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The Flying Doctors - Gleam of Hope

Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Familie / P16 / Gen
05.07.2014
29.09.2014
14
36.085
2
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05.07.2014 4.042
 
Huhu!
Hier kommt das nächste Kapi, viel Spaß damit!

LG Dani


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Gleam of hope



11. Schrecken der Vergangenheit

Es war hell als ich das nächste mal aufwachte und mich umsah. Geoff stand mit dem Neugeborenen im Arm am Fenster und blickte hinaus. Das Baby wiegte er in seinen Armen und es saugte an seinen Fingern. Er schien besorgt, ich stand auf und ging zu ihm. „Geoff?“
Er drehte sich langsam zu mir herum, wiegte weiter das Baby in seinen Armen. „Geoff? Du wolltest mich doch wecken.“
Er schüttelte den Kopf und hob traurig den Blick. „Das... war nicht nötig, sie... ist vor zwei Stunden gestorben,“ sagte er leise und sein Blick glitt wieder hinaus. „Kate? Wir müssen nach Hause. Und er braucht Milch und ein Wärmebettchen, er hält die Temperatur nicht.“
Ich nickte und strich dem winzigen Baby über die Wange. „Wie sieht es dort draußen aus?“
„Ich weiß nicht, Vicky ist losgefahren um es herauszufinden. Aber nach dem Zustand des Baches, gab es eine Springflut, ich würde mich wundern, wenn Sam einen Ort zum landen findet, oder wir eine freie Straße.“
„Was willst du dann machen?“
„Ich hoffe wirklich, das wir darüber nicht nachdenken müssen. Außer Tee haben wir hier nichts.“

Vickys Wagen hielt vor dem Haus und er reichte mir das Baby, er lief eilig los und ich folgte langsam. Am Gästezimmer blieb ich kurz stehen und sah hinab auf das junge Mädchen das dort lag, kaum neunzehn, wenn ihre Altersangabe stimmte und sie war tot, weil wir nicht genug hier gehabt hatten, um ihr zu helfen. Ich schloss seufzend die Augen und ging hinunter. Ich wusste und verstand zu gut, warum Geoff den Kleinen unbedingt hier raus und zumindest zu uns bringen wollte. Wir hatten ein Rotlicht, Milchpulver, wenn auch für ältere Kinder und in der Nähe viele Felder zum landen. Hier gab es nur das eine unten am Fluß und bei einer Springflut....
Ich schüttelte den Kopf und ging weiter.

„Die Straße ist ab der Gabelung zu. Nicht passierbar, aber zu Fuß kommt man bis zur Schlucht. Gabby Riders wartet dort auf euch. Allerdings müsst ihr da über einiges Geröll klettern.“
Ich schaute hinüber zu Geoff und nickte. Er schüttelte aber den Kopf. „Ich gehe, du nicht. Dein Fuß.“
„Das geht schon, du trägst ihn.“
„Kate....“
„Nein Geoff, wir gehen beide. Ich will nach Hause. Irgendetwas stimmt da nicht.“
Er nickte und sah hinüber zu Vicky. „Habt ihr noch irgendein Tragegeschirr für Kinder?“
Sie schüttelte den Kopf. „Aber Laura hat immer ein Tuch benutzt, ich weiß wie es angelegt wird und wir können den Kleinen noch mit Seilen sichern.“
Ich bemerkte, das Geoff der Gedanke nicht gefiel, doch als der Kleine in meinen Armen schwach zu jammern begann nickte er. „Wir haben keine Wahl, er braucht dringend was mehr als Tee und ein Wärmebett, oder zumindest Wärmelicht.“
Vicky nickte. „Ich hole Tücher, Decken und für euch andere Kleidung.“

Eine halbe Stunde später waren wir im Wagen, Geoff hatte den Kleinen vor der Brust und ich das nötigste aus unseren Taschen in Beuteln verpackt, in einem Rucksack. Vicky würde den zweiten neben mir mitnehmen. Nach der Hälfte der Zeit, die wir zum packen gebraucht hatten, erreichten wir die Gabelung bei Shattered Point. Das Ausmaß der Sturmschäden schien sich hier tatsächlich gebündelt zu haben. In der Talsenke noch weiter unten stand das dunkle Wasser, einige Tierkadaver schwammen darinnen und die Straße war unter Geröll, Matsch und den Resten einiger Bäume verschwunden. Wir wurden schon erwartet. Gabbys Söhne und Töchter, alles ambitionierte Kletterer und bei der Feuerwehr, hatten Seile gespannt und begrüßten uns nun. Ich hatte die drei lange nicht gesehen, doch sie sahen gut aus und die zwanzigjährige Emba erklärte sie ginge vor, wir sollten ihr folgen, ihre Brüder würden uns helfen.

Ich wusste später nicht wie oft ich ausgerutscht war, oder wie oft genau ich nach einem Fehltritt beinahe abgerutscht wäre. Ich wusste jedoch genau, das es jedes mal das Sicherungsseil und auch Garry gewesen waren, die verhindert hatten das ernstlich was geschah. Dann waren wir endlich unten bei Gabby und die alte Dame deutete auf den Jeep, reichte uns ihren Schlüssel. „Cody, oder einer der Arbeiter holen den Wagen die Tage bei euch ab. Wir machen jetzt erst einmal die unbenutzte Piste oben bei Roberts frei, man weiß ja nie und dann die Straße.“
„Danke für Ihre Hilfe Gabby,“ sagte Geoff und lächelte ihr freundlich zu.
„Nicht zu danken Doc. Oh... hier, das ist unsere Telefonnummer. Cody hat so ein... Satellitentelefon.
Wenn Sie jemanden hier draußen erreichen wollen, rufen Sie uns an.“
„Danke Gabby,“ wiederholte ich, tätschelte ihre Schulter und sie nickte schlicht. „Aber klar, Nachbarn helfen sich doch, Kleines.“ Ich musste schmunzeln, als sie mich so nannte. Aber von ihrem Standpunkt aus, hatte sie wohl Recht, sie war fast siebzig. Hatte neun Kinder, drei von einem Aborigine, das hatte ihr damals nicht nur Freunde eingebracht. Ich drehte mich am Wagen noch einmal zu ihr um und sah dann zu Geoff. „Sollen wir tauschen?“
„Nein, fahr du, im Moment ist er warm und schläft wieder.“

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Zu Hause hielt Kate an und starrte auf den Jeep vom alten Buck. Ich wusste, ebenso wie sie, dass der Blinde Alte nicht mehr selber fuhr und auch warum er den Jeep dort überhaupt noch hatte. Für uns, wenn wir zu einem Einsatz hergerufen wurden. Kate riss den Schlüssel ab und sprang aus dem Auto. „Penny?!“
Ich lief ihr nach, froh, das selbst ich sie kaum gehört hatte, da die Garage gerade einkrachte. Ich seufzte. Das Ding wollte sie ohnehin neu machen, dachte ich und folgte ihr eilig. Kurz vor der Tür, ehe sie noch einmal rufen konnte griff ich nach ihrem Arm. „Warte doch erst, womöglich ist sie ja mit dem Auto gefahren, mit unserem könnte es gestern durchaus unmöglich gewesen sein, mmh?“
Kate nickte wenig überzeugt und ich strich ihr über die Wange. „Nach der Nacht, lass sie schlafen.“
Sie nickte erneut, ich sah wie sie sich zwang ruhig zu bleiben, nickte dennoch und versteckte vor ihr, das gebrochene Türschloss, das ich eben entdeckte. Ein mulmiges Gefühl überkam mich.
Dann schrie Kate erstickt auf, bückte sich und hob etwas auf. Mir war als setzte mein Herz einen Augenblick aus und ein eisiger Stich durchfuhr mich. Natürlich kannte auch ich diese Jacke. Es war die eines unserer Piloten. Aber Sam war mit Chris und Guy am anderen Ende unseres Gebietes und sonst war keiner... Ich öffnete den Mund, um zu rufen, als....

„Chris?“
Sam kam uns eilig entgegen hinter mir sank Kate auf der Treppe zusammen. „Nein, nein, bitte... wer? Sam wer ist....“

„Geoff! Kate!“ Chris kam zu uns, sah mich kurz an, runzelte über meine Last die Stirn und lief weiter zu Kate. „He, es ist alles gut. Es geht allen gut. Penny kam aber gestern nicht durch.“
„Aber ihr wart.... ihr fliegt doch nicht ohne Grund....“
„Wir hatten einen. Scarlett.“
Kates Blick fuhr panisch zu ihrer Freundin hinauf, doch die hielt sie unten auf der Treppe und schüttelte lächelnd den Kopf. „Sie bekam Fieber, ziemlich hoch und... einen Asthmaanfall. Jorrick Evan hat letzte Nacht seinen Bruder via Motorcross Bike hergebracht und der hat sich um die beiden Mädchen gekümmert, bis wir gegen zwei, hier waren. Es ist alles gut, Kate, die zwei schlafen oben.“
„Aber Asthma? Chris, sie hatte noch nie....“
„Sie ist stark erkältet, ich vermute es kommt daher. Womöglich hat sie am Wochenende doch mehr Sand abbekommen, bei dem Sturm, als ihr gedacht habt.“
Ich nickte, ließ die Seile fallen und ging zu Chris. „Hier, acht Wochen zu früh, kräftiger Herzschlag, aber er hält die Temperatur nicht und muss dringend Trinken. Sam? Du findest Rotlicht und Milchpulver, alles was Chris braucht unten in der Praxis.“
„Wo, ist die Mutter?“
„Tot. Der Blutverlust war zu stark, am Ende.... konnte ihr Herz nicht mehr.“ Ich schüttelte den Kopf. „Ich glaube auch nicht, das wir je erfahren werden, wer sie war, denn... sie war sicher keine neunzehn, wie sie gesagt hat.“
„Was... passiert jetzt mit dem Kleinen?“ Fragte Sam weiter.
„Erst einmal wirst du jetzt Rotlicht und Milch holen, damit er endlich was zu essen bekommt.“ „Geoff? Wann ist er geboren?“
„Um 11: 58 Uhr. Komm Kate, wir gehen rauf.“ Ich reichte ihr eine Hand, zog sie hoch und ging mit ihr in den oberen Teil unseres Hauses. Ließ die anderen beiden mit dem Baby alleine.

Auf dem Korridor lag eine zerbrochene Vase, die Kommode und der Türrahmen zum Kinderzimmer zeigten eindeutig Spuren, als sei etwas dagegen gefahren. Wir sahen uns alarmiert an, dann aber entspannte ich mich. „Der Rollstuhl?“
Kate zuckte die Achseln. Da im Kinderzimmer nichts war, gingen wir nach links zum alten Gästezimmer, das nun Katherine gehörte. Leise schob Kate die Tür auf und schlug die Hand vor den Mund. Scarlett zog sich eben an der Jugendlichen hoch und strahlte sie freudig an. „Ieb?“ Fragte sie voller ernst und Katherine nickte lachend. Mit ihrer rechten Hand, strich sie der jüngeren über die Wange und durch das Haar. „Lieb, ja.“, sagte sie leise, „Aber... erschrecke mich ja nie wieder so Kleines,.... hörst du Cari?“
Wir sahen uns verdutzt an, bisher hatte niemand unserer Kleinen einen Spitznamen gegeben, doch Kates Blick verriet mir, das es ihr, obwohl sie immer vehement dagegen gewesen war, nichts ausmachte. Ich lächelte unwillkürlich und beobachtete weiter. Scarlett patschte gegen Katherines Brust und wiegte ihren Kopf, summte. „Aah!“ Machte sie. „Aah...mh ahh,“ Sie patschte auf Katherines Mund.

„Twinkle, twinkle, little star,

How I wonder what you are.

Up above the world so high,

Like a diamond in the sky.


When the blazing sun is gone,

When he nothing shines upon,

Then you show your little light,

Twinkle, twinkle, all the night.


Twinkle, twinkle, little star,

How I wonder what you....“


„Wusstest du, das....“
Kate schüttelte den Kopf. „Sie hat eine schöne Stimme.“, flüsterte sie und lehnte sich gegen mich. Ich nickte und fühlte mich plötzlich sehr erleichtert. Ich musterte meine Frau. „Denkst du... denkst du... es war womöglich zu etwas gut?“
Kate schaute von mir zurück in den Raum und zuckte die Achseln. „Warten wir es ab, aber... das hier... das ist ein schönes Bild.“
Ich nickte und küsste meine Frau auf die Stirn. „Gehen wir rein?“
Sie nickte und öffnete die Tür ganz.

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„....you are.

As your bright and tiny spark,
Lights the traveller in the dark.
Though I know not what you are,
Twinkle, twinkle, little star.

Twinkle, twinkle, little star.
How I wonder what you are.
Up above the world so high,
Like a diamond in the sky.

Twinkle, twinkle, little star,
How I wonder what you are.“

Ich tippte Scarlett die lachend auf den Hosenboden fiel grinsend auf die Nase. „How I wonder what you are.“
Sie kicherte und die Zimmertür knarrte, die Kleine drehte sich herum und ich folgte ihrem Blick. Sicher hatten die anderen bemerkt, das wir wach waren. Aber es war keiner der Helfer aus der Nacht. Ich sah mich den erleichterten Blicken von Scarletts Eltern gegenüber. Besorgt musterte ich sie. Sie bewegten sich nicht, absolute Stille. Ich hasste so was, rasch sah ich auf die Matratze.
„Ah!“ Meldete sich Scarlett und krabbelte ans andere Bettende, streckte ihre Arme den Eltern entgegen. „Ah...mh...ah.... maah maa!“
Mein Kopf ruckte herum, ich starrte die Kleine an und Kate stürzte vor. „Geoff!“
„Ja, ich habs gehört.“, sagte er, legte die Arme um Kate und küsste die Stirn seiner Kleinen. „Sie ist noch warm. Geb ihr ein Zäpfchen.“ Kate nickte und wollte sich schon umdrehen, blieb dann aber stehen und sah mich an. „Danke Katherine.“ Sie nahm die Hand ihrer kleinen Tochter winkte uns damit zu. „Sag bis später Scarlett, bis später Daddy, bis später große Schwester.“

Ich sah ihr verblüfft nach, keine Standpauke, ich hatte einiges im Flur kaputt gemacht und Scarlett war krank geworden und sie sagte Danke?“ Unsicher schaute ich zu Geoff auf. Er kam um das Bett herum und setzte sich zu mir auf die Bettkante. „Wie geht es dir?“
„Ich... ich weiß nicht? Ich... wann muss gehen?“
Ich entschied es nicht aufschieben und nicht hinter netten Worten verstecken zu wollen. Sollte er es nur gleich und direkt sagen und ich wusste Bescheid.

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„Gehen?“ Ich musterte sie verblüfft und entdeckte in ihren Augen die alte Verbitterung und versteckte Angst. Ich griff nach ihrem Kinn, als sie sich abwandte drehte ihren Kopf, damit sie mich ansehen musste. Er erinnerte sich daran wie sehr sie am Anfang darauf bedacht gewesen war nicht aufzufallen, nichts ungefragt in die Hand zu nehmen, wie entsetzt sie über das eine kaputte Glas gewesen war, rasch schüttelte er den Kopf. „Warum solltest du gehen? Wegen der kaputten Vase? Katherine, du hast alles richtig gemacht. Du hast Hilfe geholt.“
„Nein, ich... ich konnte doch gar nichts machen, nichts.... nur... nur....“
Tränen liefen über ihre Wangen und sie sah mich völlig verzweifelt an.
„Katherine, Katherine.....“, doch es hatte keinen Sinn, sie weinte und hörte gar nicht zu. Ich sah wie sie zitterte, ich öffnete den Mund, aber....
„Ich... ich wollte das nicht, ich.... immer wird das Kind krank, wenn.... wenn wir alleine, ich.... ich bitte, ich hab wirklich nichts gemacht, ich....“

„Katherine....“ Ich brach ab zog sie stattdessen in meine Arme und sie klammerte sich wie eine ertrinkende an mich. Immer wieder schluchzte sie, sie habe es nicht gewollt, es tue ihr Leid und besorgt fragte ich mich einmal mehr, was genau sie alles erlebt hatte.
Der Sergeant hatte damals, als wir mit ihr nach Cooper`s Crossing zurückgekehrt waren alle geschädigten ausfindig gemacht und mit ihnen gesprochen. Am Ende hatte ich die Reparatur und den Rücktransport des Motorrads, das sie geklaut hatte bezahlt, die Lebensmittel und was sie sonst noch geklaut hatte waren ebenfalls bezahlt worden alles in allem eine recht überschaubare Summe, von weniger als 350 Dollar. Der Antrag auf Sorgerecht war durchgegangen, während sie im Koma lag, ich war mir noch heute sicher, das es nur so schnell gegangen war, weil die Fürsorge froh war, mit den Diebstählen und den Krankenhauskosten verschont zu bleiben. Ich schüttelte den Kopf. So viel zum Wohl des Kindes.

Ich strich Katherine sanft über den Rücken und drückte sie während sie sich langsam beruhigte. Ich bemerkte Kate in der Tür, besorgt musterte sie uns. Langsam kam sie näher. Scarletts Augen waren feucht, natürlich, sie hasste Zäpfchen. Kate kam und setzte Scarlett zu Kathie auf das Bett. Die Kleine kroch zu uns uns griff nach Katherines Arm, zog daran. „Ahh... uh....uhah... daaa....ah....ah!“
ich löste eine Hand von meiner älteren Tochter und strich der Kleinen über den Kopf. Katherine bewegte sich, sie sah auf ihre Kleine Schwester und besorgt von mir, zu Kate, während sie sich löste. „Wann... bringt ihr mich dann weg?“
„Ich sagte doch schon, niemand bringt dich weg.“, wiederholte ich und holte Scarlett zu uns. „Sie braucht dich doch. Ihre große Schwester?“
Katherine schaute mich an, als sei ich übergeschnappt. Ich aber nickte. „Scarlett wo ist Katherine?“
„Aahh!“ Strahlte die Kleine und packte mit einer Hand nach Katherines Oberteil, mit der anderen nach mir und zog sich hoch. „Ah!“ Rief sie und drehte sich ganz zu ihrer Schwester herum. „Ahh... iijaah?“
Ich strich Katherine über das Haar. „Siehst du? Sie mag dich, du warst gestern Nacht für sie da, du hast....“
„Trotz Angst zweimal alleine mit ihr verbracht letzte Nacht.“, sagte Kate und lächelte ihr zu. „Du gehörst genau so hier her, wie Scarlett.“

„Aber ich.....aaah auah!“

Scarlett die sich losgelassen hatte und gefallen war, zuckte beim Aufschrei ihrer Schwester zusammen und begann zu weinen. Kate hob sie auf und sah mich überrascht an. Ich schlug die Decke weg und schob Katherines Nachthemd über die Knie. Sie bemühte sich noch immer um eine ruhige Atmung. Ich bemerkte einen dicken blauen Fleck an ihrem Knie, allerdings dem linken und eine leichte Schwellung. Nachdenklich wechselte ich einen Blick mit Kate und strich leicht über besagte Stelle. Nichts.
Ist sie doch ungünstig auf dem anderen Knie gelandet?
Ich strich mit merklichem Druck das Knie wieder hinunter und Katherine reagierte sofort. „Aua! Das tut weh! Verdammt!“
Ich grinste und sie starrte mich böse an. „Was ist daran so witzig?“, fauchte sie zischend, in ihrem Aue glitzerte es, in ihrem Gesicht stand Schmerz.
„Schau hin!“, sagte ich, strich wieder über die Stelle, als ich sicher war, das sie hinsah und übte etwas weniger Druck aus, sie zuckte dennoch zusammen. Ich blickte sie an. Sie starrte entgeistert an sich herunter. „Aber... aber....“
Die eben erst gestillten Tränen kamen zurück, sie schlug die Hand vor den Mund und ich setzte mich wieder, zog meine nun doch sichtbar überforderte Tochter an mich. Hinter uns erschien Chris in der Tür. „Was ist passiert?“
Kate schüttelte den Kopf, ich tat es ihr gleich und Chris verschwand wieder.

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Kate hatte sich vorhin verabschiedet, sie und Chris waren mit dem Neugeborenen und Scarlett in die Klinik gefahren. Daher war ich ein wenig überrascht als die Tür aufging und mein Vater schon wieder vor mir stand. „Du bringst sie nicht weg?“
Er schüttelte den Kopf. „Ich möchte etwas ausprobieren.“
„Was?“ Fragte ich besorgt.
„Lass uns nachsehen, wie viel du spürst, mmh?“
„Ich... ich weiß nicht, was, wenn....“
„Es ist da, egal wie schwach.“, er setzte sich neben mich und strich mir über die Schulter. „Okay?“
Ich nickte unsicher und schloss angespannt die Augen. „Lass die Augen zu, ich... fange an.“

Eine ganze Weile spürte ich gar nichts, dann aber war da etwas, als berühre etwas ganz eben, aber mit seltsam viel Druck für eine so kleine Berührung meinen Fuß, ich riss die Augen auf. Geoff sah mich mit einem ermutigenden Lächeln an. „Siehst du?“ Fragte er. Er setzte sich neben mich und griff nach der Cremetube und einigen Tupfern. „Dann wollen wir mal, mmh?“
Ich nickte.
„Willst du nicht.... lieber bei Kate und Scarlett sein?“
Er schüttelte den Kopf und schaute mich ernst an. „Nein. Kate kommt klar. Ich bin genau da, wo ich sein sollte.“ Er stand auf, strich mir über das Haar und küsste meine Stirn. „Versuch zu schlafen. Wenn Sam morgen Früh wiederkommt, fliegen wir auch in die Stadt. Das Bein sollte geröntgt werden.“
Ich nickte, griff aber nach seiner Hand, als er sich abwandte. „Wann.... wann muss ich.... zum Richter, wegen.... naja... der Diebstähle und... und was, wenn.... wenn sie nicht wollen, das ich bei euch bleibe?“
Lächelnd setzte er sich und ich fragte mich einmal mehr, woher er nur diese Ruhe nahm. „Du wirst hier bleiben, keine Angst.“, versicherte er bestimmt und nickte mir zu.
„Aber....“
„Schscht.“, machte er und sah mich tadelnd, aber schmunzelnd an, „Ich habe längst das Sorgerecht für dich, schon.... bevor du aufgewacht bist und der Richter? Nun... es gibt keine Anzeigen. Ich habe alles zurückbringen lassen, oder bezahlt.“
„Aber... was wenn.... wenn ich naja.... wenn ich gar nicht.... deine Tochter gewesen wäre und....“
„Ich wusste es.“
„Woher?“ Ich wusste ich starrte ihn an, doch zum ersten mal, war es mir völlig gleich, ich konnte es gerade nicht fassen, was ich erfahren hatte.

Er kam zurück zu mir, legte mir eine Hand auf die linke Schulter und schob sie ein Stück in den Rücken. „Deswegen.“, antwortete er schlicht. Als ich ihn verständnislos ansah grinste er. „Ich habe dort auch ein Muttermal, genau das Gleiche. Und... dein Geburtsdatum passte, die Tatsache, das du mich gesucht hast. Wir waren uns recht schnell sicher.“
„Wir?“
Er nickte. „Kate hat das Muttermal entdeckt.“ Er nahm meine Hand und drückte sie. „Weißt du, es.... ist sicherlich nicht immer leicht mit uns, oder für dich, jetzt eine Familie um dich zu haben. Aber... egal was geschieht, wir werden dich wirklich nicht wegschicken, okay? Außer... du willst es.“

Ich sah ihn einen langen Moment lang an und schüttelte den Kopf. „Ich will nicht weg, es ist nur... ich musste... immer weg, irgendwann.“
Ich wurde immer leiser, ein Teil von mir wollte nicht darüber reden, aber ein anderer Teil wollte endlich aussprechen, warum ich Angst davor hatte zu sagen, was ich wollte, oder nicht wollte. Ich atmete tief durch und schloss die Augen, sah ihn nicht an, ich wollte kein Mitleid, ich wollte keine beruhigenden Worte, oder Blicke. Ich würde nicht weiter reden, vielleicht wieder sauer werden und all das wollte ich dieses mal nicht. Also tat ich, was er so oft getan hatte, ich drückte seine Hand. „Einmal.... da hat.... die leibliche Tochter ihnen die... Einrichtung zerlegt und ich musste gehen, weil Becky macht das nicht. Die nächsten male.... da... da wollten sie jemanden, der... der keine Probleme hat, der... fröhlich ist und gut lernt, jemand der... ich bin weggelaufen, immer wieder, dann kam wieder das Heim. Irgend....irgendwann kamen Keil und Alice. Sie waren gut, zu mir. Wir.... wir zogen nach Neuseeland, irgendwo... ins Nirgendwo....
… sie holten zwei Brüder dazu. Steven und Gale. Steven war... ängstlich, brav, Gale.... hat uns tyrannisiert, immer... immer sah es aus, als... als seien wir schuld, er der brave. Alice bekam Ben, Gale hat alles mögliche zerstört, wir bekamen Schuld, eines... eines Tages hat er... versucht Ben zu ersticken, Steven hat ihn gestört, sie haben gestritten. Alice kam und.... und Steven hielt das Kissen, bekam Ärger. Er....er lief weg und fiel den Hang runter. Sie mussten ins Krankenhaus fliegen. Alice musste mit, Keil war nicht da. Gale hat mich in den Schuppen gesperrt mit Ben, er.... er bekam Fieber, Keil fand uns, wir.... wir fuhren zum Arzt aber.... aber der war nicht da, Ben.... Ben war … irgendwann... ganz still, ganz leise.... ganz ruhig.... er.... er war.....“
Die Tränen kamen wieder von selbst und ich lehnte mich bei ihm an, denn er saß längst wieder neben mir. Er legte den Arm um mich und ich schluchzte. „Al-Alice sagte, ich.... ich sei Schuld.... ich... ich hätte Hilfe holen müssen, ich.... sie nahm Gale wieder in Schutz. Keil trennte sich, wollte mich und Steven, er... er bekam uns nicht.... ich... ich weiß nicht....“

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Es war jetzt kaum zwanzig Minuten her, das sie endlich eingeschlafen war. Ich stand vom Sofa auf, stellte meine Tasse auf die Anrichte und trat ans Fenster. Ich hatte gewusst, das sie es nicht leicht gehabt hatte. Ich hatte gewusst, das sie in vielen Pflegefamilien gewesen war. Doch das, was sie wirklich erlebt hatte, das schockierte mich zutiefst. Ich verstand jetzt, warum sie schlussendlich niemandem mehr traute. Die einzige wirkliche Familie die sie kennengelernt hatte war durch einen, wie sie ihn beschrieb psychopathischen Pflegebruder in die Brüche gegangen und ein Kind in ihren Armen gestorben.
Mir wurde plötzlich erneut klar, wie furchtbar die vergangene Nacht für sie gewesen sein musste und schloss die Augen.
Vor einem Jahr, dann, kurz bevor ihre kranke Mutter sie besucht hatte, um ihr ein paar Dinge zu geben, war sie in ihrer Pflegefamilie vom leiblichen Sohn der Familie misshandelt worden, aber sie war es gewesen die Ärger bekommen hatte und hatte gehen müssen, für ihre Lügen. Nach allem was sie erzählt hatte, aber glaubte ich, das da mehr gewesen war. Es war ein Gefühl und womöglich lag ich völlig falsch, aber irgendetwas sagte mir, das der siebzehnjährige mein Mädchen noch weit mehr angefasst hatte. Ich schloss die Augen, seufzte und rieb mir die Arme als mich ein frösteln überlief.

„Geoff?“

Ich drehte mich überrascht herum, ich hatte geglaubt Penny schlafe schon längst. Ich hatte mich sichtbar geirrt. Sie schaute mich aufmerksam an und kam näher. „Ihr... habt lange geredet.“
Ich nickte.
„Worüber?“
„Sie hat es mir erzählt Penny.“
„Verstehe, denkst du... denkst du, es hat ihr gut getan?“
„Ich hoffe es. Sie....“

„Uh ah NEI-IN!“

Ich fuhr herum und lief aus dem Raum, die Treppe hinauf. Doch als ich in der Tür stand merkte ich, das sie schlief. Unruhig schlug sie den Kopf hin und her. Ich zögerte, doch dann ging ich zu ihr. Ich setzte mich auf die Bettkante und streichelte ihr über den Rücken, den Oberarm. Sie wurde tatsächlich ruhiger, aber erst als ihr Atem wieder ruhig und gleichmäßig war ließ ich sie wieder alleine und ging selber ein Zimmer weiter, es war spät geworden. Viel später als ich beabsichtigt hatte.
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