The Flying Doctors - Gleam of Hope
von Siri Tachi
Kurzbeschreibung
The Flying Doctors / Die Fliegenden Ärzte (Australische TV- Serie 1985- 93): In der etwas verschlafenen Kleinstadt Cooper`s Crossing ist alles wie immer. Bis Fremde auftauchen. Ein Mädchen, fällt den Bewohnern durch Unverschämtheiten besonders unangenehm auf. Gerade als es beginnt nach einem der ihren zu fragen und sie entdecken das die Kleine eine gesuchte Ausreißerin ist, bricht ein Sandsturm herein und die Kleine, ist noch irgendwo dort draußen, allein......
GeschichteDrama, Familie / P16 / Gen
05.07.2014
29.09.2014
14
36.085
2
05.07.2014
3.907
So ihr lieben, nur noch zwei Kapitel.
Drei mit dem hier.
Viel Spaß! Und verirre sich doch noch mal wieder jemand auf den Review- Button. Habt Dank!
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12. Heilende Wunden und Schrecken der Vergangenheit
Es hatte gedauert, aber jetzt fast drei Wochen nach dem Sturm schien Katherine manches mal tatsächlich wie ausgewechselt. Sie spielte mit Scarlett, sang ihr vorm einschlafen etwas vor und arbeitete bei der Physiotherapie mal mehr, mal weniger gut mit. Der ältere der beiden Jungen, von Evans hatte bei uns in der Klinik angefangen und wann immer er auch hier war, schien sie weniger Zeit für dunkle Gedanken zu haben.
Gestern hatte ich die beiden dabei beobachtet wie er ihr ein altes Funkgerät erklärt hatte und anschließend eine Verbindung mit einem Mädchen hergestellt hatte. Heute Morgen, vor etwa vier Stunden hatte sie an eben jenem Funkgerät gesessen und wieder mit jemandem geredet, aber auch immer wieder etwas geschrieben. Jetzt hatte ich endlich Zeit sie danach zu fragen, doch ich fand sie nicht. Also trat ich hinter den Schreibtisch mit dem alten Funk und öffnete ihre Block. Verwundert hob ich die Brauen.
„Was machst du da? Schnüffelst du deiner Tochter etwa nach?“
„Was? Nein. Äh... ja, sag mal Kate, wusstest du das sie zur Schule möchte?“
„Wie kommst du darauf?“
„Hier sieh mal. Das sieht aus wie die Aufgaben von Dennis Quaid gestern.“
Kate kam, schaute kurz auf die Aufgaben und schlug den Block zu, sie legte ihre Hände an meine Brust und lächelte breit. „Sie wird es uns schon sagen, mmh?“
„Du hast Recht und....“
„HAU AB! HILFE! WEG!“
„Das ist....“
„Kathie!“
x.x.x.x.x.x.x.x.x.x.x
Ich war draußen und genoss die Sonne, jetzt wo sie nicht mehr so heiß war. Außerdem wartete ich auf Cailan. Seine Schicht begann gleich und ich wollte mich für das Funkgerät bedanken. Es gab nicht viele in meinem Alter in der Umgebung, so viel wusste ich inzwischen, jetzt aber hatte ich die Namen und Frequenzen, wie ich die anderen erreichen konnte. Es war schon seltsam, was so ein paar kurze Gespräche bewirken konnten. Ich fühlte mich nur noch halb so alleine, wie noch vor ein paar Wochen. Ich schaute an meinen Beinen herunter und dachte daran, was Reebecca gesagt hatte. >Demnächst stellen wir dich auf die Beine.< Ich hatte gewaltig Angst davor.
Ich schloss die Augen und schüttelte den Kopf.
Nein, also wenn ich ehrlich war, dann hatte ich eher Angst davor, das es nicht klappte, als davor auf dem Boden zu landen. Ich fürchtete, das ich schon wieder enttäuscht würde. Ich traute der Tatsache nicht, das ich wieder Gefühl im Bein bekam.
Seufzend öffnete ich die Augen und sah mich einem Jungen mit Sommersprossen und einem breiten Grinsen im Gesicht gegenüber.
Mein Lächeln gefror. Ich kannte den Kerl. Und er war der letzte, den ich hier je erwartet hätte. Ich wich in meinem Stuhl zurück. Während er sich grinsend vorbeugte. „Na, sieh mal einer an.“, flötete der schwarzhaarige. „Wen haben wir denn da?“
Ich griff nach dem Joystick und wollte rückwärts fahren, ich wusste ich stand genau vor der Rampe zur Klinik. Doch er war schneller. Er packte grob mein Handgelenk und beugte sich gefährlich grinsend vor. „Jetzt pass mal gut auf, ich bekomme noch immer was ich will und... wie mir scheint, wird es jetzt leichter.“, er packte meine Haare, riss mir den Kopf nach hinten und kam dicht an mein Ohr. Ich bekam Panik, keuchte, mir wurde heiß. Er würde doch nicht hier? Doch würde er! „Wo immer du jetzt wohnst, mir werden sie glauben, wie immer.“
…. Glauben, Vertrauen....
>...gehörst jetzt zu uns, wie Scarlett..... Scarlett sag deiner Schwester Bye bye.... egal was auch geschieht, du bist meine Tochter, ich bin da und Kate. Versuch uns zu vertrauen....<
Ich holte Luft und schrie: „Hilfe! Hil.....!“
Ich trat mit dem rechten Fuß so kräftig nach ihm, wie ich konnte. PENG! Er klatschte mir mit der flachen Hand ins Gesicht. Für eine Sekunde starrte ich ihn bestürzt an. „HAU AB! HILFE! WEG!“
Als er wieder zu packen wollte, sah ich etwas, nein jemanden an der Straße und schrie: „HILFE! SAM! EMMA HILFE!“
„HEY! HEY WEG DA!“ Sam schmiss die Tasche die er hielt weg und stürmte auf mich zu. Gale ließ mich los, starrte mich böse an und rannte davon. „Mir glaubt jeder!“
Seine Drohung machte mir wirklich Angst und ich spürte die Tränen, als Emma vor mir in die Hocke ging und meine Hand von der Wange zog. „Ist ja gut, alles gut. Wir sind da.“
„Emma! Kathie!“
„DAD!“
Kaum das er sich hinunter beugte klammerte ich mich an ihn und weinte.
x.x.x.x.x.x.x.x.x.x.x
Vor der Klinik fand ich sie nicht, so dass ich eilig nach hinten lief. Dort war ich kaum draußen, als ich Sam rufend hinter wem herlaufen sah und Emma vor dem Rollstuhl, meiner Tochter hockte. „Emma! Kathie!“
Ich stürzte die Treppen hinunter, als....
„DAD!“
Ich zuckte zusammen, das hatte sie noch nie gesagt, ich nickte stumm und legte die Arme um sie, als sie sich bereits an mich klammerte und immer wieder wiederholte. Er sei hier. Sie war völlig aufgelöst. Entschieden löste ich mich von ihr, öffnete den Gurt und hob sie aus dem Stuhl, Sam kam zurück, wie ich aus den Augenwinkeln sah, im Moment aber war es mir egal.
Ich brachte Katherine in mein Büro und setzte sie dort auf meinen Bürostuhl, nahm mir selber den Drehhocker und setzte mich vor sie, die Füße vor ihre, damit sie nicht runterrutschte.
„Kathie, Katherine sieh mich an. Sieh mich an!“, bat ich leise, Kate war uns zwar gefolgt, hielt sich jetzt aber zurück.
Endlich sah Katherine mich an, ängstlich, unsicher. Ich strich ihr das Tränennasse Haar aus der Stirn. „Katherine, wer ist hier? Wer war bei dir?“
Sie schüttelte den Kopf. Ich seufzte. Ich sah mich vor dem einzig wirklichen Dilemma, das ich mit ihr noch hatte. Vertrauen. Sie konnte uns noch immer nicht vertrauen. Alleine Scarlett gegenüber zeigte sie inzwischen Vertrauen zu sich selbst, sonst kaum und anderen gegenüber schon gar nicht. Ich musterte die Schiene um ihr Bein und dachte an die Fortschritte der letzten Wochen. Ich schloss kurz die Augen, dann packte ich sie an den Seiten und zog sie mit einiger Mühe, doch entschieden hoch. Erschrocken starrte sie mich an. „Nicht, ich... ich kann doch nicht, ich....“
„Du stehst doch schon.“, unterbrach ich sie ruhig und versuchte sie anzusehen, doch ihr Blick zuckte ängstlich von meinen Armen zum Boden. „Katherine. Kathie, du stehst. Ich halte dich, du wirst nicht fallen.“ Ihr Blick huschte zu mir, ich nickte, „Ich... lass dich nicht fallen.“, wiederholte ich. Ganz langsam entspannte sie sich ein wenig und ihre Finger lösten sich von meinem Handgelenk, legten sich locker auf meine Unterarme. Sie musterte mich.
Ich nickte erneut. „Vertrauen?“ Fragte ich leise.
Sie sah mich besorgt an.
„Wer war da draußen.“, fragte ich leise und setzte sie zurück auf den Stuhl, mich wie zuvor, ihr gegenüber.
„Gale.“, flüsterte sie und schloss panisch die Augen, ehe sie aufsah. „Gale.“, wiederholte sie etwas lauter und sah mich bittend an. Ich nickte und stand auf, nahm ihr Gesicht in die Hände und küsste ihre Stirn. „Ich glaube dir, hörst du? Was immer er erzählen mag, ich, wir glauben dir.“
Sie nickte und Kate kam näher, legte ihre Hand auf Katherines Arm. „Darf Geoff es mir erzählen, was er... weiß?“
Katherine nickte und griff meine Hand. „Ich... ich hab Angst, er.... er hat gesagt... er... er kriegt was er will. Er... er wollte schon damals mich, um....“ Sie brach ab und schüttelte den Kopf.
„Du gehst nicht alleine raus, hörst du? Oder alleine mit deiner Schwester, klar? Wir werden immer bei dir sein und....“
Es klopfte und zu meiner Überraschung stand mir ein fremder Mann gegenüber der mich und dann meine Tochter böse ansah, doch sein Blick war nichts im Gegensatz zu dem der Frau hinter ihm. Mir ahnte böses. Ich stellte mich vor Katherine, ohne ihre Hand loszulassen. „Dies ist ein Arztzimmer und ein Behandlungsraum, da stürmt man nicht einfach herein!“, wies ich die Neuankömmlinge zurecht, deutete dabei auf die Tür hinter ihnen. Die zwei aber rührten sich nicht von der Stelle, starrten mich nur böse an. „Dieses Mädchen!“, der Mann spuckte die Worte förmlich aus, „hat Gales Bruder auf dem Gewissen und... sie hat ihn eben angegriffen!“
Ich wollte protestieren, doch Kate war schneller und trat sogar um den Schreibtisch herum. „Unsere Tochter? Nun, unser Pilot und seine Frau haben das ganze irgendwie anders gesehen. Er hat sie geschlagen, sie hat sich gewehrt!“ Kate hob drohend die Hand. „Außerdem, sitzt unsere Tochter im Rollstuhl, wie bitte, soll sie ihren Sohn angegriffen haben?“
„Ach und wo ist dann der Rollstuhl und....“
„Doc? Brauchen Sie Hilfe?“
„Ah, Jack, ja.“, ich kam nun ebenfalls um den Tisch herum, nach einem letzten Blick auf meine Tochter und reichte dem eintretenden Sheriff die Hand. „Sergeant Carruthers, ich will diesen jungen Mann anzeigen, wegen tätlichem Angriff und Körperverletzung, so wie psychischer Gewalt und Freiheitsentziehung meiner Tochter.“
„Freiheits, aber er hat....“
„Heute nicht, aber als sie zusammen Pflegekinder waren und meines Wissens gibt es da Verjährungsfristen.“
„Das sind starke Anschuldigungen Geoff.“
„Frag Sam und Emma, die haben gesehen, was er eben gemacht hat.“
„In dem Fall muss ich sie bitten dieses Büro sofort zu verlassen und sich der Familie Standish nicht näher als auf hundert Meter zu nähern.“
„Das ist doch....“
„Ein Befehl, wenn Sie nicht in die Zelle wollen! Mitkommen.“
Als ich die Tür schloss und mich zu Katherine herumdrehte spiegelte sich in ihrem verweinten Gesicht Unglauben, Dank und noch etwas, das fast gleich wieder verschwand. „Du....“
„Alles ist gut. Er wird dir nichts tuen.“
„Aber... aber ihr müsst morgen weg und dann....“
„Ich denke, Sam und Emma werden nichts gegen Besuch, haben? Oder Vic?“, fragte Kate und ich schüttelte den Kopf. „Sicher nicht.“
Katherine starrte uns beide erschrocken an. „Aber... aber da sind die doch sicher auch und....“
„Nein sie fahren mit dem Wohnwagen hier durch, hat Jack gesagt,“ beruhigte ich sie und ging zu ihr zurück. „Sie werden alle aufpassen.“
Katherine nickte unsicher und ich hob sie hoch. „Komm wir gehen essen. Kate? Lass uns Feierabend machen.“
Kate nickte und öffnete uns die Tür, draußen erwarteten uns die anderen und Sam brachte uns den Rollstuhl, stellte die Bremsen ein. Auch Chris und Claire kamen rasch näher und beide gleichzeitig redeten auf Kate und mich ein. Das einzige was ich wirklich verstand war etwas von Morgen und tauschen. Ich schüttelte den Kopf. „Ihr habt oft genug unsere Schichten übernommen. Wir werden morgen fliegen. Emma? Sam? Denkt ihr zwei ihr schafft das eineinhalb Tage mit den beiden?“
Ein wenig überrumpelt sahen sie sich an, auch in den anderen Gesichtern spiegelte sich plötzlich etwas das weit mehr als Überraschung war. Ich runzelte die Stirn.
„Was ist los, Leute?“
Sam rieb sich ein wenig betroffen den Nacken. „Naja, Broken Hill hat sich eben gemeldet und... ähm... der Postflieger bringt uns gleich Joshua, den kleinen aus der Sturmnacht.“
Kate und ich lächelten und sie lief direkt zu Emma und umarmte sie. „Hey! Das freut mich für euch.“
Emma nickte, löste sich von Kate und fasste Sams Arm. „Komm schon, das schaffen wir schon, mmh? Er ist ein Baby und Kathie kann helfen. Ich bleibe morgen und übermorgen einfach der Arbeit fern und dann klappt das schon.“
„Sicher? Ich meine....“
„Sam.“
Er nickte und sah mich an. „Na, dann... sehen wir mal, was Vic dazu sagt.“
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Vic hatte wahrlich nicht viel dazu gesagt, bis auf die Tatsache, das Nancy sicherlich jederzeit helfen würde und er nun wenigstens einen Grund habe, das Pack, wie er es nannte nicht hinein zu lassen. Er schien recht zufrieden, bat sogar zwei Urlauber darum das Zimmer zu tauschen und quartierte uns, samt Emma und Sam in die so freigewordenen Zimmer ein, da sie eine Verbindungstür hatten. In der letzten Nacht war es etwas eng geworden, zumindest bei mir, denn Kate und mein Vater hatten das Doppelbett genommen, ich ein aufgestelltes Gästebett und das Reisebett von Scarlett hatte ja auch noch im Raum gestanden. Dafür würde ich diese Nacht um so mehr Platz haben. Scarlett würde dann bei Sam und Emma sein, ich alleine.
Jetzt aber waren wir alle am Flugplatz und verabschiedeten Kate und unseren Vater, die von Johnno geflogen wurden.
Zurück in der Stadt wartete ich unten im Pup darauf, das Emma Josh hingelegt hatte, ehe ich unser Essen bestellte. Scarletts Gläschen stand vor mir und sie saß im Hochstuhl neben mir. Ich grinste als sie mir munter erzählend die Lampen und Bilder im Raum zeigte. Scarlett liebte diesen Ort, noch mehr den Biergarten, mit den unzähligen bunten Lichtern. Ich lächelte und rief sie leise. „Scarlett? Scar-lett!“ ich seufzte und schüttelte den Kopf. „Cari, ja wo ist denn Cari?“
Scarlett schaute mich fragend an und ich streckte die Hand mit dem Löffel aus. „Da kommt das Flugzeug, da.... kommt das Flugzeug. Luke.... auf!“
Kichernd und strahlend öffnete sie ihren Mund und begann die kleinen Nudelstücke zu kauen, ehe sie schluckte. „Ah....ih...na... ahh daa!“ Rief sie begeistert, kaum das der Mund leer war, schüttelte dann jedoch den Kopf und drehte ihn weg, als der Löffel kam. Ich seufzte. „Da... kommt der Flieger?“
Scarlett klatschte in die Hände und nickte ruckartig. „Ahh..aiijaah!“
Ich nickte und führte den Löffel in kreisenden Bewegungen zu ihrem Mund. Plötzlich sah sie weinend hinter mich. Ich wollte mich umdrehen als etwas kräftig gegen meinen Arm schlug, der Löffel fiel zu Boden. Ich zog die Hand zurück. „Was zum....“ Ich schwieg als ich ihn sah und überlegte fieberhaft, wie ich ihn abhalten sollte Scarlett etwas zu tuen. Er strich meiner zitternden, weinenden Schwester über das feine blond- braune Haar. „Na so was? Lassen dich Momy und Daddy also immer noch alleine? Die wissen wohl nichts von Bennylein?“
Ich spürte die Tränen und meinen Zorn, bemühte mich aber um Ruhe und blickte zur Tür. Ich wusste Vic würde gleich wieder kommen, immerhin brachte er nur den Müll raus. Gale lachte kalt. „Der Alte? Vergiss ihn! Die Tür ist abgeriegelt.“
Ich starrte ihn voller Angst an, dann aber fiel mir ein, das außer Emma und mir noch jemand hier war. Jemand, der mich erst heute Morgen unerwartet geküsst hatte. „CAIL!“
Ich hörte oben Emma die nach uns rief und wollte antworten, als mir eine Hand den Mund zu hielt und er die zweite Hand, nach Scarlett ausstreckte, er griff ihren Arm und sie schrie auf. Flehentlich sah ich ihn an. Er grinste. „Mach das nochmal und ich.....“
„HE! RAUS! WEG DA! Ich ruf den Sheriff!“
Erleichtert atmete ich aus. Gale rannte zur Tür, ich hörte den Riegel und wie er davon rannte, etwas fiel zu Boden und Vic fluchte. „Na, warte, das melde ich!“
Er kam eilig herein und Emma stürzte samt Baby die Treppen herunter. Während Cailan sich mit Scarlett neben mich setzte und die Kleine, ohne loszulassen auf meine Knie setzte. Scarlett schmiegte sich sofort an mich und ich drückte sie. Noch immer weinend schaute ich ihn dankbar an. „Danke dir.“
Er nickte und strich mir über die Wange, Vic rief in der Zeit bei Jack Carruthers an und Emma setzte sich mit Josh im Arm. „Ich …. ich hätte euch zwei nicht alleine....“
Ich schüttelte den Kopf. „Er hätte es trotzdem versucht.“
„Eins verstehe ich nicht....“, Cail blickte mich ernst an. „....du hast heute morgen gesagt, das er... naja... immer gesehen hat, das ihn alle für den lieben kleinen Engel halten. Warum riskiert er hier dann erwischt zu werden?“
„Er muss hier nicht auf Gutjunge tuen.“, warf Vic ein und kam nun ebenfalls näher. „Niemand hier würde ihm glauben, wenn er nur etwas Verstand hat, dann ist ihm das nach der Anzeige gestern klar.“ Ich nickte betroffen und nickte. „Er hat sich auch bei Keil nicht mehr bemüht, nach dem der ihn durchschaut hatte, aber versucht ihn aus dem Weg zu bekommen.“ Ich sah hinunter auf Scarlett die sich langsam beruhigte. „Cailan? Er... hat ihren rechten Arm eben ganz grob gepackt und jetzt passt sie die ganze Zeit auf, das der mich nicht berührt.“
Emma sah mich besorgt an und Cailan schob die Kleine mit dem Rücken zu mir auf meine Knie, griff vorsichtig nach ihrem Oberarm und sah sich den Unterarm genau an. Scarlett wehrte sich und begann zu weinen, sobald er ihren Unterarm berührte. „Cailan?“
„Hat er ihr was getan?“
„Ich weiß nicht, zur Sicherheit sollten wir gleich in der Klinik mal röntgen.“
Ich nickte und Emma ebenso. „Mir reichts jetzt, ich hole den Kinderwagen runter, ich lasse keinen der drei mehr alleine, dieser Junge ist ja übergeschnappt.“
Jack kam rein, sah sich alarmiert um und Vic nahm ihn gleich mit zur Bar und begann zu erzählen. Nachdem ich ihm den Ablauf beschrieben hatte, verließen wir den Pub. Jack brachte uns bis zur Klinik und ging dann zu seinem Auto. Er wollte Verstärkung aus Broken Hill und einen Richter.
Das Röntgen ergab, das sie nichts gebrochen hatte. Chris saß Momente später mit Scarlett im Arm auf einer Liege und Cailan strich Voltaren auf ihren Arm, ehe er ihn dick verband und ein buntes Pflaster draufklebte. Grinsend sah er sie an. „Sieh mal Scarlett ein Schmetterling und eine Blume.“
„Ah...aaah!“ Sie nickte und sah zu mir, zeigte auf das Pflaster. Chris nickte und reichte die Kleine an Cailan zurück. „So ihr drei, ich denke, ihr solltet dann jetzt Emma erlösen und Cailan? Bleib doch bei den Mädchen, mmh? Hier ist heute nichts mehr los.“
„Sicher?“
Chris nickte und scheuchte uns mit eindeutiger Geste hinaus.
Während Emma später am Nachmittag mit den beiden Kleinen und Sam im Pub war, nahm Cailan mich mit zum Fluss. Emba und zwei andere Jugendliche, die ich inzwischen vom Funk kannte badeten dort im Wasser, oder saßen auf einer Decke im Sand und beobachteten. Cailan sah mich herausfordernd an. „Auch auf die Decke?“
„Ich.... weiß nicht.“
„Ach komm, was soll er denn hier machen, mmh? Hier sind zu viele Leute.“ Er tickte mich an und zeigte einige Meter weiter. „Sieh mal, Marty, Penny und Annie. Vertrau mir, zu viele Leute, das wagt er nicht.“
Unsicher nickte ich schließlich und löste selber den Gurt. Er grinste und löste die Armstütze. „Fertig?“
Ich nickte und er hob mich aus dem Rollstuhl, brachte mich zur Decke und setzte mich ab. Abwartend schaute er mich an. „Sitzt du?“ Ich nickte einen Moment später und er löste sich von mir. „HEY Leute! Begrüßt Katherine, die Tochter vom Doc!“
Aus dem Wasser hoben sich winkende Arme und Cailan stellte mir die drei vor. Neben mir auf der Decke sah mich das rothaarige Mädchen lächelnd an. „Hi, ich bin Carolin,“ sie sprach den Namen anders aus als ich ihn je gehört hatte und verwundert musterte ich sie. Sie grinste. „Ich komme aus Deutschland, nenn mich Caro, oder Lin, Lin sagen fast alle hier.“
Ich nickte und beobachtete das Treiben im Wasser.
Nach einer Weile kam etwas Wind auf. Das Mädchen Emba kam aus dem Wasser und setzte sich ins Handtuch gekuschelt auf einen Stein. Mir flogen lose Strähnen ins Haar und ich streckte die Hand aus, um sie ganz unbedacht hinters Ohr zu bekommen. Dummerweise hatte ich in diesem Moment nicht mehr an mein Handycap gedacht und ehe ich mich versah fiel ich auf die Seite, ich riss meinen Arm runter und stützte mich fluchend ab. Zwei Hände packten meine Seiten und halfen mir wieder auf, ich drehte den Kopf hinter mich und sah in Cailans amüsiertes Gesicht. „Vielleicht... sollten wir nachher noch im Physio- Raum vorbei sehen?“
„Reebecca ist erst....“
„Ich rede von uns. Deine Übungen kennst du doch.“
„Das musst du aber ni....“
„Vielleicht will ich es aber?“ Fragte er mich und ehe ich mich versah hatte er sich vorgebeugt und küsste mich ein zweites mal. Wieder war es nur ganz leicht und vorsichtig und wieder kribbelte es unheimlich in meinem Bauch. Wieder löste er sich fast sofort von mir. Ich hob dieses mal ganz bewusst meinen Arm an und packte seine Schulter, krallte mich in den Stoff seines Hemdes. Er sah mich überrascht an, ich genoss den Moment meines Triumphs und streckte mich ihm entgegen. Als sich unsere Lippen berührten, legte sich seine Hand in meinen Rücken und er zog mich näher. Im nächsten Moment hockte er über mir und drückte mich sanft hinunter. Er schaute mich fragend an, Emba neben uns war plötzlich fort. Verwundert blinzelte ich.
Seine Hand an meiner Wange holte meine Aufmerksamkeit zurück zu ihm und ich schaute ihm aufmerksam entgegen. Abgesehen von meinem Vater und Kate, war er der einzige der viele Teile aus meiner Vergangenheit kannte. Er war mir noch nie so nahe gewesen wie jetzt. Ich war aufgeregt, mein Bauch kribbelte, ich wollte ihn wieder küssen, gleichzeitig aber hatte ich eine Wahnsinns Angst ihm so nahe zu sein. Er legte eine Hand unter meine Brust die andere blieb an meiner Wange. „Ist gut, ruhig,“ sagte er leise und machte Anstalten wieder aufzustehen. Ich packte seinen Arm und schüttelte den Kopf. „Küss mich,“ hauchte ich.
„Sicher?“ Fragte er leise.
Ich nickte und er beugte sich sehr langsam herunter, ganz vorsichtig und küsste mich. Meine Hand glitt in seinen Nacken und gierig saugte ich an seiner Lippe, stieß mit der Zunge dagegen. Er keuchte verwundert und löste sich etwas, sah mich an. Ich schaute zurück. „Nicht aufhören,“ bat ich und er lächelte mich glücklich an. „Ich liebe dich, es ist mir egal wie lange ich warten muss, damit auch dein Vater damit leben kann.“ Er grinste mich an und ich ließ ihn los. „Cailan, ich....“
„Schon gut. Mir reicht es völlig wenn du hier bist und das tust, was du eben getan hast.“ Er beugte sich sehr langsam wieder näher. „Soll ich gehen? Oder dich... zurückbringen?“ Ich schüttelte den Kopf, stieß ihn dennoch von mir und als er neben mir lag stützte ich mich auf, legte meinen Kopf auf seine Brust. „Und.... wenn ich mir... gar nicht sicher bin, was ich will? Das... das ist alles... so neu, so...“
„Och wie süß! Weiß dein Lover, das du Kinder umbringst und mit Vorliebe jeden....“
Erschrocken riss ich die Augen auf und starrte auf den Jungen über mir. GALE!
Plötzlich war ich gar nicht mehr so dankbar, das die anderen uns Zeit alleine gegeben hatten. Ich spürte wie ich mich verkrampfte und alle alten Ängste wieder hochkamen, ohne Sam, Emma und Dad fühlte ich mich plötzlich schrecklich alleine. Ich spürte wie Cailan langsam aufstand und dann stand er zwischen Gale und mir.
Panik durchflutete mich, ich wusste, wozu Gale fähig war. Er hatte seinen Bruder Klippen runter geworfen und.... ich kämpfte mich in eine halbwegs aufrechte Position und starrte Gale trotz meiner Angst böse an. „Verschwinde endlich! Niemand hier glaubt dir!“
„Dein Vater womöglich nicht und Freunde dieses Gottes in weiß, aber die hier?“ Fragte er und grinste. Ich spürte wie mich jemand von hinten packte und aufsetzte, ich drehte den Kopf und sah Carolin. Hinter ihr kamen die anderen näher, zwei der Jungen hoben im näher kommen große Stöcke auf und einer schlug sich den schweren Ast selbst auf die Hand. Es war eindeutig, das sie alle bereit waren sich zu prügeln. Ich schaute von ihnen hinüber zu Gale. Er wirkte verunsichert, doch nur für Sekunden, dann zog er etwas unter seiner Weste hervor. „Ich sagte doch ich kriege immer was ich will!“
Drei mit dem hier.
Viel Spaß! Und verirre sich doch noch mal wieder jemand auf den Review- Button. Habt Dank!
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Gleam of hope
12. Heilende Wunden und Schrecken der Vergangenheit
Es hatte gedauert, aber jetzt fast drei Wochen nach dem Sturm schien Katherine manches mal tatsächlich wie ausgewechselt. Sie spielte mit Scarlett, sang ihr vorm einschlafen etwas vor und arbeitete bei der Physiotherapie mal mehr, mal weniger gut mit. Der ältere der beiden Jungen, von Evans hatte bei uns in der Klinik angefangen und wann immer er auch hier war, schien sie weniger Zeit für dunkle Gedanken zu haben.
Gestern hatte ich die beiden dabei beobachtet wie er ihr ein altes Funkgerät erklärt hatte und anschließend eine Verbindung mit einem Mädchen hergestellt hatte. Heute Morgen, vor etwa vier Stunden hatte sie an eben jenem Funkgerät gesessen und wieder mit jemandem geredet, aber auch immer wieder etwas geschrieben. Jetzt hatte ich endlich Zeit sie danach zu fragen, doch ich fand sie nicht. Also trat ich hinter den Schreibtisch mit dem alten Funk und öffnete ihre Block. Verwundert hob ich die Brauen.
„Was machst du da? Schnüffelst du deiner Tochter etwa nach?“
„Was? Nein. Äh... ja, sag mal Kate, wusstest du das sie zur Schule möchte?“
„Wie kommst du darauf?“
„Hier sieh mal. Das sieht aus wie die Aufgaben von Dennis Quaid gestern.“
Kate kam, schaute kurz auf die Aufgaben und schlug den Block zu, sie legte ihre Hände an meine Brust und lächelte breit. „Sie wird es uns schon sagen, mmh?“
„Du hast Recht und....“
„HAU AB! HILFE! WEG!“
„Das ist....“
„Kathie!“
x.x.x.x.x.x.x.x.x.x.x
Ich war draußen und genoss die Sonne, jetzt wo sie nicht mehr so heiß war. Außerdem wartete ich auf Cailan. Seine Schicht begann gleich und ich wollte mich für das Funkgerät bedanken. Es gab nicht viele in meinem Alter in der Umgebung, so viel wusste ich inzwischen, jetzt aber hatte ich die Namen und Frequenzen, wie ich die anderen erreichen konnte. Es war schon seltsam, was so ein paar kurze Gespräche bewirken konnten. Ich fühlte mich nur noch halb so alleine, wie noch vor ein paar Wochen. Ich schaute an meinen Beinen herunter und dachte daran, was Reebecca gesagt hatte. >Demnächst stellen wir dich auf die Beine.< Ich hatte gewaltig Angst davor.
Ich schloss die Augen und schüttelte den Kopf.
Nein, also wenn ich ehrlich war, dann hatte ich eher Angst davor, das es nicht klappte, als davor auf dem Boden zu landen. Ich fürchtete, das ich schon wieder enttäuscht würde. Ich traute der Tatsache nicht, das ich wieder Gefühl im Bein bekam.
Seufzend öffnete ich die Augen und sah mich einem Jungen mit Sommersprossen und einem breiten Grinsen im Gesicht gegenüber.
Mein Lächeln gefror. Ich kannte den Kerl. Und er war der letzte, den ich hier je erwartet hätte. Ich wich in meinem Stuhl zurück. Während er sich grinsend vorbeugte. „Na, sieh mal einer an.“, flötete der schwarzhaarige. „Wen haben wir denn da?“
Ich griff nach dem Joystick und wollte rückwärts fahren, ich wusste ich stand genau vor der Rampe zur Klinik. Doch er war schneller. Er packte grob mein Handgelenk und beugte sich gefährlich grinsend vor. „Jetzt pass mal gut auf, ich bekomme noch immer was ich will und... wie mir scheint, wird es jetzt leichter.“, er packte meine Haare, riss mir den Kopf nach hinten und kam dicht an mein Ohr. Ich bekam Panik, keuchte, mir wurde heiß. Er würde doch nicht hier? Doch würde er! „Wo immer du jetzt wohnst, mir werden sie glauben, wie immer.“
…. Glauben, Vertrauen....
>...gehörst jetzt zu uns, wie Scarlett..... Scarlett sag deiner Schwester Bye bye.... egal was auch geschieht, du bist meine Tochter, ich bin da und Kate. Versuch uns zu vertrauen....<
Ich holte Luft und schrie: „Hilfe! Hil.....!“
Ich trat mit dem rechten Fuß so kräftig nach ihm, wie ich konnte. PENG! Er klatschte mir mit der flachen Hand ins Gesicht. Für eine Sekunde starrte ich ihn bestürzt an. „HAU AB! HILFE! WEG!“
Als er wieder zu packen wollte, sah ich etwas, nein jemanden an der Straße und schrie: „HILFE! SAM! EMMA HILFE!“
„HEY! HEY WEG DA!“ Sam schmiss die Tasche die er hielt weg und stürmte auf mich zu. Gale ließ mich los, starrte mich böse an und rannte davon. „Mir glaubt jeder!“
Seine Drohung machte mir wirklich Angst und ich spürte die Tränen, als Emma vor mir in die Hocke ging und meine Hand von der Wange zog. „Ist ja gut, alles gut. Wir sind da.“
„Emma! Kathie!“
„DAD!“
Kaum das er sich hinunter beugte klammerte ich mich an ihn und weinte.
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Vor der Klinik fand ich sie nicht, so dass ich eilig nach hinten lief. Dort war ich kaum draußen, als ich Sam rufend hinter wem herlaufen sah und Emma vor dem Rollstuhl, meiner Tochter hockte. „Emma! Kathie!“
Ich stürzte die Treppen hinunter, als....
„DAD!“
Ich zuckte zusammen, das hatte sie noch nie gesagt, ich nickte stumm und legte die Arme um sie, als sie sich bereits an mich klammerte und immer wieder wiederholte. Er sei hier. Sie war völlig aufgelöst. Entschieden löste ich mich von ihr, öffnete den Gurt und hob sie aus dem Stuhl, Sam kam zurück, wie ich aus den Augenwinkeln sah, im Moment aber war es mir egal.
Ich brachte Katherine in mein Büro und setzte sie dort auf meinen Bürostuhl, nahm mir selber den Drehhocker und setzte mich vor sie, die Füße vor ihre, damit sie nicht runterrutschte.
„Kathie, Katherine sieh mich an. Sieh mich an!“, bat ich leise, Kate war uns zwar gefolgt, hielt sich jetzt aber zurück.
Endlich sah Katherine mich an, ängstlich, unsicher. Ich strich ihr das Tränennasse Haar aus der Stirn. „Katherine, wer ist hier? Wer war bei dir?“
Sie schüttelte den Kopf. Ich seufzte. Ich sah mich vor dem einzig wirklichen Dilemma, das ich mit ihr noch hatte. Vertrauen. Sie konnte uns noch immer nicht vertrauen. Alleine Scarlett gegenüber zeigte sie inzwischen Vertrauen zu sich selbst, sonst kaum und anderen gegenüber schon gar nicht. Ich musterte die Schiene um ihr Bein und dachte an die Fortschritte der letzten Wochen. Ich schloss kurz die Augen, dann packte ich sie an den Seiten und zog sie mit einiger Mühe, doch entschieden hoch. Erschrocken starrte sie mich an. „Nicht, ich... ich kann doch nicht, ich....“
„Du stehst doch schon.“, unterbrach ich sie ruhig und versuchte sie anzusehen, doch ihr Blick zuckte ängstlich von meinen Armen zum Boden. „Katherine. Kathie, du stehst. Ich halte dich, du wirst nicht fallen.“ Ihr Blick huschte zu mir, ich nickte, „Ich... lass dich nicht fallen.“, wiederholte ich. Ganz langsam entspannte sie sich ein wenig und ihre Finger lösten sich von meinem Handgelenk, legten sich locker auf meine Unterarme. Sie musterte mich.
Ich nickte erneut. „Vertrauen?“ Fragte ich leise.
Sie sah mich besorgt an.
„Wer war da draußen.“, fragte ich leise und setzte sie zurück auf den Stuhl, mich wie zuvor, ihr gegenüber.
„Gale.“, flüsterte sie und schloss panisch die Augen, ehe sie aufsah. „Gale.“, wiederholte sie etwas lauter und sah mich bittend an. Ich nickte und stand auf, nahm ihr Gesicht in die Hände und küsste ihre Stirn. „Ich glaube dir, hörst du? Was immer er erzählen mag, ich, wir glauben dir.“
Sie nickte und Kate kam näher, legte ihre Hand auf Katherines Arm. „Darf Geoff es mir erzählen, was er... weiß?“
Katherine nickte und griff meine Hand. „Ich... ich hab Angst, er.... er hat gesagt... er... er kriegt was er will. Er... er wollte schon damals mich, um....“ Sie brach ab und schüttelte den Kopf.
„Du gehst nicht alleine raus, hörst du? Oder alleine mit deiner Schwester, klar? Wir werden immer bei dir sein und....“
Es klopfte und zu meiner Überraschung stand mir ein fremder Mann gegenüber der mich und dann meine Tochter böse ansah, doch sein Blick war nichts im Gegensatz zu dem der Frau hinter ihm. Mir ahnte böses. Ich stellte mich vor Katherine, ohne ihre Hand loszulassen. „Dies ist ein Arztzimmer und ein Behandlungsraum, da stürmt man nicht einfach herein!“, wies ich die Neuankömmlinge zurecht, deutete dabei auf die Tür hinter ihnen. Die zwei aber rührten sich nicht von der Stelle, starrten mich nur böse an. „Dieses Mädchen!“, der Mann spuckte die Worte förmlich aus, „hat Gales Bruder auf dem Gewissen und... sie hat ihn eben angegriffen!“
Ich wollte protestieren, doch Kate war schneller und trat sogar um den Schreibtisch herum. „Unsere Tochter? Nun, unser Pilot und seine Frau haben das ganze irgendwie anders gesehen. Er hat sie geschlagen, sie hat sich gewehrt!“ Kate hob drohend die Hand. „Außerdem, sitzt unsere Tochter im Rollstuhl, wie bitte, soll sie ihren Sohn angegriffen haben?“
„Ach und wo ist dann der Rollstuhl und....“
„Doc? Brauchen Sie Hilfe?“
„Ah, Jack, ja.“, ich kam nun ebenfalls um den Tisch herum, nach einem letzten Blick auf meine Tochter und reichte dem eintretenden Sheriff die Hand. „Sergeant Carruthers, ich will diesen jungen Mann anzeigen, wegen tätlichem Angriff und Körperverletzung, so wie psychischer Gewalt und Freiheitsentziehung meiner Tochter.“
„Freiheits, aber er hat....“
„Heute nicht, aber als sie zusammen Pflegekinder waren und meines Wissens gibt es da Verjährungsfristen.“
„Das sind starke Anschuldigungen Geoff.“
„Frag Sam und Emma, die haben gesehen, was er eben gemacht hat.“
„In dem Fall muss ich sie bitten dieses Büro sofort zu verlassen und sich der Familie Standish nicht näher als auf hundert Meter zu nähern.“
„Das ist doch....“
„Ein Befehl, wenn Sie nicht in die Zelle wollen! Mitkommen.“
Als ich die Tür schloss und mich zu Katherine herumdrehte spiegelte sich in ihrem verweinten Gesicht Unglauben, Dank und noch etwas, das fast gleich wieder verschwand. „Du....“
„Alles ist gut. Er wird dir nichts tuen.“
„Aber... aber ihr müsst morgen weg und dann....“
„Ich denke, Sam und Emma werden nichts gegen Besuch, haben? Oder Vic?“, fragte Kate und ich schüttelte den Kopf. „Sicher nicht.“
Katherine starrte uns beide erschrocken an. „Aber... aber da sind die doch sicher auch und....“
„Nein sie fahren mit dem Wohnwagen hier durch, hat Jack gesagt,“ beruhigte ich sie und ging zu ihr zurück. „Sie werden alle aufpassen.“
Katherine nickte unsicher und ich hob sie hoch. „Komm wir gehen essen. Kate? Lass uns Feierabend machen.“
Kate nickte und öffnete uns die Tür, draußen erwarteten uns die anderen und Sam brachte uns den Rollstuhl, stellte die Bremsen ein. Auch Chris und Claire kamen rasch näher und beide gleichzeitig redeten auf Kate und mich ein. Das einzige was ich wirklich verstand war etwas von Morgen und tauschen. Ich schüttelte den Kopf. „Ihr habt oft genug unsere Schichten übernommen. Wir werden morgen fliegen. Emma? Sam? Denkt ihr zwei ihr schafft das eineinhalb Tage mit den beiden?“
Ein wenig überrumpelt sahen sie sich an, auch in den anderen Gesichtern spiegelte sich plötzlich etwas das weit mehr als Überraschung war. Ich runzelte die Stirn.
„Was ist los, Leute?“
Sam rieb sich ein wenig betroffen den Nacken. „Naja, Broken Hill hat sich eben gemeldet und... ähm... der Postflieger bringt uns gleich Joshua, den kleinen aus der Sturmnacht.“
Kate und ich lächelten und sie lief direkt zu Emma und umarmte sie. „Hey! Das freut mich für euch.“
Emma nickte, löste sich von Kate und fasste Sams Arm. „Komm schon, das schaffen wir schon, mmh? Er ist ein Baby und Kathie kann helfen. Ich bleibe morgen und übermorgen einfach der Arbeit fern und dann klappt das schon.“
„Sicher? Ich meine....“
„Sam.“
Er nickte und sah mich an. „Na, dann... sehen wir mal, was Vic dazu sagt.“
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Vic hatte wahrlich nicht viel dazu gesagt, bis auf die Tatsache, das Nancy sicherlich jederzeit helfen würde und er nun wenigstens einen Grund habe, das Pack, wie er es nannte nicht hinein zu lassen. Er schien recht zufrieden, bat sogar zwei Urlauber darum das Zimmer zu tauschen und quartierte uns, samt Emma und Sam in die so freigewordenen Zimmer ein, da sie eine Verbindungstür hatten. In der letzten Nacht war es etwas eng geworden, zumindest bei mir, denn Kate und mein Vater hatten das Doppelbett genommen, ich ein aufgestelltes Gästebett und das Reisebett von Scarlett hatte ja auch noch im Raum gestanden. Dafür würde ich diese Nacht um so mehr Platz haben. Scarlett würde dann bei Sam und Emma sein, ich alleine.
Jetzt aber waren wir alle am Flugplatz und verabschiedeten Kate und unseren Vater, die von Johnno geflogen wurden.
Zurück in der Stadt wartete ich unten im Pup darauf, das Emma Josh hingelegt hatte, ehe ich unser Essen bestellte. Scarletts Gläschen stand vor mir und sie saß im Hochstuhl neben mir. Ich grinste als sie mir munter erzählend die Lampen und Bilder im Raum zeigte. Scarlett liebte diesen Ort, noch mehr den Biergarten, mit den unzähligen bunten Lichtern. Ich lächelte und rief sie leise. „Scarlett? Scar-lett!“ ich seufzte und schüttelte den Kopf. „Cari, ja wo ist denn Cari?“
Scarlett schaute mich fragend an und ich streckte die Hand mit dem Löffel aus. „Da kommt das Flugzeug, da.... kommt das Flugzeug. Luke.... auf!“
Kichernd und strahlend öffnete sie ihren Mund und begann die kleinen Nudelstücke zu kauen, ehe sie schluckte. „Ah....ih...na... ahh daa!“ Rief sie begeistert, kaum das der Mund leer war, schüttelte dann jedoch den Kopf und drehte ihn weg, als der Löffel kam. Ich seufzte. „Da... kommt der Flieger?“
Scarlett klatschte in die Hände und nickte ruckartig. „Ahh..aiijaah!“
Ich nickte und führte den Löffel in kreisenden Bewegungen zu ihrem Mund. Plötzlich sah sie weinend hinter mich. Ich wollte mich umdrehen als etwas kräftig gegen meinen Arm schlug, der Löffel fiel zu Boden. Ich zog die Hand zurück. „Was zum....“ Ich schwieg als ich ihn sah und überlegte fieberhaft, wie ich ihn abhalten sollte Scarlett etwas zu tuen. Er strich meiner zitternden, weinenden Schwester über das feine blond- braune Haar. „Na so was? Lassen dich Momy und Daddy also immer noch alleine? Die wissen wohl nichts von Bennylein?“
Ich spürte die Tränen und meinen Zorn, bemühte mich aber um Ruhe und blickte zur Tür. Ich wusste Vic würde gleich wieder kommen, immerhin brachte er nur den Müll raus. Gale lachte kalt. „Der Alte? Vergiss ihn! Die Tür ist abgeriegelt.“
Ich starrte ihn voller Angst an, dann aber fiel mir ein, das außer Emma und mir noch jemand hier war. Jemand, der mich erst heute Morgen unerwartet geküsst hatte. „CAIL!“
Ich hörte oben Emma die nach uns rief und wollte antworten, als mir eine Hand den Mund zu hielt und er die zweite Hand, nach Scarlett ausstreckte, er griff ihren Arm und sie schrie auf. Flehentlich sah ich ihn an. Er grinste. „Mach das nochmal und ich.....“
„HE! RAUS! WEG DA! Ich ruf den Sheriff!“
Erleichtert atmete ich aus. Gale rannte zur Tür, ich hörte den Riegel und wie er davon rannte, etwas fiel zu Boden und Vic fluchte. „Na, warte, das melde ich!“
Er kam eilig herein und Emma stürzte samt Baby die Treppen herunter. Während Cailan sich mit Scarlett neben mich setzte und die Kleine, ohne loszulassen auf meine Knie setzte. Scarlett schmiegte sich sofort an mich und ich drückte sie. Noch immer weinend schaute ich ihn dankbar an. „Danke dir.“
Er nickte und strich mir über die Wange, Vic rief in der Zeit bei Jack Carruthers an und Emma setzte sich mit Josh im Arm. „Ich …. ich hätte euch zwei nicht alleine....“
Ich schüttelte den Kopf. „Er hätte es trotzdem versucht.“
„Eins verstehe ich nicht....“, Cail blickte mich ernst an. „....du hast heute morgen gesagt, das er... naja... immer gesehen hat, das ihn alle für den lieben kleinen Engel halten. Warum riskiert er hier dann erwischt zu werden?“
„Er muss hier nicht auf Gutjunge tuen.“, warf Vic ein und kam nun ebenfalls näher. „Niemand hier würde ihm glauben, wenn er nur etwas Verstand hat, dann ist ihm das nach der Anzeige gestern klar.“ Ich nickte betroffen und nickte. „Er hat sich auch bei Keil nicht mehr bemüht, nach dem der ihn durchschaut hatte, aber versucht ihn aus dem Weg zu bekommen.“ Ich sah hinunter auf Scarlett die sich langsam beruhigte. „Cailan? Er... hat ihren rechten Arm eben ganz grob gepackt und jetzt passt sie die ganze Zeit auf, das der mich nicht berührt.“
Emma sah mich besorgt an und Cailan schob die Kleine mit dem Rücken zu mir auf meine Knie, griff vorsichtig nach ihrem Oberarm und sah sich den Unterarm genau an. Scarlett wehrte sich und begann zu weinen, sobald er ihren Unterarm berührte. „Cailan?“
„Hat er ihr was getan?“
„Ich weiß nicht, zur Sicherheit sollten wir gleich in der Klinik mal röntgen.“
Ich nickte und Emma ebenso. „Mir reichts jetzt, ich hole den Kinderwagen runter, ich lasse keinen der drei mehr alleine, dieser Junge ist ja übergeschnappt.“
Jack kam rein, sah sich alarmiert um und Vic nahm ihn gleich mit zur Bar und begann zu erzählen. Nachdem ich ihm den Ablauf beschrieben hatte, verließen wir den Pub. Jack brachte uns bis zur Klinik und ging dann zu seinem Auto. Er wollte Verstärkung aus Broken Hill und einen Richter.
Das Röntgen ergab, das sie nichts gebrochen hatte. Chris saß Momente später mit Scarlett im Arm auf einer Liege und Cailan strich Voltaren auf ihren Arm, ehe er ihn dick verband und ein buntes Pflaster draufklebte. Grinsend sah er sie an. „Sieh mal Scarlett ein Schmetterling und eine Blume.“
„Ah...aaah!“ Sie nickte und sah zu mir, zeigte auf das Pflaster. Chris nickte und reichte die Kleine an Cailan zurück. „So ihr drei, ich denke, ihr solltet dann jetzt Emma erlösen und Cailan? Bleib doch bei den Mädchen, mmh? Hier ist heute nichts mehr los.“
„Sicher?“
Chris nickte und scheuchte uns mit eindeutiger Geste hinaus.
Während Emma später am Nachmittag mit den beiden Kleinen und Sam im Pub war, nahm Cailan mich mit zum Fluss. Emba und zwei andere Jugendliche, die ich inzwischen vom Funk kannte badeten dort im Wasser, oder saßen auf einer Decke im Sand und beobachteten. Cailan sah mich herausfordernd an. „Auch auf die Decke?“
„Ich.... weiß nicht.“
„Ach komm, was soll er denn hier machen, mmh? Hier sind zu viele Leute.“ Er tickte mich an und zeigte einige Meter weiter. „Sieh mal, Marty, Penny und Annie. Vertrau mir, zu viele Leute, das wagt er nicht.“
Unsicher nickte ich schließlich und löste selber den Gurt. Er grinste und löste die Armstütze. „Fertig?“
Ich nickte und er hob mich aus dem Rollstuhl, brachte mich zur Decke und setzte mich ab. Abwartend schaute er mich an. „Sitzt du?“ Ich nickte einen Moment später und er löste sich von mir. „HEY Leute! Begrüßt Katherine, die Tochter vom Doc!“
Aus dem Wasser hoben sich winkende Arme und Cailan stellte mir die drei vor. Neben mir auf der Decke sah mich das rothaarige Mädchen lächelnd an. „Hi, ich bin Carolin,“ sie sprach den Namen anders aus als ich ihn je gehört hatte und verwundert musterte ich sie. Sie grinste. „Ich komme aus Deutschland, nenn mich Caro, oder Lin, Lin sagen fast alle hier.“
Ich nickte und beobachtete das Treiben im Wasser.
Nach einer Weile kam etwas Wind auf. Das Mädchen Emba kam aus dem Wasser und setzte sich ins Handtuch gekuschelt auf einen Stein. Mir flogen lose Strähnen ins Haar und ich streckte die Hand aus, um sie ganz unbedacht hinters Ohr zu bekommen. Dummerweise hatte ich in diesem Moment nicht mehr an mein Handycap gedacht und ehe ich mich versah fiel ich auf die Seite, ich riss meinen Arm runter und stützte mich fluchend ab. Zwei Hände packten meine Seiten und halfen mir wieder auf, ich drehte den Kopf hinter mich und sah in Cailans amüsiertes Gesicht. „Vielleicht... sollten wir nachher noch im Physio- Raum vorbei sehen?“
„Reebecca ist erst....“
„Ich rede von uns. Deine Übungen kennst du doch.“
„Das musst du aber ni....“
„Vielleicht will ich es aber?“ Fragte er mich und ehe ich mich versah hatte er sich vorgebeugt und küsste mich ein zweites mal. Wieder war es nur ganz leicht und vorsichtig und wieder kribbelte es unheimlich in meinem Bauch. Wieder löste er sich fast sofort von mir. Ich hob dieses mal ganz bewusst meinen Arm an und packte seine Schulter, krallte mich in den Stoff seines Hemdes. Er sah mich überrascht an, ich genoss den Moment meines Triumphs und streckte mich ihm entgegen. Als sich unsere Lippen berührten, legte sich seine Hand in meinen Rücken und er zog mich näher. Im nächsten Moment hockte er über mir und drückte mich sanft hinunter. Er schaute mich fragend an, Emba neben uns war plötzlich fort. Verwundert blinzelte ich.
Seine Hand an meiner Wange holte meine Aufmerksamkeit zurück zu ihm und ich schaute ihm aufmerksam entgegen. Abgesehen von meinem Vater und Kate, war er der einzige der viele Teile aus meiner Vergangenheit kannte. Er war mir noch nie so nahe gewesen wie jetzt. Ich war aufgeregt, mein Bauch kribbelte, ich wollte ihn wieder küssen, gleichzeitig aber hatte ich eine Wahnsinns Angst ihm so nahe zu sein. Er legte eine Hand unter meine Brust die andere blieb an meiner Wange. „Ist gut, ruhig,“ sagte er leise und machte Anstalten wieder aufzustehen. Ich packte seinen Arm und schüttelte den Kopf. „Küss mich,“ hauchte ich.
„Sicher?“ Fragte er leise.
Ich nickte und er beugte sich sehr langsam herunter, ganz vorsichtig und küsste mich. Meine Hand glitt in seinen Nacken und gierig saugte ich an seiner Lippe, stieß mit der Zunge dagegen. Er keuchte verwundert und löste sich etwas, sah mich an. Ich schaute zurück. „Nicht aufhören,“ bat ich und er lächelte mich glücklich an. „Ich liebe dich, es ist mir egal wie lange ich warten muss, damit auch dein Vater damit leben kann.“ Er grinste mich an und ich ließ ihn los. „Cailan, ich....“
„Schon gut. Mir reicht es völlig wenn du hier bist und das tust, was du eben getan hast.“ Er beugte sich sehr langsam wieder näher. „Soll ich gehen? Oder dich... zurückbringen?“ Ich schüttelte den Kopf, stieß ihn dennoch von mir und als er neben mir lag stützte ich mich auf, legte meinen Kopf auf seine Brust. „Und.... wenn ich mir... gar nicht sicher bin, was ich will? Das... das ist alles... so neu, so...“
„Och wie süß! Weiß dein Lover, das du Kinder umbringst und mit Vorliebe jeden....“
Erschrocken riss ich die Augen auf und starrte auf den Jungen über mir. GALE!
Plötzlich war ich gar nicht mehr so dankbar, das die anderen uns Zeit alleine gegeben hatten. Ich spürte wie ich mich verkrampfte und alle alten Ängste wieder hochkamen, ohne Sam, Emma und Dad fühlte ich mich plötzlich schrecklich alleine. Ich spürte wie Cailan langsam aufstand und dann stand er zwischen Gale und mir.
Panik durchflutete mich, ich wusste, wozu Gale fähig war. Er hatte seinen Bruder Klippen runter geworfen und.... ich kämpfte mich in eine halbwegs aufrechte Position und starrte Gale trotz meiner Angst böse an. „Verschwinde endlich! Niemand hier glaubt dir!“
„Dein Vater womöglich nicht und Freunde dieses Gottes in weiß, aber die hier?“ Fragte er und grinste. Ich spürte wie mich jemand von hinten packte und aufsetzte, ich drehte den Kopf und sah Carolin. Hinter ihr kamen die anderen näher, zwei der Jungen hoben im näher kommen große Stöcke auf und einer schlug sich den schweren Ast selbst auf die Hand. Es war eindeutig, das sie alle bereit waren sich zu prügeln. Ich schaute von ihnen hinüber zu Gale. Er wirkte verunsichert, doch nur für Sekunden, dann zog er etwas unter seiner Weste hervor. „Ich sagte doch ich kriege immer was ich will!“