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3 - Flying Doctors - Die Erbschaft

von mops1980
Kurzbeschreibung
GeschichteDrama / P12 / Gen
Dr. Chris Randall Dr. Tom Callaghan OC (Own Character)
06.10.2014
16.10.2014
14
14.215
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06.10.2014 1.425
 
Endlich Dienstschluss. Kelly schob ihr Fahrrad auf die Hofeinfahrt und öffnete ihren Briefkasten. Sie nahm die Post heraus, brachte ihr Fahrrad in den Schuppen und ging dann ins Haus.
„Rechnung, Rechnung, Werbung, Rechnung… Was ist das?“, murmelte Kelly, als sie die Post durchsah. Ein Brief erregte ihre Aufmerksamkeit.
Der Absender war Daniel Hunter, Rechtsanwalt und Notar aus Broken Hill. Darauf hatte sie schon gewartet. Als sie Judys Abschiedsbrief von der Polizei zurück bekommen hatte, hatte sie diesem dem Notar in Broken Hill übergeben, da dieser notariell als Testament bestätigt werden musste. Nervös öffnete Kelly den Umschlag, nahm den Brief heraus und begann zu lesen:
Hiermit wird notariell bestätigt, dass es sich bei besagtem Brief um ein Testament handelt. Es ist somit der letzte Wille von Mrs. Judy Travis.
Dem Brief war noch die neue Eigentumsurkunde beigefügt. Jetzt war es also offiziell. Sie war Eigentümerin einer Farm mit vielen Ländereien und einer riesigen Rinderherde.
Was sollte sie jetzt machen? Bewirtschaften konnte sie die Farm nicht. Und das wollte sie auch nicht. Sie war zwar auf einer Farm aufgewachsen, aber jetzt war sie Krankenschwester und das wollte sie auch bleiben. Schon seit längerem hatte eine Idee in ihrem Kopf rumgespukt. Sie ging zum Telefon und wählte Toms Nummer.
‚Hoffentlich ist er schon zu Hause.’ dachte sie. Nach mehrmaligem Klingeln meldete er sich endlich.
„Hallo Tom, hier ist Kelly.“
„Hallo Kelly, da hast du aber Glück gehabt. Ich bin gerade zur Tür rein gekommen. Was gibt’s?“ Er schien gut gelaunt zu sein.
„Könnte ich vielleicht heute Abend kurz zu dir kommen? Ich möchte etwas mit dir besprechen.“
„Du machst mich neugierig. Aber komm ruhig her, ich habe nichts vor heute. Du kannst mir ja beim Kochen helfen, und dann essen wir gemeinsam.“
„Was soll es denn geben?“
„Ich hatte an ein Steak mit gegrilltem Mais und etwas Salat gedacht. Dazu könnten wir eine Flasche Rotwein öffnen.“
„Hört sich gut an. Ich bin in etwa einer Stunde da.“
„Du kannst auch gerne sofort herkommen.“
„Nein, ich möchte wenigstens noch vorher duschen und mir was anderes anziehen. Ich bin auch gerade erst zu Hause und habe noch meine Schwesterntracht an.“
„Okay, das kann ich verstehen. Also sehen wir uns in einer Stunde.“
„Ja, bis gleich.“ Kelly legte auf. Sie ging sofort ins Badezimmer und duschte sich. Dann stand sie vor ihrem Kleiderschrank und überlegte, was sie anziehen sollte.
‚Bin ich etwa nervös? Das ist doch kein Date, und außerdem ist Tom mein Boss. Da kann man absolut nicht von einem Date sprechen.’ Kelly schüttelte mit dem Kopf. Sie benahm sich wie ein Teenager.
Schließlich entschied sie sich für eine weiße Jeans und ein blaues Poloshirt. Sie band ihre wilde Lockenmähne zusammen und ging dann raus, um auf ihr Fahrrad zu steigen und zu Tom zu fahren. Auf dem Weg zu Tom nahm ihre Idee immer mehr Kontur an.
Ein paar Kilometer weiter überlegte Tom, was Kelly so dringendes mit ihm zu besprechen hatte. Er freute sich aber auf ihren Besuch.

Kelly bog in Toms Hofeinfahrt ein, stellte ihr Rad an die Hauswand und klopfte an die Tür.
„Die Tür ist offen, komm rein.“, hörte sie von innen. Kelly öffnete die Tür und trat in den Flur. „Ich bin in der Küche.“ Tom hatte bereits die Maiskolben auf dem Grill.
„Hi Kelly. Ich bin schon mal angefangen. Kümmerst du dich um den Salat? Dann kann ich mich mit den Steaks beschäftigen.“, sagte er, als Kelly die Küche betrat.
„Ja klar. Mach ich. Wo ist denn Sam?“, fragte die Krankenschwester.
„Bei den Carmichaels hat es starke Regenfälle gegeben. Sam konnte nicht starten. Jetzt kommen sie erst morgen zurück.“, antwortete Tom.
Sie arbeiteten schweigend nebeneinander. Es war aber keineswegs ein peinliches Schweigen. Im Gegenteil, Kelly empfand es als sehr angenehm.
„Also, was wolltest du mit mir besprechen?“ fragte Tom, als sie am Essen waren.
„Ich habe heute einen Brief von Mr. Hunter bekommen. Du weißt schon, der Notar, dem ich Judys Abschiedsbrief vor zwei Wochen überreicht habe. Der Abschiedsbrief ist als Testament anerkannt und jetzt bin ich Eigentümerin einer Farm. Die Eigentumsurkunde war beigefügt.“ Kelly nippte an ihrem Weinglas.
„Wow, und was willst du jetzt machen?“, fragte Tom.
„Was hältst du von einem Hospiz für todkranke Menschen? Ich denke, das wäre auch in Judys Sinn.“
„Die Idee ist nicht schlecht. Aber wie willst du das finanzieren? Es müssten doch bestimmt größere Renovierungsarbeiten stattfinden.“ Tom war skeptisch.
„Ich werde die Ländereien und das Vieh verkaufen. Das dürfte schon einen Großteil der Kosten decken.“
„Und was ist mit dem anderen Teil? Schließlich muss ein Hospiz mit Strom und Wasser versorgt werden. Und Angestellte braucht man auch.“
„Da hab ich auch schon eine Idee. Während ich in Sydney war, habe ich Adam Wilson kennen gelernt. Er ist ein erfolgreicher Geschäftsmann und sehr wohlhabend. Seine Tochter Samantha lag auch auf der Station und starb ein paar Tage vor Andy. Sie hatte einen Gehirntumor. Adam sprach davon, wie schön doch so ein Hospiz wäre. Man könnte sich dort in Ruhe von seinem Kind verabschieden. Vor allem ist es nicht so steril, wie ein Krankenhaus. Und warum soll ein Kind im Krankenhaus liegen, wenn man so wie so nichts mehr tun kann?“
„Er hat vollkommen Recht. Aber wird er das fehlende Geld zuschießen?“
„Wohl nicht alles, aber ich denke einen Großteil davon. Für den Rest kann er aber bestimmt noch seine Geschäftspartner überzeugen.“
„Bist du dir sicher?“ Tom sah sie skeptisch an.
„Ja, ganz sicher. Ich muss einfach optimistisch sein. In den nächsten Tagen werde ich ihn anrufen. Man könnte auch zusätzlich noch ein paar Spendenaktionen laufen lassen.“
„Okay, wenn du meinst. Du scheinst das ja alles schon sehr gut durchdacht zu haben. Ich kann dir auch schon mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, wer Interesse an den Ländereien haben wird.“ sagte Tom.
„Ach ja?“
„Ja, jetzt schau mich nicht so ungläubig an. Ich rede von George Baxter.“
„Wer ist George Baxter?“
„Stimmt, du kennst ihn ja noch nicht. Er ist seit ein paar Wochen auf Geschäftsreise in den USA.“
„Aha, und er stammt ursprünglich aus Coopers Crossing?“
„Ja, und er wohnt auch immer noch hier. Sein Großvater gehörte zur Mannschaft von Henry Cooper. Die Familie Baxter hat sich immer sehr für den Flying Doctor Service eingesetzt, weshalb George natürlich immer auf eine Sonderbehandlung pocht.“
„Die du ihm aber nicht gewährst, oder?“ hakte Kelly nach.
„Sagen wir mal so: Wir sind schon oft aneinander geraten deswegen.“, erwiderte Tom mit einem Schmunzeln.
„Das kann ich mir vorstellen.“ Kelly lachte.
„Jedenfalls wären die Länderein sehr interessant für ihn. Sie grenzen direkt an sein Anwesen.“
„Meinst du?“
„Ja, ich bin mir ganz sicher.“
„Ich werde mich wohl mit James McFadden vom Immobilienbüro in Verbindung setzen. Ich denke, dass er die Ländereien an den Mann bringen kann. Hätte Mr. Baxter vielleicht auch Interesse am Vieh?“
„Könnte ich mir vorstellen. Ich würde ihn einfach mal fragen.“

Jetzt ging alles sehr schnell. Kelly ging am nächsten Tag zu James McFadden und sprach mit ihm.
George Baxter war bereits aus den USA zurück. Er hatte großes Interesse an den Ländereien und dem Vieh und machte Kelly ein Angebot. Kelly ließ es sich lange durch den Kopf gehen. Sie beriet sich mit Tom und sprach auch mit ihrem Vater, der ja mal Farmer gewesen war. Beide rieten ihr, das Angebot an zu nehmen. Es war ein sehr gutes. Der Vertrag wurde besiegelt.

Kelly musste jetzt noch mit Adam Wilson sprechen. Sie rief ihn an.
„Guten Tag, Mr. Wilson. Hier spricht Kelly Marshall.“
„Hallo Kelly. Schön von ihnen zu hören. Wie geht es Andy?“
„Er ist leider auch verstorben.“ Kelly schluckte. Es ging ihr immer noch sehr nahe.
„Oh, das tut mir leid. Wie geht es Mrs. Travis?“ Kelly schwieg. Sie hatte mit den aufsteigenden Tränen zu kämpfen.
„Kelly? Sind sie noch dran?“
„Ja, Entschuldigung, Adam. Judy hat ein paar Tage nach Andys Beerdigung Selbstmord begangen.“
„Was? Oh mein Gott.“
„Und wie geht es ihnen und ihrer Frau?“, fragte Kelly nach einem Moment des Schweigens.
„So langsam normalisiert sich wieder alles bei uns. Klar, Samantha fehlt uns sehr, aber wir müssen uns daran gewöhnen, dass wir sie nicht mehr lachen hören.“
„Das kann ich gut verstehen. Weshalb ich eigentlich anrufe ist folgendes: Judy hat mir die Farm vererbt und ich möchte daraus ein Hospiz machen. Was halten sie von der Idee?“
„Die Idee ist wunderbar. Sie haben meine volle Unterstützung. Und ich denke, ich kann auch noch ein paar meiner Geschäftspartner von dieser Idee überzeugen.“ Adam Wilson war Feuer und Flamme für das Hospiz. Er versprach auch, sich um eine Firma zu kümmern, die die Umbauarbeiten durchführen sollte.
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