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Planänderung

Kurzbeschreibung
GeschichteLiebesgeschichte / P18 / MaleSlash
30.07.2014
25.12.2014
31
103.814
117
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30.07.2014 1.438
 
Epilog


Lebenspläne




»Ich schaff das nicht! Ich bring doch kein Wort heraus und dieses Ding bekomme ich auch nicht gebunden!«
Sonja fängt lachend meine fuchtelnde Hand ein und nimmt mir die Krawatte ab. »Jetzt beruhige dich, Olli. Du bist nicht der Erste, der so etwas tut!«
Sie stellt sich vor mich und legt mir die Krawatte um den Hals, beginnt sofort, sie zu binden.
»Nein, aber ich tue so etwas zum ersten Mal! Bestimmt stolpere ich, sage an der falschen Stelle plötzlich ›Rollmops‹ oder so etwas.«
»Rollmops?« Sonja lacht. »Wie kommst du denn auf so einen Quatsch?«
Ich zucke hektisch mit den Schultern, werfe meine Arme in die Luft, welche Sonja gleich darauf wieder festhält. »Ich weiß doch auch nicht. Ich kann gerade nicht klar denken. Wahrscheinlich ist es besser, wenn ich mich einfach verdrücke. So ganz klammheimlich.«
»Den Teufel wirst du! Ich habe mich bestimmt nicht wochenlang in dieses traumhaft schöne Kleid gehungert, nur damit du jetzt alles schmeißt. Nein, mein Freund! So haben wir nicht gewettet!«
Ich schlucke. Okay, Sonja sieht ernsthaft wenig erfreut von meinem Vorschlag aus.
Mit einem nachsichtigen Lächeln streicht sie an meinen Oberarmen nach unten und hält meine Hände.
»Oliver, du bist nicht alleine. Wir sind alle bei dir, okay? Und wir alle freuen uns seit Monaten auf diese Hochzeit.«
Ich verziehe das Gesicht.
»Ja, gut. Vielleicht nicht ›alle‹. Aber ganz ehrlich: Bei dem, was sich dein Onkel Herbert geleistet hat, bin ich heilfroh, dass er abgesagt hat. Zumal ich nicht verstanden habe, warum ihr ihn überhaupt einladen musstet.«
»Er gehört eben zur Familie ... Ich hatte angenommen, dass das eine passende Gelegenheit wäre, alle wieder zusammenzuführen. Jetzt, wo Rainer und Frank auch in Berlin wohnen und Oma mit Ludger glücklich ist, dachte ich, wir könnten wieder eine richtige Familie werden.«
Sonja seufzt. »Ich weiß und ich kenne auch deine Hoffnung, dass sich irgendwann alles noch einmal zum Guten wendet. Du bist eben manchmal ein Träumer.« Lächelnd streicht sie über meine Wange.
»Es wird toll. Das verspreche ich dir.«
Augenblicklich zittere ich. »Was passiert denn jetzt? Ich weiß doch gar nicht, wie das genau abläuft. Bei den Vorbereitungsterminen erfährt man doch auch nicht alles.«
»Ach, Olli. Ich bin mir sicher, der Standesbeamte hat den Überblick. Der wird dir schon im richtigen Moment zu verstehen geben, was du zu tun hast. Und jetzt komm. Die anderen warten bereits ungeduldig.«
Ich atme tief durch. Okay, jetzt gibt es kein Zurück mehr.
»Scheiße, scheiße, scheiße«, fluche ich vor mich hin. Doch Sonja ist erbarmungslos, zieht mich hinter sich her.
»Oh, und Adrian sieht heiß aus in seinem Anzug, sage ich dir.« Augenzwinkernd lässt sie meine Hand los. »Warte hier. Es geht gleich los.«
Jetzt stehe ich hier ganz alleine. Kurzer Seitenblick zur Hintertür. Vielleicht ...
»Da bist du ja, mein Junge!« Oma strahlt mich an und lacht. »Himmel, du bist ja nervöser als ich!«
»Ist das verwunderlich?«, frage ich und höre selbst, wie gequält das klingt. »Schließlich erlebt man nicht jeden Tag, wie die eigene Oma heiratet.«
»Ach, du schaffst das schon. Komm!«

~*~


Ich habe es tatsächlich geschafft. Und das sogar, ohne etwas Blödes zu sagen. Ich musste ja auch nur als Trauzeuge unterschreiben. Okay, mit der Unterschrift auf meinem Personalausweis hat das Gekrakel nicht viel gemein, aber das ist wohl nicht so dramatisch. Der Standesbeamte hat zumindest nur gegrinst.
Jetzt, wo die Feier im Gange ist, werde ich langsam ruhiger. Nur Adrians Hand mag ich so gar nicht loslassen.
»Und? Bereit für deine Rede?«, fragt er mich belustigt. Er weiß genau, wie aufgeregt ich deswegen bin. Gerade hatte ich es für einen Moment verdrängt, dass das noch vor mir liegt.
Seine Frage bereut er gleich wieder, weil ich unvermittelt seine Hand quetsche.
»So schlimm, ja?«
»Schlimmer.«
Adrian steht auf. »Na, komm!«
»Was?«
»Du brauchst Ablenkung.«
Ich stolpere hinter ihm her nach draußen. Die frische Frühlingsluft ist angenehm.
»Huch!« Adrian drängt mich grinsend mit dem Rücken gegen die Hauswand. Bevor ich etwas fragen kann, küsst er mich bereits stürmisch. Seine Zunge dringt rücksichtslos in meinen Mund. Adrian reibt sich an mir und verscheucht effektiv meinen Verstand. Stöhnend biege ich mich ihm entgegen und seufze, als er sich löst.
»Besser?«, fragt er leise und lehnt seine Stirn an meine.
»Viel besser.«
»Gut. Dann kann’s ja losgehen.«
Äh ... so war das aber nicht gedacht!


Wieder einmal stehe ich mit einem Mikrofon vor Leuten und warte nervös darauf, etwas zu sagen. Nur dass mich dieses Mal alle gespannt ansehen und nicht genervt sind. Na ja, noch nicht.
Ich räuspere mich, klopfe testweise gegen das Mikro. Okay, funktioniert.
»Liebes Brautpaar, liebe Gäste«, beginne ich. Oma strahlt mich an.
»Ein altes Zitat besagt: ›Denk daran, dass eine gute Ehe von zwei Dingen abhängt: erstens den richtigen Menschen zu finden und zweitens der richtige Mensch zu sein.‹ Tja, nur wann weiß ich, dass ich den richtigen Menschen gefunden habe? Und wie werde ich zu dem richtigen Menschen, sodass der andere bei mir bleibt? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der richtige Mensch plötzlich da ist. Da denkt man, das bisherige Leben war gut, so wie es war, und auf einmal ist er da: der Moment, in dem man erkennt, dass alles Bisherige, alles Erlebte unvollständig war, weil dieser eine Mensch gefehlt hat. Der, der einen selbst zu einem Ganzen macht, zu einem besseren Menschen, einfach weil man jetzt komplett ist. Die Suche, ob nun bewusst oder unbewusst, nach dem fehlenden Gegenstück findet ein Ende. Ein glückliches Ende. Was nicht bedeuten soll, dass alleine mit dem Finden des richtigen Menschen alle Probleme beseitigt sind. Gerade wenn, wie in eurem Fall, zwei einzelne, schon recht lange Lebenswege sich treffen und zu einem gemeinsamen verschmelzen, dann ist dies sicher nicht immer einfach. Doch ich bin mir sicher, dass ihr die Kraft habt, euch gegenseitig zu stützen, sollten Steine auf eurem gemeinsam Weg euch ins Straucheln bringen. Wird auch für einen von euch der Weg einmal beschwerlich und scheint unüberwindbar, bin ich mir sicher, dass der andere ihm helfen und ihn tragen wird. Seid einfach, so wie ihr es vorhin versprochen habt, füreinander in jeder nur denkbaren Situation da, dann wird eure Liebe nichts wirklich erschüttern können. So, und jetzt lasst uns die Gläser erheben und auf die Liebe anstoßen!«
Oma lacht schluchzend auf. »Danke dir, mein Junge! Das war ganz toll!«

Adrian strahlt mich an, als ich mich wieder setze. »Wow«, flüstert er. Seine Ergriffenheit macht mich ganz verlegen und ich spüre, wie ich rot anlaufe.
Rainer klopft mir anerkennend auf die Schulter und Frank nickt mir zu.
»Gut gemacht!« Holger kommt lachend auf mich zu, Janina neben sich. »Dann weiß ich ja schon, wer auf unserer Hochzeit die Rede halten wird!«
»Niemals! Das schmink dir mal gleich wieder ab«, protestiere ich umgehend.
»Und wann ist es bei euch so weit?« Janina blickt zwischen Adrian und mir hin und her. »Früher war dein Plan doch immer: Praxis, Hochzeit, Haus, Kinder«, zählt sie auf.
»Ach, weißt du, Janina. Ich hab’s nicht so mit solch starren Lebensplänen.« Adrian lächelt mich an.
»Seit wann?!« Ja, sie kannte noch einen ganz anderen ›Oliver‹.
»Seit ich den richtigen Menschen gefunden habe. Oder sollte ich eher sagen: Seit er mich gefunden hat?«
Adrian und ich grinsen uns an, bevor wir uns küssen.
Das Leben hält sich nun mal nicht an Pläne. Zum Glück.





E N D E






Hallo Ihr Lieben!
So, da steht es tatsächlich – dieses Wort, das man immer ersehnt und gleichzeitig fürchtet.
Ich möchte euch allen danken, dass ihr den Weg mit mir und den Jungs gemeinsam gegangen seid. Es war nicht immer einfach und das eine oder andere Mal haben mich die Dramaqueens schon einige Nerven gekostet.
Vielen Dank an jeden, der diese Geschichte gelesen hat. Danke für die vielen, vielen Favo-Einträge (auch wenn ich weiß, dass jetzt nach Beendigung leider einige schwinden werden, weil sie ihr Favo nicht mehr als Lesezeichen brauchen, aber auch das ist in Ordnung). Danke an die unermüdlichen Review-Schreiber (auch, wenn ich es leider nicht immer geschafft habe, jedes einzeln zu beantworten, so habe ich alle gelesen und mich über jedes einzelne riesig gefreut) und an die, die die neue Funktion der Empfehlung genutzt haben!  ♥

Ganz besonders danken möchte ich an dieser Stelle noch Karin, Bea und Bernd – ihr wisst schon, warum. ;-)

Vorerst wird es etwas ruhiger bei mir werden. Was nicht heißen soll, dass ich nichts tue – im Gegenteil. Das nächste (wieder größere) Projekt ist schon voll in Planung. Doch bis es etwas zu lesen geben wird, wird noch einige Zeit vergehen.

Ich wünsche euch noch schöne restliche Weihnachtsfeiertage und einen guten Rutsch ins Neue Jahr! Lasst euch nicht stressen!
Alles Liebe! Eure Sitala
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