Kiss 'n' run...
von alegna70
Kurzbeschreibung
Die Beachvollyballerinnen Marie und Yessica haben es geschafft! Sie haben das Ticket für Olympia 2012 in der Tasche! Dass sie dieses wirklich erreicht haben, grenzt an ein kleines Wunder und wird von Maries Eltern großzügig mit einem Traumurlaub auf den Malediven belohnt. Schon auf dem Flug dorthin treffen die beiden Freundinnen potentielle Urlaubsflirts...
GeschichteDrama, Romance / P18 / Het
OC (Own Character)
Riku Rajamaa
Samu Haber
06.12.2014
24.05.2023
485
608.410
50
Alle Kapitel
1.323 Reviews
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Dieses Kapitel
2 Reviews
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06.12.2014
2.237
Danke für den Kommi und die Favoriteneinträge!
Viel Vergnügen!
2
Rote, kurze Fransen blockierten Yes' Blickfeld. Irgendjemand hatte sie blöd von hinten angerempelt. Schnell jedoch fing sie sich wieder. Marie war etwas größer als sie. Knappe fünf Zentimeter unterschieden die Beiden. Und trotzdem war Yessica alles andere als klein. Mit ihren 1,80 m überragte sie manchen Mann. Deswegen musste sie nun auch seitlich an ihrer Freundin vorbei sehen, um zum Schalter gucken zu können.
"Alles okay?"
"Ja, alles gut."
"Sicher?", skeptisch sah Marie ihre Freundin an und drehte sich zu ihr, "Was ist mit deiner Flugangst?"
"Lieb von dir, mich an sie zu erinnern."
Marie schmunzelte und wusste genau, dass Yes es nicht so gemeint hatte.
"Also?", hakte sie nach.
"Sie ... ist schon da", gestand sie schließlich leise.
"Ich verstehe das nicht. Zu deinen Verwandten in Finnland fliegst du doch auch."
"Ja, schon ... Aber da fliege ich nicht solange ... und außerdem kenne ich die Strecke."
Marie konnte wieder nur schmunzeln. Manchmal hatte Yes schon ihre Eigenarten. Sie kannte die Flugstrecke? Aber wenn es sie beruhigte ...
Yessica strich sich eine Strähne hinters Ohr. Ihre Haare waren knapp schulterlang, wellig und vor allem blau. Seit knappen vier Jahren waren sie nun blau und Yes konnte nicht zufriedener damit sein. Ihre Lieblingsfarbe war Blau und zugleich war es auch ihre Glücksfarbe. Sie war vernarrt in die Astrologie und da sie vom Sternzeichen Krebs war, und somit zum Element Wasser gehörte, war es für sie nur logisch, auch ihre Haare passend zu färben.
Bei Marie sah das ganz anders aus. Nach ihrer Tumor OP waren ihre Haare langsam wieder gewachsen. Mittlerweile waren es kurze Fransen in kupferrot, zwar hätten sie inzwischen schon wieder lang sein können, aber sie hatte sich dafür entschieden, es bei den kurzen zu belassen. Im Gegensatz zu Yes war es ihre Naturhaarfarbe. Durch die OP hatte Marie nicht nur ihre langen Haare verloren, auch im Training war sie - und somit auch Yes - weit zurückgefallen. Die Beiden spielten Beachvolleyball, waren vom Beruf Sportlerin. Ein langer Wunsch der Beiden, nämlich an Olympia teilnehmen zu dürfen, war damals weit in die Ferne gerückt. Aber Marie hatte sich zurückgekämpft, hatte lange und oft trainiert und sich verausgabt. Schließlich hatten es die Beiden doch geschafft und sich für Olympia in London qualifiziert. Die Freude war riesig gewesen. Als Glückwunsch hatten ihre Eltern den nun anstehenden Urlaub mitfinanziert. Es sollte auf die Malediven gehen. Zehn wunderbar entspannende Tage, bevor es dann im Sommer ernst werden würde.
"Weißt du, mein Horoskop meinte, dass heute ein guter Tag werden würde."
Erschrocken zuckte Marie zusammen. Yes' plötzlicher Kommentar hatte sie aus ihren Gedanken fahren lassen. Sie nickte einfach nur. Für Astrologie interessierte sie sich einfach nicht so sehr und da waren sie wieder: Yes und ihre Eigenarten.
Yes überlegte ein letztes Mal, ob sie auch alles hatte. Notfalls konnte sie ihre Mutter noch einmal anrufen oder ihren Vater. Ihre Mutter war Finnin und vor vielen Jahren nach Deutschland gekommen. Sie hatte sich hier verliebt und war schließlich geblieben. Maries Eltern hingegen waren beide Deutsche. Außerdem hatte sie einen Bruder. Yes hatte gar keine Geschwister.
"Hey Yes!"
Nun war es an Yessica zusammenzuzucken. Fragend sah sie ihre Freundin an. Leicht nickte Marie zu einem anderen Schalter.
"Sieh mal die Beiden. Der Blonde sieht doch eigentlich ganz süß aus, oder?"
"Der Große mit der Sonnenbrille im Haar?", hakte sie nach.
Marie nickte.
Yes zweifelte: "Weiß nicht .. Ich finde ja den daneben viel besser."
Beide mussten grinsen und wechselten einen Blick.
Plötzlich tippte sie jemand an.
"Ja?", fragend drehte Yessica sich um.
"Sie sind dran mit einchecken", erklärte der Mann und nickte zum Schalter, an dem die Angestellte schon wartete.
"Oh 'tschuldigung", meinte Marie und die Freundinnen rückten kichernd zum Schalter.
Anschließend gingen sie noch in ein kleines Bistro. Sie wollten sich noch einen Kaffee gönnen, bevor sie den langen Flug antreten würden. Besonders Yes brauchte etwas zur Ablenkung. Kaffee war ein Heilmittel für alle Zwecke,
vielleicht würde er ihr ja helfen. Schnell holten die Beiden sich etwas und nahmen anschließend an einem kleinen Tisch Platz. Für Yessica gab es einen großen Latte Macchiatto mit Karamell und für Marie einen sogenannten Schokoccino, ein Capuccino mit Schokolade.
"Schau mal vorsichtig nach hinten", meinte Marie plötzlich, "Das sind doch die Typen vom Schalter von eben, oder?"
Langsam drehte Yes ihren Kopf und sah über ihre Schulter. Tatsächlich waren es die beiden Männer, der große, muskulöse Blonde und der nicht wirklich kleinere, zwar weniger muskulöse, aber trotzdem durchtrainierte Braunhaarige. Insgeheim musste Yessica ja schon zugeben, dass ihr der mit den braunen Haaren gefiel. Schließlich sah sie aber wieder zurück zu Marie und nickte. Was die Beiden zu diesem Zeitpunkt nicht wussten war, dass auch die Jungs sie wieder erkannt hatten.
"Ich freue mich so", wechselte Marie auf einmal das Thema, "Endlich mal abschalten. Mal ausruhen ... die letzte Zeit war doch sehr anstrengend."
Verstehend nickte Yessica und nippte an ihrem Getränk. Ihr Blick wanderte zu ihrer Uhr. Noch hatten sie genug Zeit.
"Hey, dürfen wir uns zu euch setzen?", wurden sie plötzlich auf Englisch angesprochen.
Überrascht sahen beide auf. Die beiden Männer waren zu ihnen gekommen und lächelten sie nun an. Kurz wechselten sie einen Blick, ehe sie nickten. Schnell besorgten sich die zwei noch jeder einen Stuhl.
"Ich bin Samu."
"Riku."
Stellten sie sich dann auch schon vor.
"Marie und Yessica, aber im Endeffekt sagt sowieso jeder Yes ...", übernahm Marie die ehrenwerte Aufgabe.
Samu nickte: "Wo geht es hin für euch?"
"Malediven."
"Wirklich? Cool! Wir fliegen auch dort hin. Welche Flugnummer habt ihr?"
Während Marie ihr Ticket heraussuchte, um nach der Nummer zu sehen, trank Yes mal wieder von ihrem Kaffee.
"Ich mag deine Haare", platzte es plötzlich leise aus Riku raus, "Es gehört viel Mut dazu, sich die Haare so zu färben. Aber ich find's toll!"
Es dauerte kurz, bis Yes reagierte. Leicht lächelte sie.
"Dankeschön ... Ich mag deine aber auch... besonders die Locken", erwiderte sie ebenfalls leise.
Auch bei Riku entstand nun ein Lächeln im Gesicht.
"Ey cool! Riku, hast du das gehört?!", quatschte Samu ihn plötzlich wieder an.
"Was? Wie? Nein ..."
"Die Beiden haben denselben Flug wie wir! Der einzige Unterschied ist, dass wir Sitzplätze in anderen Klassen haben ..."
"Hey ... das hat was", musste Riku seinem Kumpel nach einem Moment zustimmen und sah wieder zu Yes.
Vielleicht hatte er somit die Chance, sie noch einmal sehen zu können. Aus dem Augenwinkel und mit einem Ohr bekam er mit, wie Marie und Samu doch schon sehr heftig miteinander flirteten. Auch Yes beobachtete die Situation. Sie gefiel ihr nicht wirklich. Natürlich gönnte sie es Marie. Die Arme hatte eine schwere Zeit hinter sich, aber andererseits kannte sie diesen Samu erst seit knapp zehn Minuten.
"Du hast ein schönes Lachen", machte er Marie ein Kompliment nach dem anderen.
Beunruhigt wollte Yessica einen weiteren Schluck trinken. Sie befürchtete, dass das ganze in einen One Night Stand ausarten könnte ... Sie war absolut nicht der Typ dafür. Leider musste sie nun aber feststellen, dass ihr Getränk bereits leer war.
"Darf ich dich einladen?", sprach Riku sie wieder an.
Bis gerade eben hatte er sie nur heimlich gemustert. Ihre blasse Haut, die hellblauen Augen und natürlich auch die Haare bewundert.
Verwirrt sah Yes ihn an: "Was hast du gesagt? Entschuldige, ich habe es nicht verstanden. Die beiden flirten so laut."
Leicht musste er lachen, winkte ab: "Kein Problem. Ich wollte eigentlich bloß wissen, ob ich dich auf noch einen Kaffee einladen darf."
Wieder zögerte sie einen Moment, ehe sie nickte. So stand Riku auf und nahm ihre Bestellung auf. Samu hing sich gleich mit rein und bestellte auch noch zwei Getränke, eins für sich und eins für Marie.
"Vielleicht kann man sich ja mal treffen", schlug Samu dann vor, wand sich aber wieder eher an Marie.
"Klar, warum nicht?", lächelte sie keck.
Kurz sah er nach Riku, welcher immer noch an der Theke stand, und meinte: "Apropos Kaffee ... Hier gibt's wirklich leckere Schokomuffins ... Möchtest du einen?"
Innerlich schlug sich Yes die Hand vor die Stirn. Damit hatte dieser Samu genau den richtigen Punkt bei Marie getroffen. Marie liebte Schokolade über alles. Begeistert nickte sie auch schon. Zufrieden grinsend stand Samu auf und war bereits zwei Schritte gelaufen, als er sich nochmal kurz umdrehte.
"Wolltest du auch was?"
"Ähm ... Nein, danke", erwiderte Yessica.
Er nickte und gesellte sich zu Riku.
"Sag mal, worauf soll das eigentlich hinaus laufen?", wand sie sich dann an ihre Freundin.
"Wie jetzt? Lass mich doch etwas flirten. Ist doch nicht verboten, oder?"
Yes seufzte: "Nein, natürlich nicht. Nur ... Du kennst ihn noch nicht mal eine halbe Stunde."
Kurz sah Marie auf ihre Uhr: "Aber fast. Und jetzt hör auf dir Gedanken zu machen. Wir haben Urlaub, Süße."
"Ja ..."
In diesem Moment kamen Riku und Samu wieder. Sie verteilten die Getränke und Samu stellte den Teller mit dem Muffin zwischen sich und Marie. Lächelnd brach sie sich ein Stück von diesem ab und aß es. Tief sah sie Samu dabei in die Augen und fuhr sich dann noch einmal mit der Zunge über die Lippen.
Kopfschüttelnd sah Yessica zur Seite. Riku lächelte sie leicht an.
"Kommt ihr hier aus Deutschland?"
Sie nickte: "Ja und ihr?"
"Finnland."
Yes stockte. Finnland, welch Zufall ...
Riku verstand ihre Stille falsch und half ihr auf die Sprünge: "Weißt schon, dieses Land oben in der rechten Ecke von Europa."
Kurz musste sie lachen, blieb aber weiterhin bei Englisch: "Ja, es sagt mir was. Da kommen doch die Mummins her, oder?"
"Ja!", Riku nickte begeistert, "Kennst du die?"
"Ich liebe sie ... Wenn ich mal Kinder habe, müssen die die auch gucken ...", ihre Wangen färbten sich leicht rot.
Beschämt sah sie in ihren Kaffee. In Rikus Augen machte sie das nur noch niedlicher.
"Ich auch ..."
"Was?"
"Ich finde die auch toll ... Und ich habe sie als Kind geliebt. Meine Kleine schläft auch schon in solcher Bettwäsche ...", leicht lachte er.
Überrascht sah sie ihn wieder an: "Du hast eine Tochter?"
“Nein ... Wie kommst du darauf?"
"Meine Kleine ... hast du gerade gesagt."
Es dauerte einen Moment, ehe er sie verstand und laut auflachte.
"Nein, sorry, war mein Fehler. Ich meinte damit meine Nichte, die Tochter meiner Schwester. Sie ist etwas älter als zwei Jahre ...", klärte er sie schließlich auf, "Ich nenne sie öfter so."
Verstehend nickte Yessica nun. Es wurde wieder still zwischen den beiden. Sie sah zu Marie und Samu. Die zwei rückten immer näher zusammen. Die Spannungen zwischen den beiden war bis zu ihnen zu spüren. Der Muffin war schon längst alle.
"Macht er das öfter?", wand sie sich dann wieder an Riku.
"Was?", hakte dieser nach.
Sie nickte in die Richtung von Samu und Marie. Gerade streichelte er leicht über ihre Hand. In Rikus Hirn ratterte es. Wenn er ihr die Wahrheit sagen würde, dann würde sie ihre Freundin wahrscheinlich warnen und sie würden die beiden nicht so einfach wiedersehen ...
"Also?"
"Berufskrankheit wahrscheinlich", versuchte er zu lachen.
So ganz anlügen konnte er sie eben nicht. Gerade wollte Yes weiter nachfragen, als ihr Handy klingelte. Sie holte es hervor, tippte etwas ein, steckte es wieder weg und kramte dann kurz in ihrer Tasche. Riku konnte beobachten, wie sie ein kleines Fläschchen hervorzog.
"Was ist das?"
"Beruhigungstropfen ... Nicht gerade lecker, aber wirkungsvoll."
"Wofür brauchst du die denn?"
Kurz sah sie zu ihm, ehe sie meinte: "Flugangst."
Mitleidend nickte er. Wie froh er war, dass er diese bei seinem Beruf nicht hatte. Schnell nahm sie eine Portion und steckte alles wieder weg. Eine knappe halbe Stunde blieb ihnen nun noch und sie beschlossen, noch in Ruhe auszutrinken und dann aber langsam loszugehen. Gesagt, getan. Kurz bevor sie ins Flugzeug konnten, mussten sie sich dann allerdings aufgrund der verschiedenen Klassen trennen.
Samu zog Marie leicht in seine Arme, hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. Noch immer skeptisch beobachtete Yes das Ganze.
"Ich hoffe, der Flug wird ruhig", sagte Riku dann.
Sie sah wieder zu ihm und nickte. Irgendwie war er ihr sympathisch, auch wenn sie noch nicht so ganz schlau aus ihm wurde.
"Ich auch ... Aber zumindest soll ja gutes Wetter sein ..."
"Das stimmt. Ehrlich Yes, ich hoffe, wir sehen uns nochmal wieder!"
Lächelnd nickte sie: "Wäre zumindest ganz nett, ja!"
Sie wurden aufgefordert nun zu den entsprechenden Kontrollen zu gehen. Winkend verabschiedete er sich von ihr.
"So, endlich Urlaub!"
Sie sah zu ihrer besten Freundin und nickte verunsichert. Erstmal müssten sie noch den Flug überstehen.
"Ach komm schon. Du freust dich doch!", forderte Marie sie auf.
"Hast ja recht, also ... Ab auf die Malediven!"
Viel Vergnügen!
2
Rote, kurze Fransen blockierten Yes' Blickfeld. Irgendjemand hatte sie blöd von hinten angerempelt. Schnell jedoch fing sie sich wieder. Marie war etwas größer als sie. Knappe fünf Zentimeter unterschieden die Beiden. Und trotzdem war Yessica alles andere als klein. Mit ihren 1,80 m überragte sie manchen Mann. Deswegen musste sie nun auch seitlich an ihrer Freundin vorbei sehen, um zum Schalter gucken zu können.
"Alles okay?"
"Ja, alles gut."
"Sicher?", skeptisch sah Marie ihre Freundin an und drehte sich zu ihr, "Was ist mit deiner Flugangst?"
"Lieb von dir, mich an sie zu erinnern."
Marie schmunzelte und wusste genau, dass Yes es nicht so gemeint hatte.
"Also?", hakte sie nach.
"Sie ... ist schon da", gestand sie schließlich leise.
"Ich verstehe das nicht. Zu deinen Verwandten in Finnland fliegst du doch auch."
"Ja, schon ... Aber da fliege ich nicht solange ... und außerdem kenne ich die Strecke."
Marie konnte wieder nur schmunzeln. Manchmal hatte Yes schon ihre Eigenarten. Sie kannte die Flugstrecke? Aber wenn es sie beruhigte ...
Yessica strich sich eine Strähne hinters Ohr. Ihre Haare waren knapp schulterlang, wellig und vor allem blau. Seit knappen vier Jahren waren sie nun blau und Yes konnte nicht zufriedener damit sein. Ihre Lieblingsfarbe war Blau und zugleich war es auch ihre Glücksfarbe. Sie war vernarrt in die Astrologie und da sie vom Sternzeichen Krebs war, und somit zum Element Wasser gehörte, war es für sie nur logisch, auch ihre Haare passend zu färben.
Bei Marie sah das ganz anders aus. Nach ihrer Tumor OP waren ihre Haare langsam wieder gewachsen. Mittlerweile waren es kurze Fransen in kupferrot, zwar hätten sie inzwischen schon wieder lang sein können, aber sie hatte sich dafür entschieden, es bei den kurzen zu belassen. Im Gegensatz zu Yes war es ihre Naturhaarfarbe. Durch die OP hatte Marie nicht nur ihre langen Haare verloren, auch im Training war sie - und somit auch Yes - weit zurückgefallen. Die Beiden spielten Beachvolleyball, waren vom Beruf Sportlerin. Ein langer Wunsch der Beiden, nämlich an Olympia teilnehmen zu dürfen, war damals weit in die Ferne gerückt. Aber Marie hatte sich zurückgekämpft, hatte lange und oft trainiert und sich verausgabt. Schließlich hatten es die Beiden doch geschafft und sich für Olympia in London qualifiziert. Die Freude war riesig gewesen. Als Glückwunsch hatten ihre Eltern den nun anstehenden Urlaub mitfinanziert. Es sollte auf die Malediven gehen. Zehn wunderbar entspannende Tage, bevor es dann im Sommer ernst werden würde.
"Weißt du, mein Horoskop meinte, dass heute ein guter Tag werden würde."
Erschrocken zuckte Marie zusammen. Yes' plötzlicher Kommentar hatte sie aus ihren Gedanken fahren lassen. Sie nickte einfach nur. Für Astrologie interessierte sie sich einfach nicht so sehr und da waren sie wieder: Yes und ihre Eigenarten.
Yes überlegte ein letztes Mal, ob sie auch alles hatte. Notfalls konnte sie ihre Mutter noch einmal anrufen oder ihren Vater. Ihre Mutter war Finnin und vor vielen Jahren nach Deutschland gekommen. Sie hatte sich hier verliebt und war schließlich geblieben. Maries Eltern hingegen waren beide Deutsche. Außerdem hatte sie einen Bruder. Yes hatte gar keine Geschwister.
"Hey Yes!"
Nun war es an Yessica zusammenzuzucken. Fragend sah sie ihre Freundin an. Leicht nickte Marie zu einem anderen Schalter.
"Sieh mal die Beiden. Der Blonde sieht doch eigentlich ganz süß aus, oder?"
"Der Große mit der Sonnenbrille im Haar?", hakte sie nach.
Marie nickte.
Yes zweifelte: "Weiß nicht .. Ich finde ja den daneben viel besser."
Beide mussten grinsen und wechselten einen Blick.
Plötzlich tippte sie jemand an.
"Ja?", fragend drehte Yessica sich um.
"Sie sind dran mit einchecken", erklärte der Mann und nickte zum Schalter, an dem die Angestellte schon wartete.
"Oh 'tschuldigung", meinte Marie und die Freundinnen rückten kichernd zum Schalter.
Anschließend gingen sie noch in ein kleines Bistro. Sie wollten sich noch einen Kaffee gönnen, bevor sie den langen Flug antreten würden. Besonders Yes brauchte etwas zur Ablenkung. Kaffee war ein Heilmittel für alle Zwecke,
vielleicht würde er ihr ja helfen. Schnell holten die Beiden sich etwas und nahmen anschließend an einem kleinen Tisch Platz. Für Yessica gab es einen großen Latte Macchiatto mit Karamell und für Marie einen sogenannten Schokoccino, ein Capuccino mit Schokolade.
"Schau mal vorsichtig nach hinten", meinte Marie plötzlich, "Das sind doch die Typen vom Schalter von eben, oder?"
Langsam drehte Yes ihren Kopf und sah über ihre Schulter. Tatsächlich waren es die beiden Männer, der große, muskulöse Blonde und der nicht wirklich kleinere, zwar weniger muskulöse, aber trotzdem durchtrainierte Braunhaarige. Insgeheim musste Yessica ja schon zugeben, dass ihr der mit den braunen Haaren gefiel. Schließlich sah sie aber wieder zurück zu Marie und nickte. Was die Beiden zu diesem Zeitpunkt nicht wussten war, dass auch die Jungs sie wieder erkannt hatten.
"Ich freue mich so", wechselte Marie auf einmal das Thema, "Endlich mal abschalten. Mal ausruhen ... die letzte Zeit war doch sehr anstrengend."
Verstehend nickte Yessica und nippte an ihrem Getränk. Ihr Blick wanderte zu ihrer Uhr. Noch hatten sie genug Zeit.
"Hey, dürfen wir uns zu euch setzen?", wurden sie plötzlich auf Englisch angesprochen.
Überrascht sahen beide auf. Die beiden Männer waren zu ihnen gekommen und lächelten sie nun an. Kurz wechselten sie einen Blick, ehe sie nickten. Schnell besorgten sich die zwei noch jeder einen Stuhl.
"Ich bin Samu."
"Riku."
Stellten sie sich dann auch schon vor.
"Marie und Yessica, aber im Endeffekt sagt sowieso jeder Yes ...", übernahm Marie die ehrenwerte Aufgabe.
Samu nickte: "Wo geht es hin für euch?"
"Malediven."
"Wirklich? Cool! Wir fliegen auch dort hin. Welche Flugnummer habt ihr?"
Während Marie ihr Ticket heraussuchte, um nach der Nummer zu sehen, trank Yes mal wieder von ihrem Kaffee.
"Ich mag deine Haare", platzte es plötzlich leise aus Riku raus, "Es gehört viel Mut dazu, sich die Haare so zu färben. Aber ich find's toll!"
Es dauerte kurz, bis Yes reagierte. Leicht lächelte sie.
"Dankeschön ... Ich mag deine aber auch... besonders die Locken", erwiderte sie ebenfalls leise.
Auch bei Riku entstand nun ein Lächeln im Gesicht.
"Ey cool! Riku, hast du das gehört?!", quatschte Samu ihn plötzlich wieder an.
"Was? Wie? Nein ..."
"Die Beiden haben denselben Flug wie wir! Der einzige Unterschied ist, dass wir Sitzplätze in anderen Klassen haben ..."
"Hey ... das hat was", musste Riku seinem Kumpel nach einem Moment zustimmen und sah wieder zu Yes.
Vielleicht hatte er somit die Chance, sie noch einmal sehen zu können. Aus dem Augenwinkel und mit einem Ohr bekam er mit, wie Marie und Samu doch schon sehr heftig miteinander flirteten. Auch Yes beobachtete die Situation. Sie gefiel ihr nicht wirklich. Natürlich gönnte sie es Marie. Die Arme hatte eine schwere Zeit hinter sich, aber andererseits kannte sie diesen Samu erst seit knapp zehn Minuten.
"Du hast ein schönes Lachen", machte er Marie ein Kompliment nach dem anderen.
Beunruhigt wollte Yessica einen weiteren Schluck trinken. Sie befürchtete, dass das ganze in einen One Night Stand ausarten könnte ... Sie war absolut nicht der Typ dafür. Leider musste sie nun aber feststellen, dass ihr Getränk bereits leer war.
"Darf ich dich einladen?", sprach Riku sie wieder an.
Bis gerade eben hatte er sie nur heimlich gemustert. Ihre blasse Haut, die hellblauen Augen und natürlich auch die Haare bewundert.
Verwirrt sah Yes ihn an: "Was hast du gesagt? Entschuldige, ich habe es nicht verstanden. Die beiden flirten so laut."
Leicht musste er lachen, winkte ab: "Kein Problem. Ich wollte eigentlich bloß wissen, ob ich dich auf noch einen Kaffee einladen darf."
Wieder zögerte sie einen Moment, ehe sie nickte. So stand Riku auf und nahm ihre Bestellung auf. Samu hing sich gleich mit rein und bestellte auch noch zwei Getränke, eins für sich und eins für Marie.
"Vielleicht kann man sich ja mal treffen", schlug Samu dann vor, wand sich aber wieder eher an Marie.
"Klar, warum nicht?", lächelte sie keck.
Kurz sah er nach Riku, welcher immer noch an der Theke stand, und meinte: "Apropos Kaffee ... Hier gibt's wirklich leckere Schokomuffins ... Möchtest du einen?"
Innerlich schlug sich Yes die Hand vor die Stirn. Damit hatte dieser Samu genau den richtigen Punkt bei Marie getroffen. Marie liebte Schokolade über alles. Begeistert nickte sie auch schon. Zufrieden grinsend stand Samu auf und war bereits zwei Schritte gelaufen, als er sich nochmal kurz umdrehte.
"Wolltest du auch was?"
"Ähm ... Nein, danke", erwiderte Yessica.
Er nickte und gesellte sich zu Riku.
"Sag mal, worauf soll das eigentlich hinaus laufen?", wand sie sich dann an ihre Freundin.
"Wie jetzt? Lass mich doch etwas flirten. Ist doch nicht verboten, oder?"
Yes seufzte: "Nein, natürlich nicht. Nur ... Du kennst ihn noch nicht mal eine halbe Stunde."
Kurz sah Marie auf ihre Uhr: "Aber fast. Und jetzt hör auf dir Gedanken zu machen. Wir haben Urlaub, Süße."
"Ja ..."
In diesem Moment kamen Riku und Samu wieder. Sie verteilten die Getränke und Samu stellte den Teller mit dem Muffin zwischen sich und Marie. Lächelnd brach sie sich ein Stück von diesem ab und aß es. Tief sah sie Samu dabei in die Augen und fuhr sich dann noch einmal mit der Zunge über die Lippen.
Kopfschüttelnd sah Yessica zur Seite. Riku lächelte sie leicht an.
"Kommt ihr hier aus Deutschland?"
Sie nickte: "Ja und ihr?"
"Finnland."
Yes stockte. Finnland, welch Zufall ...
Riku verstand ihre Stille falsch und half ihr auf die Sprünge: "Weißt schon, dieses Land oben in der rechten Ecke von Europa."
Kurz musste sie lachen, blieb aber weiterhin bei Englisch: "Ja, es sagt mir was. Da kommen doch die Mummins her, oder?"
"Ja!", Riku nickte begeistert, "Kennst du die?"
"Ich liebe sie ... Wenn ich mal Kinder habe, müssen die die auch gucken ...", ihre Wangen färbten sich leicht rot.
Beschämt sah sie in ihren Kaffee. In Rikus Augen machte sie das nur noch niedlicher.
"Ich auch ..."
"Was?"
"Ich finde die auch toll ... Und ich habe sie als Kind geliebt. Meine Kleine schläft auch schon in solcher Bettwäsche ...", leicht lachte er.
Überrascht sah sie ihn wieder an: "Du hast eine Tochter?"
“Nein ... Wie kommst du darauf?"
"Meine Kleine ... hast du gerade gesagt."
Es dauerte einen Moment, ehe er sie verstand und laut auflachte.
"Nein, sorry, war mein Fehler. Ich meinte damit meine Nichte, die Tochter meiner Schwester. Sie ist etwas älter als zwei Jahre ...", klärte er sie schließlich auf, "Ich nenne sie öfter so."
Verstehend nickte Yessica nun. Es wurde wieder still zwischen den beiden. Sie sah zu Marie und Samu. Die zwei rückten immer näher zusammen. Die Spannungen zwischen den beiden war bis zu ihnen zu spüren. Der Muffin war schon längst alle.
"Macht er das öfter?", wand sie sich dann wieder an Riku.
"Was?", hakte dieser nach.
Sie nickte in die Richtung von Samu und Marie. Gerade streichelte er leicht über ihre Hand. In Rikus Hirn ratterte es. Wenn er ihr die Wahrheit sagen würde, dann würde sie ihre Freundin wahrscheinlich warnen und sie würden die beiden nicht so einfach wiedersehen ...
"Also?"
"Berufskrankheit wahrscheinlich", versuchte er zu lachen.
So ganz anlügen konnte er sie eben nicht. Gerade wollte Yes weiter nachfragen, als ihr Handy klingelte. Sie holte es hervor, tippte etwas ein, steckte es wieder weg und kramte dann kurz in ihrer Tasche. Riku konnte beobachten, wie sie ein kleines Fläschchen hervorzog.
"Was ist das?"
"Beruhigungstropfen ... Nicht gerade lecker, aber wirkungsvoll."
"Wofür brauchst du die denn?"
Kurz sah sie zu ihm, ehe sie meinte: "Flugangst."
Mitleidend nickte er. Wie froh er war, dass er diese bei seinem Beruf nicht hatte. Schnell nahm sie eine Portion und steckte alles wieder weg. Eine knappe halbe Stunde blieb ihnen nun noch und sie beschlossen, noch in Ruhe auszutrinken und dann aber langsam loszugehen. Gesagt, getan. Kurz bevor sie ins Flugzeug konnten, mussten sie sich dann allerdings aufgrund der verschiedenen Klassen trennen.
Samu zog Marie leicht in seine Arme, hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. Noch immer skeptisch beobachtete Yes das Ganze.
"Ich hoffe, der Flug wird ruhig", sagte Riku dann.
Sie sah wieder zu ihm und nickte. Irgendwie war er ihr sympathisch, auch wenn sie noch nicht so ganz schlau aus ihm wurde.
"Ich auch ... Aber zumindest soll ja gutes Wetter sein ..."
"Das stimmt. Ehrlich Yes, ich hoffe, wir sehen uns nochmal wieder!"
Lächelnd nickte sie: "Wäre zumindest ganz nett, ja!"
Sie wurden aufgefordert nun zu den entsprechenden Kontrollen zu gehen. Winkend verabschiedete er sich von ihr.
"So, endlich Urlaub!"
Sie sah zu ihrer besten Freundin und nickte verunsichert. Erstmal müssten sie noch den Flug überstehen.
"Ach komm schon. Du freust dich doch!", forderte Marie sie auf.
"Hast ja recht, also ... Ab auf die Malediven!"