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5 - Flying Doctors - Eine Reise mit Folgen

von mops1980
Kurzbeschreibung
GeschichteLiebesgeschichte / P12 / Gen
Dr. Chris Randall Dr. Tom Callaghan OC (Own Character)
23.10.2014
19.11.2014
30
27.365
1
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Dieses Kapitel
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23.10.2014 927
 
Al sah sie fallen und schrie. Sein Vorhaben geriet total außer Kontrolle. Er sah, wie Kelly herunter rutschte und versuchte, sich an dem felsigen Boden festzuhalten.
Er stand oben, am Rande des Felsens und starrte schreckensbleich hinunter. Er beobachtete, wie Kelly immer tiefer fiel und dann auf einem kleinen Felsvorsprung bewegungslos liegen blieb.
‚Verdammt, so hab ich das aber nicht geplant!’, dachte Al wütend.
Plötzlich rührte Kelly sich. Al sah, wie sie die Beine bewegte und sich langsam aufsetzte.

Kelly starrte in die Tiefe. Sie war geschockt, zu geschockt, um ihre Verletzungen wahrzunehmen. Allmählich wurde ihr bewusst, welch großes Glück sie gehabt hatte.
Sie war abgestürzt und nach zehn bis fünfzehn Metern auf dem einzigen Felsvorsprung gelandet, den es zu sehen gab. Unter ihr ging es mindestens noch dreißig oder vierzig Meter in die Tiefe. Der Felsvorsprung war klein, vielleicht einen Meter breit oder etwas mehr. Sie musste mit den Füßen aufgekommen sein...
Plötzlich packte sie die kalte Angst. Sie hockte auf einem kleinen Felsen und unter ihr war der sichere Tod. Ihr wurde schwindelig und sie lehnte sich an den harten Felsen.
Dann hörte sie ihren Namen und sah zum ersten Mal nach oben. Al lag am Felsrand, vielleicht fünfzehn Meter entfernt. Er konnte sie nicht erreichen, aber sie konnte auch nicht mehr zurück nach oben. Vorsichtig setzte sie sich wieder auf.
„Kelly, bist du verletzt?“, rief er.
‚Wann hab ich ihm das Du angeboten?’, überlegte Kelly. ‚Oh Gott, ich sitz hier mehr als in der Klemme und mache mir Gedanken wegen solcher Kleinigkeiten.’ Kelly schüttelte den Kopf.
Sie antwortete nicht und sah noch einmal hinauf. Hier saß sie nun, gefangen auf einem Felsvorsprung und es gab kein Entkommen. Immer mehr Panik stieg in ihr hoch. Was sollte sie tun? Wieder hörte sie Al rufen.
„Nein, ich bin nicht verletzt!“, rief sie.
Aber das stimmte nicht. Ihre Hände und Knie bluteten und auf der rechten Körperseite tat ihr etwas weh. Eine Rippe. Außerdem spürte sie Schürfwunden an Stirn und Ellenbogen. Ihr war leicht schwindelig und übel, also hatte sie wohl auch eine Gehirnerschütterung.
„Nicht bewegen, Kelly!“, schrie Al. „Bleib sitzen wo du bist und geh nicht näher an den Felsrand!“
„Seien sie still!“, rief Kelly und musste plötzlich lachen.
Ob sie wollte oder nicht, sie konnte nicht aufhören. Diese Situation war aber auch zu komisch. Sie hockte hier, mitten in der Wildnis an einem Sommertag, der irgendwann in dunkle Nacht überging. Oben stand Al Hewson, ihr Verfolger und konnte sie nun doch nicht mehr erreichen.
Kelly fand die Situation so grotesk, dass sie nach Luft schnappte, weil sie nicht aufhören konnte mit dem unheimlichen, hysterischen Gelächter. Die Rippe schmerzte heftiger und sie atmete stoßweise.
„Kelly“, rief Al verunsichert, „schnapp jetzt bloß nicht über!“
„Warum jammern sie herum?“, fragte Kelly gnadenlos. „Schließlich sind sie Schuld, dass ich hier fest hänge!“
Al widersprach nicht. „Bitte, beweg dich nicht!“, sagte er noch einmal. Seine Stimme klang beschwörend.
„Wenn ich abstürze, geschieht es ihnen nur recht!“, entgegnete Kelly naiv.
Al hatte sich etwas gefangen. Sein zynischer Humor kam zum Vorschein.
„Aber du wirst dann deine Schadenfreude nicht mehr genießen können.“, gab er zu bedenken.
„Und was wollen sie jetzt machen?“, wollte Kelly wissen. Auch wenn Al sie schon die ganze Zeit duzte, blieb sie beim Sie. „Hauen sie ab und lassen mich hier vertrocknen?“ Hinter ihren burschikosen Worten steckte die blanke Angst.
Al lachte auf.
„Hör zu, Kleines, du kannst mich alles Mögliche schimpfen. Einen Verführer, Intriganten oder sonst was. Aber ich bin weder ein Vergewaltiger, noch ein Killer.“
Kelly war überrascht. Hatte sie Al Hewson doch falsch eingeschätzt? Irgendwie zeigte er jetzt eine ganz andere Seite. Oder war er einfach nur ein guter Schauspieler? Da oben stand irgendwie ein ganz anderer Dr. Hewson als der, der sie letzte Woche noch angegriffen hatte.
„Das freut mich, Al!“, rief Kelly müde. Sie hatte das Gefühl, dass sie darauf etwas sagen musste.
„Ich mache mich jetzt auf den Rückweg und gehe den verdammten Pfad hinunter. Dann fahre ich fünfzig Meilen bis zur Ranger Station und organisiere eine Hilfstruppe, die dich befreit.“, erklärte Al und schulterte seinen Rucksack.
„Sie müssen dann aber den ganzen Weg auch wieder hochgehen, um mich zu finden. Ist ihnen das klar?“, fragte Kelly.
„Ja, aber du willst sicher nicht ewig auf diesem Felsen bleiben, oder?“
„Natürlich nicht, also los, hauen sie schon ab!“

Unterdessen in Coopers Crossing:
Chris hatte gerade den ersten Teil der Funksprechstunde beendet und ging jetzt mit DJ zum Pub rüber, um eine Kleinigkeit zu essen.
„Na DJ, was meinst du, genießt Kelly ihre Wanderung?“, fragte sie.
„Ich hoffe es für sie, ich hab so das Gefühl, dass sie mehr als urlaubsreif war.“, antwortete DJ.
„Ja, das glaube ich auch.“, meinte Chris.
‚Na, wenn DJ wüsste, warum sie so urlaubsreif war.’, dachte Chris. Sie war fest davon überzeugt, dass Kelly Al Hewson aus dem Weg gehen wollte.
Und vielleicht auch Tom, mit dem sie sich scheinbar in letzter Zeit gar nicht mehr verstand.
‚Schade!’, dachte Chris weiter. ‚Die Zwei würden sehr gut zusammen passen.’
Im Pub trafen Chris und DJ auf Kate, die ebenfalls ihre Mittagspause hier verbrachte. Sie setzten sich zu ihr an den Tisch.

Tom saß in seinem Büro im Krankenhaus und grübelte.
‚Warum hab ich Kelly abgewiesen, als sie mit mir über Sydney sprechen wollte? Wir müssen endlich reden!’, dachte er.
In ihm herrschte ein totales Gefühlschaos. War aus Freundschaft tatsächlich Liebe geworden? Tom fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht.
‚Wenn Kelly aus dem Nationalpark zurück ist, rede ich mit ihr. Wenn sie es denn noch will!’, entschloss er sich.
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