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Planänderung

Kurzbeschreibung
GeschichteLiebesgeschichte / P18 / MaleSlash
30.07.2014
25.12.2014
31
103.814
118
Alle Kapitel
170 Reviews
Dieses Kapitel
5 Reviews
 
30.07.2014 8.195
 
Guten Morgen ihr Lieben!
Ich wünsche euch allen frohe Weihnachten! Wie versprochen heute das nächste Kapitel. Und weil ihr alle dieses Jahr bestimmt ganz brav gewesen seid, gibt es morgen auch noch einmal etwas. ;-)
Viel Spaß! Eure Sitala






XXX


Vertrauenssache



Am Freitag habe ich einen Zettel einer Patientin im Praxisbriefkasten, dass sie mir so etwas nie zugetraut hätte. Vermutlich ist es mein Glück, dass Herbert mit den Neuen Medien nicht allzu viel anfangen kann. Der Patientenschwund hält zwar an, ist aber bisher noch zu verschmerzen - zumindest solange er die nächsten Wochen nicht weiter wächst. Denn jeden Tag zwei bis drei Patienten weniger summieren sich auf Dauer natürlich auch.
Aber so habe ich heute wenigstens eine halbe Stunde früher Feierabend. Dann kann ich noch in Ruhe alles zusammenräumen, bevor Adrian mich gleich abholt.
Adrian! Allein der Gedanke an ihn verursacht eine angenehme Wärme in mir, die nicht im Zusammenhang mit den vorherrschenden Hochsommertemperaturen steht.
Wir wollen gleich seine eingelagerten Möbel abholen. Dazu sind wir in den letzten Tagen noch nicht gekommen. Irgendwie war es uns wichtiger, unser Zusammensein zu genießen.
Man sagt ja, dass das, was man in der ersten Nacht in einer neuen Wohnung träumt, in Erfüllung geht. Adrian hat von uns geträumt, hat er mir erzählt. Wie wir alt und grau im Altenheim wohnen, die jungen Leute durch die Gegend scheuchen und skandalträchtig herumknutschen. Der Gedanke gefällt mir. Ein Ziel, auf das ich gerne hinarbeite. Nichts mehr mit ›Frau, Hochzeit, Kinder, Haus‹. Hätte mir das einer vor ein paar Monaten gesagt ...

Grinsend sammle ich die herumliegenden Papiere ein. Astrid habe ich bereits vor einer Stunde ins Wochenende geschickt, daher rufe ich nur: »Bin gleich bei dir, Schatz!«, als ich die Praxistür sich öffnen höre. Der ist aber früh dran.
»Sind wir schon so weit?«, kommt die belustigte Antwort und ja, ich höre sofort, dass es nicht Adrians Stimme ist. Oh Shit!
»Entschuldigen Sie! Ich hatte angenommen, heute keinen Termin mehr zu haben!«, erkläre ich schon, bevor ich wieder am Empfang angekommen bin. »Ich ... oh, hallo?!«
Marcel grinst mich an. »Hey, Schatz
»Blödmann!«, lache ich. »Was machst du hier?«
»Na, das ist doch eine Zahnarztpraxis, oder?«
»Äh ... ja?«
»Na also! Ich bin gerade zufällig in Berlin und da dachte ich, ich nehme dein Angebot wahr. Ich ... du hast gar keine Zeit, oder?« Unsicher sieht er sich um.
»Doch, klar.«
»Ne, ist schon gut. Ich komme einfach ein anderes Mal und -«
»Nichts da!« Diese Ausflüchte von Angstpatienten kenne ich zu Genüge. »Ich habe noch etwas Zeit und Adrian wollte eh erst in einer halben Stunde hier sein.«
»Sicher? Ich hätte besser vorher anrufen sollen.«
»Netter Versuch!« Ich lache. »Komm mit!«
Marcel scheint mit jedem Schritt blasser zu werden. Als wir am Behandlungsraum ankommen, zittert er.
»Hey ...« Ich ziehe ihn in meinen Arm. »Ganz ruhig, hm? Möchtest du lieber etwas zur Beruhigung?«
»Einen Schnaps oder was?«
»Nein.« Grinsend schüttle ich den Kopf. »Aber ich habe Medikamente da.«
»Für die ganz harten Fälle, ja?«
»Hm, und die völlig verängstigten Kinder, die man ansonsten tatsächlich nicht beruhigt bekommt.«
Marcel atmet tief durch und stellt sich bewusst gerade hin. »Nein. Ich schaffe das.«
Mit entschlossenem Blick geht er zum Behandlungsstuhl, setzt sich hin.

»Okay. Wann war dein letzter Besuch bei einem Zahnarzt?«
Langsam lasse ich Marcel in die Liegeposition fahren. Er sieht mich verzweifelt an. »Ähm ... also ...«
»So lange?«, frage ich halb im Scherz.
»Schon ein wenig, ja. Aber ich pflege meine Zähne«, rechtfertigt er sich sofort. Das höre ich nur allzu häufig und ich kann sagen, dass die Definition von ›pflegen‹ oftmals von meiner eigenen stark abweicht.
»Also, um genau zu sein, sind es sieben Jahre, drei Monate und neun Tage.«
Für einen kurzen Moment halte ich die Luft an. »Okay ...«
Marcel wird mit einem Schlag knallrot. Netter Wechsel von dem Kreidebleich zuvor.
»Ich glaub, ich geh besser.«
Mit meiner Hand auf seiner lächle ich ihn an, als er sich bereits wieder aufsetzt. »Marcel, du hast jetzt schon so viel geschafft. Du bist hergekommen und du sitzt auf diesem Stuhl. Wie fühlt sich das an? Abgesehen davon, dass du natürlich immer noch diese Grundangst hast?«
»Ich ... ähm ...« Er schluckt. Seine Augen werden glasig. »Gut«, flüstert er. »Es fühlt sich gut an. Das ist so viel mehr, als ich die letzten Jahre gepackt habe. Immer bin ich kurz vorher umgedreht. Hinterher habe ich mich wie ein Versager gefühlt. Wie viele erwachsene Männer haben schon Angst vorm Zahnarzt?« Marcel lacht nervös.
»Das sind mehr als du glaubst.«
Prüfend mustert er mich, lehnt sich schließlich wieder zurück.
»Okay. Lass es uns durchziehen.«

Marcel hat nicht gelogen. Er pflegt seine Zähne tatsächlich vorbildlich. Meine Befürchtungen waren dieses Mal also unbegründet.
Zum Schluss halte ich ihm einen Becher zum Ausspülen hin.
»Hast es überstanden. Alles okay.«
Seine Hände zittern derart, dass ich ihm den Becher selbst an die Lippen halte.
Marcel schluchzt, kaum dass er ausgespuckt hat, und im nächsten Moment rinnen ihm die Tränen über sein Gesicht.
»Hey! Ist doch alles gut.« Ich ziehe ihn an mich, streiche ihm beruhigend über den Rücken. Marcel gibt eine merkwürdige Mischung aus Lachen, Schluchzen und Seufzen von sich.
»Ich war in meinem Leben noch nie so erleichtert«, nuschelt er gegen meinen Oberkörper. »Ich danke dir, Oliver! Sonja hatte so recht!«
»Sonja?!« Ich schiebe ihn ein Stück von mir. Habe ich doch geahnt, dass sie nicht ruhig bleiben kann.
»Was wird das denn? Doktorspiele mit meinem Freund?«, höre ich plötzlich Adrian hinter mir. Ich schlucke und drehe mich um. Er grinst. Na, ein Glück!
Marcel wischt sich hektisch über sein Gesicht. »Hi Adrian! Das ist nicht so ... das ...«
»Alles in Ordnung, Marcel! Ich vertraue Oliver. Außerdem siehst du gerade nicht so aus, als hättest du sonderlich Spaß.« Adrian stellt sich neben mich und grinst. »Hallo Süßer!«
Mein Blick bringt ihn zum Lachen. »Entschuldige«, fügt er hinzu und will mich küssen.
»Lüg nicht. Es tut dir nicht leid«, beschwere ich mich und vergesse meinen Protest, sobald seine Lippen auf meinen liegen.
Marcel räuspert sich. »Soll ich euch lieber alleine lassen? Mitmachen lasst ihr mich ja sicher nicht.«
Adrian lacht. »Nein, ganz bestimmt nicht. Aber wir können ja heute Abend zusammen weggehen, wenn du magst. Oder hast du schon etwas anderes vor?«
»Nein, nicht wirklich.«
»Schön. Wir könnten mal wieder ins ›Einerlei‹. Da waren wir schon viel zu lange nicht mehr.«
Ich stöhne. Na, toll! Halb nackte Kerle auf Balztour!
Marcel lacht. »Olli scheint die Idee nicht so zu gefallen.«
»Den bekomme ich schon überzeugt.«
»He! Der ist auch anwesend!« Adrian kneift mir in den Hintern, was mich überrascht aufquieken lässt.
»Ich weiß.« Er beugt sich zu mir herüber und küsst meinen Hals. »Ich mag es, wenn du so empört bist«, raunt er in mein Ohr. »Dann gehst du wenigstens mal aus dir heraus.«
Ich schiebe Adrian von mir. »Na, dann genieße es doch noch ein wenig.« Wieder lacht er.
»Beneidenswert«, findet Marcel.


~*~



Wir hätten die Sache mit dem Möbelschleppen verlegen sollen oder uns alternativ heute nicht verabreden. Das schaffen wir doch nie alles!
»Wir müssen den Lieferwagen abholen, zum Lager fahren, alles einladen, zur Wohnung, ausladen, Wagen zurückbringen. Einkaufen wollten wir auch noch. Außerdem müssen wir hinterher noch duschen und uns umziehen. Das schaffen wir nie!« Ich bin kurz vorm Hyperventilieren. Marcel ist gerade gegangen und ich versuche gedanklich unseren Zeitplan zu überschlagen. Doch Adrian zieht mich nur an sich.
»Meine Güte, Olli! Du bist ja völlig durch den Wind! Das wird schon, okay?« Wie kann der immer nur so ruhig bleiben?
Ich will ihn von mir schieben. »Nein, wir müssen los. Sonst kommen wir nicht mehr rechtzeitig zur Autovermietung und -«
Adrian erstickt meine restlichen Worte effektvoll, indem er meiner Zunge etwas anderes zu tun gibt. Die ist nämlich ein mieser Verräter. Wenn sie die Wahl zwischen Sprechen und Küssen hat, ist es wohl unschwer zu erraten, was sie lieber tut. Ich brumme unwillig. Adrian drängt mich rückwärts, bis ich gegen den Behandlungsstuhl stoße.
»Adrian, wir müssen ...«, protestiere ich, als ich mich keuchend von ihm löse.
»Wir‹ müssen gar nichts. Aber du musst endlich mal aufhören, zu denken und Stress zu verbreiten.«
Wieder küsst er mich. Ich versuche, mich am Stuhl festzuklammern, während ich die andere Hand gegen Adrians Oberkörper drücke. Der gewünschte Effekt bleibt aus. Dafür nimmt er meine Hand und führt sie unter sein T-Shirt. Das macht er doch mit Absicht! Nein, verdammt! Wir haben dafür keine Zeit!
Meine Hand ist genauso untreu wie meine Zunge. Die streichelt über Adrians weiche Haut, und bevor ich es registriere, liegt meine andere schon auf seinem Hintern. Ich spüre Adrian in den Kuss grinsen, ehe er mich packt und rasch auf den Stuhl hebt. Mein Schwanz gesellt sich zu den anderen Überläufern, will sich durch den Stoff drücken.
»Nein ...« Der letzte schwache Versuch, bevor mein Verstand kapituliert. Adrian drängt sich zwischen meine Beine. Als endlich der ersehnte Gegendruck kommt, der doch viel zu gering ist, stöhnen wir beide auf. Ich umschlinge seine Hüfte mit meinen Beinen, presse Adrian an mich. Schnell öffnet er meine Jeans, beginnt mich augenblicklich zu pumpen. Laut stöhnend lasse ich meinen Kopf in den Nacken fallen, spüre, wie Adrian sich gleich darauf meinen Hals entlangküsst. Mein Verstand hat sich schmollend verkrümelt. Gegen meinen Körper ist der sowieso machtlos. Das Eigenleben aus Herzrasen, beschleunigter Atmung, unartikulierter Lautäußerung und verstärkter Konzentration auf jede Berührung verlangt einfach zu viel Energie. Da weiß mein Körper seine Prioritäten zu setzen: Verstand zweitrangig.
»Ich finde, du hast recht«, höre ich Adrian wie durch Watte.
Ja, finde ich auch. Ähm ...
»Wo- hah! Womit?« Egal.
Adrian trennt sich abrupt. Ich blinzle kurz. Warum hört er denn auf? Der soll weitermachen, verdammt!
Ich will nach ihm greifen, doch er weicht mir aus.
»Damit, dass wir langsam mal losfahren sollten.« Augenzwinkernd dreht er sich um. Spinnt der?!
»Adrian?«, frage ich vorsichtig. Das ist doch sicher eins seiner Spiele. Er will mich betteln sehen. Kann er haben.
»Bitte komm zurück!« Nichts passiert.
»Adrian?«
»Oliver, beeil dich!«, höre ich ihn von draußen. »Je schneller wir fertig sind, umso schneller können wir mit den anderen Dingen weitermachen.«


~*~



»Du hast mich reingelegt«, beschwere ich mich.
»Findest du?«
Endlich haben wir die letzte Kiste in unsere Wohnung getragen. Nie wieder ein Umzug im Sommer!
»Ja, du hättest mir sagen können, dass du den Wagen schon geholt und alles eingeladen hast.«
Adrian grinst. »Dann wäre es aber nur halb so spaßig gewesen. Schließlich sollte das eine Überraschung sein und dein Blick war einfach zum Schießen!«
»Hör auf, dich lustig zu machen«, maule ich.
»Wieso? Was passiert dann?«
Ich blicke ihn ernst an.
»Dann musst du essen, was ich koche.«
Gespielt entsetzt reißt Adrian die Augen auf.
»Oh, okay. Entschuldige! Ich werde nie wieder Witze über dich machen. Das sind aber auch harte Bandagen, mit denen du kämpfst!« Lachend duckt er sich, als ich das Erste, was ich aus der Kiste zu fassen bekomme, nach ihm werfe. Eine Unterhose.
»Ah, suchst du mir schon meine Klamotten heraus? Soll ich die später anziehen?« Er hält das Teil hoch. Ein Jockstrap. Zischend atme ich ein. Ich wusste gar nicht, dass Adrian so etwas besitzt. Oh, der Gedanke daran, wie er in dem Ding wohl aussieht, bewirkt erneut gähnende Leere in meinem Verstand - ganz im Gegensatz zu meinem Schwanz.
Langsam kommt Adrian auf mich zu, bleibt dicht vor mir stehen. »Was hältst du davon, mir beim Ausziehen zu helfen? Dann können wir gemeinsam duschen und ...« Der redet mir heute eindeutig zu viel! Schnell küsse ich ihn. »Vorschlag angenommen«, nuschle ich an seinen Lippen und ziehe ihn gleich darauf hinter mir her ins Badezimmer.



»Wollen wir nicht einfach hierbleiben?« Ich schaffe es nicht, das Gähnen zu unterdrücken. Das Bett ist so bequem. Außerdem bin ich vollkommen ausgepowert: Arbeiten, Kisten schleppen, Sex.
Mal ganz ehrlich: Das hört sich immer so toll an, von wegen: Sex unter der Dusche. Aber bequem ist das definitiv nicht! Das haben wir vorhin auch eingesehen. Mit dem Ergebnis, dass das Bettzeug jetzt noch etwas klamm ist. Zum Abtrocknen hatten wir einfach keine Zeit.
Adrian neben mir brummt und pikt mir in die Seite.
»Ey!« Etwas unmotiviert schlage ich nach ihm.
»Wir bleiben nicht hier«, entscheidet Adrian. Ich gebe ein unwilliges Geräusch von mir.
Die Matratze bewegt sich, als er sich aufsetzt. »Komm! Auf! Ich fürchte, wir müssen noch einmal duschen.« Ich öffne ein Auge und sehe ihn grinsen. »Sieh dich mal an.«
Brauche ich nicht. Ich weiß auch so, dass alles auf mir gelandet ist.
»Na, komm! Das bringt den Kreislauf in Schwung.«
Adrian nimmt meine Hand und zieht kräftig an ihr. »Der will nicht schwingen.«
»Oliver!« Oh, oh! Da wird jemand ungeduldig. Ein wenig ungelenk richte ich mich auf und tapse hinter ihm her.
»Komm her, Schatz! Ich dusch dich ab.« Worte, die mir künftig zu denken geben werden. Denn Adrian lässt einmal das Wasser über mich laufen, seift mich dann ein und spült das Duschgel wieder ab. Alles nicht sehr aufregend, wenn man davon absieht, dass er das Wasser beim Abspülen eiskalt stellt. Mir entkommt ein kurzer Schrei und Adrian ist schneller aus der Dusche gehüpft, als ich reagieren kann.
Ich höre ihn im Flur lachen. »Das wirst du mir büßen!«, drohe ich lautstark.
»Wenigstens bist du jetzt wach!«

~*~


Der Abend mit Marcel war schön. Ich werde nur noch einmal ein ernstes Wörtchen mit Sonja reden müssen. Sie hat ihn nämlich tatsächlich angerufen. Als wenn er etwas ändern könnte! Grinsend hat er mir erzählt, dass Sonja so eine fixe Idee hatte, er kenne bestimmt ganz viele andere Schwule - auch in Berlin. Als wenn wir irgendeine unsichtbare Verbindungen hätten! Marcel fand es eher lustig.
Nun ja, wenigstens hat er seine Angst verloren oder sagen wir mal: Er wird wieder in meine Praxis kommen. Das ist ja auch schon etwas.
Ich wünschte nur, ich könnte mich selbst auch irgendwie beruhigen. Oder alternativ Rainer. Der sitzt jetzt reichlich angespannt hinter mir im Auto. Frank hat es schon vor einer Stunde aufgegeben, seinem Mann zu versichern, dass alles gut wird.
Adrian biegt in Omas Straße ein und ich glaube, wenn er wie ein Fahrlehrer ebenfalls Pedale hätte, würde Rainer jetzt mit aller Kraft auf die Bremse treten.
»Ich kann das nicht!«, flüstert er kopfschüttelnd. »Ich kann doch nicht einfach da rein gehen und ... ich kann das nicht.«
So langsam gefällt mir meine Idee, Oma vorher nicht einzuweihen, auch nicht mehr. Gut, jetzt ist es zu spät. Also, auf geht’s!
Wir parken vor dem Haus und schauen uns alle noch einmal stumm an. Ich bin der Erste, der aussteigt. Die anderen folgen mir.

»Oma? Bist du da?«, rufe ich, kaum, dass ich die Haustür aufgeschlossen habe. Rainer würde sicher gerne flüchten, doch Frank hält ihn fest im Arm.
»Im Wohnzimmer!«, kommt die fröhliche Antwort. »Ich gönne mir den Luxus, anderen beim Arbeiten zuzusehen.«
Ich sehe, was sie meint, als ich eintrete. Ludger fegt gerade die Terrasse und winkt mir kurz zu.
»Ach, mein Junge! Wie geht es dir?« Sie kommt auf mich zu, mustert mich besorgt.
»Das sollte ich wohl besser dich fragen. Ich sehe, du trägst keinen Verband mehr.«
»Stimmt. Dafür habe ich jetzt eine individuelle Frisur.« Lachend deutet sie auf die kahle Stelle an ihrem Kopf. »Aber es gibt Schlimmeres. Ist dein Adrian gar nicht mitgekommen?« Sie schaut an mir vorbei in den Flur.
Ich schlucke. »Ähm ... doch ... und ich habe noch jemanden mitgebracht.«
Omas Augenbrauen ziehen sich misstrauisch zusammen. »Doch nicht etwa deinen Onkel? Hat der sich wieder eingekriegt? Das kann ich nicht glauben.«
»Nein, hat er nicht, aber ...«
Bevor ich sie aufhalten oder auch nur irgendwie vorbereiten kann, ist sie bereits im Flur.
»Guten Tag!«, begrüßt sie die anderen. »Ich bin ... ach du meine Güte!«
Sie schlägt eine Hand vor ihren Mund und schluchzt auf. »Das glaube ich nicht«, flüstert sie. Ich stelle mich direkt hinter sie. Nicht, dass sie mir noch umkippt.
»Hallo Mutter«, krächzt Rainer. »Ich ... ähm ...«
Oma schwankt tatsächlich kurz, bevor sie ihre Arme ausbreitet. Ihr laufen die Tränen über das Gesicht. »Komm her, mein Sohn!«, wispert sie. Rainer stolpert in ihre Arme.
»Mutter«, flüstert er. »Ich habe dich so vermisst. Ich ... es tut mir so leid.«
Wir anderen lächeln uns an. Adrian stellt sich neben mich. »Das hast du gut gemacht«, flüstert er in mein Ohr. Ich nicke ihm nur zu. Wenn ich jetzt etwas sage, fange ich ebenfalls an zu heulen.
»Alles gut«, erwidert Oma. »Ich habe dich auch vermisst. Jeden einzelnen Tag.« Weitere Schluchzer folgen.
»Was ist denn hier los?«, kommt Ludger zu uns. »Wer sind ...?« Mit aufgerissenen Augen sieht er mich an. »Ist das etwa Hannelores Sohn?«
Wieder nicke ich nur. Ludger lächelt. »Wow!« Als er sich von dem Bild der beiden losreißt, geht er auf Frank zu. »Guten Tag! Mein Name ist Ludger Tiede. Ich bin der Lebensgefährte von Hannelore.«
»Frank Korth«, erwidert der ein wenig befangen.
»Korth? Das heißt, Sie beide sind verheiratet?«
Franks Blick huscht unsicher zwischen mir, Rainer und Ludger hin und her. »Ja«, antwortet er zögerlich.
»Stimmt das?« Oma ist ein wenig von Rainer abgerückt und sieht ihn liebevoll an. Grinsend nickt er.
»Das ist schön, mein Sohn.« Mit ihrem Daumen wischt sie die Tränen erst aus Rainers Gesicht und schließlich aus ihrem eigenen. Tief durchatmend wendet sie sich an Frank. »Schön, dich mal wieder zu sehen. Du warst doch damals dabei, oder?«
»Ja«, antwortet er lächelnd. »Rainer ist mich nicht mehr losgeworden.«


~*~



Adrian und ich haben uns in die Küche abgeseilt. Zu viele Emotionen auf einem Haufen für mich. Wortlos zieht er mich in den Arm.
»Ich denke, das kam jetzt zum genau richtigen Zeitpunkt«, findet er, »für alle Beteiligten.«
Ich lehne meinen Kopf an seine Schulter. Plötzlich grinse ich einfach und lache leise.
»Hm?«
»Das fühlt sich alles so toll an! Die sitzen da drüben und können ihr Glück kaum fassen.«
»Und du bist dafür verantwortlich.« Adrian küsst mich sanft auf den Kopf.
»Na ja, ich habe doch nur Frank angeschrieben.« Ich sehe darin nicht so eine große Sache.
»Und damit alles ins Rollen gebracht
Schulterzuckend schmiege ich mich enger an Adrian.

»Nicht stören lassen!«, höre ich auf einmal Petras Stimme neben uns.
Adrian gibt ein unwilliges Geräusch von sich, als ich mich aus unserer Umarmung löse.
»Oh, hallo!«
Sie packt irgendwelche Tüten aus. »He! Ich habe doch gesagt, ihr sollt euch nicht stören lassen. Ich räume nur eben die Einkäufe weg.«
»Schon okay. Warte, ich helfe dir.« Ich habe das Gefühl, die Taschen haben keinen Boden.
»Wer soll das denn alles essen?«
»Na ja, Hannelore kann doch gerade nicht tragen und ich wollte mich nützlich machen. Hab’s wohl etwas übertrieben, was?«
Schmunzelnd schüttle ich den Kopf. »Ich glaube, das war ganz gut. Wir haben nämlich weiteren Besuch mitgebracht.«
Petras Blick ist fragend.
»Rainer und Frank«, erwidere ich schlicht.
Kurz zieht sie die Augenbrauen zusammen, bevor sie mich mit großen Augen anstarrt. »Ist das nicht ...?«
Grinsend nicke ich. »Ja, Omas anderer Sohn und sein Mann.«
Ihre heftige Umarmung überrumpelt mich ein wenig. »Du bist so ein guter Junge!«


~*~



Die neue Woche beginnt viel zu früh. Zu gerne wäre ich noch bei Oma geblieben, so wie Rainer und Frank, aber die Arbeit macht sich ja nicht von alleine.
Astrid ist am Montagmorgen bereits in der Praxis, als ich komme.
»Hallo, Oliver! Das musst du dir ansehen!«, begrüßt sie mich freudestrahlend und zerrt an meinem Arm. Ich hoffe, sie meint damit, dass sie Kaffee gekocht hat.
Nein, stattdessen dirigiert sie mich zum Computer. Der wird doch wohl nicht den Geist aufgegeben haben? Na, dann würde sie sich wohl hoffentlich nicht so freuen!
»Hier! Ich dachte erst, da liegt ein Fehler vor.«
Wir haben über das Wochenende viele E-Mails bekommen. Aber das ist nicht ungewöhnlich. Ich hoffe, ich muss Astrid nicht erklären, dass das angebliche Millionenerbe von Scheich Datensammelspamemail nicht existiert.
»Was ...?« Okay, kein Millionenerbe. Auch kein sonstiges Phishing oder irgendwelche Viren, sondern zahlreiche Terminanfragen. Normalerweise bekommen wir vielleicht mal fünf Stück im Monat, aber noch nie über zwanzig an einem Wochenende.
»Das glaub ich ja nicht. Da will uns doch sicher jemand verarschen!«
»Nein! Schau doch mal!« Sie klickt zwei Mal, dann lese ich die erste Mail.

›Guten Tag Dr. Korth!
Ich bin von Marcel Gutbrodt auf Ihre Praxis aufmerksam gemacht worden. In meiner Vergangenheit habe ich nicht die besten Erfahrungen mit Zahnärzten gemacht, was dazu geführt hat, dass ich in den letzten Jahren keine derartige Praxis von innen gesehen habe. Doch die Schilderungen unseres gemeinsamen Bekannten haben mich überzeugt, einen neuen Versuch zu starten.
Ich möchte Sie bitten, sich bezüglich eines Termins zu melden. Ich bevorzuge die frühen Morgenstunden. E-Mail-Adresse und Telefonnummer finden Sie in der Signatur.

Mit freundlichen Grüßen,
E. Winkler‹

Grinsend schubst mich Astrid an. »Die anderen klingen ähnlich. Wer auch immer dieser Marcel ist und was du getan hast - es war genau das Richtige!«
Ich schüttle ungläubig den Kopf. »Das ist doch irre!«
»Ja, irre gut! Oh, Mann! Guck mal, da kommen noch mehr!«
»Und alle fragen an, weil Marcel mich empfohlen hat?«
Astrid klickt ein wenig herum. »Steht nicht bei allen bei, aber viele beziehen sich auch auf deine Freundin Sonja.«
Ich stöhne. War ja klar, dass sie nicht so schnell aufgibt.
»Soll ich schon mal anfangen zu antworten?« Astrid ist ganz aufgeregt.
»Nein, das kann nachher Frau Konstanz machen. Frau Ehrenreich soll ihr alles zeigen.«
»Ich fürchte, daraus wird nichts.« Frau Ehrenreich steht wie aus dem Nichts neben mir. »Guten Morgen!«, fügt sie reichlich zerknirscht hinzu.
»Was?! Woraus wird nicht? Äh ... guten Morgen!«
»Nun, Frau Konstanz rief mich eben an, dass sie hier nicht arbeiten könne, weil es ihr zu gefährlich sei.«
»Gefährlich?!«, fragt Astrid ungläubig.
»Ja, fragt mich nicht. Mehr wollte sie mir nicht sagen.«
Ich schließe die Augen und schlucke. Es ist doch immer dasselbe: Kaum passiert mal etwas Gutes, schlägt das Schlechte nur umso härter zu. Seufzend straffe ich meine Schultern. »Okay, bringt ja nichts. Astrid? Dann mach dich doch mal an die E-Mails, ja?«
»Okay, aber willst du denn gar nichts tun?«
»Ich telefoniere heute Mittag mit ein paar Zeitungen. Dann werden wir eine Stellenanzeige schalten.«
»Das meine ich nicht.«
»Das weiß ich auch, aber Frau Konstanz hat ja schließlich noch nichts unterschrieben. Und selbst wenn sie es hätte: In der Probezeit hat sie jedes Recht zu kündigen.«
»Auch das meine ich nicht.« So langsam scheint sie sauer zu werden.
»Was ist denn los?«, fragt Frau Ehrenreich vorsichtig.
»Als wenn Sie das nicht wüssten!«
»Ähm, nein. Ehrlich gesagt nicht. Es tut mir wirklich leid, dass es nicht geklappt hat. Auf meine Nachfrage hin hat die Zeitarbeitsfirma so schnell leider niemanden, der sofort anfangen kann. Aber ich werde mich weiter umhören und vielleicht kann ich so lange immer ein paar Stunden pro Woche aushelfen.«
»Sparen Sie sich das, okay?« Meine Güte! Astrid kann ja ein richtiger Giftzwerg sein! »Jemanden, der so etwas toleriert, wollen wir hier nicht. Nicht wahr, Oliver?«
»Äh ...«
Hektisch sehe ich zwischen den Frauen hin und her.
»Frau Straub, ich weiß tatsächlich beim besten Willen nicht, wovon Sie reden!«
»Ach, nein? Warten Sie, ich zeige es Ihnen!«
Astrid geht kurz um die Ecke, kommt mit ihrer Handtasche wieder und holt etwas hervor. Ich erkenne es, bevor sie es auseinanderfaltet. Der Leserbrief.
Wortlos hält sie Frau Ehrenreich die Zeitungsseite hin.
»Du wusstest davon?«, frage ich Astrid ungläubig.
»Ja, meinst du, das ist an mir vorbeigegangen? Aber ich gestehe, ich habe es erst von einem Patienten erfahren, als ich wissen wollte, warum er denn so plötzlich von mir behandelt werden möchte.«
Frau Ehrenreich neben mir zittert bedenklich und krallt sich am Schreibtisch fest.
»Das kann doch wohl nicht wahr sein!«, flüstert sie ungläubig. »Das ist ... Das ... Oliver ...« Ihr laufen bereits die ersten Tränen herunter. »Das habe ich nicht gewusst. Das müsst ihr mir glauben.«
Ja, das tue ich. Solch eine Reaktion spielt man nicht. Das sieht Astrid offenbar ähnlich, die Frau Ehrenreich den Schreibtischstuhl hinschiebt. »Hier. Setzen Sie sich. Entschuldigen Sie!«
Frau Ehrenreich schüttelt heftig den Kopf. »Nein, ist schon gut. Ich hätte nie gedacht, dass er so weit geht. Eher hatte ich die Hoffnung, dass er nur etwas Zeit braucht, um das alles zu verdauen. Aber das«, deutet sie auf den Artikel, »geht eindeutig zu weit. Das wird er mir erklären müssen.«
Es klingelt. Die ersten Patienten warten bereits vor der Tür.
Frau Ehrenreich atmet tief durch. »Okay. Ich hatte eh geplant, heute einige Zeit hier zu verbringen. Dann mach ich mich mal an die Arbeit. Ich hörte gerade etwas von E-Mail-Anmeldungen?«
»Äh ... Das müssen Sie nicht. Wir schaffen das schon und heute sind eh nicht so viele Termine.«
»Wie? Letzte Woche war doch noch alles voll!«
»Das war vor der Zeitung«, kann Astrid sich nicht verkneifen. Sofort wird Frau Ehrenreichs Blick wieder betroffen.
»Oh! So schlimm?«
Ich zucke mit den Schultern. »Sind schon einige, ja. Aber offenbar habe ich jetzt neue Fürsprecher«, deute ich zum Computer.
»Gut, dann zieht euch mal um. Ich kümmere mich um alles.«


~*~



Abends brenne ich darauf, Sonja anzurufen.
»Hallo Oliver!«, begrüßt sie mich freudig. »Na, alles gut bei dir?«
»Gut?! Sag mal hast du sie noch alle?!«, fahre ich sie an. Ich hoffe nur, dass ich nicht gleich lachen muss, aber so einen kleinen Denkzettel will ich ihr schon verpassen. Ich hatte ja zum Glück den ganzen Tag, um mir gründlich zu überlegen, was ich ihr sage.
»Ähm ... Was ist denn?«, wird sie vorsichtiger.
»Was ist? Sag mal, kannst du dich nicht einmal aus Dingen heraushalten, die dich nichts angehen?« Ich muss mir schon heftig auf die Zunge beißen.
»Aber ...«
»Nichts ›aber‹. Ständig mischst du dich ein! Hast du kein eigenes Leben? Was dachtest du denn, wie das läuft? Dass Marcel und du eure sämtlichen Bekannten in und um Berlin anruft und sagt, sie sollen bei mir Termine machen?«
»Na ja ... ich dachte, vielleicht kennt Marcel ja noch mehr Angstpatienten und ich wollte nur ... war ’ne dumme Idee, oder?«
Ich glaube, ich habe sie noch nie so kleinlaut gehört.
»Ja, zumal wir jetzt die Sprechstunde werden erweitern müssen. Adrian ist sicher nicht so begeistert, dass ich weniger Freizeit habe.«
»Wie jetzt?«
Okay, ich kann mich nicht mehr zurückhalten. Das Lachen will einfach aus mir heraus.
»Oliver?«, kommt es unsicher von Sonja.
»Ich ...« Ich schlucke und versuche, mich zu beherrschen. »Wir haben einen übervollen Terminkalender«, erkläre ich schließlich.
»Wie? Soll das heißen ...?«
»Ja, soll es.«
Sonja lacht auf. »Oh, du ...!«, droht sie mir wenig ernst.
»Ich danke dir, meine Liebe.«
»Immer gerne. Grüß Adrian von mir und sag ihm, dass es mir leid tut

~*~


Am Dienstagmorgen sitzen Astrid und ich noch bei unserer Lagebesprechung, als Frau Ehrenreich erneut hereinkommt.
»Oh, guten Morgen! Haben Sie noch etwas vergessen?« Ich schaue mich suchend um, aber eigentlich ist mir nichts aufgefallen.
»Ja, habe ich. Ich habe vergessen, mich zu entschuldigen.«
»Oh, äh ... schon in Ordnung«, wiegle ich ab.
»Oh nein! Ganz sicher nicht! Da arbeitet man Jahrzehnte zusammen, führt eine Beziehung und kennt den anderen doch nicht.« Sie seufzt. »Ich habe ihn gestern in Ruhe auf den Artikel angesprochen. Zugegeben hat er nichts. Dafür recht eindeutig gegrinst und gemeint, am Ende bekäme eben jeder das, was er verdient.«
Zischend atme ich ein. »Okay, das heißt dann wohl, dass er nicht so schnell umdenken wird.«
»Ja, das befürchte ich auch. Na ja, zumindest habe ich ihm dann gesagt, dass er an seine eigenen Worte denken soll, wenn er dann ganz alleine dasteht.«
Wie selbstverständlich zieht Frau Ehrenreich ihre Jacke aus. »Daraufhin habe ich meine Sachen gepackt und jetzt bin ich hier, um zu fragen, ob die Stelle wohl noch zu haben ist?«
Mit offenem Mund starre ich sie an und erst Astrids Kichern löst mich aus der Starre. »Äh, ja. Klar. Aber sind Sie sich sicher? Mein Onkel ist krank und ...«
»Das ist doch kein Grund, seinen gesunden Menschenverstand abzugeben! Ganz ehrlich: Das ist nicht der Mann, in den ich mich verliebt habe. Das hat er sich selbst zuzuschreiben.«
»Ähm ... okay. Dann: Willkommen zurück«, halte ich ihr zögerlich meine Hand entgegen.
Augenblicklich strahlt sie mich an. »Danke! Ach, übrigens: Ich heiße Gertrud.«
Na, das weiß ich doch. Oh ...
»Ähm ... Oliver, aber das weißt ... du ja.« Komisches Gefühl, sie nach all den Jahren zu duzen.

~*~


Als ich abends nach Hause komme, steht Adrian kochend in der Küche. Na, daran könnte ich mich gewöhnen. Der Abzug läuft und in der Pfanne brutzelt irgendetwas. Dadurch ist es hier drin noch wärmer, als es sowieso schon ist. Aber ich will mich nicht beschweren, denn ich schätze mal, diesem Umstand habe ich zu verdanken, dass Adrian mit freiem Oberkörper vor dem Herd steht. Die Hose ist auch angenehm kurz.
Er hat mich offenbar noch nicht bemerkt. Der Verdacht bestätigt sich, als er durch meine Umarmung zusammenzuckt.
»Himmel, Oliver! Willst du mich ins Grab bringen?«
Grinsend küsse ich seinen Nacken, streichle seinen festen Bauch. »Wäre ja reichlich dämlich von mir, oder?«
»Stimmt. Dann würdest du irgendwann verhungern.«
Während ich versuche, eine Hand vorne in seine Hose zu schieben, wandert meine andere nach hinten und greift an seinen Hintern. Ich gebe ein genießerisches Geräusch von mir. »Wer redet vom Essen?«, frage ich unschuldig, verstärke meinen Griff. »Obwohl ... ich hätte nichts dagegen, dich zu vernaschen.« Okay, das war reichlich billig, das gebe ich zu.
Adrian reagiert nicht, dreht sich lediglich lächelnd um. »Lass uns essen, hm?«


Das Essen ist super. War ja auch nicht anders zu erwarten. Adrian wirkt dagegen ungewohnt nervös.
»Adrian? Ist alles in Ordnung?«
»Hm? Ja, alles gut.«
Er stochert in seinem Gemüse herum, ohne etwas zu essen. Ich greife über den Tisch und nehme seine Hand. »Adrian ...«
Er lächelt zaghaft. »Oliver, ich habe mir da gerade etwas überlegt.«
»Ja?«
Sein Lächeln wird zu einem Grinsen. Er nickt.
»Ja, das ist es!«
Auf meinen fragenden Blick hin lacht er.
»Lass dich überraschen. Nur nimm dir am Wochenende nichts vor.« Wieder lacht er, als ich mein Gesicht verziehe.
»Ich weiß, was ich da von dir verlange, Süßer. Aber glaube mir: Du wirst dich freuen.«
Sofort überfällt mich ein eigenartiges Kribbeln. Keins der guten Sorte. Adrian weiß genau, wie sehr ich Überraschungen hasse.
»Ein kleiner Tipp?«, versuche ich, irgendetwas zu erfahren.
»Hm, okay. Wenn alles klappt, fahren am Samstag sehr früh los.« Toller Tipp!
»Du willst wegfahren? Wohin?«
Er lacht. »Guter Versuch.«
»Muss ich irgendetwas einpacken? Wintermantel? Badehose? Anzug?«
»Ich kümmere mich um alles.« Wieder lacht er. »Jetzt schau nicht so. Vertrau mir, okay?«

~*~


In ein paar Jahren werde ich über diesen Donnerstag sicherlich lachen, doch momentan bin ich einfach nur froh, ihn überlebt zu haben.
Da arbeitet man fröhlich vor sich hin und freut sich über die ganzen Neuanmeldungen, als plötzlich recht lautes Geschrei aus dem Wartezimmer zu hören ist. Schnell erkenne ich Herberts Stimme. Verdammt!
Ich entschuldige mich bei meinem Patienten und gehe mit einem mehr als unguten Gefühl nachsehen.

»Schämen sollten Sie sich alle!«, brüllt Herbert meine Patienten an. Ein kleines Mädchen weint auf der Stelle los und krabbelt auf den Schoß seines Vaters.
»Herbert! Was soll das?«
Er wirbelt zu mir herum. »Ah, da bist du ja. Ich dachte nur, die Herrschaften hier sollten wissen, mit wem sie es zu tun haben.«
Wieder dreht er sich um und wendet sich direkt an den Vater. »Haben Sie keine Angst, wenn so ein Perverser ihre Tochter behandelt?« Der reißt erschrocken die Augen auf. »Wie bitte?!«
»Na, das weiß doch jeder, dass so welche auch vor Kindern nicht haltmachen!«
»Es reicht!« Ich ziehe an Herberts Arm. »Du hast doch vollkommen den Verstand verloren! Raus!«
»Du wirfst mich raus?! Aus meiner Praxis?«
Das Grinsen schleicht sich von ganz allein auf mein Gesicht. »Das ist nicht mehr deine Praxis, sondern meine. Daran kannst du nichts mehr ändern und das weißt du ganz genau, sonst würdest du nie zu solchen Methoden greifen. Ich hätte dich ernsthaft für intelligenter gehalten.«
Der Vater steht auf und nimmt seine immer noch wimmernde Tochter auf den Arm. »So etwas müssen wir uns nicht gefallen lassen!«
Oh, Mist! Herbert grinst hämisch.
Als er neben uns stehen bleibt, sieht er Herbert fest in die Augen. »Ich sag Ihnen mal was: Ich bin zu Ihnen gegangen, seit ich ein kleiner Junge war. Ich habe Sie wirklich gemocht, aber Sie sollten langsam mal einsehen, dass wir im 21. Jahrhundert leben. Kommst du, Schatz?« Ein weiterer Mann steht auf.
»Wir werden jetzt rausgehen und unsere Tochter beruhigen. Wenn wir in einer viertel Stunde wiederkommen und Sie sind noch hier, werde ich die Polizei rufen.«
Vielleicht brauchen wir auch gleich eher einen Krankenwagen. So wie Herbert aussieht, fällt er gleich um.
Gertrud kommt dazugeeilt. »Was ist denn hier los? Ich habe gerade Astrid assistiert und ... Herbert?«
»Meine Liebe! Was machst du denn hier? Ich dachte, du wolltest für den da nicht mehr arbeiten.« Mit einer abfälligen Handbewegung deutet er auf mich.
Ich sehe, wie es in Gertrud kocht, doch sie ist eine Meisterin der Beherrschung. »Ich denke, die Entscheidung kannst du wohl getrost mir überlassen«, erwidert sie zuckersüß.
»Das fasse ich ja nicht! Hast du dich etwa von ihm einwickeln lassen? Gertrud, ich habe dich immer für sehr klug gehalten, aber -«
»Raus!«, brülle ich und zeige zur Tür. Irgendwann ist es auch mit meiner Beherrschung vorbei. Schlagartig ist es in der gesamten Praxis totenstill. Alle starren mich an. Selbst Herbert. Sein Kopf verfärbt sich bedenklich weiter ins Dunkelrote.
»Ab sofort hast du Hausverbot in meiner Praxis«, füge ich ein wenig beherrschter hinzu. Mein Herz dagegen klopft heftig.
»Das wird dir noch leid tun!«, knurrt er.
Ich schüttle den Kopf. »Nein, ich glaube nicht. Ich bereue nur, dass ich nicht früher erkannt habe, was du für ein Mensch bist. Aber droh mir nur ruhig weiter - sind ja genügend Zeugen da«, deute ich zu den wartenden Patienten.
Herbert öffnet mehrfach den Mund und sieht sich um. Er wirkt, als begreife er erst jetzt, dass wir die ganze Zeit Publikum hatten.

»So, weiter im Plan. Wir sind schon genug im Verzug«, scheucht mich Gertrud zurück in mein Behandlungszimmer, nachdem Herbert endlich abgedampft ist.
»Entschuldigen Sie bitte die Verzögerung«, wendet sie sich an die Wartenden. »Es wird gleich weitergehen.«

~*~


Samstagfrüh. Oder sollte ich sagen: ›Samstagvielzufrüh?
Wie kann man um diese Uhrzeit schon so beschissen gute Laune haben?
»Na, los! Ich habe dich so lange schlafen lassen wie möglich! Der Kaffee läuft gerade durch und die Thermoskanne steht bereit. Das Frühstück habe ich auch schon eingepackt. Geh duschen. In der Zeit belade ich das Auto.«
Und wenn er mir sonst was verspräche - es ist zu früh. Ich drehe mich um.
»Warum habe ich mit solch einer Reaktion gerechnet?« Er lacht. »Okay, ich tue das jetzt äußerst ungern, aber entweder du stehst freiwillig auf oder ...«
Ich wage einen Blick über meine Schulter, um abzuwägen, was er mir androhen will. In seiner Hand hält er einen Beutel mit Eiswürfeln.
»Hatten wir so was nicht schon mal?«, brumme ich.
»Hm, stimmt. Vielleicht sollte ich dich vorher fesseln, damit du mir nicht entkommen kannst.«
»Das wirst du nicht tun.« Wieder drehe ich mich um.
»Sicher?« Ich höre ihn wühlen. Blitzschnell schnappt er meine Hände, umwickelt sie mit einem Seil, bindet mich am Kopfende fest und dreht mich auf den Rücken. Warum nur sind wir auf Adrians Bett umgestiegen?
»Nein ...«, protestiere ich. Im nächsten Moment liegt ein Eiswürfel auf meinem Bauch. Ich winde mich erfolgreich und er rutscht herunter. Adrian nimmt ihn wieder, umfährt damit meine Lippen. Dieser Bastard!
»Hör auf! Das ist kalt!«
»Ach so«, erwidert er unschuldig. »Oh, ich glaube, da braucht noch jemand Abkühlung.« Grinsend sieht er auf meinen Schwanz, der von dieser Aktion sichtlich angetan ist.
»Wehe ...«
»Was willst du denn tun? Du kannst dich gerade nicht so gut wehren. Es gibt nur drei Worte, die dich retten können.« Er lächelt mich süßlich an, während er den Eiswürfel langsam an meinem Oberkörper herunterführt.
»Ich liebe dich!«, erwidere ich hastig.
»Das ist schön, aber das meinte ich nicht.«
Er umkreist meinen Bauchnabel. Das Wasser sammelt sich bereits darin. Ich atme hektisch gegen die intensive Empfindung an und schreie auf, als der Eiswürfel unvermittelt meine Eichel berührt.
»Scheiße! Adrian!«, fauche ich.
»Ja?«
»Hör auf, verdammt! Das ist kalt!« Wassertropfen perlen meinen Schaft entlang.
»Hm, ne. Außerdem waren das sechs Worte.« Quälend langsam führt er den Eiswürfel weiter herab. Mein Schwanz zuckt. Dieser miese Verräter! Die unvermittelte Kälte an meinen Hoden lässt mich dafür tatsächlich heftig zucken. Ein ungewohnter und alles andere als angenehmer Schmerz durchzieht mich.
»Entschuldige«, flüstert Adrian und nimmt den Eiswürfel weg. Dafür bietet er meinem Schwanz jetzt Wärme. Mein Becken ruckt ihm unkontrolliert entgegen, als er mich tief in seinen Mund aufnimmt. Ich bin so gereizt, dass es nur wenige Augenblicke braucht, bis ich mich stöhnend ergieße. Das nenne ich mal einen ›Quickie‹!
Grinsend küsst er mich, lässt mich an meinem Geschmack teilhaben.
»Okay, so war das eigentlich nicht gedacht.«
Ich atme tief durch. Mir egal.
Adrian löst die Fesseln und lässt mir keine wirkliche Ruhe.
»Na, los! Oder die Eiswürfel kommen noch einmal zum Einsatz. Aber dieses Mal nicht auf diese Weise.«
Ich funkle ihn an. Bleibt aber ohne Wirkung. Er greift bereits nach dem Beutel.
»Schon gut! Schon gut! Ich steh’ ja auf, du Sadist!«
»Danke für das Kompliment!«, erwidert er grinsend.


~*~



»Und? Gute Überraschung?«, fragt er, als wir nebeneinander liegen und uns gekonnt durchkneten lassen.
»Hm«, gebe ich genießerisch von mir. »Obwohl ich ja zwischenzeitlich dachte, du hättest dich verfahren. Wer ahnt denn, dass du in so einen kleinen Ort fährst?«
»Dieses Wellness-Hotel hat mit die besten Bewertungen in ganz Deutschland. Und gib’s zu: Das Zimmer ist toll!«
Ich seufze. »Hm, stimmt. Ich freue mich schon auf den Whirlpool.«

Vollkommen entspannt und leicht schläfrig machen wir uns wieder auf den Weg zu unserem Zimmer. Im Bad plätschert es bereits vor sich hin.
»Schau mal, Adrian, da hat schon jemand den Pool angestellt.« Er stellt sich hinter mich und schlingt seine Arme um mich.
»Ja, das hab ich veranlasst. Damit wir gleich weitermachen können mit dem Wohlfühlprogramm.« Adrians Hand gleitet unter meinen Bademantel. Ich schließe die Augen, lehne mich gegen ihn und seufze. »Das hört sich verführerisch an.«
Adrian öffnet meinen Mantel und schiebt ihn von meinen Schultern.
»Das sieht auch verführerisch aus.« Mit den Fingerspitzen streicht er von meinem Nacken aus meinen Rücken entlang bis zu meinem Hintern. Mein Schwanz meldet sich augenblicklich und zuckt bereits. Adrian geht es nicht anders. Das kann ich sehen, als er seinen Bademantel achtlos fallen lässt und mir seine Hand entgegenstreckt.
»Na, komm!«
Wohlig stöhnend gleite ich in den Pool. Ich fürchte, ich werde nie wieder aufstehen. Oft sind diese Teile auf Dauer ja doch recht unbequem oder man muss sich immer krampfhaft festhalten, aber dieser hier ist so gestaltet, dass man nicht wegrutschen und seine Füße passend abstellen kann. Von der weichen Polsterung ganz zu schweigen.
Adrian neben mir scheint ebenfalls tiefenentspannt. Ab und an berühren wir uns an den Händen oder Oberschenkeln. In Kombination mit den stetig aufsteigenden Blasen ist das eine angenehme Mischung. Die leichte ständige Erregung hält einen in einer Art Schwebezustand. Ich werde mich nie wieder hier herausbewegen.
»Meinst du, Astrid kann die Praxis alleine schmeißen?«
Adrian lacht leise. »So etwas in der Art habe ich mich auch gerade gefragt.«
Seine Hand wandert langsam zu meiner Körpermitte, streichelt mich sachte. Seufzend genieße ich das Kribbeln.
»Deine Finger fühlen sich komisch an«, finde ich.
»Aha?« Er hält seine Hand aus dem Wasser. »Mag daran liegen, dass die Haut schon ganz schrumpelig ist.«
»Na, so lange andere Körperteile nicht schrumpeln.« Grinsend drehe ich mich zu ihm und überprüfe gleich mal den Schrumpelungsgrad bei Adrian.
Meine Hand an seinem Schwanz lässt ihn zischend einatmen.
»Vielleicht sollten wir kein Risiko eingehen ...«, schlägt er seufzend vor.
»Stimmt! So ein wenig Sorgen machst du mir schon ...«
»Wie bitte?!« Blitzschnell setzt er sich auf. Nicht schnell genug, denn ich bin bereits lachend aus dem Whirlpool geflüchtet.
»Woah, du ...! Bei mir ist gar nichts geschrumpelt!« Ich schnappe mir zwei Handtücher, werfe Adrian eins zu und laufe aus dem Bad.
Als er mir folgt, liege ich schon auf dem Bett, mehr oder weniger abgetrocknet.
»Das nimmst du zurück, Oliver! Du ...« Abrupt bleibt er stehen und starrt mich an. Seine Stimme ist rau, als er fortfährt: »Du spielst mit unfairen Methoden.«
Er leckt sich über die Lippen, was wiederum mir ein zischendes Geräusch entlockt.
Langsam kommt er auf mich zu, hockt sich über mich und küsst mich unendlich sanft. Ich schlinge meine Arme um ihn, will ihn näher an mich pressen, doch er entzieht sich mir.
»Moment.« Er angelt nach der Tasche neben dem Bett und wühlt ein wenig in ihr herum, bis er eine weitere, kleinere Tasche hervorholt.
»Was ist da drin?«
»Sei doch nicht immer so neugierig.« Adrian zwinkert mir zu und greift in den Beutel. Eine Schachtel Kondome landet auf, das Gleitgel neben mir. Da ist aber noch mehr drin oder alternativ ein recht großer Vorrat.
Adrian scheint zu überlegen, was er noch herausholt, bis er schließlich eine Augenbinde und Fesseln hochhält.
Mein Herz rast augenblicklich. Gut, wir machen diese Dinge inzwischen recht häufig, aber es ist doch immer wieder aufregend.
Er legt alles ab und küsst mich erneut. Ich stöhne, als er sich dabei vorbeugt und mein Schwanz ein wenig Gegendruck erhält.
Schließlich nimmt er die Fesseln und sieht mich abwartend an. Ich beiße mir auf die Unterlippe und halte meine Arme hoch. Ob er das Zimmer speziell nach dem Bett ausgesucht hat? Sicher hat er auf solche Details geachtet. Wieder beugt er sich vor, öffnet meine Hand und legt den Stoff hinein.
Soll ich das jetzt selbst machen, oder was?
Ich beobachte, wie er von mir heruntersteigt und sich neben mich legt. Was wird das?
Sein Blick ist liebevoll, als er nach oben an die Stangen greift. Was ...? Kurz warte ich ab, bis die Erkenntnis mich überrollt.
»Adrian ...«, flüstere ich. »Soll das heißen ...? Willst du ...? Bist du dir sicher?«
»Ich war mir selten so sicher«, erwidert er ebenso leise.
Ich möchte schreien, heulen, ihn stürmisch küssen, an mich reißen, behutsam streicheln und kann ihn doch nur anstarren. Okay, die Sache mit dem Heulen klappt zum Teil. Eine einzelne Träne löst sich und rollt einsam herab.
»Adrian ...«, wispere ich ergriffen und lächle - vermutlich ein wenig schief. Sanft streichle ich seine Wange, lege vorsichtig meine Lippen auf seine. Mein Herz rast noch schneller und ein wenig wünsche ich mir, ich hätte mich auf diese Situation vorbereiten können.
Mit zittrigen Händen streiche ich seine Seiten entlang, löse den Kuss, um ihn anzuschauen. Er ist so schön und er will sich mir hingeben. Vollkommen, ohne Einschränkung. Habe ich dieses Vertrauen überhaupt verdient? Ich will ihn nicht enttäuschen oder ihn gar irgendwie verletzen.
»Hey ...«, kommt es leise von Adrian. »Was hältst du von dem Plan, dass wir deinen Verstand künftig mal außen vor lassen, hm?«
Dieses Lächeln! Ich will in ihn hineinkriechen und mich nie wieder trennen. Okay, der erste Teil sollte machbar sein; zumindest partiell.
»Ich hab’s dir schon mal gesagt: Ich steh nicht so auf Dreier. Und dein Verstand übernimmt gerade einen viel zu großen Anteil hier.« Er lässt die Stangen los und streichelt über meinen Oberkörper. »Denk nicht so viel nach, hm? Dann klappt der Rest von ganz alleine. Ist doch auch nicht dein erstes Mal.«
Mit einer Hand in meinem Nacken zieht er mich zu sich herunter. Kurz bevor wir uns küssen, hält er inne. »Und jetzt möchte ich, dass du mich vögelst, dass mir Hören und Sehen vergeht
»Na, das mit dem Sehen bekomme ich hin«, erwidere ich rau und zücke die Augenbinde.
Adrian grinst dreckig und ich genieße ein letztes Mal das Leuchten in seinen Augen, bevor er für die nächste Zeit nichts mehr sehen wird.


Was für ein Bild! Adrian ans Bett gefesselt, mit verbundenen Augen und sich windend wartend auf eine Berührung. Sein Schwanz zuckt und tropft die ganze Zeit.
Ganz behutsam streichle ich ihn: seinen Hals hinab, über seinen Oberkörper, umkreise seinen Bauchnabel. Mir gefällt die Gänsehaut, die ich dadurch bewirke.
Seine Beine hat er weit geöffnet. Er bietet sich mir an, ohne dabei billig zu wirken. Ich streichle seine Oberschenkel hinab, an den Innenseiten wieder hinauf. Adrian beißt sich auf die Unterlippe und wartet offenbar angespannt darauf, was ich als nächstes tue. Nur ganz kurz streife ich seine Hoden, was ihn augenblicklich zucken lässt. Ich nehme ein wenig von seiner Flüssigkeit, die sich auf seinem Bauch gesammelt hat, mit dem Finger auf und umkreise damit einmal hauchzart seine Eichel. Adrian stöhnt, zuckt mir entgegen, doch mein Finger ist bereits wieder außer Reichweite. Ich mag es, wie er auf mich reagiert, wie sein Körper nach mehr bettelt.
Ohne ihn aus den Augen zu lassen, angle ich nach dem Gleitgel. Das Klacken des Deckels lässt Adrian grinsen.
»So, so. Das gefällt dir also. Und wie sieht es damit aus?« Langsam gleitet mein Zeigefinger in ihn. Adrian stöhnt, streckt den Kopf nach hinten. »Auch gut?«, frage ich leise, bewege meinen Finger in ihm.
»Mehr«, haucht er.
»Wie bitte?«
»Noch einen Finger ... mehr ... schneller ...« Er zuckt mir entgegen.
Grinsend ziehe ich meinen Finger komplett aus ihm heraus. Adrian gibt ein unwilliges Geräusch von sich.
»Du willst mir doch wohl nicht sagen, was ich zu tun habe?«, frage ich unschuldig. Ich gestehe, allmählich gefällt mir die Rolle.
»Olli ...« Ich lache leise, versenke im nächsten Moment zwei Finger in ihm. Adrian keucht auf, streckt seinen Rücken durch. »Ja, bitte! Ja ...«
Oh Mann! Er hätte mir ruhig mal erzählen können, wie viel Selbstbeherrschung man braucht, wenn man den anderen so verwöhnt. Ich fürchte, ich komme gleich, kaum dass ich richtig in ihm drin bin.
Da werde ich ihn wohl vorher noch etwas weiter treiben müssen.
Adrian atmet hektisch und gibt einen leisen Schrei von sich, als meine Zunge seinen Schaft entlanggleitet. Immer wieder umspiele ich ihn sanft, während meine Finger ihn weiter vorbereiten.
»Gut ... ja«, gibt er lang gezogen von sich. Ich spüre, wie er versucht, sein Becken unter Kontrolle zu halten. Seine Atmung wird schneller, unregelmäßiger. Na, so aber nicht!
Ich lasse von ihm ab und genieße ein wenig sein Wimmern und Zucken. Vorsichtig puste ich über seine feuchte Spitze.
»Ha! Oh Gott! Ja, verdammt! Olli ...« Er zuckt mir blind entgegen. Hastig schnappe ich mir die Kondompackung. Seine Lieblingsmarke; mit Noppen. Ich grinse.
Adrian stöhnt, als er das Geräusch der sich öffnenden Verpackung hört. Kaum habe ich mir das Teil übergestreift, beuge ich mich vor, küsse ihn sanft.
»Bereit?«, frage ich leise. Zur Antwort schlingt er seine Beine um meine Hüfte und presst mich an sich.
»Okay. Ich verstehe.« Noch einmal schnell Gel verteilen und dann dringe ich ganz langsam in ihn ein, beobachte ihn ganz genau. Vorsichtig gleite ich weiter in ihn, beiße mir immer stärker von innen in die Wange. Das ist einfach zu gut! Nein, nein, nein! Ich will noch nicht!
Ruckartig ziehe ich mich zurück. Verdammt! So kurz davor habe ich selten aufgehört!
»Was ...?«, fragt Adrian heiser. »Alles in Ordnung?«
»Alles gut, alles gut!«, gebe ich hektisch von mir. »Brauche ’ne ganz kurze Pause.«
Er lacht leise und stöhnt im nächsten Moment, als ich meine Hand um seinen Schwanz lege. Soll mir ja nicht alleine so gehen.
»Scheiße, Olli ... Mach schon!«
»Das wird aber nicht sehr lange dauern«, warne ich ihn vor.
»Weißt du, wie egal mir das gerade ist?«
Erneut dringe ich ihn ein. Schneller dieses Mal. Adrian schlingt erneut seine Beine um mich, will mich dirigieren, doch ich stemme mich dagegen. »Mein Job«, entgegne ich rau.
»Dann mach ihn auch, verdammt!«
Kann er haben. Ich richte mich ein wenig auf, packe seine Hüfte und stoße in ihn, beschleunige das Tempo. Adrians Griff um die Stangen wird stärker, seine Knöchel treten schon weiß hervor.
Immer wieder stöhnt und keucht er, leckt sich über die Lippen, feuert mich an. Seine Erektion liegt verführerisch hart und zuckend auf seinem Bauch. Ich umfasse ihn und im nächsten Moment spüre ich, wie Adrian sich um mich verengt und sein Schwanz pumpt. Adrian stöhnt meinen Namen und ich kann mich nicht mehr zurückhalten, verstärke meine Stöße, um ihm zu folgen. Ich fühle mich so befreit wie schon lange nicht mehr, als endlich die ganze Anspannung mit einem Schlag aus mir entweicht.
Gerade so schaffe ich es, mich abzustützen, als ich nach unten sinke. Mein Kopf liegt auf Adrians Brustkorb, der sich noch immer heftig hebt und senkt. Sein Herz rast mit meinem um die Wette.

Ich könnte ewig so liegen bleiben. Nur fürchte ich, dass ich auf Dauer doch etwas schwer werde. Ächzend richte ich mich auf, küsse Adrians Brust und setze mich auf. Ihm entkommt ein bedauerndes Geräusch, als ich mich aus ihm zurückziehe.
Ich löse die Fesseln und nehme ihm die Augenbinde ab. Seufzend rekelt er sich und grinst mich an, nur um sich im nächsten Moment an mich zu kuscheln.
»Das mit deiner Ausdauer ist aber noch ausbaufähig«, nuschelt er an meiner Haut und lacht leise. »Da werden wir noch viel trainieren müssen.«
Ich ziehe ihn enger an mich. Mein Herz klopft hart und schnell - sogar stärker noch als eben. »Oh, ja. Das befürchte ich auch«, erwidere ich gespielt bedauernd. »Du wirst viel Nachsicht mit mir haben müssen.«
»Das stört mich nicht. Du darfst an mir üben, so oft und soviel du willst. Ich kann sehr geduldig sein.«
Er löst sich ein wenig von mir und grinst mich an. »Wir sollten einen Plan aufstellen.«
Ich lache auf. »Gute Idee! Hätte von mir sein können.«
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