The Flying Doctors- Neuanfang
von Siri Tachi
Kurzbeschreibung
Sam hatte Cooper's Crossing vor 4 Jahren mit Emma zusammen verlassen, kehrt nun aber nach einem schweren Schicksalsschlag zurück. Allerdings ist er nicht überzeugt davon, hier zu finden was er seit her verloren hat, ein zu Hause. Kate und Geoff stehen vor der Frage, ob sie die Familie vergrößern wollen, oder ein Kind und die Arbeit genug sind. Hinzu kommt, die Suche nach einer neuen Schwester gestaltet sich problematisch. Dann hat Kate eine Idee, sie fragt Caileah eine junge Frau, die im Busch aufwuchs und später dorthin zurückkehrte. Skeptisch willigt Caileah am Ende ein, keiner ahnt welche Folgen das haben wird und Kate gesteht Geoff schließlich, dass sie ihm etwas entscheidendes verschwiegen hat.
GeschichteDrama, Familie / P18 / Gen
26.09.2014
29.11.2014
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26.09.2014
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So weiter geht's und weils so viel Spaß macht, poste ich gleich noch eine neue Story. Bis dann!
LG Dani
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6. Annäherung
Sie gingen nacheinander zum Seitenausgang seines Flugzeugs, mit dem Johnno de ärzte am Vortag gebracht hatte. Sam hinter ihr grinste, das hörte sie deutlich seiner Stimme an. „Na, was meinst du. Was hast du dieses mal mit mir angestellt, oder ich mit dir?“
Kichernd sprang sie aus dem Flieger und zuckte mit einem amüsiertem Blick die Schultern, ehe sie sich zu ihm herumdrehte. „Ich mit dir? Also ehrlich!“, beschwerte sie sich und schlug belustigt mit ihrer Tasche nach ihm. „Hey!“, rief er protestierend und rieb sich den Unterarm. „Was hast du da drinnen? Ziegelsteine?“
„Ziegel... oh, na warte!“, schallte es von ihr zurück und sie jagte ihn um die Propellermaschine herum. Sam grinste und lachte, sie begann ebenfalls zu lachen, dann blieb sie stehen, schaute unerwartet in die amüsierten Gesichter ihrer Kollegen die vor der Nomad des R.F.D.S standen. Sie grinste und schlug hinter sich nach Sam. „Das geht auf deine Ka-aaaaah....hör sofort auf damit! SAM!“, keuchte sie. Denn er hatte sie von hinten gepackt und begonnen sie zu kitzeln. „Aahh, oh Sam!“ Als er sie endlich losließ sah sie ihn erbost an. „Wag das nochmal und du lernst mich kennen!“, rief sie erbost und mit vor Wut sprühenden Augen. Sam wich besorgt zurück und sie brach in schallendes Gelächter aus. Er starrte sie an, fassungslos und dann warf er ihr einen vielsagenden Blick zu. „Na warte!“, mahnte er leise und setzte ihr nach, ohne die anderen auf dem Platz zu beachten.
Annie und Paula schauten verwundert auf, Geoff streckte den Kopf aus der Nomad und sie alle sahen hinüber zu Sams kleiner Maschine, die eben gelandet war und um welche jetzt der Besitzer und zu aller Verwunderung auch Leah hervor liefen, sich gegenseitig jagend.
„Ähm...wusstest du, das sie mit ist?“ Fragte Annie.
Paula schüttelte verwundert den Kopf, reichte Geoff die nächste Tasche und lächelte zufrieden. „Aber schön zu sehen, das er endlich wieder wirklich glücklich ist.“
Annie sah zurück zu den beiden Personen an der kleineren Maschine. Im nächsten Augenblick schaute sie wieder zu Paula und sah sie besorgt an. „Nicht... das ich ein Problem damit hätte, aber... aber was.... werden die anderen sagen?“
„Hoffentlich nichts was die beiden hören.“, entgegnete Geoff und sah die beiden Frauen vor sich ernst an. „Paula hat Recht, es ist gut, das sie einander haben, sich angefreundet haben, wo ihnen hier sonst so viel Gegenwind entgegenkommt.“
Sie genoss es, mit Sam auf dem Sofa zu sitzen und einfach mal an nichts zu denken, oder sich um irgendetwas sorgen zu machen. Seit dem Masern- Ausbruch und ihrer Aussprache Sam gegenüber war die Nähe zwischen ihnen beiden weitergewachsen, anfangs noch ohne das sie es gleich wahrgenommen hatte.
Dann aber war der Tag gekommen, an dem er mit dem Flugzeug zu einer Wartung in Broken Hill gewesen war und sie hatte festgestellt das er ihr fehlte, sah und hörte sie ihn den ganzen Tag nicht. Hinzu kam, das sie sich an diesem Tag hatte eingestehen müssen, das sie recht oft an ihn dachte. An sein Lächeln, seine warmen, fürsorglichen Augen, ja sogar seine so seltenen Berührungen. Sie schloss die Augen, drückte sich enger an Sam und atmete tief ein. Ein Lächeln huschte über ihre Züge, was ihr völlig entging, während sie an jenen Tag zurück dachte.
---In der Dämmerung war Sam endlich dagewesen. Vom fast ausgetrockneten Fluss aus hatte sie die Nomad gehört. Sie hatte hoch gesehen und sich ungemein erleichtert gefühlt. Ohne weiter darüber nachzudenken, war sie mit dem Truck der Klinik losgefahren und hinunter zum Hangar.
Sam war eben ausgestiegen und Steven der Techniker war dabei gewesen, die Landelichter zu löschen, als sie ausstieg. „SAM!“
Sie hatte gewunken.
Sams überraschter aber auch erfreuter Blick waren unbezahlbar gewesen. Sie war grinsend zu ihm gelaufen und obwohl sie ihm eigentlich nur hatte abholen wollen, war es anders gekommen. Sam hatte sie lächelnd einfach in die Arme genommen und sie hatte die Umarmung erwidert. Sie hatten sich angesehen und plötzlich war seine Hand an ihrer Wange gewesen und ganz eben hatten seine Lippen ihre berührt, ehe er zurück gezuckt war. „Oh... ähm... Tschuldige, ich... ich wollte nicht....“
„Du... hast mir gefehlt.“
Erschrocken über die eigenen Worte war auch sie einen Schritt nach hinten gegangen. Doch Sam hatte sie gleich wieder eingefangen und einen Arm um sie gelegt. „Wirklich?“---
Dieser hoffende Blick, dachte sie und schaute auf. Diese Wärme und dann die Umarmung. Wie lange haben wir wohl dort gestanden, ehe....
„Was ist?“
„Nichts.“, sagte sie rasch.
Sie wollte den Kopf wegdrehen, doch seine Hand verhinderte es, ruhig schaute er sie an, als suche er etwas. „Woran hast du gedacht?“, fragte er interessiert. „Uns.“, gab sie leise zur Antwort. Fragend schaute er sie an: „War es... gut?“
Sie nickte und strich ihm über den Arm. Das war vor vier Tagen, seit dem.... bereut er es? „Du... schienst eben so zufrieden, jetzt... besorgt?“, fragte er leise. Sie schüttelte den Kopf, drehte sich auf den Rücken und stützte sich auf dem Sofa ab, statt auf ihm.
„Der Flugplatz, vor.... vier Tagen.“
Er hob die Brauen, sie sah das leuchten in seinen Augen, war das Freude? Hoffnung? Sie wusste es nicht, fürchtete sich vor der Antwort. Sie streckte die Hand nach ihm aus und strich ihm über die Wange. „Können... können wir das wiederholen?“, fragte sie leise und schloss die Augen, atmete tief durch.
Sam lächelte, als er ihre Worte vernahm und er glaubte fast, sie müsste seinen Herzschlag hören. Er beugte sich hinunter küsste sie. Sie öffnete überrascht die Augen. Er löste sich von ihr, sah sie an. Sie schaute zurück. „Das hier?“, flüsterte er. Sie nickte lächelnd und Sam schob seine Hand an ihre Wange, in ihre Haare und küsste sie erneut, dieses mal ohne sich gleich wieder zu lösen. Sie erwiderte den Kuss und schob ihre Hand in seinen Nacken. Es war wunderbar, besser als in seinen Träumen. Er löste sich von ihr, lächelte und ließ sie los. Traurig und besorgt musterte sie ihn, wollte sich hinsetzten, er schüttelte den Kopf und hockte sich über sie. Sie lächelte und schlang ihre Hände wieder um seinen Hals. Er fühlte es in seinem Inneren vor Aufregung flattern und war sich schon lange nicht mehr seiner Gefühle so sicher gewesen, wie jetzt.
Sie streckte sich und als ihre Lippen seinen Hals berührten sog er scharf die Luft ein. Sie hielt inne, hielt ihm die Wange und rutschte nach hinten. „Sam? Sam es ist... okay.“
Überrascht schaute er sie an.
Sie nickte bestimmt. „Wir... müssen nicht....“
„Ich will aber.“, flüsterte er und umfasste ihr Gesicht. „Ich will dich küssen.“
„Und... Emma?“, fragte sie unerwartet. Er schüttelte den Kopf, während er ihr näher kam. „Mataris?“, fragte er stattdessen zurück. Sie schüttelte den Kopf und sah ihn gefasst an. „Er... wird es verstehen.“, sagte sie fest. Er nickte und küsste sie erneut. Bald schon ließ sie ihn ein und ihre Zungen umspielten sich.
Lange lagen sie eng umschlungen auf dem Sofa, küssten und streichelten einander. Im Hintergrund lief die leise Musik. Doch wie wenig sie eigentlich noch mitbekam, das sie gar eingeschlafen war, das wurde ihr erst klar, als Sam sie auf ihrem Bett ablegte. Was sie zunächst noch für einen Traum hielt. „Gute Nacht.“ Sein Kuss auf ihre Stirn aber war zu deutlich, sie öffnete müde die Augen und griff nach seiner Hand. „Bleib hier, Sam. Bitte.“
„Ich sollte... wirklich gehen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Bleib hier, Sam. Einfach nur.... neben mir?“
Ihm war nicht ganz wohl und doch wollte er nicht wirklich gehen, dieser eine Tag alleine ganz getrennt von ihr, hatte es ihm klar gemacht. Die letzten Tage, in denen er so viel und oft bei ihr gewesen war wie möglich, nur um so mehr. Dennoch. „Noch nicht.“, flüsterte er, zog sein Pilotenhemd aus und ließ sein weißes Achselhemd nach dem ausziehen bei ihr. „Nacht.“, flüsterte er und ging, sich das Hemd wieder anziehend. Das er ging, bekam sie schon nicht mehr mit, da war er sich ziemlich sicher. Beim rausgehen aber, hob er noch ihren Pulli hoch und roch daran. Er liebte diesen Geruch. Ein Teil von ihm, wollte das er blieb. Er ließ den Pullover fallen und ging rasch hinaus.
Als sie aufwachte wunderte sie sich darüber das sie im Bett lag, sie war doch sicher auf dem Sofa eingeschlafen. Sie drehte sich verschlafen um und starrte auf ihren nervtötenden Wecker. Sie schlug ihn aus und vergrub das Gesicht im Kopfkissen. Mmh, wieso riecht es nach Sam? Er war doch gar nicht....
Sie zuckte zusammen, als eine vage Erinnerung in ihr aufkam und setzte sich hin. Grinsend betrachtete sie das Hemd auf ihrem Kopfkissen. „Sam.“, murmelte sie und stand auf. Im Bad traf sie auf Annie. Munter wie eh und je winkte die ihr entgegen. „Gut geschlafen?“
Sie nickte gähnend. „Prima.“
„Du, ich ähm... naja... ich hoffe du hast nichts dagegen das Wochenende alleine zu sein? Ich meine... wenn ich auch noch gehen würde? Weil nämlich... ich wurde eingeladen, aber ich... will dich nicht einfach....“
„Quatsch geh nur. Wohin denn?“
Sie grinste. „Kyl Bolton feiert seinen Geburtstag und nach unserem Date, da... hat er mich eingeladen.“
„Klingt als wolltest du es probieren?“
„Bin ich verrückt?“, Fragte Annie. Leah lachte und schüttelte den Kopf. „Wohl nicht mehr, als einige andere hier draußen.“, grinste sie und schob Annie aus dem Bad. „Mach hier deine Haare, ich will duschen.“ Annie kicherte und schloss hinter sich die Tür.
xXx
Einige Zeit später:
Dieses Wochenende bereute sie, das sie alleine war. Sie hatte geglaubt, jetzt da sie nicht mehr von allem und jedem abgeschottet war würde es erträglicher, doch das war es gar nicht.
Mit aller Kraft brachen die Erinnerungen und die Trauer über sie herein. Als sie auch beim zweiten mal Sam weder im Pub, noch der Zentrale antraf gab sie es auf. Resigniert ging sie zurück ins leere Haus. Schon auf dem Weg dorthin spürte sie die Tränen. Mühsam kämpfte sie gegen diese an, als...
„Hey! Da ist sie ja!“
Jemand packte ihren Arm und wirbelte sie herum. „DU kommst doch sicherlich mit nach....“
„Marty heute nicht, lass gut sein, ja?“, sie löste sich von ihm, wollte hektisch weiter. Doch der ewig fröhliche schien gar nicht daran zu denken, lief ihr rufend und lächelnd nach, hielt sie schließlich wieder fest. „Na komm schon, zu dritt könnten wir....“
„KLAPPE!“ Fuhr sie den anderen böse an und schüttelte den Kopf. „Kapiert? Klappe! Geh! Hau ab!“, sie schubte ihn grob weg und rannte los, das er unsanft auf dem Boden, vor der etwas erhöhten Veranda landete bekam sie schon nicht mehr mit. Wütend schloss sie hinter sich die Tür und sank schluchzend auf den Boden. Die schon den ganzen Tag zurückgehaltenen Tränen bahnten sich unablässig ihren Weg.
x.x.x.x.x.x.x.x
Sam wunderte sich zwar darüber, das er sie im Pub nicht sah, setzte sich aber dennoch an die Bar. Vermutlich wollte sie nach einer Woche einfach mal wieder zwei Abende für sich. Er war gerade mitten in einem Gespräch mit Tom Callaghan, als Marty von hinten kam und sich gefrustet zwischen sie beide drängte. „Also ich weiß ja nicht was ihr heute auf Arbeit mit Leah gemacht habt, aber... es ist ihr definitiv nicht bekommen.“
„Sag mal, wovon redest du da?“, fragte Sam, der wachsam aufgehört hatte.
„Sie war nicht arbeiten, sie hat Kate gebeten die Schicht zu machen.“, antwortete Tom und wirkte verwundert.
„Nun, sie hat mich angeschrien, als hätte ich wer weiß was gemacht und mich zu Boden gestoßen und dann....“
„Wer? Leah? Die war heute Nachmittag schon so seltsam, als ich gesagt habe, das ich keine Ahnung habe wo Sam ….“, begann Vic.
Er sprang unruhig auf und knallte Vic einen Schein auf den Tresen. Das sie nicht hier war, war eine Sache, aber das andere.... Er machte sich jetzt wirklich Sorgen. „Wo hast du sie gesehen?“
Marty und D.J starrten ihn an. Er packte Marty grob am Kragen. „Wo Marty?!“
„Vorm Laden, ich denke... sie ist nach Hause, oder zu....“
Sam wartete nicht mehr auf eine Antwort und lief einfach los. Als ihm Minuten später keiner öffnete, zog er den Ersatzschlüssel seiner Schwester hervor und ging einfach hinein. Er rief nach ihr, bekam jedoch keine Antwort. Er rief erneut. Dieses mal tauchte Sia auf, ihre Katze. Er beugte sich hinunter, legte den Schlüssel ab, zog die schmutzigen Schuhe aus und streichelte das Tier. „Na, weißt du wo sie ist?“
Die Katze miaute und verschwand nach oben. Sam aber sah sich erst einmal unten um, ehe er dem Tier folgte. Er fand Leah am Boden vorm Bett, in ihrem dunklen Zimmer, das fahle Licht vom Flur reichte um ihm zu sagen, das sie weinte. Vor ihr lagen Bilder, er machte das kleine Standlicht an und schaute auf die Fotos. Sie zeigten einen kleinen süßen Jungen, er schluckte. Jayden schoss es ihm durch den Kopf. Stumm setzte er sich neben sie und zog sie zu sich. Sie zuckte kurz zusammen, klammerte sich dann jedoch an ihm fest und ihre Tränen versiegten langsam. Dennoch blieb er sitzen, hielt sie und wartete. „Leah? Was ist passiert?“, fragte er schließlich.
„Ich... ich dachte... dieses mal... ist es nicht so schlimm. Mit... Paula, Annie und dir, aber dann.... dann wart ihr plötzlich alle weg, ich... alleine und..... und....“
Sam schob sie von sich und suchte ihren Blick. Er wusste wann Jayden gestorben war, es war nicht heute, das lag eine ganze Weile schon zurück, damals hatte er mit ihr einen Ausflug gemacht, ins Outback und den gleichen hatten sie gemacht, an dem Tag, an dem er Emma und Lily verloren hatte. Das war es also nicht. Er sah sie ruhig an. „Leah, was ist heute passiert?“
„N-nichts.“, schluchzte sie und lehnte sich gegen ihn. „Jays... Geburtstag.“, raunte sie nach einer ganzen Weile. Sam hatte das Gefühl sein innerstes zöge sich zusammen. Er hatte nie darüber nachgedacht sie danach zu fragen. Jetzt verfluchte er sich dafür. „Es... das tut mir Leid. Caily, warum... hast du nichts gesagt?“
Sie schwieg. Er nickte, im Grunde brauchte er auch keine Antwort. „Schon gut, ich bin jetzt da.“, er küsste sie aufs Haar und zog sie mit sich hoch. Als er auf dem Bett saß, holte er sie hinter her. Am Ende saß sie an ihn gelehnt zwischen seinen Beinen und seine Arme lagen fest um sie herum. „Ich bin da.“
Sie umgriff seine Unterarme und drehte den Kopf mit geschlossenen Augen auf die Seite. Sam nahm ihre Hände in seine und beugte sich etwas vor. Er küsste ihre Hand. „Ich bin da.“
Er wusste nicht, wie lange sie dagesessen hatten, aber irgendwann fiel ihm auf das ihr Griff lockerer wurde und ihr Atem sehr ruhig war. Aufmerksam schaute er hinunter und lächelte. Sie ist eingeschlafen.
Sam warf einen Blick auf die Uhr. Er war schon seit fast drei Stunden hier, es war kurz nach zwölf. Er schaute zurück zu Caileah. Er wollte auf keinen Fall, das sie sich erschreckte, wenn er einfach hier blieb, wo sie waren. Noch weniger aber wollte er sie so und jetzt alleine lassen. Nachdenklich musterte er sie. Er beschloss erst einmal hinunter zu gehen. Langsam ließ er sie auf die Matratze hinunter und schob sich selbst vom Bett herunter. Doch kaum stand er, griff ihre Hand nach seinem Arm. „Bitte... geh nicht.“
Er schaute sie nur kurz an und setzte sich wieder. „Schlaf weiter, ich bin gleich zurück.“, versprach er, beugte sich vor und küsste ihre Stirn. „Sam?“, fragte sie bittend, „lass mich heut` nicht allein.“
„Das werd ich nicht.“, versprach er und drückte ihre Hand. „Ich schließe nur ab, okay?“
Er strich ihr über die Wange: „Bin gleich zurück.“
Tatsächlich besorgte er sich noch was zu trinken in der Küche und sagte D.J. Bescheid, das er ihn über Paulas Funk erreichte, ehe er wieder hinauf ging.
Caileah lag inzwischen unter ihrer Decke, die Jogginghose am Boden. Kopfschüttelnd hob er ihre Hose auf und legte sie auf den Kleiderbutler. Seine eigene Hose und sein Hemd folgten, ebenso sein Axelshirt, dann ging er hinüber zum Bett. Sie drehte sich zu ihm um und hob die Decke an. Kaum das er lag, drehte sie sich zu ihm herum und den Kopf auf seine Schulter, die Hand über ihn. Er lächelte, umgriff ihre Hand und legte die andere in ihren Rücken. „Gute Nacht, Caileah,“, er küsste ihre Stirn. Sie murmelte irgendetwas und Momente später schlief sie bereits wieder.
Am nächsten Morgen war es eine Bewegung neben ihm die ihn weckte, gerade als er überlegte, ob er gehen sollte. Immerhin war sie in der Nacht kaum wach gewesen, als sie gebeten hatte das er bliebe, da drehte sie sich zu ihm herum und den Arm über ihn. Er wartete, bis sie blinzelte und er sicher war, das sie nicht mehr schlief. „Guten Morgen. Wie geht es dir?“
„Morgen.“, murmelte sie verschlafen und ihre Hand begann seine Brust auf und ab zu streichen. „Danke Sam.“
„Wofür?“
„Das du... gekommen und hier geblieben bist?“
„Dafür nicht.“, antwortete er ruhig und nahm ihre Hand in seine. Sie schüttelte den Kopf und blickte zu ihm herauf. „Dafür... das ich seit langem wieder richtig gut geschlafen habe?“
Er grinste und drehte sich so das sie nicht mehr auf ihm lag. Sie verzog ein wenig beleidigt das Gesicht und er konnte einfach nicht anders, als zu grinsen, strich ihr sanft über die Wange, weiter über die Schulter und den Arm. „Ich habe auch seit langem durchgeschlafen.“
Sie hob den Blick und sah ihn aufmerksam an. Er nickte. Seine Hand fand den Weg zurück zu ihrer Wange und er schob sie weiter, in ihr Haar, ihren Nacken, seine Lippen fanden ihre und ihre Hand seine Seite. Bald schon lagen sie eng umschlungen in ihrem Bett und Sam spürte wie sich seine eben erst gelegte Erregung wieder bemerkbar machte. Er schloss seufzend die Augen und löste sich von ihr. „Warte. Nicht mehr.“
„Was, a....“
Er blickte sie entschuldigend an und sie wurde rot. „Oh...“, entfuhr es ihr leise.
Sie drehte sich zwar weg, dennoch entschied er, das es richtig süß war, wenn sie rot anlief, schwieg aber wohlweislich. Caileah schaute ihn nachdenklich an und wurde plötzlich ernster als ihm lieb war. „Was ist?“, fragte er besorgt.
Sie seufzte. „Ich wette sie haben gemerkt, das du nicht zurückgekommen bist.“
„Und? Wenn schon.“
„Sie werden reden, Sam. Noch mehr.“
Er nickte und legte den Arm um sie, den zweiten über ihren Kopf und streichelte ihr Haar. „Lass sie doch.“ Er sah ihr jedoch an, das sie keineswegs beruhigt war und setzte sich seitlich halb auf. Verspielt stieß er sie gegen die Schulter, als sie sich seiner Bewegung folgend auf die Seite drehte. „He! Wer hat mir denn gesagt, ich solle nicht hinhören?“
„Das... war anders.“
„Was? Warum?“
„Da... haben sie vor allem über mich geredet und... wie schlecht ich für dich bin. Aber jetzt... jetzt werden sie so über dich reden.“
„Werden Sie nicht und die, die es machen können mir gestohlen bleiben, und dir auch.“, antwortete er ruhig. Sam strich ihr über die Stirn. „Du, sag mal, musst du heute nicht arbeiten?“
„Scheiße ja, ich....“
„Beruhige dich, du hast noch Zeit, es ist erst kurz nach fünf. „Ooooh! SAM!“, rief sie und im nächsten Augenblick stürzte sie vor. Ihr Schwung warf ihn rücklings auf die Matratze und und dann saß sie auf ihm. Sie lachte. Eingeschnappt verschränkte er die Arme. Sie sah ihn eine Sekunde lang an und brach in lautes Gelächter aus, ehe sie sich vorbeugte und sich auf seinen Armen abstützte. „Tja, wer hat hier jetzt das sagen, mmh?“, neckte sie ihn. Sie streckte sich grinsend als wolle sie ihn küssen und war dann mit einem Satz aus dem Bett, entgeistert sah er ihr hinterher. „HEY!“ rief er und setzte sich auf. Sie streckte lachend noch mal den Kopf durch die Tür. „Was?“ Fragte sie scheinbar empört. „Etwa auch noch Ansprüche? Tja, stell dich hinten an!“
„Hinten? Was soll das denn heißen?“
„Die Dusche hat jetzt den größeren Anspruch auf mich!“, rief sie zurück und im nächsten Moment vernahm er das rauschen des Wassers.
Kopfschüttelnd ließ Sam sich zurück ins Bett sinken und sah an die weiße Decke. Er lächelte und verschränkte die Arme hinter den Kopf. Ob er wollte, oder nicht, sie hatte ihn.
Sie macht mich verrückt und sie... hat mich definitiv eingefangen. Man, ich hätte niemals gedacht, das ich nochmal... sie ist so anders als du Emma und... dann doch wieder gar nicht, ich... weiß nicht wie ich es beschreiben soll....
Er schloss nachdenklich die Augen, dann hatte er die Antwort.
Leah und Emma sind beide unabhängig, lieben ihre Freiheiten, aber im Grunde sind beide total unterschiedlich, ihre Interessen und... die Art ihrer Arbeit völlig anders.
Er stand auf und ging hinunter, kochte sich Kaffee und ihr einen Tee. Als sie aus dem Bad herunter kam, stand schon das Frühstück auf dem Tisch. Marmeladentoast mit Tee. Er wusste, das sie mehr am Morgen gar nicht wollte. Mit einem überraschten Lächeln kam sie in die Küche, ging zu ihm und legte einen Arm um ihn, während sie mit der freien Hand nach dem Toast griff. „Oh, wie lieb, danke dir!“, sie kaute, schluckte und streckte sich ihm entgegen, zu einem süßen Kuss. „Wann hast du frei?“, fragte er sie.
Sie zuckte die Achseln. „Wir haben Sprechstunde bei Nolan Bolton, nein, nein warte das ist nächste Woche. Heute ist.... Shattered Point dran.“ Er nickte und zog sie, kaum das sie gegessen hatte wieder zu sich. Sie lehnte sich in seinen Armen zurück und schaute ihm abwartend entgegen. Er lächelte. „Was hältst du davon, wenn ich dich nachher abhole? Wo sie ja dann sicher eh schon reden? Mmh?“
Sie lächelte und nickte. „Klingt gut.“
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„Er war nicht hier. Ich hab`s euch gleich gesagt, die tut dem Jungen nicht gut.“
„Sag mal, wovon redet die Vic?“ Marty schaute den Pubbesitzer und dem Enkel seiner Schwester, Phil das neueste Gemeindemitglied in Cooper`s Crossing irritiert an.
„Na, von Sam, eurem Piloten, nachdem der euch hier gestern hat sitzen gelassen...“
„Moment.... du meinst der ist wirklich nicht wiedergekommen?“, Marty stand auf und zog besorgt die Stirn kraus.
„Ihr wolltet ja alle nicht hören, als ich sagte, das die Kleine sein Untergang ist und nicht gut für uns.“
„Ehrlich mal Maggie.“, bemerkte jetzt Phil, „ich mag ja neu hier sein, aber Leah ist doch wirklich ganz nett. Hilfsbereit und wenn ich den Docs so zuhören dann....“
„Ja, ja, ja...“, winkte die alternde Ladenbesitzerin kopfschüttelnd ab, „...sie mag ja Ahnung vom Job haben, aber wie die in der Klinik mit den Schwestern und Aushilfen spricht, oder... den Ärzten!“
„Also, ich hatte bisher nicht den Eindruck, das die sich an Leah stören täten.“, bemerkte plötzlich eine andere Stimme. Ihr Besitzer gähnte als er an die Bar kam, das mobile Gerät vom Klinikfunk legte er auf den Tisch. „Im Gegenteil, der Boss will sie ins Ärzteteam holen, statt einen Frischling aus der Stadt.“, D.J. grinste breit und griff sich ein Stück Bacon von Martys Teller. „Hey! Bestell dein eigenes Frühstück!“
D.J. grinste, zeigte auf den Teller des jüngeren und sah von Phil zu Vic. „Das Gleiche? Noch was da?“ Phil grinste und schüttelte den Kopf. „Was denkst denn du? Das ich dich vergesse? Dich doch nicht, D.J.“, er ging in die Küche und kam mit einem weiteren vollen Teller, Rührei mit Bacon wieder. „Perfekt. Seht ihr, der Junge hat schon kapiert worauf es ankommt.“ Phil zeigte ihm einen Vogel, sein älterer Verwandter verdrehte die Augen und Marty schüttelte den Kopf, während Maggie ihr kurzes Gespräch entschieden ignorierte. „Fragt mal D.J. wo Sam war. Na los! Sag`s ihnen!“
„Sam? Was... wieso? Sucht ihr ihn? Der... ist doch bei Paula und den anderen.“
Maggie strahlte. Marty starrte ihn verwirrt an und schüttelte den Kopf. Phil schien irritiert. „Was?“ D.J. sah völlig verdutzt in die kleine Runde. „Ähm... weiht mich mal bitte jemand ein, was ich falsches gesagt habe?“
„Na ja...“, begann Marty, „also... Annie, Paula und Penny sind... im Busch und das bedeutet.....“
„Das bedeutet, das die Kleine alleine mit unserem Sam war! Na! Was wird die wohl gemacht haben?“ D.J. riss die Augen auf und starrte Maggie Hutton entgeistert an. „Finden Sie nicht, das Sam alt genug ist, selbst zu entscheiden, was für ihn richtig ist?“
„Ach und wer denkt an die arme Emma?“
D.J. stand auf und schob seinen Teller von sich. „Tschuldige Vic, ich glaube mein Appetit ist mir irgendwie vergangen.“, er blickte verärgert zu Maggie. „Haben Sie mal darüber nachgedacht, das immer zwei zu einer Beziehung gehören?“, fragte der Grieche verärgert, „Na? Wo ist denn dann Emma? Wo war sie das letzte halbe Jahr?! Hast du sie hier irgendwo gesehen? Ich nicht.“ Damit drehte er sich herum, griff den Funk und verschwand. Marty nahm seinen Teller und ging hinüber zu einem der Tische.
„Pah! Ihr werdet schon sehen, er rennt in sein Unglück, er....“
„D.J. hat nicht unrecht.“, antwortete Marty und sah noch mal zur Bar, „Sam bekommt noch immer Post hier her weitergeleitet, wenn sie wollte, hätte sie herkommen gekonnt.“
„Sie? Was ist mit ihm? Er ist doch gegangen. Dann sollte doch er....“
Marty schüttelte den Kopf und machte eine wegwerfende Handbewegung, der Frau war doch echt nicht mehr zu helfen.
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Nach dem halben Tag mit Tom im Outback musste Caileah sich dann doch eingestehen, das sie lieber mit Geoff arbeitete und auch, das Sam von Anfang an ein besserer Gesellschafter gewesen war, als es Johnno, oder Leslie waren. Sie seufzte, legte die gefühlte hundertste Patientenakte weg und sah kopfschüttelnd hinter sich zu dem Arzt, der eben den nächsten Patienten holte.
„Na, dann sag es ihm.“
„Was?“, fragte sie genervt und blickte Johnno mahnend an. „Na, das Geoff dir einen eigenen Stapel gibt, was immer du noch vorhast, kannst du sonst auch gleich absagen. In dem Tempo schlaft ihr heute hier,“ entgeistert starrte Leah den Piloten an, der jedoch nickte vielsagend und klopfte ihr die Schulter, „Tom ist außer mit Chris immer zwei Tage hier.“
Sie stöhnte und schloss die Augen. Na, wunderbar!
Als Tom aber auch bei dem nächsten Kind wieder sie machen ließ, dann das Rezept ausstellte und ihr die Akte dann doch zurück gab, zum schreiben, da platzte ihr dann der Kragen. „Also... mir reicht es jetzt. Ich bin nicht Ihr Hiwi!“, erklärte sie nachdem Mutter und Kind außer Hörweite waren. Überrascht sah Tom Callaghan sie an. Er nickte aber und nahm sich sein Stethoskop zur Hand. „Das habe ich nie behauptet.“, erklärte er ruhig, rief den nächsten Patienten herein. Er hörte die Lunge ab und sie atmete aus. Dann nahm er die Akte zur Hand, las etwas nach und drückte sie ihr in die Hand. „Mach doch schon mal den Verband ab, reinige die Wunde und während ich mir die Sache ansehe kannst du ja schon dokumentieren und anschließend neu verbinden, ich werde dann....“
Wütend knallte sie die Akte auf den Tisch und sah den älteren Mann anklagend an. Hat der nicht zugehört, oder nur nicht kapiert? „Entscheiden Sie sich, Dr. Callaghan! Schwester? Dann untersuchen Sie selber! Und dokumentieren!“ Sie funkelte ihn an: „Oder Assistenzärztin und ich bekomme eigene Akten!“, sie seufzte, Es ist raus.
„Bitte was!?“, Tom starrte sie völlig entgeistert an. „Du...Sie.“, korrigierte er sich und nahm ihre Anrede damit auf, doch er war definitiv wütend, „sind keine Ärztin, allenfalls angehende und soweit ich weiß, arbeiten Sie noch als Schwester, also machen Sie gefälligst was....“
Sie verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. „Fein.“, sagte sie knapp und durchschnitt ihm den Satz. „Fein.“, wiederholte sie, legte ihre Pulsuhr ab und sah den Arzt herausfordernd an. „Wie Sie meinen. Nun, meine Schicht ist seit dreißig Minuten vorbei. Ich fliege dann mit Johnno zurück. Viel Vergnügen noch, Doktor!“
Sie stürmte hinaus, das sie außerhalb des provisorischen Zeltes wohl auch einige gehört hatten war ihr zwar klar, doch sie ignorierte es wie die Blicke die ihr folgten. „Johnno!“, rief sie und griff sich ihre Tasche. „Wir fliegen! Der Doktor!“, sie sah zum Zelt, aus dem eben ein wütender Arzt heraustrat, „Arbeitet lieber alleine weiter.“ Sie wirbelte herum und lief los. Der völlig verwirrte Pilot, den der Arzt zurückrief stammelte etwas von er müsse zurück und nicht seine Schuld, ehe sie hörte, wie er ihr folgte. Sie atmete erleichtert aus, kurz hatte sie ehrlich befürchtet, das Johnno ihr in den Rücken fallen könnte.
„Sag mal, ähm... nicht, dass... ich mich nicht über Gesellschaft freuen würde, aber... naja... hältst du das für eine so gute Idee?“
Sie schüttelte stöhnend den Kopf. „Weißt du eigentlich wie oft Chris und Kate dem schon gesagt haben, mich so behandeln zu sollen wie... Kate, oder Annie?“ Fragte Leah zurück und schüttelte frustriert den Kopf. „Das hier....“, sie schob ihre Tasche in die Maschine, „das hier ist nur der Tropfen, der mein Fass überlaufen ließ.“ Sie kletterte in die Maschine, während er durch die vordere Tür einstieg. „Ich weiß außerdem, dass Geoff inzwischen alles mit Broken Hill und der Ärztekammer abgesprochen hat, ich darf aufgrund meiner Noten im Studium und der Tätigkeiten im Busch einfach meine letzte Prüfung nachholen und das wars, dann nur noch die Assistenszeit. Ich... ich weiß, das Geoff schon mit Chris und Ihm gesprochen hat.“
Johnno nickte. „Also gut? Abflug?“, fragte er.
Sie setzte sich neben ihn und nickte. „Abflug.“
>Sierra Papa Delta, ruft Mike Sierra Foxtrott!<
Johnno sah sie an, doch sie schüttelte den Kopf. „Sag ihm einfach was du schon gesagt hast, der Rest ist mein Problem.“
Es gefiel dem Piloten sichtlich gar nicht, dennoch nickte er und gab Antwort, startete den Motor.
>Leah! Leah bitte antworte.<
„Caileah, immer noch.“, rief sie wütend in den Funk und schüttelte den Kopf. „Ich schicke Ihnen morgen einen der anderen.“, sie atmete konzentriert ein und lehnte sich zurück.
>Leah bitte, ich... ich wollte wirklich nicht.... ich meine.... oh verdammt...<
Sie hob verblüfft die Brauen und sah zu Johnno. Flucht der gerade wirklich? Der wird doch nicht etwa.... „Was...“
>Caileah, bitte, das.... war mein Fehler, ich hätte nicht.... es tut mir Leid, mein Verhalten, meine ich. Ich verspreche ich werde in Zukunft mehr darüber nachdenken, mit wem ich unterwegs bin..... Wirklich.<
Schweigend schloss sie die Augen. Dann sah sie fragend zu Johnno, der legte den Kopf schief, zuckte zwinkernd die Achseln. Sie seufzte und nickte, ehe sie den Funk doch nochmal in die Hand nahm.
x.x.x.x.x.x.x.x
Sam der gerade von seinem Routinecheck wegen der Fluglizenz kam, blieb neben D.J. am Funk stehen und lauschte. Das gab es doch nicht, hatte es Leah wirklich geschafft schon wieder mit Tom aneinander zu geraten. Auch Geoff und Kate standen mit besorgtem Blick am Tresen. Sie sahen auf zu ihm.
>Caileah?<
>Also gut, aber fertig oder nicht. Wir fliegen in einer Stunde zurück.<
Sam grinste über ihre Forderung und war doch recht überrascht das Tom Callaghan kleinlaut beigab. Er grinste und sah die Freunde an. „Klingt als sei der doch noch zu erziehen.“
„Sag ihm, dass ich ihm seit Wochen predige, er soll sie nicht behandeln, wie eine kleine dumme Schwester die noch nie im Busch war.“, Chris Randall legte einen Stapel Akten ab und sah zu D.J. „Sag Paula ihre Akten sind da. Denn rüber bringen, werde ich ihr die bestimmt nicht auch noch.“
D.J. zeigte einen fröhlichen Militärgruß und stutzte. „Ähm... aber ich... muss ihm, also dem Doc das nicht wirklich ausrichten, oder?“
Sie zuckte die Achseln und drehte sich wieder herum. „Mir egal. Sein Problem.“
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>Viktor Mike Echo I an Mike Sierra Foxtrott, bitte kommen?<
„Ist das nicht Sam?“
Sie streckte ihren Kopf ins Cockpit und nickte. Tom reichte ihr ein Headset und sie schaute fragend zu Johnno, er nickte. „Mike Sierra Foxtrott hört, was gibt es Sam?“
>Wann seit ihr hier? Ist schon recht dunkel hier unten.<
„Sag ihm zehn Minuten, er braucht die Lichter nicht anzumachen.“
„Johnno sagt, wir brauchen die Lichter nicht, sind gleich da.“
>Verstanden. Viktor Mike Echo Over and Out.<
Sie reichte ihr Headset wieder nach vorne, ohne noch mal aufzustehen. Tom beugte sich dafür aus dem offenen Cockpit. „Seit wann werden wir vermisst, solange man uns regelmäßig hört?“
„Warum fragst du mich das?“. fragte sie zurück und tat unschuldig. „Ihr habt mir, das Ding eben gegeben. Ich wollte nur zuhören.“
Tom schüttelte den Kopf und schwieg. Johnno aber grinste, das hörte sie seiner Stimme an, als er sie in Cooper`s Crossing anmeldete und danach antwortete: „Grüß deine Verabredung von mir, wenn ihr euch seht, mmh?“
„Sicher nicht.“, sagte sie kühl und verschränkte die Arme. „Dazu seit ihr zwei einfach zu nervtötend, um im Feierabend an euch zu denken.“
„Oho.“, ertönte es jetzt von Tom, „Hat sie das eben wirklich gesagt? Wer hat mich denn vor versammelter Mannschaft angeschrien?“
„Ach und wer, hat das ganze dann vor noch mehr Ohren beendet?“, fragte sie frohlockend zurück. Tom seufzte und schaute nach oben. Johnno stieß ihn an. „Irgendwie stehst du heute nicht gut da, Doc.“
„Ist nicht mein Tag.“, sagte er und als die junge Frau nach der Landung gleich fort war, sah er mit einem gequälten Blick zu Johnno. „Und das beste, ich wette zu Hause, darf ich mir jetzt anhören, das ich selber Schuld bin.“
„Naja... bist du das nicht auch? Also,... irgendwie?“ Tom warf ihm einen bedeutungsschweren Blick zu, der Pilot nickte. „Hast schon Recht, Frauen kannst du es nie Recht machen.“
„Kommst du noch einen mit Trinken?“
„Ins Pub?“
„`türlich, wo sonst?“
„Ne, danke.“, winkte Johnno ab, „zwei Abende in Folge, an denen mir Maggie Hutton erzählt, wie verloren mein Kollege bei eurer Schwester ist, die reichen mir echt.“ Tom hielt den anderen an der Tür der Nomad, die sie inzwischen erreicht hatten zurück. „Moment.... sie glaubt tatsächlich das.... ist doch Quatsch oder?“
„Na, ich weiß nicht.“, sagte Johnno, verließ die Maschine und sah gerade aus. Tom hob überrascht die Brauen, bei dem Blick der sich ihm bot. „Also für mich sieht das nicht nach Bruder und Schwester, oder Kumpel aus. Aber.... vielleicht bin ich da auch nur nicht auf dem neuesten Stand der Zeit?“, fragte Johnno, schloss ab und klopfte dem Arzt auf die Schulter, ehe er ging.
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Leichtfüßig sprang sie aus der Maschine, schnappte sich ihre Tasche und lief los, es standen nur zwei Wagen nahe der Nomad, doch nur Sams hatte Licht an. Grinsend lief sie auf ihn zu. Er nahm ihr mit einem breiten Lächeln die Tasche aus der Hand, stellte sie hinter sich auf die Motorhaube des Wagens und schloss seine Arme einen Augenblick später hinter ihr.
Deutlich spürte Leah, seine verschränkten Hände in ihrem Rücken, legte ihre auf seine Oberarme und schaute ihn ernst an. „Ich... soll dich von Johnno grüßen?“
„Ah... na grüß erst mal nicht zurück, mmh?“
Sie musterte ihn grinsend. Irgendetwas in seinem Blick machte sie dann aber argwöhnisch. „Ist etwas?“ Er nickte voller ernst, besorgt musterte sie ihn, als er antwortete: „Also... ähm, ich... denke, ich sollte mir gut überlegen, womit ich dich in Zukunft verärgere, mmh?“ Sie runzelte die Stirn, war verwirrt, Wie soll ich denn jetzt bitte das jetzt verstehen?
Er strich ihr mit beiden Händen das Haar aus der Stirn und sah sie mit einem Blick an, wie sie ihn, bei ihm noch nie gesehen hatte. „Naja, wenn du deinen Streit immer in aller Öffentlichkeit austragen musst?“, er verzog sein ernstes Gesicht zu einem schelmischen Grinsen. „SAM!“, rief sie völlig entgeistert als sie begriff und schlug ihm gegen die Brust. „Du bist wirklich UNMÖ....“
Ihre Worte wurden von seinen Lippen auf ihren erstickt, als er sie in einen verlangenden Kuss zog, die Hände an ihrem Hals. Sie erwiderte den Kuss nach dem Überraschungsmoment und umgriff seine Handgelenke.
Als er sich löste, sah er sie so unglaublich liebevoll an, das ihr sofort klar wurde, das sie alle Zweifel über Board werfen konnte. Für Sam stand fest das er sie wollte, er mochte noch nicht so weit sein, es auszusprechen, aber das brauchte er auch gar nicht.
Sie fasste seine Wange. Seine Augen sprechen Bände, dachte sie noch immer nach Atem ringend von dem stürmischen Kuss. Sie lächelte ihm zu und kam näher. „Sam? Ich liebe dich.“
Er nickte wissend. „Ich dich auch.“, sagte er leise und küsste sie erneut. Ihre Hand verließ seine Wange und glitt auf einen Arm, während seine Hand sich wieder um sie legte. „Gehen wir?“
Sie nickte. „Wohin?“
„Zu dir?“
Sie nickte grinsend, als sie plötzlich Tom entdeckte. „Tja, dazu sagt man dann wohl, die Katze ist aus dem Sack?“, sagte Sam, wobei er den Arm um sie legte und bugsierte sie anschließend zum Beifahrersitz des Wagens. Ihre Tasche warf er auf die Rückbank und umrundete den Wagen mit einem Schwung und Elan, als könne er es nicht abwarten zu verschwinden...
Oder vielleicht.... anzukommen?
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Sam zog sie ein letztes mal an sich und beuget sich vor. „Bis später.“
Sie nickte und küsste ihn rasch auf die Wange ehe er verschwinden konnte. Er stutzte, sah sie fordernd an und präsentierte die andere Gesichtshälfte. „U-und... was ist damit?“
Sie zuckte die Achseln. „Muss warten, wie Broken Hill, wenn du nicht gleich verschwindest!“, bemerkte sie tadelnd und schob ihn in den Flur. „Geh schon!“, schimpfte sie amüsiert und schüttelte den Kopf, „Sonst behält Maggie noch Recht und ich werde zum schlechten Einfluss.“
Sam hob die Hand und zeigte ihr einen Vogel, während er seine Tasche und den Schlüssel aus dem Flur an sich nahm und pfeifend durch die Tür lief. Leah ging kopfschüttelnd wieder in die Küche und räumte alles in die Spülmaschine. Irgendwie schon merkwürdig wie sich alles verändert hat. Wie leicht plötzlich alles erscheint. Bitte lass es nicht nur die Anfangseuphorie sein, bat sie leise und schüttelte den Kopf.
.x.
„Hey! Das war doch eben Sam oder?“
„Na und?“ Annie zuckte die Achseln und schob sich samt Trekkinggepäck an der älteren Freundin vorbei. Sie wollte eben nach oben verschwinden, als die dritte im Bunde erschien und schnaufend weiteres Gepäck ab lud. „Sam? Wo? Was sollte er hier wollen?“
Paula zuckte die Achseln. „Annie träumt noch.“
„Nein tue ich nicht. Er trug das Hemd von vor zwei Tagen, es ist beim Einsatz an der Schulter eingerissen und er kam hier aus dem Haus.“, schimpfte Annie. Sie zeigte den beiden anderen einen Vogel, „Ich bin doch nicht blöde.“
„Warum wohl sollte Sam.....“, begann Paula, als eine fröhlich pfeifende Leah in den Korridor trat, tanzend und beschwingt in die Rumpelkammer verschwand und mit neuem Wasserkanister wieder zum Vorschein kam. Überrascht sah die Brünette auf und starrte sie kurz an, ehe sie ihnen ein schnelles Lächeln zeigte und mit einem >Hi< zurück in der Küche verschwand.
Annie und Penny warfen sich einen feixenden, selbstzufriedenen Blick zu, dann stürmten sie der anderen nach. „Sag schon!“
„Sam?“
„Er war die ganze Zeit....“
„Warum sagst du nichts....“
„....und gemacht?“
Paula sah von den aufgeregt durcheinander redenden Freundinnen hinüber zu Leah, die sich nun sichtlich unbehaglich zu fühlen schien und sich nervös durchs Haar strich. Sie seufzte und trat vor. „Mädels, holt mal Luft. Leah musst du nicht los? Und was ist mit euren Taschen ihr zwei?“
Noch während sie sprach, nickte Leah, flitzte an ihnen vorbei und war verschwunden. Die zwei anderen sahen sie anklagend an. Sofort traf sie ein Schwall anklagender Worte und der Missmut der Freundinnen. Paula aber zuckte nur die Schultern. „Das ist nicht unsere Sache. Lasst den beiden doch einfach was Ruhe. Die hatten es echt nicht leicht, die letzten Jahre.“
„Wie meinst du das?“
„Was war früher? Weißt du etwa, warum sie so verschlossen ist?“
Paula seufzte und schüttelte den Kopf. „Nein.“, sagte sie wahrheitsgemäß. „Nein, ich weiß nur, was Sam passiert ist und er sagt, sie kennt dieses... Gefühl und den Schmerz.“
Annie nickte. „Sie geben ein süßes Paar ab, ich würde mich freuen. Ich meine... es scheint doch beiden hier zu gefallen, nicht?“
Penny nickte nachdenklich. „Geoff und Kate haben die Tage geredet, es klang als würde sie einen festen Vertrag bekommen, wenn sie will.“
Die beiden anderen nickten und ohne weitere Worte begannen die drei Frauen ihre Trekkingsachen fortzuräumen und die Taschen zu leeren. Paula aber ertappte sich dabei, wie sie zu hoffen begann, das Sam es mit Leah schaffen würde die Vergangenheit wirklich hinter sich zu lassen. Bisher fürchtete sie noch immer, das etwas geschah und er wieder abtauchte.
LG Dani
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Neuanfang!?
6. Annäherung
Sie gingen nacheinander zum Seitenausgang seines Flugzeugs, mit dem Johnno de ärzte am Vortag gebracht hatte. Sam hinter ihr grinste, das hörte sie deutlich seiner Stimme an. „Na, was meinst du. Was hast du dieses mal mit mir angestellt, oder ich mit dir?“
Kichernd sprang sie aus dem Flieger und zuckte mit einem amüsiertem Blick die Schultern, ehe sie sich zu ihm herumdrehte. „Ich mit dir? Also ehrlich!“, beschwerte sie sich und schlug belustigt mit ihrer Tasche nach ihm. „Hey!“, rief er protestierend und rieb sich den Unterarm. „Was hast du da drinnen? Ziegelsteine?“
„Ziegel... oh, na warte!“, schallte es von ihr zurück und sie jagte ihn um die Propellermaschine herum. Sam grinste und lachte, sie begann ebenfalls zu lachen, dann blieb sie stehen, schaute unerwartet in die amüsierten Gesichter ihrer Kollegen die vor der Nomad des R.F.D.S standen. Sie grinste und schlug hinter sich nach Sam. „Das geht auf deine Ka-aaaaah....hör sofort auf damit! SAM!“, keuchte sie. Denn er hatte sie von hinten gepackt und begonnen sie zu kitzeln. „Aahh, oh Sam!“ Als er sie endlich losließ sah sie ihn erbost an. „Wag das nochmal und du lernst mich kennen!“, rief sie erbost und mit vor Wut sprühenden Augen. Sam wich besorgt zurück und sie brach in schallendes Gelächter aus. Er starrte sie an, fassungslos und dann warf er ihr einen vielsagenden Blick zu. „Na warte!“, mahnte er leise und setzte ihr nach, ohne die anderen auf dem Platz zu beachten.
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Annie und Paula schauten verwundert auf, Geoff streckte den Kopf aus der Nomad und sie alle sahen hinüber zu Sams kleiner Maschine, die eben gelandet war und um welche jetzt der Besitzer und zu aller Verwunderung auch Leah hervor liefen, sich gegenseitig jagend.
„Ähm...wusstest du, das sie mit ist?“ Fragte Annie.
Paula schüttelte verwundert den Kopf, reichte Geoff die nächste Tasche und lächelte zufrieden. „Aber schön zu sehen, das er endlich wieder wirklich glücklich ist.“
Annie sah zurück zu den beiden Personen an der kleineren Maschine. Im nächsten Augenblick schaute sie wieder zu Paula und sah sie besorgt an. „Nicht... das ich ein Problem damit hätte, aber... aber was.... werden die anderen sagen?“
„Hoffentlich nichts was die beiden hören.“, entgegnete Geoff und sah die beiden Frauen vor sich ernst an. „Paula hat Recht, es ist gut, das sie einander haben, sich angefreundet haben, wo ihnen hier sonst so viel Gegenwind entgegenkommt.“
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Sie genoss es, mit Sam auf dem Sofa zu sitzen und einfach mal an nichts zu denken, oder sich um irgendetwas sorgen zu machen. Seit dem Masern- Ausbruch und ihrer Aussprache Sam gegenüber war die Nähe zwischen ihnen beiden weitergewachsen, anfangs noch ohne das sie es gleich wahrgenommen hatte.
Dann aber war der Tag gekommen, an dem er mit dem Flugzeug zu einer Wartung in Broken Hill gewesen war und sie hatte festgestellt das er ihr fehlte, sah und hörte sie ihn den ganzen Tag nicht. Hinzu kam, das sie sich an diesem Tag hatte eingestehen müssen, das sie recht oft an ihn dachte. An sein Lächeln, seine warmen, fürsorglichen Augen, ja sogar seine so seltenen Berührungen. Sie schloss die Augen, drückte sich enger an Sam und atmete tief ein. Ein Lächeln huschte über ihre Züge, was ihr völlig entging, während sie an jenen Tag zurück dachte.
---In der Dämmerung war Sam endlich dagewesen. Vom fast ausgetrockneten Fluss aus hatte sie die Nomad gehört. Sie hatte hoch gesehen und sich ungemein erleichtert gefühlt. Ohne weiter darüber nachzudenken, war sie mit dem Truck der Klinik losgefahren und hinunter zum Hangar.
Sam war eben ausgestiegen und Steven der Techniker war dabei gewesen, die Landelichter zu löschen, als sie ausstieg. „SAM!“
Sie hatte gewunken.
Sams überraschter aber auch erfreuter Blick waren unbezahlbar gewesen. Sie war grinsend zu ihm gelaufen und obwohl sie ihm eigentlich nur hatte abholen wollen, war es anders gekommen. Sam hatte sie lächelnd einfach in die Arme genommen und sie hatte die Umarmung erwidert. Sie hatten sich angesehen und plötzlich war seine Hand an ihrer Wange gewesen und ganz eben hatten seine Lippen ihre berührt, ehe er zurück gezuckt war. „Oh... ähm... Tschuldige, ich... ich wollte nicht....“
„Du... hast mir gefehlt.“
Erschrocken über die eigenen Worte war auch sie einen Schritt nach hinten gegangen. Doch Sam hatte sie gleich wieder eingefangen und einen Arm um sie gelegt. „Wirklich?“---
Dieser hoffende Blick, dachte sie und schaute auf. Diese Wärme und dann die Umarmung. Wie lange haben wir wohl dort gestanden, ehe....
„Was ist?“
„Nichts.“, sagte sie rasch.
Sie wollte den Kopf wegdrehen, doch seine Hand verhinderte es, ruhig schaute er sie an, als suche er etwas. „Woran hast du gedacht?“, fragte er interessiert. „Uns.“, gab sie leise zur Antwort. Fragend schaute er sie an: „War es... gut?“
Sie nickte und strich ihm über den Arm. Das war vor vier Tagen, seit dem.... bereut er es? „Du... schienst eben so zufrieden, jetzt... besorgt?“, fragte er leise. Sie schüttelte den Kopf, drehte sich auf den Rücken und stützte sich auf dem Sofa ab, statt auf ihm.
„Der Flugplatz, vor.... vier Tagen.“
Er hob die Brauen, sie sah das leuchten in seinen Augen, war das Freude? Hoffnung? Sie wusste es nicht, fürchtete sich vor der Antwort. Sie streckte die Hand nach ihm aus und strich ihm über die Wange. „Können... können wir das wiederholen?“, fragte sie leise und schloss die Augen, atmete tief durch.
Sam lächelte, als er ihre Worte vernahm und er glaubte fast, sie müsste seinen Herzschlag hören. Er beugte sich hinunter küsste sie. Sie öffnete überrascht die Augen. Er löste sich von ihr, sah sie an. Sie schaute zurück. „Das hier?“, flüsterte er. Sie nickte lächelnd und Sam schob seine Hand an ihre Wange, in ihre Haare und küsste sie erneut, dieses mal ohne sich gleich wieder zu lösen. Sie erwiderte den Kuss und schob ihre Hand in seinen Nacken. Es war wunderbar, besser als in seinen Träumen. Er löste sich von ihr, lächelte und ließ sie los. Traurig und besorgt musterte sie ihn, wollte sich hinsetzten, er schüttelte den Kopf und hockte sich über sie. Sie lächelte und schlang ihre Hände wieder um seinen Hals. Er fühlte es in seinem Inneren vor Aufregung flattern und war sich schon lange nicht mehr seiner Gefühle so sicher gewesen, wie jetzt.
Sie streckte sich und als ihre Lippen seinen Hals berührten sog er scharf die Luft ein. Sie hielt inne, hielt ihm die Wange und rutschte nach hinten. „Sam? Sam es ist... okay.“
Überrascht schaute er sie an.
Sie nickte bestimmt. „Wir... müssen nicht....“
„Ich will aber.“, flüsterte er und umfasste ihr Gesicht. „Ich will dich küssen.“
„Und... Emma?“, fragte sie unerwartet. Er schüttelte den Kopf, während er ihr näher kam. „Mataris?“, fragte er stattdessen zurück. Sie schüttelte den Kopf und sah ihn gefasst an. „Er... wird es verstehen.“, sagte sie fest. Er nickte und küsste sie erneut. Bald schon ließ sie ihn ein und ihre Zungen umspielten sich.
Lange lagen sie eng umschlungen auf dem Sofa, küssten und streichelten einander. Im Hintergrund lief die leise Musik. Doch wie wenig sie eigentlich noch mitbekam, das sie gar eingeschlafen war, das wurde ihr erst klar, als Sam sie auf ihrem Bett ablegte. Was sie zunächst noch für einen Traum hielt. „Gute Nacht.“ Sein Kuss auf ihre Stirn aber war zu deutlich, sie öffnete müde die Augen und griff nach seiner Hand. „Bleib hier, Sam. Bitte.“
„Ich sollte... wirklich gehen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Bleib hier, Sam. Einfach nur.... neben mir?“
Ihm war nicht ganz wohl und doch wollte er nicht wirklich gehen, dieser eine Tag alleine ganz getrennt von ihr, hatte es ihm klar gemacht. Die letzten Tage, in denen er so viel und oft bei ihr gewesen war wie möglich, nur um so mehr. Dennoch. „Noch nicht.“, flüsterte er, zog sein Pilotenhemd aus und ließ sein weißes Achselhemd nach dem ausziehen bei ihr. „Nacht.“, flüsterte er und ging, sich das Hemd wieder anziehend. Das er ging, bekam sie schon nicht mehr mit, da war er sich ziemlich sicher. Beim rausgehen aber, hob er noch ihren Pulli hoch und roch daran. Er liebte diesen Geruch. Ein Teil von ihm, wollte das er blieb. Er ließ den Pullover fallen und ging rasch hinaus.
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Als sie aufwachte wunderte sie sich darüber das sie im Bett lag, sie war doch sicher auf dem Sofa eingeschlafen. Sie drehte sich verschlafen um und starrte auf ihren nervtötenden Wecker. Sie schlug ihn aus und vergrub das Gesicht im Kopfkissen. Mmh, wieso riecht es nach Sam? Er war doch gar nicht....
Sie zuckte zusammen, als eine vage Erinnerung in ihr aufkam und setzte sich hin. Grinsend betrachtete sie das Hemd auf ihrem Kopfkissen. „Sam.“, murmelte sie und stand auf. Im Bad traf sie auf Annie. Munter wie eh und je winkte die ihr entgegen. „Gut geschlafen?“
Sie nickte gähnend. „Prima.“
„Du, ich ähm... naja... ich hoffe du hast nichts dagegen das Wochenende alleine zu sein? Ich meine... wenn ich auch noch gehen würde? Weil nämlich... ich wurde eingeladen, aber ich... will dich nicht einfach....“
„Quatsch geh nur. Wohin denn?“
Sie grinste. „Kyl Bolton feiert seinen Geburtstag und nach unserem Date, da... hat er mich eingeladen.“
„Klingt als wolltest du es probieren?“
„Bin ich verrückt?“, Fragte Annie. Leah lachte und schüttelte den Kopf. „Wohl nicht mehr, als einige andere hier draußen.“, grinste sie und schob Annie aus dem Bad. „Mach hier deine Haare, ich will duschen.“ Annie kicherte und schloss hinter sich die Tür.
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Einige Zeit später:
Dieses Wochenende bereute sie, das sie alleine war. Sie hatte geglaubt, jetzt da sie nicht mehr von allem und jedem abgeschottet war würde es erträglicher, doch das war es gar nicht.
Mit aller Kraft brachen die Erinnerungen und die Trauer über sie herein. Als sie auch beim zweiten mal Sam weder im Pub, noch der Zentrale antraf gab sie es auf. Resigniert ging sie zurück ins leere Haus. Schon auf dem Weg dorthin spürte sie die Tränen. Mühsam kämpfte sie gegen diese an, als...
„Hey! Da ist sie ja!“
Jemand packte ihren Arm und wirbelte sie herum. „DU kommst doch sicherlich mit nach....“
„Marty heute nicht, lass gut sein, ja?“, sie löste sich von ihm, wollte hektisch weiter. Doch der ewig fröhliche schien gar nicht daran zu denken, lief ihr rufend und lächelnd nach, hielt sie schließlich wieder fest. „Na komm schon, zu dritt könnten wir....“
„KLAPPE!“ Fuhr sie den anderen böse an und schüttelte den Kopf. „Kapiert? Klappe! Geh! Hau ab!“, sie schubte ihn grob weg und rannte los, das er unsanft auf dem Boden, vor der etwas erhöhten Veranda landete bekam sie schon nicht mehr mit. Wütend schloss sie hinter sich die Tür und sank schluchzend auf den Boden. Die schon den ganzen Tag zurückgehaltenen Tränen bahnten sich unablässig ihren Weg.
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Sam wunderte sich zwar darüber, das er sie im Pub nicht sah, setzte sich aber dennoch an die Bar. Vermutlich wollte sie nach einer Woche einfach mal wieder zwei Abende für sich. Er war gerade mitten in einem Gespräch mit Tom Callaghan, als Marty von hinten kam und sich gefrustet zwischen sie beide drängte. „Also ich weiß ja nicht was ihr heute auf Arbeit mit Leah gemacht habt, aber... es ist ihr definitiv nicht bekommen.“
„Sag mal, wovon redest du da?“, fragte Sam, der wachsam aufgehört hatte.
„Sie war nicht arbeiten, sie hat Kate gebeten die Schicht zu machen.“, antwortete Tom und wirkte verwundert.
„Nun, sie hat mich angeschrien, als hätte ich wer weiß was gemacht und mich zu Boden gestoßen und dann....“
„Wer? Leah? Die war heute Nachmittag schon so seltsam, als ich gesagt habe, das ich keine Ahnung habe wo Sam ….“, begann Vic.
Er sprang unruhig auf und knallte Vic einen Schein auf den Tresen. Das sie nicht hier war, war eine Sache, aber das andere.... Er machte sich jetzt wirklich Sorgen. „Wo hast du sie gesehen?“
Marty und D.J starrten ihn an. Er packte Marty grob am Kragen. „Wo Marty?!“
„Vorm Laden, ich denke... sie ist nach Hause, oder zu....“
Sam wartete nicht mehr auf eine Antwort und lief einfach los. Als ihm Minuten später keiner öffnete, zog er den Ersatzschlüssel seiner Schwester hervor und ging einfach hinein. Er rief nach ihr, bekam jedoch keine Antwort. Er rief erneut. Dieses mal tauchte Sia auf, ihre Katze. Er beugte sich hinunter, legte den Schlüssel ab, zog die schmutzigen Schuhe aus und streichelte das Tier. „Na, weißt du wo sie ist?“
Die Katze miaute und verschwand nach oben. Sam aber sah sich erst einmal unten um, ehe er dem Tier folgte. Er fand Leah am Boden vorm Bett, in ihrem dunklen Zimmer, das fahle Licht vom Flur reichte um ihm zu sagen, das sie weinte. Vor ihr lagen Bilder, er machte das kleine Standlicht an und schaute auf die Fotos. Sie zeigten einen kleinen süßen Jungen, er schluckte. Jayden schoss es ihm durch den Kopf. Stumm setzte er sich neben sie und zog sie zu sich. Sie zuckte kurz zusammen, klammerte sich dann jedoch an ihm fest und ihre Tränen versiegten langsam. Dennoch blieb er sitzen, hielt sie und wartete. „Leah? Was ist passiert?“, fragte er schließlich.
„Ich... ich dachte... dieses mal... ist es nicht so schlimm. Mit... Paula, Annie und dir, aber dann.... dann wart ihr plötzlich alle weg, ich... alleine und..... und....“
Sam schob sie von sich und suchte ihren Blick. Er wusste wann Jayden gestorben war, es war nicht heute, das lag eine ganze Weile schon zurück, damals hatte er mit ihr einen Ausflug gemacht, ins Outback und den gleichen hatten sie gemacht, an dem Tag, an dem er Emma und Lily verloren hatte. Das war es also nicht. Er sah sie ruhig an. „Leah, was ist heute passiert?“
„N-nichts.“, schluchzte sie und lehnte sich gegen ihn. „Jays... Geburtstag.“, raunte sie nach einer ganzen Weile. Sam hatte das Gefühl sein innerstes zöge sich zusammen. Er hatte nie darüber nachgedacht sie danach zu fragen. Jetzt verfluchte er sich dafür. „Es... das tut mir Leid. Caily, warum... hast du nichts gesagt?“
Sie schwieg. Er nickte, im Grunde brauchte er auch keine Antwort. „Schon gut, ich bin jetzt da.“, er küsste sie aufs Haar und zog sie mit sich hoch. Als er auf dem Bett saß, holte er sie hinter her. Am Ende saß sie an ihn gelehnt zwischen seinen Beinen und seine Arme lagen fest um sie herum. „Ich bin da.“
Sie umgriff seine Unterarme und drehte den Kopf mit geschlossenen Augen auf die Seite. Sam nahm ihre Hände in seine und beugte sich etwas vor. Er küsste ihre Hand. „Ich bin da.“
Er wusste nicht, wie lange sie dagesessen hatten, aber irgendwann fiel ihm auf das ihr Griff lockerer wurde und ihr Atem sehr ruhig war. Aufmerksam schaute er hinunter und lächelte. Sie ist eingeschlafen.
Sam warf einen Blick auf die Uhr. Er war schon seit fast drei Stunden hier, es war kurz nach zwölf. Er schaute zurück zu Caileah. Er wollte auf keinen Fall, das sie sich erschreckte, wenn er einfach hier blieb, wo sie waren. Noch weniger aber wollte er sie so und jetzt alleine lassen. Nachdenklich musterte er sie. Er beschloss erst einmal hinunter zu gehen. Langsam ließ er sie auf die Matratze hinunter und schob sich selbst vom Bett herunter. Doch kaum stand er, griff ihre Hand nach seinem Arm. „Bitte... geh nicht.“
Er schaute sie nur kurz an und setzte sich wieder. „Schlaf weiter, ich bin gleich zurück.“, versprach er, beugte sich vor und küsste ihre Stirn. „Sam?“, fragte sie bittend, „lass mich heut` nicht allein.“
„Das werd ich nicht.“, versprach er und drückte ihre Hand. „Ich schließe nur ab, okay?“
Er strich ihr über die Wange: „Bin gleich zurück.“
Tatsächlich besorgte er sich noch was zu trinken in der Küche und sagte D.J. Bescheid, das er ihn über Paulas Funk erreichte, ehe er wieder hinauf ging.
Caileah lag inzwischen unter ihrer Decke, die Jogginghose am Boden. Kopfschüttelnd hob er ihre Hose auf und legte sie auf den Kleiderbutler. Seine eigene Hose und sein Hemd folgten, ebenso sein Axelshirt, dann ging er hinüber zum Bett. Sie drehte sich zu ihm um und hob die Decke an. Kaum das er lag, drehte sie sich zu ihm herum und den Kopf auf seine Schulter, die Hand über ihn. Er lächelte, umgriff ihre Hand und legte die andere in ihren Rücken. „Gute Nacht, Caileah,“, er küsste ihre Stirn. Sie murmelte irgendetwas und Momente später schlief sie bereits wieder.
Am nächsten Morgen war es eine Bewegung neben ihm die ihn weckte, gerade als er überlegte, ob er gehen sollte. Immerhin war sie in der Nacht kaum wach gewesen, als sie gebeten hatte das er bliebe, da drehte sie sich zu ihm herum und den Arm über ihn. Er wartete, bis sie blinzelte und er sicher war, das sie nicht mehr schlief. „Guten Morgen. Wie geht es dir?“
„Morgen.“, murmelte sie verschlafen und ihre Hand begann seine Brust auf und ab zu streichen. „Danke Sam.“
„Wofür?“
„Das du... gekommen und hier geblieben bist?“
„Dafür nicht.“, antwortete er ruhig und nahm ihre Hand in seine. Sie schüttelte den Kopf und blickte zu ihm herauf. „Dafür... das ich seit langem wieder richtig gut geschlafen habe?“
Er grinste und drehte sich so das sie nicht mehr auf ihm lag. Sie verzog ein wenig beleidigt das Gesicht und er konnte einfach nicht anders, als zu grinsen, strich ihr sanft über die Wange, weiter über die Schulter und den Arm. „Ich habe auch seit langem durchgeschlafen.“
Sie hob den Blick und sah ihn aufmerksam an. Er nickte. Seine Hand fand den Weg zurück zu ihrer Wange und er schob sie weiter, in ihr Haar, ihren Nacken, seine Lippen fanden ihre und ihre Hand seine Seite. Bald schon lagen sie eng umschlungen in ihrem Bett und Sam spürte wie sich seine eben erst gelegte Erregung wieder bemerkbar machte. Er schloss seufzend die Augen und löste sich von ihr. „Warte. Nicht mehr.“
„Was, a....“
Er blickte sie entschuldigend an und sie wurde rot. „Oh...“, entfuhr es ihr leise.
Sie drehte sich zwar weg, dennoch entschied er, das es richtig süß war, wenn sie rot anlief, schwieg aber wohlweislich. Caileah schaute ihn nachdenklich an und wurde plötzlich ernster als ihm lieb war. „Was ist?“, fragte er besorgt.
Sie seufzte. „Ich wette sie haben gemerkt, das du nicht zurückgekommen bist.“
„Und? Wenn schon.“
„Sie werden reden, Sam. Noch mehr.“
Er nickte und legte den Arm um sie, den zweiten über ihren Kopf und streichelte ihr Haar. „Lass sie doch.“ Er sah ihr jedoch an, das sie keineswegs beruhigt war und setzte sich seitlich halb auf. Verspielt stieß er sie gegen die Schulter, als sie sich seiner Bewegung folgend auf die Seite drehte. „He! Wer hat mir denn gesagt, ich solle nicht hinhören?“
„Das... war anders.“
„Was? Warum?“
„Da... haben sie vor allem über mich geredet und... wie schlecht ich für dich bin. Aber jetzt... jetzt werden sie so über dich reden.“
„Werden Sie nicht und die, die es machen können mir gestohlen bleiben, und dir auch.“, antwortete er ruhig. Sam strich ihr über die Stirn. „Du, sag mal, musst du heute nicht arbeiten?“
„Scheiße ja, ich....“
„Beruhige dich, du hast noch Zeit, es ist erst kurz nach fünf. „Ooooh! SAM!“, rief sie und im nächsten Augenblick stürzte sie vor. Ihr Schwung warf ihn rücklings auf die Matratze und und dann saß sie auf ihm. Sie lachte. Eingeschnappt verschränkte er die Arme. Sie sah ihn eine Sekunde lang an und brach in lautes Gelächter aus, ehe sie sich vorbeugte und sich auf seinen Armen abstützte. „Tja, wer hat hier jetzt das sagen, mmh?“, neckte sie ihn. Sie streckte sich grinsend als wolle sie ihn küssen und war dann mit einem Satz aus dem Bett, entgeistert sah er ihr hinterher. „HEY!“ rief er und setzte sich auf. Sie streckte lachend noch mal den Kopf durch die Tür. „Was?“ Fragte sie scheinbar empört. „Etwa auch noch Ansprüche? Tja, stell dich hinten an!“
„Hinten? Was soll das denn heißen?“
„Die Dusche hat jetzt den größeren Anspruch auf mich!“, rief sie zurück und im nächsten Moment vernahm er das rauschen des Wassers.
Kopfschüttelnd ließ Sam sich zurück ins Bett sinken und sah an die weiße Decke. Er lächelte und verschränkte die Arme hinter den Kopf. Ob er wollte, oder nicht, sie hatte ihn.
Sie macht mich verrückt und sie... hat mich definitiv eingefangen. Man, ich hätte niemals gedacht, das ich nochmal... sie ist so anders als du Emma und... dann doch wieder gar nicht, ich... weiß nicht wie ich es beschreiben soll....
Er schloss nachdenklich die Augen, dann hatte er die Antwort.
Leah und Emma sind beide unabhängig, lieben ihre Freiheiten, aber im Grunde sind beide total unterschiedlich, ihre Interessen und... die Art ihrer Arbeit völlig anders.
Er stand auf und ging hinunter, kochte sich Kaffee und ihr einen Tee. Als sie aus dem Bad herunter kam, stand schon das Frühstück auf dem Tisch. Marmeladentoast mit Tee. Er wusste, das sie mehr am Morgen gar nicht wollte. Mit einem überraschten Lächeln kam sie in die Küche, ging zu ihm und legte einen Arm um ihn, während sie mit der freien Hand nach dem Toast griff. „Oh, wie lieb, danke dir!“, sie kaute, schluckte und streckte sich ihm entgegen, zu einem süßen Kuss. „Wann hast du frei?“, fragte er sie.
Sie zuckte die Achseln. „Wir haben Sprechstunde bei Nolan Bolton, nein, nein warte das ist nächste Woche. Heute ist.... Shattered Point dran.“ Er nickte und zog sie, kaum das sie gegessen hatte wieder zu sich. Sie lehnte sich in seinen Armen zurück und schaute ihm abwartend entgegen. Er lächelte. „Was hältst du davon, wenn ich dich nachher abhole? Wo sie ja dann sicher eh schon reden? Mmh?“
Sie lächelte und nickte. „Klingt gut.“
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„Er war nicht hier. Ich hab`s euch gleich gesagt, die tut dem Jungen nicht gut.“
„Sag mal, wovon redet die Vic?“ Marty schaute den Pubbesitzer und dem Enkel seiner Schwester, Phil das neueste Gemeindemitglied in Cooper`s Crossing irritiert an.
„Na, von Sam, eurem Piloten, nachdem der euch hier gestern hat sitzen gelassen...“
„Moment.... du meinst der ist wirklich nicht wiedergekommen?“, Marty stand auf und zog besorgt die Stirn kraus.
„Ihr wolltet ja alle nicht hören, als ich sagte, das die Kleine sein Untergang ist und nicht gut für uns.“
„Ehrlich mal Maggie.“, bemerkte jetzt Phil, „ich mag ja neu hier sein, aber Leah ist doch wirklich ganz nett. Hilfsbereit und wenn ich den Docs so zuhören dann....“
„Ja, ja, ja...“, winkte die alternde Ladenbesitzerin kopfschüttelnd ab, „...sie mag ja Ahnung vom Job haben, aber wie die in der Klinik mit den Schwestern und Aushilfen spricht, oder... den Ärzten!“
„Also, ich hatte bisher nicht den Eindruck, das die sich an Leah stören täten.“, bemerkte plötzlich eine andere Stimme. Ihr Besitzer gähnte als er an die Bar kam, das mobile Gerät vom Klinikfunk legte er auf den Tisch. „Im Gegenteil, der Boss will sie ins Ärzteteam holen, statt einen Frischling aus der Stadt.“, D.J. grinste breit und griff sich ein Stück Bacon von Martys Teller. „Hey! Bestell dein eigenes Frühstück!“
D.J. grinste, zeigte auf den Teller des jüngeren und sah von Phil zu Vic. „Das Gleiche? Noch was da?“ Phil grinste und schüttelte den Kopf. „Was denkst denn du? Das ich dich vergesse? Dich doch nicht, D.J.“, er ging in die Küche und kam mit einem weiteren vollen Teller, Rührei mit Bacon wieder. „Perfekt. Seht ihr, der Junge hat schon kapiert worauf es ankommt.“ Phil zeigte ihm einen Vogel, sein älterer Verwandter verdrehte die Augen und Marty schüttelte den Kopf, während Maggie ihr kurzes Gespräch entschieden ignorierte. „Fragt mal D.J. wo Sam war. Na los! Sag`s ihnen!“
„Sam? Was... wieso? Sucht ihr ihn? Der... ist doch bei Paula und den anderen.“
Maggie strahlte. Marty starrte ihn verwirrt an und schüttelte den Kopf. Phil schien irritiert. „Was?“ D.J. sah völlig verdutzt in die kleine Runde. „Ähm... weiht mich mal bitte jemand ein, was ich falsches gesagt habe?“
„Na ja...“, begann Marty, „also... Annie, Paula und Penny sind... im Busch und das bedeutet.....“
„Das bedeutet, das die Kleine alleine mit unserem Sam war! Na! Was wird die wohl gemacht haben?“ D.J. riss die Augen auf und starrte Maggie Hutton entgeistert an. „Finden Sie nicht, das Sam alt genug ist, selbst zu entscheiden, was für ihn richtig ist?“
„Ach und wer denkt an die arme Emma?“
D.J. stand auf und schob seinen Teller von sich. „Tschuldige Vic, ich glaube mein Appetit ist mir irgendwie vergangen.“, er blickte verärgert zu Maggie. „Haben Sie mal darüber nachgedacht, das immer zwei zu einer Beziehung gehören?“, fragte der Grieche verärgert, „Na? Wo ist denn dann Emma? Wo war sie das letzte halbe Jahr?! Hast du sie hier irgendwo gesehen? Ich nicht.“ Damit drehte er sich herum, griff den Funk und verschwand. Marty nahm seinen Teller und ging hinüber zu einem der Tische.
„Pah! Ihr werdet schon sehen, er rennt in sein Unglück, er....“
„D.J. hat nicht unrecht.“, antwortete Marty und sah noch mal zur Bar, „Sam bekommt noch immer Post hier her weitergeleitet, wenn sie wollte, hätte sie herkommen gekonnt.“
„Sie? Was ist mit ihm? Er ist doch gegangen. Dann sollte doch er....“
Marty schüttelte den Kopf und machte eine wegwerfende Handbewegung, der Frau war doch echt nicht mehr zu helfen.
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Nach dem halben Tag mit Tom im Outback musste Caileah sich dann doch eingestehen, das sie lieber mit Geoff arbeitete und auch, das Sam von Anfang an ein besserer Gesellschafter gewesen war, als es Johnno, oder Leslie waren. Sie seufzte, legte die gefühlte hundertste Patientenakte weg und sah kopfschüttelnd hinter sich zu dem Arzt, der eben den nächsten Patienten holte.
„Na, dann sag es ihm.“
„Was?“, fragte sie genervt und blickte Johnno mahnend an. „Na, das Geoff dir einen eigenen Stapel gibt, was immer du noch vorhast, kannst du sonst auch gleich absagen. In dem Tempo schlaft ihr heute hier,“ entgeistert starrte Leah den Piloten an, der jedoch nickte vielsagend und klopfte ihr die Schulter, „Tom ist außer mit Chris immer zwei Tage hier.“
Sie stöhnte und schloss die Augen. Na, wunderbar!
Als Tom aber auch bei dem nächsten Kind wieder sie machen ließ, dann das Rezept ausstellte und ihr die Akte dann doch zurück gab, zum schreiben, da platzte ihr dann der Kragen. „Also... mir reicht es jetzt. Ich bin nicht Ihr Hiwi!“, erklärte sie nachdem Mutter und Kind außer Hörweite waren. Überrascht sah Tom Callaghan sie an. Er nickte aber und nahm sich sein Stethoskop zur Hand. „Das habe ich nie behauptet.“, erklärte er ruhig, rief den nächsten Patienten herein. Er hörte die Lunge ab und sie atmete aus. Dann nahm er die Akte zur Hand, las etwas nach und drückte sie ihr in die Hand. „Mach doch schon mal den Verband ab, reinige die Wunde und während ich mir die Sache ansehe kannst du ja schon dokumentieren und anschließend neu verbinden, ich werde dann....“
Wütend knallte sie die Akte auf den Tisch und sah den älteren Mann anklagend an. Hat der nicht zugehört, oder nur nicht kapiert? „Entscheiden Sie sich, Dr. Callaghan! Schwester? Dann untersuchen Sie selber! Und dokumentieren!“ Sie funkelte ihn an: „Oder Assistenzärztin und ich bekomme eigene Akten!“, sie seufzte, Es ist raus.
„Bitte was!?“, Tom starrte sie völlig entgeistert an. „Du...Sie.“, korrigierte er sich und nahm ihre Anrede damit auf, doch er war definitiv wütend, „sind keine Ärztin, allenfalls angehende und soweit ich weiß, arbeiten Sie noch als Schwester, also machen Sie gefälligst was....“
Sie verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. „Fein.“, sagte sie knapp und durchschnitt ihm den Satz. „Fein.“, wiederholte sie, legte ihre Pulsuhr ab und sah den Arzt herausfordernd an. „Wie Sie meinen. Nun, meine Schicht ist seit dreißig Minuten vorbei. Ich fliege dann mit Johnno zurück. Viel Vergnügen noch, Doktor!“
Sie stürmte hinaus, das sie außerhalb des provisorischen Zeltes wohl auch einige gehört hatten war ihr zwar klar, doch sie ignorierte es wie die Blicke die ihr folgten. „Johnno!“, rief sie und griff sich ihre Tasche. „Wir fliegen! Der Doktor!“, sie sah zum Zelt, aus dem eben ein wütender Arzt heraustrat, „Arbeitet lieber alleine weiter.“ Sie wirbelte herum und lief los. Der völlig verwirrte Pilot, den der Arzt zurückrief stammelte etwas von er müsse zurück und nicht seine Schuld, ehe sie hörte, wie er ihr folgte. Sie atmete erleichtert aus, kurz hatte sie ehrlich befürchtet, das Johnno ihr in den Rücken fallen könnte.
„Sag mal, ähm... nicht, dass... ich mich nicht über Gesellschaft freuen würde, aber... naja... hältst du das für eine so gute Idee?“
Sie schüttelte stöhnend den Kopf. „Weißt du eigentlich wie oft Chris und Kate dem schon gesagt haben, mich so behandeln zu sollen wie... Kate, oder Annie?“ Fragte Leah zurück und schüttelte frustriert den Kopf. „Das hier....“, sie schob ihre Tasche in die Maschine, „das hier ist nur der Tropfen, der mein Fass überlaufen ließ.“ Sie kletterte in die Maschine, während er durch die vordere Tür einstieg. „Ich weiß außerdem, dass Geoff inzwischen alles mit Broken Hill und der Ärztekammer abgesprochen hat, ich darf aufgrund meiner Noten im Studium und der Tätigkeiten im Busch einfach meine letzte Prüfung nachholen und das wars, dann nur noch die Assistenszeit. Ich... ich weiß, das Geoff schon mit Chris und Ihm gesprochen hat.“
Johnno nickte. „Also gut? Abflug?“, fragte er.
Sie setzte sich neben ihn und nickte. „Abflug.“
>Sierra Papa Delta, ruft Mike Sierra Foxtrott!<
Johnno sah sie an, doch sie schüttelte den Kopf. „Sag ihm einfach was du schon gesagt hast, der Rest ist mein Problem.“
Es gefiel dem Piloten sichtlich gar nicht, dennoch nickte er und gab Antwort, startete den Motor.
>Leah! Leah bitte antworte.<
„Caileah, immer noch.“, rief sie wütend in den Funk und schüttelte den Kopf. „Ich schicke Ihnen morgen einen der anderen.“, sie atmete konzentriert ein und lehnte sich zurück.
>Leah bitte, ich... ich wollte wirklich nicht.... ich meine.... oh verdammt...<
Sie hob verblüfft die Brauen und sah zu Johnno. Flucht der gerade wirklich? Der wird doch nicht etwa.... „Was...“
>Caileah, bitte, das.... war mein Fehler, ich hätte nicht.... es tut mir Leid, mein Verhalten, meine ich. Ich verspreche ich werde in Zukunft mehr darüber nachdenken, mit wem ich unterwegs bin..... Wirklich.<
Schweigend schloss sie die Augen. Dann sah sie fragend zu Johnno, der legte den Kopf schief, zuckte zwinkernd die Achseln. Sie seufzte und nickte, ehe sie den Funk doch nochmal in die Hand nahm.
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Sam der gerade von seinem Routinecheck wegen der Fluglizenz kam, blieb neben D.J. am Funk stehen und lauschte. Das gab es doch nicht, hatte es Leah wirklich geschafft schon wieder mit Tom aneinander zu geraten. Auch Geoff und Kate standen mit besorgtem Blick am Tresen. Sie sahen auf zu ihm.
>Caileah?<
>Also gut, aber fertig oder nicht. Wir fliegen in einer Stunde zurück.<
Sam grinste über ihre Forderung und war doch recht überrascht das Tom Callaghan kleinlaut beigab. Er grinste und sah die Freunde an. „Klingt als sei der doch noch zu erziehen.“
„Sag ihm, dass ich ihm seit Wochen predige, er soll sie nicht behandeln, wie eine kleine dumme Schwester die noch nie im Busch war.“, Chris Randall legte einen Stapel Akten ab und sah zu D.J. „Sag Paula ihre Akten sind da. Denn rüber bringen, werde ich ihr die bestimmt nicht auch noch.“
D.J. zeigte einen fröhlichen Militärgruß und stutzte. „Ähm... aber ich... muss ihm, also dem Doc das nicht wirklich ausrichten, oder?“
Sie zuckte die Achseln und drehte sich wieder herum. „Mir egal. Sein Problem.“
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>Viktor Mike Echo I an Mike Sierra Foxtrott, bitte kommen?<
„Ist das nicht Sam?“
Sie streckte ihren Kopf ins Cockpit und nickte. Tom reichte ihr ein Headset und sie schaute fragend zu Johnno, er nickte. „Mike Sierra Foxtrott hört, was gibt es Sam?“
>Wann seit ihr hier? Ist schon recht dunkel hier unten.<
„Sag ihm zehn Minuten, er braucht die Lichter nicht anzumachen.“
„Johnno sagt, wir brauchen die Lichter nicht, sind gleich da.“
>Verstanden. Viktor Mike Echo Over and Out.<
Sie reichte ihr Headset wieder nach vorne, ohne noch mal aufzustehen. Tom beugte sich dafür aus dem offenen Cockpit. „Seit wann werden wir vermisst, solange man uns regelmäßig hört?“
„Warum fragst du mich das?“. fragte sie zurück und tat unschuldig. „Ihr habt mir, das Ding eben gegeben. Ich wollte nur zuhören.“
Tom schüttelte den Kopf und schwieg. Johnno aber grinste, das hörte sie seiner Stimme an, als er sie in Cooper`s Crossing anmeldete und danach antwortete: „Grüß deine Verabredung von mir, wenn ihr euch seht, mmh?“
„Sicher nicht.“, sagte sie kühl und verschränkte die Arme. „Dazu seit ihr zwei einfach zu nervtötend, um im Feierabend an euch zu denken.“
„Oho.“, ertönte es jetzt von Tom, „Hat sie das eben wirklich gesagt? Wer hat mich denn vor versammelter Mannschaft angeschrien?“
„Ach und wer, hat das ganze dann vor noch mehr Ohren beendet?“, fragte sie frohlockend zurück. Tom seufzte und schaute nach oben. Johnno stieß ihn an. „Irgendwie stehst du heute nicht gut da, Doc.“
„Ist nicht mein Tag.“, sagte er und als die junge Frau nach der Landung gleich fort war, sah er mit einem gequälten Blick zu Johnno. „Und das beste, ich wette zu Hause, darf ich mir jetzt anhören, das ich selber Schuld bin.“
„Naja... bist du das nicht auch? Also,... irgendwie?“ Tom warf ihm einen bedeutungsschweren Blick zu, der Pilot nickte. „Hast schon Recht, Frauen kannst du es nie Recht machen.“
„Kommst du noch einen mit Trinken?“
„Ins Pub?“
„`türlich, wo sonst?“
„Ne, danke.“, winkte Johnno ab, „zwei Abende in Folge, an denen mir Maggie Hutton erzählt, wie verloren mein Kollege bei eurer Schwester ist, die reichen mir echt.“ Tom hielt den anderen an der Tür der Nomad, die sie inzwischen erreicht hatten zurück. „Moment.... sie glaubt tatsächlich das.... ist doch Quatsch oder?“
„Na, ich weiß nicht.“, sagte Johnno, verließ die Maschine und sah gerade aus. Tom hob überrascht die Brauen, bei dem Blick der sich ihm bot. „Also für mich sieht das nicht nach Bruder und Schwester, oder Kumpel aus. Aber.... vielleicht bin ich da auch nur nicht auf dem neuesten Stand der Zeit?“, fragte Johnno, schloss ab und klopfte dem Arzt auf die Schulter, ehe er ging.
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Leichtfüßig sprang sie aus der Maschine, schnappte sich ihre Tasche und lief los, es standen nur zwei Wagen nahe der Nomad, doch nur Sams hatte Licht an. Grinsend lief sie auf ihn zu. Er nahm ihr mit einem breiten Lächeln die Tasche aus der Hand, stellte sie hinter sich auf die Motorhaube des Wagens und schloss seine Arme einen Augenblick später hinter ihr.
Deutlich spürte Leah, seine verschränkten Hände in ihrem Rücken, legte ihre auf seine Oberarme und schaute ihn ernst an. „Ich... soll dich von Johnno grüßen?“
„Ah... na grüß erst mal nicht zurück, mmh?“
Sie musterte ihn grinsend. Irgendetwas in seinem Blick machte sie dann aber argwöhnisch. „Ist etwas?“ Er nickte voller ernst, besorgt musterte sie ihn, als er antwortete: „Also... ähm, ich... denke, ich sollte mir gut überlegen, womit ich dich in Zukunft verärgere, mmh?“ Sie runzelte die Stirn, war verwirrt, Wie soll ich denn jetzt bitte das jetzt verstehen?
Er strich ihr mit beiden Händen das Haar aus der Stirn und sah sie mit einem Blick an, wie sie ihn, bei ihm noch nie gesehen hatte. „Naja, wenn du deinen Streit immer in aller Öffentlichkeit austragen musst?“, er verzog sein ernstes Gesicht zu einem schelmischen Grinsen. „SAM!“, rief sie völlig entgeistert als sie begriff und schlug ihm gegen die Brust. „Du bist wirklich UNMÖ....“
Ihre Worte wurden von seinen Lippen auf ihren erstickt, als er sie in einen verlangenden Kuss zog, die Hände an ihrem Hals. Sie erwiderte den Kuss nach dem Überraschungsmoment und umgriff seine Handgelenke.
Als er sich löste, sah er sie so unglaublich liebevoll an, das ihr sofort klar wurde, das sie alle Zweifel über Board werfen konnte. Für Sam stand fest das er sie wollte, er mochte noch nicht so weit sein, es auszusprechen, aber das brauchte er auch gar nicht.
Sie fasste seine Wange. Seine Augen sprechen Bände, dachte sie noch immer nach Atem ringend von dem stürmischen Kuss. Sie lächelte ihm zu und kam näher. „Sam? Ich liebe dich.“
Er nickte wissend. „Ich dich auch.“, sagte er leise und küsste sie erneut. Ihre Hand verließ seine Wange und glitt auf einen Arm, während seine Hand sich wieder um sie legte. „Gehen wir?“
Sie nickte. „Wohin?“
„Zu dir?“
Sie nickte grinsend, als sie plötzlich Tom entdeckte. „Tja, dazu sagt man dann wohl, die Katze ist aus dem Sack?“, sagte Sam, wobei er den Arm um sie legte und bugsierte sie anschließend zum Beifahrersitz des Wagens. Ihre Tasche warf er auf die Rückbank und umrundete den Wagen mit einem Schwung und Elan, als könne er es nicht abwarten zu verschwinden...
Oder vielleicht.... anzukommen?
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Sam zog sie ein letztes mal an sich und beuget sich vor. „Bis später.“
Sie nickte und küsste ihn rasch auf die Wange ehe er verschwinden konnte. Er stutzte, sah sie fordernd an und präsentierte die andere Gesichtshälfte. „U-und... was ist damit?“
Sie zuckte die Achseln. „Muss warten, wie Broken Hill, wenn du nicht gleich verschwindest!“, bemerkte sie tadelnd und schob ihn in den Flur. „Geh schon!“, schimpfte sie amüsiert und schüttelte den Kopf, „Sonst behält Maggie noch Recht und ich werde zum schlechten Einfluss.“
Sam hob die Hand und zeigte ihr einen Vogel, während er seine Tasche und den Schlüssel aus dem Flur an sich nahm und pfeifend durch die Tür lief. Leah ging kopfschüttelnd wieder in die Küche und räumte alles in die Spülmaschine. Irgendwie schon merkwürdig wie sich alles verändert hat. Wie leicht plötzlich alles erscheint. Bitte lass es nicht nur die Anfangseuphorie sein, bat sie leise und schüttelte den Kopf.
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„Hey! Das war doch eben Sam oder?“
„Na und?“ Annie zuckte die Achseln und schob sich samt Trekkinggepäck an der älteren Freundin vorbei. Sie wollte eben nach oben verschwinden, als die dritte im Bunde erschien und schnaufend weiteres Gepäck ab lud. „Sam? Wo? Was sollte er hier wollen?“
Paula zuckte die Achseln. „Annie träumt noch.“
„Nein tue ich nicht. Er trug das Hemd von vor zwei Tagen, es ist beim Einsatz an der Schulter eingerissen und er kam hier aus dem Haus.“, schimpfte Annie. Sie zeigte den beiden anderen einen Vogel, „Ich bin doch nicht blöde.“
„Warum wohl sollte Sam.....“, begann Paula, als eine fröhlich pfeifende Leah in den Korridor trat, tanzend und beschwingt in die Rumpelkammer verschwand und mit neuem Wasserkanister wieder zum Vorschein kam. Überrascht sah die Brünette auf und starrte sie kurz an, ehe sie ihnen ein schnelles Lächeln zeigte und mit einem >Hi< zurück in der Küche verschwand.
Annie und Penny warfen sich einen feixenden, selbstzufriedenen Blick zu, dann stürmten sie der anderen nach. „Sag schon!“
„Sam?“
„Er war die ganze Zeit....“
„Warum sagst du nichts....“
„....und gemacht?“
Paula sah von den aufgeregt durcheinander redenden Freundinnen hinüber zu Leah, die sich nun sichtlich unbehaglich zu fühlen schien und sich nervös durchs Haar strich. Sie seufzte und trat vor. „Mädels, holt mal Luft. Leah musst du nicht los? Und was ist mit euren Taschen ihr zwei?“
Noch während sie sprach, nickte Leah, flitzte an ihnen vorbei und war verschwunden. Die zwei anderen sahen sie anklagend an. Sofort traf sie ein Schwall anklagender Worte und der Missmut der Freundinnen. Paula aber zuckte nur die Schultern. „Das ist nicht unsere Sache. Lasst den beiden doch einfach was Ruhe. Die hatten es echt nicht leicht, die letzten Jahre.“
„Wie meinst du das?“
„Was war früher? Weißt du etwa, warum sie so verschlossen ist?“
Paula seufzte und schüttelte den Kopf. „Nein.“, sagte sie wahrheitsgemäß. „Nein, ich weiß nur, was Sam passiert ist und er sagt, sie kennt dieses... Gefühl und den Schmerz.“
Annie nickte. „Sie geben ein süßes Paar ab, ich würde mich freuen. Ich meine... es scheint doch beiden hier zu gefallen, nicht?“
Penny nickte nachdenklich. „Geoff und Kate haben die Tage geredet, es klang als würde sie einen festen Vertrag bekommen, wenn sie will.“
Die beiden anderen nickten und ohne weitere Worte begannen die drei Frauen ihre Trekkingsachen fortzuräumen und die Taschen zu leeren. Paula aber ertappte sich dabei, wie sie zu hoffen begann, das Sam es mit Leah schaffen würde die Vergangenheit wirklich hinter sich zu lassen. Bisher fürchtete sie noch immer, das etwas geschah und er wieder abtauchte.