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Josephine Klick - Allein unter Cops (die Fiktive Fortsetzung der 1. Staffel)

von Ringa
Kurzbeschreibung
GeschichteKrimi, Liebesgeschichte / P16 / Gen
12.08.2014
17.01.2015
35
72.893
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12.08.2014 3.050
 
Josie:
Ich stand im Bad vor dem Spiegel und bereitete mich für den Tag vor. Ich betrachtete mich ganz genau. Ich sah müde und angespannt aus. Im Spiegel sah ich, wie Fritz zu mir kam. Er legte seine Arme um mich und schmiegte sich mit seinem ganzen Körper an mich. Er legte seine Wange an meine und sah glücklich aus.
„Heute ist dein erster Arbeitstag seit drei Monaten,“ sagte er und küsste mich auf die Wange.
Ich schaute ihn im Spiegel an und musste lächeln.
„Sehr begeistert siehst du aber nicht aus. Willst du gar nicht arbeiten?“, fragte er mich.
„Bist du verrückt? Natürlich will ich arbeiten. Ich habe mich noch nie so gelangweilt wie in den letzten zwölf Wochen. Ausser abends, natürlich.“
Ich zwinkerte ihm zu.  
„Ich bin nur ein wenig aufgeregt. Hoffentlich kann ich mit eurem Tempo mithalten. Ich bin zwar fast hundertprozentig geheilt, merke aber trotzdem, dass mein halber Körper zerbrochen war.“
In dem Moment wurde ich wieder ernst. Fritz drehte mich zu sich und schaute mich wenige Sekunden an.
„Süsse, es ist aber normal, dass du dich so fühlst. Du hast so viel erlebt und durchgestanden in letzter Zeit.“
„Du aber auch nicht weniger,“ sagte ich und schloss ihn in die Arme.
So standen wir noch eine Weila da. Es klopfte an der Badezimmertür.
„Das Frühstück ist fertig,“ hörten wir Viktors Stimme.

„Viktor. Ich möchte mich bedanken, dass du dich so gut um mich gekümmert hast.“
„Das ist selbstverständlich. Du bist wie eine Tochter für mich,“ entgegnete er und legte seine Hand auf meine.
„Ich hatte aber viel Hilfe.“
Viktor grinste und schaute zu Fritz. Ich schmiegte mich zufrieden an Fritz und strahlte.
„Ich war, ich bin in besten Händen.“  
„Ja, das bist du,“ sagte Fritz und zog eine Grimasse.

Wir frühstückten und tranken genüsslich den Kaffee als es an der Tür klingelte. Viktor sprang auf und ging um sie zu öffnen.
„Guten morgen.“
Es war Alex' Stimme.
„Hey, was machst du hier? Wollten wir uns nicht im Präsidium treffen?“, fragte Fritz.
Ich war auch überrascht.
„Das war eine spontane Idee von mir. Ich wollte der erste sein, der Josephine an ihrem ersten Arbeitstag begrüsst.,“ sagte er und setzte sich zu uns.
„Oh, ist das süss. Wird unser Alex etwa sentimental?“, zog ich ihn auf.
„Ha ha,“ rollte er seine Augen und schloss mich in die Arme.
„Habe ich euch denn so doll gefehlt?“, fragte ich.
„Natürlich, Bielefeld. Was glaubst du denn? Fritz ist ohne dich unerträglich.“
Wir blödelten noch ein wenig herum. Es war aber langsam an der Zeit uns auf den Weg ins Präsidium zu machen.

Ich wurde mit vielen Emotionen begrüsst. Karin lief auf mich zu und nahm mich in ihre Arme. Ewald war der nächste. Er drückte mich ein wenig zu kraftvoll. Ich zuckte als ich einen Schmerz verspürte.
„Oh, sorry, Josie“ sagte er und liess mich loss.
„Ist schon ok. Ich bin kein Porzellanpüppchen.“
Der Chef begrüsste mich auch.
„Wilkommen zurück, Miss Klick. Es freut mich, dass Sie wieder bei uns sind.“
„Vielen Dank euch allen für den warmen Empfang. Ich freue mich wieder hier zu sein. Ich kann schon kaum erwarten mich in die Arbeit zu stürzen,“ sagte ich und strahlte um die Wette.
„Stürz dich aber nicht zu doll. Du bist gerade erst wiedergekommen,“ sagte Alex.
Karin warf ihm einen bösen Blick zu.
„Was? War der Scherz noch zu früh?“, wunderte sich Alex.
„Ne, es ist schon ok. Ich weiss selber, wie ironisch mein Satz vorhin klang.“

Ewald ging zu seinem Tisch, da sein Telefon klingelte. Er notierte sich etwas und legte auf.
„Es wurde ein Einbruch gemeldet. Im Grunewald. Eine sehr schicke Gegend.“
„Grunewald? Das kommt mir bekannt vor, sagte ich.“
„Bielefeld, natürlich kommt es dir bekannt vor, weil wir dort schon ermittelt haben. Die Schwester der toten Boxerin wohnte da,“ klärte mich Alex auf.
Ich erinnerte mich.
„Wie konnte ich es bloss vergessen? Die Frau versuchte mich umzubringen,“ sagte ich.
„Und du hast mich angeschossen,“ sagte Fritz noch dazu.
„Ok, los geht’s,“ sagte Alex und wir düsten aus dem Büro.

Aus dem Auto ausgestiegen schaute ich mich um.
„Die Häuschen sind wirklich nett hier. Ich würde aber trotzdem nicht gerne hier wohnen.“
„Wieso nicht?“, fragte mich Alex.
„Ich weiss nicht. Ich würde mich fehl am Platz fühlen. Ich brauche etwas bodenständigeres. Wenn ich ein Haus kaufen würde, dann ein kleineres, gemütlicheres und in einer einfacheren Gegend,“ erklärte ich.
„Mann, du hast Glück gehabt, dass deine Freundin so einfach zufrieden zu stellen ist,“ sagte Alex zu Fritz.
„He?“ Ich rollte meine Augen.

Wir klingelten und wenige Sekunden danach wurde uns die Tür geöffnet. Ein solider, gut gekleideter Mann stand uns gegenüber. Seine elegante Ehefrau befand sich in der Nähe.
„Guten Tag. KriPo: Klick, Mahler und Munro.“
„Hallo. Ich bin Friedrich Hoffmann und das ist meine Frau Daniela,“ sagte er und zeigte mit der Handbewegung auf sie.
„Können sie uns schildern was passiert ist?“, fragte Fritz.
„Lassen sie uns hinsetzen,“ sagte der Mann und führte uns ins Wohnzimmer.
„Wir sind heute früh aus dem Urlaub zurückgekommen. Das Haus sah, wie immer, in Ordnung aus. Meine Frau wollte ihren Schmuck ablegen, deswegen ging sie ins Schlafzimmer, wo sich der Schmuckkasten befand.“
„Ich öffnete ihn und er war komplett leer,“ beendete die Frau die Erzählung ihres Mannes.
„Zum Glück befand sich nicht der ganze „Schatz“ in dem Kasten. Der Rest ist sicher im Safe.“
„Wie gross ist ihr Verlust?“, fragte ich.
„Gott sein Dank, nur zehntausend Euro,“ sagte Frau Hoffmann.
Na dann ist ja gut, dachte ich mir.

Wir bekamen das Einverständnis um uns im Haus umzusehen. Die Jungs gingen nach oben ins Schlafzimmer und ich verschwand in der Küche. Alles war sehr ordentlich. Wieviel sie wohl für die Putzfrau bezahlt haben, fragte ich mich. Mein Blick fiel nach unten. Auf dem Boden standen zwei Näpfchen: eins gefüllt mit Wasser und das andere mit Futter. Plötzlich spürte ich etwas. Eine schwarze Katze schmiegte sich an meinen Beinen. Ich ging in die Hocke und streichelte sie. Die Katze war wunderschön. Das Fell war weich und glänzte. Sie war schwarz, bis auf die schneeweissen Pfoten. Ich strich ihr noch ein paar mal übers Fell und ging wieder ins Zimmer, wo die Hausherren sich befanden. In dem Moment kamen auch die Jungs wieder nach unten.
„Mit blossem Auge ist nichts zu sehen. Das Zimmer sieht sauber aus. Wenn der Schmuck nicht fehlen würde, wüsste man überhaupt nicht, dass eingebrochen wurde,“ erklärte Fritz.
„Frau Hoffmann. Wer hat sich um ihre Katze gekümmert?“, fragte ich.
Die beiden guckten mich an wie ein Auto.
„Bitte was?“, fragte sie nach. „Wir haben keine Katze. Wir haben überhaupt kein Haustier,“ sagte der Mann.
„Ich war gerade eben in der Küche. Da ist eine Katze und sie ist bestens mit Futter und Wasser versorgt,“ klärte ich auf.
Der Herr und die Frau eilten ungläubig in die Küche um sicherzugehen, dass ich nicht spinnte. Als die beiden die Katze sahen, machten sie grosse Augen.
Sie riefen in einem Tierheim an, damit das Geschöpf abgeholt werden würde.
Wir verabschiedeten uns und gingen.

Wir saßen wieder an unseren Schreibtischen. Der Fall gab uns Rätsel auf. Wir waren eigentlich für Diebstähle nicht zuständig, aber wo wir schon gerufen wurden, konnten wir wenigstens versuchen zu helfen.

„Es ist ganz schön verrückt. Ein Einbrecher, der eine Katze am Tatort hinterlässt? Oder stammt die Katze nicht vom Einbrecher?“
Die Jungs zuckten nur die Schultern.
„Wisst ihr,“ fuhr ich fort. Als ich die Katze streichelte, merkte ich, dass sie sehr gepflegt war. Ihr Fell glänzte und sie war überhaupt nicht ängstlich. Ich weiss, dass die Katze schon abgeholt wurde. Wir könnten aber diverse Tierheime abklappern und fragen, ob bei denen eine Katze fehlt.“
Ich schaute fragend meine Jungs an.
„Sind wir jetzt zu Tierpolizisten mutiert?“, fragte Fritz.
„Bielefeld, es ist so verrückt, dass es sogar klappen könnte.“
„Danke Alex.“

Als erstes fragten wir natürlich in dem Tierheim, in dem die Katze jetzt war, nach. Sie sahen das Tier zum ersten mal. Den ganzen Nachmittag klapperten wir viele andere Tierheime ab – nichts.
„Können wir jetzt etwas essen? Ich verhungere gleich.“
Meine Jungs waren nicht abgeneigt.
Wir wollten uns schon etwas Essbares besorgen, da klingelte Alex' Handy.
„Es ist Ewald. Es gab noch einen Einbruch. Nicht weit vom ersten Tatort entfernt.“
Der Hunger musste warten. Wir fuhren zum nächsten Tatort hin. Die bestohlenen waren Herr und Frau Berger.
„Bevor sie etwas sagen. Bei ihnen wurde Schmuck gestohlen und sie haben jetzt eine Katze, die sie sonst nicht haben, stimmt's?“ sagte ich mit einem Atemzug.
„Ganz genau. Woher wissen sie das?“, fragten die Hausbesitzer.
„Es passiert nicht zum ersten mal,“ erklärte Alex.
„Sagen sie, waren sie die ganze Zeit zuhause?“, fragte ich sie.
„Nein, wir hatten einen Frühstückstermin mit meinen Geschäftspartnern,“ entgegnete Herr Berger.
„Darf ich die Katze sehen?“, fragte ich.
Fritz und Alex folgten mir. Diesmal war die Katze nicht schwarz, sondern gestreift. Sie war aber wie die andere sehr gepflegt und auf dem Boden standen ebenfalls zwei vollgefüllte Näpfe. Ich streichelte das Tier und bemerkte ein Halsband. Es sah wie ein gewöhnliches Halsband aus, nur hatte es noch einen kleinen Katzenanhänger.
„Wie süss. Eine Katze mit einem Katzenanhänger,“ sagte ich und die Jungs gingen ebenfalls in die Hocke und betrachteten es.
Es wurde immer verrückter.

Zurück im Revier.
„Ewald, würdest du bitte in dem Tierheim anrufen und nachfragen, ob die Katze vom ersten Tatort auch so ein Halsband trägt? Ich hatte es beim Streicheln nicht gemerkt, aber das heisst ja nichts.“
„Mache ich,“ sagte Waldi kurz und knapp, wie immer.

„So Jungs, wenn ich nichts zu Essen bekomme, werde ich sehr ungemütlich. Fritz weiss, wovon ich rede.“
„Ok, lass uns Bielefeld füttern,“ sagte Alex zu seinem Freund.
„Ich will nämlich nicht in Ungnade fallen.“
„Das gefällt mir. So muss es sein,“ sagte ich und klopfte Alex stolz auf die Schulter. Ich fragte Waldi und Karin, ob wir für sie etwas mitbringen sollten, aber sie verneinten.

Kaum schluckte ich meinen letzten Bissen runter, klingelte mein Handy.
„Oje, wer stört Bielefeld beim Essen?“, witzelte Alex.  
„Es ist Ewald,“ sagte ich und ging ran.
„Hey. Ich habe mit dem Leiter des Tierheims telefoniert. Die Katze hat tatsächlich genau so ein Halsband wie die andere.“
„Danke,“ sagte ich.
„Ich bin aber noch nicht fertig,“ fuhr er fort. „Es gab noch einen Einbruch und diesmal gibt’s auch eine Leiche.“
„Was?“, entfuhr es mir.
„Die Adresse schicke ich dir auf dein Handy,“ sagte er.
„Danke. Und könntest du dich schlaumachen, wo man die Halsbänder kaufen kann?“
„Mache ich.“
„Ich erzähle es euch im Auto,“ sagte ich und bestellte die Rechnung.

Wir fuhren wieder zum Ortsteil von Charlottenburg-Willmersdorf – Grunewald hin. Naja, die Gegend war auch nicht so klein. Aber es war bestimmt kein Zufall, dass der Einbrecher sich genau diese Gegend ausgesucht hatte. An den Häusern konnte man sehen, dass es da etwas zu holen gab. Ich fand aber, die schicken Häuschen sollten keinen Grund liefern in sie einzubrechen.

Es war wieder die gleiche Geschichte wie in den anderen zwei Häusern, nur mit Ausnahme, dass es
hier ein Leiche gab.

Wir gingen hinein. Das ganze Haus wimmelte nur so von den Kollegen von der SpuSi.
Auf dem Boden neben dem Eingang lag ein toter Mann. Er war jung und sah sehr zierlich aus. Auf dem Sofa saß eine junge Frau und weinte.
„Hallo Teresa. Kannst du uns schon sagen, was passiert ist?“, fragte Alex.
„Hallo ihr drei. Es sieht so aus, als ob er über die Teppichkante gestolpert ist und seinen Kopf eingeschlagen hat.“
Mit einer Handbewegung zeigte sie uns eine Kommode, die in unmittelbare Nähe stand und eine blutige Kante hatte.
„Es war wohl ein Unfall,“ sagte Teresa.
„Weiss man, wer er ist?“, fragte ich.
„Leider nein. Er hat keine Papiere bei sich.“
„Danke,“ sagte ich. Sie nickte nur.
Wir gingen zu der jungen Frau.
„Hallo. KriPo: Munro, Mahler und Klick,“ stellte Fritz uns vor. Die Frau nahm einen Schluck Wasser, dann stellte sie sich uns vor.
„Guten Tag. Ich heisse Julia Vogel.“
„Können Sie uns erzählen, was geschehen ist?“, fragte ich sie. Die Frau fing an zu erzählen.
„Mein Mann hat einen Termin in der Stadt. Ich hatte geplant mit ihm zu fahren, aber ich blieb dennoch zuhause. Ich fühlte mich nicht sehr wohl, deswegen entschied ich, mich ins Bett zu legen. Ich lag im Bett und plötzlich hörte ich unten einen Knall. Ich sprang aus dem Bett und lief nach unten. Als ich den Mann sah, wurde ich panisch. Ich rief sofort die Polizei an und dann meinen Mann. Er kommt in Kürze,“ beendete sie ihre Erzählung.
„Haben Sie eine Katze?“, fragte Fritz.
„Eigentlich nicht, aber in der Küche ist eine. Das verstehe ich aber nicht,“ sagte die Frau.
Wir erklärten ihr, dass es zwei andere Einbrüche in der entfernteren Nachbarschaft gab. Die Tür ging auf und ein besorgter Herr Vogel stürmte rein. Er lief direkt zu seiner Frau und schloss sie in seine Arme.

Die Katze hatte das gleiche Halsband wie die zwei anderen.
„Ich verstehe hier gar nichts,“ sagte Alex als wir hinausgingen.
Da draussen lungerten schon Leute von der Presse und TV-Nachrichten.
„Wie erfahren sie alles so schnell?“, fragte ich rhetorisch.

Wir waren auf dem Weg ins Präsidium. Es wurde im Auto nicht viel geredet. Alex unterbrach die Stille.
„Bielefeld, hast du keine verrückte Theorie zu dem ganzen?“
„Nö, habe ich nicht. Ich weiss, es ist kaum zu glauben.“  
„Vielleicht hat Ewald etwas Neues herausgefunden,“ sagte Fritz.

Zu unserer Enttäuschung konnte Waldi uns nichts Neues berichten.
„So ein Halsband kann man in jedem Laden für Tierbedarf kaufen,“ berichtete er uns.
„Na toll, was jetzt?“, regte sich Fritz auf.
„Ich brauche erstmal einen Kaffee. Möchte sonst noch jemand?“, fragte ich und nahm die „Bestellungen“ entgegen.
Ich kam aus der Küche mit einem Tablett auf dem fünf Becher Kaffee standen.
„Die Kaffeefee ist da. Bitte, bedient euch,“ sagte ich und stellte es auf den Tisch.
In wenigen Sekunden war das Tablett leergeräumt. Wir unterhielten uns und schlürften das Getränk als eine Frau reinkam.
„Guten Tag. Ich heisse Elsa Reuth. Mit wem könnte ich sprechen?“, fragte sie.
„Sie können mit uns allen sprechen,“ sagte ich.
„Worum geht’s?“
„Ich habe vorhin in den Nachrichten einen Bericht gesehen. Es ging um einen jungen Mann, der beim Einbrechen verunglückte.“
„Kennen sie den Mann etwa?“, sprang ich voller Hoffnung auf. Die Frau nickte.
„Lassen sie uns in einen Besprechungsraum gehen, Frau Reuth.“ Wir vier gingen hinein und setzten uns hin.
„Wir sind ihnen sehr dankbar, dass Sie gekommen sind, denn wir hatten keinen Anhaltspunkt in dem Fall,“ sagte ich. Die Frau fing an zu erzählen.
„Ich bin eine Therapeutin. Eine Psychologin um genauer zu sein. Ben Söhnke, so hiess der Verstorbene, war bei mir in Behandlung. Seit zehn Jahren schon.“  
„Frau Reuth. Ich weiss, dass sie eine Schweigepflicht gegenüber ihre Patienten haben, aber Herr Söhnke ist tot, können sie uns erzählen, weswegen er eine Therapie nötig hatte?“, fragte Fritz.
Die Frau schaute kurz zum Boden, atmete langsam ein und fuhr fort.
„Als Kind wurde er jahrelang misshandelt. Seine Eltern waren grausame Menschen, die ein Kind gar nicht verdient hatten, meiner Meinung nach. Das Jugendamt war oft bei denen zu Besuch, aber wirklich helfen konnten sie ihm nicht.“
„Sagen Sie, hatte er eine Zuneigung oder auch vielleicht eine Abneigung gegen Katzen? Wissen sie, in jedem Haus in dem er einbrach hinterliess er eine gut gepflegte und vollversorgte Katze,“ erklärte ich ihr.
Wir konnten sehen, wie ihr Gesicht sich verzog und ihre Augen sich mit den Tränen füllten.
„Entschuldigen sie.“
Sie nahm ein Taschentuch, trocknete kurz ihre Augen und fing sich schnell wieder.
„Brauchen sie ein wenig Zeit?“, fragte ich sie fürsorglich.
„Danke, es geht schon,“ sagte sie und fuhr mit ihrer Erzählung fort.
„Nachdem seine Eltern ihn verprügelt hatten, schlossen sie ihn in einen dunklen, feuchten Keller ein. Es gab nur ein kleines Fenster ohne Fensterscheibe. Durch die kleine Öffnung kam immer eine Katze zu ihm rein. Er streichelte sie und spielte mit ihr. Es war der enzige Lichtblick in seinem Leben. Als er gross genug war um von zuhause wegzugehen, fand er einen Job in einem Tierheim. Er kümmerte sich um die Tiere, besonders um die Katzen, sehr liebevoll. Ich will auf keinen Fall seine Diebstähle rechtfertigen. Aber er stahl von den reichen Leuten um die Sachen zu verkaufen und den Tierheimen zu helfen, nehme ich an. Ich vermute, dass er eine Katze als ein Zeichen am Tatort hinterliess. Somit wollte er wohl zeigen, dass die Menschen die Tiere zu sich nehmen könnten, damit sie in den Heimen weniger leiden mussten.“
Als Frau Reuth fertig war, stand der Raum in völliger Stille. Die Jungs schauten mich an und sahen, dass mein Gesicht von Tränen überströmt war. Ich konnte meine Emotionen nicht zurückhalten. Ich wischte mir mit meinem Ärmel kurz übers Gesicht und bedankte mich bei Frau Reuth.
„Vielen Dank. Sie waren eine sehr grosse Hilfe. Ohne sie hätten wir den Fall nicht aufklären können.“
„Es war das mindeste, was ich tun konnte,“ entgegnete die Frau. Dann ging sie.

„Es ist so sinnlos,“ fing ich an und die Tränen schossen wieder aus meinen Augen.
„Ben musste so viel Leid ertragen. Ich weiss, es war falsch, dass er die Menschen beklaute. Aber er wusste es nicht besser. Er wollte nur helfen.“  
Ich konnte mich nicht beruhigen.
„Hey, Josie,“ sagte Alex und legte seinen Arm um meine Schultern. Ich schnieffte.
„Wie kommt's, dass du keinen Spruch über mein Rumgeheule machst?“, fragte ich und versuchte zu grinsen.
„Bielefeld, so herzlos bin ich auch nicht. Ich warte damit lieber, bis du dich beruhigt hast.“
Ich rollte nur meine Augen. Alex brachte mich immer zum Lachen.
Fritz schaute auf die Uhr.
„Feierabend. Und der Fall ist gelöst. Lass uns zu Addie gehen. Ein Bierchen könnte ich gut vertragen.“
„Und ich erst,“ sagte ich und wir verliessen den Raum.
Wir fragten Karin und Ewald, ob sie mit uns kommen wollten. Sie sahen sich an und waren unschlüssig.
„Keine Bange, wir werden heute keinen Tequila trinken, wenn ihr nicht wollt,“ sagte ich.
„Na dann, los,“ sagte Waldi. Karin kam ebenfalls mit.
Es tat mir gut mit meinen Freunden zusammen zu sein. Wir spielten Billard, tranken Bier und enspannten uns nach einem schwierigen Arbeitstag. Solch eine Ablenkung konnte ich gut gebrauchen. Mal schauen, was der morgige Tag mit sich bringt. Hoffentlich, keine grossen Überraschungen.
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