Planet der Affen: Revolution - Heartwarming
von Lorelalaley
Kurzbeschreibung
Ich wusste nicht, wie lange ich bereits bei ihnen war. Die Tage verschwammen ineinander. Auch wenn ich für viele von ihnen ein Eindringling, ein Störenfried war, so hatten sie mir alle eine Chance gegeben und mich aufgenommen. Nur noch selten begegnete ich mit Mordlust gefüllten Blicken. Wie es wohl den letzten übergebliebenen Menschen ging? Dachten meine alten Freunde noch an mich? Ob sie überhaupt noch lebten oder sie die Affengrippe eingeholt hatte? Eines Tages würde ich fort schleichen und nach Überlebenden suchen. Doch jeder einzelne Gedanke, den ich den Menschen widmete, kam mir wie ein Verrat vor, wie ein Bruch des Vertrauens, dabei wollte ich dieses wie einen Schatz in meinem Herzen hüten. Wie würde ich mich entscheiden? Tief im Inneren spürte ich, dass mich Caesar niemals gehen lassen würde. Und Blue Eyes? Blue Eyes konnte und wollte ich nicht verlieren ...
GeschichteFreundschaft, Liebesgeschichte / P18 / Gen
08.09.2014
21.09.2017
10
20.860
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Alle Kapitel
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Dieses Kapitel
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08.09.2014
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Caesar's Appearance!
Nachdem ich etwas gegessen hatte, machte ich mich mit weichen Knien auf den Weg zu Caesars Hütte. Die Gedanken von heute Morgen hatten sich in meinem Kopf festgesetzt, schwirrten umher und machten mich unruhig. Ich musste mit Caesar sprechen. Blue Eyes war mit den anderen jungen männlichen Affen auf der Jagd und es würde dauern, bis er wieder zurückkam. Also hatte ich beschlossen, die Gelegenheit zu nutzen.
Als ich den Baum erreichte, in dessen Baumkrone sich Caesars Residenz befand, blieb ich mit trockenem Mund und einem mulmigen Gefühl im Magen darunter stehen. Mit knetenden Händen sah ich voller Respekt hinauf. Die hervorstehenden Holzpfähle, die eine spiralförmige Treppe, die hinaufführte, und weiter oben eine Art Plattform bildeten, wirkten abschreckend und bedrohlich.
War es wirklich der richtige Zeitpunkt zu ihm zu gehen? Ich fühlte mich, als würde ich in seine tiefste Privatsphäre eindringen. Niemand hatte dort oben etwas zu suchen. Nur Familienmitglieder, enge Freunde, wie Maurice und Rocket es waren. Aber es hatte zweifellos kein Mensch dort oben etwas verloren.
Aber ich musste mit ihm reden.
Mit klopfendem Herzen ging ich langsam die Treppe hinauf. Jeden Moment befürchtete ich, dass mir jemand entgegen kommen und den Weg zu Caesar versperren würde. Doch es geschah nichts. Alles blieb ruhig.
In der Mitte des Weges stoppte ich, beugte mich vorsichtig vornüber und ließ meinen Blick nach unten schweifen. Von hier aus hatte man eine atemberaubende Aussicht auf das Dorf und den Wald. Die Sicht auf den Wald wäre sicherlich noch bewundernswerter gewesen, wenn der Himmel nicht von dichten grauen Wolken behangen wäre. Die Sonne von heute Morgen lag vollständig hinter ihnen verborgen. Die Luft war feucht, es war diesig und der Nebel schien die Waldhügel fast vollständig zu verschlingen. Trotz allem war ich vom Anblick, der sich vor mir erbot so fasziniert, dass ich alles um mich herum vergaß und aus dem Staunen nicht mehr herauskam.
"Genießt du. Die Aussicht?"
Caesars tiefe und raue Stimme ließ mich zusammenzucken und mit nur viel Mühe konnte ich den Schrei vor Schreck in meiner Kehle unterdrücken. Ruckartig drehte ich mich zu ihm um und verlor dabei den Halt unter meinen Füßen. Panisch ruderte ich mit den Armen, um mein Gleichgewicht wieder zu finden, suchte nach Halt, doch fand keinen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich den steilen Abhang hinab, spürte, wie mein Körper nach hinten kippte, dass ich zu fallen drohte, doch im letzten Augenblick griff eine starke Hand nach meinem Arm und zog mich grob vom Gefälle weg.
Keuchend stieß ich gegen Caesars Brust. Zitternd klammerte ich mich an seine Arme und versuchte mein rasendes Herz zu beruhigen.
"Vorsicht. Holz ist rutschig."
Was er nicht sagte!
Sein ganzer Körper vibrierte, wenn er sprach. Beschämt ließ ich von ihm ab. Er und sein Sohn hatten Recht. Ich würde keine Sekunde außerhalb des Dorfes überleben.
Nach einer Weile wagte ich es ihn anzusehen. Caesar stand nur wenige Schritte von mir entfernt, aufrecht, auf seinen starken Hinterbeinen. Er überragte mich um einen halben Kopf. Seine Miene war unergründlich, seine intensiven Augen auf mich gerichtet. Beim Anblick seiner stolzen Gestalt fielen mir die Worte. Ich wollte etwas erwidern, öffnete den Mund, doch es kamen keine Worte heraus. Hatte ich etwa plötzlich das Sprechen vergessen?
Meine Fassungslosigkeit und Verwirrung schienen ihn zu amüsieren und ein Schatten von einem Lächeln huschte über sein stets so ernstes Gesicht.
"Warum bist du hier?", fragte er leise und sah mich erwartungsvoll an.
Ich musste mir meine Worte gut überlegen, um ihm erklären zu können, warum ich mich hier zu seinem Wohnort schlich und seine Ruhe störte. Ich schluckte.
"Ich ... möchte dich etwas fragen." Neugierig neigte er seinen Kopf.
"Heute Morgen, musste ich über die Menschen nachdenken. Ich habe Fragen. Fragen, auf die ich mir keine Antworten reimen kann."
Er wandte sich von mir ab und begann die Treppe hinunterzulaufen. Mit einer knappen Handbewegung bedeutete er mir, ihm zu folgen. Wir gingen den Baum hinunter und setzten uns anschließend auf seine gewaltigen Wurzel. An diesem Ort saß er, wenn er nachdachte oder sich mit Maurice über vertraute Dinge unterhielt. Ich hatte ihn schon häufiger hier sitzen sehen. Auch mit Blue Eyes zusammen.
Aus Angst etwas Falsches zu sagen, saß ich schweigend neben ihn und wartete. Dann drehte er sich zu mir um.
"Was hast du. Für Fragen?"
Jetzt oder nie. So gut es ging, versuchte ich meine gesprochenen Worte gleichzeitig mit Zeichensprache zu untermalen. Die Sätze in Zeichensprache machten mit Sicherheit weniger Sinn.
"Heute Morgen habe ich mich gefragt, wie es den übergebliebenen Menschen geht. Ob alte Freunde noch an mich denken, ob sie noch leben."
Seine grünen Augen musterten mich, seine Lippen waren zu einer ernsten Linie gezogen.
Und dann sprach ich den verbotenen Gedanken aus.
"Ich möchte eines Tages nach ihnen suchen."
Bevor er etwas erwidern konnte, sprach ich weiter.
"Ich weiß, dass es schwierig zwischen Affen und Menschen ist. Und auch, dass ein Leben in wirklichem Frieden vermutlich niemals möglich sein wird. Doch warum habt ihr mich dann aufgenommen? Warum habt ihr mich nicht sofort umgebracht? Warum seht ihr in mir keine Bedrohung?"
Ich beobachtete Caesars Ausdruck. Er schien die Fragen in seinem Kopf noch einmal durchzugehen und sah mich nachdenklich an. Doch irgendetwas in seinen Augen verriet mir, dass er mit solch einer Situation gerechnet hatte. Er schien nicht sonderlich überrascht. Ein tiefes Seufzen verließ schließlich seine Lippen und sein Blick galt folglich wieder der Ferne vor uns.
"Wir töten nicht sinnlos", begann er und sah mich wieder an.
"Als du zu uns gekommen bist, warst du verzweifelt. Hilflos. Verlaufen. Ich hätte es nicht gekonnt. Dich zu töten. Nicht alle Menschen sind böse. Das weiß ich. Du durftest bleiben."
Caesar besaß größere Sympathie für Menschen, als viele andere Affen im Dorf. Das lag daran, dass er selbst bei Menschen aufgewachsen war und ihre Liebe empfunden hatte. Anders als Koba, von dem man mir erzählt hatte. Koba war Experimenten zum Opfer gefallen, er war gefoltert, eingesperrt worden, wodurch in ihm ein unbändiger Hass für Menschen gewachsen war.
Caesars Augen huschten zu den Bewegungen unter uns. Das Herz des Dorfes steckte voller Leben. Maurice war dabei, den Kleinen neue Worte in Zeichensprache beizubringen. Aufgeregtes Tschilpen erfüllte die Luft. Caesar schmunzelte und auch ich musste lächeln.
"Wir haben bald gesehen, dass Kinder dich mochten. Haben entschieden, dass du ihnen Sprache der Menschen beibringst. Sahen, dass du uns neue Waffen zeigen kannst. Sahen, dass du nützlich bist."
Als er das Wort 'nützlich' signierte, verstand ich, dass er es nicht im abwertenden Sinne meinte. Das Leben hier beruhte auf Gegenseitigkeit. Wir alle profitierten voneinander, niemand wollte jemandem etwas Böses.
"Wir alle lernen zusammen. Wissen ist Macht."
"Ich bin froh, wenn ich euch behilflich sein kann. Ich verdanke euch ... nein, dir mein Leben, Caesar." Nickend nahm er meine ehrlichen Worte zur Kenntnis. Anschließend fuhr er fort.
"Ein Mensch, nicht gefährlich. Daher sahen wir keine Gefahr. Doch viele Menschen, tödlich. Weiß nicht, ob du gehen sollst, um Menschen zu suchen. Mache mir Sorgen um meine Familie, um Kolonie."
Im Augenwinkel sah ich, dass er traurig den Kopf senkte. All die Geschehnisse, die Konfrontationen mit den Menschen waren noch lange nicht vergessen. Ich würde keine Chance haben, nach Überlebenden zu suchen oder je alte Freunde wieder zu sehen. Und irgendwie konnte ich es auch verstehen.
"Kann dir nicht verbieten, nach draußen zu gehen. Doch du musst noch viel lernen. Bist zu laut, nicht aufmerksam."
Verblüfft hob ich den Kopf und starrte ihn mit großen Augen an. Hatte Caesar mir soeben die Erlaubnis gegeben, das Dorf verlassen und nach den Menschen suchen zu dürfen? Wenn ich soweit war? Doch warum war mir nicht wohl bei der Sache?
Er mied meinen Blick. Er wirkte unsicher. Unsicher darüber, ob er just das Richtige entschieden hatte. In seinem Inneren schien ein unerbittlicher Kampf mit den unterschiedlichsten Gefühlen zu toben.
Sie alle vertrauten mir so sehr. Sollte etwas schiefgehen, würden sie mir niemals verzeihen. Ich würde alles verlieren. Betrübt sah ich auf meinen Schoß.
"Ich bin mir nicht sicher, ob ich es tun werde. Das Letzte, das ich möchte, ist es euch in Gefahr zu bringen. Wenn euch etwas geschieht, könnte ich es mir niemals verzeihen. Euch alle habe ich in mein Herz geschlossen und ..."
Während ich diese Worte sprach, musste ich an Blue Eyes denken. Ihn zu verlieren konnte und wollte ich mir nicht vorstellen. Wenn ich mit ihm über die Menschen sprach, schlich sich eine immerzu tiefe Traurigkeit in seine Augen, die mich innerlich zermürbte, langsam und schmerzhaft. In meinem Kopf tobten Engel und Teufel, um die Vormachtstellung.
Plötzlich spürte ich ein schweres Gewicht auf meiner Schulter. Mit Tränen in den Augen sah ich in Caesars warmes Gesicht.
"Du bist nicht alleine. Ich weiß, dass es schwierig ist. So ist es das auch für mich. Du hast Zeit, darüber nachzudenken. Aber vergesse nicht, uns zu beschützen. Wir sind alle, eine Familie. Du, bist ein Mitglied."
Seine letzten, leise gesprochenen Worte ließen mich mit über die Wangen rollenden Tränen um seinen Hals fallen.
Nachdem ich etwas gegessen hatte, machte ich mich mit weichen Knien auf den Weg zu Caesars Hütte. Die Gedanken von heute Morgen hatten sich in meinem Kopf festgesetzt, schwirrten umher und machten mich unruhig. Ich musste mit Caesar sprechen. Blue Eyes war mit den anderen jungen männlichen Affen auf der Jagd und es würde dauern, bis er wieder zurückkam. Also hatte ich beschlossen, die Gelegenheit zu nutzen.
Als ich den Baum erreichte, in dessen Baumkrone sich Caesars Residenz befand, blieb ich mit trockenem Mund und einem mulmigen Gefühl im Magen darunter stehen. Mit knetenden Händen sah ich voller Respekt hinauf. Die hervorstehenden Holzpfähle, die eine spiralförmige Treppe, die hinaufführte, und weiter oben eine Art Plattform bildeten, wirkten abschreckend und bedrohlich.
War es wirklich der richtige Zeitpunkt zu ihm zu gehen? Ich fühlte mich, als würde ich in seine tiefste Privatsphäre eindringen. Niemand hatte dort oben etwas zu suchen. Nur Familienmitglieder, enge Freunde, wie Maurice und Rocket es waren. Aber es hatte zweifellos kein Mensch dort oben etwas verloren.
Aber ich musste mit ihm reden.
Mit klopfendem Herzen ging ich langsam die Treppe hinauf. Jeden Moment befürchtete ich, dass mir jemand entgegen kommen und den Weg zu Caesar versperren würde. Doch es geschah nichts. Alles blieb ruhig.
In der Mitte des Weges stoppte ich, beugte mich vorsichtig vornüber und ließ meinen Blick nach unten schweifen. Von hier aus hatte man eine atemberaubende Aussicht auf das Dorf und den Wald. Die Sicht auf den Wald wäre sicherlich noch bewundernswerter gewesen, wenn der Himmel nicht von dichten grauen Wolken behangen wäre. Die Sonne von heute Morgen lag vollständig hinter ihnen verborgen. Die Luft war feucht, es war diesig und der Nebel schien die Waldhügel fast vollständig zu verschlingen. Trotz allem war ich vom Anblick, der sich vor mir erbot so fasziniert, dass ich alles um mich herum vergaß und aus dem Staunen nicht mehr herauskam.
"Genießt du. Die Aussicht?"
Caesars tiefe und raue Stimme ließ mich zusammenzucken und mit nur viel Mühe konnte ich den Schrei vor Schreck in meiner Kehle unterdrücken. Ruckartig drehte ich mich zu ihm um und verlor dabei den Halt unter meinen Füßen. Panisch ruderte ich mit den Armen, um mein Gleichgewicht wieder zu finden, suchte nach Halt, doch fand keinen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich den steilen Abhang hinab, spürte, wie mein Körper nach hinten kippte, dass ich zu fallen drohte, doch im letzten Augenblick griff eine starke Hand nach meinem Arm und zog mich grob vom Gefälle weg.
Keuchend stieß ich gegen Caesars Brust. Zitternd klammerte ich mich an seine Arme und versuchte mein rasendes Herz zu beruhigen.
"Vorsicht. Holz ist rutschig."
Was er nicht sagte!
Sein ganzer Körper vibrierte, wenn er sprach. Beschämt ließ ich von ihm ab. Er und sein Sohn hatten Recht. Ich würde keine Sekunde außerhalb des Dorfes überleben.
Nach einer Weile wagte ich es ihn anzusehen. Caesar stand nur wenige Schritte von mir entfernt, aufrecht, auf seinen starken Hinterbeinen. Er überragte mich um einen halben Kopf. Seine Miene war unergründlich, seine intensiven Augen auf mich gerichtet. Beim Anblick seiner stolzen Gestalt fielen mir die Worte. Ich wollte etwas erwidern, öffnete den Mund, doch es kamen keine Worte heraus. Hatte ich etwa plötzlich das Sprechen vergessen?
Meine Fassungslosigkeit und Verwirrung schienen ihn zu amüsieren und ein Schatten von einem Lächeln huschte über sein stets so ernstes Gesicht.
"Warum bist du hier?", fragte er leise und sah mich erwartungsvoll an.
Ich musste mir meine Worte gut überlegen, um ihm erklären zu können, warum ich mich hier zu seinem Wohnort schlich und seine Ruhe störte. Ich schluckte.
"Ich ... möchte dich etwas fragen." Neugierig neigte er seinen Kopf.
"Heute Morgen, musste ich über die Menschen nachdenken. Ich habe Fragen. Fragen, auf die ich mir keine Antworten reimen kann."
Er wandte sich von mir ab und begann die Treppe hinunterzulaufen. Mit einer knappen Handbewegung bedeutete er mir, ihm zu folgen. Wir gingen den Baum hinunter und setzten uns anschließend auf seine gewaltigen Wurzel. An diesem Ort saß er, wenn er nachdachte oder sich mit Maurice über vertraute Dinge unterhielt. Ich hatte ihn schon häufiger hier sitzen sehen. Auch mit Blue Eyes zusammen.
Aus Angst etwas Falsches zu sagen, saß ich schweigend neben ihn und wartete. Dann drehte er sich zu mir um.
"Was hast du. Für Fragen?"
Jetzt oder nie. So gut es ging, versuchte ich meine gesprochenen Worte gleichzeitig mit Zeichensprache zu untermalen. Die Sätze in Zeichensprache machten mit Sicherheit weniger Sinn.
"Heute Morgen habe ich mich gefragt, wie es den übergebliebenen Menschen geht. Ob alte Freunde noch an mich denken, ob sie noch leben."
Seine grünen Augen musterten mich, seine Lippen waren zu einer ernsten Linie gezogen.
Und dann sprach ich den verbotenen Gedanken aus.
"Ich möchte eines Tages nach ihnen suchen."
Bevor er etwas erwidern konnte, sprach ich weiter.
"Ich weiß, dass es schwierig zwischen Affen und Menschen ist. Und auch, dass ein Leben in wirklichem Frieden vermutlich niemals möglich sein wird. Doch warum habt ihr mich dann aufgenommen? Warum habt ihr mich nicht sofort umgebracht? Warum seht ihr in mir keine Bedrohung?"
Ich beobachtete Caesars Ausdruck. Er schien die Fragen in seinem Kopf noch einmal durchzugehen und sah mich nachdenklich an. Doch irgendetwas in seinen Augen verriet mir, dass er mit solch einer Situation gerechnet hatte. Er schien nicht sonderlich überrascht. Ein tiefes Seufzen verließ schließlich seine Lippen und sein Blick galt folglich wieder der Ferne vor uns.
"Wir töten nicht sinnlos", begann er und sah mich wieder an.
"Als du zu uns gekommen bist, warst du verzweifelt. Hilflos. Verlaufen. Ich hätte es nicht gekonnt. Dich zu töten. Nicht alle Menschen sind böse. Das weiß ich. Du durftest bleiben."
Caesar besaß größere Sympathie für Menschen, als viele andere Affen im Dorf. Das lag daran, dass er selbst bei Menschen aufgewachsen war und ihre Liebe empfunden hatte. Anders als Koba, von dem man mir erzählt hatte. Koba war Experimenten zum Opfer gefallen, er war gefoltert, eingesperrt worden, wodurch in ihm ein unbändiger Hass für Menschen gewachsen war.
Caesars Augen huschten zu den Bewegungen unter uns. Das Herz des Dorfes steckte voller Leben. Maurice war dabei, den Kleinen neue Worte in Zeichensprache beizubringen. Aufgeregtes Tschilpen erfüllte die Luft. Caesar schmunzelte und auch ich musste lächeln.
"Wir haben bald gesehen, dass Kinder dich mochten. Haben entschieden, dass du ihnen Sprache der Menschen beibringst. Sahen, dass du uns neue Waffen zeigen kannst. Sahen, dass du nützlich bist."
Als er das Wort 'nützlich' signierte, verstand ich, dass er es nicht im abwertenden Sinne meinte. Das Leben hier beruhte auf Gegenseitigkeit. Wir alle profitierten voneinander, niemand wollte jemandem etwas Böses.
"Wir alle lernen zusammen. Wissen ist Macht."
"Ich bin froh, wenn ich euch behilflich sein kann. Ich verdanke euch ... nein, dir mein Leben, Caesar." Nickend nahm er meine ehrlichen Worte zur Kenntnis. Anschließend fuhr er fort.
"Ein Mensch, nicht gefährlich. Daher sahen wir keine Gefahr. Doch viele Menschen, tödlich. Weiß nicht, ob du gehen sollst, um Menschen zu suchen. Mache mir Sorgen um meine Familie, um Kolonie."
Im Augenwinkel sah ich, dass er traurig den Kopf senkte. All die Geschehnisse, die Konfrontationen mit den Menschen waren noch lange nicht vergessen. Ich würde keine Chance haben, nach Überlebenden zu suchen oder je alte Freunde wieder zu sehen. Und irgendwie konnte ich es auch verstehen.
"Kann dir nicht verbieten, nach draußen zu gehen. Doch du musst noch viel lernen. Bist zu laut, nicht aufmerksam."
Verblüfft hob ich den Kopf und starrte ihn mit großen Augen an. Hatte Caesar mir soeben die Erlaubnis gegeben, das Dorf verlassen und nach den Menschen suchen zu dürfen? Wenn ich soweit war? Doch warum war mir nicht wohl bei der Sache?
Er mied meinen Blick. Er wirkte unsicher. Unsicher darüber, ob er just das Richtige entschieden hatte. In seinem Inneren schien ein unerbittlicher Kampf mit den unterschiedlichsten Gefühlen zu toben.
Sie alle vertrauten mir so sehr. Sollte etwas schiefgehen, würden sie mir niemals verzeihen. Ich würde alles verlieren. Betrübt sah ich auf meinen Schoß.
"Ich bin mir nicht sicher, ob ich es tun werde. Das Letzte, das ich möchte, ist es euch in Gefahr zu bringen. Wenn euch etwas geschieht, könnte ich es mir niemals verzeihen. Euch alle habe ich in mein Herz geschlossen und ..."
Während ich diese Worte sprach, musste ich an Blue Eyes denken. Ihn zu verlieren konnte und wollte ich mir nicht vorstellen. Wenn ich mit ihm über die Menschen sprach, schlich sich eine immerzu tiefe Traurigkeit in seine Augen, die mich innerlich zermürbte, langsam und schmerzhaft. In meinem Kopf tobten Engel und Teufel, um die Vormachtstellung.
Plötzlich spürte ich ein schweres Gewicht auf meiner Schulter. Mit Tränen in den Augen sah ich in Caesars warmes Gesicht.
"Du bist nicht alleine. Ich weiß, dass es schwierig ist. So ist es das auch für mich. Du hast Zeit, darüber nachzudenken. Aber vergesse nicht, uns zu beschützen. Wir sind alle, eine Familie. Du, bist ein Mitglied."
Seine letzten, leise gesprochenen Worte ließen mich mit über die Wangen rollenden Tränen um seinen Hals fallen.