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Planet der Affen: Revolution - Heartwarming

Kurzbeschreibung
GeschichteFreundschaft, Liebesgeschichte / P18 / Gen
08.09.2014
21.09.2017
10
20.860
15
Alle Kapitel
23 Reviews
Dieses Kapitel
5 Reviews
 
08.09.2014 2.399
 
Bevor die Uni am Montag wieder anfängt, dachte ich mir, dass ich das nächste Kapitel schon etwas eher poste. Es kann also passieren, dass ich die nächsten Wochen weniger Zeit habe, um zu schreiben, aber ich werde mir Mühe geben!

In diesem Kapitel habe ich für eine bestimmte Szene den Songtext von London Grammars "Hey Now". In einem Interview hatte ich gelesen, dass das Lied viel mehr eine Art Gefühl oder Atmosphäre schaffen soll. UND man kann das Lied so interpretieren, dass es um eine Person geht, die nachts alleine ist, und sich nach einen Geliebten sehnt. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass das Lied wie Arsch auf Eimer zu dieser Story insgesamt oder speziell zu dieser Szene passt. :-D Was haltet ihr davon? Lasst es mich wissen!

https://www.youtube.com/watch?v=nMEHJPuggHQ

Und noch eine Kleinigkeit: Neben dem Schreiben ist das Zeichnen meine große Leidenschaft. Wenn ihr möchtet, könnt ihr gerne auf meiner Facebook-Seite vorbeischauen und mir folgen. Es gibt auch eine Zeichnung von Caesar und Andy Serkis! ;-)

https://www.facebook.com/LauraElisabethArtwork


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Ich verbrachte einige Zeit bei den Pferden. Meine Arme hatte ich auf den Zaun der Koppel gestützt, müde meinen Kopf aufgelegt, beobachtete die schwarzen, edlen Tiere beim Grasen. Das Gehege war ein wenig abseits auf einer Waldlichtung hinter dem Dorf errichtet worden. Die Wachen hatten von ihren Posten trotz der Entfernung eine gute Sicht auf die Koppel, sodass sie, falls Raubtiere auftauchen sollten, die Pferde rechtzeitig verteidigen konnten.

Caesar, Rocket und die anderen mussten bereits zurückgekehrt sein, denn vor wenigen Minuten hatte man die vertrauten Begrüßungsrufe hören können. Ob sich Blue Eyes wohl in diesem Moment eine Predigt von seinem Vater anhören musste? Es war sicherlich klüger nicht nach ihm zu suchen.

Also entschloss ich nach einer Weile über einen Umweg, der hinter dem Dorf entlang führte, zu meiner Hütte zu schleichen, meinen Rucksack mit Wechselkleidung zu holen und zum nahe gelegenen Bach zu laufen, um mich zu waschen. Meine Kleidung klebte an meinem Körper und bei der Schwüle, die auf das Gemüt drückte, kam eine Erfrischung sehr gelegen.

Ohne weitere Probleme hatte ich meine Hütte erreichen und mich zum Bach begeben können. Das Wasser plätscherte ruhig vor sich hin. Einzelne Sonnenstrahlen fielen durch das dichte Blätterdach des Waldes, fingen sich im Wasser und ließen es an einigen Stellen wie Edelsteine glitzern. Das Ufer des Baches war von Büschen und Sträuchern umsäumt, die etwas Sichtschutz vor neugierigen Blicken gewährleisteten. Die großen Felsen im Wasserbett, die eine Art Brücke über den kleinen Fluss bildeten, waren von sattem grünen Moos bewachsen.

Auf einem Kiesbett legte ich meinen Rucksack ab und entledigte mich meiner Kleidung. Als ich die Füße in das kühle Wasser hielt, dauerte es nicht lange, bis ich tiefer in den Bach hineinlief und bis zu meinen Hüften in das Wasser eintauchte. Zufrieden seufzte ich auf. Die angenehme Kühle, die über meine Arme und meinen Rücken lief, genoss ich, ließ mich wieder klare Gedanken fassen. Mit den Händen schöpfte ich ein wenig Wasser, das ich mit gierigen Schlucken trank.

Nachdem ich mich gewaschen hatte, stand ich noch eine Weile im kühlen Nass, Augen geschlossen, und lauschte den Klängen des Waldes. Mich erfüllte Ruhe. Anschließend stakste ich zum Ufer zurück und begann meine verschwitzte Kleidung im Bach zu säubern. Danach breitete ich sie auf einer sonnigen Stelle aus, zog meine frische Kleidung an und legte mich hin. Meinen Rucksack hatte ich mir als Kissen unter den Kopf gelegt, versonnen blinzelte ich in die Baumgipfel, beobachtete die Schatten der Vögel, die zwischen den Ästen hin und her flogen, Insekten die mit tiefem Brummen durch die Luft schwirrten.

Auf einmal hörte ich es hinter mir rascheln. Wachsam setzte ich mich auf und sah in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Kurz darauf legte ich mich jedoch wieder entspannt zurück, denn derjenige, der unüberhörbar durch das Gestrüpp wanderte, den kannte ich nur all zu gut.

Blue Eyes kam auf allen Vieren auf mich zu und setzte sich schweigend neben mich. Ich wartete ab. Bald merkte ich, dass er nur stumm neben mir sitzen und nichts sagen würde, solange ich nicht das Wort ergriff. Ach Blue Eyes ...

"Woher wusstest du, dass ich hier bin?", fragte ich schließlich und sah zu ihm hinauf, Augen zusammen gekniffen, denn als er seinen Kopf leicht in meine Richtung drehte, trafen mich die Sonnenstrahlen im Gesicht.

"Gerochen", signierte er knapp und sah auf das plätschernde Wasser.

"Ich habe mich gerade gewaschen ...", erwiderte ich empört und zwinkerte ihm zu.

"Du weißt, was ich meine ..."

Scherze sollte ich mir offenbar sparen. Sein Atem ging in groben Zügen, er war angespannt.

"Blue Eyes", begann ich, setzte mich auf, sodass ich ihn ansehen konnte. "Was ist los? Was ist passiert?"

Er senkte seinen Kopf und spielte mit ein paar Kieselsteinen, rollte sie mit einem Finger hin und her. Ich konnte nur erahnen, was geschehen war.

"Vater war wütend. Sagte, ich habe wieder Fehler gemacht. Wieder nicht überlegt." Er schnaufte, griff nach einem Stein und schmiss ihn in den Bach. Seine Nasenflügel bebten, mit viel Mühe unterdrückte er seine Wut.

"Behandelt mich wie ein kleines Kind. Dabei kann ich selbst entscheiden."

Behutsam legte ich ihm eine Hand auf die Schulter, ich spürte, dass sich sein Körper unter meiner Berührung ein wenig entspannte. Die Beziehung zwischen Caesar und seinem Sohn, die Diskussionen, all das kam mir sehr vertraut vor. Auch ich hatte früher mit meinen Eltern in vielem nicht übereingestimmt, hatte geglaubt, alles besser zu können. Doch insbesondere nachdem ich durch meine Blauäugigkeit in Schwierigkeiten geraten war, oder mir Missgeschicke passiert waren, hatte ich realisiert, dass es die Eltern nur gut meinten. Sie waren nunmal diejenigen, die mehr Erfahrung besaßen. Ratschläge der Eltern konnten Gold wert sein.

"Dein Vater meint es nur gut. Er macht sich Sorgen, er möchte nur dein Bestes."

"Dann soll er mich in Ruhe lassen!"

"Glaube mir, Blue Eyes, das möchtest du nicht. Versuche seine Ratschläge zu befolgen. Ich war früher sehr dankbar für die Hilfe meiner Eltern gewesen. Ohne sie, hätte ich nicht viel geschafft."

Aufmerksam sah er mich an. "Aber ich kann nicht alles so machen, wie er es möchte."

"Das sollst du auch nicht. Er möchte dir helfen, Blue Eyes, und dich beschützen."
Mit einem Finger fuhr ich seine Narben nach. "Den Kampf mit dem Bären wird er niemals vergessen. Den Kampf mit den Menschen wird er niemals vergessen. In diesen Momenten hatte er wahrscheinlich unheimliche Angst um dich. Versuche mit ihm gemeinsam zu lernen. Du wirst deinen eigenen Weg dabei finden."

Ich hielt inne. Blue Eyes konnte wirklich glücklich darüber sein, dass er eine Familie hatte, dass er Eltern hatte, die alles für ihre Kinder taten.

"Weißt du, vielen Eltern fällt es schwer, ihre Kinder loszulassen. Das ist etwas, wobei du Caesar helfen musst."

Seine Augen huschten über mein Gesicht, er schien zu überlegen. Nach einer Weile nickte er. "Ich versuche es."

Ich lächelte.

"Aber es fällt mir schwer."

Ich lachte leise. "Ja, es ist schwierig. Das kann ich verstehen. Es kann zu einer Geduldsprobe werden. Du weißt, ich bin für dich da, wenn du reden oder Dampf ablassen möchtest."

"Dampf ablassen?"

"Wenn du wütend, enttäuscht oder gestresst bist, dann bin ich für dich da. Du kannst bei mir Ruhe finden."

"In diesem Fall gehe ich jagen ..."

Beschwichtigend hob ich die Arme. "Okay, wie du willst. Aber das Angebot steht."

Ich wollte mich abwenden, doch Blue Eyes umfasste meinen Nacken und zog mich zu sich, sodass er seine Stirn gegen meine lehnen konnte. Er schnaufte sanft durch die Nase.  

"Nein, nicht. Ich-"

Ich stoppte ihn, indem ich seine Hand, die sich bewegte, festhielt. "Schon gut", flüsterte ich und strich mit meinem Daumen behutsam über seine raue Haut.

Irgendwann zog er seinen Kopf wieder zurück, viel zu schnell verließ mich seine warme Berührung in meinem Nacken. Seinen Blick hielt er gesenkt, wanderte dann zu meiner linken Schulter. Vorsichtig hob er eine Hand und zupfte an den feuchten, nassen Haarspitzen meines Zopfes, der mir über meine Schulter gefallen war. Er wickelte sich einzelne Strähnen um den Finger und spielte mit ihnen. Dabei streiften seine Finger mein Schlüsselbein.

In seinem Gesicht spiegelten sich so viele Gefühle wider. Was ging ihm durch den Kopf? Es war wieder einer dieser Momente. Ich schien ihm nahe zu sein, aber gleichzeitig spürte ich auch, dass ich mich von ihm entfernte. Und wieder war es das Gefühl, als stach eine hauchfeine Nadel in mein Herz.

Auf einmal ließ er meine Haare los, als wäre er so eben aus einer Art Trance erwacht. Er stützte sich mit seinen Händen ab und stellte sich auf seine Hinterbeine.

"Lass uns zurück gehen. Heute Abend findet eine Feier statt. Jagd war sehr erfolgreich."

Ich griff nach seiner Hand, die er mir entgegen gestreckt hatte und ließ mich hochziehen. Ich überragte ihn nur wenige Zentimeter und seine Größe überraschte mich immer wieder aufs Neue.

Zügig klaubte ich meine Kleidung auf, die mittlerweile getrocknet war und packte sie in meinen Rucksack, den ich mir sodann über den Rücken schwang. Ich langte nach Blue Eyes Hand und zusammen gingen wir zurück ins Dorf.

. . . . . . . . . . .

Gegen Abend hatte sich das gesamte Volk im Hofbereich versammelt. Überall waren kleine Lagerfeuer errichtet worden, um die sich die Bewohner in kleinen Grüppchen gesammelt hatten, aßen und sich unterhielten. Zu Beginn hatte Caesar von der Jagd erzählt, dass es eine der erfolgreichsten Jagden gewesen war. Auch mich hatte er erwähnt und erklärt, dass ich den jungen Jägern bald das Schießen mit Pfeil und Bogen beibringen würde. Die Aufgabe war sicherlich noch schwieriger, als die Aufgabe, ihnen die menschliche Sprache beizubringen, denn bei einzelnen Dorfbewohnern stieß ich noch immer auf Widerstand. Manche von ihnen weigerten sich noch immer meine Hilfe anzunehmen und ich wollte mir nicht ausmalen, wie es aussehen konnte, wenn die Jäger mit mir zusammen trainierten und die Waffe gegen mich richteten.

Dementsprechend war ich unheimlich nervös gewesen, als ich mit Caesar auf dem Zeremoniefelsen gestanden und mich dem gesamten Dorf präsentiert hatte. Doch als ich meinen Blick durch die Runde schweifen lassen hatte, war ich freundlichen, ja, sogar respektvollen Blicken begegnet. Vielleicht hatten sie nun alle erkannt, dass ich ihnen nichts Böses, sondern ihnen helfen wollte.

Zusammen saß ich mit Blue Eyes' Familie auf dem Felsvorsprung unterhalb ihrer Residenz. Um unser Lagerfeuer standen unterschiedliche Teller und Platten mit Obst, Gemüse, sowie gebratenem Fisch und Hirschfleisch.

Die kleine Auseinandersetzung zwischen Blue Eyes und seinem Vater schien bereits wieder in Vergessenheit geraten zu sein, denn Blue Eyes wirkte entspannt und gut gelaunt. Ebenso sein Vater. Ich glaubte, dass Caesar seinem Sohn nicht lange böse sein und Blue Eyes eisiges Schweigen nicht lange bewahren konnte.

Caesars und Cornelias kleiner Sohn Milo kletterte aufgeregt auf den Schultern seiner Eltern herum, erfüllte die Luft mit munterem Tschilpen. So weit ich mich erinnern konnte, war es seine erste Feier, die er erlebte. Die vielen Artgenossen, die Geräuschkulisse, all das war neu für ihn. Cornelia hätte ihren kleinen Sohn am liebsten ruhig auf ihren Schoß gesetzt, doch immer, wenn sie glaubte, ihn in ihre Arme schließen zu können, entwischte er ihr wieder. Er tänzelte um unser Lagerfeuer, Blue Eyes versuchte ihn zu schnappen, doch auch seinen großen Händen wich er geschickt aus.

Auf einmal kletterte Milo meinen Arm herauf und setzte sich auf meine rechte Schulter. Mit seinen kleinen Händen wühlte er in meinen Haaren, vergrub sein Gesicht darin. Lachend griff ich nach einer Frucht, die auf einem der hölzernen Teller lag und hielt ihm diese vor seine Nase. Er hielt inne und betrachtete neugierig das köstliche Obst.

Schließlich grapschte er danach, schnüffelte kurze Zeit daran und begann mit seinen kleinen Zähnen daran zu nagen. Blue Eyes nutze den Zeitpunkt seiner Ablenkung und bekam ihn zu fassen. Zärtlich strich er seinem kleinen Bruder über den samtenen Kopf, ehe er ihn vorsichtig in Cornelias Arme legte. Die Frucht kostete Milo so viel Aufmerksamkeit, dass er den Gedanken, wieder davonzulaufen, vergaß.

“Er ist ganz aufgeregt. Er wird heute Nacht gut schlafen“, signierte Cornelia und blickte ihren kleinen Sohn mit lieblichen Augen an.

Caesar schmunzelte, als er Milo beobachtete und legte schließlich einen seiner starken Arme um Cornelias Mitte, zog sie an sich heran und legte sein Kinn auf ihren Kopf. Müde seufzte er, schloss die Augen. Ich lächelte bei ihrem Anblick.

Pure Herzlichkeit und reine Liebe, das war es, was ich sah.  

Ich schlang die Arme um meine angezogenen Knie. Es war für alle ein sehr anstrengender Tag gewesen. Die Müdigkeit, die sich langsam in meinem Körper ausbreitete, ließ meine Bewegungen träge werden. Ich starrte in das warme Licht des Feuers, beobachtete die Flamme bei ihrem nächtlichen Tanz, wie sie zuckte, wie kleine Funken in die Schwärze stoben und erloschen. Irgendwann schloss ich die Augen und begann verträumt zu summen. Erst leise, zurückhaltend und  nach einer Weile wurde meine Stimme ein wenig kräftiger. Und dann gab ich mich der Musik völlig hin, bewegte sanft meinen Körper zu der Melodie, die ich sang und tauchte in sie ein.

Hey now, letters burning by my bed for you
Hey now, I can feel my instincts here for you
Hey now, by my bed for you, Hey now, Hey now.

Uhu, you know it is frightning
Uhu, uhu, you know its like lightning
Hey now, now.


Ich öffnete die Augen. Alles um mich herum war still. Caesar und Cornelia hatten die Augen geschlossen, hielten sich in den Armen. Milo war eingeschlafen. Und während ich weitersang, löste Blue Eyes kein einziges Mal seinen Blick von meinem Gesicht. Er schien in der Melodie zu versinken.

Hey now, letters burning by my bed for you
Hey now, leave it to the wayside like you do, for you
Imagination calling mirrors for you
Hey now, hey now

Uhu, you know it is frightning
Uhu, uhu, you know its like lightning
Hey now, now


Ich schloss wieder die Augen. Während ich den Rest des Liedes sang, krochen meine Finger zögernd über den Boden, bis sie Blue Eyes' warme Hand fanden. Er erwiderte meine Berührung, ebenso zögernd und vorsichtig. Ich verschlang seine Finger mit meinen, ließ seine Wärme durch meinen Körper fließen. Lächelnd gab ich den letzten Ton der lauen Nacht frei.
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