Take a seat! This will last a while…
von - Leela -
Kurzbeschreibung
Cyril Sneer wartet mit einem ganz neuen Geniestreich auf. Doch wird die neue Erfindung der Sneerindustrie ein Erfolg? Oder wird bereits bei der Pressekonferenz das Desaster perfekt? Begleiten wir die geladene Gesellschaft in die Sneervilla, wo Cyril Sneer gerade jetzt, in diesem Moment, die letzten Vorbereitungen trifft, an diesem speziellen 11. Oktober 2014! ^^
GeschichteAllgemein / P12 / Gen
Bert Raccoon
Broo
Cedric Sneer
Cyril Sneer
Mister Knox
Ralph Raccoon
10.10.2014
10.10.2014
1
6.383
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10.10.2014
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Vorwort
Zu seinem Geburtstag hat sich Jugolas von mir eine Raccoonstory gewünscht. Und wie könnte eine leidenschaftliche Autorin wie ich, die immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen ist, ihm den Wunsch wohl abschlagen? Diese Geschichte wurde also extra für Jugolas‘ Geburtstag geschrieben, und damit sie ihm auch gefällt, habe ich vorher ein paar Dinge abgefragt:
● Lieblingscharakter(e) (also die Helden der Geschichte): Bert, Cedric, Ralph, Broo
● Lieblingslocation (also der Ort, an dem sich alles abspielt): Die Sneervilla
● Welche Genre-Elemente würdest du gerne bevorzugt lesen: Abenteuer, Freundschaft (Familie)
● Welche gar nicht: Horror, Schmerz
● Spezielle Elemente/Ideen/Gedanken, die du gerne in der Geschichte umgesetzt haben möchtest: Etwas, wo Cyril und die Raccoons zusammenarbeiten, zum Beispiel gegen Knox oder Mister Mammoth
● Etwas, was du nicht lesen möchtest: -/-
● Charaktere, die du nicht magst und nicht lesen willst: Die Menschen
● Charaktere, die du nicht magst und gerne über ihren Untergang lesen willst: Mister Knox
● Wenn Mister Knox vorkommt, darf seine Gattin, die liebreizende Lady Baden-Baden, dann auch mit involviert sein? – Darf sie, solange sie leidet/trauert.
Ja, soweit zu den Vorgaben. Ob ich sie alle getroffen habe, überlasse ich anderen zu beurteilen *hust*. Im übrigen habe ich zudem in dieser Geschichte eine kleine Hommage an die Ghostbusters verbaut, weil es sich so schön in dem Verlauf anbot. ^^ Wie auch immer hoffe ich aber, daß dir deine ganz persönliche Raccoon-Story gefällt, Jugolas! ^^
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Take a seat! This will last a while…
Cedric öffnete etwas abgehetzt die große Eingangstür der Sneervilla, als es klingelte. „Bert! Komm‘ rein!“
„Bin ich zu spät?“ fragte der Raccoon, als er seinem Freund ins Innere des Hauses folgte.
„Nein, aber die Pressekonferenz beginnt gleich! Ralph und Melissa sind schon da!“
Schnell liefen die beiden Freunde zum Theater, das im hinteren Teil der Villa lag und gerne auch für solche Anlässe zweckentfremdet wurde. In dem Saal war mittlerweile geschäftiges Treiben; alle wichtigen Geschäftsmänner der Umgebung waren dort, die gesamte High Society, Politik, und natürlich die Presse war anwesend. Auf der Bühne stand Cyril Sneer bereits an einem Podest, ließ sich photographieren und beaufsichtigte die letzten Vorbereitungen.
Die beiden Nachzügler rannten nach vorne und nahmen die beiden für sie freigehaltenen Plätze, gerade in dem Moment, in dem das Licht wechselte. Alle Aufmerksamkeit richtete sich nun auf den Geschäftsmann in Pink und Schwarz, der dort oben auf der Bühne stand. Cyril hatte extra zu diesem Anlaß seinen Anzug herausgeholt und machte dadurch einen noch seriöseren Eindruck. Im Saal verstummten die letzten Stimmen automatisch, als er an das Pult trat.
Der Großunternehmer räusperte sich kurz. „Guten Abend, meine Damen und Herren!“ begrüßte er die Anwesenden. „Und vielen Dank, daß Sie Zeit für die heutige Pressekonferenz gefunden haben. – Ich möchte Ihnen heute das Projekt »JuGoLaS« vorstellen! Für alle, die nicht wissen, was ein Jugolas ist: Die Bezeichnung steht für »Juwelen- & Gold-Lagerungs-System«!“
Cedric lehnte sich zu Bert herüber und erklärte leise: „Rate mal, wer sich das Schlagwort hat einfallen lassen!“
Bert schmunzelte lediglich.
Cyril fuhr dessen ungeachtet fort: „Jugolas ist ein von der Sneer-Industrie ins Leben gerufenes Projekt, um die Verwahrung von wichtigen Gegenständen - nicht nur Gold und Juwelen natürlich, sondern jegliche Art von Werten - sicherer zu machen. Sie fragen sich sicher, wo der Unterschied zu einem gewöhnlichen Safe liegt.“
Ralph rückte näher zu Melissa herüber und flüsterte: „Die Frage kam mir tatsächlich gerade!“
Die Raccoonfrau antwortete mit einem Kichern.
„Der wesentlichste Unterschied ist der, daß »Jugolas« durch die DNA seines Eigentümers gesichert wird!“ mischte sich die Stimme des Großverdieners wieder in ihr Bewußtsein. „Und das bedeutet, daß wirklich nur derjenige ihn öffnen kann, der ihn auch verschlossen hat! Dieses System wird langläufig den herkömmlichen Safe ablösen, weil es deutlich sicherer ist!“
Ein Raunen ging durch die Besucher, und schon jetzt wurde leise getuschelt. Knox saß mit verschränkten Armen und einem undurchdringlichen Lächeln im Publikum und lauschte den Ausführungen mit einer stoischen Ruhe.
Den Geschäftsmann in Pink störte dies keineswegs. Im Gegenteil, eher schien es genau in seinem Sinne zu sein, und die latente Skepsis in der Miene des Alligators, der neben seiner Gattin, der vornehmen Lady Baden-Baden, in der ersten Reihe saß, spornte ihn lediglich noch mehr zu Höchstformen an. „Jugolas kann mehr, und wird auch Sie überzeugen!“ sprach er weiter zum Publikum. „Denn dort, wo ein herkömmlicher Safe versagt, wird Jugolas seine Zuverlässigkeit beweisen!“
„Das klingt ja alles sehr interessant, Mister Sneer!“ ließ sich die ruhige Stimme von Mister Knox vernehmen. „Wie aber kann ich mich davon überzeugen, daß das System wirklich so sicher ist?“
Cyril ließ sich gar nicht aus der Ruhe bringen. „Ich habe gewußt, daß diese Frage kommen wird. Deswegen habe ich eine kleine Demonstration geplant! Diese wird im Anschluß an die Bekanntmachung erfolgen, und ich bin sicher, - fast so sicher wie ein Jugolas! - daß es auch Sie überzeugen wird, Knox!“
„Nun, wir werden sehen, Mister Sneer!“ erklärte Knox unverbindlich.
„Das werden wir in der Tat!“ Der Geschäftsmann wandte sich fließend wieder dem Publikum zu. „Lassen Sie mich Ihnen nun die Funktionsweise von Jugolas kurz erläutern.“ Er ging zu der vorbereiteten Leinwand herüber, wo einer seiner Bären eine Diashow vorbereitet hatte. Das erste Bild zeigte einen Kasten, der einem gewöhnlichen, offenstehenden Tresor nicht unähnlich war. „So sieht Jugolas von innen aus!“ erläuterte der Aardvark. „Als Innenausstattung gibt es bis zu zwei Einlegeböden, oder ein Schubfachsystem. Bis hier werden Sie das System von Ihrem Haussafe kennen.“ Er gab dem Bären ein Zeichen, ein Dia weiterzuschalten. „Hier sehen Sie nun den Jugolas geschlossen. Ihnen wird auffallen, daß statt der Ihnen bekannten Schließmechanismen ein Sensorfeld auf der Vorderseite zu sehen ist. Dies wird in Zukunft Ihr bester Freund werden! Bei der Berührung mit dem Sensorfeld scannt Jugolas Ihre DNA, und läßt erst durch einen Gegenscan den Mechanismus wieder öffnen!“
Er gab dem Bären ein weiteres Zeichen für das nächste Bild. Hier sah man das Sensorfeld in einer Nahaufnahme, zusammen mit einem rosafarbenen Finger, der es bediente. „Wie Sie hier sehen können, ist das obere Haupt-Sensorfeld in neun Felder unterteilt. Diese Felder lösen den Zahlencode ab, den Sie bei Ihrem Haussafe eingegeben haben, denn Jugolas merkt sich die Reihenfolge, in der die Felder berührt wurden. Dabei ist es egal, welche Kombination und in welcher Länge Sie sie eingeben, solange die Felder direkt nacheinander angewählt, und durch das untere Sensorfeld hier anschließend blockiert werden. - Sie können natürlich auch nur ein einziges, oder drei Mal das gleiche Sensorfeld antippen, wenn Sie glauben, daß Sie sich die Kombination nicht merken können. - Durch die Kombination der Feldeingabe und des DNA-Scans wird die größtmögliche Sicherheit garantiert. So kann niemand außer Ihnen an den Inhalt gelangen, nicht einmal jemand, der Sie zwingt, den Jugolas zu öffnen, wenn er nicht die richtige Kombination weiß.
Auf diese Weise können Sie sicherstellen, daß niemand anderes an Ihr Heiligstes kommt, sei es Schmuck, Urkunden, Geld, Ihr wertvollster Besitz… Jugolas schützt alles, was Ihnen lieb und teuer ist, angefangen von wichtigen Dokumenten über die »kleinen Scheine« bis hin zu allem, was Sie sich vorstellen können! – Natürlich können Sie auch Ihr Lieblingsbutterbrot in dem Jugolas lagern!“ Damit schloß er seine Rede, und Beifall erklang, während das Blitzlichtgewitter nun erst so richtig loslegte, um den stolzen Geschäftsmann auf der Bühne einzufangen.
Knox hatte interessiert zugehört und legte nun gedankenvoll einen Zeigefinger an die Schnauze.
Während das Licht im Saal bereits ein weiteres Mal wechselte, trat Cyril hinter dem Podest hervor und blieb dem anderen Geschäftsmann gegenüber auf der Bühne stehen, als er diesen nun direkt ansprach. „Und, was sagen Sie, Knox? Hat Sie das System überzeugt?“
„Nicht schlecht, Mister Sneer!“ gab der Alligator zu. „Aber ich möchte doch erst noch die Demonstration abwarten!“
„Ein Mann, der auf Nummer Sicher geht, wie? So muß das sein, Knox! Das gefällt mir! – Kommen Sie doch zu unserer kleinen Demonstration auf die Bühne, und schauen sich alles aus nächster Nähe an!“ Der Aardvark machte eine einladende Geste.
„Aber liebend gerne!“ gab der andere Großunternehmer zurück. Er wechselte mit seiner Gattin einen Blick, und beide standen auf, um dem Angebot nachzukommen.
Als es nun zum aktiven Teil überging, sprangen auch Ralph und Melissa sofort auf, um für die Presse darüber zu berichten.
Während der Vorführjugolas auf einem Tisch in die Mitte der Bühne gerollt wurde, stieß Cedric Bert an und nickte in die Richtung. Der Sneerjunge selbst ging als Mit-Entwerfer ebenfalls nach oben und bedeutete seinem Freund, ihn zu begleiten und sich die Vorführung ebenfalls aus nächster Nähe anzusehen. Bert ließ sich die stille Einladung nicht entgehen und folgte seinem Kameraden umgehend, der bereits über die kleine Treppe zur Bühne hinaufstieg.
Auch Schaeffer ließ sich die Attraktion nicht entgehen und kam Bert gerade entgegen. Als sie sich bei dem Treppenaufgang zur Bühne begegneten, lief Broo, der den größeren Schäferhund begleitete, freudig auf den Raccoon zu. Bert nahm den kleinen Schäferhund zur Begrüßung auf den Arm. Schaeffer schmunzelte und ließ den beiden den Vortritt.
Knox schaute sich bereits interessiert die Konstruktion an.
„Beeindruckend, nicht wahr?“ kommentierte Cyril. „Bauen Sie sich eine Landschaft aus diesen Jugolas-Safes auf, und Sie haben ein wahres »Fort Knox«!“
Der Alligator ging gar nicht auf den Witz seines Konkurrenten ein. „Noch haben wir den Erfolg nicht gesehen, Mister Sneer!“ ließ sich Knox ruhig vernehmen.
„Das folgt auf dem Fuße!“ versicherte Cyril. Als die kleine Gruppe um den Jugolas herumstand, nahm der Großunternehmer mit souveränem Lächeln ein kleines Paket zur Hand. „Hier haben wir ein Käse-Schinken-Sandwich, eins der feinsten Sorte. Mit Mayonnaise. Damit werden wir den Jugolas jetzt füttern!“
Knox schaute argwöhnisch. „Ein Sandwich; soll das etwa implizieren, etwas Wertvolleres trauen Sie sich nicht für die Demonstration zu nutzen?“
„Es steht Ihnen frei, einen Gegenvorschlag zu machen!“ erklärte Cyril unbeeindruckt.
Der Geschäftsmann aus Texas überlegte und wechselte kurz mit seiner Gattin einen Blick. „Den habe ich in der Tat!“ erwiderte Knox darauf. „Was meinst du, mein Butterblümchen, wollen wir den Sterndiamanten zur Verfügung stellen?“
„Warum nicht?“ Die imposante Henne an seiner Seite zog eine Kette aus ihrem Dekolleté hervor, an der ein schimmernder Diamant zum Vorschein kam. Knox nahm ihn in Empfang und reichte ihn Cyril. „Beweisen Sie uns, daß der Sterndiamant in Ihrem Jugolas sicher ist!“
„Nun, wenn Sie es so wünschen…“ bemerkte Cyril.
„Ja, ich wünsche es!“ stellte der Grünhäutige klar. „Schließlich ist es genau das, worum es geht, und nicht um die Lagerung von Eingemachtem.“
„Jetzt geht es aber ans Eingemachte!“ witzelte Cyril. Der Pinke legte das Kleinod in den geöffneten Raum vor ihnen. Ein geschäftsmännisches Lächeln umspielte seine Lippen, als er Knox ansah und die Tür zu dem Jugolas schloß. „Überzeugen Sie sich selbst von der Einfachheit des Verfahrens! Geben Sie einfach Ihren individuellen Code ein - den Sie sich bitte besser merken sollten - und drücken Sie anschließend die untere Taste zum verriegeln, und der Jugolas ist verschlossen, bis Sie einen anderen Befehl geben!“
Interessiert trat Knox noch näher. Bevor er jedoch dazu kam, etwas zu tun, sprang Broo freudig kläffend von Berts Arm an den Jugolas, berührte mit seinen Vorderpfoten das Sensorfeld und landete zum krönenden Abschluß mit den Pfoten auf dem Aktivierungsfeld. Die grüne Anzeige wechselte auf rot, und ein markantes Geräusch zeigte den Jugolas als verschlossen an. Lady Baden-Baden schrie erschrocken auf. Der Blick von Cyril schnellte elektrisiert zu den Raccoons, während Knox sich aus seiner Starre befreite, und allgemeiner Tumult unter den Gästen losbrach. In der allgemeinen Aufregung lief der aufgeschreckte kleine Hund durch die Beine der Anwesenden davon. Keiner von ihnen konnte so schnell reagieren, wie der kleine Schäferhund ihren Blicken entschwunden war.
Der Alligator fixierte den älteren Aardvark in der Runde mit einem Blick. „Habe ich das jetzt richtig verstanden, daß nur der Hund die Sperre von dem »Jugolas« wieder aufheben kann?“
Cyril lockerte mit verlegenem Lächeln seine Fliege. „Äh, ja! Was das angeht, kann ich nur empfehlen, den Mechanismus zum Verschließen erst zu betätigen, wenn solch ein Zwischenfall ausgeschlossen werden kann!“
Knox nahm den Hinweis deutlich unamüsiert zur Kenntnis. „In diesem Safe liegt einer der wertvollsten Edelsteine aus unserem Besitz!“ erklärte er betont ruhig, während ein dicker, grüner, beringter Finger auf den Vorzeige-Jugolas deutete. „Finden Sie den Hund! Oder Sneer Industries hat ein Problem in der Größenordnung, welche die Firma in den Ruin führen wird!“
„Ach…“ winkte Bert ab. „Wir holen Broo einfach und öffnen den Safe – äh, Jugolas!“
„Ich weiß nicht, Bert!“ meinte Cedric unsicher. „Die Villa ist groß und Broo könnte überall sein!“
„Und wenn schon! Wenn wir ihn rufen, wird er schon kommen.“
„Wenn er Angst hat, nicht unbedingt!“ warf Cedric ein. „Broo war eben sehr aufgeschreckt, als hier alle durcheinandergeschrieen haben.“
Bert hielt etwas verunsichert inne, obwohl er sich bemühte, es sich nicht anmerken zu lassen.
„Ich sage Ihnen, Mister Sneer, wenn Sie nicht bald mit dem Hund hier sind, ist Ihre Firma ruiniert! Dafür werde ich sorgen!“ stellte Mister Knox klar.
Der Aardvark schluckte ein wenig nervös.
„Damit werden Sie kaum durchkommen, Mister Knox!“ ließ sich Schaeffer ruhig vernehmen. „Sie haben sich freiwillig auf den Test eingelassen und gewußt, welchen Wert Sie statt des Butterbrotes zur Verfügung stellen. Der Jugolas arbeitet einwandfrei, und den kleinen Unfall hat Mister Sneer weder zu vertreten, noch provoziert. Kein Gericht der Welt würde Ihrem Antrag stattgeben!“
Cyril sah den großen Schäferhund dankbar an, während Mister Knox verkniffen dreinschaute. „Bedeutet das, unser Stern-Juwel ist verloren?“
„Ich bin sicher, daß wir Broo bald gefunden haben und die Sperre auflösen können.“ versicherte Schaeffer.
Cedric stieß Bert an. „Komm, laß uns Broo suchen gehen!“
Bert nickte, und so verließen sie den Saal.
„Wir werden uns hier im Theater umsehen!“ sagte Ralph zu. Melissa bestätigte sofort und war schon eher auf dem Sprung als ihr Ehemann, der sich noch nicht ganz von dem Geschehen auf der Bühne losreißen konnte.
Die Lady hatte mittlerweile die Flügel gefaltet und sah ihren Gatten ängstlich an. „Knoxi, wir bekommen den Sterndiamanten doch wieder, nicht wahr? Das ist ein altes Familienerbstück!“
„Sicher werden wir das mein Zuckerhörnchen!“ versicherte der imposante Alligator. Der Geschäftsmann in Grün warf dem Jugolas einen argwöhnischen Blick zu. „Irgendwie muß sich das Ding doch öffnen lassen!“ Zu Cyrils Amusement begann sein Gegenspieler, den Jugolas von allen Seiten genau zu untersuchen. Als er keine verborgenen Mechanismen oder Schwachstellen finden konnte, begann er, das Sensorfeld zu betätigen. Er rekonstruierte Broos Pfotenabdrücke, allerdings ohne Erfolg. Cyril besah sich die Bemühungen fasziniert, bis Knox aufgab. Der Alligator warf seiner angespannten Ehefrau einen unsicheren Blick zu.
„Sehen Sie es positiv, Knox!“ ließ sich Cyril vernehmen, der Dank Schaeffer zu seiner Professionalität zurückgefunden hatte. „Dieser kleine Zwischenfall beweist, daß Jugolas funktioniert!“
„Das würde ich gerne wörtlich zitieren!“ warf Ralph ein, während er sich Notizen machte.
„Mit dem allergrößten Vergnügen!“ erwiderte der Tycoon, ohne den Blick aus den Augen des anderen Geschäftsmannes abzuwenden.
Der Journalist schrieb schnell, dann folgte er seiner Frau endlich, die bereits mit der Suche im Theater begonnen hatte und sah sich in den Sitzreihen um.
„Wissen Sie was, Knox? Ich schenke Ihnen den Jugolas!“ erklärte Cyril derweil großzügig.
„Und was nützt es mir, wenn ich an den Inhalt nicht rankomme?“ Nur wer Knox kannte, merkte seiner Stimme an, daß seine Ruhe nur noch eine Fassade war.
Cyril nahm es dafür gelassen. „Aber zumindest ist der Inhalt in Ihrem Besitz! Das ist doch auch etwas!“ entgegnete er aufmunternd.
„Ihr Humor ist nicht zum aushalten!“ ließ sich Knox gefährlich ruhig vernehmen. Er deutete mit einem dicken, grünen Finger auf den pinken Geschäftsmann. „Ich möchte, daß der Hund gefunden wird, und zwar umgehend!“
Cyril ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Keine Sorge, Knox! Die Jungs sind schon dabei! Sie werden bald Ihren Sterndiamanten wieder in Händen halten!“
Knox fixierte ihn mit einem gefährlichen Blick. „Das hoffe ich sehr, Mister Sneer! Das hoffe ich sehr!“
In der Zwischenzeit hatten Bert und Cedric das Theater verlassen, um nach Broo zu suchen. Auf ihrem Weg versuchten sie abzuschätzen, wo der kleine Hund hingelaufen sein mochte.
„Was glaubst du, Cedric, wird dein Vater mit dem Jugolas-Projekt Erfolg haben?“ erkundigte sich Bert auf ihrem Weg in die Eingangshalle des Hauses.
„Nunja, das kommt auf die Presse drauf an! Im Augenblick arbeitet Ralph ihm ja zu!“ sinnierte der junge Aardvark.
„Vielleicht erkennt er so aber auch mal, daß die Presse ihm nicht immer nur Böses will, sondern ihm auch helfen kann!“ hoffte Bert.
Der Millionärssohn nickte. „Das wäre schön. – Hier geht es zu den Abstellräumen. Die sind nur mit Vorhängen versehen. Laß uns dort mal nachsehen.“
Die beiden Freunde verschwanden hinter dem relativ leichten Sichtschutz. Als Cedric das Licht anmachte, mußte Bert ohne jeglichen Neid zugeben, daß er noch nie einen so großen Abstellraum gesehen hatte. Mächtige Regale zierten die Wände, mit unzähligen Versteckmöglichkeiten für einen kleinen Hund.
„Broo!“ rief Cedric bereits, während Bert sich zwischen den Kisten umsah, die überall gelagert wurden. Doch weder der Raccoon, noch der Aardvark hatten Erfolg. Einige Minuten und Rufe später gaben sie auf.
„Ich hätte schwören können, daß Broo hier ist!“ sinnierte Cedric.
„Er wäre sicher rausgekommen, wenn wir ihn rufen.“ war Bert sich sicher. „Was machen wir denn jetzt?“
„Wenn wir nur Mister Knox nicht im Nacken hätten!“ bemerkte der Junge mit der Brille. „Dann hätten wir mehr Ruhe, um nach Broo zu suchen!“
Bert nickte. „Ja, das wäre eine große Hilfe. Aber wir brauchen Broo, um Knox loszuwerden!“
„Was für eine verzwickte Lage!“ seufzte Cedric.
Plötzlich hatte Bert eine Idee. „Cedric, ich hab’s! Ich weiß eine Möglichkeit, wie wir zumindest Knox erst mal loswerden!“
„Wie, Bert?“ fragte Cedric interessiert.
„Wenn der Jugolas die DNA scannt, müßte es doch reichen, wenn wir etwas Fell von Broo finden, um ihn zu öffnen!“ triumphierte der Raccoon mit der gebogenen Nase.
„Ich weiß nicht, Bert!“ meinte Cedric skeptisch. „Wir können es versuchen, aber ich glaube nicht, daß das klappt!“
„Na, sicher wird das klappen! Schließlich ist es doch Broos DNA, oder?“ Der Raccoon klang so zuversichtlich, daß er Widerspruch gar nicht zuließ.
Cedric machte eine hilflose Geste. „Aber wo bekommen wir jetzt Haare von Broo her?“
Bert grinste und sah an seinem Pullover herab. „Nichts einfacher als das!“
In Cyrils Miene spiegelte sich sofort Hoffnung, als die beiden Jungs ins Theater zurückkehrten. „Habt ihr den Hund gefunden?“
„Nein, Dad.“ erklärte Cedric verzagt.
„Was macht ihr dann hier?“ war die fast schon ungehaltene Antwort.
Das war der Moment, auf den Bert förmlich gewartet hatte. „Das werden Sie gleich sehen, Mister Sneer!“
„Was willst du mit den Fusseln hier, Raccoon?“ fragte Cyril deutlich konsterniert, als der Freund seines Sohnes auf die Bühne kam und souverän an den Jugolas herantrat.
„Ich werde den Jugolas jetzt mit Broos DNA öffnen!“ erklärte Bert kategorisch.
Cyril war so sprachlos, daß ihm fast die Zigarre aus dem offenstehenden Mund fiel. Er fing sich aber schnell und beschloß, ganz bewußt die kommende Szene vorerst nicht zu kommentieren, sondern nur zu beobachten.
Bert nahm das Fellbüschel, das sein Pullover hergegeben hatte, und rieb es am Sensorfeld, so wie Broo seine Pfotenprints hinterlassen hatte. Diesen Vorgang wiederholte er mit schwindender Überzeugung, als sich die Tür trotzdem nicht öffnen ließ.
Cyril beobachtete ihn, lehnte sich dann lässig auf den Jugolas und sah Knox überlegen an. „Noch ein Beispiel für die Zuverlässigkeit des Jugolas! Jugolas erkennt, ob er eine leibhaftige Person vor sich hat! Es ist also unmöglich, einen Jugolas, den Sie verschlossen haben, mit einer DNA-Spur von Ihnen zu knacken!“
Während Cyril triumphierte, schaute Bert etwas demoralisiert drein. Das war es eigentlich nicht gewesen, was er hatte demonstrieren wollen. Knox wußte nicht, ob er das in diesem speziellen Fall positiv oder negativ werten sollte. Dafür hatte Ralph sofort reagiert und machte sich erneut Notizen für seinen Bericht.
„Ich hab’s dir gesagt, Bert!“ ließ sich Cedric vernehmen. „Der Jugolas reagiert nur auf lebende Objekte. Ich muß es wissen, ich habe ihn mit entwickelt.“
„Warum hast du das nicht eher gesagt?“ fragte Bert ärgerlich.
„Naja, du warst so überzeugt davon, und es hätte ja auch klappen können.“ meinte Cedric verlegen.
„Könntet ihr euch, anstatt euch zu unterhalten, vielleicht ein bißchen nützlich machen?“ ließ sich Cyril vernehmen.
Cedric stieß Bert an. „Gehen wir weitersuchen.“
Etwas demoralisiert folgte Bert seinem Freund, zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. In der Halle des Anwesens sahen sie sich kurz unschlüssig um.
„Okay, wo fangen wir an zu suchen?“ fragte Bert.
„Wir haben Hundesnacks von Snag!“ schlug Cedric vor. „Vielleicht können wir ihn damit aus der Reserve locken!“
Bert und Cedric sahen sich plötzlich erstarrt an. „Die Hundesnacks!“
Cedric schlug sich vor die Stirn. „Warum sind wir da nicht gleich drauf gekommen?“
Wie auf Kommando liefen die Freunde los zur Küche.
„Wo bewahrt ihr die Hundesnacks auf?“ fragte Bert schnell.
„Dort im Schrank.“ Cedric zeigte nach rechts auf einen Unterschrank. In dem Moment faßte Bert seinen Kameraden beim Arm, als er ein verdächtiges Geräusch hörte, das aus dem Schrank kam. Es klang wie etwas, das sich an der Snacktüte zu schaffen machte. Die beiden Kameraden wechselten einen bedeutungsvollen Blick und ein Lächeln. Leise schlichen sie sich an die Schranktür an und lauschten. Tatsächlich macht sich dahinter etwas an den Vorräten zu schaffen, das verdächtig nach einem kleinen Hund klang.
Bert gab Cedric ein Zeichen, vorsichtig die Tür zu öffnen, um Broo nicht zu erschrecken, während er sich bereit machte, seinen kleinen Freund zu greifen. Wie in stiller Absprache öffnete Cedric die Tür, und Bert wollte schon zupacken, als beide verblüfft innehielten. Vor ihnen saß ein Blauspaniel-Rottweiler-Windhund und grinste sie verlegen an.
„Snag…“ entfuhr es den beiden Freunden synchron enttäuscht.
„Tja, das war wohl nichts.“ stellte Cedric demoralisiert fest.
Cyrils Gedanken überschlugen sich derweil, und als sich die Gelegenheit ergab, trat er an Ralph heran. Er räusperte sich vernehmlich. Als Ralph sich ihm zuwandte, lehnte er sich verschwörerisch herüber und erklärte: „Kannst du Mister Knox einen Augenblick beschäftigen? Ich muß etwas mit der Entwicklungsabteilung abstimmen!“
„Ich gebe mein Bestes, Mister Sneer!“ sicherte Ralph zu. Während Cyril zu einer Seite des Theaters verschwand, wandte sich Ralph fließend dem schuppigen Großunternehmer zu. „Mister Knox, Sie konnten sich mittlerweile von der zuverlässigen Funktionsweise des Jugolas überzeugen! Was sagen Sie zu dem neuen Sicherungssystem? Hat es Sie überzeugt?“
„Äh…“ Für einen Moment war der sonst so souveräne Tycoon aus der Bahn geworfen. „Nunja, wie soll ich sagen? Es ist ja schön, daß das System so zuverlässig ist! Aber das beste System nützt nichts, wenn dabei ein Ergebnis herauskommt, mit dem man nichts anfangen kann!“
„Wie stellen Sie sich vor, daß man solche Fälle ausschließen, beziehungsweise besser lösen kann?“
Knox machte eine unbestimmte Geste. „Es müßte für solche Fälle ein Notfallsystem geben, um den… Jugolas zu öffnen!“
„Aber meinen Sie nicht auch, daß mit einem Notfallsystem der Jugolas wieder an Sicherheit einbüßt?“
Mittlerweile mußte der Alligator schon Ärger unterdrücken. „Aber was nützt mir die beste Sicherheit, wenn ich selber an meine eigenen Sachen nicht mehr rankomme? Dann kann ich sie mir auch gleich stehlen lassen!“
„Wie steht es da mit einer sorgfältigen Bedienung des Jugolas? So daß solche Vorfälle gar nicht erst passieren können?“
Ralph wußte nicht, ob es die nervenaufreibende Neutralität in seiner Stimme war, oder die verfahrene Situation an sich, doch er merkte, daß der Geschäftsmann ihm gegenüber nur noch schwer sein Gemüt beherrschen konnte. Der Journalist kam nicht umhin, im Stillen amüsierte er sich köstlich darüber – auch wenn er wußte, daß es in diesem Moment eine Gratwanderung war. Hoffentlich gelang es ihm, Cyril die Zeit verschaffen, die der Geschäftsführer brauchte…
Während Ralph den Großunternehmer geschickt in ein Interview verwickelte, hatte Cyril gerade sein Gespräch im Planungsbüro abgeschlossen. Auf dem Rückweg sah er im Turmzimmer bei Bert und Cedric vorbei und blieb mit gleichermaßen sorgenvoller und erwartungsvoller Miene in der Tür stehen. „Und? Habt ihr schon Erfolg gehabt?“
Cedric, der neben dem am Boden knienden Bert stand, drehte sich zu seinem Vater um. „Leider noch nicht, Paps!“
Der Raccoon richtete sich gerade wieder auf und machte eine hilflose Geste. „Unter den Kommoden ist er nicht!“
„Äh, wo habt ihr denn schon überall gesucht?“ erkundigte sich Cyril nervös.
„In den Abstellräumen, der Küche, deinem Büro, meinem Zimmer, im Keller, in der Halle und hier!“ gab Cedric Auskunft. „Außerdem behält Schaeffer die Überwachungskameras im Auge.“
Man konnte Cyril ansehen, wie ihm die Farbe etwas wich.
„Wir wollen es jetzt gleich erst mal im Garten versuchen.“ erklärte Cedric beruhigend. „Und wenn wir ihn da nicht finden, gehen wir auf den Dachboden.“
„Äh, gut, gut… Ich muß jetzt langsam zurück, ich muß Mister Knox beschäftigen. – Soll ich diesem Raccoonredakteur sagen, daß Vermißtenanzeigen für den Hund gedruckt werden sollen?“
„Ich denke, das wird noch nicht nötig sein!“ winkte Cedric ab.
Cyril nickte und ließ die beiden wortlos allein.
Bert und Cedric wechselten einen Blick, und die Freunde wußten, sie dachten dasselbe: Wie lange würde es noch dauern, bis der Druck der Anzeige erforderlich werden würde…?
Sie atmeten einmal durch und gingen gemeinsam über die große Treppe wieder nach unten. Im Foyer trafen sie auf Schaeffer. Hoffnungsvolle Blicke wurden getauscht. Cedric schüttelte den Kopf. „Wir konnten Broo nirgends finden.“
„Ich konnte ihn auch auf den Überwachungskameras nirgends sehen.“ berichtete Schaeffer decouragiert. „Ich werde jetzt gehen und nachsehen, ob er nach Hause gelaufen ist. Ich fürchte, das ist unsere einzige Chance.“
Bert und Cedric nickten.
„Ich bin in einer knappen Stunde zurück.“ sicherte Schaeffer zu. „Hoffen wir, daß ich Broo dann dabei habe.“
„Oder daß wir ihn bis dahin gefunden haben.“ ergänzte Bert.
Der große Schäferhund ließ sich ein kleines gequältes Lächeln vernehmen, klopfte Cedric kurz kameradschaftlich aufmunternd auf die Schulter und verließ das Haus. Die beiden verbleibenden sahen ihm kurz demoralisiert nach und tauschten dann einen Blick. Wo hatten sie jetzt noch nicht nachgesehen…?
„Komm, Bert, laß uns in den Garten gehen!“ seufzte Cedric. „Wenn es jetzt noch irgendwo einen Ort gibt, wo er sein könnte, dann da.“
Als Bert und Cedric schließlich gefühlte Ewigkeiten später in das Theater zurückkehrten, wurden sie von erwartungsvollen Blicken empfangen. Insbesondere Cyril sah sie mit großen Augen und leicht hängenden Ohren an. Die beiden Freunde blieben verzagt bei der Gruppe stehen. „Nichts!“ erklärte Bert.
„Wie ist das gemeint: »Nichts«?“ erkundigte sich Knox.
Cedric machte eine hilflose Geste. „Wir können Broo nicht finden!“
Die Lady schnappte nach Luft. „Bedeutet das etwa… Daß unser Sterndiamant verloren ist?“
„Solange bis Broo wiedergefunden wurde!“ spezifizierte Cedric.
„Knoxi…“ Die Lady brach schier in Tränen aus, während ihr Gatte beruhigend den Arm um sie legte. „Keine Sorge, mein Honigtäubchen, ich bin sicher, daß wir den Sterndiamanten bald wiederbekommen! Es ist doch so, Mister Sneer, oder?“
„Viel wichtiger ist ja wohl erst mal, daß wir Broo wiederfinden!“ fuhr Bert auf, bevor Cyril überhaupt dazu kam, etwas zu sagen.
„Das sagte ich doch gerade!“ bemerkte Knox.
Das war der Moment, in welchem dem Raccoon schier der Kragen platzte. „Soll ich Ihnen mal etwas sagen?“ fuhr er ungeachtet jeden Standesunterschiedes auf. „Ihr Sterndiamant ist mir so ziemlich egal, genauso wie die Tatsache, ob wir den Jugolas jemals wieder aufbekommen oder nicht! Broo ist wichtiger als irgendein Edelstein oder Jugolas, und das einzige, was mich interessiert ist, ob es ihm gutgeht! Und jetzt entschuldigen Sie mich! Ich habe etwas wichtiges zu tun!“ Damit stapfte Bert davon, um weiter nach Broo zu suchen, und ließ eine erstarrte Gruppe zurück.
Der erste, der sich aus seiner Starre löste, war Ralph, der sich bereits wieder ein paar Notizen machte. „Das wird eine Sonderausgabe!“ raunte er Melissa zu. Seine Frau nickte verheißungsvoll.
„Äh, ja, ich gehe dann auch mal, und werde noch ein wenig suchen…“ Cedric lächelte nervös und löste sich ebenfalls aus der Gruppe.
Ralph hatte den Blick von Knox aufgefangen. „Mister Knox, was sagen Sie zu Berts Statement?“
„Äh…“ Der Alligator stockte sichtlich. Er wußte, daß er sich in seiner Position jetzt keine falsche Antwort erlauben konnte. Vorsichtig warf er einen Seitenblick zu seiner Frau, die in ein Taschentuch schniefte. „Nunja, dem ist sicher nichts entgegenzusetzen! Wir wollen ja alle, daß wir mit dem bestmöglichsten Ergebnis aus dieser Geschichte herausgehen! Ich denke, ich spreche für alle, wenn ich sage, wir hoffen, daß der kleine Hund bald wohlbehalten gefunden wird!“
Ralph seufzte, aber nur innerlich. Knox wußte mit Rhetorik umzugehen, so daß man ihm die Worte in keine Richtung auslegen konnte. Nach außen ließ der Redakteur sich nichts anmerken, als er die Aussage mit neutraler Miene notierte.
„Knoxi…“ Die Stimme der Lady brach mittlerweile. „Ich möchte auch, daß es dem kleinen Hund gutgeht. Aber das war ein Erbstück meiner Großmutter. Ich hänge sehr an ihm…“
Knox machte eine beruhigende Geste. „Ich weiß, mein Sahnesternchen, ich weiß! Und Mister Sneer wird uns beweisen, daß wir ihm vertrauen können, und wir noch heute abend unseren Sterndiamanten mit nach Hause nehmen können.“ Er wandte sich seinem Kontrahenten zu, und seine Stimme änderte sich automatisch von weich und sanft zu einer bedeutungsvollen Härte. „So ist es doch, oder nicht, Mister Sneer?“
Cyril machte eine wohlwollende Geste. „Sicher ist es so! Mein Angebot, Ihnen den Jugolas zu schenken, steht, Knox!“
Der Alligator atmete tief und ruhig durch und ließ sich das erste Mal seit den ungeplanten Ereignissen ein Knurren vernehmen. „Machen Sie mich nicht wütend, Sneer!“
Cyril hatte seit Schaeffers durchschlagender Argumentation ein kleines Lächeln auf den Lippen, das sich nicht mehr aus seiner Miene radieren ließ. „Nun, was wollen Sie machen, wenn wir den Jugolas heute nicht mehr geöffnet bekommen?“
Nun brach die Lady vollends in Tränen aus.
„Wir werden nicht eher gehen, bis der Jugolas geöffnet wurde!“ erklärte Knox kompromißlos.
„Schön! Ich werde Gästezimmer für Sie herrichten lassen!“ konterte Cyril nüchtern.
Lady Baden-Baden hatte sich mittlerweile hinsetzen müssen, und Melissa kümmerte sich um sie. Knox fixierte Cyril mit einem wütenden Blick, bevor er sich dann aber doch dazu entschied, sein Augenmerk auf das Wohnbefinden seiner Gattin zu legen.
Während dessen kam einer der Bären mit einer Notiz zu ihnen, die Cyril aufmerksam las. In seinen Augen spiegelte sich ein Lächeln. Er steckte die Notiz ein, ohne weiter darauf einzugehen und sah sich statt dessen besorgt um. Wo blieben sein Sohn und dieser Raccoon bloß mit dem Hund?
Als der Abend voranschritt, befanden sich nur noch acht Personen im Theater: Cyril Sneer, der etwas desolat über dem Pult hing, Mister Knox und seine Frau, die in den Sitzstreik getreten waren, Ralph und Melissa, die mittlerweile zu dem Schluß gekommen waren, daß es keine neuen interessanten Erkenntnisse mehr geben würde, Bert und Cedric, die demoralisiert ihre Suche nach Broo aufgegeben hatten und Schaeffer, der festgestellt hatte, daß Broo auch nicht nach Hause gelaufen war. Die meisten Gäste der Pressekonferenz, die nicht betroffen waren, hatten bald schon die Veranstaltung verlassen, und mittlerweile hatten auch die geduldigsten von ihnen den Heimweg angetreten.
Jetzt waren nur noch die Personen anwesend, die auch ein persönliches Interesse an dem Verlauf der Geschichte hatten. Mister Knox und Lady Baden-Baden hofften noch immer auf einen Weg, den Sterndiamanten wiederzubekommen; Bert, Schaeffer und Cedric hofften, Broo wohlbehalten wiederzufinden. Ralph und Melissa hofften indes, einen guten Abschluß für ihre Reportage zu finden. Und Cyril hoffte, daß er bald ins Bett konnte. So hatte er sich die Demonstration des Jugolas nicht vorgestellt gehabt – daß durch einen kleinen, unverschuldeten Zwischenfall, mit dem er nicht einmal etwas zu tun hatte, plötzlich eine Menge Leute involviert waren, die aus verschiedenem Interesse heraus nun das Theater in Beschlag nahmen und ihm an seiner wohlverdienten Nachtruhe hinderten.
Eine eigentümliche Stille war mittlerweile im Theater eingezogen, nachdem die meisten Leute gelangweilt nach Hause gegangen waren.
Plötzlich bellte es in die Stille hinein und ließ die Anwesenden zusammenzucken. Jetzt, wo sich der Trubel gelegt hatte, schaute Broo unter einem Vorhang unter der Bühne hervor und kläffte freudig.
Umgehend brach neue Aufregung los. In das freudige und erleichterte „Broo!“ von Bert mischte sich die entsetzte Miene von Knox. „Soll das heißen, der Hund war die ganze Zeit über hier?“ Der Alligator betonte jedes Wort.
„Sieht so aus!“ kommentierte Ralph mit einem erleichterten Lachen, während Bert den kleinen Hund überglücklich in die Arme nahm, der aufgeregt kläffte und freudig mit dem Schwanz wedelte.
„Kö-können wir jetzt vielleicht bitte den Jugolas öffnen und den Sterndiamanten herausholen?“ fragte Lady Baden-Baden zaghaft.
„Sicher können wir das!“ erklärte Cyril souverän und schickte Bert einen Blick, der für sich sprach.
Der Raccoon ging mit dem Hund auf dem Arm zu dem Podest herüber und legte die Pfoten des Hundes auf das Sensorfeld, sorgfältig einen Schritt nach dem anderen, bis hin zur Entriegelungstaste. Ralph und Cedric wechselten einen Blick und wußten, daß sie dasselbe dachten: Wie gut, daß zumindest irgend jemand von ihnen die Kombination der Pfotenabdrücke mitbekommen hatte, sonst wäre der Sterndiamant unrettbar verloren gewesen! Doch keiner der beiden würde jemals darüber ein Wort zu der Lady verlieren! Ein leises Signalgeräusch ertönte, und die Anzeige wechselte von rot auf grün. Kurz darauf konnte Knox die Tür von dem Jugolas aufziehen, und die Lady atmete erleichtert auf, als sie ihren Diamanten in Empfang nehmen konnte.
Cyril lehnte lässig auf dem Podest und lächelte die beiden Gäste an. „Sehen Sie, das System arbeitet einwandfrei!“
„Nun gut, daran gibt es nichts auszusetzen!“ räumte Knox ein. „Der heutige Vorfall macht mir dennoch ein bißchen Sorge!“
„Seien wir mal ehrlich, Knox. Wie viele Hunde haben Sie in Ihrem Tresorraum rumlaufen?“
„Keinen! Aber nicht jeder Tresor - oder Jugolas - steht im Tresorraum!“ wandte Knox tiefgründig ein.
Cyril ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Und dafür habe ich auch etwas für Sie!“ erklärte er und richtete sich nun etwas aus seiner lässigen Position heraus auf. „Während hier nach dem Hund gesucht wurde, habe ich mit unserer Entwicklungsabteilung gesprochen.“ Er räusperte sich kurz. „Im Nachgang zu der vorigen Pressekonferenz möchte ich anmerken, daß das Lock-On-System dahingehend verbessert wird, als daß bei Bedarf eine zweite DNA erfaßt werden kann, entweder optional, oder als zwingend erforderlich. Zudem muß die Codeeingabe zuerst durch Bestätigung der Universaltaste hier unten aktiviert werden, und die Sperre kann in den ersten zehn Sekunden durch einen vorher einmalig festgelegten Code deaktiviert werden.“
„Wenn Ihnen das gelingt,“ sagte Mister Knox. „… dann haben Sie Ihren ersten Käufer!“
Cyril antwortete mit einem leichten, gewinnenden Lächeln. „Der »Jugolas Deluxe« wird dann als Alternative zu dem einfachen Jugolas mit einem Aufschlag von fünfundzwanzig Prozent angeboten.“ Er genoß kurz das Entsetzen im Gesicht seines Kontrahenten, bevor er ergänzte: „Sie, Knox, würden als Entschädigung für den heutigen Abend allerdings einen »Jugolas Deluxe« zum Preis eines »Jugolas Classic« bekommen, wenn Sie sich noch heute entscheiden!“
Plötzlich war Ralph wieder putzmunter und kam kaum noch hinterher, mitzuschreiben. Er wußte, diesmal würden sich seine Frau und er die Nacht um die Ohren schlagen, um diese Sonderausgabe rechtzeitig herauszubringen…
Ralph hatte nicht zu viel versprochen. Schon am nächsten Tag ging die Sonderausgabe in Druck mit dem Titel:
»Jugolas sorgt für Verwirrung, Aufregung und Tumult in der Sneer-Villa!«
(>°°)> Happy Birthday, Jugolas! <(^^<)