★Lυllαby ★
Kurzbeschreibung
Eines Nachts, taucht Helen plötzlich blutbesudelt und verletzt vor seiner Tür auf. Was war der hübschen Britin nur zugestoßen? Und was hielt sie da mit letzter Kraft an ihre Brust gedrückt? (Pairing: Nikola x Helen)
GeschichteDrama, Familie / P12 / Het
Dr. Helen Magnus
Nikola Tesla
12.03.2015
22.04.2015
26
67.866
7
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Dieses Kapitel
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11.04.2015
3.076
"Bravo! Das hast du gut gemacht, Püppi!" säuselte ihr der Auftragskiller zu.
Er drehte spielerisch eine ihrer Haarsträhnen zwischen den Fingern.
Dann wandte er sich zu seinen zwei noch im Zimmer stehenden Kameraden um.
"Lasst uns allein und richtet dem Boss aus, dass wir mit dem Film fertig sind!" befahl er gebieterisch.
Die ihm Unterstellten nickten.
Sie warfen einen nicht zu deutenden Blick auf die Frau und verließen mit Zettel und dem Telefon den Raum.
Der braun gebrannte, muskulöse Kerl mit den rötlichen, kinnlangen Haaren, näherte sich animalisch der Ursprungsblut-Trägerin.
Sein Gesicht kam dem ihren jetzt sehr nah.
"Weißt du, ich hab mich schon den ganzen Tag auf diesen Moment gefreut. Dianna hat gesagt, dass ich dich bestrafen soll. Hab gehört, du hast sie angespuckt? Du bist echt ein böses Mädchen!"
Helen rollte genervt mit den Augen.
"Und? Das hat sie verdient! Hör mal, verschwende nicht meine Zeit! Tu mir einen Gefallen und verschwinde! Ich hab weder große Lust mit dir zu reden, noch kann ich dein penetrantes Aftershave und deinen widerlichen Mundgeruch auch nur eine Sekunde länger ertragen. Du und euer ganzer Verein, seid einfach nur abstoßend! Ihr werdet niemals damit durchkommen! Es wird sicherlich nicht mehr lange dauern, dann wird hier bald die Hölle los sein. Meine Freunde und die anderen Sanctuarys, werden sich das niemals gefallen lassen. Sie werden euch gehörig in den Hintern treten. Danach werden wir eure Abnormen konfiszieren und sie aus diesen elenden, kreaturenunwürdigen Umständen und den engen Zellen rausholen. Eure Firma wird zugrunde gehen, dafür werde ich sorgen!"
Ramón verfiel in ein schallendes Gelächter.
"Ach Püppchen! Du spuckst ja ganz schön große Töne! Ich glaube nicht, dass deine ach so tollen Freunde in der nächsten Zeit hier eintreffen und uns den Riegel vorschieben werden. Und selbst wenn: Wir sind vorbereitet! Falls du's noch nicht bemerkt haben solltest, das hier ist die reinste Festung! Niemand kommt hier rein oder raus, ohne dass es jemand mitkriegt! Wir haben das beste Sicherheitssystem und Personal, das man für Geld kaufen kann. Glaub mir, es haben schon viele versucht, uns aufzuhalten oder waren so töricht zu denken, sie könnten uns ausrauben. Tja, sie sind letzten Endes alle gescheitert! ... Dianna mag vielleicht auf den ersten Blick nicht danach aussehen, aber sie ist verdammt clever und gerissen! Sie hat sich in den letzten Jahren ein ziemlichen einflussreiches Netz aufgebaut. Ihre Kontakte reichen von Staatsoberhäuptern, Millionären und sogar der Polizei, bis hin zur Mafia. Das hier, zieht größere Kreise, als du denkst. Selbst wenn es doch jemand schaffen würde, hier einzudringen oder eines unserer Abnormenlager rund um den Globus entdeckt, ... werden wir längst über alle Berge sein, eine zeitlang untertauchen und dann woanders weiter machen. Ihr könnt uns nicht aufhalten!" entgegnete der muskulöse Herr mit dem schwarzen Kopftuch.
Er fuhr ihr mit seinem Finger, welcher kleine Kreise zog, grinsend über die Wange.
Die Lady mit der braunen Haarpracht, drehte abermals ihren Kopf, um sich der Berührung zu entziehen.
Doch dieses mal, ließ sich der Schwarzmarkt-Mitarbeiter nicht so einfach abwimmeln.
Er trat zwischen ihre an den Stuhl gefesselten, leicht gespreizten Beine.
Anschließend drängte er sich mit seinem Körper schamlos an sie.
Seine linke Hand, die eben noch an ihrer Wange lag, krallte sich verlangend in ihre nussbraunen Locken.
Der sich in den dreißigern befindende Adamssohn, nahm keine Rücksicht auf ihre Verletzung.
Seine Fingernägel gruben sich fest in ihre Kopfhaut und streiften dabei voller Absicht die verbundene Kopfplatzwunde.
Die Biologin hätte am liebsten vor Schmerz aufgeschrien.
Doch diesen Triumph wollte sie ihm unter gar keinen Umständen gönnen.
Die rechte, schwitzige Hand, wanderte über ihren linken, in Jeans verpackten Oberschenkel bis zu ihrem Bauch rauf und kam erst auf ihrer linken Brust zum stehen.
Ohne jede Vorwarnung, umschloss er sie durch den Pullover und den BH und drückte hedonistisch zu.
Ein lautes Stöhnen entfuhr dem Widerling, ehe er seine Lippen haltlos auf die ihren presste.
Geschockt und mit Tränen des Schmerzes in den Augen, reagierte die kämpferische, gefesselte Teratologin.
Ihr Herz schlug wild und hämmerte ängstlich in ihrem Brustkorb.
Sie biss ihm so fest sie konnte auf die Lippen.
Kurz dachte sie, dass ihr verzweifelter, eher kleiner Widerstand nichts gebracht hätte.
Panik stieg in ihr hoch.
Magnus spielte ernsthaft mit dem Gedanken, die Glasscherbe zu benutzen und sich mit einer Hand zu befreien.
Ramón war alles zuzutrauen.
Sie war ihm, in ihrem derzeitigen Zustand, mehr oder weniger hilflos ausgeliefert.
Doch plötzlich drang das Geräusch von Stöckelschuhen dumpf an beide Ohren.
In der nächsten Sekunde, wurde die Tür abrupt geöffnet und das altbekannte Gesicht von Whitrows erschien.
"Tut mir leid, dass ich dich stören muss, aber wir haben ein Problem!"
Widerwillig nahm der Killer seine blutende Lippe von denen der Sanctuary-Leitung und entfernte sich mit verärgertem, noch immer erregtem Ausdruck.
Noch nie war die über 150-Jahre alte Schönheit so froh, die blonde Frau im zinnoberroten Kostüm zu sehen.
"Was!? Ich war noch nicht fertig, Boss!" stieß er ungehalten aus.
Er zwinkerte seinem Opfer kaltblütig zu.
Das giftgrüne Vipernauge funkelte gefährlich.
Berauscht und auf perverse Weise von dem Bissangriff angetan, leckte er sich mit seiner Zunge über die purpurrote Flüssigkeit auf seiner Unterlippe.
Er stand drauf, wenn sie sich wehrten.
Dies stachelte ihn insgeheim nur noch mehr an...
"Mach sie los und achte gefälligst auf deinen Ton, Ramón! Den kannst du gerne bei unserer Gefangenen anwenden, aber nicht bei mir! Keine Sorge, du hast später noch alle Zeit der Welt, um dich mit ihr zu beschäftigen." hallte es dominant durch den Raum.
Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf die Lippen der Jüngeren, als sie die beschleunigte Atmung und die Schweißperlen auf der Stirn der Kryptozoologin bemerkte.
Allem Anschein nach, hatte ihr Mitarbeiter gute Arbeit geleistet.
"Okay. Gut. Sorry, Boss!"
Zwei weitere Bodyguards betraten das Zimmer und reichten dem höher Gestellten ein langes Messer.
Der muskelbepackte Lakai tat, worum er gebeten wurde und schnitt den Kabelbinder durch.
"Warum machen Sie mich los? ... Was...?" stammelte die Wissenschaftlerin verwirrt und beäugte das Firmen-Oberhaupt misstrauisch.
Sie musste sich bemühen, ruhig und cool zu bleiben.
Instinktiv wollte sie los rennen, durch die offene Tür hechten oder dem Rotschopf eine Lektion verpassen und ihm, als ihre beiden Hände von den Fesseln befreit wurden, eine reinhauen.
Doch als hätte der Muskelprotz ihre Gedanken gelesen, warf er ihr einen warnenden Blick zu.
Zeitgleich richteten sich zwei mit Laservisieren versehene, vollautomatische Gewehre, einschüchternd auf ihre Brust.
Kooperativ hob die Abnormen-Retterin ihre Handflächen hoch.
"Stehen Sie jetzt langsam auf und kommen Sie mit! Eine falsche Bewegung und Sie fangen sich eine Kugel ein, Doktor Magnus!" trug ihr Dianna auf.
Die Brünette erhob sich vorsichtig.
Ihre Beine fühlten sich nach all den vielen Stunden des Sitzens, wie taub an.
Sie brauchte einen Moment, um sich an die neuen Gegebenheiten zu gewöhnen.
Doch so viel Zeit, gab man ihr nicht.
Ehe sie sich versah, wurde die hübsche Britin unsanft von dem Kappi-Träger gepackt und mit sich geschleift.
Auf dem ellenlangen, hellen, mit teuren Gemälden und allerlei Kameras ausgestatteten Flur angekommen, blieb die Eskorte auch schon nach wenigen Schritten, vor einer dreifach gesicherten Stahltür stehen.
Ein fünfstelliger Code, wurde in einer in der Wand eingelassenen Vorrichtung eingegeben.
Danach las ein Retinascanner die Netzhaut der Vierzigjährigen ab.
Erst nachdem auch noch ein Fingerabdruck-Sensor ins Spiel kam und insgesamt drei grüne Lämpchen aufleuchteten, ging die Pforte mit einem mechanischen Klicken auf.
Gespannt und mit einem unguten Gefühl in der Magengegend, betrat die Oxford-Absolventin nach der Schwarzmarkt-Betreiberin den Raum.
Nicht einmal ihr schlimmster Alptraum, konnte mit dem grauenhaften Anblick, der sich ihr jetzt darbot, mithalten.
Smaragdfarbene Sehorgane mit bernsteinfarbenen Sprenkeln, weiteten sich entsetzt.
Eine unbändige Wut, gefolgt von regelrechtem Hass, überkam die Engländerin augenblicklich, während sie einen langen, kerzengeraden Pfad entlang gingen.
Zu beiden Seiten, guckten sie traurige, aufgebrachte oder gänzlich verängstigte Augenpaare an.
Diverse, eigenartige, teils tierische Laute, drangen gequält an ihr Ohr.
Überall große oder kleine Käfige.
Manche von ihnen waren aus Glas, robusterem Material oder mit Strom versetzt.
So viele Abnorme.
Zu wenig Platz.
Alle unfreiwillig eingefangen.
Helens Herz zog sich schmerzhaft zusammen.
Betroffen schwieg sie, sah sich um und setzte fassungslos einen Fuß vor den anderen.
Einige der hier festgehaltenen, teils unterernährten Kreaturen, lagen teilnahmslos, ausgelaugt und mit Drogen (die ihre Fähigkeiten unterdrückten oder sie zum einschlafen brachte) ruhig gestellt in der Ecke oder warfen sich aussichtslos gegen die unnachgiebigen Gitterstäbe.
Es gab kein Entkommen.
"Das hier ist nur die Mittelpreisklasse, nichts Spektakuläres. Die sind noch nicht verkauft, werden es aber noch."
gab die Geschäftsführerin unberührt von sich.
Ihr entging der schockierte Ausdruck in dem Gesicht der Gegenspielerin nicht.
"Bitte, lassen Sie mich raus!" flehte die Stimme eines nicht älter als dreizehn Jahre alt wirkenden Jungens.
Er war in einem hermetisch abgeriegelten, einsehbaren Raum untergebracht.
Ein kontinuierliches, weißliches Gas, strömte durch kleine, an der Decke angebrachte Löcher.
Zusammengekauert und mit umschlungenen Knien, saß er aufgelöst in einer Ecke seines Gefängnisses.
"Faltmensch", verriet das angebrachte Türschild seine Spezies.
Die Unsterbliche kannte diese menschenähnliche Rasse.
Sie konnten sich aufgrund ihrer einzigartigen Physiologie, durch so gut wie jede Öffnung zwängen.
In diesem Fall jedoch, schien das Gas seine Fähigkeit zu unterdrücken.
"Schnauze!" keifte ihn der Rothaarige an.
Die Netzwerk-Leiterin blieb kurz stehen und legte mitleidig ihre Hand auf das Glas ähnliche Material der Zelle.
Schüchtern und verstört, erhob sich der Abnorme, näherte sich vorsichtig und tat es ihr dann gleich.
Ein mildes, sekundenkurzes Lächeln, huschte ihm über das niedergeschlagene, von Tränen gezeichnete Gesicht.
Die Vorsitzende der Zufluchtsstätte lächelte ebenfalls traurig.
"Komm schon! Beweg dich, Püppi!" spornte sie Ramón an und zerrte sie brutal von der Scheibe weg.
Protestierend setzte die Braunhaarige ihren Weg gezwungenermaßen fort.
Sie erblickte unzählige Wesen, die es auch in ihrem Sanctuary gab.
Allesamt von den entlegensten, geheimsten Winkeln der Welt entführt und aus ihren unterschiedlichen Lebensräumen gerissen worden.
Mit Sicherheit hatten viele von ihnen, wie Ari und Dakara auch, einst eine Familie oder Freunde gehabt.
Ob sie auch verletzt oder getötet wurden?
Die im 18. Jahrhundert geborene Frau, konnte sich die Antwort bereits denken.
Und das alles nur, um wie ein Stück Fleisch verkauft zu werden.
Schicksal ungewiss.
Gott weiß, was die zwielichtigen Kunden tatsächlich mit ihnen anstellten.
"Sie sind ein Monster!" zischte Magnus sauer und betrachtete die Geschöpfe mitfühlend.
Die Blondine drehte sich nicht einmal nach ihr um.
Nach weiteren zehn Minuten, am Ende des Gangs, blieb sie erneut stehen.
Eine ähnliche Prozedur, wie die von vorhin erfolgte.
"Klasse! Was kommt jetzt? Hoffentlich nicht noch mehr Abnorme!? Ich ertrag das nicht! Wo zum Teufel bringen die mich hin? Und was ist das nur für ein Problem, von dem Dianna sprach?" fragte sich die 159-Jährige und seufzte tief.
Urplötzlich fand sich Helen in einem hell beleuchteten, separaten, kreisrunden Raum wieder.
Der Lärm der hinter ihnen gelassenen Wesen, verstummte allmählich.
Das Quartier ähnelte einer improvisierten Krankenstation.
Ein paar medizinische Apparate, zwei Medizinschränkchen und ein in der Mitte des Zimmers stehendes Krankenbett, sprangen der Doktorin sofort ins Auge.
Sie wollte gerade das Wort ergreifen, da regte sich etwas mit einem leisen Stöhnen in den Kissen und krabbelte ein Stück weit unter der Decke hervor.
Ein totenblasses, aschfahles, von einem dünnen Schweißfilm überzogenes Antlitz, sah sie aus großen, lilafarbenen, blutunterlaufenen Seelenfenstern heraus an.
Gebeutelt, setzte sich ein wie Espenlaub zitternder, kleiner, von blutigen Kratzern und Blessuren geprägter, einzig in ein schneeweißes Kleid gehüllter Körper auf.
"Oh mein Gott! Ari!" formten die Lippen der Erwachsenen mit dem bronzefarbenen Teint besorgt, ehe sie sich unmittelbar in Bewegung setzen und zu ihr hineilen wollte.
Doch der einäugige Mann mit dem breitschultrigen Kreuz und dem muskelbepackten Leib, hielt sie eisern und unnachgiebig fest.
"Nein! Lass mich los, verdammt! Was habt ihr mit ihr gemacht?" schrie das Oberhaupt, versuchte nach Leibeskräften ihrem Peiniger zu entwischen und schlug wild um sich.
Aber der Söldner war stärker.
"Na, na! Beruhigen Sie sich! Sie dürfen ja gleich zu ihr, Schätzchen. Ich wollte Ihnen nur schnell etwas mitteilen: Wie Sie sehen, geht es dem Wirt nicht sonderlich gut. Seit wir sie hierher gebracht haben, krampft sie ständig. Sie hat hohes Fieber und seit etwas mehr als einer halben Stunde, hustet sie ununterbrochen Blut. Wir haben verzweifelt versucht, mit dem Lichtbringer Kontakt aufzunehmen. Aber es ist uns nicht gelungen. Wir haben sie mit einem schwachen Betäubungsmittel ruhig gestellt, da sie angefangen hat, sich immer wieder selbst zu verletzen. Sie hat sich regelrecht die Arme blutig gekratzt und ihren Kopf gegen die Wand geschlagen. Wir haben schon alles nur Mögliche versucht, um Dakara zu bitten, den Wirtskörper zu wechseln. Ich weiß nicht, ob sie uns nicht hört oder ignoriert, aber irgendetwas stimmt nicht. Sie haben einen besseren Draht zu ihr und sind ausserdem Ärztin.
Ist mir ganz egal wie, aber lösen Sie das Problem! Ich kann meinen Kunden keine kaputte Ware anbieten!" mischte sich Whitrows ein.
Die Xenobiologin schluckte schwer.
"Machen Sie sich an die Arbeit! Es müsste alles da sein, was Sie brauchen. Wenn dennoch etwas fehlt, teilen Sie es mir hier an der Gegensprechanlage mit. Und keine faulen Tricks! Ich komme in einer Stunde wieder. Wenn ich dann keine Resultate sehe, töte ich sie beide!"
Sobald die Türen hinter ihr verschlossen und alle Leute der SCAS&H Corporation verschwunden waren, atmete die Lady mit den britischen Wurzeln erleichtert auf.
Sie bewegte sich auf das kleine Mädchen zu und setzte sich vorsichtig neben sie aufs Bett.
Der schwarzhaarige Winzling stieß einen kaum hörbaren, unverständlichen Laut aus.
Mitgenommen und merkwürdig abwesend, saß sie da.
Es schien einen Moment zu dauern, bis das Kind realisierte, wer da soeben neben ihm Platz genommen hatte.
Gerade als die Ältere sanft über ihre Wange strich und ihr zärtlich eine der an der Stirn klebenden Haarsträhnen aus dem Gesicht entfernte, guckte die Vierjährige abrupt zu ihr hoch.
Ihre wunderschönen, rotunterlaufenen, Amethystaugen, füllten sich schlagartig mit dicken Krokodilstränen.
Wortlos hob die Gelehrte ihren Schützling hoch und nahm sie tröstlich in die Arme.
Sie fühlte, wie sich der heftig zitternde, viel zu warme Leib, vertraut an sie schmiegte.
Ihre klitzekleinen Finger, krallten sich unterdessen fest in ihren Pullover.
Ein herzzerreißendes Wimmern, entrang sich der Kehle des larmoyanten, kranken Wonneproppens.
Sie husteste ein paar Mal heftig, bevor ihr eine dunkelrote Flüssigkeit, in schaumigen Fäden aus dem Mund lief.
Während die Heranwachsende von der Kreaturen-Hüterin mit einer Hand festgehalten wurde, griff die andere zu einer Taschentuchbox, welche auf einem neben dem Bett stehenden Tisch ruhte.
Behutsam tupfte sie ihr damit über die Lippen und wischte das Blut weg.
Erschöpft lehnte sich die junge Patientin an sie und legte ihr Haupt entkräftet auf ihrer Schulter ab.
Warmer, viel zu schneller Atem, schlug Magnus entgegen und kitzelte ihren Hals.
Inzwischen brachen bei dem Kleinkind alle Dämme.
Sie schluchzte und fing an, bitterlich zu weinen.
"Schhht! Ist ja gut. Hey, meine Kleine, ich bin ja hier! Ich werde mich jetzt um dich kümmern, okay? Du brauchst keine Angst zu haben. Es wird alles wieder gut. Das verspreche ich dir, Engelchen!" säuselte die Dame und wiegte sie beruhigend hin und her.
Mütterlich strich sie ihr über den Rücken und die ebenholzschwarzen Haare.
Eine ganze Zeit lang, saßen die beiden so da.
Ari genoss den engen Körperkontakt und die wohltuenden Streicheleinheiten.
Sie fühlte sich geborgen.
Nach und nach, wurden ihre Schmerzen und die Angst weniger.
Das Zittern ebbte immer mehr ab und auch das Wimmern hörte schließlich ganz auf.
Es gelang dem Sprössling nicht so recht, ein müdes Gähnen zu unterdrücken.
Helen hauchte ihr einen sanften Kuss auf den Scheitel.
"Mach ruhig die Augen zu, Herzchen. Ich pass solange auf dich auf und überleg mir was, um deine Beschwerden zu lindern, ja? Du wirst sehen, wenn du wieder aufwachst, wird's dir besser gehen!" redete sie empathisch auf die Kleinere ein.
Diese nickte nur stumm und schloss letztlich vollkommen fertig, ihre bleischweren Lider.
Da sich das Mädchen weiterhin an sie kuschelte und trotz eines Versuchs, welcher mit lautstarkem Protest einherging, nicht von der Seite der Sanctuary-Chefin weichen wollte, legte sie sich mit ihr zusammen unter die Bettdecke.
Sie würde wohl warten müssen, bis sie eingeschlafen war, um mit ihren ärztlichen Maßnahmen beginnen zu können.
Urplötzlich ertönte eine erwachsene, helle, nur allzugut bekannt vorkommende Stimme, in dem Kopf der ebenfalls hier Gefangenen.
"Helen?"
Ein Stein fiel der Abnormen-Helferin vom Herzen.
"Dakara! Gott sei Dank, du lebst! Das mit dem Erinnern hat übrigens geklappt. Ich weiß nicht, ob du's mitbekommen hast, aber leider sind wir wieder in den Händen unserer Feinde. Aber keine Sorge! Nikola und meine Freunde, sind bestimmt schon auf dem Weg hierher. Ich lass mir auch was einfallen! Wir kommen schon irgendwie hier raus!" übermittelte sie ihr aufgeregt telepathisch zurück.
Der Lichtbringer schwieg einen Moment lang.
Kurzzeitig nahm die andere an, dass der Kontakt bereits wieder abgebrochen wäre.
"Dakara? .... Hey, bist du noch da? Wie geht's dir? Was...?"
Der Tonfall des parasitären Wesens veränderte sich.
Sie klang schwach.
Nur mühsam gelang es ihr, ihrer Freundin zu antworten.
"Helen, ...ich werde sterben! Ich wollte es dir schon früher sagen, aber ich wollte erst, dass du dich erinnerst. Du hättest es sonst nicht verstanden und auch wegen Ari, war es mir wichtig, dass du die Wahrheit erfährst."
Perplex entgegnete die 159-Jährige:
"Was meinst du damit? Ich verstehe nicht...?"
"Meine Liebe, ... ich war nie dazu gemacht, mich in den Körper eines Kindes einzunisten. Eine erfolgreiche Verbindung, die Übergangszeremonie, kommt nur dann zustande, wenn mich der Wirt bedingungslos akzeptiert und mir seinen Geist bereitwillig öffnet. Sie kann nichts dafür, aber sie hat sich von Anfang an gegen mich gewehrt. Verstehst du, das Innere eines Kindes, ihr Geist, ihre Gedanken, ihre Gefühle und ihre Seele, .... sind zu unausgereift, impulsiv, unkontrolliert und stark. Es ist noch nie einem Lichtbringer gelungen, uns auf lange Sicht, mit einem Kind zu verbinden. Von dem Moment an, als sich Aris Mutter am Strand für sie geopfert hat, war mein Schicksal besiegelt. Sie hat es nicht gewusst, aber selbst wenn, so hätte sie sich mit hundertprozentiger Sicherheit, wieder dafür entschieden! Weil sie gedacht hat, dass sie damit zwei Leben rettet... Es tut mir so leid, dass ich dir das jetzt so schonungslos sagen muss, meine treue Freundin, aber ich befürchte, ...dass Ari ebenfalls sterben wird!"
Er drehte spielerisch eine ihrer Haarsträhnen zwischen den Fingern.
Dann wandte er sich zu seinen zwei noch im Zimmer stehenden Kameraden um.
"Lasst uns allein und richtet dem Boss aus, dass wir mit dem Film fertig sind!" befahl er gebieterisch.
Die ihm Unterstellten nickten.
Sie warfen einen nicht zu deutenden Blick auf die Frau und verließen mit Zettel und dem Telefon den Raum.
Der braun gebrannte, muskulöse Kerl mit den rötlichen, kinnlangen Haaren, näherte sich animalisch der Ursprungsblut-Trägerin.
Sein Gesicht kam dem ihren jetzt sehr nah.
"Weißt du, ich hab mich schon den ganzen Tag auf diesen Moment gefreut. Dianna hat gesagt, dass ich dich bestrafen soll. Hab gehört, du hast sie angespuckt? Du bist echt ein böses Mädchen!"
Helen rollte genervt mit den Augen.
"Und? Das hat sie verdient! Hör mal, verschwende nicht meine Zeit! Tu mir einen Gefallen und verschwinde! Ich hab weder große Lust mit dir zu reden, noch kann ich dein penetrantes Aftershave und deinen widerlichen Mundgeruch auch nur eine Sekunde länger ertragen. Du und euer ganzer Verein, seid einfach nur abstoßend! Ihr werdet niemals damit durchkommen! Es wird sicherlich nicht mehr lange dauern, dann wird hier bald die Hölle los sein. Meine Freunde und die anderen Sanctuarys, werden sich das niemals gefallen lassen. Sie werden euch gehörig in den Hintern treten. Danach werden wir eure Abnormen konfiszieren und sie aus diesen elenden, kreaturenunwürdigen Umständen und den engen Zellen rausholen. Eure Firma wird zugrunde gehen, dafür werde ich sorgen!"
Ramón verfiel in ein schallendes Gelächter.
"Ach Püppchen! Du spuckst ja ganz schön große Töne! Ich glaube nicht, dass deine ach so tollen Freunde in der nächsten Zeit hier eintreffen und uns den Riegel vorschieben werden. Und selbst wenn: Wir sind vorbereitet! Falls du's noch nicht bemerkt haben solltest, das hier ist die reinste Festung! Niemand kommt hier rein oder raus, ohne dass es jemand mitkriegt! Wir haben das beste Sicherheitssystem und Personal, das man für Geld kaufen kann. Glaub mir, es haben schon viele versucht, uns aufzuhalten oder waren so töricht zu denken, sie könnten uns ausrauben. Tja, sie sind letzten Endes alle gescheitert! ... Dianna mag vielleicht auf den ersten Blick nicht danach aussehen, aber sie ist verdammt clever und gerissen! Sie hat sich in den letzten Jahren ein ziemlichen einflussreiches Netz aufgebaut. Ihre Kontakte reichen von Staatsoberhäuptern, Millionären und sogar der Polizei, bis hin zur Mafia. Das hier, zieht größere Kreise, als du denkst. Selbst wenn es doch jemand schaffen würde, hier einzudringen oder eines unserer Abnormenlager rund um den Globus entdeckt, ... werden wir längst über alle Berge sein, eine zeitlang untertauchen und dann woanders weiter machen. Ihr könnt uns nicht aufhalten!" entgegnete der muskulöse Herr mit dem schwarzen Kopftuch.
Er fuhr ihr mit seinem Finger, welcher kleine Kreise zog, grinsend über die Wange.
Die Lady mit der braunen Haarpracht, drehte abermals ihren Kopf, um sich der Berührung zu entziehen.
Doch dieses mal, ließ sich der Schwarzmarkt-Mitarbeiter nicht so einfach abwimmeln.
Er trat zwischen ihre an den Stuhl gefesselten, leicht gespreizten Beine.
Anschließend drängte er sich mit seinem Körper schamlos an sie.
Seine linke Hand, die eben noch an ihrer Wange lag, krallte sich verlangend in ihre nussbraunen Locken.
Der sich in den dreißigern befindende Adamssohn, nahm keine Rücksicht auf ihre Verletzung.
Seine Fingernägel gruben sich fest in ihre Kopfhaut und streiften dabei voller Absicht die verbundene Kopfplatzwunde.
Die Biologin hätte am liebsten vor Schmerz aufgeschrien.
Doch diesen Triumph wollte sie ihm unter gar keinen Umständen gönnen.
Die rechte, schwitzige Hand, wanderte über ihren linken, in Jeans verpackten Oberschenkel bis zu ihrem Bauch rauf und kam erst auf ihrer linken Brust zum stehen.
Ohne jede Vorwarnung, umschloss er sie durch den Pullover und den BH und drückte hedonistisch zu.
Ein lautes Stöhnen entfuhr dem Widerling, ehe er seine Lippen haltlos auf die ihren presste.
Geschockt und mit Tränen des Schmerzes in den Augen, reagierte die kämpferische, gefesselte Teratologin.
Ihr Herz schlug wild und hämmerte ängstlich in ihrem Brustkorb.
Sie biss ihm so fest sie konnte auf die Lippen.
Kurz dachte sie, dass ihr verzweifelter, eher kleiner Widerstand nichts gebracht hätte.
Panik stieg in ihr hoch.
Magnus spielte ernsthaft mit dem Gedanken, die Glasscherbe zu benutzen und sich mit einer Hand zu befreien.
Ramón war alles zuzutrauen.
Sie war ihm, in ihrem derzeitigen Zustand, mehr oder weniger hilflos ausgeliefert.
Doch plötzlich drang das Geräusch von Stöckelschuhen dumpf an beide Ohren.
In der nächsten Sekunde, wurde die Tür abrupt geöffnet und das altbekannte Gesicht von Whitrows erschien.
"Tut mir leid, dass ich dich stören muss, aber wir haben ein Problem!"
Widerwillig nahm der Killer seine blutende Lippe von denen der Sanctuary-Leitung und entfernte sich mit verärgertem, noch immer erregtem Ausdruck.
Noch nie war die über 150-Jahre alte Schönheit so froh, die blonde Frau im zinnoberroten Kostüm zu sehen.
"Was!? Ich war noch nicht fertig, Boss!" stieß er ungehalten aus.
Er zwinkerte seinem Opfer kaltblütig zu.
Das giftgrüne Vipernauge funkelte gefährlich.
Berauscht und auf perverse Weise von dem Bissangriff angetan, leckte er sich mit seiner Zunge über die purpurrote Flüssigkeit auf seiner Unterlippe.
Er stand drauf, wenn sie sich wehrten.
Dies stachelte ihn insgeheim nur noch mehr an...
"Mach sie los und achte gefälligst auf deinen Ton, Ramón! Den kannst du gerne bei unserer Gefangenen anwenden, aber nicht bei mir! Keine Sorge, du hast später noch alle Zeit der Welt, um dich mit ihr zu beschäftigen." hallte es dominant durch den Raum.
Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf die Lippen der Jüngeren, als sie die beschleunigte Atmung und die Schweißperlen auf der Stirn der Kryptozoologin bemerkte.
Allem Anschein nach, hatte ihr Mitarbeiter gute Arbeit geleistet.
"Okay. Gut. Sorry, Boss!"
Zwei weitere Bodyguards betraten das Zimmer und reichten dem höher Gestellten ein langes Messer.
Der muskelbepackte Lakai tat, worum er gebeten wurde und schnitt den Kabelbinder durch.
"Warum machen Sie mich los? ... Was...?" stammelte die Wissenschaftlerin verwirrt und beäugte das Firmen-Oberhaupt misstrauisch.
Sie musste sich bemühen, ruhig und cool zu bleiben.
Instinktiv wollte sie los rennen, durch die offene Tür hechten oder dem Rotschopf eine Lektion verpassen und ihm, als ihre beiden Hände von den Fesseln befreit wurden, eine reinhauen.
Doch als hätte der Muskelprotz ihre Gedanken gelesen, warf er ihr einen warnenden Blick zu.
Zeitgleich richteten sich zwei mit Laservisieren versehene, vollautomatische Gewehre, einschüchternd auf ihre Brust.
Kooperativ hob die Abnormen-Retterin ihre Handflächen hoch.
"Stehen Sie jetzt langsam auf und kommen Sie mit! Eine falsche Bewegung und Sie fangen sich eine Kugel ein, Doktor Magnus!" trug ihr Dianna auf.
Die Brünette erhob sich vorsichtig.
Ihre Beine fühlten sich nach all den vielen Stunden des Sitzens, wie taub an.
Sie brauchte einen Moment, um sich an die neuen Gegebenheiten zu gewöhnen.
Doch so viel Zeit, gab man ihr nicht.
Ehe sie sich versah, wurde die hübsche Britin unsanft von dem Kappi-Träger gepackt und mit sich geschleift.
Auf dem ellenlangen, hellen, mit teuren Gemälden und allerlei Kameras ausgestatteten Flur angekommen, blieb die Eskorte auch schon nach wenigen Schritten, vor einer dreifach gesicherten Stahltür stehen.
Ein fünfstelliger Code, wurde in einer in der Wand eingelassenen Vorrichtung eingegeben.
Danach las ein Retinascanner die Netzhaut der Vierzigjährigen ab.
Erst nachdem auch noch ein Fingerabdruck-Sensor ins Spiel kam und insgesamt drei grüne Lämpchen aufleuchteten, ging die Pforte mit einem mechanischen Klicken auf.
Gespannt und mit einem unguten Gefühl in der Magengegend, betrat die Oxford-Absolventin nach der Schwarzmarkt-Betreiberin den Raum.
Nicht einmal ihr schlimmster Alptraum, konnte mit dem grauenhaften Anblick, der sich ihr jetzt darbot, mithalten.
Smaragdfarbene Sehorgane mit bernsteinfarbenen Sprenkeln, weiteten sich entsetzt.
Eine unbändige Wut, gefolgt von regelrechtem Hass, überkam die Engländerin augenblicklich, während sie einen langen, kerzengeraden Pfad entlang gingen.
Zu beiden Seiten, guckten sie traurige, aufgebrachte oder gänzlich verängstigte Augenpaare an.
Diverse, eigenartige, teils tierische Laute, drangen gequält an ihr Ohr.
Überall große oder kleine Käfige.
Manche von ihnen waren aus Glas, robusterem Material oder mit Strom versetzt.
So viele Abnorme.
Zu wenig Platz.
Alle unfreiwillig eingefangen.
Helens Herz zog sich schmerzhaft zusammen.
Betroffen schwieg sie, sah sich um und setzte fassungslos einen Fuß vor den anderen.
Einige der hier festgehaltenen, teils unterernährten Kreaturen, lagen teilnahmslos, ausgelaugt und mit Drogen (die ihre Fähigkeiten unterdrückten oder sie zum einschlafen brachte) ruhig gestellt in der Ecke oder warfen sich aussichtslos gegen die unnachgiebigen Gitterstäbe.
Es gab kein Entkommen.
"Das hier ist nur die Mittelpreisklasse, nichts Spektakuläres. Die sind noch nicht verkauft, werden es aber noch."
gab die Geschäftsführerin unberührt von sich.
Ihr entging der schockierte Ausdruck in dem Gesicht der Gegenspielerin nicht.
"Bitte, lassen Sie mich raus!" flehte die Stimme eines nicht älter als dreizehn Jahre alt wirkenden Jungens.
Er war in einem hermetisch abgeriegelten, einsehbaren Raum untergebracht.
Ein kontinuierliches, weißliches Gas, strömte durch kleine, an der Decke angebrachte Löcher.
Zusammengekauert und mit umschlungenen Knien, saß er aufgelöst in einer Ecke seines Gefängnisses.
"Faltmensch", verriet das angebrachte Türschild seine Spezies.
Die Unsterbliche kannte diese menschenähnliche Rasse.
Sie konnten sich aufgrund ihrer einzigartigen Physiologie, durch so gut wie jede Öffnung zwängen.
In diesem Fall jedoch, schien das Gas seine Fähigkeit zu unterdrücken.
"Schnauze!" keifte ihn der Rothaarige an.
Die Netzwerk-Leiterin blieb kurz stehen und legte mitleidig ihre Hand auf das Glas ähnliche Material der Zelle.
Schüchtern und verstört, erhob sich der Abnorme, näherte sich vorsichtig und tat es ihr dann gleich.
Ein mildes, sekundenkurzes Lächeln, huschte ihm über das niedergeschlagene, von Tränen gezeichnete Gesicht.
Die Vorsitzende der Zufluchtsstätte lächelte ebenfalls traurig.
"Komm schon! Beweg dich, Püppi!" spornte sie Ramón an und zerrte sie brutal von der Scheibe weg.
Protestierend setzte die Braunhaarige ihren Weg gezwungenermaßen fort.
Sie erblickte unzählige Wesen, die es auch in ihrem Sanctuary gab.
Allesamt von den entlegensten, geheimsten Winkeln der Welt entführt und aus ihren unterschiedlichen Lebensräumen gerissen worden.
Mit Sicherheit hatten viele von ihnen, wie Ari und Dakara auch, einst eine Familie oder Freunde gehabt.
Ob sie auch verletzt oder getötet wurden?
Die im 18. Jahrhundert geborene Frau, konnte sich die Antwort bereits denken.
Und das alles nur, um wie ein Stück Fleisch verkauft zu werden.
Schicksal ungewiss.
Gott weiß, was die zwielichtigen Kunden tatsächlich mit ihnen anstellten.
"Sie sind ein Monster!" zischte Magnus sauer und betrachtete die Geschöpfe mitfühlend.
Die Blondine drehte sich nicht einmal nach ihr um.
Nach weiteren zehn Minuten, am Ende des Gangs, blieb sie erneut stehen.
Eine ähnliche Prozedur, wie die von vorhin erfolgte.
"Klasse! Was kommt jetzt? Hoffentlich nicht noch mehr Abnorme!? Ich ertrag das nicht! Wo zum Teufel bringen die mich hin? Und was ist das nur für ein Problem, von dem Dianna sprach?" fragte sich die 159-Jährige und seufzte tief.
Urplötzlich fand sich Helen in einem hell beleuchteten, separaten, kreisrunden Raum wieder.
Der Lärm der hinter ihnen gelassenen Wesen, verstummte allmählich.
Das Quartier ähnelte einer improvisierten Krankenstation.
Ein paar medizinische Apparate, zwei Medizinschränkchen und ein in der Mitte des Zimmers stehendes Krankenbett, sprangen der Doktorin sofort ins Auge.
Sie wollte gerade das Wort ergreifen, da regte sich etwas mit einem leisen Stöhnen in den Kissen und krabbelte ein Stück weit unter der Decke hervor.
Ein totenblasses, aschfahles, von einem dünnen Schweißfilm überzogenes Antlitz, sah sie aus großen, lilafarbenen, blutunterlaufenen Seelenfenstern heraus an.
Gebeutelt, setzte sich ein wie Espenlaub zitternder, kleiner, von blutigen Kratzern und Blessuren geprägter, einzig in ein schneeweißes Kleid gehüllter Körper auf.
"Oh mein Gott! Ari!" formten die Lippen der Erwachsenen mit dem bronzefarbenen Teint besorgt, ehe sie sich unmittelbar in Bewegung setzen und zu ihr hineilen wollte.
Doch der einäugige Mann mit dem breitschultrigen Kreuz und dem muskelbepackten Leib, hielt sie eisern und unnachgiebig fest.
"Nein! Lass mich los, verdammt! Was habt ihr mit ihr gemacht?" schrie das Oberhaupt, versuchte nach Leibeskräften ihrem Peiniger zu entwischen und schlug wild um sich.
Aber der Söldner war stärker.
"Na, na! Beruhigen Sie sich! Sie dürfen ja gleich zu ihr, Schätzchen. Ich wollte Ihnen nur schnell etwas mitteilen: Wie Sie sehen, geht es dem Wirt nicht sonderlich gut. Seit wir sie hierher gebracht haben, krampft sie ständig. Sie hat hohes Fieber und seit etwas mehr als einer halben Stunde, hustet sie ununterbrochen Blut. Wir haben verzweifelt versucht, mit dem Lichtbringer Kontakt aufzunehmen. Aber es ist uns nicht gelungen. Wir haben sie mit einem schwachen Betäubungsmittel ruhig gestellt, da sie angefangen hat, sich immer wieder selbst zu verletzen. Sie hat sich regelrecht die Arme blutig gekratzt und ihren Kopf gegen die Wand geschlagen. Wir haben schon alles nur Mögliche versucht, um Dakara zu bitten, den Wirtskörper zu wechseln. Ich weiß nicht, ob sie uns nicht hört oder ignoriert, aber irgendetwas stimmt nicht. Sie haben einen besseren Draht zu ihr und sind ausserdem Ärztin.
Ist mir ganz egal wie, aber lösen Sie das Problem! Ich kann meinen Kunden keine kaputte Ware anbieten!" mischte sich Whitrows ein.
Die Xenobiologin schluckte schwer.
"Machen Sie sich an die Arbeit! Es müsste alles da sein, was Sie brauchen. Wenn dennoch etwas fehlt, teilen Sie es mir hier an der Gegensprechanlage mit. Und keine faulen Tricks! Ich komme in einer Stunde wieder. Wenn ich dann keine Resultate sehe, töte ich sie beide!"
Sobald die Türen hinter ihr verschlossen und alle Leute der SCAS&H Corporation verschwunden waren, atmete die Lady mit den britischen Wurzeln erleichtert auf.
Sie bewegte sich auf das kleine Mädchen zu und setzte sich vorsichtig neben sie aufs Bett.
Der schwarzhaarige Winzling stieß einen kaum hörbaren, unverständlichen Laut aus.
Mitgenommen und merkwürdig abwesend, saß sie da.
Es schien einen Moment zu dauern, bis das Kind realisierte, wer da soeben neben ihm Platz genommen hatte.
Gerade als die Ältere sanft über ihre Wange strich und ihr zärtlich eine der an der Stirn klebenden Haarsträhnen aus dem Gesicht entfernte, guckte die Vierjährige abrupt zu ihr hoch.
Ihre wunderschönen, rotunterlaufenen, Amethystaugen, füllten sich schlagartig mit dicken Krokodilstränen.
Wortlos hob die Gelehrte ihren Schützling hoch und nahm sie tröstlich in die Arme.
Sie fühlte, wie sich der heftig zitternde, viel zu warme Leib, vertraut an sie schmiegte.
Ihre klitzekleinen Finger, krallten sich unterdessen fest in ihren Pullover.
Ein herzzerreißendes Wimmern, entrang sich der Kehle des larmoyanten, kranken Wonneproppens.
Sie husteste ein paar Mal heftig, bevor ihr eine dunkelrote Flüssigkeit, in schaumigen Fäden aus dem Mund lief.
Während die Heranwachsende von der Kreaturen-Hüterin mit einer Hand festgehalten wurde, griff die andere zu einer Taschentuchbox, welche auf einem neben dem Bett stehenden Tisch ruhte.
Behutsam tupfte sie ihr damit über die Lippen und wischte das Blut weg.
Erschöpft lehnte sich die junge Patientin an sie und legte ihr Haupt entkräftet auf ihrer Schulter ab.
Warmer, viel zu schneller Atem, schlug Magnus entgegen und kitzelte ihren Hals.
Inzwischen brachen bei dem Kleinkind alle Dämme.
Sie schluchzte und fing an, bitterlich zu weinen.
"Schhht! Ist ja gut. Hey, meine Kleine, ich bin ja hier! Ich werde mich jetzt um dich kümmern, okay? Du brauchst keine Angst zu haben. Es wird alles wieder gut. Das verspreche ich dir, Engelchen!" säuselte die Dame und wiegte sie beruhigend hin und her.
Mütterlich strich sie ihr über den Rücken und die ebenholzschwarzen Haare.
Eine ganze Zeit lang, saßen die beiden so da.
Ari genoss den engen Körperkontakt und die wohltuenden Streicheleinheiten.
Sie fühlte sich geborgen.
Nach und nach, wurden ihre Schmerzen und die Angst weniger.
Das Zittern ebbte immer mehr ab und auch das Wimmern hörte schließlich ganz auf.
Es gelang dem Sprössling nicht so recht, ein müdes Gähnen zu unterdrücken.
Helen hauchte ihr einen sanften Kuss auf den Scheitel.
"Mach ruhig die Augen zu, Herzchen. Ich pass solange auf dich auf und überleg mir was, um deine Beschwerden zu lindern, ja? Du wirst sehen, wenn du wieder aufwachst, wird's dir besser gehen!" redete sie empathisch auf die Kleinere ein.
Diese nickte nur stumm und schloss letztlich vollkommen fertig, ihre bleischweren Lider.
Da sich das Mädchen weiterhin an sie kuschelte und trotz eines Versuchs, welcher mit lautstarkem Protest einherging, nicht von der Seite der Sanctuary-Chefin weichen wollte, legte sie sich mit ihr zusammen unter die Bettdecke.
Sie würde wohl warten müssen, bis sie eingeschlafen war, um mit ihren ärztlichen Maßnahmen beginnen zu können.
Urplötzlich ertönte eine erwachsene, helle, nur allzugut bekannt vorkommende Stimme, in dem Kopf der ebenfalls hier Gefangenen.
"Helen?"
Ein Stein fiel der Abnormen-Helferin vom Herzen.
"Dakara! Gott sei Dank, du lebst! Das mit dem Erinnern hat übrigens geklappt. Ich weiß nicht, ob du's mitbekommen hast, aber leider sind wir wieder in den Händen unserer Feinde. Aber keine Sorge! Nikola und meine Freunde, sind bestimmt schon auf dem Weg hierher. Ich lass mir auch was einfallen! Wir kommen schon irgendwie hier raus!" übermittelte sie ihr aufgeregt telepathisch zurück.
Der Lichtbringer schwieg einen Moment lang.
Kurzzeitig nahm die andere an, dass der Kontakt bereits wieder abgebrochen wäre.
"Dakara? .... Hey, bist du noch da? Wie geht's dir? Was...?"
Der Tonfall des parasitären Wesens veränderte sich.
Sie klang schwach.
Nur mühsam gelang es ihr, ihrer Freundin zu antworten.
"Helen, ...ich werde sterben! Ich wollte es dir schon früher sagen, aber ich wollte erst, dass du dich erinnerst. Du hättest es sonst nicht verstanden und auch wegen Ari, war es mir wichtig, dass du die Wahrheit erfährst."
Perplex entgegnete die 159-Jährige:
"Was meinst du damit? Ich verstehe nicht...?"
"Meine Liebe, ... ich war nie dazu gemacht, mich in den Körper eines Kindes einzunisten. Eine erfolgreiche Verbindung, die Übergangszeremonie, kommt nur dann zustande, wenn mich der Wirt bedingungslos akzeptiert und mir seinen Geist bereitwillig öffnet. Sie kann nichts dafür, aber sie hat sich von Anfang an gegen mich gewehrt. Verstehst du, das Innere eines Kindes, ihr Geist, ihre Gedanken, ihre Gefühle und ihre Seele, .... sind zu unausgereift, impulsiv, unkontrolliert und stark. Es ist noch nie einem Lichtbringer gelungen, uns auf lange Sicht, mit einem Kind zu verbinden. Von dem Moment an, als sich Aris Mutter am Strand für sie geopfert hat, war mein Schicksal besiegelt. Sie hat es nicht gewusst, aber selbst wenn, so hätte sie sich mit hundertprozentiger Sicherheit, wieder dafür entschieden! Weil sie gedacht hat, dass sie damit zwei Leben rettet... Es tut mir so leid, dass ich dir das jetzt so schonungslos sagen muss, meine treue Freundin, aber ich befürchte, ...dass Ari ebenfalls sterben wird!"