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Escas Reise- Wichtelbeitrag zu "Der Adler der neunten Legion"

Kurzbeschreibung
KurzgeschichteDrama, Tragödie / P12 / Gen
27.01.2015
27.01.2015
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1.397
 
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Das hier ist eine Wichtelgeschichte für jenny413 zum Kinofilm-Wichteln.
Liebe jenny,
Du hattest dir ja eine Geschichte zu einer Etappe von Escas Reise gewünscht, ich habe versucht das so gut wie möglich umzusetzten und hoffe jetzt sehr, dass es dir gefällt und die Warterei nicht umsonst war.
Denn ich muss mich bei dir bedanken, dafür, dass du mich auf diesen tollen Film gebracht hast.
LG Dalia
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„Schnell, wach auf Esca!“, rief seine Mutter drängend und rüttelte ihn unsanft wach.
„Was ist denn Mutter?“, fragte er sie verschlafen.
„Komm, schnell, wirf dir deinen Umhang über. Wir müssen uns beeilen!“, drängte sie ihn nur ängstlich an und stopfte verschiedene Kleidungsstücke in ein Bündel.
Esca tat, wie ihm geheißen und hüllte sich in seinen Umhang.
Seine Mutter drängte ihn weiter zur Eile und kaum, dass er den Umhang fest gemacht hatte, zerrte sie ihn zum Ausgang der kleinen Hütte.
„Schnell, mein Sohn“, sie stieß ihn zur Tür hinaus und zerrte ihn zum Waldrand.
„Hör mir gut zu, mein Sohn“, sie fasste ihn am Kinn und sah ihn jetzt sehr ernst an, „Hör mir zu Esca und tue genau, was ich dir sage!“
Sie wartete darauf , dass er kurz nickte und fuhr fort, „Du rennst jetzt gleich auf der Stelle in den Wald, so schnell du kannst, Esca. Du läufst immer weiter und drehst dich nicht um, auf keinen Fall wirst du dich umdrehen oder zurückkommen, verstanden?“
Esca hatte Angst, seine Mutter war noch niemals so ernst gewesen und er hatte sie noch nie so erlebt, doch er nickte.
„Gut, du läufst immer weiter durch den Wald und verlässt ihn auf keinen Fall bis du im Norden zu den großen Felsen kommst, dort suchst du nach dem Clan meines Bruders und bittest ihn, dass er dich aufnimmt.“
„Aber warum denn, Mutter?“, fragte der Junge seine Mutter verängstigt und verwirrt.
„Die Römer!“, schrie von irgendwo jemand noch bevor seine Mutter antworten konnte.
„Lauf jetzt Esca, lauf und rette dich vor ihnen“, befahl seine Mutter ihm erneut und mit einem traurigen Blick zurück zum Dorf, wo mittlerweile bereits einige Häuser in Flammen aufgegangen waren, fügte sie hinzu, „Wir können nicht siegen, sie sind zu stark. Also mach das du wegkommst!“
„Aber was ist mit dir und Vater?“, fragte Esca besorgt.
„Dein Vater wird versuchen das Dorf zu verteidigen und kämpfen“, sie lächelte ihren Sohn traurig an, „Und ich werde bleiben, um ihm beizustehen, aber du kannst es schaffen und fliehen und eines Tages wirst du uns rächen können, Esca.“
„Aber ich will dich nicht zurücklassen, Mutter. Komm mit, wir können doch auch zusammen fliehen!“, flehte er seine Mutter an, doch diese sah ihn nur noch trauriger an.
Stumm schüttelte sie den Kopf und griff nach seinem Gesicht.
Esca lehnte seine Stirn gegen die ihre und schloss die Augen.
Er war klug genug, um zu wissen, dass er sie vermutlich nie wiedersehen würde und er sie auch nicht zur Flucht bewegen konnte.
Sie streichelte mit ihren rauen Händen sanft sein Gesicht und drückte ihm einen zärtlichen Kuss auf die Stirn.
„Bleib immer ehrenhaft und verteidige was dir wichtig ist, wenn es nicht Zeit ist sich geschlagen zu geben, mein Sohn“, mahnte seine Mutter, dann schob sie ihn sanft von sich und trat einen Schritt zurück.
Esca sah sie noch ein letztes Mal bittend an, als sie sich nicht rührte, gab er sich geschlagen, kehrte seinem Dorf den Rücken zu und verschwand im Wald.
Seine Mutter sah ihm nach bis er im Dickicht verschwand, dann richtete sie sich auf und ging langsam zurück zur Hütte.
Mit der Haltung und dem Anmut einer Königin schritt sie auf einen Baumstumpf hinter dem Haus zu.
Dort stand bereits ihr Gemahl, in seiner Hand hielt er einen kleinen, mit Steinen besetzten Dolch.
„Wir müssen es tun“, sagte er traurig und sah sie liebevoll.
„Ich weiß“, erwiderte sie ohne eine Regung.
„Komm“, er deutete auf den Baumstumpf und ließ sie darauf Platz nehmen.
Sie setzte sich ohne Widerworte auf den feuchten, moosbewachsenen Stamm.
„Ich wünsche mir, dass du verstehst, warum ich das tue“, begann er langsam, „Ich liebe dich und ich kann nicht zulassen, dass diese dreckigen Römerschweine dich schänden oder verletzten.“
„Das verstehe ich“, sie sprach noch immer vollkommen ruhig und ihre Augen sind auf sein Gesicht gerichtet.
Er beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie.
Dann schnitt er ihr in einer einzigen, fließenden Bewegung, schnell und sauber die Kehle durch und sie fiel rückwärts auf das vom Tau feuchte Gras.
Sie hatte ihren Blick gen Himmel gerichtet und auf ihren Lippen lag ein sanftes, beinahe zufriedenes Lächeln.
Doch als sie fiel, ertönte aus dem Waldstück ein kurzer, erschütterter Schrei.
Der Häuptling wirbelte erschrocken zum Wald herum.
Sein Blick fand seinen Sohn, der wie versteinert auf die tote Frau am Boden starrte.
„Esca, was tust du hier“, schrie der Häuptling verzweifelt und wollte schon zu seinem Sohn rennen, als dieser sich aus seiner Starre löste und mit einem letzten verzweifelten Blick auf seine Eltern in den Wald stürmte.
Erst wollte sein Vater ihm folgen, doch in diesem Moment drangen die Angreifer auch in die Hütte des Häuptlings ein und er stürzte zurück um sein Haus zu verteidigen.
Zurück blieben nur die tote Frau des Häuptlings und direkt neben ihr der Dolch, den er bei Escas Schrei fallen gelassen hatte.
Esca war tief in den Wald geflohen und wollte zunächst dem Rat seiner Mutter folgen und seinen Onkel aufsuchen, doch nachdem er sich einen Tag im Wald versteckt hatte, quälte ihn der Gedanke an seine Mutter so sehr, dass er beschloss noch einmal zurückzukehren.
So kam es, dass Esca zu seiner Hütte zurückkam.
Doch seine Mutter war fort, denn die römischen Soldaten hatten sie zusammen mit den anderen Leichen fort transportiert.
Als er feststellte, dass seine Mutter fort war, überkam Esca eine Welle der Trauer und Verzweiflung sodass er auf dem Boden neben dem Baumstamm zusammenbrach und weinte.
Er kauerte am Boden und Tränen strömten unaufhaltsam aus seinen Augen.
Schließlich stieß er einen kleinen Schrei aus. Ihm war egal, ob noch einer der Römer im Dorf war und ihn hören könnte, er war vollkommen verzweifelt.
In seiner Trauer wäre es ihm sogar Recht gewesen, hätte ihn ein Römer getötet.
Doch es kam anders, denn als Esca zwischen zwei Tränenausbrüchen kurz aufsah, erblickte er fast direkt neben sich, zwischen den Wurzeln des Baumstumpfs den Dolch seines Vaters.
Erstaunt zog er ihn hervor und betrachtete ihn.
Jemand musste ihn zwischen die Wurzeln getreten haben, denn sonst hätten die Soldaten ihn mit Sicherheit mitgenommen.
Der Griff war etwas verdreckt und an der steinernen Klinge klebte noch das Blut seiner Mutter, doch ansonsten war er unversehrt.
Eigentlich wollte Esca ihn gerade fort werfen, doch in jenem Moment hörte er die Stimmen der Römer, die sich unterhielten und er versteckte den Dolch schnell unter seinem Hemd.
Esca hatte nicht damit gerechnet auf irgendwelche Römer zu treffen und so hatte er nicht gut genug aufgepasst, denn sie waren nun fast bei ihm und er wusste, dass er es nicht mehr rechtzeitig in den Wald schaffen würde, ohne dass sie ihn entdeckten.
Es dauerte noch einige Minuten bis die Männer ihn entdeckten und auf ihn zugerannt kamen.
Esca jedoch blieb ganz ruhig sitzen und rührte sich nicht.
Auch als sie vor ihm standen und ihn in ihrer fremden Sprache anbrüllten, blieb er stumm sitzen.
Schließlich schien der eine von ihnen einen Vorschlag zu machen, denn die anderen nickten und einer von ihnen zerrte ihn auf die Beine.
„Vermutlich bringen sie mich ins Lager“, dachte Esca.
Der Männer waren alle groß, muskulös und braungebrannt. „Sie sind also erst vor kurzem ins verregnete Britannien gekommen“, schoss es Esca durch den Kopf, denn die Menschen hier waren viel blasser. Ihre Helm hatten sie abgenommen und so konnte Esca an jedem Kinn die typische Helmnarbe erkennen.
Die Männer sprachen und scherzten, doch Esca verstand nicht, was sie sagten, also hörte er einfach weg.
Er hatte ohnehin nicht vor, lange Sklave zu bleiben.
Bei der ersten Gelegenheit würde er fliehen oder sterben.
Niemals würde er einem Herrn dienen, in dessen Schuld er nicht stand.
Das war gegen seine Ehre und undenkbar für den jungen Mann.
Die Soldaten brachten ihn ins Lager, wo man beschloss ihn zunächst erst einzusperren und ihm ihre Sprache beizubringen, damit er die Befehle seiner Herren verstand.
Dies war die Geschichte, wie Esca in die Hände der Römer fiel und ein Sklave des Römischen Imperiums wurde.
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