. Yolotli bekommt von mir derweil ein Briefing um ihn auf den Stand zu bringen den er braucht!"
Samyaza und Armaros reagierten augenblicklich und verschwanden mit den beiden Frauen. Erst zum Abendessen sahen sich alle wieder. Nick-Yolotli begrüßte Kat mit einer liebevollen Umarmung und einem freundlichen: "Grüß dich, Schwesterherz." Kat erwiderte die Begrüßung herzlich - aber auch ein wenig zwiespältig. Er lächlte. "Kat, ich werde wieder zurückgehen in meinen Körper. Du hast Nick bald wieder."
Der neue Tag brach an. Lucille und Lucius betraten gemeinsam das Schlafzimmer von Alex - in dem auch Nick-Yolotli die Nacht verbracht hatte. Diesmal hatte zu ihrer Überraschung die Kammerzofe nichts auszusetzen. Der Kammerdiener von Nick hatte sogar Kleidung für seinen Herrn mitgebracht und die zwei kleideten sie gemeinsam an. "Keine Zurechtweisung? Keine..." begann Alex spöttisch und wurde von Lucille erstaunt angesehen. "Wieso? Durchlaucht haben mit Durchlaucht Nicholas-Yolotli doch den Bund der Ehe geschlossen." antwortete sie. Überrascht, doch durchaus erfreut lächelte Nick-Yolotli Alex an.
Der Tod kam - wie Belial vorhergesagt hatte - am Abend. Totenstille machte sich plötzlich im großen Wohnzimmer breit. Das prächtige Blumenarrangement auf dem Tisch verwelkte in Sekundenbruchteilen. "Nun, Nicholas, Alexandra, wie lautet eure Entscheidung?" wollte der Tod wissen. " Nick-Yolotli erhob sich. "Alexandra und ich sind einverstanden. Ich werde die Opfer bringen und meine zukünftige Gemahlin wird mir zur Seite stehen, Hoheit." "Ah, sehr schön!" Der Tod klatschte erfreut in die Hände. "Ende der Woche möchte ich eine erste Opferungszeremonie haben - und dann jeden Freitag. Für die erste schwebt mir aber das ganze aztekische Programm vor: Herz herausreißen, Häuten, lebendig verbrennen - aber im Gegensatz zu den aztekischen Göttern sollen die Opfer das mitbekommen! Ich liebe es wenn sie um Gnade schreien! Und ich werde den Schmerz dieses Opferviehs hier in Paris und Europa lieben wenn sie ihre Kinder in Käfigen auf dem Place de la Bastille verhungern und elendig verenden sehen."
Der Tod kicherte boshaft. "Belial, sorge dafür, dass am Sonntag ein großer Ball gegeben wird. Die Menschen sollen den Herzog und die Herzogin de la Grâce gebührend ehren. Wer nicht kommt, kooperiert nicht und landet auf der Opferliste..." "Natürlich Hoheit. Wünscht Ihr, dass auf dem Bankett zum Fest das Fleisch der Opfer serviert wird?" fragte Belial. Der Tod überlegte einen Moment. "Oh nein, noch nicht - vielleicht würde es Spaß machen es nach Afrika zu exportieren... sie werden dort alles fressen was man ihnen vorsetzt und so noch tiefer und schneller der Verdammnis anheim fallen!" Er lachte gehässig.
"Ich werde es veranlassen." anwortete Belial emotionslos. Nick-Yolotli hatte Alex an sich gepresst um sie am Zittern zu hindern. "Außerdem soll Nicholas Opferpriester ausbilden. Für ein großartiges Frühjahrsopfer wie es mir vorschwebt braucht er Hilfe!" "Ich werde mich darum kümmern, Hoheit." versprach Nick-Yolotli. Alex kannte ihn - beide, Nick und Yolotli - gut genug um zu sehen, wie sehr er mit seiner Wut kämpfte. Der Tod verschwand in gespenstischem Nebel.
"Das Fleisch der Opfer? Er will Menschenfleisch nach Afrika...?" Alex würgte leise. "Das ist gnädiger als hier Gästen das Fleisch von Verwandten, Freunden oder Bekannten zu servieren, oder? Außerdem setzt der Tod auf die Angst, nicht auf Verrohung." sagte Belial leise. "Hättest du das nicht einfach verschweigen können?" "Alex, er wäre spätestens am Freitag selbst auf die Idee gekommen - und vielleicht sogar auf noch widerlichere Ideen, wie gleich Suppe aus den Opfern kochen zu lassen oder so!" Samyaza legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. Nick-Yolotli küsste sie sanft auf die Wange. "Die Opferungen - obgleich sie pervertiert werden, in meinen Augen - weil sie in nicht - wie in den meisten Fällen bei uns... ich meine in Tenochtitlan - freiwillig sind und als Ehre gelten und außerdem die Opfer auch noch schreien sollen - werde ich übernehmen. Du, meine Cuaxolotl, musst nur anwesend sein." flüsterte er. "Zeige deine Stärke."
Kat betrat das Wohnzimmer. "Catherine, wir werden Mittwoch und Donnerstag an der Sorbonne die ersten Opfer auswählen." informierte Belial sie. Der Teenager zuckte zusammen, nickte jedoch tapfer. "Hab keine Angst, du wirst deine andere Hälfte finden." tröstete Belial sie. "Du wirst mich nur die ersten Male begleiten müssen, Catherine."
"Du solltest deinen Schwiegervater Acacitli bitten dir zur Seite zu stehen, bei der Ausbildung der Priester." "Belial - diese Zeit ist anders. Wer wird...?" Gadreel schnaubte leise. "Es gibt genug Sadisten auf der Welt, Kleiner. Die zwanzig Jahre Erfahrung deiner Seele dürften dir doch schon bei deinem Bruder gezeigt haben, dass es damals welche gab. Wieso glaubst du, sollte das heute anders sein?" Nick sah von einem zum anderen. "Und wenn ich Acacitli rufe - der nicht sadistisch wie Yaotl ist, auch wenn Kat das vielleicht glauben könnte, weil sie ihn auf dem Templo Mayor in Aktion gesehen hat - in wen sollte er gehen?"
Kat lächelte finster. "Ich habe da schon eine phantastische Idee - wobei es nicht meine sondern eigentlich Huitzilopochtlis war..." Belial grinste. "Eine Idee, die dem Tod schmeicheln wird, zweifellos..." Er blickte zu Samyaza. "Hol ihn!" Der Dämon grinste und verschwand. "Holen? Wen?" fragte Alex verwirrt. "Das wirst du gleich sehen."
Einige Minuten später tauchte Samyaza mit einem sich heftig wehrenden Philip Callaghan auf.
"Kat, Acacitli weiß Bescheid - darüber dass Nick und ich die Seelen tauschen können, genauso wie Itotia und Alex und Icnoyotl und du! Er wird dir zuhören." informierte Yolotli sie. "Dann solltest du keine Zeit verlieren und Acacitli informieren, Catherine." sagte Belial nachdenlich. Kat nickte. Mit einem fast belustigten Blick auf Philip, der erst jetzt erkannte, dass Nick, Alex und sie mit im Raum waren, versetzte sie sich in Icnoyotl.
Die junge Aztekin lächelte ihren Bruder und Alex an als sie in Kats Körper schlüpfte. Die Begrüßung beider ihrerseits ließ Philip zurückweichen. "Wusste ich es doch! Du bist von einem Dämon besessen!" schrie er. "Lasst mich los, dann werde ich sofort Weihwasser holen und...!" "Schweig!" knurrte Samyaza, "Sonst lernst du einen Dämon kennen, du winselnder Hund!"
Icnoyotl-Kat lenkte ihre Schritte sicher zum Haus in dem Itzel, ihr Verlobter, mit seinem Vater lebte. Sie klopfte und sofort wurde ihr die Tür geöffnet. Itzel war sichtlich überrascht, doch brachte sie sofort zu Acacitli als sie ihm eröffnete, wer sie war. Er lächelte als er sie bei seinem Vater meldete: "Die liebenswerte Chalchiuhnenetzin-Katherine-Icnoyotl wünscht mit dir zu reden." Acacitli erhob sich und kam ihr entgegen. "Die mutige Seele die es möglich machte, dass meine Itotia an Yolotlis Seite stand. Endlich begegnen wir einander! Meine Tochter hat mir sehr viel von dir erzählt." begrüßte er sie erfreut. "Ich brauche Ihre Hilfe. Sie wissen, dass Yolotli mit einem guten Freund von mir - Nick Boyle - die Seele getauscht hat?" Der Priester nickte. "Yolotli braucht Hilfe von einem erfahrenen Priester und würde Euch, erhabener Acacitli, bitten ihm zur Seite zu eilen. Ihr werdet vielleicht zuerst mit dem gewählten Tauschpartner ein paar Probleme haben, aber in gewisser Weise wird es für ihn eine heilsame Erfahrung sein und ihn von seinem "Ihr seid von Dämonen besessen!"-Wahn befreien."
Acactili sah sie forschend an, dann begann er zu grinsen. "Du willst meine Seele mit einem von diesen Kreuz-Eiferern tauschen lassen? Vielleicht sogar mit diesem Callaghan, der gewinselt hat als er geopfert werden sollte?" Kat nickte. "Ich bin dabei. Aber ich werde ihn das Opfer in meinem Körper beim nächsten Vollmond zu Ehren Huitzilopochtlis bringen lassen, denn Yolotli hat mir erzählt, was für ein Weichling dieser Callaghan ist. Ich werde zwei meiner Priesterkollegen informieren damit sie ihn notfalls zwingen das Opfer zu bringen, denn Chalchiuhnenetzin, ich weiß - im Gegensatz zu ihm - dass ich durch deinen Dolch jederzeit wieder tauschen kann." Er hielt ihr die Handfläche hin. "In zwei Stunden bin ich bereit, Chalchiuhnenetzin." sagte er mit einem Nicken. "Itzel, bringe unserem Gast etwas zu Trinken und zu Essen und sorge dafür, dass es deiner... Verlobten an nichts fehlt."
Kat lächelte Itzel an. Am liebsten wäre sie viel länger geblieben, doch sie wusste, dass Icnoyotl genauso zu Itzel gehörte wie sie - ebenso wie Icnoyotls Seele vollständig zu der des geheimnisvollen jungen Theologen passen würde, den sie an der Sorbonne treffen sollte.
Als Itzels Vater zurückkehrte, grinste er. Zwei seiner Priesterkollegen folgten ihm. "Ich habe die ehrenwerten Priester Pochol - " er wies auf den ersten Mann, "und Teccocoi mitgebracht. Sie werden diesen Callaghan unter Kontrolle bringen und ihm alles notwendige beibringen! Somit ist alles erledigt, lass uns den Tausch vollziehen, meine - zukünftige - Schwiegertochter." Itzel küsste sie sanft auf die Wange. "Bis bald, meine Schöne." flüsterte er und sah zu, wie Icnoyotl-Kat den Obisdiandolch mit dem kostbar verzierten Heft zog und ganz vorsichtig in die von Acactili dargebotene Hand schnitt. Dann konzentrierte sie sich und einige Augenblicke später tauschte sie sanft wieder ihre Seele mit Icnoyotls.
In ihrem eigenen Körper zurückgekehrt öffnete Kat die Augen. Sie nickte Gadreel zu, der mit spielender Leichtigkeit den tobenden Philip Callaghan unter Kontrolle hielt. Kat nickte ihm zu und im nächsten Moment drückte der Dämon den Priester auf die Kniee und zog dessen Arm hoch und hielt ihn Kat entgegen. "Verzeih mir, Philip, aber du hast Derek, Nick und mich verurteilt und nun wird es Zeit, dass du verstehst!" sagte sie sanft als sie einen Schnitt in seine Handfläche machte. Augenblicklich ließ Gadreel ihn los. Philip Callaghan wollte auf Kat zustürzen, doch dann fing er sich, blinzelte kurz verwirrt, dann lächelte er. "Das ist also deine wahre Gestalt, meine Tochter?" fragte Acactili mit einem erstaunten Lächeln. Kat nickte. "Ich verstehe, warum die Götter dich Chalchiuhnenetzin genannt haben." sagte er freundlich. Er umarmte Alex und Nick-Yolotli fest, dann ließ er sich von den beiden den vier Dämonen vorstellen, bevor er in seine zukünftigen Aufgaben eingewiesen wurde.
Nick-Yolotli stand still als der Schneider den Saum des prächtigen Ritualgewandes absteckte grinste Alex jedoch gequält zu. "Ich frage mich, wieso ich nicht eine schlichte Tunika tragen kann." meinte er. "Durchlaucht tragen später darunter stets ein schlichtes Leinengewand aus dem die Blutflecken leicht ausgewaschen werden können. Ausserdem hat Lord Belial für die Opferungen auch Übergewänder aus gummibeschichtetem Material geordert, die bereits in der Anfertigung sind." Alex lachte leise. "Mein armer Schatz, wie gut, dass ich das alles hinter mir habe. Madame Berthier ist gestern fertig geworden."
Der Schneider lachte leise. "Solange hatte bereits einige Zeit vorher Ihre Maße erhalten, Durchlaucht. Bei Ihnen war man sich sicher, dass Sie Ihren Platz als Hohepriesterin annehmen, bei Duc Nicholas Boyle de la Grâce war man sich nicht sicher." Nick-Yolotli lachte leise. "Du siehst, meine Cuaxolotl, dir traut man ein blutrünstigeres Verhalten zu als mir." meinte er belustigt. Alex zuckte zusammen.
In ein Gucci-Kostüm gekleidet stand Akt neben Belial. Die gesamte theologische Fakultät der Sorbonne, der Pariser Universität, war in der Aula versammelt. "Der Herr von Europa,euer gnädigster Herr, hat in seiner Weisheit beschlossen, dass ihr von der Theologischen Fakultät als Erste die Ehre haben werdet zu seinem Wohlgefallen als Opfer dargebracht zu werden. Mademoiselle Reynard, die Sekretärin der Duchesse Moreau de la Grâce wird mir bei der Bestimmung der Reihenfolge assistieren." erklärte Belial. Einer der Dozenten schnaubte leise. "Weil wir uns wehren würden, darum sollen wir zuerst sterben." "Nein, weil wir die Wahrheit verkünden würden!" rief ein anderer kämpferisch.
In Kat stieg die Wut hoch. Wieso hatten viele Theologen immer die Ansicht, dass sie im Besitz der allein selig machenden Wahrheit waren? Philip Callaghan hatte sich ihr gegenüber genauso arrogant gezeigt als sie sich mit ihm auf Yaotls Befehl im Reliktekeller unterhalten hatte. Sie murmelte einen leisen Zauber zur Aufdeckung und sofort kreisten rote Ringe um die zwei Männer die gesprochen hatten. Wachen, die Belial mitgebracht hatte, nahmen die beiden in Gewahrsam. "Glückwunsch, Sie haben sich also freiwillig gemeldet." spottete der Dämon. "Wenn Sie die Wahrheit nicht vertragen, dann brauchen wir doch eigentlich nur noch Nummern zu ziehen, denn wir alle, die wir Theologie studieren tun dieses im Glauben an den einzigen wahren Gott und viele von uns wollen in den Dienst der heiligen Mutter Kirche treten!" ließ sich eine junge Stimme vernehmen. Kat drehte sich hastig zu dem Sprecher um. "Allez, sprich den Zauber, Mademoiselle Reynard." flüsterte Belial. Er klang belustigt. Sie wandte sich ihm zu. "Ich glaube, das ist… er." murmelte sie. "Ja, das ist er - und er wird uns in das Gebäude im Boulevard Hausmann begleiten, Catherine, genau wie die anderen Opfer. Wir werden 13 benötigen aber 14 wählen."
Erneut flüsterte sie den Zauber und ein junger, blonder Mann wurde herangeführt. Kat stockte der Atem.
Er glich den gefallenen Engel die sie in Magie unterrichteten.
"Möchte noch jemand sich freiwillig melden? Entkommen wird sowieso niemand, meine Herren - und vereinzelte Damen. Alle die heute nicht erwählt werden bekommen Mikrosender injiziert mit denen wir jeden von euch auffinden werden. Es werden noch elf benötigt für heute." Einige der älteren Dozenten traten vor, viele wurden von ihren Studenten verabschiedet, Kat sah, dass Tränen flossen und in einigen Fällen zerriss es ihr Herz, als sie - auf einen leise gemurmelten Zauber Belials - verstand, dass viele der jüngeren Studenten mit ihnen tauschen wollten, versprachen für sie zu beten und Messen zu lesen. "Sehr schön, genug Freiwillige." sagte der Dämon vergnügt - wobei Kat vermutete, dass er diese Freude nur spielte. "Gadreel, ihr könnt jetzt mit dem Injizieren der Sender beginnen!"
Die gewählten Opfer wurden abgeführt. In einem der Lehrsäle hatte man das Transportsystem installiert, durch das die 14 Personen direkt in die unterirdischen Gefängniszellen gebracht wurden, bevor Kat und Belial durch das Portal traten und im Arbeitszimmer landeten.
Das Arbeitszimmer teilte Kat sich mit Belial – der Einfachheit halber. In einer Ecke stand auf einem Lesepult ihr Grimoire. „So, wird Zeit, dass du deinen Traumprinzen besser kennen lernst, nicht wahr?“ fragte der Dämon belustigt. Er schaltete seinen Computer ein und verband sich mit dem System der Sorbonne. „Damit du weißt, mit wem du es zu tun hast.“ sagte er und bat sie mit einer Handbewegung Platz zu nehmen.
Kat las erstaunt das, was in dem Dossier stand. Sie wusste, jeder Student und Dozent der theologischen Fakultät war auf diese Weise katalogisiert worden.
Julien-Noel Dubois war acht Jahre älter als sie und am 25. Dezember geboren worden. Er war zudem der Patensohn des Erzbischofs von Paris. Er wollte – so stand es im Dossier – Priester werden. Kat blickte traurig zu Belial. „Vergiss ihn, er studiert Theologie um so zu werden wie Philip Callaghan: verblendet, rechthaberisch, sich erhaben fühlend.“ Sie schaltete den Computer aus und stand auf. „Liebe kann viel ändern, Kat.“ sagte Belial sanft. „Ich lasse den Burschen erst einmal herauf bringen. Für ihn werde ich unsichtbar sein, für Samyaza und dich nicht.“
Im nächsten Moment erschien der gefallene Engel mit Julien-Noel Dubois. „Mademoiselle Reynard, Ihr Gast.“ sagte er spöttisch, drückte den jungen Mann auf den Stuhl vor dem Schreibtisch und ließ mit einer Handbewegung Stahlbänder über den Handgelenken auf den Armlehnen erscheinen. „Sei nett zu unserer Catherine, Kleiner, dann sind wir auch nett zu dir.“ Julien-Noel hatte die Augen geschlossen, seine Lippen bewegten sich lautlos. Kat sah ihn an und seufzte. Er betete! Von den Lippen las sie ab: „Ave Maria, gratia plena, Dominus tecum, benedicta tu in mulieribus, et benedictus fructus ventris tui Iesus. Sancta Maria mater Dei, ora pro nobis peccatoribus, nunc, et in hora mortis nostrae. Amen.“ „Monsieur Dubois, wollen Sie jetzt stundenlang ein Ave Maria nach dem anderen vor sich hin plappern oder reden wir vernünftig?“ fragte Kat sanft.
Er öffnete kurz die Augen sah sie an – schien zu erstarren, blickte sofort zur Seite und begann nun deutlich vernehmbar: „Pater noster, qui es in caelis; sanctificetur nomentuum. Adveniat regnum tuum. Fiat voluntas tua, sicut in caelo, et in terra. Panem nostrum supersubstantialem cotidianum da nobis hodie. Et dimitte nobis debita nostra, sicut et nos dimittimus debitoribus nostris. Et ne nos inducas in tentationem, sed libera nos a malo. Amen.“ „Bravo – er kann auch das Vaterunser in Latein daherschwafeln.“ spottete Samyaza. „Würdest du mich bitte mit Monsieur Dubois allein lassen?“ Der Dämon nickte und verschwand. „Können wir jetzt miteinander reden?“ fragte Kat den jungen Mann sanft. Sie spürte, dass ihre Seele nach seiner zu rufen schien.
Er sah auf. „Wozu reden, Mademoiselle Reynard? Sie sind eine...“ Er stockte, als er merkte, das Kat jünger war als er zuerst gedacht hatte. „Wahrscheinlich eine zukünftige devote Dienerin der Finsternis, ein Gefäß für die Bosheit und Niedertracht.“ Er schüttelte verwirrt den Kopf. „Wobei ich nicht verstehe, woher dieser Schimmer von Reinheit kommt.“
Kat schloss nach dieser Verurteilung schmerzvoll die Augen. „Scheint, ich habe die Wahrheit getroffen. Sie können mir ja nicht mal in die Augen sehen.“ Sie blickte ihn an. „Wieso sind viele Theologen nur so arrogante Idioten? Kaum haben sie sich für einen bestimmten Berufsweg entschieden – oder besser – fühlen sich zu einem bestimmten Weg berufen, werden sie offenbar größenwahnsinnig, überheblich, arrogant und sind wahnsinnig schnell dabei andere Menschen zu verurteilen.“ sagte sie traurig „Und das, Mademoiselle, meinen Sie beurteilen zu können?“ fragte er – interessiert. „Ja, mein Vater – mein Stiefvater – ist ebenfalls Theologe. Dr. Derek Rayne leitet die Luna-Foundation auf Angel Island in San Francisco.“ Überrascht keuchte Julien-Noel Dubois auf. „Das Legat kämpft gegen das Böse! Mein Patenonkel, der... Er kennt Dr. Rayne persönlich!“ „Ich weiß, dass ihr Patenonkel der Erzbischof von Paris ist – und ich bin mir sicher, das Papa – ich meine Derek – ihn kennt.“
„Monsieur Rayne würde nie eine Tochter akzeptieren, die so offensichtlich der Finsternis dient!“ Julien-Noel klang traurig. „Und ich muss... offenbar bin ich anfälliger für die Versuchung als ich je geglaubt habe...“ murmelte er. Als er sie ansah, erblickte Kat in seinen Augen Verwirrung, Scham, Schmerz... Sie erhob sich. „Ich glaube, es ist alles gesagt.“ flüsterte sie leise. Ihr Herz drohte zu zerreißen.
Im nächsten Moment keuchte der junge Theologiestudent auf. „Gesegnet bist du, Katherine Corrigan-Rayne, der Herr ist mit dir und hält seine Hand über dich.“ sagte eine sanfte Stimme hinter ihr. Kat drehte sich überrascht um und stand vor einem Engel – einem Engel mit riesigen Flügeln.
Belial wurde sichtbar. „Fürst Sariel.“ Seine Begrüßung des Gastes war fast widerwillig. An den jungen Mann vor dem Schreibtisch gewandt sagte der Engel: „Auch dich liebt der Himmlische Vater, Julien-Noel Dubois. Er hat dich in seinen Dienst gerufen um die Sterblichen vor der Finsternis zu bewahren, doch nicht in den Dienst der Verkündigung. Dies ist deine zukünftige Gemahlin, die dir von deinem himmlischen Vater zugedacht ist. Fürchte dich nicht davor ihr dein Herz zu schenken, denn ihres gehört dir bereits. Wenn die Zeit gekommen ist, wirst du sie erkennen und zum Altar führen und euer himmlischer Vater wird segnen, was er zusammengeführt hat.“
Auf eine Handbewegung des Erzengels lösten sich die stählernen Fesseln von den Handgelenken. „Es mag dir ungewöhnlich erscheinen, Julien-Noel, doch der Tag des Jüngsten Gerichtes ist noch nicht angebrochen, sondern nur Tage der Versuchung. Die Mächte des Lichts und der Finsternis arbeiten gemeinsam um das Gleichgewicht wieder herzustellen, das die Apokalyptischen Reiter ins Ungleichgewicht gebracht haben. Du wirst hier in diesem Gebäude, dem Boulevard Hausmann 13, mit Sterblichen zusammenarbeiten und mit Dämonen, doch fürchte dich nicht denn dies ist der Wille des Herrn! Nur wer in der Liebe lebt und den Gleichklang von zwei Seelen hört, der kann den Tod besiegen und jeder Versuchung widerstehen!“
„Fürst Sariel – ihr solltet langsam...“ murmelte Belial. Der Erzengel lachte leise. „Ja, ich weiß. Aber vergiss nicht, was ich dir für Katherine gab!“ In einem sanften Leuchten verschwand er.
Julien-Noel sah von Kat zu Belial und zurück. Der Dämon lächelte, dann verließ er demonstrativ durch die Tür das Arbeitszimmer. „Sie haben noch keinen Sender implantiert bekommen, Monsieur Dubois. Ich werde einen... jemanden bitten sie nach Amerika zu bringen, ins Legat und...“ „Katherine, nein, bitte verzeih mir mein hartes Urteil. Ich... ich war verwirrt, denn ich weiß nicht was genau hier vorgeht und nach allem Anschein musste ich... Katherine, ich habe dich gesehen und geglaubt ich... ich müsse vor Schmerz sterben, weil die Frau die mich in Versuchung führt und mich zum ersten Mal in meinem Leben zweifeln lässt, zweifeln lässt am Wunsch Priester zu werden, noch zu jung ist und offensichtlich der Finsternis dient, denn du hast in der Aula der Sorbonne Magie angewandt, du warst mit einem Dämon dort und hast Opfer gewählt. Sag mir, was hätte ich denken sollen?“ Vorsichtig kam er auf sie zu. Kat blickte ihn an.
„Sie wollen mich nur weil der Erzengel...“ begann sie. Er lächelte. „Nein, Katherine. Du spürst es doch auch.“ widersprach er sanft. Er stand vor ihr und zog sie zärtlich in seine Arme. „Dir gehört mein Herz, meine reine, süße Catherine.“ flüsterte er. Sie wand sich aus seiner Umarmung. „Du wirst mich... du wirst es zurücknehmen, wenn du... du weißt nicht von Icnoyotl und Itzel und überhaupt!“ rief sie. Trauer und Angst machten sich in ihr breit. Sie hatte Nicks Reaktion mitbekommen. In den drei Tagen die er noch nicht mit Yolotli getauscht hatte, hatte er sich von Alex ein wenig distanziert gehabt und auf ihre Nachfrage gestanden, dass er es beängstigend fand, dass Alex Seele wie selbstverständlich an Yolotlis Seite gestanden und ihm bei der Häutung geholfen hatte. Kat wusste, dass sie Itzel wahrscheinlich ebenso beistehen würde wie auch Icnoyotl – und dieses Wissen würde Julien-Noel abstoßen.
„Was ist los, mein weißes Schäfchen?“ fragte er zärtlich. Sie lachte bitter auf. „Ich kann die Seele mit einer Aztekin tauschen. Ich habe von heidnischen Göttern Geschenke bekommen, die weit über deine Vorstellung hinaus gehen! Ich habe Dinge gesehen und getan, die jenseits von dem sind, was du gesehen hast und... und... wenn du... du würdest... deine Gefühle wären nichtig.“ „Katherine, versuch es – und glaube mir, wenn ich könnte, würde ich mit dir gemeinsam die Erfahrungen machen! Ohne Katherine gibt es keinen Julien-Noel mehr.“ Kat zog eine Augenbraue hoch. „Du würdest wirklich mit Itzel tauschen?“ Er nickte. „Und was ist, wenn du als aztekischer Priester Opfer bringen müsstest? Er wird am nächsten Frühlingsanfang... Er muss ein Opfer häuten und dann...“ „Mit dir an meiner Seite, mein süßer unschuldiger Engel, werde ich notfalls die Erde durchwandern!“ flüsterte er sanft.
Es klopfte leise. „Herein!“ riefen beide gemeinsam. Belial betrat das Arbeitszimmer. „Habt ihr zwei euch ausgesprochen?“ fragte er. Julien-Noel sah Kat zärtlich an. „Haben wir uns ausgesprochen, ma petite Chatte?“ neckte er sie. Liebevoll lächelte sie zu ihm auf und nickte. „Sehr schön, darf ich dann in den Salon bitten wo wir immer unsere Info-Meetings en famille durchführen? Dann kann ich euch erklären, was ab nun eure Aufgabe sein wird – und ich muss dir das geben, was Fürst Sariel für dich dagelassen hat, Kat.“ Julien hob die überraschte Kat auf den Arm. „Wohlan, wir folgen, Monsieur.“ „Ich sollte mich vielleicht vorstellen, Julien, ich bin Belial.“ Der junge Mann schluckte sichtlich. „Und so kannst du mich auch nennen.“ Julien nickte. „Sie... du nennst mich ja bereits Julien – das ist auch mein Rufname.“
„Kat, kuschele dich an deinen Freund und nimm ihn mit durch das Portalsystem. Wir treffen uns gleich.“ sagte Belial noch und verschwand. Verblüfft blinzelte Julien als er unvermittelt im großen Salon stand. „Alex, Yolotli, Acacitli, dies ist Julien-Noel Dubois, Kats Freund, Julien, dies ist Alexandra Moreau, bald Boyle, Yolotli aus Tenochtitlan in der Gestalt von Nick oder besser Nicholas Boyle, sein Schwiegervater Acacitli in der Gestalt von Pater Philip Callaghan. Samyaza hast du bereits kennen gelernt und das sind Armaros und Gadreel.“ Julien setzte Kat vorsichtig ab. „Miss Moreau, die Herren.“ sagte er vorsichtig.
Belial bat alle Platz zu nehmen. Alex sah, wie er das Kästchen, das er von Sariel bekommen hatte, auf den Tisch stellte. „Kat, Julien, eure Aufgabe ist es drei Reliquien zu finden die helfen den Tod zu besiegen. Armaros und Samyaza werden euch wenn nötig quer durch die Welt tragen. Gemeinsam müssen wir dann mit den anderen Kontinenten den Zeitpunkt abstimmen, denn es können nur alle vier Reiter gleichzeitig besiegt werden!“ Er reichte Kat das Kästchen. „Dies ist ein Reliquien-Verifizierer. Er wird euch beiden helfen zu beurteilen, welche Reliquie echt ist und welche falsch. Damit werdet ihr auch manchmal den Suchern aus Afrika, Amerika oder Asien helfen müssen.“
Kat öffnete das Kästchen vorsichtig und erblickte etwas, das sie an einen Kompass erinnerte. In der Mitte war ein Digitalfeld. „Wie funktioniert das?“ fragte sie und sah zu Belial. „Er wird innen weiß wenn es sich um wirklich mächtige Reliquien handelt, blau bei Reliquien die nicht... ganz so gewichtig, aber echt sind, rot verfärbt er sich bei Fälschungen und schwarz bei... sozusagen Anti-Reliquien. Im Digitalfeld wird angezeigt was es ist. Du kannst beispielsweise dein Grimoire herbeirufen und es wird dir zeigen, was du in der Hand hast.“ Kat blickte verlegen zu Julien, dann schüttelte sie den Kopf. „Rufe es, ma petite chatte. In deinen Händen wird ein Grimoire zum Segen.“ Sie lächelte scheu, konzentrierte sich und ihr Zauberbuch materialisierte sich in ihrem Schoß. Vorsichtig griff Julien nach dem Verifizierer und hielt ihn darüber. Augenblicklich wurde die innere Fläche schwarz, flackerte und wechselte schließlich zu Grau. Im Digitalfeld erschien: „Grimoire von Katherine Corrigan-Rayne, zukünftige Dubois. Drittmächtigstes Grimoire das existiert. Entstanden 1613 in Paris, inspiriert von Samyaza für die erste Großhexe von Paris und Oberhexe von Westeuropa Lucille Damiens. Ihr mit Überantwortung der Seele an Luzifer aberkannt und bis zum 7. Januar diesen Jahres in der Bibliothek Luzifers befindlich. Mit hoheitlichem Einverständnis – auf Order des Herrn übergeben.“ Erstaunt sah Kat ihren Lehrer an. „Du hast das...?“ fragte sie. Der Dämon zuckte mit den Schultern, lächelte aber.
"Grau - was bedeutet grau?" fragte Julien. "Beantworte dir die Frage selbst..." forderte Belial ihn auf. "Zuerst war es schwarz - das Grimoire ist eine Antireliquie. Dann wurde es grau... Ich meine, es ist von einem Dämon geschrieben worden, wurde von einer wahrscheinlich ziemlich mächtigen Hexe - immerhin die westeuropäische Oberhexe - genutzt... Vermutlich würde es in den Händen von dieser Lucille Damiens - wobei... Damiens ist als Name doch verboten, oder? Da war irgendwas mit Königsmorden... - egal... ich denke in ihren Händen wäre das Grimoire als Antireliquie identifiziert worden... Aber Kat ist nicht böse und daher... das Grimoire ist mächtig, es ist echt - aber es wird nicht böse genutzt..." Der dämonische Sekretär lächelte anerkennend, bevor er sie informierte:
„Ihr könnt mit dem Ding auch noch weitere Infos abrufen – falls ihr wollt – wie Material, Schreiber, Buchbinder et cetera. An der Seite gibt es einige Knöpfe dafür. Auch Wirkungsweisen – oder besser mögliche Wirkungsweisen sind aufgezählt.“ Kat schluckte als Julien es probierte. „Wusstest du, dass das Grimoire aus den Häuten von...“ Er brach ab, als er sah, dass Kat nickte.
„Ich glaube, ich hätte schon eine Idee wonach wir suchen... oder wo wir suchen könnten...“ murmelte er plötzlich. Alle sahen ihn an. „Nun, die Dornenkrone in der Sainte Chapelle!“ rief er. „Ja, das könnte passen. Überprüft das. Als Sekretärin von Alex hat Mademoiselle Reynard schließlich auch die Aufgabe passende Opferstätten und Kultorte ausfindig zu machen.“ antwortete Belial nachdenklich. „Ich könnte auch meinen Patenonkel fragen. Wobei – gut, sie liegt ja nicht mehr wirklich in der Sainte Chapelle sondern sind in Notre Dame untergebracht – aber früher... Und es soll einen Nagel geben und einen Splitter vom Kreuz...“ "Ja, aber das Kreuz ist ein Zeichen des Todes - genauso wie der Nagel." bemerkte Gadreel nachdenklich. "Und was ist mit der heiligen Lanze?" Der Dämon blickte spöttisch zu Julien. "Das Ding was als solche verehrt wird ist genauso echt wie eine eierlegende Wollmilchlaus real! Abgesehen davon wurde der richtige genutzt um den Tod zu verifizieren. Wie sollte er da den Tod besiegen?" Julien nickte. "Verstehe. Aber vielleicht... ich meine, wenn wir die Reliquien durchgehen... wobei ich nicht glaube, dass mein Onkel mich in der Begleitung von einem von Ihnen - ausgenommen vielleicht Pater Callaghan - auch nur in die Nähe der Reliquien lässt, denn soweit ich mitbekommen habe, wurden dem gesamten Klerus bereits gestern diese Sender implantiert." Gadreel sah wie beiläuftig auf seine Fingernägel als er murmelte: "Huch, da muss mir der Erzbischof doch glatt durchgeschlüpt sein..."
"Er wird dich durchlassen. Momentan ist er in Notre Dame. Ich würde vorschlagen, dass ihr beide euch zur Kathedrale begebt und dort mit ihm redet. Ihm gegenüber seid ihr von dem Schweigegebot entbunden mit der Auflage, dass es bei ihm einem Beichtgeheimnis gleich sein wird!" Julien nickte nachdenklich. "Gut, dann vielleicht. Ich breche sofort mit Katherine auf."
Er erhob sich. "Gadreel, Samyaza, begleitet ihr die beiden bitte." ordnete Belial an. Die beiden nickten. "Du wirst dich aber erst umziehen! Für den Sekretariats-Trainee des Hohepriesters des Todes schickt sich etwas andere Kleidung, zerrissene Jeans und weite T-Shirt sind ab jetzt tabu!" wies er dann Julien zurecht. Der Student zog überrascht eine Augenbraue hoch. "Hurtig!" setzte Belial nach. "Samyaza bringt dich in deine Suite. In einer halben Stunde erwarte ich dich wieder hier!"
Die halbe Stunde war kaum vergangen als Julien in einem legeren Anzug neben Kat stand. "Wir können euch bis vor die Kathedrale bringen - betreten können wir sie nicht." warnte Gadreel. Er hatte beschlossen Julien und Kat anstelle von Armaros zu begleiten, der mit Samyaza Alex Magieunterricht erteilte. Er tauchte im Schatten der mächtigen gotischen Kathedrale mit den beiden auf. "Geht, ich werde hier warten. Lasst euch nicht hetzen. Versucht einfach die Anfeindungen die gegebenenfalls kommen werden zu ignorieren."
Julien ergriff Kats Hand und zog sie in die große Pariser Kathedrale. Viele Gläubige beteten, zündeten Kerzen an, knieten flehend vor den Heiligenfiguren. Der Erzbischof zelebrierte gerade eine Andacht. Julien zog Kat zum Weihwasserbecken, zeigte ihr, wie man sich bekreuzigte und setzte sich mit in ihr in einer hinteren Bankreihen, flüsterte ihr das Ave Maria in Latein ins Ohr als es gebetet wurde und wartete am Ende der Andacht mit ihr bis die Gläubigen sich zerstreut hatten, bevor er mit Kat zu seinem Patenonkel ging. "Onkel Pierre?" Der Erzbischof drehte sich um. Ein erleichtertes Lächeln glitt über sein Gesicht. "Julien, mein Junge, dem Himmel sei Dank! Mir wurde gesagt, du wärest in das Haus am Boulevard Hausmann gebracht und als Opfer für dieses Monster ausgewählt worden, diesen Vorboten der Verdammnis! Wobei - sicher hat man dir einen Sender eingepflanzt und..." "Onkel Pierre, ich kann dich beruhigen - aber dazu müssen Katherine und ich mit dir reden."
Ein Priester trat zum Erzbischof und flüsterte ihm mit einem ängstlichen Blick auf Kat etwas ins Ohr. "Ich verurteile nicht bevor ich die Umstände nicht kenne, Pater André! Ich werde mit meinem Patensohn Julien und Mademoiselle Reynard unterhalten und danach entscheiden." "Exzellenz! Ich schwöre euch, diese Hexe ist von Dämonen besessen und hat Euren Patensohn vom rechten Weg abgebracht und ihn zur Unkeuschheit verführt." zischte der Priester. Der Erzbischof zog eine Augenbraue hoch - ähnlich wie Julien. "Pater André, Mademoiselle Reynard ist viel zu jung. Sieh genauer hin, mein Sohn! Und ob Julien-Noel vom Wege des Herrn abgekommen ist werde ich sicher beurteilen können!" wies er den geifernden Priester ab und bat Kat und seinen Patensohn in die Sakristei.
"Mademoiselle Reynard - ich habe gehört, sie werden die zukünftige Sekretärin der Duchesse de la Grâce sein und hätten meinen Patensohn mit Magie zum Opfer erklärt!" begann er. "Onkel Pierre, bitte hör zu, es sich wichtig: Das was wir - Kat und ich - dir jetzt erzählen musst du wie ein Beichtgeheimnis für dich behalten!" Der Erzbischof sah Julien an, dann nickte er. "Dies ist nicht wirklich Catherine Reynard, sondern Katherine Corrigan-Rayne, die Tochter der neuen Mrs. Rayne - und Adoptivtochter deines Bekannten Dr. Derek Rayne. Und auch die Duchesse und der Duc de la Grâce sind in gewisser Weise... zumindest bei ihm in gewisser Weise - Mitarbeiter des Legates in San Francisco. Aber wieso sie ausgewählt wurden, das sollte vielleicht Kat erzählen." Julien nickte ihr zu. Sie holte tief Luft und hoffte, dass er wenigstens nicht gleich von "Besessenheit und Verdammnis" reden würde. Sie wurde positiv überrascht.
Der Erzbischof ähnelte ein wenig Derek. Er hörte ihr ruhig zu als sie von den Erlebnissen im März des Vorjahres berichtete und als sie den Obsidiandolch von Itzpapalotl erwähnte nickte er nachdenklich. "Gut, nun verstehe ich wieso Miss Moreau und Mr. Boyle gewählt wurden, Kat - darf ich Kat sagen?" Sie nickte. "Jetzt würde ich gern wissen wieso Du hier bist - und wieso mit Julien, der angeblich geopfert werden soll..." "Dazu kommen wir jetzt, Onkel Pierre..." begann Julien und berichtete seinem Patenonkel was er von den Dämonen erfahren hatte, während Kat hier und dort etwas hinzufügte. "Und dann ist der Erzengel Sariel aufgetaucht... Ich... Onkel Pierre - Kat ist... ich meine selbst in ihrem Grimoire... ich meine, der... Erzengel hat ganz klar gesagt, dass ich nicht für die Verkündigung berufen wurde. Ich soll vor der Finsternis schützen - mit Kat. Sie ist mir von Gott bestimmt." Der Erzbischof lächelte. "Willkommen in der Familie, Katherine, ich bin Pierre Pasquieu - Onkel Pierre, wenn du magst." sagte er und schloss sie in die Arme. Kat erwiderte die Umarmung und antwortete. "Sehr gern, danke Onkel Pierre."
"Ich habe übrigens - ebenso wie du - keinen Sender injiziert bekommen. - und dieses..." Er zog den Reliquien-Verifizierer heraus, "soll uns bei unserer Aufgabe helfen, die Reliquien zu finden, die uns... helfen können und verhindern, dass wir falsche Reliquien gegen die Apokalyptischen Reiter einsetzen. Wir würden gern die Reliquien von Paris als erste prüfen und die Dornenkrone ist natürlich... na ja... sie ist mir als Erstes eingefallen." erklärte Julien. Der Erzbischof nickte. "Dann kommt, Kinder, hier entlang." sagte er.
Sie folgten ihm und er führte sie in den Hochsicherheitsbereich. "Soll ich euch allein lassen oder darf ich zusehen? Wenn ich ehrlich bin, dann interessiert mich schon was wir hier haben." "Du kannst gern bleiben. Vielleicht hast du ja auch Ideen was von Bedeutung sein könnte. Der Nagel und der Splitter vom Kreuz sind eher Symbole für den Tod - das meinte zumindest... Gadreel." Der Erzbischof nickte nachdenklich. "Das ist nachvollziehbar - der Lohn der Sünde ist der Tod... natürlich... Die Dornenkrone ist jedoch immer noch grün - zwar sind die Blätter welk aber... doch seht selber..." Er wollte die Truhe mit der Dornenkrone öffnen, doch als Julien den Verifiizierer allein schon über die Truhe hielt, erwachte das Gerät zum Leben: Sofort wurde das innere Feld weiß. Im Schriftfeld erschien: "Reliquiar - Inhalt: Dornenkrone des Dreieinigen, getragen in seiner Verkörperung als Sohn, wurde ihm mit ins Grab gelegt und nach seiner Auferstehung berührt." Julien lächelte. "Das "berührt" und die Eignung zum Besiegen des Todes dürften zusammenpassen…" meinte er lächelnd. Fast ehrfürchtig sah der Erzbischof die Kiste an. "Das heißt… sie ist wirklich echt?" fragte er leise. "Ja. Welches Interesse sollte der Himmel haben den Tod gewinnen zu lassen, nicht wahr? Nur Mut, Onkel Pierre, jetzt brauchen wir nur noch zwei weitere Reliquien und alles wird gut werden."
Der Erzbischof seufzte erleichtert auf. "Was ich tun kann, Kinder, werde ich tun. Wobei… mir fällt nur noch eine Reliquie ein… Das Turiner Grabtuch… Zugegeben, es ist nicht offiziell bestätigt wurde vielfach untersucht und ist offenbar nicht aus dem ersten Jahrhundert nach Christus, aber… vielleicht ja doch…" Julien grinste."Onkel Pierre, du bist phantastisch! Dann müssen wir Armoros und Samyaza nur bitten, dass sie uns hinbringen." sagte er munter. "Und wenn es doch nicht echt ist, was dann?" fragte Kat leise. "Vertrauen, Catherine, und Glaube, das sind die Dinge die ihr brauchen werdet. Verliere den Glauben an eure Aufgabe nicht und daran, dass ihr sie erfüllen werdet." sagte der Erzbischof aufmunternd.
Es dauerte einige Stunden bis sie einen Splitter eines Kreuzes aus römischer Zeit - aber lediglich vom Kreuz des Mannes der zur Rechten Jesu gekreuzigt worden war - und einen belanglosen Nagel, der mehrmals zur Kreuzigung - unter anderem nach dem Spartakusaufstand - genutzt worden war enttarnt hatten. Knochenfragmente, Knöchelchen und Haare von "Heiligen" entpuppten sich oft als Tierknochen, oder Tierhaare, manchmal auch als Knochen wirklicher - allerdings unbekannter und somit unbedeutender - Menschen. Ein Knochen der Heiligen Emerentiana, einer Märtyrerin, die um 304 ihr Leben bei den Christenverfolgungen unter Diokletian gelassen hatte, Haare einer heiliggesprochenen Äbtissin namens Erlvira aus dem 12. Jahrhundert oder auch die Erkenntnis, dass die eigentlich schon auf die Seite gestellten - weil sehr zweifelhaften - Reliquien doch Schätze darstellten - je nachdem wie man es sah… Eine Rippe erwies sich so als Rippe der Heiligen Adelheid, der Gemahlin Kaiser Ottos.
"Ich werde wohl am besten meinen Kollegen in Turin informieren, dass ihr kommt. Wieviel darf ich ihm sagen?" erkundigte der Erzbischof sich. Julien biss sich nachdenklich auf die Lippen. "Keine Ahnung. Ich weiß nicht einmal ob... nun ja... ich denke Kat und ich besprechen das mit den anderen. Und nun sollten wir zurückkehren. Wir sind alle hier befindlichen Reliquien durchgegangen und du hast dir Notizen gemacht, Onkel Pierre. Kat und ich werden oben eine "Show" abziehen und verkünden, dass unter den Reliquien nichts von Wert ist. Im Boulevard Hausmann 13 werden wir abklären, was wir gegebenenfalls deinem Kollegen sagen können." Der Erzbischof lächelte. "Ja, ich glaube, das ist ein guter Weg..."
Er umarmte seinen Patensohn und Kat zum Abschied und brachte sie zurück in die Kathedrale. Hier geiferte gerade der Pater und kreischte, als er Kats ansichtig wurde: „Da ist sie, die Dienerin Satans! Die Hexe des Teufels! Sie hat an der Sorbonne gewählt und sie verurteilt uns, die wir voll des heiligen Glaubens an die Lehren unserer Mutter Kirche sind, zum Tode! Lasst uns die Hexe...!“ „Ruhe!“ donnerte die Stimme des Erzbischofes durch die Kathedrale. „Pater André, mäßige dich!“ Er trat vor die Gemeinde, stellte sich dabei vor Julien und Kat und rief deutlich vernehmlich: „Meine Kinder! Die Wege des Herrn sind unergründlich! Vertrauen wir auf Ihn!“ Er hielt eine kurze Predigt und schaffte es die von dem sichtlich wütenden Pater aufgewiegelte Menge zu beruhigen. Einem Messdiener bat er dann Kat und Julien zum Ausgang zu begleiten. Als sie durch den Mittelgang schritten hörten sie wie die Leute ihnen zuzischten: "Satanspack! Hexe!" und ähnliche unschöne Bezeichnungen. Julien legte schützend einen Arm um Kat. "Alles wird gut, ma petite chatte." flüsterte er zärtlich. Gadreel nahm sie in Empfang und brachte sie zurück zum Boulevard Hausmann.
Im Arbeitszimmer trafen sie auf Belial, der sie bat, zu berichten wie die Untersuchungen ausgegangen waren. "Wenige Reliquien sind wirklich echt. Die Dornenkrone war allerdings ein Volltreffer. Sie wurde mit ins Grab gegeben - so lautete die Info des Verifizierers. Außerdem hatte mein Onkel noch eine Idee: Das Turiner Grabtuch... Er würde seinen Turiner Kollegen informieren, aber dazu muss er wissen, was er sagen darf und was nicht." fasste Julien die Ergebnisse zusammen. Belial rief ein File auf seinem Computer auf. "Er kann ihm alles - unter den gleichen Bedingungen wie sie für ihn galten - erzählen. Der Erzbischof von Turin ist integer. Aber dein Onkel soll sicherstellen, dass es wirklich sein Turiner Kollege ist! Es gibt unter den Dämonen einige, die den Sieg der apokalyptischen Reiter wünschenswert finden!" warnte er. "Gib Julien bitte dein IPhone, Kat, das ist gesichert und er kann seinen Onkel anrufen. Ich weiß, dass der Erzbischof ebenfalls ein Mobiltelefon hat."
Nach einem kurzen Anruf versprach der Erzbischof sich zurückzumelden und schon bald hatten sie einen Termin mit seinem Kollegen in Turin der seine Reliquien gleich am nächsten Tag zugänglich machen würde. Julien wollte sich gerade von seinem Onkel verabschieden, als Belial um das Telefon bat. "Exzellenz, es mag Ihnen nicht viel bedeuten, doch ich möchte mich auch im Namen meines Herrn für ihre Kooperation bedanken." Gleich darauf wirkte er überrascht. "Ich verspreche Ihnen, Exzellenz, Ihr Patensohn und ihre... zukünftige Schwiegerpatentochter sind hier sicher. Nur in sakralen Gebäuden müssen wir uns auf Sie und Ihr Wort verlassen - oder auf... unsere "ehemalige" Seite." Er sah sichtlich überrascht zu Julien. "Natürlich Exzellenz. Die drei besagten Sünder haben sehr klare Anweisungen erhalten Miss Moreau und Katherine zu begleiten, wenn notwendig, sie aber nicht zu belästigen. Armaros wird morgen auch Julien und Kat nach Turin begleiten." Er räusperte sich. "Mitkommen? Ja, eventuell - wobei ich Sie dann bitten würde, keine Kleidung anzulegen die Sie als Priester identifiziert und außerdem gilt ganz klar: Kein Kreuz, kein Weihwasser oder ähnliches!" und dann: "Bis Morgen. Es wird sicher eine interessante Begegnung. Ich lasse Sie von jemandem um 13 Uhr am Haupteingang des Invalidendomes abholen." Er reichte Kat ihr IPhone zurück und sah Julien mit einem etwas belustigten Lächeln an. "Dein Pate ist ein mutiger Mann." Der junge Mann grinste. "Ich weiß."
Am nächsten Nachmittag fand sich der Erzbischof im Arbeitszimmer im Boulevard Hausmann 13 wieder. Der dämonische Sekretär und das kirchliche Oberhaupt von Paris musterten einander einige Augenblicke schweigend, dann reichte der Dämon dem Erzbischof die Hand. "Leute wie Sie, Exzellenz, machen mir und meinen Kollegen das "Requirieren" von Seelen für unsere Seite schwer." Der Kichenmann lachte. "Ich hoffe doch - und ich kann mir nicht vorstellen, dass nach einer Beichte..." Abwehrend hob Belial die Hände. "Zur Erlangung von Vergebung gehört aufrichtige Reue, Exzellenz - und ich kann nicht behaupten, dass ich irgendwas bereue." Der Erzbischof sah den Dämon genau an. "Oh doch..." murmelte er, "Sie bereuen eine ganze Menge, sonst würden Sie hier nicht alls organisieren." "Sie interpretieren zu viel in meinen Dienst für meinen... Herrn, Exzellenz."
Das schien fast das Stichwort für die drei anderen Dämonen gewesen zu sein, die erschienen und gemeinsam mit Kat, Julien und dem Erzbischof vor der Kirche wo bereits - ebenfalls unauffällig gekleidet - der Erzbischoff von Turin sie erwartete. Er führte die drei Gäste - die Dämonen weigerten sich mitzukommen - in die Kammer in der das Grabtuch aufbewahrt wurde. "Volltreffer!" murmelte Julien als das Innere des Verifizierers weiß wurde und das Info-Feld zeigte: Reliquie: Grabtuch des Dreieinigen Gottes in seiner Gestalt als Sohn. Zurückgelassen in der Grabkammer.
Sie überprüften noch einige andere Reliquien für den Erzbischof von Turin - mit ähnlichem Ergebnis wie in Paris. "Massimo - hast du vielleicht noch eine Idee was ebenso ein Zeichen des Sieges unseres Herrn Jesus Christus über den Tod sein könnte wie dieses Grabtuch?" fragte Pierre Pasquier seinen Turiner Amtskollegen. Der dachte kurz nach, dann zählte er auf: "Das Schweißtuch von Oviedo. Juan Ruiz, unser Kollege dort wird sicher mitarbeiten - und da unser Grabtuch echt ist, also einige Untersuchungen haben ergeben, dass die zwei Tücher zusammengehören; gleiche Blutgruppe, gleiche Pollen, gleiche Salböl-Zusammensetzung - oder das Sudarium, das im Vatikan aufbewahrt wird und der "Schleier von Manopello" - die drei würden mir noch einfallen." Pierre Pasquier nickte. "Das Tuch von Oviedo erscheint mir am naheliegensten. Die anderen zwei sind Schweißtücher - also vor dem Tod und der Auferstehung in Berühung mit Jesus Christus gekommen." Die zwei Erzbischöfe blickten einander nachdenklich an.
"Ich glaube nicht, dass es so naheliegend ist." murmelte Kat. Julien sah fragend zu ihr. "Wie meinst du das, ma petite Chatte?" fragte er überrascht. "Na ja - wir haben die Dornenkrone - Holz, sozusagen. Dann haben wir das Grabtuch - Leinen, textiles Material. Ich denke wir brauchen Stein oder Metall. Ein Nagel kommt nicht in Frage, weil das ja ein Todeszeichen wäre - vielleicht?" Juliens Patenonkel nickte verstehend. "Das würde Sinn machen - drei verschiedene Materialien, drei verschiedene Reliquien." "Dann müsst ihr in die Grabeskirche nach Jerusalem." antwortete sein Kollege. "Glaubst du wirklich, dass es so einfach ist, Massimo?" "Es gibt doch auch andere Orte die als Grab gelten. Ich meine jetzt nicht das in Indien oder Japan, aber in der Nähe von Jerusalem." meinte Julien nachdenklich. "Es wird euch wohl nur bleiben alles zu untersuchen." antwortete der Turiner Erzbischof. "Und ich wünsche euch alles erdenklich Gute bei dieser Angelegenheit. Der Segen des Herrn ist mit euch. Wenn ihr das Tuch benötigt, sagt Bescheid." Er umarmte die drei Gäste und brachte sie zu ihren Reisegefährten zurück.
Im Handumdrehen befanden sie sich alle sechs wieder in Paris.
"Das Grabtuch ist echt - damit hätten wir Reliquie Nummer zwei. Der Erzbischof von Turin hatte noch drei andere Ideen, zwei davon haben wir aber schon verworfen - das Sudarium und den Schleier von Manopello." erklärte Julien. "Tja, und dann hatte Kat eine Eingebung die mir recht logisch erscheint... " fuhr sein Onkel fort. Belial sah von einem zum anderen. "In Ordnung - und die wäre?" "Ich meinte, das seien dann zwei Textilien - und ich habe irgendwie das Gefühl, dass das nicht richtig ist. Holz, Textilie und nochmal Textilie passt nicht. Ich denke es muss irgendwie Stein oder Metall sein. Der Erzbischof von Turin hat gemeint, dann müssten wir in die Grabeskirche, aber das scheint auch zu einfach, nicht wahr?" Der Dämon nickte nachdenklich. "Aber das Dritte, was der Bischof nannte - das Tuch von Oviedo, vermute ich?" Sie nickten. "Es könnte für Asien von Bedeutung werden - bei der Bekämpfung der dortigen Seuchen... Ich werde das abklären." Er dankte Pierre Pasquieu und ließ ihn von Gadreel zum Invalidendom zurückbringen, während er Kat zu ihrem Unterricht - der nicht nur aus Magie bestand - schickte und es anschließend selbst übernahm Julien in das Portalsystem des Hauses einzuweisen.
Kat saß über ihren Hausaufgaben als ihr Freund in die Bibliothek kam. Sie seufzte. Julien lächelte ihr aufmunternd zu, setzte sich neben sie und versuchte zu helfen. Mathematik, Astronomie, Astrologie - die Dämonen setzten bei Kat eher auf eine Naturwissenschaftliche Bildung, wie sie selbst zu ihrem Leidwesen anmerkte.
"So, fertig. Ich brauche jetzt was zu Essen!" murmelte sie und stand auf. "Musst du deine Hausaufgaben nicht mitnehmen oder zusammenräumen?" Sie grinste. "Das ist der Vorteil dämonischer Lehrer - sie wissen wenn ich fertig bin und sammeln es selber ein."
In der Küche trafen sie auf Mathilde, die Köchin. Die kräftige Französin lächelte freundlich. "Eine Fliegenpilzsuppe, Mademoiselle?" fragte sie mit einem Zwinkern. "Eine WAS?" fragte Kat entsetzt. Die Köchin lachte. "Ich wollte Sie nur necken, Mademoiselle, ich habe noch Pfifferlingcremesuppe von gestern Abend." "Oh, ja, ich hätte gern einen Teller!" meinte Julien, während Kat sich innerlich schüttelte. Mathilde zwinkerte ihr zu. "Ah, bien, ich sehe, keine Pilzsuppe. Vielleicht möchten Sie lieber einen Teller Spaghetti mit Carbonara-Sauce?" Kat nickte und eine halbe Stunde später stand ein großer Teller Nudeln mit Schinken-Sahne-Sauce vor Kat und Suppe mit Brot vor Julien. Kaum waren beide mit dem Hauptgericht fertig, stellte die fröhliche Köchin auch noch einen Schokoladenpudding vor die beiden - mit einer Schale Kekse. Nachdenklich sah Kat sich in der Küche um.
"Mathilde?" fragte sie leise. "Oui, Mademoiselle?" "Wissen Sie ich habe das Gefühl, dass Lucille die... die erste Eigentümerin von meinem Grimoire war und irgendwie als Kammerzofe von Alex ein wenig von ihrer "Schuld" als Hexe abarbeiten kann... Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber..." Mathilde sah betreten zur Seite. "Oui, Lucille ist jene Hexe und Sie fragen sich, Mademoiselle, ob ich auch eine gewesen bin und..." murmelte sie, seufzte und fuhr fort: "Oui, auch ich bin eine Hexe gewesen. Ich war die Hexe, die für die Mästung von Opfern zuständig war - für die hohen satanischen Feiern. Lucilles Strafe wird durch diesen Dienst gemindert." erklärte sie. "Wie das? Sie ist total unfreundlich." murmelte Kat. "Nun ja, aber sie bedient und unterstützt Madame la Grande-Prêtresse - und die irgendwie tägliche Demütigung, dass sie sieht, dass Sie, die Sekretärin von Madame la Grande-Prêtresse jetzt ihr Grimoire nutzen und sogar von seinem Schreiber unterrichtet werden... Dazu kommt das Wissen, dass Sie und die Madame la Grande-Prêtresse - die ein sogar noch mächtigeres Grimoire bekommen hat - trotz des Gebrauchs des Zauberbuches nie der Finsternis anheim fallen werden, obwohl sie beide mächtigere Hexen sein werden als Lucille jemals war." "Darum hat sich der Reliquien-Verifizierer auch zuerst schwarz, aber dann sofort grau gefärbt, als wir in über dein Grimorie gehalten haben." murmelte Julien. Mathilde nickte. "Oui, ein Grimoire unterstützt eine Hexe, es regiert sie nicht. Eine Hexe entscheidet selbst wie sie ihr Grimoire benutzt. Wie in allem gilt auch hier das Prinzip des freien Willens"
"Dann wird dir auch ein Teil der Strafe erlassen?" Mathilde sah zur Seite, dann schüttelte sie den Kopf. "Non, Mademoiselle Reynard. Lucille ist verpflichtet worden, oder besser... sie wurde gefragt ob sie... Ich habe gebettelt..." flüsterte sie.
Belial tauchte unbemerkt im Türrahmen auf und bevor Kat oder Julien irgendwas auf die Worte der Köchin erwidern konnten, sagte er: "Du hast gebeten hier kochen zu dürfen, Mathilde und dieser Bitte wurde stattgegeben." Sie drehte sich hastig um, machte einen Knicks und fragte ob er etwas zu Essen wünsche. Der Dämon lächelte. "Hm, ja, der Schokoladenpudding sieht gut aus - gibt es noch einen für mich?" "Naturellement, Sire." antwortete sie schüchtern. "Wo soll ich Ihnen den Schokoladenpudding servieren?" "Ich werde ihn hier mit Catherine und Julien essen." Mit einem belustigten Lächeln beobachtete er sie einen Moment, bevor er fragte: "Gefällt es dir hier eigentlich, Mathilde?" "Oui, alle sind sehr nett..." flüsterte sie. "Hm... Wann sollst du doch zurück in die Hölle?" Sie schluckte. "Wahrscheinlich mit den anderen gemeinsam, wenn meine Zeit hier vorbei ist, aber das ist in Ordnung, Sire, ich habe das verdient und eigentlich bin ich ziemlich unwert hier zu kochen." sagte sie mit einem traurigen Lächeln. Sie wollte sich wieder dem Herd zuwenden als Belial belustigt entgegnete: "Luciens und Lucilles Rückruf liegen schon in meinem Schreibtisch. Sobald ihre Hilfe nicht mehr gebraucht wird, kehren sie in die Hölle zurück. Komisch, deinen muss ich irgendwie übersehen haben..."
Mathilde fiel der Topf aus der Hand. "Wie meinen Sie das?" fragte sie verwirrt. "Alex und Nick kommen ohne Kammerzofe und -diener aus, aber eine Köchin... Mathilde, deine Strafe wird in Zukunft sein, dass du hier für Generationen von - sagen wir vorläufig mal Hohepriestern und -priesterinnen - Bewohnern dieses Hauses kochst. Du wirst sehen wie sie geboren werden, aufwachsen, leben, sterben. Du wirst mit Ihnen leiden, wenn du die Menschen magst für die du sorgst, leiden wenn sie sterben, trauern oder Schmerzen fühlen, du wirst dich mit diesen Menschen freuen, mit ihnen feiern, Verlobungen, Hochzeiten, Geburten, Taufen oder auch nur Geburtstage oder Weihnachten und Ostern, wenn du magst - bis zum Tag des Jüngsten Gerichtes, Mathilde. Wenn du das nicht willst, dann sag es und du kehrst in die Hölle zurück wo dann darüber beraten würde ob du einen Teil deiner Schuld abgetragen hast und wenn ja wie viel."
Mathilde sank auf die Knie. Tränen liefen über ihre Wangen. "Ich darf hier bleiben?" fragte sie ungläubig. "Ja, solange du willst - oder bis zum Ende der Tage." bestätigte der Dämon mit einem belustigten Seufzen. Ein Lächeln erhellte das Gesicht der Köchin. "Danke, Sire, ich werde meine Aufgabe gut machen, es soll den Menschen hier gut gehen und... und..." Er lachte. "Dann solltest du jetzt aber aufstehen und dich um das Abendessen kümmern. Der Schokoladenpudding ist übrigens ganz vorzüglich, danke." Er verschwand mit einem leisen Lachen. Sichtlich glücklich begann Mathilde leise zu singen und begann zu kochen. Kat und Julien wollten ihre Teller und Schälchen in die Spülmaschine räumen, doch sie wehrte lächelnd ab, drückte ihnen die Keksschale in die Hand und sagte: "Geht, Kinderchen, ich mache das schon. Ihr wollt sicher Fernsehen schauen." Julien grinste als er sich bedankte, nahm Kat in den Arm und zog sie durch das Portalsystem ins Kino, das sich in dem Komplex befand. Mit einem Lächeln auf Kat wählte er einen Film und startete ihn. Überrascht sah sie ihn an als sie merkte, dass er "Die Schöne und das Biest" von Disney gewählt hatte.
Es war Abend geworden. Mathilde hatte ein unglaubliches Menü servieren lassen von dem selbst Yolotli und Acactili beeindruckt gewesen waren. Belial wirkte ein wenig müde als er mit Akten beladen dazu kam und alle ins Wohnzimmer bat - zur Strategiebesprechung en famille.
"Zwei Artefakte haben wir um den Tod zu besiegen - und das Schweißtuch von Oviedo - ich habe mal nachgeforscht, würde in Asien helfen, wo die Pest sich aufhält. Ich würde euch bitten, morgen nach Spanien zu reisen und zu verifizieren dass es wirklich das ist was es sein soll - und ebenso im Petersdom das Sudarium überprüft und in Italien den Schleier von Manopello. Außerdem muss ich euch bitten - ebenfalls für Asien - die Echtheit des - dortigen Heiligen Grals in der Basilika San Isidoro in León zu überprüfen. Übermorgen müsstet ihr euch dann ins sogenannte Heilige Land aufmachen. Ich werde Mathilde bitten ein paar Vorratsrucksäcke zu packen und... ihr werdet die mit zur Grabeskirche nehmen, wo die Kirchengemeinden, die Orthodxe und die Katholische, versuchen eine Armenspeisung aufrecht zu erhalten. Kat schluckte leise. "Wir sollen am Samstag... aber ich nehme garantiert keine Leichenteile mit!" Armaros legte beruhigend eine Hand auf die Schulter. "Nein, die werden wir weiter südlich abliefern, außerhalb des Heiligen Landes." "Du willst uns am Freitag aus dem Weg haben - wenn die ersten Opferungen...?" Der dämonische Sekretär nickte. "Entgegen unserer Planungen waren wir ja am Montag erst in der Sorbonne. Am Freitag seid ihr so im Heiligen Land. Kat schüttelte erstaunt den Kopf. "Kaum zu glauben, dass ich schon über eine Woche hier bin..." murmelte sie.
"Wir können also helfen die Pest zu bekämpfen und den Tod - aber was ist mit Hunger und Krieg?" fragte Julien und legte zärtlich einen Arm um Kat. "Die anderen Teams dort melden sich, wenn sie etwas vermuten, was helfen kann. In Amerika ist es ein Mexikanisches Team, in Afrika ein ägyptisch-jüdisches und da Großteile Afrikas muslimisch sind ist der Weg hier und da anders. Er basiert nicht auf Reliquien sondern auf der Umsetzung des Glaubens. Auch in Asien ist das ähnlich, Julien: Alles Leben ist Leiden. Aber da es auch dort Christen gibt - wie in Afrika - ist es dort ein ebenfalls dreifacher - aber gemischter Weg. Der Herr hat das Volk Israel 40 Jahre mit Manna versorgt während ihrer Wüstenwanderung..." Julien nickte nachdenklich. "Verstehe. Das heißt, dass wir nur für Europa und Amerika sozusagen je drei Reliquien finden müssen weil es bei uns und dort die vorherrschende Religion ist aber nur sozusagen je eine für Asien und Afrika?" "So in etwa. Ich werde den Patriarchen von Jerusalem benachichtigen lassen und die Oberhäupter der Familien Joudeh und Nusseibeh, der Schlüsselhüter. Dein Onkel würde sicher den Erzpriester bevorzugen, aber... nun ja..."
"Kat und ich werden zurecht kommen. Vielleicht sollten wir uns mit den Familien der Schlüsselhüter einigen und wenn ich ehrlich bin, ...ich vertraue - glaube ich - mit den Lebensmitteln eher der muslimischen Tradition. Nichts gegen die orthodoxen Kirchen und die Franziskaner, aber da ist kaum mal was sauber gelaufen und daher... denke ich, dass die Lebensmittel wenigstens halal sein sollten..." Überrascht sahen die Dämonen einander an. "Und das von jemandem wie dir, Julien, der Anfang der Woche noch davon überzeugt war, dass er Pfarrer werden will?" meinte Samyaza belustigt. Julien grinste. "Die Wege des Herrn sind unergründlich." "Schluss damit! Kat, Julien, ab ins Bett, morgen und übermorgen werdet ihr viel zu tun haben und solltet ausgeruht sein!" ordnete Belial an. Wie immer sagte er das ruhig und gelassen und legte nicht sehr viel Nachdruck hinein, doch seine Anordnungen wurden befolgt - ohne Widerspruch. Julien sah ihn nachdenklich an, schüttelte dann jedoch nur den Kopf, wünschte allen eine Gute Nacht und zog Kat mit sich. Ihre Suiten lagen im gleichen Korridor.
Es war früher Morgen als Armaros Kat weckte. "Aufstehen, Morgenmuffelchen. Der Chef besteht darauf, dass ihr früh aufsteht und zeitig nach Italien aufbrecht. Im Vatikan werdet ihr bereits in zwei Stunden erwartet - und Mathilde hat durchgesetzt, dass ihr beide nicht ohne Frühstück aufbrecht, Julien und du." Kat lächelte verschlafen und stand auf. Eilig machte sie sich fertig und erschien eine halbe Stunde später in der Küche, wo sie auf Julien und Belial traf. "Nein Exzellenz - Exzellenz, Sie müssen auf die beiden nicht..." Der Dämon telefonierte. Julien grinste als er Kat zuflüsterte: "Onkel Pierre - er besteht darauf zu helfen wo er helfen kann." Irgendwann seufzte der Dämon resignierend. "Bien sur, ich werde sie in zwanzig Minuten vor dem Hauptportal Ihres Amtssitzes abholen lassen!" Er steckte sein Mobiltelefon ein und ließ sich mit einem leisen Stöhnen auf einen der Stühle fallen. "Verdammt, ist dein Patenonkel hartnäckig!" meinte er an Julien gewandt.
Der lächelte - wobei sein Lächeln erst traurig wirkte. "Seit dem Tod meiner Eltern vor acht Jahren bin ich bei ihm aufgewachsen. Er ist wie ein Vater für mich und er nimmt seine Aufgabe als Patenonkel sehr ernst. Ich wollte vielleicht in erster Linie Priester werden, weil er mich immer beeindruckt hat, bis ich Kat begegnen durfte..." Liebevoll betrachtete er Kat, die gerade von Mathilde einen großen Teller mit Rührei, Speck, gegrillten Würstchen, Toast, baked Beans und einer gebackenen Tomate vorgesetzt bekam. "Kommen Mademoiselle Reynard und Monsieur Dubois zum Mittag zwischenzeitlich zurück oder soll ich für die beiden Lunchpakete packen - und für den Erzbschof natürlich, Sire?"
Julien blickte beide fragend an. Kat wunderte sich darüber. "Hm... gute Frage - aber ich glaube, wenn die beiden Rom und Manopello hinter sich haben, freuen sie sich, wenn sie hier kurz die Füße hochlegen können. Koch also was Gutes, Mathilde - und plane Erzbischof Pasquieu mit ein." Die Köchin knickste. "Merci, Sire, so weiß ich Bescheid." Mit einem leisen Lachen nahm der Dämon gleich darauf zur Kenntnis, dass Mathilde jedoch neben Julien und Kat ein Täschchen legte. "Selbstgemachter Johannisbeersaft mit Mineralwasser verdünnt zum Trinken und ein paar Kekse, frisch aus dem Ofen."
Kat lachte. "Meine Güte, wenn wir das nicht bald hinter uns gebracht haben, dann werde ich nicht mehr durch die Türen passen wenn das vorbei ist." Mathilde zuckte zusammen und starrte Kat entsetzt an. "Pardon, Mademoiselle Reynard, ich..." "Oh Mathilde, das war von mir im Scherz gesagt, bitte verzeih. Deine Kochkünste sind vorzüglich und ich muss ja nicht essen. Ich habe mich einfach falsch ausgedrückt und nicht nachgedacht." Mit einem scheuen Blick zu Belial, der ihr beruhigend zunickte antwortete sie: "Schon vergessen, Mademoiselle." "Mathilde, ich bin Kat... Catherine, nicht Mademoiselle." Wieder ging ein Blick zu dem Dämon, der mit eine belustigten Nicken sein Einverständnis zu geben schien. "Und ich Julien - wo wir schon mal dabei sind, Mathilde." Die Köchin lächelte Kat und Julien an. "Merci - und ich... nun ja, Mathilde. Also was möchtet ihr heute Mittag essen? Eine schöne Zwiebelsuppe? Oh ich weiß, wie ist es mit einem Rehbraten in Kirschsoße mit Beilagen? Und zum Nachtisch eine Rotweincreme?" "Nimm die Zwiebelsuppe weg und ich bin dabei." meinte Kat grinsend. Julien zog eine Augenbraue hoch. "Keine Rotweincreme für ma petite chatte, Mathilde - wie wäre es mit Creme Brûle?" "Einverstanden, Julien." antwortete die Köchin mit einem belustigten Lächeln. "Und vielleicht eine Rinderconsomee vorweg - wo Kat keine Zwiebelsuppe mag." Mathilde lächelte. "Mir wird was einfallen."
In diesem Moment kam Erzbischof Pasquieu in die Küche geschlendert. "Ich habe ihn - wie angeordnet - abgeholt." meldete Armaros, der Juliens Onkel belustigt folgte. Der Erzbischof begrüßte alle Anwesenden, nahm Julien und Kat zur Begrüßung in den Arm und verkündete: Ich habe bereits mit meinem Bruder Juan Ruiz in Oviedo gesprochen und auch im Vatikan werden wir - genauso wie in Manopello erwartet." Belial blickte ihn verärgert an. "Exzellenz, für das nächste Mal werden Sie das bitte mit mir absprechen! Ich denke, das ist nicht zu viel verlangt!" wies er den Geistlichen zurecht. "Ich mache es den Kindern doch nur einfacher mit den Kontakten." antwortete der erstaunt. "Und woher wollen Sie wissen, ob Juan Ruiz wirklich vertrauenswürdig ist? Oder wer im Vatikan eigentlich gar nicht dahin gehört, sondern für die... für mich und meinesgleichen spioniert und sabotiert?" "Ach, Sire, der Erzbischof macht sich doch auch nur Sorgen um das Wohlergehen der lieben Kleinen." murmelte Mathilde besänftigend als sie Juliens Onkel ein Lunchpaket in die Hand drückte.
Belial bedachte die Köchin mit einem belustigten Blick, dann nickte er Armaros zu. "Bring die drei nach Manopello, danach bis vor die Grenzen des Vatikans. Anschließend kommt ihr zum Mittagessen zurück. Mathilde möchte "unsere Nesthäkchen" hier verwöhnen - und den Erzbischof dazu. Danach werden wir sehen ob du sie nach Oviedo begleitest oder jemand anderer - und danach in die Basilika San Isidoro in León." Armaros deutete eine Verbeugung an, trat hinter Kat, Julien und den Erzbischof und verschwand mit ihnen. Irgendwo in den Bergen kamen sie an. "Dort, das dürfte die Klosterkirche sein." sagte der Dämon und lehnte sich gegen einen Baum. "Ich warte hier auf euch."
Julien sah ihn an. "Armaros - eine Frage: Wer ist Belial wirklich? Mathilde redet ihn mit Sire an - und das ist eigentlich die Anrede für einen Monarchen oder König und ihr alle tut, was er euch sagt..." Der Dämon zuckte mit den Schultern. "Belial ist der, der er ist. und jetzt geht euch dieses Läppchen angucken!"
Mit einem zweifelnden Blick wandte Julien sich Kat zu und ging mit ihr und seinem Patenonkel zum Kirchengebäude. Pierre Pasquieu läutete und als ein Mönch öffnete, stellte er sich vor, worauf man sie sofort zum Abt brachte, der sie freundlich empfing. "Sie wollen unsere kostbare Reliquie sehen?" fragte er freudig. "Hier entlang!" Er führte sie in zu den Reliquien. Kat zog das kleine Gerät hervor. Das Feld wurde weiß. "Reliquiar: Inhalt: einer von 4 Teilen (Verarbeitungstechnisch trennbare Lagen, auf alle 4 übertragenes Abbild) des Schweißtuches, das Berenike/Veronika, dem Dreieinigen in Gestalt des Sohnes auf dem Weg nach Golgatha gereicht hat." las Kat vor. Der Abt wich andächtig zurück. "Das heißt, dieses ist wirklich mit unserem Erlöser in Berührung gekommen?" fragte er sichtlich bewegt. Julien nickte. Sein Onkel erklärte dem Abt leise, dass die Reliquie vielleicht gebraucht würde. Der alte Mann wollte das mit dem Vatikan abklären, doch der Erzbischof redete ihm das leise aus. "Wir wissen nicht, wem wir vertrauen können!" hörte Kat ihn auf den Abt einreden. Sie verabschiedeten sich und versprachen - falls möglich - nach dem hoffentlich bald gewonnenen Kampf gegen die Apokalpytischen Reiter zurückzukehren um die restlichen Reliquien zu prüfen. "Vorausgesetzt, dass wir den Verifizierer behalten dürfen." schränkte Julien allerdings ein.
Auf dem Weg zurück zu ihrem Begleiter fragte Kat ihn: "Was meinst du mit "wenn wir ihn behalten dürfen"?" "Genau das. Weißt du, der Glaube versetzt manchmal Berge und wenn die Leute glauben, dass beispielsweise der Fingerknöchel des Heiligen X in irgendeinem Reliquiar im Zusammenspiel mit Vertrauen in Gott und Gebet ihre Krankheiten heilt, dann ist das so." Julien merkte dass sie etwas sagen wollte, als sein Onkel sagte: "Catherine, überleg doch: Würdest du wirklich hingehen wollen und den Leuten diesen Glauben nehmen wollen indem du sagst: Nein, das ist nicht der Fingerknöchel des Heiligen X sondern der von Monsieur X, einem unbedeutenden Tagelöhner - vielleicht aus der richtigen Zeit, aber vielleicht auch irgendwann von jemandem ausgegraben. Schlagartig würden die Menschen sehr viel Hoffnung verlieren - und darum geht es nicht, denn das wäre kontraproduktiv." "Aber ich..." "Pst, ma petite Chatte. Du kannst ja heute Abend fragen."
Armaros blickte erstaunt von einem zum anderen. "Das ging ja fix. Dann können wir ja jetzt nach Rom." "Ich werde erstmal was trinken und einen der Kekse von Mathilde essen. Willst du auch einen?" sagte Kat und reichte ihm einen der Kekse aus ihrem Lunchpaket. Der Dämon grinste, nahm ihn aber und biss hinein.
Unvermittelt - ohne Vorwarnung - tauchten sie unbemerkt vor dem Petersplatz in Rom auf. "Jetzt sind sie an der Reihe, Exzellenz." sagte Armaros mit einem Lächeln. "Das hiesige Schweißtuch wartet." Der Erzbischof lächelte, und zog seinen Patensohn und Kat mit sich. Er wandte sich an den Wachhabenden der Schweizer Garde und bat ihn mit dem Kommandanten reden zu dürfen, der sie daraufhin persönlich abholte. Der Camerlengo nahm sie im Petersdom in Empfang. Nachdem der Erzbischof ihm leise erklärt hatte, wieso er in zivil gekommen war und nicht etwa seine Soutane trug, nickte der Kardinal und brachte sie durch die Menge der Betenden hindurch die sich im Petersdom drängelten zu der Säule. Unauffällig legte Julien den Verifizierer daran und sah überrascht, wie sich das Feld blau verfärbte. "Reliquiar beinhaltet Schweißtuch des Apostel Petrus, nachbearbeitet im 8. Jh. um Bildeffekt zu erhalten."
Julien hob sichtlich erstaunt die Augenbraue. "Und, ist es echt?" fragte der Camerlengo aufgeregt. "Es ist eine bedeutende Reliquie, die hier am richtigen Platz ist, Eminenz." antwortete er ausweichend. "Ich danke Ihnen, dass Sie es möglich gemacht haben." Er wandte sich an seinen Onkel: "Onkel Pierre, wir müssen unseren "Flug" kriegen." Sie verabschiedeten sich von dem sichtlich freudig aufgeregten Kardinal und eilten davon.
"Was war denn? Hast du..." "Ja, aber es ist eine nachbearbeitete Version - zudem vom Apostel Petrus." Informierte Julien seinen Onkel. Der Bischof lächelte. "Du hast dich gekonnt aus der Affäre gezogen, Bravo." meinte der ein wenig belustigt.
Der Dämon sah sie fragend an, als sie auf ihn zukamen. Kat schüttelte den Kopf. "Wisst ihr was, ihr macht so einen niedergeschlagenen Eindruck, dabei war das erste doch ein Erfolg. Ich lade euch drei auf ein Eis ein. Ich kenne hier eine richtig gute Gelateria in Italien." sagte er aufmunternd und gleich darauf standen sie vor dem Eisladen, wo er für jeden einen Eisbecher bestellte.
"Seht es positiv," meinte er als sie am Tisch saßen. "Manopello war doch gut, Turin und Paris ebenfalls. Schauen wir doch was Oviedo und León bringen. Bei Oviedo bin ich recht zuversichtlich." Julien seufzte. "Ja, aber ich hatte gehofft, dass wir... es aufhalten können." "Alles hat seine Zeit und alles braucht seine Zeit." lautete die rätselhafte Bemerkung des Dämons, dann kehrten sie zum Mittagessen nach Paris zurück.
Belial erwartete sie bereits und nahm den Bericht zur Kenntnis. Er nickte als habe er das Ergebnis bereits gekannt und wollte das Esszimmer verlassen, als Kat ihn zurückrief. Er drehte sich mit leichter Belustigung um. "Catherine?" fragte er. "Wolltest du nicht mit uns essen?" "Das ist es nicht, was du wissen wolltest..." "Vorerst vielleicht ja doch..."
Er fuhr sich mit der Hand durch die dunklen Locken. "Katherine, stell mich nicht auf die Probe." "Wenn du weißt was ich wissen will, dann beantworte es mir doch!" forderte Kat. Der Dämon lehnte sich lässig in den Türrahmen und sah Julien und sie an. "Ihr müsst schon fragen..." "Den Verifizierer - was geschieht damit, wenn wir - na ja, fertig sind, mit der Aufgabe die passenden Reliquien zu suchen? Dürfen wir ihn behalten oder...?" Der Dämon lächelte. "Wenn es nach mir ginge, Kat, ja... weißt du wie viele Träume und wie viel Glauben damit durch Fakten zerstört würde?" antwortete er. "Das Ding würde der Hölle direkt in die Hände spielen. Aber das hat Julien dir doch schon erklärt." Er sah den jungen Mann an. "Und was deine Frage betrifft: Belass es dabei, dass ich der Sekretär in diesem Haus bin, derjenige der das organisiert was organisiert werden muss." Julien zog auf die ihm eigene Weise die Augenbraue hoch. "Und schon bin ich genauso klug wie vorher..." sagte er belustigt. Belial lachte. "Um die erste Frage zu beantworten, Kat: Ja, ich wollte und ich werde mit euch essen. Zwar muss ich nicht, aber Mathilde hat sich übertroffen und ich bin neugierig wie es schmeckt."
Das Mittagessen "en famille" schloss diesmal auf ausdrücklichen Wunsch der Bewohner des Hauses auch Mathilde mit ein und fand - da die Köchin alles natürlich warm servieren wollte - in der Küche am großen Esstisch statt. Nick-Yolotli und Alex, Philip-Acactili und der Erzbischof diskutierten mit den vier Dämonen und Kat und Julien.
"Das Problem ist, dass ich nicht sicher bin, ob wir den Schleier von Manopello nicht teilweise zerstören lassen müssten um ihn wirksam einsetzten zu lassen - und das wird der Abt sicher nicht zulassen..." erklärte Belial gerade Juliens Onkel, der dagegen hielt, dass die Reliquien ja zum Bekämpfen der Finsternis da seien.
"Sire... ich bin nicht sicher ob ich... das Recht habe etwas dazu zu sagen, aber..." begann Mathilde scheu. Belial sah sie freundlich lächelnd an. "Aber natürlich. Du bist innerhalb kürzester Zeit so etwas wie ein Team- oder sogar Familienmitglied geworden, falls du das nicht bemerkt hast. Das gibt dir das Recht an den Diskussionen teilzunehmen." ermunterte er sie. Mathilde räusperte sich verlegen errötend. "Es gab damals... ich meine, als ich noch normal innerhalb meiner Lebensspanne auf der Erde war... also da haben Statuen und Ikonen geweint. Tut der Himmel - also passiert solches nicht auch heute noch? Das wäre vielleicht ja sogar wirksamer als Tücher oder andere Reliquien die noch irgendwie verarbeitet werden müssen, also zum Beispiel ausgekocht oder eingeweicht..."
Der Dämon sah sie erstaunt an, dann lächelte er. "Eine sehr gute Idee, nur bräuchten wir dazu einen "Wunder-Verifizierer" und keinen "Reliquien-Verifizierer", fürchte ich." "Hmm... wenn einer von euch - also ich meine Gadreel, Samyaza, Armaros oder du - diese Flüssigkeiten in die Finger bekommen würden... könntet ihr dann nicht irgendwie verifizieren? Ihr würdet doch erkennen ob es normales menschliches Blut ist oder irgendwie... ich weiß nicht wie ich das ausdrücken soll... also auf jeden Fall ob es normal ist oder irgendwie anders. Genauso bei Ölen oder den Perlen, die eine Statue in Tibet weinen soll." wandte Julien ein. Der dämonische Sekretär sah ihn belustigt an. "Du stellst dir das ja sehr einfach vor. Wenn einer von uns mit einer Flüssigkeit die "irgendwie anders" ist in Berührung kommt, kann das unangenehm für uns werden..."
"Verstehe..." Julien blickte seinen Onkel an. "Dann müssen wir eine andere Möglichkeit finden." Armaros lachte leise. "Julien, Belial hat nicht gesagt, dass er oder wir die Gefahr nicht eingehen würden..." sagte er leise. Überrascht sah der Theologie-Student von einem zum anderen. "Ich bin mir nur nicht so sicher, ob es ratsam ist euch beide um "Blut, Schweiß und Tränen" einzusammeln selbst Blut, Schweiß und Tränen vergießen zu lassen. Aber ich werde die Anregung durch die Nachrichtenkanäle an die Teams in Asien und Afrika weitergeben." "Ich wünschte, man könnte auch irgendeinen "Friedenstrank" zusammenrühren und den über Amerika - Nord wie Süd - versprühen wie Nebel." murmelte Kat frustriert. "Krieg und Frieden sind wie Tag und Nacht, Gut und Böse. Frieden fängt in den Herzen an. In Amerika können wir nicht helfen." sagte Gadreel leise. "Höchstens ich - und nicht auf der Friedensseite, da ich den Menschen die Kriegsführung beigebracht habe..." fügte er bitter hinzu. "Wir alle stehen für unsere Entscheidungen und Verfehlungen gerade, mein Freund. Der freie Wille ist ein zweischneidiges Schwert." antwortete Belial rätselhaft.
Er wandte sich an die Köchin. "Mathilde... stelle bitte Flugsalbe her. Kat sollte langsam auch lernen auf einem Besen zu fliegen und immer welche dabei haben, damit sie und Julien in Zukunft vielleicht schnell verschwinden können. Wenn das ganze vorbei ist, dann wirst du Kat zeigen wie sie die selber herstellt." Mathilde zuckte zusammen. "Sire... ich..." Sie blickte zögernd zu Kat. "Mathilde, Zusagen der Hölle werden nie leichtfertig gemacht. Katherine ist anders. Hat Julien dir nicht erzählt, dass der Reliquienverifizierer das Grimoire von Kat weder schwarz noch weiß angezeigt hat, sondern grau? Gleichgewicht, darum geht es, und beide Seiten dürfen je nach Nutzen Wissen in die Waagschalen werfen. Ich bin mir sicher, die Gegenseite wird am Ende genug aufbieten um unseren "schlechten Einfluss" mehr als auszugleichen. Und deine Position hier ist dir sicher." Kat sah erstaunt aus. "Ich dachte immer da reicht ein Zauberspruch, sowas wie "Ene mene mei, flieg los Kartoffelbrei!" oder ähnliches." Samyaza lachte laut auf. "Vergiss das "Hex hex" nicht, Bibi Blocksberg!" rief er belustigt und brachte damit alle zum Lächeln oder sogar Lachen. "Katherine?" Kat sah zu Belial, der sie angesprochen hatte. "Ja?" "Die Fähigkeit unbelebte Dinge an dich zu binden und sie kurzzeitig zu beleben kann dir nur die andere Seite verleihen. Momentan wirst du dir mit Flugsalbe helfen müssen - und mit schwarzer Magie. Aber wenn du lieber einen Besen wie Bibi Blocksberg haben möchtest, dann wirst du selber fragen müssen!"
Er wandte sich an Samyaza: "Bring die beiden samt dem Erzbischof nach Oviedo und dann nach León!" Der Dämon nickte. "Sire... ich bin mir nicht sicher... aber Lucille könnte... sie könnte Flugsalbe haben. Sie war vorgestern hier in der Küche... und danach wies alles darauf hin..." ließ Mathilde sich vernehmen. Belials Gesicht war zuerst nachdenklich, dann sichtlich wütend. "Samyaza, überprüfe das bitte augenblicklich. Du wirst dazu nicht länger als fünf Minuten brauchen und wenn sie wirklich Flugsalbe hergestellt hat, bring Lucille her!" Der Dämon nickte und verschwand. Kurz darauf kam er mit der Kammerzofe von Alex zurück. In einer Hand hielt er eine Dose aus Holz. Belial nahm sie ihm ab und öffnete sie.
Sein Gesicht war neutral. "Lucille... wie lautete doch das Abkommen für deinen Dienst hier?" Die Frau sah trotzig aus als sie antwortete: "Ich werde vor diesen beiden Frauen buckeln und zusehen, wie diese Kleine da mein Grimoire zögerlich und wimmernd benutzt weil sie nicht Hexe genug ist um zu wissen wie man es anwendet und dafür werde ich belohnt." Belials Stimme war hart als er entgegnete: "Das Abkommen war: Du dienst Alexandra Moreau als Kammerzofe mit allem gebührenden Respekt und der gebotenen Aufmerksamkeit und respektierst Catherine Reynard! Du wirst während deines Aufenthaltes auf der Erde keine Magie anwenden oder Elixiere herstellen! Solltest du einen dieser Punkte missachten wurden dir empfindliche Strafen angedroht!" Er gab Gadreel ein leichtes Zeichen mit der Hand, worauf dieser die Kammerzofe packte. "Bring sie zurück in die Hölle - und biete... Selvaggia den Vertrag an!" Der Dämon nickte und verschwand.
"Alex, rufe bitte mal dein Grimoire..." flüsterte Julien. Belial sah sich belustigt zu ihm um. "Kluger Junge, hm?" murmelte er spöttisch und bevor Alex sich weigern konnte es zu rufen hielt er ihr Grimoire in der Hand, das er vor sie hinlegte. "Na los, schau nach was du wissen willst..." Julien nahm den Reliquienverifizierer von Kat, hielt ihn über das Grimoire und keuchte im nächsten Moment auf, als das innere Feld schwarz wurde und lediglich rauchige Schwaden durch die Fläche zogen. "Zweitmächtigstes existierendes Grimoire, verfasst und diktiert von Lucifer, in Teilen geschrieben von Samyaza. Entstanden 1513 AD für Selvaggia Bragi, Großhexe von Venedig, Oberhexe des sogenannten Heiligen römischen Reiches. Nach Erfüllung des Paktes wieder im Eigentum Lucifers, seit dem 03.01. diesen Jahres als Geschenk im Rahmen des Kooperationsvertrags vergeben an Alexandra Moreau-Boyle, Duchesse de la Grâce." las Julien vor. "Kooperationsvertrag?" fragte er erstaunt. "Ja - Himmel und Hölle haben einen Vertrag geschlossen in Zukunft hier und da zu kooperieren - falls notwendig. Aber genug davon!" Er wandte sich an Samyaza. "Da wir nun Flugsalbe haben... bring Kat gleich den Zauber bei und lass sie auf einem Besen zur Probe eine halbe Stunde üben!"
"Ich will das nicht lernen!" protestierte Kat. "Wenn Mathilde die Flugsalbe nicht kochen wollte ist da irgendwas faul dran!" Belials Augen verengten sich. "Du weigerst dich?" fragte er. Kat nickte tapfer. "Gut... Dann könnt ihr aufbrechen!" Er sah Samyaza aufmerksam an. Der Dämon nickte und gleich darauf standen sie vor dem Dom von Oviedo. "Gib Julien den Verifizierer, Kat." Sie sah den Dämon überrascht an. "Wieso?" fragte sie plötzlich misstrauisch. "Weil du für deine Weigerung bestraft werden sollst." Sie starrte ihn an. Julien zog sie an sich. "Das werde ich nicht zulassen!" Der Erzbischof hatte sich schon umgedreht um zum Dom zu gehen, doch jetzt hielt auch er inne. "Julien, es ist egal ob du es zulassen willst oder nicht, Belial hat es angeordnet und er hat in Paris das Kommando. Macht es mir bitte nicht schwerer als es ohnehin schon ist." Er fuhr sich unwillig durch die Haare als Kat ihn mit einer Mischung aus Angst und Verärgerung ansah. "Ihr redet immer vom "freien Willen" und jetzt soll ich dafür bestraft werden ihn zu haben?" fragte sie während Julien klar stellte: "Ich werde ohne Kat nicht in diese Kirche gehen!" Samyaza ignorierte Julien und blickte Kat an. "Wahrscheinlich hätte er dir sagen müssen, dass für Alex und dich momentan andere Gesetze gelten. Freier Wille ist schön und gut, aber nicht dann, wenn wir nur eine begrenzte Zeit haben dir und Alex all das beizubringen was Belial für nötig hält..." Er zwang Kat Julien den Verifizierer zu geben, packte sie und landete auf einem brennenden Haus mit ihr.
"Du hast eine halbe Stunde, Kat. Mein Herr will, dass du darum bettelst das Fliegen lernen zu dürfen! Wenn du das tust, wird er dir helfen, wenn nicht..." Er zuckte die Schultern, dann verschwand er. Ängstlich sah Kat sich um, bevor sie ob des Betrugs wütend wurde. "Verräter!" rief sie, "Ich sollte in Paris sicherer sein als auf Angel Island! Ihr habt meine Eltern angelogen!"
Eine seidenweiche Stimme erklang hinter ihr: "In Paris bist du auch sicherer - nur ist hier nicht Paris..." Sie drehte sich um. "Wer sind Sie?" fragte sie die so vor ihr stehende Gestalt, die einen prachtvollen Kapuzenmantel trug. Die Kapuze rutschte nach hinten. "König Paymon... Ein loyaler Diener der Hölle." Sie starrte in das anmutige, fast weibliche Gesicht. "Der Teufel soll persönlich mit mir reden! Ich will nicht...!" "Mein Herr hat gerade anderes zu tun, Katherine Corrigan-Rayne!" wies der Dämon sie zurecht. "Aber ich werde ihm wortwörtlich berichten was du ihm sagen willst..." "Dann sagen... Sag ihm gefälligst, dass er sich sein bescheuertes Grimoire hinstecken kann, wo die Sonne nie scheint! Ich werde garantiert keine miese Hexe wie diese Lucille Damiens!" rief sie. "Und weiter? Du hast noch 20 Minuten - wenn du also meinem Herrn noch weiteres mitteilen willst, lass hören! Wobei du ihn vielleicht nicht verärgern solltest, Katherine. Noch will er nur ein "Bitte, Lucifer, ich will das Herstellen von Flugsalbe und die Flugzauber lernen und ich werde sie lernen!" hören. Wenn du ihn weiter beleidigst, könnte er darauf bestehen, dass du ihn anbetest und keine so schlechte Hexe wie Lucille Damiens wirst, sondern eine sehr viel bessere, sehr viel mächtigere... Eine die den Reliquienverifizierer nicht mehr zögern lässt für welche Farbe er sich entscheiden muss, eine Hexe, die selbst die sanftmütige Mathilde fürchtet!" Kat wich zurück. "Eher sterbe ich!" sagte sie entschlossen.
"Ich verstehe. Hast du noch irgendwelche letzten Worte für deine Eltern, Alexandra Moreau, Nick Boyle, Yolotli - oh, und viellicht für Julien-Noel?" "Ich liebe sie - alle - aber..." Er nickte. "Gut, ich werde es ausrichten - alles. Leb wohl - und stirb... nett..." Der Dämon verschwand.
Kat sank mit einem Schluchzen auf die Knie. Um sie herum loderten die Flammen. Sie spürte, wie jemand sie hochhob und dann war Stille, bis eine sanfte Stimme belustigt tadelnd sagte: "Störrische kleine Katherine, freche kleine Katherine, ich werde dir den Mund mit Seife auswaschen müssen, oder?" Sie musste husten und würgen als sie plötzlich Seifengeschmack im Mund hatte und es schäumte. Sie schlug die Augen auf und stellte fest, dass sie im Arbeitszimmer im Boulevard Hausmann 13 vor Belials Schreibtisch saß. Er sah sie an. Seine Miene war finster. "Hol dein Grimoire!" befahl er. "Nein! Ich will es nicht!" "Hol dein Grimoire, Katherine! Augenblicklich!" Sie schüttelte den Kopf. "Freier Wille, Belial, das hast du oft genug gesagt." "Freier Wille kann durch Blut überwunden werden." antwortete er, stand augenblicklich hinter ihr, das Grimoire tauchte in ihrem Schoß auf. Sein Fingernagel verwandelte sich in eine scharfe Kralle mit der er sie in den Finger stach und dann fiel ein Tropfen Blut auf den Einband des Grimoires. "An dich gebunden für alle Zeit, durch dein Blut durch die Jahrhunderte an jede Generation!" flüsterte Belial in ihr Ohr. "An dich gebunden, an deinen Geist, Vergangenheit sind die Stunden des Lernens, des Grimoires Wissen, gebunden an dich, von jetzt an ein Teil von dir - so soll es sein." Er presste Kats rechte Hand auf das Grimoire und bedeckte sie mit seiner eigenen. "Und ein Geburtsmal wird von nun an meinen Willen zeigen!"
Kats Gehirn wurde von Informationen geflutet. Entsetzt erkannte sie, dass das Wissen aus dem Grimoire in ihr abgespeichert wurde als würde man etwas downloaden. Kat starrte den vor ihr stehenden Belial an. "Du... du bist... der Teufel p... persönlich?" flüsterte sie entsetzt. Er nickte. "Wieso?" "Wieso ich hier bin?" Kat nickte. "Weil ich noch keine Lust auf die Weltherrschaft habe. Und jetzt stell dein Grimoire wieder auf den Ständer und setzt dich an deinen Schreibtisch. Wir haben für Morgen und den Ball am Sonntag noch ein paar Sachen zu organisieren und am Samstag beendet die Schneiderin die Kleider von Alex und dir." "Das geht doch auch mit..." begann Kat, stand jedoch hastig auf und warf das Grimoire fast auf den Ständer. "Ja? Womit geht es auch...?" Belial war belustigt. Verärgert drehte Kat sich um. Mit einem Satz war sie an seinem Schreibtisch und holte aus um zuzuschlagen. Belial fing die Hand ab und brach ihr mit einer fließenden Bewegung den Unterarm. Kat schrie vor Schmerz auf. Er zog sie an sich. "Verzeih, Kat, doch für diese Insubordination hast du eine Strafe verdient. Normalerweise könnte ich den Knochen sofort heilen lassen, aber das werde ich nicht tun." Ein schneeweißer Gips erschien. "Deine Auflehnung ist manchmal amüsant, Kat, aber ich werde sie in Zukunft nicht mehr so geduldig hinnehmen!"
Kat war in seinen Armen erstarrt. "Leg dich schlafen. Julien und sein Onkel sind in etwa einer Stunde zurück." Ihr Blick fiel auf das Grimoire. "Das ist das von Alex..." murmelte sie. "Nicht mehr... Sie hat jetzt deins und erinnert sich nicht einmal mehr daran, dass das Grimoire von Lucille Damiens ursprünglich deins war." Sie tauchte in seinem Arm in ihrem Schlafzimmer auf. "Schlaf, Kat!" sagte er und verschwand.
Kat sank auf das Bett. Sie weinte. Wie benebelt griff sie zum Telefon, doch dann beschloss sie mit Alex zu reden.
Als sie in deren Suite kam, war sie gerade mit Gadreel beim Magie üben. "Kat? Kannst du mir den Wechsel erklären?" fragte er, bevor sein Blick auf den Gips fiel. Alex keuchte entsetzt auf. "Kat, was ist passiert?" rief sie entsetzt. Sie warf sich in Alex Arme und schluchzte. "Ich will wieder nach San Francisco, ich will nach Hause!"
"Katherine, was ist passiert? Belial hätte den gebrochenen Arm sofort heilen können und..." "Er war es! Er hat ihn mir gebrochen! Er hat mich an dieses widerliche Grimoire gebunden!" rief Kat panisch. "Alex, er ist der..." "Leiter dieser Mission hier in Europa!" unterbrach Gadreel sie, wandte sich an Alex und sagte: "Ich kläre das, du übe den Zauber den wir gerade durchgenommen haben!" Sanft zog er die immer noch weinende Kat mit sich.
In einem Raum in dem sie noch nie gewesen war, trafen sie auf Armaros. "So viel zum freien Willen..." murmelte der verbittert als er den Gips sah. "Kat, ich will etwas nachsehen, ich will dir nichts tun, in Ordnung?" beruhigte er sie und öffnete langsam ihre Bluse. "Verdammt!" fluchte er als sein Blick auf das feuerrote Penagramm in der Größe einer Euromünze fiel, das auf ihrer linken Brust prangte. "Ich habe zweifellos gefehlt, aber so grob sicher nie!" murmelte Gadreel. "Wenn wir sie mit Magie zurückschicken wird er sie sehr schnell finden..." "Er wird sie auf jeden Fall finden! Er hat sie and das verdammte Grimoire gekettet! Und ich rede nicht von dem der Damiens, denn das ist mitten im Magieunterricht auf dem Lesepult von Alexandra aufgetaucht..." "Das erklärt den gebrochenen Arm nicht!" "Ich habe versucht ihm eine... ich wollte ihm eine reinhauen." murmelte Kat. "Autsch!" stöhnte Gadreel. Er rieb sich nachdenklich den Nacken. "Ich könnte dir den Weg zum Gare de l'Est beschreiben und du müsstest dir eine Fahrkarte nach Illesheim in Deutschland besorgen. Ich informiere einen Freund der dort stationiert ist... Sie fliegen momentan von Europa aus Einsätze über Südamerika, aber Auftanken tun sie teilweise in Nordamerika... So musst du kein Flugticket buchen..." "Ich suche die Verbindung raus, informiere du deinen Freund, damit er sie am Bahnhof in Illesheim abholt. Du, Kat, packst das Nötigste!"
"Nein, bitte, er wird... ihr müsst ihm gehorchen!" "Freier Wille, Kat!" sagte Armaros sanft.
Zwanzig Minuten später stand Armaros bei ihr im Raum. "Alles gepackt?" Sie nickte. "Ich habe auf den Tisch einen Brief gelegt... für ... für Julien... ich..." "Er wird ihn kriegen, Kat, dafür sorge ich. Und jetzt bringe ich dich zur Metro-Haltestelle und gebe dir dann genug Reisegeld in bar. Komm." Er steckte den Brief ein und landete vor der Tür des Gebäudes. Gemeinsam schlenderen sie den Boulevard entlang bis sie an die Metrostation kamen. Auf dem Bahnsteig drückte Armaros ihr einen Umschlag in die Hand. "Hier, da drin sind alle notwendigen Informationen und da drin ist auch genug Bargeld. Ich hoffe, dass du es ins Legat schaffst. Pass auf dich auf, Kleine." Sie dankte ihm und stieg in die kommende Bahn. In der Nähe des Gare de L'Est stieg sie aus und sah in den Umschlag, bevor sie sich auf den Weg zum Bahnhof selbst und zum Kartenschalter machte, wo sie ihr Ticket nach den Angaben von Gadreel und Armaros kaufte. Mit dem Ticket stieg sie in einen ICE und erlaubte sich zum ersten Mal durchzuatmen. Bis ins deutsche Frankfurt am Main würde sie fast vier Stunden brauchen.
In Paris, im Boulevard Haussmann trafen Samyaza, der Erzbischof und Julien ein. Letzterer fragte sofort nach Kat. "Ich habe sie schlafen geschickt. Vielleicht solltest du sie wecken. Ich musste etwas strenger mit ihr sein und sicher braucht sie eine Schulter zum ausweinen." Irritiert sah Julien ihn an, verschwand dann jedoch über das Portalsystem. Gleich darauf war er zurück. "Wo ist sie?" "In ihrem Schlafzimmer, im Bett. Ich habe sie persönlich dort abgesetzt!" Belial sah von seinem Schreibtisch hoch. "Nein, ihr Bett ist unbenutzt."
"Bleib du hier Julien, ich sehe selber nach. Samyaza, bring den Bischof zurück zu seinem Amtssitz." Augenblicklich war der junge Theologiestudent allein. Er schlenderte auf das Grimoire von Kat zu und stutzte. Überrascht zog er den Verifizierer hervor und hielt ihn darüber. "Zweitmächtigstes existierendes Grimoire, verfasst und diktiert von Lucifer, in Teilen geschrieben von Samyaza. Entstanden 1513 AD für Selvaggia Bragi, Großhexe von Venedig, Oberhexe des sogenannten Heiligen römischen Reiches. Nach Erfüllung des Paktes wieder im Eigentum Lucifers, seit dem 03.01. diesen Jahres als Geschenk im Rahmen des Kooperationsvertrags vergeben an Alexandra Moreau-Boyle, Duchesse de la Grâce, seit Heute jedoch mit Blut und Wort durch seinen Schöpfer gebunden an Katherine Corrigan-Rayne spätere Dubois und ihre Nachkommen bis ans Ende der Zeit." Entsetzt starrte er auf das dunkelgraue Feld.
Hinter ihm raschelte etwas. Hastig sah er sich um und sah Mathilde mit einer hübschen Blondine das Arbeitszimmer betreten. "Dort ist Lucilles Grimoire, Selvaggia, aber ich glaube nicht, dass es so ratsam ist, das... irgendwie zu manipulieren." flüsterte die Köchin. "Du willst, dass Kat es gefahrlos nutzen kann, also..." Die zwei Frauen starrten Julien an. "Ich glaube, es ist zu spät... wenn die Formulierung "...mit Blut und Wort durch seinen Schöpfer gebunden an Katherine..." etwas Schlechtes aussagt - außerdem ist dies ihr ehemaliges Grimoire, Signora Bragi..." Mathilde schlug entsetzt die Hand vor den Mund und Selvaggia Bragi schluckte sichtlich. "Das ist ziemlich übel... Sie wissen wer der Schöpfer meines Grimoires war?" Julien nickte. "Mit dem Blutband können nur noch zwei Individuen dieses Grimoire nutzen - Katherine und er... Und dieses Grimoire kann sie fühlen, wie eine lebende Entität. Das gesamte Wissen dieses Buches ist jetzt ein Teil von Katherine und alles was sie zusätzlich an Zaubern lernt wird Teil des Grimoires werden. Irgendwann wird auch ihr Name unter dem des Schöpfers als Mitgestalterin auftauchen."
Belial erschien im Arbeitszimmer. Mit einem Blick erfasste er die Situation. "Raus! Über euren Ungehorsam reden wir nachher!" fuhr er die beiden Hexen an, gehorsam huschten die zwei davon. "Was ist passiert? Wieso ist Kat an dieses verdammte Grimoire gebunden?" verlangte Julien zu wissen. "Kat hat sich widersetzt und dafür musste sie die Konsequenzen tragen! Und jetzt werden wir nachsehen wo sie ist..."
Das Grimoire flog in Belials Hand. "Grimoire in meiner Hand, erschaffen mit selbiger, enthülle auf mein Wort wo sie ist der du gegeben bist." Das Buch öffnete sich und flüsterte zu Juliens Entsetzen leise: "Sie ist gegangen und ließ mich zurück. Mein Wissen begleitet sie, doch misse ich ihre Nähe. Ich weiß sie enteilt, ich fühle, sie flieht vor euch und vor mir, Landschaft flieht vorbei, über Flüsse enteilt sie... Doch ihr Wille und Widerstreben sind stark. Nur über euer Zeichen auf ihrer Brust und den Schnitt in ihrer Hand könnt ihr sie erreichen - doch ohne Ziel und Ort."
Julien wich zurück. Was hatte Selvaggia Bragi gesagt? Nur noch zwei Lebewesen konnten das Grimoire nutzen? Und hatte Belial es eben genutzt oder nicht?
Im ICE schmerzte plötzlich das Mal auf Kats Brust. In ihrer Hand brannte es. Als sie in die Handfläche sah, erschienen dort Worte: <Katherine, wo bist du!?> las sie. Traurig schloss sie die Hand und versuchte den Schmerz zu ignorieren. <Es können morgen auch 14 Opfer sein!> las sie als sie die Hand öffnete. Eine Träne fiel in die Handfläche - und Belial saß ihr gegenüber. "Katherine?" sagte er sanft. Sie sah ihn wie versteinert an.
"Du bist vierzehn Jahre alt und besitzt bereits eine Stärke und einen Willen - beides sucht seinesgleichen. Ich habe dich mit deinem und auch mit meinem Blut an das Grimoire gebunden und so eine Verbindung geschaffen die dich sogar noch stärker macht. Ich habe deinen Zorn verdient, deine Wut, vielleicht sogar deinen Hass, aber sicher nicht die Angst, die mir gerade entgegenschlägt." Kat schwieg und sah aus dem Fenster. "Katherine, ich bitte dich in aller Form um Verzeihung - und du bist die Einzige, die ich jemals um Verzeihung bat. Komm mit zurück nach Paris. Du bist mir in der kurzen Zeit wie eine Tochter geworden und Gadreel, Samyaza und Armaros sehen dich wie ihre kleine Schwester." Kat schwieg und starrte weiter aus dem Fenster.
In ihrer Hand kribbelte es. Sie sah hinein und las: "Zieh deine Krallen ein, Kätzchen." las sie. Und gleich darauf: <Julien hat sofort nach dir gefragt. Er vermisst dich.> Sie warf einen flüchtigen Blick zu Belial und stellte erstaunt fest, dass er mit einer Art Stift in seine eigene Hand schrieb. Er zwinkerte ihr zu und schrieb erneut. <Na los, Kleine, du weißt wie du einen ebensolchen Stift herbeizaubern kannst. Wenn du nicht mit mir reden willst, schreib mir doch einfach.> erschien in ihrer Hand.
Kat sah ihn an. "Ich wünsche nicht mit Ihnen zu reden, Sire." sagte sie tonlos. "Katherine hör mir bitte zu. Ich wusste mir keinen anderen Rat mehr als so zu verfahren wie ich verfahren bin ohne dich zu brechen - was völlig undenkbar ist!" "Das interessiert mich nicht, Sire." murmelte Kat. "Ich habe ein halbes Jahr, Katherine. In diesem halben Jahr soll ich meinen Teil des Kooperationsvertrages einlösen. In Paris, im Boulevard Hausmann 13, wird nach diesem Aufstand der Apokalyptischen Reiter neutraler Boden sein. Nick und Alex werden "die Stellung halten", aber ich kann mit einem Soldaten und einer Anthropologin wenig anfangen, Kat, außerdem sind die beiden in San Francisco zuhause. Ich habe nicht allein beschlossen, dass es in Zukunft einen Theologen - oder eine Theologin - geben soll. Kampf- und Kriegseinsätze wird Gadreel leiten, die andere Seite wird jemanden für andere Dinge schicken - wahrscheinlich sogar irgendwann für die Betreuung der Kinder... Julien und du, ihr sollt die "Dependance von Himmel und Hölle" sozusagen leiten und dazu braucht es nun einmal Wissen von beiden Seiten, Kat." Er sah sie an, als sie ihn wortlos musterte. "Komm zurück, Kat. Julien braucht dich, Alex und Yolotli und auch Acactili vermissen dich und die Jungs vermissen ihre kleine Schwester."
Die Tür des Abteils öffnete sich. "Fahrkartenkontrolle!" Kat zog hastig ihre Fahrkarte heraus. Belial nahm sie ihr ab, strich kurz mit der Hand über den Umschlag und reichte sie dem Schaffner. Der zog zwei Bahncards raus, zwei Fahrkarten und lächelte. "Ah, Herr Teufel, unterwegs mit der Tochter?" Er knipste die Fahrkarten, reichte sie an Belial zurück, wünschte noch eine "Gute Reise!" und ging weiter. Belial zog die Fahrkarten hervor. "Illesheim? Nun weiß ich wer dir geholfen hat! Und ich weiß wohin du willst." Er setzte sich neben sie. Vorsichtig griff er nach ihrem gebrochenen Arm. "Einen Schlag hast du frei, Kat - das bin ich dir schuldig. Dein Arm wird für diesen einen Schlag geheilt sein. Und dann kommst du mit zurück nach Paris und ich zeige dir selbst wie du durch das Portalsystem jederzeit nach San Francisco kommst."
Der Schmerz im gebrochenen Arm ließ nach. "Schlag zu." Kat holte aus und schlug zu. Entsetzt starrte sie auf ihre Hand und dann auf Belials Wangenknochen. "Das... sorry... ich..." stotterte Kat entsetzt über sich selbst. "Das ist in Ordnung. Ich habe gesagt diesen Schlag hast du frei... übrigens: Du hast einen kräftigen Schlag." Er berührte die Stelle vorsichtig. "Und jetzt: Würdest du bitte wieder mit zurück nach Paris kommen?" "Wieso fragen Sie überhaupt." "Erstens haben wir uns gedutzt, Kat und zweitens hast du überhaupt nicht verstanden was ich getan habe als ich dich an das Grimoire gebunden habe, nicht wahr? Ich kann deinen Willen nur ein einziges Mal so ignorieren wie ich es getan habe..." Er hielt ihr seine Hand hin. Kat starrte wie ein verschrecktes Kanninchen darauf, dann schüttelte sie den Kopf. "Gut... Ich bin vielleicht nicht gerade der Paradeengel mit flauschig fluffigen Federflügelchen, Kat. Ich habe mich auch aufgelehnt und erfülle doch den Willen unseres Schöpfers." begann er sanft.
Im Sitz gegenüber schien ein Funkenregen niederzugehen. Belial stöhnte leise auf als Sariel erschien. "Sei gegrüßt, Katherine..." sagte er sanft, griff nach dem eingegipsten Arm und sofort war dieser geheilt. Seine Stimme wurde hart als er sich an Belial wandte: "Und du, Lucifer, unser Vater sendet mich um dir eine scharfe Rüge zu erteilen. Du hast den Willen von Katherine fast gebrochen und hätten Gadreel und Armaros nicht eingegriffen hätte das schlimm enden können! Ihr alle vier beherrscht auch weiße Magie und ab diesem Punkt werdet ihr Katherine darin unterrichten, denn das gesammelte Wissen an schwarzer hat sie ja nun durch deine Handlung!" Kat sah, wie Belials Hände sich zu Fäusten ballten. "Ich habe verstanden." antwortete er. Wieder freundlich wandte der Erzengel sich erneut an Kat: "Lucifer hat dich an sich gebunden Katherine, was bedeutet, dass du vor jeglicher Art von Dunkelheit von ihm geschützt werden wirst - du und die deinen! Er hat sich für dich entschieden und wenn diese Versuchung oder Heimsuchung der Erde entschieden ist, dann wird einer von uns Erzengeln sich ebenso an Julien binden und somit auch an eure Nachkommen, was zur Folge haben wird, dass ihr zwei, Julien und du, Katherine, auch bis an das Ende der Welt den Eurigen zur Hilfe eilen können werdet."
"Und wie? Julien kriegt irgendwann ein hübsches Plätzchen auf Wolke Sieben und ich einen eigenen Kessel zum Schmoren in der Hölle?" murmelte Katherine bitter. "Kessel? Kat, bitte werde nicht melodramatisch!" knurrte Belial. Ein tadelnder Blick des Erzengels traf ihn. "Nein, ihr werdet zusammen sein, Katherine." beruhigte Sariel sie. "Und nun kehre ruhigen Herzens mit Lucifer nach Paris zurück, dein Himmlischer Vater hält seine Hand über dich und in Zukunft wirst du immer nach San Francisco können, immer wenn es dich nach deinen Eltern verlangt." In einem Funkenregen verschwand er. "Kommst du, Kat?" fragte Belial sanft und hielt ihr seine Hand erneut hin. Zitternd legte sie ihre hinein.
Im Arbeitszimmer in Paris tauchten sie auf. "So, und nun lernst du die Raumzeit manipulieren um nach San Francisco zu kommen." sagte er leise. "Bitte, würden Sie mir einen..." "Kat, bitte, auch wenn ich dir weh getan habe, es tut mir aufrichtig leid. Lass mich ein väterlicher Freund sein, eine Art Onkel, mehr als zuvor. Auch wenn du jetzt weißt wer ich bin, wo ist das wirkliche Problem? Ich bin immer noch Belial." Katherine nickte. Er gab ihr einen liebevollen Kuss auf die Stirn. "Danke, das ist mein tapferes Mädchen." sagte er.
Die nächste Stunde verbrachte er damit ihr beizubringen das Portal ins Legat in San Francisco zu öffnen, dann schritt er mit ihr hindurch. Sie standen in der großen Halle im Eingang des Legates. "Deine Eltern sind... in der Bibliothek." sagte Belial leise. Gemeinsam gingen sie die Treppe hinauf und er klopfte an die Tür. Dereks ruhige Stimme klang überrascht als er "Herein!" rief.
Kat betrat die Bibliothek und Belial folgte ihr. "Mum, Dad!" rief sie erleichtert und fiel den beiden in die Arme. Ihr Begleiter beobachtete die Szene mit einem Lächeln. "Wie geht es dir in Paris - und wie kommst du hier her und..." Rachel stellte Fragen über Fragen, Kat kam gar nicht dazu zu antworten. Belial räusperte sich leise. Erst jetzt schienen die beiden zu bemerken, dass Kat nicht allein war. "Oh, Mum, Dad... das ist... ähm... L... Belial." stellte sie ihren Begleiter vor. Der lachte leise. "Kat, dein Vater ist Theologe und spricht hebräisch... du hättest das Lucifer ruhig sagen können."
Rachel keuchte entsetzt auf und zog Kat hinter sich. Sie griff zu einem Kreuz das wie zufällig auf dem Lesepult in der Bibliothek lag und hielt es vor sich. "Weiche Satan!" Langsam kam Belial auf sie zu, umfasste das Kreuz und sagte leise: "Wenn das wirklich helfen würde, Rachel Rayne, wäre vieles sehr viel einfacher und anderes sehr viel schwerer. Ihre Tochter steht unter meinem Schutz und unter dem unseres Schöpfers. Nimm das nutzlose Spielzeug runter. Katherine ist sehr gut in der Lage sich gegen mich zu verteidigen. Dazu habe ich ihr die Macht gegeben... Und ich kann ihren freien Willen nur ein einziges Mal ignorieren und das habe ich getan um ihr diese Macht zu geben!" Derek trat zu Rachel und Kat und legte ihnen beschützend je einen Arm um die Taille. "Dürfte ich fragen, was das bedeutet?" "Das wird eine längere Erklärung erfordern - vielleicht sollten wir uns setzen." Mit ernstem Gesicht verwies Derek auf die Sitzecke in der Bibliothek.
Belial wollte Kat seine Hand reichen um sie galant zu einem der Sofas zu führen, doch Rachel zog ihre Tochter an sich. Ein Lächeln zuckte um das Gesicht des Dämons. Mit einem Fingerschnippen erschien auf dem Tisch ein Kerzenleuchter, vier Kaffeegedecke, ein passendes Rechaud in dem ein Teelicht flackerte und die auf ihm stehende, dampfende Kaffeekanne warm hielt. Zuckerdose und Milchkännchen - und dann - Belial zwinkerte - tauchte ein Schokoladenkuchen auf. Überrascht nahm Kat den Zettel der daran gelehnt war und auf dem "Für Katherine" stand. Sie öffnete ihn und grinste als sie: "Lass dich nicht unterkriegen! Selvaggia meint, wenn er dich mit seinem und deinem Blut an das Grimoire gebunden hat, kann er dir nichts, aber auch gar nichts tun. Wenn er dich anknurrt, knurre zurück! Nur Mut, Kat! ich hoffe, wir haben mit dem Schokoladenkuchen das Richtige gebacken. Lass ihn dir und deinen Eltern schmecken, Herzchen! Mathilde (und Selvaggia)." Sie musste kichern.
"Mathilde, unsere Köchin in Paris - sie hofft, dass der Kuchen uns schmeckt." erklärte Kat. Fragend zog Belial eine Augenbraue hoch. "Und das ist so belustigend?" fragte er. "Nein, aber Mädchenkram geht dich nichts an!" entgegnete sie und streckte ihm die Zunge raus. Belial lachte leise. "Freches Käthchen, hm?" Er machte eine einladende Handbewegung. "Kat und ich haben seit dem Mittag nichts mehr gegessen und auch wenn ich es nicht brauche, Mathilde ist eine ausgezeichnete Köchin und eine noch bessere Bäckerin. Ihre Lebkuchen sind ein wahrer Genuss - leider ist Weihnachten aber schon vorbei." "Lebkuchen?" fragte Rachel. "Ja, sehr lecker, ich werde sie bitten, Ihnen welche zu schicken, Mrs. Rayne." Er schenkte jedem Kaffee ein - bat Kat den Kuchen anzuschneiden, dann setzte er sich. Kat sah leicht angewidert auf ihren Kaffee. Belial sah sie forschend an. "Wenn du Kaffee nicht magst, Katherine, kannst du ihn jederzeit in etwas anderes verwandeln!" "Meine Tochter ist keine Hexe!" empörte sich Rachel. "Das habe ich nicht gesagt. Ein wandelndes, sich selbst weiterentwickelndes Grimoire zu sein ist etwas anderes." Rachel wurde blass. "Was soll das heißen?!" verlangte Derek zu wissen.
Belial erklärte, in knappen Worten was er getan hatte um sicherzustellen, dass Kat sich wirkungsvoll schützen und andere beschützen könne. "Sie hat sich geweigert die notwendigen Lektionen zu lernen und daher war ich gezwungen sie an das Grimoire zu binden. Den Himmel um Entsendung eines... "netten" Engels zu bitten, hätte zu lange gedauert - außerdem hinterlassen meine "netten Brüder" etwas - nennen wir es "einen Duft", was der Tod wahrnehmen könnte. Bisher hat der Allmächtige mit Sariel einen Todesengel geschickt, was noch unentdeckt blieb, doch er war bereits zwei Mal im Boulevard Haussmann 13 und ein drittes Mal wollte ich nicht riskieren. Also habe ich sie an das zweitmächtigste, von mir verfasste Grimoire gebunden - eigentlich an das Mächtigste das Sterbliche nutzen können." Rachel wollte entsetzt etwas sagen, doch mit einer Handbewegung brachte Belial sie zum Schweigen.
Er fuhr fort: "Dadurch ist sie mit dem Grimoire eins, kann auf sein Wissen zugreifen aber gleichzeitig entwickelt sie es auch weiter. Über kurz oder lang werden auch Sprüche und Zauber basierend auf reiner weißer Magie darin stehen. Und wie ich Katherine einschätze, wird es in ein paar Jahren doppelt so dick sein und um die 8000 Seiten haben. Irgendwann wird es sich wahrscheinlich teilen und mit Band 2 anfangen. Wie gesagt: Durch die Verbindung ist das Grimoire dynamisch geworden und wird sich stetig weiterentwickeln - jetzt mit Katherine, später mit ihrer Tochter oder ihrem Sohn, in jeder Generation ab jetzt mit einem Nachkommen aus ihrer Blutlinie bis ans Ende der Zeit. Selvaggia Bragi hat im 16. Jahrhundert gelebt. Ich habe ihr für ihre Dienste - sie wäre mit 40 höchstens gestorben - 60 weitere Jahre geschenkt. 1613 ist das Grimoire an mich zurückgegangen. Das Grimoire der darauffolgenden Großhexe wurde von Samyaza verfasst - auf meine Order hin, aber ich habe es nicht mehr selber geschrieben - für Lucille Damiens - aus ihrer Familie kam der spätere Königsmörder, wegen welchem der Name Damiens in Frankreich nicht mehr existiert. Dieses ist im Besitz von Alexandra Moreau. Allerdings ist es ungebunden und ihr nur für die Dauer ihrer natürlichen Lebensspanne gegeben. Danach wird es gelagert werden."
"Wozu sollen Katherine und Alexandra Magie lernen? Und wieso bei meiner Tochter so unbedingt und mit so drastischen Mitteln?" wollte Derek wissen. Er zog Rachel liebevoll an sich. "Das ist eine Frage des Gleichgewichtes zwischen Licht und Finsternis." "Und Kat soll die Finsternis sein? Niemals!" rief Rachel. "Genau das, Mrs. Rayne: Niemals! Kat ist viel zu stark und sie bekommt einen ebenso starken Partner - jemanden der es mit Ihrem Ehemann, Dr. Rayne aufnehmen können wird. Glauben Sie mir, Julien-Noel Dubois wird sie beeindrucken. Sein Onkel - der Erzbischof Pierre Pasquieu - ist ein guter Freund ihres Mannes." Derek sah verblüfft zu Kat. "Pierres Neffe? Der studiert doch..." "Theologie, ja Dad, aber... der Erzengel Sariel hat ihm ganz klar gesagt, dass er das zum Schutz der Menschheit studiert, nicht zur Verkündigung. Er wird wohl eher sowas wie du machen. Und Onkel Pie... Ich meine, sein Onkel, der Erzbischof - ach, Mist, er hat uns geholfen und ich nenne ihn seit zwei Tagen Onkel Pierre! - ist total nett und erinnert mich manchmal wirklich an dich. Er ist zwar Erzbischof, aber er hört zu, er verurteilt nicht - und als er zum Beispiel erfahren hat, dass Nick und Yolotli die Seelen getauscht haben, weil der Tod Opferrituale ausprobieren lassen will, hat er sich die ganze Geschichte erzählen lassen - und wegen meines Dolches hat er mich auch nicht verurteilt!" "Dolch? Von was für einem Dolch redest du?" Kat biss sich leise fluchend auf die Lippen. "Ts ts ts... muss ich deinen Mund wieder mit Seife auswaschen?" schmunzelte Belial.
Kat warf ihm einen finsteren Blick zu und murmelte: "Den von Itzpapalotl... den Obsidiandolch von ihren Flügeln..." "Ich vermute, das ist kein gewöhnlicher Dolch, denn der Name Itzpapalotl... das ist doch eine Aztekengöttin?!" Kat nickte. "Die Feuergöttin der Azteken... Sie ist ein Skelett in dem ein Feuer brennt und sie hat wunderschöne Schmetterlingsflügel an deren Rändern Obsidianklingen sind. Sie hat mir insgesamt vier Dolche geschenkt - drei sind eher normal. Sie... sie waren damals zum Häuten der Schweinehälften, als Yaotl uns dazu gezwungen hat. Wir hätten sonst die Küchenmesser... na ja... und dann hat Yaotl mich doch zu Philip in den Keller geschickt und er hat mich als Ketzerin bezeichnet und... und dann war da in meinen Gedanken Itzpapalotl und auch Huitzilopochtli. Und er hat sie gedrängt, mir einen anderen Dolch zu geben. Der ist an mich gebunden - an meine Seele - und begleitet mich wenn ich mit Icnoyotl tausche." Kat blickte verlegen auf ihre Hände. "Und wozu dient dieser Dolch?" fragte Derek sanft. "Seelen tauschen..." flüsterte Kat kaum hörbar.
Belial seufzte leise. "Huitzilopochtli und die anderen Götter waren damals eine Art Ersatz der zum Monotheismus und zum Glauben an den Einzigen führen sollte - und es vielleicht auch getan hätte, ohne die Conquistadores. Da Kats Stärke schon vor einem knappen Jahr bemerkenswert war haben einige der Gottheiten sie "ins Herz geschlossen" und sie in die Lage versetzt sich für die Beleidigungen zu revanchieren, die Kat von Philip Callaghan erdulden musste. Der Dolch ermöglicht es Kat einen Seelentausch zu erzwingen. Sie hat es damals nicht getan." "Damals?" "Ja, damals - aber letzte Woche hat der Tod verlangt, dass Yolotli in Nicks Körper weitere Opferpriester ausbilden soll. Da er das nicht allein kann, brauchten wir sozusagen einen zweiten Priester - und da kam Kats Dolch und ihre - nennen wir es Revanche - ins Spiel. Huitzilopochtli hatte damals einen der Priester genannt, einen Vorschlag... Der Name Acactili sagt Ihnen etwas, Dr. Rayne?"
Derek runzelte die Stirn. Er erinnerte sich nicht gern an seine Zeit in Tenochtitlan, zumal Yaotl ihn immer noch heimsuchte und die Erinnerungen an die Opferungen ihn immer noch verfolgten. "Ja, Yolotlis designierter - damals , inzwischen wohl sein richtiger - Schwiegervater. Er ist ebenfalls einer der hochrangigsten Priester Tenochtitlans. Er ist sehr methodisch, kam mir sehr kalt vor und... unnahbar." Er sah zu Kat. Die schüttelte den Kopf. "Nein, eigentlich ist er ganz in Ordnung - und er mag Icnoyotl." "Was? Die könnte seine Tochter...!" "Als Tochter, nicht so! Icnoyotl ist in seinen Sohn Itzel verliebt. Und durch Yolotli und Itotia weiß er von dem Tausch zwischen Yaotl und dir, Yolotli und Nick und seiner Tochter Itotia und Alex - und halt auch Icnoyotl und mir. Er hat mit Yolotli dafür gesorgt, dass Nick in dessen Körper keine Opfer bringen muss, sondern stattdessen einen Kriegszug führt. Nick is ja immerhin Soldat gewesen. Gadreel hat ihn noch extra darauf vorbereitet."
Verlegen rang Kat die Hände. "Weiter!" forderte Belial sie auf. Sie sah kurz zu ihm, dann zu Derek Rayne. "Also habe ich mit ihm geredet, mit Acactili und Icnoyotl hat damals im Reliktekeller mitgekriegt wie Philip ausgerastet ist und muss das Acactili erzählt haben. Mit irgendwem mussten wir ihn ja tausche lassen und... na ja... Philip hat uns alle so mies behandelt, dich, mich, Mama... Ich meine, er hat dich sogar beim Erzbischof schlecht gemacht und der Papst lässt wegen diesem Idioten gerade prüfen ob er dir deinen Doktor in Theologie aberkennen lässt! Also habe ich mit Acactili geredet - und er wusste, dass ich es bin, nicht wirklich Icnoyotl. Er hat sich richtig ins Fäustchen gelacht, muss ich mit ein wenig Genugtuung gestehen. Er hat Vorkehrungen getroffen - und... Dad, du musstest ja nicht direkt ein Opfer bringen, aber Philip wird es in Acactilis Körper müssen. Dazu wird man ihn zwingen, denn es gibt zwei Freunde von Itzels Vater die... na ja, sie wissen Bescheid und werden dafür sorgen... Ich denke, das wird Philip... ähm... ja..." Derek sah Kat ungläubig an. "Du hast Philips Seele in den Körper von Acactili geschickt?" Kat nickte.
Rachel kicherte leise. "Das wird ihn bestimmt von seiner Geistesverwirrtheit heilen! Geschieht ihm recht! Zumal er dann sieht was Yaotl für ein Sadist ist und alles!"
"Und Pierre Pasquieu hat das einfach so hingenommen?" fragte Derek skeptisch. "Ja. Er hat sogar gesagt, gerade erst heute beim Mittagessen, dass Philip offenbar völlig fehl am Platz sei als Geistlicher, wenn er so eine verknöcherte Einstellung habe. Das sei ja wie im finstersten Mittelalter." Derek seufzte. "Ich hoffe nur, dass Philip das übersteht. Er wird bestimmt nicht damit klar kommen, dass er für den Tod eines Menschen verantwortlich ist!" "Aber du?" fragte Rachel. "Du weißt genau, wie er dich verletzt hat! Meines Erachtens nach hat er genau das verdient!" Sie war empört darüber, dass Derek mit Philip Mitleid hatte, denn der Priester war grausam gewesen.
"Während Yolotli und Acactili in ihren momentanen Körpern hier in dieser Zeit für die Opferungen und die Vorbereitungen sorgen - die ersten werden Morgen stattfinden und ich bin mir sicher, man wird das auch in Ihrem Fernsehen übertragen, Dr. Rayne, Mrs. Rayne - obliegt es Kat und Julien mit Hilfe eines Reliquien-Verifizierers Möglichkeiten zu finden und passende Christus-Reliquien um den Tod zu besiegen der Europa in seinen Klauen hat und auch die Teams in der Asien-Pazifik-Region, wo die Pest wütet und in Afrika, dem Spielplatz des Hungers - zu unterstützen. Im Augenblick sieht es so aus, dass wir zwei Reliquien haben um den Tot zu besiegen, Dr. Rayne, Mrs. Rayne, doch das bleibt hier in diesem Raum und im Arbeitszimmer von Katherine und mir beziehungsweise innerhalb der "Familie" im Boulevard Haussmann 13!"
Belial sah die Raynes streng an. Beide konnten gar nicht anders als nicken. "Eine Reliquie könnte helfen die Pest zu besiegen. Während Nick-Yolotli und Alex Hohepriester und - priesterin des Todes sind, gebe ich vor, dass Kat und Julien die zwei neuen Sekretäre werden sollen. Dem Tod ist klar, dass ich - und ich verschleiere meine wahre Gestalt vor ihm - nicht dauerhaft auf drei oder - wie er glaubt - vier meiner Diener verzichten will. Außerdem sind auch Kräfte für die anderen drei Apokalyptischen Reiter gebunden."
Derek sah von Belial zu Kat und wieder zu Belial. "Was soll meine... Tochter wirklich sein?" Der Dämon lächelte leicht. "Die Hüterin der Neutralität, Dr. Rayne. Die Herrin der "Neutralen Zone" sozusagen." Der Praeceptor sah ihn verständnislos an. "Wenn dieses Chaos in wenigen Monaten vorbei ist - so der Plan - wird in Paris, im Boulevard Haussmann 13, ein neutraler Ort sein an dem alle Verhandlungen zwischen Himmel und Hölle, das ist wohl ein adäquater Ausdruck für die zwei Fraktionen, stattfinden werden. Sollte es irgendwelche Unstimmigkeiten geben, werden die Gesandten sich in Paris treffen. Das Haus soll zwar einen neutralen Status besitzen aber wird auch viele Relikte, Reliquien, Antireliquien in Verwahrung haben, die geschützt werden müssen. Das wird mittels Magie geschehen." "Daher muss also ein Mitglied im Haus - wenigstens - Magie beherrschen wie beispielsweise ein Grimoire sie bietet, verständlich..." murmelte Derek.
Belial nickte. "Außerdem darf ein einmal im Boulevard Haussmann 13 befindlicher Gegenstand in Zukunft nur mit dem Einverständnis beider Seiten aus dem Gebäude entfernt oder genutzt werden - und darüber werden momentan Alexandra und Nick - oder besser Nicholas - wachen, als Stellvertreter für Katherine und Julien. Er wird sein Theologiestudium beenden und gegebenenfalls noch ein zweites absolvieren können. Katherine wird ihre Schule beenden und danach..." Belial lachte leise und fuhr fort: "Interesse an Archäologie zeigen - vor allem Mittel- und Südamerika werden es ihr angetan haben. Daneben wird sie als Zweitstudium Medizin wählen. Anders als ihre Mutter wird sie nämlich kein Problem mit Blut haben."
"Aber wenn Katherine zu diesem... diesem Julien nach Paris..." Rachel blickte besorgt ihre Tochter an. Katherine wollte antworten, doch Belial bat sie mit einem Kopfschütteln zu schweigen. "Dr. Rayne, Mrs Rayne, die Theologische Fakultät des hiesigen Erzbistums hat einen recht guten Ruf und der Erzbischof von Paris hat bereits anfragen lassen ob sein Neffe das Studium hier in San Francisco beenden kann. Natürlich wurde dem stattgegeben - sogar mit dem Angebot er könne im Amtssitz des Erzbischofes wohnen, aber ich glaube, er würde es vorziehen, näher bei Katherine zu sein." Rachel griff nach Dereks Hand. Der lachte leise - und bitter. "Das wird ja einen phantastischen Eindruck machen: Ich stehe kurz vor der Exkommunizierung und somit vor der Enthebung meines Amtes als Praeceptor des Legates und der Erzbischof von Paris schickt seinen katholische Theolgie studierenden Patensohn hierher in mein Haus weil der in meine Tochter verliebt ist, ein Mädchen das ihn offenbar davon abhält Priester zu werden und von Philip Callaghan vor dem hiesigen Erzbischof der Ketzerei bezichtigt wurde."
Belial lachte leise. "Dr. Rayne, haben Sie den neuen Erzbischof von San Francisco eigentlich jemals kennen gelernt?" Derek schüttelte den Kopf. "Sie werden feststellen, dass er wesentlich aufgeschlossener gegenüber allem ist was zwischen Himmel und Erde - oder Hölle - geschieht als so mancher Priester..." "Philip hat gesagt, der Erzbischof hätte sich aufgeregt, weil der Stab des Heiligen Gregor von Thaumaturgos gefehlt habe. Der war zerbrochen als..." "Bitte, Dr. Rayne, ich weiß von dem Szepter Kunigundes und welche Rolle Statuen von Engeln dabei spielten und auch besagter Stab. Aufgeregt hat sich der etwas kleinliche Diözesanbischof. Der Erzbischof hat die "Anklageschrift", in der es darum ging, wie schlampig Philip Callaghan mit dem Inventar umginge, umgehend in den Papierkorb geworfen." "Dad, wenn Onkel Pierre von diesem Schwachsinn erfährt, wird er bestimmt auch etwas dazu sagen!" fügte Kat hinzu. "Und die Glaubenskongregation untersteht momentan jemandem der ebenfalls nicht borniert ist... Ich glaube, der Kardinal könnte Ihre Idee - einen weiteren Doktortitel zu erwerben - diesmal in evangelischer Theologie, durchaus amüsant finden und sogar befürworten und bevor sie wissen wie Ihnen geschieht, sind sie so eine Art weltlicher Botschafter des Vatikans bei Verhandlungen mit den Protestanten." Belial lachte leise. "Selbst wenn die - obgleich erzwungene, so doch ausgeführte - Opferhandlung ihn nicht zur Vernunft brächte, dann wäre das ein interessanter Schlag in Pfarrer Callaghans Gesicht..." Derek sah den Höllenfürsten sprachlos an.
"Und ansonsten, Mrs. Rayne: Solange zwischen dem hiesigen Legat und der "Himmlisch-Höllischen Botschaft" in Paris derartig enge Familiäre Bande bestehen - und das wird über einige Generationen so sein - wird es ein Raum-Zeit-Portal zwischen beiden Häusern geben. Eine von beiden Seiten wird Sie und Ihren Mann in den Gebrauch einweisen sobald alles vorbei ist." Mit einem Lächeln zog er sein IPhone hervor und gleich darauf hörten sie ihn sagen: "Mathilde, was gibt es heute Abend zum Essen? - Ah, das hört sich ausgezeichnet an. Meinst du, du hast genug für drei weitere Personen? - Wunderbar, Samyaza soll bitte den Erzbischof einladen und abholen, ausserdem sollte er Pierre Pasquieu informieren, dass Dr. Rayne und Mrs. Rayne, die zukünftigen Schwiegereltern von Julien-Noel zu Gast bei uns sein werden. Herzlichen Dank, Mathilde." Er beendete das Gespräch und wandte sich lächelnd an Kats Eltern: "Ich hoffe, Sie hatten heute Abend noch nichts vor. Die Köchin der Botschaft ist ausgezeichnet und Sie beide sollten den Erzbischof und seinen Patensohn oder inzwischen eher Adoptivsohn kennen lernen. Mediteran gefülltes Rinderfilet mit Herzoginkartoffeln und Gemüse und zwei oder drei weitere Gänge warten und ich würde Sie gern zum Essen einladen."
Kat wunderte sich, dass ihre Mutter derartig ruhig blieb. Derek und Rachel Rayne sahen einander an. "Na kommen Sie schon, Sie haben immerhin noch keine richtigen Flitterwochen gehabt. Wobei Paris im Frühsommer sehr viel romantischer ist... Ich glaube es ist eine ausgezeichnete Idee, sie dann in die Botschaft einzuladen." Ihr Vater räusperte sich. "Ja, hm... ich glaube, wir nehmen die Einladung zum Essen an. Erstens sollten wir Julien wirklich kennen lernen und ich persönlich freue mich auf eine angenehme Diskussion mit einem Kollegen, der nicht so ein Brett vor dem Kopf hat wie Ph... einige andere."
Zehn Minuten später waren sie in Paris. Mathilde strahlte freudig. "Monsieur und Madame Rayne, wie schön Catherines Eltern kennen zu lernen!" begrüßte sie die beiden, umarmte Kat und knickste vor Belial. "Sire..." Der Höllenfürst lächelte freundlich. "Und dies ist Selvaggia Bragi, Alexandras Kammerzofe." stellte er die blonde Frau in mittlerem Alter vor, die ebenfalls knickste und fragend auf Kat sah als Samyaza mit Pierre Pasquieu in die Küche geschlendert kam, sich angeregt mit ihm unterhaltend, während plötzlich Julien von irgendwo in der Nähe rief. "Kat?" und gleich darauf - nach einer Handbewegung von Belial - vor ihr stand. Er nahm sie beschützend in den Arm und sah den "Sekretär" an. Der schüttelte belustigt den Kopf, bevor er sich an Derek und den Erzbischof wandte, die einander gerade begrüßten. "Exzellenz, Dr. Rayne, Dr. Corrigan-Rayne, Samyaza wird Sie in den kleinen Salon bringen, wo sie sich unterhalten können. Katherine, Julien und ich kommen in einer halben Stunde etwa nach." Er wandte sich an die zwei Jüngsten. "Ich muss im Arbeitszimmer mit euch reden."
Als sie zu Dritt den Raum betraten, warteten Armaros und Gadreel bereits. Beide stellten sich sofort vor Kat und Julien. "Setzt euch!" knurrte Belial. Die zwei Dämonen zögerten sichtlich, gehorchten aber schließlich. "Die Insubordination von euch beiden, Armaros, Gadreel, ist unglaublich! Und du brauchst gar nicht zu leugnen, Gadreel, dass du Kat in die amerikanische Militärbasis schicken wolltest damit sie von dort aus nach Amerika kommt!" fuhr Belial die zwei Dämonen an. "Was ich euch jedoch wirklich übel nehme, euch beiden, ist der Versuch sie abzuschirmen! Zum Glück wusstet ihr nicht, dass ich sie nicht nur an das Grimoire, sondern auch an mich gebunden habe um sie schützen zu können. Nur so war es mir möglich sie im Zug zu finden!" "Herr, Ihr redet immer davon wie wichtig der freie Wille ist. Was sollten Armaros und ich denken als Kat mit gebrochenem Arm, völlig verstört da stand und erzählte was geschehen ist?"
Julien räusperte sich. "Ich würde erst einmal erfahren wollen WAS genau mit meiner Freundin geschehen ist. Immerhin durfte ich vor drei Stunden erfahren, dass Sie Lucifer persönlich sind." Belial seufzte. "Ja und? Ist dadurch irgendwas anders geworden? Ich habe diese Angst und dieses jetzt vorhandene Misstrauen meines Erachtens nach nicht verdient, oder Julien? Ich habe verstanden dass Kat mir gegenüber reserviert gewesen ist, bei dir habe ich kein Verständnis dafür." "Sie sind... ich studiere Theologie und..." Belial lachte leise. "Ah, ja,... verstehe: Du studierst Theologie und bist ein lieber Junge während ich der Erzbösewicht in der Geschichte bin? Wach bitte auf, Julien! Und zwar ganz schnell, denn sonst wirst du mit deinem Schwiegervater nicht wirklich warm! Er wusste sofort wer ich wirklich bin - wie auch dein Patenonkel! Und in gewisser Weise bin ich seit ein paar Stunden durch mein Handeln eine Art Patenonkel für Katherine. Du wirst in Zukunft also öfter mit mir zu tun haben. Das kann sehr formell ablaufen oder - wie bisher - eher familiär. Letzeres würde ich bevorzugen, aber das ist deine Entscheidung. Wenn du wieder vernünftig mit mir redest, weiß ich, dass das für dich ebenso gilt, wenn du weiterhin beim "Sie" bleibst, habe ich ebenfalls eine Antwort!"
Julien erhob sich vom Stuhl. "Ich lasse nicht zu, dass Kat misshandelt wird und..." "Julien, bitte, Belial und ich haben das geklärt. Außerdem hat er Ärger bekommen, der Erzengel Sariel hat ihm eine Rüge erteilt und mir erklärt was Lucifer - oder Belial getan hat. Außerdem... also ich weiß nicht ob ich so ein netter Mensch bin wie du und eine derartige Bindung mit einem Erzengel ertragen würde. Der Typ für Erzengel bist - glaube ich - eher du..." "Das ist mein Mädchen..." meinte Belial belustigt, aber nicht ohne Stolz, dann wurde er ernst. "Da ich Katherine gefunden habe und sie auch - wenngleich mit Sariels Eingreifen - beruhigen konnte, und weil ich euer Handeln verstehe, Gadreel, Armaros, belasse ich es für dieses mal bei einem Verweis ohne weitere Folgen!" Die beiden Dämonen verbeugten sich. "Aber: Kat wird ab heute von uns allen weiße Magie lernen, die sich natürlich umgehend in dem Grimoire widerspiegeln wird! Und nun werden wir unsere Gäste nicht länger warten lassen!"
Julien hatte Kat an sich gezogen, als sie im Salon auftauchten, wo Derek und Rachel Rayne gerade von dem Fall erzählten, den sie zuletzt gemeinsam bearbeitet hatte. Kat schauderte immer noch wenn sie daran dachte, wie gefährlich die Begegnung mit den lebendig gewordenen Statuen gewesen war, die das Szepter der Heiligen Kunigunde zurückgefordert hatten. Gerade meinte Derek: "...was mir dann auch ein Verfahren bei der Kongregation einbringen wird, denn der Bischof hat Philip Callaghans Anschuldigungen weitergeleitet."
Der Blick des Erzbischofes fiel auf seinen Patensohn. "Julien, was ist denn? Bist du besorgt, dass du nicht auf Angel Island bei Kat leben kannst, wenn du in San Francisco weiterstudieren wirst? Das haben Derek und ich schon geklärt." Er stellte - nicht ohne stolz - Julien vor und es war schnell klar, dass Rachel und Derek der junge Mann gefiel. "Nein... Onkel Pierre, weißt du eigentlich wer... wer Belial wirklich ist?" Der Erzbischof zuckte mit den Schultern. "Satan höchstselbst, sicher weiß ich das. Aber die gegebene Situation macht aus ihm zur Zeit einen Verbündeten und außerdem habe ich im Laufe des Lebens gelernt, dass zwischen Schneeweiß und Nachtschwarz unendliche Abstufungen von Grau liegen, was meines Erachtens für einen guten Theologen unerlässlich ist." Konsterniert sah Julien seinen Onkel an. "Du wusstest es?" Der Erzbischof nickte, dann lachte er. "Ah, ich verstehe... Du hattest gerade Dogmatik bei Professor Dr. Charles Bourais... oder?" Julien nickte. "Weißt du, dass er von uns vieren - das heißt meinen drei Weihbischöfen und mir - nur Bourricot, kleiner Esel, genannt wird? Wenn der Heilige Vater, Johannes Paul II. nicht damals zugegeben hätte, dass Galileo Gallilei recht gehabt hat und die Erde eine Kugel ist, dann würde er immer noch predigen, dass die Erde eine Scheibe ist und dich zwingen Buße zu tun wenn du Gegenteiliges behauptest!" schnaubte der Erzbischof. "Ich hoffe, ich habe dich nicht so kleingeistig erzogen!"
Julien blickte betroffen von seinem Onkel zu Belial, der ihm jedoch zuzwinkerte bevor er alle ins Esszimmer bat, wo Mathilde und Selvaggia sie bereits mit Alex, Nick-Yolotli und Philip-Acactili erwarteten. Obwohl Derek gegenüber den beiden aztekischen Priestern erst recht reserviert war, schaffte es der Erzbischof schnell eine lockere Gesprächsathmospäre zu schaffen - obwohl es eine theologische Diskussion wurde. Es war spät geworden als Rachel und Derek sich liebevoll von Kat verabschiedeten und auch von Julien. Der Erzbischof legte seinem Patensohn zum Abschied eine Hand auf die Schulter. "Ich weiß, dass dich die Liebe zu deiner Katherine und auch ihr ungezwungener Umgang mit Lucifer zu einem ausgezeichneten Theologen machen werden, einem Theologen, der über den Tellerrand hinaus sehen kann und - wie ich - sehr viele Grautöne zwischen Schwarz und Weiß sehen wird und das macht mich stolz - auch wenn man das als Todsünde zählen könnte." Er nickte Belial zu und ließ sich von Samyaza zurück zu seinem Amtssitz bringen. "Kat, Monsieur Dubois, ihr zwei geht jetzt besser schlafen. Im Heiligen Land sind unsere Kräfte begrenzt und ihr werdet Morgen nicht von Ort zu Ort teleportieren können, sondern mit konventionellen Mitteln reisen müssen und du wirst in der nächsten Zeit wegen der Verbindung mit dem Grimoire zudem noch geschwächt sein, Kat, da heilige Orte diesen Effekt haben."
Es war am nächsten Morgen. Kat und Julien trafen in der Küche verschlafen auf Belial. "Es gibt ein kleines Problem..." erklärte der sichtlich ungehalten. "Welches?" fragte Kat. "Der Tod fordert, dass du bei den Opferungen ab 13 Uhr anwesend bist. Aber ich kann Monsieur Dubois schwerlich allein ins Heilige Land schicken." Julien räusperte sich. "Ich... Belial?" Das Lächeln des Dämons war erleichtert. "Ja, Julien?" "Wird Katherine das überstehen? Und wieso will er das sie dabei ist? Und kann mein Onkel mich notfalls nicht begleiten?" Der Dämon legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Ja, sie wird es überstehen, dein kleines Kätzchen ist zäher als sie aussieht und es wäre ja nicht so, dass es die erste Opferung ist die ihre Seele ansieht. Da ich ihm Kat als Alex zukünftige Sekretärin präsentiert habe - von dir weiß er ja nicht - und sie die Opferungen in Zukunft auch würde planen müssen, wenn ich nicht mehr die Planungen übernehme, nun ja... zudem habe ich ja glaube ich erklärt, dass ich den Tod nicht wissen lasse wer ich bin. Er hält mich für ein kleines Licht in der Höllenhierarchie, einen kleinen Schreiberling... Dein Onkel, Julien, kann nicht mitkommen, weil der Tod die Anwesenheit vom Erzbischof und dessen drei Weihbischöfen ebenfalls wünscht." "Und wieso kann ich nicht allein... Ich meine nicht, dass ich es will, aber..." Kat sah ihren Freund angstvoll an. Belial lächelte liebevoll. "Der Blick sollte dir genug sagen, Julien."
Selvaggia räusperte sich. "Mathilde und ich könnten ihn begleiten, Sire. Wir wären notfalls - mit einer Ausnahmegenehmigung - auch in der Lage ihn mit Magie zu schützen." "Oh nein, ich bleibe lieber hier! Ich muss für den Ball übermorgen noch viel vorbereiten." wehrte Mathilde ab. Belial lächelte. "Eine von euch beiden reicht und da ich dich kenne, Selvaggia, bin ich einverstanden. Du wirst Julien begleiten. Er hat einen Führerschein, ein Auto wartet bereits auf euch und du kannst mit Magie für seine Sicherheit sorgen. Die Ausnahme gilt, solange du zauberst falls Gefahr droht. Samyaza wird euch begleiten und nach Jerusalem bringen zur Grabeskirche. Von dort an kann er euch nicht mehr helfen, sondern wird mit euch einen Treffpunkt ausmachen der zur Abreise sicherer ist. Das Auto lasst dann einfach stehen. Mathilde hat für euch drei je einen großen Rucksack mit Lebensmitteln gepackt die ihr bei Familie Joudeh abgebt, für die Armenspeisung in der Moschee. Ihr werdet dort erwartet." Er gab Julien eine Karte und einen Umschlag. "Die Orte die ihr aufsuchen müsst sind dort verzeichnet."
Wie aufs Stichwort kam Samyaza dazu. Julien verabschiedete sich mit einer Umarmung von Kat, und gleich darauf waren Selvaggia und er samt der drei riesigen Lebensmittelrucksäcke mit dem Dämon verschwunden. "Wie ist das gestern... Das Tuch von Oviedo und der Kelch von León... waren die echt?" fragte Kat. Belial nickte. "Und beides wird eventuell in Asien helfen können. Du musst dich jetzt aber umziehen. Auf dem Platz vor Notre Dâme ist alles vorbereitet und Yolotli und Acactili treffen bereits die letzten Vorkehrungen... Übrigens auch - zumindest in gewisser Weise - Philip Callaghan in Tenochtitlan." Kat zuckte leicht zusammen. "Ganz ruhig, glaub mir, er wird danach mit Sicherheit ein viel besserer Priester sein als er es zuvor war... In deinem Schrank hängt das neu angefertigte Ritualgewand, wie das von Alexandra an Nicholas-Yolotlis angelehnt! Zieh das bitte an, ich nehme dich dann mit zur Kathedrale. Während der Opferungen kannst du übrigens gern in Tenochtitlan vorbeischauen."
Es war kurz vor Beginn der Opferzeremonie. Der Tod saß auf einem erhöhten Thron, gekleidet in einen schweren schwarzen Samtmantel mit silbernen Totenköpfen bestickt, die Kapuze über den Kopf gezogen. Nick-Yolotli und Philip Acactili trugen die ebenfalls prachtvollen Ritualgewänder - Nick in leuchtendem Rot, Philip in Rostrot. Links vom Tod saß in einer aufwändigen, kostbaren Robe Alex. In der Mitte des Platzes, vor dem Thron, stand ein Techcatl, ein aztekischer Opferaltar aus Lavagestein und ein großer, sehr stabil aussehender Metalltisch. Kat erkannte, dass Feuer darin brannte und eine Art Grillrost darauf lag. Zu beiden Seiten zogen sich im Halbkreis Tribünen in einem weiten Radius darum. Auf der einen saß offenbar ein Großteil des Klerus von Paris. Kat erkannte Juliens Onkel, der neben einigen anderen Bischöfen saß. Belial hinderte ihn daran, den Erzbischof zu begrüßen sondern zog sie zur gegenüberliegenden Tribüne auf der eine johlende Menge Schaulustiger Platz genommen zu haben schien und vor der eine Art von Ehrenloge gebaut worden war.
Gadreel und Armaros saßen dort bereits und gerade tauchte Samyaza unauffällig auf einem weiteren Platz auf. Kat ließ sich auf dem recht gemütlichen Sessel neben ihm nieder, Belial zu ihrer anderen Seite. "Mr. Joudeh lässt für die Nahrungsmittel danken. Er hat sie gleich zur Moschee bringen lassen. Anschließend sind Julien und Selvaggia mit ihm in die Grabeskirche. Ich habe noch gewartet. Julien lässt ausrichten, dass es zwar ein "heiliger Ort" sei, aber eben nur Golgatha. Ich habe noch gewartet, bis die beiden ins Auto gestiegen sind. Sie können mich jederzeit via Mobiltelefon erreichen." berichtete er leise. Belial nickte, Kat drückte leicht seine Hand um ihm für den Bericht zu danken.
"Darf ich dich was fragen?" wandte sie sich dann an Belial. Überrascht sah der sie an. "Ich dachte, du weißt, dass du mich fast alles fragen kannst." "Meine Mutter... sie war gestern ziemlich ruhig. Ich meine, ich hatte eigentlich erwartet, dass sie nicht gerade gelassen hinnimmt, dass... ähm..." Belial lachte leise. "Der böse Teufel momentan deine Erziehung übernommen hat?" Kat nickte. "So in etwa..." "Kat ich habe dafür gesorgt, dass sie so ruhig bleibt und dein Dad sieht das ähnlich wie Pierre. Das hat zusätzlich dazu beigetragen, dass deine Mutter ruhig blieb und mich als "Onkel" für dich akzeptiert hat." gestand er.
In diesem Moment erhob sich der Tod und rief über den ganzen Platz: "Ab diesem Tag wird mir gehuldigt werden an jedem Freitag mit 13 Opfern. Dient mir mit Hingabe und ihr werdet mir nicht dargebracht wie diese Lügner die euch jahrhundertelang den Verstand vernebelt und mit schönen Worten schwach gemacht haben! Mein Hohepriester und sein Stellvertreter werden euch alle zu unterhalten wissen!"
Er gab Nick und Philip ein Zeichen, worauf die beiden sich kurz verbeugten. Je zwei knapp gekleidete Frauen nahmen ihnen die kostbaren Übergewänder ab und beide standen in schlicht weißen Leinengewändern mit weißen gummierten Überwürfen da.
Zwei Männer in Lendenschurzen brachten das erste Opfer. Der Mann schrie panisch Gebete. Kat konnte Nick-Yolotlis fast schon verächtlichen Gesichtsausdruck sehen. Sie wusste, dass der aztekische Priester sein Schicksal durch seine Erziehung und auch Ausblidung zum Priester akzeptiert hätte. "Schweig!" herrschte Philip-Acactili den Mann an. Worauf dieser ihn sofort als "Diener Satans" beschimpfte. Kat sah, wie der Mann eine Injektion bekam und in sich zusammensackte, allerdings immer noch wimmernd. "Der Tod will das erste Opfer lebendig gehäutet haben. Die Injektion bewirkt, dass der Mann - übrigens der "kleine Esel" - bei Bewusstsein bleibt, aber sich nicht bewegen kann - nur vor Schmerzen wimmern und schreien und um Gnade winseln." flüsterte Samyaza Kat ins Ohr.
Das Opfer wurde auf den Techcatl gelegt und Nick-Yolotli zog eine Obsidianklinge hervor.
"Unser Herr möchte als Erstes eine Häutung bei lebendigem Leibe sehen." erläuterte derweil Philip-Acactili und beschrieb in launigem Tonfall wie das vor sich gehen würde. Nick-Yolotli setzte die Klinge an, währenddessen erklärte Philip-Acactili wie der Hohepriester vorging und worauf es ankam, fast wie ein Sportmoderator im Radio. Von der Tribüne gegenüber erschallte derweil Gesang, während auf der Tribüne hinter der Ehrenloge fast Volksfeststimmung herrschte. Das Opfer wimmerte hörbar. "Kat, du kannst wenn du willst wirklich nach Tenochtitlan gehen. Du weißt, Icnoyotl wird mit mir nicht viel anfangen können, weswegen es nicht zum Problem wird und außerdem hat sie mich schon kurz getroffen als du Philips Seele mit Acactilis getauscht hast. Sie ist genauso stark wie du." flüsterte Belial Kat ins Ohr.
Sie nickte. Mit einer - vielleicht sogar leicht gehässigen - Genugtuung - wandte sie sich an Icnoyotl, die den Tausch geschehen ließ. Kat fand sich an Itzels Seite wieder. "Hallo Katherine..." flüsterte der Sohn von Acactili mit einem Lächeln. "Gespannt wie dieser Schwächling sich macht?" fragte er belustigt. Sie grinste. "Vater hat wohl geahnt, dass du kommst um zuzusehen. Darum hat er dafür gesorgt, dass ich mit dir hier stehe und zusehen kann." flüsterte er in ihr Ohr und gab ihr einen sanfen Kuss auf die Wange.
Kat sah wie ein sehr widerstrebender Acactili-Philip auf den Techcatl zuschritt. Die zwei von Acactili vor dem Tausch eingeweihten Priester sorgten dafür, dass es nicht auffiel.
Kat zuckte zusammen als Yaotl das Opfer heranführte. Itzel legte einen Arm um sie. Sie wusste, dass sie normalerweise nichts auf dem Templo Mayor verloren hatte. "Keine Sorge. Die meisten Priester wissen, dass es nicht wirklich mein Vater ist, der dort steht, sondern einer von euren verweichlichten winselnden Predigern. Yaotl ist einer der wenigen, der es nicht weiß." flüsterte Itzel beruhigend. "Und dieser Philip weiß, was er tun muss. Yolotli meinte, manches Wissen ist sowohl an Körper als auch an Seele gebunden. Vater ist lange genug einer der höchsten Priester. Sein Körper weiß was zu tun ist."
Acactili-Philip hob die zitternde Hand mit dem Dolch und stieß die Klinge dann präzise in die Rippen unterhalb des Herzens. Icnoyotl-Kat wurde Zeuge, wie er - zwar immer noch mit zitternden Händen, aber doch professionell - das Herz herausschnitt und es in die Opferschale legte. Anschließend sah er zitternd zu, wie der Leichnahm die Stufen hinuntergestoßen wurde. Er schwankte leicht. Sein Blick fiel auf Itzel und Icnoyotl. Kat lächelte finster als sie merkte, dass Philip bewusst wurde wer dort neben - angeblich seinem - Sohn auf der Plattform des Templo Mayor stand und gerade Zeugin der Opferzeremonie geworden war. Sie gab Itzel einen sanften Kuss auf die Wange und flüsterte: "Bestell diesem jämmerlichen Schwätzer schöne Grüße von mir, ich werde in meinen Körper zurückkehren." Der junge Mann drückte ihre Hand. "Ich würde deine Zeit irgendwann gern einmal sehen. Icnooyotl meinte, dort sei es sehr viel friedlicher, aber auch aufregender als hier." Sie lächelte. "Ich bin mir sicher, Julien-Noel wird dir gefallen... Ihr seid euch irgendwie sehr ähnlich." antwortete sie leise und war unvermittelt wieder mitten im Geschehen auf dem Platz vor Notre Dâme.
Nick-Yolotli hatte präzise, sicher und schnell gearbeitet. der größte Teil des Körpers war bereits gehäutet. Belial ergriff ihre Hand. "Wie war es?" fragte er. "Hat Philip Callaghan das Opfer gebracht oder haben wir Itzel seines Vaters beraubt?" "Er hat gezittert wie Espenlaub, aber es sauber über die Bühne gebracht. Ich denke, das wird ihn lehren in Zukunft über meinen Vater, okay, Adoptivvater, aber Derek ist mein Dad, irgendwie, egal... richten zu wollen." Belial lächelte finster. "Sehr schön. Dann wird er Schuldgefühle haben, schlimmer als würden ihn die Furien der Antike jagen, wenn er wieder zurückkehrt..."
Der rohe, hautlose Körper des Opfers wurde derweil von den Helfern auf den Bauch gelegt um ein schnelles Entfernen der Haut hinten zu ermöglichen. Eine halbe Stunde später war die Häutung beendet. Auf der Tribünenseite mit den kirchlichen Würdenträgern hörte man Würgen, Gejammer, Schluchzen, auf der Seite hinter der Ehrenloge dagegen immer noch Volksfeststimmung. Der rohe Körper zuckte noch auf dem Opferstein. Nick-Yolotli legte die Haut vor den Tod hin. Der war sichtlich begeistert und wies an, den nächsten Opferungsakt vorzubereiten. Das zweite Opfer wurde herangeführt. Die Helfer fesselten den Mann mit einer Stahlkette, dann wurde er auf einem Rost befestigt und auf den Grill gelegt - mit dem Gesicht direkt in die Flammen während die zwei Roste ineinander gesteckt wurden. Dann - eingezwängt zwischen beide Metallgitter - wurde er von den Helfern alle fünf Minuten gewendet. Aus den Schmerzschreien wurde sehr schnell ein Wimmern, das bald verstummte.
Philip-Acactili vollzog als dritte "Darbietung" danach das Herausschneiden des Herzens - exakt das, was Kat in Icnoyotls Körper kurz zuvor gesehen hatte. "Ich dachte, das ist eine gute Idee diese Art der Opferung immer von Acactili vollziehen zu lassen - solange es andauert. Dann sinkt es auch bei Pater Callaghan besser ein..." flüsterte Belial neben Kat. "Du hast eine ziemlich fiese Ader oder?" meinte sie belustigt. "Wie du auch..." "Ich weiß nicht..." Sie fühlte sich seltsam entrückt. "Und Kat... wenn ich die Kontrolle jetzt über dich fallen lassen würde, würdest du die Opferungen nicht mit ansehen können." Dankbar sah sie Belial an.
"Da was aztekische Opferpraktiken anbelangt die Variationen für den Tod nicht ausreichend genug waren hat er sich noch ein paar neue einfallen lassen. Pfählung, Vierteilung durch Pferde. Ein Opfer will er sozusagen geschächtet sehen. Das ist an sich auch mir zu abartig und ich werde es mir die nächsten Male auch nicht ansehen - wobei wohl nur heute "das volle Programm" geboten werden soll." erläuterte Samyaza neben Kat leise. "Yolotli empfindet die Opferungen jetzt schon als eine Perversion der aztekischen Rituale." murmelte sie. "Die Opfer der Azteken haben das oft als Ehre gesehen als Opfer gewählt zu werden und möglichst wenig geschrieen." "Kat ich werde deine Sinne jetzt völlig ausblenden. Hab keine Angst. Denn ich möchte nicht, dass du den Rest mitbekommst, weder audiovisuell noch sonst! Allerdings soll der Tod dich sehen, sichtlich ungerührt, hast du verstanden?" Sie sah zu Belial und nickte.
Die nächsten zehn Opferungen waren recht schnell beendet. Als Kats Sinne wieder "online" waren, musste sie einen Würgreflex unterdrücken als sie die makabere "Arena" des Schreckens sah in der Leichenteile herum lagen. Der Geruch nach Blut und verbranntem Fleisch hing mit dem von Erbrochenem in der Luft. Augenblicklich spürte sie wie Belial ihr innere Balance gab.
Der Tod erhob sich. "Danke an meinen Hohepriester und seinen Stellvertreter sowie die engagierten Helfer für ein amüsantes und inspirierendes Programm. Das Säuberungskommando wird den Platz bis zum nächsten Freitag wieder säubern." "Dürfen wir unsere Brüder und Schwestern wenigstens begraben wie es sich für Christen gehört?" ließ sich eine Stimme vernehmen. Der Tod lachte laut und hämisch auf. "Ich soll eure teuren Brüder und Schwestern in Afrika, die am Hunger krepieren, wirklich einer so guten Mahlzeit berauben?" fragte er, dann war der Tod verschwunden. Über dem Platz im Schatten der mächtigen Kathedrale lag ein gespenstisches entsetztes Schweigen.
"Samyaza, sieh du in Palästina nach ob alles in Ordnung ist, Gadreel, Armaros, ihr zwei schafft die sterblichen Überreste dieser Blutorgie nach Afrika. Ich nehme Kat, Yolotli und Acactili samt Alex mit in den Boulevard Haussmann - und Samyaza, Gadreel, Armaros?" Die Dämonen blickten ihren Herrn an. "Danke, dass ihr Alex und unsere zwei aztekischen Freunde von dem wirklich widerlichen Geschehen abgeschirmt habt und ich mich auf Kat konzentrieren konnte." Die drei nickten, dann befolgten sie ihre Befehle.
Im Wohnzimmer im Boulevard Haussmann warf Alex sich aufschluchzend in Nick-Yolotlis Arme. Kat sah, dass Belial dafür gesorgt hatte, dass sowohl er als auch Philip-Acactili nicht mehr in die blutbespritzten und verschmierten Tuniken gekleidet waren, sondern frische Kleidung trugen und gesäubert waren. "Mir graut jetzt schon davor, diese widerlichen Sadisten, die dieser Mistkerl angeschleppt hat in die Opfertechniken einzuweisen!" murmelte Philip-Acactili. "Solche Typen sind unkontrollierbar und..." "Sie werden umgehend ihre Strafe erhalten wenn das vorbei ist." versichterte Belial. "Ihr solltet euch jetzt darauf vorbereiten, dass der Tod heute Abend vorbeisehen wird um euch zur "gelungenen Performance" zu gratulieren."
Sein IPhone klingelte. Er sah auf das Display und seufzte. Gleich darauf hörte Kat ihn sagen: "Exzellenz, nicht jetzt - ja, das war es - und nein, nicht alles war... nein! Der Tod ist wahrscheinlich in vielerlei Hinsicht noch schlimmer als ich. - Wie? - Nein, Kat hat nicht viel mitbekommen, die habe ich vollkommen aus dem Geschehen gerückt. Vielleicht könnte man sagen, dass da nur eine blinde, taube Hülle gesessen hat. - Exzellenz wir reden morgen früh, versprochen!" Er reichte Kat das IPhone. "Der Erzbischof will mit dir reden." murmelte er. Pierre Pasquieu ließ sich von ihr versichern, dass alles in Ordnung war, seuftze erleichtert auf, als er hörte, dass Julien nicht in Paris gewesen war, dann legte er auf.
Sie waren gerade beim Essen in der Küche als Samyaza mit einem müden und erschöpften Julien und Selvaggia zurückkehrte. "Wir haben ein Steinchen aus dem Grab Christi." flüsterte der junge Mann erleichtert und zog Kat in seine Arme. "Wir kriegen diesen Mistkerl. Darauf zu bestehen, dass du dieses gräßliche Gemetzel mit ansehen musstest wird er büßen. Samyaza hat nur sehr oberflächlich berichtet, was geschehen ist." Er sah zu Belial. "Danke, dass du ma petite chatte vor dem Gräßlichsten abgeschirmt hast." Der Dämon nickte. "Das ist selbstverständlich gewesen. Esst erst einmal und dann geht ihr zwei ins Bett. Dich soll der Tod nicht sehen, Julien und Kat kann ich mit ihrer Jugend entschuldigen. Sie muss diesem Sadisten nicht noch begegnen."
Spät am Abend erschien der Tod als die anderen Mitglieder des Hauses im Salon saßen und ein Gesellschaftsspiel ausprobierten. Er war euphorisch, lobte die "gekonnt ausgeführten Opferungen im aztekischen Stil" und ließ sich sogar zu einem Dank herab. "Wobei uns schnell die Opfer ausgehen werden, wenn wir jeden Freitag 13 Opfer bringen würden. Außerdem wird die Menge schnell gelangweilt, wenn jedes Mal das gesamte Programm gezeigt wird. Mein Vorschlag wäre jedes mal höchstens zwei Arten der Opferung zu präsentieren. Das macht das Publikum auch abwechslungsreicher und je nachdem wird schon bald jeder... nennen wir die Opferpriester mal "Spezialisten" - seine Groupies haben, was es für Euch sichr auch amüsanter machen wird und je nachdem könnt ihr durch entsprechende Wünsche für die Freitage auch die interessierte Menge kontrollieren." Alex merkte, wie geschickt Belial den Tod manipulierte. "Nur sieben Opfer?" fragte der enttäuscht. "Das ist nicht ausreichend!" "Vorerst natürlich nur. Man könnte einmal im Monat eine große Opferzeremonie veranstalten. Bei dieser Gelegenheit die angelernten neuen Opferpriester mit ihren jeweiligen "Spezialitäten" vorzustellen wäre ein zusätzliches Highlight des Monats. Über kurz oder lang werden die Menschen Euch als Herrscher anbeten, verehren, als ungekrönter Kaiser der Welt, mächtiger als der da im Himmel, denn Ihr gebt ihnen eine neue Art von Gladiatoren."
"Ungekrönt? Wieso ungekrönt! Belial, ich will eine Kaiserkrönung! Mein Hohepriester wird ein großartiges Opferfest zu meiner Krönung organisieren!" Der Tod war immer begeisterter von der Idee. Alex überlegte kurz, dann fragte sie: "Darf ich mich um eine angemessene Krone, einen Reichsapfel und einen Krönungsmantel kümmern - und vielleicht ein passendes Szepter?" Der Blick des Todes richtete sich auf sie. "Ah, meine kunstsinnige Hohepriesterin, welch fabelhafte Idee. Dein anthropologisches Wissen wird dir sicher helfen. Ich freue mich schon bald deine Entwürfe zu sehen! Ich sehe den Sinn der sieben Opfer statt der 13 ein, Belial, gut mitgedacht. Jeweils am 2. Freitag des Monats wird es jedoch eine große Opferzeremonie geben bei der neue Talente ihr Können zeigen dürfen. Und ich habe eine phantastische Idee: Welch besseren Termin für eine Krönung könnte es geben als den Frühlingsanfang? Doch da möchte ich der Menge ein richtiges Spektakel bieten. 169 Opfer, 13 mal 13 werden anlässlich dieses Tages sterben und das dann jedes Jahr am selben Tag um meine Krönung zu feiern!" "Ein ausgezeichneter Termin. Ich werde alles mit Mademoiselle Reynard organisieren." antwortete Belial. "Oh, ja, die junge Dame war beeindruckend. Eine ausgezeichnete Wahl, meine liebe Alexandra. Wo ist Mademoiselle Reynard?" "Im Bett, immerhin ist sie erst 15 und somit hat Eure Hohepriesterin sie schlafen geschickt." Der Tod nickte, stimmte zu, dass das sicher weise sei und verschwand.
"612 Opfer pro Jahr im "Normalfall"? Oder eher mehr? Langsam wird der Typ wirklich größenwahnsinnig!" murmelte Armaros. "Wie kommst du darauf für ihn die Krönungsutensilien entwerfen zu wollen, Alex?" fragte Gadreel fast angewidert. Die Anthropologin grinste. "Wenn, dann müssen wir das was wir haben irgendwie verstecken, oder? Er wird doch sicher misstrauisch, wenn du ihm ein altes Leinentuch umlegen, einen - wenn auch kostbar verzierten - Dornenkranz aufsetzen und einen Kieselstein in die Hand drücken willst!" verteidigte sie sich. Belial begann zu lachen. "Alex, du bist genial! Darauf hätte ich auch kommen können! Dann werde ich mich Morgen gleich mit Cartier in Verbindung setzen, damit die die Krone arbeiten und den Reichsapfel mit irgendeinem passenden Szepter und bei den Modehäusern werde ich mich erkundigen welches das Tuch in einen Krönungsmantel einarbeiten kann ohne es zu beschädigen. Und übermorgen findet der große Ball statt."
Die Vorbereitungen für den makabren Totentanz am Sonntag waren abgeschlossen. In eleganter Abendgarderobe begrüßten die Hausherrin und der Hausherr des Boulevard Haussmann 13 die verängstigten, eingeschüchterten Gäste und die Sorte, die mit der "neuen Ordnung" durchaus zufrieden war. Kat sah neben Julien stehend verächtlich auf eine Gruppe elegant gekleideter Frauen, die sich über die Opferungen am Freitag unterhielten. "Oh, es war sehr inspirierend. Der Hohepriester ist sehr kunstfertig und ein Bild von einem Mann!" schwärmte eine. "Oh, mir gefällt dieser Philip sehr gut - wie gekonnt er den Schnitt gesetzt hat und wie elegant er das Herz dieses Opfers herausgeholt hat, ich schwöre ich habe fast einen Orgasmus gekriegt!" hauchte eine andere.
Belial legte Kat und Julien eine Hand auf die Schulter er lächelte mit finsterer Befriedigung. "Ah... ja... das Kränzchen der neuen Höllenbewohnerinnen ist doch sehr erfrischend... Wobei... was meinst du... ob Acactili interessiert wäre die eine oder andere Nacht mit einer Dame seines Fanclubs zu verbringen? Immerhin ist er Witwer..." "Philip ist eigentlich katholischer Priester!" Julien sah ihn fast entsetzt an. Belial grinste. "Ja... aber für seinen Körper wäre das zweifellos eine lohnende Erfahrung." "Und es würde ihn wenn seine Seele zurück ist noch zusätzlich von seinem hohen Ross herunterholen..." sinnierte Kat. Belial erklärte ihm kurz wieso Kat auf Philip nicht gut zu sprechen war, worauf der junge Theologiestudent ihre Einstellung verstand.
Am nächsten Morgen beim Frühstück lächelte der Priester. Auf Belials Nachfrage meinte er: "Der Gentlemen genießt und schweigt - aber dieser Körper hat Monique nicht enttäuscht." Alex verschluckte sich vor Schreck an ihrem Croissant.
Die nächsten Wochen organisierte Belial die Opferungen samt Auswahlprozess. Wie von ihm vorhergesagt, kam die neue Praxis viel besser an. Der Tod sonnte sich in der Bewunderung der teilweise immer abartiger werdenden Meute die nach Paris einwanderte, während Kat, Alex und Julien mit den drei anderen Dämonen viel Zeit bei Cartier und den bekanntesten Pariser Modehäusern verbrachten. Nick-Yolotli und Philip-Acactili versuchten einigen der etwas disziplinierteren Sadisten, die der Tod ihnen geschickt hatte, das Häuten beizubringen. Abends beim Essen erzählte vor allem der Jüngere der beiden, der ja der Hohepriester war, dass die Ideen mancher angehender "Schlächter des Todes", wie sie die Männer - und zu ihrem Entsetzen auch Frauen - nannten immer kränker wurden. So gab es einen Mann der auf die Idee gekommen war einen Häcksler einzusetzen, ein anderer konzentrierte sich darauf die wenigen Theologinnen zutode zu foltern... "Sieh bloß zu, Belial, dass der Tod VOR den 169 Opferungen gekrönt wird!" sagte Nick-Yolotli eines Abends. "Ich bin ja einiges gewohnt, aber eine stilvolle Opferung ist etwas anderes als diese widerwärtigen Abschlachtungen zur Belustigung des Pöbels!" "Worauf du dich verlassen kannst. 76 Leichen sind genug." versprach der Dämon.
Der Tod hatte noch einmal vorbeigesehen und sich aus den Entwürfen der Schmuckdesigner von Cartier und der Designer der Modehäuser das ausgesucht, was ihm am besten gefallen hatte. Geschickt wurde die Dornenkrone so in einer großen, schweren prächtigen Krone versteckt. Der Kiesel aus dem Grab Christi war unten an dem Reichsapfel eingefasst und in den reich bestickten, mit Hermelin verbrämten Samtumhang war das Grabtuch eingefasst. Alle drei mit Reliquien des Auferstandenen waren nochmals angefertigt worden - ohne die Reliquien - falls der Tod irgendwie misstrauisch werden würde oder auf die Idee kam, den Reichsapfel in die Hand zu nehmen oder die Krone schon einmal aufzuprobieren... Im Salon im Boulevard Haussmann 13 war dementsprechend das "Ensemble zu diesem Zweck ausgestellt.
Philip-Acactili hatte den Vorschlag Belials - seine lange Witwerschaft in Tenochtitlan, in Paris, der Stadt der Liebe, hinter sich zu lassen wo er schon mal dort sei und zudem in einem virilen und auf einen großen Teil der Damenwelt attraktiv wirkenden Körper hinter sich zu lassen - nachgegeben und fast jede nacht eine mehr als willige Frau in den Armen gehabt. Gadreel und Armaros lachten jedes Mal, wenn eines der "Betthäschen" zum Frühstück mit am Tisch saß und auf Nimmerwiedersehen verschwand. "Ich seh diesen bigotten Pfaffen schon bei Selbstgeißelungsorgien" lästerte Gadreel. "Ach, der wird wahrscheinlich nur Gebete stammelnd vor irgendeiner Heiligenstatue wimmern und abends wird er sich von oben bis unten schrubben als wäre er bis zum Kinn durch Dreck gewatet. Wenn es interessant wird lässt er sich vielleicht kastrieren..." antwortete Armaros.
Pierre Pasquieu wurde eines Abends Zeuge wie Philip-Acactili eine Frau mit auf sein Zimmer nahm und hörte kurz darauf das Geläster der beiden Dämonen. "Belial - Philip Callaghan ist doch Priester - und du lässt zu, dass Acactili in seinem Körper Umgang mit... diesen Frauen hat und unkeusch wird?" "Es wird ihn Demut lehren, Pierre, glaub mir. Er hat es gewagt sich über Dr. Rayne zu stellen als dieser Verständnis und Zuspruch, vielleicht auch die Hilfe eines Seelsorgers gebraucht hätte, er hat sich der Todsünde des Neides schuldig gemacht und ihn gegenüber der Kongregation in Misskredit gebracht, also könnte man fast davon reden, dass er "falsches Zeugnis abgelegt hat", gegenüber Katherine kommt sogar der Todsünde des Hochmutes dazu. Mein Vorschlag den Acactili sehr engagiert aufgenommen hat - wird nur eine Art der Schuldbegleichung sein, eine Art des irdischen Fegefeuers, genauso wie die Erkenntnis, dass sein Körper von einem aztekischen Priester besessen worden ist der mit diesem Körper Opfer gebracht hat, genauso wie er in dessen Körper Opfer darbringen musste - zumindest eins..."
Der Erzbischof sah Belial einen Moment lang schweigend an, dann sagte er: "Du hast doch sicher den einen oder anderen "Mitarbeiter" im Vatikan?" Belial lächelte. "Vermutlich ja - und vermutlich möchtest du wissen ob ich einen in der "Personalabteilung" habe...?" Der Erzbischof nickte. "Es könnte zufällig passieren, dass Philip Callaghan eine Versetzung als "Hauskaplan" des Boulevard Haussmann 13 erhält - mit dir als direktem Vorgesetzten?" schlug Belial beiläufig vor. "Hm... ja... ich werde in Paris und vermutlich halb Frankreich in nächster Zeit etwas knapp am theologischen Nachwuchs sein... Unterstützung aus Amerika würde da sehr gelegen kommen... und ich könnte ihm den nötigen seelischen Beistand geben." Belial und Pierre Pasquieu nickten einander lächelnd zu.
Es war das Wochenende vor dem Frühjahrsanfang als der Tod bewundernd den Mantel umlegte und die Krone aufsetzte, die im Salon zu diesem Zweck bereitstand. "Steht es mir, meine Hohepriesterin?" fragte er selbstverliebt. "Ausgezeichnet, Majestät." versicherte Alex. "Ah, dieser Mittwoch wird ein wahrer Triumph!" schwärmte der Tod. "Belial und Mademoiselle Reynard haben sich bei der Planung übertroffen. Du, meine Schöne, wirst mich mit deinem Verlobten krönen - du wirst mir die Krone aufsetzen, er mir den Mantel umlegen und deine kleine Sekretärin hat die Ehre mir den Reichsapfel zu reichen während Belial sich bereit erklärt hat mir das Szepter zu übergeben und dann werde ich Nicholas und dich trauen und euch meinen Segen geben und ihr werdet für eine Dynastie von Priestern sorgen - und als Ehepaar werdet ihr gemeinsam das erste Opfer häuten und - oh ja, es wird diesmal ein großer Suppenkessel bereit stehen um ein großartiges Hochzeitsmahl zu kredenzen... Belial soll mit Mademoiselle Reynard zwei oder drei Sterneköche besorgen, die aus den ersten 13 Opfern eine schöne Suppe zur Verköstigung der Massen kochen..." Alex zwang sich zu einem Lächeln. "Eine ausgezeichnete Idee, ich bin begeistert. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen als von Ihnen getraut zu werden, Majestät..." Sie musste ihren Brechreiz unterdrücken, was sie atemlos wirken ließ. Der Tod verschwand.
"Hm... okay... also werde ich wohl ein Dutzend Gulaschkanonen organisieren müssen die wir aufstellen - und die Köche kochen schon vorab genug Suppe - wobei... diejenigen, die sich an den Tod gebunden haben, also seine "Opferpriester" die wirklich mit dem Herzen dabei sind und ihre Groupies - werden in dem Moment sterben in dem auch der Tod stirbt - denn wer einen anderen Gott anbetet als den Einzigen verletzt das erste Gebot oder den wichtigsten Glaubenssatz der drei abrahamitischen Religionen die in Europa vorherrschend sind. Und Götzen anbeten ist eine Sünde und der Lohn der Sünde ist der Tod!"
"Ja, aber wir würden wohl 13 Gulaschkanonen aufstellen müssen. Was wäre, wenn wir die Köche bitten eine einfache, nahrhafte Suppe zu kochen und wir die Gulaschkanonen dann nach Afrika...?" schlug Kat vor. Belial lächelte traurig. "Kat... der Tod hat dafür gesorgt, dass auch dort sehr viele mit ihm untergehen werden. Sie haben die Leichen gegessen und sich so an Gott vergangen, aber ja, doch, vielleicht ist es trotzdem eine gute Idee."
Der Tag der Frühjahrs-Tag-und Nachtgleiche war angebrochen. In ein prächtiges Hochzeitskleid gewandet stand Alex neben Nick-Yolotli vor dem Techcatl auf dem Vorplatz von Notre Dâme. Samyaza legte ihr ein gummiertes Übergewand an, dass die Robe völlig bedeckte. Der Tod erschien auf seinem Thron. "Meine Kinder! Heute werde ich mich zu eurem Gott krönen lassen! Betet mich an und lebt, weigert euch und sterbt!" rief er hämisch lachend übr den Platz. Die Menge jubelte. Der Tod gebot Schweigen. "Dann werden mein Hohepriester und meine Hohepriesterin mich trauen und gemeinsam das erste Opfer durch Häutung darbringen. Die ersten 13 Opfer werdet ihr in einer Hochzeitssuppe kosten dürfen!" Erneut brandete frenetischer Jubel auf.
"Und nun, Alexandra, Nicholas, krönt mich zum Gott!" rief der Tod.
Alex griff nach der Krone - diesmal war es die in der die Dornenkrone verborgen war, Nick hob den schweren Krönungsmantel mit dem Grabtuch hoch und Kat den Reichsapfel an deren unsichtbaren unteren Ende der Kiesel aus dem Grab verborgen war. Nick trat hinter den Tod, Alex stieg auf ein Podest um die Krone auf das Haupt des Todes setzen zu können und Kat war bereit den Reichsapfel in die gierig ausgestreckte Hand zu legen. Die drei sahen einander unbemerkt vom Tod an. Nick begann laut zu reden, dass es über den Platz schallte. Es war eine "Krönungsrede" die er mit Pierre Pasquieu geschrieben hatte: "Es steht geschrieben: Ich bin der Herr dein Gott, du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Hochmut ist eine Todsünde und der Lohn der Sünde ist der Tod. So, großer Götze, empfange deinen Lohn für deine Anmaßung!" im gleichen Moment ließ Alex die Krone auf das Haupt des Todes nieder, Kat drückte den Reichsapfel in die Krallenhand und Nick legte den Mantel um die Schultern des Todes.
Eine Sekunde war Stille. Eine weitere... Belial stand sardonisch lächelnd mit dem Szepter in der Hand vor dem Tod.
Ein unmenschliches Kreischen hallte plötzlich über den Platz. Die Gestalt brach in sich zusammen. Asche wurde vom Wind davongetragen und Krone, Reichsapfel und Mantel lagen vor dem Thron.
Sämtliche Todespriester - außer Nick-Yolotli und Philip-Acactili - wurden im gleichen Moment von Krämpfen geschüttelt. Sie röchelten und erstickten schließlich alle. Auf den Tribünen gingen die Menschen aufeinander los. Es brach ein Tumult aus. Kat sah, wie die Meute der Anhänger des Todes sich gegenseitig umbrachte, jeder kämpfte gegen jeden. Blitze fuhren vom Himmel und vernichteten die letzten Überlebenden der Anbeter des Todes.
Pierre Pasquieu erhob sich von seinem Platz, gefolgt von seinen Bischöfen, die die drei Krönungsutensilien mit den eingearbeiteten kostbaren Reliquien sorgfältig verpackten. Der Erzbischof stellte sich vor die Menge. Belial flüsterte ihm leise zu: In Asien werden die Menschen gerade alle geimpft, in Afrika treffen die Nahrungsmitteltransporte aus Asien und Europa ein und der amerikanische Präsident, der Generalgouverneur von Kanada und die Präsidenten von Mexiko und Brasilien - in Vertretung für Süd- und Mittelamerika haben soeben einen Friedensvertrag unterzeichnet." Mit einem leichten Kopfnicken dankte er ihm.
"Wir haben das Gericht des Höchsten gesehen, denn wahrhaft, ER ist gerecht! Er hat Alexandra Moreau, Nick Boyle, Pater Philip Callaghan und Katherine Corrigan-Rayne zu uns nach Frankreich gesandt und den Dämonen der Hölle befohlen dem Treiben des Todes, des Reiters der Apokalpyse, mit ihnen Einhalt zu gebieten. Mein Neffe Julien-Noel Dubois hat mit Katherine die Reliquien gesucht, die heiligsten Reliquien, die Reliquien der Auferstehung: Das Grabtuch von Turin, einen Stein aus dem Grab des Auferstandenen und die Dornenkrone, die ihm mit ins Grab gegeben wurde. Sie und unser Glaube an den Herrn haben Gott obsiegen lassen! Asien hat sein Schwert gegen die Seuchen, die Pest in Form eines Serums, das gerade in Massenimpfungen angewendet wird und spektakuläre Erfolge zeigt! In Afrika kommen in diesen Stunden die Hilfslieferungen an und in Amerika wurde ein Friedensvertrag unterzeichnet. Und unser Paris ist ausersehen zu Großem: Der Boulevard Haussmann 13, der in den letzten drei Monaten eine Bastion des Schreckens war, wird nun ein Ort des Friedens, des Gleichgewichts und der Gnade - denn das Haus wird neutraler Boden für Himmel und Hölle sein. Es wird Verträgen unterstehen, die beide Seiten - Engel und Dämonen - binden. Da Gott der Allmächtige weise ist, hat er zwei seiner Kinder bestimmt, nämlich Alexandra und Nick, die diesem Haus, dieser Botschaft von Himmel und Hölle, vorstehen werden, bis Katherine Corrigan-Rayne und ihr zukünftiger Ehemann ihre Ausbildungen beendet haben und übernehmen werden."
Die Menschen die sich auf dem Platz vor der Kathedrale eingefunden hatten, riefen laut "Hallelujah!" Einige beteten.
"Wir werden in zwei Stunden eine Dankmesse feiern - und übermorgen, am Freitag, wollen Alexandra Moreau und Nick Boyle in den Heiligen Stand der Ehe treten!"
Es war eine sehr bewegende Dankmesse die gelesen wurde. Alle Konfessionen kamen in der Kathedrale zum Tragen und nach der Messe kehrten Kat, Alex, Nick, Philip und Julien mit dem Erzbischof und zum ersten Mal mit den drei Weihbischöfen in den Boulevard Haussmann 13 zurück wo Mathilde und Selvaggia sie erwartet hatten.
Belial, Samyaza, Gadreel und Armaros hatten Rachel und Derek aus San Francisco geholt. Kat schloss ihre Eltern dankbar in die Arme.
In diesem Moment tauschten die Seelen, durch einen leichten Befehl Belials. Nick war wieder Nick und Philip Callaghan brach schluchzend zusammen. Der Erzbischof richtete ihn auf und sprach leise auf ihn ein, schließlich wurde der Pfarrer von einem der Weihbischöfe, weggeführt. Auf einen fast verächtlichen Blick Belials in Philips Richtung und ein leichtes Nicken brachte Armaros die beiden - Weihbischof und Pfarrer - weg.
Samyaza stellte die Nachrichten an und die Meldungen über die Siege über Tod, Pest, Hunger und Krieg flimmerten über den Bildschirm des Großbildfernsehers. Kat schluchzte leise auf als die geschätzten Opferzahlen genannt wurden: Weltweit waren etwa drei Milliarden Menschen ums Leben gekommen. Vor allem in Afrika und Asien waren die Ausmaße erschreckend. Tröstend nahm Julien sie in die Arme. "Es wird nie wieder geschehen, Kat, darum gibt es ab jetzt dieses Haus." flüsterte er zärtlich.
Zwei Tage später schritt Alexandra an Dereks Arm durch den Mittelgang der Kathedrale. Pierre Pasquieu wartete lächelnd mit Nick. Es war eine bewegende Trauung und auf dem Vorplatz von Notre Dâme herrschte Volksfeststimmung - eine fröhliche, ausgelassene und friedliche. Die Menschen sangen, tanzten und jubelten dem Brautpaar zu.
Belial trat lächelnd zu Alex und Nick Boyle. "Ihr werdet nie materielle Not leiden, dafür werde ich Sorge tragen. Außerdem - das ist sozusagen mein Hochzeitsgeschenk - habt ihr ein Haus im Quartier Latin in das ihr euch zurückziehen könnt wenn euch euer "Amtssitz" zu groß ist oder ihr euch - wenn Kat und Julien soweit sind - zurüückziehen könnt. Gadreel, Samyaza, Armaros und ich werden ab und zu bei euch nach dem rechten sehen, also sage ich "Auf Wiedersehen" - nicht "Lebewohl". Spätestens in acht Monaten schaue ich mal wie mein... zukünftiges "Patenkind"..." er sah auf Alex' flachen Bauch, "...aussieht." Alex errötete. Es war Nicks und ihr Kind und gleichzeitig würde es Yolotlis und ihres sein. Belial umarmte die beiden, dann wandte er sich Kat und Julien zu.
"Ich werde für euch beide immer da sein - wir alle vier. Über euch wachen Himmel und Hölle, das vergesst niemals. Außerdem Kat: Hier dürft und sollt ihr noch nicht tun was ihr zwei gern tun würdet. In Itzel und Icnoyotl könnt ihr einander sehr viel näher kommen. Du weißt, er würde dich gern so sehen wie du hier aussiehst und Juliens und seine Seele sind genauso gleich wie deine und Icnoyotls." Kat errötete und sah Julien an, der lächelte. "Ich habe dir gesagt, dass ich dir überall hin folge, mein Herz." flüsterte er. Er trat hinter sie und legte zärtlich seine Arme um sie.
"Und Kat: Dein Vater könnte dies hier..." er gab ihr einen Brief mit einem offiziell aussehenden Siegel und dem Wappen der Kongregation, "sehr erfreulich finden." Er zwinkerte. "Sie haben die Ketzervorwürfe abgewiesen?" fragte Kat glücklich. Belial nickte. "Pierre hat geschildert, dass Philip geistig gerade nicht auf der Höhe war, hat die Seelentauschsituation erklärt und die Erzbischöfe von Turin und San Francisco haben ihn unterstützt und dargelegt, dass er eine bemerkenswerde Doktorarbeit abgeliefert habe, die zeige, dass er ein ausgezeichneter Theologe sei. Der Erzbischof von San Francisco will ihn sogar kennen lernen und in Zukunft mit dem Legat zusammenarbeiten. Der Bischof von Bamberg hat ebenfalls eingegriffen und hervorgehoben, dass dein Vater die Szepterreliquie der Kaiserin Kunigunde gefunden hat und sofort für eine Rücküberstellung gesorgt habe."
Die drei anderen Dämonen verabschiedeten sich ebenfalls, dann verschwanden die vier unbemerkt.
Alexandra Moreau schlenderte an Nick Boyles Seite durch Paris. Es war ein wundervoller kalter, aber trotzdem angenehmer Januartag. Sie hatten beide eine kleine gemeinsame Auszeit gebraucht nachdem vor einem Dreivierteljahr Nick und Derek von den Seelen aztekischer Priester besessen gewesen waren. Mit einem zaghaften Lächeln dachte Alex an Yolotli, dessen Seele in Nick gewesen war. Im Gegensatz zu Yaotl, seinem Bruder, war er sehr sympathisch gewesen.
"Worüber denkst du gerade nach?" fragte Nick. Sie lachte leise. "Frauen sollten ihre Geheimnisse haben, meinst du nicht?" Er runzelte die Stirn. "Du denkst an ihn..." murmelte er frustriert. Alex seufzte. "Ja - irgendwie schon - ohne ihn wären wir nicht zusammen, würden nicht unsere Hochzeit planen und..." Ja... das gebe ich ja zu, aber weißt du wie frustrierend das ist, dass du nie mehr nur mich sehen wirst, Alex?" Sie schmiegte sich an ihn. "Ich sehe nur dich, Liebling. Itotia würde sofort ihre Seele mit mir tauschen wenn ich will." Nick errötete. Itotia war inzwischen Yolotlis Frau, seit dem Frühlingsanfang an dem er auf der Spitze des Templo Mayor, der großen Opferpyramide in Tenochtitlan das Frühjahrsopfer für Xipe Totec gebracht hatte - dem Alexs Seele in Itotia beigewohnt hatte. Er war ziemlich verblüfft gewesen, als sich Alex kurz nach dem Rücktausch der Seelen erst an ihn geschmiegt und plötzlich mit einem erschrockenen Aufkeuchen weggeschubst hatte. Wobei... Itotia war Alex sehr ähnlich gewesen... Er spürte, wie eine leichte Schamröte seine Wangen emporkroch.
"Verdammter Dolch, den Kat da hat! Wir sollten wirklich mit Derek..." "Wir haben ihr versprochen weder mit Derek noch mit Rachel über den Dolch zu reden!" unterbrach Alex ihn. "Mir gefällt es nicht, dass sie einfach so in Icnoyotl wechseln kann! Immerhin ist das Mädchen die kleine Schwester von Yaotl und Yolotli - Joey ist ja ganz okay, aber sein Bruder ist ein mieser Drecksack! Derek hat vier Monate gebraucht bis Rachel wieder normal mit ihm geredet hat!" "Joey?" Alex lachte. "Ich muss ihm beim nächsten Mal wenn ich mit Itotia tausche echt mal erzählen, dass du ihn Joey nennst!" kicherte sie. "Alex, hör mal, ich will nicht unbedingt, dass du tauscht - das ist zu gefährlich! Yaotl..."
"Sie hatten beide ihre Probleme mit Yaotl, Nick. Seine Seele hat in Derek Rachel ziemlich mies behandelt und in seinem Körper ist Derek mit Yaotls Sadismus nicht wirklich klar gekommen. Und glaub mir, ich lasse ihn bestimmt nicht mitkriegen wieso ich mit Itotia tauschen kann, zumal Yolotli meine und ihre Seelen auch an diese Statue gebunden hätte." antwortete Alex. Nick schnaubte leise. "Trotzdem finde ich den Dolch verdammt gefährlich!"
Bei besagtem Dolch handelte es sich um ein Geschenk aztekischer Gottheiten an Kat: Ein Dolch mit einer Obsidianklinge von den Flügeln Itzpapalotls, der Feuergöttin, den sie dem Teenager auf Drängen von Huitzilopochtli überlassen hatte. Anders als die drei schlichten, ebenfalls von Itzpapalotl stammenden Obsidianmessern, die allerdings zum Häuten von Opfern gedacht waren - Nick erschauerte leicht als er an seine Übungsstunden in Yolotlis Körper in Tenochtitlan dachte und später - zurück im Legat - erfahren hatte, wieso es so oft Schweinebraten oder Koteletts gab - war der Dolch reich verziert und an Kats Seele gebunden. Er ermöglichte ihr das Vertauschen oder Hin- und Hersenden von Seelen. Soweit er mitbekommen hatte, konnte sie die Seelen jederzeit mit dem Dolch zu einem Tausch zwingen, doch wenn die Tauschpartner einander sympathisch waren - so wie Alex und Itotia - konnten sie jederzeit die Seelen tauschen nachdem es das erste Mal - auf welche Weise auch immer - geschehen war. Derek und er hatten durch eine Statue des Sonnengottes Tonatiuh die Seelen mit den Priestern getauscht - und nur dadurch, dass Yolotli ihm selbst, Nick, sehr ähnlich war und sich in Alex verliebt hatte, war der Rücktausch gelungen. Nick seufzte leise als er daran dachte, wie wunderschön Alex in dem Kleid ausgesehen hatte als er sie im Reliktekeller in die Arme geschlossen hatte. Es war eine Respektbezeugung von Tonatiuh gewesen, das hatte Kat irgendwann erklärt.
Kat, die "kleine" Kat, Rachels Tochter, war in der einen Woche die dieser makabre Tausch gedauert hatte um Jahre gereift. Sie war stärker als er sie in Erinnerung gehabt hatte, strahlte eine geradezu verwirrende Sinnlichkeit aus, die irgendwann sicher einen jungen Mann um den Verstand bringen würde und obwohl sie immer noch ein fröhlicher, auch zu Streichen aufgelegter Teenager war, schien sie wenn nötig einen geradezu stählernen Willen zu haben. Ihr potentieller Freund tat ihm fast schon leid... Xochiquetzal, die aztekische Form von Venus oder Aphrodite hatte ganze Arbeit geleistet als sie Kats Mut belohnt hatte - und nicht nur sie... das vermutete zumindest Alex oft.
Auch sie war zu seiner Überraschung in dieser einen Woche wesentlich stärker geworden - und in mancher Hinsicht kaltblütiger. Früher hatte sie ungern das rohe Fleisch filetiert oder auch zu Weihnachten den Truthahn gefüllt, doch das ließ sie inzwischen kalt. Mit leisem Schaudern dachte Nick daran, was er in seinen Erinnerungen von Yolotlis Anwesenheit zurückbehalten hatte: Yaotl hatte seinen Bruder - in Nicks Körper - gezwungen Alex und Kat das Häuten beizubringen - glücklicherweise an Schweinehälften und nicht an Menschen, wie es bei den Azteken üblich gewesen war. Anschließend hatten sie die Häute als Oberteile tragen müssen. Er bewunderte Alex dafür, dass sie das seelisch unbeschadet überstanden hatte - und doch gab es ihm einen kleinen Stich von Eifersucht, als er daran dachte, was er noch erfahren hatte: Yolotli war es in seinem Körper gelungen Alex in einer halben Woche näher zu kommen als er in der ganzen Zeit, die er sie kannte. Er drückte zärtlich ihre Hand. Sie sah ihn lächelnd an und schien zu merken was ihn bewegte. "Nick, ich bin mit dir glücklich - und wenn wir beide endlich zusammen sind ist das sicher ein wenig Yolotlis Verdienst - denn weißt du, du bist verdammt gentlemen-like, wo er einfach... zupackt. Wir wären bestimmt auch ohne ihn zusammen gekommen - es hätte nur noch zwei oder drei Jahre gedauert..." Überrascht sah er sie an. "Woher weißt du woran ich...?" Sie lachte und küsste ihn. "Du hast so eine typische: "Sie gehört mir und nicht Yolotli!"-Miene." erklärte sie.
Er kratze sich verlegen hinter dem Ohr. "Und du bist mir manchmal verdammt unheimlich, Alex." Sie grinste. "Ich dachte, du magst meinen sechsten Sinn." Nick musste schmunzeln. "Ich liebe deinen sechsten Sinn - und das an dir was ich mit meinen fünf Sinnen wahrnehme - alles..." gestand er. Sie lachte glücklich. "Und ich liebe dich, Nick, so wie du bist."
Immer noch verlegen fragte Nick: "Wollen wir uns Karten für den Eiffelturm holen? Ich meine... für den Fahrstuhl? Oder möchtest du hinauflaufen?" Sie grinste. "Fahrstuhl ist perfekt - wir können anschließend hinunterlaufen." Sie begann zu laufen und zog ihn hinter sich her.
Die Kartenverkäuferin lächelte ein wenig seltsam als Nick zwei Karten besorgte, doch er hatte nur Augen für Alex als er den 50 Euro-Schein zückte. Sie stellten sich in die Schlange für den Fahrstuhl. Ein leichter Wind kam auf, der die Kälte etwas unangenehm machte. Nick zog Alex in seine Arme um sie zu wärmen. "Komisch, eigentlich war doch ein angenehmer Tag angesagt... " murmelte sie sich an ihn kuschelnd. Er küsste sie beruhigend auf die Wange. "Wir hätten später reisen sollen. Paris im Frühling soll sehr schön sein, aber..." "Nick wir wollen am Frühlingsanfang heiraten." Sie lehnte sich an ihn. "Sozusagen ein Jahr nach Itotia und Yolotli..." Er seufzte. "Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich eine so gute Idee war ausgerechnet DEN Termin zu wählen. Wieso nicht irgendeinen anderen?" "Das ist irgendwie kompliziert... Ich habe einfach das Gefühl, dass es richtig ist. Immerhin... Irgendwie ist es auch ihr Hochzeitstag und Itotia war dir nicht unsympathisch..." Er biss sich verlegen auf die Unterlippe und schwieg. Das war ja eins der Probleme, die er mit der ganzen Sache hatte, denn Itotia hatte mit ihm in Tenochtitlan viel Zeit verbracht als seine Seele in Yolotli gefangen gewesen war und als sie von Kat in Alex versetzt worden war... Und Alex war an der Tag- und Nachtgleiche zum Frühlingsbeginn über Nacht in Itotias Körper in Tenochtitlan geblieben - in Yolotlis und Itotias Hochzeitsnacht... einer Nacht in der er der Nähe und Wärme von Alex Körper nachgegeben hatte - aber Itotias Seele... "Hast du eigentlich damals... ich meine im März..." begann er, brachte den Satz dann aber nicht zu Ende. Er hatte kein Recht das zu fragen.
Alex drückte seine Hand. "Nick, du bist die Liebe meines Lebens und ich verstehe, wieso du nicht mit Yolotli tauscht. Vielleicht ist es ja unfair, dass ich durchaus weiß, dass du Itotia... ich denke es war nicht nur Sex, was ihr hattet, da waren von euch beiden Gefühle dabei." Nick sah beschämt zu Boden. Er hätte daran denken müssen, dass Erinnerungen an Körper und Seele gebunden waren. Alex wusste also durchaus was mit ihrem Körper geschehen war, auch wenn sich ihre Seele in Itotias befunden hatte. Er hätte sich problemlos - jederzeit - in Yolotli versetzen können um Antworten auf die Frage zu bekommen, doch davor schreckte er zurück. Yolotli war seit dem Frühjahr einer der höchsten Opferpriester Tenochtitlans. Zwar wusste Nick, dass er jederzeit - egal ob er ein Opfer in Yolotlis Körper darbringen musste oder nicht - wieder zurück konnte, das war nicht das Problem, doch er hatte Angst vor dem was er erfahren würde oder wie sehr eine Opferung seine Seele belasten könnte.
Irgendwann war die Reihe an ihnen und sie stiegen schweigend in den Fahrstuhl. Mehrere Touristen quetschten sich hinein, einige stiegen auf der ersten, andere auf der zweiten Ebene aus. Mit fünf weiteren Personen kamen sie endlich auf der dritten Ebene an und stiegen aus. Alex stellte fest, dass sie froh war wieder an der frischen Luft zu sein, denn irgendwie hatten die anderen Fünf ihr auf seltsame Weise die Luft zum Atmen genommen.
"Alex?" Sie sah Nick liebevoll an. "Ja?" "Bitte entschuldige, dass ich eifersüchtig bin, das will ich eigentlich nicht - und angesichts meines Verhaltens im März habe ich wirklich nicht das Recht es zu sein. Und bitte verzeih, dass ich in gewisser Weise echt feige bin." Sie lächelte. "Du bist viel zu bescheiden Nick. Nur wenige hätten die Zeit bei den Azteken überstanden und wären so... geistig normal wieder zurückgekommen." Sie schmiegte sich an ihn. "Außerdem sieh es mal so: Für Itotia war es das erste Mal..." Er errötete. Er legte einen Arm um sie und gemeinsam sahen sie auf Paris hinunter. "Schau, da ist der Invalidendom - und von hier kann man sogar Notre Dame irgendwie optisch erfassen!" rief Alex begeistert. "Willst du dir wirklich Morgen Napoleons Grab ansehen?" fragte er. Sie lachte. "Ich dachte eigentlich das ganze Museum drumherum interessiert dich. Du bist schließlich für die Sicherheit des Legats verantwortlich." "Lass uns was anderes machen." flüsterte er. "Wir könnten uns ein hübsches anderes Museum ansehen. Das Museum im Centre Pompidou beispielsweise." Alex lächelte. "Neue Kunst anstelle der Gefahr über ein Artefakt zu stolpern?" fragte sie belustigt. "Vielleicht - wie wäre es mit dem Musée des arts et métiers? Das ist in der ehemaligen Abtei St-Martin-des-Champs untergebracht." "Und dort ist sogar ein Focault'sches Pendel - und es ist der Ort des Höhepunkts von Umberto Ecos Verschwörungsroman." Nick blickte sie erstaunt an. ""Der Name der Rose" spielt doch nicht in Paris!" "Nein, aber "Das Focault'sche Pendel" schon." antwortete sie.
Plötzlich wurde es von einem Moment auf den anderen Dunkel. Die Dunkelheit schien von unten zu kommen. Alex und Nick hörten erschrockene Aufschreie. Sie sahen sich um und entdeckten, dass nur sie und die fünf anderen aus dem Fahrstuhl auf der dritten Ebene waren - und diese fünf anderen Gestalten veränderten sich.
Alex wich zurück als sie auf Nick und sie zukamen. "Nick Boyle und Alexandra Moreau - wie gerufen..." sagte die eine Gestalt und lächelte - lächelte unangenehm, obwohl das Gesicht des Mannes ebenmäßig war, fast schon überirdisch schön. Nick schob Alex hinter sich und drängte sie langsam zu den Stufen. "Sie kennen unsere Namen? Woher? Wer sind Sie?" Die fünf lachten. "Ich bin Gadreel." stellte der Mann sich vor, der geredet hatte. "Und dies sind Samyaza, Armaros, Belial und..." Der fünfte hob abwehrend die Hand. Gadreel lächelte, deutete jedoch eine Verbeugung an: "Jemand der lieber unerkannt bleibt." Alex keuchte hinter Nick auf. "Das sind Dämonen!" flüsterte sie. Armaros lachte leise. "Da ist aber jemand böse - wir sind Engel, Alex, meine Schöne - gefallene Engel, aber trotz allem noch immer Engel." Er lächelte sie an und zwinkerte ihr zu. Angewidert wich Alex zurück und wäre fast gestolpert - doch sofort tauchte Samyaza hinter ihr auf und stützte sie. "Vorsichtig, mein Schokoladenplätzchen." neckte er sie.
Übelkeit stieg in Alex hoch als sie seine Hände liebkosend über ihre Taille gleiten spürte. "Danke, dass Sie mich aufgefangen haben, aber das gibt Ihnen nicht das Recht mich zu begrabschen!" Er grinste. "Ach, Süßes, ich werde dich jetzt erst einmal auf den Boden tragen. Ich bin mir sicher, du wirst das Gefühl genießen - Fliegen kann sehr schön sein."
Alex schrie auf als sich dunkle Schwingen um sie legten und sie im nächsten Moment spürte, wie sie im freien Fall zu sein schien. Samyaza breitete seine Flügel aus und landete sanft mit ihr auf dem Boden. Hinter ihnen tauchte Gadreel auf, Beliael hatte Nick gepackt, der jetzt auch von Armaros flankiert wurde. Die namenlose fünfte Gestalt war verschwunden.
Alex wand sich aus Samyazas Griff. "Ich hätte lieber die Treppen genommen!" Der Dämon lachte leise. "Entzückende Lügnerin. Weißt du, dass unser Herr dir auch Flügel schenken kann, Alexandra? Ich würde ihn darum bitten..." Angewidert über das, was er andeutete wich sie zurück und stolperte in Nicks Arme. "Wieso sind wir hier?" wollte der wissen, "Und wieso lassen Sie Alex und mich nicht in Ruhe?" "Seht hinauf zum Eiffelturm!" forderte Belial sie auf und lächelte finster.
Um den Turm herum hatte sich inzwischen eine dunkle Wolke gebildet. Alle starrten angstvoll nach oben. Eine große schwarze Gestalt tauchte auf. "Das Zeitalter der Finsternis bricht an. Dient mir und es wird euch gut gehen, verweigert euch mir und sterbt! Ich bin euer neuer Gott, von heute an, bis in alle Ewigkeit! Eure Kirchen werden meine Tempel werden und mein Hohepriester und meine Hohepriesterin stehen unter euch!"
Alex spürte den brennenden Blick der Gestalt auf sich. "Was meint der Kerl? Und wer ist das?" flüsterte Nick. Alex schluckte. "Er... meint uns... dich und mich mit diesem Priesterkram - und ich weiß nicht wer das ist... aber auf jeden Fall ein Dämon, und zwar kein geringer..." "Wir? Aber wieso?" "Weil du die Erinnerungen von Yolotli hast und wir verlobt sind." Hinter ihnen lachten die vier Dämonen. "Du hast es ihm also nicht gesagt, Alexandra? Interessant..." flüsterte Samyaza und strich Alex sanft über den Rücken. Sie zuckte zusammen als hätte er sie geschlagen. "Rühren Sie mich gefälligst nicht an!" fauchte sie. Er grinste. "Was meint der Kerl?" fragte Nick irritiert. "Unwichtig..." Nick sah den Dämon an. "Wenn es darum geht, dass ich sie mit Yolotli teile - irgendwie, das weiß ich!" Ein leises, unangenehmes Lachen war die einzige Antwort die er darauf bekam.
"Nick Boyle! Alexandra Moreau! Willkommen in Paris - eurer neuen Heimat in der ihr beide meinem Namen zu Größe verhelfen werdet!" donnerte die Stimme hinab. Nick erstarrte, Alex zitterte.
"Wir bringen euch erst einmal in ein angemessenes Haus..." meinte Gadreel und um beide wurde es schwarz - und dann standen Samyaza und Gadreel mit ihnen in einem großzüßgien, sehr edel eingerichteten Wohnzimmer. "Dies ist ein Geschenk - ein euch würdiger Wohnsitz. Richtet euch erst einmal ein. Heute Abend werdet ihr erfahren zu welch Ehre ihr ausersehen seid!"
"Wir reisen Ende der Woche ab und..." Samyaza schüttelte lächelnd den Kopf. "Das, Nick Boyle, ist ein fataler Irrtum!" Armaros tauchte im Wohnzimmer auf. "Die Zimmer sind gerichtet und die Garderobe für euch ist geliefert worden." Er lächelte Alex an. "Ich bin mir sicher, die Designerkollektionen gefallen dir... " "Ich brauche keine...!"
"Meine Güte, sieh sie dir einfach an!" Belial tauchte auf und war etwas ungehaltener. Er trug inzwischen einen Anzug und wirkte fast wie ein Privatsekretär. In seiner Hand hielt er ein IPad, das er Nick reichte, gleich darauf drückte er auch Alex eins in die Hand. "Das ist zum Abgleichen der Termine und ich kann euch beide erreichen falls es nötig ist." erklärte er, während er dazu passend je ein IPhone der neusten Generation aus seinen Taschen holte. "Die Mailadressen sind bereits eingerichtet, ebenso iCal - das Kalendarium." informierte er beide. Dann musterte er sie von Oben bis Unten. "Und jetzt solltet ihr euch wirklich umziehen! Ihr müsst eurem neuen Rang gerecht werden und da geziehmt es sich nicht, dass ihr rumlauft wie amerikanische Touristen die ihre Garderobe im nächsten Walmart gekauft haben!" Er wandte sich an Samyaza: "Bring Alexandra in ihr Zimmer und sag ihrer Kammerzofe Bescheid - und lass die Finger von ihr!" und Armaros befahl er Nick seine neuen Räume zu zeigen.
Samyaza verschwand mit Alex - trotz Nicks Protest, doch gleich darauf fand auch er sich in einer Suite wieder. "Wo ist das hier?" "Direkt in der Innenstadt am Boulevard Hausmann. Ihr habt eine ganze Straßenseite. Unser Herr hat dafür gesorgt, dass sie... frei war." Nick sah Armaros entsetzt an. Der Dämon lächelte boshaft. "Sieh es als Hochzeitsgeschenk." spottete er.
In Alex Suite öffnete Samyaza die Türen der Schränke und wies auffordernd auf die Kleidung die darin war: Kostüme, Hosenanzüge, Blusen, Kleider für jede Tageszeit und für jeden Anlass. "Schau, sogar dein Gewand von Tonatiuh ist hier." flüsterte er über ihre Schulter und zog den letzten Schrank auf. Alex wich zurück. Da war es: das blutrote Gewand mit den Adlerfedern, das sie vor einem dreiviertel Jahr zum ersten und letzten Mal getragen hatte. Samyaza hielt sie auf. "Alexandra... du weißt doch genau um deine Stärke. Wie groß ist deine Liebe zu Nick wirklich? Vielleicht wäre Yolotli in seinem Körper die richtigere Wahl an deiner Seite? Du weißt genau, was du in Itotias Körper zu tun in der Lage warst!"
Alex hielt sich an der Schranktür fest. "Bitte - Nick darf das nicht wissen!" Der Dämon seufzte leise. "Weißt du wieso ich zu den Gefallenen Engeln gehöre?" Sie schüttelte den Kopf. "Weil ich nicht blind gegenüber der weiblichen Schönheit war, Alexandra... ich gebe zu, du reizt mich, aber ich weiß, dass das nicht auf Gegenseitigkeit beruht und sowohl für Himmel als auch Hölle ist der freie Wille eine feste Konstante. Ihr Menschen habt ihn, den freien Willen und mit diesem könnt ihr euch für Gut oder Böse entscheiden. Aber frage dich selbst: War es wirklich so böse Itotia vor den Augen ihres Volkes stark und Yolotlis würdig erscheinen zu lassen oder hättest du zurückschrecken sollen, so wie ihre Seele es in ihrem Körper getan hätte? Ihr Vater und ihre Familie waren sehr stolz auf sie und sie hat von ihrem Vater zum ersten Mal in ihrem Leben gehört, dass er froh sei sie nicht Tlazolteotl geopfert zu haben, denn sie habe sich als würdige Tochter erwiesen!"
Alex starrte wortlos auf ihre Hände. Hände, die... nein, es waren nicht diese Hände gewesen - und irgendwie doch... "Alexandra, unser Herr will, dass Nick sein in Tenochtitlan erworbenes Wissen nutzt und du weißt, dass er das nicht können wird. Wenn er mit Yolotli tauscht, dann weiß er nicht nur, dass du mit Yolotli in Itotias Körper die Hochzeitsnacht verbracht hast - was er ohnehin schon ahnt, sondern er wird auch Yolotlis Erinnerungen sehen: Er wird sehen, wie du an Yolotlis Seite getreten bist und das Obsidianmesser ergriffen hast mit dem du ihm bei der Häutung geholfen hast - und dass Yolotli in der Hochzeitsnacht die Haut des Opfers getragen hat. Wenn er das sieht, Alex - ohne selber ein Opfer gebracht haben zu müssen - wird er an seiner Liebe zu dir zweifeln oder an deiner Liebe zu ihm." Alex zuckte zusammen.
"Es ist nur die Frage ob du diese Gefahr eingehst und seine Seele in dem Körper Yolotlis "in Sicherheit" bringst, denn Yolotli kann sich von den Opferungen auch zurückziehen, was Derek Rayne natürlich nicht wissen konnte, weil Yaotl das nie gemacht hätte oder ob du seine Seele hier in seinem Körper unendlich leiden lässt, wenn er gezwungen wird etwas zu tun, was seinem Naturell völlig abgeht. Wenn du eine Entscheidung getroffen hast, solltest du sie Belial mitteilen. Einer von uns wird dann Kat holen um Nick notfalls zu zwingen mit Yolotlis Seele die Körper zu tauschen - und sie kann ihn in Icnoyotl zudem auf alles vorbereiten was hier geschehen soll - und Nick beistehen und raten!" fuhr er unbarmherzig fort. Alex schwieg, Tränen schimmerten in ihren Augen.
Er legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter. "Überlege, Alexandra, aber zieh dich um. In einer Stunde wirst du mehr erfahren." Eine junge Frau betrat das Zimmer auf seinen Wink, knickste und sagte: "Ich bin Lucille, Madame la Grande-Prêtresse, Ihre gehorsame Kammezofe." Samyaza lächelte: "Lass Miss Moreau erstmal ankommen, Lucille. Morgen wirst du erfahren, ob du der Hohepriesterin oder nur der Gefährtin des Hohepriesters dienst. Hilf ihr erstmal in etwas Elegantes, mach ihr die Haare nett und dann zieh dich zurück." Sie nickte. "Naturellement, Monsieur."
"Ich hole dich in einer Stunde wieder ab, Alexandra." Damit verschwand der Dämon und Lucille machte sich daran Alex Locken zu bändigen und sie in ein elegantes schwarzes Kleid zu zwängen.
Armaros klatschte in Nicks Suite in die Hände und ein junger Mann betrat das Ankleidezimmer. "Das ist Lucius, dein Kammerdiener, Nick." Der Mann verbeugte sich: "Zu Diensten, Monsieur Le Grand-Prêtre, Prince Armaros."
Der Dämon blickte Nick an. "Du hast noch irgendwas auf dem Herzen - nur heraus damit." forderte er ihn auf. Nick schüttelte den Kopf. "Was beschäftigt dich?" Der Dämon verlieh seiner Stimme eine sanfte Note, gegen die Nick anzukämpfen suchte. "War da noch... ich meine zwischen Alex und Yolotli..." Armaros zog eine Augenbraue hoch. "Deine Verlobte ist eine sehr schöne Frau. Ist es ein Wunder, dass der aztekische Priester sie begehrt hat?" fragte er mit einem Anflug von Spott in der Stimme, wurde dann jedoch ernst: "Wenn Alexandra bereit ist, dann wird sie dir das erzählen - oder du wirst es anders erfahren. Nur eins solltst du wissen: Sie liebt dich... Und nun mach dich fertig. Du wirst heute Abend erfahren was dich erwartet!" sagte Armaros noch und verschwand.
Eine gute Stunde später wurden Alex und Nick - beide elegant gekleidet - ins Wohnzimmer geführt. Auf einer Art Thron, der währenddessen offenbar erschienen war, saß die dunkle Gestalt vom Eiffelturm. "Noch einmal ein Willkommen an euch beide, Nick, Alex." "Wer sind Sie?" fragte Alex so mutig wie es ihr möglich war. Die Gestalt war in einen schwarzen Umhang mit Kapuze gekleidet. "Ich bin der neue Herr der Welt und du, meine Liebe, wirst meine Hohepriesterin sein die an der Seite meines Hohepriesters Nick Boyle steht! Übrigens eine wundervolle Idee eure Hochzeit am Frühlingsanfang zu feiern. Ich denke, Yolotlis Beispiel hat dich sicher inspiriert, oder?" Die Gestalt legte die Hände aneinander. "Oh ja, ich glaube so eine Zeremonie würde mir gefallen wenn ihr zwei heiratet... Das gemeinsame Opfern von Menschen - wobei wir das ausweiten sollten... Jeder von euch wird ein Opfer häuten und so ein würdiges Hochzeitsgewand bekommen."
Nick würgte leise. "Weder Alex noch ich würden jemals etwas so Abartiges tun!" stieß er hervor. "Bist du dir so sicher? Ich kann dich dazu zwingen, Nick Boyle! Du wirst mir dienen! Weigere dich und ich werde vor deinen Augen deine Verlobte foltern lassen und glaube mir, es gibt sehr subtile Methoden die keine körperlichen Spuren hinterlassen. In drei Tagen erwarte ich eine positive Antwort. Sollte ich die nicht bekommen wird deine Alex leiden." Nick wurde blass. "Aber sie soll... Hohepriesterin..." "Oh, sie wird an deiner Seite sein, vielleicht psychisch gebrochen, Nick, aber sie wird dir folgen. Schon erstaunlich wie schwach sowas Erbärmliches wie Liebe..." die Gestalt spukte das Wort fast aus, "...euch Menschen macht."
Auf ein kaum sichtbares Zeichen griff Samyaza nach Alexandra. Sie spürte, wie er - bevor sie etwas sagen oder der Gestalt vor sich irgendwie antworten konnte - ihre Seele aus dem Körper drängte und sie mit Itotia zu tauschen zwang.
Nick starrte wütend die Gestalt an. "Liebe ist stärker als..." Neben ihm schrie plötzlich Alex gellend auf. Gadreel hatte ihr einen seltsamen Dolch in die linke Schulter gerammt. Armaros hielt Nick fest. "Willst du wirklich, dass Alex so leidet weil du nicht die richtige Entscheidung triffst?" sagte er leise.
Vor seinen Augen verschwand der Dolch und Samyaza half der nahezu bewusstlosen Alex auf. Sein Blick war mit einem spöttischen Lächeln auf Nick gerichtet als er vorsichtig die Schulter des unbeschädigten Kleides herunterzog und ihm zeigte, dass keine körperlichen Spuren zurückgeblieben waren. "Sag mir Nick... wer von euch ist stärker? Du oder Alex?"
Die dunkle Gestalt auf dem Thron lachte leise. "Drei Tage, Nick Boyle!" sagte sie eindringlich, "Und wenn du dich falsch entscheidest wird Alex leiden... Notfalls werde ich eine andere Frau finden, die an deiner Seite mir würdig dienen kann, aber ich werde deine Unterwerfung unter meinen Willen erreichen. Daran solltest du niemals zweifeln!" Damit verschwand die Gestalt.
Belial erschien. "Gadreel, du sollst dich umgehend in Washington melden. Samyaza, du wirst mit Alexandras und Nicks Unterweisung in Magie beginnen. Vor allem Alex soll den Gebrauch ihres neuen Grimoires beherrschen! Und bringe den beiden bei, wie sie ihre Seelen mit ihren aztekischen Freunden tauschen können. Armaros, du wirst Nick unterrichten!" Die drei Dämonen nickten. "Und Gadreel, wenn du aus Washington zurück bist... Nick und Alex brauchen definitiv Nachhilfe in Kriegsführung!" Gadreel lächelte amüsiert. "Die werden sie beide bekommen. Ich darf mich verabschieden." Er deutete eine Verbeugung an und verschwand.
Belial gab Samyaza und Armaros ein Zeichen worauf die offenbar den Raum versiegelten, bevor Alex Körper wieder zu einem Seelentausch gezwungen wurde.
Zwischen den drei Dämonen tauchte nun eine weitere Gestalt auf, vor der sie sich verbeugten. "König Paymon, danke dass ihr..." begann Armaros, doch er wurde von dem Mann mit femininen aber hübschen Gesichtszügen mit einer Handbewegung unterbrochen.
Er lächelte Alex und Nick an. "Ich bin Paymon, mein Gebieter, der Fürst der Finsternis schickt mich um seinen Willen umzusetzen." "Den haben wir gerade demonstriert bekommen!" knurrte Nick wütend. Er wurde immer noch von Armaros zurückgehalten und daran gehindert die in Samyazas Armen lehnende Alex an sich zu ziehen. Der Dämon lachte leise. "Nick, glaubst du wirklich, dass mein Herr sich und uns des täglichen Spiels mit euch Sterblichen berauben würde bevor die Zeit wirklich gekommen ist? Sei nicht naiv! Er hat dem Drängen der apokalyptischen Reiter nachgegeben und ihnen erlaubt ihre Macht über die Erde zu erproben. In Amerika - Nord und Süd - tobt Krieg. Wenn ihr den Fernseher anstellen würdet, dann würdet ihr sehen, dass zwischen dem südlichen und dem nördlichen Kontinent der offene Kampf ausgebrochen ist, denn dort herrscht seit heute der Krieg. In Asien und Ozeanien hat die Pest die Herrschaft übernommen und die Leute sterben wie die Fliegen an Krankheiten und in Afrika schwingt - wie seit Jahrzehnten oder besser Jahrhunderten - der Hunger das Szepter. Europa soll vom Tod bezwungen werden, denn Hunger, Pest und Krieg wären hier weniger wirksam." "Und was hat das mit uns zu tun? Mit Alex und mir?" fragte Nick bitter.
"Ihr habt Erfahrung mit Opferriten und ihr werdet es durch die gemachten Erfahrungen mit dem fertig zu werden was von euch verlangt wird. Wobei ich von dir eigentlich nur will, dass du dem Seelentausch zustimmst. Ich brauche für diese Aufgabe Yolotli, Nick, nicht dich!" "Und Itotia?" fragte Nick vorsichtig und sah zu Alex. Paymon schüttelte den Kopf. "Nein. Ich brauche hier Yolotli und Alex. In Tenochtitlan wird Yolotli sich zurückziehen. Bis zum Frühlingsbeginn kann er das tun." "Wieso? Ich liebe Alex und..." "Itotia ist ihre Zwillingsseele, Nick. Deine und Itotias schwingen absolut im Gleichklang, genauso wie Yolotlis und Alex Seele." "Was ist mit Alex und mir?" Nick war verwirrt und starrte von einem zum anderen. "In den anderen Konstellationen sind es 99% etwa. Ihr liegt also eigentlich auf der gleichen Wellenlänge, aber mit kaum spürbaren Abweichungen." Armaros hatte das so nüchtern wie möglich gesagt. Nick zuckte zusammen. "Sie gehört gar nicht zu mir?" fragte er wie betäubt. "Doch, in dieser Zeit ist Itotias Seele nicht gebunden und zu aztekischer Zeit Alex Seele nicht. In dieser Zeit seid ihr das ideale Paar." erklärte Belial. "Und wovor hast du Angst, wenn ich dir versichere, dass Yolotli sich von den Opferungen zurückziehen kann und wird?" "Nein, bitte nicht..." wimmerte Alex.
Samyaza seufzte. "Er wird es erfahren - auf die eine oder andere Weise, Alex. Entweder wirst du es ihm erzählen müssen oder er wird es in Yolotlis Erinnerungen sehen." "Was werde ich sehen?" fragte Nick angstvoll. "Ich kann nicht..." flüsterte Alex. "Soll ich es ihm erzählen, Alex?" Bevor sie antworten konnte, befahl Paymon: "Tu es, Samyaza! Wir haben nicht so viel Zeit, dass uns das an der Erfüllung unserer Aufgabe hindern darf!"
Nick wurde von Armaros zum riesigen Sofa geschoben und zum Sitzen gezwungen, während Samyaza Alex bändigte, die sich zu wehren versuchte.
"Nick, Alex Seele ist die stärkere, genauso wie die von Yolotli, die kaltblütigere, die Seele, die tut was getan werden muss, während Itotias und deine zögern können. Eine Frau, die einem Priester bestimmt ist, kann sich bei den Azteken seiner würdig erweisen indem sie ihm zur Seite steht, während der Weihe - tatkräftig..." Nicks Blick flog zu Alex. "Sie hat ihn unterstützt, Nick. In Itotias Körper hat Alex getan, was getan werden musste und Yolotli bei der Häutung des Frühlingsopfers geholfen. Er hat die Haut übergestreift und die beiden haben ihre Hochzeitsnacht miteinander verbracht - oder besser Itotias und Yolotlis, aber das ist in gewisser Weise Haarspalterei."
Alex wagte nicht Nick in die Augen zu sehen. "Du hast wirklich... Oh mein... Alex!" flüsterte Nick ungläubig. "Das schreckt dich nur im ersten Moment ab! In Yolotlis Körper wird deine Seele lernen damit zurecht zu kommen!" Paymon klang fast sachlich als er das sagte. "Belial, Armaros, Samyaza und - wenn der Krieg ihn entbehren kann - Gadreel, werden euch offiziell unterstützen; bei der Auswahl von Opferstätten, der Requirierung notwendiger Artefakte für die Initialisierung des Kultes den der Tod wünscht und der Auswahl von Opfern. Das wird vor dem Tod ihre Aufgabe sein. Doch andererseits werdet ihr einen Weg finden müssen den Tod zu besiegen und auch darin werden die vier euch unterstützen. Es gibt im Christentum ein Trinitatisches Gottesbild - und so müsst ihr auch ein dreifaches Mittel zur Bekämpfung des Todes finden! Belial wird als euer Sekretär an eurer Seite stehen, Armaros wird deine Seele stützen bis du dich entscheidest mit Yolotli zu tauschen, Nick. Samyaza wird vor allem Alexandra den Gebrauch hiervon lehren..."
In Paymons Hand erschien ein schweres Buch. "Dies ist dein neues Grimoire, meine Liebe." Er reichte es Samyaza. "Und es öffnet sich nur für deine Lehrer und für dich, Alexandra! Du wirst eine sehr mächtige Hexe werden und ich würde dir raten, die Zeit zu nutzen! Ich habe auch um andere Hilfe ersucht und hoffe, dass dieser Anfrage an oberer Stelle..." er wies mit dem Finger zum Himmel, "nachgegeben wurde. Das wird sich irgendwann jedoch zeigen. Ich muss jetzt nach Afrika."
Damit verschwand er.
"Ich verstehe das alles nicht..." flüsterte Nick verwirrt. Er starrte Alex an. "Das was sich gerade abspielt, Kleiner, ist nicht das Weltende, sondern nur eine kleine Warnung und wie es dein Schicksal gerade will, hast du die Möglichkeit diesen Teil der Welt zu retten und ironischerweise sowohl den Willen des Himmels als auch den der Hölle zu erfüllen." erklärte Armaros ihm spöttisch.
Im Raum begann es zu flimmern. "Ach du unheilige..." begann Belial und Armaros und Samyaza wichen ein wenig zurück. Im Raum erschien ein Engel. Sprachlos starrte Alex ihn an. Ein sanftes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. "Fürchte dich nicht, Alexandra. Ich bin Sariel, einer der Erzengel und ein Engel des Todes und der Heilung." sagte er sanft, wandte sich zu Nick um, trat zu ihm und legte ihm eine Hand auf den Kopf. "Deine Seele ist genauso rein wie die von Alexandra. Dein Gott liebt dich, Nick Boyle, und er führt deine Hände und hält deine Seele nah bei sich." sagte er tröstend. "Und nun schlafe..." Er nickte Armaros zu, der den in sich zusammen sinkenden Nick Boyle auf seinen Arm hob und mit ihm verschwand.
"Ihr werdet Katherine Corrigan hier benötigen, denn im Gegensatz zu dir und Nick sind ihre und Icnoyotls Seele identisch - zwei gleiche Seelen, völlig identisch und es gibt nur wenige solcher Seelen von denen immer je zwei vollkommen zueinander passen - und eine dieser Seelen die zu Katherines passt ist hier in Paris und die andere in Itzel, dem Verlobten von Icnoyotl, der zum nächsten Frühling in den Rang eines Opferpriesters aufsteigen soll. Und ihre andere Seelenhälfte, hier in Paris, studiert Theologie. Der junge Mann wird euch helfen - und seine Seele besitzt die notwendige Stärke neben ihr in jeder Zeit bestehen zu können!" wandte Sariel sich wieder an Alex. Er reichte Belial ein Etui. "Gib das Katherine. Sie wird wissen was damit zu tun ist!" sagte er, bevor er Alex erneut ansah. "Verzage nicht, Alexandra, Gott liebt dich, du bist seine Tochter und er wird dich nicht verstoßen. Du handelst aus Liebe, nicht aus Eigensucht. Er gab dir die nötige Stärke um auch diese Prüfung zu bestehen und notfalls Nick die Stärke zu geben die notwendig ist." "Ihr solltet gehen, Herr..." murmelte Belial. "Wenn Ihr euch zu lange hier aufhaltet wird der Tod etwas merken..." Sariel nickte und verschwand.
"E...ei... ein Erzengel?" keuchte Alex ungläubig. "Ja, zweifellos eine Anerkennung der Treue von König Paymon zu unserem Herrn... Alex. König Paymon gilt als einer der treusten und loyalsten Paladine der Finsternis. Die Anfrage um Unterstützung aus dem Himmel kam von unserem Herrn, Lucifer, aber er hat sie von jemandem übermitteln lassen, dem beide Seiten Respekt entgegenbringen, denn er hat sich entschieden und ist loyal. Das kann man nur von wenigen von uns sagen." "Aber wieso ein Engel des Todes?" fragte Alex.
"Hunger, Krieg und Pest sind leichter zu besiegen als der Tod, denn nicht jeder Mensch kennt Hunger, Amerika lernt erst jetzt Krieg auf eigenem Boden kennen und die Pest fürchten viele, aber alle sind dem Tod untertan, denn Krieg, Pest und Hunger enden im Tod. Die Lösung für einen Sieg gegen ihn wird im Glauben liegen. Einen Engel des Todes zu schicken wo der Tod besiegt werden soll ist fast Ironie." murmelte Belial erklärend. "Und sowohl König Paymon als auch der Erzengel Sariel waren von deiner Stärke angetan, Alex. Und nicht umsonst wurden Gadreel, Armaros und Samyaza gesandt - sie alle sind gefallen weil sie eine Schwäche für sterbliche Frauen hatten und nur der Tod hat beschlossen, dass er auch eine Hohepriesterin will, denn der Krieg ist zu Frauen grausamer wenn er Männern die Macht bringt, Frauen verzichten eher auf Brot um es ihren Kindern zu geben und Frauen sind zwar stärker wenn es um Schmerz geht aber oft haben sie einer Krankheit weniger entgegen zu setzen. Andererseits bringen Frauen Leben hervor - in Kombination mit einem Mann. Also hat der Tod sich für ein Paar entschieden."
"Na ja... Gadreel hat den Menschen auch die Kriegskunst beigebracht..." ließ Samyaza sich leise vernehmen. "Und du die Zauberei! Darum wirst du Alex ja auch unterrichten!" ließ der wieder auftauchende Armaros sich vernehmen. "Ich wollte damit nur sagen, dass er dazu neigt Frauen grausamer zu behandeln..." Armaros schnaubte leise. "Als ob es nicht grausam genug wäre eine Frau ein Kind von einem von uns austragen zu lassen, das so gefährlich ist, dass es seinesgleichen sucht! Alex wird dich und mich nicht sympathischer finden als so. Vielleicht schenkt sie uns ihre Freundschaft, Samyaza, aber niemals ihre Liebe."
"Armaros, schwatz nicht lange. Du wirst Katherine Corrigan hierher holen! Sie müsste im Legat auf Angel Island sein!" Der Dämon grinste Belial an. "Oh ja, die Wahl dich zum Sekretär zu ernennen war ideal." "Verschwinde!" knurrte Belial.
Gleich darauf klingelte Alex neues IPhone. "Geh bitte ran. Das wird Armaros sein. Vermutlich hat er es nicht geschafft Kat davon zu überzeugen, dass wir sie hier brauchen." Alex drückte zögernd auf die Taste und gleich darauf hörte sie Armaros: "Mylady, Katherine Corrigan-Rayne würde gern von Ihnen hören, dass sie in Paris gebraucht wird." und gleich darauf war Kat am Telefon: "Alex, was ist bei euch los? Irgendwas ist in Washington passiert und jetzt ist hier Ausnahmezustand. Irgendwas von wegen Südamerika habe den USA den Krieg erklärt und so!" "Ja, das habe ich gehört, aber Kat... Armaros ist... Frag Derek nach einem Erzengel namens Sariel und..." "Alex? Ich bin hier." Die ruhige Stimme von Derek erklang. "Was ist bei euch in Paris geschehen und was hat das mit einem Todesengel zu tun?" "Derek, Kat, das was gerade passiert ist so eine Art "Testphase" oder "Heimsuchung". Die Hölle hat die..."
Belial räusperte sich. "Darf ich?" fragte er leise. "Aber das kann dir jemand anderer besser erklären..." sagte Alex hastig. Vorsichtig nahm Belial ihr das Telefon ab, stellte die Mithörfunktion an und wies Armaros an das selbe zu tun, dann stellte er sich kurz vor und erläuterte was geschehen war. "Gegen den Krieg, Praeceptor, gibt es nichts was Sie oder das Legat tun können, außer die wirklich gefährlichen Artefakte unter Verschluss zu halten - wobei wir vielleicht eins brauchen werden - aber dann melden wir uns. Da Alexandra und Nick nicht die notwendige theologische Bildung haben, brauchen wir - laut Sariel, der jedoch nur "beratend" da sein kann - Katherine, Ihre Tochter, denn hier in Paris studiert jemand den sie - laut Sariel - unbedingt kennen lernen sollte und der Theologie studiert. Außerdem brauchen wir sie hier um Nick gegebenenfalls zu einem Tausch mit Yolotli zu zwingen - sollte es notwendig werden." "Wohin wird Kat gebracht?" wollte Rachel wissen. "In den Boulevard Hausmann 13 - und Sie brauchen gar nicht nachzusehen Mrs. Corrigan-Rayne: In Einleitung zu diesem "Projekt" ist der Boulevard komplett umstrukturiert worden und die Hausnummer 13 nimmt eine ganze Straßenseite ein." "Aber... da haben doch hunderte von..." "Der Tod ist sehr gründlich, Katherine! Aber er ist auch sehr überheblich und hier wärst du relativ sicher - zumal du dich notfalls auch in Icnoyotl zurückziehen kannst." unterbrach Belial sie fast sanft. "Und ich glaube, deine Eltern kommen momentan auch ohne dich zurecht, während Alexandra und Nick dich hier wirklich brauchen können."
Kat räusperte sich. "Okay... ich komme... Ich muss nur noch meine Sachen packen und..." "Das ist nicht nötig. Es ist bereits eine Suite für dich hergerichtet und mit angemessener Kleidung ausgestattet worden, Katherine, genauso wie es auch für Alexandra und Nick geschehen ist. Halte den Abschied bitte möglichst kurz. Das Legat auf Angel Island wird geschützt werden und du wirst deine Eltern wiedersehen - unversehrt." Zögernd stimmte Kat zu - und kurz darauf stand sie mit Armaros im Raum.
"Alex!" rief sie und umarmte ihre viel ältere Freundin, die die Umarmung erwiderte. "Wo ist Nick?" "Sariel hat ihn in einen Heilungsschlaf versetzt, Catherine Reynard, herzlich willkommen im Palais der Grande-Prêtresse und des Grand-Prêtre in Paris. Da La Grande-Prêtresse um eine eigene Sekretärin ersucht hat, Mademoiselle Reynard, sind Sie hier damit ich Sie auf Ihre Aufgabe vorbereiten kann." informierte Belial sie möglichst sachlich. "Catherine Reynard? Was soll das?" Belial lächelte. "Miss Corrigan-Rayne, der Praeceptor, Ihr Stiefvater hat genauso einen Ruf wie Sie selbst. Katherine Corrigan-Rayne ist ein Name den jeder von uns schon gehört hat. Und da Sie die Tochter von Dr. Rayne sind, dachte ich, Reynard sei ein angemessener Name und Catherine ist die französische Form Ihres Vornamens, Mademoiselle." "C'est fou, je ne parle pas francais!" antwortete Kat und starrte Belial und Alex verwirrt an. "Vous parlez Francais, Mademoiselle Reynard!" antwortete Armaros belustigt. Belial grinste. "Auch wenn es von... unserer Seite kommt, Mademoiselle: Sie sprechen Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Deutsch und Russisch genauso fließend wie Englisch und Finnisch und Ungarisch halbwegs fließend. Außerdem finden sie sich in verschiedenen osteuropäischen Sprachen ebenso zurecht wie in - wobei darauf Fürst Sariel und seine Seite bestanden haben - Aramäisch, Hebräisch, Altgriechisch und Latein. Letzteres dürfte Ihnen die Bekanntschaft mit Ihrem... Gefährten erleichtern." Kat seufzte. "Irgendwie finde ich das unheimlich - und ich bin es gewohnt, Kat genannt zu werden."
Samyaza lächelte spöttisch: "Oder Chalchiuhnenetzin - zumindest von deinen aztekischen Freunden..." Kat errötete. "Das... so hat mich nur Yaotl genannt - und so nennen mich nur... die... Itzpapalotl, Xochiquetzal oder Huitzilopochtli..." Der Dämon zog eine Augenbraue hoch. "Kat wäre zu auffällig." bemerkte Belial. "Wobei man aus dem aztekischen Namen fast sowas wie Charleene ableiten könnte... und..." "Nein, dann lieber Catherine... aber wie soll ich Sie nennen - und außerdem... Ich bin gerade mal 14. und sollte in der Schule sein." Belial lächelte. "Du kannst mich Belial nennen, Kat. Und anders als die Episode mit den aztekischen Priestern wird dieses dauern. Eine Woche wird nicht reichen, auch wenn ich es bei allem was mir unheilig - und ja auch heilig ist, und wegen des Gleichgewichts der Kräfte wünschen würde. Vieles wird sich innerhalb des nächsten Monats verändern. In Amerika wird es unmöglich werden zur Schule zu gehen und auch hier... irgendwie... Und einen Teenager zur Sekretärin der Hohepriesterin auszubilden und ihr eine Bildung angedeihen zu lassen die weit über das Schulsystem hinaus gehen kann und wird, die eine menschliche Schule bieten kann, Kat... Was könnte überzeugender wirken wenn es darum geht vorzugeben, dass wir hier sind um den Tod gewinnen zu lassen?" Armaros legte eine Hand auf Kats Schulter. "Glaub mir, wie lange es auch dauert, du wirst von jedem Tag profitieren. Die Sprachen werden dir erhalten bleiben und du wirst Astrologie und Astronomie erlernen, Magie und Kriegskunst, Strategie, Selbstverteidigung... Du wirst weit über deinen Altersgenossinnen sein, wenn das vorbei ist."
Kat sah ihn traurig an. "Das bin ich irgendwie schon seit damals... seit Irland... und umso mehr seit Mama und ich mit dem Legat zu tun haben."
Belial legte tröstend einen Arm um ihre Schulter. "Dann werden wir dich auch lehren müssen wie du dein Wissen verbirgst und jederzeit vorgeben kannst ein fröhlicher Teenager zu sein den nichts von seinen Altersgenossen unterscheidet. Hab keine Sorge Catherine, Nick - oder vielleicht Yolotli - und Alex werden die nächsten Wochen sowas wie Eltern für dich sein und wir sowas wie deine Hauslehrer, deine Trainer und vielleicht irgendwann eine Art von Onkeln - auch wenn dein Stiefvater sich wahrscheinlich die Haare raufen wird, wenn er das erfährt." neckte er sie. Kat lächelte.
"Bringt Kat auch die Kunst der Verführung bei. Xochiquetzal hat sie schon reich beschenkt, aber bringt das zur Perfektion! Kosmetikkenntnisse, Flirttechniken, alles was dazu gehört." ordnete Belial an und sah zu den zwei Dämonen. "Wird mir ein Vergnügen sein..." murmelte Armaros. "Du hast eine Woche, Catherine. Eine Woche bevor ich mit dir an die Sorbonne gehen werde um an der theologischen Fakultät Opfer für die erste öffentliche Inszenierung auszuwählen. Ich hoffe, dass du dann deine andere Hälfte findest, damit wir den jungen Mann schnellstmöglich aus der Gefahrenzone bekommen." "Ich soll was?"
Sie sah Belial entsetzt an. Der Dämon umfasste ihr Kinn. "Katherine! Du weißt, dass du stark bist! Du hast das Häuten der Schweinehälfte hinbekommen, dein Geist ist nicht gebrochen als du die Haut tragen musstest und du bist auf der Spitze des Templo Mayor nicht angewidert geflüchtet als Yolotli das Opfer vollzogen hat! Außerdem kennst du dich auch mit altägyptischen Riten aus, von damals als die Fundstücke aus den Grabbeigaben in der Legatsdependance in Kairo gelandet sind!" Kat sah zu Boden. "Du hast mit so vielem kämpfen müssen, Kat, du hast in deinem jungen Leben schon mit manchem Dämon zu tun gehabt - zugegeben, vielleicht nicht mit so mächtigen wie den Apokalyptischen Reitern, beziehungsweise dem Tod oder welche im Rang von Samyaza, Armaros, Gadreel und mir, aber trotzdem bist du aus den Versuchungen und Anfechtungen stets siegreich hervorgegangen! Und jetzt darfst du sogar mit dem Wohlwollen des Himmels Magie lernen." Er zwinkerte ihr aufmunternd zu.
"Samyaza, würdest du Mademoiselle Reynard bitte in ihre Gemächer bringen und sie in das Portalsystem einweisen?" "Aber natürlich." Er reichte Kat eine Hand. "Mademoiselle..." sagte er und küsste die Hand Kats bevor er verschwand - mit ihr.
"Portalsystem?" fragte Alex Armaros und Belial überrascht. "Ja. Der Boulevard Hausmann ist nicht nur fünf oder sechs Meter lang, Alex. Wie würdest du von einem Ende zum anderen kommen wollen ohne stundenlang treppauf und treppab laufen zu müssen oder das Gebäude zu verlassen? Wir haben uns zwar bemüht, die Gebäude auf allen Ebenen zu verbinden, aber das ging nicht immer. Also haben wir fortgeschrittene Technik eingebaut. Catherine und du und auch vielleicht Nick, ihr werdet sie nicht unbedingt brauchen, aber spätere Mitarbeiter vielleicht." "Spätere Mitarbeiter?" Belial nickte. "Das wird sich aber alles zeigen wenn es soweit ist. Bis dahin wird Armaros dich erst einmal in das System einweisen, damit du schnellstmöglich dorthin gelangst wohin du willst, denn Nicks und deine Suite liegen beispielsweise an den verschiedenen Enden des Gebäudes." Verblüfft sah sie Belial an. "Wieso das denn?" "Nun, wir sollten doch schicklich bleiben, nicht wahr? Immerhin seid ihr nicht verheiratet!" Alex grinste. "Wir leben nicht mehr im 18. Jahrhundert!" "Aber in einem anständigen Haushalt!" knurrte Belial. Armaros kicherte hinter ihr, zog sie aber mit sich aus dem riesigen Wohnzimmer. Im Korridor sah sie eine seltsame Schalttafel, aber Armaros nahm ihren Arm und legte einen breiten Armreifen um den Unterarm auf dem seltsame Symbole waren. "Das ist momentan dein Zugangssystem, solange es noch nicht über Magie funktioniert. "Streiche mit der Hand darüber und denke daran, dass du in deine Suite willst. Dort wartet auch dein Grimoire. Du solltest es studieren, dann wird es Samyaza und mir leichter fallen dich zu unterrichten."
Alex konzentrierte sich auf ihr Zimmer und spürte, wie sie davongetragen wurde. Sie hörte Armaros leise fluchen als sie sich in ihrem Zimmer im Haus der Luna Foundation auf Angel Island wiederfanden. "Verdammt, Alexandra! Paris, nicht San Francisco!" schnaubte er und brachte sie kurzerhand selber zurück nach Paris, wo er ihr in ihrer Suite hastig den Armreif herunterriss. "Bei allen Dämonen, Alex! Setz nicht deine verdammten übernatürlichen Fähigkeiten ein!" fluchte er und warf den Armreif auf eine Kommode, bevor er in die Luft griff und ein Amulett an einer Kette zutage holte, das er Alex umhängte. "Wenn du irgendwo hin musst, wirst du mich damit rufen! Dich mit dem Portalsystem umherschwirren zu lassen ist viel zu gefährlich!"
Alex Blick fiel auf das Grimoire. "Mach es dir zu eigen, Alex." Sie ging darauf zu und berührte es. "Was ist das für ein Leder?" fragte sie als sie über den Einband strich. "Öffne es." Sie gehorchte. Das Pergament der Seiten war sehr fein. Fasziniert berührte sie die sorgfältig beschrifteten, mit Gold und Silber verzierten Seiten auf denen kunstvolle Initialen teilweise schon den Zweck des Zaubers zeigte. "Gefällt dir das Geschenk unseres Herrn, Alex?" fragte Armaros sanft. Hastig schlug sie es zu. "Ich will keine Hexe werden!" Er lächelte. "Es würde ein Anthropologie-Studium extrem aufwerten und täusche dich nicht, Alexandra, du bist eine Tochter des Allmächtigen und wirst es immer sein, aber als du auf der Spitze des Templo Mayor die Obsidianklinge ergriffen hast, war entschieden, dass du ein Bindeglied sein wirst und beide Seiten dich lehren werden! Wenn das ganze hier vorbei ist, Alex, werden Samyaza und ich dich wahrscheinlich immer noch Magie lehren, aber der Himmel wird ebenfalls Lehrer senden."
Alex zitterte. "Nein, du brauchst keine Angst haben, Alexandra. Du, Nick und Kat ihr werdet einfach von beiden Seiten Hilfe erhalten. Stell dir vor, ihr seid ein kleines Völkchen, mitten im kalten Krieg und werdet sowohl von der Nato als auch vom Warschauer Pakt protegiert. Und jetzt öffne das Grimoire und sieh es dir an." Alex Hand gehorchte zögernd. "Welchen Zauber willst du lernen?" Sie sah hoch. "Kann man... gibt es einen Zauber der Yaotl daran hindert jemals wieder Zugriff auf Dereks Geist zu erhalten?" Armaros lächelte. "Ja, den gibt es..." Er trat an ihre Seite und schlug eine Stelle im Grimoire auf. "Aber dazu wirst du Rachels Hilfe brauchen, denn das geht in Richtung Sexualmagie und die kann nur sie mit dem Praeceptor, ihrem Ehemann vollziehen! Und wenn sie ihn genug liebt, dann wird sie es unter Katherines und deiner Anleitung tun!" "Was ist das für Pergament?" "Was glaubst du, woraus es gemacht ist?" Alex zuckte die Schulter. "Komm schon, dein Körper erinnert sich vielleicht nicht, aber dein Geist kennt diese Textur... sehr feinporig, sehr zart..." Entsetzt keuchte Alex auf. "Das ist menschliche Haut, nicht wahr?" flüsterte sie. "Ja, dieses ist die Haut von Jungfrauen, die unschuldig der Hexerei bezichtigt wurden. Haut von Mädchen, nicht viel älter als Kat, gerade an der Schwelle zur Frau." "Ich will dieses Grimoire nicht!"
"Doch König Paymon hat es dir übergeben. Es ist das zweitmächtigste und -wertvollste Grimoire das existiert und du kannst es nicht zurückweisen! Es ist das Unterpfand dafür, dass es in Zukunft Absprachen geben wird und seine Magie wird dich und Nick über die normale menschliche Zeitspanne führen... Akzeptiere dein Schicksal, Alexandra." Er öffnete eine Tür. "Dein Schlafzimmer. Soll ich Lucille rufen oder kommst du allein zurecht?" "Es geht allein, danke." murmelte sie und schloss die Tür ihres neuen Schlafgemachs hinter sich. Ein riesiges prächtiges Himmelbett stand im Raum. Alex griff zu dem seidenen Nachthemd, zog es an und legte sich zur Ruhe.
Fast augenblicklich nachdem sie eingeschlafen war, fühlte sie einen männlichen Körper neben sich, einen vertrauten Körper. "Nick, ich dachte du bist am anderen Ende des Komplexes..." murmelte sie. Ein leises Lachen erklang. "Alex, meine Cuaxolotl, bist du es wirklich wieder? Nach so langer Zeit?" fragte Yolotli zärtlich und schloss sie in seine Arme. Itotias Augen blickte ihn an und doch wusste der junge aztekische Priester genau wen er in den Armen hielt. "Wie geht es dir und Nick? Was machen Derek, Rachel und Chalchiuhnenetzin - ich meine Kat? Wie geht es euch in San Francisco?" fragte er. "Nick wehrt sich standhaft zu wechseln und ich habe mich so nach dir gesehnt." Alex schmiegte sich an ihn und berichtete stockend, dass sie momentan gar nicht im Legat, sondern in Paris waren und von den Geschehnissen dort.
"Nick wird wahrscheinlich von Kat gezwungen werden müssen zu tauschen, denn... er hat Angst davor, dass er hier Menschen wird töten müssen und... Oh Yolotli, es war alles zu viel für ihn und... ich wollte nicht und will eigentlich immer noch nicht, dass er mit dir wieder die Seele tauscht. Nicht weil ich nicht bei dir sein will, aber Nick wird mich verachten, wenn er in deinen Gedanken und Erinnerungen den Tag des Frühlingsopfers sieht." "Wieso sollte er das tun? Du hast Itotia gegenüber ihrer Familie Würde gegeben. Ich war unendlich stolz dich an meiner Seite zu haben und obwohl ich Itotia geheiratet habe, so war das für mich nur körperlich, meine Seele hat dich geheiratet. Und Nick und sie haben sich auch nicht zurückgehalten, da bin ich mir sicher." Sie schüttelte den Kopf. "Nein, haben sie nicht..." "Ich werde versuchen Nick zu überreden und in dieses Paris kommen. Lass mir zwei Tage Zeit um mit meinem Schwiegervater zu reden, damit Nick keine Opfer vollziehen muss und dann werde ich vorsichtig beginnen ihn zu überreden, obwohl er verdammt gut darin ist mich zurückzudrängen. Und du solltest keine Angst haben. Du hast doch erzählt, dass Nick weiß, dass du an meiner Seite gestanden hast. Hier wird er sehen welch positive Konsequenzen das hatte, für Itotia, die ihn sehr mag."
Der nächste Morgen brach an. In Tenochtitlan verabschiedete Yolotli Alex Seele liebevoll bevor sie sich in ihren eigenen Körper zurückzog - und in Nicks Bett aufwachte. Ihr Geliebter musterte sie. "Du bist es, nicht wahr, Alex?" fragte er sanft. Sie nickte. "Armaros hat dich gestern Abend schlafend neben mich gelegt und... es..." Er errötete, was für ihn eher untypisch war. Alex lächelte. "Ich war bei Yolotli, mein Schatz. Er wird mit seinem Schwiegervater reden um die Opferungen für sich auszusetzen damit du gefahrlos wechseln kannst. Er wird sich bei dir... na ja, irgendwie melden." "Ich weiß schon wie es sein wird, dieses "sich melden". Er redet in Gedanken mit mir und dann fragt er, ob er... ob wir tauschen. Ich habe ihn bisher immer zurückgedrängt, weil ich das Gefühl hatte es würde mich schwächen, wenn ich mich nur mit ihm unterhalte. Er hat sich immer nach dir erkundigt, nach uns allen im Legat. Manchmal habe ich das Gefühl, als sei er ein Teil - von mir und von uns allen." "Dann wirst du diesmal nachgeben?" fragte Alex leise. Nick seufzte. "Ja, ich werde wechseln." gab er nach und küsste sie.
Leises Räuspern unterband weiteres. "Ich dachte, du hast über Nacht deine Freude mit Itotia!" erklang Armaros Stimme belustigt. Nick war sichtlich verlegen. "Ich bringe Alexandra in ihre Gemächer zurück und dann werden Lucius und Lucille sich eurer annehmen." Ohne Rücksicht auf Alex Schamgefühl hob er ihren nackten Körper aus dem Bett und verschwand. Lucille schlug die Hände über dem Kopf zusammen. "Madame! Unbekleidet in den Armen von... C'est incroyable!" rief sie entsetzt. Sie sah Armaros verärgert an. "Wird Madame einen Keuschheitsgürtel tragen müssen?!" Der Dämon grinste. "Nein, sie war nur bei ihrem zukünftigen Mann." antwortete er, zwinkerte Alex zu und verschwand. Lucille beförderte Alex mit einem verärgerten Gesicht ins Bad wo sie ihr erst einmal die Leviten las, bis die ihr das untersagte. In ein elegantes Chanel-Kostüm gekleidet berührte Alex den Anhänger und gleich darauf stand Armaros vor ihr. "Dann kann ich dich ja jetzt zum Frühstück bringen..." meinte er. "Du siehst übrigens sehr elegant aus."
In einem großen Speisesaal saßen Kat und Nick bereits am Tisch. Belial diskutierte mit beiden. "Catherine hat ihren Namen auch geändert! Nick ist nicht würdevoll! Nicholas wäre die naheliegendste Variante die sowohl französisch als auch englisch ist!" "Wieso soll Alex ihren Namen nicht ändern?" "Weil Alexandra würdevoll ist! Nick ist es nicht! Außerdem kannst du dich wehren wie du willst, laut deinem neuen Pass bist du Duc Nicholas Boyle de la Grâce!" Belial lächelte Alexandra zu. "Und du, Alex: Duchesse Alexandra Moreau de la Grâce." Verblüfft sah Alex ihn an. "Wieso das?" Belial lächelte. "Weil es wohl doch mehr als würdig ist, wenn die Hohepriesterin und der Hohepriester des Todes einen Adelstitel tragen - und keine der alten Familien wird euch schneiden, vertraut mir..." "Darum geht es nicht! Und wieso de la Grâce - der Gnade?" "Weil viele Gnade von euch erwarten werden, Alexandra - die Gnade des Todes..." Belial räusperte sich und dann sagte er: "Wenn Madame nun bitte frühstücken würden, Samyaza wird danach mit dir und Catherine Magie trainieren. Eure Grimoires wurden bereits in das Übungszimmer gebracht." Er nickte Kat zu. "Für dich ist übrigens ebenfalls ein sehr wertvolles Grimoire geschickt worden." Kat wurde blass. "Ich... nein,..." "Kat, habe ich dir nicht versichert, dass du die Magie mit vollem Einverständnis beider Seiten lernst?" unterbrach Belial sie sanft. Kat sah traurig zu Boden. "Kat - es gibt einen Zauber mit dem wir Derek vor Yaotl schützen könnten." flüsterte Alex liebevoll. Der Teenager sah freudig hoch. "Wirklich?" Alex nickte und Armaros raunte Kat ins Ohr: "Ich habe ihn ihr gestern im Grimorire gezeigt."
"Und was habe ich derweil zu tun?" fragte Nick missmutig. "Gadreel ist heute Nachmittag zurück - er wird Nahkampftraining und Strategieschulungen mit dir machen. In drei Tagen wirst du zustimmen der Hohepriester zu werden und mit etwas Glück wird dann bereits kurz darauf Yolotli übernehmen." Nick lachte bitter. "Ich werde also auf die Reservebank geschickt - wunderbar!" Belial blickte ihn scharf an. "Nein, du vergisst, Nick, dass Yolotli durchaus weiß, dass du Soldat bist - sogar ein begabter Soldat! Es stehen demnächst wieder Blumenkriege an und Acacitli, Itotias Vater, kann sicher dafür sorgen, dass du die Truppen anführst - wirst du dich dann besser fühlen, Nick? Töten im Krieg und Gefangene machen ist für dich besser?" Wortlos erhob der Sicherheitschef des Legates von San Francisco sich und verließ den Raum.
Alex wollte ihm nach, doch der hinter ihr auftauchende Samyaza hielt sie zurück. "Lass ihn! Er wird sich beruhigen. Er ist momentan aufgebracht, weil er das Gefühl hat, das er überflüssig ist, aber das ist er nicht, Alex. Und das wird er in Tenochtitlan lernen. Außerdem wird Gadreel ihm zeigen wie er unauffällig das Genick eines Opfers bricht, eine Sekunde bevor er das Herz herausschneiden muss - falls er doch ein Opfer für Huitzilopochtli bringen muss, sollte es länger dauern eine Lösung zu finden." Auf eine Handbewegung von ihm schwebte ein voller Teller mit Rührei, Speck, Frühstückswürstchen, Toast und zu Alex Überraschung auch Meeresfrüchten zum Tisch um vor ihr zu landen." "Und jetzt iss! Wir haben ein anstrengendes Training vor uns. Heute Nachmittag kommt die Masseuse und ihr werdet zurecht gemacht, Kat und du. Ihr werdet beide merken, dass ein Spa-Nachmittag sich gut anhört, aber ebenfalls anstrengend sein kann."
Die nächsten zwei Tage vergingen; Nick schmollte in gewisser Weise, ließ sich zwar beim Essen sehen, aber vermied sonst die Gesellschaft der anderen. Gadreel schnaubte - nachdem sein Schüler wieder einmal den Raum verlassen hatte, gleich nach dem Essen - verärgert: "Er ist echt begabt, aber momentan verhält er sich wie ein kleiner beleidigter Junge!" Samyaza grinste. "Ich vermute mal, wenn er in den Armen von Itotia liegt wird das schnell vergehen." "Wie weit ist Nicholas? Wird er den Blumenkrieg führen können, Gadreel?" fragte Belial. "Er ist gut, nur beleidigt. Diese kleinen Geplänkel sind für ihn kein Problem und er wird sich damit besser fühlen als mit den Opferungen, da bin ich mir sicher." Belial nickte. "Sehr gut. Wie machen sich Catherine und Alexandra, Samyaza, Armaros?" Die beiden Dämonen, die Magie unterrichteten gaben einen kurzen positiven Bericht. "Aber?" forschte Belial nach. Samyaza räusperte sich. "Alex redet sich ein, dass sie Probleme mit dem Pergament hat. Kat ist darüber hinweg." "Rede Alex die Probleme aus!" ordnete Belial an. Samyaza und Armaros grinsten.
"Morgen Abend will der Tod eure Antwort haben. Nicholas wird zustimmen, das stellt Gadreel sicher, es sei denn bis dahin hat Yolotli alles..." Er sah auf als Nick eintrat. "Nicholas?" fragte er überrascht. "Nein, wenn dann Nick, aber... es sei denn mir ist etwas entgangen..." Alex lächelte. "Hallo Yolotli - Nick hat also mit dir getauscht?" fragte sie liebevoll. Er eilte auf sie zu und legte seine Arme um Alex. "Woran hast du es gemerkt, meine Cuaxolotl?" Sie lachte leise. "Wenn ich es bisher nicht gewusst hätte, dann wüsste ich es spätestens jetzt." Belial lächelte, stellte die drei anderen Dämonen vor und befahl: "Kat, Alex, ab zum Magie-Training. Yolotli bekommt von mir derweil ein Briefing um ihn auf den Stand zu bringen den er braucht!"
Samyaza und Armaros reagierten augenblicklich und verschwanden mit den beiden Frauen. Erst zum Abendessen sahen sich alle wieder. Nick-Yolotli begrüßte Kat mit einer liebevollen Umarmung und einem freundlichen: "Grüß dich, Schwesterherz." Kat erwiderte die Begrüßung herzlich - aber auch ein wenig zwiespältig. Er lächlte. "Kat, ich werde wieder zurückgehen in meinen Körper. Du hast Nick bald wieder."
Der neue Tag brach an. Lucille und Lucius betraten gemeinsam das Schlafzimmer von Alex - in dem auch Nick-Yolotli die Nacht verbracht hatte. Diesmal hatte zu ihrer Überraschung die Kammerzofe nichts auszusetzen. Der Kammerdiener von Nick hatte sogar Kleidung für seinen Herrn mitgebracht und die zwei kleideten sie gemeinsam an. "Keine Zurechtweisung? Keine..." begann Alex spöttisch und wurde von Lucille erstaunt angesehen. "Wieso? Durchlaucht haben mit Durchlaucht Nicholas-Yolotli doch den Bund der Ehe geschlossen." antwortete sie. Überrascht, doch durchaus erfreut lächelte Nick-Yolotli Alex an.
Der Tod kam - wie Belial vorhergesagt hatte - am Abend. Totenstille machte sich plötzlich im großen Wohnzimmer breit. Das prächtige Blumenarrangement auf dem Tisch verwelkte in Sekundenbruchteilen. "Nun, Nicholas, Alexandra, wie lautet eure Entscheidung?" wollte der Tod wissen. " Nick-Yolotli erhob sich. "Alexandra und ich sind einverstanden. Ich werde die Opfer bringen und meine zukünftige Gemahlin wird mir zur Seite stehen, Hoheit." "Ah, sehr schön!" Der Tod klatschte erfreut in die Hände. "Ende der Woche möchte ich eine erste Opferungszeremonie haben - und dann jeden Freitag. Für die erste schwebt mir aber das ganze aztekische Programm vor: Herz herausreißen, Häuten, lebendig verbrennen - aber im Gegensatz zu den aztekischen Göttern sollen die Opfer das mitbekommen! Ich liebe es wenn sie um Gnade schreien! Und ich werde den Schmerz dieses Opferviehs hier in Paris und Europa lieben wenn sie ihre Kinder in Käfigen auf dem Place de la Bastille verhungern und elendig verenden sehen."
Der Tod kicherte boshaft. "Belial, sorge dafür, dass am Sonntag ein großer Ball gegeben wird. Die Menschen sollen den Herzog und die Herzogin de la Grâce gebührend ehren. Wer nicht kommt, kooperiert nicht und landet auf der Opferliste..." "Natürlich Hoheit. Wünscht Ihr, dass auf dem Bankett zum Fest das Fleisch der Opfer serviert wird?" fragte Belial. Der Tod überlegte einen Moment. "Oh nein, noch nicht - vielleicht würde es Spaß machen es nach Afrika zu exportieren... sie werden dort alles fressen was man ihnen vorsetzt und so noch tiefer und schneller der Verdammnis anheim fallen!" Er lachte gehässig.
"Ich werde es veranlassen." anwortete Belial emotionslos. Nick-Yolotli hatte Alex an sich gepresst um sie am Zittern zu hindern. "Außerdem soll Nicholas Opferpriester ausbilden. Für ein großartiges Frühjahrsopfer wie es mir vorschwebt braucht er Hilfe!" "Ich werde mich darum kümmern, Hoheit." versprach Nick-Yolotli. Alex kannte ihn - beide, Nick und Yolotli - gut genug um zu sehen, wie sehr er mit seiner Wut kämpfte. Der Tod verschwand in gespenstischem Nebel.
"Das Fleisch der Opfer? Er will Menschenfleisch nach Afrika...?" Alex würgte leise. "Das ist gnädiger als hier Gästen das Fleisch von Verwandten, Freunden oder Bekannten zu servieren, oder? Außerdem setzt der Tod auf die Angst, nicht auf Verrohung." sagte Belial leise. "Hättest du das nicht einfach verschweigen können?" "Alex, er wäre spätestens am Freitag selbst auf die Idee gekommen - und vielleicht sogar auf noch widerlichere Ideen, wie gleich Suppe aus den Opfern kochen zu lassen oder so!" Samyaza legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. Nick-Yolotli küsste sie sanft auf die Wange. "Die Opferungen - obgleich sie pervertiert werden, in meinen Augen - weil sie in nicht - wie in den meisten Fällen bei uns... ich meine in Tenochtitlan - freiwillig sind und als Ehre gelten und außerdem die Opfer auch noch schreien sollen - werde ich übernehmen. Du, meine Cuaxolotl, musst nur anwesend sein." flüsterte er. "Zeige deine Stärke."
Kat betrat das Wohnzimmer. "Catherine, wir werden Mittwoch und Donnerstag an der Sorbonne die ersten Opfer auswählen." informierte Belial sie. Der Teenager zuckte zusammen, nickte jedoch tapfer. "Hab keine Angst, du wirst deine andere Hälfte finden." tröstete Belial sie. "Du wirst mich nur die ersten Male begleiten müssen, Catherine."
"Du solltest deinen Schwiegervater Acacitli bitten dir zur Seite zu stehen, bei der Ausbildung der Priester." "Belial - diese Zeit ist anders. Wer wird...?" Gadreel schnaubte leise. "Es gibt genug Sadisten auf der Welt, Kleiner. Die zwanzig Jahre Erfahrung deiner Seele dürften dir doch schon bei deinem Bruder gezeigt haben, dass es damals welche gab. Wieso glaubst du, sollte das heute anders sein?" Nick sah von einem zum anderen. "Und wenn ich Acacitli rufe - der nicht sadistisch wie Yaotl ist, auch wenn Kat das vielleicht glauben könnte, weil sie ihn auf dem Templo Mayor in Aktion gesehen hat - in wen sollte er gehen?"
Kat lächelte finster. "Ich habe da schon eine phantastische Idee - wobei es nicht meine sondern eigentlich Huitzilopochtlis war..." Belial grinste. "Eine Idee, die dem Tod schmeicheln wird, zweifellos..." Er blickte zu Samyaza. "Hol ihn!" Der Dämon grinste und verschwand. "Holen? Wen?" fragte Alex verwirrt. "Das wirst du gleich sehen."
Einige Minuten später tauchte Samyaza mit einem sich heftig wehrenden Philip Callaghan auf.
"Kat, Acacitli weiß Bescheid - darüber dass Nick und ich die Seelen tauschen können, genauso wie Itotia und Alex und Icnoyotl und du! Er wird dir zuhören." informierte Yolotli sie. "Dann solltest du keine Zeit verlieren und Acacitli informieren, Catherine." sagte Belial nachdenlich. Kat nickte. Mit einem fast belustigten Blick auf Philip, der erst jetzt erkannte, dass Nick, Alex und sie mit im Raum waren, versetzte sie sich in Icnoyotl.
Die junge Aztekin lächelte ihren Bruder und Alex an als sie in Kats Körper schlüpfte. Die Begrüßung beider ihrerseits ließ Philip zurückweichen. "Wusste ich es doch! Du bist von einem Dämon besessen!" schrie er. "Lasst mich los, dann werde ich sofort Weihwasser holen und...!" "Schweig!" knurrte Samyaza, "Sonst lernst du einen Dämon kennen, du winselnder Hund!"
Icnoyotl-Kat lenkte ihre Schritte sicher zum Haus in dem Itzel, ihr Verlobter, mit seinem Vater lebte. Sie klopfte und sofort wurde ihr die Tür geöffnet. Itzel war sichtlich überrascht, doch brachte sie sofort zu Acacitli als sie ihm eröffnete, wer sie war. Er lächelte als er sie bei seinem Vater meldete: "Die liebenswerte Chalchiuhnenetzin-Katherine-Icnoyotl wünscht mit dir zu reden." Acacitli erhob sich und kam ihr entgegen. "Die mutige Seele die es möglich machte, dass meine Itotia an Yolotlis Seite stand. Endlich begegnen wir einander! Meine Tochter hat mir sehr viel von dir erzählt." begrüßte er sie erfreut. "Ich brauche Ihre Hilfe. Sie wissen, dass Yolotli mit einem guten Freund von mir - Nick Boyle - die Seele getauscht hat?" Der Priester nickte. "Yolotli braucht Hilfe von einem erfahrenen Priester und würde Euch, erhabener Acacitli, bitten ihm zur Seite zu eilen. Ihr werdet vielleicht zuerst mit dem gewählten Tauschpartner ein paar Probleme haben, aber in gewisser Weise wird es für ihn eine heilsame Erfahrung sein und ihn von seinem "Ihr seid von Dämonen besessen!"-Wahn befreien."
Acactili sah sie forschend an, dann begann er zu grinsen. "Du willst meine Seele mit einem von diesen Kreuz-Eiferern tauschen lassen? Vielleicht sogar mit diesem Callaghan, der gewinselt hat als er geopfert werden sollte?" Kat nickte. "Ich bin dabei. Aber ich werde ihn das Opfer in meinem Körper beim nächsten Vollmond zu Ehren Huitzilopochtlis bringen lassen, denn Yolotli hat mir erzählt, was für ein Weichling dieser Callaghan ist. Ich werde zwei meiner Priesterkollegen informieren damit sie ihn notfalls zwingen das Opfer zu bringen, denn Chalchiuhnenetzin, ich weiß - im Gegensatz zu ihm - dass ich durch deinen Dolch jederzeit wieder tauschen kann." Er hielt ihr die Handfläche hin. "In zwei Stunden bin ich bereit, Chalchiuhnenetzin." sagte er mit einem Nicken. "Itzel, bringe unserem Gast etwas zu Trinken und zu Essen und sorge dafür, dass es deiner... Verlobten an nichts fehlt."
Kat lächelte Itzel an. Am liebsten wäre sie viel länger geblieben, doch sie wusste, dass Icnoyotl genauso zu Itzel gehörte wie sie - ebenso wie Icnoyotls Seele vollständig zu der des geheimnisvollen jungen Theologen passen würde, den sie an der Sorbonne treffen sollte.
Als Itzels Vater zurückkehrte, grinste er. Zwei seiner Priesterkollegen folgten ihm. "Ich habe die ehrenwerten Priester Pochol - " er wies auf den ersten Mann, "und Teccocoi mitgebracht. Sie werden diesen Callaghan unter Kontrolle bringen und ihm alles notwendige beibringen! Somit ist alles erledigt, lass uns den Tausch vollziehen, meine - zukünftige - Schwiegertochter." Itzel küsste sie sanft auf die Wange. "Bis bald, meine Schöne." flüsterte er und sah zu, wie Icnoyotl-Kat den Obisdiandolch mit dem kostbar verzierten Heft zog und ganz vorsichtig in die von Acactili dargebotene Hand schnitt. Dann konzentrierte sie sich und einige Augenblicke später tauschte sie sanft wieder ihre Seele mit Icnoyotls.
In ihrem eigenen Körper zurückgekehrt öffnete Kat die Augen. Sie nickte Gadreel zu, der mit spielender Leichtigkeit den tobenden Philip Callaghan unter Kontrolle hielt. Kat nickte ihm zu und im nächsten Moment drückte der Dämon den Priester auf die Kniee und zog dessen Arm hoch und hielt ihn Kat entgegen. "Verzeih mir, Philip, aber du hast Derek, Nick und mich verurteilt und nun wird es Zeit, dass du verstehst!" sagte sie sanft als sie einen Schnitt in seine Handfläche machte. Augenblicklich ließ Gadreel ihn los. Philip Callaghan wollte auf Kat zustürzen, doch dann fing er sich, blinzelte kurz verwirrt, dann lächelte er. "Das ist also deine wahre Gestalt, meine Tochter?" fragte Acactili mit einem erstaunten Lächeln. Kat nickte. "Ich verstehe, warum die Götter dich Chalchiuhnenetzin genannt haben." sagte er freundlich. Er umarmte Alex und Nick-Yolotli fest, dann ließ er sich von den beiden den vier Dämonen vorstellen, bevor er in seine zukünftigen Aufgaben eingewiesen wurde.
Nick-Yolotli stand still als der Schneider den Saum des prächtigen Ritualgewandes absteckte grinste Alex jedoch gequält zu. "Ich frage mich, wieso ich nicht eine schlichte Tunika tragen kann." meinte er. "Durchlaucht tragen später darunter stets ein schlichtes Leinengewand aus dem die Blutflecken leicht ausgewaschen werden können. Ausserdem hat Lord Belial für die Opferungen auch Übergewänder aus gummibeschichtetem Material geordert, die bereits in der Anfertigung sind." Alex lachte leise. "Mein armer Schatz, wie gut, dass ich das alles hinter mir habe. Madame Berthier ist gestern fertig geworden."
Der Schneider lachte leise. "Solange hatte bereits einige Zeit vorher Ihre Maße erhalten, Durchlaucht. Bei Ihnen war man sich sicher, dass Sie Ihren Platz als Hohepriesterin annehmen, bei Duc Nicholas Boyle de la Grâce war man sich nicht sicher." Nick-Yolotli lachte leise. "Du siehst, meine Cuaxolotl, dir traut man ein blutrünstigeres Verhalten zu als mir." meinte er belustigt. Alex zuckte zusammen.
In ein Gucci-Kostüm gekleidet stand Akt neben Belial. Die gesamte theologische Fakultät der Sorbonne, der Pariser Universität, war in der Aula versammelt. "Der Herr von Europa,euer gnädigster Herr, hat in seiner Weisheit beschlossen, dass ihr von der Theologischen Fakultät als Erste die Ehre haben werdet zu seinem Wohlgefallen als Opfer dargebracht zu werden. Mademoiselle Reynard, die Sekretärin der Duchesse Moreau de la Grâce wird mir bei der Bestimmung der Reihenfolge assistieren." erklärte Belial. Einer der Dozenten schnaubte leise. "Weil wir uns wehren würden, darum sollen wir zuerst sterben." "Nein, weil wir die Wahrheit verkünden würden!" rief ein anderer kämpferisch.
In Kat stieg die Wut hoch. Wieso hatten viele Theologen immer die Ansicht, dass sie im Besitz der allein selig machenden Wahrheit waren? Philip Callaghan hatte sich ihr gegenüber genauso arrogant gezeigt als sie sich mit ihm auf Yaotls Befehl im Reliktekeller unterhalten hatte. Sie murmelte einen leisen Zauber zur Aufdeckung und sofort kreisten rote Ringe um die zwei Männer die gesprochen hatten. Wachen, die Belial mitgebracht hatte, nahmen die beiden in Gewahrsam. "Glückwunsch, Sie haben sich also freiwillig gemeldet." spottete der Dämon. "Wenn Sie die Wahrheit nicht vertragen, dann brauchen wir doch eigentlich nur noch Nummern zu ziehen, denn wir alle, die wir Theologie studieren tun dieses im Glauben an den einzigen wahren Gott und viele von uns wollen in den Dienst der heiligen Mutter Kirche treten!" ließ sich eine junge Stimme vernehmen. Kat drehte sich hastig zu dem Sprecher um. "Allez, sprich den Zauber, Mademoiselle Reynard." flüsterte Belial. Er klang belustigt. Sie wandte sich ihm zu. "Ich glaube, das ist… er." murmelte sie. "Ja, das ist er - und er wird uns in das Gebäude im Boulevard Hausmann begleiten, Catherine, genau wie die anderen Opfer. Wir werden 13 benötigen aber 14 wählen."
Erneut flüsterte sie den Zauber und ein junger, blonder Mann wurde herangeführt. Kat stockte der Atem.
Er glich den gefallenen Engel die sie in Magie unterrichteten.
"Möchte noch jemand sich freiwillig melden? Entkommen wird sowieso niemand, meine Herren - und vereinzelte Damen. Alle die heute nicht erwählt werden bekommen Mikrosender injiziert mit denen wir jeden von euch auffinden werden. Es werden noch elf benötigt für heute." Einige der älteren Dozenten traten vor, viele wurden von ihren Studenten verabschiedet, Kat sah, dass Tränen flossen und in einigen Fällen zerriss es ihr Herz, als sie - auf einen leise gemurmelten Zauber Belials - verstand, dass viele der jüngeren Studenten mit ihnen tauschen wollten, versprachen für sie zu beten und Messen zu lesen. "Sehr schön, genug Freiwillige." sagte der Dämon vergnügt - wobei Kat vermutete, dass er diese Freude nur spielte. "Gadreel, ihr könnt jetzt mit dem Injizieren der Sender beginnen!"
Die gewählten Opfer wurden abgeführt. In einem der Lehrsäle hatte man das Transportsystem installiert, durch das die 14 Personen direkt in die unterirdischen Gefängniszellen gebracht wurden, bevor Kat und Belial durch das Portal traten und im Arbeitszimmer landeten.
Das Arbeitszimmer teilte Kat sich mit Belial – der Einfachheit halber. In einer Ecke stand auf einem Lesepult ihr Grimoire. „So, wird Zeit, dass du deinen Traumprinzen besser kennen lernst, nicht wahr?“ fragte der Dämon belustigt. Er schaltete seinen Computer ein und verband sich mit dem System der Sorbonne. „Damit du weißt, mit wem du es zu tun hast.“ sagte er und bat sie mit einer Handbewegung Platz zu nehmen.
Kat las erstaunt das, was in dem Dossier stand. Sie wusste, jeder Student und Dozent der theologischen Fakultät war auf diese Weise katalogisiert worden.
Julien-Noel Dubois war acht Jahre älter als sie und am 25. Dezember geboren worden. Er war zudem der Patensohn des Erzbischofs von Paris. Er wollte – so stand es im Dossier – Priester werden. Kat blickte traurig zu Belial. „Vergiss ihn, er studiert Theologie um so zu werden wie Philip Callaghan: verblendet, rechthaberisch, sich erhaben fühlend.“ Sie schaltete den Computer aus und stand auf. „Liebe kann viel ändern, Kat.“ sagte Belial sanft. „Ich lasse den Burschen erst einmal herauf bringen. Für ihn werde ich unsichtbar sein, für Samyaza und dich nicht.“
Im nächsten Moment erschien der gefallene Engel mit Julien-Noel Dubois. „Mademoiselle Reynard, Ihr Gast.“ sagte er spöttisch, drückte den jungen Mann auf den Stuhl vor dem Schreibtisch und ließ mit einer Handbewegung Stahlbänder über den Handgelenken auf den Armlehnen erscheinen. „Sei nett zu unserer Catherine, Kleiner, dann sind wir auch nett zu dir.“ Julien-Noel hatte die Augen geschlossen, seine Lippen bewegten sich lautlos. Kat sah ihn an und seufzte. Er betete! Von den Lippen las sie ab: „Ave Maria, gratia plena, Dominus tecum, benedicta tu in mulieribus, et benedictus fructus ventris tui Iesus. Sancta Maria mater Dei, ora pro nobis peccatoribus, nunc, et in hora mortis nostrae. Amen.“ „Monsieur Dubois, wollen Sie jetzt stundenlang ein Ave Maria nach dem anderen vor sich hin plappern oder reden wir vernünftig?“ fragte Kat sanft.
Er öffnete kurz die Augen sah sie an – schien zu erstarren, blickte sofort zur Seite und begann nun deutlich vernehmbar: „Pater noster, qui es in caelis; sanctificetur nomentuum. Adveniat regnum tuum. Fiat voluntas tua, sicut in caelo, et in terra. Panem nostrum supersubstantialem cotidianum da nobis hodie. Et dimitte nobis debita nostra, sicut et nos dimittimus debitoribus nostris. Et ne nos inducas in tentationem, sed libera nos a malo. Amen.“ „Bravo – er kann auch das Vaterunser in Latein daherschwafeln.“ spottete Samyaza. „Würdest du mich bitte mit Monsieur Dubois allein lassen?“ Der Dämon nickte und verschwand. „Können wir jetzt miteinander reden?“ fragte Kat den jungen Mann sanft. Sie spürte, dass ihre Seele nach seiner zu rufen schien.
Er sah auf. „Wozu reden, Mademoiselle Reynard? Sie sind eine...“ Er stockte, als er merkte, das Kat jünger war als er zuerst gedacht hatte. „Wahrscheinlich eine zukünftige devote Dienerin der Finsternis, ein Gefäß für die Bosheit und Niedertracht.“ Er schüttelte verwirrt den Kopf. „Wobei ich nicht verstehe, woher dieser Schimmer von Reinheit kommt.“
Kat schloss nach dieser Verurteilung schmerzvoll die Augen. „Scheint, ich habe die Wahrheit getroffen. Sie können mir ja nicht mal in die Augen sehen.“ Sie blickte ihn an. „Wieso sind viele Theologen nur so arrogante Idioten? Kaum haben sie sich für einen bestimmten Berufsweg entschieden – oder besser – fühlen sich zu einem bestimmten Weg berufen, werden sie offenbar größenwahnsinnig, überheblich, arrogant und sind wahnsinnig schnell dabei andere Menschen zu verurteilen.“ sagte sie traurig „Und das, Mademoiselle, meinen Sie beurteilen zu können?“ fragte er – interessiert. „Ja, mein Vater – mein Stiefvater – ist ebenfalls Theologe. Dr. Derek Rayne leitet die Luna-Foundation auf Angel Island in San Francisco.“ Überrascht keuchte Julien-Noel Dubois auf. „Das Legat kämpft gegen das Böse! Mein Patenonkel, der... Er kennt Dr. Rayne persönlich!“ „Ich weiß, dass ihr Patenonkel der Erzbischof von Paris ist – und ich bin mir sicher, das Papa – ich meine Derek – ihn kennt.“
„Monsieur Rayne würde nie eine Tochter akzeptieren, die so offensichtlich der Finsternis dient!“ Julien-Noel klang traurig. „Und ich muss... offenbar bin ich anfälliger für die Versuchung als ich je geglaubt habe...“ murmelte er. Als er sie ansah, erblickte Kat in seinen Augen Verwirrung, Scham, Schmerz... Sie erhob sich. „Ich glaube, es ist alles gesagt.“ flüsterte sie leise. Ihr Herz drohte zu zerreißen.
Im nächsten Moment keuchte der junge Theologiestudent auf. „Gesegnet bist du, Katherine Corrigan-Rayne, der Herr ist mit dir und hält seine Hand über dich.“ sagte eine sanfte Stimme hinter ihr. Kat drehte sich überrascht um und stand vor einem Engel – einem Engel mit riesigen Flügeln.
Belial wurde sichtbar. „Fürst Sariel.“ Seine Begrüßung des Gastes war fast widerwillig. An den jungen Mann vor dem Schreibtisch gewandt sagte der Engel: „Auch dich liebt der Himmlische Vater, Julien-Noel Dubois. Er hat dich in seinen Dienst gerufen um die Sterblichen vor der Finsternis zu bewahren, doch nicht in den Dienst der Verkündigung. Dies ist deine zukünftige Gemahlin, die dir von deinem himmlischen Vater zugedacht ist. Fürchte dich nicht davor ihr dein Herz zu schenken, denn ihres gehört dir bereits. Wenn die Zeit gekommen ist, wirst du sie erkennen und zum Altar führen und euer himmlischer Vater wird segnen, was er zusammengeführt hat.“
Auf eine Handbewegung des Erzengels lösten sich die stählernen Fesseln von den Handgelenken. „Es mag dir ungewöhnlich erscheinen, Julien-Noel, doch der Tag des Jüngsten Gerichtes ist noch nicht angebrochen, sondern nur Tage der Versuchung. Die Mächte des Lichts und der Finsternis arbeiten gemeinsam um das Gleichgewicht wieder herzustellen, das die Apokalyptischen Reiter ins Ungleichgewicht gebracht haben. Du wirst hier in diesem Gebäude, dem Boulevard Hausmann 13, mit Sterblichen zusammenarbeiten und mit Dämonen, doch fürchte dich nicht denn dies ist der Wille des Herrn! Nur wer in der Liebe lebt und den Gleichklang von zwei Seelen hört, der kann den Tod besiegen und jeder Versuchung widerstehen!“
„Fürst Sariel – ihr solltet langsam...“ murmelte Belial. Der Erzengel lachte leise. „Ja, ich weiß. Aber vergiss nicht, was ich dir für Katherine gab!“ In einem sanften Leuchten verschwand er.
Julien-Noel sah von Kat zu Belial und zurück. Der Dämon lächelte, dann verließ er demonstrativ durch die Tür das Arbeitszimmer. „Sie haben noch keinen Sender implantiert bekommen, Monsieur Dubois. Ich werde einen... jemanden bitten sie nach Amerika zu bringen, ins Legat und...“ „Katherine, nein, bitte verzeih mir mein hartes Urteil. Ich... ich war verwirrt, denn ich weiß nicht was genau hier vorgeht und nach allem Anschein musste ich... Katherine, ich habe dich gesehen und geglaubt ich... ich müsse vor Schmerz sterben, weil die Frau die mich in Versuchung führt und mich zum ersten Mal in meinem Leben zweifeln lässt, zweifeln lässt am Wunsch Priester zu werden, noch zu jung ist und offensichtlich der Finsternis dient, denn du hast in der Aula der Sorbonne Magie angewandt, du warst mit einem Dämon dort und hast Opfer gewählt. Sag mir, was hätte ich denken sollen?“ Vorsichtig kam er auf sie zu. Kat blickte ihn an.
„Sie wollen mich nur weil der Erzengel...“ begann sie. Er lächelte. „Nein, Katherine. Du spürst es doch auch.“ widersprach er sanft. Er stand vor ihr und zog sie zärtlich in seine Arme. „Dir gehört mein Herz, meine reine, süße Catherine.“ flüsterte er. Sie wand sich aus seiner Umarmung. „Du wirst mich... du wirst es zurücknehmen, wenn du... du weißt nicht von Icnoyotl und Itzel und überhaupt!“ rief sie. Trauer und Angst machten sich in ihr breit. Sie hatte Nicks Reaktion mitbekommen. In den drei Tagen die er noch nicht mit Yolotli getauscht hatte, hatte er sich von Alex ein wenig distanziert gehabt und auf ihre Nachfrage gestanden, dass er es beängstigend fand, dass Alex Seele wie selbstverständlich an Yolotlis Seite gestanden und ihm bei der Häutung geholfen hatte. Kat wusste, dass sie Itzel wahrscheinlich ebenso beistehen würde wie auch Icnoyotl – und dieses Wissen würde Julien-Noel abstoßen.
„Was ist los, mein weißes Schäfchen?“ fragte er zärtlich. Sie lachte bitter auf. „Ich kann die Seele mit einer Aztekin tauschen. Ich habe von heidnischen Göttern Geschenke bekommen, die weit über deine Vorstellung hinaus gehen! Ich habe Dinge gesehen und getan, die jenseits von dem sind, was du gesehen hast und... und... wenn du... du würdest... deine Gefühle wären nichtig.“ „Katherine, versuch es – und glaube mir, wenn ich könnte, würde ich mit dir gemeinsam die Erfahrungen machen! Ohne Katherine gibt es keinen Julien-Noel mehr.“ Kat zog eine Augenbraue hoch. „Du würdest wirklich mit Itzel tauschen?“ Er nickte. „Und was ist, wenn du als aztekischer Priester Opfer bringen müsstest? Er wird am nächsten Frühlingsanfang... Er muss ein Opfer häuten und dann...“ „Mit dir an meiner Seite, mein süßer unschuldiger Engel, werde ich notfalls die Erde durchwandern!“ flüsterte er sanft.
Es klopfte leise. „Herein!“ riefen beide gemeinsam. Belial betrat das Arbeitszimmer. „Habt ihr zwei euch ausgesprochen?“ fragte er. Julien-Noel sah Kat zärtlich an. „Haben wir uns ausgesprochen, ma petite Chatte?“ neckte er sie. Liebevoll lächelte sie zu ihm auf und nickte. „Sehr schön, darf ich dann in den Salon bitten wo wir immer unsere Info-Meetings en famille durchführen? Dann kann ich euch erklären, was ab nun eure Aufgabe sein wird – und ich muss dir das geben, was Fürst Sariel für dich dagelassen hat, Kat.“ Julien hob die überraschte Kat auf den Arm. „Wohlan, wir folgen, Monsieur.“ „Ich sollte mich vielleicht vorstellen, Julien, ich bin Belial.“ Der junge Mann schluckte sichtlich. „Und so kannst du mich auch nennen.“ Julien nickte. „Sie... du nennst mich ja bereits Julien – das ist auch mein Rufname.“
„Kat, kuschele dich an deinen Freund und nimm ihn mit durch das Portalsystem. Wir treffen uns gleich.“ sagte Belial noch und verschwand. Verblüfft blinzelte Julien als er unvermittelt im großen Salon stand. „Alex, Yolotli, Acacitli, dies ist Julien-Noel Dubois, Kats Freund, Julien, dies ist Alexandra Moreau, bald Boyle, Yolotli aus Tenochtitlan in der Gestalt von Nick oder besser Nicholas Boyle, sein Schwiegervater Acacitli in der Gestalt von Pater Philip Callaghan. Samyaza hast du bereits kennen gelernt und das sind Armaros und Gadreel.“ Julien setzte Kat vorsichtig ab. „Miss Moreau, die Herren.“ sagte er vorsichtig.
Belial bat alle Platz zu nehmen. Alex sah, wie er das Kästchen, das er von Sariel bekommen hatte, auf den Tisch stellte. „Kat, Julien, eure Aufgabe ist es drei Reliquien zu finden die helfen den Tod zu besiegen. Armaros und Samyaza werden euch wenn nötig quer durch die Welt tragen. Gemeinsam müssen wir dann mit den anderen Kontinenten den Zeitpunkt abstimmen, denn es können nur alle vier Reiter gleichzeitig besiegt werden!“ Er reichte Kat das Kästchen. „Dies ist ein Reliquien-Verifizierer. Er wird euch beiden helfen zu beurteilen, welche Reliquie echt ist und welche falsch. Damit werdet ihr auch manchmal den Suchern aus Afrika, Amerika oder Asien helfen müssen.“
Kat öffnete das Kästchen vorsichtig und erblickte etwas, das sie an einen Kompass erinnerte. In der Mitte war ein Digitalfeld. „Wie funktioniert das?“ fragte sie und sah zu Belial. „Er wird innen weiß wenn es sich um wirklich mächtige Reliquien handelt, blau bei Reliquien die nicht... ganz so gewichtig, aber echt sind, rot verfärbt er sich bei Fälschungen und schwarz bei... sozusagen Anti-Reliquien. Im Digitalfeld wird angezeigt was es ist. Du kannst beispielsweise dein Grimoire herbeirufen und es wird dir zeigen, was du in der Hand hast.“ Kat blickte verlegen zu Julien, dann schüttelte sie den Kopf. „Rufe es, ma petite chatte. In deinen Händen wird ein Grimoire zum Segen.“ Sie lächelte scheu, konzentrierte sich und ihr Zauberbuch materialisierte sich in ihrem Schoß. Vorsichtig griff Julien nach dem Verifizierer und hielt ihn darüber. Augenblicklich wurde die innere Fläche schwarz, flackerte und wechselte schließlich zu Grau. Im Digitalfeld erschien: „Grimoire von Katherine Corrigan-Rayne, zukünftige Dubois. Drittmächtigstes Grimoire das existiert. Entstanden 1613 in Paris, inspiriert von Samyaza für die erste Großhexe von Paris und Oberhexe von Westeuropa Lucille Damiens. Ihr mit Überantwortung der Seele an Luzifer aberkannt und bis zum 7. Januar diesen Jahres in der Bibliothek Luzifers befindlich. Mit hoheitlichem Einverständnis – auf Order des Herrn übergeben.“ Erstaunt sah Kat ihren Lehrer an. „Du hast das...?“ fragte sie. Der Dämon zuckte mit den Schultern, lächelte aber.
"Grau - was bedeutet grau?" fragte Julien. "Beantworte dir die Frage selbst..." forderte Belial ihn auf. "Zuerst war es schwarz - das Grimoire ist eine Antireliquie. Dann wurde es grau... Ich meine, es ist von einem Dämon geschrieben worden, wurde von einer wahrscheinlich ziemlich mächtigen Hexe - immerhin die westeuropäische Oberhexe - genutzt... Vermutlich würde es in den Händen von dieser Lucille Damiens - wobei... Damiens ist als Name doch verboten, oder? Da war irgendwas mit Königsmorden... - egal... ich denke in ihren Händen wäre das Grimoire als Antireliquie identifiziert worden... Aber Kat ist nicht böse und daher... das Grimoire ist mächtig, es ist echt - aber es wird nicht böse genutzt..." Der dämonische Sekretär lächelte anerkennend, bevor er sie informierte:
„Ihr könnt mit dem Ding auch noch weitere Infos abrufen – falls ihr wollt – wie Material, Schreiber, Buchbinder et cetera. An der Seite gibt es einige Knöpfe dafür. Auch Wirkungsweisen – oder besser mögliche Wirkungsweisen sind aufgezählt.“ Kat schluckte als Julien es probierte. „Wusstest du, dass das Grimoire aus den Häuten von...“ Er brach ab, als er sah, dass Kat nickte.
„Ich glaube, ich hätte schon eine Idee wonach wir suchen... oder wo wir suchen könnten...“ murmelte er plötzlich. Alle sahen ihn an. „Nun, die Dornenkrone in der Sainte Chapelle!“ rief er. „Ja, das könnte passen. Überprüft das. Als Sekretärin von Alex hat Mademoiselle Reynard schließlich auch die Aufgabe passende Opferstätten und Kultorte ausfindig zu machen.“ antwortete Belial nachdenklich. „Ich könnte auch meinen Patenonkel fragen. Wobei – gut, sie liegt ja nicht mehr wirklich in der Sainte Chapelle sondern sind in Notre Dame untergebracht – aber früher... Und es soll einen Nagel geben und einen Splitter vom Kreuz...“ "Ja, aber das Kreuz ist ein Zeichen des Todes - genauso wie der Nagel." bemerkte Gadreel nachdenklich. "Und was ist mit der heiligen Lanze?" Der Dämon blickte spöttisch zu Julien. "Das Ding was als solche verehrt wird ist genauso echt wie eine eierlegende Wollmilchlaus real! Abgesehen davon wurde der richtige genutzt um den Tod zu verifizieren. Wie sollte er da den Tod besiegen?" Julien nickte. "Verstehe. Aber vielleicht... ich meine, wenn wir die Reliquien durchgehen... wobei ich nicht glaube, dass mein Onkel mich in der Begleitung von einem von Ihnen - ausgenommen vielleicht Pater Callaghan - auch nur in die Nähe der Reliquien lässt, denn soweit ich mitbekommen habe, wurden dem gesamten Klerus bereits gestern diese Sender implantiert." Gadreel sah wie beiläuftig auf seine Fingernägel als er murmelte: "Huch, da muss mir der Erzbischof doch glatt durchgeschlüpt sein..."
"Er wird dich durchlassen. Momentan ist er in Notre Dame. Ich würde vorschlagen, dass ihr beide euch zur Kathedrale begebt und dort mit ihm redet. Ihm gegenüber seid ihr von dem Schweigegebot entbunden mit der Auflage, dass es bei ihm einem Beichtgeheimnis gleich sein wird!" Julien nickte nachdenklich. "Gut, dann vielleicht. Ich breche sofort mit Katherine auf."
Er erhob sich. "Gadreel, Samyaza, begleitet ihr die beiden bitte." ordnete Belial an. Die beiden nickten. "Du wirst dich aber erst umziehen! Für den Sekretariats-Trainee des Hohepriesters des Todes schickt sich etwas andere Kleidung, zerrissene Jeans und weite T-Shirt sind ab jetzt tabu!" wies er dann Julien zurecht. Der Student zog überrascht eine Augenbraue hoch. "Hurtig!" setzte Belial nach. "Samyaza bringt dich in deine Suite. In einer halben Stunde erwarte ich dich wieder hier!"
Die halbe Stunde war kaum vergangen als Julien in einem legeren Anzug neben Kat stand. "Wir können euch bis vor die Kathedrale bringen - betreten können wir sie nicht." warnte Gadreel. Er hatte beschlossen Julien und Kat anstelle von Armaros zu begleiten, der mit Samyaza Alex Magieunterricht erteilte. Er tauchte im Schatten der mächtigen gotischen Kathedrale mit den beiden auf. "Geht, ich werde hier warten. Lasst euch nicht hetzen. Versucht einfach die Anfeindungen die gegebenenfalls kommen werden zu ignorieren."
Julien ergriff Kats Hand und zog sie in die große Pariser Kathedrale. Viele Gläubige beteten, zündeten Kerzen an, knieten flehend vor den Heiligenfiguren. Der Erzbischof zelebrierte gerade eine Andacht. Julien zog Kat zum Weihwasserbecken, zeigte ihr, wie man sich bekreuzigte und setzte sich mit in ihr in einer hinteren Bankreihen, flüsterte ihr das Ave Maria in Latein ins Ohr als es gebetet wurde und wartete am Ende der Andacht mit ihr bis die Gläubigen sich zerstreut hatten, bevor er mit Kat zu seinem Patenonkel ging. "Onkel Pierre?" Der Erzbischof drehte sich um. Ein erleichtertes Lächeln glitt über sein Gesicht. "Julien, mein Junge, dem Himmel sei Dank! Mir wurde gesagt, du wärest in das Haus am Boulevard Hausmann gebracht und als Opfer für dieses Monster ausgewählt worden, diesen Vorboten der Verdammnis! Wobei - sicher hat man dir einen Sender eingepflanzt und..." "Onkel Pierre, ich kann dich beruhigen - aber dazu müssen Katherine und ich mit dir reden."
Ein Priester trat zum Erzbischof und flüsterte ihm mit einem ängstlichen Blick auf Kat etwas ins Ohr. "Ich verurteile nicht bevor ich die Umstände nicht kenne, Pater André! Ich werde mit meinem Patensohn Julien und Mademoiselle Reynard unterhalten und danach entscheiden." "Exzellenz! Ich schwöre euch, diese Hexe ist von Dämonen besessen und hat Euren Patensohn vom rechten Weg abgebracht und ihn zur Unkeuschheit verführt." zischte der Priester. Der Erzbischof zog eine Augenbraue hoch - ähnlich wie Julien. "Pater André, Mademoiselle Reynard ist viel zu jung. Sieh genauer hin, mein Sohn! Und ob Julien-Noel vom Wege des Herrn abgekommen ist werde ich sicher beurteilen können!" wies er den geifernden Priester ab und bat Kat und seinen Patensohn in die Sakristei.
"Mademoiselle Reynard - ich habe gehört, sie werden die zukünftige Sekretärin der Duchesse de la Grâce sein und hätten meinen Patensohn mit Magie zum Opfer erklärt!" begann er. "Onkel Pierre, bitte hör zu, es sich wichtig: Das was wir - Kat und ich - dir jetzt erzählen musst du wie ein Beichtgeheimnis für dich behalten!" Der Erzbischof sah Julien an, dann nickte er. "Dies ist nicht wirklich Catherine Reynard, sondern Katherine Corrigan-Rayne, die Tochter der neuen Mrs. Rayne - und Adoptivtochter deines Bekannten Dr. Derek Rayne. Und auch die Duchesse und der Duc de la Grâce sind in gewisser Weise... zumindest bei ihm in gewisser Weise - Mitarbeiter des Legates in San Francisco. Aber wieso sie ausgewählt wurden, das sollte vielleicht Kat erzählen." Julien nickte ihr zu. Sie holte tief Luft und hoffte, dass er wenigstens nicht gleich von "Besessenheit und Verdammnis" reden würde. Sie wurde positiv überrascht.
Der Erzbischof ähnelte ein wenig Derek. Er hörte ihr ruhig zu als sie von den Erlebnissen im März des Vorjahres berichtete und als sie den Obsidiandolch von Itzpapalotl erwähnte nickte er nachdenklich. "Gut, nun verstehe ich wieso Miss Moreau und Mr. Boyle gewählt wurden, Kat - darf ich Kat sagen?" Sie nickte. "Jetzt würde ich gern wissen wieso Du hier bist - und wieso mit Julien, der angeblich geopfert werden soll..." "Dazu kommen wir jetzt, Onkel Pierre..." begann Julien und berichtete seinem Patenonkel was er von den Dämonen erfahren hatte, während Kat hier und dort etwas hinzufügte. "Und dann ist der Erzengel Sariel aufgetaucht... Ich... Onkel Pierre - Kat ist... ich meine selbst in ihrem Grimoire... ich meine, der... Erzengel hat ganz klar gesagt, dass ich nicht für die Verkündigung berufen wurde. Ich soll vor der Finsternis schützen - mit Kat. Sie ist mir von Gott bestimmt." Der Erzbischof lächelte. "Willkommen in der Familie, Katherine, ich bin Pierre Pasquieu - Onkel Pierre, wenn du magst." sagte er und schloss sie in die Arme. Kat erwiderte die Umarmung und antwortete. "Sehr gern, danke Onkel Pierre."
"Ich habe übrigens - ebenso wie du - keinen Sender injiziert bekommen. - und dieses..." Er zog den Reliquien-Verifizierer heraus, "soll uns bei unserer Aufgabe helfen, die Reliquien zu finden, die uns... helfen können und verhindern, dass wir falsche Reliquien gegen die Apokalyptischen Reiter einsetzen. Wir würden gern die Reliquien von Paris als erste prüfen und die Dornenkrone ist natürlich... na ja... sie ist mir als Erstes eingefallen." erklärte Julien. Der Erzbischof nickte. "Dann kommt, Kinder, hier entlang." sagte er.
Sie folgten ihm und er führte sie in den Hochsicherheitsbereich. "Soll ich euch allein lassen oder darf ich zusehen? Wenn ich ehrlich bin, dann interessiert mich schon was wir hier haben." "Du kannst gern bleiben. Vielleicht hast du ja auch Ideen was von Bedeutung sein könnte. Der Nagel und der Splitter vom Kreuz sind eher Symbole für den Tod - das meinte zumindest... Gadreel." Der Erzbischof nickte nachdenklich. "Das ist nachvollziehbar - der Lohn der Sünde ist der Tod... natürlich... Die Dornenkrone ist jedoch immer noch grün - zwar sind die Blätter welk aber... doch seht selber..." Er wollte die Truhe mit der Dornenkrone öffnen, doch als Julien den Verifiizierer allein schon über die Truhe hielt, erwachte das Gerät zum Leben: Sofort wurde das innere Feld weiß. Im Schriftfeld erschien: "Reliquiar - Inhalt: Dornenkrone des Dreieinigen, getragen in seiner Verkörperung als Sohn, wurde ihm mit ins Grab gelegt und nach seiner Auferstehung berührt." Julien lächelte. "Das "berührt" und die Eignung zum Besiegen des Todes dürften zusammenpassen…" meinte er lächelnd. Fast ehrfürchtig sah der Erzbischof die Kiste an. "Das heißt… sie ist wirklich echt?" fragte er leise. "Ja. Welches Interesse sollte der Himmel haben den Tod gewinnen zu lassen, nicht wahr? Nur Mut, Onkel Pierre, jetzt brauchen wir nur noch zwei weitere Reliquien und alles wird gut werden."
Der Erzbischof seufzte erleichtert auf. "Was ich tun kann, Kinder, werde ich tun. Wobei… mir fällt nur noch eine Reliquie ein… Das Turiner Grabtuch… Zugegeben, es ist nicht offiziell bestätigt wurde vielfach untersucht und ist offenbar nicht aus dem ersten Jahrhundert nach Christus, aber… vielleicht ja doch…" Julien grinste."Onkel Pierre, du bist phantastisch! Dann müssen wir Armoros und Samyaza nur bitten, dass sie uns hinbringen." sagte er munter. "Und wenn es doch nicht echt ist, was dann?" fragte Kat leise. "Vertrauen, Catherine, und Glaube, das sind die Dinge die ihr brauchen werdet. Verliere den Glauben an eure Aufgabe nicht und daran, dass ihr sie erfüllen werdet." sagte der Erzbischof aufmunternd.
Es dauerte einige Stunden bis sie einen Splitter eines Kreuzes aus römischer Zeit - aber lediglich vom Kreuz des Mannes der zur Rechten Jesu gekreuzigt worden war - und einen belanglosen Nagel, der mehrmals zur Kreuzigung - unter anderem nach dem Spartakusaufstand - genutzt worden war enttarnt hatten. Knochenfragmente, Knöchelchen und Haare von "Heiligen" entpuppten sich oft als Tierknochen, oder Tierhaare, manchmal auch als Knochen wirklicher - allerdings unbekannter und somit unbedeutender - Menschen. Ein Knochen der Heiligen Emerentiana, einer Märtyrerin, die um 304 ihr Leben bei den Christenverfolgungen unter Diokletian gelassen hatte, Haare einer heiliggesprochenen Äbtissin namens Erlvira aus dem 12. Jahrhundert oder auch die Erkenntnis, dass die eigentlich schon auf die Seite gestellten - weil sehr zweifelhaften - Reliquien doch Schätze darstellten - je nachdem wie man es sah… Eine Rippe erwies sich so als Rippe der Heiligen Adelheid, der Gemahlin Kaiser Ottos.
"Ich werde wohl am besten meinen Kollegen in Turin informieren, dass ihr kommt. Wieviel darf ich ihm sagen?" erkundigte der Erzbischof sich. Julien biss sich nachdenklich auf die Lippen. "Keine Ahnung. Ich weiß nicht einmal ob... nun ja... ich denke Kat und ich besprechen das mit den anderen. Und nun sollten wir zurückkehren. Wir sind alle hier befindlichen Reliquien durchgegangen und du hast dir Notizen gemacht, Onkel Pierre. Kat und ich werden oben eine "Show" abziehen und verkünden, dass unter den Reliquien nichts von Wert ist. Im Boulevard Hausmann 13 werden wir abklären, was wir gegebenenfalls deinem Kollegen sagen können." Der Erzbischof lächelte. "Ja, ich glaube, das ist ein guter Weg..."
Er umarmte seinen Patensohn und Kat zum Abschied und brachte sie zurück in die Kathedrale. Hier geiferte gerade der Pater und kreischte, als er Kats ansichtig wurde: „Da ist sie, die Dienerin Satans! Die Hexe des Teufels! Sie hat an der Sorbonne gewählt und sie verurteilt uns, die wir voll des heiligen Glaubens an die Lehren unserer Mutter Kirche sind, zum Tode! Lasst uns die Hexe...!“ „Ruhe!“ donnerte die Stimme des Erzbischofes durch die Kathedrale. „Pater André, mäßige dich!“ Er trat vor die Gemeinde, stellte sich dabei vor Julien und Kat und rief deutlich vernehmlich: „Meine Kinder! Die Wege des Herrn sind unergründlich! Vertrauen wir auf Ihn!“ Er hielt eine kurze Predigt und schaffte es die von dem sichtlich wütenden Pater aufgewiegelte Menge zu beruhigen. Einem Messdiener bat er dann Kat und Julien zum Ausgang zu begleiten. Als sie durch den Mittelgang schritten hörten sie wie die Leute ihnen zuzischten: "Satanspack! Hexe!" und ähnliche unschöne Bezeichnungen. Julien legte schützend einen Arm um Kat. "Alles wird gut, ma petite chatte." flüsterte er zärtlich. Gadreel nahm sie in Empfang und brachte sie zurück zum Boulevard Hausmann.
Im Arbeitszimmer trafen sie auf Belial, der sie bat, zu berichten wie die Untersuchungen ausgegangen waren. "Wenige Reliquien sind wirklich echt. Die Dornenkrone war allerdings ein Volltreffer. Sie wurde mit ins Grab gegeben - so lautete die Info des Verifizierers. Außerdem hatte mein Onkel noch eine Idee: Das Turiner Grabtuch... Er würde seinen Turiner Kollegen informieren, aber dazu muss er wissen, was er sagen darf und was nicht." fasste Julien die Ergebnisse zusammen. Belial rief ein File auf seinem Computer auf. "Er kann ihm alles - unter den gleichen Bedingungen wie sie für ihn galten - erzählen. Der Erzbischof von Turin ist integer. Aber dein Onkel soll sicherstellen, dass es wirklich sein Turiner Kollege ist! Es gibt unter den Dämonen einige, die den Sieg der apokalyptischen Reiter wünschenswert finden!" warnte er. "Gib Julien bitte dein IPhone, Kat, das ist gesichert und er kann seinen Onkel anrufen. Ich weiß, dass der Erzbischof ebenfalls ein Mobiltelefon hat."
Nach einem kurzen Anruf versprach der Erzbischof sich zurückzumelden und schon bald hatten sie einen Termin mit seinem Kollegen in Turin der seine Reliquien gleich am nächsten Tag zugänglich machen würde. Julien wollte sich gerade von seinem Onkel verabschieden, als Belial um das Telefon bat. "Exzellenz, es mag Ihnen nicht viel bedeuten, doch ich möchte mich auch im Namen meines Herrn für ihre Kooperation bedanken." Gleich darauf wirkte er überrascht. "Ich verspreche Ihnen, Exzellenz, Ihr Patensohn und ihre... zukünftige Schwiegerpatentochter sind hier sicher. Nur in sakralen Gebäuden müssen wir uns auf Sie und Ihr Wort verlassen - oder auf... unsere "ehemalige" Seite." Er sah sichtlich überrascht zu Julien. "Natürlich Exzellenz. Die drei besagten Sünder haben sehr klare Anweisungen erhalten Miss Moreau und Katherine zu begleiten, wenn notwendig, sie aber nicht zu belästigen. Armaros wird morgen auch Julien und Kat nach Turin begleiten." Er räusperte sich. "Mitkommen? Ja, eventuell - wobei ich Sie dann bitten würde, keine Kleidung anzulegen die Sie als Priester identifiziert und außerdem gilt ganz klar: Kein Kreuz, kein Weihwasser oder ähnliches!" und dann: "Bis Morgen. Es wird sicher eine interessante Begegnung. Ich lasse Sie von jemandem um 13 Uhr am Haupteingang des Invalidendomes abholen." Er reichte Kat ihr IPhone zurück und sah Julien mit einem etwas belustigten Lächeln an. "Dein Pate ist ein mutiger Mann." Der junge Mann grinste. "Ich weiß."
Am nächsten Nachmittag fand sich der Erzbischof im Arbeitszimmer im Boulevard Hausmann 13 wieder. Der dämonische Sekretär und das kirchliche Oberhaupt von Paris musterten einander einige Augenblicke schweigend, dann reichte der Dämon dem Erzbischof die Hand. "Leute wie Sie, Exzellenz, machen mir und meinen Kollegen das "Requirieren" von Seelen für unsere Seite schwer." Der Kichenmann lachte. "Ich hoffe doch - und ich kann mir nicht vorstellen, dass nach einer Beichte..." Abwehrend hob Belial die Hände. "Zur Erlangung von Vergebung gehört aufrichtige Reue, Exzellenz - und ich kann nicht behaupten, dass ich irgendwas bereue." Der Erzbischof sah den Dämon genau an. "Oh doch..." murmelte er, "Sie bereuen eine ganze Menge, sonst würden Sie hier nicht alls organisieren." "Sie interpretieren zu viel in meinen Dienst für meinen... Herrn, Exzellenz."
Das schien fast das Stichwort für die drei anderen Dämonen gewesen zu sein, die erschienen und gemeinsam mit Kat, Julien und dem Erzbischof vor der Kirche wo bereits - ebenfalls unauffällig gekleidet - der Erzbischoff von Turin sie erwartete. Er führte die drei Gäste - die Dämonen weigerten sich mitzukommen - in die Kammer in der das Grabtuch aufbewahrt wurde. "Volltreffer!" murmelte Julien als das Innere des Verifizierers weiß wurde und das Info-Feld zeigte: Reliquie: Grabtuch des Dreieinigen Gottes in seiner Gestalt als Sohn. Zurückgelassen in der Grabkammer.
Sie überprüften noch einige andere Reliquien für den Erzbischof von Turin - mit ähnlichem Ergebnis wie in Paris. "Massimo - hast du vielleicht noch eine Idee was ebenso ein Zeichen des Sieges unseres Herrn Jesus Christus über den Tod sein könnte wie dieses Grabtuch?" fragte Pierre Pasquier seinen Turiner Amtskollegen. Der dachte kurz nach, dann zählte er auf: "Das Schweißtuch von Oviedo. Juan Ruiz, unser Kollege dort wird sicher mitarbeiten - und da unser Grabtuch echt ist, also einige Untersuchungen haben ergeben, dass die zwei Tücher zusammengehören; gleiche Blutgruppe, gleiche Pollen, gleiche Salböl-Zusammensetzung - oder das Sudarium, das im Vatikan aufbewahrt wird und der "Schleier von Manopello" - die drei würden mir noch einfallen." Pierre Pasquier nickte. "Das Tuch von Oviedo erscheint mir am naheliegensten. Die anderen zwei sind Schweißtücher - also vor dem Tod und der Auferstehung in Berühung mit Jesus Christus gekommen." Die zwei Erzbischöfe blickten einander nachdenklich an.
"Ich glaube nicht, dass es so naheliegend ist." murmelte Kat. Julien sah fragend zu ihr. "Wie meinst du das, ma petite Chatte?" fragte er überrascht. "Na ja - wir haben die Dornenkrone - Holz, sozusagen. Dann haben wir das Grabtuch - Leinen, textiles Material. Ich denke wir brauchen Stein oder Metall. Ein Nagel kommt nicht in Frage, weil das ja ein Todeszeichen wäre - vielleicht?" Juliens Patenonkel nickte verstehend. "Das würde Sinn machen - drei verschiedene Materialien, drei verschiedene Reliquien." "Dann müsst ihr in die Grabeskirche nach Jerusalem." antwortete sein Kollege. "Glaubst du wirklich, dass es so einfach ist, Massimo?" "Es gibt doch auch andere Orte die als Grab gelten. Ich meine jetzt nicht das in Indien oder Japan, aber in der Nähe von Jerusalem." meinte Julien nachdenklich. "Es wird euch wohl nur bleiben alles zu untersuchen." antwortete der Turiner Erzbischof. "Und ich wünsche euch alles erdenklich Gute bei dieser Angelegenheit. Der Segen des Herrn ist mit euch. Wenn ihr das Tuch benötigt, sagt Bescheid." Er umarmte die drei Gäste und brachte sie zu ihren Reisegefährten zurück.
Im Handumdrehen befanden sie sich alle sechs wieder in Paris.
"Das Grabtuch ist echt - damit hätten wir Reliquie Nummer zwei. Der Erzbischof von Turin hatte noch drei andere Ideen, zwei davon haben wir aber schon verworfen - das Sudarium und den Schleier von Manopello." erklärte Julien. "Tja, und dann hatte Kat eine Eingebung die mir recht logisch erscheint... " fuhr sein Onkel fort. Belial sah von einem zum anderen. "In Ordnung - und die wäre?" "Ich meinte, das seien dann zwei Textilien - und ich habe irgendwie das Gefühl, dass das nicht richtig ist. Holz, Textilie und nochmal Textilie passt nicht. Ich denke es muss irgendwie Stein oder Metall sein. Der Erzbischof von Turin hat gemeint, dann müssten wir in die Grabeskirche, aber das scheint auch zu einfach, nicht wahr?" Der Dämon nickte nachdenklich. "Aber das Dritte, was der Bischof nannte - das Tuch von Oviedo, vermute ich?" Sie nickten. "Es könnte für Asien von Bedeutung werden - bei der Bekämpfung der dortigen Seuchen... Ich werde das abklären." Er dankte Pierre Pasquieu und ließ ihn von Gadreel zum Invalidendom zurückbringen, während er Kat zu ihrem Unterricht - der nicht nur aus Magie bestand - schickte und es anschließend selbst übernahm Julien in das Portalsystem des Hauses einzuweisen.
Kat saß über ihren Hausaufgaben als ihr Freund in die Bibliothek kam. Sie seufzte. Julien lächelte ihr aufmunternd zu, setzte sich neben sie und versuchte zu helfen. Mathematik, Astronomie, Astrologie - die Dämonen setzten bei Kat eher auf eine Naturwissenschaftliche Bildung, wie sie selbst zu ihrem Leidwesen anmerkte.
"So, fertig. Ich brauche jetzt was zu Essen!" murmelte sie und stand auf. "Musst du deine Hausaufgaben nicht mitnehmen oder zusammenräumen?" Sie grinste. "Das ist der Vorteil dämonischer Lehrer - sie wissen wenn ich fertig bin und sammeln es selber ein."
In der Küche trafen sie auf Mathilde, die Köchin. Die kräftige Französin lächelte freundlich. "Eine Fliegenpilzsuppe, Mademoiselle?" fragte sie mit einem Zwinkern. "Eine WAS?" fragte Kat entsetzt. Die Köchin lachte. "Ich wollte Sie nur necken, Mademoiselle, ich habe noch Pfifferlingcremesuppe von gestern Abend." "Oh, ja, ich hätte gern einen Teller!" meinte Julien, während Kat sich innerlich schüttelte. Mathilde zwinkerte ihr zu. "Ah, bien, ich sehe, keine Pilzsuppe. Vielleicht möchten Sie lieber einen Teller Spaghetti mit Carbonara-Sauce?" Kat nickte und eine halbe Stunde später stand ein großer Teller Nudeln mit Schinken-Sahne-Sauce vor Kat und Suppe mit Brot vor Julien. Kaum waren beide mit dem Hauptgericht fertig, stellte die fröhliche Köchin auch noch einen Schokoladenpudding vor die beiden - mit einer Schale Kekse. Nachdenklich sah Kat sich in der Küche um.
"Mathilde?" fragte sie leise. "Oui, Mademoiselle?" "Wissen Sie ich habe das Gefühl, dass Lucille die... die erste Eigentümerin von meinem Grimoire war und irgendwie als Kammerzofe von Alex ein wenig von ihrer "Schuld" als Hexe abarbeiten kann... Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber..." Mathilde sah betreten zur Seite. "Oui, Lucille ist jene Hexe und Sie fragen sich, Mademoiselle, ob ich auch eine gewesen bin und..." murmelte sie, seufzte und fuhr fort: "Oui, auch ich bin eine Hexe gewesen. Ich war die Hexe, die für die Mästung von Opfern zuständig war - für die hohen satanischen Feiern. Lucilles Strafe wird durch diesen Dienst gemindert." erklärte sie. "Wie das? Sie ist total unfreundlich." murmelte Kat. "Nun ja, aber sie bedient und unterstützt Madame la Grande-Prêtresse - und die irgendwie tägliche Demütigung, dass sie sieht, dass Sie, die Sekretärin von Madame la Grande-Prêtresse jetzt ihr Grimoire nutzen und sogar von seinem Schreiber unterrichtet werden... Dazu kommt das Wissen, dass Sie und die Madame la Grande-Prêtresse - die ein sogar noch mächtigeres Grimoire bekommen hat - trotz des Gebrauchs des Zauberbuches nie der Finsternis anheim fallen werden, obwohl sie beide mächtigere Hexen sein werden als Lucille jemals war." "Darum hat sich der Reliquien-Verifizierer auch zuerst schwarz, aber dann sofort grau gefärbt, als wir in über dein Grimorie gehalten haben." murmelte Julien. Mathilde nickte. "Oui, ein Grimoire unterstützt eine Hexe, es regiert sie nicht. Eine Hexe entscheidet selbst wie sie ihr Grimoire benutzt. Wie in allem gilt auch hier das Prinzip des freien Willens"
"Dann wird dir auch ein Teil der Strafe erlassen?" Mathilde sah zur Seite, dann schüttelte sie den Kopf. "Non, Mademoiselle Reynard. Lucille ist verpflichtet worden, oder besser... sie wurde gefragt ob sie... Ich habe gebettelt..." flüsterte sie.
Belial tauchte unbemerkt im Türrahmen auf und bevor Kat oder Julien irgendwas auf die Worte der Köchin erwidern konnten, sagte er: "Du hast gebeten hier kochen zu dürfen, Mathilde und dieser Bitte wurde stattgegeben." Sie drehte sich hastig um, machte einen Knicks und fragte ob er etwas zu Essen wünsche. Der Dämon lächelte. "Hm, ja, der Schokoladenpudding sieht gut aus - gibt es noch einen für mich?" "Naturellement, Sire." antwortete sie schüchtern. "Wo soll ich Ihnen den Schokoladenpudding servieren?" "Ich werde ihn hier mit Catherine und Julien essen." Mit einem belustigten Lächeln beobachtete er sie einen Moment, bevor er fragte: "Gefällt es dir hier eigentlich, Mathilde?" "Oui, alle sind sehr nett..." flüsterte sie. "Hm... Wann sollst du doch zurück in die Hölle?" Sie schluckte. "Wahrscheinlich mit den anderen gemeinsam, wenn meine Zeit hier vorbei ist, aber das ist in Ordnung, Sire, ich habe das verdient und eigentlich bin ich ziemlich unwert hier zu kochen." sagte sie mit einem traurigen Lächeln. Sie wollte sich wieder dem Herd zuwenden als Belial belustigt entgegnete: "Luciens und Lucilles Rückruf liegen schon in meinem Schreibtisch. Sobald ihre Hilfe nicht mehr gebraucht wird, kehren sie in die Hölle zurück. Komisch, deinen muss ich irgendwie übersehen haben..."
Mathilde fiel der Topf aus der Hand. "Wie meinen Sie das?" fragte sie verwirrt. "Alex und Nick kommen ohne Kammerzofe und -diener aus, aber eine Köchin... Mathilde, deine Strafe wird in Zukunft sein, dass du hier für Generationen von - sagen wir vorläufig mal Hohepriestern und -priesterinnen - Bewohnern dieses Hauses kochst. Du wirst sehen wie sie geboren werden, aufwachsen, leben, sterben. Du wirst mit Ihnen leiden, wenn du die Menschen magst für die du sorgst, leiden wenn sie sterben, trauern oder Schmerzen fühlen, du wirst dich mit diesen Menschen freuen, mit ihnen feiern, Verlobungen, Hochzeiten, Geburten, Taufen oder auch nur Geburtstage oder Weihnachten und Ostern, wenn du magst - bis zum Tag des Jüngsten Gerichtes, Mathilde. Wenn du das nicht willst, dann sag es und du kehrst in die Hölle zurück wo dann darüber beraten würde ob du einen Teil deiner Schuld abgetragen hast und wenn ja wie viel."
Mathilde sank auf die Knie. Tränen liefen über ihre Wangen. "Ich darf hier bleiben?" fragte sie ungläubig. "Ja, solange du willst - oder bis zum Ende der Tage." bestätigte der Dämon mit einem belustigten Seufzen. Ein Lächeln erhellte das Gesicht der Köchin. "Danke, Sire, ich werde meine Aufgabe gut machen, es soll den Menschen hier gut gehen und... und..." Er lachte. "Dann solltest du jetzt aber aufstehen und dich um das Abendessen kümmern. Der Schokoladenpudding ist übrigens ganz vorzüglich, danke." Er verschwand mit einem leisen Lachen. Sichtlich glücklich begann Mathilde leise zu singen und begann zu kochen. Kat und Julien wollten ihre Teller und Schälchen in die Spülmaschine räumen, doch sie wehrte lächelnd ab, drückte ihnen die Keksschale in die Hand und sagte: "Geht, Kinderchen, ich mache das schon. Ihr wollt sicher Fernsehen schauen." Julien grinste als er sich bedankte, nahm Kat in den Arm und zog sie durch das Portalsystem ins Kino, das sich in dem Komplex befand. Mit einem Lächeln auf Kat wählte er einen Film und startete ihn. Überrascht sah sie ihn an als sie merkte, dass er "Die Schöne und das Biest" von Disney gewählt hatte.
Es war Abend geworden. Mathilde hatte ein unglaubliches Menü servieren lassen von dem selbst Yolotli und Acactili beeindruckt gewesen waren. Belial wirkte ein wenig müde als er mit Akten beladen dazu kam und alle ins Wohnzimmer bat - zur Strategiebesprechung en famille.
"Zwei Artefakte haben wir um den Tod zu besiegen - und das Schweißtuch von Oviedo - ich habe mal nachgeforscht, würde in Asien helfen, wo die Pest sich aufhält. Ich würde euch bitten, morgen nach Spanien zu reisen und zu verifizieren dass es wirklich das ist was es sein soll - und ebenso im Petersdom das Sudarium überprüft und in Italien den Schleier von Manopello. Außerdem muss ich euch bitten - ebenfalls für Asien - die Echtheit des - dortigen Heiligen Grals in der Basilika San Isidoro in León zu überprüfen. Übermorgen müsstet ihr euch dann ins sogenannte Heilige Land aufmachen. Ich werde Mathilde bitten ein paar Vorratsrucksäcke zu packen und... ihr werdet die mit zur Grabeskirche nehmen, wo die Kirchengemeinden, die Orthodxe und die Katholische, versuchen eine Armenspeisung aufrecht zu erhalten. Kat schluckte leise. "Wir sollen am Samstag... aber ich nehme garantiert keine Leichenteile mit!" Armaros legte beruhigend eine Hand auf die Schulter. "Nein, die werden wir weiter südlich abliefern, außerhalb des Heiligen Landes." "Du willst uns am Freitag aus dem Weg haben - wenn die ersten Opferungen...?" Der dämonische Sekretär nickte. "Entgegen unserer Planungen waren wir ja am Montag erst in der Sorbonne. Am Freitag seid ihr so im Heiligen Land. Kat schüttelte erstaunt den Kopf. "Kaum zu glauben, dass ich schon über eine Woche hier bin..." murmelte sie.
"Wir können also helfen die Pest zu bekämpfen und den Tod - aber was ist mit Hunger und Krieg?" fragte Julien und legte zärtlich einen Arm um Kat. "Die anderen Teams dort melden sich, wenn sie etwas vermuten, was helfen kann. In Amerika ist es ein Mexikanisches Team, in Afrika ein ägyptisch-jüdisches und da Großteile Afrikas muslimisch sind ist der Weg hier und da anders. Er basiert nicht auf Reliquien sondern auf der Umsetzung des Glaubens. Auch in Asien ist das ähnlich, Julien: Alles Leben ist Leiden. Aber da es auch dort Christen gibt - wie in Afrika - ist es dort ein ebenfalls dreifacher - aber gemischter Weg. Der Herr hat das Volk Israel 40 Jahre mit Manna versorgt während ihrer Wüstenwanderung..." Julien nickte nachdenklich. "Verstehe. Das heißt, dass wir nur für Europa und Amerika sozusagen je drei Reliquien finden müssen weil es bei uns und dort die vorherrschende Religion ist aber nur sozusagen je eine für Asien und Afrika?" "So in etwa. Ich werde den Patriarchen von Jerusalem benachichtigen lassen und die Oberhäupter der Familien Joudeh und Nusseibeh, der Schlüsselhüter. Dein Onkel würde sicher den Erzpriester bevorzugen, aber... nun ja..."
"Kat und ich werden zurecht kommen. Vielleicht sollten wir uns mit den Familien der Schlüsselhüter einigen und wenn ich ehrlich bin, ...ich vertraue - glaube ich - mit den Lebensmitteln eher der muslimischen Tradition. Nichts gegen die orthodoxen Kirchen und die Franziskaner, aber da ist kaum mal was sauber gelaufen und daher... denke ich, dass die Lebensmittel wenigstens halal sein sollten..." Überrascht sahen die Dämonen einander an. "Und das von jemandem wie dir, Julien, der Anfang der Woche noch davon überzeugt war, dass er Pfarrer werden will?" meinte Samyaza belustigt. Julien grinste. "Die Wege des Herrn sind unergründlich." "Schluss damit! Kat, Julien, ab ins Bett, morgen und übermorgen werdet ihr viel zu tun haben und solltet ausgeruht sein!" ordnete Belial an. Wie immer sagte er das ruhig und gelassen und legte nicht sehr viel Nachdruck hinein, doch seine Anordnungen wurden befolgt - ohne Widerspruch. Julien sah ihn nachdenklich an, schüttelte dann jedoch nur den Kopf, wünschte allen eine Gute Nacht und zog Kat mit sich. Ihre Suiten lagen im gleichen Korridor.
Es war früher Morgen als Armaros Kat weckte. "Aufstehen, Morgenmuffelchen. Der Chef besteht darauf, dass ihr früh aufsteht und zeitig nach Italien aufbrecht. Im Vatikan werdet ihr bereits in zwei Stunden erwartet - und Mathilde hat durchgesetzt, dass ihr beide nicht ohne Frühstück aufbrecht, Julien und du." Kat lächelte verschlafen und stand auf. Eilig machte sie sich fertig und erschien eine halbe Stunde später in der Küche, wo sie auf Julien und Belial traf. "Nein Exzellenz - Exzellenz, Sie müssen auf die beiden nicht..." Der Dämon telefonierte. Julien grinste als er Kat zuflüsterte: "Onkel Pierre - er besteht darauf zu helfen wo er helfen kann." Irgendwann seufzte der Dämon resignierend. "Bien sur, ich werde sie in zwanzig Minuten vor dem Hauptportal Ihres Amtssitzes abholen lassen!" Er steckte sein Mobiltelefon ein und ließ sich mit einem leisen Stöhnen auf einen der Stühle fallen. "Verdammt, ist dein Patenonkel hartnäckig!" meinte er an Julien gewandt.
Der lächelte - wobei sein Lächeln erst traurig wirkte. "Seit dem Tod meiner Eltern vor acht Jahren bin ich bei ihm aufgewachsen. Er ist wie ein Vater für mich und er nimmt seine Aufgabe als Patenonkel sehr ernst. Ich wollte vielleicht in erster Linie Priester werden, weil er mich immer beeindruckt hat, bis ich Kat begegnen durfte..." Liebevoll betrachtete er Kat, die gerade von Mathilde einen großen Teller mit Rührei, Speck, gegrillten Würstchen, Toast, baked Beans und einer gebackenen Tomate vorgesetzt bekam. "Kommen Mademoiselle Reynard und Monsieur Dubois zum Mittag zwischenzeitlich zurück oder soll ich für die beiden Lunchpakete packen - und für den Erzbschof natürlich, Sire?"
Julien blickte beide fragend an. Kat wunderte sich darüber. "Hm... gute Frage - aber ich glaube, wenn die beiden Rom und Manopello hinter sich haben, freuen sie sich, wenn sie hier kurz die Füße hochlegen können. Koch also was Gutes, Mathilde - und plane Erzbischof Pasquieu mit ein." Die Köchin knickste. "Merci, Sire, so weiß ich Bescheid." Mit einem leisen Lachen nahm der Dämon gleich darauf zur Kenntnis, dass Mathilde jedoch neben Julien und Kat ein Täschchen legte. "Selbstgemachter Johannisbeersaft mit Mineralwasser verdünnt zum Trinken und ein paar Kekse, frisch aus dem Ofen."
Kat lachte. "Meine Güte, wenn wir das nicht bald hinter uns gebracht haben, dann werde ich nicht mehr durch die Türen passen wenn das vorbei ist." Mathilde zuckte zusammen und starrte Kat entsetzt an. "Pardon, Mademoiselle Reynard, ich..." "Oh Mathilde, das war von mir im Scherz gesagt, bitte verzeih. Deine Kochkünste sind vorzüglich und ich muss ja nicht essen. Ich habe mich einfach falsch ausgedrückt und nicht nachgedacht." Mit einem scheuen Blick zu Belial, der ihr beruhigend zunickte antwortete sie: "Schon vergessen, Mademoiselle." "Mathilde, ich bin Kat... Catherine, nicht Mademoiselle." Wieder ging ein Blick zu dem Dämon, der mit eine belustigten Nicken sein Einverständnis zu geben schien. "Und ich Julien - wo wir schon mal dabei sind, Mathilde." Die Köchin lächelte Kat und Julien an. "Merci - und ich... nun ja, Mathilde. Also was möchtet ihr heute Mittag essen? Eine schöne Zwiebelsuppe? Oh ich weiß, wie ist es mit einem Rehbraten in Kirschsoße mit Beilagen? Und zum Nachtisch eine Rotweincreme?" "Nimm die Zwiebelsuppe weg und ich bin dabei." meinte Kat grinsend. Julien zog eine Augenbraue hoch. "Keine Rotweincreme für ma petite chatte, Mathilde - wie wäre es mit Creme Brûle?" "Einverstanden, Julien." antwortete die Köchin mit einem belustigten Lächeln. "Und vielleicht eine Rinderconsomee vorweg - wo Kat keine Zwiebelsuppe mag." Mathilde lächelte. "Mir wird was einfallen."
In diesem Moment kam Erzbischof Pasquieu in die Küche geschlendert. "Ich habe ihn - wie angeordnet - abgeholt." meldete Armaros, der Juliens Onkel belustigt folgte. Der Erzbischof begrüßte alle Anwesenden, nahm Julien und Kat zur Begrüßung in den Arm und verkündete: Ich habe bereits mit meinem Bruder Juan Ruiz in Oviedo gesprochen und auch im Vatikan werden wir - genauso wie in Manopello erwartet." Belial blickte ihn verärgert an. "Exzellenz, für das nächste Mal werden Sie das bitte mit mir absprechen! Ich denke, das ist nicht zu viel verlangt!" wies er den Geistlichen zurecht. "Ich mache es den Kindern doch nur einfacher mit den Kontakten." antwortete der erstaunt. "Und woher wollen Sie wissen, ob Juan Ruiz wirklich vertrauenswürdig ist? Oder wer im Vatikan eigentlich gar nicht dahin gehört, sondern für die... für mich und meinesgleichen spioniert und sabotiert?" "Ach, Sire, der Erzbischof macht sich doch auch nur Sorgen um das Wohlergehen der lieben Kleinen." murmelte Mathilde besänftigend als sie Juliens Onkel ein Lunchpaket in die Hand drückte.
Belial bedachte die Köchin mit einem belustigten Blick, dann nickte er Armaros zu. "Bring die drei nach Manopello, danach bis vor die Grenzen des Vatikans. Anschließend kommt ihr zum Mittagessen zurück. Mathilde möchte "unsere Nesthäkchen" hier verwöhnen - und den Erzbischof dazu. Danach werden wir sehen ob du sie nach Oviedo begleitest oder jemand anderer - und danach in die Basilika San Isidoro in León." Armaros deutete eine Verbeugung an, trat hinter Kat, Julien und den Erzbischof und verschwand mit ihnen. Irgendwo in den Bergen kamen sie an. "Dort, das dürfte die Klosterkirche sein." sagte der Dämon und lehnte sich gegen einen Baum. "Ich warte hier auf euch."
Julien sah ihn an. "Armaros - eine Frage: Wer ist Belial wirklich? Mathilde redet ihn mit Sire an - und das ist eigentlich die Anrede für einen Monarchen oder König und ihr alle tut, was er euch sagt..." Der Dämon zuckte mit den Schultern. "Belial ist der, der er ist. und jetzt geht euch dieses Läppchen angucken!"
Mit einem zweifelnden Blick wandte Julien sich Kat zu und ging mit ihr und seinem Patenonkel zum Kirchengebäude. Pierre Pasquieu läutete und als ein Mönch öffnete, stellte er sich vor, worauf man sie sofort zum Abt brachte, der sie freundlich empfing. "Sie wollen unsere kostbare Reliquie sehen?" fragte er freudig. "Hier entlang!" Er führte sie in zu den Reliquien. Kat zog das kleine Gerät hervor. Das Feld wurde weiß. "Reliquiar: Inhalt: einer von 4 Teilen (Verarbeitungstechnisch trennbare Lagen, auf alle 4 übertragenes Abbild) des Schweißtuches, das Berenike/Veronika, dem Dreieinigen in Gestalt des Sohnes auf dem Weg nach Golgatha gereicht hat." las Kat vor. Der Abt wich andächtig zurück. "Das heißt, dieses ist wirklich mit unserem Erlöser in Berührung gekommen?" fragte er sichtlich bewegt. Julien nickte. Sein Onkel erklärte dem Abt leise, dass die Reliquie vielleicht gebraucht würde. Der alte Mann wollte das mit dem Vatikan abklären, doch der Erzbischof redete ihm das leise aus. "Wir wissen nicht, wem wir vertrauen können!" hörte Kat ihn auf den Abt einreden. Sie verabschiedeten sich und versprachen - falls möglich - nach dem hoffentlich bald gewonnenen Kampf gegen die Apokalpytischen Reiter zurückzukehren um die restlichen Reliquien zu prüfen. "Vorausgesetzt, dass wir den Verifizierer behalten dürfen." schränkte Julien allerdings ein.
Auf dem Weg zurück zu ihrem Begleiter fragte Kat ihn: "Was meinst du mit "wenn wir ihn behalten dürfen"?" "Genau das. Weißt du, der Glaube versetzt manchmal Berge und wenn die Leute glauben, dass beispielsweise der Fingerknöchel des Heiligen X in irgendeinem Reliquiar im Zusammenspiel mit Vertrauen in Gott und Gebet ihre Krankheiten heilt, dann ist das so." Julien merkte dass sie etwas sagen wollte, als sein Onkel sagte: "Catherine, überleg doch: Würdest du wirklich hingehen wollen und den Leuten diesen Glauben nehmen wollen indem du sagst: Nein, das ist nicht der Fingerknöchel des Heiligen X sondern der von Monsieur X, einem unbedeutenden Tagelöhner - vielleicht aus der richtigen Zeit, aber vielleicht auch irgendwann von jemandem ausgegraben. Schlagartig würden die Menschen sehr viel Hoffnung verlieren - und darum geht es nicht, denn das wäre kontraproduktiv." "Aber ich..." "Pst, ma petite Chatte. Du kannst ja heute Abend fragen."
Armaros blickte erstaunt von einem zum anderen. "Das ging ja fix. Dann können wir ja jetzt nach Rom." "Ich werde erstmal was trinken und einen der Kekse von Mathilde essen. Willst du auch einen?" sagte Kat und reichte ihm einen der Kekse aus ihrem Lunchpaket. Der Dämon grinste, nahm ihn aber und biss hinein.
Unvermittelt - ohne Vorwarnung - tauchten sie unbemerkt vor dem Petersplatz in Rom auf. "Jetzt sind sie an der Reihe, Exzellenz." sagte Armaros mit einem Lächeln. "Das hiesige Schweißtuch wartet." Der Erzbischof lächelte, und zog seinen Patensohn und Kat mit sich. Er wandte sich an den Wachhabenden der Schweizer Garde und bat ihn mit dem Kommandanten reden zu dürfen, der sie daraufhin persönlich abholte. Der Camerlengo nahm sie im Petersdom in Empfang. Nachdem der Erzbischof ihm leise erklärt hatte, wieso er in zivil gekommen war und nicht etwa seine Soutane trug, nickte der Kardinal und brachte sie durch die Menge der Betenden hindurch die sich im Petersdom drängelten zu der Säule. Unauffällig legte Julien den Verifizierer daran und sah überrascht, wie sich das Feld blau verfärbte. "Reliquiar beinhaltet Schweißtuch des Apostel Petrus, nachbearbeitet im 8. Jh. um Bildeffekt zu erhalten."
Julien hob sichtlich erstaunt die Augenbraue. "Und, ist es echt?" fragte der Camerlengo aufgeregt. "Es ist eine bedeutende Reliquie, die hier am richtigen Platz ist, Eminenz." antwortete er ausweichend. "Ich danke Ihnen, dass Sie es möglich gemacht haben." Er wandte sich an seinen Onkel: "Onkel Pierre, wir müssen unseren "Flug" kriegen." Sie verabschiedeten sich von dem sichtlich freudig aufgeregten Kardinal und eilten davon.
"Was war denn? Hast du..." "Ja, aber es ist eine nachbearbeitete Version - zudem vom Apostel Petrus." Informierte Julien seinen Onkel. Der Bischof lächelte. "Du hast dich gekonnt aus der Affäre gezogen, Bravo." meinte der ein wenig belustigt.
Der Dämon sah sie fragend an, als sie auf ihn zukamen. Kat schüttelte den Kopf. "Wisst ihr was, ihr macht so einen niedergeschlagenen Eindruck, dabei war das erste doch ein Erfolg. Ich lade euch drei auf ein Eis ein. Ich kenne hier eine richtig gute Gelateria in Italien." sagte er aufmunternd und gleich darauf standen sie vor dem Eisladen, wo er für jeden einen Eisbecher bestellte.
"Seht es positiv," meinte er als sie am Tisch saßen. "Manopello war doch gut, Turin und Paris ebenfalls. Schauen wir doch was Oviedo und León bringen. Bei Oviedo bin ich recht zuversichtlich." Julien seufzte. "Ja, aber ich hatte gehofft, dass wir... es aufhalten können." "Alles hat seine Zeit und alles braucht seine Zeit." lautete die rätselhafte Bemerkung des Dämons, dann kehrten sie zum Mittagessen nach Paris zurück.
Belial erwartete sie bereits und nahm den Bericht zur Kenntnis. Er nickte als habe er das Ergebnis bereits gekannt und wollte das Esszimmer verlassen, als Kat ihn zurückrief. Er drehte sich mit leichter Belustigung um. "Catherine?" fragte er. "Wolltest du nicht mit uns essen?" "Das ist es nicht, was du wissen wolltest..." "Vorerst vielleicht ja doch..."
Er fuhr sich mit der Hand durch die dunklen Locken. "Katherine, stell mich nicht auf die Probe." "Wenn du weißt was ich wissen will, dann beantworte es mir doch!" forderte Kat. Der Dämon lehnte sich lässig in den Türrahmen und sah Julien und sie an. "Ihr müsst schon fragen..." "Den Verifizierer - was geschieht damit, wenn wir - na ja, fertig sind, mit der Aufgabe die passenden Reliquien zu suchen? Dürfen wir ihn behalten oder...?" Der Dämon lächelte. "Wenn es nach mir ginge, Kat, ja... weißt du wie viele Träume und wie viel Glauben damit durch Fakten zerstört würde?" antwortete er. "Das Ding würde der Hölle direkt in die Hände spielen. Aber das hat Julien dir doch schon erklärt." Er sah den jungen Mann an. "Und was deine Frage betrifft: Belass es dabei, dass ich der Sekretär in diesem Haus bin, derjenige der das organisiert was organisiert werden muss." Julien zog auf die ihm eigene Weise die Augenbraue hoch. "Und schon bin ich genauso klug wie vorher..." sagte er belustigt. Belial lachte. "Um die erste Frage zu beantworten, Kat: Ja, ich wollte und ich werde mit euch essen. Zwar muss ich nicht, aber Mathilde hat sich übertroffen und ich bin neugierig wie es schmeckt."
Das Mittagessen "en famille" schloss diesmal auf ausdrücklichen Wunsch der Bewohner des Hauses auch Mathilde mit ein und fand - da die Köchin alles natürlich warm servieren wollte - in der Küche am großen Esstisch statt. Nick-Yolotli und Alex, Philip-Acactili und der Erzbischof diskutierten mit den vier Dämonen und Kat und Julien.
"Das Problem ist, dass ich nicht sicher bin, ob wir den Schleier von Manopello nicht teilweise zerstören lassen müssten um ihn wirksam einsetzten zu lassen - und das wird der Abt sicher nicht zulassen..." erklärte Belial gerade Juliens Onkel, der dagegen hielt, dass die Reliquien ja zum Bekämpfen der Finsternis da seien.
"Sire... ich bin nicht sicher ob ich... das Recht habe etwas dazu zu sagen, aber..." begann Mathilde scheu. Belial sah sie freundlich lächelnd an. "Aber natürlich. Du bist innerhalb kürzester Zeit so etwas wie ein Team- oder sogar Familienmitglied geworden, falls du das nicht bemerkt hast. Das gibt dir das Recht an den Diskussionen teilzunehmen." ermunterte er sie. Mathilde räusperte sich verlegen errötend. "Es gab damals... ich meine, als ich noch normal innerhalb meiner Lebensspanne auf der Erde war... also da haben Statuen und Ikonen geweint. Tut der Himmel - also passiert solches nicht auch heute noch? Das wäre vielleicht ja sogar wirksamer als Tücher oder andere Reliquien die noch irgendwie verarbeitet werden müssen, also zum Beispiel ausgekocht oder eingeweicht..."
Der Dämon sah sie erstaunt an, dann lächelte er. "Eine sehr gute Idee, nur bräuchten wir dazu einen "Wunder-Verifizierer" und keinen "Reliquien-Verifizierer", fürchte ich." "Hmm... wenn einer von euch - also ich meine Gadreel, Samyaza, Armaros oder du - diese Flüssigkeiten in die Finger bekommen würden... könntet ihr dann nicht irgendwie verifizieren? Ihr würdet doch erkennen ob es normales menschliches Blut ist oder irgendwie... ich weiß nicht wie ich das ausdrücken soll... also auf jeden Fall ob es normal ist oder irgendwie anders. Genauso bei Ölen oder den Perlen, die eine Statue in Tibet weinen soll." wandte Julien ein. Der dämonische Sekretär sah ihn belustigt an. "Du stellst dir das ja sehr einfach vor. Wenn einer von uns mit einer Flüssigkeit die "irgendwie anders" ist in Berührung kommt, kann das unangenehm für uns werden..."
"Verstehe..." Julien blickte seinen Onkel an. "Dann müssen wir eine andere Möglichkeit finden." Armaros lachte leise. "Julien, Belial hat nicht gesagt, dass er oder wir die Gefahr nicht eingehen würden..." sagte er leise. Überrascht sah der Theologie-Student von einem zum anderen. "Ich bin mir nur nicht so sicher, ob es ratsam ist euch beide um "Blut, Schweiß und Tränen" einzusammeln selbst Blut, Schweiß und Tränen vergießen zu lassen. Aber ich werde die Anregung durch die Nachrichtenkanäle an die Teams in Asien und Afrika weitergeben." "Ich wünschte, man könnte auch irgendeinen "Friedenstrank" zusammenrühren und den über Amerika - Nord wie Süd - versprühen wie Nebel." murmelte Kat frustriert. "Krieg und Frieden sind wie Tag und Nacht, Gut und Böse. Frieden fängt in den Herzen an. In Amerika können wir nicht helfen." sagte Gadreel leise. "Höchstens ich - und nicht auf der Friedensseite, da ich den Menschen die Kriegsführung beigebracht habe..." fügte er bitter hinzu. "Wir alle stehen für unsere Entscheidungen und Verfehlungen gerade, mein Freund. Der freie Wille ist ein zweischneidiges Schwert." antwortete Belial rätselhaft.
Er wandte sich an die Köchin. "Mathilde... stelle bitte Flugsalbe her. Kat sollte langsam auch lernen auf einem Besen zu fliegen und immer welche dabei haben, damit sie und Julien in Zukunft vielleicht schnell verschwinden können. Wenn das ganze vorbei ist, dann wirst du Kat zeigen wie sie die selber herstellt." Mathilde zuckte zusammen. "Sire... ich..." Sie blickte zögernd zu Kat. "Mathilde, Zusagen der Hölle werden nie leichtfertig gemacht. Katherine ist anders. Hat Julien dir nicht erzählt, dass der Reliquienverifizierer das Grimoire von Kat weder schwarz noch weiß angezeigt hat, sondern grau? Gleichgewicht, darum geht es, und beide Seiten dürfen je nach Nutzen Wissen in die Waagschalen werfen. Ich bin mir sicher, die Gegenseite wird am Ende genug aufbieten um unseren "schlechten Einfluss" mehr als auszugleichen. Und deine Position hier ist dir sicher." Kat sah erstaunt aus. "Ich dachte immer da reicht ein Zauberspruch, sowas wie "Ene mene mei, flieg los Kartoffelbrei!" oder ähnliches." Samyaza lachte laut auf. "Vergiss das "Hex hex" nicht, Bibi Blocksberg!" rief er belustigt und brachte damit alle zum Lächeln oder sogar Lachen. "Katherine?" Kat sah zu Belial, der sie angesprochen hatte. "Ja?" "Die Fähigkeit unbelebte Dinge an dich zu binden und sie kurzzeitig zu beleben kann dir nur die andere Seite verleihen. Momentan wirst du dir mit Flugsalbe helfen müssen - und mit schwarzer Magie. Aber wenn du lieber einen Besen wie Bibi Blocksberg haben möchtest, dann wirst du selber fragen müssen!"
Er wandte sich an Samyaza: "Bring die beiden samt dem Erzbischof nach Oviedo und dann nach León!" Der Dämon nickte. "Sire... ich bin mir nicht sicher... aber Lucille könnte... sie könnte Flugsalbe haben. Sie war vorgestern hier in der Küche... und danach wies alles darauf hin..." ließ Mathilde sich vernehmen. Belials Gesicht war zuerst nachdenklich, dann sichtlich wütend. "Samyaza, überprüfe das bitte augenblicklich. Du wirst dazu nicht länger als fünf Minuten brauchen und wenn sie wirklich Flugsalbe hergestellt hat, bring Lucille her!" Der Dämon nickte und verschwand. Kurz darauf kam er mit der Kammerzofe von Alex zurück. In einer Hand hielt er eine Dose aus Holz. Belial nahm sie ihm ab und öffnete sie.
Sein Gesicht war neutral. "Lucille... wie lautete doch das Abkommen für deinen Dienst hier?" Die Frau sah trotzig aus als sie antwortete: "Ich werde vor diesen beiden Frauen buckeln und zusehen, wie diese Kleine da mein Grimoire zögerlich und wimmernd benutzt weil sie nicht Hexe genug ist um zu wissen wie man es anwendet und dafür werde ich belohnt." Belials Stimme war hart als er entgegnete: "Das Abkommen war: Du dienst Alexandra Moreau als Kammerzofe mit allem gebührenden Respekt und der gebotenen Aufmerksamkeit und respektierst Catherine Reynard! Du wirst während deines Aufenthaltes auf der Erde keine Magie anwenden oder Elixiere herstellen! Solltest du einen dieser Punkte missachten wurden dir empfindliche Strafen angedroht!" Er gab Gadreel ein leichtes Zeichen mit der Hand, worauf dieser die Kammerzofe packte. "Bring sie zurück in die Hölle - und biete... Selvaggia den Vertrag an!" Der Dämon nickte und verschwand.
"Alex, rufe bitte mal dein Grimoire..." flüsterte Julien. Belial sah sich belustigt zu ihm um. "Kluger Junge, hm?" murmelte er spöttisch und bevor Alex sich weigern konnte es zu rufen hielt er ihr Grimoire in der Hand, das er vor sie hinlegte. "Na los, schau nach was du wissen willst..." Julien nahm den Reliquienverifizierer von Kat, hielt ihn über das Grimoire und keuchte im nächsten Moment auf, als das innere Feld schwarz wurde und lediglich rauchige Schwaden durch die Fläche zogen. "Zweitmächtigstes existierendes Grimoire, verfasst und diktiert von Lucifer, in Teilen geschrieben von Samyaza. Entstanden 1513 AD für Selvaggia Bragi, Großhexe von Venedig, Oberhexe des sogenannten Heiligen römischen Reiches. Nach Erfüllung des Paktes wieder im Eigentum Lucifers, seit dem 03.01. diesen Jahres als Geschenk im Rahmen des Kooperationsvertrags vergeben an Alexandra Moreau-Boyle, Duchesse de la Grâce." las Julien vor. "Kooperationsvertrag?" fragte er erstaunt. "Ja - Himmel und Hölle haben einen Vertrag geschlossen in Zukunft hier und da zu kooperieren - falls notwendig. Aber genug davon!" Er wandte sich an Samyaza. "Da wir nun Flugsalbe haben... bring Kat gleich den Zauber bei und lass sie auf einem Besen zur Probe eine halbe Stunde üben!"
"Ich will das nicht lernen!" protestierte Kat. "Wenn Mathilde die Flugsalbe nicht kochen wollte ist da irgendwas faul dran!" Belials Augen verengten sich. "Du weigerst dich?" fragte er. Kat nickte tapfer. "Gut... Dann könnt ihr aufbrechen!" Er sah Samyaza aufmerksam an. Der Dämon nickte und gleich darauf standen sie vor dem Dom von Oviedo. "Gib Julien den Verifizierer, Kat." Sie sah den Dämon überrascht an. "Wieso?" fragte sie plötzlich misstrauisch. "Weil du für deine Weigerung bestraft werden sollst." Sie starrte ihn an. Julien zog sie an sich. "Das werde ich nicht zulassen!" Der Erzbischof hatte sich schon umgedreht um zum Dom zu gehen, doch jetzt hielt auch er inne. "Julien, es ist egal ob du es zulassen willst oder nicht, Belial hat es angeordnet und er hat in Paris das Kommando. Macht es mir bitte nicht schwerer als es ohnehin schon ist." Er fuhr sich unwillig durch die Haare als Kat ihn mit einer Mischung aus Angst und Verärgerung ansah. "Ihr redet immer vom "freien Willen" und jetzt soll ich dafür bestraft werden ihn zu haben?" fragte sie während Julien klar stellte: "Ich werde ohne Kat nicht in diese Kirche gehen!" Samyaza ignorierte Julien und blickte Kat an. "Wahrscheinlich hätte er dir sagen müssen, dass für Alex und dich momentan andere Gesetze gelten. Freier Wille ist schön und gut, aber nicht dann, wenn wir nur eine begrenzte Zeit haben dir und Alex all das beizubringen was Belial für nötig hält..." Er zwang Kat Julien den Verifizierer zu geben, packte sie und landete auf einem brennenden Haus mit ihr.
"Du hast eine halbe Stunde, Kat. Mein Herr will, dass du darum bettelst das Fliegen lernen zu dürfen! Wenn du das tust, wird er dir helfen, wenn nicht..." Er zuckte die Schultern, dann verschwand er. Ängstlich sah Kat sich um, bevor sie ob des Betrugs wütend wurde. "Verräter!" rief sie, "Ich sollte in Paris sicherer sein als auf Angel Island! Ihr habt meine Eltern angelogen!"
Eine seidenweiche Stimme erklang hinter ihr: "In Paris bist du auch sicherer - nur ist hier nicht Paris..." Sie drehte sich um. "Wer sind Sie?" fragte sie die so vor ihr stehende Gestalt, die einen prachtvollen Kapuzenmantel trug. Die Kapuze rutschte nach hinten. "König Paymon... Ein loyaler Diener der Hölle." Sie starrte in das anmutige, fast weibliche Gesicht. "Der Teufel soll persönlich mit mir reden! Ich will nicht...!" "Mein Herr hat gerade anderes zu tun, Katherine Corrigan-Rayne!" wies der Dämon sie zurecht. "Aber ich werde ihm wortwörtlich berichten was du ihm sagen willst..." "Dann sagen... Sag ihm gefälligst, dass er sich sein bescheuertes Grimoire hinstecken kann, wo die Sonne nie scheint! Ich werde garantiert keine miese Hexe wie diese Lucille Damiens!" rief sie. "Und weiter? Du hast noch 20 Minuten - wenn du also meinem Herrn noch weiteres mitteilen willst, lass hören! Wobei du ihn vielleicht nicht verärgern solltest, Katherine. Noch will er nur ein "Bitte, Lucifer, ich will das Herstellen von Flugsalbe und die Flugzauber lernen und ich werde sie lernen!" hören. Wenn du ihn weiter beleidigst, könnte er darauf bestehen, dass du ihn anbetest und keine so schlechte Hexe wie Lucille Damiens wirst, sondern eine sehr viel bessere, sehr viel mächtigere... Eine die den Reliquienverifizierer nicht mehr zögern lässt für welche Farbe er sich entscheiden muss, eine Hexe, die selbst die sanftmütige Mathilde fürchtet!" Kat wich zurück. "Eher sterbe ich!" sagte sie entschlossen.
"Ich verstehe. Hast du noch irgendwelche letzten Worte für deine Eltern, Alexandra Moreau, Nick Boyle, Yolotli - oh, und viellicht für Julien-Noel?" "Ich liebe sie - alle - aber..." Er nickte. "Gut, ich werde es ausrichten - alles. Leb wohl - und stirb... nett..." Der Dämon verschwand.
Kat sank mit einem Schluchzen auf die Knie. Um sie herum loderten die Flammen. Sie spürte, wie jemand sie hochhob und dann war Stille, bis eine sanfte Stimme belustigt tadelnd sagte: "Störrische kleine Katherine, freche kleine Katherine, ich werde dir den Mund mit Seife auswaschen müssen, oder?" Sie musste husten und würgen als sie plötzlich Seifengeschmack im Mund hatte und es schäumte. Sie schlug die Augen auf und stellte fest, dass sie im Arbeitszimmer im Boulevard Hausmann 13 vor Belials Schreibtisch saß. Er sah sie an. Seine Miene war finster. "Hol dein Grimoire!" befahl er. "Nein! Ich will es nicht!" "Hol dein Grimoire, Katherine! Augenblicklich!" Sie schüttelte den Kopf. "Freier Wille, Belial, das hast du oft genug gesagt." "Freier Wille kann durch Blut überwunden werden." antwortete er, stand augenblicklich hinter ihr, das Grimoire tauchte in ihrem Schoß auf. Sein Fingernagel verwandelte sich in eine scharfe Kralle mit der er sie in den Finger stach und dann fiel ein Tropfen Blut auf den Einband des Grimoires. "An dich gebunden für alle Zeit, durch dein Blut durch die Jahrhunderte an jede Generation!" flüsterte Belial in ihr Ohr. "An dich gebunden, an deinen Geist, Vergangenheit sind die Stunden des Lernens, des Grimoires Wissen, gebunden an dich, von jetzt an ein Teil von dir - so soll es sein." Er presste Kats rechte Hand auf das Grimoire und bedeckte sie mit seiner eigenen. "Und ein Geburtsmal wird von nun an meinen Willen zeigen!"
Kats Gehirn wurde von Informationen geflutet. Entsetzt erkannte sie, dass das Wissen aus dem Grimoire in ihr abgespeichert wurde als würde man etwas downloaden. Kat starrte den vor ihr stehenden Belial an. "Du... du bist... der Teufel p... persönlich?" flüsterte sie entsetzt. Er nickte. "Wieso?" "Wieso ich hier bin?" Kat nickte. "Weil ich noch keine Lust auf die Weltherrschaft habe. Und jetzt stell dein Grimoire wieder auf den Ständer und setzt dich an deinen Schreibtisch. Wir haben für Morgen und den Ball am Sonntag noch ein paar Sachen zu organisieren und am Samstag beendet die Schneiderin die Kleider von Alex und dir." "Das geht doch auch mit..." begann Kat, stand jedoch hastig auf und warf das Grimoire fast auf den Ständer. "Ja? Womit geht es auch...?" Belial war belustigt. Verärgert drehte Kat sich um. Mit einem Satz war sie an seinem Schreibtisch und holte aus um zuzuschlagen. Belial fing die Hand ab und brach ihr mit einer fließenden Bewegung den Unterarm. Kat schrie vor Schmerz auf. Er zog sie an sich. "Verzeih, Kat, doch für diese Insubordination hast du eine Strafe verdient. Normalerweise könnte ich den Knochen sofort heilen lassen, aber das werde ich nicht tun." Ein schneeweißer Gips erschien. "Deine Auflehnung ist manchmal amüsant, Kat, aber ich werde sie in Zukunft nicht mehr so geduldig hinnehmen!"
Kat war in seinen Armen erstarrt. "Leg dich schlafen. Julien und sein Onkel sind in etwa einer Stunde zurück." Ihr Blick fiel auf das Grimoire. "Das ist das von Alex..." murmelte sie. "Nicht mehr... Sie hat jetzt deins und erinnert sich nicht einmal mehr daran, dass das Grimoire von Lucille Damiens ursprünglich deins war." Sie tauchte in seinem Arm in ihrem Schlafzimmer auf. "Schlaf, Kat!" sagte er und verschwand.
Kat sank auf das Bett. Sie weinte. Wie benebelt griff sie zum Telefon, doch dann beschloss sie mit Alex zu reden.
Als sie in deren Suite kam, war sie gerade mit Gadreel beim Magie üben. "Kat? Kannst du mir den Wechsel erklären?" fragte er, bevor sein Blick auf den Gips fiel. Alex keuchte entsetzt auf. "Kat, was ist passiert?" rief sie entsetzt. Sie warf sich in Alex Arme und schluchzte. "Ich will wieder nach San Francisco, ich will nach Hause!"
"Katherine, was ist passiert? Belial hätte den gebrochenen Arm sofort heilen können und..." "Er war es! Er hat ihn mir gebrochen! Er hat mich an dieses widerliche Grimoire gebunden!" rief Kat panisch. "Alex, er ist der..." "Leiter dieser Mission hier in Europa!" unterbrach Gadreel sie, wandte sich an Alex und sagte: "Ich kläre das, du übe den Zauber den wir gerade durchgenommen haben!" Sanft zog er die immer noch weinende Kat mit sich.
In einem Raum in dem sie noch nie gewesen war, trafen sie auf Armaros. "So viel zum freien Willen..." murmelte der verbittert als er den Gips sah. "Kat, ich will etwas nachsehen, ich will dir nichts tun, in Ordnung?" beruhigte er sie und öffnete langsam ihre Bluse. "Verdammt!" fluchte er als sein Blick auf das feuerrote Penagramm in der Größe einer Euromünze fiel, das auf ihrer linken Brust prangte. "Ich habe zweifellos gefehlt, aber so grob sicher nie!" murmelte Gadreel. "Wenn wir sie mit Magie zurückschicken wird er sie sehr schnell finden..." "Er wird sie auf jeden Fall finden! Er hat sie and das verdammte Grimoire gekettet! Und ich rede nicht von dem der Damiens, denn das ist mitten im Magieunterricht auf dem Lesepult von Alexandra aufgetaucht..." "Das erklärt den gebrochenen Arm nicht!" "Ich habe versucht ihm eine... ich wollte ihm eine reinhauen." murmelte Kat. "Autsch!" stöhnte Gadreel. Er rieb sich nachdenklich den Nacken. "Ich könnte dir den Weg zum Gare de l'Est beschreiben und du müsstest dir eine Fahrkarte nach Illesheim in Deutschland besorgen. Ich informiere einen Freund der dort stationiert ist... Sie fliegen momentan von Europa aus Einsätze über Südamerika, aber Auftanken tun sie teilweise in Nordamerika... So musst du kein Flugticket buchen..." "Ich suche die Verbindung raus, informiere du deinen Freund, damit er sie am Bahnhof in Illesheim abholt. Du, Kat, packst das Nötigste!"
"Nein, bitte, er wird... ihr müsst ihm gehorchen!" "Freier Wille, Kat!" sagte Armaros sanft.
Zwanzig Minuten später stand Armaros bei ihr im Raum. "Alles gepackt?" Sie nickte. "Ich habe auf den Tisch einen Brief gelegt... für ... für Julien... ich..." "Er wird ihn kriegen, Kat, dafür sorge ich. Und jetzt bringe ich dich zur Metro-Haltestelle und gebe dir dann genug Reisegeld in bar. Komm." Er steckte den Brief ein und landete vor der Tür des Gebäudes. Gemeinsam schlenderen sie den Boulevard entlang bis sie an die Metrostation kamen. Auf dem Bahnsteig drückte Armaros ihr einen Umschlag in die Hand. "Hier, da drin sind alle notwendigen Informationen und da drin ist auch genug Bargeld. Ich hoffe, dass du es ins Legat schaffst. Pass auf dich auf, Kleine." Sie dankte ihm und stieg in die kommende Bahn. In der Nähe des Gare de L'Est stieg sie aus und sah in den Umschlag, bevor sie sich auf den Weg zum Bahnhof selbst und zum Kartenschalter machte, wo sie ihr Ticket nach den Angaben von Gadreel und Armaros kaufte. Mit dem Ticket stieg sie in einen ICE und erlaubte sich zum ersten Mal durchzuatmen. Bis ins deutsche Frankfurt am Main würde sie fast vier Stunden brauchen.
In Paris, im Boulevard Haussmann trafen Samyaza, der Erzbischof und Julien ein. Letzterer fragte sofort nach Kat. "Ich habe sie schlafen geschickt. Vielleicht solltest du sie wecken. Ich musste etwas strenger mit ihr sein und sicher braucht sie eine Schulter zum ausweinen." Irritiert sah Julien ihn an, verschwand dann jedoch über das Portalsystem. Gleich darauf war er zurück. "Wo ist sie?" "In ihrem Schlafzimmer, im Bett. Ich habe sie persönlich dort abgesetzt!" Belial sah von seinem Schreibtisch hoch. "Nein, ihr Bett ist unbenutzt."
"Bleib du hier Julien, ich sehe selber nach. Samyaza, bring den Bischof zurück zu seinem Amtssitz." Augenblicklich war der junge Theologiestudent allein. Er schlenderte auf das Grimoire von Kat zu und stutzte. Überrascht zog er den Verifizierer hervor und hielt ihn darüber. "Zweitmächtigstes existierendes Grimoire, verfasst und diktiert von Lucifer, in Teilen geschrieben von Samyaza. Entstanden 1513 AD für Selvaggia Bragi, Großhexe von Venedig, Oberhexe des sogenannten Heiligen römischen Reiches. Nach Erfüllung des Paktes wieder im Eigentum Lucifers, seit dem 03.01. diesen Jahres als Geschenk im Rahmen des Kooperationsvertrags vergeben an Alexandra Moreau-Boyle, Duchesse de la Grâce, seit Heute jedoch mit Blut und Wort durch seinen Schöpfer gebunden an Katherine Corrigan-Rayne spätere Dubois und ihre Nachkommen bis ans Ende der Zeit." Entsetzt starrte er auf das dunkelgraue Feld.
Hinter ihm raschelte etwas. Hastig sah er sich um und sah Mathilde mit einer hübschen Blondine das Arbeitszimmer betreten. "Dort ist Lucilles Grimoire, Selvaggia, aber ich glaube nicht, dass es so ratsam ist, das... irgendwie zu manipulieren." flüsterte die Köchin. "Du willst, dass Kat es gefahrlos nutzen kann, also..." Die zwei Frauen starrten Julien an. "Ich glaube, es ist zu spät... wenn die Formulierung "...mit Blut und Wort durch seinen Schöpfer gebunden an Katherine..." etwas Schlechtes aussagt - außerdem ist dies ihr ehemaliges Grimoire, Signora Bragi..." Mathilde schlug entsetzt die Hand vor den Mund und Selvaggia Bragi schluckte sichtlich. "Das ist ziemlich übel... Sie wissen wer der Schöpfer meines Grimoires war?" Julien nickte. "Mit dem Blutband können nur noch zwei Individuen dieses Grimoire nutzen - Katherine und er... Und dieses Grimoire kann sie fühlen, wie eine lebende Entität. Das gesamte Wissen dieses Buches ist jetzt ein Teil von Katherine und alles was sie zusätzlich an Zaubern lernt wird Teil des Grimoires werden. Irgendwann wird auch ihr Name unter dem des Schöpfers als Mitgestalterin auftauchen."
Belial erschien im Arbeitszimmer. Mit einem Blick erfasste er die Situation. "Raus! Über euren Ungehorsam reden wir nachher!" fuhr er die beiden Hexen an, gehorsam huschten die zwei davon. "Was ist passiert? Wieso ist Kat an dieses verdammte Grimoire gebunden?" verlangte Julien zu wissen. "Kat hat sich widersetzt und dafür musste sie die Konsequenzen tragen! Und jetzt werden wir nachsehen wo sie ist..."
Das Grimoire flog in Belials Hand. "Grimoire in meiner Hand, erschaffen mit selbiger, enthülle auf mein Wort wo sie ist der du gegeben bist." Das Buch öffnete sich und flüsterte zu Juliens Entsetzen leise: "Sie ist gegangen und ließ mich zurück. Mein Wissen begleitet sie, doch misse ich ihre Nähe. Ich weiß sie enteilt, ich fühle, sie flieht vor euch und vor mir, Landschaft flieht vorbei, über Flüsse enteilt sie... Doch ihr Wille und Widerstreben sind stark. Nur über euer Zeichen auf ihrer Brust und den Schnitt in ihrer Hand könnt ihr sie erreichen - doch ohne Ziel und Ort."
Julien wich zurück. Was hatte Selvaggia Bragi gesagt? Nur noch zwei Lebewesen konnten das Grimoire nutzen? Und hatte Belial es eben genutzt oder nicht?
Im ICE schmerzte plötzlich das Mal auf Kats Brust. In ihrer Hand brannte es. Als sie in die Handfläche sah, erschienen dort Worte: <Katherine, wo bist du!?> las sie. Traurig schloss sie die Hand und versuchte den Schmerz zu ignorieren. <Es können morgen auch 14 Opfer sein!> las sie als sie die Hand öffnete. Eine Träne fiel in die Handfläche - und Belial saß ihr gegenüber. "Katherine?" sagte er sanft. Sie sah ihn wie versteinert an.
"Du bist vierzehn Jahre alt und besitzt bereits eine Stärke und einen Willen - beides sucht seinesgleichen. Ich habe dich mit deinem und auch mit meinem Blut an das Grimoire gebunden und so eine Verbindung geschaffen die dich sogar noch stärker macht. Ich habe deinen Zorn verdient, deine Wut, vielleicht sogar deinen Hass, aber sicher nicht die Angst, die mir gerade entgegenschlägt." Kat schwieg und sah aus dem Fenster. "Katherine, ich bitte dich in aller Form um Verzeihung - und du bist die Einzige, die ich jemals um Verzeihung bat. Komm mit zurück nach Paris. Du bist mir in der kurzen Zeit wie eine Tochter geworden und Gadreel, Samyaza und Armaros sehen dich wie ihre kleine Schwester." Kat schwieg und starrte weiter aus dem Fenster.
In ihrer Hand kribbelte es. Sie sah hinein und las: "Zieh deine Krallen ein, Kätzchen." las sie. Und gleich darauf: <Julien hat sofort nach dir gefragt. Er vermisst dich.> Sie warf einen flüchtigen Blick zu Belial und stellte erstaunt fest, dass er mit einer Art Stift in seine eigene Hand schrieb. Er zwinkerte ihr zu und schrieb erneut. <Na los, Kleine, du weißt wie du einen ebensolchen Stift herbeizaubern kannst. Wenn du nicht mit mir reden willst, schreib mir doch einfach.> erschien in ihrer Hand.
Kat sah ihn an. "Ich wünsche nicht mit Ihnen zu reden, Sire." sagte sie tonlos. "Katherine hör mir bitte zu. Ich wusste mir keinen anderen Rat mehr als so zu verfahren wie ich verfahren bin ohne dich zu brechen - was völlig undenkbar ist!" "Das interessiert mich nicht, Sire." murmelte Kat. "Ich habe ein halbes Jahr, Katherine. In diesem halben Jahr soll ich meinen Teil des Kooperationsvertrages einlösen. In Paris, im Boulevard Hausmann 13, wird nach diesem Aufstand der Apokalyptischen Reiter neutraler Boden sein. Nick und Alex werden "die Stellung halten", aber ich kann mit einem Soldaten und einer Anthropologin wenig anfangen, Kat, außerdem sind die beiden in San Francisco zuhause. Ich habe nicht allein beschlossen, dass es in Zukunft einen Theologen - oder eine Theologin - geben soll. Kampf- und Kriegseinsätze wird Gadreel leiten, die andere Seite wird jemanden für andere Dinge schicken - wahrscheinlich sogar irgendwann für die Betreuung der Kinder... Julien und du, ihr sollt die "Dependance von Himmel und Hölle" sozusagen leiten und dazu braucht es nun einmal Wissen von beiden Seiten, Kat." Er sah sie an, als sie ihn wortlos musterte. "Komm zurück, Kat. Julien braucht dich, Alex und Yolotli und auch Acactili vermissen dich und die Jungs vermissen ihre kleine Schwester."
Die Tür des Abteils öffnete sich. "Fahrkartenkontrolle!" Kat zog hastig ihre Fahrkarte heraus. Belial nahm sie ihr ab, strich kurz mit der Hand über den Umschlag und reichte sie dem Schaffner. Der zog zwei Bahncards raus, zwei Fahrkarten und lächelte. "Ah, Herr Teufel, unterwegs mit der Tochter?" Er knipste die Fahrkarten, reichte sie an Belial zurück, wünschte noch eine "Gute Reise!" und ging weiter. Belial zog die Fahrkarten hervor. "Illesheim? Nun weiß ich wer dir geholfen hat! Und ich weiß wohin du willst." Er setzte sich neben sie. Vorsichtig griff er nach ihrem gebrochenen Arm. "Einen Schlag hast du frei, Kat - das bin ich dir schuldig. Dein Arm wird für diesen einen Schlag geheilt sein. Und dann kommst du mit zurück nach Paris und ich zeige dir selbst wie du durch das Portalsystem jederzeit nach San Francisco kommst."
Der Schmerz im gebrochenen Arm ließ nach. "Schlag zu." Kat holte aus und schlug zu. Entsetzt starrte sie auf ihre Hand und dann auf Belials Wangenknochen. "Das... sorry... ich..." stotterte Kat entsetzt über sich selbst. "Das ist in Ordnung. Ich habe gesagt diesen Schlag hast du frei... übrigens: Du hast einen kräftigen Schlag." Er berührte die Stelle vorsichtig. "Und jetzt: Würdest du bitte wieder mit zurück nach Paris kommen?" "Wieso fragen Sie überhaupt." "Erstens haben wir uns gedutzt, Kat und zweitens hast du überhaupt nicht verstanden was ich getan habe als ich dich an das Grimoire gebunden habe, nicht wahr? Ich kann deinen Willen nur ein einziges Mal so ignorieren wie ich es getan habe..." Er hielt ihr seine Hand hin. Kat starrte wie ein verschrecktes Kanninchen darauf, dann schüttelte sie den Kopf. "Gut... Ich bin vielleicht nicht gerade der Paradeengel mit flauschig fluffigen Federflügelchen, Kat. Ich habe mich auch aufgelehnt und erfülle doch den Willen unseres Schöpfers." begann er sanft.
Im Sitz gegenüber schien ein Funkenregen niederzugehen. Belial stöhnte leise auf als Sariel erschien. "Sei gegrüßt, Katherine..." sagte er sanft, griff nach dem eingegipsten Arm und sofort war dieser geheilt. Seine Stimme wurde hart als er sich an Belial wandte: "Und du, Lucifer, unser Vater sendet mich um dir eine scharfe Rüge zu erteilen. Du hast den Willen von Katherine fast gebrochen und hätten Gadreel und Armaros nicht eingegriffen hätte das schlimm enden können! Ihr alle vier beherrscht auch weiße Magie und ab diesem Punkt werdet ihr Katherine darin unterrichten, denn das gesammelte Wissen an schwarzer hat sie ja nun durch deine Handlung!" Kat sah, wie Belials Hände sich zu Fäusten ballten. "Ich habe verstanden." antwortete er. Wieder freundlich wandte der Erzengel sich erneut an Kat: "Lucifer hat dich an sich gebunden Katherine, was bedeutet, dass du vor jeglicher Art von Dunkelheit von ihm geschützt werden wirst - du und die deinen! Er hat sich für dich entschieden und wenn diese Versuchung oder Heimsuchung der Erde entschieden ist, dann wird einer von uns Erzengeln sich ebenso an Julien binden und somit auch an eure Nachkommen, was zur Folge haben wird, dass ihr zwei, Julien und du, Katherine, auch bis an das Ende der Welt den Eurigen zur Hilfe eilen können werdet."
"Und wie? Julien kriegt irgendwann ein hübsches Plätzchen auf Wolke Sieben und ich einen eigenen Kessel zum Schmoren in der Hölle?" murmelte Katherine bitter. "Kessel? Kat, bitte werde nicht melodramatisch!" knurrte Belial. Ein tadelnder Blick des Erzengels traf ihn. "Nein, ihr werdet zusammen sein, Katherine." beruhigte Sariel sie. "Und nun kehre ruhigen Herzens mit Lucifer nach Paris zurück, dein Himmlischer Vater hält seine Hand über dich und in Zukunft wirst du immer nach San Francisco können, immer wenn es dich nach deinen Eltern verlangt." In einem Funkenregen verschwand er. "Kommst du, Kat?" fragte Belial sanft und hielt ihr seine Hand erneut hin. Zitternd legte sie ihre hinein.
Im Arbeitszimmer in Paris tauchten sie auf. "So, und nun lernst du die Raumzeit manipulieren um nach San Francisco zu kommen." sagte er leise. "Bitte, würden Sie mir einen..." "Kat, bitte, auch wenn ich dir weh getan habe, es tut mir aufrichtig leid. Lass mich ein väterlicher Freund sein, eine Art Onkel, mehr als zuvor. Auch wenn du jetzt weißt wer ich bin, wo ist das wirkliche Problem? Ich bin immer noch Belial." Katherine nickte. Er gab ihr einen liebevollen Kuss auf die Stirn. "Danke, das ist mein tapferes Mädchen." sagte er.
Die nächste Stunde verbrachte er damit ihr beizubringen das Portal ins Legat in San Francisco zu öffnen, dann schritt er mit ihr hindurch. Sie standen in der großen Halle im Eingang des Legates. "Deine Eltern sind... in der Bibliothek." sagte Belial leise. Gemeinsam gingen sie die Treppe hinauf und er klopfte an die Tür. Dereks ruhige Stimme klang überrascht als er "Herein!" rief.
Kat betrat die Bibliothek und Belial folgte ihr. "Mum, Dad!" rief sie erleichtert und fiel den beiden in die Arme. Ihr Begleiter beobachtete die Szene mit einem Lächeln. "Wie geht es dir in Paris - und wie kommst du hier her und..." Rachel stellte Fragen über Fragen, Kat kam gar nicht dazu zu antworten. Belial räusperte sich leise. Erst jetzt schienen die beiden zu bemerken, dass Kat nicht allein war. "Oh, Mum, Dad... das ist... ähm... L... Belial." stellte sie ihren Begleiter vor. Der lachte leise. "Kat, dein Vater ist Theologe und spricht hebräisch... du hättest das Lucifer ruhig sagen können."
Rachel keuchte entsetzt auf und zog Kat hinter sich. Sie griff zu einem Kreuz das wie zufällig auf dem Lesepult in der Bibliothek lag und hielt es vor sich. "Weiche Satan!" Langsam kam Belial auf sie zu, umfasste das Kreuz und sagte leise: "Wenn das wirklich helfen würde, Rachel Rayne, wäre vieles sehr viel einfacher und anderes sehr viel schwerer. Ihre Tochter steht unter meinem Schutz und unter dem unseres Schöpfers. Nimm das nutzlose Spielzeug runter. Katherine ist sehr gut in der Lage sich gegen mich zu verteidigen. Dazu habe ich ihr die Macht gegeben... Und ich kann ihren freien Willen nur ein einziges Mal ignorieren und das habe ich getan um ihr diese Macht zu geben!" Derek trat zu Rachel und Kat und legte ihnen beschützend je einen Arm um die Taille. "Dürfte ich fragen, was das bedeutet?" "Das wird eine längere Erklärung erfordern - vielleicht sollten wir uns setzen." Mit ernstem Gesicht verwies Derek auf die Sitzecke in der Bibliothek.
Belial wollte Kat seine Hand reichen um sie galant zu einem der Sofas zu führen, doch Rachel zog ihre Tochter an sich. Ein Lächeln zuckte um das Gesicht des Dämons. Mit einem Fingerschnippen erschien auf dem Tisch ein Kerzenleuchter, vier Kaffeegedecke, ein passendes Rechaud in dem ein Teelicht flackerte und die auf ihm stehende, dampfende Kaffeekanne warm hielt. Zuckerdose und Milchkännchen - und dann - Belial zwinkerte - tauchte ein Schokoladenkuchen auf. Überrascht nahm Kat den Zettel der daran gelehnt war und auf dem "Für Katherine" stand. Sie öffnete ihn und grinste als sie: "Lass dich nicht unterkriegen! Selvaggia meint, wenn er dich mit seinem und deinem Blut an das Grimoire gebunden hat, kann er dir nichts, aber auch gar nichts tun. Wenn er dich anknurrt, knurre zurück! Nur Mut, Kat! ich hoffe, wir haben mit dem Schokoladenkuchen das Richtige gebacken. Lass ihn dir und deinen Eltern schmecken, Herzchen! Mathilde (und Selvaggia)." Sie musste kichern.
"Mathilde, unsere Köchin in Paris - sie hofft, dass der Kuchen uns schmeckt." erklärte Kat. Fragend zog Belial eine Augenbraue hoch. "Und das ist so belustigend?" fragte er. "Nein, aber Mädchenkram geht dich nichts an!" entgegnete sie und streckte ihm die Zunge raus. Belial lachte leise. "Freches Käthchen, hm?" Er machte eine einladende Handbewegung. "Kat und ich haben seit dem Mittag nichts mehr gegessen und auch wenn ich es nicht brauche, Mathilde ist eine ausgezeichnete Köchin und eine noch bessere Bäckerin. Ihre Lebkuchen sind ein wahrer Genuss - leider ist Weihnachten aber schon vorbei." "Lebkuchen?" fragte Rachel. "Ja, sehr lecker, ich werde sie bitten, Ihnen welche zu schicken, Mrs. Rayne." Er schenkte jedem Kaffee ein - bat Kat den Kuchen anzuschneiden, dann setzte er sich. Kat sah leicht angewidert auf ihren Kaffee. Belial sah sie forschend an. "Wenn du Kaffee nicht magst, Katherine, kannst du ihn jederzeit in etwas anderes verwandeln!" "Meine Tochter ist keine Hexe!" empörte sich Rachel. "Das habe ich nicht gesagt. Ein wandelndes, sich selbst weiterentwickelndes Grimoire zu sein ist etwas anderes." Rachel wurde blass. "Was soll das heißen?!" verlangte Derek zu wissen.
Belial erklärte, in knappen Worten was er getan hatte um sicherzustellen, dass Kat sich wirkungsvoll schützen und andere beschützen könne. "Sie hat sich geweigert die notwendigen Lektionen zu lernen und daher war ich gezwungen sie an das Grimoire zu binden. Den Himmel um Entsendung eines... "netten" Engels zu bitten, hätte zu lange gedauert - außerdem hinterlassen meine "netten Brüder" etwas - nennen wir es "einen Duft", was der Tod wahrnehmen könnte. Bisher hat der Allmächtige mit Sariel einen Todesengel geschickt, was noch unentdeckt blieb, doch er war bereits zwei Mal im Boulevard Haussmann 13 und ein drittes Mal wollte ich nicht riskieren. Also habe ich sie an das zweitmächtigste, von mir verfasste Grimoire gebunden - eigentlich an das Mächtigste das Sterbliche nutzen können." Rachel wollte entsetzt etwas sagen, doch mit einer Handbewegung brachte Belial sie zum Schweigen.
Er fuhr fort: "Dadurch ist sie mit dem Grimoire eins, kann auf sein Wissen zugreifen aber gleichzeitig entwickelt sie es auch weiter. Über kurz oder lang werden auch Sprüche und Zauber basierend auf reiner weißer Magie darin stehen. Und wie ich Katherine einschätze, wird es in ein paar Jahren doppelt so dick sein und um die 8000 Seiten haben. Irgendwann wird es sich wahrscheinlich teilen und mit Band 2 anfangen. Wie gesagt: Durch die Verbindung ist das Grimoire dynamisch geworden und wird sich stetig weiterentwickeln - jetzt mit Katherine, später mit ihrer Tochter oder ihrem Sohn, in jeder Generation ab jetzt mit einem Nachkommen aus ihrer Blutlinie bis ans Ende der Zeit. Selvaggia Bragi hat im 16. Jahrhundert gelebt. Ich habe ihr für ihre Dienste - sie wäre mit 40 höchstens gestorben - 60 weitere Jahre geschenkt. 1613 ist das Grimoire an mich zurückgegangen. Das Grimoire der darauffolgenden Großhexe wurde von Samyaza verfasst - auf meine Order hin, aber ich habe es nicht mehr selber geschrieben - für Lucille Damiens - aus ihrer Familie kam der spätere Königsmörder, wegen welchem der Name Damiens in Frankreich nicht mehr existiert. Dieses ist im Besitz von Alexandra Moreau. Allerdings ist es ungebunden und ihr nur für die Dauer ihrer natürlichen Lebensspanne gegeben. Danach wird es gelagert werden."
"Wozu sollen Katherine und Alexandra Magie lernen? Und wieso bei meiner Tochter so unbedingt und mit so drastischen Mitteln?" wollte Derek wissen. Er zog Rachel liebevoll an sich. "Das ist eine Frage des Gleichgewichtes zwischen Licht und Finsternis." "Und Kat soll die Finsternis sein? Niemals!" rief Rachel. "Genau das, Mrs. Rayne: Niemals! Kat ist viel zu stark und sie bekommt einen ebenso starken Partner - jemanden der es mit Ihrem Ehemann, Dr. Rayne aufnehmen können wird. Glauben Sie mir, Julien-Noel Dubois wird sie beeindrucken. Sein Onkel - der Erzbischof Pierre Pasquieu - ist ein guter Freund ihres Mannes." Derek sah verblüfft zu Kat. "Pierres Neffe? Der studiert doch..." "Theologie, ja Dad, aber... der Erzengel Sariel hat ihm ganz klar gesagt, dass er das zum Schutz der Menschheit studiert, nicht zur Verkündigung. Er wird wohl eher sowas wie du machen. Und Onkel Pie... Ich meine, sein Onkel, der Erzbischof - ach, Mist, er hat uns geholfen und ich nenne ihn seit zwei Tagen Onkel Pierre! - ist total nett und erinnert mich manchmal wirklich an dich. Er ist zwar Erzbischof, aber er hört zu, er verurteilt nicht - und als er zum Beispiel erfahren hat, dass Nick und Yolotli die Seelen getauscht haben, weil der Tod Opferrituale ausprobieren lassen will, hat er sich die ganze Geschichte erzählen lassen - und wegen meines Dolches hat er mich auch nicht verurteilt!" "Dolch? Von was für einem Dolch redest du?" Kat biss sich leise fluchend auf die Lippen. "Ts ts ts... muss ich deinen Mund wieder mit Seife auswaschen?" schmunzelte Belial.
Kat warf ihm einen finsteren Blick zu und murmelte: "Den von Itzpapalotl... den Obsidiandolch von ihren Flügeln..." "Ich vermute, das ist kein gewöhnlicher Dolch, denn der Name Itzpapalotl... das ist doch eine Aztekengöttin?!" Kat nickte. "Die Feuergöttin der Azteken... Sie ist ein Skelett in dem ein Feuer brennt und sie hat wunderschöne Schmetterlingsflügel an deren Rändern Obsidianklingen sind. Sie hat mir insgesamt vier Dolche geschenkt - drei sind eher normal. Sie... sie waren damals zum Häuten der Schweinehälften, als Yaotl uns dazu gezwungen hat. Wir hätten sonst die Küchenmesser... na ja... und dann hat Yaotl mich doch zu Philip in den Keller geschickt und er hat mich als Ketzerin bezeichnet und... und dann war da in meinen Gedanken Itzpapalotl und auch Huitzilopochtli. Und er hat sie gedrängt, mir einen anderen Dolch zu geben. Der ist an mich gebunden - an meine Seele - und begleitet mich wenn ich mit Icnoyotl tausche." Kat blickte verlegen auf ihre Hände. "Und wozu dient dieser Dolch?" fragte Derek sanft. "Seelen tauschen..." flüsterte Kat kaum hörbar.
Belial seufzte leise. "Huitzilopochtli und die anderen Götter waren damals eine Art Ersatz der zum Monotheismus und zum Glauben an den Einzigen führen sollte - und es vielleicht auch getan hätte, ohne die Conquistadores. Da Kats Stärke schon vor einem knappen Jahr bemerkenswert war haben einige der Gottheiten sie "ins Herz geschlossen" und sie in die Lage versetzt sich für die Beleidigungen zu revanchieren, die Kat von Philip Callaghan erdulden musste. Der Dolch ermöglicht es Kat einen Seelentausch zu erzwingen. Sie hat es damals nicht getan." "Damals?" "Ja, damals - aber letzte Woche hat der Tod verlangt, dass Yolotli in Nicks Körper weitere Opferpriester ausbilden soll. Da er das nicht allein kann, brauchten wir sozusagen einen zweiten Priester - und da kam Kats Dolch und ihre - nennen wir es Revanche - ins Spiel. Huitzilopochtli hatte damals einen der Priester genannt, einen Vorschlag... Der Name Acactili sagt Ihnen etwas, Dr. Rayne?"
Derek runzelte die Stirn. Er erinnerte sich nicht gern an seine Zeit in Tenochtitlan, zumal Yaotl ihn immer noch heimsuchte und die Erinnerungen an die Opferungen ihn immer noch verfolgten. "Ja, Yolotlis designierter - damals , inzwischen wohl sein richtiger - Schwiegervater. Er ist ebenfalls einer der hochrangigsten Priester Tenochtitlans. Er ist sehr methodisch, kam mir sehr kalt vor und... unnahbar." Er sah zu Kat. Die schüttelte den Kopf. "Nein, eigentlich ist er ganz in Ordnung - und er mag Icnoyotl." "Was? Die könnte seine Tochter...!" "Als Tochter, nicht so! Icnoyotl ist in seinen Sohn Itzel verliebt. Und durch Yolotli und Itotia weiß er von dem Tausch zwischen Yaotl und dir, Yolotli und Nick und seiner Tochter Itotia und Alex - und halt auch Icnoyotl und mir. Er hat mit Yolotli dafür gesorgt, dass Nick in dessen Körper keine Opfer bringen muss, sondern stattdessen einen Kriegszug führt. Nick is ja immerhin Soldat gewesen. Gadreel hat ihn noch extra darauf vorbereitet."
Verlegen rang Kat die Hände. "Weiter!" forderte Belial sie auf. Sie sah kurz zu ihm, dann zu Derek Rayne. "Also habe ich mit ihm geredet, mit Acactili und Icnoyotl hat damals im Reliktekeller mitgekriegt wie Philip ausgerastet ist und muss das Acactili erzählt haben. Mit irgendwem mussten wir ihn ja tausche lassen und... na ja... Philip hat uns alle so mies behandelt, dich, mich, Mama... Ich meine, er hat dich sogar beim Erzbischof schlecht gemacht und der Papst lässt wegen diesem Idioten gerade prüfen ob er dir deinen Doktor in Theologie aberkennen lässt! Also habe ich mit Acactili geredet - und er wusste, dass ich es bin, nicht wirklich Icnoyotl. Er hat sich richtig ins Fäustchen gelacht, muss ich mit ein wenig Genugtuung gestehen. Er hat Vorkehrungen getroffen - und... Dad, du musstest ja nicht direkt ein Opfer bringen, aber Philip wird es in Acactilis Körper müssen. Dazu wird man ihn zwingen, denn es gibt zwei Freunde von Itzels Vater die... na ja, sie wissen Bescheid und werden dafür sorgen... Ich denke, das wird Philip... ähm... ja..." Derek sah Kat ungläubig an. "Du hast Philips Seele in den Körper von Acactili geschickt?" Kat nickte.
Rachel kicherte leise. "Das wird ihn bestimmt von seiner Geistesverwirrtheit heilen! Geschieht ihm recht! Zumal er dann sieht was Yaotl für ein Sadist ist und alles!"
"Und Pierre Pasquieu hat das einfach so hingenommen?" fragte Derek skeptisch. "Ja. Er hat sogar gesagt, gerade erst heute beim Mittagessen, dass Philip offenbar völlig fehl am Platz sei als Geistlicher, wenn er so eine verknöcherte Einstellung habe. Das sei ja wie im finstersten Mittelalter." Derek seufzte. "Ich hoffe nur, dass Philip das übersteht. Er wird bestimmt nicht damit klar kommen, dass er für den Tod eines Menschen verantwortlich ist!" "Aber du?" fragte Rachel. "Du weißt genau, wie er dich verletzt hat! Meines Erachtens nach hat er genau das verdient!" Sie war empört darüber, dass Derek mit Philip Mitleid hatte, denn der Priester war grausam gewesen.
"Während Yolotli und Acactili in ihren momentanen Körpern hier in dieser Zeit für die Opferungen und die Vorbereitungen sorgen - die ersten werden Morgen stattfinden und ich bin mir sicher, man wird das auch in Ihrem Fernsehen übertragen, Dr. Rayne, Mrs. Rayne - obliegt es Kat und Julien mit Hilfe eines Reliquien-Verifizierers Möglichkeiten zu finden und passende Christus-Reliquien um den Tod zu besiegen der Europa in seinen Klauen hat und auch die Teams in der Asien-Pazifik-Region, wo die Pest wütet und in Afrika, dem Spielplatz des Hungers - zu unterstützen. Im Augenblick sieht es so aus, dass wir zwei Reliquien haben um den Tot zu besiegen, Dr. Rayne, Mrs. Rayne, doch das bleibt hier in diesem Raum und im Arbeitszimmer von Katherine und mir beziehungsweise innerhalb der "Familie" im Boulevard Haussmann 13!"
Belial sah die Raynes streng an. Beide konnten gar nicht anders als nicken. "Eine Reliquie könnte helfen die Pest zu besiegen. Während Nick-Yolotli und Alex Hohepriester und - priesterin des Todes sind, gebe ich vor, dass Kat und Julien die zwei neuen Sekretäre werden sollen. Dem Tod ist klar, dass ich - und ich verschleiere meine wahre Gestalt vor ihm - nicht dauerhaft auf drei oder - wie er glaubt - vier meiner Diener verzichten will. Außerdem sind auch Kräfte für die anderen drei Apokalyptischen Reiter gebunden."
Derek sah von Belial zu Kat und wieder zu Belial. "Was soll meine... Tochter wirklich sein?" Der Dämon lächelte leicht. "Die Hüterin der Neutralität, Dr. Rayne. Die Herrin der "Neutralen Zone" sozusagen." Der Praeceptor sah ihn verständnislos an. "Wenn dieses Chaos in wenigen Monaten vorbei ist - so der Plan - wird in Paris, im Boulevard Haussmann 13, ein neutraler Ort sein an dem alle Verhandlungen zwischen Himmel und Hölle, das ist wohl ein adäquater Ausdruck für die zwei Fraktionen, stattfinden werden. Sollte es irgendwelche Unstimmigkeiten geben, werden die Gesandten sich in Paris treffen. Das Haus soll zwar einen neutralen Status besitzen aber wird auch viele Relikte, Reliquien, Antireliquien in Verwahrung haben, die geschützt werden müssen. Das wird mittels Magie geschehen." "Daher muss also ein Mitglied im Haus - wenigstens - Magie beherrschen wie beispielsweise ein Grimoire sie bietet, verständlich..." murmelte Derek.
Belial nickte. "Außerdem darf ein einmal im Boulevard Haussmann 13 befindlicher Gegenstand in Zukunft nur mit dem Einverständnis beider Seiten aus dem Gebäude entfernt oder genutzt werden - und darüber werden momentan Alexandra und Nick - oder besser Nicholas - wachen, als Stellvertreter für Katherine und Julien. Er wird sein Theologiestudium beenden und gegebenenfalls noch ein zweites absolvieren können. Katherine wird ihre Schule beenden und danach..." Belial lachte leise und fuhr fort: "Interesse an Archäologie zeigen - vor allem Mittel- und Südamerika werden es ihr angetan haben. Daneben wird sie als Zweitstudium Medizin wählen. Anders als ihre Mutter wird sie nämlich kein Problem mit Blut haben."
"Aber wenn Katherine zu diesem... diesem Julien nach Paris..." Rachel blickte besorgt ihre Tochter an. Katherine wollte antworten, doch Belial bat sie mit einem Kopfschütteln zu schweigen. "Dr. Rayne, Mrs Rayne, die Theologische Fakultät des hiesigen Erzbistums hat einen recht guten Ruf und der Erzbischof von Paris hat bereits anfragen lassen ob sein Neffe das Studium hier in San Francisco beenden kann. Natürlich wurde dem stattgegeben - sogar mit dem Angebot er könne im Amtssitz des Erzbischofes wohnen, aber ich glaube, er würde es vorziehen, näher bei Katherine zu sein." Rachel griff nach Dereks Hand. Der lachte leise - und bitter. "Das wird ja einen phantastischen Eindruck machen: Ich stehe kurz vor der Exkommunizierung und somit vor der Enthebung meines Amtes als Praeceptor des Legates und der Erzbischof von Paris schickt seinen katholische Theolgie studierenden Patensohn hierher in mein Haus weil der in meine Tochter verliebt ist, ein Mädchen das ihn offenbar davon abhält Priester zu werden und von Philip Callaghan vor dem hiesigen Erzbischof der Ketzerei bezichtigt wurde."
Belial lachte leise. "Dr. Rayne, haben Sie den neuen Erzbischof von San Francisco eigentlich jemals kennen gelernt?" Derek schüttelte den Kopf. "Sie werden feststellen, dass er wesentlich aufgeschlossener gegenüber allem ist was zwischen Himmel und Erde - oder Hölle - geschieht als so mancher Priester..." "Philip hat gesagt, der Erzbischof hätte sich aufgeregt, weil der Stab des Heiligen Gregor von Thaumaturgos gefehlt habe. Der war zerbrochen als..." "Bitte, Dr. Rayne, ich weiß von dem Szepter Kunigundes und welche Rolle Statuen von Engeln dabei spielten und auch besagter Stab. Aufgeregt hat sich der etwas kleinliche Diözesanbischof. Der Erzbischof hat die "Anklageschrift", in der es darum ging, wie schlampig Philip Callaghan mit dem Inventar umginge, umgehend in den Papierkorb geworfen." "Dad, wenn Onkel Pierre von diesem Schwachsinn erfährt, wird er bestimmt auch etwas dazu sagen!" fügte Kat hinzu. "Und die Glaubenskongregation untersteht momentan jemandem der ebenfalls nicht borniert ist... Ich glaube, der Kardinal könnte Ihre Idee - einen weiteren Doktortitel zu erwerben - diesmal in evangelischer Theologie, durchaus amüsant finden und sogar befürworten und bevor sie wissen wie Ihnen geschieht, sind sie so eine Art weltlicher Botschafter des Vatikans bei Verhandlungen mit den Protestanten." Belial lachte leise. "Selbst wenn die - obgleich erzwungene, so doch ausgeführte - Opferhandlung ihn nicht zur Vernunft brächte, dann wäre das ein interessanter Schlag in Pfarrer Callaghans Gesicht..." Derek sah den Höllenfürsten sprachlos an.
"Und ansonsten, Mrs. Rayne: Solange zwischen dem hiesigen Legat und der "Himmlisch-Höllischen Botschaft" in Paris derartig enge Familiäre Bande bestehen - und das wird über einige Generationen so sein - wird es ein Raum-Zeit-Portal zwischen beiden Häusern geben. Eine von beiden Seiten wird Sie und Ihren Mann in den Gebrauch einweisen sobald alles vorbei ist." Mit einem Lächeln zog er sein IPhone hervor und gleich darauf hörten sie ihn sagen: "Mathilde, was gibt es heute Abend zum Essen? - Ah, das hört sich ausgezeichnet an. Meinst du, du hast genug für drei weitere Personen? - Wunderbar, Samyaza soll bitte den Erzbischof einladen und abholen, ausserdem sollte er Pierre Pasquieu informieren, dass Dr. Rayne und Mrs. Rayne, die zukünftigen Schwiegereltern von Julien-Noel zu Gast bei uns sein werden. Herzlichen Dank, Mathilde." Er beendete das Gespräch und wandte sich lächelnd an Kats Eltern: "Ich hoffe, Sie hatten heute Abend noch nichts vor. Die Köchin der Botschaft ist ausgezeichnet und Sie beide sollten den Erzbischof und seinen Patensohn oder inzwischen eher Adoptivsohn kennen lernen. Mediteran gefülltes Rinderfilet mit Herzoginkartoffeln und Gemüse und zwei oder drei weitere Gänge warten und ich würde Sie gern zum Essen einladen."
Kat wunderte sich, dass ihre Mutter derartig ruhig blieb. Derek und Rachel Rayne sahen einander an. "Na kommen Sie schon, Sie haben immerhin noch keine richtigen Flitterwochen gehabt. Wobei Paris im Frühsommer sehr viel romantischer ist... Ich glaube es ist eine ausgezeichnete Idee, sie dann in die Botschaft einzuladen." Ihr Vater räusperte sich. "Ja, hm... ich glaube, wir nehmen die Einladung zum Essen an. Erstens sollten wir Julien wirklich kennen lernen und ich persönlich freue mich auf eine angenehme Diskussion mit einem Kollegen, der nicht so ein Brett vor dem Kopf hat wie Ph... einige andere."
Zehn Minuten später waren sie in Paris. Mathilde strahlte freudig. "Monsieur und Madame Rayne, wie schön Catherines Eltern kennen zu lernen!" begrüßte sie die beiden, umarmte Kat und knickste vor Belial. "Sire..." Der Höllenfürst lächelte freundlich. "Und dies ist Selvaggia Bragi, Alexandras Kammerzofe." stellte er die blonde Frau in mittlerem Alter vor, die ebenfalls knickste und fragend auf Kat sah als Samyaza mit Pierre Pasquieu in die Küche geschlendert kam, sich angeregt mit ihm unterhaltend, während plötzlich Julien von irgendwo in der Nähe rief. "Kat?" und gleich darauf - nach einer Handbewegung von Belial - vor ihr stand. Er nahm sie beschützend in den Arm und sah den "Sekretär" an. Der schüttelte belustigt den Kopf, bevor er sich an Derek und den Erzbischof wandte, die einander gerade begrüßten. "Exzellenz, Dr. Rayne, Dr. Corrigan-Rayne, Samyaza wird Sie in den kleinen Salon bringen, wo sie sich unterhalten können. Katherine, Julien und ich kommen in einer halben Stunde etwa nach." Er wandte sich an die zwei Jüngsten. "Ich muss im Arbeitszimmer mit euch reden."
Als sie zu Dritt den Raum betraten, warteten Armaros und Gadreel bereits. Beide stellten sich sofort vor Kat und Julien. "Setzt euch!" knurrte Belial. Die zwei Dämonen zögerten sichtlich, gehorchten aber schließlich. "Die Insubordination von euch beiden, Armaros, Gadreel, ist unglaublich! Und du brauchst gar nicht zu leugnen, Gadreel, dass du Kat in die amerikanische Militärbasis schicken wolltest damit sie von dort aus nach Amerika kommt!" fuhr Belial die zwei Dämonen an. "Was ich euch jedoch wirklich übel nehme, euch beiden, ist der Versuch sie abzuschirmen! Zum Glück wusstet ihr nicht, dass ich sie nicht nur an das Grimoire, sondern auch an mich gebunden habe um sie schützen zu können. Nur so war es mir möglich sie im Zug zu finden!" "Herr, Ihr redet immer davon wie wichtig der freie Wille ist. Was sollten Armaros und ich denken als Kat mit gebrochenem Arm, völlig verstört da stand und erzählte was geschehen ist?"
Julien räusperte sich. "Ich würde erst einmal erfahren wollen WAS genau mit meiner Freundin geschehen ist. Immerhin durfte ich vor drei Stunden erfahren, dass Sie Lucifer persönlich sind." Belial seufzte. "Ja und? Ist dadurch irgendwas anders geworden? Ich habe diese Angst und dieses jetzt vorhandene Misstrauen meines Erachtens nach nicht verdient, oder Julien? Ich habe verstanden dass Kat mir gegenüber reserviert gewesen ist, bei dir habe ich kein Verständnis dafür." "Sie sind... ich studiere Theologie und..." Belial lachte leise. "Ah, ja,... verstehe: Du studierst Theologie und bist ein lieber Junge während ich der Erzbösewicht in der Geschichte bin? Wach bitte auf, Julien! Und zwar ganz schnell, denn sonst wirst du mit deinem Schwiegervater nicht wirklich warm! Er wusste sofort wer ich wirklich bin - wie auch dein Patenonkel! Und in gewisser Weise bin ich seit ein paar Stunden durch mein Handeln eine Art Patenonkel für Katherine. Du wirst in Zukunft also öfter mit mir zu tun haben. Das kann sehr formell ablaufen oder - wie bisher - eher familiär. Letzeres würde ich bevorzugen, aber das ist deine Entscheidung. Wenn du wieder vernünftig mit mir redest, weiß ich, dass das für dich ebenso gilt, wenn du weiterhin beim "Sie" bleibst, habe ich ebenfalls eine Antwort!"
Julien erhob sich vom Stuhl. "Ich lasse nicht zu, dass Kat misshandelt wird und..." "Julien, bitte, Belial und ich haben das geklärt. Außerdem hat er Ärger bekommen, der Erzengel Sariel hat ihm eine Rüge erteilt und mir erklärt was Lucifer - oder Belial getan hat. Außerdem... also ich weiß nicht ob ich so ein netter Mensch bin wie du und eine derartige Bindung mit einem Erzengel ertragen würde. Der Typ für Erzengel bist - glaube ich - eher du..." "Das ist mein Mädchen..." meinte Belial belustigt, aber nicht ohne Stolz, dann wurde er ernst. "Da ich Katherine gefunden habe und sie auch - wenngleich mit Sariels Eingreifen - beruhigen konnte, und weil ich euer Handeln verstehe, Gadreel, Armaros, belasse ich es für dieses mal bei einem Verweis ohne weitere Folgen!" Die beiden Dämonen verbeugten sich. "Aber: Kat wird ab heute von uns allen weiße Magie lernen, die sich natürlich umgehend in dem Grimoire widerspiegeln wird! Und nun werden wir unsere Gäste nicht länger warten lassen!"
Julien hatte Kat an sich gezogen, als sie im Salon auftauchten, wo Derek und Rachel Rayne gerade von dem Fall erzählten, den sie zuletzt gemeinsam bearbeitet hatte. Kat schauderte immer noch wenn sie daran dachte, wie gefährlich die Begegnung mit den lebendig gewordenen Statuen gewesen war, die das Szepter der Heiligen Kunigunde zurückgefordert hatten. Gerade meinte Derek: "...was mir dann auch ein Verfahren bei der Kongregation einbringen wird, denn der Bischof hat Philip Callaghans Anschuldigungen weitergeleitet."
Der Blick des Erzbischofes fiel auf seinen Patensohn. "Julien, was ist denn? Bist du besorgt, dass du nicht auf Angel Island bei Kat leben kannst, wenn du in San Francisco weiterstudieren wirst? Das haben Derek und ich schon geklärt." Er stellte - nicht ohne stolz - Julien vor und es war schnell klar, dass Rachel und Derek der junge Mann gefiel. "Nein... Onkel Pierre, weißt du eigentlich wer... wer Belial wirklich ist?" Der Erzbischof zuckte mit den Schultern. "Satan höchstselbst, sicher weiß ich das. Aber die gegebene Situation macht aus ihm zur Zeit einen Verbündeten und außerdem habe ich im Laufe des Lebens gelernt, dass zwischen Schneeweiß und Nachtschwarz unendliche Abstufungen von Grau liegen, was meines Erachtens für einen guten Theologen unerlässlich ist." Konsterniert sah Julien seinen Onkel an. "Du wusstest es?" Der Erzbischof nickte, dann lachte er. "Ah, ich verstehe... Du hattest gerade Dogmatik bei Professor Dr. Charles Bourais... oder?" Julien nickte. "Weißt du, dass er von uns vieren - das heißt meinen drei Weihbischöfen und mir - nur Bourricot, kleiner Esel, genannt wird? Wenn der Heilige Vater, Johannes Paul II. nicht damals zugegeben hätte, dass Galileo Gallilei recht gehabt hat und die Erde eine Kugel ist, dann würde er immer noch predigen, dass die Erde eine Scheibe ist und dich zwingen Buße zu tun wenn du Gegenteiliges behauptest!" schnaubte der Erzbischof. "Ich hoffe, ich habe dich nicht so kleingeistig erzogen!"
Julien blickte betroffen von seinem Onkel zu Belial, der ihm jedoch zuzwinkerte bevor er alle ins Esszimmer bat, wo Mathilde und Selvaggia sie bereits mit Alex, Nick-Yolotli und Philip-Acactili erwarteten. Obwohl Derek gegenüber den beiden aztekischen Priestern erst recht reserviert war, schaffte es der Erzbischof schnell eine lockere Gesprächsathmospäre zu schaffen - obwohl es eine theologische Diskussion wurde. Es war spät geworden als Rachel und Derek sich liebevoll von Kat verabschiedeten und auch von Julien. Der Erzbischof legte seinem Patensohn zum Abschied eine Hand auf die Schulter. "Ich weiß, dass dich die Liebe zu deiner Katherine und auch ihr ungezwungener Umgang mit Lucifer zu einem ausgezeichneten Theologen machen werden, einem Theologen, der über den Tellerrand hinaus sehen kann und - wie ich - sehr viele Grautöne zwischen Schwarz und Weiß sehen wird und das macht mich stolz - auch wenn man das als Todsünde zählen könnte." Er nickte Belial zu und ließ sich von Samyaza zurück zu seinem Amtssitz bringen. "Kat, Monsieur Dubois, ihr zwei geht jetzt besser schlafen. Im Heiligen Land sind unsere Kräfte begrenzt und ihr werdet Morgen nicht von Ort zu Ort teleportieren können, sondern mit konventionellen Mitteln reisen müssen und du wirst in der nächsten Zeit wegen der Verbindung mit dem Grimoire zudem noch geschwächt sein, Kat, da heilige Orte diesen Effekt haben."
Es war am nächsten Morgen. Kat und Julien trafen in der Küche verschlafen auf Belial. "Es gibt ein kleines Problem..." erklärte der sichtlich ungehalten. "Welches?" fragte Kat. "Der Tod fordert, dass du bei den Opferungen ab 13 Uhr anwesend bist. Aber ich kann Monsieur Dubois schwerlich allein ins Heilige Land schicken." Julien räusperte sich. "Ich... Belial?" Das Lächeln des Dämons war erleichtert. "Ja, Julien?" "Wird Katherine das überstehen? Und wieso will er das sie dabei ist? Und kann mein Onkel mich notfalls nicht begleiten?" Der Dämon legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Ja, sie wird es überstehen, dein kleines Kätzchen ist zäher als sie aussieht und es wäre ja nicht so, dass es die erste Opferung ist die ihre Seele ansieht. Da ich ihm Kat als Alex zukünftige Sekretärin präsentiert habe - von dir weiß er ja nicht - und sie die Opferungen in Zukunft auch würde planen müssen, wenn ich nicht mehr die Planungen übernehme, nun ja... zudem habe ich ja glaube ich erklärt, dass ich den Tod nicht wissen lasse wer ich bin. Er hält mich für ein kleines Licht in der Höllenhierarchie, einen kleinen Schreiberling... Dein Onkel, Julien, kann nicht mitkommen, weil der Tod die Anwesenheit vom Erzbischof und dessen drei Weihbischöfen ebenfalls wünscht." "Und wieso kann ich nicht allein... Ich meine nicht, dass ich es will, aber..." Kat sah ihren Freund angstvoll an. Belial lächelte liebevoll. "Der Blick sollte dir genug sagen, Julien."
Selvaggia räusperte sich. "Mathilde und ich könnten ihn begleiten, Sire. Wir wären notfalls - mit einer Ausnahmegenehmigung - auch in der Lage ihn mit Magie zu schützen." "Oh nein, ich bleibe lieber hier! Ich muss für den Ball übermorgen noch viel vorbereiten." wehrte Mathilde ab. Belial lächelte. "Eine von euch beiden reicht und da ich dich kenne, Selvaggia, bin ich einverstanden. Du wirst Julien begleiten. Er hat einen Führerschein, ein Auto wartet bereits auf euch und du kannst mit Magie für seine Sicherheit sorgen. Die Ausnahme gilt, solange du zauberst falls Gefahr droht. Samyaza wird euch begleiten und nach Jerusalem bringen zur Grabeskirche. Von dort an kann er euch nicht mehr helfen, sondern wird mit euch einen Treffpunkt ausmachen der zur Abreise sicherer ist. Das Auto lasst dann einfach stehen. Mathilde hat für euch drei je einen großen Rucksack mit Lebensmitteln gepackt die ihr bei Familie Joudeh abgebt, für die Armenspeisung in der Moschee. Ihr werdet dort erwartet." Er gab Julien eine Karte und einen Umschlag. "Die Orte die ihr aufsuchen müsst sind dort verzeichnet."
Wie aufs Stichwort kam Samyaza dazu. Julien verabschiedete sich mit einer Umarmung von Kat, und gleich darauf waren Selvaggia und er samt der drei riesigen Lebensmittelrucksäcke mit dem Dämon verschwunden. "Wie ist das gestern... Das Tuch von Oviedo und der Kelch von León... waren die echt?" fragte Kat. Belial nickte. "Und beides wird eventuell in Asien helfen können. Du musst dich jetzt aber umziehen. Auf dem Platz vor Notre Dâme ist alles vorbereitet und Yolotli und Acactili treffen bereits die letzten Vorkehrungen... Übrigens auch - zumindest in gewisser Weise - Philip Callaghan in Tenochtitlan." Kat zuckte leicht zusammen. "Ganz ruhig, glaub mir, er wird danach mit Sicherheit ein viel besserer Priester sein als er es zuvor war... In deinem Schrank hängt das neu angefertigte Ritualgewand, wie das von Alexandra an Nicholas-Yolotlis angelehnt! Zieh das bitte an, ich nehme dich dann mit zur Kathedrale. Während der Opferungen kannst du übrigens gern in Tenochtitlan vorbeischauen."
Es war kurz vor Beginn der Opferzeremonie. Der Tod saß auf einem erhöhten Thron, gekleidet in einen schweren schwarzen Samtmantel mit silbernen Totenköpfen bestickt, die Kapuze über den Kopf gezogen. Nick-Yolotli und Philip Acactili trugen die ebenfalls prachtvollen Ritualgewänder - Nick in leuchtendem Rot, Philip in Rostrot. Links vom Tod saß in einer aufwändigen, kostbaren Robe Alex. In der Mitte des Platzes, vor dem Thron, stand ein Techcatl, ein aztekischer Opferaltar aus Lavagestein und ein großer, sehr stabil aussehender Metalltisch. Kat erkannte, dass Feuer darin brannte und eine Art Grillrost darauf lag. Zu beiden Seiten zogen sich im Halbkreis Tribünen in einem weiten Radius darum. Auf der einen saß offenbar ein Großteil des Klerus von Paris. Kat erkannte Juliens Onkel, der neben einigen anderen Bischöfen saß. Belial hinderte ihn daran, den Erzbischof zu begrüßen sondern zog sie zur gegenüberliegenden Tribüne auf der eine johlende Menge Schaulustiger Platz genommen zu haben schien und vor der eine Art von Ehrenloge gebaut worden war.
Gadreel und Armaros saßen dort bereits und gerade tauchte Samyaza unauffällig auf einem weiteren Platz auf. Kat ließ sich auf dem recht gemütlichen Sessel neben ihm nieder, Belial zu ihrer anderen Seite. "Mr. Joudeh lässt für die Nahrungsmittel danken. Er hat sie gleich zur Moschee bringen lassen. Anschließend sind Julien und Selvaggia mit ihm in die Grabeskirche. Ich habe noch gewartet. Julien lässt ausrichten, dass es zwar ein "heiliger Ort" sei, aber eben nur Golgatha. Ich habe noch gewartet, bis die beiden ins Auto gestiegen sind. Sie können mich jederzeit via Mobiltelefon erreichen." berichtete er leise. Belial nickte, Kat drückte leicht seine Hand um ihm für den Bericht zu danken.
"Darf ich dich was fragen?" wandte sie sich dann an Belial. Überrascht sah der sie an. "Ich dachte, du weißt, dass du mich fast alles fragen kannst." "Meine Mutter... sie war gestern ziemlich ruhig. Ich meine, ich hatte eigentlich erwartet, dass sie nicht gerade gelassen hinnimmt, dass... ähm..." Belial lachte leise. "Der böse Teufel momentan deine Erziehung übernommen hat?" Kat nickte. "So in etwa..." "Kat ich habe dafür gesorgt, dass sie so ruhig bleibt und dein Dad sieht das ähnlich wie Pierre. Das hat zusätzlich dazu beigetragen, dass deine Mutter ruhig blieb und mich als "Onkel" für dich akzeptiert hat." gestand er.
In diesem Moment erhob sich der Tod und rief über den ganzen Platz: "Ab diesem Tag wird mir gehuldigt werden an jedem Freitag mit 13 Opfern. Dient mir mit Hingabe und ihr werdet mir nicht dargebracht wie diese Lügner die euch jahrhundertelang den Verstand vernebelt und mit schönen Worten schwach gemacht haben! Mein Hohepriester und sein Stellvertreter werden euch alle zu unterhalten wissen!"
Er gab Nick und Philip ein Zeichen, worauf die beiden sich kurz verbeugten. Je zwei knapp gekleidete Frauen nahmen ihnen die kostbaren Übergewänder ab und beide standen in schlicht weißen Leinengewändern mit weißen gummierten Überwürfen da.
Zwei Männer in Lendenschurzen brachten das erste Opfer. Der Mann schrie panisch Gebete. Kat konnte Nick-Yolotlis fast schon verächtlichen Gesichtsausdruck sehen. Sie wusste, dass der aztekische Priester sein Schicksal durch seine Erziehung und auch Ausblidung zum Priester akzeptiert hätte. "Schweig!" herrschte Philip-Acactili den Mann an. Worauf dieser ihn sofort als "Diener Satans" beschimpfte. Kat sah, wie der Mann eine Injektion bekam und in sich zusammensackte, allerdings immer noch wimmernd. "Der Tod will das erste Opfer lebendig gehäutet haben. Die Injektion bewirkt, dass der Mann - übrigens der "kleine Esel" - bei Bewusstsein bleibt, aber sich nicht bewegen kann - nur vor Schmerzen wimmern und schreien und um Gnade winseln." flüsterte Samyaza Kat ins Ohr.
Das Opfer wurde auf den Techcatl gelegt und Nick-Yolotli zog eine Obsidianklinge hervor.
"Unser Herr möchte als Erstes eine Häutung bei lebendigem Leibe sehen." erläuterte derweil Philip-Acactili und beschrieb in launigem Tonfall wie das vor sich gehen würde. Nick-Yolotli setzte die Klinge an, währenddessen erklärte Philip-Acactili wie der Hohepriester vorging und worauf es ankam, fast wie ein Sportmoderator im Radio. Von der Tribüne gegenüber erschallte derweil Gesang, während auf der Tribüne hinter der Ehrenloge fast Volksfeststimmung herrschte. Das Opfer wimmerte hörbar. "Kat, du kannst wenn du willst wirklich nach Tenochtitlan gehen. Du weißt, Icnoyotl wird mit mir nicht viel anfangen können, weswegen es nicht zum Problem wird und außerdem hat sie mich schon kurz getroffen als du Philips Seele mit Acactilis getauscht hast. Sie ist genauso stark wie du." flüsterte Belial Kat ins Ohr.
Sie nickte. Mit einer - vielleicht sogar leicht gehässigen - Genugtuung - wandte sie sich an Icnoyotl, die den Tausch geschehen ließ. Kat fand sich an Itzels Seite wieder. "Hallo Katherine..." flüsterte der Sohn von Acactili mit einem Lächeln. "Gespannt wie dieser Schwächling sich macht?" fragte er belustigt. Sie grinste. "Vater hat wohl geahnt, dass du kommst um zuzusehen. Darum hat er dafür gesorgt, dass ich mit dir hier stehe und zusehen kann." flüsterte er in ihr Ohr und gab ihr einen sanfen Kuss auf die Wange.
Kat sah wie ein sehr widerstrebender Acactili-Philip auf den Techcatl zuschritt. Die zwei von Acactili vor dem Tausch eingeweihten Priester sorgten dafür, dass es nicht auffiel.
Kat zuckte zusammen als Yaotl das Opfer heranführte. Itzel legte einen Arm um sie. Sie wusste, dass sie normalerweise nichts auf dem Templo Mayor verloren hatte. "Keine Sorge. Die meisten Priester wissen, dass es nicht wirklich mein Vater ist, der dort steht, sondern einer von euren verweichlichten winselnden Predigern. Yaotl ist einer der wenigen, der es nicht weiß." flüsterte Itzel beruhigend. "Und dieser Philip weiß, was er tun muss. Yolotli meinte, manches Wissen ist sowohl an Körper als auch an Seele gebunden. Vater ist lange genug einer der höchsten Priester. Sein Körper weiß was zu tun ist."
Acactili-Philip hob die zitternde Hand mit dem Dolch und stieß die Klinge dann präzise in die Rippen unterhalb des Herzens. Icnoyotl-Kat wurde Zeuge, wie er - zwar immer noch mit zitternden Händen, aber doch professionell - das Herz herausschnitt und es in die Opferschale legte. Anschließend sah er zitternd zu, wie der Leichnahm die Stufen hinuntergestoßen wurde. Er schwankte leicht. Sein Blick fiel auf Itzel und Icnoyotl. Kat lächelte finster als sie merkte, dass Philip bewusst wurde wer dort neben - angeblich seinem - Sohn auf der Plattform des Templo Mayor stand und gerade Zeugin der Opferzeremonie geworden war. Sie gab Itzel einen sanften Kuss auf die Wange und flüsterte: "Bestell diesem jämmerlichen Schwätzer schöne Grüße von mir, ich werde in meinen Körper zurückkehren." Der junge Mann drückte ihre Hand. "Ich würde deine Zeit irgendwann gern einmal sehen. Icnooyotl meinte, dort sei es sehr viel friedlicher, aber auch aufregender als hier." Sie lächelte. "Ich bin mir sicher, Julien-Noel wird dir gefallen... Ihr seid euch irgendwie sehr ähnlich." antwortete sie leise und war unvermittelt wieder mitten im Geschehen auf dem Platz vor Notre Dâme.
Nick-Yolotli hatte präzise, sicher und schnell gearbeitet. der größte Teil des Körpers war bereits gehäutet. Belial ergriff ihre Hand. "Wie war es?" fragte er. "Hat Philip Callaghan das Opfer gebracht oder haben wir Itzel seines Vaters beraubt?" "Er hat gezittert wie Espenlaub, aber es sauber über die Bühne gebracht. Ich denke, das wird ihn lehren in Zukunft über meinen Vater, okay, Adoptivvater, aber Derek ist mein Dad, irgendwie, egal... richten zu wollen." Belial lächelte finster. "Sehr schön. Dann wird er Schuldgefühle haben, schlimmer als würden ihn die Furien der Antike jagen, wenn er wieder zurückkehrt..."
Der rohe, hautlose Körper des Opfers wurde derweil von den Helfern auf den Bauch gelegt um ein schnelles Entfernen der Haut hinten zu ermöglichen. Eine halbe Stunde später war die Häutung beendet. Auf der Tribünenseite mit den kirchlichen Würdenträgern hörte man Würgen, Gejammer, Schluchzen, auf der Seite hinter der Ehrenloge dagegen immer noch Volksfeststimmung. Der rohe Körper zuckte noch auf dem Opferstein. Nick-Yolotli legte die Haut vor den Tod hin. Der war sichtlich begeistert und wies an, den nächsten Opferungsakt vorzubereiten. Das zweite Opfer wurde herangeführt. Die Helfer fesselten den Mann mit einer Stahlkette, dann wurde er auf einem Rost befestigt und auf den Grill gelegt - mit dem Gesicht direkt in die Flammen während die zwei Roste ineinander gesteckt wurden. Dann - eingezwängt zwischen beide Metallgitter - wurde er von den Helfern alle fünf Minuten gewendet. Aus den Schmerzschreien wurde sehr schnell ein Wimmern, das bald verstummte.
Philip-Acactili vollzog als dritte "Darbietung" danach das Herausschneiden des Herzens - exakt das, was Kat in Icnoyotls Körper kurz zuvor gesehen hatte. "Ich dachte, das ist eine gute Idee diese Art der Opferung immer von Acactili vollziehen zu lassen - solange es andauert. Dann sinkt es auch bei Pater Callaghan besser ein..." flüsterte Belial neben Kat. "Du hast eine ziemlich fiese Ader oder?" meinte sie belustigt. "Wie du auch..." "Ich weiß nicht..." Sie fühlte sich seltsam entrückt. "Und Kat... wenn ich die Kontrolle jetzt über dich fallen lassen würde, würdest du die Opferungen nicht mit ansehen können." Dankbar sah sie Belial an.
"Da was aztekische Opferpraktiken anbelangt die Variationen für den Tod nicht ausreichend genug waren hat er sich noch ein paar neue einfallen lassen. Pfählung, Vierteilung durch Pferde. Ein Opfer will er sozusagen geschächtet sehen. Das ist an sich auch mir zu abartig und ich werde es mir die nächsten Male auch nicht ansehen - wobei wohl nur heute "das volle Programm" geboten werden soll." erläuterte Samyaza neben Kat leise. "Yolotli empfindet die Opferungen jetzt schon als eine Perversion der aztekischen Rituale." murmelte sie. "Die Opfer der Azteken haben das oft als Ehre gesehen als Opfer gewählt zu werden und möglichst wenig geschrieen." "Kat ich werde deine Sinne jetzt völlig ausblenden. Hab keine Angst. Denn ich möchte nicht, dass du den Rest mitbekommst, weder audiovisuell noch sonst! Allerdings soll der Tod dich sehen, sichtlich ungerührt, hast du verstanden?" Sie sah zu Belial und nickte.
Die nächsten zehn Opferungen waren recht schnell beendet. Als Kats Sinne wieder "online" waren, musste sie einen Würgreflex unterdrücken als sie die makabere "Arena" des Schreckens sah in der Leichenteile herum lagen. Der Geruch nach Blut und verbranntem Fleisch hing mit dem von Erbrochenem in der Luft. Augenblicklich spürte sie wie Belial ihr innere Balance gab.
Der Tod erhob sich. "Danke an meinen Hohepriester und seinen Stellvertreter sowie die engagierten Helfer für ein amüsantes und inspirierendes Programm. Das Säuberungskommando wird den Platz bis zum nächsten Freitag wieder säubern." "Dürfen wir unsere Brüder und Schwestern wenigstens begraben wie es sich für Christen gehört?" ließ sich eine Stimme vernehmen. Der Tod lachte laut und hämisch auf. "Ich soll eure teuren Brüder und Schwestern in Afrika, die am Hunger krepieren, wirklich einer so guten Mahlzeit berauben?" fragte er, dann war der Tod verschwunden. Über dem Platz im Schatten der mächtigen Kathedrale lag ein gespenstisches entsetztes Schweigen.
"Samyaza, sieh du in Palästina nach ob alles in Ordnung ist, Gadreel, Armaros, ihr zwei schafft die sterblichen Überreste dieser Blutorgie nach Afrika. Ich nehme Kat, Yolotli und Acactili samt Alex mit in den Boulevard Haussmann - und Samyaza, Gadreel, Armaros?" Die Dämonen blickten ihren Herrn an. "Danke, dass ihr Alex und unsere zwei aztekischen Freunde von dem wirklich widerlichen Geschehen abgeschirmt habt und ich mich auf Kat konzentrieren konnte." Die drei nickten, dann befolgten sie ihre Befehle.
Im Wohnzimmer im Boulevard Haussmann warf Alex sich aufschluchzend in Nick-Yolotlis Arme. Kat sah, dass Belial dafür gesorgt hatte, dass sowohl er als auch Philip-Acactili nicht mehr in die blutbespritzten und verschmierten Tuniken gekleidet waren, sondern frische Kleidung trugen und gesäubert waren. "Mir graut jetzt schon davor, diese widerlichen Sadisten, die dieser Mistkerl angeschleppt hat in die Opfertechniken einzuweisen!" murmelte Philip-Acactili. "Solche Typen sind unkontrollierbar und..." "Sie werden umgehend ihre Strafe erhalten wenn das vorbei ist." versichterte Belial. "Ihr solltet euch jetzt darauf vorbereiten, dass der Tod heute Abend vorbeisehen wird um euch zur "gelungenen Performance" zu gratulieren."
Sein IPhone klingelte. Er sah auf das Display und seufzte. Gleich darauf hörte Kat ihn sagen: "Exzellenz, nicht jetzt - ja, das war es - und nein, nicht alles war... nein! Der Tod ist wahrscheinlich in vielerlei Hinsicht noch schlimmer als ich. - Wie? - Nein, Kat hat nicht viel mitbekommen, die habe ich vollkommen aus dem Geschehen gerückt. Vielleicht könnte man sagen, dass da nur eine blinde, taube Hülle gesessen hat. - Exzellenz wir reden morgen früh, versprochen!" Er reichte Kat das IPhone. "Der Erzbischof will mit dir reden." murmelte er. Pierre Pasquieu ließ sich von ihr versichern, dass alles in Ordnung war, seuftze erleichtert auf, als er hörte, dass Julien nicht in Paris gewesen war, dann legte er auf.
Sie waren gerade beim Essen in der Küche als Samyaza mit einem müden und erschöpften Julien und Selvaggia zurückkehrte. "Wir haben ein Steinchen aus dem Grab Christi." flüsterte der junge Mann erleichtert und zog Kat in seine Arme. "Wir kriegen diesen Mistkerl. Darauf zu bestehen, dass du dieses gräßliche Gemetzel mit ansehen musstest wird er büßen. Samyaza hat nur sehr oberflächlich berichtet, was geschehen ist." Er sah zu Belial. "Danke, dass du ma petite chatte vor dem Gräßlichsten abgeschirmt hast." Der Dämon nickte. "Das ist selbstverständlich gewesen. Esst erst einmal und dann geht ihr zwei ins Bett. Dich soll der Tod nicht sehen, Julien und Kat kann ich mit ihrer Jugend entschuldigen. Sie muss diesem Sadisten nicht noch begegnen."
Spät am Abend erschien der Tod als die anderen Mitglieder des Hauses im Salon saßen und ein Gesellschaftsspiel ausprobierten. Er war euphorisch, lobte die "gekonnt ausgeführten Opferungen im aztekischen Stil" und ließ sich sogar zu einem Dank herab. "Wobei uns schnell die Opfer ausgehen werden, wenn wir jeden Freitag 13 Opfer bringen würden. Außerdem wird die Menge schnell gelangweilt, wenn jedes Mal das gesamte Programm gezeigt wird. Mein Vorschlag wäre jedes mal höchstens zwei Arten der Opferung zu präsentieren. Das macht das Publikum auch abwechslungsreicher und je nachdem wird schon bald jeder... nennen wir die Opferpriester mal "Spezialisten" - seine Groupies haben, was es für Euch sichr auch amüsanter machen wird und je nachdem könnt ihr durch entsprechende Wünsche für die Freitage auch die interessierte Menge kontrollieren." Alex merkte, wie geschickt Belial den Tod manipulierte. "Nur sieben Opfer?" fragte der enttäuscht. "Das ist nicht ausreichend!" "Vorerst natürlich nur. Man könnte einmal im Monat eine große Opferzeremonie veranstalten. Bei dieser Gelegenheit die angelernten neuen Opferpriester mit ihren jeweiligen "Spezialitäten" vorzustellen wäre ein zusätzliches Highlight des Monats. Über kurz oder lang werden die Menschen Euch als Herrscher anbeten, verehren, als ungekrönter Kaiser der Welt, mächtiger als der da im Himmel, denn Ihr gebt ihnen eine neue Art von Gladiatoren."
"Ungekrönt? Wieso ungekrönt! Belial, ich will eine Kaiserkrönung! Mein Hohepriester wird ein großartiges Opferfest zu meiner Krönung organisieren!" Der Tod war immer begeisterter von der Idee. Alex überlegte kurz, dann fragte sie: "Darf ich mich um eine angemessene Krone, einen Reichsapfel und einen Krönungsmantel kümmern - und vielleicht ein passendes Szepter?" Der Blick des Todes richtete sich auf sie. "Ah, meine kunstsinnige Hohepriesterin, welch fabelhafte Idee. Dein anthropologisches Wissen wird dir sicher helfen. Ich freue mich schon bald deine Entwürfe zu sehen! Ich sehe den Sinn der sieben Opfer statt der 13 ein, Belial, gut mitgedacht. Jeweils am 2. Freitag des Monats wird es jedoch eine große Opferzeremonie geben bei der neue Talente ihr Können zeigen dürfen. Und ich habe eine phantastische Idee: Welch besseren Termin für eine Krönung könnte es geben als den Frühlingsanfang? Doch da möchte ich der Menge ein richtiges Spektakel bieten. 169 Opfer, 13 mal 13 werden anlässlich dieses Tages sterben und das dann jedes Jahr am selben Tag um meine Krönung zu feiern!" "Ein ausgezeichneter Termin. Ich werde alles mit Mademoiselle Reynard organisieren." antwortete Belial. "Oh, ja, die junge Dame war beeindruckend. Eine ausgezeichnete Wahl, meine liebe Alexandra. Wo ist Mademoiselle Reynard?" "Im Bett, immerhin ist sie erst 15 und somit hat Eure Hohepriesterin sie schlafen geschickt." Der Tod nickte, stimmte zu, dass das sicher weise sei und verschwand.
"612 Opfer pro Jahr im "Normalfall"? Oder eher mehr? Langsam wird der Typ wirklich größenwahnsinnig!" murmelte Armaros. "Wie kommst du darauf für ihn die Krönungsutensilien entwerfen zu wollen, Alex?" fragte Gadreel fast angewidert. Die Anthropologin grinste. "Wenn, dann müssen wir das was wir haben irgendwie verstecken, oder? Er wird doch sicher misstrauisch, wenn du ihm ein altes Leinentuch umlegen, einen - wenn auch kostbar verzierten - Dornenkranz aufsetzen und einen Kieselstein in die Hand drücken willst!" verteidigte sie sich. Belial begann zu lachen. "Alex, du bist genial! Darauf hätte ich auch kommen können! Dann werde ich mich Morgen gleich mit Cartier in Verbindung setzen, damit die die Krone arbeiten und den Reichsapfel mit irgendeinem passenden Szepter und bei den Modehäusern werde ich mich erkundigen welches das Tuch in einen Krönungsmantel einarbeiten kann ohne es zu beschädigen. Und übermorgen findet der große Ball statt."
Die Vorbereitungen für den makabren Totentanz am Sonntag waren abgeschlossen. In eleganter Abendgarderobe begrüßten die Hausherrin und der Hausherr des Boulevard Haussmann 13 die verängstigten, eingeschüchterten Gäste und die Sorte, die mit der "neuen Ordnung" durchaus zufrieden war. Kat sah neben Julien stehend verächtlich auf eine Gruppe elegant gekleideter Frauen, die sich über die Opferungen am Freitag unterhielten. "Oh, es war sehr inspirierend. Der Hohepriester ist sehr kunstfertig und ein Bild von einem Mann!" schwärmte eine. "Oh, mir gefällt dieser Philip sehr gut - wie gekonnt er den Schnitt gesetzt hat und wie elegant er das Herz dieses Opfers herausgeholt hat, ich schwöre ich habe fast einen Orgasmus gekriegt!" hauchte eine andere.
Belial legte Kat und Julien eine Hand auf die Schulter er lächelte mit finsterer Befriedigung. "Ah... ja... das Kränzchen der neuen Höllenbewohnerinnen ist doch sehr erfrischend... Wobei... was meinst du... ob Acactili interessiert wäre die eine oder andere Nacht mit einer Dame seines Fanclubs zu verbringen? Immerhin ist er Witwer..." "Philip ist eigentlich katholischer Priester!" Julien sah ihn fast entsetzt an. Belial grinste. "Ja... aber für seinen Körper wäre das zweifellos eine lohnende Erfahrung." "Und es würde ihn wenn seine Seele zurück ist noch zusätzlich von seinem hohen Ross herunterholen..." sinnierte Kat. Belial erklärte ihm kurz wieso Kat auf Philip nicht gut zu sprechen war, worauf der junge Theologiestudent ihre Einstellung verstand.
Am nächsten Morgen beim Frühstück lächelte der Priester. Auf Belials Nachfrage meinte er: "Der Gentlemen genießt und schweigt - aber dieser Körper hat Monique nicht enttäuscht." Alex verschluckte sich vor Schreck an ihrem Croissant.
Die nächsten Wochen organisierte Belial die Opferungen samt Auswahlprozess. Wie von ihm vorhergesagt, kam die neue Praxis viel besser an. Der Tod sonnte sich in der Bewunderung der teilweise immer abartiger werdenden Meute die nach Paris einwanderte, während Kat, Alex und Julien mit den drei anderen Dämonen viel Zeit bei Cartier und den bekanntesten Pariser Modehäusern verbrachten. Nick-Yolotli und Philip-Acactili versuchten einigen der etwas disziplinierteren Sadisten, die der Tod ihnen geschickt hatte, das Häuten beizubringen. Abends beim Essen erzählte vor allem der Jüngere der beiden, der ja der Hohepriester war, dass die Ideen mancher angehender "Schlächter des Todes", wie sie die Männer - und zu ihrem Entsetzen auch Frauen - nannten immer kränker wurden. So gab es einen Mann der auf die Idee gekommen war einen Häcksler einzusetzen, ein anderer konzentrierte sich darauf die wenigen Theologinnen zutode zu foltern... "Sieh bloß zu, Belial, dass der Tod VOR den 169 Opferungen gekrönt wird!" sagte Nick-Yolotli eines Abends. "Ich bin ja einiges gewohnt, aber eine stilvolle Opferung ist etwas anderes als diese widerwärtigen Abschlachtungen zur Belustigung des Pöbels!" "Worauf du dich verlassen kannst. 76 Leichen sind genug." versprach der Dämon.
Der Tod hatte noch einmal vorbeigesehen und sich aus den Entwürfen der Schmuckdesigner von Cartier und der Designer der Modehäuser das ausgesucht, was ihm am besten gefallen hatte. Geschickt wurde die Dornenkrone so in einer großen, schweren prächtigen Krone versteckt. Der Kiesel aus dem Grab Christi war unten an dem Reichsapfel eingefasst und in den reich bestickten, mit Hermelin verbrämten Samtumhang war das Grabtuch eingefasst. Alle drei mit Reliquien des Auferstandenen waren nochmals angefertigt worden - ohne die Reliquien - falls der Tod irgendwie misstrauisch werden würde oder auf die Idee kam, den Reichsapfel in die Hand zu nehmen oder die Krone schon einmal aufzuprobieren... Im Salon im Boulevard Haussmann 13 war dementsprechend das "Ensemble zu diesem Zweck ausgestellt.
Philip-Acactili hatte den Vorschlag Belials - seine lange Witwerschaft in Tenochtitlan, in Paris, der Stadt der Liebe, hinter sich zu lassen wo er schon mal dort sei und zudem in einem virilen und auf einen großen Teil der Damenwelt attraktiv wirkenden Körper hinter sich zu lassen - nachgegeben und fast jede nacht eine mehr als willige Frau in den Armen gehabt. Gadreel und Armaros lachten jedes Mal, wenn eines der "Betthäschen" zum Frühstück mit am Tisch saß und auf Nimmerwiedersehen verschwand. "Ich seh diesen bigotten Pfaffen schon bei Selbstgeißelungsorgien" lästerte Gadreel. "Ach, der wird wahrscheinlich nur Gebete stammelnd vor irgendeiner Heiligenstatue wimmern und abends wird er sich von oben bis unten schrubben als wäre er bis zum Kinn durch Dreck gewatet. Wenn es interessant wird lässt er sich vielleicht kastrieren..." antwortete Armaros.
Pierre Pasquieu wurde eines Abends Zeuge wie Philip-Acactili eine Frau mit auf sein Zimmer nahm und hörte kurz darauf das Geläster der beiden Dämonen. "Belial - Philip Callaghan ist doch Priester - und du lässt zu, dass Acactili in seinem Körper Umgang mit... diesen Frauen hat und unkeusch wird?" "Es wird ihn Demut lehren, Pierre, glaub mir. Er hat es gewagt sich über Dr. Rayne zu stellen als dieser Verständnis und Zuspruch, vielleicht auch die Hilfe eines Seelsorgers gebraucht hätte, er hat sich der Todsünde des Neides schuldig gemacht und ihn gegenüber der Kongregation in Misskredit gebracht, also könnte man fast davon reden, dass er "falsches Zeugnis abgelegt hat", gegenüber Katherine kommt sogar der Todsünde des Hochmutes dazu. Mein Vorschlag den Acactili sehr engagiert aufgenommen hat - wird nur eine Art der Schuldbegleichung sein, eine Art des irdischen Fegefeuers, genauso wie die Erkenntnis, dass sein Körper von einem aztekischen Priester besessen worden ist der mit diesem Körper Opfer gebracht hat, genauso wie er in dessen Körper Opfer darbringen musste - zumindest eins..."
Der Erzbischof sah Belial einen Moment lang schweigend an, dann sagte er: "Du hast doch sicher den einen oder anderen "Mitarbeiter" im Vatikan?" Belial lächelte. "Vermutlich ja - und vermutlich möchtest du wissen ob ich einen in der "Personalabteilung" habe...?" Der Erzbischof nickte. "Es könnte zufällig passieren, dass Philip Callaghan eine Versetzung als "Hauskaplan" des Boulevard Haussmann 13 erhält - mit dir als direktem Vorgesetzten?" schlug Belial beiläufig vor. "Hm... ja... ich werde in Paris und vermutlich halb Frankreich in nächster Zeit etwas knapp am theologischen Nachwuchs sein... Unterstützung aus Amerika würde da sehr gelegen kommen... und ich könnte ihm den nötigen seelischen Beistand geben." Belial und Pierre Pasquieu nickten einander lächelnd zu.
Es war das Wochenende vor dem Frühjahrsanfang als der Tod bewundernd den Mantel umlegte und die Krone aufsetzte, die im Salon zu diesem Zweck bereitstand. "Steht es mir, meine Hohepriesterin?" fragte er selbstverliebt. "Ausgezeichnet, Majestät." versicherte Alex. "Ah, dieser Mittwoch wird ein wahrer Triumph!" schwärmte der Tod. "Belial und Mademoiselle Reynard haben sich bei der Planung übertroffen. Du, meine Schöne, wirst mich mit deinem Verlobten krönen - du wirst mir die Krone aufsetzen, er mir den Mantel umlegen und deine kleine Sekretärin hat die Ehre mir den Reichsapfel zu reichen während Belial sich bereit erklärt hat mir das Szepter zu übergeben und dann werde ich Nicholas und dich trauen und euch meinen Segen geben und ihr werdet für eine Dynastie von Priestern sorgen - und als Ehepaar werdet ihr gemeinsam das erste Opfer häuten und - oh ja, es wird diesmal ein großer Suppenkessel bereit stehen um ein großartiges Hochzeitsmahl zu kredenzen... Belial soll mit Mademoiselle Reynard zwei oder drei Sterneköche besorgen, die aus den ersten 13 Opfern eine schöne Suppe zur Verköstigung der Massen kochen..." Alex zwang sich zu einem Lächeln. "Eine ausgezeichnete Idee, ich bin begeistert. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen als von Ihnen getraut zu werden, Majestät..." Sie musste ihren Brechreiz unterdrücken, was sie atemlos wirken ließ. Der Tod verschwand.
"Hm... okay... also werde ich wohl ein Dutzend Gulaschkanonen organisieren müssen die wir aufstellen - und die Köche kochen schon vorab genug Suppe - wobei... diejenigen, die sich an den Tod gebunden haben, also seine "Opferpriester" die wirklich mit dem Herzen dabei sind und ihre Groupies - werden in dem Moment sterben in dem auch der Tod stirbt - denn wer einen anderen Gott anbetet als den Einzigen verletzt das erste Gebot oder den wichtigsten Glaubenssatz der drei abrahamitischen Religionen die in Europa vorherrschend sind. Und Götzen anbeten ist eine Sünde und der Lohn der Sünde ist der Tod!"
"Ja, aber wir würden wohl 13 Gulaschkanonen aufstellen müssen. Was wäre, wenn wir die Köche bitten eine einfache, nahrhafte Suppe zu kochen und wir die Gulaschkanonen dann nach Afrika...?" schlug Kat vor. Belial lächelte traurig. "Kat... der Tod hat dafür gesorgt, dass auch dort sehr viele mit ihm untergehen werden. Sie haben die Leichen gegessen und sich so an Gott vergangen, aber ja, doch, vielleicht ist es trotzdem eine gute Idee."
Der Tag der Frühjahrs-Tag-und Nachtgleiche war angebrochen. In ein prächtiges Hochzeitskleid gewandet stand Alex neben Nick-Yolotli vor dem Techcatl auf dem Vorplatz von Notre Dâme. Samyaza legte ihr ein gummiertes Übergewand an, dass die Robe völlig bedeckte. Der Tod erschien auf seinem Thron. "Meine Kinder! Heute werde ich mich zu eurem Gott krönen lassen! Betet mich an und lebt, weigert euch und sterbt!" rief er hämisch lachend übr den Platz. Die Menge jubelte. Der Tod gebot Schweigen. "Dann werden mein Hohepriester und meine Hohepriesterin mich trauen und gemeinsam das erste Opfer durch Häutung darbringen. Die ersten 13 Opfer werdet ihr in einer Hochzeitssuppe kosten dürfen!" Erneut brandete frenetischer Jubel auf.
"Und nun, Alexandra, Nicholas, krönt mich zum Gott!" rief der Tod.
Alex griff nach der Krone - diesmal war es die in der die Dornenkrone verborgen war, Nick hob den schweren Krönungsmantel mit dem Grabtuch hoch und Kat den Reichsapfel an deren unsichtbaren unteren Ende der Kiesel aus dem Grab verborgen war. Nick trat hinter den Tod, Alex stieg auf ein Podest um die Krone auf das Haupt des Todes setzen zu können und Kat war bereit den Reichsapfel in die gierig ausgestreckte Hand zu legen. Die drei sahen einander unbemerkt vom Tod an. Nick begann laut zu reden, dass es über den Platz schallte. Es war eine "Krönungsrede" die er mit Pierre Pasquieu geschrieben hatte: "Es steht geschrieben: Ich bin der Herr dein Gott, du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Hochmut ist eine Todsünde und der Lohn der Sünde ist der Tod. So, großer Götze, empfange deinen Lohn für deine Anmaßung!" im gleichen Moment ließ Alex die Krone auf das Haupt des Todes nieder, Kat drückte den Reichsapfel in die Krallenhand und Nick legte den Mantel um die Schultern des Todes.
Eine Sekunde war Stille. Eine weitere... Belial stand sardonisch lächelnd mit dem Szepter in der Hand vor dem Tod.
Ein unmenschliches Kreischen hallte plötzlich über den Platz. Die Gestalt brach in sich zusammen. Asche wurde vom Wind davongetragen und Krone, Reichsapfel und Mantel lagen vor dem Thron.
Sämtliche Todespriester - außer Nick-Yolotli und Philip-Acactili - wurden im gleichen Moment von Krämpfen geschüttelt. Sie röchelten und erstickten schließlich alle. Auf den Tribünen gingen die Menschen aufeinander los. Es brach ein Tumult aus. Kat sah, wie die Meute der Anhänger des Todes sich gegenseitig umbrachte, jeder kämpfte gegen jeden. Blitze fuhren vom Himmel und vernichteten die letzten Überlebenden der Anbeter des Todes.
Pierre Pasquieu erhob sich von seinem Platz, gefolgt von seinen Bischöfen, die die drei Krönungsutensilien mit den eingearbeiteten kostbaren Reliquien sorgfältig verpackten. Der Erzbischof stellte sich vor die Menge. Belial flüsterte ihm leise zu: In Asien werden die Menschen gerade alle geimpft, in Afrika treffen die Nahrungsmitteltransporte aus Asien und Europa ein und der amerikanische Präsident, der Generalgouverneur von Kanada und die Präsidenten von Mexiko und Brasilien - in Vertretung für Süd- und Mittelamerika haben soeben einen Friedensvertrag unterzeichnet." Mit einem leichten Kopfnicken dankte er ihm.
"Wir haben das Gericht des Höchsten gesehen, denn wahrhaft, ER ist gerecht! Er hat Alexandra Moreau, Nick Boyle, Pater Philip Callaghan und Katherine Corrigan-Rayne zu uns nach Frankreich gesandt und den Dämonen der Hölle befohlen dem Treiben des Todes, des Reiters der Apokalpyse, mit ihnen Einhalt zu gebieten. Mein Neffe Julien-Noel Dubois hat mit Katherine die Reliquien gesucht, die heiligsten Reliquien, die Reliquien der Auferstehung: Das Grabtuch von Turin, einen Stein aus dem Grab des Auferstandenen und die Dornenkrone, die ihm mit ins Grab gegeben wurde. Sie und unser Glaube an den Herrn haben Gott obsiegen lassen! Asien hat sein Schwert gegen die Seuchen, die Pest in Form eines Serums, das gerade in Massenimpfungen angewendet wird und spektakuläre Erfolge zeigt! In Afrika kommen in diesen Stunden die Hilfslieferungen an und in Amerika wurde ein Friedensvertrag unterzeichnet. Und unser Paris ist ausersehen zu Großem: Der Boulevard Haussmann 13, der in den letzten drei Monaten eine Bastion des Schreckens war, wird nun ein Ort des Friedens, des Gleichgewichts und der Gnade - denn das Haus wird neutraler Boden für Himmel und Hölle sein. Es wird Verträgen unterstehen, die beide Seiten - Engel und Dämonen - binden. Da Gott der Allmächtige weise ist, hat er zwei seiner Kinder bestimmt, nämlich Alexandra und Nick, die diesem Haus, dieser Botschaft von Himmel und Hölle, vorstehen werden, bis Katherine Corrigan-Rayne und ihr zukünftiger Ehemann ihre Ausbildungen beendet haben und übernehmen werden."
Die Menschen die sich auf dem Platz vor der Kathedrale eingefunden hatten, riefen laut "Hallelujah!" Einige beteten.
"Wir werden in zwei Stunden eine Dankmesse feiern - und übermorgen, am Freitag, wollen Alexandra Moreau und Nick Boyle in den Heiligen Stand der Ehe treten!"
Es war eine sehr bewegende Dankmesse die gelesen wurde. Alle Konfessionen kamen in der Kathedrale zum Tragen und nach der Messe kehrten Kat, Alex, Nick, Philip und Julien mit dem Erzbischof und zum ersten Mal mit den drei Weihbischöfen in den Boulevard Haussmann 13 zurück wo Mathilde und Selvaggia sie erwartet hatten.
Belial, Samyaza, Gadreel und Armaros hatten Rachel und Derek aus San Francisco geholt. Kat schloss ihre Eltern dankbar in die Arme.
In diesem Moment tauschten die Seelen, durch einen leichten Befehl Belials. Nick war wieder Nick und Philip Callaghan brach schluchzend zusammen. Der Erzbischof richtete ihn auf und sprach leise auf ihn ein, schließlich wurde der Pfarrer von einem der Weihbischöfe, weggeführt. Auf einen fast verächtlichen Blick Belials in Philips Richtung und ein leichtes Nicken brachte Armaros die beiden - Weihbischof und Pfarrer - weg.
Samyaza stellte die Nachrichten an und die Meldungen über die Siege über Tod, Pest, Hunger und Krieg flimmerten über den Bildschirm des Großbildfernsehers. Kat schluchzte leise auf als die geschätzten Opferzahlen genannt wurden: Weltweit waren etwa drei Milliarden Menschen ums Leben gekommen. Vor allem in Afrika und Asien waren die Ausmaße erschreckend. Tröstend nahm Julien sie in die Arme. "Es wird nie wieder geschehen, Kat, darum gibt es ab jetzt dieses Haus." flüsterte er zärtlich.
Zwei Tage später schritt Alexandra an Dereks Arm durch den Mittelgang der Kathedrale. Pierre Pasquieu wartete lächelnd mit Nick. Es war eine bewegende Trauung und auf dem Vorplatz von Notre Dâme herrschte Volksfeststimmung - eine fröhliche, ausgelassene und friedliche. Die Menschen sangen, tanzten und jubelten dem Brautpaar zu.
Belial trat lächelnd zu Alex und Nick Boyle. "Ihr werdet nie materielle Not leiden, dafür werde ich Sorge tragen. Außerdem - das ist sozusagen mein Hochzeitsgeschenk - habt ihr ein Haus im Quartier Latin in das ihr euch zurückziehen könnt wenn euch euer "Amtssitz" zu groß ist oder ihr euch - wenn Kat und Julien soweit sind - zurüückziehen könnt. Gadreel, Samyaza, Armaros und ich werden ab und zu bei euch nach dem rechten sehen, also sage ich "Auf Wiedersehen" - nicht "Lebewohl". Spätestens in acht Monaten schaue ich mal wie mein... zukünftiges "Patenkind"..." er sah auf Alex' flachen Bauch, "...aussieht." Alex errötete. Es war Nicks und ihr Kind und gleichzeitig würde es Yolotlis und ihres sein. Belial umarmte die beiden, dann wandte er sich Kat und Julien zu.
"Ich werde für euch beide immer da sein - wir alle vier. Über euch wachen Himmel und Hölle, das vergesst niemals. Außerdem Kat: Hier dürft und sollt ihr noch nicht tun was ihr zwei gern tun würdet. In Itzel und Icnoyotl könnt ihr einander sehr viel näher kommen. Du weißt, er würde dich gern so sehen wie du hier aussiehst und Juliens und seine Seele sind genauso gleich wie deine und Icnoyotls." Kat errötete und sah Julien an, der lächelte. "Ich habe dir gesagt, dass ich dir überall hin folge, mein Herz." flüsterte er. Er trat hinter sie und legte zärtlich seine Arme um sie.
"Und Kat: Dein Vater könnte dies hier..." er gab ihr einen Brief mit einem offiziell aussehenden Siegel und dem Wappen der Kongregation, "sehr erfreulich finden." Er zwinkerte. "Sie haben die Ketzervorwürfe abgewiesen?" fragte Kat glücklich. Belial nickte. "Pierre hat geschildert, dass Philip geistig gerade nicht auf der Höhe war, hat die Seelentauschsituation erklärt und die Erzbischöfe von Turin und San Francisco haben ihn unterstützt und dargelegt, dass er eine bemerkenswerde Doktorarbeit abgeliefert habe, die zeige, dass er ein ausgezeichneter Theologe sei. Der Erzbischof von San Francisco will ihn sogar kennen lernen und in Zukunft mit dem Legat zusammenarbeiten. Der Bischof von Bamberg hat ebenfalls eingegriffen und hervorgehoben, dass dein Vater die Szepterreliquie der Kaiserin Kunigunde gefunden hat und sofort für eine Rücküberstellung gesorgt habe."
Die drei anderen Dämonen verabschiedeten sich ebenfalls, dann verschwanden die vier unbemerkt.
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