1 - Flying Doctors - Das neue Leben
von mops1980
Kurzbeschreibung
Kelly Marshall erfüllt sich nach einer schweren Krankheit ihren Lebenstraum. Sie zieht von Sydney in die kleine Outback Stadt Coopers Crossing und beginnt dort beim Royal Flying Doctor Service als Krankenschwester zu arbeiten. Bei ihrer Arbeit lernt sie den Arzt Tom Callaghan kennen und das Schicksal nimmt seinen Lauf...
GeschichteAllgemein / P12 / Gen
Dr. Chris Randall
Dr. Tom Callaghan
Kate Wellings/Standish
OC (Own Character)
Sgt. Jack Carruthers
27.09.2014
27.09.2014
1
3.739
1
27.09.2014
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Meine FF's zu den Flying Doctors sind völlig unabhängig von der Serie. Es kann aber durchaus mal sein, dass ich auf einige Dinge, die in der Serie passiert sind, Bezug nehme.
Es ist schon lange her, dass ich diese Geschichten geschrieben habe. Recherche kannte ich zu der Zeit noch nicht. Man möge mir also nachsehen, wenn einige Sachen vielleicht nicht so gut passen. Das wird aber von Geschichte zu Geschichte besser, denke ich.
Okay, los geht's:
***********************************************************************************************
'Gott sei Dank, habe ich das jetzt überstanden.' dachte Kelly Marshall. 'Nach diesen Monaten werde ich ein neues Leben anfangen.'
Sie hatte ihre Zelte in Sydney abgebrochen und war jetzt mit dem Bus auf dem Weg nach Coopers Crossing.
'Diese Krankheit hat beinahe mein Leben zerstört.' dachte sie wieder.
Endlich würde sich jetzt ihr Lebenstraum erfüllen. Schon seit sie in der Ausbildung war, wollte sie beim Royal Flying Doctor Service arbeiten.
Nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen war, hatte sie sich direkt beworben und eine Stelle in Coopers Crossing, New South Wales, angeboten bekommen.
"Ist die neue Krankenschwester schon da, DJ?", fragte Dr. Tom Callaghan als er die Zentrale der fliegenden Ärzte in Coopers Crossing betrat.
"Nein, sie hat von unterwegs angerufen. Ihr Bus hatte Verspätung.", antwortete DJ, der Funker.
"Ist in Ordnung. Ich bin in meinem Büro, wenn irgendwas ist.", erklärte der Arzt.
Kelly saß mit ihren Taschen an der Bushaltestelle. Sie fuhr sich durch ihre wilde, dunkle Lockenmähne und sah auf die Uhr.
'Wo bleibt er denn? Er hat doch gesagt, dass er mich abholen wollte. Na, dann muss ich mich wohl selber auf den Weg machen.’ dachte sie.
Nach einigen Metern hatte sie die Zentrale schon erreicht.
'Na, das war ja gar nicht so schwer.' dachte sie und ging hinein.
"Hallo, jemand da?" Niemand war zu sehen. "Hallo?“
"Oh, Entschuldigung. Kann ich ihnen helfen?" DJ kam aus dem Abstellraum.
"Das will ich ja wohl stark annehmen, ich bin Kelly Marshall, die neue Krankenschwester."
"Oh verdammt, ich hab' vergessen, sie abzuholen. Es tut mir leid, Miss Marshall."
"Ach, das macht nichts, ich bin ja auch so hier angekommen. Es war ja nicht zu weit von der Bushaltestelle entfernt. Dann sind sie also Mr. Joanidis? Schön sie kennen zu lernen."
"Oh, bitte nennen sie mich DJ.“
"Wenn sie mich Kelly nennen, mache ich das gerne. DJ ist aber nicht ihr richtiger Name, oder?“
"Nein, eigentlich Dimitri, aber so nennen mich nur meine Eltern.“
"Ist es hier immer so ruhig?"
"Im Moment ja. Es gab einen Notfall auf einer Farm und da wurden alle Kräfte gebraucht.“
"Ach so, schade, ich dachte ich könnte sofort meine neuen Kollegen kennen lernen."
"Das können sie ja nachholen. Was halten sie davon, wenn ich mit ihnen zum Hotel rüber gehe, wo wir ihnen ein Zimmer reserviert haben? Dort können sie dann auch etwas trinken und sich ausruhen. Sie sehen erschöpft aus.“
"Eine wunderbare Idee. Ich träume regelrecht von einer Dusche. Aber müssen sie nicht am Funkgerät bleiben?"
"Kein Problem, dafür habe ich dieses Handgerät hier entwickelt. Ich stelle das Funkgerät auf das Gerät um und ich kann überall hingehen, so wie jetzt ins Hotel. Kommen sie."
DJ nahm ihre Taschen. Sie gingen zusammen zum Majestic Hotel, in dem für Kelly ein Zimmer reserviert worden war, bis sie eine andere Bleibe gefunden hatte.
"Hallo DJ mein Freund, wie geht es dir?" Victor Buckley, der Besitzer des Majestic Hotels, das auch gleichzeitig ein Pub war, begrüßte DJ, als er reinkam. "Wen hast du denn da mitgebracht?"
"Vic, darf ich vorstellen, das ist Kelly Marshall, unsere neue Krankenschwester. Kelly, das ist Victor Buckley, der Besitzer des Hotels."
"Guten Tag Mr. Buckley."
"Oh, bitte nennen sie mich Vic. Wir hier in Crossing sind nicht so förmlich."
"Okay,... Vic. Dann nennen sie mich aber bitte Kelly."
"Sie wollen jetzt sicher erst einmal auf ihr Zimmer und sich ausruhen, sie sehen erschöpft aus."
"Wenn ich ehrlich bin, bin ich das auch. Aber vorher würde ich gerne einen Orangensaft trinken."
"Aber gerne." Vic stellte ihr das Glas Orangensaft hin. "Bitte. Ich hole eben Nancy, meine Frau, die wird ihnen ihr Zimmer zeigen."
Nancy Buckley zeigte ihr das Zimmer. Vorher hatte Kelly mit DJ abgemacht, dass sie sich abends um halb acht im Pub treffen wollten, um die anderen Kollegen kennen zu lernen.
"So, das ist ihr Zimmer, ich hoffe es ist ihnen so recht."
"Es ist wunderbar. Wo kann ich duschen?"
"Das Bad ist am Ende des Flures."
"Danke, Mrs. Buckley.", sagte Kelly. Sie mochte die ältere Frau auf Anhieb.
"Oh, bitte nennen sie mich Nancy."
"Okay, danke Nancy."
Kelly duschte und legte sich dann auf das Bett. Sie war sehr erschöpft.
'Ich habe die Krankheit wohl doch noch nicht ganz überstanden. Hoffentlich ist es bald vorbei. Aber wenigstens werde ich hier gut aufgenommen. Die Leute sind so freundlich.' dachte sie. Über diese Gedanken schlief sie schließlich ein.
Sie wachte gerade noch rechtzeitig auf, um sich für das Abendessen umzuziehen. Pünktlich um halb acht war sie unten. DJ und die anderen waren schon da. Sie ging auf die Gruppe zu.
"Guten Abend." begrüßte sie alle.
"Oh, hallo Kelly. Möchten sie etwas trinken?" wurde sie von DJ begrüßt.
"Oh ja, einen Orangensaft hätte ich gerne."
"Vic, einen Orangensaft bitte."
"Kommt sofort." rief Vic von der Bar aus.
"So, dann stelle ich sie mal den Kollegen vor. Also, diese hübsche, junge Dame hier ist Kate Wellings. Sie ist neben ihnen die zweite Krankenschwester, die direkt bei den fliegenden Ärzten angestellt ist. Im Krankenhaus schwirren dann auch noch einige rum, die aber nicht zum Service gehören. Sie ist übrigens in Coopers Crossing geboren und aufgewachsen."
"DJ, du bist und bleibst ein Schmeichler. Hallo Kelly, schön sie kennen zu lernen." Kate gab ihr die Hand.
"Und das hier ist Dr. Chris Randall. Sie ist die eine Hälfte unserer Ärzte."
„Hallo Kelly!“ Chris gab Kelly lächelnd die Hand.
"So, und dieser junge Mann hier ist Sam Patterson, unser Pilot. Und das hier ist Tom Callaghan, die andere Hälfte unserer Ärzte und gleichzeitig der Chefarzt."
"Hallo Kelly. Willkommen im Team. Tut mir leid, dass ich sie heute Mittag nicht persönlich begrüßen konnte, aber DJ hat ihnen bestimmt erzählt, was hier los war."
"Ja, hat er. Aber das bringt der Job nun mal mit sich.“
Tom Callaghan war ein gut aussehender Mann. Kurze, braune Haare und braune Augen. Sein Alter schätze Kelly auf ungefähr dreißig bis 35 Jahre.
"Sie waren am Royal Central Hospital in Sydney? Ein schönes Krankenhaus. Warum sind sie gegangen?" fragte Kate, als sie sich an einen Tisch gesetzt und was zu essen bestellt hatten.
"Im Grunde bin ich Krankenschwester geworden, weil ich immer schon beim Flying Doctor Service arbeiten wollte. So war die Arbeit in Sydney immer nur eine Übergangslösung. Eigentlich hab ich mich dort nie so richtig wohl gefühlt. Ich bin in einer kleinen Stadt in Queensland geboren und aufgewachsen, da tut man sich mit dem Großstadtleben doch recht schwer.“, erklärte Kelly.
"Das glaube ich ihnen. Ich war sehr froh, dass ich nach meiner Ausbildung wieder hier her zurück konnte.“, erklärte Kate.
„Deshalb möchte ich auch so schnell wie möglich eine eigene Bleibe hier haben. Gibt es eine Möglichkeit, hier ein kleines Haus zu mieten?“, fragte Kelly jetzt.
"Erst mal was anderes.“, sagte Tom plötzlich. "Normal duzen wir uns immer sofort, wenn neue Kollegen kommen. Wenn das für sie in Ordnung ist, Kelly."
"Ja klar." Kelly lächelte zustimmen und sie stießen darauf an.
"Um noch mal auf deine Frage wegen dem Haus zurück zu kommen. Neben mir ist gerade ein Haus frei geworden. Meines Wissens soll es vermietet werden." sagte Chris.
"Das wäre natürlich super. An wen muss ich mich denn wenden?", fragte Kelly interessiert.
"An das hiesige Immobilienbüro. Ich würde am besten morgen sofort hingehen.", erklärte Chris.
"Ja, warum nicht. Das werde ich machen."
An diesem Abend lernte Kelly ihre Kollegen schon ganz gut kennen. Jeder erzählte ein wenig über sich.
"So, wenn ihr mich jetzt entschuldigen wollt, ich bin furchtbar müde und möchte jetzt gerne schlafen. Für meinen ersten Arbeitstag muss ich morgen fit sein.", verabschiedete Kelly sich nach einiger Zeit.
"Ja klar, geh ruhig. Ich finde, du siehst ein wenig blass um die Nase aus." bemerkte Tom.
"Ach, das kommt von der langen Busfahrt. Ich lege mich jetzt hin und dann bin ich morgen topfit. Gute Nacht, bis morgen." sagte Kelly.
"Ja, wir sehen uns morgen."
Als Kelly oben war, sah sie sich ihr Zimmer erst mal genauer an. Es war sehr einfach eingerichtet.
Ein Bett, daneben ein Nachtschränkchen und gegenüber dem Bett war ein Kleiderschrank. Direkt neben der Tür an der Wand stand eine Spiegelkommode mit einem Stuhl. Es gab auch ein Waschbecken, wo sie sich waschen konnte. Nur duschen musste sie in einer Gemeinschaftsdusche, aber das Zimmer war ja auch nur vorübergehend. Wenn sie das Haus neben Chris nehmen würde, hatte sich dieses Thema auch erledigt.
Sie dachte aber auch über ihre neuen Kollegen nach. DJ mochte sie sehr gerne. Er hatte immer einen witzigen Spruch auf den Lippen und hatte sie sehr gut in die Gesellschaft von Coopers Crossing eingeführt.
Kate Wellings war sehr aufgeschlossen und anscheinend auch sehr beliebt. Aber das lag vermutlich daran, dass sie in Coopers Crossing geboren war.
Über Sam Patterson konnte sie sich noch kein genaueres Bild machen, aber auch er schien sehr nett zu sein. Er wohnte mit Tom zusammen in einem Haus.
Chris Randall war ein eher ruhiger Vertreter. Aber auch sie machte auf Kelly einen sehr netten Eindruck. Schließlich musste das auf Gegenseitigkeit beruhen, dachte Kelly, sonst hätte Chris ihr bestimmt nicht den Tipp mit dem Haus gegeben.
Dann Tom Callaghan. Er war sehr nett und vor allem gut aussehend.
Am nächsten Morgen ging Kelly pünktlich zur Zentrale, um ihren ersten Arbeitstag anzutreten.
"Guten Morgen." rief sie, als sie die Zentrale betrat.
"Guten Morgen." rief Tom. Außer ihm schien niemand dort zu sein.
"Ist DJ noch gar nicht da?" fragte Kelly.
"Nein, er hat verschlafen. Ich habe ihn schon angerufen."
"Wieso, seid ihr noch so lange in Pub gewesen?“
"Chris, Kate, Sam und ich sind kurz nach dir gegangen. DJ ist noch dort geblieben und hat mit einigen Leuten noch richtig Party gemacht. Das müsstest du doch eigentlich gehört haben.", erklärte Tom.
"Oh, ich habe geschlafen wie ein Murmeltier. Ich hab nichts gehört.", erklärte Kelly.
"Kein Wunder, du hast wirklich sehr erschöpft ausgesehen gestern. Und jetzt bist du auch noch ziemlich blass um die Nase. Meinst du wirklich, dass es von der langen Fahrt kommt?", fragte Tom und sah sie ein wenig besorgt an.
"Da gehe ich stark von aus. Es war ja nun wirklich eine lange Fahrt. Das ihr Ärzte doch immer sofort so besorgt seid."
Tom sagte dazu nichts.
'Keiner soll etwas von meinem Schicksal erfahren. Ich habe es jetzt fast durch gestanden.' dachte Kelly.
"Wo sind denn die anderen? Chris, Kate und Sam?" fragte sie.
"Die sind heute Morgen schon früh zur Kliniktour aufgebrochen. Wir sind also alleine. Ich führe dich heute erst einmal durch das Krankenhaus, damit du dich ein wenig vertraut machen kannst. Dann kannst du dich auch mit den Schwestern im Krankenhaus bekannt machen."
"Ja, in Ordnung."
Tom führte Kelly durch das Krankenhaus. Sie stellte sich bei den Patienten und den anderen Krankenschwestern vor, dann war schon der halbe Tag vergangen.
"Und, wie gefällt dir unser kleines Reich hier?", fragte Tom.
"Super, auf jeden Fall nicht so hektisch wie im Royal Central Hospital.", antwortete Kelly lächelnd.
"Das kann ich mir vorstellen. Willst du heute eigentlich zum Immobilienbüro gehen?"
"Ja, da wollte ich in der Mittagspause hin."
"Was hältst du davon, wenn ich dich begleite und wir anschließen zusammen einen Happen essen?", schlug Tom vor.
"Eine gute Idee. Mir knurrt ganz schön der Magen.", stimmte Kelly zu.
„Okay, dann lass uns gehen.“
"Hallo James." begrüßte Tom den Mitarbeiter.
"Hallo, Dr. Callaghan. Was kann ich für sie tun?"
"Oh, für mich gar nichts. Es geht um diese junge Dame hier. Das ist Kelly Marshall, unsere neue Krankenschwester.", wurde Kelly von Tom vorgestellt.
"Guten Tag, Miss Marshall. Womit kann ich ihnen denn helfen?" fragte James McFadden, der Immobilienmakler.
"Ich habe von Dr. Randall erfahren, dass neben ihr ein Haus frei ist und würde es mir gerne mal ansehen.“
"Das lässt sich einrichten. Haben sie sofort Zeit?“
"Das geht leider nicht. Ich muss gleich wieder an die Arbeit.“
"Wie wäre es heute Abend?"
"Ja, das wäre mir recht. Um acht Uhr?"
"Ja, das ist in Ordnung. Wo wollen wir uns treffen? Beim Haus?"
"Ja, gerne."
"Also gut, dann bis heute Abend."
"Ja, bis heute Abend."
Tom und Kelly gingen wieder raus.
"So, das hätten wir." sagte Kelly. "Ich habe bloß ein Problem. Ich weiß ja gar nicht, wo das Haus ist."
"Kein Problem, ich fahr mit. Ich hole dich um viertel vor acht ab."
"Ja, das ist gut."
Sie gingen ins Pub.
"Wollen wir uns dort hinsetzen?" fragte Tom.
"Ja, ist mir recht."
Sie setzten sich und sahen in die Speisekarte. Dann bestellten sie ihr Essen bei Nancy. Als sie ihr Essen bekamen ging die Tür auf.
"Ah, da hatten noch mehr Leute die Idee, etwas zu essen." sagte Tom.
Es waren Chris, Kate und Sam. Sie setzten sich zu Tom und Kelly.
"Und Kelly, hast du es dir schon überlegt, wegen dem Haus?" fragte Chris.
"Ja, ich komme gerade vom Immobilienbüro und habe heute Abend einen Besichtigungstermin."
"Schön, vielleicht sind wir dann ja bald Nachbarn.“
"Nun Tom, was meinst du?", fragte Kelly als sie gerade in der Küche des Hauses standen.
"Also, der Mietpreis ist wirklich okay und der Zustand des Hauses ist auch super. Ich würde es nehmen.“
Das Haus war wirklich nicht schlecht. Hinter dem Haus war eine Veranda, was ja für die australischen Häuser typisch war. Es gab einen Garten, der gerade so groß war, dass Kelly sich gut darum kümmern konnte. Auch die Grundrissaufteilung war sehr übersichtlich. Das Haus hatte eine große Küche.
"Das ist ja eine riesige Küche. Und auch schon möbliert. Dann brauche ich nicht mal neue Küchenmöbel kaufen. Hier kann ich mich ja nach Herzenslust austoben. Ich koche doch so gerne." sagte Laura begeistert.
"Schön, dann kannst du uns ja mal einladen.", meinte Tom grinsend.
"Das hättet ihr wohl gerne. Auch sonst ist das Haus in einem Topzustand. Ich brauche nicht mal tapezieren. Und es reicht völlig aus für eine Person. Ich nehme es. Wann kann ich einziehen, Mr. McFadden?" fragte Kelly.
"Wenn sie wollen, sofort."
"So schnell geht es natürlich auch nicht. Ich habe noch einige meiner Sachen in Sydney in einem Lager. Ich muss dort anrufen und die Sachen anliefern lassen. Aber ich denke heute in einer Woche könnte ich einziehen.", erklärte Kelly.
"In Ordnung, Miss Marshall. Dann mache ich den Vertrag fertig." Sie besiegelten alles mit einem Handschlag.
"Gut, wenn du dann soweit bist, dass du einziehen kannst, sag Bescheid. Ich helfe dir dann. Und ich denke die anderen werden bestimmt auch gerne helfen." sagte Tom.
"Auf das Angebot komme ich gerne zurück. Danke!“, antwortete Kelly mit einem Lächeln.
Die Zeit bis zu Kellys Umzug verging wie im Flug. Sie machte ihre erste Kliniktour und fing so langsam an sich an ihre neue Arbeit zu gewöhnen. Zudem fühlte sie sich jetzt schon richtig wohl in Coopers Crossing. Von den Bewohnern wurde sie sehr gut aufgenommen.
Beim Umzug packten alle tatkräftig mit an, so dass innerhalb eines Tages alles erledigt war. Nach getaner Arbeit saßen alle auf der Couch in Kellys Wohnzimmer.
"Was haltet ihr davon, wenn wir jetzt erst mal etwas trinken?" fragte Kelly.
"Ja, gerne. Ich könnte ein ganzes Fass leeren." sagte Tom.
"Ich hole etwas." sagte Kelly und stand auf. Sie schwankte ein wenig.
"Ist alles in Ordnung, Kelly?" fragte Tom besorgt.
"Ja, ja, schon gut. Ich bin wohl zu schnell aufgestanden. Das hab ich wohl mal.“, meinte Kelly nur.
'Diese verdammte Krankheit verfolgt mich. Wäre ich sie doch nur endlich los.' dachte Kelly, als sie in die Küche ging.
„Ist es wirklich vom zu schnellen Aufstehen?“, fragte Kate, als Kelly den Raum verlassen hatte.
"Ich weiß nicht, sie war bei ihrer Ankunft schon so blass. Sie sagte zu mir, dass es vom Ortswechsel kommt. Aber es ist die ganze Woche noch nicht besser geworden." antwortete Tom.
„Irgendwas stimmt nicht mit ihr.“, meinte auch Chris. „War sie vielleicht krank, bevor sie herkam?“
„Du könntest Recht haben.“, entgegnete Tom.
Am nächsten Tag war Kelly im Krankenhaus eingeteilt. Es war viel zu tun. Zeitweise wusste Kelly nicht wo ihr der Kopf stand. Vermutlich lag es am heißen Wetter. Patienten, die bereits im Krankenhaus lagen, bekamen starke Kreislaufprobleme und es wurden viele Patienten mit Kreislaufproblemen aufgrund des Wetters eingeliefert.
Auch Kelly ging es nicht sehr gut. Sie hielt aber tapfer durch und ließ sich nichts anmerken.
„Was für ein Tag!“, meinte Tom, als sie nach Dienstschluss zusammen das Krankenhaus verließen.
„Du sagst es. Man sollte doch meinen, dass die Leute hier an die Hitze gewöhnt sind.“, antwortete Kelly erschöpft.
Sie musste sich stark zusammenreißen, dass sie nicht doch noch vor Erschöpfung zusammenbrach.
„Ja, eigentlich schon. Soll ich dich nach Hause fahren? Du siehst sehr erschöpft aus.“, fragte Tom und sah sie besorgt an.
„Nein danke, nicht nötig. Ich habe mein Fahrrad hier.“ antwortete sie.
Tom sah Kelly an, die weiß wie ein Bettlaken war.
„Du fällst doch gleich um vor Erschöpfung.“
Kelly ging langsam zu ihrem Fahrrad.
„Ich kann doch nicht…“, sagte Kelly noch, aber dann gaben ihre Knie nach. Neben ihrem Fahrrad fiel sie ohnmächtig zu Boden. Tom war sofort bei ihr und fühlte ihren Puls. Er tätschelte ihre Wangen, aber sie kam nicht zu sich. Er hob sie hoch und brachte sie zurück ins Krankenhaus, wo Kate ihm über den Weg lief.
„Kate, schnell eine Trage!“, rief Tom und legte Kelly auf die Trage, die Kate und ein Pfleger schnell geholt hatten.
„Was ist passiert?“, fragte Kate.
„Sie ist zusammengebrochen. Komm mit in den Behandlungsraum. Du musst mir helfen.“
Tom untersuchte Kelly gründlich, sie war noch nicht wieder zu sich gekommen.
„Und, was meinst du?" fragte Kate.
„Ich weiß es nicht. Ich gebe ihr jetzt erst mal etwas für ihren Kreislauf, damit der sich wieder stabilisiert. Und dann werde ich abwarten, bis sie wieder zu sich kommt. Ich denke, dass sie sehr gut weiß, was ihr fehlt.“
Tom legte eine Infusion und gab ihr eine Injektion mit einem Kreislaufmittel.
Kelly wurde in ein Zimmer gebracht, wo Tom sich an ihr Bett setzte. Irgendwann kam Kelly wieder zu sich.
„Na, wie fühlst du dich?“, fragte Tom.
„Was ist passiert, wo bin ich?“, fragte Kelly schwach.
„Du hattest einen Zusammenbruch und liegst im Krankenhaus.“, antwortete Tom.
„Nein, hier bleibe ich nicht. Ich will nicht schon wieder Patientin sein.“, rutschte es Kelly heraus. Sie wollte aufstehen. Tom drückte sie sanft in die Kissen zurück.
„Was meinst du mit: schon wieder Patientin? Was ist mit dir los?“, wollte Tom wissen.
„Ist nicht so wichtig.“, antwortete Kelly und sah zur anderen Seite.
„Kelly, du warst lange bewusstlos. Das hat doch eine Ursache und kommt ganz bestimmt nicht nur von der Hitze.“
„Eigentlich wollte ich es nicht erzählen.“, sagte Kelly seufzend. „Aber ich schätze mal ich werde nicht drum herum kommen. Ich war am Guillain-Barré-Syndrom erkrankt, bevor ich herkam.“
„Guillain-Barré-Syndrom? Eine seltene Krankheit. Damit habe ich in meinen Jahren als Arzt noch nie zu tun gehabt. Was war der Auslöser und wie hat es sich bei dir ausgewirkt?“, fragte Tom interessiert.
„Den Auslöser kennt man leider nicht. Jeder Nerv und jeder Muskel meines Körpers war betroffen und ich war so gut wie gelähmt. Ich hatte eine Atemlähmung und war lange an eine Beatmungsmaschine angeschlossen. Die Ärzte hatten mich schon aufgegeben, aber da hatten sie die Rechnung ohne mich gemacht. Ich habe gekämpft und bald ging es mir besser. Meine Genesung hat sehr lange gedauert. Ich bin direkt von meiner Reha in Sydney hier her gefahren.“
„Kein Wunder, dass es dir die letzten Tage so schlecht ging. Erst die lange Reise im Bus, dann der Umzug gestern und diese Hitze.“
„Ja, sieht wohl so aus. Und ehrlich gesagt bin ich froh, dass ich es jetzt doch erzählt habe.“, erklärte Kelly.
„Versuch jetzt ein wenig zu schlafen. Im Moment brauchst du einfach nur Ruhe.“, erklärte Tom.
Kelly schlief die ganze Nacht durch. Am nächsten Morgen machte Tom seine Runde.
„Na, wie fühlst du dich?“, fragte er.
„Schon viel besser. Wann werde ich entlassen?“, antwortete Kelly mit einer Gegenfrage.
„Jetzt mal ganz langsam. Erst will ich sehen, wie es dir geht und dann können wir weiter reden.“, erwiderte Tom mit einem Schmunzeln. Er fühlte ihren Puls und maß den Blutdruck.
„Na, das sieht ja alles schon viel besser aus als gestern. Heute bleibst du noch hier, würde ich sagen, und morgen kannst du dann nach Hause.“, erklärte Tom.
„Und wann kann ich wieder arbeiten?“, fragte Kelly.
„Das kannst du mich in zwei Wochen noch mal fragen. Erst musst du dich vollständig erholen. Du willst doch nicht noch einen Rückfall riskieren, oder?“
„Nein, natürlich nicht. Aber ich hab’s wirklich satt, krank zu sein. Und mal ganz ehrlich: Es ist ganz schön peinlich. Ich arbeite gerade eine Woche hier und schon bin ich krank.“
E*N*D*E
Es ist schon lange her, dass ich diese Geschichten geschrieben habe. Recherche kannte ich zu der Zeit noch nicht. Man möge mir also nachsehen, wenn einige Sachen vielleicht nicht so gut passen. Das wird aber von Geschichte zu Geschichte besser, denke ich.
Okay, los geht's:
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'Gott sei Dank, habe ich das jetzt überstanden.' dachte Kelly Marshall. 'Nach diesen Monaten werde ich ein neues Leben anfangen.'
Sie hatte ihre Zelte in Sydney abgebrochen und war jetzt mit dem Bus auf dem Weg nach Coopers Crossing.
'Diese Krankheit hat beinahe mein Leben zerstört.' dachte sie wieder.
Endlich würde sich jetzt ihr Lebenstraum erfüllen. Schon seit sie in der Ausbildung war, wollte sie beim Royal Flying Doctor Service arbeiten.
Nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen war, hatte sie sich direkt beworben und eine Stelle in Coopers Crossing, New South Wales, angeboten bekommen.
"Ist die neue Krankenschwester schon da, DJ?", fragte Dr. Tom Callaghan als er die Zentrale der fliegenden Ärzte in Coopers Crossing betrat.
"Nein, sie hat von unterwegs angerufen. Ihr Bus hatte Verspätung.", antwortete DJ, der Funker.
"Ist in Ordnung. Ich bin in meinem Büro, wenn irgendwas ist.", erklärte der Arzt.
Kelly saß mit ihren Taschen an der Bushaltestelle. Sie fuhr sich durch ihre wilde, dunkle Lockenmähne und sah auf die Uhr.
'Wo bleibt er denn? Er hat doch gesagt, dass er mich abholen wollte. Na, dann muss ich mich wohl selber auf den Weg machen.’ dachte sie.
Nach einigen Metern hatte sie die Zentrale schon erreicht.
'Na, das war ja gar nicht so schwer.' dachte sie und ging hinein.
"Hallo, jemand da?" Niemand war zu sehen. "Hallo?“
"Oh, Entschuldigung. Kann ich ihnen helfen?" DJ kam aus dem Abstellraum.
"Das will ich ja wohl stark annehmen, ich bin Kelly Marshall, die neue Krankenschwester."
"Oh verdammt, ich hab' vergessen, sie abzuholen. Es tut mir leid, Miss Marshall."
"Ach, das macht nichts, ich bin ja auch so hier angekommen. Es war ja nicht zu weit von der Bushaltestelle entfernt. Dann sind sie also Mr. Joanidis? Schön sie kennen zu lernen."
"Oh, bitte nennen sie mich DJ.“
"Wenn sie mich Kelly nennen, mache ich das gerne. DJ ist aber nicht ihr richtiger Name, oder?“
"Nein, eigentlich Dimitri, aber so nennen mich nur meine Eltern.“
"Ist es hier immer so ruhig?"
"Im Moment ja. Es gab einen Notfall auf einer Farm und da wurden alle Kräfte gebraucht.“
"Ach so, schade, ich dachte ich könnte sofort meine neuen Kollegen kennen lernen."
"Das können sie ja nachholen. Was halten sie davon, wenn ich mit ihnen zum Hotel rüber gehe, wo wir ihnen ein Zimmer reserviert haben? Dort können sie dann auch etwas trinken und sich ausruhen. Sie sehen erschöpft aus.“
"Eine wunderbare Idee. Ich träume regelrecht von einer Dusche. Aber müssen sie nicht am Funkgerät bleiben?"
"Kein Problem, dafür habe ich dieses Handgerät hier entwickelt. Ich stelle das Funkgerät auf das Gerät um und ich kann überall hingehen, so wie jetzt ins Hotel. Kommen sie."
DJ nahm ihre Taschen. Sie gingen zusammen zum Majestic Hotel, in dem für Kelly ein Zimmer reserviert worden war, bis sie eine andere Bleibe gefunden hatte.
"Hallo DJ mein Freund, wie geht es dir?" Victor Buckley, der Besitzer des Majestic Hotels, das auch gleichzeitig ein Pub war, begrüßte DJ, als er reinkam. "Wen hast du denn da mitgebracht?"
"Vic, darf ich vorstellen, das ist Kelly Marshall, unsere neue Krankenschwester. Kelly, das ist Victor Buckley, der Besitzer des Hotels."
"Guten Tag Mr. Buckley."
"Oh, bitte nennen sie mich Vic. Wir hier in Crossing sind nicht so förmlich."
"Okay,... Vic. Dann nennen sie mich aber bitte Kelly."
"Sie wollen jetzt sicher erst einmal auf ihr Zimmer und sich ausruhen, sie sehen erschöpft aus."
"Wenn ich ehrlich bin, bin ich das auch. Aber vorher würde ich gerne einen Orangensaft trinken."
"Aber gerne." Vic stellte ihr das Glas Orangensaft hin. "Bitte. Ich hole eben Nancy, meine Frau, die wird ihnen ihr Zimmer zeigen."
Nancy Buckley zeigte ihr das Zimmer. Vorher hatte Kelly mit DJ abgemacht, dass sie sich abends um halb acht im Pub treffen wollten, um die anderen Kollegen kennen zu lernen.
"So, das ist ihr Zimmer, ich hoffe es ist ihnen so recht."
"Es ist wunderbar. Wo kann ich duschen?"
"Das Bad ist am Ende des Flures."
"Danke, Mrs. Buckley.", sagte Kelly. Sie mochte die ältere Frau auf Anhieb.
"Oh, bitte nennen sie mich Nancy."
"Okay, danke Nancy."
Kelly duschte und legte sich dann auf das Bett. Sie war sehr erschöpft.
'Ich habe die Krankheit wohl doch noch nicht ganz überstanden. Hoffentlich ist es bald vorbei. Aber wenigstens werde ich hier gut aufgenommen. Die Leute sind so freundlich.' dachte sie. Über diese Gedanken schlief sie schließlich ein.
Sie wachte gerade noch rechtzeitig auf, um sich für das Abendessen umzuziehen. Pünktlich um halb acht war sie unten. DJ und die anderen waren schon da. Sie ging auf die Gruppe zu.
"Guten Abend." begrüßte sie alle.
"Oh, hallo Kelly. Möchten sie etwas trinken?" wurde sie von DJ begrüßt.
"Oh ja, einen Orangensaft hätte ich gerne."
"Vic, einen Orangensaft bitte."
"Kommt sofort." rief Vic von der Bar aus.
"So, dann stelle ich sie mal den Kollegen vor. Also, diese hübsche, junge Dame hier ist Kate Wellings. Sie ist neben ihnen die zweite Krankenschwester, die direkt bei den fliegenden Ärzten angestellt ist. Im Krankenhaus schwirren dann auch noch einige rum, die aber nicht zum Service gehören. Sie ist übrigens in Coopers Crossing geboren und aufgewachsen."
"DJ, du bist und bleibst ein Schmeichler. Hallo Kelly, schön sie kennen zu lernen." Kate gab ihr die Hand.
"Und das hier ist Dr. Chris Randall. Sie ist die eine Hälfte unserer Ärzte."
„Hallo Kelly!“ Chris gab Kelly lächelnd die Hand.
"So, und dieser junge Mann hier ist Sam Patterson, unser Pilot. Und das hier ist Tom Callaghan, die andere Hälfte unserer Ärzte und gleichzeitig der Chefarzt."
"Hallo Kelly. Willkommen im Team. Tut mir leid, dass ich sie heute Mittag nicht persönlich begrüßen konnte, aber DJ hat ihnen bestimmt erzählt, was hier los war."
"Ja, hat er. Aber das bringt der Job nun mal mit sich.“
Tom Callaghan war ein gut aussehender Mann. Kurze, braune Haare und braune Augen. Sein Alter schätze Kelly auf ungefähr dreißig bis 35 Jahre.
"Sie waren am Royal Central Hospital in Sydney? Ein schönes Krankenhaus. Warum sind sie gegangen?" fragte Kate, als sie sich an einen Tisch gesetzt und was zu essen bestellt hatten.
"Im Grunde bin ich Krankenschwester geworden, weil ich immer schon beim Flying Doctor Service arbeiten wollte. So war die Arbeit in Sydney immer nur eine Übergangslösung. Eigentlich hab ich mich dort nie so richtig wohl gefühlt. Ich bin in einer kleinen Stadt in Queensland geboren und aufgewachsen, da tut man sich mit dem Großstadtleben doch recht schwer.“, erklärte Kelly.
"Das glaube ich ihnen. Ich war sehr froh, dass ich nach meiner Ausbildung wieder hier her zurück konnte.“, erklärte Kate.
„Deshalb möchte ich auch so schnell wie möglich eine eigene Bleibe hier haben. Gibt es eine Möglichkeit, hier ein kleines Haus zu mieten?“, fragte Kelly jetzt.
"Erst mal was anderes.“, sagte Tom plötzlich. "Normal duzen wir uns immer sofort, wenn neue Kollegen kommen. Wenn das für sie in Ordnung ist, Kelly."
"Ja klar." Kelly lächelte zustimmen und sie stießen darauf an.
"Um noch mal auf deine Frage wegen dem Haus zurück zu kommen. Neben mir ist gerade ein Haus frei geworden. Meines Wissens soll es vermietet werden." sagte Chris.
"Das wäre natürlich super. An wen muss ich mich denn wenden?", fragte Kelly interessiert.
"An das hiesige Immobilienbüro. Ich würde am besten morgen sofort hingehen.", erklärte Chris.
"Ja, warum nicht. Das werde ich machen."
An diesem Abend lernte Kelly ihre Kollegen schon ganz gut kennen. Jeder erzählte ein wenig über sich.
"So, wenn ihr mich jetzt entschuldigen wollt, ich bin furchtbar müde und möchte jetzt gerne schlafen. Für meinen ersten Arbeitstag muss ich morgen fit sein.", verabschiedete Kelly sich nach einiger Zeit.
"Ja klar, geh ruhig. Ich finde, du siehst ein wenig blass um die Nase aus." bemerkte Tom.
"Ach, das kommt von der langen Busfahrt. Ich lege mich jetzt hin und dann bin ich morgen topfit. Gute Nacht, bis morgen." sagte Kelly.
"Ja, wir sehen uns morgen."
Als Kelly oben war, sah sie sich ihr Zimmer erst mal genauer an. Es war sehr einfach eingerichtet.
Ein Bett, daneben ein Nachtschränkchen und gegenüber dem Bett war ein Kleiderschrank. Direkt neben der Tür an der Wand stand eine Spiegelkommode mit einem Stuhl. Es gab auch ein Waschbecken, wo sie sich waschen konnte. Nur duschen musste sie in einer Gemeinschaftsdusche, aber das Zimmer war ja auch nur vorübergehend. Wenn sie das Haus neben Chris nehmen würde, hatte sich dieses Thema auch erledigt.
Sie dachte aber auch über ihre neuen Kollegen nach. DJ mochte sie sehr gerne. Er hatte immer einen witzigen Spruch auf den Lippen und hatte sie sehr gut in die Gesellschaft von Coopers Crossing eingeführt.
Kate Wellings war sehr aufgeschlossen und anscheinend auch sehr beliebt. Aber das lag vermutlich daran, dass sie in Coopers Crossing geboren war.
Über Sam Patterson konnte sie sich noch kein genaueres Bild machen, aber auch er schien sehr nett zu sein. Er wohnte mit Tom zusammen in einem Haus.
Chris Randall war ein eher ruhiger Vertreter. Aber auch sie machte auf Kelly einen sehr netten Eindruck. Schließlich musste das auf Gegenseitigkeit beruhen, dachte Kelly, sonst hätte Chris ihr bestimmt nicht den Tipp mit dem Haus gegeben.
Dann Tom Callaghan. Er war sehr nett und vor allem gut aussehend.
Am nächsten Morgen ging Kelly pünktlich zur Zentrale, um ihren ersten Arbeitstag anzutreten.
"Guten Morgen." rief sie, als sie die Zentrale betrat.
"Guten Morgen." rief Tom. Außer ihm schien niemand dort zu sein.
"Ist DJ noch gar nicht da?" fragte Kelly.
"Nein, er hat verschlafen. Ich habe ihn schon angerufen."
"Wieso, seid ihr noch so lange in Pub gewesen?“
"Chris, Kate, Sam und ich sind kurz nach dir gegangen. DJ ist noch dort geblieben und hat mit einigen Leuten noch richtig Party gemacht. Das müsstest du doch eigentlich gehört haben.", erklärte Tom.
"Oh, ich habe geschlafen wie ein Murmeltier. Ich hab nichts gehört.", erklärte Kelly.
"Kein Wunder, du hast wirklich sehr erschöpft ausgesehen gestern. Und jetzt bist du auch noch ziemlich blass um die Nase. Meinst du wirklich, dass es von der langen Fahrt kommt?", fragte Tom und sah sie ein wenig besorgt an.
"Da gehe ich stark von aus. Es war ja nun wirklich eine lange Fahrt. Das ihr Ärzte doch immer sofort so besorgt seid."
Tom sagte dazu nichts.
'Keiner soll etwas von meinem Schicksal erfahren. Ich habe es jetzt fast durch gestanden.' dachte Kelly.
"Wo sind denn die anderen? Chris, Kate und Sam?" fragte sie.
"Die sind heute Morgen schon früh zur Kliniktour aufgebrochen. Wir sind also alleine. Ich führe dich heute erst einmal durch das Krankenhaus, damit du dich ein wenig vertraut machen kannst. Dann kannst du dich auch mit den Schwestern im Krankenhaus bekannt machen."
"Ja, in Ordnung."
Tom führte Kelly durch das Krankenhaus. Sie stellte sich bei den Patienten und den anderen Krankenschwestern vor, dann war schon der halbe Tag vergangen.
"Und, wie gefällt dir unser kleines Reich hier?", fragte Tom.
"Super, auf jeden Fall nicht so hektisch wie im Royal Central Hospital.", antwortete Kelly lächelnd.
"Das kann ich mir vorstellen. Willst du heute eigentlich zum Immobilienbüro gehen?"
"Ja, da wollte ich in der Mittagspause hin."
"Was hältst du davon, wenn ich dich begleite und wir anschließen zusammen einen Happen essen?", schlug Tom vor.
"Eine gute Idee. Mir knurrt ganz schön der Magen.", stimmte Kelly zu.
„Okay, dann lass uns gehen.“
"Hallo James." begrüßte Tom den Mitarbeiter.
"Hallo, Dr. Callaghan. Was kann ich für sie tun?"
"Oh, für mich gar nichts. Es geht um diese junge Dame hier. Das ist Kelly Marshall, unsere neue Krankenschwester.", wurde Kelly von Tom vorgestellt.
"Guten Tag, Miss Marshall. Womit kann ich ihnen denn helfen?" fragte James McFadden, der Immobilienmakler.
"Ich habe von Dr. Randall erfahren, dass neben ihr ein Haus frei ist und würde es mir gerne mal ansehen.“
"Das lässt sich einrichten. Haben sie sofort Zeit?“
"Das geht leider nicht. Ich muss gleich wieder an die Arbeit.“
"Wie wäre es heute Abend?"
"Ja, das wäre mir recht. Um acht Uhr?"
"Ja, das ist in Ordnung. Wo wollen wir uns treffen? Beim Haus?"
"Ja, gerne."
"Also gut, dann bis heute Abend."
"Ja, bis heute Abend."
Tom und Kelly gingen wieder raus.
"So, das hätten wir." sagte Kelly. "Ich habe bloß ein Problem. Ich weiß ja gar nicht, wo das Haus ist."
"Kein Problem, ich fahr mit. Ich hole dich um viertel vor acht ab."
"Ja, das ist gut."
Sie gingen ins Pub.
"Wollen wir uns dort hinsetzen?" fragte Tom.
"Ja, ist mir recht."
Sie setzten sich und sahen in die Speisekarte. Dann bestellten sie ihr Essen bei Nancy. Als sie ihr Essen bekamen ging die Tür auf.
"Ah, da hatten noch mehr Leute die Idee, etwas zu essen." sagte Tom.
Es waren Chris, Kate und Sam. Sie setzten sich zu Tom und Kelly.
"Und Kelly, hast du es dir schon überlegt, wegen dem Haus?" fragte Chris.
"Ja, ich komme gerade vom Immobilienbüro und habe heute Abend einen Besichtigungstermin."
"Schön, vielleicht sind wir dann ja bald Nachbarn.“
"Nun Tom, was meinst du?", fragte Kelly als sie gerade in der Küche des Hauses standen.
"Also, der Mietpreis ist wirklich okay und der Zustand des Hauses ist auch super. Ich würde es nehmen.“
Das Haus war wirklich nicht schlecht. Hinter dem Haus war eine Veranda, was ja für die australischen Häuser typisch war. Es gab einen Garten, der gerade so groß war, dass Kelly sich gut darum kümmern konnte. Auch die Grundrissaufteilung war sehr übersichtlich. Das Haus hatte eine große Küche.
"Das ist ja eine riesige Küche. Und auch schon möbliert. Dann brauche ich nicht mal neue Küchenmöbel kaufen. Hier kann ich mich ja nach Herzenslust austoben. Ich koche doch so gerne." sagte Laura begeistert.
"Schön, dann kannst du uns ja mal einladen.", meinte Tom grinsend.
"Das hättet ihr wohl gerne. Auch sonst ist das Haus in einem Topzustand. Ich brauche nicht mal tapezieren. Und es reicht völlig aus für eine Person. Ich nehme es. Wann kann ich einziehen, Mr. McFadden?" fragte Kelly.
"Wenn sie wollen, sofort."
"So schnell geht es natürlich auch nicht. Ich habe noch einige meiner Sachen in Sydney in einem Lager. Ich muss dort anrufen und die Sachen anliefern lassen. Aber ich denke heute in einer Woche könnte ich einziehen.", erklärte Kelly.
"In Ordnung, Miss Marshall. Dann mache ich den Vertrag fertig." Sie besiegelten alles mit einem Handschlag.
"Gut, wenn du dann soweit bist, dass du einziehen kannst, sag Bescheid. Ich helfe dir dann. Und ich denke die anderen werden bestimmt auch gerne helfen." sagte Tom.
"Auf das Angebot komme ich gerne zurück. Danke!“, antwortete Kelly mit einem Lächeln.
Die Zeit bis zu Kellys Umzug verging wie im Flug. Sie machte ihre erste Kliniktour und fing so langsam an sich an ihre neue Arbeit zu gewöhnen. Zudem fühlte sie sich jetzt schon richtig wohl in Coopers Crossing. Von den Bewohnern wurde sie sehr gut aufgenommen.
Beim Umzug packten alle tatkräftig mit an, so dass innerhalb eines Tages alles erledigt war. Nach getaner Arbeit saßen alle auf der Couch in Kellys Wohnzimmer.
"Was haltet ihr davon, wenn wir jetzt erst mal etwas trinken?" fragte Kelly.
"Ja, gerne. Ich könnte ein ganzes Fass leeren." sagte Tom.
"Ich hole etwas." sagte Kelly und stand auf. Sie schwankte ein wenig.
"Ist alles in Ordnung, Kelly?" fragte Tom besorgt.
"Ja, ja, schon gut. Ich bin wohl zu schnell aufgestanden. Das hab ich wohl mal.“, meinte Kelly nur.
'Diese verdammte Krankheit verfolgt mich. Wäre ich sie doch nur endlich los.' dachte Kelly, als sie in die Küche ging.
„Ist es wirklich vom zu schnellen Aufstehen?“, fragte Kate, als Kelly den Raum verlassen hatte.
"Ich weiß nicht, sie war bei ihrer Ankunft schon so blass. Sie sagte zu mir, dass es vom Ortswechsel kommt. Aber es ist die ganze Woche noch nicht besser geworden." antwortete Tom.
„Irgendwas stimmt nicht mit ihr.“, meinte auch Chris. „War sie vielleicht krank, bevor sie herkam?“
„Du könntest Recht haben.“, entgegnete Tom.
Am nächsten Tag war Kelly im Krankenhaus eingeteilt. Es war viel zu tun. Zeitweise wusste Kelly nicht wo ihr der Kopf stand. Vermutlich lag es am heißen Wetter. Patienten, die bereits im Krankenhaus lagen, bekamen starke Kreislaufprobleme und es wurden viele Patienten mit Kreislaufproblemen aufgrund des Wetters eingeliefert.
Auch Kelly ging es nicht sehr gut. Sie hielt aber tapfer durch und ließ sich nichts anmerken.
„Was für ein Tag!“, meinte Tom, als sie nach Dienstschluss zusammen das Krankenhaus verließen.
„Du sagst es. Man sollte doch meinen, dass die Leute hier an die Hitze gewöhnt sind.“, antwortete Kelly erschöpft.
Sie musste sich stark zusammenreißen, dass sie nicht doch noch vor Erschöpfung zusammenbrach.
„Ja, eigentlich schon. Soll ich dich nach Hause fahren? Du siehst sehr erschöpft aus.“, fragte Tom und sah sie besorgt an.
„Nein danke, nicht nötig. Ich habe mein Fahrrad hier.“ antwortete sie.
Tom sah Kelly an, die weiß wie ein Bettlaken war.
„Du fällst doch gleich um vor Erschöpfung.“
Kelly ging langsam zu ihrem Fahrrad.
„Ich kann doch nicht…“, sagte Kelly noch, aber dann gaben ihre Knie nach. Neben ihrem Fahrrad fiel sie ohnmächtig zu Boden. Tom war sofort bei ihr und fühlte ihren Puls. Er tätschelte ihre Wangen, aber sie kam nicht zu sich. Er hob sie hoch und brachte sie zurück ins Krankenhaus, wo Kate ihm über den Weg lief.
„Kate, schnell eine Trage!“, rief Tom und legte Kelly auf die Trage, die Kate und ein Pfleger schnell geholt hatten.
„Was ist passiert?“, fragte Kate.
„Sie ist zusammengebrochen. Komm mit in den Behandlungsraum. Du musst mir helfen.“
Tom untersuchte Kelly gründlich, sie war noch nicht wieder zu sich gekommen.
„Und, was meinst du?" fragte Kate.
„Ich weiß es nicht. Ich gebe ihr jetzt erst mal etwas für ihren Kreislauf, damit der sich wieder stabilisiert. Und dann werde ich abwarten, bis sie wieder zu sich kommt. Ich denke, dass sie sehr gut weiß, was ihr fehlt.“
Tom legte eine Infusion und gab ihr eine Injektion mit einem Kreislaufmittel.
Kelly wurde in ein Zimmer gebracht, wo Tom sich an ihr Bett setzte. Irgendwann kam Kelly wieder zu sich.
„Na, wie fühlst du dich?“, fragte Tom.
„Was ist passiert, wo bin ich?“, fragte Kelly schwach.
„Du hattest einen Zusammenbruch und liegst im Krankenhaus.“, antwortete Tom.
„Nein, hier bleibe ich nicht. Ich will nicht schon wieder Patientin sein.“, rutschte es Kelly heraus. Sie wollte aufstehen. Tom drückte sie sanft in die Kissen zurück.
„Was meinst du mit: schon wieder Patientin? Was ist mit dir los?“, wollte Tom wissen.
„Ist nicht so wichtig.“, antwortete Kelly und sah zur anderen Seite.
„Kelly, du warst lange bewusstlos. Das hat doch eine Ursache und kommt ganz bestimmt nicht nur von der Hitze.“
„Eigentlich wollte ich es nicht erzählen.“, sagte Kelly seufzend. „Aber ich schätze mal ich werde nicht drum herum kommen. Ich war am Guillain-Barré-Syndrom erkrankt, bevor ich herkam.“
„Guillain-Barré-Syndrom? Eine seltene Krankheit. Damit habe ich in meinen Jahren als Arzt noch nie zu tun gehabt. Was war der Auslöser und wie hat es sich bei dir ausgewirkt?“, fragte Tom interessiert.
„Den Auslöser kennt man leider nicht. Jeder Nerv und jeder Muskel meines Körpers war betroffen und ich war so gut wie gelähmt. Ich hatte eine Atemlähmung und war lange an eine Beatmungsmaschine angeschlossen. Die Ärzte hatten mich schon aufgegeben, aber da hatten sie die Rechnung ohne mich gemacht. Ich habe gekämpft und bald ging es mir besser. Meine Genesung hat sehr lange gedauert. Ich bin direkt von meiner Reha in Sydney hier her gefahren.“
„Kein Wunder, dass es dir die letzten Tage so schlecht ging. Erst die lange Reise im Bus, dann der Umzug gestern und diese Hitze.“
„Ja, sieht wohl so aus. Und ehrlich gesagt bin ich froh, dass ich es jetzt doch erzählt habe.“, erklärte Kelly.
„Versuch jetzt ein wenig zu schlafen. Im Moment brauchst du einfach nur Ruhe.“, erklärte Tom.
Kelly schlief die ganze Nacht durch. Am nächsten Morgen machte Tom seine Runde.
„Na, wie fühlst du dich?“, fragte er.
„Schon viel besser. Wann werde ich entlassen?“, antwortete Kelly mit einer Gegenfrage.
„Jetzt mal ganz langsam. Erst will ich sehen, wie es dir geht und dann können wir weiter reden.“, erwiderte Tom mit einem Schmunzeln. Er fühlte ihren Puls und maß den Blutdruck.
„Na, das sieht ja alles schon viel besser aus als gestern. Heute bleibst du noch hier, würde ich sagen, und morgen kannst du dann nach Hause.“, erklärte Tom.
„Und wann kann ich wieder arbeiten?“, fragte Kelly.
„Das kannst du mich in zwei Wochen noch mal fragen. Erst musst du dich vollständig erholen. Du willst doch nicht noch einen Rückfall riskieren, oder?“
„Nein, natürlich nicht. Aber ich hab’s wirklich satt, krank zu sein. Und mal ganz ehrlich: Es ist ganz schön peinlich. Ich arbeite gerade eine Woche hier und schon bin ich krank.“
E*N*D*E