Josephine Klick - Allein unter Cops (die Fiktive Fortsetzung der 1. Staffel)
von Ringa
Kurzbeschreibung
(Der Autor hat keine Kurzbeschreibung zu dieser Geschichte verfasst.)
GeschichteKrimi, Liebesgeschichte / P16 / Gen
12.08.2014
17.01.2015
35
72.893
1
Alle Kapitel
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Dieses Kapitel
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12.08.2014
2.301
Josie:
Seit 2 Tagen machte ich kaum etwas anderes als proben. Am gestrigen Abend hatten wir wieder Unterstützung von den Kollegen und deswegen waren wie eine Runde weiter. Ich musste gestehen, mir gefiel es auf der Bühne zu stehen und das Publikum zu geniessen. Manchmal vergass ich für einen Augenblick, dass ich eine Polizistin war und ermitteln musste. Am Anfang dachte ich, es wäre einfach herauszufinden, wer mit den Drogen dealte, aber mittlerweile war ich einer anderen Meinung. Alle waren so verschwiegen. Wir versuchten alles Mögliche. Ich jammerte immer herum, dass ich sehr nervös war und die Spannung kaum auszuhalten war. Ich bekam immer den Flachmann vor die Nase gesetzt. Ich dachte schon, wenn es so weiter geht, werde ich eine blaue Nase bekommen. Zum Glück war nur noch ein Tag des Wettbewerbs geblieben, denn jeden Abend Wodka zu trinken ist auch nicht das Tollste. Ich konnte natürlich das Getränk auch ablehnen, aber ich wollte nicht als Weichei da stehen. So wollte ich vertrauenswürdiger erscheinen.
„Mann, ich werde mich nie dran gewöhnen, vor Publikum zu singen,“ sagte ich.
Chris schaute mich an und lachte.
„Wir treten heute schon zum dritten mal auf und du bist immer noch aufgeregt?“
„Ja, das bin ich, und wie. Wenn wir auch ein Jahr lang auftreten würden, wäre ich genauso aufgeregt wie jetzt.
Wir müssen uns etwas überlegen, wie wir weiter vorgehen. Falls wir heute rausfliegen, und das werden wir, wie sollen wir...“
Ich konnte meinen Satz nicht zu Ende sprechen.
„Mach dir jetzt keinen Kopf. Wir machen uns Gedanken, wenn es so weit ist,“ sagte Christopher und wirkte dabei sehr ruhig.
Wir hatten noch 3 Stunden Zeit, bis wir zum IfM fahren mussten.
„Wollen wir etwas trinken gehen?“, fragte Chris und hoffte auf eine positive Antwort.
Für Alkohol war es noch zu früh, ausserdem würde ich heute meine Ration Wodka noch bekommen, aber es gab ja auch andere Getränke.
„Klar, wieso nicht. Ich würde nur gerne zuerst im Präsidium vorbeifahren, wäre es in Ordnung für dich?“
Ich wollte noch die Jungs und Karin besuchen, aber am meisten wollte ich Fritz sehen.
„Hallo Leute,“ grüsste ich alle.
„Kommt ihr heute abend wieder?“
„Na klar, was glaubst du denn. Fahrt ihr jetzt schon hin?“, fragte uns Karin.
„Wir wollen noch irgendwo gemütlich einen Kaffee trinken,“ sagte Chris und legte seine Hand auf meine Schulter.
Es war irgendwie komisch. Ich schaute zu Fritz und sein Gesicht verdüsterte sich.
„Kann ich mit dir einen Moment alleine reden?“, fragte er mich.
Wir gingen in seinen Büro.
„Was ist?“, fragte ich.
„Das fragst du noch? Wieso gehst du mit dem Typen aus?“, fragte mich Fritz sehr verärgert.
„Bitte? Ist es verboten mit einem Kollegen einen Kaffee zu trinken, oder was?“, wurde auch ich strenger.
„Ich und Alex sind deine Kollegen, nicht er,“ sagte er und strich sich übers Haar.
„Fritz, für diesen Fall ist er mein Kollege und ich sehe nichts Falsches daran, wenn ich mit ihm etwas trinken gehe,“ sagte ich und verschränkte meine Arme.
„Der Typ will doch etwas von dir.“
Fritz setzte sich hin.
„Das bildest du dir nur ein. Vertraust du mir nicht?“, fragte ich und schaute ihm direkt in die Augen.
„Doch, aber...“
„Ich muss jetzt los. Sehen wir uns heute abend?“, fragte ich aber er sagte nichts.
„Fritz, kommst du heute? Ach, mach doch was du willst,“ sagte ich und ging raus.
Wir saßen in einem gemütlichen Cafe und schlürften das koffeinhaltige Getränk.
„Josephine,“ fing Chris an.
„Wenn der Fall abgeschlossen ist, würde ich dich sehr gerne weiterhin treffen,“ sagte er und legte seine Hand auf meine.
„Hör mal, Christopher. Hoffentlich habe ich keine falschen Signale gesendet,“ zog ich meine Hand heraus.
„Nein, hast du nicht. Ich wollte dich jetzt nicht in Verlegenheit bringen, aber ich mag dich sehr. Deine Ausstrahlung ist überwältigend.“
Wow, das klang ja toll. Es schmeichelte einem so schöne Sachen über sich zu hören, aber ich musste ihn jetzt bremsen.
"Danke für die Komplimente, aber es gibt einen Mann in meinem Leben.“
„Fritz Munro?“, fragte er und wusste schon die Antwort.
Ich nickte. Hoffentlich würde unsere Zusammenarbeit nach so einem Gespräch nicht leiden.
„Alles gut? Kollegen?“, fragte ich.
„Kollegen,“ entgegnete er und versuchte zu lächeln.
Wir hatten noch eine Stunde bis das Konzert anfing. Die Nervosität war zurückgekehrt.
„Einen Schluck?“, hörte ich plötzlich.
Der Typ grinste und hielt mir seinen Flachmann hin.
„Ach, wieso nicht.“
Das war schon zu einem Ritual geworden. Der Wodka brannte noch in meinem Magen.
„Ich gehe kurz raus an die frische Luft,“ sagte ich und verschwand zum Hinterausgang.
Die Tür war leicht angelehnt, da hörte ich Stimmen. Ich schlich mich sehr leise näher und schaute durch den kleinen Spalt nach draussen. In dem Augenblick steckte ein Kerl ein kleines weisses Päckchen einem anderen zu, und dann verhandelten sie über den Preis. Ich erkannte einen der beiden. Er war der Gitarrist der ersten Band, die ausgeschieden war. Ich ging von der Tür weg und nahm mein Handy.
„Alex, wo seid ihr?“
„Wir sind schon im Saal. Ist alles ok?“
„Kommt schnell zum Hinterausgang, ihr müsst jemanden festnehmen.“
„Bielefeld, sag das doch sofort,“ sagte Alex und legte auf.
Ich konnte noch hören, wie die beiden draussen immer lauter wurden.
„Amateure“, dachte mir.
Zum Glück war der Dealer blöd genug so unvorsichtig zu sein. Nach einer knappen Minute kamen Alex und Fritz.
„Sie sind da draussen,“ sagte ich und die Jungs gingen raus.
Sie wickelten die Sache schnell und diskret ab und übergaben die „Bösen“ der Verstärkung, die nach 10 Minuten da war.
„Wo warst du?“, fragte mich Chris.
„Ich habe gerade den Dealer überführt und...“
„Du hast was? Wieso weiss ich nichts davon? Wieso hast du mich nicht gerufen?“, klang er verärgert.
„Es tut mir leid. Es ging alles so schnell. Ich hatte nur ein paar Sekunden Bedenkzeit und aus Gewohnheit rief ich meine Kollegen an. Sie waren in einer Minute da und machten die Festnahme.“
„Gut, ich verstehe das. Jetzt müssen wir auf die Bühne.“
Der Abend war schon wieder sehr gelungen. Der Fall war erledigt und es gab keinen Grund, weiter mit der Musik zu machen. Aber als nach dem Voting bekannt wurde, dass wir im Finale auftraten, gab es wohl doch einen Grund. Ich konnte es nicht fassen.
„Dann sind wir morgen wohl noch ein mal dabei,“ sagte Chris und wirkte enttäuscht.
Fritz hatte Recht, er wollte etwas von mir, aber was sollte ich tun? Meine Ausstrahlung war an allem schuld.
Der Chef kam mitsamt Kollegen zu uns hinter die Kulissen.
„Miss Klick – fabelhaft,“ sagte er und tätschelte mir den Rücken.
„Ja, sie ist fabelhaft,“ sagte Chris.
Er drehte sich zu den Jungs.
„Ihr habt Glück so eine tolle Kollegin zu haben,“ sagte er und verabschiedete sich.
„Das wissen wir,“ murmelte Alex.
Ich drehte mich zu Fritz.
„Könntest du mich nachhause bringen?“ Er sah sehr überrascht aus.
„Klar, Josephine, sehr gerne.“
„Ich danke euch allen, dass ihr heute abend da wart. Kommt ihr morgen auch zum Abschlusskonzert?“
„Du kannst auf uns zählen, Bielefeld.“
„Aber sicher, Miss Klick.“
Ich verabschiedete mich und wir gingen.
Während der Fahrt genoss ich in Fritz' Nähe zu sein. Die Geschichte mit Stefanie hatte mich, Fritz sicherlich auch, mental sehr ausgelaugt. Ich war müde von den Streitereien geworden. Ich war es leid, Fritz nicht bei mir zu haben.
„Wir sind da,“ riss seine Stimme mich aus meinen Gedanken.
„Du warst heute wieder grossartig,“ lobte er mich.
„Danke,“ sagte ich und schaute ihm in die Augen. Sie waren müde und traurig. Es tat mir weh ihn so zu sehen. Ich sagte ihm schweren Herzens gute Nacht und ging ins Haus. Ich schminkte mich ab, sprang unter die Dusche und legte mich dann schlafen.
Ich machte meine Augen auf und lag noch eine Weile einfach da. Ich starrte an einem Punkt an der Decke und dann traf es mich. Ich habe eine Entscheidung getroffen. Ich war noch nie im Leben wegen irgendetwas so sicher. Ich sprang auf, machte mich frisch und hübsch, packte mir eine grosse Tasche mit allem möglichen Kram und stürmte aus dem Haus.
Fritz:
Es war Samstag morgen, 10 Uhr. Wir frühstückten, oder besser gesagt, Stefanie und Ben frühstückten. Ich konnte keinen Bissen runterkriegen. Ich saß nur neben meinem Sohn und leistete ihm Gesellschaft. Plötzlich klingelte mein Handy. Es war Alex. Er fragte, ob ich mit Ben heute vorbei kommen mochte. Die Kids konnten spielen und ich hätte eine schöne Abwechslung. Zu meinem Erstaunen hatte Stefanie nichts dagegen. Sie wollte sich eh anderweitig beschäftigen.
„Ok, Alex, wir kommen.“
Ich legte auf, da klingelte es an der Tür. Ben war schneller. Er riss die Tür auf und dann kam ein Freudeschrei:
„Josie!!!!!!!“
Sofort bekam ich weiche Knie. Ich stand auf und wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte.
„Darf ich reinkommen?“, fragte sie.
„Na klar, komm rein,“ sagte ich und ging zu ihr.
Als Stefanie sie und ihre grosse Tasche sah, fiel ihr das Brötchen aus der Hand.
„Josephine, ist was passiert?“, fragte ich.
„Fritz, können wir ungestört reden?“
Wir gingen nach oben und setzten uns aufs Bett.
Josie:
„Ich möchte, dass du mich jetzt ausreden lässt, ok?“
Fritz nickte.
„Ich möchte mich entschuldigen, dass ich dir das Leben in letzter Zeit nicht leichter gemacht habe. Die Zeit ohne dich war unerträglich. Egal was passieren mag, ab jetzt werde ich dir zur Seite stehen. Ich liebe dich und ich werde um dich kämpfen, vorausgesetzt du willst das.“
Für meine Verhältnisse war die Rede ziemlich kurz geraten. Fritz saß da und sagte erst mal nichts. Sein Kopf war nach unten gesenkt. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände.
„Fritz, schau mich an.“
Ich hob vorsichtig seinen Kopf und konnte sehen, dass er weinte. Es waren Freudes- und Erleichterungstränen.
„Ich dachte, ich hätte dich verloren,“ sagte er und umarmte mich sehr fest.
„Ich liebe dich,“ sagte er und lächelte mich diesmal an.
Ich wischte seine Tränen ab.
„Das wollte ich hören. Und jetzt musst du stark sein.“
„Oje, was kommt jetzt?“, fragte er erschrocken.
„Ich bleibe für ein paar Tage bei dir. Ich werde Stefanie hier nicht weiter herrschen lassen.“
„Das wird ja lustig,“ sagte er ironisch.
„Lass uns Stefanie die freudige Nachricht überbringen,“ sagte ich und wir gingen wieder nach unten.
„Bleibst du jetzt bei uns?“, fragte mich Ben.
„Ja, ich bleibe für eine Weile hier.“
Ben kam zu mir und gab mir eine Umarmung. Stefanie sah, dass Ben mich mochte und deswegen war sie angefressen.
Ich nahm meine Tasche und ging wieder nach oben. Ich packte aus und war versunken in meinen Gedanken. Es klopfte an der Tür.
„Herein.“
Fritz und Ben kamen rein. Sie erzählten mir, dass sie zu Alex und Carolin eingeladen waren.
„Sie werden sich sehr freuen dich zu sehen,“ sagte er.
Alex:
Ich freute mich über Fritz' und Bens Besuch. Unsere Mädels hatten Ben schon länger nicht mehr zu Besuch. Sie freuten sich mit ihm zu spielen. Carolin machte Fingerfood und Snacks und wir überlegten uns, wie wir meinen besten Freund aufmuntern konnten.
„Alex, es klingelt an der Tür,“ schrie Carolin aus der Küche.
Ich öffnete die Tür und konnte nicht anders als grinsen.
„Ich glaube, ich habe gerade ein Dejavu,“ sagte Josie.
„Ich glaube, das habe ich auch.“
Die drei kamen rein. Josephine ging in die Küche und ich hörte freudiges Gekreische.
Die Kinder gingen nach draussen spielen und wir saßen gemütlich da und unterhielten uns.
„Wollt ihr uns vielleicht etwas erzählen?“, fragte Carolin.
Fritz umarmte Josie und küsste sie auf die Stirn. Sie wirkten erleichtert und glücklich.
„Ich glaube, sie brauchen nichts zu erzählen. Wie die strahlen, sagt schon alles,“ sagte ich zufrieden.
Endlich ist mein Freund wieder glücklich.
Josie:
Als wir den beiden erzählten, dass ich für ein paar Tage bei Fritz blieb, glaubte mir Carolin nicht.
Naja, einfach wird es bestimmt nicht, aber solange ich und Fritz zusammen hielten, war alles gut. Beni durfte nicht darunter leiden, wir bemühten uns darum.
„Alex erzählte, dass du fantastisch singen kannst,“ sagte Carolin.
„Hat er das?“, fragte Fritz und grinste.
„Ich werde heute abend auch kommen,“ sagte sie.
„Wirklich? Das freut mich wahnsinnig. Wer passt auf die Kinder auf?“, fragte ich.
„Meine Mutter,“ sagte Alex.
„Toll, ich kann es schon kaum erwarten euch alle heute abend zu sehen. "
Wir fuhren wieder zurück. Ich zog mich um, schminkte mich und Fritz brachte mich zum IfM. Die Bandkollegen waren schon da. Ich verabschiedete mich von Fritz mit einem Kuss und unterzog mich meinem Ritual. Das hiess, ich nahm den Schluck. Zum Glück, zum letzten mal. Komischerweise war ich jetzt weniger nervös als die anderen Abende. Heute waren nur noch 2 Bands am Start.
„Entweder gewinnen wir, oder verlieren,“ sagte ich mir halblaut.
Bevor wir mit dem letzten Song anfingen, wollte ich noch ein paar Worte loswerden.
„Wir wollen uns herzlich bedanken, dass ihr so zahlreich da wart. Ihr seid ein tolles Publikum. Vielen Dank. Egal wer gewinnt, der Abend und die ganze Woche war grossartig.“
Ich machte eine kurze Pause.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas schnulziges sagen würde, aber den letzten Song widme ich meinem Freund, Fritz.“
Ich konnte sehen, wie seine Augen aufleuchteten und Alex schnickte ihn in die Seite.
Das Konzert war zu Ende und das Publikum tobte. Ich war überwältigt.
Ich ging zu meinen Freunden und Carolin war total aus dem Häuschen. Sie überschütete mich mit Lob, so wie Karin am ersten Abend.
Es war die Stunde der Wahrheit gekommen. Das Voting war abgeschlossen. Ich erwartete nicht zu gewinnen. Ach, Blödsinn, klar, erwartete ich, dass unsere Band gewann. Wir waren gut, verdammt gut.
„Ich werde jetzt nicht lange drum herum reden. Wir haben gewonnen. 5.000 Euro gabs dazu. Wir haben uns entschlossen das Geld für ein Kinderheim zu spenden.“
Wir feierten bis zum Morgengrauen. Ich hatte einen Menschen bei mir, den ich über alles liebte und meine beste Freunde waren auch da. Ich war einfach glücklich.
Seit 2 Tagen machte ich kaum etwas anderes als proben. Am gestrigen Abend hatten wir wieder Unterstützung von den Kollegen und deswegen waren wie eine Runde weiter. Ich musste gestehen, mir gefiel es auf der Bühne zu stehen und das Publikum zu geniessen. Manchmal vergass ich für einen Augenblick, dass ich eine Polizistin war und ermitteln musste. Am Anfang dachte ich, es wäre einfach herauszufinden, wer mit den Drogen dealte, aber mittlerweile war ich einer anderen Meinung. Alle waren so verschwiegen. Wir versuchten alles Mögliche. Ich jammerte immer herum, dass ich sehr nervös war und die Spannung kaum auszuhalten war. Ich bekam immer den Flachmann vor die Nase gesetzt. Ich dachte schon, wenn es so weiter geht, werde ich eine blaue Nase bekommen. Zum Glück war nur noch ein Tag des Wettbewerbs geblieben, denn jeden Abend Wodka zu trinken ist auch nicht das Tollste. Ich konnte natürlich das Getränk auch ablehnen, aber ich wollte nicht als Weichei da stehen. So wollte ich vertrauenswürdiger erscheinen.
„Mann, ich werde mich nie dran gewöhnen, vor Publikum zu singen,“ sagte ich.
Chris schaute mich an und lachte.
„Wir treten heute schon zum dritten mal auf und du bist immer noch aufgeregt?“
„Ja, das bin ich, und wie. Wenn wir auch ein Jahr lang auftreten würden, wäre ich genauso aufgeregt wie jetzt.
Wir müssen uns etwas überlegen, wie wir weiter vorgehen. Falls wir heute rausfliegen, und das werden wir, wie sollen wir...“
Ich konnte meinen Satz nicht zu Ende sprechen.
„Mach dir jetzt keinen Kopf. Wir machen uns Gedanken, wenn es so weit ist,“ sagte Christopher und wirkte dabei sehr ruhig.
Wir hatten noch 3 Stunden Zeit, bis wir zum IfM fahren mussten.
„Wollen wir etwas trinken gehen?“, fragte Chris und hoffte auf eine positive Antwort.
Für Alkohol war es noch zu früh, ausserdem würde ich heute meine Ration Wodka noch bekommen, aber es gab ja auch andere Getränke.
„Klar, wieso nicht. Ich würde nur gerne zuerst im Präsidium vorbeifahren, wäre es in Ordnung für dich?“
Ich wollte noch die Jungs und Karin besuchen, aber am meisten wollte ich Fritz sehen.
„Hallo Leute,“ grüsste ich alle.
„Kommt ihr heute abend wieder?“
„Na klar, was glaubst du denn. Fahrt ihr jetzt schon hin?“, fragte uns Karin.
„Wir wollen noch irgendwo gemütlich einen Kaffee trinken,“ sagte Chris und legte seine Hand auf meine Schulter.
Es war irgendwie komisch. Ich schaute zu Fritz und sein Gesicht verdüsterte sich.
„Kann ich mit dir einen Moment alleine reden?“, fragte er mich.
Wir gingen in seinen Büro.
„Was ist?“, fragte ich.
„Das fragst du noch? Wieso gehst du mit dem Typen aus?“, fragte mich Fritz sehr verärgert.
„Bitte? Ist es verboten mit einem Kollegen einen Kaffee zu trinken, oder was?“, wurde auch ich strenger.
„Ich und Alex sind deine Kollegen, nicht er,“ sagte er und strich sich übers Haar.
„Fritz, für diesen Fall ist er mein Kollege und ich sehe nichts Falsches daran, wenn ich mit ihm etwas trinken gehe,“ sagte ich und verschränkte meine Arme.
„Der Typ will doch etwas von dir.“
Fritz setzte sich hin.
„Das bildest du dir nur ein. Vertraust du mir nicht?“, fragte ich und schaute ihm direkt in die Augen.
„Doch, aber...“
„Ich muss jetzt los. Sehen wir uns heute abend?“, fragte ich aber er sagte nichts.
„Fritz, kommst du heute? Ach, mach doch was du willst,“ sagte ich und ging raus.
Wir saßen in einem gemütlichen Cafe und schlürften das koffeinhaltige Getränk.
„Josephine,“ fing Chris an.
„Wenn der Fall abgeschlossen ist, würde ich dich sehr gerne weiterhin treffen,“ sagte er und legte seine Hand auf meine.
„Hör mal, Christopher. Hoffentlich habe ich keine falschen Signale gesendet,“ zog ich meine Hand heraus.
„Nein, hast du nicht. Ich wollte dich jetzt nicht in Verlegenheit bringen, aber ich mag dich sehr. Deine Ausstrahlung ist überwältigend.“
Wow, das klang ja toll. Es schmeichelte einem so schöne Sachen über sich zu hören, aber ich musste ihn jetzt bremsen.
"Danke für die Komplimente, aber es gibt einen Mann in meinem Leben.“
„Fritz Munro?“, fragte er und wusste schon die Antwort.
Ich nickte. Hoffentlich würde unsere Zusammenarbeit nach so einem Gespräch nicht leiden.
„Alles gut? Kollegen?“, fragte ich.
„Kollegen,“ entgegnete er und versuchte zu lächeln.
Wir hatten noch eine Stunde bis das Konzert anfing. Die Nervosität war zurückgekehrt.
„Einen Schluck?“, hörte ich plötzlich.
Der Typ grinste und hielt mir seinen Flachmann hin.
„Ach, wieso nicht.“
Das war schon zu einem Ritual geworden. Der Wodka brannte noch in meinem Magen.
„Ich gehe kurz raus an die frische Luft,“ sagte ich und verschwand zum Hinterausgang.
Die Tür war leicht angelehnt, da hörte ich Stimmen. Ich schlich mich sehr leise näher und schaute durch den kleinen Spalt nach draussen. In dem Augenblick steckte ein Kerl ein kleines weisses Päckchen einem anderen zu, und dann verhandelten sie über den Preis. Ich erkannte einen der beiden. Er war der Gitarrist der ersten Band, die ausgeschieden war. Ich ging von der Tür weg und nahm mein Handy.
„Alex, wo seid ihr?“
„Wir sind schon im Saal. Ist alles ok?“
„Kommt schnell zum Hinterausgang, ihr müsst jemanden festnehmen.“
„Bielefeld, sag das doch sofort,“ sagte Alex und legte auf.
Ich konnte noch hören, wie die beiden draussen immer lauter wurden.
„Amateure“, dachte mir.
Zum Glück war der Dealer blöd genug so unvorsichtig zu sein. Nach einer knappen Minute kamen Alex und Fritz.
„Sie sind da draussen,“ sagte ich und die Jungs gingen raus.
Sie wickelten die Sache schnell und diskret ab und übergaben die „Bösen“ der Verstärkung, die nach 10 Minuten da war.
„Wo warst du?“, fragte mich Chris.
„Ich habe gerade den Dealer überführt und...“
„Du hast was? Wieso weiss ich nichts davon? Wieso hast du mich nicht gerufen?“, klang er verärgert.
„Es tut mir leid. Es ging alles so schnell. Ich hatte nur ein paar Sekunden Bedenkzeit und aus Gewohnheit rief ich meine Kollegen an. Sie waren in einer Minute da und machten die Festnahme.“
„Gut, ich verstehe das. Jetzt müssen wir auf die Bühne.“
Der Abend war schon wieder sehr gelungen. Der Fall war erledigt und es gab keinen Grund, weiter mit der Musik zu machen. Aber als nach dem Voting bekannt wurde, dass wir im Finale auftraten, gab es wohl doch einen Grund. Ich konnte es nicht fassen.
„Dann sind wir morgen wohl noch ein mal dabei,“ sagte Chris und wirkte enttäuscht.
Fritz hatte Recht, er wollte etwas von mir, aber was sollte ich tun? Meine Ausstrahlung war an allem schuld.
Der Chef kam mitsamt Kollegen zu uns hinter die Kulissen.
„Miss Klick – fabelhaft,“ sagte er und tätschelte mir den Rücken.
„Ja, sie ist fabelhaft,“ sagte Chris.
Er drehte sich zu den Jungs.
„Ihr habt Glück so eine tolle Kollegin zu haben,“ sagte er und verabschiedete sich.
„Das wissen wir,“ murmelte Alex.
Ich drehte mich zu Fritz.
„Könntest du mich nachhause bringen?“ Er sah sehr überrascht aus.
„Klar, Josephine, sehr gerne.“
„Ich danke euch allen, dass ihr heute abend da wart. Kommt ihr morgen auch zum Abschlusskonzert?“
„Du kannst auf uns zählen, Bielefeld.“
„Aber sicher, Miss Klick.“
Ich verabschiedete mich und wir gingen.
Während der Fahrt genoss ich in Fritz' Nähe zu sein. Die Geschichte mit Stefanie hatte mich, Fritz sicherlich auch, mental sehr ausgelaugt. Ich war müde von den Streitereien geworden. Ich war es leid, Fritz nicht bei mir zu haben.
„Wir sind da,“ riss seine Stimme mich aus meinen Gedanken.
„Du warst heute wieder grossartig,“ lobte er mich.
„Danke,“ sagte ich und schaute ihm in die Augen. Sie waren müde und traurig. Es tat mir weh ihn so zu sehen. Ich sagte ihm schweren Herzens gute Nacht und ging ins Haus. Ich schminkte mich ab, sprang unter die Dusche und legte mich dann schlafen.
Ich machte meine Augen auf und lag noch eine Weile einfach da. Ich starrte an einem Punkt an der Decke und dann traf es mich. Ich habe eine Entscheidung getroffen. Ich war noch nie im Leben wegen irgendetwas so sicher. Ich sprang auf, machte mich frisch und hübsch, packte mir eine grosse Tasche mit allem möglichen Kram und stürmte aus dem Haus.
Fritz:
Es war Samstag morgen, 10 Uhr. Wir frühstückten, oder besser gesagt, Stefanie und Ben frühstückten. Ich konnte keinen Bissen runterkriegen. Ich saß nur neben meinem Sohn und leistete ihm Gesellschaft. Plötzlich klingelte mein Handy. Es war Alex. Er fragte, ob ich mit Ben heute vorbei kommen mochte. Die Kids konnten spielen und ich hätte eine schöne Abwechslung. Zu meinem Erstaunen hatte Stefanie nichts dagegen. Sie wollte sich eh anderweitig beschäftigen.
„Ok, Alex, wir kommen.“
Ich legte auf, da klingelte es an der Tür. Ben war schneller. Er riss die Tür auf und dann kam ein Freudeschrei:
„Josie!!!!!!!“
Sofort bekam ich weiche Knie. Ich stand auf und wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte.
„Darf ich reinkommen?“, fragte sie.
„Na klar, komm rein,“ sagte ich und ging zu ihr.
Als Stefanie sie und ihre grosse Tasche sah, fiel ihr das Brötchen aus der Hand.
„Josephine, ist was passiert?“, fragte ich.
„Fritz, können wir ungestört reden?“
Wir gingen nach oben und setzten uns aufs Bett.
Josie:
„Ich möchte, dass du mich jetzt ausreden lässt, ok?“
Fritz nickte.
„Ich möchte mich entschuldigen, dass ich dir das Leben in letzter Zeit nicht leichter gemacht habe. Die Zeit ohne dich war unerträglich. Egal was passieren mag, ab jetzt werde ich dir zur Seite stehen. Ich liebe dich und ich werde um dich kämpfen, vorausgesetzt du willst das.“
Für meine Verhältnisse war die Rede ziemlich kurz geraten. Fritz saß da und sagte erst mal nichts. Sein Kopf war nach unten gesenkt. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände.
„Fritz, schau mich an.“
Ich hob vorsichtig seinen Kopf und konnte sehen, dass er weinte. Es waren Freudes- und Erleichterungstränen.
„Ich dachte, ich hätte dich verloren,“ sagte er und umarmte mich sehr fest.
„Ich liebe dich,“ sagte er und lächelte mich diesmal an.
Ich wischte seine Tränen ab.
„Das wollte ich hören. Und jetzt musst du stark sein.“
„Oje, was kommt jetzt?“, fragte er erschrocken.
„Ich bleibe für ein paar Tage bei dir. Ich werde Stefanie hier nicht weiter herrschen lassen.“
„Das wird ja lustig,“ sagte er ironisch.
„Lass uns Stefanie die freudige Nachricht überbringen,“ sagte ich und wir gingen wieder nach unten.
„Bleibst du jetzt bei uns?“, fragte mich Ben.
„Ja, ich bleibe für eine Weile hier.“
Ben kam zu mir und gab mir eine Umarmung. Stefanie sah, dass Ben mich mochte und deswegen war sie angefressen.
Ich nahm meine Tasche und ging wieder nach oben. Ich packte aus und war versunken in meinen Gedanken. Es klopfte an der Tür.
„Herein.“
Fritz und Ben kamen rein. Sie erzählten mir, dass sie zu Alex und Carolin eingeladen waren.
„Sie werden sich sehr freuen dich zu sehen,“ sagte er.
Alex:
Ich freute mich über Fritz' und Bens Besuch. Unsere Mädels hatten Ben schon länger nicht mehr zu Besuch. Sie freuten sich mit ihm zu spielen. Carolin machte Fingerfood und Snacks und wir überlegten uns, wie wir meinen besten Freund aufmuntern konnten.
„Alex, es klingelt an der Tür,“ schrie Carolin aus der Küche.
Ich öffnete die Tür und konnte nicht anders als grinsen.
„Ich glaube, ich habe gerade ein Dejavu,“ sagte Josie.
„Ich glaube, das habe ich auch.“
Die drei kamen rein. Josephine ging in die Küche und ich hörte freudiges Gekreische.
Die Kinder gingen nach draussen spielen und wir saßen gemütlich da und unterhielten uns.
„Wollt ihr uns vielleicht etwas erzählen?“, fragte Carolin.
Fritz umarmte Josie und küsste sie auf die Stirn. Sie wirkten erleichtert und glücklich.
„Ich glaube, sie brauchen nichts zu erzählen. Wie die strahlen, sagt schon alles,“ sagte ich zufrieden.
Endlich ist mein Freund wieder glücklich.
Josie:
Als wir den beiden erzählten, dass ich für ein paar Tage bei Fritz blieb, glaubte mir Carolin nicht.
Naja, einfach wird es bestimmt nicht, aber solange ich und Fritz zusammen hielten, war alles gut. Beni durfte nicht darunter leiden, wir bemühten uns darum.
„Alex erzählte, dass du fantastisch singen kannst,“ sagte Carolin.
„Hat er das?“, fragte Fritz und grinste.
„Ich werde heute abend auch kommen,“ sagte sie.
„Wirklich? Das freut mich wahnsinnig. Wer passt auf die Kinder auf?“, fragte ich.
„Meine Mutter,“ sagte Alex.
„Toll, ich kann es schon kaum erwarten euch alle heute abend zu sehen. "
Wir fuhren wieder zurück. Ich zog mich um, schminkte mich und Fritz brachte mich zum IfM. Die Bandkollegen waren schon da. Ich verabschiedete mich von Fritz mit einem Kuss und unterzog mich meinem Ritual. Das hiess, ich nahm den Schluck. Zum Glück, zum letzten mal. Komischerweise war ich jetzt weniger nervös als die anderen Abende. Heute waren nur noch 2 Bands am Start.
„Entweder gewinnen wir, oder verlieren,“ sagte ich mir halblaut.
Bevor wir mit dem letzten Song anfingen, wollte ich noch ein paar Worte loswerden.
„Wir wollen uns herzlich bedanken, dass ihr so zahlreich da wart. Ihr seid ein tolles Publikum. Vielen Dank. Egal wer gewinnt, der Abend und die ganze Woche war grossartig.“
Ich machte eine kurze Pause.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas schnulziges sagen würde, aber den letzten Song widme ich meinem Freund, Fritz.“
Ich konnte sehen, wie seine Augen aufleuchteten und Alex schnickte ihn in die Seite.
Das Konzert war zu Ende und das Publikum tobte. Ich war überwältigt.
Ich ging zu meinen Freunden und Carolin war total aus dem Häuschen. Sie überschütete mich mit Lob, so wie Karin am ersten Abend.
Es war die Stunde der Wahrheit gekommen. Das Voting war abgeschlossen. Ich erwartete nicht zu gewinnen. Ach, Blödsinn, klar, erwartete ich, dass unsere Band gewann. Wir waren gut, verdammt gut.
„Ich werde jetzt nicht lange drum herum reden. Wir haben gewonnen. 5.000 Euro gabs dazu. Wir haben uns entschlossen das Geld für ein Kinderheim zu spenden.“
Wir feierten bis zum Morgengrauen. Ich hatte einen Menschen bei mir, den ich über alles liebte und meine beste Freunde waren auch da. Ich war einfach glücklich.