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In Love with a Beast

von Jazzpunk
Kurzbeschreibung
GeschichteHorror, Liebesgeschichte / P18 / Gen
Hannibal Lecter
03.05.2015
02.11.2015
29
36.435
1
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03.05.2015 1.679
 
Festland von Venedig, Italien:

Mit vorsichtigen Bürstenstrichen fuhr sie sich durch ihre schwarzbraunen Haare. Die saphirblauen Augen waren mit einem zarten Makeup veredelt und die porzellangleiche Haut schimmerte vor Jugend. Heute würde man sie wie tausende Male zuvor auf ein Bankett schleifen und als ein Schmuckstück vorführen. Sie war das arme adoptierte Kind, das keine leibliche Familie mehr hatte. Die junge Frau mit der grausamen Vergangenheit. Und am Ende des Abends würde man sie wieder zurechtweisen: Sie habe so eine große Klappe, sie könne sich nicht zurückhalten, sie habe keinen Respekt. Natürlich würde es so ablaufen, denn solange man sie auf diese geschauspielerten Beste-Freunde-Feten mitnehmen würde, solange würde sie sich auch nicht zurückhalten, ihre deutliche Meinung darüber kundzutun. Natürlich durfte man aber nicht vergessen, dass sie ja das schwarze Schaf der Familie war. Lange Zeit hatte sie ihren Onkel, den Bruder ihrer Mutter, respektiert. Er war stets für sie dagewesen und hatte sie aufgerappelt, jedes Mal. Doch nun stand er unter der Fuchtel dieser Hexe von Stieftante, welche Alice bei jeder noch so kleinen Gelegenheit mit ihrer Elite Cousine verglich. Sie konnte ihre nervige Stimme in ihrem Ohr hören: „Charlotte ist klüger als du. Im Gegensatz zu dir weiß Charlotte, wie man sich benimmt. Schau sie dir doch nur an, Charlotte bewegt sich elegant wie ein Schwan. Und du, wie eine streunende Katze…“ Die junge Frau hätte würgen können, bei dem bloßen Gedanken daran, diese alte, verkorkste Ziege heute knapp vier Stunden ertragen zu dürfen, so wie den mitleidigen Blick ihres Onkels, dem meist die Hände gebunden waren, bei den Lobgesängen auf seine Tochter, die nur das Ziel hatten seine Nichte schlecht dastehen zu lassen.
„Alice, Liebes, bist du soweit? Deine Tante wartet bereits ungeduldig.“, riss sie die sanften Worte aus ihren düsteren Gedanken. Mit einem gespielt unschuldigen Lächeln sah sie zu ihren Onkel hoch: „Ach sie wartet also bereits ungeduldig. Na dann richte ihr doch aus, das junge Menschen länger brauchen, da man bei ihnen noch etwas mehr verschönern kann, als die Tränensäcke die unter ihren Augen hängen.“
Ein empörtes Schnauben, lenkte die Aufmerksamkeit der beiden auf die Tür, wo eine strenge Frau mittleren Alters beide böse anfunkelte. Gefolgt von einem zierlichen großen Mädchen mit bronzenen Haaren, deren Statur schlichtweg als Strich in der Landschaft zu bezeichnen war: „Komisch das Charlotte es trotz ihrer Jugend schafft rechtzeitig fertig zu werden.“
Alice klimperte mit ihren schwarzen Wimpern und zog einen Schmollmund: „ Bei ihr kann man ja auch nichts mehr verbessern…bei der dummen Gans sind Hopfen und Malz verloren.“
„Du wagst es, du kleines Gör!? Beweg dich auf der Stelle nach unten, der Chauffeur wartet bereits! Und ich warne dich. Benimm dich heute oder ich schicke dich wieder in psychologische Betreuung.“
Die Frau mit den schwarzbraunen Locken sprang von ihrem Stuhl und besann ihre Tante so wie ihre Cousine mit einen eiskalten Lächeln, schob sich elegant an ihnen vorbei und nahm ihren Mantel, den ihr Niles hinhielt. „Wenn Sie so weiter machen Miss Black, kriegt ihre Tante noch einen Herzanfall“, ein verräterisches Grinsen machte sich auf seinem alten gutmütigen Gesicht breit.
Alice wandte sich zu ihm: „ Ach Niles, wenn ich dich nicht hätte.“ Dann drehte sie sich wieder um und lief zum großen schwarzen Auto, wo ihr der Chauffeur bereits die Tür aufhielt. Mit einem knappen Danke stieg sie ein und quetschte sich in die letzte Ecke. Als die anderen ebenfalls einstiegen, setzte sich, Gott sei Dank, der große blonde Mann neben sie, sodass sich wenigstens ihr Körper entspannen konnte, während ihr voller Kopf weite ratterte.
Eine ganze Weile fuhren sie in der Dunkelheit entlang bis der Fahrer abbog und sie auf einer großen mit Kies belegten Einfahrt anhielten. Ein großes pompöses Haus erstreckte sich zu ihrer Linken und mit einer Geste wurde Alice aus dem Auto geholfen. Neben ihnen waren noch vier weitere Autos bei denen sich genau das gleiche abspielte. Damen und Herren wurden aus dem Vehikel geholfen, manche begaben sich bereits auf den Weg zur großen Haustür, welche man eher als Tor bezeichnen konnte. Das Mädchen war immer wieder beeindruckt wie man Häuser nur so groß bauen konnte. Ihr eigenes war genauso groß, von dem riesigen Garten mal abgesehen. Trotzdem mochten sich ihre Augen nie so recht an den Anblick gewöhnen. „Alice! Würdest du wohl auch endlich kommen?“
„Jetzt sei doch nicht so grob, Elisabeth. Geht doch beide schon mal vor.“
Sanft wurde die Schwarzhaarige gepackt und langsam Richtung Gebäude gezogen, während ihr Onkel auf sie einsprach: „An deiner Stelle würde ich sie nicht weiter provozieren. Das baut nur wieder unnötige Spannungen auf und du weißt, dass das nicht gut auf so einer Party kommt. Tu mir den Gefallen Liebchen.“
„Ich tue mein bestes, Mike. Ich verspreche es. Allerdings macht diese…Frau, es mir nicht gerade einfach.“, mit diesen Worten lief sie neben ihn her und beide traten in das große Gebäude.
Kaum waren sie in das große Foyer getreten schon wurden sie von einer älteren Frau in einem schrecklichen roten Fummel, mit noch schrecklicheren Hut, begrüßt: „Alice und Mikael Black, wie geht es ihnen beiden? Ich hoffe ihre Anfahrt war angenehm.“, mit einem suchenden Blick sah sich die Dame um und hielt einen jungen Mann am Arm fest, welcher sich mit einer eleganten Bewegung zu ihr drehte und sie mit einem gutmütigen, wenn auch leicht genervten Blick musterte. Dann fuhr sie fort: „Darf ich ihnen unseren Ehrengast vorstellen. Doktor Hannibal Lecter, er ist ein wahres Genie auf dem Gebiet der Psychologie, so sagt man. Er hat vor kurzem angefangen im örtlichen Sanatorium zu Arbeiten und lehrt sogar an der Universität.“
Der Mann sah mit einem verlegenen Blick runter zu der Frau, dann zu Mikael, welcher sich mit einem Handschlag vorstellte und dann zu dem Mädchen neben ihm. Alice brauchte ein paar Sekunden, um zu realisieren das sie jetzt dran war mit der Begrüßung, wurde von ihrem Onkel jedoch mit einen zaghaften Stoß in die Seite darauf aufmerksam gemacht. Zögernd streckte sie ihre Hand aus und musste sich anstrengen ihre Stimme auf eine hörbare Laustärke zu bringen: „Alice Black. Es freut mich Sie kennenzulernen, Dr. Lecter.“ Dieser wiederum musterte sie mit einem amüsierten Blick der sie trotz allem zu analysieren schien. Mit einer galanten Bewegung ergriff er ihre Hand. Sanft und doch fest und deutete einen Handkuss an, welcher Alice kleines Herz augenblicklich höher schlagen ließ. Ihre Wangen gaben nun vermutlich einen nicht zu übersehenden Kontrast zu ihrem schwarzblauen Kleid. Dr. Lecter nickte ihr nochmal zu, entschuldigte sich und verschwand dann in der Menge der Gäste, welche immer größer zu werden schien und begann auf das Gemüt der Frau zu drücken.
„Hat es da jemanden erwischt?“, kam es neckend von ihrem Onkel welcher sie mit einen verschwörerische Lächeln abermals in die Seite stieß.
„Mike! Untersteh dich.“
„Du solltest dich unterstehen, Alice. Glaubst du ernsthaft, dass so ein Mann dich sieht. Ich meine wirklich sieht?“, zischte ihr Charlotte entgegen die mit ihrer Mutter von hinten an beide herantrat.
Alice wollte gerade zum Gegenschlag ausholen, doch da ergriff ihre Tante das Wort: „Alice Mischa Black! An deiner Stelle würde ich mir jetzt gut überlegen was du darauf antwortest!“ Und wieder hatte es ihre Tante geschafft die komplette Aufmerksamkeit des Raumes auf sie beide zu ziehen und die junge Frau mit den schwarzbraunen Haaren als Teufel in Persona darzustellen. Ein Blick brannte momentan jedoch mehr als alle anderen in ihrem Nacken. Und zwar der überraschte Blick Doktor Lecters, welcher sie schon die ganze Zeit neugierig beobachtet hatte. Und genau diesen Ansporn hatte Alice gebraucht: „Du kannst deiner Mutter danken das du nun sicher sein kannst, das alle Männer in diesen Raum mich gesehen haben, Charlotte. Nun sag mir, wie viele haben dich heute schon wahrgenommen?“ Sie hörte ein tiefes Luftholen seitens der jungen Frau, musste sich ein weiteres Wort verkneifen und begab sich stattdessen mit eleganten Schritten zur Bar, wo sie ein Martini orderte.
„Es gibt nicht viele Personen die gleichsam unnahbar und doch verletzend sein können. Vor so was habe ich Respekt. Vermutlich war das vorhin gemeint als ihre Tante meinte ich solle sie mir mal genauer ansehen.“ In einer erschrockenen Bewegung drehte sich Alice um, nur um schmerzhaft mit der Hüfte an den Tresen zu stoßen: „Aua, ich mag es nicht wenn man sich so anschleicht.“
„Verzeihen sie mir, ich dachte sie hätten mich schon bemerkt“, entwaffnend hob Dr. Lecter seine Hände, dann musterte er sie wieder intensiv. Alice war augenblicklich gefangen von den zwei Rubinen die in ihre Richtung sahen. Der junge Mann lehnte sich lässig an den Tresen neben sie und sah in den Raum hinein, dann wandte er sich wieder zu dem zierlichen Geschöpf neben ihm. Wie interessant dieses Mädchen doch war, so anders als die anderen. Sie war ihm in irgendeiner Weise so ähnlich. Der aufgeweckte, von Intelligenz zeugende Blick, die perfekte Art sich auszudrücken und trotzdem frech zu sein, und dann noch der Stolz der sie wie ein sanftes Licht umgab. Das erste Mal seit seiner Begegnung mit seiner Stieftante hatte er den Drang eine Person näher kennen zu lernen. Nicht um sie zu verspeisen, sondern um mit ihr zu spielen und zu sehen ob sie seiner würdig war. Ob sie stark genug war mit seiner Bürde umzugehen. Bis jetzt schien sie die beste Partie zu sein, ein echtes Juwel.
„Ihr zweiter Name lautet also Mischa. Interessant. Meine Schwester hieß genauso.“
„Wirklich? Ja, ich hab ihn von meiner Mutter. Sie kam aus Litauen“, glitt es ihr wie selbst von den Lippen.
„Hey ihr beiden, kommt ihr? Das Essen wäre dann soweit“, stellte sich der rote Fummel vor die beiden und Lächelte wie ein Honigkuchenpferd. Dr. Lecters Augenbraue ging verdächtig nach oben, als die Dame in Rot Richtung Esszimmer stöckelte. Was von Alice mit einem Schmunzeln beantwortet wurde.
„Unmöglicher Aufzug?“, versuchte Alice die Gedanken ihres Begleiters zu erraten und sie schien rechtzuhaben. „Gott sei Dank sind sie in der Reichweite meines Auges, ihr Aussehen wirkt dagegen nahezu wie Balsam.“
Augenblicklich nahmen Alice Wangen ein zweites Mal die Farbe von überreifen Tomaten an. Ganz Gentleman hielt der junge Mann ihr seinen Arm hin und so verschwanden sie ebenfalls im angrenzenden Esszimmer.
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