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Die Geschichte der Morgaina Kaltenbach Buch I

Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Freundschaft / P16 / MaleSlash
Eva Baal Mona Suttner
03.09.2014
09.01.2015
8
12.802
 
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03.09.2014 1.758
 
Es ist ein unangenehmes Gefühl für Morgaina im Wagen der JVA Reutlitz vorzufahren. Es sitzen 2 Beamte mit ihr auf der Bank und schweigen vor sich hin. Morgainas Blick richtet ich nach draußen: eine hohe, kalte Mauer und lauter Wachpersonal.
Als der Wagen anhält, geht mit einem Ruck die Tür auf. Der erste Beamte neben dem Mädchen steigt aus, Morgaina wartet ab. „Frau LeFay, steigen Sie bitte aus dem Wagen.“, fordert Frau Schnoor Morgaina auf. Die erhebt sich ruhig und klettert aus dem blauen PKW. Draußen wartet Birgit mit einem Klemmbrett auf Morgainas Reaktion, dann spricht sie:
„Willkommen in der Justizvollzugsanstalt Reutlitz. Mein Name ist Schnoor, ich bin Ihre Ansprechpartnerin in jedem Anliegen. Folgen Sie mir bitte.“
Morgaina schweigt. Sie schaut sich aufmerksam um: Hinter dem Zaun sieht sie einige neugierige Frauen, die sie betrachten. Sie dreht sich dennoch unbeeindruckt um und folgt Birgit Schnoor in das Gebäude.

„Guten Tag, Frau Kaltenbach. Ich bin Frau Adler, die Anstaltsleiterin von Reutlitz.“, erzählt die grauhaarige Jutta Adler, „Ich bin weitestgehend über alles informiert, im Gegensatz zu meinen Kollegen. Das heißt, dass Sie ihnen nichts vorhalten, wenn die Sie wie eine normale Gefangene behandeln. Es obliegt Ihnen, weitere Personen einzuweihen, jedoch wäre es am besten für Ihre Sicherheit, wenn so wenig Leute wie möglich erfahren würden, aus welchem Grund Sie hier sind.“
Morgaina sieht Jutta während deren Einweisungen klar ins Gesicht und wartet ab. Das Mädchen hat bereits einiges über sie gehört, versucht aber unvoreingenommen zu sein. Frau Adler fährt fort:
„Sie werden auf Station B vorerst in eine Einzelzelle kommen zu Ihrer eigenen Sicherheit. Sollten Sie irgendwelche Anliegen oder Probleme haben, wenden Sie sich bitte an das Personal.“
Jutta macht eine Pause, um zu sehen, wie ihr Gegenüber reagiert. Morgaina nickt leicht und wartet ab.
„Obwohl Sie eine besondere Stellung haben, kann ich es Ihnen nicht ersparen, eine Leibesvisitation durchführen zu lassen. Ebenso müssen Sie Ihre persönlichen Gegenstände, sowie Geld abgeben. Keine Sorge, wir werden alles sicher bis zu Ihrem Verlassen aufbewahren. So, gibt es sonst noch etwas zu sagen..?“
In diesem Moment klopft es an der Tür.
„Ja?“, ruft Frau Adler. Die Tür wird geöffnet und ein Schließer steckt den Kopf durch die Tür:
„Ich bringe Frau Suttner.“
„Warte kurz draußen, wir sind hier gleich fertig.“, antwortet Jutta in ruhigem Ton. Die Tür schließt sich und sie beendet das Gespräch:
„Also Frau Kaltenbach, sollte etwas sein, melden Sie sich bitte bei der Aufsicht. Außerdem wäre es gut, wenn Sie sich ruhig verhalten und den Frauen ein wenig anpassen würden. Jedenfalls wenn jemand ein Gespräch mit Ihnen anfangen sollte. Haben Sie sonst noch Fragen?“
Morgaina, die die ganze Zeit scharf zugehört hat, durchstöbert kurz ihren Kopf und teilt Jutta mit:
„Danke, nein, alles klar. Vielen Dank, dass Sie sich diese Umstände machen.“
„Mir blieb keine Wahl.“, gibt Jutta prompt zurück, „Ich wünsche Ihnen einen netten Aufenthalt hier in Reutlitz.“
„Frau LeFay kann jetzt in die Kleiderkammer gebracht werden.“, kommandiert sie nun durch ein Mikrofon.
Die Bürotür öffnet sich erneut und Frau Schnoors Stimme ertönt:
„Bitte kommen Sie, Frau LeFay.“
Morgaina folgt Birgits Anweisung und erhebt sich.
„Einen schönen Tag noch, Frau Adler.“, ruft das Mädchen noch in den Raum, bevor sie Möhrchens Zimmer betritt. Dort warten der andere Schließer und Frau Suttner, die beide Morgaina betrachten. Schnoor läuft zur Tür und hält sie Morgaina auf. Deren Blick bleibt kurz an der Gefangenen hängen, die sie leicht anlächelt. Morgaina lächelt freundlich zurück und wendet ihren Blick wieder ab.

Nachdem die Neue sich nun wie jede andere Insassin in der Kleiderkammer entblößen und neu einkleiden durfte, wird sie auf Station B geführt. Frau Schnoor versucht das Mädchen seelisch ein wenig vorzubereiten:
„Auf der Station können Sie sich frei entfalten. Sie haben Ihre Zelle, den Gemeinschaftsraum, in dem es immer Frühstück gibt, das Bad am Ende des Flurs und zur Freizeitbeschäftigung steht dort außerdem ein Flipper, ein Billardtisch und ein Telefon, falls Sie jemanden kontaktieren möchten. Allerdings müssen Sie dafür ein Guthaben auf Ihrer Telefonkarte haben.“
Während Schnoors Einweisungen fragt sich Morgaina, was, besser gesagt wer sie nun erwartet. Alles Kriminelle, aber sie weiß, dass sie niemals zu vorschnell urteilen sollte. Der endlose Gang mit Gittern scheint nun gleich das Ende erreicht zu haben, da packt Morgaina plötzlich doch so etwas wie Angst.
„Frau Schnoor, sind die alle gefährlich? Ich meine, Sie und Ihre Kollegen sind doch da, dass nichts passiert, oder?“ Birgit hat damit nicht gerechnet, immerhin ist für sie das Mädchen auch eine Kriminelle.
„Keine Sorge, die meisten der Frauen auf der B sind vernünftig und das Personal sitzt ganz zentral im so genannten ‚Aquarium‘. Ihnen wird schon nichts passieren.“
Morgaina aber wird mit jedem Meter nervöser. Ihre Kiste in den Händen wird plötzlich ein wenig schwerer und am liebsten würde sie sich hinter Frau Schnoor verstecken. Doch wer hier Schwäche zeigt, hat verloren. Also reißt Morgaina sich zusammen und betritt mit Birgit ihre neue Heimat.

„Na sieh mal einer an, Frischfleisch.“, kommentiert Walter sobald sie die Neue erblickt. Diese aber kümmert sich nicht darum, sondern betrachtet langsam jeden Winkel der Station. Einige Frauen sitzen auf den Treppen, andere stehen nur herum.
Birgit teilt den Frauen mit:
„Das ist Frau LeFay. Sie wird Ihnen ab jetzt Gesellschaft leisten.“
Von Jeanette kommt unverzüglich der erste Kommentar:
„Frau? Die is ja noch nich eima erwachsen.“
„Frau LeFay ist volljährig, sonst wäre sie ja wohl kaum im normalen Vollzug, nicht, Frau Bergdorfer?“, ruft Birgit dazwischen, „Bitte weisen Sie sie ein wenig in den Alltag ein.“
Morgaina beobachtet still die Situation. Frau Schnoor läuft unterdessen zwischen den Schaulustigen durch und führt Morgaina die Treppe hoch.
„So, das hier ist nun Ihre Zelle. Sie haben eine Nasszelle und um 12 gibt es dann Mittag. Wenn irgendwas ist, wissen Sie ja, wo Sie mich und meine Kollegen finden können.“
Bei Betreten der Zelle überkommt Morgaina ein schwaches Gefühl der Sicherheit. Sie sieht sich um und gibt Frau Schnoor ein herzliches „Danke.“ zurück. Bevor Birgit die Tür hinter Morgaina schließt, beruhigt sie sie noch mit den Worten:
„Hunde die bellen, beißen nicht. Keine Sorge, die Neuen bekommen immer erstmal ein paar Sprüche zu hören. Das legt sich bald.“
Die Sachen ausgepackt und am Fenster sitzend denkt Morgaina nach. Über die vorlaute Walter und die nörgelnde Jeanette. Aber auch an der lächelnden Suttner muss das Mädchen Gedanken lassen. Ein wenig gelangweilt beschließt sie nach einer kurzen Zeit auf Entdeckungsreise zu gehen.
Morgaina tritt vor die Zellentür und lehnt sich über das Geländer.
Grüppchenweise stehen die Frauen zusammen und reden miteinander. Morgaina beobachtet jede von ihnen gründlich. Als ihr Blick bei Uschi ankommt, bemerkt sie, dass auch sie selbst beobachtet wird. Walter und ein paar andere stehen versammelt an einer Säule und spekulieren über die Neue. Doch die lässt sich von deren Blicken nicht einschüchtern und erwidert diese starr.
Als sich das Gitter neben dem Aquarium öffnet, wandert Morgainas Aufmerksamkeit allerdings dorthin. Frau Suttner kommt lässig in den großen Raum und läuft direkt ein paar anderen Frauen entgegen. Irgendetwas zieht Morgaina zu ihr, doch was genau es ist, bleibt unklar.
„Hey Püppchen, komm doch mal her.“, ruft die Rädelsführerin Morgaina zu. Diese sieht nun wieder zur Walter-Gang, macht aber keine Anstalten. Mittlerweile sehen auch alle anderen zur Neuen hinauf. Walter aber wird langsam wütend:
„Hörst du schwer oder was? Du sollst mal herkommen, wir wollen mit dir reden, Mädchen.“
Morgaina wartet demonstrativ einige Sekunden, bevor sie schließlich doch hinunterschreitet.
„Keiner macht hier Urlaub, also warum bist du hier?“, platzt Walter mit der Tür ins Haus. Morgaina bleibt vorerst still, interessiert sich dann aber für den Gedanken der anderen:
„Was würdet ihr mir denn zutrauen?“
Die Frage lässt kurzes Schweigen aufkommen. Mittlerweile haben sich einige Insassinnen dazugesellt und stehen nun im Halbkreis um die Neue herum. Dann ertönt von Jeannette die erste Antwort:
„Diebstahl. Na ich mein ja nur, in deinem Alter is es doch typisch zu stibitzen, oder nich?“
„Andere Gebote?“
Als nächstes antwortet Walter mit Witz:
„Also ich glaube eher an Trunkenheit am Steuer oder sowas.“
„Leider auch falsch.“
Dann kommt vorsichtig von Ilse:
„Doch keine Drogen, oder?“
„Nein, auch keine Drogen.“
„Warum denn nun?“, fragt Jeannette ungeduldig. Morgaina antwortet emotionslos:
„§284. Illegales Glücksspiel.“
Walter lacht auf:
„Was? In deinem Alter?“
„Wer ist schon vollkommen?“
„Hey, es ist schon ne Leistung mit 18, 19 Jahren für sowas verurteilt zu werden.“

Um 12 werden alle Frauen zusammengerufen. Während die Frauen über den Hof geführt werden, gesellt sich Elke zu Morgaina.
„Glücksspiel, was?“, flüstert sie mit einem fraglichen Unterton.
„Gut ermittelt, Miss Watson.“, gibt das Mädchen zurück. Unbeeindruckt tastet Elke sich weiter voran:
„Und warst du draußen erfolgreich?“
„Wäre ich sonst hier?“
„Hey, hey, war ja nur ne Frage.“
Doch Walter hat bereits Lunte gerochen und hängt sich nun in das Gespräch:
„Ist das nicht ein schöner Tag, um keine Geschäfte zu machen?“
Elke läuft ertappt einen Schritt schneller und Walter lässt sich wieder nach hinten fallen.
Im Speisesaal sitzen alle Leute zusammen, die eine Einheit bilden. Morgaina setzt sich separat und mit dem Rücken zu den anderen an den hintersten Tisch und starrt die Wand an. Zum Essen ist ihr nicht zumute.
Da erscheint plötzlich die blonde Mona neben ihr. Wortlos setzt sie sich und versucht unverfänglich ein Gespräch anzufangen:
„Hast du keinen Hunger?“
Morgaina aber antwortet nicht darauf. Mona versucht es weiter:
„Süße, wenn du irgendwas brauchst oder Probleme hast, komm einfach zu mir. Ach ja, ich bin übrigens Mona Suttner.“
„Morgaina LeFay. Und danke, aber wenn ich Probleme habe, wende ich mich doch lieber an das offizielle Personal.“, gibt Morgaina zurück. Das scheint Mona jedoch nicht recht zu sein:
„Ich glaube du bist dir nicht über den Ernst der Lage bewusst, Schätzchen. Hier wird niemand an die Schlusen verpfiffen. Mit Verrätern wird kurzer Prozess gemacht.“
Das Mädchen fühlt sich zunehmend unwohler. Mona strahlt etwas Gefährliches aus, etwas, was Morgaina anziehend findet und sie gleichzeitig zum Wegrennen drängt. Als sie nichts erwidert, macht Mona noch einen Anlauf:
„Das Leben hier drin ist gar nicht so anders als das Draußen. Die Geschäfte laufen gut.“
Dabei schaut die Neue auf. Welche Geschäfte meint Mona wohl damit? Die lächelt nun leicht zufrieden und wagt sich ein wenig weiter:
„Ich könnte eine neue Mitarbeiterin gebrauchen. Und da du dich offenbar auskennst…“
Bei diesen Worten reißt Morgainas Geduld:
„Da hast du gedacht, dass ich glatt wieder kriminell werden will. Danke, aber ich hab gerade erst eine Strafe bekommen – ich brauche das nicht nochmal!“
Wütend steht das Mädchen auf und läuft verärgert an Mona vorbei. Doch die fühlt noch lange keine Niederlage und gibt leise und ruhig „Denk drüber nach, Schätzchen.“ von sich.
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