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Empreintes á Paris

Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Drama / P16 / Gen
Donatien Alphonse Francois "Marquis" de Sade Maximilien de Robespierre Napoleon Bonaparte
19.12.2014
16.01.2015
3
6.788
2
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Dieses Kapitel
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19.12.2014 1.680
 
Disclaimer: Alle bekannten Charaktere gehören Ubisoft, so wie alle Handlungen aus dessen Videospielen. Alle unbekannten Charaktere (insbesondere der Name de Luvriée) so wie die Handlung dieser Fanfiktion gehören mir.





Empreintes á Paris


~ Fußspuren in Paris ~



Prolog:


Die ersten warmen Sonnenstrahlen des diesjährigen Frühlings lockten viele Menschen auf die Straßen von Marseille. Die meisten von ihnen waren tüchtige Geschäftsmänner auf dem Weg zur Arbeit oder hochgestellte Madames, die großzügig das Geld ihrer reichen Männer in sündhaft teure Kleider investierten. In diesem Viertel der Stadt hatten Bettler, Mägde und das restliche Fußvolk nichts verloren.

Eine Kutsche hielt vor dem Rathaus, welches größer als alle anderen Gebäude über die Stadt hinaus ragte. Ein etwas stämmiger Mann stieg aus und begutachtete seine Kleidung. Er war Richter und sehr angesehen in der adeligen Gesellschaft. Hinter ihm stieg seine frisch vermählte Gattin aus, zusammen mit ihrer sechsjährigen Tochter.

Das Mädchen hatte langes, blondes Haar und ein paar der Strähnen, die sich aus ihrem französischem Zopf gelöst hatten, kitzelten ihre mit Sommersprossen versehene Nase. Sie kicherte, während ihre Mutter sie an der Hand völlig griesgrämig mit zog.

"Evangeline, beeil dich hörst du?" Gehorsam versuchte sie mit ihren kurzen Beinen Schritt zu halten, welche sich fast in dem Saum ihres Kleides verfingen. "Ist es noch weit?", quengelte sie und hatte große Mühe, nicht hinzufallen.

Kurz vor den Toren passierte es dann aber doch und sie stolperte. Der Richter drehte sich um, irritiert von dem aufkommendem Geschrei.
"Psssscht!", machte die Mutter energisch und rüttelte das Kind, damit es endlich still wurde. Ihre Tochter jedoch kniete auf dem Boden und hielt sich das Knie fest. "Aua!", schrie sie und weinte unaufhörlich weiter.
Die Frau wandte sich an ihren Ehemann: "Geh schon mal vor, Clément. Wir kommen gleich nach." Dieser nickte nur und betrat das Rathaus.

Plötzlich trat ein dunkel gekleideter Mann aus dem Schatten einer Gasse, von der er aus das Geschehen beobachtet hatte. Er trug eine Kapuze, welche sein Gesicht verbarg.
Langsam schritt er auf die dunkelhaarige, schlaksige Frau zu, die wie eine Besessene an ihrem Kind zog. Als sie ihn sah, erstarrte sie und hielt von dem kleinen Mädchen ab.

Er ließ sich auf einem Knie nieder und das Mädchen hörte augenblicklich auf zu weinen. Mit einer Handbewegung streifte er die Kapuze ab und sein ebenfalls goldenes Haar, welches er zu einem Zopf gebunden hatte, fiel über seine rechte Schulter. Warm lächelte er sie an und zog ein weißes Tuch aus seiner Jackentasche.
"Aber, aber", begann er. "Du musst doch nicht weinen, mon princesse."
Er tupfte vorsichtig ihre nassen Wangen ab. "Siehst du, alles halb so schlimm." Immer noch schwieg sie, doch es schien, als hätte sie sich beruhigt. "Wie heißt du, mein Kind?", fragte der fremde Mann sie, doch die Mutter schnitt ihr das Wort ab. "Verschwinde, Gernot." Sie verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte ihn böse an.

"Je m'appelle Evangeline", hauchte das Mädchen, fasziniert von dem merkwürdigen Mann. Sie stand auf, um sich den Dreck vom Kleid zu klopfen.
"Evangeline", wiederholte der blonde Mann ihren Namen, um dessen Klang in seinen eigenen Ohren zu hören. Dabei verzog sich seinen Mund zu einem breiten Grinsen, welches die gleichen Grübchen zum Vorschein brachte wie bei ihr.

Als er seine Hand ausstreckte, um dem Mädchen über ihren goldenen Zopf zu streichen, kreischte die Mutter hysterisch: "Evangeline! Geh hinein zu deinem Vater!"

Betrübt ließ der fremde Mann die Hand wieder sinken. Wie ihr aufgetragen ging Evangeline in Richtung Rathaus, aber nicht ohne sich ein letztes Mal umzudrehen. Der Mann richtete sich auf und hatte die Augen keinen Moment lang von ihr abgewandt. Voller Kummer hatten sich seine Gesichtszüge verändert, um so mehr sie sich entfernte. Sie machte einen Knicks und verabschiedete sich höflich. Dann verschwand sie in dem Gebäude.

"Was fällt dir bloß ein!?" Die Mutter des Mädchens hatte ihre Hände zu Fäusten geballt und ihre Stimme zitterte.
"Béatrice, BITTE!", flehte der Mann namens Gernot sie an. "Ich möchte sie sehen, lass mich mit ihr reden. Ich ka-", brach er ab, denn die Frau stieß ihn mit beiden Händen an den Schultern von sich weg.
"Non! Du wirst dich von ihr fernhalten, hörst du? Sie hat einen Vater und brauch keinen Versager wie dich!" Ihre zornigen Worte trafen den Mann wie ein Schlag ins Gesicht. Er wusste, dass ihre Mutter hartnäckig bleiben würde. Am liebsten hätte er sie sich einfach geschnappt und wäre geflüchtet. Doch er wollte dem Kind keinen Schaden zufügen.

"Clément ist ein guter Vater. Er ist Richter und kann ihr eine gute Zukunft bieten. Und du? Du kannst ihr NICHTS bieten!", donnerte sie und einige der Passanten drehten sich irritiert um.
"Ist es denn zu viel verlangt? Ich will doch nur mal mit ihr sprechen. Seit ihrer Geburt verbietest du mir den Kontakt zu ihr. Bis gerade eben wusste ich noch nicht mal ihren Namen." Er hatte die Arme ausgebreitet, um seinen Worten mit Gesten mehr Ausdruck zu verleihen. "Bitte, Béatrice. Sie ist meine Tochter."

Abfällig zischte sie und blickte ihn arrogant an, als sei sie etwas Besseres als er. "Nichts als einer dieser nichtstaugenden, widerwärtigen Assassinen bist du. So ein Leben ist nichts für ein Kind."

Resignierend ließ er die Schultern hängen und seufzte. "Wie bist du nur so kalt geworden? Nichts ist dir mehr Wert als Reichtum und dein Stand in der Gesellschaft. Ich wünsche mir nur für Evangeline, dass sie nicht so ein verkommener Mensch wird wie du!", zischte er und noch bevor er seinen Satz beendet hatte, stieg Béatrice die Röte ins Gesicht.
Wütend zeigte sie mit dem Finger auf den Assassinen und presste einige Drohungen zwischen ihren zusammengebissenen Zähnen hervor. "DU... wirst Evangeline... NIEMALS... mehr wieder sehen. Und wage dich nicht, es auch nur zu versuchen."
"Pourqoi? Nenn mir auch nur einen Grund, warum du mir die Beziehung zu meiner Tochter untersagst?"

Missbilligend musterte sie seine Robe, und ihr Blick ruhte auf seiner Armschiene. "Sieh dich doch nur an. Du bist nicht gut genug für sie. Evangeline hat etwas Besseres verdient." Satt von der Diskussion kehrte sie dem Assassinen den Rücken zu und machte sich auf den Weg in das Rathaus.

"Irgendwann wird sie dich fragen!", rief er der voreingenommenen Frau hinterher. "Wer ihr leiblicher Vater ist."
"Er war Soldat und ist in einer Schlacht gefallen, nicht mehr und nicht weniger. Oder glaubst du ich erzähle ihr, wie töricht es von mir war mich auf jemanden wie dich einzulassen?" Ein letztes Mal hatte sie sich dem Mann zugewandt und ihr Blick war eiskalt.
"D'accord. Du hast gewonnen", räumte Gernot ein. Verwundert hob Béatrice eine Augenbraue. Sie konnte nicht glauben, dass er wirklich locker lassen würde.
"Ich werde gehen”, meinte er, “In einer Stunde fährt meine Kutsche nach Paris. Ich lasse euch in Frieden, wie du es willst." Doch sie konnte seinen Worten keine Bedeutung schenken.
"Schön, tue das. Verschwinde endlich und belästige uns nicht mehr", sagte sie und wartete gespannt auf seine Reaktion.

Dieser meinte nach einem Moment des Schweigens: "Unter einer Bedingung." Ruhig wartete sie und überlegte, was er vor hatte. Schließlich nickte sie vorsichtig.

Er trat zwei Schritte auf sie zu und stand nun direkt vor ihr. "Tisch ihr ruhig deine schöne, zurechtgelegte Geschichte auf. Aber versprich mir, dass sie eines Tages die Wahrheit erfährt. Wenn die Zeit gekommen ist", er griff hinter seinen Hals und löste den Verschluss einer goldenen Kette, "gib ihr die hier. Und sage ihr, dass ich sie liebe." Die Frau hielt verwundert ihre Hand auf und der blonde Mann ließ die Kette, an der eine runden Münze hing, in ihre knochigen Finger gleiten. Dann trat er einen Schritt zurück.

Fassungslos starrte sie auf die Münze, welche das Symbol der Assassinen zierte. Einige Sekunden lang herrschte Stille und man hörte nichts, außer den Tumult auf den Straßen von Marseille. Mit dem Daumen fuhr sie nachdenklich über die Prägung.

"Was...?", hauchte sie und blickte auf. Doch der seltsam gekleidete Mann war verschwunden. Irritiert schaute sie sich um, konnte ihn jedoch nirgends mehr entdecken.
"Madame de Luvriée?", einer der Angestellten ihres Mannes war aus dem Rathaus gekommen, um nach ihr zu schauen. "Ist alles in Ordnung?"
Verwirrt hatte sie sich umgedreht. "Äh, oui", meinte sie etwas abwesend zu dem Burschen.

Mit der Kapuze tief ins Gesicht gezogen hockte der Assassine auf dem Sims eines nahe liegenden Gebäudes. Er beobachtete sie, wie sie die Münze in ihre Tasche verschwinden ließ und immer noch in ihrer Position verharrte. Er wollte sich vergewissern, dass sie ihr Versprechen auch einhalten würde. Nachdem er sah, wie sie die Kette behielt, atmete er erleichtert auf. Dann entfernte er sich schweren Herzens von seinem Aussichtspunkt und verschwand über die Dächer von Marseille.

Tief in Gedanken versunken stand sie nun vor dem Rathaus, mit nichts als einer alten Münze und einem Versprechen. Doch davon wollte die engstirnige Frau nichts wissen. Selbstsicher, dass sie das Richtige tat, indem sie diese Geschichte für sich behielt, folgte sie dem Burschen.

Mit sich trug sie ihr Geheimnis. Eines Tages, wenn ihr Schwindel offenbart werden würde, dann würde sich das Leben ihrer Tochter für immer verändern. Doch bis dahin, so war sie sich sicher, würde sie ihrer Lüge treu bleiben.


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Ich möchte an dieser Stelle meiner wirklich mehr als allerbesten Freundin danken, die mir die Kraft und die Inspiration gibt, immer wieder solche Geschichten zu schreiben.
Du bist meine Muse, die mich auch bei dieser Idee geküsst hat. Ich bewundere dich für alles und noch mehr. Ohne sie hättet ihr die vergangenen und noch folgenden Zeilen gar nicht erst zu lesen bekommen.
Gerne möchte ich wissen, wie es euch gefallen hat. Schreibt mir einfach, jedes ehrlich gemeinte Feedback ist herzlich willkommen.

Bis dahin, eure Jacky. :)
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