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Josephine Klick - Allein unter Cops (die Fiktive Fortsetzung der 1. Staffel)

von Ringa
Kurzbeschreibung
GeschichteKrimi, Liebesgeschichte / P16 / Gen
12.08.2014
17.01.2015
35
72.893
1
Alle Kapitel
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Dieses Kapitel
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10.01.2015 1.644
 
Alex:
Es war ein Tag nach dem Unfall vergangen. Von Fritz fehlte jede Spur und Josie war immer noch nicht aufgewacht. Sie lag aber nicht in Koma, sie schlief nur, sagten die Ärzte, denn sie hatte eine schwere Gehirnerschütterung. Ich saß die ganze Zeit an ihrem Bett. Mein Partner und bester Freund fehlte, deswegen wollte ich meine Partnerin und beste Freundin nicht aus den Augen lassen.
Es war unerträglich nicht zu wissen, was mit Fritz passiert war. Ich konnte nicht schlafen und nicht essen. Ich kannte Fritz schon 15 Jahre lang. Wir lernten uns in der Polizeiakedemie kennen und wurden auf Anhieb beste Freunde, denn ich mochte seine ehrliche Art. Seitdem waren wir immer zusammen: privat und beruflich. Er war auf meiner Hochzeit und ich auf seiner. Er war bei der Geburt meiner Töchter und ich – seines Sohnes. So einen Freund hatte man nur einmal im Leben. Natürlich gab es auch Unstimmigkeiten zwischen uns, besonders, als die liebe Bielefeld in unser Leben trat. Aber es war nichts, was unsere Freundschaft nicht verkraften konnte. Mittlerweile war Josephine wie eine Schwester für mich geworden. Ich hatte keine Geschwister, deswegen war Josie  umso mehr wie eine Schwester für mich. Mit der Zeit gewöhnte man sich an ihrer Art. Sie war einfach ehrlich, manchmal zu ehrlich. Das war auch der Grund, wieso sie und Fritz mich anfangs in den Wahnsinn getrieben hatten. Zwei Menschen, die sagten was sie dachten, da mussten Spannungen auftreten.
Ich ging in Gedanken mein halbes Leben durch und ich war so darin versunken, dass ich gar nicht hörte, wie Carolin ins Zimmer kam. Als ich ihre sanfte Hand auf meiner Schulter spürte, zuckte ich zusammen.
„Schatz, ich bin es nur,“ sagte sie sanft und küsste mich auf die Wange.
„Schön, dass du da bist.“
Meine Frau konnte mir die Sorge und Anspannung ansehen. Ich war total fertig und das nur nach einem Tag. Ich hatte keine Ahnung, was mir noch bevorstand.
„Caroline, was, wenn ich zwei Kollegen auf einem Schlag verliere?“
Sie nahm meine Hand in ihre und streichelte sie sanft.
„Du darfst so nicht denken. Josephine lebt noch und Fritz... Wir werden ihn finden.“
Das waren genau die Worte, die ich jetzt hören wollte.
Die Tür ging auf und die anderen Kollegen kamen hinein: Karin, Ewald und Amann.
„Keine Änderung?“, fragte unser Chef
Ich schüttelte meinen Kopf
„Fritz?“, sagte ich den Namen meines Partners.
Amann schüttelte seinen Kopf ebenfalls. Es war zum Haareraufen. Wir saßen alle im Zimmer und es war so still, dass die Stille schon ohrenbetäubend war.
„Ich hole uns etwas zu trinken“, sagte Karin und drehte sich zur Tür.
„Fritz?“, hörten wir eine schwache Stimme.
Die Getränke wurden in der Sekunde unwichtig, denn Josie wachte langsam auf.
„Fritz?“, wiederholte sie seinen Namen.
Ich beugte mich zu ihr und nahm ihre Hand.
„Josephine, bleib ruhig. Du darfst dich nicht anstrengen.“
Sie versuchte sich zu bewegen, aber der Kopf bereitete ihr starke Schmerzen. Sie erschrak sich, denn sie verstand nicht, was passiert war. Plötzlich wurde sie nervös und hektisch.
„Bielefeld, du hörst nie, was ich dir sage,“ versuchte ich ein wenig zu scherzen, falls das überhaupt möglich war.
„Was ist passiert? Wo ist Fritz?“
„Ich kann das nicht,“ sagte Karin.
Sie fing an zu weinen und lief aus dem Zimmer heraus. Waldi folgte ihr. Carolin hielt sich ziemlich tapfer, obwohl sie die ganze Zeit die Tränen runterschlucken musste.
Man konnte sehen, dass Josie die Welt nicht mehr verstand.
„Miss Klick. Schön, dass sie wieder bei uns sind,“ sagte Amann und dann ging er mit den Worten „Ich warte im Flur“ raus.
Nur ich, Carolin und Josie waren im Zimmer geblieben.
„Alexander, was ist passiert?“, fragte mich Josie zum dritten mal.
„Ich nahm wieder ihre Hände sanft in meine und sammelte Mut um ihr das Geschehene zu berichten.
„Josephine. Du und Fritz hattet einen Autounfall.“
Ihre Augen wanderten nachdenklich nach oben. Sie versuchte sich zu erinnern.
„Es gab einen starken Aufprall,“ sagte sie nur.
„Kannst du dich noch an irgendwas erinnern?“, fragte ich sie.
Sie schüttelte ihren Kopf und biss ihre Zähne zusammen, denn die Aktion bereitete ihr Schmerzen. Dann, plötzlich, schaute sie mich mit ihren grossen blauen Augen an.
„Wie geht’s Fritz denn? In welchem Zimmer liegt er? Ich will zu ihm.“
Sie versuchte sofort aufzustehen, ich hielt sie aber auf.
„Josephine, du darfst dich nicht so doll bewegen,“ versuchte ich sie zu beruhigen.
„Ich will zu Fritz und zwar sofort.“
Spätestens dann brach meine Frau in Tränen aus. Josie schaute sie verwirrt an.
„Caro? Wieso weinst du? Mir geht’s doch gut.“
„Oh Josie...“ schluchzte sie heraus.
„Josephine, setz dich.“
„Ich setze mich erst, wenn ich bei Fritz bin.“
Oh Gott, wie sollte ich ihr das bloss sagen?
„Schwesterchen,“ fing ich an. „Fritz ist nicht hier.“
„Dann ist er unverletzt?“, fragte sie.
„Nein, Josephine. Als wir zu dem Unfallort kamen, war Fritz nicht da.“
Sie runzelte die Stirn und konnte nicht verstehen, was ich ihr sagte.
„Aber wir waren doch auf dem Weg nachhause...“
Langsam wurde ihr der Ausmass der Geschehnisse klar. Das konnte man in ihren Augen sehen.
„Wo ist Fritz?“, fragte sie nochmal, nur diesmal viel nervöser.
„Wo ist Fritz? Ich will zu ihm.“
„Liebes, wir wissen nicht, wo Fritz ist.“
Diesen Gesichtsausdruck werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Sie fing an zu schreien und mir auf die Brust zu hämmern.
„Ich will zu Fritz. Bring mich zu ihm!“
Carolin hielt das ganze nicht aus und lief aus dem Zimmer raus. Ich versuchte Josie irgendwie zu beruhigen – vergebens. Sie schrie und schlug mich immer hektischer bis sie in meinen Armen zusammensank.
„Josie!“ Ich schüttelte sie, aber sie reagierte nicht.
„Einen Arzt. Ich brauche einen Arzt,“ rief ich so laut ich konnte. Zu meiner Erlösung kam schnell Hilfe.
„Was ist passiert?“, fragte der Arzt.
„Ich musste ihr eine sehr schlechte Nachricht überbringen,“ erklärte ich.
Ich legte sie auf ihr Bett. Sie war bewusstlos.
„Ihr Körper konnte den Stress nicht verkraften. In Kürze müsste sie wieder aufwachen.“
Ich unterhielt mich ein wenig mit dem Arzt, als Josie wieder aufwachte.
„Alex, ich hatte einen furchtbaren Alptraum...“
Bevor sie weiter redete, sah sie sich um und ihr wurde sofort klar, dass es kein Traum war, sondern bittere Realität. Sofort versuchte sie aus dem Bett zu kommen, aber der Arzt hielt sie auf.
„Frau Klick, ich werde ihnen jetzt einen Beruhigungsmittel spritzen, damit sie sich ein wenig erholen können.“
„Ich will nicht,“ wehrte sie sich. „Ich muss meinen Verlobten finden.“
Sie klang so verzweifelt, genau so, wie ich mich fühlte. Ich streichelte ihr die Wange und versuchte sie ein wenig zu beruhigen. Ich lenkte sie ab, damit der Arzt die Medikamente spritzen konnte.
Allmählich wurde sie ruhiger und schlief ein.
„Sie können jetzt nachhause fahren. Sie wird mindestens vier Stunden durchschlafen. Sie sehen auch aus, als ob sie ein wenig Schlaf gebrauchen könnten.“
Der Arzt ging zuerst raus, ein paar Minuten später ging ich.
Die anderen waren immer noch im Flur. Ich fühlte mich wie nach einem verlorenen Kampf: kraftlos und leer. Die Kollegen fragten nichts, denn sie hörten die Schreie auch so.
„Du brauchst unbedingt Schlaf, sonst kippst du um. Du musst aber stark bleiben, denn deine Kollegen brauchen dich.“
Meine Frau hatte natürlich Recht. Ich sagte nichts, sondern nahm Carolin an die Hand und wir gingen.

Ich schlief 15 Stunden durch. Als ich am morgen aufwachte, erschrak ich mich, als ich die Uhrzeit sah.
„Wieso hast du mich nicht geweckt? Ich wollte doch zu Josie,“ beschwerte ich mich bei meiner Frau.
„Beruhige dich. Ich habe mit Viktor telefoniert, er war die ganze Nacht bei ihr,“ erklärte sie mir.

Am Frühstückstisch konnte ich nichts runterbekommen, aber Carolin beharrte darauf, dass ich wenigstens eine Scheibe Brot esse und ein Glas Saft trinke.

Ich war wieder auf dem Weg ins Krankenhaus. Als ich ins Zimmer reinging, war Josie am Packen.
„Was wird das?“, fragte ich.
„Der Arzt hat sie entlassen,“ sagte Viktor.
„Wenn das so ist. Ich und Carolin möchten, dass du bei uns wohnst, bis wir Fritz gefunden haben.“
„Du brauchst dich nicht zu bemühen. Ich habe ihr angeboten, dass sie bei mir wohnt, aber sie hat abgelehnt,“ erklärte Viktor.
„Danke, aber ich habe mein eigenes Zuhause,“ sagte sie emotionslos.
Sie war noch mit Beruhigungsmitteln vollgepumpt, denn ihre Motorik und die Sprache waren viel langsamer als sonst. Es tat mir weh, sie so zu sehen.

Ich brachte sie nachhause.
Auf dem Tisch standen noch zwei Kaffeetassen: eine von ihr und die andere von Fritz.
„Josephine, wir müssen Stefanie und Ben benachrichtigen. Sie müssen es wissen.“
„Ich mache das, nur zuerst lege ich mich hin.“
Sie umarmte mich und ging nach oben ins Schlafzimmer. Es gefiel mir nicht, dass die Medikamente ihre Emotionen so unterdrückten. Es konnte unmöglich gesund sein...
Ich hatte ein mulmiges Gefühl sie allein lassen zu müssen. Aber was konnte ich tun? Bei ihr bleiben? Sie 24 Stunden überwachen? Sie war schliesslich ein grosses Mädchen.

Ich fuhr ins Revier in der Hoffnung, dass mir irgendeine Lösung einfällt, wie wir Fritz finden könnten.
Auf deren Auto waren dunkelblaue Lackspuren. Das bedeutete, das Auto, dass Josie und Fritz von der Strasse gedrängt hatte, war dunkelblau. Leider brachte es mich auch nicht weiter. Wie viele dunkelblaue Autos gab's denn?
Ohne Fortschritte gemacht zu haben fuhr ich wieder nachhause. Ich konnte mich nicht wirklich beruhigen, aber meine Frau half mir. Ich legte mich aufs Sofa und legte meinen Kopf auf ihren Schoss. In ein paar Minuten war ich eingeschlafen.

„Schatz, wach auf. Es ist Viktor.“
Ich nahm das Telefon entgegen.
„Alexander, komm so schnell du kannst. Schon eine halbe Stunde lang klingele ich Sturm, aber Josephine macht mir die Tür nicht auf.“
Mir drehte sich der Magen um. Carolin wollte mit, aber ich wollte sie nicht mitnehmen, falls das Schlimmste passiert war.
Ich fuhr mit hundert Sachen, wie ein Verrückter und nur mit einem Gedanken:
„Oh Josie, was hast du getan?“
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