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Die Suche nach der Vergangenheit

von harmilin
Kurzbeschreibung
GeschichteSchmerz/Trost, Liebesgeschichte / P18 / MaleSlash
Hannibal Lecter
18.01.2015
05.12.2015
11
20.428
3
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Die Suche nach dem Lichtschalter hatte ich mittlerweile aufgegeben, doch immerhin hatte ich eine Schreibtischlampe gefunden, welche den Raum zwar im warmen Zwielicht erstrahlen ließ, ihm jedoch kaum die sterile Kälte nahm. Ein Schauder lief mir über den Rücken, als ich meine Augen suchend über die Schatten gleiten ließ.
Die Decke war hoch und in der einen, erhellten Hälfte des Raumes standen Obduktionstische mit zugehörigen Instrumenten, dazwischen einige wenige Schreibtische. In der Hälfte, welche ins Dunkle driftete, konnte ich mehr Schreibtische erkennen, an welchen wohl der theoretische Unterricht statt fand. Als Abgrenzung der Bereiche diente eine großes Regal mit allerhand Büchern und präparierten Körperteilen zu Anschauungszwecken. Um mehr sehen zu können, trat ich näher heran, dabei hallten meine Schritte unangenehm laut durch den Raum. Irgendwie war ich froh, die Neonröhren nicht eingeschaltet zu haben, denn sie würden alles noch kälter machen.
Sofort wurde mein Augenmerk auf ein Glas mit gelblicher Flüssigkeit gelenkt und ich nahm es vorsichtig vom Brett. Darin bewegte sich ein gräuliches Herz, als würde es kläglich versuchen, erneut zu schlagen. Es wirkte so falsch es weiter aufzubewahren und in diesem Zustand zu präsentieren. Fast so, als schwebe es noch zwischen Leben und Tod und konnte nicht erlöst werden. Wie tragisch, dachte ich bei mir.
Doch je wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als ich Geräusche vom Flur aus vernahm. Neugierig und mit angespannter Angst neigte ich den Kopf weiter zu Tür. Mein rechtes Ohr war schon seit meiner Geburt taub, doch mein Linkes hatte einen hervorragend feinen Gehörsinn entwickelt. Regelmäßig drang das Geräusch zu mir, aber gedämpft und nur sehr langsam, als würde sich jemand heranschleichen. Man hatte doch gesagt, dass niemand um diese Uhrzeit hier ist! Aber die Tür hatte ich aufgesperrt gelassen. Ich spürte nun wie mein Herz schnell pochte und meine Gedanken mit ihm um die Wette rasten.
Ohne weiter zu überlegen hatte ich mir von einem Obduktionstisch ein Skalpell genommen und die Schreibtischlampe gelöscht, bevor ich mich hinter dem Regal versteckte. Mit ein wenige Anstrengung konnte ich zwischen den Büchern hindurch die Tür beobachten und versuchte meine stoßartige Atmung zu dämpfen bevor jemand den Raum betrat. Ich schloss die Augen und öffnete sie erst langsam, als die Tür geöffnet wurde.
Eine Gestalt trat herein und schaltete sogleich die Neonröhren ein. Surrend blendete mich ihr gleißendes Licht und ich brauchte einen Moment bis ich erkannte, dass es sich bei der Gestalt um einen jungen Mann handelte. Man sah eindeutig wie sich die Muskeln fein, aber stark von seiner Kleidung abzeichneten und mir schien es, als würde mein Herz wie ein Hammer gegen meinen Brustkorb schlagen. Doch ich konnte nichts tun, als ihn weiter zu beobachten und zu hoffen, dass er mich nicht entdeckte.
Er ging nun zu einem Schreibtisch und legte seine Ledertasche darauf ab, bevor seine Augen unruhig durch den Raum schweiften. Sie huschten von Winkel zu Winkel, mit einer unheimlichen Geschwindigkeit, blieben aber am Regal eine Sekunden zu lang kleben. Meine Atmung setzte wie ein stummer Schrei ruckartig aus, als ich das rote Glitzern in seinen dunklen Augen sah. Ich fühlte mich, als stünde ich vor einem Raubtier. Als wäre er ein Wolf und ich ein Schaf, dass nur darauf wartete von ihm gerissen zu werden. Nun ging er einige Schritte umher, lief auf das Regal zu und wieder davon weg. Jeder Muskel in meinem Körper war angespannt und wurde mit jeder verstreichenden Sekunde steif, bis er sich endlich lässig auf den Schreibtisch setzte.
„Wollen Sie nicht langsam hinter dem Regal hervorkommen?“ ,fragte der junge Mann schließlich und hatte ein selbstgefälliges Lächeln aufgesetzt. Seine Worte waren wie ein Schlag gegen meinen Kopf und schummerig taumelten meine Gedanken. Schwerfällig wie eine bronzene Statue, welche langsam zum Leben erwachte, trat ich hinter dem Regal hervor.
Als ich vor ihn getreten war, war sein Lächeln verschwunden und ein Ausdruck hatte sein Gesicht durchzogen, welchen ich nicht richtig einordnen konnte. Seine Stirn runzelte sich, doch in seinen Augen lag Gleichgültigkeit, dann musterte er mich eindringlich.
„Ihre Hand.“ ,sagte er kurz und ich spürte sofort was er meinte. Mit festem Griff hatte ich das Skalpell umklammert und seine Klinge drückte sich tief in mein Fleisch.
Sorgsam zog er mich auf einen Stuhl und nahm sich meiner Hand an, doch ich war zu perplex um mit ihm zu Arbeiten. Mit aller Kraft zog er meine Finger auseinander und versuchte meine Hand zu öffnen, da ich das Skalpell nicht los lassen wollte. Schließlich schaffte er es und wir betrachteten das klaffende und blutige Ausmaß meiner Unachtsamkeit. Er huschte durch den Raum, suchte Sachen zusammen und wollte dann meine Wunde reinigen. Als er meine Hand berührte, zuckte ich aber weg. Seine Haut war warm und weich, ein zu heftiger Kontrast zu meinen Angstzuständen, doch das gefährliche Rot in seinen Augen zwang mich, ihn machen zu lassen. Er war nun nicht mehr der Wolf, der gekommen war um mich zu reisen. Nein ich war das Schaf, welches zu seinem Schlachter gekommen war.
Die Wunde musste genäht werden und auch darauf war er vorbereitet mit Nadel und Faden.
„Das folgende könnte etwas Schmerzhaft werden.“ ,meinte er konzentriert und stach auch sogleich in mein Fleisch. Mir wurde nun klar, das er nicht gefährlich war, zumindest nicht in diesem Augenblick und ich sackte erleichtert in dem Stuhl zusammen. Er hielt kurz inne und betrachtete meine Reaktion mit Skepsis, doch beendete er noch seine Näharbeit. Erstaunlicher Weise fühlte ich keinen Schmerz, als wäre meine Hand taub dafür. Seine Stiche waren fein und regelmäßig, er hatte fantastische Arbeit geleistet. Ich zog meine Hand von ihm weg, denn ich wollte immer noch nicht in seiner Nähe sein, doch er verband sie noch, sodass die Naht vor jeglichen Umwelteinflüssen geschützt war.
„Danke.“ ,hauchte ich leise und war erstaunt, das ein Geräusch durch meine trockene Kehle dringen konnten.  
„Darf ich nun ihren Namen erfahren?“ ,fragte er mit entspannter Stimme. Ich schluckte einige Male, um das Gefühl der Trockenheit loszuwerden, bevor ich antwortete: „Ich heiße Emilia Dumas.“
Seine Stirn legte sich wieder in Falten.
„Sie sind nicht mit Doktor Clément Dumas verwandt?“ ,fragte er weiter und ich merkte wie aufrichtiges Interesse in seiner Stimme lag. Sie war so wohlklingend, in einer weise die ich nicht verstand. Irgendwie wirkte sie vertraut.
„Ja. Tatsächlich sollte ich aber einige Papiere holen, welche er hier liegen gelassen hatte.“ ,antwortete ich wieder. Der junge Mann stand nun auf und fing an, aufzuräumen.
„Dumas hat mir nie erzählt, das er eine Tochter hat.“ ,sagte er beiläufig und warf mir einen Blick zu. Glaubte er mir etwa nicht?
„Ich bin auch nicht seine Tochter.“ ,erklärte ich ihm: „Clément war der Cousin meines Vaters. Man hat mich erst vor kurzen adoptiert.“
Bei diesen Worten horchte er auf. Es war kaum merklich, lediglich ein Muskel in seinem Kiefer spannte sich an, bevor er nickte. Einen Moment beobachtete ich ihn, wie er durch den Raum schritt und dabei so galant wirkte.
„Darf ich auch ihren Namen erfahren?“ ,fragte ich schließlich.
„Natürlich, wie unhöflich von mir. Ich bin Hannibal Lecter.“ ,stellte er sich mit einem charmanten Lächeln vor. Hannibal Lecter, diesen Namen kannte ich. Clément redete ständig von diesem jungen Mann und endlich konnte ich den Erzählungen ein Gesicht zuordnen. Ich hatte einiges von ihm gehört. Sein Intellekt und Charme war in aller Munde, doch blieb ein unwohles Gefühl in meiner Magengrube zurück, wenn ich ihn musterte. Lecter reichte mir die Papiere, welche Clément mich gebeten hatte für ihn zu holen, bevor er sich anbot mich nach Hause zu begleiten.
„Das müssen sie nicht tun.“ ,versuchte ich ihn abzuwimmeln.
„Ich bestehe darauf, es ist mittlerweile spät geworden und ich möchte nicht verantworten, dass ihnen etwas zustößt.“ ,meinte er und seine Stimme versetzte mich in Gänsehaut. Warum war sie so vertraut? Als wir vor dem Gebäude waren, schloss ich ab und er bot mir seinen Arm an, in welchen ich mich einharkte. Eine nette Geste, doch ein komisches Gefühl.
„Sie sind nicht aus Frankreich, richtig?“ ,fragte er mich, als wir am Straßenrand entlang gingen.
„Nein, ich komme ursprünglich aus Deutschland.“ ,antwortete ich ihm trocken.
„Ein Hauch von Akzent klingt in ihrer Stimme, er verleiht ihrer Aussprache eine schönen starken Klang.“ ,rechtfertigte er seine Vermutung.
„Ich fühle mich geschmeichelt.“ ,meinte ich knapp und merkte wie Schmerzen über meine Schläfen krochen. Erinnern war schwer und vermutlich noch schmerzvoller. Ich spürte wie Lecters dunkle Augen mich von der Seite ansahen. Diese roten Pünktchen waren wie Stellen aus Glut und sie gaben mir dieses Ungute Gefühl, doch seine Stimme schenkte mir Geborgenheit. Machte es mir dieser Unterschied vielleicht so schwer, ihn einzuordnen? Ich schüttelte sanft meinen Kopf, um die Gedanken loszuwerden. Misstrauen schlich sich zu oft in meinen Sinn. Clément sprach immerhin von ihm, als wäre er sein eigener Sohn.
Im Schein der Straßenlaternen kamen wir schließlich an dem Anwesen an. Der Pförtner war schon längst gegangen und ich suchte den Schlüssel wieder heraus, um das schmiedeeisernen Tor zu öffnen.
„Vielen Dank für ihre Begleitung.“ ,sagte ich zu Lecter und beschloss, ihm ein Lächeln zu schenken. Die Glut seiner Augen loderte sichtlich auf und das charmante Lächeln von früher kroch auf seine Lippen.
„Nur zu gern, Emilia Dumas. Schlafen sie gut.“ ,antwortete er.
„Sie auch, Hannibal Lecter.“ ,meinte ich, bevor ich durch das Tor ging. Ich konnte seine Gestalt noch aus den Augenwinkeln sehen, bis ich schließlich im Haus verschwunden war.
„Emilia, da sind sie ja endlich, Doktor Dumas macht sich schon Sorgen “ ,empfing mich Laurent und nahm mir meinen Mantel ab.
„Ich hatte einen kleinen Zwischenfall.“ ,sagte ich und hielt ihm meine Hand entgegen. In diesem Moment trat Helene in den Flur. Sie trug bereits ihr Nachtgewand.
„Emilia, da bist du endlich.“ ,rief auch sie mit geplagter Stimme und nahm mich stürmisch in den Arm. Wir gingen in Cléments Arbeitszimmer, in welchem ich ihm die Papiere aushändigte und meine Verspätung entschuldigte. Sorgsam machte er den Verband ab, um sich Lecters Arbeit ansehen zu können.
„Wirklich eine sehr gute Leistung. Die Narbe wird später kaum zuerkennen sein.“ ,bemerkte er: „Du hattest wirklich Glück, das er da war.“
Man hörte deutlich den Stolz aus seiner Stimme, dass einer seiner Schüler das vollbracht hatte. Und man merkte auch, dass er es lediglich Lecter zugetraut hätte, so fein zuarbeiten.
„Wäre er nicht da gewesen, wäre das ganze erst nicht passiert.“ ,meinte ich etwas entrüstet, jedoch gab ich ihm auch nicht die Schuld.
„Vielen Dank, dass du mir die Papiere geholt hast. Aber jetzt solltest du ins Bett gehen.“ ,sagte Clément und gab mir einen Kuss auf mein Haar.
„Sehr wohl. Gute Nacht.“ ,sagte ich und zog mich zurück. Clément war nicht streng, doch er mochte es, wenn man tat was er sagte. An Schlaf war allerdings nicht zu denken. Als ich in meinem Bett lag, konnte ich nur das glühende Funkeln in Lecters Augen sehen, sobald ich die Meinen schloss. Etwas an ihm fesselte mich, das wusste ich genau. Doch was, musste ich erst noch herausfinden.

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So, das hier ist das erste Kapitel meiner ersten Fanfiction.
Entschuldigt also Bitte, falls sie etwas holprig ist. Aber genau da kommt ihr ins Spiel: Lasst mir Kritik da, damit ich mich verbessern kann, außerdem wird die Geschichte dann auch für euch angenehmer zu lesen. Werft mich dabei auch ruhig ins kalte Wasser, denn nur so lernt man das Schwimmen!
Ich hoffe es hat euch soweit gefallen :3

Ahoi,
harmilin.
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