Josephine Klick - Allein unter Cops (die Fiktive Fortsetzung der 1. Staffel)
von Ringa
Kurzbeschreibung
(Der Autor hat keine Kurzbeschreibung zu dieser Geschichte verfasst.)
GeschichteKrimi, Liebesgeschichte / P16 / Gen
12.08.2014
17.01.2015
35
72.893
1
Alle Kapitel
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Dieses Kapitel
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12.08.2014
2.109
Fritz:
Endlich war die Nacht vorbei. Ich schlief sehr schlecht und unruhig. Der Fall liess mir keine Ruhe. Bevor wir gestern einschliefen, erzählte ich Josie doch noch, was an dem Tag passiert war. Sie konnte es nicht glauben.
Josephine schlief auch nicht gut, soweit ich mitbekommen hatte. Sie konnte nur auf dem Rücken liegen und das hasste sie. Sie mochte es überhaupt nicht auf dem Rücken zu schlafen. Die Sorge um Teresa war bestimmt auch ein Grund für einen schlechten Schlaf.
Josie war nicht mehr im Zimmer. Ich ging in die Küche, da saß sie und begutachtete das Portemonnaie der Verstorbenen ganz genau. Ich durfte eigentlich keine Beweismittel mit nachhause nehmen. Ich vergass wohl, dass ich es in meiner Jackentasche hatte. Die SpuSi hatte die Geldbörse bereits untersucht – keine Fingerabdrücke gefunden.
„Guten Morgen,“ begrüsste ich sie mit einem Kuss.
„Guten Morgen,“ entgegnete sie mir.
Ich nahm mir einen Kaffee und dann hörte ich sie „Aha“ sagen. Ich schaute sie fragend an.
„Schau, was ich gefunden habe,“ sagte sie und hielt mir ein kleines Foto vor der Nase.
„War das in der Geldbörse?“, fragte ich sie verdutzt.
„Ja, es gibt in diesem Ding ein winziges Fach. Es ist so klein und eng, ich musste mich echt bemühen meine Finger da reinzustecken.“
Es war ein Foto. Darauf war die Verstorbene und zwei Jungs zu sehen.
„Ist diese Frau euer fehlendes Opfer?“, fragte mich Josie und überreichte mir das Bild.
„Ja, das ist sie. Und die Jungs könnten ihre Enkel sein, oder so. Danke Josie, dank dir haben wir wenigstens einen Anhaltspunkt.“
„Nichts zu danken. Ihr hättet das Bild auch gefunden.“
„Irgendwann, wahrscheinlich... nie,“ sagte ich.
Wir frühstückten noch gemeinsam und dann verabschiedete ich mich schweren Herzens. Es war schon sehr eigenartig ohne sie zu Arbeit zu fahren.
Ich schneite ins Büro herein und welch Überraschung: Alex war schon da.
„Hey!“, sagte er emotionslos.
„Hi. Hast du auch schlecht geschlafen?“, fragte ich.
„Das kannst du laut sagen. Mir graut es davor, wenn ich überlege, wie wir weiter in dem Fall vorgehen.“
„Da kann ich vielleicht helfen,“ sagte ich und grinste.
Ich nahm das Bild aus meiner Jackentasche raus und hielt es Alex vors Gesicht.
„Hübsch,“ sagte Alex. „Deine Tante?“
„Ha ha. Josie ist nicht da. Du brauchst keine blöden Witze zu reissen. Das Bild hat Josephine in der Geldbörse gefunden,“ erklärte ich ihm.
„In der leeren Geldbörse?“, fragte Alex nach und zuckte mit seinen Augenbrauen.
„Tja, so leer war sie doch nicht,“ entgegnete ich.
„Bielefeld ist nicht mal im Dienst. Ohne sie würden wir immer noch im Dunkeln tappen. Deine Freundin erstaunt mich immer aufs Neue.“
Ich musste schmunzeln. Ich freute mich, dass mein bester Freund sich so gut mit meiner Freundin verstand. So etwas war nicht selbstverständlich.
„Wir sollten das Foto einscannen und ins Internet stellen. Vielleicht meldet sich jemand. Hoffentlich meldet sich jemand und das sehr bald,“ sagte ich und konnte sehen, dass Alex beeindruckt war.
„Bevor du mich lobst, das war Josies Idee.“
„Na klar, das wusste ich,“ sagte Alex überhaupt nicht überrascht.
Wir beauftragten Waldi für die Internet-Aktion. Wir bereiteten uns moralisch für einen ereignislosen Tag vor, als der Chef aus dem Büro herausstürmte. „Der Wagen wurde gefunden,“ sagte er.
„Was? Wo?“, fragte ich.
„Im Wald, nicht weit vom Tatort entfernt.“
„Und die Leiche?“, fragte Alex.
„Mehr weiss ich nicht. Fahrt dahin und kriegt heraus, was Sache ist. Ich rufe vorsichtshalber Frau Srna an,“ sagte Amann und ging wieder.
Alex:
Wir fuhren wieder zum Tatort. Diesmal aber nicht alleine. Ein Wagen mit Verstärkung folgte uns. Wir wollten lieber auf Nummer sicher gehen und nichts unnötig riskieren.
SpuSi war schon da, wie immer. Als erstes schauten wir vorne im Wagen. Er war leer. Die Fensterscheiben waren runtergekurbelt, der Schlüssel steckte noch im Zündschloss. Fritz ging zum anderen Ende des Wagens und öffnete die Hecktüren.
„Verdammte Scheisse,“ hörte ich ihn sagen.
Er stand angewidert da und fasste sich an den Kopf. Die anderen Kollegen, die neben ihm standen wurden ganz grün im Gesicht. Ich eilte zu ihnen. Der Anblick war schrecklich. Da drin lag unsere Leiche. Ihr Bauch war aufgeschnitten und die Hände sahen übel aus. Die Fingerkuppen waren verbrannt. „Jemand hat sich sehr bemüht, dass die Frau unbekannt bleibt,“ sagte Fritz.
Ich nickte nur. Ich nahm mein Handy und wählte Amanns Nummer.
„Chef, wir brauchen Teresa ganz dringend.“
Fünfzehn Minuten später war sie da.
„ Bevor du fragst, wir haben nichts angefasst,“ sagte Fritz.
Teresa sah schon einiges, aber der Anblick war auch für sie nicht sehr schön.
„Geht's dir gut?“, fragte ich. Sie nickte.
„Ich nehme die Leiche mit. Im Labor kann ich sie dann gründlich untersuchen,“ sagte Teresa und stieg in den Wagen.
„Wir folgen dir. Wir lassen dich nicht aus den Augen,“sagte ich.
„Danke Jungs. Bis später.“
Josie:
Hoffentlich hatten die Jungs mehr zu tun als ich. Die Langeweile war unerträglich. Ich brannte vor Neugier zu erfahren, ob sie in dem Fall vorankamen.
Es klingelte an der Tür. Viktor war draussen im Stall, deswegen musste ich selber an die Tür gehen. Hoffentlich hatte derjenige, der draussen stand genug Geduld.
„Einen Moment, bitte,“ sagte ich laut in der Hoffnung, dass mein Besuch mich hören konnte.
Endlich war ich bis zur Tür angekommen. Ich öffnete und sah das freundliche Gesicht von Carolin.
„Hallo, meine Liebe. Komm rein,“ sagte ich überrascht.
„Hallo Josephine. Wie geht’s dir?“, fragte sie mich.
„Ganz gut. Komm, setz dich. Es freut mich sehr, dass du mich besuchst.“
„Ich dachte, du langweilst dich vielleicht. Wieso langweilen wir uns dann nicht zusammen?“
„Du kannst Gedanken lesen. Du bist ein Schatz,“ konnte ich meine Freude nicht verbergen.
Caro zauberte uns einen super leckeren Latte Macchiato. Wir saßen gemütlich zusammen und unterhielten uns über Gott und die Welt.
Fritz:
„Ewald, hat sich schon jemand wegen der Anzeige gemeldet?“, fragte ich voller Hoffnung.
Er verneinte es.
„Ihr sollt zu Teresa gehen,“sagte Karin, als sie den Hörer auflegte.
Wir eilten ins Labor.
„Hast du etwas für uns?“, fragten wir.
„Ich weiss nicht, wo ich anfangen soll. Mir der Identifizierung wird es verdammt schwer sein. Wie ihr schon gesehen habt, hat sie keine Fingerabdrücke mehr und ihre Zahnprothese wurde auch entfernt. Die Blutuntersuchung hat ergeben, dass sie an einer Überdosis Kokain gestorben ist.“
„Wir schauten Teresa ungläubig an.
„Die Frau ist doch mindestens siebzig Jahre alt. Was hatte sie mit Drogen zu tun?“, fragte Alex.
„Und wieso wurde ihr die Bauchhöhle aufgeschnitten? Fehlten ihr irgendwelche Organe?“, fragte ich.
„Jungs, nicht nur der Bauch wurde aufgeschnitten. Ihr ganzer Magen fehlt,“ erklärte sie uns.
Ich spürte, wie mir mein Frühstück hochkam.
„Was passiert hier zum Teufel?“, fluchte Alex.
Wir gingen zurück ins Büro mit noch mehr Fragen als vorher.
Wir saßen da und wussten nicht weiter.
„Die Kollegen von der SpuSi haben mir eine Mail mit den Schuhabdrücken geschickt. Ich werde unsere Datenbank abfragen, vielleicht gehören die Spuren zu irgendwelchen Kriminellen, die uns schon bekannt sind,“ sagte Waldi und machte sich auf die Arbeit.
„Tolle Idee. Melde dich, wenn du etwas endeckst,“ sagte Alex.
Es war Mittagspause. Ich und Alex saßen in einem türkischen Laden ums Eck und verdrückten Döner. Ich mochte die Dinger zu gern. Zum Glück aß ich davon nicht all zu oft, denn sonst nützte mein Sport nichts.
„Wie geht’s Josephine?“, fragte Alex.
„Du kennst sie ja, sie hält sich tapfer und beklagt sich wenig.“
„Aha, untypisch Frau,“ entgegnete mein Freund und grinste.
Ich wollte wieder etwas von meinem Döner abbeissen, als mein Handy klingelte.
„Es ist Karin,“ sagte ich und ging ran.
„Ja? Na endlich. Danke und bis gleich.“
Alex hob fragend seine Augenbrauen.
„Es hat jemand auf unsere Anzeige reagiert,“ sagte ich und wir sprangen auf.
Fünf Minuten später waren wir wieder im Präsidium. Karin informierte uns:
„Eine Frau hat die Verstorbene erkannt. Sie wird in kürze da sein.“
Kaum waren zehn Minuten vergangen, trat eine junge Frau ins Präsidium ein.
„Guten Tag, mein Name ist Danjela Berg. Die Frau aus dem Foto ist meine Mutter, Elisabeth Flockenberg. Ist ihr etwas geschehen?“, fragte die Frau bekümmert.
„Setzten Sie sich, Frau Berg,“ sagte ich.
„Wir haben leider schlechte Nachrichten. Ihre Mutter ist tot.“
„Bitte was? Das kann doch nicht sein. Gestern früh haben wir noch telefoniert,“ erzählte Frau Berg mit zitteriger Stimmer.
„Klang ihre Mutter vielleicht besorgt? Hat sie irgendwelche Feinde gehabt?“, fragte ich sie.
Die junge Frau konnte uns nicht helfen. Sie war zu schockiert.
Alex:
Fritz führte die Frau in die Pathologie, damit sie die Verstorbene offiziell identifizierte.
Ich saß an meinem Schreibtisch und der Nachname unseres Opfers klang mir im Kopf. Flockenberg. Woher kam mir der Name so bekannt vor?
„Alex?“, riss mich Ewald aus meinen Gedanken.
„Ich habe einen Treffer, was die Schuhabdrücke angeht.“
Ich ging zu Waldi und wir starrten beide auf den Bildschirm.
„Der Typ sieht auch so aus, als ob er etwas ausgefressen hätte,“ sagte ich laut.
Wir vertieften uns genauer in seiner Akte. Da waren noch zwei andere Typen vermerkt.
„Es würde passen. Teresa erzählte, dass es drei von der Sorte waren, die den Wagen mitsamt Leiche klauten,“ sagte Ewald.
„Mit so einem Vorstrafenregister, wieso laufen sie noch frei herum,“ fragte ich.
„Man konnte denen nie etwas nachweisen,“ entgegnete Ewald.
Ich nickte. Plotzlich fiel mein Blick auf ein anderen Namen – Theodor Flockenberg. Ich glaubte, ich hatte eine Erleuchtung, die sonst Josie immer trafen. „Deswegen kam mir der Name so bekannt vor. Herr Flockenberg starb erst letztes Jahr im Gefängnis, mit 75 Jahren. Er war ein dicker Drogenboss, bis er verknackt wurde. Aber was hatte seine Frau mit den Drogen zu tun?“ Fragen über Fragen.
Fritz kam zurück und ich brachte ihn auf den neuesten Stand.
„Seine Frau hat wahrscheinlich schon immer geholfen das Geschäft zu führen und da er verstorben war, machte sie einfach weiter.“
Fritz' Erklärung klang ziemlich plausibel. Aus der Akte erfuhren wir, wo die Typen sich normalerweise herumtrieben – in einer verlassenen Lagerhalle, sehr entlegen von Zentrum.
Wir fuhren mit Verstärkung dorthin. Wir verteilten uns und umstellten das Gebäude. Ich, Fritz und noch zwei andere Kollegen bereiteten uns vor, um hineinzugehen. Die anderen vier Polizisten warteten draussen. Wir rissen die schweren Stahltüren auf und stürmten die Halle.
„Polizei, keine Bewegung,“ schrie ich laut und deutlich.
Wir schreckten die drei ganz schön auf. Als sie uns sahen, griffen sie instinktiv zu ihren Waffen.
„Denkt nicht mal daran,“ drohte Fritz.
Einer von denen versuchte durch die Hintertür zu fliehen, traf aber auf die Kollegen.
„Wir wollten euch bei der Geschäftsabwicklung nicht stören, aber ihr seid festgenommen,“ sagte Fritz.
Wir lasen ihnen die Rechte vor und legten die Handschellen an. Beim Hinausbegleiten schauten wir uns um. Es war ein Drogenparadies. Auf dem Tisch lagen abgepackte Drogen, zum Verkauf bereit und haufenweise Kohle. Ein paar Mistkerle hatten wir jetzt weniger. Mir war aber trotzdem klar, dass der Drogenhandel nie enden würde, denn er brachte viel zu viel Geld ein.
„Wir haben Glück gehabt, dass einer von denen bescheuert genug war die gleichen Schuhe ein Jahr lang zu tragen. Sonst wären wir nie auf die gekommen,“ sagte Fritz.
„Wahrscheinlich lief das Geschäft nicht so gut und er konnte sich keine neuen Schuhe leisten,“ riss ich Witze.
„Genau so muss es gewesen sein,“ sagte Fritz und grinste.
„Und was machen wir, wenn die Typen nicht reden?“, fragte ich.
„Sie werden schon reden,“ entgegnete Fritz.
Ich wusste nicht, wieso er sich so sicher war.
Fritz:
Um die Befragungen mussten wir uns nicht kümmern. Dafür waren ja die Kollegen vom Drogendezernat zuständig. Wenn die Verdächtigen nicht redeten, wendeten sie ziemlich heftige Befragungsmethoden an. Die Wahrheit musste man irgendwie „herauskitzeln“.
Nach einigen schweisstreibenden Stunden wussten wir die ganze Geschichte.
Frau Flockenberg half schon immer ihrem Mann das Drogengeschäft zu leiten. Als er verknackt wurde, hat er seine Frau nie verraten. So konnte sie sich weiter ums Geschäft kümmern. Wieso starb sie letztendlich? Sie schmugelte Drogen in ihrem Magen. Als sie an der Überdosis starb, klauten die drei Genies die Leiche und schnitten ihr den ganzen Magen mit Ballons voller Drogen heraus. Und damit man sie nicht identifizierte, nahmen sie ihr die Zahnprothese heraus und verbrannte ihr die Fingerspitzen. Wieso schmugelte sie die Drogen selber? Sie hätte doch jemanden beauftragen können, so wie ihr Mann das tat. Also, warum tat sie es selbst? Die Antwort zu dieser Frage werden wir nie erfahren. Das weiss nur Elisabeth Flockenberg.
„Wer klärt Frau Berg, die Tochter von Frau Flockenberg auf? Ich tu das definitiv nicht,“ sagte ich.
Alex zuckte nur die Schulter.
„Der Chef macht das schon,“ meinte er dann.
Anstatt in die Kneipe zu gehen, entschieden wir beide zu Josie zu fahren. Sie freute sich, wenn sie Gesellschaft hatte. Und das Bier schmeckte zu dritt viel besser, denn das Team war dann vollständig.
Endlich war die Nacht vorbei. Ich schlief sehr schlecht und unruhig. Der Fall liess mir keine Ruhe. Bevor wir gestern einschliefen, erzählte ich Josie doch noch, was an dem Tag passiert war. Sie konnte es nicht glauben.
Josephine schlief auch nicht gut, soweit ich mitbekommen hatte. Sie konnte nur auf dem Rücken liegen und das hasste sie. Sie mochte es überhaupt nicht auf dem Rücken zu schlafen. Die Sorge um Teresa war bestimmt auch ein Grund für einen schlechten Schlaf.
Josie war nicht mehr im Zimmer. Ich ging in die Küche, da saß sie und begutachtete das Portemonnaie der Verstorbenen ganz genau. Ich durfte eigentlich keine Beweismittel mit nachhause nehmen. Ich vergass wohl, dass ich es in meiner Jackentasche hatte. Die SpuSi hatte die Geldbörse bereits untersucht – keine Fingerabdrücke gefunden.
„Guten Morgen,“ begrüsste ich sie mit einem Kuss.
„Guten Morgen,“ entgegnete sie mir.
Ich nahm mir einen Kaffee und dann hörte ich sie „Aha“ sagen. Ich schaute sie fragend an.
„Schau, was ich gefunden habe,“ sagte sie und hielt mir ein kleines Foto vor der Nase.
„War das in der Geldbörse?“, fragte ich sie verdutzt.
„Ja, es gibt in diesem Ding ein winziges Fach. Es ist so klein und eng, ich musste mich echt bemühen meine Finger da reinzustecken.“
Es war ein Foto. Darauf war die Verstorbene und zwei Jungs zu sehen.
„Ist diese Frau euer fehlendes Opfer?“, fragte mich Josie und überreichte mir das Bild.
„Ja, das ist sie. Und die Jungs könnten ihre Enkel sein, oder so. Danke Josie, dank dir haben wir wenigstens einen Anhaltspunkt.“
„Nichts zu danken. Ihr hättet das Bild auch gefunden.“
„Irgendwann, wahrscheinlich... nie,“ sagte ich.
Wir frühstückten noch gemeinsam und dann verabschiedete ich mich schweren Herzens. Es war schon sehr eigenartig ohne sie zu Arbeit zu fahren.
Ich schneite ins Büro herein und welch Überraschung: Alex war schon da.
„Hey!“, sagte er emotionslos.
„Hi. Hast du auch schlecht geschlafen?“, fragte ich.
„Das kannst du laut sagen. Mir graut es davor, wenn ich überlege, wie wir weiter in dem Fall vorgehen.“
„Da kann ich vielleicht helfen,“ sagte ich und grinste.
Ich nahm das Bild aus meiner Jackentasche raus und hielt es Alex vors Gesicht.
„Hübsch,“ sagte Alex. „Deine Tante?“
„Ha ha. Josie ist nicht da. Du brauchst keine blöden Witze zu reissen. Das Bild hat Josephine in der Geldbörse gefunden,“ erklärte ich ihm.
„In der leeren Geldbörse?“, fragte Alex nach und zuckte mit seinen Augenbrauen.
„Tja, so leer war sie doch nicht,“ entgegnete ich.
„Bielefeld ist nicht mal im Dienst. Ohne sie würden wir immer noch im Dunkeln tappen. Deine Freundin erstaunt mich immer aufs Neue.“
Ich musste schmunzeln. Ich freute mich, dass mein bester Freund sich so gut mit meiner Freundin verstand. So etwas war nicht selbstverständlich.
„Wir sollten das Foto einscannen und ins Internet stellen. Vielleicht meldet sich jemand. Hoffentlich meldet sich jemand und das sehr bald,“ sagte ich und konnte sehen, dass Alex beeindruckt war.
„Bevor du mich lobst, das war Josies Idee.“
„Na klar, das wusste ich,“ sagte Alex überhaupt nicht überrascht.
Wir beauftragten Waldi für die Internet-Aktion. Wir bereiteten uns moralisch für einen ereignislosen Tag vor, als der Chef aus dem Büro herausstürmte. „Der Wagen wurde gefunden,“ sagte er.
„Was? Wo?“, fragte ich.
„Im Wald, nicht weit vom Tatort entfernt.“
„Und die Leiche?“, fragte Alex.
„Mehr weiss ich nicht. Fahrt dahin und kriegt heraus, was Sache ist. Ich rufe vorsichtshalber Frau Srna an,“ sagte Amann und ging wieder.
Alex:
Wir fuhren wieder zum Tatort. Diesmal aber nicht alleine. Ein Wagen mit Verstärkung folgte uns. Wir wollten lieber auf Nummer sicher gehen und nichts unnötig riskieren.
SpuSi war schon da, wie immer. Als erstes schauten wir vorne im Wagen. Er war leer. Die Fensterscheiben waren runtergekurbelt, der Schlüssel steckte noch im Zündschloss. Fritz ging zum anderen Ende des Wagens und öffnete die Hecktüren.
„Verdammte Scheisse,“ hörte ich ihn sagen.
Er stand angewidert da und fasste sich an den Kopf. Die anderen Kollegen, die neben ihm standen wurden ganz grün im Gesicht. Ich eilte zu ihnen. Der Anblick war schrecklich. Da drin lag unsere Leiche. Ihr Bauch war aufgeschnitten und die Hände sahen übel aus. Die Fingerkuppen waren verbrannt. „Jemand hat sich sehr bemüht, dass die Frau unbekannt bleibt,“ sagte Fritz.
Ich nickte nur. Ich nahm mein Handy und wählte Amanns Nummer.
„Chef, wir brauchen Teresa ganz dringend.“
Fünfzehn Minuten später war sie da.
„ Bevor du fragst, wir haben nichts angefasst,“ sagte Fritz.
Teresa sah schon einiges, aber der Anblick war auch für sie nicht sehr schön.
„Geht's dir gut?“, fragte ich. Sie nickte.
„Ich nehme die Leiche mit. Im Labor kann ich sie dann gründlich untersuchen,“ sagte Teresa und stieg in den Wagen.
„Wir folgen dir. Wir lassen dich nicht aus den Augen,“sagte ich.
„Danke Jungs. Bis später.“
Josie:
Hoffentlich hatten die Jungs mehr zu tun als ich. Die Langeweile war unerträglich. Ich brannte vor Neugier zu erfahren, ob sie in dem Fall vorankamen.
Es klingelte an der Tür. Viktor war draussen im Stall, deswegen musste ich selber an die Tür gehen. Hoffentlich hatte derjenige, der draussen stand genug Geduld.
„Einen Moment, bitte,“ sagte ich laut in der Hoffnung, dass mein Besuch mich hören konnte.
Endlich war ich bis zur Tür angekommen. Ich öffnete und sah das freundliche Gesicht von Carolin.
„Hallo, meine Liebe. Komm rein,“ sagte ich überrascht.
„Hallo Josephine. Wie geht’s dir?“, fragte sie mich.
„Ganz gut. Komm, setz dich. Es freut mich sehr, dass du mich besuchst.“
„Ich dachte, du langweilst dich vielleicht. Wieso langweilen wir uns dann nicht zusammen?“
„Du kannst Gedanken lesen. Du bist ein Schatz,“ konnte ich meine Freude nicht verbergen.
Caro zauberte uns einen super leckeren Latte Macchiato. Wir saßen gemütlich zusammen und unterhielten uns über Gott und die Welt.
Fritz:
„Ewald, hat sich schon jemand wegen der Anzeige gemeldet?“, fragte ich voller Hoffnung.
Er verneinte es.
„Ihr sollt zu Teresa gehen,“sagte Karin, als sie den Hörer auflegte.
Wir eilten ins Labor.
„Hast du etwas für uns?“, fragten wir.
„Ich weiss nicht, wo ich anfangen soll. Mir der Identifizierung wird es verdammt schwer sein. Wie ihr schon gesehen habt, hat sie keine Fingerabdrücke mehr und ihre Zahnprothese wurde auch entfernt. Die Blutuntersuchung hat ergeben, dass sie an einer Überdosis Kokain gestorben ist.“
„Wir schauten Teresa ungläubig an.
„Die Frau ist doch mindestens siebzig Jahre alt. Was hatte sie mit Drogen zu tun?“, fragte Alex.
„Und wieso wurde ihr die Bauchhöhle aufgeschnitten? Fehlten ihr irgendwelche Organe?“, fragte ich.
„Jungs, nicht nur der Bauch wurde aufgeschnitten. Ihr ganzer Magen fehlt,“ erklärte sie uns.
Ich spürte, wie mir mein Frühstück hochkam.
„Was passiert hier zum Teufel?“, fluchte Alex.
Wir gingen zurück ins Büro mit noch mehr Fragen als vorher.
Wir saßen da und wussten nicht weiter.
„Die Kollegen von der SpuSi haben mir eine Mail mit den Schuhabdrücken geschickt. Ich werde unsere Datenbank abfragen, vielleicht gehören die Spuren zu irgendwelchen Kriminellen, die uns schon bekannt sind,“ sagte Waldi und machte sich auf die Arbeit.
„Tolle Idee. Melde dich, wenn du etwas endeckst,“ sagte Alex.
Es war Mittagspause. Ich und Alex saßen in einem türkischen Laden ums Eck und verdrückten Döner. Ich mochte die Dinger zu gern. Zum Glück aß ich davon nicht all zu oft, denn sonst nützte mein Sport nichts.
„Wie geht’s Josephine?“, fragte Alex.
„Du kennst sie ja, sie hält sich tapfer und beklagt sich wenig.“
„Aha, untypisch Frau,“ entgegnete mein Freund und grinste.
Ich wollte wieder etwas von meinem Döner abbeissen, als mein Handy klingelte.
„Es ist Karin,“ sagte ich und ging ran.
„Ja? Na endlich. Danke und bis gleich.“
Alex hob fragend seine Augenbrauen.
„Es hat jemand auf unsere Anzeige reagiert,“ sagte ich und wir sprangen auf.
Fünf Minuten später waren wir wieder im Präsidium. Karin informierte uns:
„Eine Frau hat die Verstorbene erkannt. Sie wird in kürze da sein.“
Kaum waren zehn Minuten vergangen, trat eine junge Frau ins Präsidium ein.
„Guten Tag, mein Name ist Danjela Berg. Die Frau aus dem Foto ist meine Mutter, Elisabeth Flockenberg. Ist ihr etwas geschehen?“, fragte die Frau bekümmert.
„Setzten Sie sich, Frau Berg,“ sagte ich.
„Wir haben leider schlechte Nachrichten. Ihre Mutter ist tot.“
„Bitte was? Das kann doch nicht sein. Gestern früh haben wir noch telefoniert,“ erzählte Frau Berg mit zitteriger Stimmer.
„Klang ihre Mutter vielleicht besorgt? Hat sie irgendwelche Feinde gehabt?“, fragte ich sie.
Die junge Frau konnte uns nicht helfen. Sie war zu schockiert.
Alex:
Fritz führte die Frau in die Pathologie, damit sie die Verstorbene offiziell identifizierte.
Ich saß an meinem Schreibtisch und der Nachname unseres Opfers klang mir im Kopf. Flockenberg. Woher kam mir der Name so bekannt vor?
„Alex?“, riss mich Ewald aus meinen Gedanken.
„Ich habe einen Treffer, was die Schuhabdrücke angeht.“
Ich ging zu Waldi und wir starrten beide auf den Bildschirm.
„Der Typ sieht auch so aus, als ob er etwas ausgefressen hätte,“ sagte ich laut.
Wir vertieften uns genauer in seiner Akte. Da waren noch zwei andere Typen vermerkt.
„Es würde passen. Teresa erzählte, dass es drei von der Sorte waren, die den Wagen mitsamt Leiche klauten,“ sagte Ewald.
„Mit so einem Vorstrafenregister, wieso laufen sie noch frei herum,“ fragte ich.
„Man konnte denen nie etwas nachweisen,“ entgegnete Ewald.
Ich nickte. Plotzlich fiel mein Blick auf ein anderen Namen – Theodor Flockenberg. Ich glaubte, ich hatte eine Erleuchtung, die sonst Josie immer trafen. „Deswegen kam mir der Name so bekannt vor. Herr Flockenberg starb erst letztes Jahr im Gefängnis, mit 75 Jahren. Er war ein dicker Drogenboss, bis er verknackt wurde. Aber was hatte seine Frau mit den Drogen zu tun?“ Fragen über Fragen.
Fritz kam zurück und ich brachte ihn auf den neuesten Stand.
„Seine Frau hat wahrscheinlich schon immer geholfen das Geschäft zu führen und da er verstorben war, machte sie einfach weiter.“
Fritz' Erklärung klang ziemlich plausibel. Aus der Akte erfuhren wir, wo die Typen sich normalerweise herumtrieben – in einer verlassenen Lagerhalle, sehr entlegen von Zentrum.
Wir fuhren mit Verstärkung dorthin. Wir verteilten uns und umstellten das Gebäude. Ich, Fritz und noch zwei andere Kollegen bereiteten uns vor, um hineinzugehen. Die anderen vier Polizisten warteten draussen. Wir rissen die schweren Stahltüren auf und stürmten die Halle.
„Polizei, keine Bewegung,“ schrie ich laut und deutlich.
Wir schreckten die drei ganz schön auf. Als sie uns sahen, griffen sie instinktiv zu ihren Waffen.
„Denkt nicht mal daran,“ drohte Fritz.
Einer von denen versuchte durch die Hintertür zu fliehen, traf aber auf die Kollegen.
„Wir wollten euch bei der Geschäftsabwicklung nicht stören, aber ihr seid festgenommen,“ sagte Fritz.
Wir lasen ihnen die Rechte vor und legten die Handschellen an. Beim Hinausbegleiten schauten wir uns um. Es war ein Drogenparadies. Auf dem Tisch lagen abgepackte Drogen, zum Verkauf bereit und haufenweise Kohle. Ein paar Mistkerle hatten wir jetzt weniger. Mir war aber trotzdem klar, dass der Drogenhandel nie enden würde, denn er brachte viel zu viel Geld ein.
„Wir haben Glück gehabt, dass einer von denen bescheuert genug war die gleichen Schuhe ein Jahr lang zu tragen. Sonst wären wir nie auf die gekommen,“ sagte Fritz.
„Wahrscheinlich lief das Geschäft nicht so gut und er konnte sich keine neuen Schuhe leisten,“ riss ich Witze.
„Genau so muss es gewesen sein,“ sagte Fritz und grinste.
„Und was machen wir, wenn die Typen nicht reden?“, fragte ich.
„Sie werden schon reden,“ entgegnete Fritz.
Ich wusste nicht, wieso er sich so sicher war.
Fritz:
Um die Befragungen mussten wir uns nicht kümmern. Dafür waren ja die Kollegen vom Drogendezernat zuständig. Wenn die Verdächtigen nicht redeten, wendeten sie ziemlich heftige Befragungsmethoden an. Die Wahrheit musste man irgendwie „herauskitzeln“.
Nach einigen schweisstreibenden Stunden wussten wir die ganze Geschichte.
Frau Flockenberg half schon immer ihrem Mann das Drogengeschäft zu leiten. Als er verknackt wurde, hat er seine Frau nie verraten. So konnte sie sich weiter ums Geschäft kümmern. Wieso starb sie letztendlich? Sie schmugelte Drogen in ihrem Magen. Als sie an der Überdosis starb, klauten die drei Genies die Leiche und schnitten ihr den ganzen Magen mit Ballons voller Drogen heraus. Und damit man sie nicht identifizierte, nahmen sie ihr die Zahnprothese heraus und verbrannte ihr die Fingerspitzen. Wieso schmugelte sie die Drogen selber? Sie hätte doch jemanden beauftragen können, so wie ihr Mann das tat. Also, warum tat sie es selbst? Die Antwort zu dieser Frage werden wir nie erfahren. Das weiss nur Elisabeth Flockenberg.
„Wer klärt Frau Berg, die Tochter von Frau Flockenberg auf? Ich tu das definitiv nicht,“ sagte ich.
Alex zuckte nur die Schulter.
„Der Chef macht das schon,“ meinte er dann.
Anstatt in die Kneipe zu gehen, entschieden wir beide zu Josie zu fahren. Sie freute sich, wenn sie Gesellschaft hatte. Und das Bier schmeckte zu dritt viel besser, denn das Team war dann vollständig.