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Planet der Affen: Revolution - Heartwarming

Kurzbeschreibung
GeschichteFreundschaft, Liebesgeschichte / P18 / Gen
08.09.2014
21.09.2017
10
20.860
15
Alle Kapitel
23 Reviews
Dieses Kapitel
2 Reviews
 
08.09.2014 1.628
 
Und das angekündigte Weihnachtsspecial. Dieses Kapitel hat nichts mit dem Mainplot zu tun. Hier handelt es sich um eine völlig random Idee, die mir in den Kopf kam, als ich in King Kong die "Ice-Scating"-Scene gesehen habe. Und daher gibt es auch wieder einen kleinen Musiktipp von mir. Dem ganzen Kapitel wird eine wunderbare winterliche Atmosphäre gegeben, wenn man während des Lesens James Newton Howards Musik im Hintergrund laufen hat. :-)

https://www.youtube.com/watch?v=PBbYAS1lh2s

Vielen lieben Dank an alle, die diese Geschichte lesen, favorisieren, empfehlen und kommentieren!


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Schneeflocken rieselten leise und langsam vom dicht, mit grauen Wolken behangenem Himmel herab und bedeckten den Boden, die Pflanzen und Berge immer mehr mit einer dicken, weißen Schneedecke. Tief sog ich die winterlich klare Luft ein.

Alles war still. Bis auf das zärtliche Knistern der fallenden Flocken, wenn sie sich auf den eisigen Boden niederlegten und das tiefe Knirschen unserer Schritte, als Blue Eyes und ich durch den tiefen Schnee stapften, war nichts zu hören. Unser Atem erschien in kleinen Wölkchen vor unseren Gesichtern.

Vor einigen Wochen war am Eingang meiner Hütte im Dorf ein Tierfell befestigt worden, um die Kälte ein wenig abzuhalten. Als ich das Fell heute Morgen aufgeschlagen hatte, hatte ich geglaubt eine andere Welt zu betreten. Das gesamte Dorf, der Wald mit seinen sanften Hügeln – alles war weiß geworden. Gestern Abend hatte es zu Graupeln begonnen und niemand hatte vermutet, dass der Winter über Nacht seinen eisigen Mantel ausbreiten und alles unter einer Schneedecke begraben würde.

Kurz bevor Blue Eyes und ich das Dorf verlassen hatten, hatte ich ihm über Weihnachten erzählt. Diese Feier war selbstverständlich etwas völlig Fremdes für ihn und ich vermutete, dass er diese Tradition niemals richtig verstehen konnte. Seinem Vater Caesar war Weihnachten jedoch ein Begriff. In der Zeit, die er bei seinem menschlichen Adoptivvater verbracht hatte, hatte er vermutlich alle Jahre Weihnachten mit ihm zusammen gefeiert. Caesar konnte sich an einen geschmückten Baum unter dem Geschenke lagen und viele Lichter erinnern. Auch ich erinnerte mich an das ein oder andere Weihnachtsfest mit meiner Familie. Vor allem aber war mir das Gefühl von Wärme und Geborgenheit im Gedächtnis geblieben. Und das war etwas, was niemals in Vergessenheit geraten würde.

In Erinnerungen schwelgend ließ ich meine mit Fellhandschuhen bedeckten Hände im Vorbeigehen durch die zarten Äste der Büsche gleiten. Der feine Schnee auf ihnen fiel augenblicklich als weißes Pulver zu Boden. Verzückt sah ich gen Himmel hinauf. Über unseren Köpfen erstreckten sich die kahlen Baumkronen. Ihre breiten Äste breiteten sich wie lange, knochige Arme aus, fingen den Schnee auf. Auf dem weißen Waldboden waren unterschiedliche Tierspuren zu erkennen. Eichhörnchen hatten im Schnee gewühlt und nach ihren versteckten Nüssen gesucht. Ich entdeckte die Spuren von Rehen, Hasen und Füchsen. Sie waren noch frisch. Die Tatsache, dass die Tiere vor kurzem hier entlang gelaufen waren und ihre Präsenz durch ihre Spuren verrieten, man sie jedoch nirgends entdecken konnte, ließ den Wald geheimnisvoll wirken. Was verbarg sich alles hinter den Bäumen? Was beobachtete Blue Eyes und mich just in diesem Moment? Ohne dass wir etwas bemerkten?

Nach einer Weile erreichten wir den Bach, der in der Nähe des Dorfes entlang floss. Als wir an sein Ufer traten, erkannten wir, dass selbst das sonst fließende und plätschernde Wasser völlig gefroren war. Es funkelte und glitzerte. Blue Eyes blieb fassungslos am Rande des Bachs stehen. Mit großen, strahlend blauen Augen starrte er auf das Eis vor sich.

“Was ist los, Blue Eyes?“, fragte ich leise und neigte neugierig meinen Kopf.

Sein Blick huschte über die gefrorene Wasseroberfläche. Zögernd hob er eine Hand und berührte mit seinen Fingerknöcheln anschließend ganz sanft und vorsichtig die eisige Fassade. Als hätte er sich daran verbrannt, zuckte seine Hand augenblicklich zurück. Er schnaufte überrascht.

“Habe noch nie Bach aus Eis gesehen. Es war lange nicht mehr so kalt.“

Ich lächelte warmherzig. Daraufhin breitete ich meine Arme aus und setzte vorsichtig einen Fuß auf das Eis. Es knarzte leicht unter meinen Winterschuhen. Dann wagte ich es, mit dem zweiten Fuß auf das Eis zu treten und als ich merkte, dass es unter mir nicht nachgab, wurde ich zunehmend mutiger. Es schneite noch immer und als ich in der Mitte des gefrorenen Bachs stand und mich umsah, war ich vom Anblick vor mir glattweg fasziniert. Das Funkeln des Eises Spiegelschimmer. Ringsherum die weiße Schneedecke, vollkommen unberührt. Die Bäume, die wie dunkle, stumme Zuschauer an ihrer Stelle am Ufer standen. In die Höhe ragten. Eingehüllt in Schneemäntel. Ich glaubte mich in einem winterlichen Märchenwald wiederzufinden.

Lachend drehte ich mich schließlich zu Blue Eyes herum. Er stand noch immer staunend am Ufer und sah mich mit großen Augen an. Das Blau seiner Iris strahlte im Licht, das der Schnee reflektierte. Es funkelte wie Eiskristalle. Sein Mund war leicht geöffnet. In seinem Gesicht spiegelte sich Unglaube wider. Nervös tänzelte er am Ufer entlang und schnaufte aufgeregt. Dass ich vor ihm auf der gefrorenen Oberfläche eines Baches stand, schien für ihn etwas völlig Neues und Aufregendes zu sein. Herzlich lachte ich auf.

Abermals breitete ich meine Arme aus, sah zum grauen Himmel hinauf, drehte mich im Kreis. Kleine Schneeflocken blieben in meinen Wimpern hängen, landeten auf meiner Zunge. Ich liebte den Winter. Ich war glücklich.

Mit einer Hand winkte ich Blue Eyes schließlich zu und bedeutete ihm zu mir auf das Eis zu kommen. Es kostete ihn viel Überwindung, bis er letztendlich langsam auf allen Vieren in meine Richtung gekrochen kam. Zwischendurch rutschten ihm eine Hand oder ein Fuß weg und jedes Mal suchte er erschrocken wieder nach seinem Gleichgewicht. Das Schlittern schien ihm jedoch nach einer Weile Freude zu bereiten, denn ich hörte ihn schließlich belustigt schnaufen. Als er sich in meiner Reichweite befand, griff ich nach seiner Hand und zog ihn zu mir. Wackelig stand Blue Eyes auf seinen Hinterbeinen. Sein Halt an mir war stark. Er war noch immer zu sehr darauf konzentriert, sein Gleichgewicht zu halten.

“Versuch lockerer zu werden, Blue Eyes. Vertrau mir. Schau!“

Sanft nahm ich seine andere Hand in meine und zog ihn vorsichtig mit mir, als ich über das Eis glitt. Es dauerte eine Weile bis er den Dreh raus hatte und meine Schritte sicherer nachahmte. Gemeinsam rutschten wir über das Eis, drehten uns im Kreis. Ich lachte und sah in Blue Eyes aufgeregtes Gesicht. Lächelnd und mit strahlenden Augen begegnete er meinem Blick. Ich war von seinem schönen Gesicht abgelenkt, sodass ich überrascht auf keuchte, als ich plötzlich mit meiner Ferse gegen einen hervorstehenden Eisblock stieß und ins Taumeln geriet. Ich kippte nach hinten und zog Blue Eyes mit mir. Zusammen fielen wir samtweich in einen großen Haufen voller Schnee, der wie Staub in die Luft wirbelte. Erst nachdem sich die weiße Wolke wieder verzogen hatte, bemerkte ich, dass Blue Eyes über mir lag und sein Körpergewicht mich tief in den Schnee gedrückt hatte. Erschrocken sah er mich an, nachdem auch er realisiert hatte, in welcher Lage wir uns befanden. Ich schmunzelte und strich ihm verträumt durch das schwarze Fell auf seinem Kopf. Feiner Pulverschnee rieselte herab und ich lachte auf. Lange schaute er mir einfach nur in die Augen. Sein sanfter Blick streichelte mein Gesicht. Schien sich jedes noch so kleine Detail einzuprägen. Irgendwann strich mir Blue Eyes liebevoll mit einem seiner großen Finger über die mit Schnee bedeckte Nase.

"Du bist. Schön", flüsterte er mit rauer Stimme und als ich seine Worte verinnerlichte, begann mein Herz aufgeregt zu zittern. Zärtlich streichelte ich seine kalte Wange.

“Komm“, sagte ich nach einer Weile leise. „Lass uns zurückgehen. Ich sehne mich nach einem warmen Feuer.“

Blue Eyes lächelte, erhob sich schließlich und schüttelte den restlichen Schnee von seinem schwarzen Fell. Anschließend half er mir auf die Beine. Ich suchte nach seiner Hand. Fand sie und verschlang seine Finger mit meinen. Die Berührung war ihm noch immer nicht richtig vertraut und jedes Mal, wenn ich mit dieser Geste seine Nähe suchte, betrachtete er lange und ausgiebig unsere miteinander verschlungenen Finger. Und immer wieder brachten seine ehrlichen Blicke mein Herz zum Stolpern. Letzten Endes machten wir uns zusammen auf den Heimweg.

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Es war dunkel geworden. Schneeflocken rieselten noch immer leise und gemächlich herab. Zwischendurch wurden sie von einem sanften Nachtwind aus ihrer Ruhe gerissen, torkelten dann durch die Luft, bis sie schließlich einen Ort fanden, an dem sie sich niederlegten.
Viele Affen hatten sich in ihre Höhlen und Hütten zurückgezogen, die von kleinen Lagerfeuern gewärmt wurden. Der warme Feuerschein drang durch das Geäst der Bauten, ließ den Schnee golden schimmern.

Auch Caesars Residenz strahlte warmes Licht aus. Milo, Blue Eyes' kleiner Bruder war sicherlich bereits eingeschlafen. Am Nachmittag war er völlig aufgeregt und außer sich durch den Schnee gehuscht. Sein munteres Tschilpen hatte durch die Luft gehallt. Mit seinen kleinen Fingerchen hatte er im Schnee gewühlt. Hatte ihn gekostet. Am liebsten wäre er noch länger draußen geblieben, doch als ihn irgendwann die Kälte gepackt und zum Schlottern gebracht hatte, hatte Cornelia ihn ins Warme holen müssen.

Blue Eyes und ich saßen vor dem Eingang meiner Hütte. Hier hatte sich der Schnee nicht niederlegen können, da er von hervorstehenden Ästen aufgefangen wurde, sodass wir einigermaßen im Trockenen saßen. In warme Tierfelle eingehüllt, hockte ich mit ihm zusammen vor einem kleinen knisternden Feuer. Winzige Funken stoben in die Luft und erloschen hin und wieder mit einem leisen Zischen. Ich rieb mir die Hände und hielt sie vor das warme Feuer. Blue Eyes schärfte nebenbei seinen Speer mit einem Dolch. Ich beobachtete ihn. Beobachtete sein konzentriertes Gesicht. Seine Augen, die im Feuerschein leuchteten. Das Schattenspiel auf seinem Körper. Seine starken Arme, die sich anspannten und wieder lockerten. Mein schöner, tapferer Blue Eyes.

Trotz der eisigen Kälte war mir wohlig warm ums Herz. Und es gab nur einen einzigen Grund dafür.

Nämlich ihn.

Ihn und seine Herzenswärme.
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