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Josephine Klick - Allein unter Cops (die Fiktive Fortsetzung der 1. Staffel)

von Ringa
Kurzbeschreibung
GeschichteKrimi, Liebesgeschichte / P16 / Gen
12.08.2014
17.01.2015
35
72.893
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12.08.2014 4.079
 
Fritz:
Es war 6 Uhr am Montag früh. Ich lag schon wach und beobachtete Josephine. Sie schlief wie ein Baby und lächelte sogar leicht im Schlaf. Ihr Kopf lag auf meiner Brust. Ich streichelte sanft ihr Haar und dachte an unsere Nacht. Ihr nahe zu sein war überhaupt das Schönste, dachte ich mir. Plötzlich spürte ich sanfte Striche auf meinem Bauch.
„Bist du schon wach?“, fragte ich sie und küsste sie auf die Nasenspitze.
Sie kicherte wie ein kleines Mädchen.
„Was hast du geträumt? Du hast so schön gelächelt.“
Sie schaute kurz verträumt in die Ferne.
„Das verrate ich dir nicht,“ sagte sie, vergrub ihr Gesicht unter der Decke und lachte.
„So so, du hast schon Geheimnisse vor mir,“ witzelte ich.
Was sie jetzt sagte, erwartete ich nicht.
„Der Traum war etwas unanständig. Du kamst natürlich darin vor,“ sagte sie und errötete leicht.
Ich musste grinsen. Ich fühlte mich so glücklich, das Lächeln wollte mir nicht von den Lippen weichen.
„Ich muss jetzt Beni wecken. Wir frühstücken, ich bringe ihn zur Schule und danach hole ich dich ab und wir fahren zu Arbeit, ok?“, erklärte ich ihr den Plan. Sie nickte und dann umschlang sie mich, zog die Decke hoch und wir küssten uns leidenschaftlich.
„Wenn das kein guter Start in den Tag ist,“ sagte ich und musste mich leider von ihr lösen. Wenn nicht jetzt, dann schaffte ich es gar nicht mehr.

Josie:
So könnte jeder Tag beginnen, dachte ich mir und rollte mich aus dem Bett. Ich ging noch verschlafen in die Küche und als erstes machte ich einen Liter Kaffee. Das würden wir beide brauchen um in Schwung zu kommen. Während die Kaffeemaschine das köstliche Getränk produzierte, deckte ich den Tisch.
„Guten Morgen, Josie,“ hörte ich eine Kinderstimme.
Er kam auf mich zu und umarmte mich mit seinen zierlichen Armen.
„Selber guten Morgen. An so eine Begrüssung könnte ich mich glatt gewöhnen,“ sagte ich und drückte ihm einen dicken Schmatzer auf die Stirn.
Nach dem Frühstück brachte Fritz Beni zur Schule und ich ging ins Bad um mich für den Tag vorzubereiten. Wenn ich gewusst hätte, wie absurd die nächsten zwei Tage sein würden und wie sie überhaupt endeten, wäre ich gar nicht erst aufgestanden...


Karin und Waldi waren schon da, wie immer. Nur Alex fehlte noch.
„Wollt ihr einen Kaffee?“, fragte Ewald.
„Ich nicht, danke. Ich habe schon einen halben Liter intus,“ sagte ich und Fritz verneinte ebenfalls.
Ewald grinste.
„So viel Kaffee? Hattet ihr eine lange Nacht?“, fragte er und zog Grimassen.
Karin wurde auch schon sehr aufmerksam.
„Das könnte man so sagen,“ sagte Fritz nur und den Rest überliess er der Fantasie.
„Spassverderber,“ sagte Ewald.
„Wir sind hier immerhin auf der Arbeit, also benehmen wir uns, ok?“, entgegnete ich.
Da trudelte auch Alex ein. Er setzte sich hin und da klingelte sein Telefon. Er schrieb etwas auf einen Zettel und mit den Worten:
“Wir sind gleich da,“ legte er auf.
„Haben wir einen Fall?“, fragte Fritz.
Alex nickte und stand auf.
„Los,“ sagte er und wir folgten ihm zum Wagen.
Alex saß am Steuer. Fritz gab die Adresse in den Navi ein.
„Ungefähr 40 Minuten wird die Fahrt dauern. Der Tatort ist am Stadtrand.“

„Wie war euer Wochenende?“, fragte ich Alex.
„Naja, am Samstag abend waren wir auf einem Konzert.“
Er drehte sich zu mir und zwinkerte.
„Wie konnte ich es vergessen, ich war ja auch da,“ witzelte ich.
„Und am Sonntag hatten wir Besuch – die Schwiegereltern,“ sagte Alex und seufzte.
„Aber ich glaube, mein Besuch war trotzdem tausend mal angenehmer, als euer, oder?“, fragte er und schaute zu Fritz.
„Du, Stefanie ist seit gestern abend weg,“ sagte Fritz mit ruhiger Stimme.
„Was? Du hast also meinen Rat befolgt?“, fragte er überrascht.
„Was für einen Rat?“, mischte ich mich ein.
„Du hast Josie nichts erzählt?“
„Will mir jemand sagen, wovon ihr redet?“, wurde ich ungeduldiger.
„Also,“ fing Fritz an. „Alex hat mir geraten, den Wohnungsschlüssel aus Stefanies Handtasche auszuborgen und einfach dahin zu fahren und mir selbst anzuschauen, was Sache ist. Als ich da war, konnte ich sehen, dass alles schon fertig war.“  
„Hat sie überhaupt renoviert?“, fragte Alex.
„Ja, doch. Die Küche und das Bad, wie sie gesagt hat.“
„Wieso bin ich nicht auf die schlaue Idee gekommen?“, fragte ich laut.
„Danke, Alex“, sagte ich.
„Bitte, Bielefeld. Dafür sind ja Freunde da.“

Wir bogen in eine einsame Einfahrt ein. Ich begutachtete das ganze Anwesen durch die Fensterscheibe. Ein merkwürdiges Gefühl breitete sich in mir aus. Es klopfte an mein Fenster.
„Möchte die Dame, dass man ihr die Tür aufmacht?“, zog mich Alex auf und öffnete die Tür.
Ich war wohl ziemlich abwesend gewesen, dass ich nicht mal bemerkte, wie die Jungs aus dem Auto ausstiegen.
„Alles ok?“, fragte mich Fritz.
„Ich weiss nicht. Ich habe ein komisches Gefühl, dass ich nicht loswerden kann. Ich kann das nicht erklären.“
„Keine Angst, Bielefeld. Wir passen auf dich auf,“ sagte Alex und legte mir seine Hand auf die Schulter.
Wir näherten uns dem Haus. Es war ziemlich gross. Es gab einen verwilderten Garten, der zum Wald grenzte. Die Nachbarn waren weiter weg, man konnte einige Häuschen in der Ferne sehen.
„Es ist ganz schön ruhig hier. Zu ruhig,“ sagte ich.

Wir traten hinein. Die Kollegen von der Spurensicherung waren schon da.
„Wo ist die Leiche?“, fragte Alex und ein Kollege führte uns hin.
Das Zimmer sah finster aus. Dunkle, dicke und verstaubte Gardinen, sie waren alle zugezogen, deswegen kam kaum Tageslicht hinein. Wir näherten uns der Leiche. Es war eine alte Frau. Der Anblick war nicht schön. Sie saß im Sessel und sah ziemlich vertrocknet aus. Es war das erste Mal, dass ich mich so fühlte, wie jetzt. Ich spürte Unruhe und mein ganzer Körper zitterte.
„Geht's dir nicht gut?“, fragte mich Teresa.
„Es geht schon. Was haben wir hier?“, fragte ich.  
„Sie heisst... sie hiess Hannelore Meissner,“ räusperte sich Teresa. „Sie hate einen Herzinfarkt erlitten. Sie ist schon seit 2 Wochen tot.“
„Wieso sieht sie so aus?“, fragte Fritz.
„Die warme und trockene Luft liess die Leiche nicht verwesen, sondern...“
„mumifizierte sie,“ beendete ich Teresas Satz.
„Mann, ist das gruselig,“ sagte Alex.
Fritz starrte die Leiche an und sagte nichts.
„Wieso hat sie keiner früher gefunden? Und wer hat sie überhaupt gefunden?“, fragte ich und konnte nicht verstehen, wieso man einen Menschen nicht vermisst, wenn man länger nichts von ihm gehört hatte.
„Ich glaube, ihr Neffe hat sie gefunden. Er wird in der Küche befragt,“ sagte Teresa und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.
Wir drei gingen zu dem Mann.
„Guten Tag. Kripo: Klick, Mahler und Munro. Ihr Verlust tut uns sehr leid, aber wir würden ihnen gerne ein paar Fragen stellen,“ sagte ich und hielt ihm meine Hand hin.
„Guten Tag, ich bin Robert Kleine,“ sagte der Mann und schüttelte mir die Hand.
Die Jungs begrüssten ihn ebenfalls.
„In welchem Verhältnis sind sie zu der Verstorbenen?“, fragte ihn Fritz.
„Ich bin der Sohn des Cousins von Frau Meissner. Wir standen nicht besonders nah zu einander,“ erklärte uns der junge Mann.
„Und wieso sind sie dann heute hier?“, fragte ich.
„Ich wollte sowieso in diese Richtung fahren, dann dachte ich mir, ich besuche meine Tante.“
„Verstehe.“
„Hatte sie sonst keine Familie oder nahe Verwandte?“, fragte Alex.
Der Mann verneinte.
„Falls wir noch Fragen haben, melden wir uns bei ihnen,“ sagte Fritz und die Jungs gingen raus.
„Bielefeld, bleibst du hier?“, schaute Alex mich fragend an.
„Ich schaue mich noch schnell in den anderen Räumen um.“
„Ist gut, wir warten draussen auf dich,“ sagte Fritz.

Ich ging ins andere Zimmer. Es war genauso düster wie in dem Raum, in dem die Leiche sich befand. Ich schaute mich langsam um, von Ecke zu Ecke. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie jemand mich beobachtete. Meine Beine wurden weich wie Butter. Ich griff instinktiv zu meiner Waffe und drehte schnell meinen Kopf zur Seite. Auf der Fensterbank saßen lauter Puppen. Es gab zwar keine Bedrohung für mich aber dennoch fühlte ich mich nicht besser. Das waren keine Puppen mit denen kleine Mädchen spielten. Es waren solche Puppen, die bei alten Leuten auf der Fensterbank saßen. Ich hatte es nie einem erzählt, aber ich hatte Schiss vor solchen Puppen. Ich fand sie so unheimlich. Ich wollte mich nicht länger in dem Zimmer aufhalten, denn ich hätte schwören können, dass die Puppen mich mit ihren Augen verfolgten.
„Es reicht mir,“ sagte ich halblaut und stürmte aus dem Haus.
Die Jungs standen draussen und unterhielten sich noch mit dem Neffen. Ich setzte mich auf die Treppe. Ich muss blass ausgesehen haben.
„Bielefeld, du siehst aus, als ob du einen Geist gesehen hättest,“ sagte Alex und Fritz setzte sich zu mir.
Er schaute mich besorgt an.
„Geht's dir auch wirklich gut? Du verhältst dich irgendwie merkwürdig.“
Ich lehnte meinen Kopf auf Fritz' Schulter um mich ein wenig zu erholen. Ich atmete tief ein und aus.
„Ihr werdet mich auslachen und für verrückt halten, wenn ich euch das sage.“
„Noch verrücker als jetzt?“, blödelte Alex.
„Sorry, Josie, im Ernst jetzt. Was ist los?“  
„Als ich alleine im Zimmer war, sah ich Puppen auf der Fensterbank.“
Alex wartete auf die Fortsetzung mit offenem Mund.
„Und, weiter?“, bohrte er nach.
„Nichts weiter. Ich habe Angst vor solchen Puppen. Ich finde sie sehr unheimlich,“ sagte ich und konnte sehen, wie Alex' Gesicht sich vor Lachen verzog.
„Ist das dein Ernst?“, fragte mich Fritz.
Alex krümmte sich vor Lachen aber ich fand es nicht lustig. Fritz grinste nur, denn er traute sich nicht mich auszulachen. Allmählich beruhigte sich Alex.
„Wo wir schon dabei sind. Wovor hast du noch Angst?“, fragte er mich.
„Dann setz dich lieber hin, sonnst fällst du vor Lachen noch um,“ sagte ich und schaute Fritz an.
„Ich fürchte mich vor Puppen, Spinnen und...“
Ich zögerte eine weile.
„Und was?“, fragte mich Fritz ungeduldig.
„...und Clowns,“ sagte ich.
„Ich will jetzt fahren,“ fuhr ich fort. „Ich komme morgen alleine zurück und schaue mich nochmal gründlich um. Das ganze Haus war verwüstet. Jemand hat nach etwas gesucht.“
Dann stand ich auf, verabschiedete mich von Herrn Kleine, der sich auch köstlich über mich amüsierte und ging ins Auto. Ich saß da und wartete auf die Jungs. Ich konnte sehen, wie die beiden über irgendetwas diskutierten. Alex ging ans Steuer und Fritz stieg zu mir nach hinten ein. Er nahm mich schützend in Arm.
„Bielefeld, es tut mir leid, dass ich dich ausgelacht habe. Ich habe nur davon gehört, dass es Leute gibt, die Angst vor Puppen und Clowns haben. Ich kannte bis jetzt nur keine.“
„Es ist schon ok. Ich weiss doch selbst, dass es bescheuert und irrational ist Angst vor den Sachen zu haben. Ich kann nur nichts ändern. Es ist so wie es ist.“  
Wir fuhren los. Es war eine Weile still im Wagen.
„ Arachnaphobie, Automatonophobie und Coulrophobie,“ sagte ich.
„Bitte was ist los?“, fragte Alex.
„Angst vor Spinnen heisst  Arachnaphobie, Angst vor Puppen heisst  Automatonophobie und Angst vor Clowns heisst  Coulrophobie. So, jetzt wisst ihr es. Und ich wäre sehr dankbar, wenn ihr nicht ganz Berlin bescheid sagt, ok?“
„Aber Carolin und den Mädels darf ich es erzählen, oder?“, fragte Alex.
„Mann, lass sie doch in Ruhe,“ sagte Fritz.
„Nein, ist schon ok. Deinen lieben Menschen darfst du es erzählen,“ sagte ich und kuschelte mich noch tiefer in Fritz' Arme.


Der Feierabend stand bevor.
„Lass uns bei Addie etwas trinken,“ sagte ich und die Jungs waren nicht abgeneigt.
Wir fragten noch Waldi und Karin ob sie mit wollten, aber sie waren schon verabredet.

„Unser Mädchen ist heute abend eingeladen,“ sagte Alex und legte sein Arm um mich.
Ich glaube, ich tat ihm leid mit allen meinen Phobien.
„Das ist lieb, aber ein paar Bierchen werden mir nicht ausreichen. Ich brauche etwas Stärkeres.“
Wir schauten uns gegenseitig an.
„Tequila,“ sagten wir drei unisono.
„Und wenn ich wieder vom Stuhl fallen sollte, diesmal wisst ihr wo ich wohne.“
Addie brachte uns eine Flasche Tequila, Salz und einen Haufen Zitronen.
„Alex, du trinkst auch Tequila mit uns?“, fragte ich überrascht.
„Klar. Wieso wunderst du dich? Glaubst du, ich vertrage das nicht?“
„Na, das werden wir sehen,“ sagte ich und wir stiessen an.
Der Abend war sehr schön. Ich konnte mich ein wenig beruhigen. Es tat mir gut mit den beiden einfach da zu sitzen, zu trinken und über Sachen zu quatschen.

Wir drei waren total dicht. Caroline kam uns abzuholen.
„Wie kommt's, dass du so betrunken bist, mein Lieber?“, fragte Caro lächelnd.
„Bielefeld ist schuld. Egal was passiert, es ist immer Bielefelds Schuld,“ nuschelte Alex.
„Was? Wovon redest du?“, fragte Carolin.
Aber es ist aussichtslos mit Betrunkenen kommunizieren zu wollen.
„Alex wird dir morgen in Ruhe alles erzählen,“ versuchte ich einigermassen nüchtern zu klingen.
„Alles klar ihr Hübschen. Los geht’s,“ sagte Caro und kutschierte uns nachhause.

Es war noch nicht sonderlich spät, deswegen beschlossen wir, es uns auf der Couch gemütlich zu machen.

Ich wachte auf.
„Scheisse, tut mir mein Rücken weh, schon abgesehen von dem Schädel.“
Wir hatten die ganze Nacht auf dem Sofa gepennt. Ich schaute auf die Uhr.
„Fritz,“ schüttelte ich ihn. „Fritz, wach auf.“
Er machte seine Augen ganz wenig auf und murmelte irgendetwas unverständliches.
„Fritz, wir müssen in einer halben Stunde im Revier sein,“ wurde ich immer hektischer.
„Was?“, sprang er auf.
Wir machten uns schnell frisch, zogen uns um und stürmten ohne Frühstück und ohne Kaffee aus dem Haus.

Wir gingen rein und Alex war schon da. Er war aber auch gerade erst gekommen, denn auch er sah so aus, als ob er noch keinen Kaffee gehabt hätte. „Wie fühlt ihr euch?“, fragte Alex.
„So, wie du aussiehst,“ entgegnete ich.
Alex begann sich in seinem PC Monitor zu betrachten.
„Spieglein Spieglein,“ sagte Waldi, als er reinkam.
„Was ist denn mit euch passiert?“, fragte er und kicherte.
„Zu viel Tequila ist uns passiert,“ murmelte Alex.
„Gut, dass wir gestern keine Zeit hatten, sonst würden wir jetzt auch so aussehen,“ zwinkerte Waldi Karin zu. Sie lächelte nur.
„So Jungs. Ich fahre jetzt zurück zum Tatort. Ich will da alles unter die Lupe nehmen.“
Ich drehte mich um und wollte schon verschwinden.
„Moment mal, Bielefeld. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass wir dich alleine fahren lassen. Wer beschützt dich vor all den... Puppen?“, konnte es sich Alex nicht verkneifen.
„Josephine, wir fahren alle hin. Wir lassen dich nicht alleine.“  
„Gut Fritz, dann lass uns fahren.“
Wir drehten uns um und ich sah Waldi mit offenem Mund stehen.
„Puppen? Habt ihr vielleicht vergessen etwas zu erzählen?“, fragte er verwundert.
„Nicht jetzt. Es ist eine lange Geschichte,“ stellte ich Ewald ruhig und wir liefen zum Auto.

Dort angekommen überfiel mich wieder die gleiche Unruhe.
„Bielefeld, beruhige dich jetzt,“ dachte ich mir.
Na toll, sogar meine Gedanken klangen wie Alex. Ich musste schmunzeln.
Wir standen wieder im Wohnzimmer. Ich ging zum Fenster und zog die Gardinen zur Seite.
„So ist es besser. Man kann jetzt wenigstens besser sehen.“
„Ich gehe in den Keller,“ sagte Alex.
Fritz ging andere Zimmer zu untersuchen und ich stieg die Treppe hoch in den zweiten Stock. Oben auf der Treppe angekommen blieb ich stehen. Direkt vor mir stand ein schöner, hölzerner Schrank, im Kolonialstil. Neben dem Treppengeländer stand noch eine schöne Kommode. Aber zuerst widmete ich mich dem Schrank. Ich öffnete die Tür und mein Herz blieb beinahe stehen. Da drin war ein lebensgrosser Clown. Mir stockte der Atem. Ich ging hektisch ein paar Schritte zurück. Ich zitterte am ganzen Körper.
„Erst Puppen, dann der Clown. Gibt’s gleich noch eine Spinneninvasion, oder was?“, redete ich mit mir selbst.
Ich hatte mal gelesen, dass man sich seinen Ängsten stellen sollte. Ich nahm also ganzen Mut zusammen und ging auf den Clown zu. Mit zitterigen Fingern hob ich meine Hand langsam zu seiner roten Nase. Ich stupste drauf und es machte einen Laut – ein Hupen. Ich schaute nach unten. Seine Schuhe waren unmöglich gross und lang. Ich fürchtete mich immer noch zu Tode.
„Was für ein hässliches Ding,“ sagte ich mir laut und schloss die Schranktür wieder.
Dann wandte ich mich zur Kommode und fing an sie zu durchforsten. Plötzlich hielt ich inne. Ich spürte eine Anwesenheit. Mein Herz klopfte wie verrückt.
„Alex, wenn du mich verarschen willst...“
Ich drehte mich um und da stand der... CLOWN!
„Gütiger Himmel,“ schrie ich. Ich ging ein paar Schritte zurück. Das Wesen näherte sich ganz langsam.
„Ist das hier ein Horrorfilm, in dem die grössten Ängste zum Leben erwachen?“
Ich glaube das hatte ich nicht nur gedacht, sondern laut geschrien. Der Clown fing an mich zu würgen. Ich versuchte mich zu wehren, aber er war zu stark. Als ich total rot im Gesicht und kurz vor der Ohnmacht war, schubste er mich die Treppe hinunter. Das ging alles so schnell. Ich vernahm nur immer wieder einen starken, stechenden Schmerz. Bevor ich am Boden landete, versuchte ich mich mit meinen Armen und Händen abzustützen. Die Schmerzen waren unerträglich. Ich lag da und der Clown lief an mir vorbei und versteckte sich hinter der Treppe. Ich fing an zu schreien. Das war ein gutes Zeichen. Denn wenn ich schrie, dann lebte ich noch. Kurz darauf ging bei mir das Licht aus.

Fritz:
Ich hörte ein heftiges Poltern und Josie meinen Namen rufen. Ich lief schnell ins Zimmer, wo ich sie vermutete. Als ich ankam, wurde mir schlecht. Sie lag einfach leblos da. Ich spürte, wie mein ganzer Körper taub wurde und die Verzweifelung stieg in mir hoch. Ich lief zu ihr und fiel auf die Knie. „Josephine, wach auf,“ schüttelte ich sie sehr vorsichtig, denn ich wusste nicht, was passiert war.
„Josie, bleib bei mir. Wach auf.“
Ich klang immer verzweifelter. Ich tätschelte ihr sanft die Wangen und dann machte sie ihre Augen auf.
„Josie, halte durch. Bleib wach, ich rufe den Krankenwagen.
Sie schaute mich mit angsterfüllten Augen an. Ich nahm mein Handy, wählte die Nummer und in dem Augenblick stiess Josie einen Schrei aus.
„ Fritz, hinter dir!“
Es war schon zu spät, denn ich spürte zwei Hände auf meinem Hals. Ich wurde gewürgt und Josie musste zusehen. Ich wehrte mich so gut ich konnte, aber derjenige, der hinter mir war, war einfach viel zu stark.

Josie:
Es ist ein Wunder, was Adrenalin alles bewirken kann. Ich sah, dass Fritz immer weniger Luft bekam. Es brachte mich um das zu sehen. Ich versuchte mich zu bewegen. Ich konnte es nicht. Bei  auch nur der kleinsten Zuckung hatte ich höllische Schmerzen.
„Ich werde es nicht zulassen, dass ein beschissener Clown mir den Menschen, den ich am meisten liebe, wegnimmt.“
Ich nahm meine ganze Kraft, biss die Zähne zusammen und griff mit meiner schmerzenden Hand zur Waffe. Ich zog sie heraus und knallte den Clown ab. Besser gesagt, ich hätte ihn am liebsten abgeknallt. Ich schoss ihm nur in die Schulter. Und ins Bein. Sicher ist sicher. Er schrie vor Schmerzen und versuchte sich wegzuschleppen aber Fritz stürzte sich auf ihn.

Alex:
Ich durchforstete den Keller und dann hörte ich einen Schuss.
„Scheisse, was ist da los?“
Ich lief schnell zu Josie und Fritz und malte mir schon einiges aus, aber auf das, was mich erwartete, war ich nicht vorbereitet. Ich kam an und sah Josephine auf dem Boden liegen und Fritz kämpfend mit einem...
„Clown?“
Das wird ja immer besser.
„Ich habe euch für 5 Minuten alleine gelassen und ihr bringt euch gegenseitig um?“
An der Kampfstelle konnte ich ziemlich viel Blut sehen. Ich musste einmal kräftig schlucken.
„Fritz, bist du verletzt?“
Ich ging ihm zur Hand und nahm den Clown fest. Ich riss ihm die Maske ab und welch eine Überraschung.
„Robert Kleine. Sie Mistkerl, was haben sie mit meinen Kollegen angestellt? Ich nehme sie fest wegen versuchten Mordes an zwei Polizisten. Sie werden im Knast verrotten.“
Ich rief die Verstärkung, als sich Josie meldete.
„Ich will euch nicht zu Last fallen, aber könnte jemand bitte einen Krankenwagen rufen?“
„Bielefeld, für dich doch immer,“ versuchte ich sie mit blöden Witzen aufzumuntern.

Fritz:
Der Mistclown war abgeführt und der Krankenwagen war auch schon da. Josie wurde auf die Trage gelegt und zum Wagen gefahren.
„Ich hasse Clowns! Ich hasse Clowns!“, schrie sie und konnte sich nicht mehr beruhigen.
Ich war die ganze Zeit bei ihr.
„Fritz, kommst du mit ins Krankenhaus?“, fragte sie mich mit angsterfüllten Augen.
„Klar, komme ich mit. Ich werde dir nicht von der Seite weichen.“

In der Notaufnahme schilderte Josie dem Arzt, was genau passiert war.
„Frau Klick, wissen sie, was für ein Glück sie haben, dass sie leben?“, fragte der Arzt.
Und erst jetzt wurde mir schmerzlich bewusst, dass das ganze sehr schlimm hätte ausgehen können.
„So einen Sturz überleben nicht viele Menschen.“
„Ich weiss,“ sagte Josie. „Bei so einem Sturz kann man sich das Genick brechen und...“
Ich konnte in ihren Augen sehen, dass ihr etwas klarwurde.
„Was, wenn meine Waffe bei dem Sturz losgegangen wäre?“ Sie wurde sehr nachdenklich.
„Sie leben und das ist das Wichtigste. Jetzt werden wir ihren ganzen Körper röntgen, um sicher zu gehen, dass sie keine inneren Blutungen haben,“ sagte der Arzt und nahm sie mit.
„Ich warte hier,“ rief ich ihnen hinterher.

Ich saß da und das Warten zerrte an meinen Nerven. Wie lange konnte das wohl dauern? Ich vergrub meine Hände in den Haaren und stützte mich mit den Ellenbogen auf die Knie. Ich weiss nicht wie lange ich so nach unten schaute.
„Gibt's etwas Neues?“
Ich schaute hoch, es war Alex.
„Ne, sie wollten bei ihr Ganzkörper röntgen.“
Amann, Ewald und Karin kamen auch. Sie setzten sich hin und keiner sagte etwas. Wir warteten alle ungeduldig.

Am Ende des Flures sah ich sie endlich. Wir sprangen auf und liefen auf sie zu. Der Arzt schob sie mitsamt Bett in das Krankenzimmer und wir trudelten alle nach einander herein.
„Sie müssen uns jetzt nicht verschonen, sagen sie die ganze Wahrheit,“ sagte Alex dramatisch.
Der Arzt fing an.
„Es gibt zum Glück keine innere Blutungen.“
Ich verspürte eine Erleichterung.
„Das rechte Bein ist gebrochen, der linke Arm ist an zwei Stellen gebrochen und drei Rippen auf der rechten Seite sind ebenfalls gebrochen,“ zählte der Arzt die Verletzungen auf.
„Ist irgendwas nicht gebrochen?“, fragte ich und verstummte sofort wieder.
„Wie gesagt, ihre Kollegin hat einen Schutzengel an ihrer Seite gehabt,“ meinte der Arzt und ging hinaus.

Josie:
Alle standen um mein Bett versammelt.
„Es freut mich, dass ihr alle da seid. Wie ist der Fall ausgegangen?“, wollte ich wissen.
Alex fing an zu erzählen:
„Herr Kleine hat uns alles erzählt. Er hat von seinem Vater, dem Cousin der Verstorbenen, oft eine Geschichte von einem Schmuckstück, den Frau Meissner besass gehört. Es war angeblich eine Schmetterlingskette verziert mit Smaragden. Die Kette soll noch der Grossmutter der Verstorbenen gehört haben. Also, er wollte seine Tante mal besuchen und das ganze Haus auseinander nehmen. Aber als er ankahm, war sie schon seit 2 Wochen tot. Er suchte überall, aber er konnte nichts finden. Deswegen sah das ganze Haus so verwüstet aus.“
„Und wieso war er als Clown verkleidet?“, fragte Ewald.
Alex sah zu mir und ich gab ihm mein Einverständnis es zu erzählen.
„Er war als Clown verkleidet, weil er gehört hatte, wie Josie uns erzählte, dass sie Angst vor Clowns hätte. Und du erwähntest noch, dass du am nächsten Tag nochmal alleine kommen würdest um den ganzen Tatort zu untersuchen,“ sagte er zu mir.
„Josephine, du hast Angst vor Clowns?“, fragte mich Waldi.
„Ja, vor Clowns, Spinnen und allen Puppen, die nur annähernd wie Menschen ausehen. So, jetzt ist es raus. Los, gibt euren Senf dazu. Alex ist schon damit fertig.“
„Nicht heute, Miss Klick, nicht heute,“ sagte Amann.
Fritz saß die ganze Zeit neben mir und hielt meine Hand. Ich schaute ihm in die Augen und lächelte.
„Wenn wir Kinder haben, gehst du alleine mit ihnen zum Zirkus, denn ich hasse Clowns.“
Fritz schenkte mir sein schönstes Lächeln und seine Augen funkelten.
„So, Kinder,“ sagte der Chef. „Wir sollten die beiden jetzt alleine lassen. Miss Klick muss sich ausruhen,“ sagte er und forderte alle auf rauszugehen. Nur Fritz blieb.
„Ich bin so froh, dass es dir einigermassen gut geht,“sagte er und küsste mich auf die Stirn.
„Meine Lippen sind nicht gebrochen, du kannst mich auch vernünftig küssen,“ sagte ich und erwartete sehnlichst seine Lippen.
„Bleibst du noch ein wenig bei mir?“, fragte ich ihn.
„Klar, ich weiche dir nicht von der Seite.“
„Ich liebe dich Fritz.“
„Ich liebe dich auch, Josephine.“

Er verbrachte den ganzen Tag bei mir. Obwohl mir der ganze Körper schmerzte, war ich glücklich ihn bei mir zu haben.
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