Nichts mehr zu retten.
von Neonschwarz
Kurzbeschreibung
"Der letzte auf der Liste ist Olli. Ich will seinen Segen. Und mit genügend Welpenblick und Anspielungen auf meine beschissene Kindheit, meine beschissene Jugend, meine halbbeschissene Zeit in der Schwebe zwischen alt genug und noch nicht alt genug wird er sich eine Träne aus dem Augenwinkel wischen und mir das Beste wünschen." [komplett überarbeitet in 2022]
GeschichteFreundschaft, Liebesgeschichte / P18 / Gen
Jan Böhmermann
Joachim "Joko" Winterscheidt
Klaas Heufer-Umlauf
OC (Own Character)
Olli Schulz
07.02.2015
19.05.2015
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07.02.2015
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Olli
Ich weiß nicht weiter
Ich weiß nicht, wo wir sind
Ich weiß nicht weiter
Von hier an blind
Wir Sind Helden - Von Hier An Blind
Ich weiß nicht, wo wir sind
Ich weiß nicht weiter
Von hier an blind
Wir Sind Helden - Von Hier An Blind
Sie tendiert klar zu Joko. Eindeutig. Ich bin kein Experte, was Körpersprache angeht, aber sie schreit förmlich. Unüberhörbar. Für alle bis auf Joko. Er sieht kaum von dem MacBook auf seinem Schoss auf.
„Kann ich euch noch was bringen?“, fragt sie. Offene Stimme, schüchternes Auftreten. Der Tonfall bewegt ihn dazu, aufzusehen. Und sie an. Ich weiß nicht, ob ich wirklich gehört habe „kann ich euch noch was bringen?“ oder viel mehr „merkst du eigentlich gar nichts?“. Und sein Nein ist ein Nein auf beide Fragen und ihr kurzes nach Luft schnappen vielmehr ein enttäuschtes Ringen.
„Whiskey Cola“, sage ich. Sie nickt, ohne es zu notieren. Eigentlich bestelle ich nur etwas, damit sie der Situation entkommen kann, denn mein Drink ist noch halb voll und ich wollte vor zwanzig Minuten gehen.
Sie ist mir bereits aufgefallen, als wir die Bar betreten haben. Während Joko sich auf sein iTunes gestürzt hat, um nach irgendwelchen neu geremixten 80er Jahre Hits zu fahnden und nebenbei neue überteuerte Neon-Sneaker, „die Sonderedition gibts nur mit Warteliste!“, zu bestellen, habe ich mich in dem überschaubaren Innenraum umgesehen. Sie hat ein Paar zwei Tische links von uns bedient und sich langsam zu uns vorgearbeitet und ich habe geduldig darauf gewartet, in ihr Blickfeld zu geraten und mit einem höflichen Handzeig auf uns aufmerksam zu machen.
Die Dienstkleidung ist geschmacklos und durch und durch darauf ausgelegt, zu viel zu zeigen. Sie macht das Beste draus. Das soll das Trinkgeld ankurbeln. Ob sie es wenigstens behalten darf? Wieso arbeitet sie in einem solchen Laden? Ist nicht gerade die nobelste Adresse und wir sind hier, weil?
„Darf ich dir den mal so rüberreichen?“, sie drückt mir das gekühlte Glas in die Hand und ich lächle sie an.
„Danke“, ich stelle den Drink etwas zu schwungvoll auf den Tisch zurück.
„Gerne“, sagt sie lächelnd.
Ich wette, sie fragt sich, was ich noch hier mache. Ich frage mich das. Joko hat seit gut einer Stunde kein Wort mehr mit mir gewechselt und als ich vor einer halben Stunde verkündet habe, ich müsse langsam nach Hause, hat er nur mit den Schultern gezuckt und gesagt, er müsse noch arbeiten. Er hat nicht gemerkt, dass unsere Kellnerin um ein bisschen Blickkontakt buhlt und ich werde ihn nicht darauf aufmerksam machen. Am Ende heuchelt er aus Selbstverliebtheit Interesse und sie wird nur eine von vielen und irgendetwas sagt mir, dass sie nicht eine von vielen ist. Ich würde gerne wissen, wie sie heißt. Oder was sie an ihm findet. Was man überhaupt nach zweimal kurzem Augenkontakt und stillem Beobachtungen an jemandem finden kann.
Eine Viertelstunde später trete ich auf die Straße und zünde mir eine Zigarette an. Sie hat gestrahlt wie die Scheinwerfer eines heranrasenden Autos, als ich mich für die freundliche Bedienung bedankt hat und als sei Joko geblendet worden, hat er plötzlich aufgesehen, den Kopf gehoben und sie angelächelt. Einfach so. Die ganze Zeit bin ich davon ausgegangen, dass er sie gar nicht bemerkt hat, aber das war nicht spontan. Ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, wann die Frauen bei ihm schwach werden und das sie es tun. In neunzig Prozent der Fälle. Dabei sieht er durchschnittlich aus, legt überdurchschnittlich viel Wert auf sündhaft teure Sportschuhe und sein Lachen klingt wie das blecherne Scheppern halbleerer Mülltonnen.