Aqua sanat - Wasser heilt
von Aquamarina
Kurzbeschreibung
Lena ist schon eine ganze Weile auf Mythos, doch sie und ihre beste Freundin Maar sind andere Krieger. Eine Sirene und eine Huldra, beide Champions von unterschiedlichen Göttern, bekämpfen Schnitter und den alltäglichen Schulstress. Doch was unternimmt man gegen ein paar gehässige Walküren und einen überheblich aufdringlichen Spartaner? Und was hat es mit dem mysteriösen 12 Götter Altar auf sich?
GeschichteFantasy, Liebesgeschichte / P16 / MaleSlash
06.11.2014
25.03.2020
52
102.011
7
Alle Kapitel
136 Reviews
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Dieses Kapitel
3 Reviews
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06.04.2015
2.187
Moinsen ♡
Ein kleines Osterpräsent für euch und ich hoffe es gefällt euch!
Ich würde mich auch wieder über ein paar mehr Reviews freuen! Ich sehe ja, dass die FF oft aufgerufen wird und so ein kleines, feines Review wirkt wie Balsam für mein Autorenherz :D
Also kommentiert fleissig und lasst mich nicht im Stich! Ansonsten FROHES OSTERN und schöne Ferien
P.S. Wer weiß aus welchem Film der erste Teil des Kapiteltitels ist? :D
Viel Spaß beim lesen ♥
„Ach du heilige...“, stotterte ich und hielt mich am Beckenrand fest. Poseidon blickte mich aus seinen meerblauen Augen durchdringend an und seine dunklen, lockigen Haare wogten im Wasser umher.
„Helena, es tut mir Leid, dass ich dich erschreckt habe“, begann er und seine sonst so tiefe Stimme hallte hell in dem kleinen Bad. Ich schüttelte nur verständnisvoll den Kopf.
„Ist in Ordnung, so schlimm war es nun auch nicht. Was machst du hier oder besser, warum kommunizierst du aus einem Waschbecken mit mir?“
„Ja, ich weiß, es gibt galantere Wege mit dir in Kontakt zu treten, doch momentan ist jegliche Interaktion mit den Champions riskant, das ist dir bestimmt auch schon bewusst geworden“, erklärte der Wassergott, dessen Gesicht in einer Pfütze erschienen war. Beim genaueren Hinsehen entdeckte ich Zahnpastareste im Becken. Igitt!
„So, und was verschafft mir nun die Ehre deines Besuches wenn es so gefährlich ist? Wenn du mir sagen willst, dass ich aufpassen muss, dann kann ich dir versichern, dass mir das spätestens klargeworden ist, als der dritte Champion heute abgemurkst wurde!“, blaffte ich in das Becken und meine Wangen wurden ganz heiß vor Wut.
Ich befand, dass ich für heute eindeutig genug getrauert hatte, jetzt langsam wurde ich wütend. Worauf genau war schwer zu definieren, aber hauptsächlich auf die dämlichen Schnitter die mir mein Leben jeden Tag aufs Neue vermiesen wollten. Hinzu kam natürlich noch die Aussicht auf meinen unmittelbaren Tod, aber ehrlich sowas versaute doch wirklich jedem die Laune, oder?
Poseidon verzog jedenfalls missbilligend das Gesicht, was meinen Verdacht bestätigte, dass ich mich wohl im Ton vergriffen hatte.
„Helena, dass du nicht dumm bist ist mir schon klar! Die ganze Angelegenheit ist aber weitaus komplexer, als du vermutest! Es geht darum, dass du verhindern musst, dass die Schnitter Blut von den Zwölf bekommen.“
„Moment? Blut bekommen? Dann geht es gar nicht darum alle zu töten?“, fragte ich überrascht.
„Dass die Champions sterben ist nur ein netter Nebeneffekt, es geht tatsächlich nur um ein wenig Blut... Aber ich habe schon zu viel gesagt! Achte darauf, dass sie an so wenige Champions wie möglich kommen!“, sagte Poseidon und das Wasser begann trüb zu werden, sodass sein Gesicht immer mehr verschwamm.
„Halt! Warte!“, rief ich und griff in das Wasser, doch ich spürte lediglich diese unbestimmte Macht des Gottes die kurz auf mich überging und dann aber verschwand.
Ich hatte noch so viele Fragen! Was wollten sie zum Beispiel mit dem Blut? Womit betäubten die Schnitter ihre Opfer? Frustriert schleuderte ich mein Handtuch auf den Boden und raufte mir die Haare. Langsam hatte ich echt die Nase voll! Was war denn bitte so schwer daran, mir klare Anweisungen zu geben? Ohne das Handtuch aufzuheben, rauschte ich aus dem Bad und glitt in mein Zimmer.
Mein Wecker klingelte. Und klingelte. Und er klingelte immer weiter. Leider schien er auch keine Anstalten machen, damit jemals wieder aufzuhören.
„Lena! Wo geht der Kackwecker aus?“, brummte Ryan neben mir und schmiss irgendwas von meinem Nachttisch. Das Klingeln verstummte augenblicklich und zufrieden seufzend schloss ich die Augen.
„Steh' auf, du kommst sonst zu spät zum Unterricht!“
Verdammt, ich musste wieder eingeschlafen sein und stöhnte in meine Kissen. Lahmer als ein willenloser Zombie wühlte ich mich aus meinen Decken frei und setzte mich auf die Bettkante, während ich mir die müden Augen rieb. Dabei fiel mein Blick auf einen kleinen roten Schrotthaufen, der auf dem Boden lag. Das war doch nicht etwa..?
„Ryan, hast du meinen verdammten Wecker zerstört?“, fragte ich an den Spartaner gerichtet, der schon aufgestanden war und in meiner Kommode herumwühlte.
„Kann schon sein... Ich kauf dir bei der nächsten Gelegenheit einen neuen, okay Liebes? Sag mal, hast du irgendwo schwarze Socken?“, fragte er und zog die nächste Schublade auf. Oh nein, ich stöhnte innerlich auf.
Ich stand auf um die Schublade wieder zu schließen und ihm Socken zu geben, doch da hielt er schon ein Stück Stoff hoch.
„Ganz schön kontrastreich hier“, sagte er grinsend und hielt erst eine Batman-Baumwoll-Unterhose und dann ein weißes Spitzenhöschen hoch.
„Pfoten weg oder du wirst mich niemals in diesen Sachen sehen“, brummte ich und riss ihm die Klamotten dann aus der Hand um sie wieder in die Schublade zu stopfen.
„Aber wenn, dann bitte in dem Batman-Teil“, lachte er und ich schleuderte ihm ein Sockenknäuel ins Gesicht.
„Ich geh' jetzt duschen und ich rate dir bei unseren Göttern, dass du dich von meinen Klamotten fern hältst“, sagte ich mit dem Zeigefinger auf ihn gerichtet und verschwand dann mit meinen Klamotten unter dem Arm im Bad.
Das Wetter war an diesem Tag echt zum Mäuse melken, es wäre einer dieser Tage gewesen, an dem man sich in eine Decke einkuschelt, sich eine dampfende Tasse Tee macht und sich ans Fenster setzt um dem Gewitter zuzusehen. Doch leider war Freitag und somit fand Unterricht statt.
Im Bad angekommen stieg ich unter die Dusche, putzte mir die Zähne, föhnte mir die Haare und zog mir meine Klamotten an.
Diese fielen farblich passend zu dem Wetter und unspektakulär wie meine Laune aus. Eine dunkelgraue Jeans, ein übergroßer dunkelblauer Kapuzenpullover und schwarze Sneakers. Meine dunklen Locken band ich zu einem Dutt hoch und verzichtete aufgrund des Regens auf jegliches Make-Up. Mit Mascara-Pfützen unter den Augen á la Frankensteins Tochter rumzulaufen erfüllte mein Herz nicht gerade mit Freude.
Ich hatte einfach jetzt schon keinen Bock mehr auf den Tag. Wer würde heute sterben? Wann würde Maar wieder aufwachen und wann zum Teufel bekam ich Platon wieder? All diese Probleme mit denen ich mich herumschlagen musste, waren heute einfach zuviel für mein Matsch-Hirn.
Ich trat wieder hinaus auf den Flur und entdeckte Ryan, sowie Sam und Ruby die am Treppengeländer standen und sich unterhielten. Stirnrunzelnd trat ich an meine Freunde heran und Ryan drückte mir einen Rucksack in die Hand.
„Ich wusste nicht ob deine Tasche den Regen überlebt, deshalb hab ich dein Zeug umgeräumt“, erklärte er mir, als er meinen verwirrten Blick bemerkt hatte.
In dem Moment schien mich auch Ruby zu bemerken, denn die Keltin nahm mich in den Arm und dabei knackte meine Wirbelsäule bedenklich.
„Oh Lena, ich hab so Angst um euch alle...“, jammerte Ruby und ließ mich wieder los. Also wusste sie auch schon, dass nur die Champions der zwölf Olympier in Gefahr waren, na super!
„Miss Baker, können Sie vielleicht meine Frage beantworten?“
Die harsche Stimme von Professor Neith, meiner Mathelehrerin, durchschnitt meine Gedanken und ich zuckte auf dem kleinen Plastikstuhl zusammen.
„Wie war denn die Frage? Vielleicht kann ich Ihnen ja doch weiterhelfen, Professor.“
Bei meinen Worten versuchte sich Aaron, der links von mir saß, ein Lachen zu verkneifen, was ihm mehr schlecht als recht gelang.
„Die Frage an Sie lautet, was die Aufleitung von 6x ist.“
Die Professorin war auf der ganzen Akademie für ihre Herzlichkeit bekannt und wie sie sonst immer vor der Tafel herumhüpfte und versuchte uns die höhere Mathematik begreiflich zu machen, wirkte sie immer wie ein fröhlicher Flummi, aber nun sprach die durch zusammengepresste Zähne und sah alles andere als glücklich aus. Was sie auf den Tod nicht ausstehen konnte, war Unaufmerksamkeit, aber Poseidon sei Dank, ließen mich meine mathematischen Künste heute nicht im Stich, hoffte ich jedenfalls.
„Wenn mich nicht alle täuscht, dann dürfte die Aufleitung 3x² sein...“, sagte ich und warf einen Blick zu Aaron. Der Wikinger war das reinste Mathegenie und nickte mir grinsend zu. Puh Glück gehabt!
In dem Moment erlöste mich der Gong vor einer weiteren Standpauke, die ich bei Neith's Blick definitiv zu befürchten hatte, und hastig schmiss ich meine Unterrichtsmaterialien in meinen Rucksack.
„Lena warte! Können wir mit dir mitgehen?“, fragte Aaron und ich warf einen Blick auf sein definiertes 'uns' in Form von Willow. Die schwarzhaarige Walküre lächelte süffisant, aber ich gab mir einen Ruck und nickte. Aaron strahlte von einem Ohr zum anderen und zu dritt machten wir uns auf in den Speisesaal.
Unterwegs gabelte ich noch Ruby auf, die heute ein wenig an ein plüschiges Häschen erinnerte. Sie trug eine weiße Jeans, ein rosa Chiffon-Oberteil und eine weiße Kunstpelz-Jacke die so aufgeplüscht war, dass sie an eine Watte-Explosion erinnerte. Dazu natürlich ihre allseits beliebten Glitzer-Turnschuhe.
Als wir in den Speisesaal traten, war dieser schon gerappelt voll und da ich so klein war, dass ich nicht über die ganzen Schüler hinweg sehen konnte, wendete ich mich an Aaron.
„Siehst du die anderen irgendwo?“
Der Wikinger antwortete nicht sofort, sondern reckte erst den Kopf und sah sich um, dann nickte er und ging mit Willow an seiner Hand in Richtung der großen Fenster. Dort lichtete sich die Schülermasse ein wenig und mein Blick fiel auf Borja, Ryan und Sam die auch in dieser Reihenfolge um den edel gedeckten Tisch saßen und ihr Essen in sich rein schaufelten, obwohl Borja seine Erbsen eher obduzierte. Ich warf meinen Rucksack unter den Tisch und setzte mich auf den freien Platz neben den Bogatyr, wobei ich Ryan komplett außer Acht ließ.
„Hey! Lange nicht mehr gesehen, was?“ Ich redete eher leise und legte dann schließlich einen Arm um Borja. Sein Anblick stimmte mich wieder traurig und meine Gedanken wanderten ungewollt zu meiner besten Freundin.
„Scheint so... Ich war viel bei Maar“, antwortete er und legte dann seinen blonden Lockenkopf auf meiner Schulter ab und ich bekam furchtbare Angst, dass er gleich weinen würde.
„Ich weiß... Gibt es schon Neuigkeiten?“, fragte ich streichelte beruhigend seine Schulter.
„Nein, obwohl ja, also... ich weiß nicht. Sie probieren alles, haben ihr sogar schon Adrenalin gespritzt, aber nichts schlägt an. Sie sagen, der Schlüssel zum Problem wäre gefunden, wenn man die Gifte identifizieren könnte und daran arbeiten sie momentan“, erklärte der Bogatyr und schniefte. Verdammt!
„Sie finden schon heraus, was die Schnitter benutzt haben und dann wenden sie sich an Quinn, die dann irgendeine Brühe zusammenbraut.“ Meine Stimme klang zuversichtlicher, als ich mich fühlte, aber für den Moment schien es, als hätte ich Borja ein wenig beruhigt, denn er hob den Kopf und wendete sich wieder seinen Erbsen zu.
Ich blickte währenddessen in die Runde. Willow lehnte an Aaron's starker Brust und er fütterte sie mit Kartoffelpüree, wobei sie redeten und hin und wieder lachten. Ich hatte das Gefühl Aaron half seiner Freundin ein besserer Mensch zu werden oder zumindest eine freundlichere Walküre. Mein Blick ging weiter zu Ruby und Sam und ich musste grinsen, als ich sah, wie die Keltin auf dem Schoß der rothaarigen Walküre saß und ihren Fruchtsalat vertilgte. Sam hatte einen Arm um Ruby's Bauch geschlungen und aß mit der anderen Hand ihre Pommes. Das Bild der beiden erinnerte mich zunehmend an mich und Maar, weshalb ich meinen Blick abwenden musste und in Ryan's aschgraue Augen sah.
Der Spartaner war mittlerweile ein Meister darin, meine Stimmungswechsel zu deuten und so stand er mit seinem Teller auf um zu verschwinden. Na toll! Hatte der etwa keinen Bock auf meine schlechte Laune? Ehe ich mich weiter aufregen konnte, war er allerdings zurück und stellte einen dampfenden Teller Suppe vor mir ab.
„Wenn ich's nicht besser wüsste, dann würde ich alles auf weibliche Hormone schieben, aber leider weiß ich es besser... Iss' erstmal was und danach gehen wir mal zu Maar, in Ordnung?“
Seine wunderschöne tiefe Stimme alleine, reichte schon aus um mich aus meinem Stimmungstief zu ziehen, aber seine Worte waren noch um einiges wirksamer und wie Balsam für meine zerschundene Seele. Dankbar lächelte ich zu ihm hoch und rutschte auf meinem Stuhl zur Seite, damit Ryan sich zu mir setzten konnte.
Relativ glücklich löffelte ich meine Kartoffelcremesuppe, die sogar richtig lecker war, und löschte meinen Durst mit einem großen Glas Traubensaft. Pappsatt lehnte ich mich zurück und schloss die Augen, während mir Ryan die rechte Schulter kraulte. Am liebsten hätte ich wie eine Katze los geschnurrt.
„Lena, endlich habe ich dich gefunden!“ Eine bekannte Stimme ertönte von hinten und ich drehte mich auf dem Stuhl herum.
Vor mir stand Professor Metis in einem grünen Jacket und sie hielt einen länglichen Gegenstand in ihrer Hand, der in braunes Packpapier eingewickelt war.
„Was gibt’s Professor?“, fragte ich wenig einfallsreich. Aus irgendeinem Grund begann Metis zu strahlen und hielt mir den eingewickelten Gegenstand hin.
„Ich glaube jetzt wird’s dir wieder etwas besser gehen. Und nimm ihn überall mit hin, um dich zu verteidigen.“
Verwirrt griff ich nach dem braunen Bündel und es war als durchfuhr mich ein Energiestoß. Die Form die ich ertastete, die sofortige Vertrautheit... Oh Poseidon, war das etwa...? Hastig riss ich das Packpapier runter und beinahe wäre ich in Tränen ausgebrochen, als meine Finger das kühle Silber berührten und mich die aquamarinfarbenen Augen von Platon treu anschauten.
Ein kleines Osterpräsent für euch und ich hoffe es gefällt euch!
Ich würde mich auch wieder über ein paar mehr Reviews freuen! Ich sehe ja, dass die FF oft aufgerufen wird und so ein kleines, feines Review wirkt wie Balsam für mein Autorenherz :D
Also kommentiert fleissig und lasst mich nicht im Stich! Ansonsten FROHES OSTERN und schöne Ferien
P.S. Wer weiß aus welchem Film der erste Teil des Kapiteltitels ist? :D
Viel Spaß beim lesen ♥
„Ach du heilige...“, stotterte ich und hielt mich am Beckenrand fest. Poseidon blickte mich aus seinen meerblauen Augen durchdringend an und seine dunklen, lockigen Haare wogten im Wasser umher.
„Helena, es tut mir Leid, dass ich dich erschreckt habe“, begann er und seine sonst so tiefe Stimme hallte hell in dem kleinen Bad. Ich schüttelte nur verständnisvoll den Kopf.
„Ist in Ordnung, so schlimm war es nun auch nicht. Was machst du hier oder besser, warum kommunizierst du aus einem Waschbecken mit mir?“
„Ja, ich weiß, es gibt galantere Wege mit dir in Kontakt zu treten, doch momentan ist jegliche Interaktion mit den Champions riskant, das ist dir bestimmt auch schon bewusst geworden“, erklärte der Wassergott, dessen Gesicht in einer Pfütze erschienen war. Beim genaueren Hinsehen entdeckte ich Zahnpastareste im Becken. Igitt!
„So, und was verschafft mir nun die Ehre deines Besuches wenn es so gefährlich ist? Wenn du mir sagen willst, dass ich aufpassen muss, dann kann ich dir versichern, dass mir das spätestens klargeworden ist, als der dritte Champion heute abgemurkst wurde!“, blaffte ich in das Becken und meine Wangen wurden ganz heiß vor Wut.
Ich befand, dass ich für heute eindeutig genug getrauert hatte, jetzt langsam wurde ich wütend. Worauf genau war schwer zu definieren, aber hauptsächlich auf die dämlichen Schnitter die mir mein Leben jeden Tag aufs Neue vermiesen wollten. Hinzu kam natürlich noch die Aussicht auf meinen unmittelbaren Tod, aber ehrlich sowas versaute doch wirklich jedem die Laune, oder?
Poseidon verzog jedenfalls missbilligend das Gesicht, was meinen Verdacht bestätigte, dass ich mich wohl im Ton vergriffen hatte.
„Helena, dass du nicht dumm bist ist mir schon klar! Die ganze Angelegenheit ist aber weitaus komplexer, als du vermutest! Es geht darum, dass du verhindern musst, dass die Schnitter Blut von den Zwölf bekommen.“
„Moment? Blut bekommen? Dann geht es gar nicht darum alle zu töten?“, fragte ich überrascht.
„Dass die Champions sterben ist nur ein netter Nebeneffekt, es geht tatsächlich nur um ein wenig Blut... Aber ich habe schon zu viel gesagt! Achte darauf, dass sie an so wenige Champions wie möglich kommen!“, sagte Poseidon und das Wasser begann trüb zu werden, sodass sein Gesicht immer mehr verschwamm.
„Halt! Warte!“, rief ich und griff in das Wasser, doch ich spürte lediglich diese unbestimmte Macht des Gottes die kurz auf mich überging und dann aber verschwand.
Ich hatte noch so viele Fragen! Was wollten sie zum Beispiel mit dem Blut? Womit betäubten die Schnitter ihre Opfer? Frustriert schleuderte ich mein Handtuch auf den Boden und raufte mir die Haare. Langsam hatte ich echt die Nase voll! Was war denn bitte so schwer daran, mir klare Anweisungen zu geben? Ohne das Handtuch aufzuheben, rauschte ich aus dem Bad und glitt in mein Zimmer.
Mein Wecker klingelte. Und klingelte. Und er klingelte immer weiter. Leider schien er auch keine Anstalten machen, damit jemals wieder aufzuhören.
„Lena! Wo geht der Kackwecker aus?“, brummte Ryan neben mir und schmiss irgendwas von meinem Nachttisch. Das Klingeln verstummte augenblicklich und zufrieden seufzend schloss ich die Augen.
„Steh' auf, du kommst sonst zu spät zum Unterricht!“
Verdammt, ich musste wieder eingeschlafen sein und stöhnte in meine Kissen. Lahmer als ein willenloser Zombie wühlte ich mich aus meinen Decken frei und setzte mich auf die Bettkante, während ich mir die müden Augen rieb. Dabei fiel mein Blick auf einen kleinen roten Schrotthaufen, der auf dem Boden lag. Das war doch nicht etwa..?
„Ryan, hast du meinen verdammten Wecker zerstört?“, fragte ich an den Spartaner gerichtet, der schon aufgestanden war und in meiner Kommode herumwühlte.
„Kann schon sein... Ich kauf dir bei der nächsten Gelegenheit einen neuen, okay Liebes? Sag mal, hast du irgendwo schwarze Socken?“, fragte er und zog die nächste Schublade auf. Oh nein, ich stöhnte innerlich auf.
Ich stand auf um die Schublade wieder zu schließen und ihm Socken zu geben, doch da hielt er schon ein Stück Stoff hoch.
„Ganz schön kontrastreich hier“, sagte er grinsend und hielt erst eine Batman-Baumwoll-Unterhose und dann ein weißes Spitzenhöschen hoch.
„Pfoten weg oder du wirst mich niemals in diesen Sachen sehen“, brummte ich und riss ihm die Klamotten dann aus der Hand um sie wieder in die Schublade zu stopfen.
„Aber wenn, dann bitte in dem Batman-Teil“, lachte er und ich schleuderte ihm ein Sockenknäuel ins Gesicht.
„Ich geh' jetzt duschen und ich rate dir bei unseren Göttern, dass du dich von meinen Klamotten fern hältst“, sagte ich mit dem Zeigefinger auf ihn gerichtet und verschwand dann mit meinen Klamotten unter dem Arm im Bad.
Das Wetter war an diesem Tag echt zum Mäuse melken, es wäre einer dieser Tage gewesen, an dem man sich in eine Decke einkuschelt, sich eine dampfende Tasse Tee macht und sich ans Fenster setzt um dem Gewitter zuzusehen. Doch leider war Freitag und somit fand Unterricht statt.
Im Bad angekommen stieg ich unter die Dusche, putzte mir die Zähne, föhnte mir die Haare und zog mir meine Klamotten an.
Diese fielen farblich passend zu dem Wetter und unspektakulär wie meine Laune aus. Eine dunkelgraue Jeans, ein übergroßer dunkelblauer Kapuzenpullover und schwarze Sneakers. Meine dunklen Locken band ich zu einem Dutt hoch und verzichtete aufgrund des Regens auf jegliches Make-Up. Mit Mascara-Pfützen unter den Augen á la Frankensteins Tochter rumzulaufen erfüllte mein Herz nicht gerade mit Freude.
Ich hatte einfach jetzt schon keinen Bock mehr auf den Tag. Wer würde heute sterben? Wann würde Maar wieder aufwachen und wann zum Teufel bekam ich Platon wieder? All diese Probleme mit denen ich mich herumschlagen musste, waren heute einfach zuviel für mein Matsch-Hirn.
Ich trat wieder hinaus auf den Flur und entdeckte Ryan, sowie Sam und Ruby die am Treppengeländer standen und sich unterhielten. Stirnrunzelnd trat ich an meine Freunde heran und Ryan drückte mir einen Rucksack in die Hand.
„Ich wusste nicht ob deine Tasche den Regen überlebt, deshalb hab ich dein Zeug umgeräumt“, erklärte er mir, als er meinen verwirrten Blick bemerkt hatte.
In dem Moment schien mich auch Ruby zu bemerken, denn die Keltin nahm mich in den Arm und dabei knackte meine Wirbelsäule bedenklich.
„Oh Lena, ich hab so Angst um euch alle...“, jammerte Ruby und ließ mich wieder los. Also wusste sie auch schon, dass nur die Champions der zwölf Olympier in Gefahr waren, na super!
„Miss Baker, können Sie vielleicht meine Frage beantworten?“
Die harsche Stimme von Professor Neith, meiner Mathelehrerin, durchschnitt meine Gedanken und ich zuckte auf dem kleinen Plastikstuhl zusammen.
„Wie war denn die Frage? Vielleicht kann ich Ihnen ja doch weiterhelfen, Professor.“
Bei meinen Worten versuchte sich Aaron, der links von mir saß, ein Lachen zu verkneifen, was ihm mehr schlecht als recht gelang.
„Die Frage an Sie lautet, was die Aufleitung von 6x ist.“
Die Professorin war auf der ganzen Akademie für ihre Herzlichkeit bekannt und wie sie sonst immer vor der Tafel herumhüpfte und versuchte uns die höhere Mathematik begreiflich zu machen, wirkte sie immer wie ein fröhlicher Flummi, aber nun sprach die durch zusammengepresste Zähne und sah alles andere als glücklich aus. Was sie auf den Tod nicht ausstehen konnte, war Unaufmerksamkeit, aber Poseidon sei Dank, ließen mich meine mathematischen Künste heute nicht im Stich, hoffte ich jedenfalls.
„Wenn mich nicht alle täuscht, dann dürfte die Aufleitung 3x² sein...“, sagte ich und warf einen Blick zu Aaron. Der Wikinger war das reinste Mathegenie und nickte mir grinsend zu. Puh Glück gehabt!
In dem Moment erlöste mich der Gong vor einer weiteren Standpauke, die ich bei Neith's Blick definitiv zu befürchten hatte, und hastig schmiss ich meine Unterrichtsmaterialien in meinen Rucksack.
„Lena warte! Können wir mit dir mitgehen?“, fragte Aaron und ich warf einen Blick auf sein definiertes 'uns' in Form von Willow. Die schwarzhaarige Walküre lächelte süffisant, aber ich gab mir einen Ruck und nickte. Aaron strahlte von einem Ohr zum anderen und zu dritt machten wir uns auf in den Speisesaal.
Unterwegs gabelte ich noch Ruby auf, die heute ein wenig an ein plüschiges Häschen erinnerte. Sie trug eine weiße Jeans, ein rosa Chiffon-Oberteil und eine weiße Kunstpelz-Jacke die so aufgeplüscht war, dass sie an eine Watte-Explosion erinnerte. Dazu natürlich ihre allseits beliebten Glitzer-Turnschuhe.
Als wir in den Speisesaal traten, war dieser schon gerappelt voll und da ich so klein war, dass ich nicht über die ganzen Schüler hinweg sehen konnte, wendete ich mich an Aaron.
„Siehst du die anderen irgendwo?“
Der Wikinger antwortete nicht sofort, sondern reckte erst den Kopf und sah sich um, dann nickte er und ging mit Willow an seiner Hand in Richtung der großen Fenster. Dort lichtete sich die Schülermasse ein wenig und mein Blick fiel auf Borja, Ryan und Sam die auch in dieser Reihenfolge um den edel gedeckten Tisch saßen und ihr Essen in sich rein schaufelten, obwohl Borja seine Erbsen eher obduzierte. Ich warf meinen Rucksack unter den Tisch und setzte mich auf den freien Platz neben den Bogatyr, wobei ich Ryan komplett außer Acht ließ.
„Hey! Lange nicht mehr gesehen, was?“ Ich redete eher leise und legte dann schließlich einen Arm um Borja. Sein Anblick stimmte mich wieder traurig und meine Gedanken wanderten ungewollt zu meiner besten Freundin.
„Scheint so... Ich war viel bei Maar“, antwortete er und legte dann seinen blonden Lockenkopf auf meiner Schulter ab und ich bekam furchtbare Angst, dass er gleich weinen würde.
„Ich weiß... Gibt es schon Neuigkeiten?“, fragte ich streichelte beruhigend seine Schulter.
„Nein, obwohl ja, also... ich weiß nicht. Sie probieren alles, haben ihr sogar schon Adrenalin gespritzt, aber nichts schlägt an. Sie sagen, der Schlüssel zum Problem wäre gefunden, wenn man die Gifte identifizieren könnte und daran arbeiten sie momentan“, erklärte der Bogatyr und schniefte. Verdammt!
„Sie finden schon heraus, was die Schnitter benutzt haben und dann wenden sie sich an Quinn, die dann irgendeine Brühe zusammenbraut.“ Meine Stimme klang zuversichtlicher, als ich mich fühlte, aber für den Moment schien es, als hätte ich Borja ein wenig beruhigt, denn er hob den Kopf und wendete sich wieder seinen Erbsen zu.
Ich blickte währenddessen in die Runde. Willow lehnte an Aaron's starker Brust und er fütterte sie mit Kartoffelpüree, wobei sie redeten und hin und wieder lachten. Ich hatte das Gefühl Aaron half seiner Freundin ein besserer Mensch zu werden oder zumindest eine freundlichere Walküre. Mein Blick ging weiter zu Ruby und Sam und ich musste grinsen, als ich sah, wie die Keltin auf dem Schoß der rothaarigen Walküre saß und ihren Fruchtsalat vertilgte. Sam hatte einen Arm um Ruby's Bauch geschlungen und aß mit der anderen Hand ihre Pommes. Das Bild der beiden erinnerte mich zunehmend an mich und Maar, weshalb ich meinen Blick abwenden musste und in Ryan's aschgraue Augen sah.
Der Spartaner war mittlerweile ein Meister darin, meine Stimmungswechsel zu deuten und so stand er mit seinem Teller auf um zu verschwinden. Na toll! Hatte der etwa keinen Bock auf meine schlechte Laune? Ehe ich mich weiter aufregen konnte, war er allerdings zurück und stellte einen dampfenden Teller Suppe vor mir ab.
„Wenn ich's nicht besser wüsste, dann würde ich alles auf weibliche Hormone schieben, aber leider weiß ich es besser... Iss' erstmal was und danach gehen wir mal zu Maar, in Ordnung?“
Seine wunderschöne tiefe Stimme alleine, reichte schon aus um mich aus meinem Stimmungstief zu ziehen, aber seine Worte waren noch um einiges wirksamer und wie Balsam für meine zerschundene Seele. Dankbar lächelte ich zu ihm hoch und rutschte auf meinem Stuhl zur Seite, damit Ryan sich zu mir setzten konnte.
Relativ glücklich löffelte ich meine Kartoffelcremesuppe, die sogar richtig lecker war, und löschte meinen Durst mit einem großen Glas Traubensaft. Pappsatt lehnte ich mich zurück und schloss die Augen, während mir Ryan die rechte Schulter kraulte. Am liebsten hätte ich wie eine Katze los geschnurrt.
„Lena, endlich habe ich dich gefunden!“ Eine bekannte Stimme ertönte von hinten und ich drehte mich auf dem Stuhl herum.
Vor mir stand Professor Metis in einem grünen Jacket und sie hielt einen länglichen Gegenstand in ihrer Hand, der in braunes Packpapier eingewickelt war.
„Was gibt’s Professor?“, fragte ich wenig einfallsreich. Aus irgendeinem Grund begann Metis zu strahlen und hielt mir den eingewickelten Gegenstand hin.
„Ich glaube jetzt wird’s dir wieder etwas besser gehen. Und nimm ihn überall mit hin, um dich zu verteidigen.“
Verwirrt griff ich nach dem braunen Bündel und es war als durchfuhr mich ein Energiestoß. Die Form die ich ertastete, die sofortige Vertrautheit... Oh Poseidon, war das etwa...? Hastig riss ich das Packpapier runter und beinahe wäre ich in Tränen ausgebrochen, als meine Finger das kühle Silber berührten und mich die aquamarinfarbenen Augen von Platon treu anschauten.