New days in Chicago -Watch Dogs-
von Rihanon
Kurzbeschreibung
Die Geschichte setzt die Geschehnisse aus Watch Dogs und Bad Blood voraus, jedoch ist weniger Zeit zwischen der Hauptgeschichte und Bad Blood verstrichen. - Blume hat die Ausfälle des ctOS in Chicago 2013 als Erfolg verkauft und beginnt nun mit der Einführung des ctOS 2.0 und der globalen Forschung. Jedoch scheint alles immer wieder nach Chicago zurück zu führen und auch die Hacker, die die Lücken und Schwachstellen des Systems immer wieder ausnutzen und die seine Schwächen aufzeigen wollen, kehren wieder in diese Stadt zurück.
GeschichteAbenteuer / P16 / MaleSlash
Aiden Pearce
Clara Lille
J.B. "Defalt" Markowicz
Raymond "T-Bone Grady" Kenney
02.01.2015
19.12.2018
15
43.958
2
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06.01.2015
3.434
Die folgenden Stunden vergingen langsam und zogen sich wie Gummi. Zwischen ihnen lagen die unausgesprochenen Sorgen, die mit ihrer Heimkehr nach Chicago zusammen hing. Clara fuhr sich durch die Haare und zupfte an ihrem Zopf, der ihr über die Schulter fiel. „Wann hast du eigentlich mit dem ganzen Hacken angefangen?“ fragte sie den älteren Mann schließlich, lehnte sich zurück und sah zu ihm. Ray lachte. „Woher kommt denn die Frage jetzt?“ fragte er sie und sah sie überrascht an. Clara zuckte mit den Schultern. „Wir haben noch eine Weile, bis wir da sind.“ T-Bone lachte und trat auf die Bremse um an der Ampel zu halten. Er hatte darauf bestanden die Fahrt ganz alleine am Steuer zu sitzen, da er die gerade genesene nicht dieser Belastung aussetzen wollte. Und Clara vermutete irgendwie auch, dass es ihm leichter fiel zu fahren, als Beifahrer zu sein. „Naja Technik hat mich schon immer interessiert. Sobald ich an Metall heran gekommen bin habe ich angefangen damit herum zu spielen und zu basteln. Das fanden meine Eltern nicht unbedingt gut, aber das hat mich nicht großartig gestört. Und als ich dann endlich ans Internet geriet, war meine Laufbahn wohl schon vorher bestimmt.“ Er grinste und sah die junge Frau an. „Da hast du ja noch gar nichts geahnt von irgendetwas!“ Die Kanadierin lachte und streckte ihm die Zunge heraus. „Ja ich weiß du bist ein alter Mann.“ Sie neckte ihn gerne ein wenig und sie wusste, dass es jemand war mit dem man es machen konnte. Bei Aiden war sie sich nicht ganz so sicher. Und wenn sie ehrlich war, wollte sie gar nicht unbedingt an Aiden denken. Sie mochte ihn. Sehr sogar. Ihr Blick glitt über die Szenerie die vorbei huschte. Die Sonne beschien den noch feuchten Asphalt und die Umgebung schien zu glitzern. Leise seufzte sie und lehnte ihre Stirn an die kalte Scheibe. „Alles in Ordnung?“ fragte der Mann und sah sie mit hochgezogenen Brauen an. Clara wollte gerade bejahen, entschied sich dann aber doch anders. Langsam schüttelte sie den Kopf. „Ich habe Angst vor dem Treffen mit Aiden. Wir sind nicht gerade... mit viel Liebe auseinander gegangen.“ Sie verzog ihr Gesicht und spielte ein wenig mit dem Piercing in ihrer Wange herum. „Ja ich weiß. Das habe ich durchaus mtibekommen, aber glaub mir er wird sich freuen dich zu sehen. Er denkt du bist tot. Und er war geknickt. Naja du kennst Aiden. Er lässt sich soetwas nicht gerne anmerken und er hat auch nicht weiter mit mir darüber geredet, aber man hats schon gemerkt.“ sagte er und zuckte mit den Schultern. Clara spielte noch einen Moment mit ihrem Piercing. „Weißt du ich habe es wirklich bereut, dass ich sie auf seine Spur gebracht habe. Ich hatte doch nie damit gerechnet, dass es so ausgehen würde. Für mich waren es Daten und Zahlen und ich hätte es ihnen doch nie gegeben, wenn ich das geahnt hätte. Sobald mir das klar geworden ist....“ Sie schüttelte den Kopf. Das Geld hatte sie nie angenommen, auch wenn sie es sicher hätte gebrauchen können. Und dann hatte sie nachgeforscht, hatte Aiden nach der Beerdigung seiner Nichte gesehen und es hatte ihr Herz gebrochen. Sie war mit Schuld an diesem Unglück, an dem Tod des kleinen Mädchens und der Trauer ihrer ganzen Familie. Ohne sie, hätten sie vielleicht nicht herausgefunden, dass Aiden an dem Raub beteiligt gewesen war. Das war nichts, was sie einfach verdrängen konnte. Die Schuld hatte sie so weit gequält, dass sie immer wieder zu dem Grab Lenas gefahren war und Blumen niedergelegt hatte.
Raymond war eine Weile in tiefes Schweigen verfallen und er schien selbst seinen Gedanken nach zu hängen. „Weißt du wir haben alle etwas falsch gemacht. Und ich denke Aiden wird verstehen, dass du es bereust. Man kann schließlich auch nicht sagen, dass er alles richtig gemacht hat...“ Clara schüttelte langsam den Kopf. „Nein das hat er sicher nicht, aber das bedeutet dennoch nicht, dass er deswegen jemand anderem verzeihen muss, der einen Fehler gemacht hat.“ Ihr Blick fiel auf das Ortsschild, welches sie in Chicago willkommen hieß. Sie waren wieder da. Sie waren zurück. Noch wusste sie nicht, ob sie erleichtert sein sollte oder ob sie doch eher Angst haben sollte. „Ich krieg die Wohnung von einem Bekannten für ein paar Tage. Wir können dort erstmal alles orten.“ Sie fuhren in die Stadt ein und der Verkehr wurde dichter. Und auch wenn hier viele unschöne Dinge geschehen waren, zauberte diese Stadt doch irgendwie ein Lächeln auf ihre Lippen. Sie hatte sich damals auf einer Reise in Chicago verliebt und ab dann hatte festgestanden, dass sie hier her kommen würde. Auf welchem Weg auch immer. Dass sie dann mitten hinein in den Hacker und Verbrechenssumpf gezogen werden würde, hatte sie damals natürlich noch nicht geahnt.
Leise drangen die Textzeilen des Liedes aus dem Radio, an ihr Ohr
As for this war that never ends
A proposition made to make amends
You knows a thin line lies right in the way
Between what you give baby and what you take
I know that we’re young
But there’s much more work to be done
(JC Brooks & The Uptown Sound- Awake)
Auf einmal blieben sie stehen und Clara wurde aus ihren Gedanken gerissen. „Sind wir schon da?“ fragte sie und strich sich über die Haare. T-Bone warf einen Blick aus dem Fenster und nickte. „Ja wir sind da.“ Sie packten ihre Sachen und traten in einen ziemlich unscheinbaren Hauseingang. Die Frau sah sich um und versuchte herauszufinden, wo genau sie waren. Doch irgendwie hatte sie den Anschluss verloren, als sie von der Autobahn abgefahren waren. Sie gingen zusammen in das Haus und betraten schließlich eine kleine Wohnung. Sie war nicht ungemütlich, aber auch nichts besonderes. Es wirkte ein wenig, als würde sie nur hin und wieder von jemandem genutzt, der hier unterkam.
All die Elektronik, die Clara tagtäglich benutzte und die hier sicher essentiell war, mussten sie neu beschaffen.
Ray hielt das Handy an sein Ohr. Es klingelte und er wartete dass der Andere abnahm. Schließlich erklang die vertraute, immer ein wenig misstrauisch scheinende, Stimme am anderen Ende der Leitung. „Hei Aiden.“ Clara beobachtete den Mann und beobachtete ihn. Ihr war noch immer ein wenig übel, wenn sie an das bevorstehende Treffen dachte. „Ja ich bin wieder da. Und ich dachte wir könnten uns treffen.“ Er schien auf die Antwort des Anderen zu lauschen. „Ja sicher du weißt, dass ich Herausforderungen mag.“ Er lachte leise. Raymond Kenney hatte die Herausforderung angenommen das ctOS zu entwickeln und schließlich hatte er sie auch angenommen es wieder in die Schranken zu weisen. Eine Weile hatte er gezögert Aiden zur Seite zu stehen und sich wieder in den Radius von Blumes Wahrnehmung zu gelangen, doch widerstehen hatte er auch nicht können. Einen Moment lächelte er Clara zu. Und sonst hätte er wohl auch nicht diese faszinierende Frau kennen gelernt. „Ja ist gut. Ich hab dir auch noch etwas mitgebracht.“ sagte er schließlich zu Aiden. Clara schmunzelte und verdrehte die Augen. „Ja gut bis nachher.“ Clara biss sich auf die Lippe und sah T-Bone an. „Und wann geht’s los?“ „In zwei Stunden im Willis Tower.“ Die Frau nickte, stand auf und verschwand im Bad. Der Blick in den Spiegel machte sie nicht unbedingt glücklicher. Irgendwie sah sie fertig aus. Wahrscheinlich hatte sie heute auch das erste Mal nach einer langen Zeit wieder vernünftig geschlafen. Aber Ray versuchte ihr auch jede Gelegenheit zu bieten sich auszuruhen. Irgendwie war es wirklich süß, wie er sie schonte. Clara zog ihr Shirt ein wenig beiseite und betrachtete die Narbe an ihrer Schulter von dem Einschuss. Leicht fuhren ihre Fingerspitzen darüber. Sie sollte froh sein, dass sie das überlebt hatte. Das war doch die Hauptsache. Dann sollte sie das Treffen mit Aiden doch nicht weiter ängstigen. Doch ihr Ziel war es so lange gewesen ihn wieder glücklich zu machen, den Mörder seiner Nichte zu finden und ihm irgendwie Frieden zu geben. Sie presste ihre Lippen aufeinander, atmete tief durch und kramte in ihrem Täschchen herum. Einen Kajal zog sie heraus, malte ihre Augen nach und tupfte ein wenig Gloss auf die Lippen. Ein, zwei prüfende Blicke und sie trat wieder zu dem Mann, der ihr zur Flucht verholfen hatte. Er sah zu ihr auf und bemerkte das Makeup. Er fragte sich doch, ob sie nicht vielleicht noch andere Gründe hatte, als die Angst dass er noch wütend auf sie war.
Sie fuhren zusammen zum Willis Tower, hielten auf einem Parkplatz und gingen gemächlich auf den Eingang zu. Clara schluckte und schob ihre Hand in die Hosentasche. Als sie durch die Türe traten, die ins Innere führte, bemerkte sie Aiden sofort. Er stand dort, wie sie ihn in Erinnerung hatte, mit einem langen Mantel und dem Handy in der Hand. Wie auch sonst? Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Als sie auf halbem Weg zu ihm waren, wendete der Hacker zu ihnen um und starrte sie ungläubig an. Mit Ray hatte er gerechnet, aber die Überraschung Clara zu sehen war ihm ins Gesicht geschrieben. Sie lächelte ihm zu und schließlich standen sie sich gegenüber. „Clara?“ fragte er leise und sie nickte. „Ich dachte du... du...“ Er brachte es nicht fertig es auszusprechen. Clara schüttelte leicht den Kopf. „Nein ich habe es geschafft und ich... ich konnte mich nicht melden...“ sagte sie. Doch Aiden zog sie einfach in seine Arme und drückte sie an sich. „Ich hatte nicht erwartet, dich je wieder zu sehen.“ sagte er leise. Es war so schön... Ihm war klar geworden, dass sie eine seiner besten Freunde war. Und sie hatten nicht einmal mehr reden können, bevor sie starb. Sie nun zu sehen überraschte ihn sehr. Dann wendete er sich zu T-Bone. „Hei schön dich zu sehen.“ Die Männer gaben sich die Hand und lächelten sich zu. Clara betrachtete den Mann. Er schien ebenso erschöpft zu sein wie alle anderen auch, die in diese Sache verwickelt waren. Aber irgendetwas schien anders zu sein. Er schien irgendwie... Clara kniff die Augen zusammen und konnte das was sie wahrnahm nicht in Worte fassen. „... sind wieder da. Aber den Rest sollten wir wohl wo anders besprechen.“ bekam sie noch von T-Bone mit und sie schüttelte den Kopf um wieder aufmerksam zu werden. Aiden nickte. „Wir treffen uns am Bunker.“ meinte er dann. Sowohl sie als auch Ray sahen ihn überrascht an. „Ich dachte der Bunker wäre verloren.“ Doch Aiden schüttelte nur geheimnisvoll den Kopf. „Nein er ist so gut wie neu.“
Einige Kilometer später standen sie tatsächlich alle vor dem Bunker. Clara betrachtete die Umgebung und sah sich doch ein wenig argwöhnisch um, auch wenn sie die Zeit hier irgendwie gemocht hatte. „Lasst uns erst einmal hinein gehen und dann können wir weiter reden.“ sagte Aiden und sie betraten den Aufzug. „Der Zugang ist natürlich geändert worden. Die Technik ist ein wenig auf den neusten Stand gebracht und die Leitungen sind abgeschirmt. Neue Firewalls und so. Also hier dürfte so schnell niemand rein kommen.“ Die Frau musste gestehen, dass sie diese Worte doch irgendwie kribbelig machten. Es klang wie Musik in ihren Ohren. Sie wollte die Firewall sehen und alles austesten. Das glaubte sie erst, wenn sie es sah. Ihre Augen funkelten förmlich bei Aidens Erklärungen. Mit einem Ruck kam der Aufzug zum Stehen und die Türe öffnete sich wieder. Als sie den Bunker betraten, flimmerten die Lichter an. „Ich würde euch ja etwas anbieten, aber außer Kaffee habe ich im Moment nicht viel da.“ „Schon in Ordnung. Wir sind ja nicht für ein Dinner vorbei gekommen.“ sagte Ray grinsend und war schon dabei die PCs zu betrachten. Clara sah den braunhaarigen Mann wieder an, denn sie spürte seinen Blick auf sich. „Was ist passiert, nach der Schießerei?“ fragte er sie und setzte sich auf einen der Tische, überließ ihr den Stuhl. Clara ließ sich sinken und überlegte einen Moment, wo sie anfangen sollte, entschied sich dann aber einfach bei ihrem Krankenhausaufenthalt zu beginnen. Sie erzählte ihm alles, was sie noch wusste, wie sie erwacht war und dass Blume sie unter Kontrolle hatten. Sie erzählte ihm davon, dass sie sie beobachtet hatten und sie keine Möglichkeit gehabt hatte, ihn zu kontaktieren. Aiden schwieg, nickte nur hin und wieder und wartete darauf, dass sie fort fuhr. „Ich habe natürlich in den Nachrichten von dem Ausfall des Systems gehört... also naja von dem was sie haben durchkommen lassen. Und dass sie dich suchen habe ich natürlich auch mit bekommen. Und Ray hat mir ein wenig erzählt, was ihr beide hier so abgezogen habt.“ meinte sie mit einem Lächeln und sah Aiden an, der auch nicht recht verbergen konnte, dass ihm das auch gefallen hatte. „Dann hast du ihr System getestet?“ fragte er und sein Blick ruhte auf der dunkelhaarigen Frau. Diese nickte. „Ja ich... bin zwar nicht direkt dran gekommen, aber ich musste ja einen gewissen Einblick haben.“ Auf Aidens Lippen breitete sich ein Lächeln aus. „Gut gut... dann würde ich sagen: Willkommen zurück im Team.“ Er hielt ihr die Hand hin und Clara fiel ein Stein vom Herzen, als sie seine Hand ergriff. „Und du natürlich auch.“ meinte er zu T-Bone und dieser nickte nur. Natürlich wollte er sich das nicht entgehen lassen. Eigentlich hatte er geplant sich zur Ruhe zu setzen und einfach das Leben zu genießen. Aber was war das Leben schon ohne Herausforderungen?
„Aber jetzt sag mal wie du den Bunker so weit bekommen hast. Das war doch sicher eine furchtbare Arbeit oder?“ fragte Clara und beugte sich über die eingeschalteten Rechner, begann zu tippen und ließ ihren Blick über die vielen Codezeilen huschen. Das war gut. Das war wirklich gut. Sie wusste, dass Aiden nun wirklich nicht schlecht war, aber dass er all das hier selbst geschrieben hatte... er war doch eher der praktische Typ, der die Türme direkt knackte. Aiden sah auf den Bildschirm. „Sagen wir ich hatte Hilfe. Es war ja keiner von euch mehr da. Und er hat sich mir angeboten. Er ist gut.“ Clara nickte leicht, auch wenn sie keine Ahnung hatte, von wem er sprach. „Ihr werdet ihn sicher bald kennen lernen.“ sagte Aiden und verlor schließlich kein Wort mehr über seinen neuen Partner und Clara fragte nicht weiter nach, ebenso wenig T-Bone. „Hei ich bin mir sicher, dass Frewer uns unterstützt, wenn wir ein wenig explosive Hilfe brauchen.“ Das war immerhin sein Spezialgebiet und Hacker schienen sie inzwischen ja genug versammelt zu haben. Clara und Ray erhielten den Zugang zu dem Bunker und sie besprachen wie sie weiter vorgehen würden. Alles schien noch ein wenig ins Unreine zu sein, da keiner von ihnen bis jetzt wirklich wusste, was vor sich ging. „Das Blume Quartier ist gut abgesichert. Wir werden von außen nicht heran kommen. Aber ich werde wahrscheinlich wieder einmal dort vorbei sehen und eine der schwach gesicherten Innenverbindungen anzapfen.“ Die beiden Hacker nickten. „Aber erst feiern wir unsere Wiedervereinigung.“ meinte Ray schließlich grinsend. „Ich besorg uns etwas zu trinken.“ sagte er und gab Aiden einen Klaps auf den Rücken, ehe er den Bunker verließ und die Beiden alleine ließ. „Aiden... ich...“ „Clara...“ begannen sie beide und sahen sich dann an. „Es tut mir so unglaublich Leid.“ sagte Clara schließlich zu ihm und sah ihm in die Augen. „Wenn ich gewusst hätte, was ich mit diesem Job anrichte... ich habe doch einfach nur Daten verfolgt und dann...“ Sie presste ihre Lippen aufeinander und sah, wie die Traurigkeit in Aidens Gesicht zurückkehrte, wie jedes Mal wenn er an seine Nichte dachte. „Ich wünsche mir jede Minute, dass ich das rückgängig machen könnte, aber das geht nun einmal nicht. Und meine einzige Hoffnung war es, dass ich dich das irgendwie vergessen lassen kann, dass ich dir dabei helfe die zu finden, die … die geschossen haben.“ sagte sie und senkte ihren Blick. Sie selbst war verantwortlich und sie konnte sich vorstellen wie schlimm es für ihn hatte sein müssen, dass er erfuhr, dass sein Partner und irgendwie auch seine Freundin, mit hinter diesen Anschlägen steckte. Aiden schüttelte langsam den Kopf. „Weißt du ich hatte lange genug Zeit darüber nachzudenken. Ja es hat mich wirklich geschockt, dass du... dass du dahinter steckst, zumindest irgendwie.“ Er stockte und wusste nicht recht wie er weiter reden sollte. „Immerhin habe ich dir doch vertraut.“ Sonst hätten sie wohl nicht zusammen arbeiten können. Ihre Blicke begegneten sich und Claras Herz schnürte sich zusammen. „Aber ich weiß auch, dass man Dinge tut, die man bereut und ich habe einige davon getan. Ich selbst hoffe, dass ich eine zweite Chance bekomme, vielleicht auch eine dritte... daher habe ich wohl nicht das Recht dich dafür zu verurteilen. Besonders nicht, da du es wirklich bereust.“ Clara lächelte leicht und nickte, die Arme verschränkt. Sie machte das Gespräch wirklich nervös, auch wenn es sich durchaus in eine gute Richtung entwickelte. „Ich habe Maurice gehen lassen.“ sagte er schließlich und sah sie wieder an. Die Frau hob ihre Brauen. „Der Schütze?“ Aiden nickte. „Ja genau der. Ich habe herausgefunden, wie er in die ganze Sache hineingeraten ist. Er hat glaube ich weitaus mehr zu fürchten als eine Kugel im Kopf.“ Leise seufzte die Kanadierin. „Sitzen wir nicht alle irgendwie in der Scheiße?“ fragte sie dann mit einem schiefen Lächeln. Aiden lachte, dann nickte er. „Ja da hast du wohl recht. Ich freu mich, dass du hier bist. Lass uns neu anfangen ja?“ Ein wenig erstaunt war Clara schon über diese vielen Emotionsbekundungen, doch sie freute sich. „Ja nur zu gerne.“ Sie legte ihm eine Hand auf den Arm und umarmte ihn schließlich. „Danke.“ Einen Moment hielten sie sich fest. Die Frau glaubte ein Geräusch zu vernehmen, eine Tür oder dergleichen, doch als sie Aiden wieder losließ und sie sich umsah, war nichts zu sehen.
Als Ray wieder zu ihnen stieß brachte er Bier für alle mit und hatte sogar noch einige Sandwiches dabei. Er berichtete, dass es auch Frewer ganz gut zu gehen schien und er bereit war ihnen zu helfen. Anders hatte er sich das aber auch nicht vorstellen können. „Hei wir werden hier doch einige Zeit verbringen mhm?“ meinte Clara und sah sich in dem Bunker um. „Dann werde ich mich hier wohl häuslich einrichten, was? Ne Wohnung habe ich hier sowieso nicht mehr.“ meinte sie und zuckte mit den Schultern, sah dann fragend zu Ray. Der Bunker war groß genug mit mehreren Containern, die sie zum schlafen nutzen konnten. Ein anderer war mit einer kleinen Küche ausgestattet und ein voll funktionsfähiges Badezimmer war ebenso vorhanden. Alles nicht besonders luxuriös oder wahnsinnig gemütlich, aber es würde sicher reichen. Und wenn man sich ein wenig Mühe gab, würde es sicher ein wenig schöner werden. Sie stießen auf ihr Vorhaben an und unterhielten sich über dies und das. Die schweren Themen, die im Magen liegen würden, ließen sie außen vor. Für heute Abend reichte es erst einmal. Als es allmählich dunkel wurde, machten Ray und Clara sich wieder auf den Weg in die Wohnung. Sie würden ihr Zeug holen und am nächsten Tag in den Bunker zurückkehren.
„Und habt ihr euch ausgesprochen?“ fragte der Ältere Clara, als sie im Auto saßen. Sie nickte und streckte ihre Beine aus. „Ja das haben wir. Er scheint mit verziehen zu haben und ich bin wirklich erleichtert.“ meinte sie und biss sich auf die Lippe. „Aber was meinst du wer diese geheimnisvolle neue Hacker ist?“ fragte sie und malte auf der beschlagenen Seite des Beifahrersitzes herum. „Mhm... ich weiß es nicht. Mir gegenüber hat er nichts weiter erwähnt. Ich wüsste auch niemanden mehr. Aber ich meine es gibt sicherlich noch mehr Hacker außer denen, die ich kenne. Und DedSec ist groß. Vielleicht ist es ja auch einer von ihnen...“ Immerhin gehörte Clara auch zu ihnen dazu. Wobei er sich nicht sicher war, ob sie es immer noch tat...
Clara nickte nur und sie schwiegen den restlichen Weg. Doch irgendwie machte es ihr nichts aus, wenn sie einfach nur schweigend nebeneinander saßen. Sie mochte Ray und er war niemand, der ständig reden musste. Über die Hacker Organisation wollte sie im Moment nicht nachdenken. Es war schwierig und sie war sich auch noch nicht sicher, wie genau sie zu ihnen stehen sollte. Eigentlich gehörte sie gerne dazu und es war auch ihr Ziel, Blume zu entmachten. Aber vielleicht waren die Mittel, die einige Mitglieder hin und wieder wählten nicht die Richtigen.
Claras Gewissen war sicher nicht rein, aber diese Nacht konnte sie das erste Mal mit etwas weniger Bedauern und reuevollen Gedanken schlafen. Aiden wusste, was ihr Part bei dem Anschlag auf ihn gewesen war und er hatte sie dennoch wieder in sein Team genommen.
Raymond war eine Weile in tiefes Schweigen verfallen und er schien selbst seinen Gedanken nach zu hängen. „Weißt du wir haben alle etwas falsch gemacht. Und ich denke Aiden wird verstehen, dass du es bereust. Man kann schließlich auch nicht sagen, dass er alles richtig gemacht hat...“ Clara schüttelte langsam den Kopf. „Nein das hat er sicher nicht, aber das bedeutet dennoch nicht, dass er deswegen jemand anderem verzeihen muss, der einen Fehler gemacht hat.“ Ihr Blick fiel auf das Ortsschild, welches sie in Chicago willkommen hieß. Sie waren wieder da. Sie waren zurück. Noch wusste sie nicht, ob sie erleichtert sein sollte oder ob sie doch eher Angst haben sollte. „Ich krieg die Wohnung von einem Bekannten für ein paar Tage. Wir können dort erstmal alles orten.“ Sie fuhren in die Stadt ein und der Verkehr wurde dichter. Und auch wenn hier viele unschöne Dinge geschehen waren, zauberte diese Stadt doch irgendwie ein Lächeln auf ihre Lippen. Sie hatte sich damals auf einer Reise in Chicago verliebt und ab dann hatte festgestanden, dass sie hier her kommen würde. Auf welchem Weg auch immer. Dass sie dann mitten hinein in den Hacker und Verbrechenssumpf gezogen werden würde, hatte sie damals natürlich noch nicht geahnt.
Leise drangen die Textzeilen des Liedes aus dem Radio, an ihr Ohr
As for this war that never ends
A proposition made to make amends
You knows a thin line lies right in the way
Between what you give baby and what you take
I know that we’re young
But there’s much more work to be done
(JC Brooks & The Uptown Sound- Awake)
Auf einmal blieben sie stehen und Clara wurde aus ihren Gedanken gerissen. „Sind wir schon da?“ fragte sie und strich sich über die Haare. T-Bone warf einen Blick aus dem Fenster und nickte. „Ja wir sind da.“ Sie packten ihre Sachen und traten in einen ziemlich unscheinbaren Hauseingang. Die Frau sah sich um und versuchte herauszufinden, wo genau sie waren. Doch irgendwie hatte sie den Anschluss verloren, als sie von der Autobahn abgefahren waren. Sie gingen zusammen in das Haus und betraten schließlich eine kleine Wohnung. Sie war nicht ungemütlich, aber auch nichts besonderes. Es wirkte ein wenig, als würde sie nur hin und wieder von jemandem genutzt, der hier unterkam.
All die Elektronik, die Clara tagtäglich benutzte und die hier sicher essentiell war, mussten sie neu beschaffen.
Ray hielt das Handy an sein Ohr. Es klingelte und er wartete dass der Andere abnahm. Schließlich erklang die vertraute, immer ein wenig misstrauisch scheinende, Stimme am anderen Ende der Leitung. „Hei Aiden.“ Clara beobachtete den Mann und beobachtete ihn. Ihr war noch immer ein wenig übel, wenn sie an das bevorstehende Treffen dachte. „Ja ich bin wieder da. Und ich dachte wir könnten uns treffen.“ Er schien auf die Antwort des Anderen zu lauschen. „Ja sicher du weißt, dass ich Herausforderungen mag.“ Er lachte leise. Raymond Kenney hatte die Herausforderung angenommen das ctOS zu entwickeln und schließlich hatte er sie auch angenommen es wieder in die Schranken zu weisen. Eine Weile hatte er gezögert Aiden zur Seite zu stehen und sich wieder in den Radius von Blumes Wahrnehmung zu gelangen, doch widerstehen hatte er auch nicht können. Einen Moment lächelte er Clara zu. Und sonst hätte er wohl auch nicht diese faszinierende Frau kennen gelernt. „Ja ist gut. Ich hab dir auch noch etwas mitgebracht.“ sagte er schließlich zu Aiden. Clara schmunzelte und verdrehte die Augen. „Ja gut bis nachher.“ Clara biss sich auf die Lippe und sah T-Bone an. „Und wann geht’s los?“ „In zwei Stunden im Willis Tower.“ Die Frau nickte, stand auf und verschwand im Bad. Der Blick in den Spiegel machte sie nicht unbedingt glücklicher. Irgendwie sah sie fertig aus. Wahrscheinlich hatte sie heute auch das erste Mal nach einer langen Zeit wieder vernünftig geschlafen. Aber Ray versuchte ihr auch jede Gelegenheit zu bieten sich auszuruhen. Irgendwie war es wirklich süß, wie er sie schonte. Clara zog ihr Shirt ein wenig beiseite und betrachtete die Narbe an ihrer Schulter von dem Einschuss. Leicht fuhren ihre Fingerspitzen darüber. Sie sollte froh sein, dass sie das überlebt hatte. Das war doch die Hauptsache. Dann sollte sie das Treffen mit Aiden doch nicht weiter ängstigen. Doch ihr Ziel war es so lange gewesen ihn wieder glücklich zu machen, den Mörder seiner Nichte zu finden und ihm irgendwie Frieden zu geben. Sie presste ihre Lippen aufeinander, atmete tief durch und kramte in ihrem Täschchen herum. Einen Kajal zog sie heraus, malte ihre Augen nach und tupfte ein wenig Gloss auf die Lippen. Ein, zwei prüfende Blicke und sie trat wieder zu dem Mann, der ihr zur Flucht verholfen hatte. Er sah zu ihr auf und bemerkte das Makeup. Er fragte sich doch, ob sie nicht vielleicht noch andere Gründe hatte, als die Angst dass er noch wütend auf sie war.
Sie fuhren zusammen zum Willis Tower, hielten auf einem Parkplatz und gingen gemächlich auf den Eingang zu. Clara schluckte und schob ihre Hand in die Hosentasche. Als sie durch die Türe traten, die ins Innere führte, bemerkte sie Aiden sofort. Er stand dort, wie sie ihn in Erinnerung hatte, mit einem langen Mantel und dem Handy in der Hand. Wie auch sonst? Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Als sie auf halbem Weg zu ihm waren, wendete der Hacker zu ihnen um und starrte sie ungläubig an. Mit Ray hatte er gerechnet, aber die Überraschung Clara zu sehen war ihm ins Gesicht geschrieben. Sie lächelte ihm zu und schließlich standen sie sich gegenüber. „Clara?“ fragte er leise und sie nickte. „Ich dachte du... du...“ Er brachte es nicht fertig es auszusprechen. Clara schüttelte leicht den Kopf. „Nein ich habe es geschafft und ich... ich konnte mich nicht melden...“ sagte sie. Doch Aiden zog sie einfach in seine Arme und drückte sie an sich. „Ich hatte nicht erwartet, dich je wieder zu sehen.“ sagte er leise. Es war so schön... Ihm war klar geworden, dass sie eine seiner besten Freunde war. Und sie hatten nicht einmal mehr reden können, bevor sie starb. Sie nun zu sehen überraschte ihn sehr. Dann wendete er sich zu T-Bone. „Hei schön dich zu sehen.“ Die Männer gaben sich die Hand und lächelten sich zu. Clara betrachtete den Mann. Er schien ebenso erschöpft zu sein wie alle anderen auch, die in diese Sache verwickelt waren. Aber irgendetwas schien anders zu sein. Er schien irgendwie... Clara kniff die Augen zusammen und konnte das was sie wahrnahm nicht in Worte fassen. „... sind wieder da. Aber den Rest sollten wir wohl wo anders besprechen.“ bekam sie noch von T-Bone mit und sie schüttelte den Kopf um wieder aufmerksam zu werden. Aiden nickte. „Wir treffen uns am Bunker.“ meinte er dann. Sowohl sie als auch Ray sahen ihn überrascht an. „Ich dachte der Bunker wäre verloren.“ Doch Aiden schüttelte nur geheimnisvoll den Kopf. „Nein er ist so gut wie neu.“
Einige Kilometer später standen sie tatsächlich alle vor dem Bunker. Clara betrachtete die Umgebung und sah sich doch ein wenig argwöhnisch um, auch wenn sie die Zeit hier irgendwie gemocht hatte. „Lasst uns erst einmal hinein gehen und dann können wir weiter reden.“ sagte Aiden und sie betraten den Aufzug. „Der Zugang ist natürlich geändert worden. Die Technik ist ein wenig auf den neusten Stand gebracht und die Leitungen sind abgeschirmt. Neue Firewalls und so. Also hier dürfte so schnell niemand rein kommen.“ Die Frau musste gestehen, dass sie diese Worte doch irgendwie kribbelig machten. Es klang wie Musik in ihren Ohren. Sie wollte die Firewall sehen und alles austesten. Das glaubte sie erst, wenn sie es sah. Ihre Augen funkelten förmlich bei Aidens Erklärungen. Mit einem Ruck kam der Aufzug zum Stehen und die Türe öffnete sich wieder. Als sie den Bunker betraten, flimmerten die Lichter an. „Ich würde euch ja etwas anbieten, aber außer Kaffee habe ich im Moment nicht viel da.“ „Schon in Ordnung. Wir sind ja nicht für ein Dinner vorbei gekommen.“ sagte Ray grinsend und war schon dabei die PCs zu betrachten. Clara sah den braunhaarigen Mann wieder an, denn sie spürte seinen Blick auf sich. „Was ist passiert, nach der Schießerei?“ fragte er sie und setzte sich auf einen der Tische, überließ ihr den Stuhl. Clara ließ sich sinken und überlegte einen Moment, wo sie anfangen sollte, entschied sich dann aber einfach bei ihrem Krankenhausaufenthalt zu beginnen. Sie erzählte ihm alles, was sie noch wusste, wie sie erwacht war und dass Blume sie unter Kontrolle hatten. Sie erzählte ihm davon, dass sie sie beobachtet hatten und sie keine Möglichkeit gehabt hatte, ihn zu kontaktieren. Aiden schwieg, nickte nur hin und wieder und wartete darauf, dass sie fort fuhr. „Ich habe natürlich in den Nachrichten von dem Ausfall des Systems gehört... also naja von dem was sie haben durchkommen lassen. Und dass sie dich suchen habe ich natürlich auch mit bekommen. Und Ray hat mir ein wenig erzählt, was ihr beide hier so abgezogen habt.“ meinte sie mit einem Lächeln und sah Aiden an, der auch nicht recht verbergen konnte, dass ihm das auch gefallen hatte. „Dann hast du ihr System getestet?“ fragte er und sein Blick ruhte auf der dunkelhaarigen Frau. Diese nickte. „Ja ich... bin zwar nicht direkt dran gekommen, aber ich musste ja einen gewissen Einblick haben.“ Auf Aidens Lippen breitete sich ein Lächeln aus. „Gut gut... dann würde ich sagen: Willkommen zurück im Team.“ Er hielt ihr die Hand hin und Clara fiel ein Stein vom Herzen, als sie seine Hand ergriff. „Und du natürlich auch.“ meinte er zu T-Bone und dieser nickte nur. Natürlich wollte er sich das nicht entgehen lassen. Eigentlich hatte er geplant sich zur Ruhe zu setzen und einfach das Leben zu genießen. Aber was war das Leben schon ohne Herausforderungen?
„Aber jetzt sag mal wie du den Bunker so weit bekommen hast. Das war doch sicher eine furchtbare Arbeit oder?“ fragte Clara und beugte sich über die eingeschalteten Rechner, begann zu tippen und ließ ihren Blick über die vielen Codezeilen huschen. Das war gut. Das war wirklich gut. Sie wusste, dass Aiden nun wirklich nicht schlecht war, aber dass er all das hier selbst geschrieben hatte... er war doch eher der praktische Typ, der die Türme direkt knackte. Aiden sah auf den Bildschirm. „Sagen wir ich hatte Hilfe. Es war ja keiner von euch mehr da. Und er hat sich mir angeboten. Er ist gut.“ Clara nickte leicht, auch wenn sie keine Ahnung hatte, von wem er sprach. „Ihr werdet ihn sicher bald kennen lernen.“ sagte Aiden und verlor schließlich kein Wort mehr über seinen neuen Partner und Clara fragte nicht weiter nach, ebenso wenig T-Bone. „Hei ich bin mir sicher, dass Frewer uns unterstützt, wenn wir ein wenig explosive Hilfe brauchen.“ Das war immerhin sein Spezialgebiet und Hacker schienen sie inzwischen ja genug versammelt zu haben. Clara und Ray erhielten den Zugang zu dem Bunker und sie besprachen wie sie weiter vorgehen würden. Alles schien noch ein wenig ins Unreine zu sein, da keiner von ihnen bis jetzt wirklich wusste, was vor sich ging. „Das Blume Quartier ist gut abgesichert. Wir werden von außen nicht heran kommen. Aber ich werde wahrscheinlich wieder einmal dort vorbei sehen und eine der schwach gesicherten Innenverbindungen anzapfen.“ Die beiden Hacker nickten. „Aber erst feiern wir unsere Wiedervereinigung.“ meinte Ray schließlich grinsend. „Ich besorg uns etwas zu trinken.“ sagte er und gab Aiden einen Klaps auf den Rücken, ehe er den Bunker verließ und die Beiden alleine ließ. „Aiden... ich...“ „Clara...“ begannen sie beide und sahen sich dann an. „Es tut mir so unglaublich Leid.“ sagte Clara schließlich zu ihm und sah ihm in die Augen. „Wenn ich gewusst hätte, was ich mit diesem Job anrichte... ich habe doch einfach nur Daten verfolgt und dann...“ Sie presste ihre Lippen aufeinander und sah, wie die Traurigkeit in Aidens Gesicht zurückkehrte, wie jedes Mal wenn er an seine Nichte dachte. „Ich wünsche mir jede Minute, dass ich das rückgängig machen könnte, aber das geht nun einmal nicht. Und meine einzige Hoffnung war es, dass ich dich das irgendwie vergessen lassen kann, dass ich dir dabei helfe die zu finden, die … die geschossen haben.“ sagte sie und senkte ihren Blick. Sie selbst war verantwortlich und sie konnte sich vorstellen wie schlimm es für ihn hatte sein müssen, dass er erfuhr, dass sein Partner und irgendwie auch seine Freundin, mit hinter diesen Anschlägen steckte. Aiden schüttelte langsam den Kopf. „Weißt du ich hatte lange genug Zeit darüber nachzudenken. Ja es hat mich wirklich geschockt, dass du... dass du dahinter steckst, zumindest irgendwie.“ Er stockte und wusste nicht recht wie er weiter reden sollte. „Immerhin habe ich dir doch vertraut.“ Sonst hätten sie wohl nicht zusammen arbeiten können. Ihre Blicke begegneten sich und Claras Herz schnürte sich zusammen. „Aber ich weiß auch, dass man Dinge tut, die man bereut und ich habe einige davon getan. Ich selbst hoffe, dass ich eine zweite Chance bekomme, vielleicht auch eine dritte... daher habe ich wohl nicht das Recht dich dafür zu verurteilen. Besonders nicht, da du es wirklich bereust.“ Clara lächelte leicht und nickte, die Arme verschränkt. Sie machte das Gespräch wirklich nervös, auch wenn es sich durchaus in eine gute Richtung entwickelte. „Ich habe Maurice gehen lassen.“ sagte er schließlich und sah sie wieder an. Die Frau hob ihre Brauen. „Der Schütze?“ Aiden nickte. „Ja genau der. Ich habe herausgefunden, wie er in die ganze Sache hineingeraten ist. Er hat glaube ich weitaus mehr zu fürchten als eine Kugel im Kopf.“ Leise seufzte die Kanadierin. „Sitzen wir nicht alle irgendwie in der Scheiße?“ fragte sie dann mit einem schiefen Lächeln. Aiden lachte, dann nickte er. „Ja da hast du wohl recht. Ich freu mich, dass du hier bist. Lass uns neu anfangen ja?“ Ein wenig erstaunt war Clara schon über diese vielen Emotionsbekundungen, doch sie freute sich. „Ja nur zu gerne.“ Sie legte ihm eine Hand auf den Arm und umarmte ihn schließlich. „Danke.“ Einen Moment hielten sie sich fest. Die Frau glaubte ein Geräusch zu vernehmen, eine Tür oder dergleichen, doch als sie Aiden wieder losließ und sie sich umsah, war nichts zu sehen.
Als Ray wieder zu ihnen stieß brachte er Bier für alle mit und hatte sogar noch einige Sandwiches dabei. Er berichtete, dass es auch Frewer ganz gut zu gehen schien und er bereit war ihnen zu helfen. Anders hatte er sich das aber auch nicht vorstellen können. „Hei wir werden hier doch einige Zeit verbringen mhm?“ meinte Clara und sah sich in dem Bunker um. „Dann werde ich mich hier wohl häuslich einrichten, was? Ne Wohnung habe ich hier sowieso nicht mehr.“ meinte sie und zuckte mit den Schultern, sah dann fragend zu Ray. Der Bunker war groß genug mit mehreren Containern, die sie zum schlafen nutzen konnten. Ein anderer war mit einer kleinen Küche ausgestattet und ein voll funktionsfähiges Badezimmer war ebenso vorhanden. Alles nicht besonders luxuriös oder wahnsinnig gemütlich, aber es würde sicher reichen. Und wenn man sich ein wenig Mühe gab, würde es sicher ein wenig schöner werden. Sie stießen auf ihr Vorhaben an und unterhielten sich über dies und das. Die schweren Themen, die im Magen liegen würden, ließen sie außen vor. Für heute Abend reichte es erst einmal. Als es allmählich dunkel wurde, machten Ray und Clara sich wieder auf den Weg in die Wohnung. Sie würden ihr Zeug holen und am nächsten Tag in den Bunker zurückkehren.
„Und habt ihr euch ausgesprochen?“ fragte der Ältere Clara, als sie im Auto saßen. Sie nickte und streckte ihre Beine aus. „Ja das haben wir. Er scheint mit verziehen zu haben und ich bin wirklich erleichtert.“ meinte sie und biss sich auf die Lippe. „Aber was meinst du wer diese geheimnisvolle neue Hacker ist?“ fragte sie und malte auf der beschlagenen Seite des Beifahrersitzes herum. „Mhm... ich weiß es nicht. Mir gegenüber hat er nichts weiter erwähnt. Ich wüsste auch niemanden mehr. Aber ich meine es gibt sicherlich noch mehr Hacker außer denen, die ich kenne. Und DedSec ist groß. Vielleicht ist es ja auch einer von ihnen...“ Immerhin gehörte Clara auch zu ihnen dazu. Wobei er sich nicht sicher war, ob sie es immer noch tat...
Clara nickte nur und sie schwiegen den restlichen Weg. Doch irgendwie machte es ihr nichts aus, wenn sie einfach nur schweigend nebeneinander saßen. Sie mochte Ray und er war niemand, der ständig reden musste. Über die Hacker Organisation wollte sie im Moment nicht nachdenken. Es war schwierig und sie war sich auch noch nicht sicher, wie genau sie zu ihnen stehen sollte. Eigentlich gehörte sie gerne dazu und es war auch ihr Ziel, Blume zu entmachten. Aber vielleicht waren die Mittel, die einige Mitglieder hin und wieder wählten nicht die Richtigen.
Claras Gewissen war sicher nicht rein, aber diese Nacht konnte sie das erste Mal mit etwas weniger Bedauern und reuevollen Gedanken schlafen. Aiden wusste, was ihr Part bei dem Anschlag auf ihn gewesen war und er hatte sie dennoch wieder in sein Team genommen.