Flying Doctors- A Thousand Miles Back
von Siri Tachi
Kurzbeschreibung
Es gibt Tage die vergehen nie, wie der Schmerz, der tief in die Seele eingebrannt. Du kannst es überwinden, oder daran zerbrechen. Es gibt Momente, Sekunden, die können die Welt verändern, alles auf Schlag zerstören und nichts ist und wird mehr wie es einmal wahr. Du kannst aufstehen, kämpfen und versuchen dein Leben zurückzugewinnen, oder du gibst auf, verkriechst dich. Doch sei gewiss, es kommt dieser eine Tag, irgendwann, in der Zukunft und das eine Ereignis. Alte Wunden reißen auf und dieses mal, dieses mal gibt es kein entkommen.
GeschichteDrama / P16 / Gen
02.10.2014
29.12.2014
31
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02.10.2014
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So und da ich es 1.) selber hasse an so einer Stelle hängen gelassen zu werden, wie ich es heute machte, 2.) Mops auch indirekt ums nächste Kapi gebeten hat. Und 3.) ich morgen vermutlich keine Zeit habe, hier das nächste Kapi und eure Erlösung. *g*
LG Dani
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Wieder schickte Dany einen Elektroschock durch den kleinen Körper. „Sinusrhythmus.“ Sie seufzte und griff wieder zum Skalpell, sie musste weitermachen. So rasch sie konnte entfernte sie die Milz und verschloss die Blutgefäße. Annie spülte und als nichts mehr blutete nähte Dany das kleine Mädchen zu. „Das war....“
Erneut schrillte der Alarm los. „Kammerflimmern!“
Annie lud ein weiteres mal die Paddels auf und Dany sandte ein Stoßgebet gen Himmel.
Wieder schockten sie die Kleine.
Nichts, noch immer Kammerflimmern.
„Nochmal!“ Komm schon, komm schon!
„WEG!“ Wieder bäumte sich der Kinderkörper auf der Liege auf und die Anzeige auf dem Monitor veränderte sich.....
17. Tragische Heimkehr II
„Im Rhythmus. DAVID?!“
>Ich... brauch noch!<
„Wie lange?“
>Eine Weile.< Kam es angespannt zurück. Dann.... >Fliegt! Schick mir Annie!<
„Nein, wir tauschen, du fliegst mit!“ Dany sah zu Annie und die nickte, stand auf. Als der Funk knackte.
.xxxxX-.-Xxxxx.
Tom starrte verbissen auf den Funk vor sich, die Hände zu Fäusten geballt, Kate vorm Tresen war an ihren Mann gelehnt und sie weinte. Eben hatte Broken Hill erklärt die Patientin, Emma jetzt zu übernehmen und dann den Kanal gewechselt. Dany hatte das Kleinkind gerade zum zweiten mal haarscharf zurückgeholt. Er schloss die Augen. Kate und Geoff wechselten einen Blick. „Hat sie eine Chance?“
„Wenn Dany alle Blutungen gefunden hat und die Nähte hal....“
>Im Rhythmus. DAVID?!<
>Ich... brauch noch!<
>Wie lange?<
>Eine Weile.< Kam es angespannt von David. >Fliegt! Schick mir Annie!<
>Nein, wir tauschen, du fliegst mit!<
„Tom?“ Geoff schaute ihn an, er hob den Blick. Tom seufzte. „Er ist... fit genug, wenn er sich heute Abend Ruhe nimmt.“
Er griff nach dem Funk und drückte den Knopf. „David? Wie fühlst du dich?“
>Erstaunlich gut, abgesehen vom Stress?<
„Dany flieg mit Gerry zuürck. David packt das schon.“
>Also gut. Annie geh! Nimm noch die Ersatztasche mit.<
Tom schloss die Augen und seufzte.
„Du machst dir Sorgen.“, bemerkte Kate.
„Ja, aber eher um das, was Dany über Funk nicht gesagt hat.“
„Was meinst du?“ Fragte D.J.
Er öffnete die Augen und stellte sich aufrecht hin, drückte den Rücken durch, es knackte. „Sie hat sich bei Emma recht vage ausgedrückt, ich denke aber...“
„Sie hat es wegen Sam getan?“
„Ja und weil sie wusste, das Emma die schlechtesten Chancen hat.“ Er schüttelte den Kopf. „Hoffen wir das beste.“
Als der Funk rauschte, drehten sie sich alle um, lauschten, angespannt.
>Mike Sierra Foxtrott an Flugsicherung. Erbitte Starterlaubnis in Richtung Cooper's Crossing.<
Die Starterlaubnis kam und Davids Stimme erklang. „Viel Glück.“
>Euch auch.<
.xxxxX-.-Xxxxx.
Dany hockte angespannt neben ihrer kleinen Patientin und schaute immer wieder zum Cockpit, auf die Anzeigen und aus dem Fenster. Bis jetzt hatte sich David nicht gemeldet, sie nahm es hoffend als gutes Zeichen. Die Anzeigen der Kleinen sackten ab und Dany beugte sich alarmiert vor, tastete den Bauch ab und erneut die Extremitäten. „Gerry? Zeit?“
„Zehn Minuten, Sie haben den Flugraum gesperrt.“
Sie nickte und aktivierte ihr eigenes Headset. „Tom? Habt ihr Konserven dabei?“
>Ja, alles schon am Flugplatz. Geoff erwartet euch. Fliegst du zurück?<
„Schick besser Geoff, bitte Tom.“
>Geht klar. Bis gleich.<
.xxxxX-.-Xxxxx.
David seufzte und suchte sich einen passenden Faden aus dem Koffer. Langsam und sorgfältig begann er damit alles zu vernähen. „Annie? Meine Stirn.“
Die Schwester wischte ihm über die Stirn und sah sich um. „Was ist?“, fragte David, da er ihre plötzliche Anspannung bemerkte. „Sie... reanimieren Emma noch immer.“
„Das ist... sehr lange.“
Annie schwieg. Er schaute auf seine Uhr, neben sich und schwieg betreten. Vier oder Fünf Minuten. Das ist lang. Dann noch, die Kopfverletzung. Er zwang sich zur Konzentration, als hinter ihnen die Rotorblätter des Helikopters ertönten. David hielt inne und drehte unwillkürlich den Kopf. Emma wurde in den Helikopter geladen. Dann hörte er die Stimme des anderen Arztes kurz über den Funk.
>Angel II an Cooper's Crossing, wir starten jetzt. Patientin zur Zeit stabil.<
Annie blickte von dem Helikopter zu Sam und dann zu ihm. „Packt sie das? Die Kleine?“
„Vielleicht.“
„Und Sam?“
„Ziemlich sicher.“, antwortete David. Minuten später hörten sie die Motoren der Nomad zurück kehren und David räumte rasch die letzten Sachen ein. Aber noch bevor die Nomad landete erreichte Sgt. Carruthers mit seinem Jeep die Unfallstelle. Er stieg aus und kam auf sie zu. „Hallo, Annie. David? Schön Sie zu sehen, also nicht... Sie wissen schon.“ Jack ging weiter und auf der Straße landete die Nomad. David nickte und stand auf, streckte sich vorsichtig und wachsam. Doch da war nichts. Kein protestierender Muskel. Kein Schmerz, trotz der zuvor so unpassenden und angespannten Haltung. Er lächelte und rieb sich die Schläfe. Annie warf ihm einen besorgten Blick zu. „Hast du... Schmerzen?“
„Nein, gar nicht. Alles okay.“
Er drehte sich herum, als Geoff rief und sah zu seiner Verwunderung hinter Gerry auch Johnno auf sich zu laufen. Fragend blickte er die zwei Piloten an. Gerry und Geoff nahmen sich Sam samt Trage und Annie bepackte sich mit den Taschen. David beugte sich herunter und hob die letzten zwei Taschen auf, als sich eine Hand auf seinen Arm legte. „David? Deine Schlüssel?“
„Was?“ Verwirrt sah er Johnno an. „Na, deine Chesna. Ich bringe Sie nach Crossing?“
David wollte widersprechen, aber wenn er ganz ehrlich war, dann sah er sich doch nicht wirklich in der Lage dazu. Er nickte und deutete auf seine rechte Seite. „Hintere Hosentasche.“
Johnno nickte, zog den Schlüssel aus seiner Tasche und lief los. David folgte hingegen den anderen.
.xxxxX-.-Xxxxx.
Tom nahm Dany und das Kind schon am RTW entgegen. Sie warf ihm einen besorgten Blick zu. „Sie stabilisiert sich nicht richtig. Sie muss noch irgendwo bluten.“
„Der OP ist bereit. Soll ich übernehmen?“ Sie schüttelte den Kopf. „Assistierst du?“
Tom nickte.
Minuten später standen sie gemeinsam im OP und eröffneten den Bauchraum des Kindes, nach Ultraschall erneut. Dany seufzte. „Es ist weniger, als ich befürchtet hatte.“
„Wie viel hat sie verloren?“
„Zu viel.“, Dany blickte auf zu den durchlaufenden Blutkonserven. „Wie viel haben wir noch?“
„Für sie reicht es.“, antwortete Tom leise. Sie schaute auf. „Und ihr Vater?“
„Sam hat A, ich habe Becky losgeschickt Nick und Elinor Garrett zu holen, sie haben auch A. Außerdem fliegt ein Hubschrauber aus Broken Hill unterwegs.“
Sie nickte und sog einen Moment später scharf die Luft ein. „Tom!“
„Ich sehe es, warte....“ Tom tastete vorsichtig mit dem Finger nach dem Gewebe und schüttelte den Kopf. „Keine Chance.“
Dany nickte und sah zur OP- Schwester. Klemmen! Und alles bereitlegen für die Nähte der Blutgefäße.“ Sie schaute zu ihm. „Tom? Ich... ich hab das noch nie...“
„Ich mach es, sieh zu.“
Dany nickte dankbar, setzte die Klemmen jedoch noch selbst, ehe sie an Tom übergab, er überprüfte die Klemmen und entfernte die linke Niere. Sie war stark vergrößert, aufgrund des Blutes, das sich darinnen gesammelt hatte. Dany schaute besorgt auf Puls und Blutdruck der Kleinen. „Du musst dich beeilen, wir halten sie nicht mehr lange.“ Er nickte verbissen. „Ich weiß.“
Als sie nach Ewigkeiten endlich aus dem OP traten, kamen Ihnen ein müder David und ein besorgter Geoff entgegen. Dany ignorierte ihren Boss und lief auf ihren Verlobten zu. Fest schloss sie ihn in die Arme. „Es... tut mir Leid. So... war das nicht geplant.“
Sie legte ihren Kopf wieder an seine Schulter.
David strich ihr durch das Haar und sah sie ruhig an. „Weiß ich doch. Alles okay mit dir?“
Sie zuckte zusammen und starrte ihn an. „Mit... mir?“, fragte sie und schüttelte den Kopf, „Was ist... mit dir?“ Er beugte sich vor und küsste sie auf die Stirn. „Mir geht es erstaunlich gut. Sagen auch Geoff und Alex.“
„Du warst schon bei der Physio?“
„Nicht zur Therapie aber sie hat mich abgetastet und sagte sie sei zufrieden. Also... alles okay. Wie geht es der Kleinen?“ Er wusste sofort das etwas nicht in Ordnung war, Dany war augenblicklich bleich geworden, er schaut hinüber zu Tom. Er spürte deutlich, wie Dany zitterte und hielt sie ihm Arm. „Ist sie...“
Tom schüttelte den Kopf. „Wir mussten die linke Niere entfernen, sie hat eingeblutet. Der Blutverlust war insgesamt sehr hoch, sie ist noch nicht über dem Berg. Aber... wenn sie die Nacht packt.... und die verbliebene Niere es schafft.... vielleicht.“ Dany sah ihn traurig an, ihre Augen glitzerten. „Sam?“ Er strich ihr durch das Haar und seufzte. „Er... liegt im Koma, denken wir. Eigentlich aber... sah es ganz gut aus.“
Tom schüttelte bedrückt den Kopf. „Was für eine Heimkehr.“
Die anderen schwiegen betroffen. Kate kam mit feuchten Augen um die Ecke und alles sah sie an. „Kate?“ Geoff ging zu ihr.
„Emma, sie... sie glauben nicht, das sie... die OP, geschweige denn... die Nacht überlebt.“ Kate flüchtete in die Arme ihres Mannes und alle schwiegen sie bedrückt.
Momente später zuckten sie alle zusammen, als die Tür sich öffnete. Chris kam eilig herein, einen Kinderwagen vor sich. Besorgt sah sie von einem zum anderen. „Okay, also... ich würde sagen, ihr geht jetzt alle in ein Bett, während ich bleibe.“
„Chris, nicht.“ Tom schüttelte den Kopf. „Nicht jetzt. Nicht heute.“
Seine Frau aber nickte. „Doch genau jetzt und heute. Nur die Nacht und ich wecke dich, nein Geoff, sobald was ist. Los, nehm deinen Sohn und geh heim.“
Forschend blickte Tom seine Frau an, dann sah er flüchtig zu Dany. Sie nickte. „Ich hätte sie schon letzte Woche wieder Stundenweise arbeiten lassen. Sie wollte nicht.“, Dany zuckte die Achseln und blickte zu ihrem Mann, „dabei wolltest du diese Stelle mit mir teilen.“
David zuckte die Achseln.
„Okay, ich bleibe hier in der Klinik, im freien Zimmer. Chris du nimmst das Bereitschaftszimmer. Kate, geh heim.“, sagte Geoff ernst. Seine Frau nickte wenig begeistert und Dany sah den älteren bittend an. „Meld dich, wenn was mit ihr ist.“ Geoff nickte. „Geht jetzt. Nacht.“
.xX-.-Xx.
Müde betrat er das zweite Zimmer, der Intensiv. Eben hatte er bei Sam das EEG gemacht. Kein Zweifel, aus irgendeinem Grund, war Sam ins Koma gefallen. Er trat an das Gitterbett, in welchem bleich und von viel zu vielen Geräten umringt das Kleinkind lag. Vier war sie, hatte Jack noch in der Nacht mitgeteilt und sie hieß Cameryn- Emma. Er ging in die Hocke und schaute auf den Urinbeutel.
Noch immer nichts.
Amber sah in den Raum. „Oh, ähm... wie sieht es aus?“
Er stand auf ließ den Beutel los und schüttelte den Kopf. „Noch immer nichts. Rufen Sie in Sydney an, sie sollen Cam oben auf die Transplantationsliste setzen.“ Die junge Schwester schaute erschrocken von ihm zu dem Kind, nickte und verschwand. Er strich der Kleinen über die Stirn. „Halt durch Cami. Nicht aufgeben. Dein Daddy braucht dich noch.“ Er strich ihr durch das blonde, lockige Haar. Das hat sie... eindeutig von dir Sam. Aber Emmas Gesicht.
Traurig nahm er die Hand der Kleinen in seine und drückte sie. „Es wird... alles gut, Cami.“
Er hatte sich eben abgewandt von ihr, als ein Alarm losging und ruckartig fuhr er wieder herum. Doch der Alarm war schon wieder verstummt. Dafür war nun deutlich zu erkennen, das sie gegen die Beatmung an atmete. Er verstellte die Parameter und beobachtete das Kind noch einen Moment. Ehe er ihr erneut über die Stirn strich. „So ist es gut.“, flüsterte er. „Bis später.“
Eine halbe Stunde später verabschiedete sich Chris und kurz darauf standen Tom und Dany hinter ihm, in der kleinen Küche. Bedrückt sah er sie an. Tom nickte. „Chris hat mir schon alles gesagt und ich Dany. Geh heim, Geoff, das war eine lange Nacht.“
„Erst der Kaffee, den brauche ich jetzt.“
Tom nickte. Dany sah unsicher zu Boden und atmete tief durch. „Ähm... ja, also... Tom, Geoff? David er... naja, er würde gerne... zumindest solange... Sam und Cami...“, sie holte noch mal Luft.
Tom grinste und verschränkte die Arme. „Er will wieder arbeiten?“
„Aber nur... Stundenweise. Funksprechstunde. Visite. So was. Sagt er.“
Geoff lächelte. „Sag ihm jederzeit gerne, dann muss ich mir keine Bewerbungen ansehen. Chris hat mir nämlich gesagt, das ihr zur Zeit Aushilfe sein genügt.“ Tom hob verwundert die Brauen. Geoff nickte und sah zu Dany. „Willst du es ihm sagen?“
„Sie würde gerne auf beide Kinder achtgeben, weil sie sich so gut verstehen.“
„Na, warum nicht. Klingt doch gut.“
.xX-.-Xx.
Geoff hatte am frühen Nachmittag noch mal vorbei gesehen. David hatte am Vormittag eine verkürzte Funksprechstunde abgehalten, da die meisten Patienten ohnehin nach gestern nicht geglaubt hatten, das eine stattfand. Jetzt am späten Nachmittag hatte sich wieder Ruhe über die kleine Klinik gelegt. Vor wenigen Minuten war das ohnehin längst überfällige Dialysegerät aus Broken Hill gekommen, was so ein Notfall doch verändern konnte. Jetzt war Tom dabei es durch zu checken.
Dany beendete die Routineuntersuchung bei Sam und hoffte inständig, das sie die Kleine nicht doch noch verloren. Sie hatte sich in der Nacht und den ganzen Tag wacker gehalten. Aber wenn die Niere jetzt nicht bald die Arbeit aufnahm....
Sie seufzte, betrat nach einem Blick zu Tom, der im Arbeitsraum stand, den nächsten Raum. Sie war schon fast beim Bett als sie innehielt. „TOM!“
Als er hinter ihr herein stürzte, gefolgt von Kate, hockte sie vor dem Bett und hielt den Urinbeutel. 80 Mililiter.“ Sie hängte den Beutel wieder fest und stand auf, strich der Kleinen erleichtert durch das Haar. „Du bist eine kleine Kämpferin Cami, wie die Mama, gut machst du das. Alles okay.“
Dany verstummte und löste ihre Hand von der Kleinen. Sie wollte umdrehen, doch Tom packte sie und hielt sie fest. „Wiederhole das.“
„Was?“
„Rede mit ihr, berühre sie.“
„Was?“
„Sie hat reagiert. Rede mit ihr.“
Dany ging erneut ans Bett und nahm dieses mal die Hand des Kindes in ihre. „Cami? Du musst keine Angst haben, alles ist gut. Ganz ruhig.“ Dieses mal aber behielt Dany das Kind im Auge. Tatsächlich, sie atmete tiefer ein, als zuvor. Sie schaute fragend zu Tom. „Ich entferne den Tubus, ehe sie aufwacht.“
„Denkst du wirklich sie wacht so schnell auf?“, Dany war da skeptisch. Tom aber nickte und zuckte die Achseln. „Sie ist ein Kind, den einen Tag kommt der Blinddarm raus, am anderen stecken sie oben im Baum.“ Dany schüttelte den Kopf. „Tom, sie hat...“ Er nickte und verschwand.
Zehn Minuten später war der Tubus entfernt und Dany ersetzte die Beatmung durch eine Nasenbrille. Gerade als sie erleichtert auf das kleine Mädchen hinab sah, folgte die nächste Hiobsbotschaft. Kate kam leichenblass in den Raum. „Tom? Tom, das... Labor. Die... entfernte Niere.“
Tom griff nach dem Labor und Dany eilte die zwei Schritte zu ihm, geschockt starrte sie auf das Blatt. „Ein... Tumor?“
„Sie... braucht eine Chemo.“
„Das packt sie nicht. Das packt die Niere nicht.“
„Ich weiß.“, Tom schaute über aus besorgt hinüber zu dem Kind. „Hoffen wir, das ich recht habe und sie sich in den nächsten Tagen erholt.“
„Das ist... grausam...“
Dany nickte Kate zu und nahm die ältere in den Arm. „Anderseits... ohne den Unfall, wäre es vielleicht nie entdeckt worden. Nicht frühzeitig. Er war klein, er hat sicherlich noch nicht gestreut. Lasst es uns einfach hoffen. Das abgekapselte Tumorgewebe war nicht verletzt und gestreut haben muss er nicht.“
Tom nickte, er schien aber weniger enthusiastisch, wie Dany sich gab. „Mir wäre dennoch ein MRT lieber, um sicher zu gehen. Aber sie ist nicht transportfähig.“
„Geb ihr Zeit.“
„Die haben wir vielleicht nicht, das weißt du.“
„Tom, sie lebt. Geben wir ihnen im schlimmsten Fall die Möglichkeit sich zu verabschieden.“ Dany schaute bedrückt zu ihm rüber. Sie ging zurück ans Bett und setzte sich neben die Kleine, nahm ihre Hand und strich mit dem Finger über den Handrücken. „Ruh dich schön aus, meine Kleine.“
Kate sah Tom an. „Weißt du, es ist echt nicht leicht zwischen euch beiden. Geborene Optimistin dort, geborener Skeptiker hier.“ Sie stieß ihn an und schüttelte den Kopf. „Sieh sie dir an, Tom. Sie weiß es, ebenso gut wie du. Sie weigert sich nur es auf deine Art zu sehen.“
Während sie hinausgingen, beobachtete er die jüngere Kollegin. „Das ist es ja Kate. Wie lange kann sie so weiter machen? Fünf Jahre? Zehn?“
„Weißt du... so ungleich ihr, war ich damals auch nicht. Im Grunde... versuche ich es noch immer so zu sehen. Leider... nimmt dir die Erfahrung manches mal die Hoffnung. Ich denke daher nicht, das du dich um sie sorgen muss. Ich habe ganz andere Ärzte hier gehen sehen. Deinen Vorgänger zum Beispiel.“
„Harry?“ Er starrte sie ungläubig an und Kate schüttelte verwundert den Kopf. „Nein, deinen Vorgänger, ein Richard Timberleine. Der war so alt wie du, war im hektischen Klinikalltag in Sydney nicht mehr klar gekommen. Nach den normalen anfänglichen Problemen, schien er gut klar zu kommen, die Leute hatten ihn akzeptiert. Dann kam der erste blutige Einsatz im Outback, Harry war dort. Dann der zweite, der Patient überlebte knapp, aber nicht dank ihm. Ich hab die Blutung gestillt, aber der Mann hat sein Bein verloren.“
„Was war passiert?“
„Er wurde immer hektischer und war plötzlich völlig überfordert. Es ging nichts mehr?“
„Burnout.“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, er hatte kaum je einen OP betreten, die letzten Jahre. Hatte in Sydney immer nur noch mit einem anderen Arzt gehandelt, bis sie ihn entlassen hatten, weil er ein Risiko für die Patienten wurde. Er hatte solche Panikzustände, den Patienten zu verlieren, das nichts mehr ging.“ Tom blieb wieder stehen und sah sie ungläubig an. „Wie kam der hier her?“
„Falsche Referenzen, Sydney betreffend. Alles davor aber war ein Paradebeispiel eines Hochbegabten Jugendlichen, der sein Studium schon früh begann und zur Koryphäe auf dem Gebiet der Chirurgie und unter Internisten wurde. Nur... war er nie Kind gewesen, nie... einfach er.“
„Du willst mir also sagen, das Dany genug sie selbst ist und Freunde hat, die sie auffangen, wenn sie doch mal fällt, ja?“
„Ich will dir sagen, das Dany zwar hoch sehr jung ihren Abschluss erreicht hat, aber sie auch viel bezahlt hat, für das was sie bekommen hat.“
„Du meinst.... ihren Kampf zurück in den Alltag? Nach der eigenen Verletzung und dem Tot des Patenkindes?“ Er nickte und schloss die Augen. „Ja, vermutlich hast du Recht. Aber... hochbegabt?“
„Na, wie erklärst du dir denn, das sie in zwei Monaten die Fluglizenz haben will? Gestern war erst die erste Stunde, wenn man es denn so zählen will.“
„In zwei... das weiß David sicher nicht.“
Kate aber sah ihn vielsagend an. „Laut D.J. hat er in seinem Namen den Termin gemacht.“ Tom verdrehte die Augen. „Ich glaube... ich muss da mal mit jemandem reden gehen. Kate? Kommt ihr klar?“
„Ja, geh nur.“
Tom hielt sich nicht mit Klopfen auf, ohnehin hielten es David, Dany und Annie nicht so ernst mit dem abschließen der Haustür. So ganz nachvollziehen konnte er das nicht. Aber es lag vermutlich daran, wo er aufgewachsen war, mitten in der Großstadt, im Gegensatz zu Annie und Dany die beide im Outback groß geworden waren und und David, der in einer ruhigen Vorstadt gelebt hatte. Er klopfte an die untere Wohnungstür und trat dann auch in die Wohnung einfach ein. „David?“
Mit ein wenig verwundertem Gesicht kam sein Freund aus der Küche und musterte ihn verwirrt. „Stimmt was nicht in der Klinik? Dany?“
„Nein, nein, alles gut.“
David nickte und bückte sich, er sammelte Amelia auf und kam zu ihm, deutete auf das Sofa und setzte seine Tochter in das neu aufgestellte Laufgitter. Tom kam nicht umhin zu überlegen sich so ein Ding auch anzuschaffen 2x 1,5 Meter mit einer Matte auf dem Boden schien ihm doch irgendwie wesentlich freundlicher, als der herkömmliche Laufstall. Amelia schien ihre neue Position nicht zu missfallen, sie krabbelte zu ihrem Spielzeug. Tom hob die Brauen und zeigte auf das Kind. „Was ist mit dem Laufen?“ David grinste. „Nicht da drinnen.“
Nachdenklich blickte er hinüber zum Freund. „Du bist nicht hier, um Smalltalk zu halten. Du bist im Dienst und da Dany sicherlich schon mit euch geredet hat. Schieß los!“
Tom schien überrascht, nickte jedoch und wirkte dabei sichtlich ertappt. „Ich... dachte wirklich, ich muss mich um dich nicht mehr sorgen. Aber jetzt, frage ich mich, ob ich mich um euch beide sorgen soll. Sie scheint wegen Sam und seiner Familie nicht minder betroffen wie wir, wo sie sonst problemlos den Abstand wahrt und dann sagt mir D.J., das du nach einer Fluglizenzprüfung in knapp zwei Monaten gefragt hast. Denkst du nicht... das ist... für euch beide ein wenig... knapp bemessen?“
David lehnte sich zurück und betrachtete den Freund aufmerksam. „Du arbeitest jetzt seit Monaten mit ihr zusammen und es ist dir wirklich nicht aufgefallen? Ernsthaft Tom? Sie ist hat nur die Allgemeinmedizin, Geoff ist noch immer für ihre nachträgliche Facharztausbildung mitverantwortlich und du. Und ihr... habt nichts gemerkt?“
Tom blickte ihn nachdenklich an. „Ich weiß nicht so recht, was du meinst, David.“
„Ja, das Gefühl habe ich allerdings auch.“
„Der Notkaiserschnitt bei Amelias Mutter war der erste und einzige bei dem sie je dabei war, Tom. Im Krankenhaus war sie nur bei einigen geplanten Kaiserschnitten dabei, alles... nach Schema F. Danach war sie bei keiner Geburt mehr dabei. Und dennoch hat sie in der Buschhospital mit McKensy einen anderen Notkaiserschnitt völlig alleine durchgeführt, so wie den bei Mrs. Hillers.“
„Okay, sie hat eine schnelle Auffassungsgabe und....“
„Meinst du? Okay, du hast mit ihr die Niere bei Cameryn entfernt. Beim nächsten mal könntest du sie völlig alleine lassen, notfalls auch im Busch, ohne jedes einzelne Instrument und alle Mittel. Sie wird dich nicht brauchen.“
„Moment... du meinst....“
„Sie vergisst nicht Tom. Der Grund warum ihr der Tot der Tochter ihrer Freundin den Boden wegriss, dass sie... manches Schicksal länger betrifft. Sie vergisst es nicht. In ihrer Erinnerung bleibt es nahezu als passiere es gerade jetzt.“ Der ältere schüttelte den Kopf. „Sie hat ein... fotografisches Gedächtnis?“
„Nein, aber nahezu.“
„Wow. Ich sollte aufpassen was ich in ihrer Gegenwart für einen Mist rede.“
David grinste.
LG Dani
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Wieder schickte Dany einen Elektroschock durch den kleinen Körper. „Sinusrhythmus.“ Sie seufzte und griff wieder zum Skalpell, sie musste weitermachen. So rasch sie konnte entfernte sie die Milz und verschloss die Blutgefäße. Annie spülte und als nichts mehr blutete nähte Dany das kleine Mädchen zu. „Das war....“
Erneut schrillte der Alarm los. „Kammerflimmern!“
Annie lud ein weiteres mal die Paddels auf und Dany sandte ein Stoßgebet gen Himmel.
Wieder schockten sie die Kleine.
Nichts, noch immer Kammerflimmern.
„Nochmal!“ Komm schon, komm schon!
„WEG!“ Wieder bäumte sich der Kinderkörper auf der Liege auf und die Anzeige auf dem Monitor veränderte sich.....
A Thousand Miles back
17. Tragische Heimkehr II
„Im Rhythmus. DAVID?!“
>Ich... brauch noch!<
„Wie lange?“
>Eine Weile.< Kam es angespannt zurück. Dann.... >Fliegt! Schick mir Annie!<
„Nein, wir tauschen, du fliegst mit!“ Dany sah zu Annie und die nickte, stand auf. Als der Funk knackte.
.xxxxX-.-Xxxxx.
Tom starrte verbissen auf den Funk vor sich, die Hände zu Fäusten geballt, Kate vorm Tresen war an ihren Mann gelehnt und sie weinte. Eben hatte Broken Hill erklärt die Patientin, Emma jetzt zu übernehmen und dann den Kanal gewechselt. Dany hatte das Kleinkind gerade zum zweiten mal haarscharf zurückgeholt. Er schloss die Augen. Kate und Geoff wechselten einen Blick. „Hat sie eine Chance?“
„Wenn Dany alle Blutungen gefunden hat und die Nähte hal....“
>Im Rhythmus. DAVID?!<
>Ich... brauch noch!<
>Wie lange?<
>Eine Weile.< Kam es angespannt von David. >Fliegt! Schick mir Annie!<
>Nein, wir tauschen, du fliegst mit!<
„Tom?“ Geoff schaute ihn an, er hob den Blick. Tom seufzte. „Er ist... fit genug, wenn er sich heute Abend Ruhe nimmt.“
Er griff nach dem Funk und drückte den Knopf. „David? Wie fühlst du dich?“
>Erstaunlich gut, abgesehen vom Stress?<
„Dany flieg mit Gerry zuürck. David packt das schon.“
>Also gut. Annie geh! Nimm noch die Ersatztasche mit.<
Tom schloss die Augen und seufzte.
„Du machst dir Sorgen.“, bemerkte Kate.
„Ja, aber eher um das, was Dany über Funk nicht gesagt hat.“
„Was meinst du?“ Fragte D.J.
Er öffnete die Augen und stellte sich aufrecht hin, drückte den Rücken durch, es knackte. „Sie hat sich bei Emma recht vage ausgedrückt, ich denke aber...“
„Sie hat es wegen Sam getan?“
„Ja und weil sie wusste, das Emma die schlechtesten Chancen hat.“ Er schüttelte den Kopf. „Hoffen wir das beste.“
Als der Funk rauschte, drehten sie sich alle um, lauschten, angespannt.
>Mike Sierra Foxtrott an Flugsicherung. Erbitte Starterlaubnis in Richtung Cooper's Crossing.<
Die Starterlaubnis kam und Davids Stimme erklang. „Viel Glück.“
>Euch auch.<
.xxxxX-.-Xxxxx.
Dany hockte angespannt neben ihrer kleinen Patientin und schaute immer wieder zum Cockpit, auf die Anzeigen und aus dem Fenster. Bis jetzt hatte sich David nicht gemeldet, sie nahm es hoffend als gutes Zeichen. Die Anzeigen der Kleinen sackten ab und Dany beugte sich alarmiert vor, tastete den Bauch ab und erneut die Extremitäten. „Gerry? Zeit?“
„Zehn Minuten, Sie haben den Flugraum gesperrt.“
Sie nickte und aktivierte ihr eigenes Headset. „Tom? Habt ihr Konserven dabei?“
>Ja, alles schon am Flugplatz. Geoff erwartet euch. Fliegst du zurück?<
„Schick besser Geoff, bitte Tom.“
>Geht klar. Bis gleich.<
.xxxxX-.-Xxxxx.
David seufzte und suchte sich einen passenden Faden aus dem Koffer. Langsam und sorgfältig begann er damit alles zu vernähen. „Annie? Meine Stirn.“
Die Schwester wischte ihm über die Stirn und sah sich um. „Was ist?“, fragte David, da er ihre plötzliche Anspannung bemerkte. „Sie... reanimieren Emma noch immer.“
„Das ist... sehr lange.“
Annie schwieg. Er schaute auf seine Uhr, neben sich und schwieg betreten. Vier oder Fünf Minuten. Das ist lang. Dann noch, die Kopfverletzung. Er zwang sich zur Konzentration, als hinter ihnen die Rotorblätter des Helikopters ertönten. David hielt inne und drehte unwillkürlich den Kopf. Emma wurde in den Helikopter geladen. Dann hörte er die Stimme des anderen Arztes kurz über den Funk.
>Angel II an Cooper's Crossing, wir starten jetzt. Patientin zur Zeit stabil.<
Annie blickte von dem Helikopter zu Sam und dann zu ihm. „Packt sie das? Die Kleine?“
„Vielleicht.“
„Und Sam?“
„Ziemlich sicher.“, antwortete David. Minuten später hörten sie die Motoren der Nomad zurück kehren und David räumte rasch die letzten Sachen ein. Aber noch bevor die Nomad landete erreichte Sgt. Carruthers mit seinem Jeep die Unfallstelle. Er stieg aus und kam auf sie zu. „Hallo, Annie. David? Schön Sie zu sehen, also nicht... Sie wissen schon.“ Jack ging weiter und auf der Straße landete die Nomad. David nickte und stand auf, streckte sich vorsichtig und wachsam. Doch da war nichts. Kein protestierender Muskel. Kein Schmerz, trotz der zuvor so unpassenden und angespannten Haltung. Er lächelte und rieb sich die Schläfe. Annie warf ihm einen besorgten Blick zu. „Hast du... Schmerzen?“
„Nein, gar nicht. Alles okay.“
Er drehte sich herum, als Geoff rief und sah zu seiner Verwunderung hinter Gerry auch Johnno auf sich zu laufen. Fragend blickte er die zwei Piloten an. Gerry und Geoff nahmen sich Sam samt Trage und Annie bepackte sich mit den Taschen. David beugte sich herunter und hob die letzten zwei Taschen auf, als sich eine Hand auf seinen Arm legte. „David? Deine Schlüssel?“
„Was?“ Verwirrt sah er Johnno an. „Na, deine Chesna. Ich bringe Sie nach Crossing?“
David wollte widersprechen, aber wenn er ganz ehrlich war, dann sah er sich doch nicht wirklich in der Lage dazu. Er nickte und deutete auf seine rechte Seite. „Hintere Hosentasche.“
Johnno nickte, zog den Schlüssel aus seiner Tasche und lief los. David folgte hingegen den anderen.
.xxxxX-.-Xxxxx.
Tom nahm Dany und das Kind schon am RTW entgegen. Sie warf ihm einen besorgten Blick zu. „Sie stabilisiert sich nicht richtig. Sie muss noch irgendwo bluten.“
„Der OP ist bereit. Soll ich übernehmen?“ Sie schüttelte den Kopf. „Assistierst du?“
Tom nickte.
Minuten später standen sie gemeinsam im OP und eröffneten den Bauchraum des Kindes, nach Ultraschall erneut. Dany seufzte. „Es ist weniger, als ich befürchtet hatte.“
„Wie viel hat sie verloren?“
„Zu viel.“, Dany blickte auf zu den durchlaufenden Blutkonserven. „Wie viel haben wir noch?“
„Für sie reicht es.“, antwortete Tom leise. Sie schaute auf. „Und ihr Vater?“
„Sam hat A, ich habe Becky losgeschickt Nick und Elinor Garrett zu holen, sie haben auch A. Außerdem fliegt ein Hubschrauber aus Broken Hill unterwegs.“
Sie nickte und sog einen Moment später scharf die Luft ein. „Tom!“
„Ich sehe es, warte....“ Tom tastete vorsichtig mit dem Finger nach dem Gewebe und schüttelte den Kopf. „Keine Chance.“
Dany nickte und sah zur OP- Schwester. Klemmen! Und alles bereitlegen für die Nähte der Blutgefäße.“ Sie schaute zu ihm. „Tom? Ich... ich hab das noch nie...“
„Ich mach es, sieh zu.“
Dany nickte dankbar, setzte die Klemmen jedoch noch selbst, ehe sie an Tom übergab, er überprüfte die Klemmen und entfernte die linke Niere. Sie war stark vergrößert, aufgrund des Blutes, das sich darinnen gesammelt hatte. Dany schaute besorgt auf Puls und Blutdruck der Kleinen. „Du musst dich beeilen, wir halten sie nicht mehr lange.“ Er nickte verbissen. „Ich weiß.“
Als sie nach Ewigkeiten endlich aus dem OP traten, kamen Ihnen ein müder David und ein besorgter Geoff entgegen. Dany ignorierte ihren Boss und lief auf ihren Verlobten zu. Fest schloss sie ihn in die Arme. „Es... tut mir Leid. So... war das nicht geplant.“
Sie legte ihren Kopf wieder an seine Schulter.
David strich ihr durch das Haar und sah sie ruhig an. „Weiß ich doch. Alles okay mit dir?“
Sie zuckte zusammen und starrte ihn an. „Mit... mir?“, fragte sie und schüttelte den Kopf, „Was ist... mit dir?“ Er beugte sich vor und küsste sie auf die Stirn. „Mir geht es erstaunlich gut. Sagen auch Geoff und Alex.“
„Du warst schon bei der Physio?“
„Nicht zur Therapie aber sie hat mich abgetastet und sagte sie sei zufrieden. Also... alles okay. Wie geht es der Kleinen?“ Er wusste sofort das etwas nicht in Ordnung war, Dany war augenblicklich bleich geworden, er schaut hinüber zu Tom. Er spürte deutlich, wie Dany zitterte und hielt sie ihm Arm. „Ist sie...“
Tom schüttelte den Kopf. „Wir mussten die linke Niere entfernen, sie hat eingeblutet. Der Blutverlust war insgesamt sehr hoch, sie ist noch nicht über dem Berg. Aber... wenn sie die Nacht packt.... und die verbliebene Niere es schafft.... vielleicht.“ Dany sah ihn traurig an, ihre Augen glitzerten. „Sam?“ Er strich ihr durch das Haar und seufzte. „Er... liegt im Koma, denken wir. Eigentlich aber... sah es ganz gut aus.“
Tom schüttelte bedrückt den Kopf. „Was für eine Heimkehr.“
Die anderen schwiegen betroffen. Kate kam mit feuchten Augen um die Ecke und alles sah sie an. „Kate?“ Geoff ging zu ihr.
„Emma, sie... sie glauben nicht, das sie... die OP, geschweige denn... die Nacht überlebt.“ Kate flüchtete in die Arme ihres Mannes und alle schwiegen sie bedrückt.
Momente später zuckten sie alle zusammen, als die Tür sich öffnete. Chris kam eilig herein, einen Kinderwagen vor sich. Besorgt sah sie von einem zum anderen. „Okay, also... ich würde sagen, ihr geht jetzt alle in ein Bett, während ich bleibe.“
„Chris, nicht.“ Tom schüttelte den Kopf. „Nicht jetzt. Nicht heute.“
Seine Frau aber nickte. „Doch genau jetzt und heute. Nur die Nacht und ich wecke dich, nein Geoff, sobald was ist. Los, nehm deinen Sohn und geh heim.“
Forschend blickte Tom seine Frau an, dann sah er flüchtig zu Dany. Sie nickte. „Ich hätte sie schon letzte Woche wieder Stundenweise arbeiten lassen. Sie wollte nicht.“, Dany zuckte die Achseln und blickte zu ihrem Mann, „dabei wolltest du diese Stelle mit mir teilen.“
David zuckte die Achseln.
„Okay, ich bleibe hier in der Klinik, im freien Zimmer. Chris du nimmst das Bereitschaftszimmer. Kate, geh heim.“, sagte Geoff ernst. Seine Frau nickte wenig begeistert und Dany sah den älteren bittend an. „Meld dich, wenn was mit ihr ist.“ Geoff nickte. „Geht jetzt. Nacht.“
.xX-.-Xx.
Müde betrat er das zweite Zimmer, der Intensiv. Eben hatte er bei Sam das EEG gemacht. Kein Zweifel, aus irgendeinem Grund, war Sam ins Koma gefallen. Er trat an das Gitterbett, in welchem bleich und von viel zu vielen Geräten umringt das Kleinkind lag. Vier war sie, hatte Jack noch in der Nacht mitgeteilt und sie hieß Cameryn- Emma. Er ging in die Hocke und schaute auf den Urinbeutel.
Noch immer nichts.
Amber sah in den Raum. „Oh, ähm... wie sieht es aus?“
Er stand auf ließ den Beutel los und schüttelte den Kopf. „Noch immer nichts. Rufen Sie in Sydney an, sie sollen Cam oben auf die Transplantationsliste setzen.“ Die junge Schwester schaute erschrocken von ihm zu dem Kind, nickte und verschwand. Er strich der Kleinen über die Stirn. „Halt durch Cami. Nicht aufgeben. Dein Daddy braucht dich noch.“ Er strich ihr durch das blonde, lockige Haar. Das hat sie... eindeutig von dir Sam. Aber Emmas Gesicht.
Traurig nahm er die Hand der Kleinen in seine und drückte sie. „Es wird... alles gut, Cami.“
Er hatte sich eben abgewandt von ihr, als ein Alarm losging und ruckartig fuhr er wieder herum. Doch der Alarm war schon wieder verstummt. Dafür war nun deutlich zu erkennen, das sie gegen die Beatmung an atmete. Er verstellte die Parameter und beobachtete das Kind noch einen Moment. Ehe er ihr erneut über die Stirn strich. „So ist es gut.“, flüsterte er. „Bis später.“
Eine halbe Stunde später verabschiedete sich Chris und kurz darauf standen Tom und Dany hinter ihm, in der kleinen Küche. Bedrückt sah er sie an. Tom nickte. „Chris hat mir schon alles gesagt und ich Dany. Geh heim, Geoff, das war eine lange Nacht.“
„Erst der Kaffee, den brauche ich jetzt.“
Tom nickte. Dany sah unsicher zu Boden und atmete tief durch. „Ähm... ja, also... Tom, Geoff? David er... naja, er würde gerne... zumindest solange... Sam und Cami...“, sie holte noch mal Luft.
Tom grinste und verschränkte die Arme. „Er will wieder arbeiten?“
„Aber nur... Stundenweise. Funksprechstunde. Visite. So was. Sagt er.“
Geoff lächelte. „Sag ihm jederzeit gerne, dann muss ich mir keine Bewerbungen ansehen. Chris hat mir nämlich gesagt, das ihr zur Zeit Aushilfe sein genügt.“ Tom hob verwundert die Brauen. Geoff nickte und sah zu Dany. „Willst du es ihm sagen?“
„Sie würde gerne auf beide Kinder achtgeben, weil sie sich so gut verstehen.“
„Na, warum nicht. Klingt doch gut.“
.xX-.-Xx.
Geoff hatte am frühen Nachmittag noch mal vorbei gesehen. David hatte am Vormittag eine verkürzte Funksprechstunde abgehalten, da die meisten Patienten ohnehin nach gestern nicht geglaubt hatten, das eine stattfand. Jetzt am späten Nachmittag hatte sich wieder Ruhe über die kleine Klinik gelegt. Vor wenigen Minuten war das ohnehin längst überfällige Dialysegerät aus Broken Hill gekommen, was so ein Notfall doch verändern konnte. Jetzt war Tom dabei es durch zu checken.
Dany beendete die Routineuntersuchung bei Sam und hoffte inständig, das sie die Kleine nicht doch noch verloren. Sie hatte sich in der Nacht und den ganzen Tag wacker gehalten. Aber wenn die Niere jetzt nicht bald die Arbeit aufnahm....
Sie seufzte, betrat nach einem Blick zu Tom, der im Arbeitsraum stand, den nächsten Raum. Sie war schon fast beim Bett als sie innehielt. „TOM!“
Als er hinter ihr herein stürzte, gefolgt von Kate, hockte sie vor dem Bett und hielt den Urinbeutel. 80 Mililiter.“ Sie hängte den Beutel wieder fest und stand auf, strich der Kleinen erleichtert durch das Haar. „Du bist eine kleine Kämpferin Cami, wie die Mama, gut machst du das. Alles okay.“
Dany verstummte und löste ihre Hand von der Kleinen. Sie wollte umdrehen, doch Tom packte sie und hielt sie fest. „Wiederhole das.“
„Was?“
„Rede mit ihr, berühre sie.“
„Was?“
„Sie hat reagiert. Rede mit ihr.“
Dany ging erneut ans Bett und nahm dieses mal die Hand des Kindes in ihre. „Cami? Du musst keine Angst haben, alles ist gut. Ganz ruhig.“ Dieses mal aber behielt Dany das Kind im Auge. Tatsächlich, sie atmete tiefer ein, als zuvor. Sie schaute fragend zu Tom. „Ich entferne den Tubus, ehe sie aufwacht.“
„Denkst du wirklich sie wacht so schnell auf?“, Dany war da skeptisch. Tom aber nickte und zuckte die Achseln. „Sie ist ein Kind, den einen Tag kommt der Blinddarm raus, am anderen stecken sie oben im Baum.“ Dany schüttelte den Kopf. „Tom, sie hat...“ Er nickte und verschwand.
Zehn Minuten später war der Tubus entfernt und Dany ersetzte die Beatmung durch eine Nasenbrille. Gerade als sie erleichtert auf das kleine Mädchen hinab sah, folgte die nächste Hiobsbotschaft. Kate kam leichenblass in den Raum. „Tom? Tom, das... Labor. Die... entfernte Niere.“
Tom griff nach dem Labor und Dany eilte die zwei Schritte zu ihm, geschockt starrte sie auf das Blatt. „Ein... Tumor?“
„Sie... braucht eine Chemo.“
„Das packt sie nicht. Das packt die Niere nicht.“
„Ich weiß.“, Tom schaute über aus besorgt hinüber zu dem Kind. „Hoffen wir, das ich recht habe und sie sich in den nächsten Tagen erholt.“
„Das ist... grausam...“
Dany nickte Kate zu und nahm die ältere in den Arm. „Anderseits... ohne den Unfall, wäre es vielleicht nie entdeckt worden. Nicht frühzeitig. Er war klein, er hat sicherlich noch nicht gestreut. Lasst es uns einfach hoffen. Das abgekapselte Tumorgewebe war nicht verletzt und gestreut haben muss er nicht.“
Tom nickte, er schien aber weniger enthusiastisch, wie Dany sich gab. „Mir wäre dennoch ein MRT lieber, um sicher zu gehen. Aber sie ist nicht transportfähig.“
„Geb ihr Zeit.“
„Die haben wir vielleicht nicht, das weißt du.“
„Tom, sie lebt. Geben wir ihnen im schlimmsten Fall die Möglichkeit sich zu verabschieden.“ Dany schaute bedrückt zu ihm rüber. Sie ging zurück ans Bett und setzte sich neben die Kleine, nahm ihre Hand und strich mit dem Finger über den Handrücken. „Ruh dich schön aus, meine Kleine.“
Kate sah Tom an. „Weißt du, es ist echt nicht leicht zwischen euch beiden. Geborene Optimistin dort, geborener Skeptiker hier.“ Sie stieß ihn an und schüttelte den Kopf. „Sieh sie dir an, Tom. Sie weiß es, ebenso gut wie du. Sie weigert sich nur es auf deine Art zu sehen.“
Während sie hinausgingen, beobachtete er die jüngere Kollegin. „Das ist es ja Kate. Wie lange kann sie so weiter machen? Fünf Jahre? Zehn?“
„Weißt du... so ungleich ihr, war ich damals auch nicht. Im Grunde... versuche ich es noch immer so zu sehen. Leider... nimmt dir die Erfahrung manches mal die Hoffnung. Ich denke daher nicht, das du dich um sie sorgen muss. Ich habe ganz andere Ärzte hier gehen sehen. Deinen Vorgänger zum Beispiel.“
„Harry?“ Er starrte sie ungläubig an und Kate schüttelte verwundert den Kopf. „Nein, deinen Vorgänger, ein Richard Timberleine. Der war so alt wie du, war im hektischen Klinikalltag in Sydney nicht mehr klar gekommen. Nach den normalen anfänglichen Problemen, schien er gut klar zu kommen, die Leute hatten ihn akzeptiert. Dann kam der erste blutige Einsatz im Outback, Harry war dort. Dann der zweite, der Patient überlebte knapp, aber nicht dank ihm. Ich hab die Blutung gestillt, aber der Mann hat sein Bein verloren.“
„Was war passiert?“
„Er wurde immer hektischer und war plötzlich völlig überfordert. Es ging nichts mehr?“
„Burnout.“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, er hatte kaum je einen OP betreten, die letzten Jahre. Hatte in Sydney immer nur noch mit einem anderen Arzt gehandelt, bis sie ihn entlassen hatten, weil er ein Risiko für die Patienten wurde. Er hatte solche Panikzustände, den Patienten zu verlieren, das nichts mehr ging.“ Tom blieb wieder stehen und sah sie ungläubig an. „Wie kam der hier her?“
„Falsche Referenzen, Sydney betreffend. Alles davor aber war ein Paradebeispiel eines Hochbegabten Jugendlichen, der sein Studium schon früh begann und zur Koryphäe auf dem Gebiet der Chirurgie und unter Internisten wurde. Nur... war er nie Kind gewesen, nie... einfach er.“
„Du willst mir also sagen, das Dany genug sie selbst ist und Freunde hat, die sie auffangen, wenn sie doch mal fällt, ja?“
„Ich will dir sagen, das Dany zwar hoch sehr jung ihren Abschluss erreicht hat, aber sie auch viel bezahlt hat, für das was sie bekommen hat.“
„Du meinst.... ihren Kampf zurück in den Alltag? Nach der eigenen Verletzung und dem Tot des Patenkindes?“ Er nickte und schloss die Augen. „Ja, vermutlich hast du Recht. Aber... hochbegabt?“
„Na, wie erklärst du dir denn, das sie in zwei Monaten die Fluglizenz haben will? Gestern war erst die erste Stunde, wenn man es denn so zählen will.“
„In zwei... das weiß David sicher nicht.“
Kate aber sah ihn vielsagend an. „Laut D.J. hat er in seinem Namen den Termin gemacht.“ Tom verdrehte die Augen. „Ich glaube... ich muss da mal mit jemandem reden gehen. Kate? Kommt ihr klar?“
„Ja, geh nur.“
Tom hielt sich nicht mit Klopfen auf, ohnehin hielten es David, Dany und Annie nicht so ernst mit dem abschließen der Haustür. So ganz nachvollziehen konnte er das nicht. Aber es lag vermutlich daran, wo er aufgewachsen war, mitten in der Großstadt, im Gegensatz zu Annie und Dany die beide im Outback groß geworden waren und und David, der in einer ruhigen Vorstadt gelebt hatte. Er klopfte an die untere Wohnungstür und trat dann auch in die Wohnung einfach ein. „David?“
Mit ein wenig verwundertem Gesicht kam sein Freund aus der Küche und musterte ihn verwirrt. „Stimmt was nicht in der Klinik? Dany?“
„Nein, nein, alles gut.“
David nickte und bückte sich, er sammelte Amelia auf und kam zu ihm, deutete auf das Sofa und setzte seine Tochter in das neu aufgestellte Laufgitter. Tom kam nicht umhin zu überlegen sich so ein Ding auch anzuschaffen 2x 1,5 Meter mit einer Matte auf dem Boden schien ihm doch irgendwie wesentlich freundlicher, als der herkömmliche Laufstall. Amelia schien ihre neue Position nicht zu missfallen, sie krabbelte zu ihrem Spielzeug. Tom hob die Brauen und zeigte auf das Kind. „Was ist mit dem Laufen?“ David grinste. „Nicht da drinnen.“
Nachdenklich blickte er hinüber zum Freund. „Du bist nicht hier, um Smalltalk zu halten. Du bist im Dienst und da Dany sicherlich schon mit euch geredet hat. Schieß los!“
Tom schien überrascht, nickte jedoch und wirkte dabei sichtlich ertappt. „Ich... dachte wirklich, ich muss mich um dich nicht mehr sorgen. Aber jetzt, frage ich mich, ob ich mich um euch beide sorgen soll. Sie scheint wegen Sam und seiner Familie nicht minder betroffen wie wir, wo sie sonst problemlos den Abstand wahrt und dann sagt mir D.J., das du nach einer Fluglizenzprüfung in knapp zwei Monaten gefragt hast. Denkst du nicht... das ist... für euch beide ein wenig... knapp bemessen?“
David lehnte sich zurück und betrachtete den Freund aufmerksam. „Du arbeitest jetzt seit Monaten mit ihr zusammen und es ist dir wirklich nicht aufgefallen? Ernsthaft Tom? Sie ist hat nur die Allgemeinmedizin, Geoff ist noch immer für ihre nachträgliche Facharztausbildung mitverantwortlich und du. Und ihr... habt nichts gemerkt?“
Tom blickte ihn nachdenklich an. „Ich weiß nicht so recht, was du meinst, David.“
„Ja, das Gefühl habe ich allerdings auch.“
„Der Notkaiserschnitt bei Amelias Mutter war der erste und einzige bei dem sie je dabei war, Tom. Im Krankenhaus war sie nur bei einigen geplanten Kaiserschnitten dabei, alles... nach Schema F. Danach war sie bei keiner Geburt mehr dabei. Und dennoch hat sie in der Buschhospital mit McKensy einen anderen Notkaiserschnitt völlig alleine durchgeführt, so wie den bei Mrs. Hillers.“
„Okay, sie hat eine schnelle Auffassungsgabe und....“
„Meinst du? Okay, du hast mit ihr die Niere bei Cameryn entfernt. Beim nächsten mal könntest du sie völlig alleine lassen, notfalls auch im Busch, ohne jedes einzelne Instrument und alle Mittel. Sie wird dich nicht brauchen.“
„Moment... du meinst....“
„Sie vergisst nicht Tom. Der Grund warum ihr der Tot der Tochter ihrer Freundin den Boden wegriss, dass sie... manches Schicksal länger betrifft. Sie vergisst es nicht. In ihrer Erinnerung bleibt es nahezu als passiere es gerade jetzt.“ Der ältere schüttelte den Kopf. „Sie hat ein... fotografisches Gedächtnis?“
„Nein, aber nahezu.“
„Wow. Ich sollte aufpassen was ich in ihrer Gegenwart für einen Mist rede.“
David grinste.